Albrecht Müller
Vor 50 Jahren, am 7.12.1970 besuchte der damalige Bundeskanzler Willy Brandt anlässlich der Unterzeichnung des sogenannten Warschauer Vertrags die Gedenkstätte für die Opfer des Warschauer Gettos. Spontan kniete er bei der Kranzniederlegung nieder. Näheres dazu siehe hier. Was damals geschah, scheint nicht in unsere Zeit zu passen – genauso wenig wie die richtige Passage in Brandts Regierungserklärung von Oktober 1969: „Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein – nach innen und nach außen“. Heute werden wir darauf getrimmt, sowohl im Innern – Junge, du musst dich durchsetzen! Schlag zurück – als auch nach außen, Gewalt anzuwenden und Gewalt anzudrohen, statt niederzuknien oder auch nur den Anspruch zu erheben und den Willen zu bekunden, sich mit anderen Völkern verständigen zu wollen. Völkerverständigung, Frieden, aufeinander Zugehen. Das ist nicht in. – Nutzen Sie bitte das Ereignis des Kniefalls von Warschau, um Ihren Kindern und Enkeln nahezubringen, dass wir zurzeit auf dem falschen Weg sind und dass es produktivere, friedlichere Wege des Umgangs miteinander gibt.
Freitag, 8.9.2017. Eifel. Ja – jetzt werden Sie wieder gescholten: die Nichtwähler. Sie sind persönlich verantwortlich für den Untergang Deutschlands, ja für den Untergang der Welt. Nur wegen Ihnen haben wir so viele unglückliche ausgebrannte Menschen, nur wegen ihnen dreht das Klima durch, nur wegen Ihnen ist es fraglich, ob die Menschheit das sechste große Artensterben überhaupt überleben wird (siehe nationalgeographic), Sie tragen die Schuld an den hohen Staatsschulden, dem drohenden (und folgenden) Abbau von 18 Millionen Arbeitsplätzen durch fortlaufende Automatisierung, dem grassierenden Artensterben in Deutschland, dem widerwärtigen Niedriglohnsektor, der Aufrüstung der Bundeswehr, der Autobahnmaut, der wahnwitzigen Privatisierungsorgie des Bürgervermögens durch gewählte Politiker und der horrenden Verschwendung der Steuergelder, Sie tragen die Schuld an der Einführung des autokratischen Fraktionszwangs im Deutschen Bundestag, an der erschreckenden Tatsache, dass nur noch Reiche im Bundestag sitzen (und wer versehentlich zu wenig geerbt hat, wird eben durch Diäten, Beraterhonorare und Spenden hochgepäppelt), daran, dass die Elbphilharmonie direkt nach der Ferstigstellung gleich erstmal wegen Schimmelbildung saniert werden muss (siehe FAZ). Waldsterben, Ozonloch, Klimakatastrophe: alles Schuld des Nichtwählers, Preisexplosionen bei Butter (siehe Spiegel), Einführung von alles verpestenden Verbrennungsmotoren, Überflutung des Himmels mit Abgasen durch Vielflieger oder der historische Umschwung der Ängste der Deutschen … aktuell Terror, Extremismus, ungeplante Einwanderung (siehe Welt): auch. Das jeder zweite nur einen unbefristeten Job bekommt – was vor allem die 30-39 jährigen betrifft (siehe Spiegel), dass die KFZ-Steuer bewusst zweckentfremdet wird (auch für größenwahnsinnige Rüstungsprojekte) (siehe Autohaus Waigl) während bei uns Straßen, Brücken, Schulen und Krankenhäuser verfallen: ohne den Nichtwähler undenkbar. Womöglich wird ihm bald auch noch angelastet. dass der neue EU-Superheld Macron locker 20000 Euro für Make-up ausgibt (siehe Spiegel wahrlich ein Mann des Volkes, direkt geliefert von führenden Investmentbanken) oder schon mal hintenrum anfängt, die „Zeit der Volkssouveränität“ für beendet zu erklären (siehe Voltaire.net).
Ja – alles wäre so schön, gäbe es den Nichtwähler nicht.
Können Sie sich eigentlich noch daran erinnern, wie es 1972 war? Da hatten die Nichtwähler noch 8,9 Prozent (anstelle der 28,5 Prozent 2013, siehe Statista). Haben Sie sich mal gefragt, warum sich das so schrecklich anders entwickelt hat? Oder … was damals anders war? Nun – wir hatten die ´68er, wir hatten eine breite politische Diskussion in den Familien, in den Betrieben, auf der Straße – und es gab einen Bundeskanzler, der glaubhaft darstellte, dass er „mehr Demokratie wagen wollte“ – also die Rückkehr zur Volkssouveränität. Dann kam Helmut Kohl … und es war vorbei. Wenn man es mal ganz kurz fassen möchte. Ich kann es auch anders formulieren: damals gab es Aufbruchstimmung, seit 1990 nur noch Abbruchstimmung. Was war denn da geschehen? Nun – es gab mehrere Ereignisse, die alle eins zeigten: die politische Welt hatte sich von den Bürgern abgekoppelt, war inzwischen verfilzt genug, um jede Abweichung vom CDU-Mainstream wieder ausgleichen zu können und eigene Projekte widerstandslos durchzupauken, vor allem hatte es Dauerkanzler Kohl geschafft, dem Bürger völlig klar zu machen, dass die Demokratie vorbei war: Spendenaffäre (wobei aktuell gar nicht klar ist, ob es „schwarze Kassen“ der CDU waren anstelle von anonymen Spendern – siehe Handelsblatt), die Leunaaffäre oder die Bundeslöschtage machten klar, dass unmoralische Mächte und Gewalten die Republik erobert hatten, verflochten und verfilzt in unzählige Netzwerke und Seilschaften, die alle nur eins im Sinn hatten: die persönliche Bereicherung auf Kosten des Wählers und Steuerzahlers.
Und dann kam der ganz große Coup: die rotgrüne Regierung unter Schröder/Fischer (inzwischen beide recht reich) ging offen gegen elementare moralische Grundsätze der Bundesrepublik Deutschland vor: es kam zu den ersten Kampfeinsätzen der Bundeswehr im Ausland (bezeichnenderweise in einem der Länder, in dem sich schon die Bomber der Wehrmacht ausgetobt hatten), gleichzeitig ging man – in ähnlichem, altem Geist – gegen die eigene Bevölkerung vor: der Arbeitslose selbst wurde persönlich verantwortlich und haftbar gemacht für alle Globalisierungsfolgen, die die Manager der Großkonzerne eingefädelt hatten. Schaffte er es nicht aus eigener Kraft, sich Alternativen zur Abwanderung seines Arbeitsplatzes nach China, Indien oder Amerika zu suchen, wurde er … verstoßen, geächtet, enteignet. Eine hemmungslos verrohte Presse wiegelte die Bevölkerung auf, Arbeistlose zu verfolgen und sozial auszuschließen, gleichzeitig wurden die Finanzheuschrecken auf die Bundesrepublik losgelassen und durften völlig ungestört herumwüten … was uns ein bislang beispielloses Bankenrettungsprogramm bescherte, dessen Ende noch nicht abzusehen ist, da die „Märkte“ wieder zocken ohne Ende. Der Arbeitslose jedoch … wird erstmal komplett enteignet, wenn in seinem Leben etwas schief gegangen ist – während die gescheiterten Finanzjongleure ihre Millionen behalten dürfen und sich vor lauter Sportwagen in der villeneigenen Tiefgarage gar nicht mehr retten können.
Das ist die strategische Großwetterlage eines gebildeten Nichtwählers, der sich sagt: warum soll ich noch Zeit und Geld aufwenden, das „System“ (näheres zu dem gleichnamigen Werk von Hans Herbert von Arnim siehe Perlentaucher) auch noch mit einer pseudodemokratischen Scheinlegitimation auszustatten? So ein Gang zur Urne ist doch eine Farce – und entwürdigend. Und die Würde ist in diesem Land noch unantastbar.
Selbst aber wenn man nur als Konsument denkt, also als jemand, der nüchtern und kritisch das wählbare Angebot analysiert, wird man nicht gerade zur Wahl motiviert: es gibt aktuell nur noch CDU in verschiedenen Geschmacksrichtungen, wir sind schon längst inoffizieller Einparteienstaat geworden.
Wollen wir das mal durchgehen? Nein, nicht das verlogene Programmgetöse: Großkanzlerin Merkel selbst hat uns ja dereinst offenbart, dass es ganz normal ist, dass nach den Wahlen andere Maßstäbe anzusetzen sind als vor den Wahlen – weshalb wir uns ja die Hohlsprüche der Pappfratzen an den Straßenrändern alle sparen können.
Fangen wir an mit dem Original: der CDU. Für Menschen mit Anstand, Gerechtigkeitsgefühl, Wertebewusstsein einfach unwählbar – siehe oben. Die „geistig-moralische Wende“ hat die gute, alte, lebendige, kreative Bundesrepublik in einen verkommenen, verrottenden Räuberstaat verwandelt, in dem normale humanistische Aussprägungen demokratischen Selbstverständnisses offiziel als „Sozialromantik“ geächtet werden durften, während jede Form hochkriminellen Anlagebetruges als „Leistung“ hochgejubelt und mit irrsinnigen Steuermilliarden subventioniert werden. Ja – wie sagte schon Kohl selbst: wichtig ist, was hinten rauskommt (oder so – siehe Welt). Zudem eine Partei, die ihre Wähler verraten hat … ginge man doch einst zur CDU, um mal kräftig „Ausländer raus“ zu wählen (siehe hagalil) … und hat jetzt eine Kanzlerin, die Ausländer in Massen hereinholt – ohne Recht zu wissen, was sie mit ihnen anfangen soll.
Dann mal zur SPD, die seit Schröder (wenn nicht sogar schon seit Helmut Schmidt … aber darüber müsste mal ein andermal reden) eine CDU in rot ist. Außen rot, innen schwarz. Muss ich deren Wählerverrat nochmal näher erläutern? Er läuft ja auch noch immer weiter, Jahr für Jahr. Die Weichen für das stärkste Millionärswachstum in Europa (siehe Tagesspiegel) wurden von rotgrün gestellt , auch die Zahl der Milliardäre wächst ständig – wie auch ihr Vermögen, parallel dazu wachsen Alters- und Kinderarmut (siehe jungewelt).
Es gibt die CDU auch in grün – und sie nennen sich dann auch so. Als kleine Spaßkasperle der beiden Großparteien dürfen die auch mal richtig lustige Dinge fordern – wie einen „Veggieday“. Ihr Spitzenkandidat Özdemir sitzt neben den anderen „Großen“ der Politik in transatlantischen Föderkreisen, deren Existenz und Einfluss so gut wie gar nicht mehr öffentlich diskutiert wird – selbst dann nicht, wenn es so fragwürdige Erscheinungen sind wie das „Projekt für ein neues amerikanisches Jahrhundert“, das offen Weltherrschaftsträume propagiert. Aktuell haben sie ja wirklich wieder ein Projekt mit dem sie laut Furore machen: den abgasfreien Verkehr (siehe FAZ): Traum eines jeden radfahrenden Musikstudenten in den urbanen Zentren. Niemand macht sich Gedanken, wie diese Ballungszentren denn dann mit Nahrungsmitteln versorgt werden sollen (das dürfte auch nicht mit „Stadtgärtnern“ gehen – was genau betrachtet eine wunderbare Idee ist, aber auch eine Rückkehr zu der kleinstparzelligen und unergiebigen Landwirtschaft des Mittelalters bedeutet) … und dass der gigantische Stromverbrauch durch Elektromobilität letztlich nur durch Kernkraft garantiert werden kann, ist ja dann auch das Problem zukünftiger Generationen. Aber man kann ja auch einfach mal Dinge fordern, die sich einfach gut anhören – im vollen Bewusstsein, dass wir sie nie erfüllen können … und dass deren Konsequenzen für die Armen unbezahlbar werden.
Noch irgendein Wort zur FDP nötig? CDU in gelb, voll Wirtschaft, ohne christlich. Haben aktuell die Erfolge der Piratenpartei erfolgreich analysiert und effektiv umgesetzt, werden mit Sicherheit wieder in den Bundestag zurückkehren um der Muttermerkelpartei hilfreich zur Seite stehen zu können und ein paar Vorteile für ihre edelsten Spender herausholen – gegen bar, versteht sich. Ja – es ist immer noch die alte Mövenpick-Partei (siehe Spiegel).
Jetzt warten wahrscheinlich schon viele auf „Die Linke“, jene Retter des kleinen Mannes und der kleinen Frau, jener Partei, aus der die Klagen über Nichtwähler am Häufigsten kommen … weil man sich der irren Illusion hingibt, dass die Nichtwähler alle frustrierte „Linke“ sind … oder überzeugte CDU-Wähler im Falle der Arbeitslosigkeit automatisch links werden. „Die Linke“ ist ein originaler SPD-Klon und im Herzen auch so links wie das Original – und das beweisen sie immer wieder, wenn es hart auf hart kommt wie jetzt bei der Autobahnmaut. Ja, sicher: ich kenne die Diagramme, die zeigen, dass die Linke aktuell die einzige Partei ist, die nicht dem autokratisch-rechtem Spektrum zuzuordnen ist … aber ich kenne auch hinreichend viele Interna dieser Partei, die mir deutlich zeigen: da herrscht originaler SPD-Kadergeist. Das beweisen die auch immer wieder. Nehmen wir mal als Beispiel diese unsägliche Autobahnmaut, die – via Betreiberfirma – wieder ein paar superbezahlte Chefposten liefern wird, dafür aber Millionen wieder tiefer in die Armut stößt. Gut – die Linke war dagegen (siehe linksfraktion). In Thüringen jedoch (ja, da regiert die Linke) scherte der Ministerpräsident Ramelow aus der Reihe der mautkritischen Bundesländer überraschend aus … die Gründe kann man sich selbst durchlesen (siehe HAZ). In Berlin billigte die Linke den Verkauf von öffentlichem Wohneigentum an „Investoren“ – die Pläne, die Wohnungen jetzt zurück zu kaufen (siehe Neues Deutschland) machen die Erfahrung auch nicht besser: wenn es hart auf hart kommt, wird „die Linke“ zur SPD.
Und die AfD? Auch Hoffnung des kleinen Mannes? Das ist der analoge Clon der CDU. So wie die SPD die Linke ausgeworfen hat, speite die Union die Afd aus. Einfach mal auf die Parteikarrieren schauen. Und CDU und AfD arbeiten ja jetzt schon schon fleißig zusammen, bzw. in die selbe Richtung, man schaue nach Sachsen-Anhalt (siehe Neues Deutschland), Hamburg (siehe Hamburger Abendblatt), Rheinland-Pfalz (siehe Focus). Da wächst zusammen, was zusammen gehört.
Soweit zu den wählbaren Angeboten, die nicht von vorn herein durch die fünf-Prozent-Hürde von jeder Teilnahme ausgeschlossen wurden.
Und was sitzt hinter der allgegenwärtigen CDU?
Da haben wir noch gar kein Wort für. Wir könnten eins haben, wenn wir statt Unterhaltung (die eigentlich – präzise benannt – eine „unten Haltung“ ist) wieder mal Bildung (also: eine „oben Haltung“, die den wählenden Souverän auch in die Lage versetzt, differenzierte Entscheidungen zu treffen, anstatt flotten Propagandasprüchen hinterherstolpern zu müssen) in die Medien bringen würden, doch schon allein der Begriff Bildung ist (wie viele andere Kampfbegriffe) kaum noch zu gebrauchen, weil er nur noch für jene Inhalte benutzt wird, die die Parolen des „Systems“ verbreiten, während dann – passenderweise – jene, die diese Parolen hinterfragen und nicht klaglos schlucken wollen „bildungsferne Schichten“ genannt werden. Dieses Wort könnte „Ego“ heißen, gemäß den Erkenntnissen des gleichnamigen Werkes von Frank Schirrmacher, es würde viel besser als „Wirtschaft“, „Lobbyismus“, „Finanzfaschismus“ beschreiben, warum diese Gesellschaft so weitgehend verrottet – und warum wir eine tiefgreifende Reform, eine umfassende „geistig-moralische“ Wende bräuchten, die gar nicht neu erfunden werden müsste, weil ihr Geist in dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland schon längst enthalten ist. Wir haben ein tiefsitzendes Personalproblem, doch wer es mal plakativ in einfachen Worten gründlich beschreibt wie Karen Duve in ihrem Buch „Warum die Sache schiefgeht“, erhält von den Meinungsbildnern der Republik ein qualitativ hochwertiges Echo (siehe Spiegel):
„Das Buch hat den Erkenntnisgewinn einer Anleitung für Mundspülung.“
Ja – das ist die Form, wie jene Medien mit diesen Gedanken umgehen, die Frau Duve selbst mangelnde Sachlichkeit vorwerfen (siehe FAZ). Andererseits lebt man prächtig davon, jede Sachlichkeit gründlich zu vermeiden, in dem man „Wunderwaffen aus dem Berliner Führerbunker einsetzt“ (siehe Journalistenwatch) … wie ich höre, die diese Wunderwaffe ein bekanntes Model für den Konzern LIDL … oder ganze Scharen von zumeist völlig unbekannten „Promis“ völlig nichtssagenden Nonsens von sich geben läßt, um die Heiligkeit der Großkanzlerin zu preisen (siehe unterstütztmerkel). Promis? Gestalten, denen aus den Führungsetagen das Prädikat „besonders lebenswerte Existenzen“ verliehen wurde … aus den gleichen Etagen, die Arbeitslosen und Niedriglöhnern gerne mit dem Entzug des Lebensberechigungsscheins drohen. Menschen, deren erste Qualität es ist, dass sie Frontkämpfer in der Unterhaltung (sprich: unten Haltung) sind.
Und das soll ich jetzt alles durch Abgabe meiner Stimme legitimieren? Schon mal überlegt, was man da wirklich abgibt? Das haben andere treffend formuliert (siehe Heise):
„Es ist ja auch – nüchtern betrachtet – ein echter Hammer, was Parteien bei der Bundestagswahl von uns fordern: nämlich Prokura, die volle Vertretungsmacht für uns in allen erdenklichen Lebenslagen. Anders als bei der Patientenverfügung, bei der es nur um den kleinen Lebensabschnitt des Sterbens geht, müssen wir hier nicht alle Eventualitäten explizit regeln, damit andere uns in dem von uns gewünschten Sinne vertreten können – bei Parteien genügt ein einziges Kreuz auf dem Stimmzettel.“
Und was machen diese Parteien dann – außer hemmungsloser Selbstbereicherung? Sie sorgen dafür, dass „der Staat sich aus der Fläche zurück zieht“ – mit schauerlichen Folgen für jene Menschen, um deren Stimme man gerade mit erbärmlichster unsachlicher Einfalt buhlt (siehe NDR):
„Sie haben gekämpft gegen die Schließung der Kinder- und Geburtsstation ihres Krankenhauses. Sie haben alles versucht, um mit den Politikern ins Gespräch zu kommen, mit ihnen zu diskutieren, warum sie diese Stationen brauchen. Aber keiner hat ihnen zugehört. Es hat ihnen auch keiner zugehört, als die Kreisgebietsreform kam: viele Ämter, aber auch das Amtsgericht wurden geschlossen. Jetzt müssen die Menschen sehr weite Strecken zurücklegen, um Gerichtstermine wahrzunehmen oder zum Finanzamt zu gehen. Sie fühlen von der Politik verlassen. Auch auf Usedom verliert die Demokratie. Der Staat zieht sich tatsächlich aus der Fläche zurück.“
Kurzum: die Verwaltung dieses Landes kassiert nur noch – aber liefert nicht, führt sich aber dafür auf, als wären sie die neuen Könige der Welt. Neue Methoden statten sie ja auch mit dem Potential dazu aus (siehe Deutschlandfunkkultur):
„Wirksam regieren“ heißt eine Arbeitsgruppe, die die Bundesregierung seit einem Jahr dabei berät, wie sie das Volk psychologisch richtig lenken kann. Eine problematische Methode, findet der Philosoph Robert Lepenies, denn sie wirke vor allem „im Dunkeln“.
So … wird der Wähler zum strunzdummen Schaf, dass in Massen durch die Gegend getrieben wird, während man ihm die Illusion vorhält, es sei der Souverän. Und wenn die Medien mal wirklich wild werden, dann wird hart durchgegriffen (siehe Spiegel):
„Wenn es einen Journalisten gibt, dem man vorwerfen kann, dem Ansehen des Journalismus Schaden zugefügt zu haben, dann ist es der Chefredakteur des ZDF, Peter Frey. Über mehrere Stunden verhandelten die Abgesandten der Kanzlerin im Hauptstadtstudios des ZDF über den Ablauf des Duells. Zähneknirschend habe man sich den Wünschen aus dem Kanzleramt gefügt, hieß es anschließend aus den Sendeanstalten, da Merkels Leute damit gedroht hätten, dass die Kanzlerin andernfalls nicht teilnehmen werde.“
Und weiter: „Wer spitz nachfragt, gilt mitlerweile als gefährlicher Ruhestörer“.
Und da will man mir wirklich erzählen, dass der Nichtwähler eine große Gefahr ist? Da erdreistet man sich wirklich, Nichtwähler als Abschaum der Demokratie zu beschreiben, Terroristen und Staatsfeinden nahe?
Die Mehrzahl der Nichtwähler sind übrigens nur „Wähler auf Urlaub“ – und „keinesfalls nur lethargische, desinteressierte und Privatfernsehen konsumierende Couchpotatos, sondern sie haben politische Gründe für ihre Wahlenthaltung“ (siehe Taz) – also eher Menschen, denen „Scheiße in verschiedenen Geschmacksrichtungen“ nicht gefällt (Volker Pispers, siehe rp-online) – auch dann nicht, wenn man sie farblich fröhlicher garniert. Und Menschen, die sich durch nichtssagende Parolen auch nicht nötigen lassen wollen – weil Nötigung in einer Demokratie überhaupt nichts zu suchen hat.
„Nichtwählen“ – kann eine aus einer hohen moralischen Verantwortung resultierende Entscheidung sein – eine Gewissensentscheidung, die nicht unbedingt leicht fällt. Und ich denke, das kann auch jeder verstehen: würden Sie im örtlichen Supermarkt unbedingt ungenießbare, vergiftete Lebensmittel kaufen – einfach, weil Ihnen jemand sagt, dass Konsum total wichtig ist?
Manche verzichten dann einfach aufs madenverseuchte Essen … und warten bescheiden und geduldig auf genießbare Angebote. Und die … brauchen wir dringend, wie der ehemalige Mercedeschef Edzard Reuter beschreibt (siehe Süddeutsche):
„Umso mehr müssen wir nachsteuern, wenn wir nicht wollen, dass es auch hier in Europa bald selbstverständlich wird, dass wie in den USA unter der Brücke arme Schlucker hausen und oben Millionäre drüberflanieren.“
Und:
„Immer mehr Menschen mit Zeitarbeitsverträgen stehen Managern gegenüber, die Bezüge im zweistelligen Millionenbereich bekommen“, sagt Reuter. Es werde leider „knallen, wenn wir nicht endlich aufwachen“.
Und zum Aufwachen kann auch gehören, dem „System“ einfach mal die Legitimation komplett zu entziehen. Erstmal – damit es völlig bloßgestellt wird … und der dringend notwendige radikale Umbau der Wirtschaft – ganz auf dem Boden des Grundgesetzes – beginnen kann. Und endlich mal eine positive geistig-moralische Wende zum Besseren beginnt … und das künstlich hochgeputschte „Ego“(= ich) durch ein „Nobis“ (= wir) ersetzen.
Da hätten wir ja auch gleich den Namen für eine Partei, in denen sich die anderen sammeln können, eine Partei für die „Guten, Friedfertigen, Empathischen, Verantwortungsvollen, Sozialen“ (auch: FAZ).
Die schlechten, kriegerischen, gefühl- und verantwortungslosen Asozialen haben ja schon Parteien genug.
(Gastbeitrag von Anonym)
Die Briten haben gewählt: Eine kleine Mehrheit war für den Brexit. Viele deutschsprachige Zeitungen hatten immer wieder heftig die Alleingänge und Extrawürste Großbritanniens kritisiert. Offensichtlich war das auch auf der anderen Seite des Kanals so. Und jetzt ist es endlich so weit. Vor allem hatten sich kurz zuvor die Finanzmärkte der Welt in Dresden getroffen (siehe Bilderberger treffen sich in Dresden). Eigentlich merkwürdig, dass dann die Medien so gebannt auf die Finanzmärkte achten, was die nach dem Brexit nun tun. Denn wem gehören die Medien, die so stark polarisiert haben? Doch nicht etwa den Teilnehmern der Bilderberg-Konferenzen? Eine kleine Nebenbemerkung: Nach dem letzten Bilderberger-Treffen in Österreich 2015 in Telfs, da wurde aus der Festung Europa, die die Flüchtlinge einfach ersaufen ließ, dann plötzlich ein Flüchtlings–Europa.
Zusätzlich wollte man das Bargeld abschaffen. Diesbezüglich war der Standort sehr gut gewählt: Denn 89 km von Telfs, dem Konferenzort der Bilderberger hat man tatsächlich 1932 das Geld in Wörgl in Tirol abgeschafft (siehe Wunder von Wörgl). Es wurde mit Arbeitswertbestätigungen, eigentlich Tauschscheinen, die Wirtschaft in Wörgl und Umgebung in Gang gebracht, obwohl rundherum eine katastrophale Wirtschaftskrise war. Mit diesen Tauschscheinen konnte man nicht spekulieren, wetten etc. so wie man heute mit Brot oder anderen Nahrungsmitteln spekuliert. Diese Idee von Wörgl hätte die Wirtschaftskrise und damit vielleicht den Wahnsinn des 3.Reiches verhindern können. Die österreichische Nationalbank hat dieses Experiment dann untersagt – also eine Welt ohne Bargeld, ohne vorher klare Grenzen der Finanzindustrie abgesteckt zu haben. Eingeführt von den Finanzmärkten? Und warum wird jetzt spekuliert? Weil manche Menschen immer weniger Hemmungen haben. Und warum haben sie immer weniger Hemmungen? Weil die Gewässer der reichen Staaten weiß durch Kokain – Schnee sind! (siehe New York ist Kokain Welthaupstadt )
Doch auch Dresden wurde als Tagungsort der Bilderberger gut gewählt. Dresden ist das Beispiel, wie gut man auch die am meisten zerstörte Stadt des 2 Weltkriegs wieder aufbauen kann (siehe Zerstörung Dresdens Februar 1945 vor etwas über 71 Jahren). Auch der Kommunismus hat in Osteuropa in etwa so lange gehalten? Sieht man jetzt noch etwas vom Krieg? Der Inhalt der Gespräche bei der Konferenz in Dresden :
Beim diesjährigen Treffen soll neben dem Beschluss der weiteren Forcierung der Flüchtlingsströme nach Europa höchstwahrscheinlich auch die Aggression gegen Russland weiter vorangetrieben werden. In diesem Zusammenhang sind die Verlegung von 4200 Soldaten, 250 Panzern, außerdem Haubitzen, Kampffahrzeugen und weiteren 1700 Fahrzeugen an die Ostflanke der Nato zu sehen. (Bericht Süddeutsche Zeitung vom 31.03.2016; siehe auch link oben „Bilderberger treffen sich in Dresden“).
Man kann die Hochfinanz keinesfalls verteufeln, denn die Eigendynamik des Wirtschaftens ist sehr eigenwillig: Die Rüstungsindustrie schafft neue Kriege und schafft sich auch die diesbezüglichen Absatzmärkte. Die Gesundheitsindustrie lebt vom chronisch Kranken und schafft sich ebenso die Absatzmärkte. Die Fahrzeug-, Bau-, Frächter-Lobby hat auch ihre Eigendynamik. Es braucht schon eine ganze Menge innerer Werte und auch weißer Schafe in den Reihen der Eliten, dass trotzdem vieles in der Welt ganz brauchbar ist und vorläufig auch bleibt. Doch warum hat man nicht Nagasaki oder Hiroshima als Tagungsort gewählt, wenn man die Aggression gegen Russland weiter vorantreiben möchte? Dort könnt man einen kleinen Vorgeschmack eines möglichen Atomkrieges erleben, da beide Städte von kleinen Atombomben getroffen worden sind und die Erinnerungen daran nicht entfernt worden sind. Ja, die Gegend ist sehr erdbebengefährdet, und auch Fukushima hat daran glauben müssen. Doch gerade das könnte ein Lehrstück sein, wie sich ein Krieg heute abspielen würde. Neben einem atomaren Weltkrieg, den weder China-Russland, noch die NATO gewinnen, beziehungsweise die Menschheit überleben könnte, wird ja inzwischen eifrig an einer Erweiterung des Waffenarsenals gebastelt:
Wie man Mikrowellen auf effektive Weise demnächst gegen protestierendes Fußvolk einsetzen wird, das hat uns ja bereits Georg Schramm eindrücklich erklärt (siehe YouTube).
Doch von HiTech-Mikrowellenwaffen erhofft man sich nicht nur das schnelle Niederschlagen von Bürgerprotesten, sondern sehr viel umfassendere Wirkungen mit militärischem und geostrategischem Nutzwert. Über militärische und machtpolitische Absichten hinter solchen milliardenschweren „Forschungsprojekten“ wie HAARP (siehe Haarp Projekt) brauchen wir hier erst gar keine Theorien aufstellen, man würde sich nur des Vorwurfs der Verschwörungstheorie aussetzen. Lassen wir stattdessen einfach die Tatsachen sprechen und lesen wir uns eine Auswahl der Patent-Titel durch, die von den Betreibern derartiger Mikrowellen-Forschungsstätten bereits in den USA angemeldet wurden:
US-Patent Nr.4.686.605 – „Methode und Apparat zur Veränderung einer Region der Erdatmosphäre, Ionosphäre und/oder Magnetosphäre.“
US-Patent Nr. 4.873.928 – „Strahlungsfreie Explosionen von nuklearen Ausmaßen“
US-Patent Nr. 5.041.834 – „Künstlicher, lenkbarer aus Plasma geformter ionosphärischer Spiegel.“
US-Patent Nr. 5.038.664 – „Methode zur Produktion einer Hülle relativistischer Partikel in einer bestimmten Höhe über der Erde“.
US-Patent Nr. 4.712.155 – „Methode und Apparat zur Schaffung einer künstlichen, durch Elektronen-Zyklotronenresonanz erhitzten Region aus Plasma“
US-Patent Nr. 5.068.669 – „Energiestrahlen-System“
US-Patent Nr. 4.999.637 – „Schaffung künstlicher Ionenwolken über der Erde.“
Wer weiß, wenn man z.B. die Bediensteten von HAARP, einem riesigen Mikrowellen-Sender in Alaska nicht gut bezahlt, so lösen diese als Streikmaßnahme vielleicht kurzerhand ein paar Naturkatastrophen aus. Der Erdschollenbruch beim Pazifischen Ozean ist z.B. sehr erdbebengefährdet. Wenn man da ein wenig zu viel mit den Mikrowellen spielt, – wer weiß, vielleicht könnte etwas Ähnliches entstehen als wenn z.B. Soldaten im Gleichschritt über eine Brücke gehen und diese dann durch Erreichen einer als „Eigenfrequenz“ bezeichneten Schwingung plötzlich einstürzt. Was da erst alles passieren kann, wenn man die Mitarbeiter dieser Anlage in Alaska nicht gut genug bezahlt? Oder wenn denen langweilig wird? Ein kleiner Tsunami, ein Erdbeben gefällig, das Ausradieren eines unliebsamen Landstrichs? – kann womöglich demnächst schon promt geliefert werden. Aber keine Sorge, die milliardenschwere HAARP-Anlage ist ja nur eine „Forschungsanlage“.
Und wir müssen das alles ja nicht negativ sehen: Stellen Sie sich vor, Sie würden Ihr altes Haus gerne neu bauen. Ein Anruf bei HAARP oder den chinesischen oder russischen ähnlichen Anlagen, es gibt in vielen Staaten ja auch kleine Anlagen die man versuchen kann anzurufen und für eine Dienstleistung zu beauftragen – und schon ist das Problem aus der Welt. Falls es durch ein technisches Missgeschick passieren sollte, dass dann neben dem zu entfernenden Haus auch die ganze Stadt in Trümmer fällt – ja, wie würde sich die Bauindustrie darüber freuen? Vielleicht könnte man vorher so etwas wie eine Erdbebenversicherung abschließen?
Oder Sie kommen im Urlaub drauf, dass Sie vergessen haben, Ihren Garten zu gießen? Ein Anruf beim Militär, und schon wird nicht nur Ihr Garten durch Wettermacher vom Geoengineering (siehe z.B. Spiegel oder ORF: „Das ist sehr weit, sehr konkret geplant. Dort wird an der Machbarkeit gearbeitet, an der technischen Umsetzung. Wir in Deutschland wollen erst einmal die reine Bewertung.“) bewässert. Aber genug der Theorie bzw. Praxis, wir ziehen uns sonst womöglich den Ärger der „Skeptiker“ und der GWUP-Pastafaris zu, zurück also zum Brexit.
Somit wäre z.B. Hiroshima vielleicht doch ein besserer Ort gewesen, um eine Tagung der Finanzmärkte abzuhalten. Einige Tage, nach dem Treffen, da purzelten schon die Finanzmärkte nach dem Brexit? Ja, hat denn die Bundesregierung nicht besser auf die Herren aufpassen können, dass die dann nicht einige Tage später so herum purzeln? Großbritannien, ein Land, eigentlich am Beginn einer Freiheit, wohl auch im Schulsystem, hat sich dafür entschieden, wieder mehr die eigenen Fragen in London entscheiden zu lassen. Vielleicht nicht uninteressant: London hat einen mohammedanischen Bürgermeister. Schon vor Jahrzehnten war es für die Briten selbstverständlich, dass sie für Bildung einen bestimmten Steuersatz bezahlen, den sie aber sehr wohl auch für eine Privatschule ausgeben konnten. Das heißt, die Freiheit des Schulsystems war nicht schlecht.
Prof.Dr.Gerald Hüther, ein berühmter Hirnforscher spricht davon, wie wichtig es ist, dass das Kind aus seiner derzeitigen Rolle als Objekt wieder zum Subjekt wird. Also letztlich kein Befehlsempfänger mehr sein sollte sondern ein Du, mit dem man einen Dialog führen kann. Denn, wenn die Phase des Spielens in die Phase des Lernens übergeht, so waren ja selbst die Spielsachen beseelt und sind vom Kind als Du wahrgenommen worden. Wenn aber der Lehrer, aber auch die Eltern, das Kind als Sache, ja als Leistungsobjekt sehen, dann werden die Kinder, die Eltern und Lehrer am besten um den Finger wickeln können, letztlich die, die später auch ihre Mitschüler am besten manipulieren können. Und später werden diese Kinder Studenten und Entscheidungsträger, die den fehlenden Dialog am besten in Macht umformen konnten. Letztlich ist der Schritt zum Hauptmann von Köpenick, zum willigen Befehlsempfänger und Befehlsausteiler, einer Ironie des preußischen Drills, der eine der Wurzeln des NS Regimes war, nicht allzu weit.
Eigentlich gab es in Wien (siehe Das rote Wien), als direkte Folge der jüdischen Kindererziehung, die die Kinder eben nicht als Befehlsempfänger, sondern eben als Du im Dialog aufzog, und damit viel bessere Ergebnisse und gesunde Kinder und Erwachsene bilden konnte, einen sehr fortschrittlichen Ansatz, die Kinder der Bevölkerung Wiens zu Kreativität und Freiheit zu erziehen. Julius Tandler und Otto Glöckel versuchten diesen kreativen Ansatz eben in Wien, zwischen den Weltkriegen. Das Ende dieser Bemühung ist wohl allgemein bekannt, so wie auch die Tatsache, dass unsere Intelligenz zwischen KZ und Emigration aufgeteilt wurde, wodurch ein unbeschreiblicher spiritueller Aderlass entstand und wodurch die Einzigartigkeit der Menschen Europas letztlich zum Objekt des Rassenwahns wurde. Ich denke sowohl Waldorfschulen als auch Montessorischulen, Freinetschulen aber auch viele andere, versuchen wieder diesen kreativen Ansatz, der die Kinder wieder ein Du mit Phantasie und Kreativität werden lässt.
Obwohl gerade durch die krasse Ungleichheit vor dem Krieg, mit so viel Hass und Neid, so schreckliche Dinge entstanden sind, wird gerade die Freiheit des Wirtschaftens, in Form von Wirtschaftsliberalismus als neue Religion über die Welt verteilt. Und wieder entstehen als Folge der Wirtschaftsglobalisierung Massen von Arbeitslosen und nationalen Strömungen. Also eine Masse aus „willigen Befehlsempfängern“ soll jetzt die Befehlsverweigerung üben? In Form von Nationalismus und Fremdenhass und beginnendem Antisemitismus? Bei AfD, Front National, den Freiheitlichen etc. in Österreich, in Griechenland, in den Niederlanden und in Großbritannien, das vergessen hat, dass es auch dort nationale Strömungen z.B. in Schottland gibt. Ein britischer Politiker hat vor kurzem gesagt, man müsse den Menschen wieder zuhören. Also die Entscheidungsträger sollten wieder den Menschen zuhören? Wie wäre es, wenn der Westen dem Osten wieder zuhört? Der Norden dem Süden? Die Menschen wieder beginnen würden sich gegenseitig nicht als Objekte sondern als Du wahrzunehmen? Nicht als Wirtschaftsobjekte, also als Hass- und Neidobjekte, sondern einfach als Du im Dialog? Nicht als Befehlsausteiler oder Befehlsempfänger?
Wie wäre es, wenn gute Ideen, wie z.B. die Menschenrechte oder die Ökologie eine Globalisierung erreichen und nicht nur die Wirtschaftsglobalisierung den Erdball wie eine Hydra umfangen hält? – Wo die Konzerne wie die Heuschrecken andere Länder ausplündern und dann wieder weiterziehen? Wenn Steueroasen für die Superreichen in Luxemburg, Liechtenstein, Schweiz oder Panama entstehen und die Politiker, für den Steuerentgang die normale Bevölkerung zur Kasse bitten? Wenn die Banken das Geld der Menschen verspielt haben und zuletzt der kleine Mann dafür zahlen muss? Dann erzeugen die, die die anderen am besten manipulieren können, Neid Hass? Und die, die nicht gelernt haben, Kreativität und Phantasie zu entwickeln, besinnen sich auf Nationalismen und Fremdenhass? Für diese sind aber die anderen Menschen die „Gutmenschen“, und sie selbst sind am rechten Weg.
Also ein Brüssel, dem die Wünsche der Konzerne wichtiger sind, als die Bedürfnisse der Bürger wird als Hort der Korruption und Geldverschwendung gesehen. So dass eine Ursache der Brexit Entscheidung, eigentlich im Fehlen einer Du zu Du Beziehung, schon im Kindesalter gesehen werden kann. Ein Brüssel der Finanzinstitutionen, die Volkswirtschaften wie z.B. Griechenland, Italien, Spanien und Portugal nur als Wirtschaftszahlen sehen und das Verhältnis Du zu Du verloren haben, das kann tatsächlich um seine Zukunft fürchten. Jean Ziegler, ein Schweizer Sozialkritiker, hat meines Wissens die nationalen Kräfte nun nicht per se verurteilt.
Vielleicht ein kleiner Seitensprung in die IT Welt: Wir fühlen uns bei den von allen Seiten überwachten Computersystemen sicher? Eigentlich kennt man normalerweise zwei Computersysteme: Windows und Mac. Dass es aber auch Linux gibt, das ist immer noch vielen unbekannt. Nun, Linux ist in manchem das Gegenteil von den vorgenannten Computersystemen: Es ist nicht kommerziell. Eine große User-Community hilft sich gegenseitig, ein unbeschreiblich sicheres Computersystem, wo man zumindest am Arbeitsplatz vor Ausseneinwirkungen relativ sicher sein kann. Wenn man also diese Subjekt- Objekt Beziehung weiter durchdenken will, so überwachen bei den normalen Computersystemen die Subjekte die Objekte. Und wenn man einen etwas unbequemeren Schritt in die Freiheit tun möchte, so kann man den auch relativ einfach tun. Auch in der Linux Community gibt es natürlich dankenswerter Weise auch alle Religionen und sehr viele freie Programme.
Ein England, das vor über 100 Jahren schon die Folgen eines ungebremsten Kapitalismus, als marodierende Arbeiter, in Form von Maschinenstürmen erlebt hat, versucht diese Idee des Kapitalismus nochmals auszuprobieren? Auch hat England in der 90er Jahren bereits erlebt, was eine Spekulation gegen das Pfund bewirken kann.
Man könnte versucht sein, diesen Problemen mit ebenso freiheitsberaubenden alten Konzepten zu begegnen, z.B. mit dem Sozialismus. Ich denke, die Experimente des Sozialismus haben wohl diese Pseudoreligion als überholt gezeigt. Wie wäre es, die ungebremste Wirtschaftsglobalisierung, die der heimischen Produktion wenige Chancen gibt, mit Zöllen auf Waren mit Menschenrechtsverletzungen und ökologischen Schäden, zu regeln? Zum einen würden die Waren mit besseren Arbeits- und Menschenrechtsbedingungen sowie ökologischerer Produktion Wettbewerbsvorteile haben, zum anderen würden heimische Betriebe, die diese Auflagen ohnehin erfüllen müssen, gestärkt. Man könnte ja die Zölle der Menschenrechtsschädigung und dem ökologischen Schaden auch prozentuell anpassen. Somit könnte die EU an Stelle einer Korruptionsförderungsstelle ein Zentrum der Verteilung und Verbreitung von Menschenrechten und Umweltstandards werden.
Also auch der chinesische oder der indische Arbeitnehmer und Betrieb, der indische Fluss könnten einen direkten Profit aus der Politik Brüssels haben, sowie auch die heimische Industrie! Weiters könnte man die Verfassungen aller Staaten, die von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit sprechen, ernst nehmen.
Doch wo können wir frei sein, ohne andere zu schädigen? In unseren Gedanken! – In Religion, Wissenschaft, Medien, Kunst und Kultur.
Wo wäre es gut, wenn wir gleich wären? – Vor dem Gesetz. Aber vor einem Gesetz, das basisdemokratisch durch Menschen, die im Sinne Julius Tandlers und Otto Gockels und oder Montessori und oder Freinet oder Waldorf gelernt haben, ein Ich, und damit ein Du, zu entwickeln.
Und die Wirtschaft täte gut daran, brüderlich zu werden, damit nicht Hass und Neid wieder Vieles zerstören.
Denn wenn die Wirtschaft die Kurse weiter purzeln lässt, so könnte es einmal sein, dass die Bevölkerungen, deren Währungen und Nahrungsmittelpreise purzeln, die Wirtschaftsherren ebenfalls kräftig purzeln lassen. Das könnte allerdingsein sehr schmerzhafter Purzelbaum, so ähnlich einer französischen Revolution 1789 sein… Die Clubs, die damals die Träger der Revolution waren, die sich für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit eingesetzt haben, deren Ideen sehr viel Gutes in der Welt bewirkt haben, die könnten dann, wenn sie die anderen nur als Objekte ansehen, jetzt herunter purzeln. Ist die Weltgeschichte nicht voll mit solchen Beispielen? Vor allem, wenn die Herrschenden ihre eigenen Prinzipien oft nicht mehr ernst nehmen. Das galt in der Aristokratie, die sich auch auf christliche Werte berief, die in dieser Form aber nirgendwo in der Bibel standen. Das gilt auch jetzt für manche Mitglieder von großen Clubs, wo man immer wieder froh und dankbar ist, wenn es Menschen gibt, die diese großartigen Prinzipien der „Selbsterkenntnis, Menschenerkenntnis und Gotteskenntnis“, wie sie in den Satzungen vorgenannter Clubs stehen, ernst nehmen. Also ein Brüssel, das eine Freihandelszone nach der anderen beginnt, und damit Öko- und Sozialstandards gefährdet, wird wenig Überzeugung für die Bürger vieler Staaten entwickeln können. Ein Brüssel, das eher auf die Zurufe der Wirtschaftlobbies, als auf die Not der Bürger in Griechenland hört, das auf Geheiß Washingtons den Frieden in Europa zunehmend untergräbt, ein Brüssel, das 5 Jahre tatenlos der Not Nordafrikas zugesehen hat, das Europa in eine Zentralmacht mit 80 % der Gesetzgebung in Brüssel umwandelt, wo wir in den einzelnen Staaten bestenfalls eine 5-Möglichkeiten Demokratie in Form der bekannten Mehr-Parteien-Demokratie haben, wird zunehmend Probleme haben.
Interessanterweise war gerade Großbritannien eher der wichtigste Scharfmacher in der Ost-West Spannung. Es war der stärkste Gegner einer militärischen Europäischen Union unter europäischer Führung. Manche haben England als das trojanische Pferd des großen westlichen Bruders in Europa gesehen. Zusätzlich wäre es von Nöten, dass Deutschland ein freies Land wird, mit einem Friedensvertrag (siehe dazu auch den seinerzeitigen Vorschlag Willy Brandts zu einer innereuropäischen Friedensordnung, ohne sich in die Machtpolitik der NATO verstricken zu lassen). So könnte es für das Überleben des europäischen Kontinentes durchaus von Vorteil sein, wenn europäischer Selbsterhaltungstrieb Europa aus der Objekt-Beziehung zum großen Bruder im Westen herausführt. Eigentlich gehört aber England genauso zu Europa wie Petersburg. Ein Brüssel aber der kulturellen Verbindung, das die Menschen in ihren Nöten hört, das könnte auch den Brexit als Chance sehen und nicht nur den Fehler drüben über dem Kanal sehen, sondern sehr vieles konstruktiv, im Sinne der Entwicklung einer Völkerverständigung, im Sinne des Erlebens eines Dus überall in der Welt tun! Dann wäre das Friedensprojekt EU tatsächlich eines.
Mittwoch, 9.12.2015. Eifel. Ja, es ist wahr: ich hatte gestern Geburtstag. Wie jedes Jahr. Und wie jedes Jahr ziehe ich mich zu meinem Geburtstag weit in die Natur zurück, zum Zwecke der Besinnung, der Kontemplation, der Rückschau und der Vorausschau. Diese Tradition hat ihren Grund: als Vater von sieben Kindern und berufstätiger Mensch mit 80 – 120 Stundenwoche hat man wenig Zeit für sich selbst. Wenigstens an einem Tag im Jahr wollte ich – nach Ableistung aller Feierlichkeiten – mal Zeit nur für mich alleine haben, um mal zu schauen, wie das Leben, in das mich viele meiner eigenen Entscheidungen hineingepresst haben, noch mit meinen Vorstellungen, Idealen und Wünschen zusammenpasst. Eine Zeit lang war das hochbrisant – ich war in der Pharmaindustrie gelandet, was nie Lebensziel war – noch wusste ich damals überhaupt, was das für eine Branche ist. Doch hierzu später mehr.
Ich war nun ein Wunschkind, damals, 1959, aber ich sollte niemals leben dürfen. Mein Tod war beschlossene Sache der Ärzteschaft gewesen. Drei Tage vor meiner Geburt verfrachteten sie meine Mutter und ihr ungeborenes Kind in eine Abstellkammer – zum Sterben zwischen Besen und Putzmitteln. Ja – das waren noch die guten alten Kriegsärzte, da wurde nicht ums Leben gekämpft, da wurde selektiert. Kaum jemand weiß noch, dass diese Mediziner überwiegend in Crashkursen zum Doktortitel gekommen waren: eine Folge der Kriegsverluste, die auch vor Ärzten nicht halt machten. Diese Menschen hatten eine Ausbildung auf einem Niveau, das heute von Krankenpflegern übertroffen wird, sie hatten hunderte, tausende von Menschen elendig krepieren sehen und wussten, was das Leben in Kriegszeiten für einen Wert hat: gar keinen. Was auch kaum noch jemand weiß: die Ärzteschaft war die Berufsgruppe mit dem höchsten Organisationsgrad in SA und SS, sie war – auch lange in die Nachkriegszeit hinein – ein Hort braunen Gedankengutes, lange vor dem ersten Weltkrieg hatte man in ihren Kreisen schon von der Vernichtung unwerten Lebens geträumt … weshalb ein Hitler für sie die Erfüllung eines großen Traumes darstellte. Das hatte ein Vorsitzender der Ärzteschaft dem Führer zum Geburtstag geschickt: das große Lob, dass dank ihm die deutsche Ärzteschaft endlich die Stellung im Gesellschaftswesen hatte, sie ihr gebührt – Herren über Leben und Tod zu sein und „unwertes Leben“ einfach vernichten zu können, wie es einem beliebt.
Infolge eines kompletten Nierenversagens war der Körper meiner Mutter völlig vergiftet – und ich auch. Da war nichts mehr zu machen. Nun – wie Sie hier lesen, rebellierten wir gegen den Beschluss der Ärzteschaft. Wunder gibt es halt immer wieder. Mein Vater saß drei Tage und drei Nächte an dem Bett meiner Mutter, wich nicht von unserer Seite: da bahnte ich mir spontan meinen Weg nach draußen. Vielleicht konnte ich mir sein Leiden nicht mehr ansehen. Er hatte eine schlimme Kindheit hinter sich: seine Ehe wäre fast gescheitert, als er kurz vor dem Hochzeitstermin erfuhr, dass er ein uneheliches Kind war – damals ein Horrordrama. Warum das so war? Nun – die Geschichte ist schnell erzählt. Meine Großmutter väterlicherseits verliebte sich in einen jungen, hübschen Mann von einem Nachbarhof, die Ehe war beschlossene Sache. Der Auserwählte erhielt von seinen Eltern eine reichliche Mitgift … und verschwand auf Nimmerwiedersehen. Die Kindheit meines Vaters war ein einziges Drama: der Stiefvater mochte ihn nicht, warf ihn mit vierzehn Jahren aus dem elterlichen Hause. Mein Vater kam bei einem Schreiner als Lehrling unter: Prügelstrafe inklusive. Heimat fand er bei der Hitlerjugend, die ihn schnell beförderte, weil er eine rasche Auffassungsgabe, ein großes Verantwortungsbewusstsein für andere hatte und recht arisch aussah: damals wie heute ein deutliches Plus für Karrierechancen.
Was aus meinem echten Großvater wurde? Ich werde mich die Tage mal auf die Suche nach ihm machen. Die Behörden geben keine Auskunft über ihn – angeblich gibt es Gesetze, die dies verhindern. Eine Zeit lang hing der Verdacht über mir, dass mein Vater das uneheliche Kind einer Nazigröße war (in der Tat sehen wir diesem Himmler ein wenig ähnlich), doch meine Ermittlungen im letzten Jahr führten zu der oben erwähnten Geschichte. Manche vermuten, dass er mit dem Geld abgehauen ist (hinter solchen Vermutungen steckt jedoch meisten nur die Kenntnis von der Niederträchtigkeit des Charakters des Erzählers, der sich selbst kaum vorstellen kann, dass jemand anders handeln würde). Denkbar ist auch, dass er als Moorleiche immer noch in der Gegend herumliegt und wegen der Mitgift erschlagen wurde – es war eine größere Summe.
Meine Mutter war im Bund deutscher Mädels – was meinen Großvater mütterlicher bis zu seinem Tode mit 81 Jahren sehr grämte. Wegen den Quälereien, die seine geliebte Tochter (die einzige Überlebende: damals gabe es in vielen Arbeiterfamilien das eine oder andere tote Kind – ganz anders wir heute hatten die noch Realitäten, die wir heute für undenkbar halten) bei den Nazis erfuhr, hat er sie gehasst wie die Pest. Doch – über diese Zeiten wollen wir ja nicht viel reden. Nur soviel: hätte der Krieg drei Monate länger gedauert, hätte ich meinen Großvater nie kennen gelernt. Sein Haftbefehl war schon ausgestellt, er sollte ins Konzentrationslager: er hatte beständig KZ-Insassen zur Arbeit an den Panzersperren im Osten angefordert … und diese so der Vernichtung entzogen. Das war dem Staat irgendwann zu bunt – zumal mein Großvater (kein Parteimitglied, kein Mitglied in irgendeiner „ordentlichen“ Organisation – ganz anders als viele Nachkriegspolitiker) den Häftlingen Essensrationen spendierte und medizinische Versorgung zukommen ließ, die sie wieder zu Kräften kommen ließen: so konnte Vernichtung durch Arbeit ja nie gelingen, meinte der Staat.
Ich weiß nicht, wie viel so kleine Kinder wirklich von ihrer Geburt mitbekommen – aber gestern dachte ich daran, dass dieses Ereignis zu meinem Leben passt: zu der Tatsache, dass ich von klein auf mit Misstrauen auf meine Umgebung geblickt hatte. Vielleicht waren es aber auch die Geschichten von Eltern, Großeltern, Großtanten und Großonkels in aus der NS-Zeit, als Sadisten und Psychopathen den Staatsapparat übernommen hatten und ihre Gelüste hemmungslos ausleben konnten. Ja – hier mal ein kleiner Seitenhieb für die Leser aus der rechtsradikalen Ecke (haben wir zwar keine – dafür wird hier zu umfangreich geschildert – aber man sollte immer auf Nummer sicher gehen): auch wenn der Holocaust nur eine Erfindung von Siegermächten wäre (was er definitiv nicht ist, was man schnell erkennen kann, wenn man mit den Opfern persönlich spricht – und nicht permanent unkritisch steile, krumme Thesen sozial fragwürdiger Sonderlinge konsumiert, die sich der Herrschaft des Sadismus sehnlichst zurückwünschen), ändert das nichts daran, dass die Totalherrschaft der Sadisten ein absolut verabscheuungswürdiges System war: und eine tödliche Gefahr für jedermann wurde, je länger das System andauerte. So wie heute eine angebliche (aber nicht wirkliche) „Linke“ den „Nazi“ in jeder Ecke verfolgt, so wurde früher der Staatsfeind verfolgt … und man konnte schnell einer werden, es genügte schon, wenn der Gauleiter gierig auf das Eigentum des anderen blickte – oder auf seine Frau.
Nun denn: am 8. Dezember 1959 kam ich dann zur Welt – zum Trotz der deutschen Ärzteschaft. Meine Mutter erholte sich schnell wieder. Es folgte eine Zeit der Isolation: meine Eltern waren nach dem Verlust meines Bruders (mit neun Monaten an Lungenentzündung gestorben) sehr ängstlich geworden. Ich durfte selbst entscheiden, ob ich in den Kindergarten wollte – da ich das nicht kannte, wollte ich da nicht hin, denn: ich hatte daheim genug soziale Kontakte. Im Haus meiner Großeltern – wo ich täglich zu Gast war und auch übernachten durfte – gab es zwei Familien mit fünf Erwachsenen und sechs Kindern. Wir hatten Viehzucht, Ackerbau, Obstwiesen – es war eine herrliche Kindheit dort. Großfamilienleben – die natürliche Form des Zusammenseins – ist gelegentlich anstregend, aber in der Bilanz unterm Strich ein großer Gewinn: Langeweile ist unbekannt.
Natürlich hing der Schatten des Dritten Reiches über meiner Kindheit, er war oft Gegenstand der Tischgespräche. Für meinen Vater war es ein besonderer Schock: dass seine Hitlerjugend, die ihm Schutz, Freundschaft und Heimat geboten hatte, Teil eines verbrecherischen Systems war, hat ihn zu einem sehr misstrauischen Menschen werden lassen, der den Staat und seine Träger mit Argwohn betrachtete: wenn so etwas möglich war – was hatte die Welt sonst noch so auf Lager? Oft sprach er darüber, dass „der kleine Mann“ in dieser Welt keine Chance mehr hat – und jetzt, im Jahre 2015 – kann ich ihm kaum widersprechen. Wer nicht den Segen der „adeligen Geburt“ hat, hat es schwer im Leben: jetzt schon ist Abitur Minimalanforderung für die Eintrittskarte ins Berufsleben, bald wird es wohl der Hochschulabschluss sein – obwohl der selber aus wissenschaftlicher Sicht von zunehmend geringerer Qualität ist.
Es war trotzdem eine wunderbare Kindheit, ich war beim Schlachten von Hühnern, Kaninchen und Schweinen noch leibhaftig dabei, das war ganz natürlich für uns – weshalb wohl erst meine Kinder eine Neigung zum Vegetariertum entwickelten. Fleisch – war „Hauptgericht“ für arbeitenden Männer: wer schwer arbeitet, sollte auch „ordentlich“ essen. Wir hatten auch kleine Felder, wo ich beim Anbauen half. Und einen Friedhof, auf dem ich jede Woche meinen Bruder besuchen musste. Der Tod – war Teil des Lebens … und Preis des Lebens, Teil einer natürlichen Ordnung – und nicht der „große Feind“, der er heute ist.
Natürlich gab es auch Schulzeit: ich war eines der Opfer der Experimente in der Bildungspolitik. „Kurzschuljahre“ hießen sie: der Staat brauchte Arbeiter, die Schüler sollten durch die Grundschule gepeitscht werden (die Arbeiter holte man aber damals dann doch lieber aus dem Ausland). Durch sie – wurde ich im Laufe der Jahre zum jüngsten Schüler der darauf folgenen Klassen – eine Katastrophe für einen kleinen Menschen, der allen andern in allem hinterher hinkte, aber nie schlecht genug war, um ein „Sitzenbleiben“ zu rechtfertigen. Ich wurde mittelmäßiger Hauptschüler (eine andere Schule gab es in unserem Zechenort nicht), mein Leben war ja auch vorgeplant: ich sollte Handwerker werden um meinem Vater bei dem Aufbau einer eigenen Werkstatt zu assistieren. Meine Pläne waren andere, also fuhr ich mit 14 gegen den Widerstand meiner Eltern allein in die große, ferne Stadt um im Rahmen eines Kollegschulversuches das Abitur zu machen. Eine gute Entscheidung, denn: wegen Lehrermangel wurden wir von Universitätsprofessoren unterrichtet. Die ältesten Schüler in der Klasse waren 28 – ich musste da schnell viel dazulernen, was „Sozialverhalten“ anging. Mit fünfzehn war deshalb mein Leben vorbei: ich las zum ersten Mal Platon und wusste – das ist meine Welt. Auch das wieder: eine wunderbare Zeit, in der ich mehr Arbeit mit Selbsterfahrungsgruppen, Stadtteilzeitungen, Bürgerinitiativen, Musik machen und Demonstrationen gegen alles und jeden verbrachte (und auch mal eine Tagung der NPD sprengte, in dem wir in ihre Stammkneipe einmarschierten) … und ein sehr positives Bild unserer erwachenden Zivilgesellschaft bekam. Natürlich war ich für „Willy wählen“ und hörte diesen Kanzler (Willy Brandt) auch mal persönlich auf einer Rede in Recklinghausen sprechen. Die Gesellschaft schien bereit, sich auf eine neue, urdemokratische Zukunft zuzubewegen – bis 1980 der große Bruch kam.
Anders als man Ihnen erzählt kam er von der Industrie – nicht nur von der Politik. Ich weiß dies von Menschen aus der Musikbranche. Man hatte erkannt, dass Rockmusik eine treibende Kraft für Bewusstseinsbildung war und entschloss sich kurzerhand, dies selbst in die Hand zu nehmen, um nicht wieder von wilden Hippiemillionären und ihren irren Träumen überschwemmt zu werden. Fortan baute die Industrie selber ihre Gruppen auf und sorgte mit aller Werbegewalt dafür, dass sie erfolgreich wurden, „angesagt“ waren, während die kreativen, leidenschaftlichen und idealistischen Musiker verbannt wurden – fortan gab es auch einen gewaltigen Bruch in der Qualität der „Popmusik“, die sich eher in Richtung „Fahrstuhlmusik“ entwickelte und geeignet war, in jedem Kaufhaus als Hintergrundgeräusch störungsfrei abzulaufen. Es folgte – logischerweise – die „Generation Doof“.
Doch nicht nur das: die „Grünen“ – einst Sammelbecken der gesamten, so Hoffnung verheißenden „alternativen“ Kultur, die der Zivilisation einen gewaltigen Fortschritt hätten geben können, wurden staatstragende Partei. Hatte ich sie in ihren Anfängen begeistert begleitet, so wurde sie schnell von Lehrern und Juristen überflutet, die dort ihr sicheres Tickte zur umfangreichen Vollversorgung auf fürstlichem Niveau im Parlament erkannten, mit den Lehrern kam auch der Wunsch nach Sex mit Kindern auf – die Basis verstand die Welt nicht mehr. Ich währenddessen – hatte mich aus dem politischen Leben verabschiedet, tauchte ein in die Welt der Geisteswissenschaften – dort, wo die Freiheit der Gedanken erste Bürgerpflicht war. Gut – da war auch eine Frau (sehr bald meine Ehefrau) im Spiel, die mich gerade noch davor gerettet hatte, als Freiwilliger nach Nicaragua zu gehen – wie viele meiner Kollegen – um dort der Zivilbevölkerung bei dem Wideraufbau ihrer Dörfer zu helfen.
Es kamen eigene Kinder – gewollte – und der Bedarf nach Geld. Was soll ich sagen: „ich war jung und brauchte das Geld“. Zudem musste ich meine Bafög-Schulden zurückbezahlen. Es war ein reiner Zufall, dass ich in die Pharmaindustrie kam (nachdem ich zuvor als Hilfsarbeiter in einem Lager für schwere Bergbaumaschinen arbeitete, wo Unfälle schon mal tödlich endeten) … ohne jenes Essen mit Kollegen der philosophischen Fakultät hätte ich nie gewusst, dass es diese Jobs überhaupt gibt. Nach vielen Jahren Studium war in mir auch der Wunsch gewachsen, auch mal „echtes Leben“ zu leben – jenseits des Elfenbeinturmes. Ich fand, so etwas gehört zu einer echten philosophischen Qualifikation dazu – wie soll man „Arzt der Seele“ werden, ohne das „Salz der Erde“ (Rolling Stones) gekostet zu haben. So verschob ich die Einladung meiner von mir sehr angetanen Prüfer zur Doktorarbeit (wie sich herausstellte: für immer und ewig) und ging in eine Branche, die mir tiefe Einblicke in die realen Mächte dieser Gesellschaft bescherte, Einblicke, ohne die ich die ganzen Texte heutzutage nicht schreiben könnte. Gleichzeitig merkte ich auch, dass mir die philosophische Bildung half, jenen Grad an Aufmerksamkeit zu haben, um die Erfahrungen zielgerichtet auszuwerten. Was Bildung nicht alles bewirken kann. Kein Wunder, dass sie zunehmend abgeschafft … „gestrafft“ … wird.
Ich machte Karriere in dieser Industrie, verdiente viel Geld (das half bei der Zurückzahlung der Bafög-Schulden), eckte überall an, setzte viele Impulse zur Reformation und merkte schnell: so ein Koloss wie ein Konzern (damals der erfolgreichste Konzern auf deutschem Boden) ist weder von Innen noch von Außen zu ändern – dafür aber ist der Schaden, den er für Umwelt, Politik, Gesellschaft und die Zukunft der Menschheit anrichtet, gewaltig. Was für eine Riesengefahr wurde dort mit Steuergeldern herangezüchtet – und viele hundert Milliarden jährlich in den Sand gesetzt. Nein – da lasse ich nicht mit mir drüber debatieren: die 300 Milliarden für „Gesundheit“ (zwölf mal soviel wie für „Hartz IV“) sind zum größten Teil völlig ´rausgeschmissenes Geld. Nur am Rande: wäre dies nicht so – wir wären doch das gesündeste Land der Welt. Sind wir aber nicht. Das meiste Geld hierfür wird übrigens auf Pump erschaffen, was unseren Staatsbankrott sicher werden läßt – doch hiervon ein andermal mehr.
Ich wurde immer älter – und brauchte wegen der Kinderschar immer noch das Geld. Ich reiste viel und lange in der Welt umher, Europa, Afrika, Amerika und merkte, dass ich immer weniger Leben hatte – und meine Kinder kaum noch sah. Sicher – für die Philosophie und die politische Bildung hatte ich viel Zeit, doch für Familie – immer weniger. Ständig suchte ich nach Möglichkeiten, aus dem Zirkus auszubrechen – doch letztlich war es mein Rücken, der mich mit einem doppelten Bandscheibenvorfall dort herausholte. Natürlich verlor ich alles, was ich besaß: Häuser, Wohnungen, Grundstücke … und meine Familie. Zudem auch sehr viele Freunde, die mehr Freunde meines Geldes waren als meiner Person. Eigentlich … waren es alle.
Was für ein Glücksfall, dieser Rücken. Nach langem Begutachten und Prozessieren bekam ich eine kleine Rente, die mir – wenn auch nur unter sehr eingeschränkten Bedingungen – das ermöglichte, was seit meiner Jugend mein Traum war, ja: mein Lebensinn: die Philosophie wieder zurück zu den Menschen zu bringen. Nicht nur als „Ethik“ und „Moral“ – jene Ecke, in die sie so oft abgestellt wird, sondern als Kunst des freien Denkens. Anders als die meisten meiner Mitstreiter war ich der Meinung, dass Philosophie eine Kunst ist, die jedermann – auch mit Hauptschulabschluss – leicht erlernen kann. Sie „bringt“ nichts – so jedenfalls die Meinung von Arthur Schopenhauer, aber: nach seiner Meinung erspart sie einem vieles – und schützt sicher vor Manipulationen durch Industrie und Staat.
Vielleicht braucht man so ein Leben, um zu sehen, dass der Faschismus wieder zurück ist. Schade, dass wir uns nur auf die Judenfrage konzentrieren (die an sich auch schon abscheulich genug ist) … und so viele andere Facetten komplett überspringen, die ebenso vernichtend und tödlich waren. Erst letzte Woche begegnete ich dem Dritten Reich wieder – im Fernsehen beim Besuch einer Freundin (wie gelegentlich erwähnt, habe ich „Fernsehen“ bei mir abgeschafft – seit zehn Jahren. Kinderfilme, Videospiele, spannende Unterhaltung – das ist ok, aber nicht die Dauermanipulation durch Werbung und Regierungssprecher). „Hochzeit auf den ersten Blick“ hieß die Sendung – der Lebensborn der SS war wieder da, der Alptraum einer aus den Fugen geratenen Pseudowissenschaft, junge Mädels, frisch von der Uni, die nach „wissenschaftlichen Kriterien“ den idealen Heiratskandidaten für den doofen kleinen Mann aussuchen. Klappt natürlich nicht – aber wie schon unter Hitler erfreut sich eine gewisse, degenerierte Elite daran, das Leben bis ins Detail zu regeln. Platon lesen wäre preiswerter und billiger, hülfe, den Verstand und die Beobachtungsgabe zu schärfen (was auch im Verkauf sehr hilfreich sein kann – wie bei allen Formen, wo erfolgreiche Kommunikation gewünscht ist) – doch wir machen lieber kostspielige, perverse öffentliche Sozialexperimente, hier, wie auch im Dschungelcamp … und an vielen anderen Orten, wo die „Elite“ öffentlich mit medialer Gewalt in die Familien einbricht, ihre Erziehung kritisiert, ihre Haushalftsführung öffentlich bloß stellt, sich ihre Beziehungen und ihre Wohnungseinrichtung einmischt: die Palette ist inzwischen erschreckend weit.
Wissen Sie, was die geheime Botschaft dieser Experimente für IHR Unterbewusstsein ist? „Seht her, was WIR alles mit EUCH machen können„. Daran haben viele aus der (Lumpen)-Elite ihren – sadistischen – Spaß. Ja – der Sadismus wird wieder gesellschaftsfähig. Wir hatten noch in der Schule gelernt (Deutschunterricht Höhere Handesschule Recklinghausen, Klasse 11), dass der Nationalsozialismus eine wichtige Voraussetzung hatte, ohne die er nie hätte funktionieren können: das VORURTEIL (dem Lehrer Schäpers für seine unermüdliche, oft als lästig empfundene Predigten an dieser Stelle vielen Dank). Ja: damals konnte man noch erleben, was „radikale antifaschistische Arbeit“ wirklich hieß. Heute – ist das Vorurteil wieder die einzige Urteilsarbeit, die Medien und Bürger leisten können: Hartz IV-Empfänger sind faul, Asylanten auch, Flüchtlinge sind perfekt und nützlich, Systemkritiker sind „Nazis“ – auch wenn sie nur Bedenken gegen Gentechnik oder Handelsabkommen haben, die „dem kleinen Mann“ den Arbeitsplatz kosten werden.
Was blieb nun über nach der gestrigen Rückschau auf 56 Jahre leben? Für mich persönlich – trotz aller Ärgernisse und Quälereien – ist es eigentlich ganz sinnvoll gelaufen. Nicht „gut“, aber „sinnvoll“ – wenn man anstrebt, Philosoph zu werden. Und für die Politik, die Gesellschaft? Wir gehen mit Riesenschritten zurück, wieder zurück in die Träume der Hitlerei, wo Wissenschaftler im Namen des „Guten“ größte Verbrechen begingen im vollem Bewusstsein, dass sie etwas „Besseres“ als der kleine Mann sind und alles Recht der Welt haben, über das Leben (und den Tod) ihrer Mitmenschen zu bestimmen. Wir marschieren mit großen Schritten auf ein Viertes Reich zu – und gestern wurde dazu der nächste, große Schritt verkündet (siehe Spiegel):
„Facebook muss wegen seines Umgangs mit Hasskommentaren in Berlin vorsprechen und gelobt Besserung. Das Justizministerium richtet eine Task Force mit sozialen Netzwerken ein“
Das ist der Schulterschluss zwischen Regierung und Konzern, die weitere Gleichschaltung aller gesellschaftlich meinungsbildenden Elemente, vor denen uns unsere Lehrer noch gewarnt haben. Schon längst … ist der Protest gegen TTIP als rechtsradikaler Hassmüll gewertet worden – bald werde ich schreiben dürfen, dass dies auch für alle Äußerungen gegen die Parole der Kanzlerin gilt: „Deutschland geht es gut.“
Wer dem widerspricht … steht unter Verdacht, „Feindsender“ gehört zu haben und wird … selektiert. Gelöscht. Ausgelöscht.
Welche Wahrheiten werden nicht gern gehört? Die bevorstehende deutsches Staatspleite – neben zwei Billionen öffentlicher Schulden haben wir noch fünf Billionen Verbindlichkeiten, die in den Büchern versteckt sind; d.h.: wir marschieren voller Begeisterung auf einen Tag zu, andem weder Rentner noch Angestellte des Staates noch Mitarbeiter des Gesundheitswesens noch Arbeitslose monatlich Geld überwiesen bekommen, um Überleben zu können. Alles bislang: auf Pump und Kredit gekauft. Doch dazu – ein andermal mehr. Ich denke: da wartet noch viel Arbeit auf mich, um dem Sinn meines Lebens gerecht zu werden.
Heute jedoch – dienen diese vielen Zeilen nur dem Dank für die vielen Glückwünsche, dem Dank an die Leser und Mitstreiter, die den vielen Gedanken, Eindrücken und Urteilen zu folgen, die ich fast täglich produziere – Impulse, die wir brauchen, um die Widergeburt des Faschismus als politische Ordungsinstrument der Finanzwirtschaft gleich zu Beginn entgegentreten zu können. Zusätzlich auch: vielen Dank in die inzwischen zahlreichen Kommentatoren, dank derer wir ein sehr hohes Arbeitsniveau haben, die Texte auch kritisch gegenlesen, sinnvoll ergänzen oder konstruktiv loben: wichtige Voraussetzung, dass ich weiterhin Arbeiten abliefern kann, die flüssig zu lesen sind aber gleichzeitig ausführlich genug, um eigenes Denken anleiten zu können.
Momentan haben wir – leider, so wurde mir gestern deutlich klar – die dunkelste Stunde der Menschheit, die als solche noch nie derart in Gefahr war. Das … muss aber nicht so bleiben.
PS. und besonderen Dank an meinen Freund Werner Menne, der mich zum Abenteuer Nachrichtenspiegel mit Nachdruck eingeladen hatte. Ohne ihn – wäre das alles hier nicht existent, noch würde es Zukunft haben.
Foto: Hurrican Isabel, von Raumstation ISS, Earth Sciences & Image Analysis Laboratory , Johnson Space Center (PD)
In einem jüngsten Essay erzählt uns einer, der es wissen muss, was uns in Zukunft bevorsteht: Nichts anderes als eine epochale Völkerwanderung, welche die uns derzeit bekannte Welt aus den Fugen bringen wird.
Peter Vonnahme, emeritierter Asylrichter bzw. Richter am Bayerischen Verwaltungsgerichtshof räumt hierbei alle Illusionen und Emotionen, die derzeit zum Thema Flüchtlinge und Asyl hochkochen, beiseite und führt uns die nüchterne Realität vor Augen:
Was wir momentan an Zuwanderung erleben (die vom Innenministerium verlautbarte Jahresprognose allein für die in Deutschland ankommenden Asylbewerber wurde vor Kurzem auf 800.000 angehoben), sei nur die Vorhut. Viele weitere Millionen stünden bereit, dieser Vorhut nachzufolgen.
„Wir tun gut daran, uns mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass diesen Zug nichts aufhalten wird, weder das Dampfgeplauder der Stammtische, noch die Militanz der Pegidaaktivisten und auch nicht die zum Ritual verkommenen Wir-haben-alles-im-Griff-Parolen der Politiker und deren Claqueure in dienstbeflissenen Medien.
Wenn der CSU-Vorsitzende Seehofer beim Politischen Aschermittwoch mit heiserer Stimme tönt, dass er sich „bis zur letzten Patrone … gegen eine Zuwanderung in die deutschen Sozialsysteme“ sträuben werde, klingt das unerschrocken und heldenhaft. Es hat jedoch die gleiche Verlässlichkeit wie die Ankündigung eines durch Alkoholgenuss enthemmten Sprücheklopfers auf dem Marktplatz, er könne den bevorstehenden Sonnenuntergang aufhalten. Tatsache ist nämlich, dass es nichts mehr zum Aufhalten gibt. Denn die Zuwanderung ist seit Längerem im Verlauf und wir sind ohnmächtige Zeugen derselben. Es wird kein Zurück in die Beschaulichkeit der letzten Jahrzehnte geben“
Vonnahme schildert, dass es den Afghanen, Irakern und Syrern vollkommen egal sei, ob sie hier etwa Abschreckungen in Form gekürzten Taschengeldes oder sogar rechtsradikale Anfeindungen erwarten, denn bei ihnen gehe es ums nackte Überleben. Kann es ihnen jemand verübeln? An ihrem derzeitigen Heimatort fliegen ihnen Kugeln, Granaten und Bomben um die Ohren. Es ist nicht sicher, ob ihre Kinder abends wieder vom Spielen auf dem Feld heimkommen oder ob sie von Warlords grausam niedergemetzelt oder, etwas humaner, von einer US Drohne erfasst und als Kollateralschaden im von George W. Bush ausgerufenen und von Friedensnobelpreisträger Obama geflissentlich fortgesetzten „War against Terror“, buchhalterisch abgeschrieben werden. – Drohnen, deren Surren die Menschen in manchen Krisengebieten ständig über sich haben und die wie aus dem Nichts zuschlagen und auch schon mal ganze Hochzeitsgesellschaften in Sekundenbruchteilen ausgelöscht und in den Himmel befördert haben.
Wobei nicht nur die Infrastruktur zerstört wurde und am Boden liegt, sogar normaler Ackerbau oder das Zeugen von Nachkommenschaft stellt in manchen Ex-Kriegsgebieten nun einen Hochrisikoakt dar. Warum? – Nun, eben nicht nur, weil man beim Kartoffelernten das Pech haben kann, in eine Landmine zu treten. Die Zerstörung geht sogar noch viel tiefer und betrifft weite Landstriche und Ökosysteme, obwohl das von den etablierten Medien beharrlich verschwiegen wird.
Bereits in Wikipedia erfährt man, dass z.B. der Irak das am stärksten durch Uranwaffen kontaminierte Land ist. Die USA und Großbritannien hätten dort in den Kriegen von 1991 und 2003 mindestens 400.000 Kilogramm Uranmunition verschossen. Die als erbgutschädigend und hochtoxisch eingestufte Uran-Munition wurde auch im Kosovo, in Afghanistan und an weiteren Kriegsschauplätzen eingesetzt.
Die Folgen des Einsatzes von Urangeschossen schildert der WDR-Filmemacher und Journalismus-Preisträger Frieder Wagner z.B. in diesem Interview: „Die Geburtsklinik von Basra war ein Blick in die Hölle“.
>> Der Besuch in der Uni-Geburtsklinik von Basra war für mich ein Blick in die Hölle. Ich haben Babys gesehen, die man nicht mehr als menschliche Wesen erkennen konnte. Mit monströsen Hinterköpfen, mit einem Hautsack am Rücken, der die inneren Organe enthielt. Sie hatten keine Arme, keine Beine, keine Nase oder nur ein Auge in der Mitte. Davon träume ich heute noch. Die Frauen von Falludschah, einer irakischen Stadt, die im Frühjahr 2004 hart umkämpft war, weigern sich heute, Kinder zu bekommen – aus Angst vor Missgeburten. Die Mütter fragen dort nach der Geburt nicht mehr danach, ob ihr Kind ein Junge oder ein Mädchen ist. Sie wollen wissen, ob ihr Baby Strahlenschäden hat oder nicht.
(…)
Den Menschen wird damit Angst gemacht, dass die Terroristen von Al Kaida mit radioaktivem Material eine „schmutzige Atombombe“ bauen könnten, die nicht explodiert, aber ganze Landstriche verseucht. Genau das ist aber schon massenhaft geschehen. <<
Hier übrigens die preisgekrönte, aber aus dem WDR-Archiv wieder „verschwundene“ Doku über die Uranverseuchung (nach deren Aufdeckung der Regisseur vom deutschen Fernsehen keinen einzigen Filmauftrag mehr bekam:)
Warum wollen die Menschen dort nicht einfach weiter Gemüse anbauen, im Bombenhagel, bei zerstörter Infrastruktur, auf drohnenüberkreisten, über weite Landstriche vergifteten und mit US Uranmunition radioaktiv verseuchten Feldern?
Wir brauchen es nur einmal kurz umgekehrt zu denken: Wenn wir hungrig und barfuß in einer zerbombten, vergifteten Hölle leben müssten, ohne Aussicht auf ein geregeltes Leben, gleichzeitig aber im Fernsehen die Bilder aus Ländern sehen, in denen alles in Luxus glänzt und sich die Tische mit fünfgängigen Menüs biegen (dass das bei uns auch nicht mehr unbedingt der Regelfall ist, wissen die dort drüben natürlich nicht, die stehen nur fassungslos vor dem Überfluss und obszönen Exzess, der da über die Flachbildschirme als „western way of life“ ausgestrahlt wird) – würden wir da nicht auch schleunigst das Weite suchen wollen?
Wie auch immer, der couragierte Asylrichter Vonnahme nennt in seinem jüngsten Essay jedenfalls auch die Ursachen des Elends und der vor der Tür stehenden Völkerwanderung ganz klar beim Namen:
„völkerrechtswidrige Militärinterventionen, zumeist der USA und ihrer Bündnispartner“.
Und er nennt auch einen der Lösungsschritte:
„Wer Massenflucht eingrenzen will, muss in einem ersten Schritt militärische Abenteuer unterbinden“ und „Militärbündnisse wie die NATO auf reine Verteidigungsaufgaben zurückführen“.
Wenn man bedenkt, dass unter Bundeskanzler Willy Brandt im SPD Grundsatzprogramm die Auflösung der NATO als Ziel festgeschrieben war, da den führenden Politikern damals sehr wohl bewusst war, dass nach Auflösung des Warschauer Pakts die Dinosaurierstrukturen des Kalten Krieges mit ihren machtpolitischen Globalstrategien selbst das allergrößte Sicherheitsrisiko für den Frieden und die Zukunft Europas bilden würden, dann muss man mit Schaudern beobachten, inwieweit sich unsere Spitzenpolitiker heute in US Machtpolitik haben verstricken lassen, die unseren eigenen Interessen in eminentester Weise schadet – und uns so wie in der derzeitigen Ukraine-Krise Kopf und Kragen kosten könnte.
Zitat aus dem Berliner Grundsatzprogramm der SPD vom 20. Dezember 1989:
„Unser Ziel ist es, die Militärbündnisse durch eine europäische Friedensordnung abzulösen. Bis dahin findet die Bundesrepublik Deutschland das ihr erreichbare Maß an Sicherheit im atlantischen Bündnis, vorausgesetzt, sie kann ihre eigenen Sicherheitsinteressen dort einbringen und durchsetzen, auch ihr Interesse an gemeinsamer Sicherheit. Der Umbruch in Osteuropa verringert die militärische und erhöht die politische Bedeutung der Bündnisse und weist ihnen eine neue Funktion zu: Sie müssen, bei Wahrung der Stabilität, ihre Auflösung und den Übergang zu einer europäischen Friedensordnung organisieren. Dies eröffnet auch die Perspektive für das Ende der Stationierung amerikanischer und sowjetischer Streitkräfte außerhalb ihrer Territorien in Europa.
Im Bündnis muss der Grundsatz gleicher Souveränität gelten. Das Bündnis muss verteidigungsfähig, defensiv und entspannungsbereit sein. Der politische Wille muss über Militärstrategie, Militärtechnik und wirtschaftliche Interessen der Rüstungsindustrie herrschen, nicht umgekehrt. Friede ist eine politische, keine waffentechnische Aufgabe. ..
Die Bundeswehr hat ihren Platz im Konzept gemeinsamer Sicherheit. Sie hat ausschließlich der Landesverteidigung zu dienen. Ihr Auftrag ist Kriegsverhütung durch Verteidigungsfähigkeit bei struktureller Angriffsunfähigkeit. …
Von deutschem Boden muss Frieden ausgehen.“
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Auf der Suche nach einer Lösung des schon eskalierenden Chaos kehren wir noch einmal kurz zurück zu Regisseur Frieder Wagner. Da ihm das Thema seiner Reportage im Nahen Osten selbst sehr an die Nieren gegangen war, suchte er das Gespräch mit hohen deutschen Regierungsbeamten – und bekam eine verblüffende Antwort:
>> Der Völkerrechtler Manfred Mohr und der Chemiker Albrecht Schott und ich waren 2008 und 2010 eingeladen ins Auswärtige Amt, jeweils zu eine Zwei-Stunden-Gespräch über Uranmunition. Unsere Gesprächspartner haben uns gesagt, dass wir sie sehr beeindruckt haben und auch der anwesende Spezialist vom Helmholtz-Institut für Strahlenschutz in Neuhersberg in München meinte, dass die DU-Munition verboten werden müsse – wenn auch nicht wegen der Radioaktivität, sondern wegen ihrer chemischen Giftigkeit. Der Moderator dieses zweiten Gespräches im Auswärtigen Amt hat zum Abschluss gesagt – und das bitte ich Sie wörtlich zu zitieren – unsere Faktensammlung sei beeindruckend bis beängstigend gewesen. Aber im Grunde genommen seien all unsere Argumente gegen diese Waffe doch nur humanitäre Argumente. Und mit humanitären Argumenten könnte man dem Pentagon nicht kommen. Was diese Äußerung bedeutet, kann sich jeder selbst überlegen… <<
Wie man sieht, weiß unsere Regierung also ganz genau, dass man unseren „verlässlichen Freunden“ nicht mit humanitären – also AUF DEN MENSCHEN BEZOGENEN Argumenten kommen könne.
Um das global eskalierende Chaos zu bewältigen, dürfen wir uns also finanztechnische, sachzwängliche, militärische, machtpolitische, technokratische, unterhaltungsindustrielle Argumente und dergleichen überlegen, die wir vorm Imperator eventuell vorbringen können. Es dürfen auch durchaus unmoralische und teuflische Argumente sein, kein Problem. Aber bei Gott keine humanitären! Denn Gott Mammon soll ja bekanntlich humanitäre Bekundungen scheuen wie der Teufel das Weihwasser.
Unsere verlässlichen Freunde und Mammon … in einem Topf … – Geht das jetzt nicht ein bisschen zu weit?
Nun, dann halten Sie sich mal kurz fest. Lassen wir einfach einmal einen der Architekten des derzeitigen Finanz-/Ökonomiesystems unserer „verlässlichen Freunde“ höchstpersönlich zu Wort kommen. In einer Antwort auf die Frage des US Kongresses, wie er einen drohenden wirtschaftlichen Niedergang der USA verhindern wolle, antwortete der FED-Chef Alan Greenspan am 7.6.1996 (zitiert aus „Proceedings US-Congress, Washington D.C., Bd.555, S.732f.):
„Herr Vorsitzender, meine Damen und Herren, nicht monetäre Techniken und Details können uns sicher davor retten, sondern nur allein der immer feste, inbrünstige Glaube aller an die Kraft des Geldes, unserer Geld-Verfassung der Freiheit und Demokratie. Wenn wir nicht mehr an den US-Dollar glauben, an die wunderbare Stärke der USA und ihre Aufgabe für die Welt, … dann sind wir verloren. Und die Kräfte der Finsternis, die nur darauf warten, uns zu verderben, werden die Oberhand gewinnen. Wir werden immer wieder nur gerettet in der göttlichen Vorsehung und seinem uns gnädigen Willen, wenn wir an die rettende Kraft des Geldes immer wieder so fest glauben, wie an Gott und unsere Verfassung. Denn unsere unabhängige Notenbank in ihrer Weisheit, ist mit der Verfassung unter Gott, unsere alleinige Garantie von Freiheit, Recht und Demokratie.“
Nach diesem mammonistischen Offenbarungseid vor dem US Kongress war jedenfalls das Manadat Greenspans für seine weitere Tätigkeit als oberster FED-Chef gesichert. – Und er durfte den Weg ebnen für jene Finanzprodukte, die Warren Buffet später als „Massenvernichtungswaffen“ bezeichnet hat.
In seiner vor Kurzem erschienenen Biografie geizt Greenspan auch nicht weiteren klaren Aussagen. Z.B. erklärt er uns in einem Satz, was die Globalisierung, die uns derzeit ökonomisch, ökologisch und allgemeinmenschlich an den Rand des Abgrunds treibt, denn ihrem Wesen nach eigentlich ist:
„Globalisierung ist die Ausdehnung des Kapitalismus auf die Weltmärkte“
US-Außenminister Henry Kissinger, der seinerzeit an derselben George Washington High School die Schulbank gedrückt hatte wie Greenspan, gibt uns dazu eine noch griffigere Definition:
„Globalisierung ist nur ein anderes Wort für US-Herrschaft“ (Quelle: Wiki).
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