Donnerstag, 16.8.2012. Eifel. Der erste Tag, an dem ich mich gefragt habe, ob es Sinn macht, den Nachrichtenspiegel in bisheriger Form weiterzuführen. Nein, nicht das ich zu der „Vogel-Strauß“-Fraktion gewechselt bin, die der Meinung ist, das sich die aktuelle Krise am Besten dadurch bewältigen läßt, dass man den Kopf in den Sand steckt – wäre ich dieser Meinung, würde ich in die Politik gehen: „Vogel-Strauß“-Verhalten wird dort exzellent bezahlt. Es war ein anderes Erlebnis, das mir diese Gedanken eingab: zum ersten mal war ich auf eine Information gestoßen, die hochbrisant war – aber noch nicht veröffentlicht. Sie lag bei einer Nachrichtenagentur herum und musste bezahlt werden. Dem Philosophen stößt dies sauer auf – seit wann muss man für Wahrheit bezahlen? Und wenn man für Wahrheit bezahlen muss – was ja offensichtlich gerade der Fall ist – wieviel Wahrheit geht an uns vorüber, ohne das wir davon Kenntnis nehmen – einfach aus dem Grund, das niemand dafür bezahlen möchte? Die Allianz der Besserverdiener in den Redaktionen wird doch nicht das Geld ihrer Geldgeber investieren, um Nachrichten zu verbreiten, die dazu geeignet sind, die Gewinne dieser Geldgeber schmälern? Worum es bei dieser Nachricht ging? Nun – um die Zukunft unserer Arbeit, für die gerade jetzt neue Weichen gestellt werden.
Bevor wir jedoch auf die Zukunft zu sprechen kommen, ein kurzer Blick in die Vergangenheit. Was war das eigentlich früher mal: Arbeit? Nun – in einer Gesellschaft ohne Räuber bedeutete Arbeit Investition von Leistung in Steigerung der Lebensqualität sowie Absicherung der Zukunft. Wer (im idealtypischen Zustand) ein Stück Land rodete, bepflanzte und Viehzucht betrieb, konnte seinen Kindern einen beachtlichen Betrieb hinterlassen – allerdings nannte man Betrieb damals noch „Familie“, was in erster Linie eine geschlossene Wirtschaftsgemeinschaft war, die sich zusammen gegen die Widerstände der Welt behaupteten: Winter, Wölfe und Erbschleicher.
Arbeit war immer und überall da, jederzeit konnte man Kraft und Zeit investieren, um Beeren zu sammeln, Saatgut zu filtern oder Tiere zu jagen. Muss ein tolles, beglückendes Leben gewesen sein – jedenfalls wenn man die Leute fragt, die noch im 19. Jahrhundert so leben konnten: die nordamerikanischen Indianer. Gut, die sind jetzt ausgerottet – aber da die USA diesen Krieg gewonnen haben, ist das ein Holocaust, über den nicht geredet wird.
Übernommen haben dieses Paradies die Farmer, die heutzutage komplett von wenigen Konzernen übernommen wurden (siehe hierzu: Food.inc). Wie das geschehen konnte? Banken haben zum Umbau dieser Gesellschaft Billionen Dollar (oder Euro) zur Verfügung gestellt – Billionen, die jetzt als faule Kredite in den Bilanzen auch europäischer Banken schlummern: der Umbau der Gesellschaft von einem Arbeitsparadies in ein Zinsparadies fand halt nicht nur in den USA statt, die Leitnation der westlichen Welt sorgte schon über viele Kanäle dafür, das auch hier Zucht und Ordnung herrschten.
Konkret ist unser idealtypischer Farmer heute mit 500 000 Dollar verschuldet und erwirtschaftet mit seinem Monokulturbetrieb (mit z.B. mehreren hundertausend Hühnern) in totaler Abhängigkeit von einem einzigen Kunden 18 00o Dollar im Jahr. Würde er auch nur die Hälfte seines Verdienstes zurücklegen um die Schulden abzubezahlen, so bräuchte er über ein halbes Jahrhundert, um seine Produktionsstätten abzubezahlen … die müssten dafür aber auch fünfzig Jahre ohne Reparaturen auskommen. So baut heute leider kein Mensch mehr.
Mal abgesehen davon, das wir durch dieses System mit der minderwertigsten Nahrung der Menschheitsgeschichte beglückt werden und Arbeit als Kapitalbildungsfaktor völlig vernichtet wurde, darf man auch nicht vergessen, das das ganze Geld, das dort von Banken verliehen wurde, überhaupt nicht existent war. Nebenbei bemerkt man, auf welch wackeligen Beinen eigentlich die Ernährung unserer Bevölkerung steht, wenn man mal hinter die immer karger gefüllten Regale der Supermärkte schaut: eine gesunde Wirtschaft ist dort nicht zu entdecken.
Wer nun den Film „Food.inc“ mit anderen Augen betrachtet, wird schnell feststellen, das dort auch ungeblümt eine Umwertung der Arbeit zur Sprache kommt: man erfährt im groben Umriss, wie durch Bankenkredite aufgeblasene Großkonzerne die Arbeitsmärkte vernichtet haben. Menschen werden dort kaum besser behandelt als Schweine, ihre Arbeitskraft wird auf immer weniger Handgriffe reduziert. Der Mensch wird zum billigen, jederzeit beliebig ersetzbaren Roboterersatzstoff … und Arbeit als solche völlig wertlos.
Auch das alles finanziert mit Krediten von Banken, die niemals die gigantischen Summen besaßen, die sie verliehen hatten und für die heute der ganze Erdball Zinsen zahlen muss. Ja – wir zahlen Zinsen für Geld, das nie existierte. So schafft man leistungsloses Einkommen aus dem Nichts – kein Wunder, das Bankmanager sich wie Götter fühlen, denn die „Erschaffung aus dem Nichts“ war früher eine Qualität, die man nur den allerhöchsten Schöpfergöttern zutraute.
Nun – das die das Geld nicht hatten, es aber trotzdem für jeden noch so windigen Konzernschachzug gerne als „Zahlungsversprechen“ das nie eingehalten werden konnte zur Verfügung stellten, merken wir gerade auch in Europa: eine Billion Euro fauler Kredite liegen auch hier in den Bilanzen der Banken herum (siehe z.B. Welt), die ständig steigenden Staatsverschuldungen der westlichen Industriestaaten spiegeln diese Megalumperei 1:1 wieder.
Was aber tun die Banken, um ihre Taten zu verschleiern? Einerseits haben sie sich in einem Ausmaß untereinander vernetzt, das keine einzige von Ihnen mehr fallen kann, ohne das das ganze globale Wirtschaftssystem zusammenbricht, siehe Deutsche Wirtschaftsnachrichten:
Eine Studie der ETH Zürich zeigt: Die internationalen Finanzinstitutionen haben die Krise genutzt, um sich noch stärker zu vernetzen. Durch die wechselseitige Abhängigkeit müssten daher auch kleinere Banken von den Notenbanken gerettet werden, weil heute praktisch jede Bank den totalen Crash auslösen könnte. Die Banken betreiben diese Strategie offenbar ganz bewusst, um auf jeden Fall durch einen Bailout abgesichert zu sein.
Das gleicht einem Einbrecher, der sich mit Dynamit behangen hat und droht, sich selbst und alles rundherum in die Luft zu sprengen, wenn jemand die Polizei informiert. Das ist … hochgradig psychopathisch.
Doch damit nicht genug: damit der Bürger nicht merkt, wie groß und umfangreich der Raubzug ist, den kriminelle Besserverdiener gerade inszenieren, wird er selber gejagt und wirtschaftlich vernichtet, in dem man ganz einfach das gezielt wertlos macht, was seine ureigene Stärke ist: seine Arbeitskraft. Das ist ja das zentrale Thema in unserer Krise. Nicht die Vernichtung von Ersparnissen und Kapital steht funktional im Mittelpunkt, sondern die Vernichtung der Arbeitskraft durch völlige Entwertung von „Arbeit“.
Millionen von kerngesunden, leistungswilligen, super ausgebildeten Jugendlichen in Europa können davon ein Lied singen: obwohl sie über ein enormes Arbeitskraftpotential verfügen, haben sie keinerlei Möglichkeit, dies in Kapital umzusetzen … weil für sie keine Zinsen gezahlt werden. Eingebildetes oder trickreich künstlich ausgedachtes Kapital hat da bessere Chancen auf gesetzlich garantierte Supergewinne.
Folgen der Vernichtung des Wertes der Arbeit? Die Einführung von Arbeitspflicht zu Niedrigstlöhnen – in Deutschland „Hartz IV“ genannt. In der Welt finden wir in einem lobendem Artikel zu diesem Werk ein erstaunliches Zitat:
„Die Hartz-Reformen haben zu einer Verhaltensänderung geführt“, sagt Schneider. Die Angst vor dem sozialen Absturz bewirke, dass man auch Jobs annehme, die weniger gut bezahlt oder weniger angenehm seien. „Der Stress-Level ist selbst für diejenigen gestiegen, die objektiv gar nicht durch Arbeitslosigkeit gefährdet sind. Deshalb ist der Zorn in der Bevölkerung über die Reform trotz der Beschäftigungserfolge noch immer groß“, sagt der IZA-Experte. Tatsächlich aber sei die Angst positiv zu sehen, denn sie verhindere, dass immer mehr Menschen in die Falle der Langzeitarbeitslosigkeit tappten.
Natürlich tappen immer mehr Menschen in die Falle der Langzeitarbeitslosigkeit, was die Welt in einem anderen Artikel treffend beschreibt:
Trotz guter Arbeitsmarktlage haben viele Langzeitarbeitslose nach einem Bericht der „Saarbrücker Zeitung“ offenbar immer schlechtere Karten, einen Job zu finden. Der Anteil der Erwerbslosen, die bereits zwei Jahre und länger auf Hartz IV angewiesen sind, sei seit 2009 bundesweit um fünf Prozent auf 61 Prozent gestiegen, berichtet das Blatt unter Berufung auf Daten der Bundesagentur für Arbeit.
Das heißt: Hartz IV hat eigentlich praktisch nichts gebracht – außer Lohnraub in einem nie dagewesenem Umfang und eine Erhöhung des „Stresslevels“ in der Gesellschaft …. etwas, das sonst nur Terroristen schaffen. Gegen den Terror des Bankenclans (der inzwischen weltweit als monolithischer Block auftritt, um sich der politischen Gewalt komplett entziehen zu können) sind wir aber noch machtloser als gegen islamistischen Terror – weil wir einfach nicht direkt darüber informiert werden. Ein unsichtbarer Terrorist ist halt viel gefährlicher als ein sichtbarer – und richtet schneller viel größeren Schaden an.
Praktisch gesehen geht der Terror aber weiter … nicht nur mit der Forderung, in Europa eine Wanderarbeiterkaste analog zu China oder den USA zu errichten.
Es sind die gleichen Agenten wie früher, die – ohne überhaupt noch eine sinnvolle gesellschaftliche Position inne zu haben – als Sprachrohre des Bankenclans und seiner gesellschaftlichen Umbauträume ihren Weg in die Medien schaffen und nun unverblümt die Rente mit 80 fordern (siehe Wolfgang Clement in der Welt). Sowohl die Wanderarbeiteraktion sowie der Rentenvernichtungsvorst0ß sind Vorboten einer neuen von Banken iniitierten Welle der Arbeitsvernichtung, die beim europäischen Dackel der Konzernwirtschaft – Großbritannien – aktuell in seine Praxisphase tritt: laut „Junge Welt“ ist Zwangsarbeit in Großbritannien (sprich: sechs Monate 30-Stunden-Woche ganz ohne Bezahlung) jetzt höchstrichterlich abgesegnet … und dort finde ich auch die Information, für die ich andernorts viel Geld hätte bezahlen müssen:
So vermietet eine Haftanstalt in Wales Insassen für einen Stundenlohn von drei Pfund an die Firma »Becoming Green«, wo die Gefangenen im Call Center arbeiten. Dafür haben die vorher dort Angestellten ihren Job verloren.
Damit ist ein weiterer entscheidender Schritt zur Entwertung menschlicher Arbeitsleistung getan: Konzerne erhalten ihre Arbeiter einfach vom Staat, der auf ein wachsendes Heer von Straftätern zurückgreifen kann. Einfach mal mehr Leistungen gekürzt, so das die jugendlichen Arbeitskräfte ihren Hungertod mit Ladendiebstahl verhindern müssen: schon bekommt man Arbeitskraft zum Nulltarif: das Prinzip der Raubwirtschaft, das durch die Vernichtung und Enteignung der Ureinwohner Amerikas zu unglaublichem Reichtum gekommen ist, frisst nun seine Kinder.
Auch in Deutschland vernichten HartzIV-Flüchtige jene sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze im großen Umfang, die die Grundlage unserer ganzen Sozialversicherungen sind: so gräbt sich der Staat durch seine eigenen Gesetze sein Wasser selbst ab und zeigt so deutlich, wer in diesem Land schon lange nicht mehr das Sagen hat – die Vernunft, der Mensch, der Bürger.
Halten wir den Prozess der Verdrängung der Realwirtschaft durch die Zinswirtschaft nicht auf, ist unsere Zukunft unaufhaltsam vorprogrammiert: da unsere Arbeitsleistung durch gesellschaftliche Verträge als „wertlos“ betrachtet wird, wird auch der Mensch als solcher wertlos … einmal abgesehen von den Papierwerten der allgemeinen Menschenrechte, die jederzeit im Interesse der marktkonformen Demokratie vernachlässigt werden können.
Auf uns wartet eine Welt, in der wir Luxuszinsen für betrügerisch erzeugtes Kapital mit Gratisarbeit erwirtschaften müssen – eine ganz neue Form von Sklaverei.
In den Medien wird aber kaum jemand für diese Informationen bezahlen, weil die „Vierte Macht“ aus jenen Besserverdienern besteht, die durch die Zinsknechtschaft gut verdienen – und die anderen werden das Geld nicht mehr haben, um sich solche Informationen leisten zu können.
So weicht das Zeitalter der Aufklärung dem Zeitalter der Verklärung.
Welch´ eine Blamage für die Gattung Mensch, die eigentlich über ein enormes Arbeitspotential verfügt, das nur gerade durch eine asoziale Raubwirtschaft komplett abgegriffen wird und so zu unglaublichen sozialen Degenerationen führt, die man zu Zeiten der Aufklärung völlig überwunden glaubte.
Als Zwangsarbeit wird Arbeit bezeichnet, zu der ein Mensch unter Androhung einer Strafe, gegen seinen Willen, gezwungen wird – so die Wikipedia. Ich hatte es bereits öfter geschrieben – schon die sogenannten Ein-Euro-Jobs erfüllen meiner Meinung nach zum großen Teil die Bezeichnung Zwangsarbeit. Einem Arbeitslosen, der sich weigert, eine ihm angebotene Ein-Euro-Stelle anzunehmen, droht die Kürzung seiner Hartz IV-Bezüge, im wiederholten Falle sogar auf 0,- Euro. Die Folge: Verlust der Wohnung, Hunger, Tod. Diese Fälle hat es in den letzten Jahren in einem der reichsten Industrieländer, Deutschland, ja, das ist unser Land, mehrfach gegeben. Doch damit nicht genug.
Gerade erst hat sich wiederholt gezeigt, dass Ein-Euro-Jobs reguläre Arbeitsplätze vernichten. Nicht, dass dieser Sachverhalt nun die Folge hätte, dass diese Jobs endlich gestrichen werden, die Hartz IV-Gesetzgebung dementsprechend korrigiert wird. Nein, wir sprechen über einen Zeitgeist, der natürlich auch die aktuelle Regierung erfasst hat – die neoliberale, wirtschaftshörige Leere Lehre.
Nun sollen sie also kommen – die Null-Euro-Jobs. Für Langzeitarbeitslose soll die Bürgerarbeit eingeführt werden. Damit sie nicht mehr schwarz arbeiten und sie doch endlich mal einen Job annehmen, soll eine 3o-Stunden-Woche für die Menschen das Pack zur Regel werden. In dieser Zeit werden sie zu einer Ausbildung oder einer Arbeit verpflichtet. Selbstredend, dass dabei nicht mehr als der Eckregelsatz für die betroffenen Faulenzer herauskommt .Workfare nennt sich das Programm und stammt aus der Feder des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA). Entschuldigung nicht Workfare sonder Bürgerarbeit, das klingt doch gleich viel positiver, Bürgerarbeit!