Zypern

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Dirk Müller vs. Markus Lanz: peinlicher Showdown finsterer Mächte: korrupte Medien in Deutschland?

Samstag, 13.7.2013. Eifel. Heute morgen liegt etwas schwer Verdauliches auf dem Tisch. Offenbar hatte es vor zwei Tagen eine Fernsehsendung mit einem gewissen Herrn Lanz gegeben, den ich bislang nur als Nachrichtenlückenfüller kannte, der mit seiner Sendung "Wetten Das" Peinlichkeiten produzierte, die selbst für das öffentlich-rechtliche Fernsehen Seltenheitswert hatten. Der Spiegel hatte damals Ratschläge geben, wie dieser Herr Lanz sich zukünftig verhalten soll:

Samstag, 13.7.2013. Eifel. Heute morgen liegt etwas schwer Verdauliches auf dem Tisch. Offenbar hatte es vor zwei Tagen eine Fernsehsendung mit einem gewissen Herrn Lanz gegeben, den ich bislang nur als Nachrichtenlückenfüller kannte, der mit seiner Sendung „Wetten Das“ Peinlichkeiten produzierte, die selbst für das öffentlich-rechtliche Fernsehen Seltenheitswert hatten. Der Spiegel hatte damals Ratschläge geben, wie dieser Herr Lanz sich zukünftig verhalten soll:

Machen Sie früher Schluss, wenn es möglich ist. Sicher haben Sie noch ein paar Überstunden abzufeiern oder Sie haben vielleicht Gleitzeit? Tun Sie etwas ganz anderes. Erlauben Sie sich eine Auszeit. Denken Sie mal an sich, und zwar ohne jedes schlechte Gewissen. Setzen Sie die Schmeichler vor die Tür. Lassen Sie sich von einer Person Ihres Vertrauens vorsichtig den Stock aus dem Hintern ziehen. Sie werden sehen: Danach geht es Ihnen besser. Wir wollen alle, dass es Ihnen bald wieder besser geht.

Er hat einen Stock im Hintern, der Herr Lanz. Was immer das heißen mag.

Der Ratschlag ist etwas älter – offensichtlich ist der Stock immer noch da – was ihn aber nicht hindert, sich weiterhin auf Kosten des Beitragszahlers ein schönes Leben zu machen. Das geht nur im deutschen Fernsehen: mit Stock im Hintern Karriere machen.

Nun gab es eine Sendung, eine der üblichen hanebüchenen Talkshows, in denen sinnfrei und ohne Hand und Fuß einfach mal so in den Raum geplappert werden darf: ein Eldorado für Leute, die von nichts eine Ahnung aber zu allem eine Meinung haben. Am 11.7. kam Dirk Müller, Autor des Buches „Showdown“ zusammen mit anderen Menschen ins Studio um einfach mal ihre ahnungslose Meinung auszutauschen.

Was nun als harmloses „Talk-Event“ geplant war, uferte schnell aus, denn Markus Lanz hatte Angst – und zwar vor Dirk Müller. Sagte er jedenfalls. Der hatte ja so ein Buch geschrieben, in dem er Informationen präsentierte, die der Zweite Deutsche Beruhigungsfunk so nie bringen würde. Der Spiegel hatte seine Leser schon einmal angewiesen, was davon zu halten sei:

Müller überhöht die Euro-Krise in seinem neuen Buch zum Schlachtfeld geopolitischer Interessen. Dabei legt er dem Leser eine, nun ja, originelle Interpretation nahe: Die Krise in Griechenland sei womöglich bewusst durch die USA ausgelöst worden. Die Amerikaner wollten das Land vom Rest der EU abspalten und sich die angeblich riesigen Öl- und Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer sichern. Ach ja, und außerdem wollten sie die Euro-Zone destabilisieren, um den Aufstieg des Euro zur weltweiten Leitwährung zu verhindern.

Klingt verrückt? Steht aber so in Müllers Buch.

Nö, klingt nicht verrückt. Klingt sogar deutlich weniger verrückt als Meldungen über den Militärgeheimdienst NSA, der europäische Botschaften verwanzt, Deutschland neben China, Saudi-Arabien und dem Irak zum Hauptangriffsziel auf der Welt deklariert oder die Geschichten über einen US-Präsidenten, der persönlich mit dem russischen „Zar Putin“ über die Auslieferung des Informanten verhandelt, der die freie Welt erstmal darüber aufklärte, dass es mehrere Klassen von US-Verbündeten gibt – und wir allenfalls dritte Wahl sind … wenn nicht sogar Feindesland.

Bekannt ist das schon lange, ein Blick in die Süddeutsche Zeitung vom Jahre 2010 reicht aus, um das zu erkennen:

Der vom Europaparlament in Auftrag gegebenen STOA-Studie zufolge (STOA steht für die Abteilung für Technikfolgenabschätzung des EU-Parlaments) unterhält die NSA aufgrund eines Abkommens aus dem Jahre 1948 (Ukusa-Vertrag) gemeinsam mit Partnerdiensten aus Großbritannien, Kanada, Australien und Neuseeland das weltumspannende Abhörsystem Echelon.

Während es zu Zeiten des Kalten Kriegs ausschließlich der Kontrolle militärischer Aktivitäten des Ostblocks gedient habe, werde es heute gezielt auch zur Überwachung der multimedialen Kommunikation westeuropäischer Unternehmen eingesetzt, heißt es darin.

Alter Tobak, oder? Eigentlich nicht, weil aktuell wieder ein amerikafreundlicher Innenminister in den USA weilt, um über die NSA-Verbrechen zu sprechen – und wieder geht es … wie in den Jahren zuvor – um Abwiegelung, siehe Süddeutsche:

Bemüht, bemüht zu wirken: Die Washington-Reise von Innenminister Friedrich illustriert die gefährliche Haltung der Bundesregierung im NSA-Skandal. Weil sie die Tragweite der Snowden-Enthüllungen nicht begreift, lässt die Kanzlerin ihren Minister politische Aktivität simulieren. Das ist fatal – denn es geht nicht um eine kleine Krise, sondern um den Lehman-Moment der Bürgerrechte.

Ja, Menschen mit Bildung kriegen jetzt Angst. Nicht nur vor dem Abhören als solchem (und vor den Konsequenzen hinsichtlich erpressbarer Wirtschaftsführer, Regierungsmitglieder und Parlamentarier) sondern auch wegen der Positionierung Deutschlands als „Schurkenstaat“ – oder wegen den Milliardenaufträgen, die unserer Wirtschaft so durch die Lappen gehen.

Auch Markus Lanz hat Angst – aber nicht vor der NSA, sondern vor Dirk Müller. Lanz (nach eigener in der Sendung geäußerter Meinung ein „schlichtes Gemüt“) hat Angst vor Dirk Müller, bzw. vor den „finsteren Mächten“, den „Schlapphüten“, den angeblichen Weltuntergangsszenarien, die er in Dirk Müllers Buch „fühlt“. Da hilft es auch nicht, dass Herr Müller beständig versucht, den Unterstellungen zu entkommen.

Doch Herr Lanz, seines Zeichens Tiroler Funker der italienischen Alpini und Kommunikationswirt, läßt nicht locker. Ein spannender Moment im Fernsehen – denn Herr Müller wird ganz offen auf seine Verantwortung angesprochen. Es hätte Folgen, wenn er behaupten würde, dass da Typen herumlaufen, die Griechenland destabilisieren wollen – die Menschen könnten ihm das glauben.

Ja – aus dem gleichen Grund möchte Obama jetzt Edward Snowden hinrichten lassen (wenn ich der Argumentation russischer Politiker folge): die Leute glauben ihm.

Dirk Müller wehrt sich fleißig:

„Es muß doch erlaubt sein, über solche Dinge zu berichten, wenn man belegbare Quellen hat.“

Nein, ist es nicht. Noch während Daniel Bahr, der Gesundheitsminister, die Existenz der Rohstoffe im Mittelmeer zugegeben hat (lediglich die Besitzrechte seien noch umstritten) schlägt die Geheimwaffe des Beruhigungsfunkes wieder zu.

„Was heißt hier nachweisbare Fakten – waren Sie unten und haben gebohrt und geguckt, ob da Gas ist?“

Das ist echte journalistische Hochleistung eines Kommunikationswirts und Alpini. Wahrscheinlich zweifelt er auch die Existenz der Sonne an, weil noch niemand auf ihr gelandet ist und geguckt hat, ob sie wirklich heiß ist. Auch die Existenz Neuseelands ließe sich so anzweifeln – falls man nicht wirklich schon mal selbst da war: wir sind mitten im Kasperletheater gelandet … und der Kasper schlägt noch weitere Kapriolen:

„Müßte man jetzt sehr tief eindringen ich nenne ihnen nur ein anderes Beispiel und damit wollen wir das Thema auch beenden“

So tief wie der Stock im Hintern? Liefert Herr Müller Beweise, wird das Herrn Lanz zu anstrengend. Aber offensichtlich will er noch selber eine finstere Geschichte bringen – anhand von angeblichen Rohstofffunden auf Grönland.

„Es gibt ein großes politisches Interesse, diese Legende aufrecht zu erhalten“ – sagt der Herr Lanz einfach so und setzt damit eine „gute Verschwörungstheorie“ in die Welt. Das ist erlaubt. Währenddessen greift auch die Redaktion ein und diskreditiert Herrn Müller, neben dessen Name eine Erläuterung erscheint:

„steht aktuell wegen seines neuen Buches heftig in der Kritik“

Da weiß der Zuschauer gleich, was Sache ist. Hilft aber nicht, es kommt zu weiteren Peinlichkeiten. Dirk Müller versucht sich, gegen die Kritik zur Wehr zu setzen – immerhin hat er echte belastbare Quellen für seine Aussagen und nicht nur Legenden; er wehrt sich gegen Journalisten, die die Quellen nie gesehen haben und trotzdem sagen „Alles Quatsch„.

Sofort kontert Herr Lanz:

„Das ist mein Job als Journalist“.

Tja – da bleibt man im ersten Moment fassungslos. Gut – Journalist kann sich jeder nennen – aber so offen bekennen sich selbst die übelsten Gurken nicht zu ihrer antidemokratischen Stabilisierungsfunktion für Regierungsmythen.

„Hinstellen und sagen: alles Quatsch – das ist mein Job als Journalist“.

Hängt das mit dem Stock im Hintern zusammen?

„Die Erde ist eine Kugel“

„Alles Quatsch“ – Hauptsache, die Quote stimmt.

„NSA spioniert in Deutschland“

„Alles Quatsch“ – das sind unsere Freunde.

„Der Mond hat keine Atmosphäre“

„Alles Quatsch – waren Sie da?“

Da fehlen einem die Worte, oder? Wahrheitsfindung a´ la Lanz ignoriert elementare Bestandteile und Funktionsweisen der westlichen Wissensgesellschaft zugunsten einer Selfmademan-Comedyshow: Volksverblödung put.

Über die Bohrarbeit des US-Konzerns Noble Energy, die Ende 2011 stattfanden und die Erdgasvorkommen im Mittelmeer berichtete das Handelsblatt im März 2013 – wahrscheinlich auch „alles Quatsch“ wie die vielfältigen von Dirk Müller auf Cashkurs gesammelten Quellen, die in der Tat ein beängstigendes Bild unserer politischen Wirklichkeit  zeigen:

In 2008/2009 gab es gezielte Versuche eines westlichen Geheimdienstes Griechenland zu destabilisieren und den Sturz des amtierenden Präsidenten Karamanlis zu betreiben. Die Hintergründe und Zusammenhänge sind im Buch ausführlich geschildert und beziehen sich unter anderem auf einen Bericht des russischen Geheimdienstes FSB über diese Aktivitäten. Die dort dargestellten Abläufe klingen so unglaublich, dass ich lange gezögert habe darüber zu berichten, da mir der russische Geheimdienstbericht als Quelle nicht genügte. Ich behaupte bis heute NICHT, dass es so gewesen ist, aber nachdem ich darauf gestoßen bin, dass die griechische Staatsanwaltschaft 2012 nach umfangreichen Voruntersuchungen genügend Anhaltspunkte gesehen hatte, um in diesem Zusammenhang Anklage wegen Hochverrat, versuchtem Staatsstreich und Mordversuch an Karamanlis zu erheben, war mir das Beweis genug um ZUMINDEST im Buch über diese Dinge zu berichten.

Klingt so unglaublich wie die Abhöraktionen der NSA. Manchmal sind allerdings auch unglaubliche Dinge wahr, weil die Wahrheit sich nicht nach unserem Glauben richtet sondern lieber ihre eigenen Wege geht.

Nichtsdestotrotz haben wir hier einen Showdown finsterer Mächte erlebt – einen Showdown zwischen der Arroganz der politisch indoktrinierten Medienmacht und aufklärerisch arbeitenden Börsenspezialisten.

Folge ich Transparency International, so haben „Talkshows“ dieser Art inzwischen einen deutlichen Eindruck auf die deutsche Bevölkerung hinterlassen:

Berlin, 09.07.2013 – Die Antikorruptionsorganisation Transparency International hat heute die Ergebnisse des Globalen Korruptionsbarometer 2013 vorgestellt. Die Bevölkerungsumfrage in 107 Ländern untersucht, wie korrupt einzelne Sektoren wahrgenommen werden. In Deutschland schneiden auf einer Skala von eins (überhaupt nicht korrupt) bis fünf (höchst korrupt) Justiz (2,6), Polizei (2,7), aber auch das Bildungswesen (2,7) besonders gut ab.

 Spitzenreiter – im negativen Sinne – sind die politischen Parteien (3,8) und die Privatwirtschaft (3,7). Auch weltweit werden die politischen Parteien am häufigsten als die korruptesten Institutionen wahrgenommen. Auffällig ist das vergleichsweise schlechte Abschneiden der Medien (3,6) in Deutschland

Deutsche Medien gelten als korrupt.

Warum überrascht mich das nach dem Genuss dieser Sendung nicht.

Was ich aber verstehe ist, wieso man für diese unseriösen Machwerke staatlicherseits Zwangsabgaben einführt: freiwillig würde für dieses Kasperletheater wohl niemand Geld ausgeben.

 

 

 

 

 

Die EU stinkt! Über die gezielten Verarmungsprogramme für Deutschland.

Montag, 25.3.2013. Eifel. Endlich Ferien - wie ich höre, auch von der Krise. Zypern ist gerettet - irgendwie. Schon wieder. Lang ist her, da war Zypern schon mal zu retten: das NATO-Mitglied Türkei nahm dem NATO-Mitglied Griechenland ein Drittel der Insel mit militärischer Gewalt weg, ohne das die US-Flotte sie daran gehindert hätte. Angriffskriege unter Natomitgliedern waren damals protokollarisch noch nicht geregelt. Was war das für eine Peinlichkeit, als am 20. Juli 1974 türkische Truppen im Rahmen der Operation Attila den Norden Zyperns besetzten - "der Russe" war begeistert, zeigte sich doch erneut, wie dekadent die kapitalistische Nato war. Die Insel ist immer noch geteilt - davon erfährt man im Rahmen der neuen Zypernkrise nur wenig. Die oft zitierten "britischen Geldbesitzer" auf der Insel dürften sich aus den Kriegsflüchtlingen der damaligen Tage rekrutieren, in Großbritannien wohnen heutzutage mehr türkische Zyprioten als auf Zypern selbst, siehe Wikipedia. Dort erfährt man auch, das der EU-Beitritt der Insel nicht ganz korrekt war - eigentlich kann nur die ganze Insel beitreten. Aber - wie immer, wenn die EU etwas will, dann kriegt sie das auch. Hätte sie sich korrekt verhalten, dann hätten wir nie ein Zypernproblem gehabt - aber die Gier, Größe, Macht und Herrlichkeit der EU grenzenlos auszuweiten war größer als die Tatsache, das eine 2/3-Insel nicht beitreten kann.

Montag, 25.3.2013. Eifel. Endlich Ferien – wie ich höre, auch von der Krise. Zypern ist gerettet – irgendwie. Schon wieder. Lang ist her, da war Zypern schon mal zu retten: das NATO-Mitglied Türkei nahm dem NATO-Mitglied Griechenland ein Drittel der Insel mit militärischer Gewalt weg, ohne das die US-Flotte sie daran gehindert hätte. Angriffskriege unter Natomitgliedern waren damals protokollarisch noch nicht geregelt. Was war das für eine Peinlichkeit, als am 20. Juli 1974 türkische Truppen im Rahmen der Operation Attila den Norden Zyperns besetzten – „der Russe“ war begeistert, zeigte sich doch erneut, wie dekadent die kapitalistische Nato war. Die Insel ist immer noch geteilt – davon erfährt man im Rahmen der neuen Zypernkrise nur wenig. Die oft zitierten „britischen Geldbesitzer“ auf der Insel dürften sich aus den Kriegsflüchtlingen der damaligen Tage rekrutieren, in Großbritannien wohnen heutzutage mehr türkische Zyprioten als auf Zypern selbst, siehe Wikipedia. Dort erfährt man auch, das der EU-Beitritt der Insel nicht ganz korrekt war – eigentlich kann nur die ganze Insel beitreten. Aber – wie immer, wenn die EU etwas will, dann kriegt sie das auch. Hätte sie sich korrekt verhalten, dann hätten wir nie ein Zypernproblem gehabt – aber die Gier, Größe, Macht und Herrlichkeit der EU grenzenlos auszuweiten war größer als die Tatsache, das eine 2/3-Insel nicht beitreten kann.

Nun ja – wie haben´s halt jetzt wieder einmal geschafft … und gerade noch den GAU für europäische Sparer vermieden: den direkten Zugriff der Staatsmacht auf die ganz privaten Sparkonten. Haben wir das wirklich geschafft? Der Spiegel weist heute darauf hin, das die Sicherheit von Kleinsparerguthaben in Krisenländern ab sofort nicht mehr gegeben ist: soviel sollte man aus dem Zirkus gelernt haben. Das Handelsblatt hatte vor ein paar Tagen berichtet, das die Europäische Zentralbank verschiedene Instrumente zur Kontrolle des Kapitalverkehrs in Zypern vorbereitet, unter anderem sollte man nicht mehr als 400 Euro pro Tag abheben können, aktuell sollen es nur noch 100 Euro sein, Onlinebanking war eine Zeit lang völlig unmöglich.

Gut – die Instrumente werden jetzt nicht eingesetzt … aber sie sind doch jetzt da, oder?

Sie schweben über uns wie das Damoklesschwert Hartz IV über den deutschen Arbeitern und Angestellten, die im Falle der Arbeitlosigkeit auch jeden Moment vom Staat komplett enteignet werden können – nur kräht bei denen kein Hahn danach. Wir haben halt Sozialdarwinismus und finden den auch gut – wer versagt, muss zur Belustigung der Republik Scheiße fressen.

Es sei denn, er lebt nicht in Deutschland.

Das ist eine Erkenntnis, die mir erst langsam dämmert, den Verdacht hege ich schon lange, seit dem ich sehe, welch´ teure Häuser sich Holländer aus verdachtsgemäß niedrigen Einkommensschichten in der Eifel kaufen können.  Wir hören immer wieder Horrormeldungen aus dem Ausland – ganz so, wie es die Kanzlerin von den Chefredakteuren zwecks gemeinsamer Steuerung des Tankers Deutschland wünscht. Die wirkliche Horrormeldung ist aber: die sind schon längst alle viel reicher als wir. Der Hintergrund erläutert eine Studie der Bundesbank:

Ein deutscher Durchschnittshaushalt hat laut der Bundesbank-Studie ein Bruttovermögen von 67.900 Euro. Abzüglich der Schulden bleibt ein Nettovermögen von 51.400 Euro, wie die Deutsche Bundesbank gestern bei der Präsentation ihrer Studie  Private Haushalte und ihre Finanzen in Eltville berichtete. Das Durchschnittsvermögen der reichsten zehn Prozent, die 59, 2 Prozent des Nettovermögens besitzen, liegt mit brutto 440.000 Euro und netto 195.200 Euro sehr deutlich höher. 73 Prozent der Deutschen hingegen haben mittlerweile ein „unterdurchschnittliches“ Nettovermögen. Die Mittelschicht dünnt also erheblich nach unten aus.

73 % der Deutschen haben ein unterdurchschnittliches Nettovermögen – Tendenz: steigend für die Schicht, sinkend für das Vermögen.

Ist das das Volk, das die EU retten soll?

Interessant ist, dass das mittlere Nettovermögen der Deutschen im europäischen Vergleich miserabel ausfällt. In Frankreich beträgt es 113.500 Euro pro Haushalt, in den von der großen Krise geschüttelten Ländern Spanien erstaunliche 178.300 und in Italien 163.900 Euro.

Der Grund für den mehr als bescheidenen Vermögenswert im reichen Deutschland ist die extrem niedrige Eigenheim-Quote. Von den Deutschen besitzen nur 44,2 Prozent ein Haus oder eine Wohnung. In Frankreich sind es 57,9 Prozent, in Italien 68,4 Prozent und in Spanien sogar 82,7 Prozent, im Vergleich mit Deutschland also fast die doppelte Anzahl.

Man merkt, warum die Ausweitung von Hartz IV interessant sein könnte: da draußen warten ganz viele Immobilien auf den potenten Käufer aus Deutschland … zum Beispiel in Spanien. Das Land verliert im 1. Quartal nochmal 300 000 Arbeitsplätze (siehe Alambus.blog), seine Verschuldung steigt auf neue Rekordwerte (siehe Spiegel), aber die Bürger brauchen keine Angst vor Obdachlosigkeit zu haben, weil fast doppelt so viele Spanier wie Deutsche ihr Eigenheim haben.

Die deutschen Eigenheime sind zudem auch deutlich weniger Wert als die der europäischen Brüder und Schwestern, siehe Institut der deutschen Wirtschaft:

In den letzten vier Jahrzehnten haben die Immobilienpreise nur in den 70er Jahren real zugelegt. Seit den 80er Jahren haben die Hauspreise hingegen durchschnittlich real an Wert verloren (Tabelle). Ganz anders in Spanien, den Niederlanden oder auch dem Vereinigten Königreich. Dort sind die Preise allenfalls in einer Zeitperiode gefallen. In den meisten Zeitperioden sind die Preise jedoch kräftig gestiegen, teilweise sogar um mehr als 80 Prozent in 10 Jahren.

Wer dort ein Haus hat und verkauft, der kann sich in Deutschland gleich zwei leisten. Wir sind Billigland – nicht nur bei den Löhnen. Die neuen Polen Europas.

Warum schafft unsere Regierung so etwas nicht, was im Rest Europas Normalität ist? Warum versagt hier unsere Wirtschaft so völlig, wo man doch gerade zehntausende von „Anlageberatern“ durch die Gegend schickt, um den Deutschen zu mehr Vermögen zu verhelfen? Wieso gibt es hier eigentlich kein gigantisches Hilfsprogramm für Deutschland, die verarmende Mieternation im Herzen Europas?

Während wir auf keinen grünen Zweig kommen, steigt allerdings unsere Pro-Kopf-Verschuldung hinsichtlich der Staatsschulden ständig weiter an: die 73%, die unter dem Durchschnitt verdienen, müssen schon ganz schön knechten, um ihren Anteil zusammen zu bekommen.

Nun – eine Antwort auf die Frage ergibt sich schon aus der Agenda 2010: man wollte den flexiblen Arbeitnehmer, was ein Leser des Handelsblattes deutlich formulierte:

Flexibilisierung heißt nichts anderes als Lohndrückerei bei gleichzeitiger Rund-um-die-Uhr Verfügbarkeit.

In dem Artikel ging es um den „Erfolg“ der Agenda 2010, der sich bei näherem Hinsehen als „Scheinriese“ entpuppt, siehe nochmal Handelsblatt:

Die Arbeitsmarktreformen der Agenda 2010 haben nach einem Zeitungsbericht nicht mehr Beschäftigung gebracht. Die Zahl der Arbeitsstunden lag im vergangenen Jahr bei 58,1 Milliarden und damit 0,3 Prozent höher als 2000, wie die „Berliner Zeitung“ aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linken zitierte.

Man sieht: es ging eher um ein Programm zur Vernichtung des lebenslänglichen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatzes als um ein Programm zu Bekämpfung der Arbeitslosigkeit: ein Volk von Wanderarbeitern sollte geschaffen werden – und die brauchen weder Wohneigentum noch sonst ein Vermögen, eher im Gegenteil: haben die zuviel, dann wandern die zuwenig.

Die gleiche EU, die jetzt die gespaltene Miniinsel mit 10 Milliarden Euro rettet, bleibt stumm und still, wenn es um die Verarmung Deutschlands geht. Geht es aber um Maßnahmen zur Förderung der Verarmung, dann fallen denen ziemlich viele neue Ideen ein – zum Beispiel die „Wärmedämmung“, die aktuell von der EU vorgenommen wird. Hausbesitzer in Deutschland (also …. die kleine, noch nicht verarmte Minderheit) sind momentan nicht nur angehalten, die Sanierung der Straße in Deutschland mitzutragen, sondern auch noch zusätzliche Maßnahmen zur Wärmedämmung vorzunehmen – im Schnitt 17 000 Euro, siehe Wirtschaftswoche.

Im gleichen Artikel wird auch eine Studie zitiert, die belegt, das die Dämmung sogar zu einem Anstieg der Heizkosten führt – da hat die EU sich wohl mal wieder richtig vertan – aber nicht nur das. Capital beschreibt weitere EU-diktierte Scheußlichkeiten an deutschen Häusern:

BASF weist diese Vorwürfe zurück. „Bei unfachmännisch sanierten Altbauten kann es unter Umständen zu Wartungsbedarf kommen, aber Styropor ist darauf angelegt, so lange zu halten wie ein Haus“, sagt Jürgen Fischer. In der Theorie stimmt das auch.

Die Praxis indes sieht oft anders aus: Mal nisten sich in den weichen WDVS-Fassaden Mäuse ein, mal Spechte, mal sorgt die Witterung für Risse in der schützenden Außenschicht. So oder so ist die Fassade dann undicht, anfällig für Wasserschäden, Schimmel, Wärmeverlust. Nach Angaben des Fraunhofer-Informationszentrums Raum und Bau liegt die schadenfreie Lebensdauer von Styropor-WDVS im Schnitt bei nur 22 Jahren.

Und wie oft hat Henrich schon wärmegedämmte Gebäude begutachtet, deren Außenwände sich bereits nach wenigen Monaten grün verfärbten. ­Fritschiella heißt die Übeltäterin – eine Grünalge, die auf den Kunststofffassaden ideale ­Lebensbedingungen vorfindet. Gerade Nordwände, die kaum von Sonne beschienen werden, sind oft feucht und kühl, beste Voraussetzungen für die Alge, sich rasant zu vermehren. Gleiches gelte für Schimmel, den der Sachverständige immer wieder hinter den Platten oder an Anschlusspunkten, Übergängen und Verklebungsstellen entdeckt.

Viele Styropor-WDVS werden daher mittlerweile mit Algiziden und Fungi­ziden getränkt. Die Mittel waschen sich mit der Zeit aus, gelangen ins Grundwasser. Welchen Schaden sie dort anrichten, ist noch weitgehend unerforscht.

„Weitgehend unerforscht“? Im Internet habe ich auf Anhieb keine Studie gefunden, weiß aber aus NRW, das einzelne Gemeinden schon mit einer Schadstofferhöhung von 600% über Norm leben müssen … alles ausgewaschener Mist aus den Dämmplatten, heißt es unter der Hand.

Capital ist nun sicher keine linksradikale Zeitschrift – und doch wagt sie sich etwas zu schreiben, was bei anderen als „Verschwörungstheorie“ abgelehnt worden wäre:

Es greift alles ineinander: Die Politik gibt den Immobilienbesitzern das Ziel vor und braucht dazu Normen. Diese Normen werden von Lobbyisten festgelegt, und schon stellt sich ganz Deutschland als ein Sanierungsfall heraus. Und schon lohnen sich auch 20 Zentimeter dicke Styroporplatten. Die Immobilienbesitzer müssen sich schließlich an die Normen halten.

Fazit: Die Politik feiert sich für ihre ­klimapolitischen Erfolge, die Industrie kassiert ab. Und der Hausbesitzer ist der Dumme.

Es lohnt sich, den Artikel im Detail zu lesen und sich kündig darüber zu machen, wie einflussreiche Konzerne über finanziell abhängige Institute wissenschaftlich „gesicherte“ Normen entwickeln, um das ganz große Geschäft zu machen.

Das Geschäft mit dem Dämmstoff Neopor führte beim Hauptanbieter BASF zu einer Verdreifachung der Produktion in Deutschland (siehe Euripcities), während 2012 Anlagen in Indien und Malaysia geschlossen wurden (siehe Chemmanager-online): dank brummendem EU-Geschäft sind die Märkt unrelevant geworden.

Wer nun denkt: damit ist es aber genug mit der EU – der irrt. Dieses zu einem Instrument des Lobbyismus verkommene politische Spektakel (das die armen Deutschen von allen Ländern am meisten kostet) plant noch weitere Schläge zur Verarmung des Bürgers – oder zur Rettung der Industrie. Den neuesten Plan – für den jetzt schon Wissenschaftler ganz neue Theorien aufstellen – benennt die Zeitschrift Focus:

Die EU-Umweltkomission will laut eines Medienberichtes angeblich alle Autos in Großstädten verbieten, die Baujahr 2004 oder älter sind. In Deutschland dürfte dann rund jedes zweite Auto nicht mehr in die Stadt fahren.

Ab wann verbietet die EU eigentlich Bürger in Großstädten, die älter als 65 Jahre sind? Begründungen dafür ließen sich – bei entsprechender Bezahlung – schnell finden, „Umwelt“ allein gibt da schon genug her. Menschen, die länger als ein Jahr arbeitslos sind, können sich in den Städten sowieso schon nicht halten.

Nun, es ist Zeit, aus der deutschen Armut aufzutauchen und sich wieder der Europapolitik zuzuwenden, die jetzt mit dem Coup in Zypern wieder Kasse gemacht hat. Diesmal wurden „Reiche“ enteignet – sagen uns die Medien – und zwar genau die richtigen: alles geldwaschende Drogenmafiosi, so tönt es aus allen Rohren.

Das hört sich gerecht an – ist es aber nicht. Über die Enteignung von Kapital aus Verbrechen entscheidet in demokratischen Zivilgesellschaften ein Gericht – nicht der Finanzminister des eigentlich ärmsten Landes der EU – in diesem Falle: Deutschland. Und der wagt es auch noch, sich jetzt vor die Zyprer zu stellen und denen zu sagen, das jetzt harte Zeiten auf sie zukommen werden. Der Mann ist nur mein Angestellter – und ich wünsche nicht, das der durch die Welt zieht und meinen europäischen Brüdern Angst macht.

Sowas kann schlimm enden, siehe Heise:

„Die Regierung gehorcht nur Technokraten der Troika aus EU-Kommission, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Zentralbank, den Finanzmärkten und Frau Angela Merkel“, kritisiert Soares. Portugal verliere die Unabhängigkeit und sei ein „Protektorat“ von „Wucherern“.

Das meint Mário Suarez, ein ehemaliger Ministerpräsident Portugals. Er rechnet mit gewalttägigen Unruhen … und wie sich zeigt, ist die Troika durch solche Aktionen in der Tat zu bewegen:

Dass sich die Lage im Land zuspitzt, sieht offenbar auch die Troika ein. Aus verschiedenen Quellen ist zu vernehmen, dass sie Portugal erneut mehr Zeit für den Defizitabbau einräumt. Wie Irland soll auch Portugal mit der Rückzahlung der Hilfskredite erst viel später beginnen, um „Belastungsspitzen“ zu vermeiden.

Geht also – solange Deutschland zahlt und ruhig hält.

Wir sitzen lieber in unseren verschimmelten, vergifteten Styroporkartons, trauen uns mit unserem alten Renault nicht mehr auf die Straße und arbeiten rund um die Uhr für beständig weniger Geld, während wir darauf warten, das die EZB ihre „Instrumente“ auch mal in Deutschland einsetzt, um auch noch den Rest des Geldes abzugreifen.

Wer nicht ruhig hält, ist die Eifel. Hier vor Ort weigert man sich, der EU-Verordnung über die Gestaltung von Kreisverkehren nachzukommen (siehe Aachener Nachrichten). Solange die Pariser ihren Triumphbogen nicht abreißen, wird auch in der Eifel an den mit Kunstobjekten lokaler Künstler vollgepackten Kreisverkehren nicht herumgebastelt.

Nun – vielleicht fängt  ja hier vor Ort der Prozess an, der Deutschland zum Umdenken bewegt … bevor noch die EU festlegt, wie viel Geld wir monatlich bezahlen müssen, um einen echten Arbeitsplatz zugeteilt zu bekommen.

Obwohl – auf solche Ideen kommt die deutsche Politik sicher noch von selbst.

 

 

 

 

 

Gregor Gysi über Zypern und Sparguthaben

21.03.2013, Aktuelle Stunde auf Initiative der Fraktion DIE LINKE
Was die Bundesregierung in Bezug auf Zypern angerichtet hat, ist nicht nur eine finanzpolitische, sondern eine allgemeine politische Katastrophe. Sie haben das Vertrauen der Europäerinnen und Europäer, auch der Deutschen hinsichtlich der Sparguthaben schwer zerstört.

[Video, bitte Beitrag anklicken]

Zypriotischer Eiertanz – und die große konzertierte Nebelaktion der Medien und der EU beim Angriff auf unser Geld

Donnerstag, 21.3.2013. Eifel. Gestern - zum Frühlingsanfang - kam nicht nur der Winter zurück, ich hatte auch noch ein Erlebnis der besonderen Art: eine kräftige Portion Wirklichkeitsdissonanz. Das erste Mal, das ich so etwas erlebt hatte, ist schon Jahre her. Jahrzehnte. Ich sah einen Bericht über Stephen King, einen Autor, den ich vor allem wegen seiner Beschreibungen der Gefühlswelt des Mittelstandes schätze - seine metaphysischen Experimente (die heutzutage nur noch als "Horrorliteratur" erlaubt sind) sind eher trivial und kaum als durchschnittlich zu bezeichnen. In diesem Bericht erzählte er viel über sein Alkoholproblem, seinen fast tödlichen Autounfall ... und über den Tod seiner Frau Tabitha. Letzteres hatte mich - damals wähnte ich mich noch glücklich verheiratet - besonders mitgenommen. Sie können heute nachschauen - überall: Tabitha ist nicht tot, war es auch nie. Ich habe den Film nicht allein gesehen - trotzdem habe ich den Vorfall als kognitive Fehlreaktion verbucht. Erst später erfuhr ich von Theorien aus der wunderbaren Welt der Quanten, das wir mit jeder Entscheidung eine eigene Welt kreieren, einen Ableger sozusagen - und das man manchmal möglicherweise von einer dieser  Billiarden Welten in eine andere rutscht. Versehentlich. Ich habe mir vorgenommen, mich einmal mehr damit zu beschäftigen, doch die zunehmende Degeneration der Zivilgesellschaft hält mich seit langer Zeit so sehr auf Trab, das für die Metyphysik kaum Platz bleibt.  Gestern jedoch habe ich mich an dieses Erlebnis erinnert: wieder einmal fühlte ich mich wie in eine ganz andere Welt versetzt, die meiner bis aufs Detail gleicht ... mit einer kleinen Ausnahme. Diesmal ging es jedoch um etwas Banales: Zypern.

Donnerstag, 21.3.2013. Eifel. Gestern – zum Frühlingsanfang – kam nicht nur der Winter zurück, ich hatte auch noch ein Erlebnis der besonderen Art: eine kräftige Portion Wirklichkeitsdissonanz. Das erste Mal, das ich so etwas erlebt hatte, ist schon Jahre her. Jahrzehnte. Ich sah einen Bericht über Stephen King, einen Autor, den ich vor allem wegen seiner Beschreibungen der Gefühlswelt des Mittelstandes schätze – seine metaphysischen Experimente (die heutzutage nur noch als „Horrorliteratur“ erlaubt sind) sind eher trivial und kaum als durchschnittlich zu bezeichnen. In diesem Bericht erzählte er viel über sein Alkoholproblem, seinen fast tödlichen Autounfall … und über den Tod seiner Frau Tabitha. Letzteres hatte mich – damals wähnte ich mich noch glücklich verheiratet – besonders mitgenommen. Sie können heute nachschauen – überall: Tabitha ist nicht tot, war es auch nie. Ich habe den Film nicht allein gesehen – trotzdem habe ich den Vorfall als kognitive Fehlreaktion verbucht. Erst später erfuhr ich von Theorien aus der wunderbaren Welt der Quanten, das wir mit jeder Entscheidung eine eigene Welt kreieren, einen Ableger sozusagen – und das man manchmal möglicherweise von einer dieser  Billiarden Welten in eine andere rutscht. Versehentlich. Ich habe mir vorgenommen, mich einmal mehr damit zu beschäftigen, doch die zunehmende Degeneration der Zivilgesellschaft hält mich seit langer Zeit so sehr auf Trab, das für die Metyphysik kaum Platz bleibt.  Gestern jedoch habe ich mich an dieses Erlebnis erinnert: wieder einmal fühlte ich mich wie in eine ganz andere Welt versetzt, die meiner bis aufs Detail gleicht … mit einer kleinen Ausnahme. Diesmal ging es jedoch um etwas Banales: Zypern.

Meine Mutter ist schon 78 Jahre alt, geistig aber hellwach. Sie ist politisch sehr interessiert, läßt keine Nachrichtensendung aus. Wir telefonieren jede Woche stundenlang miteinander (weil wir real etwas zu weit voneinander weg wohnen), und regelmäßig ist dann auch Politik Thema. Beim vorletzten Telefonat war sie ganz verblüfft: davon, das die Entscheidung aus Brüssel auch den normalen Kleinsparer betraf und nicht nur den russischen Mafiosi, wusste sie nichts. Offensichtlich hatten jene Medien, die ich nicht mehr konsumiere, die Meldungen etwas umgedreht. Ich habe nochmal nachgeschaut: der Spiegel meldete folgendes:

„Wir fanden es gerechtfertigt, um die Lasten zu teilen“, sagt der Eurogruppen-Chef. EU-Kommissar Rehn betonte: „Diese Gebühr gilt für ansässige wie auch für ausländische Kontoinhaber.“ Nun sollen Sparer mit Einlagen von mehr als 100.000 Euro eine einmalige Abgabe von 9,9 Prozent zahlen. Unterhalb dieser Schwelle fallen 6,75 Prozent an. Insgesamt soll allein diese Abgabe nach Dijsselbloems Worten 5,8 Milliarden Euro einbringen. Die Forderung nach einer Abgabe auf große Sparguthaben kam vor allem aus Deutschland.

Das sind doch deutliche Aussagen gewesen. Der Impuls dazu kommt eindeutig aus Brüssel, eindeutig sind auch die Kleinsparer betroffen.

Nun ja, dachte ich: meine Mutter ist 78. Vielleicht versteht sie nicht immer alles so, wie es erzählt wird. Andererseits … handelt es sich mal wieder um einen ganz großen Tabubruch, einen Präzedenzfall der besonderen Art – wie der Jugoslawienkrieg. Dort haben wir auch einen Tabubruch begangen und warfen Bomben auf Zivilisten – aufgrund von Regierungslügen im großen Stil (siehe die TV-Reportage „Es begann mit einer Lüge“).

Vielleicht wurde das in den Nachrichten ja nur etwas anders dargestellt? Mit Fokus auf die russischen Milliardäre? Wieso die allerdings als Nicht-EU-Bürger auf einmal für die EU haften sollen, bleibt auch ein Rätsel.

Gestern kam es dann, dieses Erlebnis der besonderen Art: meine Mutter erläuterte mir detalliert, das es ja gar nicht die EU war, die den Kleinsparern in die Tasche greifen wollte – das waren die Zyprioten selbst …. also genau jene, die diese Auflagen der Troika abgelehnt hatte, weshalb der Staat jetzt in großer Bedrängnis ist.

Ich war geneigt, wieder meinen Sinnen die Schuld zu gegen – oder davon auszugehen, das sich bei meiner Mutter langsam das Alter breit macht.

Aber dann las ich den Schäuble im Handelsblatt:

Die Bundesregierung hätte nach Worten von Finanzminister Wolfgang Schäuble bei dem Rettungspaket nicht auf die Ersparnisse von Kleinsparern zurückgegriffen. Die Bundesregierung hätte die Einlagensicherung respektiert erklärte Schäuble in einem „Tagesthemen“-Interview. „Das war die zyprische Regierung, auch die Europäische Kommission und die EZB, die haben sich für diese Lösung entschieden und das müssen sie nun dem zyprischen Volk auch erklären“, sagte Schäuble.

Klarer Fall, oder? Die guten Deutschen gegen den bösen Rest der Welt. Die schlimme EU war es. Hat der Spiegel jetzt etwa gelogen – das große Zentralorgan des politischen Deutschlands? Immerhin, dort hatten wir doch gelesen:

„Die Forderung nach einer Abgabe auf große Sparguthaben kam vor allem aus Deutschland.“

Der Schäuble wird aber noch besser – nachdem er umfangreich erklärt, warum jetzt die Zyprer und die EU den Schlamassel angerichtet haben, erklärt er uns, warum dieser Schlamassel alternativlos ist … und hier kommen wir zu einem der gefährlichsten und wahrsten Sätze der EU-Politik der letzten zwanzig Jahre:

Auf die Frage, ob nicht auch ein Freibetrag möglich gewesen wäre, um die Zwangsabgabe sozialer zu gestalten, antwortete Schäuble, dass eine bestimmte Summe an Finanzmitteln zusammenkommen musste. „Wenn man auf der einen Seite nicht zu hoch gehen wollte in der Belastung der großen Investoren, dann kommt man auf die Summe nur, wenn man sie breit anlegt.“ Schäuble warnte das zyprische Parlament vor einer Ablehnung des Rettungspaketes. Im Falle eines „Nein“ seien die zyprischen Banken nicht mehr zahlungsfähig. „Und dann kommt Zypern in eine sehr schwierige Lage.“

Äähh … nochmal jetzt.

 „Das war die zyprische Regierung, auch die Europäische Kommission und die EZB, die haben sich für diese Lösung entschieden und das müssen sie nun dem zyprischen Volk auch erklären“

Aber:

Schäuble warnte das zyprische Parlament vor einer Ablehnung des Rettungspaketes.

Ja, was denn nun? Hat jetzt das zypriotische Parlament den Angriff auf den Kleinsparer beschlossen – oder war das die EU samt Schäuble, weil die „Summe nur zusammenkommt, wenn man sie breit anlegt?“

Ökonom Polleit nannte es bedenklich, dass die Zypern-Entscheidungen ganz offensichtlich nicht der nationale Souverän getroffen habe, sondern ein „internationaler Regierungsverbund“, der nicht die Interessen der national Betroffenen im Auge habe. „Das kann dauerhaft kein gangbarer Weg zur Krisenbewältigung sein.“

Ökonom Polleit lebt – zu meiner Erleichterung – also in meiner Welt, während der Schäuble aufgrund einer Quantenverschiebung in einer Parallelwelt herumrotiert.

Es war also eher nicht das zypriotische Parlament – sondern ein „internationaler Regierungsverbund“ – mit Deutschland mittendrin. Ein Tabubruch sondergleichen, das sich ausländische Regierungen bei den Sparern eines anderen Landes bedienen – mit drastischen Folgen in deren Alltag, siehe Handelsblatt:

Die Details über die Zwangsabgabe für zyprische Sparer sind noch nicht beschlossen, aber fest steht: Im Zuge des Rettungspakets werden Bankkunden mit Guthaben bei zyprischen Banken zur Kasse gebeten. Geldautomaten sind bereits gesperrt, Transaktionen etwa per Online-Banking unterbunden, um einen Bankensturm zu verhindern. Das Parlament soll heute abstimmen, wie viel des Guthabens zur Finanzierung des Rettungspakets zurückgehalten wird.

Natürlich sind die Banken jetzt besonders nervös. Wenn alle Sparer jetzt ihr Geld abheben wollen, wird sich zeigen, dass es schon gar nicht mehr da ist, das wäre fatal.

Natürlich müssen die Sparer jetzt beruhigt werden:

Viele Handelsblatt-Online-Leser kommentieren etwa auf der Facebook-Seite den Entschluss mit großer Sorge, da er Symbolcharakter habe und die Möglichkeiten zeige, die ein Staat beim Zugriff auf private Vermögen habe. Die deutsche Finanzbranche beruhigt jedoch. „Deutsche Sparer müssen sich keine Sorgen machen“, sagte Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), dem Handelsblatt. Nach Einschätzung des DSGV habe die Lage in Zypern nichts mit der Lage in Deutschland zu tun. „Die Situation zeigt, dass es sehr gut ist, keine einheitliche europäische Einlagensicherung zu haben“, so Fahrenschon.

„Die Situation zeigt, das es sehr gut ist, kein einheitliche europäische Einlagensicherung zu haben“ – ja, WO LEBEN WIR DENN? Wo bleibt denn der natürliche Respekt vor der natürlichen Person des europäischen Mitbürgers!!! Freuen wir uns jetzt, das wir es versäumt haben, auch Sparer in Zypern vor den Angriffen der EU zu schützen?

Welche Charaktere kommen eigentlich auf die Idee, einfach mal so dem Bäcker, Metzger, Klempner oder Busfahrer von nebenan Geld zu klauen?

Kriminelle, sonst niemand.

NUR KRIMINELLE.

Nochmal eine Stimme aus Zypern, um ganz sicher zu sein? Gut, hier, frisch aus dem Handelsblatt:

Die Vermögensabgabe auf zyprische Sparkonten war in allen Parteien in Zypern auf Widerstand gestoßen. Sogar einige Abgeordnete aus der Regierungskoalition wollten dagegen stimmen, hieß es in Brüssel.

Die wollen diesen Tabubruch nicht. Entweder phantasiert die Schäuble jetzt schon in aller Öffentlichkeit, oder aber Deutschland ist als größter Zahler in der EU erschreckend machtlos gegen die Strukturen, die sich dort gebildet haben.

Welche Strukturen?

Nun – die sind jetzt beschrieben worden – und haben einen entsprechenden Eindruck beim Volk hinterlassen, siehe sciencefiles.org

So langsam gehen mir die Superlative aus, wenn ich versuche zu beschreiben, was für ein institutionelles und undemokratisches Ungetüm sich in Brüssel entwickelt hat. Und das Ausmaß der Manipulationsversuche, mit denen die EU-Kommission versucht, populär und in ihrer politischen Arbeit als legitim zu erscheinen, hätte vermutlich selbst einen Joseph Goebbels vor Neid erblassen lassen.

Was ist der Hintergrund zu diesem offensichtlichem Entsetzen? Ganz merkwürdige Praktiken:

Eine demokratisch nicht legitimierte Institution, die EU-Kommission, benutzt Steuermittel, die von Europäern gemeinsam aufgebracht werden dazu, um demokratisch nicht legitimierte Organisationen zu finanzieren, die ihrerseits für die Politik der EU-Kommission werben und eine Erhöhung des Budgets der EU fordern. 

Das deutet auf ein ethisches Niveau hin, das wir hier in der Eifel „kriminell“ nennen würden – ein Niveau, das auch kein Problem damit hat, dem Bäcker von nebenan Geld zu stehlen, damit genug zusammenkommt. Darf ich nochmal an Dr. Wolfgang Schäuble erinnern … und den wichtigsten Satz der letzten Jahrzehnte:

„Wenn man auf der einen Seite nicht zu hoch gehen wollte in der Belastung der großen Investoren, dann kommt man auf die Summe nur, wenn man sie breit anlegt.“

Wieso will man eigentlich nicht zu hoch gehen in der Belastung der großen Investoren? Warum müssen Kleinsparer herhalten, um große Investoren zu schützen? Wie nennt man die Krankheit, die solche kognitiven Verzerrungen im  Hirn auslöst? Schäubleritis?

Ist man sich auch dessen bewußt, das die EU auch in Deutschland schon den Souverän entmachtet hat? Findet man kaum in den öffentlichen Medien – aber bei lost in europe, dem Blog aus Brüssel:

Das Europaparlament hat grünes Licht zum “Two Pack” gegeben. Damit erhält die EU-Kommission künftig das Recht, Budgetentwürfe zu prüfen, noch bevor sie den nationalen Parlamenten vorgelegt werden. Sogar die Grünen haben dafür gestimmt – warum eigentlich? Für ein Linsengericht geben sie Brüssel mehr Macht.

Die EU-Kommission ist nicht gewählt. Der Währungskommissar muss sich keiner demokratischen Kontrolle stellen. Er setzt sich regelmäßig über das Europaparlament hinweg.

Dennoch soll O. Rehn, der dieses Amt derzeit ausübt, bald darüber befinden, ob der Bundeshaushalt den EU-Regeln entspricht. Wenn er Zweifel hat, kann er Nachbesserungen fordern.

Da bestimmt bald ein nicht gewählter Funktionär über unseren Bundeshaushalt – und kann Nachbesserungen fordern.

Was wenn der es auch auf das Geld der kleinen Sparer abgesehen hat? Kann ihn jemand aufhalten? Immerhin: Schäuble hat die Richtschnur vorgegeben:

„Wenn man auf der einen Seite nicht zu hoch gehen wollte in der Belastung der großen Investoren, dann kommt man auf die Summe nur, wenn man sie breit anlegt.“

Man bekommt die Summe nur, wenn man sie breit anlegt.

Die Forderung nach einer Abgabe auf große Sparguthaben kam vor allem aus Deutschland.

Aber in Deutschland weiß man auch, das man nur „auf die Summe“ kommt, wenn man sie breit anlegt.

Was folgt daraus? Meiner Mutter geht es noch blendend – und wir werden hier nach Strich und Faden eingenebelt. Das ist jetzt auch wissenschaftlich untersucht worden, siehe Medienwoche.ch

Die Doktorarbeit von Uwe Krüger untersucht, welchen Einfluss Eliten auf die Berichterstattung haben und zeigt die Sozialen Netzwerke der Ranghöchsten in Wirtschaft, Politik und Journalismus offline. Statt einen offenen Marktplatz an Ideen abzubilden, vertreten Journalisten oft die Positionen der Herrschenden und Agierenden.

Darum muss ich stundenlang Artikel über Artikel lesen, um mühsam herauszufiltern, was wirklich um uns herum vor sich geht. Dabei lässt sich schon jetzt erkennen, woher der Wind weht, der in Brüssel zu Tabubrüchen ohne Ende führt, siehe Spiegel:

Der Internationale Währungsfonds richtet deutliche Worte an Europas Bankenretter: Die EU müsse mehr für die Stabilität des Finanzsektors unternehmen, die Geldhäuser seien weiterhin anfällig für Krisen.

Da müssen richtig große Summen zusammenkommen. Da reicht das Geld des Steuerzahlers nicht aus. Wir sollten uns auch in Deutschland darauf einstellen, das – aller beruhigenden Worte des staatstragenden Journalismus zum Trotz – bald ein Rasenmäher über unsere Konten fährt. Was das bedeutet, merken die Zyprioten gerade jetzt, siehe Tagesschau:

Für die zyprische Regierung geht es bei den Verhandlungen mit der EU um einen Bankrott der Banken – womöglich auch des Staates. Die Krise hat aber auch ganz konkrete Auswirkungen auf das Leben der Menschen in dem Land. So bleiben die Bankfilialen bis auf weiteres geschlossen.

Leben ohne Bargeld – von heute auf morgen. Wann wohl die ersten sterben werden?

Nun – egal. Der Bankrott der Banken muss verhindert werden – wen interessieren schon noch die Menschen.

Ach ja – was die großen Investoren betrifft: das warnt schon Moody´s laut Managermagazin vor einer Kapitalflucht und schlechtem Rating. Die großen Investoren werden also wahrscheinlich noch nicht mal einen kleinen Teil der „großen Summen“ aufbringen müssen, das wird jetzt im Vorfeld schon mal klar gemacht.

Und wer wird dann die Zeche letztlich bezahlen?

Der, der jetzt nicht gleich zur Bank geht und all´ sein Geld abholt – denn der Zugriff auf die Sparkonten ist auch in Deutschland legal und … möglich, wie der Spiegel heute informiert. Wie man auch erfährt, sind aber die großen Investoren durch internationale Verträge gut geschützt…

Bleibt nur: die Sammlung breit anzulegen.

 

Dirk Müller über Zypern

„Leute, ihr habt sie nicht mehr alle beieinander.“

Kaum wollte man sich schon der fortlaufend gepredigten Illusion hingeben, die Eurokrise sei für immer hinter uns, meldet sie sich mit einem wahren Paukenschlag zurück.

Wobei ich die Idee, die Kunden haftbar zu machen, nich ganz übel finde. Aber eine kleine Summe sollte den kleinen Anlegern schon bleiben. Bei den Großanlegern sind mir 10% noch zu wenig. Ob ich nun 100 Millionen oder „nur“ noch 60 Millionen auf der Bank habe, Essen kann ich mir dann immer noch kaufen. Und die Eigentümer und Inverstoren der Banken, da sollte man dann richtig zuschlagen.

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