„Finanzminister Schäuble will die nationalen Parlamente entmachten und auf EU-Ebene einen Parlamentarismus à la carte einführen. Das ist ein Masterplan für Demokratie- und Sozialabbau, der Europa spalten wird, ohne den Euro zu retten“
Deutschland präsentiert sich mal wieder als Speerspitze beim Demokratieabbau, gefolgt von Großbritannien, wo aktuell weiterer Sozialabbau gefordert wird (siehe WSWS) und der Hass auf Arbeiter Hochkonjunktur hat (siehe Hintergrund). Wer genau hinschaut, sieht auch schon die Zeichen für den weiteren Sozialabbau in Deutschland, das inzwischen in treuer Gefolgsmann des „american way of life“ ist, der nichts anderes besagt als: werde reich auf Kosten anderer.
Was auf uns zukommt, erfahren wir durch die Welt, die uns eine Studie über den Wirtschaftsstandort Deutschland präsentiert:
Denn eher schwach schneidet Deutschland der Untersuchung zufolge nicht nur bei der Verfügbarkeit von Fachkräften, der Bevölkerungsentwicklung und den Arbeitskosten ab – sondern auch bei der Leistungsfähigkeit der Regierung, bei der wirtschaftlichen Freiheit, beim Schutz des geistigen Eigentums und der Bürokratie.
Unsere Regierung muss noch viel mehr leisten – Arbeitskosten müssen sinken, die Handlungsfreiheit von Unternehmen muss optimiert werden, alle Regulierungen müssen fort. Das hohe Lied des Neoliberalismus, der Mutter aller Krisen, muss weitergesungen werden, bis das ganze Volk im Gleichschritt zum Wohle des Zinsterrors marschiert – in eine Zukunft, die der frühere Vizepräsident von Moodys als „europäischen Alptraum“ erlebt (siehe Wissensmanufaktur), der völlig unkalkulierbare Risiken mit sich bringt:
Es ist schon schlimm genug, dass die Welt absolut unvorbereitet auf eine Zukunft ist, die man vorhersehen konnte. Die nicht vorauszusehenden finanziellen, wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen der kommenden Krise könnten aber noch schlimmer werden.
Natürlich wird das schlimmer. Wenn Zivilisationen nichts anderes als Lebenssinn haben als die beständig progressiv steigende Kapitalakkumulation, bleiben letztlich nur eine Handvoll Menschen über, die alles haben und Milliarden, die für dieses Ziel Fronarbeit leisten müssen – das kann man sogar mir Hauptschulabschluss verstehen.
Gerade das Beispiel Griechenlands zeigt uns, wie ohnmächtig der Nationalstaat gegenüber den neuen Herren der Welt geworden ist: durch „dubiose Privatisierungen“ kaufen sich die steuerflüchtigen Griechen wieder in die heimische Wirtschaft ein (siehe Griechenlandblog), während die Konzerne dem Land den Rücken zukehren, weil sie keine Steuern mehr zahlen wollen (siehe IBT). So vernichtet man ganze Volkswirtschaften und führt ihre Vermögenswerte linientreuen Verwaltern zu, die im Auftrag der neuen Herren für fortschreitende Arbeitslosigkeit, Verarmung und Rechtslosigkeit der Bürger sorgen.
Man sollte schon genauer auf die Drohungen hören, mit denen sich sogar die USA selbst auseinandersetzen müssen – jene USA, die als Nationalstaat ebenfalls auf der Abschußliste der Konzernherrschaft stehen – siehe IBT:
„Fast alle Staaten mit schlechter Schulden-Dynamik werden herabgestuft werden, wir diskutieren nur noch über das Tempo,“ sagte Mather. Die Ratings von Unternehmen wurden in einigen Ländern nur zögerlich herabgestuft. „Aber wir denken, das Tempo wird im kommenden Jahr vielleicht wieder zunehmen.“
Da zeigen sich die Sprecher der Herren der Welt mal ausnahmsweise etwas offener und demonstrieren ungeniert ihre Allmacht über den kläglichen Rest: wir machen euch auf jeden Fall platt – wir diskutieren nur noch, wie schnell wir das tun werden.
Vorbei die Zeiten, wo die kaiserliche Garde (als Stellvertreter der exekutiven Gewalt des Volkes) umgehend die Bedrohung durch Besetzung der Büros der Verschwörer ausschaltet – ebenso ist die Zeit vorbei, wo wir auf Revolutionsgarden als Exekutive des Volkes hoffen durften. Fast schon niedlich wirkt der Aufruf der Wissenmanufaktur an Journalisten, man möge sich doch bitte mal mit ihnen in Verbindung setzen, weil man die Lösung der Krise in der Tasche hat, aber an ein Widerstandsrecht gar nicht mehr zu denken ist.
Jene Journalisten aber stehen ausnahmslos auf der Lohnliste der neuen Herren der Welt – oder in der Arbeitslosenstatistik der Bundesagentur für Arbeit, die trotz sprudelnder Steuereinnahmen (siehe oben) jetzt massiv von der Bundesregierung unter Druck gesetzt wird (siehe Gegen-Hartz). Jene Journalisten predigen uns ja Tag für Tag, das wir nicht mehr denken sondern lieber tanzen, Fußball spielen oder die Volksbespaßungsaktionen der Volksbespaßungsunternehmen genießen sollen. Die „innere Emigration“ wird heutzutage von Staat und Wirtschaft via Bildschirm systematisch organisiert, um ja nichts dem Zufall zu überlassen.
Träume von sozialen Revolutionen kann man somit in die Sphäre gegenstandsloser Phantastereien verweisen – und Träume von politischen Revolutionen erst recht. Was würden solche Revolutionen auch noch ändern können? Was ändert sich an der internationalen Machtverteilung, wenn wir morgen alle SPD wählen – oder die LINKE, die Piratenpartei oder die Kommunisten (ach nein, geht ja nicht: die sind – anders als die NPD – verboten). Nach einem kurzen Triumph kommen die Herren in den teuren Anzügen in die Regierungszentrale, (economic hit man nennt man sie), die die Revolutionäre von morgen zu den Unterdrückern von übermorgen machen: nicht umsonst ist Politik alternativlos geworden.
Die wenigen, die noch mit offenen Augen durch die Welt gehen, gleichen jenen Römern, die laut schreiend ins Colosseum rannten, weil die Westgoten vor den Toren der Stadt standen: der Pöbel, der Mob, die Masse wollte lieber sehen, wie Löwen Christen zerrissen als sich der Realität stellen, die viel zu grausam und unvorstellbar war, als das man sie gedanklich verarbeiten wollte. Sie gleichen Menschen, die am Bug der Titanic stehen und im Dunkel der Nacht die Vermutung äußern, das dort vorne womöglich gerade ein Eisberg am Horizont aufgetaucht ist. Hätte der Kapitän sofort das Schiff gewendet, wenn Menschen außerhalb der maritimen Befehlshierarchie auf die Brücke gestürmt wären, um dort unbequeme Wahrheiten auszusprechen? Hätte die Elite der Passagiere aufgehört zu tanzen, wenn sie früh genug Warnungen erhalten hätte von Menschen, die kein Erste-Klasse-Ticket hätten?
Nein. Die Musik lief noch, als das Schiff längst sank.
Es gibt sie auch heute noch, jene Warner und Mahner – doch ihre Worte erzeugen keine Reaktion in der politischen und wirtschaftlichen Öffentlichkeit, selbst dann nicht, wenn sie in einem Vortrag bei der WTO über freien Handel Hitlers Wirtschaftspolitik loben, öffentlich die Vorteile der Sklaverei preisen oder allen Ernstes die Ernährung der Dritten Welt durch recycelten Kot forderten (siehe den Artikel über die Yes-Man bei Wikipedia). Wir erfahren auch, das die politische und wirtschaftliche Elite keinerlei Gespür mehr für menschliche Grenzen hat:
Die Ausführungen über Sklaverei und freie Marktwirtschaft dienten den Yes Men dazu, ein Plädoyer für die totale Überwachung von Arbeitskräften durch Manager zu halten. Die WTO sei der Meinung, dass die Effizienz der Produktion durch die Kontrolle des Arbeiters während der Arbeit und auch in seiner Freizeitgestaltung gesteigert werden könne.
In der Folge riss Mike Andy seinen Business-Anzug vom Leib. Darunter befindet sich ein golden schimmernder Trikotanzug, in dem ein überdimensionierter Phallus integriert ist. An der Spitze des Phallus befindet sich ein Eingabefeld, über das der Manager direkt mit dem Arbeiter kommuniziert. Praktisch sieht dies so aus, dass Mikrochips im Körper des Arbeiters implantiert werden, die elektromagnetische Signale in den Hintern des Managers senden.
Zu dem Vortrag erhielten die Yes Men wiederum nur Applaus und niemand schien irgendein Problem mit den Inhalten des Vortrags gehabt zu haben.
Die Art des Denkens, das von unserer Elite weltweit inzwischen akzeptiert wird, kann man als Geisteswissenschaftler nur noch als „dämonisch“ klassifizieren, die Dimensionen des Horrors und des Grauens, die dort auf uns warten, werden Hitlers Gruselreich in den Schatten stellen – und schon jetzt wachen eifrige Spiegeljournalisten darüber, das ja nichts davon an die Öffentlichkeit gerät.
Nochmal ein Auszug aus dem Artikel über die „Marlboro-Verschwörung„?
Laut Sigmund Freunds „Psychoanalyse“ deuten Angst und Grauen in Phantasien übrigens darauf hin, dass da jemand einen eigenen Trieb befriedigen will, von dem er weiß, sein Ansehen in der Gesellschaft dadurch sinkt.
Die Botschaft? Denkende Menschen sind asoziale Triebtäter mit geisteskranken Phantasien. Wir wissen zwar, das die Macht des Ku-Klux-Klan bis in die Reihen der deutschen Polizei reicht (siehe Zeit), aber wer sich weitere Gedanken über den Einfluss jener Leute macht, muss mit einer Zwangseinweisung rechnen.
Wir haben wieder Denkverbote – jedenfalls dann, wenn wir darüber nachdenken, warum man Hitlers Wirtschaftspolitik bei der WTO loben kann, ohne einen massiven Proteststurm auszulösen.
Es ist auch nur gut, das wir diese Verbote haben: wenn wir nämlich anfangen würden, uns Gedanken darüber zu machen, wie die syrische Armee innerhalb Syriens einen saudi-arabischen Offizier und mehrere türkische Kämpfer erschießen kann (siehe Rianovosti), dann würden wir erahnen können, wie groß die Macht jener ist, die die Welt gerade wieder in einen Krieg treiben – und wie gering die Chance ist, auf der Basis dessen, was uns die Medien als Wirklichkeit verkaufen wollen, den laufenden Putsch der Ökonomie aufhalten zu können.
Wo bleibt da die Hoffnung, wird man jetzt fragen?
Wer hat eigentlich gesagt, das es immer und überall Hoffnung zu geben hat?
Die größte Hoffnung, die wir in einer bald total verwalteten, total kontrollierten und total ausgebeuteten Welt haben werden, mag die menschliche Sterblichkeit sein: der letzte Ausweg aus der Knechtschaft. Zumindest in meiner Familie galt noch lange das Motto Lever dood as Slaav (lieber tot als Sklave), während heute im Alltag eher das Motto gilt: eher Sklave als arbeitslos.
Bezeichnend für unsere Zeit ist auch, das der größte Feind der Moderne eine Religion ist: man will uns wohl auch noch das Jenseits als Fluchtmöglichkeit vor den Schuldeneintreibern nehmen.