Wirtschaftsinteressen

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Supergau in Japan, Supergau in Deutschland – Ultragau weltweit 2012?

Jetzt ist es ja passiert: das Undenkbare, das Unmögliche, das, womit niemand hätte rechnen können: der Supergau. Wie wurden wir dereinst belächelt, als wir in den siebziger und achtziger Jahren gegen diesen Unfug demonstriert haben. „Träumer“, „Spinner“, „Romantiker“ hatte man uns genannt … aber wenigstens waren WIR keine IDIOTEN. Allen voran war da die publizisitische Waffen-SS der Konzernwirtschaft, die sich auch heute noch mit Supersprüchen hervortut, siehe Spiegel:

Drei-Punkte-Plan soll Unglücks-AKW retten

Was soll es da bitte schön noch zu retten geben? Eine Formulierung, die darauf hindeutet, das es sich hier um ein kleines Missgeschick handelt, so als sei ein Kind in einen Teich gefallen und man holt es schnell wieder heraus – und dann ist alles wieder gut.

Nicht ist gut.

Ich warte jetzt nur noch auf die Sprüche: „so ein bischen Radioaktivität hat noch keinem geschadet“, an Spottereien über „Gesundheitsromantiker“ oder den Hinweis darauf, das wir alle sowieso sterben müssen: „Aber wenn, dann bitte mit 100000 Kilowatt auf der Rechnung!“

Es geht doch hier auch gar nicht mehr um EIN Akw. Darf ich mal die Neue Züricher Zeitung zitieren? Die hat mitgezählt:
Die japanischen Behörden haben für drei Kernkraftwerke mit Siedewasserreaktoren nordöstlich von Tokio den atomaren Notstand ausgerufen. Beschädigt oder möglicherweise gefährdet sind zwölf Reaktorblöcke: sechs im AKW Fukushima Eins (Daiichi), drei in Fukushima Zwei (Daini) und drei in Onagawa.

Vielleicht gibt es einen Drei-Punkte-Plan, aber ich denke, er enthält vor allem drei altbekannte Argumente zur Rettung der Börse: TARNEN, TÄUSCHEN UND VERTUSCHEN.

Die Wahrheit ist: 2000 Grad heiße Brennstäbe lassen sich mit Wasser nicht kühlen. Die Lage ist völlig außer Kontrolle, die Reaktoren sind quasi sich selbst überlassen – was aber die Börse nicht toleriert hat. Darum ist jetzt Aktionismus angesagt, während eine gigantische humanitäre Katastrophe am Rande abläuft, die aber für die Herren der Wirtschaft nicht interessant ist – nur am Rande erfährt man von der Hoffnung auf ein Riesenkonjunkturprogramm, an dem man sich wieder eine neue goldene Nase verdienen kann.

Die ersten Unkereien der Atomwirtschaft kommen ja auch jetzt schon … womit wir zu dem nächsten GAU kommen – dem in Deutschland, hier mal in der SZ:

Während in Deutschland, 8900 Kilometer entfernt, eine in Anbetracht der vielen Tausend Opfer merkwürdig selbstbezogene Aufgeregtheit um die Atompolitik herrscht, erduldet die drittmächtigste Wirtschaftsnation der Erde ihr Schicksal – und versucht es zu wenden. Japan hat viele Naturkatastrophen erlitten und ist mit seinem Technik-Glauben auch immer wieder an ihnen gewachsen.

Der Technikglauben – der gute, alte Technikglauben – der rettet Japan und die ganze Welt. Wieder stehen auf der einen Seite die schlauen, cleveren Bastler, Tüftler und Schrauber, während auf der anderen Seite ihre verstrahlten Opfer als „Konjunkturprogramm“ herhalten dürfen.  Ohne die Technikgläubigkeit und die Skrupellosigkeit eines unmenschlichen Wirtschaftssystems hätten wir keinen Gau. Jede Dumpfnuss weiss, dass man einen heissen Topf nicht auf eine kaputte Herdplatte stellt, ebensowenig stellt man ein heisses AKW auf eine kaputte Erdplatte – woraus wir lernen, das Techniker und Wirtschaftsbosse noch dümmer als unsere dörflichen Dumpfnüsse sind … oder einfach boshafter.

Manche nicht, und deshalb bekommen wir NACH jeder Katastrophe auch immer solche Berichte zu lesen, Berichte, die zuvor niemand hören wollte, hier in der ftd:

Masashi Goto kennt den Unglücksreaktor, er kennt ihn von innen, kennt all seine Schwachstellen. Viele Jahre hat der Ingenieur, der im weißen Hemd und grauen Anzug dort oben auf dem Podium sitzt, für den Kraftwerksbauer Toshiba gearbeitet. Sein Spezialgebiet waren jene Sicherheitsbehälter, die auch das Herz des Reaktors in Fukushima umschließen, er war damals an ihrem Design beteiligt. Nun kann er nicht mehr an sich halten.
„Ich war damals davon ausgegangen, dass ich an der ultimativen Verteidigungslinie arbeite, am entscheidenden Werkstück, dass die Bevölkerung vor der Strahlung schützt“, sagt Goto. „Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass das nicht so ist, dass diese Behälter einer Katastrophe wie einem Erdbeben nicht standhalten.“

Und was machen wir jetzt hier in Deutschland aus der Katastrophe, von der man uns in den letzten Jahrzehnten so oft gepredigt hat, das sie unmöglich sei?  Wir schalten hier Reaktoren ab, die gestern noch als völlig unbedenklich galten. Nicht das ich denen nachtrauere, aber … Atomkatastrophen sind doch wohl nicht ansteckend, oder? Welchen rationalen Grund gibt es denn, ohne neuerliche Risikobewertung für Deutschland die Dinger von heute auf morgen abzustellen? Welchen ausser … blanker Panik? Und wenn „da oben“ auf einmal blanke Panik herrscht, weil man plötzlich und unerwartet über ein paar Atomkraftwerke im eigenen Land gestolpert ist … VON WELCHER QUALITÄT SIND DENN DANN EIGENTLICH UNSERE REGIERUNGSFUNKTIONÄRE?
Das ist der Supergau für Deutschland. In Japan platzte ein Reaktorkern, darin war Radioaktivität. In Deutschland platzte der Regierungskern, darin war geballte Inkompetenz … oder gähnende Leere, was den gleichen Effekt hat. Natürlich ist auch Wahljahr und man muß auf den Anti-Atom-Zug aufspringen, weil sonst die Grünen gewinnen und dann in Folge dieses Sieges Deutsche Soldaten in Lybien einmarschieren – wer will das schon.
Nun ist Kernenergie in Deutschland aber auch ein hochsubventioniertes Geschäftsfeld – und ein hochprofitables, wie man bei Eurosolar nachlesen kann:
Je älter ein Atomkraftwerk, desto störungsanfälliger, aber auch umso profitabler ist sein Weiterbetrieb. Die Bau- und Kapitalkosten sind gewöhnlich abgeschrieben, während die laufenden Betriebskosten verhältnismäßig gering bleiben. Voraussetzung ist, dass Nachrüstungen unterbleiben und ein Bestandsschutz gewährt wird, wie in Deutschland seit 2001 mit der Vereinbarung von Bundesregierung und Stromkonzernen über die Laufzeiten von
Atomkraftwerken, dem so genannten „Atomkonsens“. Die Erzeugungskosten einer Kilowattstunde Atomstrom können unter diesen Bedingungen auf bis zu 1 ct gesenkt werden und durch Verkauf zum Strombörsenpreis Gewinnmargen von bis zu 500% erzielt werden.

Für 500 % Gewinn gehen wir in Deutschland aber aufs Ganze. Wer alles bereit war, ohne Rücksicht auf die Gesundheit der Bevölkerung ganz tief in dessen Tasche zu greifen ist auch öffentlich, siehe Hintergrund:

Während noch diskutiert wurde, erhöhte RWE-Chef Jürgen Großmann den Druck mit einer bundesweiten Anzeigenkampagne – dem „Energiepolitischen Appell“. Vierzig Manager, unter ihnen die Chefs der vier großen Energiekonzerne, protestieren darin gegen die Brennelementesteuer, sprechen sich für Laufzeitverlängerungen und den Ausbau von Kohle aus. Andernfalls stellen die Unterzeichner eine preisgünstige Energieversorgung infrage. Unterschrieben haben neben dem Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann einige Vertreter stromintensiver Industrien wie Ekkehard Schulz (Thyssen- Krupp), Werner Wenning (Bayer) oder Jürgen Hambrecht (BASF), der Manager der Fußballnationalmannschaft und Sohn eines früheren RWE-Vorstandes, Oliver Bierhoff, sowie Wolfgang Clement, Aufsichtsratsmitglied bei der RWE Power AG.

Da haben wir unter anderem auch führende Köpfe der Agenda 2010, die schon mit diesem Machwerk bewiesen haben, wie man aus Mitbürgern ganz schnell „Parasiten“ machen kann. Kein Wunder, das man auch keine Hemmungen hat, diese Parasiten im Dienste des Wachstums einer erhöhten Strahlendosis auszusetzen … Radioaktivität soll ja auch wachstumsfördernd sein.

Das große finanzielle Engagement der Deutschen Bank als Atomfinanzierer passt gut zu ihrem sonstigen Auftreten: Ihre Vertreter sprechen sich offen für eine „Renaissance der Atomkraft“ aus und passend dazu bietet die Deutsche Bank ihren Privatkunden gezielt radioaktive Investitionen an: Das „S-Box Nuclear Power Index Zertifikat“ bündelt die Erträge von 20 führenden Atomfirmen. An welchen verheerenden Umweltbelastungen und Gesundheitsgefährdungen von Menschen sich der Anleger hierbei beteiligt, verschweigt der Anlageprospekt.

Damit sich das Investment auch lohnt, muß man im Atombereich selbstverständlich die gleichen Maßnahmen ergreifen wie auf allen anderen Geschäftsfeldern auch:

Je länger ein Atommeiler am Netz ist, umso größer wird das Risiko von Unfällen durch Materialermüdung. Um Kosten zu sparen und Gewinne zu steigern, reduzieren die Energieversorger Reparatur- und Wartungsarbeiten. Mängel werden verspätet oder gar nicht erkannt. Wachsende Arbeitsbelastung führt zu verminderter Wachsamkeit während des Betriebes. All dies erhöht das Risiko für schwere Störfälle. „Somit ist klar, dass das Risiko eines nuklearen Unfalls mit jedem Jahr, das ein Atomkraftwerk über zwei Jahrzehnte hinaus in Betrieb ist, signifikant steigt.“

Womit man sagen kann: die Konzernwirtschaft in Deutschland arbeitet Hand in Hand mit den Banken am deutschen nuklearen Supergau, den wir dann nicht mehr so gemütlich auf der Talkshowcouch aussitzen könnten.

Und wenn in Deutschland was passiert … wer bezahlt dann eigentlich die Schäden?

Nun, die Gemeinschaft der Banken- Euroretter wird wieder mal einspringen, jene schwerreichen Menschen, die den Ackermann Tag für Tag neidisch werden lassen: der Ottonormalbürger. Atomgewinne werden privatisiert, die Risiken jedoch – wie im Bankwesen – sozialisiert. So macht man Riesenprofite von 500 % und kann den Privatflieger auf die Bahamas jederzeit abheben lassen, wenn mal was schiefgeht. Wir jedoch … dürfen dann zahlen, siehe Tagesspiegel

Atomkraftwerke sind bisweilen kaum versicherbar. Im Falle eines bewaffneten Konflikts oder einer schweren Naturkatastrophe kommen die Versicherer nicht für Schäden auf, bei Terroranschlägen hingegen schon.

Trotz der Atomunfälle in Japan wollen die Versicherer ihre Sicherheitsanforderungen an die deutschen Kernkraftwerke nicht verschärfen. „Die deutschen Auflagen sind sehr streng“, sagte Dirk Harbrocker, Geschäftsführer der Deutschen Kernreaktor-Versicherungsgemeinschaft (DKVG), dem Tagesspiegel. Zudem gebe es in Deutschland keine schweren Erdbeben. „Ein Störfall wie in Japan kann sich in Deutschland nicht ereignen“, betonte Harbrocker.

Asozialer geht´s kaum noch, die Japaner merken das laut Hintergrund gerade selbst:

Den größten Teil des Schadens dürfte dem Bericht zufolge auf die Betroffenen und die japanische Regierung entfallen. Die Folgen von Atomunfällen gelten in der Branche als nicht versicherbar. Die Schäden sind kaum zu kalkulieren, die Prämien für eine solche Versicherung würden unermessliche Höhen erreichen.

Der nukleare Supergau in Deutschland ist also vorprogrammiert, nur der Veröffentlichungstermin steht noch nicht fest. Die Kraftwerke in Deutschland sind so „unzerstörbar und sicher“ wie die in Japan … einfach mal die Sprüche der Betreiberfirma VOR der Katastrophe abrufen. Da gibt es wahrscheinlich auch Broschüren mit Argumentationshilfen vom Weltverband der Atomeierleger.

Neben dem aktuellen nuklearen Supergau in Japan, dem baldigen nuklearen Supergau in Deutschland droht uns aber möglicherweise nächstes Jahr der Ultragau, der selbstverständlich genauso unmöglich ist wie der jetzige Supergau in Japan (warum man aber dann UNMÖGLICHE Riskien nicht trotzdem einfach mal versichert, verstehe ich dann nicht ganz. UNMÖGLICHE Risiken sollten doch in den Prämien sehr günstig liegen, sie treten doch einfach NIE ein. Offensichtlich ist der Supergau nicht mehr UNMÖGLICH, wenn es ums Geld geht).

Zum ULTRAGAU 2012 muß ich weiter ausholen. Das Datum 2012 ist natürlich „gefährlich“, weil … es esoterisch verseucht ist. Weltuntergänge werden erwartet. Ganz unesoterisch kommt die NASA daher, siehe shortnews vom Oktober letzten Jahres:

Die NASA warnte kürzlich in einer Studie vor einem gefährlichen Sonnensturm auf der Sonnenoberfläche, der die Erde treffen könnte. Nach neuesten Erkenntnissen wird er aber vermutlich so gewaltig sein, dass er eine Zerstörung der Stromnetze auf der gesamten Erde auslösen kann.

Die NASA erklärte, dass bereits in den Jahren 1859 und 1921 geomagnetische Stürme Telegrafenleitungen völlig außer Kraft setzten. Ein Sonnensturm mit größerem Kraftfeld könnte heute noch weitaus schlimmere Folgen haben. Menschen wären ohne Transportmöglichkeiten, Kommunikation und Strom.

Das wiederum hätte schwerwiegende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, denn dieser Zustand würde uns als Geiseln in einem elektrischen Kollaps festhalten. Der gegenwärtige Sonnenzyklus wird als einer der intensivsten bezeichnet, der je in den letzten 400 Jahren registriert wurde.

Wenn denn dann … alle Menschen keinen Strom mehr haben, ja sogar gar kein Strom mehr fließen kann, weil einfach die Leitungen kaputt sind … verwandeln sich dann nicht weltweit alle Nuklearrektoren in großer Verbrüderung in kleine Dreckschleudern, weil ALLE SICHERHEITSSYSTEME AUSFALLEN – wie jetzt in Japan?

Ich weiß, das kann nicht passieren. Der Drei-Punkte-Plan zur Rettung des Reaktors (tarnen, täuschen und vertuschen) wird verhindern, das wir überhaupt etwas darüber erfahren.

Und angesichts des moralischen und ethischen Supergaus, den wir momentan neben dem nuklearen Supergau hinsichtlich von Verantwortung und Kompetenz in Politik, Wissenschaft und Wirtschaft erleben, können wir zumindest sicher sein, das wir erst drei Jahre später über das Ende der Welt informiert werden – wenn überhaupt. Und möglicherweise spielen die Verantwortlichen gerade deshalb so enorm auf Zeit, legen ihre atombombensicheren Saatguttresore an und … kriegen dann doch Panik, wenn es jetzt schon losgeht.

Wahrscheinlich sind sie aber einfach nur dumm und gierig, denn laut Manager-Magazin planen sie ja in den USA schon ganz viele neue Reaktoren:

Der Bau neuer Kernkraftwerke ist eines der wenigen großen Vorhaben, auf die sich Demokraten und Republikaner derzeit in Washington ohne viel Gefeilsche verständigen können. Barack Obama hat in die Budgetvorlage für den Haushalt 2012 rund 36 Milliarden Dollar Kreditgarantien für den Bau neuer Atomkraftwerke eingeplant, mit Unterstützung der Republikanischen Opposition. Nach dem Unfall im Kraftwerk von Three Mile Island in Pennsylvania 1979 wurden 30 Jahre lang keine neuen Genehmigungen für den Bau solcher Kraftwerke erteilt.

Doch bis 2020 sollen vier neue Reaktoren in Georgia, Tennessee und South Carolina ans Netz gehen.

Wir kriegen schon noch unseren Weltuntergang (oder unser „Parasitenausrottungsprogramm“). Die „Heilige Allianz der Unfehlbaren“ aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik wird schon dafür sorgen – aber kurz bevor sie merken was läuft, kriegen sie dann doch wieder Panik.

Und schon weiß man, warum in Deutschland gestern noch „hochsichere“ Kernkraftwerke in Massen abgeschaltet werden.

Die waren nie sicher, die sind nicht sicher und die werden niemals sicher sein.

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

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