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Sterben empfohlen – eine Echttoderfahrung. Wissenschaft ist Herrschaftsmacht

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Samstag, 6.6.2015. Eifel. Haben Sie schon mal über den Tod nachgedacht? Ach – das habe ich Sie schon oft gefragt, nicht wahr? Ja – ich mag es, an Tabus zu kratzen, Dinge, über die man nicht reden darf, über die man nicht nachdenken darf noch über die man gründlich nachforschen darf sind der Tod einer jeden Demokratie – und wenn die Demokratie stirbt, folgen Armut, Folter, Einsamkeit und Furcht auf dem Fuße. Wer will das schon wirklich – als: für sich.

Der Tod ist – dass denke ich, kann man so sagen – ein Tabuthema, dabei wären gerade wir aufgeklärte Menschen des Westens mit unserer perfektionierten Reanimationstechnik die ersten, die das Mysterium des Todes entzauben könnten – doch das geschieht nicht, allenfalls durch Einzelkämpfer, die abseits des „Mainstream“ wundersame Berichte sammeln von Menschen, die alles andere als „Nichts“ nach dem Moment des Sterbens erlebt haben. Was wäre es für ein Wunder, wenn wir durch wissenschaftlich solide Arbeit aufarbeiten könnten, dass der Tod – wie seit anbeginn der Menschheit vermutet – nur eine Transformation darstellt, ähnlich der Verwandlung von Eis in Wasser oder Wasser in Dampf, eine Transformation, die das belebende Element in der Materie aus dem Zustand des „eingefroren seins“ befreit und es auf eine weitere Reise schickt.

Eingefroren? Ja, da habe ich so eine Erinnerung an Physiker, die meinten, Materie sei nur eingefrorene Energie – doch viel weiter gedacht haben die da nicht. Erinnert mich wieder an die Katharer, jene christliche Gemeinschaft, die von ihrer Umwelt den Namen „die Reinen“ mitbekommen hatten, weil sie den Versuch gestartet hatten, die christliche Lehre in reinster Form zu leben – meistens zogen sie paarweise, als Mann und Frau predigend durch die Lande, jedenfalls so lange, bis die weltlichen Mächte – damals Kirche und Staat – sie vollkommen ausrotteten: mit Feuer und Schwert. Ein kompletter Völkermord – aber wir reden heute kaum noch drüber.

„Die Reinen“ hatten die Mächtigen sehr gestört – und Sie merken schon: ohne Politik geht gar nichts, auch nicht das Tabu, über den Tod nicht zu reden. Ja – es macht Sinn, jegliche Spiritualität und Mystik aus dem Leben der Menschen zu verbannen, wenn man sie zu reinen, profitbringenden Arbeitsameisen dressieren will, die nichts anderes tun, als den ganzen Tag die ihnen zugewiesene Arbeit im Ameisenstaat perfekt zu erledigen – ein Grund, warum man auch Arbeitszeiten seit der Steinzeit endlos ausdehnt. Kaum zu glauben: die Primitiven haben 3-4 Stunden am Tag gearbeitet – inklusive Hausarbeit. Wir – die „Fortschrittlichen“ – kommen auf ein Vielfaches von denen, fürchten uns aber davor, wieder in der Steinzeit zu leben, wo uns die vielen Lebenskrücken (Auto, Fernseher, Stereoanlagen, Handy, krankmachende Vielfresserei) nicht mehr zur Verfügung stehen – Krücken, die wir eigentlich nur brauchen, um unseren Horroralltag zu bewältigen … bzw. um uns vor der Degeneration unsere sozialen und natürlichen Umwelt zu verstecken.

Jemand, der sein Sein auf bloßen Materialismus reduzieren läßt, wird schon aus purer Angst vor dem „schwarzen Mann“ jeglichen Gedanken an Widerstand gegen die Mächtigen sein lassen, er ist reduziert auf die einzige Wahrheit, die man ihm erlaubt: er ist eine plumpe, zufällig entstandene Materieballung, die täglich mehr der absoluten Vernichtung entgegentaumelt. Solche Menschen sind leicht zu führen – und sie riskieren auch nichts. Hätten wir diese Lebensphilosophie schon früher gehabt: wir wären nie von den Bäumen herunter gestiegen, noch hätten wir unsere Höhle verlassen. Heutzutage … wären wir einfach erloschen – wegen mangelndem Wagemut.

Denken Sie z.B. an die Wikinger, rauhe, materiell orientierte Menschen, ein Händlervolk, dass sich mit billigen kleinen Nussschalen auf den wilden Atlantik gewagt hat – oder in die noch viel gefährlichere Nordsee – um ein Abenteuer zu wagen. Niemand konnte ihnen garantieren, dass sie nicht einfach auf hoher See verhungern, von Ungeheuern verschlungen, von Stürmen zerschlagen werden – oder vom Rand der Welt fallen. Die Wikinger hatten aber einen anderen Rahmen – einen Jenseitsrahmen. Wer mutig in der Schlacht stirbt – oder bei einem großen Abenteuer – der wird mit den Göttern zusammen in den ewigen Jagdgründen schmausen. Ach nein – „ewige Jagdgründe“ – das waren die Indianer. Egal – man findet Jenseitsvorstellungen überall, auch heute im Islam, weshalb „der Westen“ ihn für so gefährlich hält. Religöse Menschen sind ziemlich schlecht steuerbar, ja, sogar den Fluch der Arbeitslosigkeit, den Hass ihrer Mitmenschen, die Verachtung der Gesellschaft ertragen sie ohne Verlust an Lebensqualität und Glücksempfinden: womit will man solchen Menschen noch drohen?

Gut – die „Nussschalen“ der Wikinger waren geniale Konstruktionen, wie wir sie heute kaum besser hinbekommen könnten, doch im Vergleich zu einem „Traumschiff“ schon sehr abenteuerlich.

Oder – nehmen wir etwas anderes: Liebeskummer. „Herzschmerz“ – sozusagen. Wird auch nur noch wenig drüber gesprochen, aber wenn sie mal das Glück hatten, große Liebe zu erfahren und dann das Ende erfahren müssen, werden Sie wissen, was ich meine: jene scheinbar unerträgliche Qual, die real Schmerzen im Herz verursacht – doch das Herz schmerzt gar nicht (hat gar keine Schmerzrezeptoren, meint mein Arzt): die Seele hat Qual. Jene Seele, deren Existenz wir schon völlig vergessen hatten.

Wir sind schon wieder vom Thema abgekommen, meinen Sie? Nein, überhaupt nicht. Wir müssen schon ein wenig auf die Realität der Existenz feinerer Strukturen im menschlichen Sein hinweisen, um plausibel darzustellen, dass der plumpe Materialismus große Schwächen hat – mal davon abgesehen, dass er dem einzelnen Menschen wenig nützt.

Natürlich kennen Sie die Todesangst – jenes Vernichtungsgefühl, dass mit einem Herzinfarkt einhergeht. Ja – das gibt es wirklich, doch auch hier müssen wir genauer hinschauen. Wir bewegen uns – behalten wir mal kurz dieses Bild bei – in einem Zustand „eingefrorener Materie“ – und unterliegen somit den Gesetzen des Eises, d.h.: natürlich merkt der Geist aufgrund seiner Verzahnung mit dem Eis (der gefrorenen Materie), wenn seine Zellen verrückt spielen: für die bedeutet der Tod in der Tat absolute Vernichtung – allerdings nur die Vernichtung ihrer Form, nicht ihrer Essens: hier geht nichts verloren, die Atome bleiben im Sarg liegen … und wandern durch gefräßige Würmer weiter, um das Leben weiter zu tragen. Das ist nur ein zu großer Horizont für eine kleine Zelle, die nur ihrer Programmierung folgt und bei Bedrohung ihres Auftrages häßliche Botenstoffe ausschickt, um den „Fahrer“ (also: uns) zu warnen. Ihr Auftrag? Weiterverbreitung ihres DNA-Strangs. Es gab sogar mal Wissenschaftler, die meinten: nur darum gibt es den Menschen – er ist eine geniale Konstruktion der Zellen, um ihren Auftrag besser zu erfüllen als andere Zellen dies vermögen … beispielsweise der Brontosaurus.

Was wäre das für eine Welt, in der so etwas direkt in der Schule gelehrt wird, in der Schüler sich diese Erkenntnisse selbst erarbeiten dürfte, um ihre eigene Welt zu gestalten … anstatt nur Füllmasse für die Maschinenwelt zu werden, die eine kleine Weile noch Menschen braucht, bis sie endlich völlig aus eigener Kraft existieren kann – doch das ist ein anderes Thema. Ach was – wo wir schon mal dabei sind: das ist kein anderes Thema: die Maschinenkultur ist Quelle jener „Wissenschaft“, die seit 300 Jahren den Planeten verarbeitet. Angeblich kamen sie, um uns das Leben zu erleichtern – doch im Jahre 2015 finden wir uns in Zuständen wieder, dass uns jeder Kleinbauernhof wie ein Paradies vorkommt: unsere Welt ist so „reizvoll“ geworden, dass sogar Kinder lieber den Tod durch Selbstmord suchen, als sich dieser Realität zu stellen: soziologisch ein einzigartiges Phänomen der Maschinenkultur.

Dieses Thema bewegt auch die Seelen der Menschen, Filme, die sich diesem Thema nähern, sind erstaundlich erfolgreich: „Terminator“ zeigt eine Welt, in der die Maschinen den Menschen den Krieg erklärt haben, „Star Trek“ zeigt uns „Borg“, Maschinenwesen, die alles Leben vernichten wollen, „Star Wars“ zeigt uns eine Republik, die durch Banken, Konzerne und Maschinen (und einer Prise purem Bösem) vernichtet wird – unsere Kinos sind voll dieser Geschichten, wie untotes, seelenloses Leben (das wären Maschinen aus der Sicht der Religion) die Menschheit verdrängt und vernichtet … doch auch das ist ein anderes Thema.

Einen Himmel für Maschinen gibt es nicht – im Sinne der sechsdimensionalen Mathematik des Burghard Heim werden sie nie die Qualität des Menschen erreichen, der erkennbar im fünf- und sechsdimensionalen Bereich arbeiten kann – was wären das für wunderbare Geschichten für den Schulunterricht, für unglaubliche Perspektiven für die Menschheit, gäbe es nicht auch noch die gute alte Politik.

Ja – wir glauben an die „Wissenschaft“ – was auch völlig in Ordnung ist. „Wissen ist Macht“ … dass haben wir in vielen tausend Jahren erleben dürfen. Was wir leicht verdrängen: „Wissenschaft“ ist dadurch auch „Herrschaftsmacht“ – und da schließt sich plötzlich der Kreis, der uns direkt zum Tabu des Todes führt: in einer Zivilisation mit „reiner“ Wissenschaft hätten wir nach einer kurzen Phase der Besinnung herausgefunden, dass die Beobachtungen, die weltweit in den Intensivstationen der Unikliniken gemacht werden, nur einen Schluß zulassen: das materielle Weltbild funktioniert, ist aber nicht erschöpfend – das menschliche Bewusstsein ist eine eigenständige Realität, nicht zwingend ewig an die Materie gebunden.

Nun- Sie merken vielleicht, dass ich diesmal gar keine Links gesetzt habe, um meine Hypothesen plausibel darzulegen, denn: ich wollte Ihnen nur ein Buch ans Herz legen: Sterben empfohlen! Eine Echttoderfahrung, geschrieben von Leander Moss (ein Pseudonym), veröffentlicht 2015, ISBN 978-3-7375-4149-7.

Ich kenne den Autor persönlich (nein, das ist jetzt keine geschickte Schleichwerbung für ein neues Buch von mir), habe das Buch gelesen und dachte: wow, was für eine spielerische Leichtigkeit, sich dem Thema Tod durch einen humorvollen, unterhaltsamen und wendungsreichen Abenteuerroman zu widmen, der ganz nebenbei viele Beobachtungen aus der Literatur und den älteren religiösen Schriften der Menschheit zu einer Geschichte vereint, die einem klar macht, wie es nach dem Tod weitergehen könnte. Nebenbei begegnet man auch Kermit, dem Frosch und einem bekannten, riesenhaften Wildhüter aus „Harry Potter“ – doch ich möchte da nicht vorgreifen.

Natürlich könnte ich auch die klassischen Werke der Thanatologie empfehlen – das ägyptische Totenbuch, das tibetanische Totenbuch, ja auch die Bibel – jene Werke, deren Inhalt so vielfältig die Beschreibungen der Todeserfahrungen der Menschheit wiedergeben, die wir uns langsam durch unerwartete Folgen moderner Reanimationstechnik erschließen müssen: aber wem wird durch die Maschinenkultur schon noch genug Muße gelassen, einmal soviel Zeit für sich selbst opfern zu dürfen, dass er dicke alte Bücher lesen könnte.

Und wer mag, darf sich nach der Lektüre dieses Buches auch ein ganz klein wenig mutig fühlen: es ist schon ein Akt des Widerstandes, sich um Wissen zu bemühen, dass die gegenwärtige Wissenschaft und Herrschaftsmacht für unerwünscht hält, weil es die Produktivität stören – oder, auf Deutsch gesagt: die Ausbeutbarkeit vermindern kann.

Jetzt werden Sie sagen: schön und gut – aber ich bin nunmal traurig, wenn ein Mensch stirbt: ist das nicht der Beweis dafür, dass der Tod zu fürchten ist und sterben nicht zu empfehlen sei? Nun – ordnen Sie diese Gefühle einfach mal der Kategorie „Liebeskummer“ zu – anstatt der Kategorie „endgültige Vernichtung allen Seins“, dort sind sie besser angesiedelt. Es ist die Abwesenheit eines geliebten und geschätzten Menschen, die uns traurig macht – und der etwas egozentrische Kummer, dass er uns nicht mehr zur Verfügung steht.

Außerdem: bedenken Sie eins – auch noch so viele Furcht vor dem Tod wird sein Kommen nicht verhindern, auch wenn uns die bunte Werbewelt täglich stundenlang suggeriert, dass wir ewig leben und ewig konsumieren werden und mit jedem Konsum noch viel glücklicher werden als gestern. Warum soll man sich eigentlich sein Leben lang davor fürchten, was man sowieso nicht verhindern kann? Wenn Sie sich sehr vor dem Tod fürchten – haben Sie sich schon jemals vor der Zeit vor ihrer Geburt gefürchtet? Nein? Wie auch immer: das ist der gleiche Zustand gewesen.

Also: viel Spaß mit „Sterben empfohlen“!

 

 

 

 

Staatsbankrott Deutschland … und Alternativen für Wikinger und Philosophen

Neben utopischen bzw. häßlichen Zukunftsvisionen gibt es ja noch ganz andere, einfache, pragmatische: den Weg der Isländer.

Der ist viel pfiffiger … nur halt schwerer durchzusetzen. Ist viel mehr Arbeit als einfach in die Barbarei zu versinken – denn für Letzteres muß man einfach nur auf dem Sofa sitzenbleiben. Das kommt dann ganz von alleine.

Die Isländer jedoch … proben den Aufstand – ganz zivilisiert.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,682001,00.html

Islands Bürger rebellieren gegen die Banker-Elite

Alle Welt spricht von Griechenland, das erste Opfer der Finanzkrise aber war ein anderer Staat: Island. Das Land hat Milliardenschulden, pro Kopf sind es 11.000 Euro. Jetzt stimmen die Bürger ab: Sollen die Gläubiger im Ausland entschädigt werden? Ein Ja käme teuer, ein Nein isoliert das Land.

11000 Euro pro Kopf? Ist ja geradezu lächerlich. Da halten wir Deutschen aber locker mit: 20000 Euro und mehr, das ist unsere Marke.

Wir verstehen wahrscheinlich gar nicht, warum die sich so aufregen, diese Isländer. Immerhin haben wir viel mehr Schulden als die – und wir machen doch auch nicht so einen Aufstand.

Na ja … die sind halt Wikinger. Abenteuerlustig, pragmatisch, wagemutig, geschäftstüchtig. Ich weiß nicht, welche Qualitäten der Deutsche an sich so hat, aber die von Wikingern kenne ich.

Die haben zum Beispiel auch Humor:

Lange arrangierten sich die Isländer mit der tiefen Krise des Landes. Man schnallte den Gürtel etwas enger und machte irgendwie weiter. Der sogenannte „Kreppahúmor“, Witze über die Finanzkrise, sollen das Land gar zu einer humoristischen Blüte geführt haben, heißt es. In einer Reykjaviker Bar kleben die Portraits berüchtigter Finanzhaie in den Pissoires der Toiletten.

Den Ackermann auf dem Bahnhofsklo von Bielefeld … das ginge ja aber mal gar nicht. Aber den Isländern ist jetzt auch jede Lust vergangen, da weiter mitzuspielen:

Doch in letzter Zeit scheint selbst den hart gesottenen Isländern der Sinn für Witze abhanden zu kommen. Der Schuldenberg ist gigantisch, und die neue Regierung unter Sozialdemokratin Jóhanna Sigurdadottir brachte das Icesave-Gesetz durchs Parlament, statt es zu verhindern. Dabei hatte die Koalition aus Sozialdemokraten und Linksgrünen die Macht vor einem Jahr gerade deshalb übernommen, um mit den alten Verhältnissen aufzuräumen. Bisher regierten die Nationalkonservativen – eine Partei, die viele Isländern als Sinnbild für Vetternwirtschaft, Gier und damit als Nährboden der isländischen Misere betrachten.

Tja, denen geht es jetzt wie uns: verarschen uns mal nicht die Rechten, dann tun es eben die Linken. Das nennt man weit dreißig Jahren „Diktatur der Kapitalmärkte“, das scheint den Wikingern aber egal zu sein.

„Lever düd üs slav“ … lieber Tod, als Sklave sein, lieber als Held sterben denn als Feigling krepieren – eine Ethik, der mit den Mitteln von Lobbyismus und Korruption nicht mehr beizukommen ist.

Das „Icesave-Gesetz“ verpflichtet die Isländer, für die Schulden der Banker aufzukommen. Ich weiß nicht, was die haben: wir haben doch auch locker mal 100 Milliarden in die HRE gesteckt …und die regen sich so auf?

Die Volksabstimmung ist deshalb ein allgemeiner Ausdruck des Protests. Wie sonst sollten sich die Bürger wehren? Welche Partei sollten sie wählen, um Veränderung zu erreichen? Die Opposition wird derzeit von den Nationalkonservativen angeführt. Und der heutige Finanzminister Steingrimur Sigfússon von den Linksgrünen verteidigt in den Augen vieler Isländer eher die Interessen der Gläubiger als die des gebeutelten Volkes. So wird der Widerstand immer wütender. Und manchmal auch gewalttätig.
Lange blieb es bei Anschlägen mit roter Farbe auf Gebäude, in denen berühmte Banker wohnen. Mittlerweile jedoch wird auch mit Salzsäure gespritzt. Eine Unternehmerin hatte einfach nur Glück, als sie kürzlich bei einer solchen Attacke nicht ernsthaft verletzt wurde. Der ehemalige Chef der Kaupthing Bank entging nur knapp einem ähnlichen Anschlag.

Dabei glaubt niemand ernsthaft an echte Veränderung. Das Referendum ist vor allem eine symbolische Demonstration – gegen den Bankerkapitalismus und gegen Islands Machtelite. Die meisten Isländer wissen: In irgendeiner Form wird das Icesave-Gesetz zustande kommen, dafür wird der internationale Druck schon sorgen.

Aber die Bürger wollen nicht einfach resignieren. Sie wollen wenigstens ihre Stimme erheben.

Nicht nur ihre Stimme, wie man liest. Manche scheinen ja richtig nach alter Wikingerart loszuziehen und für Ordnung im Land zu sorgen.

Und die Griechen?

Ganz ganz alte Kulturnation. Tolle Leute. Demokratie, Atheismus, Lebenskunst … haben sie alles erfunden. Philosophie als Weg zum Glück war dort Alltag … auch wenn unsere deutschen Beamtenphilosophen dort nicht glücklich geworden wären. Man war gewzungen … mit dem Volk zu reden. Wir gräßlich. Noch nicht mal Diogenes in seiner Tonne war sicher.

Keine Wikinger … aber auch aktiv:

http://de.rian.ru/world/20100223/125213614.html

ATHEN, 23. Februar (RIA Novosti). Streikposten vor der Fondsbörse in Athen haben am Dienstag gegen Anti-Krisen-Maßnahmen der griechischen Regierung protestiert.

Die Protestteilnehmer haben drei Eingänge zur Börse in der griechischen Hauptstadt blockiert. Die Streikenden riefen Parolen gegen die „Kapitalisten“ und hielten Plakate „Plutokratie muss für die Krise zahlen“, teilen griechische Fernsehsender mit.

Organisator der Kundgebung ist die Gewerkschaft RAME, die mit den griechischen Kommunisten zusammenarbeitet. Die Börse konnte dennoch ihre Arbeit fortsetzen, weil die Trader über das Netz Zugang zur Börse haben.

Am Mittwoch soll in Griechenland ein Generalstreik gegen die Regierungspolitik stattfinden.

Na ja, das wären dann doch schon mal praktikable Alternativen. Flashmob vor der Frankfurter Börse, ein wenig Farbe für Deutsche Banker (sehen ja eh´ oft etwas blaß aus) … das würde geschehen, wenn … wenn hier Wikinger und Philosophen leben würden.

Aber … wer lebt eigentlich hier, was sind denn die Tugenden der hier neu vereinheitlichten Deutschen?

Na ja, manche Blogger sind da schon einfallsreich:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,681822,00.html

Bloggerin bedrängt Bankchef Nonnenmacher wegen 24 Euro

Die Hamburgerin Kirsten Brodde hat die HSH Nordbank überfallen: Sie marschierte in eine Filiale des Kreditinstituts und forderte eine Barauszahlung – von Bankchef Dirk Jens Nonnenmacher persönlich. Denn dessen Millionenbonus stehe eigentlich den Bürgern zu.

Ihre Argumentation … ist bestechend:

Die Aktivistin Kirsten Brodde wusste vorher, dass es Ärger geben würde. Und sie hatte auch „ein wenig Bammel davor“, gibt sie zu. Aber ihr Zorn auf den Bankchef sei größer gewesen: „Herr Nonnenmacher hat einen Bonus von 2,9 Millionen Euro eingesackt, obwohl die Stadt seine Bank mit Milliarden gerettet hat. Dieses Geld fehlt nun, und die Bürger leiden darunter.“ Die HSH Nordbank musste vor einem Jahr von Hamburg und Schleswig-Holstein vor dem Untergang bewahrt werden – mit einer Kapitalspritze von drei Milliarden Euro und Bürgschaften in Höhe von zehn Milliarden Euro. Das hat die ohnehin desaströse Haushaltslage der Länder zusätzlich belastet.

Brodde hat sich konkret einen Posten aus dem Haushalt der Hansestadt ausgesucht – die Preiserhöhung im Öffentlichen Nahverkehr. „Ein Einzelfahrschein kostet nun fünf Cent mehr, das macht bei zwei Fahrten pro Tag aufs Jahr hochgerechnet 24 Euro. Dieses Geld möchte ich von Herrn Nonnenmacher wiederhaben.“

Genial. Eine Million Leute dieses Kalibers … und das Land würde sich verändern. Müßte sich verändern, denn: wie auch die Isländer merken wir doch alle: es ist egal, wen man nach Berlin schickt. Die müssen alle gehorchen.

Aber wir Deutschen sind … ja was denn eigentlich?

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