Die Regierung degradiert den Bürger zum Objekt politischen Handelns und hat sich vom Menschenwürde-Gebot des Grundgesetzes verabschiedet.
Ein Beitrag von Karolin Ahrens.
Sie verfügen, dass wir im Sommer eine Stunde früher aufstehen müssen als im Winter. Sie verbieten Glühbirnen alten Typs, befehlen, dass wir in jedem Zimmer einen Rauchmelder installieren und für ein Fernsehprogramm zahlen, das wir nicht nutzen. Sie berauben uns eines Großteils unserer Einkünfte, um es in die Rüstung zu stecken, und bestimmen, mit welcher Geschwindigkeit wir Auto fahren dürfen. Seit 2020 verbieten sie uns, Geschäfte zu betreten, ohne die untere Gesichtshälfte mit einem Stück Stoff zu verdecken, das uns zur Selbstvergiftung zwingt. Sie sind Menschen wie du und ich mit Gliedmaßen wie wir, Schwächen und menschlichen Bedürfnissen wie wir, nicht unbedingt klüger, kompetenter und charakterstärker als wir. Aber sie haben uns eines voraus: Macht. Auch wenn es den Anschein hat, dass sie so gut wie alles mit uns machen können — eine derartige absolute Verfügungsgewalt ist in unserer Rechtsordnung nicht vorgesehen. Der Staat hat den Bürgerinnen und Bürgern zu dienen und ihre Menschenwürde — individuell und aktiv — zu schützen. Verletzt er diese Pflicht, wie es in Coronazeiten geschieht, ist dies Anmaßung. Es ist wichtig, dass wir den zunehmend übergriffig werdenden Staat in seine Schranken verweisen.
Donnerstag, 18.5.2017. Eifel. Na, Sie Mensch? Schön das es Sie gibt, oder? Ich jedenfalls – finde das Klasse. Ich mag Menschen. Die können schön musizieren, feine Gedanken denken, schöne Texte schreiben, unglaubliche Bilder malen, sich fantastische Geschichten ausdenken und wunderbar tanzen. Auch im Theater sind sie – früher jedenfalls – recht ansehnlich. Nebenbei haben sie die überragende Fähigkeit, sich zusammen zu schließen und kooperativ alle Widerstände aus dem Wege zu räumen. Ja, ich weiß: Ihnen erzählt man anderes. Ihnen erzählt man: „die Erde hat Mensch.“ Gibt ja Menschen, die fühlen sich unglaublich wohl dabei, sich selbst – und vor allem SIE als Krankheit zu definieren, weil eins klar ist: wir brauchen vier mal soviel Planeten wie jetzt, um überleben zu können (siehe z.B. Harald Lesch bei sozialeverantwortung). Das jedoch – lassen Sie sich da bitte nicht hinters Licht führen – liegt nicht am Faktor „Mensch“. Der kam hunderttausende von Jahren superklar mit der Umwelt, konnte singen, tanzen, Geschichten erzählen, Liebe machen, sich zu fernen Sternen träumen und kam mit vier Stunden Arbeit am Tag prima klar. Erst seit 200 Jahren läuft einiges völlig aus dem Ruder – „Wissenschaft und Technik“ kamen, der Naturwissenschaftler und der Ingenieur, sein eifriger Büttel – und schon war Schluss mit der Erde, die bald öde Wüste sein wird. Kann man ja jetzt schon ausrechnen: allein Deutschland wird in 700 Jahren voll zubetoniert sein. Wir haben dann weder Sauerstoff noch Wasser, aber Superautobahnen, auf denen automatische Autos ohne Insassen herrlich herumdüsen können. Sowas kann nur Menschen einfallen, die enorm einseitig begabt sind … und dazu menschlich noch schrecklich unreif (was noch sehr beschönigend formuliert ist).
Natürlich ist Wissenschaft und Technik nicht der allerrichtigste Begriff für diese desaströse, vernichtende Bewegung, die goldene Berge und ein paradiesisches Utopia versprach aber Betonwüste und modifiziertes Arbeitslager samt Massenmenschkäfighaltung brachte, wo man mehr als doppelt soviel arbeiten musste als ehedem. Wissenschaft kann auch wunderbar sein: ich denke nur an die, die jetzt auf die Idee kommen, parallele Welten zu erforschen, wo Zwerge, Elfen und Riesen hausen. Was wie ein Märchen klingt – und den Menschen seit hunderttausenden von Jahren bekannt ist – wird nun logisch bewiesen … mit verblüffenden Erkenntnissen (siehe Grenzwissenschaften):
„Wie Forscher um Gustavo Lucena Gómez und David Andriot vom Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik gegenüber dem „New Scientist“ erläuterten, basiert ihre Hypothese auf der Frage, warum die Gravitation so deutlich schwächer erscheint als die anderen physikalischen Grundkräfte im Universum. Eine Möglichkeit sehen die Wissenschaftler darin, dass „unsere“ Gravitation auch mit anderen, uns bislang nicht bekannten Dimensionen wechselwirkt.“
So gefällt uns Wissenschaft: immer hinter den nächsten Hügel schauen, immer zum Horizont eilen, wo Wunder lauern. Aber diese Wissenschaft haben wir ja auch nicht gemeint, diese undogmatische Wissenschaft nennt sich seit 3000 Jahren Philosophie und produziert auch so lange schon viel Glück und Zufriedenheit; Probleme bereiten eher die anderen, die sich Wissenschaft und Technik nennen aber nur finstere Lakaien einer vernichtenden, asozialen Wirtschaftsform sind.
Zu hart formuliert?
Folgen Sie mir bitte mal in die siebziger Jahre, wo ich „Wirtschaft“ auf der Höheren Handelsschule kennenlernte. Dort mussten wir im Fach Wirtschaft das „Magische Dreieck“ auswendig lernen: den Kernpunkt einer stabilen Volkswirtschaft. Er bestand aus drei Teilen: Preisniveaustabilität, Vollbeschäftigung, ausgeglichene Handelsbilanz. Ja – das waren noch Zeiten, wo man Inflation doof fand, weil die täglich den Wert des mühsam erworbenen Geldes vernichtete und so dass Vertrauen in das Geld an sich verspielte. Heute freuen sich alle über Inflation – außer die Fleißigen und Sparsamen – weil man mit ihrer Hilfe alle Schulden schnell und wunderbar tilgen kann – auch die Staatsschulden. Wir kurbeln diese Inflation ja gerade gewaltig an, in dem wir die EZB Billionen in die Märkte pumpen lassen – wertloses virtuelles Geld, dass den Wert jeder realen Münze täglich schmälert. Besser fand man … früher … wenn die Preise stabil bleiben, damit man als Privathaushalt Planungssicherheit für die Zukunft hatte … und sich auf diese seltsame Industrialisierung deshalb überhaupt erst einließ.
Vollbeschäftigung war ein weiteres Ziel. Niemand durfte bei dem Tausch Ackerland gegen Industriearbeitsplatz auf der Strecke bleiben, sonst wäre das ganze System in Gefahr geraten – und außerdem ginge die Gleichung nicht auf, wenn man zu viele untätige Menschen mitversorgen musste (aus diesem Grund war Kant gegen „stehende Heere“, die nur verbrauchten, aber nichts sinnvolles produzierten). Wenn alle ständig zum Wohle aller arbeiten würden, würde es allen stetig besser gehen – so die Devise. Und zu tun war ja wahrlich genug.
Ausgeglichene Außenhandelsbilanz: der dritte Stützpfeiler der gesunden Wirtschaft. Kaufen wir zuviel von außen, fehlt uns bald selbst das Geld, kaufen andere von uns zuviel, kriegen wir im Inland Probleme (weil da dann zuviel Geld herumschwebt und das Geld an sich dadurch entwertet). Wir kommen noch dazu, wie wir diesen Wert ruinieren.
In den fünfziger und sechziger Jahren ging es uns mit den drei Säulen des guten Wirtschaftens noch bestens, heute haben wir schon magische Neunecke (siehe Wirtschaftslehre.de), was vermuten läßt, dass alle endgültig den Überblick verloren haben. Lag vielleicht daran, dass das Dreieck zum Viereck wurde … stetiges Wachstum in einer endlichen Welt (also: Irrsinn von Beginn an) wurde mit eingefügt. Wären wir beim Dreieck geblieben … wäre uns vielleicht viel erspart geblieben.
Und was ist mit den drei Säulen des gesunden Wirtschaftens heute?
Versuchen Sie sie mal, im Internet zu finden: ich schätze, Sie werden lange suchen müssen (außer in Gablers Wirtschaftslexikon, da findet man diese alten Werte noch – siehe wirtschaftslexikon.gabler) „Rendite“ jedoch – ist in aller Munde, mit eigenen magischen Dreiecken, die mit der realen Wirtschaft nichts mehr zu tun haben. Schauen wir Deutschland an: wie schaut es aus mit der Beschäftigung? Wissenschaft und Technik bieten der Industrie ständig neue Maschinen an, die noch mehr Arbeitsplätze vernichten: ein aktiver Angriff auf die Volkswirtschaft (und die Vollbeschäftigung), den Politik billigend geschehen läßt. Und Preisstabilität? Der Feind aller, die Schulden haben – und das sind Staat, Industrie und Millionen Bürger … weshalb der Kampf gegen die Inflation nicht so begeistert geführt wird wie erwartet. Ausgeglichene Handelsbilanz? Beim Exportweltmeister? Wir sind stolz darauf, zu jenen zu gehören, die sich selbst auf Kosten anderer sanieren, für uns gibt es sogar einen Namen: „beggar thy neighbor„-Politik nennt man das … und es ist nicht sehr freundlich, füllt man sich doch die eigenen Taschen auf Kosten seiner Nachbarn … und auf Kosten seiner Mitarbeiter, die immer länger für immer weniger Geld arbeiten müssen, damit man selbst immer mehr günstige Autos ins Ausland verkaufen kann. Und auch übrigens auf Kosten der Zulieferbetriebe, die – in meinen Augen ganz zurecht – endlich mal die Notbremse gegen die skrupellose Politik des VW-Konzerns gezogen haben (siehe Spiegel), der extra den „Spitzenmann Lopez“ eingekauft hatte, um die Zulieferer in die Knie zu zwingen (siehe Zeit), damit die Rendite wieder stimmt.
Wo finden wir „Rendite“ eigentlich im magischen Dreieck?
Nirgends.
Geld schafft – so paradox sich das für unsere umdressierten Ohren anhören mag – keine Werte. Lassen Sie sich mal mit 2 Billionen Euro auf einer einsamen Insel absetzen, dann sehen Sie, welchen realen Wert die Scheinchen haben. Wenn Sie Glück haben und Feuer machen können, haben sie noch einen begrenzten Heizwert – mehr nicht. Haben Sie nur einen Laptop mit virtuellem Geld, sterben Sie noch schneller. Eine einfach Rechnung, eine einfach Wahrheit, eine einfach Botschaft: nur Arbeit schafft Werte, nur Arbeit macht reich. Arbeit – das ist aber auch: Gesang, Tanz und Geschichten erfinden.
Jetzt arbeiten sie ja sehr viel (jedenfalls in dem Sinne, was man heute so Arbeit nennt) – und die meisten Deutschen tun es Ihnen gleich (siehe Zeit):
„In der deutschen Wirtschaft wurde nach Angaben des Statistischen Bundesamtes Anfang 2017 soviel gearbeitet, wie seit 25 Jahren nicht mehr. Nach vorläufigen Berechnungen des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) leisteten die rund 43,7 Millionen Erwerbstätigen demnach im ersten Quartal des Jahres zusammen rund 15,3 Milliarden Arbeitsstunden. Das waren 350,7 Stunden pro Kopf, 3,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das sei der höchste Wert seit 1992, hieß es.“
Toll, oder?
Wo bleibt denn jetzt Ihr Reichtum?
Nun, was mich wundert: – so ein Quartal hat Maximal 60 Arbeitstage (12 Wochen a´fünf Tage) … die vielen Deutschen, die so fleißig arbeiten, scheinen kaum noch einen Acht-Stunden-Tag zu kennen. Außer Ihnen natürlich: für Sie ist die 50 Stunden-Woche Realität, mit der Sie auf 600 Arbeitsstunden pro Quartal kommen – ohne Lohnausgleich, versteht sich … das würde sich negativ auf den Export auswirken, wenn man für Ihre Arbeit auch noch angemessenen Lohn zahlen müsste. Und zudem sind Sie ja nur noch als Negativfaktor in der Wirtschaft definiert, als „Lohnkosten“ – die Arbeit macht sich für den modernen Manager von heute einfach wie von selbst: und für diese Einstellung wird er super bezahlt, jedes Jahr besser als das Jahr zuvor.
Und Sie?
Bekommen seit 37 Jahren immer weniger ´raus (siehe z.B. das-kapital), es sei denn, Sie gehören zu der Kaste „Chef“, die – genau genommen – überflüssig ist wie ein Kropf und im Detail betrachtet immer und überall enormen Schaden anrichtet (siehe z.B. Xing).
„Rendite“ zerstört die Preisstabilität, weil nur immer höhere Preise immer mehr Rendite garantieren, „Rendite“ zerstört die Vollbeschäftigung, weil Arbeitslosenheere (und eine entsprechende Asozialgesetzgebung) Lohndumping möglich machen, weshalb immer mehr Billionen in Maschinen investiert werden, um Sie als Kostenfaktor im Betrieb völlig zu eliminieren, „Rendite“ zerstört die Handelsbilanz, weil unser billigen Luxusprodukte (genau genommen: unsere Autos – der „Sondermüll auf vier Rädern“, unser Maschinen – Sondermüll ohne Räder und unsere chemischen Produkte – einfach von vornherein schon Sondermüll) im Ausland die heimischen Wirtschaften (und ihre Ökosphäre) nachhaltig zerstören.
Die deutsche „beggar thy neighbor“-Wirtschaft – die auch vor dem Nachbarn im Inland keinen Halt macht – ist ein zerstörerischer, degenerierter, parasitärer Pestilenzwurm, der weltweit Armut und Umweltzerstörung produziert, damit eine kleine Kaste von dekadenten Spinnern immer mehr Zahlenkolonnen auf dem Bildschirm hat: es wird schwierig, diesen Zustand als vollendete Idiotie zu beschreiben – aber nur, weil der deutschen Sprache hier einige Steigerungsformen zu „Idiotie“ fehlen.
Die ideale Grundlage für politische Arbeit, will man meinen: genau dafür hat man sie ja erfunden – um Spinnern Einhalt zu gebieten. Doch dagegen hat die Lumpenelite der Spinnereikonzerne (ja – stutzt man die Spinner nicht beizeiten zurecht, können sie große Konglomerate bilden, die schier übermenschlich und unbesiegbar wirken) eine sichere Methode entwickelt: wenn ich mich recht entsinne, war das der Ackermann (Deutsche Banditenbank), der sich sehr dafür einsetzte, die Diäten der Abgeordneten massiv zu erhöhen, damit die mit ihren Führern (den Managern … die man fein von den Unternehmern abgrenzen muss, die selbst eine Firma groß gemacht haben) „auf Augenhöhe“ entgegentreten können, um ihre Befehle (Entschuldigung: Empfehlungen) entgegen zu nehmen.
So passiert mit dem politischen Willen der Bevölkerung in einer Demokratie etwas ganz besonderes: schafft er es, sich bis nach Berlin durchzuboxen, trifft er dort auf … Reiche jeder politischen Richtung, die vor allem eines gemeinsam haben: den Reichtum. Merkt man, wenn man im Bundestag in der Kantine sitzt und beobachtet, wie kameradschaftlich die auf einmal alle miteinander umgehen und den im Prinzip absolut illegalen Fraktionszwang (der die gesetzlich vorgeschriebene Freiheit und Unabhängigkeit unserer Abgeordneten sofort bei Betreten des Bundestages eliminiert) begeistert und widerspruchslos über sich ergehen lassen. Ist ja auch cool: Verantwortung hat dann immer jemand anderes – irgendein Gespenst namens Fraktionsdisziplin.
Und wenn das Volk trotzdem aus der Reihe zu tanzen droht – wir jüngst in Frankreich – kommt die dicke Keule (siehe Focus):
„Gegenüber „Spiegel Online“ spricht der Frankreichkenner von einem „hochexplosiven Szenario“. Enderlein wörtlich: „Es wäre wahrscheinlich, dass die Finanzmärkte innerhalb von 48 Stunden oder wenigen Tagen den Euro zerstören würden.“
Grund genug, mit der Fremdenlegion die Finanzmärkte fest zu setzen, weil sie die Grundfesten der Demokratie vernichten wollen – aber wir wollen mal nicht ins Träumen geraten. Es reicht, zu wissen, wieviel Souveränität die europäischen Staaten in der Fantasiewelt der Renditewirtschaft noch haben.
Denken sie mal an das magische Dreieck: brauchte man da „Finanzwirtschaft“? Wenn die Firmen produzieren, die Arbeiter arbeiten und wir dem Ausland nicht schaden wollten … wir bräuchten noch nicht mal Banken. Zwar ist das Dreieck deshalb magisch, weil die Teilziele sich zum Teil selbst widersprechen und deshalb kaum vollständig zu realisieren sind – aber es bietet eine Orientierungsrahmen, in der Wirtschaft noch Wirtschaft ist – und nicht Massenproduzent von Massenarmut und – wesentlich seltener – Megareichtum. Ja – bleiben wir doch mal auf dem Boden der Tatsachen, wir, die wir so stolz sind auf unser Milliardäre und sie im kunterbunten Privatfernsehen vergöttern wir leibhaftige Götzen: Milliardär wird man nur dadurch, dass man einer Million Menschen je tausend Euro abluchst (oder die zuvor gesammelte Kohle von Opa erbt – wie knapp 60 Prozent der deutschen „Reichen“). Nicht so schwer, wie es sich anhört – wenn man nur genug Banken im Rücken hat, so wie z.B. Donald Trump – und wenn man den politischen Willen der Bevölkerung neutralisiert – durch Bullshitnews, Bullshitjobs und Bullshitshows.
Sind Sie nun verwirrt? Veränstigt gar? Nun – zumindest wissen Sie jetzt, warum die Deutschen im Jahr eine „ganze Badewanne voll alkoholischer Produkte“ zu sich nehmen (siehe Spiegel), anders wäre diese wirtschafts- und menschenfeindliche Lebenswelt nicht mehr zu ertragen, ohne das man selbst auch noch den Verstand und den Lebenswillen verliert.
Ich gebe zu bedenken: ich habe hier noch nicht mal Kernbereiche sozialistischer Kapitalismuskritik berührt, sondern nur mein altes Wissen aus der Höheren Handelsschule angewandt – kurz bevor wir mit dem magischen Zwölfeck konfrontiert werden, hinter dem nur noch eins steckt: ein gänzlich unmenschlicher, ökonomisch und ökologischer dekadenter Wahn, eine einzige willkürlich durch Reiche aller Parteien gesetzte „Ecke“ (das und wie die das können, entnehmen Sie bitte dem Aufsatz von Christoph Butterwege in der Huffingtonpost), die allein alles Handeln bestimmen soll: die Rendite. Für Leute ohne großes Kapital auf ewig unerschwinglich, während Leute mit Kapital selbst als Minderjährige fröhlich weiter Kapitalballungen schaffen dürfen ohne durch ihre reichen Kollegen im Parlament durch doofe Gesetze gegängelt zu werden (siehe Deutschlandfunk).
Gibt es nun keine Alternativen zum sicheren Untergang der renditeverseuchten, blinden, unter Bequemlichkeitsverblödung leidenden (hierzu: Focus) Idiotengesellschaft, die den Rest der Welt bald rasend schnell in den Suizid von Ökonomie und Ökosphäre treiben wird?
Nun – doch.
Jedenfalls – wenn man Gerald Hüther folgen möchte (siehe Utopia). Seine Antwort ist einfach: Besinnung auf die Würde des Menschen, die in Deutschland nicht umsonst unantastbar an der Spitze des Grundgesetzes steht (was zeigt, wie weit wir schon mal waren).
Würde?
„Bewusstsein des eigenen Wertes und dadurch bestimmte Haltung“ – so informiert uns der Interviewpartner des Herrn Hüther. Und die Folgen der Besinnung auf Würde? Immens:
„Hier geht es um einen Emanzipationsprozess von sich selbst als Mensch und von der Konsumgesellschaft. Denn wenn sich immer mehr Menschen die Frage stellen würden, wer sie sein möchten auf dieser Erde, gäbe es für die Konsumwirtschaft nicht mehr genug Konsumenten. Dann würden die Menschen erkennen, dass das Leben nicht darin besteht, sich irgendwelche Konsumbedürfnisse zu erfüllen. Das wäre ein Totalausfall für alle Werbestrategen.“
Aber wer braucht im magischen Dreieck schon beständig Konsum – oder Werbestrategen?
Und wenn Menschen wieder ihre Würde zurückerhalten … dann werden auch Sie merken, dass sie keine Krankheit (und erst recht kein Kostenfaktor) sind … sondern ganz wunderbare, zauberhafte, liebenswerte Lebewesen.
Wenn Menschen aber als Krankheit der Erde definiert werden, ist zugleich auch Schluss mit der Würde. Aber wer tut so etwas schon – außer „Naturwissenschaftler“ … jene Kaste, die in ihrem Wahn allein verantwortlich ist für den Technikterror durch Terrortechnik.
Samstag, 14.12.2013. Eifel. Ich habe kürzlich eine Mail bekommen, eine Mail voller Fragen mit der Bitte um Antwort. Es ging um einen Begriff. Wer jetzt aufhört zu lesen weil er meint: „oh, Begriffe, wie öde, wir sind doch nicht im Deutschunterricht„, der hat hat seinen Konfuzius nicht gelesen. Als man ihn fragte, was seine erste Tat sein würde, würde man ihn zum Kaiser von China machen (damals Weltmacht Nr. 1), war seine Antwort überraschend – und für uns sehr lehrreich:
„Unbedingt die Klarstellung der Begriffe … Wenn die Begriffe nicht klargestellt sind, dann treffen die Worte nicht das Richtige. Wenn die Worte nicht das Richtige treffen, dann kann man in seinen Aufgaben keinen Erfolg haben, dann können Ordnung und Harmonie nicht blühen. Wenn Ordnung und Harmonie nicht blühen, dann sind die Strafen ungerecht. Wenn die Strafen nicht gerecht sind, dann weiß das Volk nicht, wo es Hand und Fuß ansetzen soll. Darum hält der Edle für notwendig, dass alle Begriffe mit Worten ausdrückbar sind und dass alle Worte durchführbar sind, damit der Edle in seinen Worten nicht fehlgreife“. (aus: V. Arnim, Das System, Droemersche Verlagsanstalt 2001).
Eine schöne Zeit – damals, als der Edle noch der Mensch war, der besondere Funktionen in der Gemeinschaft übertragen bekam – aufgrund des Adels seiner Seele, seiner besonderen Würde, die ihm durch sein Streben für Gerechtigkeit, Ordnung und Harmonie übertragen wurde. Daher haben wir unsere Träume vom ursprünglichem Adel – jenen besonders würdevollen Menschen, die jedes Urteil fünf- zehnmal überdenken, bevor sie es in die Diskussion werfen, der Traum davon, dass man Menschen fände, die aufgrund ihrer seelischen Qualitäten, ihrer menschlichen Reife und unpersönlichen Weisheit in der Lage sind, die Geschäfte des Alltags für uns so zu ordnen, dass wir in Ruhe unser Glück genießen können. Wir könnten nun lange darüber sinnieren, wann und warum dieser verdiente Adel zum ererbten Lumpentum degeniert ist, doch das würde zu weit würden, denn wir haben schon den Begriff, um den es geht: die Würde.
Die Würde des Menschen ist unantastbar – auf diesem Begriff baut sich unsere gesamte Verfassung auf, unsere Rechtssprechung und unser gesellschaftliches Leben auf.
Der wichtigste Begriff des deutschen Lebens ist: Würde.
Jetzt fragen Sie mal einen Anwalt nach dem Begriff Würde im Sinne der deutschen Rechtssprechung. Ich habe es getan, die Antwort war: die Würde des Menschen ist unfaßbar.
Das ist sie in der Tat.
Ausgedacht haben sich diesen Begriff die Väter des Grundgesetzes, sie waren erschrocken von den vielfältigen Grausamkeiten einer total degenerierten Gesellschaft und griffen zurück auf einen Trick, der fortan für immer die Wiederholung von Krieg und Terrorherrschaft verhindern sollte: ein oberster Wert wurde geschaffen und als absolut dargestellt, als nicht mehr hinterfragbar. Unser ganzes Sozialstaatsprinzip, unsere Friedensliebe, unsere Rechtssprechung beruht auf diesem Wert, leitet sich von ihm ab – wie kann es sein, dass wir nicht aus dem Stand heraus klar definieren können, was die Würde des Menschen darstellt?
Gut – Christen (wie auch Juden und Muslime) haben es da einfach. „Der Mensch ist Gottes Ebenbild“ – Basta! Genial einfach – und wirkungsvoll.
Wir sind aber keine Christen mehr, abgesehen von offiziellen Statistiken, die dem heuchlerischen Taufscheinchristen huldigen, der aus Gründen gesellschaftlicher Machtausübung Weihnachten in die Kirche geht, um mit seiner Kleidung seinen Reichtum zu demonstrieren, haben wir hier ein völlig unreligiöses Land vor uns, das drauf und dran ist, die letzten Formen von Religion aus dem Leben zu tilgen – obwohl die allgemeinen Menschenrechte in der freien Religionsausübung einen wichtigen Grundpfeiler der Menschenwürde sahen.
Da haben wir dann auf einmal ein Problem: unser zentraler Begriff – ist zu einer Worthülse ohne Inhalt geworden. Sicher, es gibt ganz viel Literatur dazu – gerade zum Begriff Menschenwürde. Aber auch die humanistische Aktion scheitert an dem Thema und fordert eine neue Definition.
Ich möchte gerne eine Weile im mythischen Sprechen bleiben, um dem Begriff Gehalt zu verleihen. Denken Sie sich bitte einen idealen König. Weise, hübsch, hoch intelligent, gebildet, friedlich, aber auch entschlossen, stark und mutig genug, jedem Unrecht entsprechend zu begegnen, ständig bereit, sein eigenes Leben für sein Volk zu geben, jemand der unermüdlich Tag und Nacht daran arbeitet, den Menschen das Paradies auf Erden zu schenken. Versetzen Sie sich ruhig in die Situation hinein, denken und träumen sie sich an einem vorderen Platz in der Menge vor seinem Thron, wo sie einen Blick auf jenen Menschen erhaschen können, der Ihnen ein Leben in Sicherheit, Freiheit, Wohlstand, Gerechtigkeit und Frieden garantiert und alle Widersprüche, die diese Werte in ich tragen, zum Wohle aller ausbalanciert – was wir selber nie schaffen würden. Sehen Sie die glücklichen Gesichter der Menschen um sich herum, die seit Jahrzehnten ein Leben in Frieden und Freude leben, gesichert durch eine Ordnung, die jedem Menschen so viel Freiheit gibt, wie in einer friedlichen Gemeinschaft möglich ist, schauen Sie sich dann den König an, der in der Akzeptanz, Anerkennung und Wertschätzung seiner Mitmenschen steht: dann haben Sie eine Ahnung davon, wie Würde funktioniert und was Würde ausmacht.
Nach den Schrecken der Kriege des 20. Jahrhunderts hatte die Gemeinschaft der Überlebenden beschlossen, diese „Würde“ per Beschluss allen Menschen – jedem Einzelnen auf Erden – zukommen zu lassen.
Der König aus dem mythischen Bild: der sind SIE.
Alles, was er an Selbstverständlichkeiten von seiner Umwelt erwartet, um seine Arbeit tun zu können – Nahrung, Kleidung, einen Schlafort, freundlichste, respektvollste Ansprache von seinen Mitmenschen sowie größten Respekt vor der Art und Weise, wie er seine persönlichen und gemeinschaftlichen Angelegenheiten regelt: DAS ist ein Leben in Würde, wie es auch einer Demokratie entspricht, in der eben nicht ein König allein der Souverän ist – sondern alle.
Ja – das hat auch etwas Kommunistisches, das hat auch etwas Urchristliches und vor allem hat es etwas sehr Vernünftiges. Das war auch beabsichtigt. Die Schrecken des Zweiten Weltkrieges standen den Menschen dicht vor den Augen – sie waren keine Theorie (noch Verschwörungstheorie), sondern brutale, entsetzliche Realität, die nie dagewesenes Leid über die Menschheit gebracht hatten. Man hatte gelernt, das Bildung, Aufklärung, geordnetes Staatswesen, Abschaffung des Feudalismus und soziales Denken nicht allein ausreichen, um den Horror abzuwenden, es bedurfte einer weiteren, entscheidenden, ewigen und nicht mehr hinterfragbaren Wertesetzung, um auch dem letzten Lumpen klar zu machen: jeder Mensch ist ein (heiliger) König seines eigenen Lebens und von allen anderen so zu behandeln – vor allem von jenen, die in seinem Auftrag seine Macht verwalten.
Darauf hatte man sich nämlich geeinigt: den Versuch der USA, diesen Zustand dadurch herzustellen, dass man allen Bürgern das Tragen von Waffen erlaubt (ein ursprüngliches, wichtiges und elementares Grundrecht für den Adel und den König), wollte man hier nicht. Wo kämen wir auch hin, wenn ich den mangelnden Respekt meines Nachbarn mit dem Revolver einfordere – auch wenn das öffentliche Tragen einer Waffe schon ganz natürlich Respekt hervorruft und einen vor manch´ auserlesener Unfreundlichkeit schützen kann. Dafür aber übernahm der Staat die Pflicht, die Würde eines jeden zu schützen – auch vor Beleidigungen, Schmähungen und Rufmord. So wurde das Duell, dass die Ehre wieder herstellen sollte, überflüssig.
Jetzt schaut sicher jeder verdutzt drein: ich ein König?
Ja – mit allen Rechten – und Pflichten.
König sein heißt auch: Verantwortung zu übernehmen, auch für sein eigenes Leben. Es heist auch: dem Königtum Respekt zu erweisen – auch wenn man gerade lieber etwas anderes tun würde.
Niemand zum Beispiel würde auf die Idee kommen, den König anzupinkeln. Niemand würde auf die Idee kommen, den König für einen Euro die Stunde an sich wert- und gehaltvolle Arbeit leisten zu lassen. Niemand würde ihm zumuten wollen, sein Leben in Angst, Unsicherheit oder unter Druck zu verbringen. Niemand würde ihm vorwerfen, dass er sich doch endlich mal ordentliche Arbeit besorgen sollte, weil man ihn ansonsten auf der Straße verhungern lassen würde. Sein Sein an sich ist königlich – und damit Existenzberechtigung genug. Niemand würde ihn belügen, betrügen oder berauben wollen, um mit seinem Geld einen kaputten Flughafen zu bauen.
Wir sehen: wir kommen hier bei der bloßen Reflexion eines Begriffes direkt in unseren politischen und gesellschaftlichen Alltag, wo wir als Bürger Entwürdigung noch und noch erdulden müssen – sei es nun PKW-Maut, Energiesteuer, Glühbirnenverbot, legalisierte Prostitution oder Schulunterricht. Ja, auch wenn es stört: Würde und Prostitution passen nicht zueinander, selbst dann, wenn beide – der Urinator und die Urinierte – damit einverstanden sind, zerstören sie beide zusammen die Würde des Menschen, die zu schützen so wichtig ist. Ebenso Hartz IV: die Ideen mögen finanziell und wirtschaftliche sinnvoll erscheinen, haben nur überhaupt keinen Platz in einer Demokratie, wo das Volk der König ist und eine entsprechend würdevolle Behandlung erwarten darf.
Dem Souverän indirekt mit Todesstrafe zu drohen (Sanktionen bei Arbeitslosigkeit), ist nichts weiter als Hochverrat, der selbst mit der Todesstrafe geahndet werden müßte … hätte nicht der Täter die gleiche Würde wie wir.
Den ganzen Tag im fleckigen Unterhemd biersaufend auf dem Sofa herum zu liegen und Privatfunk zu glotzen, entspricht allerdings auch nicht der königlichen Würde, die wir uns selbst auferlegt haben – selbst dann nicht, wenn man im Lotto gewonnen oder einfach alles nur geerbt hat. Auch nicht, wenn man mit einer cleveren Geschäftsidee Omas um die Rente geprellt hat oder ein System entwarf, das einem – mit Hilfe der Banken – Milliarden in die eigene Tasche gespült hat.
Was man nämlich immer vergisst: alles Geld gehört dem König, er streut es unters Volk, damit dies den Ausstausch seiner Waren bequem regeln kann. Wo Wucherer und Geschäftemacher die Tauschmittel in zu großem Maße in ihre Geldspeicher schaufeln, muss der König eingreifen, um das Geld dem Volk zurückzugeben: das Volk wird schlichtweg arbeitslos, wenn es nicht genug Tauschmittel hat, um seine Waren und Dienstleistungen vermarkten zu können.
Ja – das Geld gehört NUR uns Bürgern in unserer Gesamtheit, WIR ALLE bürgen für seinen Wert – darum sollte bei allem Geschacher in erster Linie genug für UNS davon da sein, sonst bedroht dies unser Königtum.
Wir sehen: auch im Jahr 2013 kann man – ohne groß wichtige Quellen zu zitieren – den Begriff der Würde noch wirkungsvoll ableiten.
Das wir vom Jobcenter nicht mit“ „Guten Morgen, Eure Majestät“ angesprochen werden, hat dann auch seine Gründe darin, dass dieser Begriff der Würde gezielt auf breiter Front angegangen wird – unter anderem, dadurch, dass der Staat selbst erlaubt, dass reiche Bürger arme Frauen gegen Geld anpinkeln dürfen. Das darf uns mit Blick auf die Würde des Menschen – die alle Beteiligten zu waren haben – nicht durchgehen. Ebenso wenig dürfen wir hinnehmen, das Mitarbeiter des Staates den König nötigen, drangsalieren oder bestrafen, auch dann nicht, wenn die Wirtschaft für ihn gerade keine Beschäftigung hat, die 10 Prozent Eigenkapitalrendite bringt.
Wir können von dieser Definition noch sehr viele Gesetze für den Alltag ableiten, die dazu führen würden, dass RTL und BILD-Zeitung ihren Betrieb einstellen könnten, Schulen müßten schließen, Behörden sich komplett neu organisieren müssen und Parteien … aufgelöst werden müßten. Ja – „die Partei“ als solches – ein seelenloses, herzloses, vielgesichtiges Monstrum – wird schnell zum Feind des Königs im Kampf um die Macht im Staate, schnell sind da Exekutive, Legislative und Judikative in der Hand von ein- bis zwei Interessengemeinschaften, die sich nach Herzenslust am Staate und seinen Geldern bedienen … und den König zum Abschaum erklären.
Man fragte mich mal, warum ich mich so an dem Vortrag des Eliteatheisten Schmidt-Salomon festgebissen habe und gleichsam die Naturwissenschaften an den Pranger stelle – als willfährige Handlanger der Geldbarone. Die Antwort ist einfach, es ist dieselbe, die auch beim Thema Prostitution, Hartz IV oder Schule (Artikel dazu folgt noch) zu geben ist: wer den Menschen als Illusion eines blumenkohlförmigen Organs darstellt, stellt die Legitimation seiner Köngisherrschaft in Frage – mit Folgen, die die Väter des Grundgesetzes noch deutlich vor Augen hatten.
Nun ja – nach dem nächsten Krieg werden wir uns halt nochmal zusammen setzen müssen und über „Würde“ diskutieren müssen – auch darüber, dass wir den Kapitalismus zur Not mit Waffengewalt aus dem Land jagen müssen, wenn er in seinem Renditewahn anfängt, die Würde des Menschen mit Füßen zu treten. Könige – das lehrt die Geschichte – dürfen nämlich Gewalt anwenden, wenn es wichtig ist, um Not zu verhindern.
Sklaven – die dürfen das nicht. Aber die kann man umsonst arbeiten lassen, jederzeit beleidigen, anschreien, maßregeln, auch anpinkeln, vergiften, foltern, quälen, zur Pünklichkeit zwingen, in der Massentierhaltung entlehnten Unterkünften unterbringen und mit Industrieabfällen jeder Art und Form abspeisen, die dürfen auch im Big-Brother-Container, im Dschungelcamp oder anderen Güllegruben der modernen Medien zur Belustigung des Volkes der Lächerlichkeit preisgeben werden, ohne das die königliche Garde die Attentäter auf der Stelle erschlägt.
Darf ich mir abschließend eine Frage erlauben?
Trauen Sie sich noch, als König – wie es Ihnen gemäß unserer Verfassung zusteht – durch Ihr Leben zu gehen? Trauen Sie sich, auch nur einen einzigen Tag als würdevoller Mensch durchs Leben zu gehen, erhobenen Hauptes wahrzunehmen, welche Entwürdigungen ihnen vor allem „die Wirtschaft“ (also hier: der Kapitalismus; Kommunismus hat auch Wirtschaft, ebenso wie die Ureinwohner des Amazonas … die ganz ohne Kapital leben) auflädt – als Angestellter, Kunde, Konsument?
Was sie dort dann sehen werden, ist die Wertschätzung, die man ihnen entgegenbringt.
Sie sind Abfall, „Kostenfaktor auf zwei Beinen“, der sich abstrampeln muss, um noch genug Rendite für die hohen Herren, die Königsmörder zu erwirtschaften, wohlwissend, dass dies niemals bis in alle Ewigkeiten funktionieren wird, weil wir alt und krank werden … und dann schrecklich nutzlos sind.
Das ist auch der Grund, warum ich hier an diesem Orte so oft NS-Vergleiche ziehe: sie ergeben sich automatisch, wenn die Würde des Menschen nicht mehr oberster Maßstab wirtschaftlichen Handelns ist und durch „Rendite“ ersetzt wurde: im Nationalsozialismus hat der Kapitalismus getestet, wir effektiv man unnütze Menschen ausfiltern und entsorgen kann – und wer dabei alles mitmachen würde. Danach hat der Kapitalismus durch Globalisierung die Weltherrschaft errreicht – als Partei, als Interessengemeinschaft.
Verteidigen wir die Würde des Menschen nicht mit aller Kraft an allen Fronten, wird unsere Vergangenheit unsere Zukunft sein – das wußten auch die Väter des Grundgesetzes.
Nur: der König selbst sollte schon etwas dazu tun, seine Würde zu wahren damit er respektabel bleibt. Stinkbesoffen auf Schalke ausländerfeindliche Parolen zu brüllen, trägt dann nur dazu bei, dass sich die Partei der Kapitalisten beim Königsmord auch noch im Recht fühlt.
Natürlich hat jeder Mensch die Freiheit, diese hier erfolgte Wertediskussion abzulehnen. Allen Beteiligten aber sollte klar sein: wir werden dann Geschichte wiederholen müssen. Artikel 1 des Grundgesetzes ist kein Spaß oder eine sinnfrei eingebaute Floskel, die schön aussehen soll, sondern eine überlebensnotwendige Bedinungung, die damals sogar die CDU vertrat – und völlig verstand, siehe Wikipedia:
„Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. Nach dem furchtbaren politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch als Folge einer verbrecherischen Machtpolitik kann nur eine Neuordnung von Grund aus erfolgen.
Inhalt und Ziel dieser sozialen und wirtschaftlichen Neuordnung kann nicht mehr das kapitalistische Gewinn- und Machtstreben, sondern nur das Wohlergehen unseres Volkes sein. Durch eine gemeinschaftliche Ordnung soll das deutsche Volk eine Wirtschafts- und Sozialverfassung erhalten, die dem Recht und der Würde des Menschen entspricht, dem geistigen und materiellen Aufbau unseres Volkes dient und den inneren und äußeren Frieden sichert.“
Wie gut, dass die jetzt an der Regierung sind, oder?
Schade nur, dass die Königsmörder die Macht übernommen haben und die Souveräne sich täglich freiwillig in die Sklaverei begeben. Das wird man dann bei der nächsten Verfassung berücksichtigen müssen: dass Massenmedien Massen so verblöden können – durch „Spaß“ – , dass die anfangen, sich selbst zu versklaven und ihr eigenes Königstum zerstören.
Es gibt halt auch Räuber und Kriminelle unter den Menschen, die ihre Königswürde missbrauchen. Das Problem, die aufzuhalten, ohne ihre Würde anzutasten, lösen wir dann im nächsten Schritt, nach den nächsten überdimensionierten Gräueltaten.
Dienstag, 12.11.2013, Eifel.
Liebe Bundesregierung.
Heute ist wieder einmal ein Morgen, an dem ich mich nur mit sehr heftigen Schmerzen bewegen kann. Der Grund ist einfach zu benennen: Rücken. Genauer gesagt, fehlen Bandscheiben im Lendenwirbelbereich. Wie alle anderen Leistungsträger auch habe ich alles gegeben, 1 000 000 Kilometer Autobahn (und viele Flugkilometer nebenbei – aber die waren nicht so schädlich, jedenfalls nicht für mich) habe ich in fünfzehn Berufsjahren hinter mich gebracht. Mir hat das nicht gefallen, obwohl ich gerne gereist bin: mir war jederzeit bewusst, dass ich der Umwelt keinen Gefallen damit tue. Aber: Arbeit muss ja sein.
Mit dieser Aussage renne ich bei Ihnen wahrscheinlich offene Türen ein, immerhin haben Sie die gesamte, mühsam gestaltete Sozialgesetzgebung so gestaltet, dass Arbeitslose mit Enteignung, Einschränkung der Bürgerrechte und öffentlicher Schmähung durch Staats- und Wirtschaftsfunk für ihren Frevel bestraft werden. Ich habe innerhalb von zehn Jahren mein Gehalt vervierfacht, mehrere Karrierestufen hinter mich gebracht, hatte ein sechsstelliges Gehalt in DM – und Euro und vor allem: Arbeitszeiten bis zu 120 Stunden die Woche. Manche Kollegen haben diese Belastung nicht überlebt. Es gab Tage, da habe ich mit einem einzigen Anruf eine Million Euro Umsatz gemacht: wenn ich mich Recht entsinne, definieren sie so den Leistunsträger, weshalb ich mich einfach mal als ein solcher vorstellen möchte, weil ich ja weiß, dass wir der Regierung liebstes Kind sind.
Momentan kann ich mich wieder nur mit Trippelschritten bewegen, alles andere führt zu Schmerzen gegen die Zahnweh ein Witz ist. In guten Zeiten kann ich nicht lange gehen, sitzen oder stehen, oft muss ich mich hinlegen, um meine Rückengymnastik zu machen und die eingeklemten Nerven wieder aus dem Würgegriff der Knochen zu befreien. Die Wohnung kann ich heute nicht verlassen – sind halt gerade keine guten Zeiten – werde den Tag wieder liegend verbringen müssen.
Nun – ich will nicht groß klagen. Mir geht es viel besser als meinen Leidensgenossen. Einen kenne ich persönlich, er ist 39 Jahre alt und völlig verzweifelt, ist ans Jobcenter angebunden, schreibt viele Bewerbungen und ist im Prinzip genauso unvermittelbar wie ich. Der Unterschied zwischen ihm und mir? Ich erhalte als letzter Jahrgang eine kleine Berufsunfähigkeitsrente, die Sie für die Jahrgänge nach mir einfach abgeschafft haben. Ich kann mich gut hineinfühlen in die Lebenssituation meines Kollegen, der sich wie ein kerngesunder Mensch bewerben und bewähren muss, obwohl er seine Aufmerksamkeit hauptsächlich auf die Ausführung der eigenen Körperbewegungen richten sollte: ist man hier auch nur einen Moment unachtsam, befördert man Lasten von mehr als 2 Kilogramm Gewicht, so kann es sein, dass man schnell am Boden liegt, weil einem die Beine weggebrochen sind. Ein schwerer Wintermantel stellt da schon ein Risiko dar.
Wie sie sehen, bin ich Ihnen sehr dankbar für die kleine Leibrente, da ich ein zurückgezogenes, vergeistigtes Leben immer sehr geschätzt habe, komme ich auch mit der Ausgliederung aus der Konsumgesellschaft gut zu recht und bin auch dankbar dafür, dass ich mein Wahlrecht noch behalten durfte.
Und doch habe ich ein Problem.
Ich habe Kinder. Sechs davon kennen ihren Papa nur als Arbeitstier, aber sie haben auch erlebt, was man sich alles leisten kann, wenn man arbeiten geht. Das ist ja auch richtig: es war Wunsch der Bundesregierung, dass alle sehen können, dass Leistung sich wieder lohnt.
Doch nun, liebe Bundesregierung, habe ich ein Problem. Obwohl ich – neben vielen anderen Abschlüssen – auch ein pädagogisches Studium sehr erfolgreich beendet habe, komme ich nicht umhin, zuzugeben, dass meine Kinder mein Leben als Botschaft begreifen:
„Geht man arbeiten, wird man krank. Wird man krank, wird man arm und fortgejagt. Also geht man besser nicht arbeiten, damit man wenigstens gesund arm sein kann“.
In der Tat: ich würde viel dafür geben, gesund zu sein, kann also an dieser Stelle die Negierung von Krankheit gut verstehehn. Mein größtes Hobby waren lange Wanderungen durch die einsamen Moore Belgiens, ein Tag im Moor ersetzt leicht eine Woche Urlaub auf den Malediven. Nun darf ich nur noch in Begleitung wandern – oder mit Handy. Da es im Moor keinen Empfang gibt (diese Belgier! Noch nicht mal das kriegen sie hin!), ist diese Option für mich nicht lebbar. Aber was soll es: da jeder Schritt gewöhnlich von unterschiedlich starken, stechenden Schmerzen im Lendenwirbelbereich begleitet wird, ist das Wandern eh´ keine Freude mehr.
Nun – wie gesagt: ich will nicht klagen. So ein zerbröselter Zustand ist gut und nützlich, um sich mit seiner Sterblichkeit endgültig zu versöhnen: der Zeitpunkt, der ein absolutes Ende der Schmerzen und des elenden Leides bedeutet, rückt jeden Tag einen Tag näher heran, ohne dass man etwas dafür tun muss – das erfreut einen jeden Tag ein klein wenig mehr.
Was aber mache ich jetzt mit meinen Kindern? Immerhin weiß ich, dass Eltern in erster Linie durch ihr Vorbild erziehen, weniger durch Worte. Welche Worte soll ich denn auch noch wählen, um hier motivieren zu können? Auch wenn es jetzt übel klingt: meine Leistung hat dazu geführt, dass meine Kinder Leistungsverweigerer werden – und obwohl ich Sonderschulungen für Motivation und Führung erhalten habe, fehlt mir da völlig der Ansatzpunkt. Besser wäre es gewesen, ich wäre mein Lebtag lang arbeitsloser Alkoholiker gewesen – so wäre ich wenigstens ein schlechtes Beispiel, dass den Kindern im eigenen Leben einiges hätte ersparen können. So jedoch bliebe mir nur die Drohung mit Hunger, Obdachlosigkeit und zukünftigem Arbeitslager – doch derartiges Arbeiten entspricht nicht meinen beruflichen Fortbildungen.
Kein Konzern arbeitet mit Strafen als Motivationsinstrument, dort verlegt man sich lieber auf Bonuszahlungen – die es oftmals auch gibt, wenn gar kein Erfolg der Arbeit zu sehen ist: zur Not greift einem ja der Steuerzahler unter die Arme.
Für Bonuszahlungen kann ich trotz bescheidener Lebensführung kein Budget mehr einrichten – wie Sie vielleicht nachvollziehen können.
Es ist auch nicht nur die Armut durch Krankheit, die meine Kinder zu ihrer Einstellung führt – hier kommen sie eher nach ihrem Vater und schätzen den einfachen, rustikalen Lebensstil des Eremiten – es ist das völlig Fehlen der Würdigung der erbrachten Leistung, das Erkennen, dass Einsatz und Leistunsbereitschaft völlig nutzlos sind, weil am Ende nichts übrig bleibt außer Schmerzen und der Versuch der Entwürdigung – ganz unabhängig davon, dass man jahrzehntelang überdurchschnittlich viele Beiträge in alle nur denkbaren Kassen geleistet hat, von denen sehr viele heute noch sehr gut leben. Wo gibt es noch etwas Dankbarkeit für die vielen DM und Euro, die man für den Staat, für die Gemeinschaft erwirtschaftet hat – in meinem Falle sogar echter Reingewinn durch Rückführung der Umsätze ausländischer Konzerne in deutsche Steuerkassen?
Man könnte auf die Idee kommen, dass es besser gewesen wäre, Soldat geworden zu sein um im Ausland völlig fremde Menschen zwecks Rettung der von den Taliban unterdrückten Drogenproduktion zu erschießen – dort bekommt man für eine Verwundung wenigstens einen kleinen Orden, ist ein Held. Wird man krank durch Arbeit, ist man …. böse?
Nun – ich will aber nicht für mich sprechen – mir geht es um die Kinder.
Ich plage mich nun seit acht Jahren mit dem Problem der Motivation herum, stelle jetzt aber – dank eindringlicher Studien auf Facebook – fest, dass ich nicht allein mit dem Problem da stehe … nur geht es anderen noch viel schlechter als mir, der ich durch die kleine Rente sehr priviligiert bin, diese Priviligierung aber nutzen kann, mich öffentlich zu äußern. In diesem kinderarmen Land sind es Millionen von Kindern, die sehen müssen, wie die Lebensarbeitsleistung der Eltern im Falle von Alter und Krankheit mit Füssen getreten wird.
Ich weiß nun, dass Sie als Bundesregierung sehr beschäftigt sind. Beständig müssen mehr Posten für verdiente Mitglieder der Partei geschaffen werden, ständig steigende Bezüge verlangen nach gut überlegten Anlagemöglichkeiten, ebenso warten auf jeden Abgeordenten zehn Lobbyisten, um seinen Tag zu strukturieren und viele Unternehmen fragen einen als Vortragsredner an – was sich ja auch sehr angenehm in den eigenen Vermögenswerten widerspiegelt. Ich möchte aber die Hoffnung nicht aufgeben, dass Sie vielleicht doch ein wenig Aufmerksamkeit auf dieses Problem lenken, da es kein kleines ist.
Auf der Konzernebene kennt man es gut: die „innere Kündigung“ betrifft (je nach Studie) 24 – 90 % aller Mitarbeiter und richtet jährlich einen gesamtwirtschaftlichen Schaden von 250 Milliarden an, dass sind 3 Billionen Euro seit 2001, dem Jahr, in dem Sie die winzige Berufsunfähigkeitsrente für alle gestrichen haben. Auf Konzernebene kann man das Problem auf vielerlei Arten angehen – und tut das auch. Schöne Weltreisen, coole Sachprämien, kleine persönliche Präsente – da ist vieles machbar, was vor großem Schaden schützt – und den Schaden kennt man genau: nicht wenige große Firmen sind durch mangelnde Motivation der Mitarbeiter in den Ruin getrieben worden.
Was aber wird aus dem Problem der „inneren Kündigung“, wenn es die Jugend eines Staates betrifft?
Sicher: Ihre Kinder sind auf einer Privatschule, deren „Ehemalige“ für jeden Absolventen eine Führungsposition in Politik und Wirtschaft frei räumen – doch diesen „Häuptlingen“ werden in Zukunft wohl die „Indianer“ fehlen.
Ich jedenfalls bin noch bemüht, auch meine Kinder zu Leistungsträgern dieses Staates zu machen, trotz meiner üblen Erfahrung mit diesem Status – jedenfalls, wenn man ihn sich durch Arbeit verdienen muss. Jetzt gestehe ich aber: ich bin am Ende meiner Kunst angelangt. Darum wende ich mich nun direkt an Sie, denn immerhin haben Sie sich einer ganz besonderen Verpflichtung unterworfen:
„Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde.
Ich bin fest davon überzeugt, dass die Lösung meines kleinen Problemes vielen anderen Menschen helfen kann und somit geeignet ist, sehr viel Schaden von dem deutschen Volk abzuwenden – sogar Schaden in Billionenhöhe.
Mit besten Grüßen: Ihr Eifelpilosoph, Leistungsträger im Entsorgungszustand