Unter der Gürtellinie: Werbung für die experimentellen Covid-Injektionen + Systemmedien schäumen: AUF1-Aufklärungskampagne läuft erfolgreich weiter + Und: Michael Wendler warnt vor der Neuen Weltordnung der Globalisten
… namens Eckart von Hirschhausen, der die Agenden der Eliten bewirbt.
Ein Kommentar von Peter Frey.
Agenden der Eliten werden unter anderem beim Weltwirtschaftsforum von Davos (WEF) geplant. Hier treffen politische Entscheider die superreichen „Weltverbesserer“ — reich geworden auf Kosten anderer —, um deren Geschäftsmodelle, die geeignet sind, deren Reichtum weiter zu mehren, in praktisches Handeln umzusetzen. Dafür wurden die Spitzenpolitiker der westlichen Hemisphäre in jahrzehntelanger, zäher Arbeit reif gemacht.
All das wird in deren Selbstbetrug eingehüllt, der Missionen vorgaukelt, die zum Wohle der ganzen Menschheit umgesetzt werden müssten. Was aber hat das mit Eckart von Hirschhausen zu tun? Der immer freundlich lächelnde TV-Arzt machte mich stutzig, als er dem Paniktreiber „Karl Lauterbach, der sich wirklich exzellent mit den aktuellen Studien auskennt“ seine Bewunderung zollte (1). Das ist insofern richtig, als Lauterbach sich in Studien, die seine Angstpsychose pflegen, tatsächlich ganz hervorragend auskennt. Der wissenschaftliche Gehalt dieser Arbeiten in Bezug auf die Herausforderung einer realen oder angenommenen Pandemie ist allerdings mehr als zweifelhaft.
„Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Dieses Zitat, das dem renommierten Psychotherapeuten und Philosophen Paul Watzlawick zugeschrieben wird, fasst im Grunde den Kern des Vortrages „Propaganda – Wie unsere Gedanken und Gefühle gelenkt werden“ zusammen.
Egal welche Art von Kommunikation unsere Sinne erreicht, ob wir etwas lesen, hören, ob wir Bilder sehen oder einfach nur durch Wiederholung auf etwas Aufmerksam gemacht werden – wir können uns nicht dagegen wehren, dass jemand oder etwas mit uns kommuniziert, uns anspricht.
Versuchen Sie NICHT an einen rosa Elefanten zu denken. Es wird geschehen. Versuchen Sie NICHT an das neueste Smartphone zu denken, das Sie gerade in der Werbeunterbrechung gesehen haben. Es wird Ihnen nicht gelingen.
Diese Tatsache ist bei Meinungsmachern, Politikern, Strategen und Werbefachleuten längst angekommen. Grund genug, die Techniken der Massenmanipulation genauer unter die Lupe zu nehmen.
Im diesem Vortrag erfahren Sie anschaulich und an praktischen Beispielen,
– wie Werbung wirkt,
– wie Kriege verkauft werden können,
– an welchen historischen Beispielen man das offensichtlich nachvollziehen kann,
– welche Auswirkungen Propaganda auf unsere Gefühle hat,
– wie man allein durch Weglassen manipuliert,
– wo man sich heute noch der Propaganda entziehen kann.
Versteckte Botschaften und sogar Propaganda lauern überall. Erkennen und entziehen Sie sich diesen Instrumentarien.
Der Vortrag wurde am 10.03.2019 in Berlin aufgenommen.
Kapitelübersicht:
Wie Werbung wirkt
Wie man Kriege verkauft
Kriegspropaganda am Beispiel Guatemala
Propaganda und Werbung wirkt durch Gefühle
Terrorbekämpfung statt Krieg: Wie man Kriegswaffen verkauft
Manipulation durch Weglassen
Die Brutkasten-Lüge
Das ARD Framing-ManualFraming
Fazit: Propaganda ist überall, außer im Wald
An Logos von Sponsoren bei Kulturveranstaltungen, in Universitäten und auf Parteiveranstaltungen, haben sich viele inzwischen gewöhnt, doch wie sieht es in unseren Schulen aus? Eigentlich soll eine #Schule kein Ort für Werbung sein, doch längst sind viele Unternehmen, darunter 20 der 30 DAX-Konzerne, auch dort vertreten.
Beispielsweise liefern Unternehmen gratis Unterrichtsmaterial, das nicht selten ideologisch gefärbt ist. Ein ideologiefreier Ort ist die Schule keineswegs – das war sie nie –, doch vor allem versuchen seit einer Weile einige Unternehmen und Initiativen wie etwa die #INSM aus jungen Menschen neoliberale Subjekte zu formen. Wollte Milton Friedman die Schulen gar komplett privatisieren, ist es in den vergangenen Jahrzehnten immerhin erfolgreich gelungen, Leitideen des #Neoliberalismus in die Klassenzimmer zu bringen.
Kritik daran gibt es viel zu selten, und häufig wird die Unterstützung von Schulen durch Unternehmen geradezu euphorisch begrüßt, da die Staatskassen angeblich leer seien und #Bildung den Steuerzahler schlichtweg zu viel Geld koste. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ erklären Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt, wie Konzerne Einfluss auf die Schuldbildung ausüben.
Wer meint, dass Mephisto ein hässlicher, übel riechender Geselle mit Krötenhaut ist, hat weder Faust gelesen noch aufmerksam die Rolling Stones gehört:
„Please allow me to introduce myself
I’m a man of wealth and taste
I’ve been around for a long, long years
Stole many a man’s soul and faith
Pleased to meet you
Hope you guess my name
But what’s puzzling you
Is the nature of my game.“ (Stones, “Sympathy for the devil”)
Würde ja auch niemand auf ihn reinfallen, wenn der Advocatus Diaboli gleich als derjenige aufträte, der er eigentlich ist. Er muss sich also maskieren, um uns für seine Ziele zu gewinnen. Und mittlerweile beherrscht er die Kunst des Maskierens auch auf meisterhafte Weise. Selbst den Weg in das abgründigste Verderben vermag er uns als „Gutes und Gernes“ zu verkaufen und den eigenen Garaus als lustige Grillparty.
Einer, der sich ganz im Gegenteil auf die Kunst des Demaskierens versteht, ist Prof. Christian Kreiß. Als promovierter Volkswirtschaftler und Investmentbanker hat er sich selbst in Mephistos Labyrinthe begeben, in die er nun mit seinen Büchern „BWL – Blenden, Wuchern, Lamentieren (Untertitel: „Wie die Betriebswirtschaftslehre zur Verrohung der Gesellschaft beiträgt“), „Gekaufte Forschung“, „Geplanter Verschleiß“ und „Werbung – Nein Danke“ hineinleuchtet. Allesamt hochkarätige Lektüre, in der Mephisto und seinen Schergen die Maske vom Gesicht gezogen wird. Es ist auch höchste Zeit, diese Maske herunterzureißen, denn Mephisto setzt gerade zum Endsieg an, ist dabei, uns in eine Sackgasse zu führen, aus der es womöglich kein Zurück mehr gibt.
Die Diagnose des Volkswirtschaftsprofessors ist eindeutig: „Unser Wirtschaftsleben ist schwer krebskrank und steht vor einer tragischen Bereinigung, sei es durch Depression, Bürgerkrieg oder Krieg – wenn wir nichts ändern.“ Er erklärt uns auch, warum diese Krankheit entstanden ist: Weil in unserem Schul-/Universitäts-/Medien-/Wissenschaftssystem Wahrheit nicht nur verabscheut, sondern systematisch und von Kindesbeinen an zerstört wird. Dass wir de facto dem mephistophelischen Prinzip huldigen (von hebr. mephiz=der Verderber und tophel=der Lügner). Dass diese Mechanismen der Lebenslüge und des Verderbens mehr unbewusst als bewusst ablaufen, ändert an ihrer Konsequenz nicht das Geringste. Nachdem wir die Ausbildung dieses Schul-/Universitäts-/Medien-/Wissenschaftssystems durchlaufen haben, sind viele von uns heute der Wahrheit sehr abhold, reagieren sogar mit vehementer Allergiebereitschaft, wenn sie irgendwo durchschimmert (…ich musss aufpassen, dass ich jetzt nicht wieder in mein Lieblingsthema „Gwup“ verfalle und aus zwei geplanten Einleitungsabsätzen ein elegischer Aufsatz entsteht). Derart konditioniert, sind wir dann auch bereit, solche Politiker*Innen zu wählen, die uns die Lebenslüge gut garniert servieren und uns mit dem Brustton der Überzeugung in Aussicht stellen, dass es so weitergehen könne.
Kreiß belässt es auch nicht beim bloßen Feststellen des Status Quo, er führt auch vor Augen, wie relativ einfach man den gegenwärtigen Verhältnissen eine Wende geben könnte – man bräuchte dazu zunächst nur die derzeit vorherrschenden (mephistophelischen) Glaubenssätze in ihr Gegenteil umdrehen.
Welchen Teufelskreisen wir derzeit unterliegen, wie Werbung systematisch die Wahrheit zerstört, warum sich Mephisto gerade diebisch freut und wie wir den armen Teufel überwinden können, wenn wir uns nur ein bisschen aufraffen, das erklärt uns Christian Kreiß in einem kurzweiligen Vortrag. Im Unterschied zu vielen anderen Ökonomen, die derzeit mit ihren Crash- und Finanzanalysen Rekordklickzahlen erzielen, ohne jedoch auch nur annähernd an die Wurzel des eigentlichen Problems zu gehen (was heute auch Grundbedingung ist, um in den Leitmedien herumgereicht zu werden), wagt sich Prof. Kreiß in ebendiese Untiefen hinab und manövriert dort auch mit sicherer Hand, sodass man nicht ohne Gewinn wieder auftaucht, wenn man ihn auf diesem Tauchgang begleitet.
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Sein demnächst im Buchhandel erscheinendes Buch „Das Mephisto-Prinzip in unserer Wirtschaft“ hat Prof. Kreiß übrigens als PDF zum Download freigegeben: siehe
www.menschengerechtewirtschaft.de
In dem Buch finden sich auch gleichermaßen unerwartete wie aufschlussreiche Betrachtungen, z.B. dass mindestens 50% unserer Arbeitszeit nicht nur unnötig, sondern regelrecht schädlich verbracht wird, wie Wahrheit im heutigen Wissenschaftsbetrieb systematisch ausgeschaltet und wir in einem Zustand von „Trivialität und Leere“ gehalten werden sollen oder die Frage, warum Mephistopheles heute so großen Wert darauf legt, dass Architektur so trostlos und hässlich wie möglich erscheinen muss.
Foto: mask-businessman/pixabay/CC0
Bild li.: „Dem Hipster hängt der Zwickel tief“ (cc by Jacques Prilleau) / Bild re.: „Next exit to illusion“ (cc by Parkwaechter)
„Radikal anders: Die Kampagne „Grow up“ der Berliner Agentur Antoni für die Kompaktwagenfamilien von Mercedes-Benz zeigt eine völlig neue Tonalität: Menschlich, spontan, jung.“ (Quelle: wuv.de)
Spontan, jung, radikal anders … sogar menschlich – na wer hätte sowas vermutet? Wer bisher gedacht hat, dass in einem Mercedes nur fossile ältere Herren mit braunkariertem Tschako-Hut sitzen, mit dickem Aktien-Portfolio und Dackel auf der Rückbank, der wird durch die neue „Grow up“-Kampagne eines Besseren belehrt.
In der Tat sind die neuen Mercedes-Werbespots radikal anders. Ein erster Klick führt mich zu einer Offroad-Sequenz in eine US Wüste (siehe YouTube), wo sich ein junger, spontaner Mann mit seiner jungen, spontanen Frau über ihr offensichtlich ebenfalls in einem Anflug von Spontanität gezeugtes Kind namens „Izzy“ in die Haare kommen. Nachdem Izzys zweiter Socken verschwunden ist, reißen dem jungen Paar die Nerven. Die Frau geifert mit einem zu allem bereiten, hasserfüllten Gesichtsausruck um sich, bei dem jedem Mann Angst und Bange werden kann, während der Mann seiner Frau vorwirft, eine Schlampe zu sein. – Alltagsszenen aus dem Leben eines Pärchens von nebenan, das dort angekommen ist, wo es von Schule und Medien hindressiert wurde: am Boden der nackten Realität und des Pragmatismus. Der Zornesausbruch der Frau wird schließlich mit dem Vorwurf ihres Mannes: „Du schläfst mit vielen anderen Männern“ jäh zum Verstummen gebracht. Nach dieser Aussage und dem darauffolgenden Schweigen im Walde ist klar, dass die Frau zumindest noch einen sexuellen Marktwert besitzt und deshalb vermutlich nicht sofort zum Alteisen geworfen wird.
In einer Zeit, in der man sich nicht sicher sein kann, was fake und was echt ist, dachte ich zunächst, mit diesem Video will jemand die Mercedes-Werbung satirisch auf die Schaufel nehmen und zeigen, dass Luxus-Produkte unglücklich machen und zu Streit führen. Wie auch immer, in einer informellen Erklärung zur neuen Mercedes-Kampagne erfuhr ich schließlich, dass hierbei junge Leute im Spannungsfeld ihres hedonistischen Lebensstils und „selbstverständlichem Luxus“ gezeigt werden sollen. Was man in den „Grow up“ (übersetzt: „Erwachsenwerden“) – Spots zu sehen bekommt, ist also nichts anderes als eine Visualisierung von dem, was Neil Postman als „adult-childs“ bezeichnet und was auch der Psychologe Götz Eisenberg beschrieben hat. In seinem Buch „Zwischen Amok und Alzheimer – Zur Sozialpsychologie des entfesselten Kapitalismus“ sieht Eisenberg zwischen heutigen Erwachsenen und Säuglingen nur noch graduelle Unterschiede:
„Die Konsumgesellschaft bringt einen gefräßigen, ungeduldigen, auf seinen Spaß bedachten ewigen Säugling hervor, der sich genüsslich die Flasche geben lässt und für den die kleinste Verzichtsleistung zur Quelle eines tiefen Unbehagens oder einer immensen Wut werden kann.“
Wen wundert es da, dass das junge Pärchen, das selbst noch am Konsumschnuller nuckeln und „einfach nur Spaß haben“ will, mit hoffnungsloser Überforderung reagiert, wenn nun ein Kind da ist, das Bedürfnisse nach Empathie und Fürsorge anmeldet? Immerhin gibt es aber im hedonistischen Scherbenhaufen des jungen, spontanen Paares eine stabile Konstante: den Mercedes-Familienwagen, in dessen blitzblank geputztem Interieur indes das gemeinsam gezeugte Kind wartet, bis das emotionale Blitzgewitter vorbei ist.
Obwohl der Werbespot in mir bisher noch keine spürbare Resonanz, geschweige denn einen Kaufimpuls erweckt hat, so steigt beim Anblick von Izzy dann doch eine gewisse Traurigkeit auf. Das arme Kind, das – wie so viele Kinder heute – in einer menschlich verödeten und neoliberal vergletscherten Kinderstube aufwachsen muss, tut mir leid. Es wird wohl demnächst mit einem Tablet und einem Smartphone der neuesten Generation versorgt und kaltgestellt werden. „Digitale Kindesaussetzung“ nennt Götz Eisenberg dieses Schicksal, für das es im Strafgesetzbuch noch keinen Tatbestand gibt.
Auch am Namen bleibe ich hängen. Warum nennen die Eltern ihr Kind „Izzy“? Das mag jetzt subjektiv sein, aber für mich klingt dieser Name eher nach einem Ding als nach einem Buben oder einem Mädchen. Spontane Assoziationen mit Iggy Pop oder einer Pop-Art Skulptur von Jeff Koons tauchen auf. Also ich persönlich würde den Namen „Izzy“ allenfalls einem kleinen Drachen verpassen, aber nicht einem Kind, das ich liebe. Einen Mausklick weiter klärt sich das Rätsel für mich bereits auf. – Ein weiterer „Grow up“-Spot mit Untertitel „Sei du selbst“ zeigt die zum Heldenepos stilisierte Lebensgeschichte des Transgender-Models Benjamin Melzer (siehe YouTube), der als Frau großgeworden, dann aber zur Überzeugung gekommen ist, dass er doch eher ein Mann sei und im falschen Körper stecke. Dank der Möglichkeiten von Pharma und Medizin 4.0 wurde dieses Problem nun behoben. In einer Vielzahl an Operationen wurde der ehemaligen Frau sogar ein männliches Gemächt aufgebaut, das durch eine im Hodensack integrierte Pumpe erigierbar und per Auslassventil wieder erschlaffbar ist. Mit funkelndem Jack Wolfskin-Blick berichtet der sportliche Melzer unter abendlichem Neon-Straßenlicht, dass er nun in seinem Leben „angekommen“ sei. Die medizinische Tortur war indes nicht umsonst – die Lifestyle-Männerzeitschrift „Men`s Health“ hat ihn bereits unter Vertrag genommen und ihn als erstes Transgender-Model auf der Titelseite posieren lassen (siehe Stern). Seit dieser Erfolgsstory kokettieren nicht nur Melzers 100.000 Twitter-Follower mit dem Gedanken, ob das Leben im Körper des anderen Geschlechts womöglich doch mehr Spaß macht als im von der Natur angeborenen Vehikel. Ein Instagram-Nutzer postet: „Du bist meine Inspiration. Ich hoffe, dass ich eines Tages wie du sein werde.“
Die Eltern von Izzy wollen ihrem Kind diesbezüglich scheinbar alle Möglichkeiten offen lassen und gaben ihm wohlweislich einen politisch korrekten Namen. Mit dem neutra-artigen „Izzy“ kann das Kind später einmal nahtlos von einem Geschlecht zum anderen switchen, ohne dass sich seine Freunde oder die Firmenkollegen an einen neuen Vornamen gewöhnen müssen so wie bei Yvonne Melzer, die plötzlich als Benjamin Ryan figurierte.
Wie auch immer, ich will das triste (Großstadt-)Wüsten-Drama und das Transgender-Epos hinter mir lassen und klicke weiter. Und siehe da: Im nächsten „Grow up“-Video geht es schon etwas lustiger zu. Während Dirk C. Fleck angesichts des drohenden ökologischen Kollaps und allgemeinmenschlichen Abgrundes, an dem wir heute stehen, bei seiner bekannt gewordenen G7-Rede vor Betroffenheit fast die Stimme versagt (siehe YouTube), beweist die „Grow up“-Kampagne, dass man nicht so zimperlich sein muss, sondern stattdessen einfach abhängen und seinen Spaß haben kann:
https://www.facebook.com/mercedesbenzdeutschland/videos/10213653093112731/
Angesichts eines solch umwerfend professionellen Werbespots, der das junge, spontane Lebensgefühl von Generation 4.0 widerspiegelt, wird es wohl niemand als sexistisch empfinden, wenn zwischen den Auto- und Spaßsequenzen ein Mann auf Hüfthöhe einer danebenstehenden Frau einen Benzinzapfhahn in die Tanköffnung eines Autos einführt und gleich darauffolgend der Hahn eines abtropfenden Kaffeeautomaten eingeblendet wird, aus dem sich eine cremige Melange ergießt (siehe Minute 0:18).
Jedenfalls kann man sich lebhaft vorstellen, wie die Werbefritzen abends in der Kantine gelacht haben müssen – über die „subliminals“, die sie hier in professioneller Manier in die Werbebotschaft hineingemogelt haben und die das beworbene Blechprodukt genau mit dem verquicken, was beim Endkunden hängen bleibt: elementare Triebe und Emotionen. Indem man also den Hypothalamus direkt mit dem Impetus der Zehennägel verknüpft, kann man das normale menschliche Denken und Fühlen bzw. den Herzbereich des Menschen umgehen und trotzdem eine maximal nachhaltige Prägung erzielen. Auf diese Weise bleiben die Werbungsinhalte sogar bei schweren ADHS-Patienten und Smombies hängen. Und das ist heute eine wirklich respektable Leistung.
Der Spot wartet überdies mit perfekt emotionsheischendem Sounddesign mit lasziver Musikuntermalung auf, die einem karriereaffinen Hipster bei Sonnenuntergangsstimmung noch den letzten Kick geben, um einen ungesicherten Bungeejump in den Grand Canyon zu wagen. In einer dunklen Schlucht, aus der solch betörende Musik heraufschallt, befindet sich bestimmt ein Paradies, wo auf den, den es beim Aufprall zerbröselt, ein futuristisches Freiluftbordell wartet, in dem am gut beschatteten Firmament schokoglasierte Schweine kreisen und sich freiwillig zu leckeren Schnitzeln filetieren, sobald der Hipster einmal kurz übers Matschphone wischt und ein paar Bitcoins abbucht.
Das wäre ja auch gelacht, wenn sich der Werbeaufwand nicht rechnet – wenn ein gutbezahltes und mit allem nur erdenklichen technischen Equipment ausgestattetes Team an Profis mehrere Wochen lang an endlosem Videomaterial arbeitet, aus dem man dann die paar glücksstrahlendsten Momente aus den Gesichtern der oftmals depressiven und tablettensüchtigen Schauspieler herausschneidet und zu einem kurzen Spot an Emotionen kondensiert, bei dem ein waschechter Hipster Gänsehaut am Rücken bekommt und mit offenem Mund nur noch vier Worte stammeln kann: „Ich auch will habähn …!“
Jedenfalls muss man den Grad an Perfektion, den Werbung heute erreicht hat, richtiggehend bewundern. Wie hier auf glänzende Weise als Lebensideal vorgegaukelt wird, was eigentlich vollkommener Nihilismus und Grausamkeit ist und jeden, der dem folgt, unweigerlich in die Depression führen wird, ist einfach phänomenal.
Damit jetzt niemand glaubt, ich behaupte, dass die Marketingfritzen von Antoni & Co. gezielt an der Gehirnerweichung einer ganzen Generation arbeiten. Das wäre ja eine Verschwörungstheorie und geht daher gar nicht. Nein, ich halte mich da lieber ganz orthodox an die wissenschaftlich anerkannte Theorie der „invisible hand of the market“ – der unsichtbaren Hand des Marktes, die dafür sorgt, dass jeder Mensch, der keine eigenständigen Lebensideale formuliert, ganz automatisch dazu geführt wird, genau das zu machen, was der Markt bzw. der Zeitgeist fordert (von Noam Chomsky bezeichnet als „notwendige Illusionen und Lügen“, mithilfe derer die Bevölkerung „unterhalten“ und „zu apathischen, autoritätsgläubigen, kaufsüchtigen wie desinteressierten Konsumidioten formiert wird“).
So raffiniert diese Chomsky’sche Unter-Haltung auch ist, sie kann in Wirklichkeit nur bei jenen Menschen greifen, die lediglich die Aussprüche von Dieter Bohlen und Sido kennen, aber die noch nie eine Zeile von Sokrates oder Aristoteles gelesen haben, z.B. dessen Wahlspruch, mit dem er lächelnd über die Märkte flaniert ist:
„Was es alles gibt, was ich nicht brauche …“
Mit dieser Prise Sokrates wären sie immun gegen Lifestyle-Werbekampagnen, die Chomsky als „notwendige Illusionen bzw. Lügen“ charakterisiert. Die kommerziellen Hochseefischer würden schimpfen und fluchen, aber solche Menschen würden ihnen trotz millionenschwerem Jagdbudget, HiTech-Radar und raffiniertester Fangmaschinerie einfach nicht mehr ins Netz gehen.
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zum Weiterlesen:
„Grow up“- Teil 1: Jetzt weiß ich endlich, was ein Hipster ist
„Grow up“- Teil 2: MamaPapaBaby Hipster
„Grow up“- Teil 3: Dem Hipster hängt der Zwickel tief
Endzeit-Poesie 4.0: Die Entscheidung – Das Mingle-Dasein von Generation Tinder
dem hipster
hängt
der zwickel
tief
irgendwas
mit medien.
echt.
(j. l. prilleau)
Vor Kurzem hat mir ein Spenglermeister, eigentlich ein sehr beherrschter und gutmütiger Mann, erzählt, dass ihm gerade die Nerven gerissen seien und er einem seiner Lehrlinge eine heftige Ohrfeige gegeben habe. Der Grund dafür war, dass er es einfach nicht mehr fassen könne, wie die jungen Leute nur noch auf ihren Smartphones herumwischen, selbst die einfachsten Dinge quasi über Nacht vergessen und er ihnen die elementarsten Handgriffe jeden Tag aufs Neue erklären muss.
Wie soll man also in solcher Situation allgemeiner Gehirnerweichung jungen Leuten, die sich nichts mehr merken, trotzdem die Botschaft einprägen, dass sie „Dinge kaufen sollen, die sie nicht brauchen … um Geld, das sie nicht haben … um Menschen zu imponieren, die sie nicht mögen“ (R. D. Precht)?
Nun, ich versichere Ihnen – das geht! Selbst in Zeiten von Prekariat und Working Poor ist es möglich, eine ganze Generation auf Linie zu bringen, wenn man mit einem mehrstelligen Millionenbudget die hochkarätigsten Experten aus den Bereichen Marketing, Psychologie, Regie, Show, Product Placement, Sounddesign und Industrial Light&Magic zusammenspannt – dann schaffen wir das! Ein Musterbeispiel dafür ist die neue Mercedes-Kampagne „Grow up“, mit der aktuell alle Informationskanäle geflutet werden. Der Marketingchef von Mercedes-Benz spricht von einer „unkonventionellen Kampagne, die sich in ihrer digitalen Ausrichtung und ihrer Content-Mechanik nicht sofort wie Werbung anfühlt“. Mit mehr als 100 „Bewegtbildsequenzen“ und über 90 „Lifestyle- und Produktbildern“ soll bis Ende des Jahres „eine junge Generation im Spannungsfeld des Erwachsenwerdens“ dargestellt und damit „permanente Visibilität und Aufmerksamkeit“ generiert werden.
Werbeprofis sprechen von einem genialen Schachzug und evolutionären Schritt in der Profession des Product Placements: Luxusfahrzeuge werden nicht mehr plump direkt beworben, sondern „beiläufig eingeflochten“ und als „unverzichtbarer Luxus“ im Leben junger Hipster dargestellt, während sich der hauptsächliche Inhalt der Filmsequenzen eigentlich auf die hedonistischen Lebensgefühle einer konsumorientierten Generation Doof bezieht, wie sie der neoliberale Konzern gerne in seinem Bilderbuch stehen hätte. Marketing-Experte Matthias Meusel (Grey Berlin) zur neuen Kampagne: „Mercedes-Benz ist eben nicht nur der Begleiter in allen schönen und schwierigen Lebenslagen, sondern steht für den neuen Alltags-Luxus, für den mobilen Hedonismus der jungen Generation (…) daher ist die Kampagne aktuell eher nur als Hipster-Lifestyle-Content zu sehen.“ Auch sein Kollege Michael Reidel titelt: „Mercedes, jetzt auch für Hipster“.
Gehen wir aber gleich in medias res und tauchen wir für eine Minute in den Original-Trailer von „Grow up“ ein. Die Marketing-Experten der für die Kampagne verantwortlichen Agentur Antoni wissen, dass man in einer knappen Minute keine Zeit verlieren darf und kommen ohne Umschweife zur Sache. Die Lehranweisung beginnt mit der Erklärung: „Wenn du älter wirst, zählen im Leben ein paar einfache Regeln: …“
Dazu folgt eingangs gleich der kardinale Imperativ: „WORK HARD!“ – kombiniert mit Lifestyle-Aufnahmen aus dem Rotlicht-Milieu. Die Botschaft ist klar: Wenn du hart arbeitest, kannst du abends auch „Spaß“ haben. Die GoGo-Girl-Puff-Szenen gehen dann allerdings gleich über in die Aufforderungen „Achte auf deine Manieren!“ und „ZEIGE RESPEKT!“ (ein Chef wird eingeblendet) – der Hipster soll ja nicht auf die Idee kommen, „einfach nur“ Spaß zu haben und im rat race nichts zu leisten. Schließlich das unvermeidliche: „Get a job!“ und der beiläufige Ratschlag, sich richtig anzuziehen. Die Regisseure beweisen auch Sinn für Sarkasmus, indem sie beim Sujet „Get a real job“ ausgerechnet den ehemaligen Crack-Dealer und Rapper ASAP Rocky einblenden, wie sich dieser auf einer Mercedes-Motorhaube trollt und dabei müde die Augen darüber verdreht, wann denn diese tödlich langweiligen Dreharbeiten am Set endlich vorbei sind, bei denen er unter Scheinwerferlicht und Regieanweisungen stundenlang immerzu die gleichen nichtssagenden Posen wiederholen muss, nur damit die Filmproduktion Iconoclast unter Nachbearbeitung der Berliner nhb Studios und des digitalen Kampagenhubs der Pixelpark AG daraus dann die coolsten fünf Sekunden herausschneiden und für ihre Zwecke verwerten können (siehe wuv). Der Rap-Rocky wurde von Mercedes gleich für mehrere Videos der „Grow up“-Kampagne unter Vertrag genommen – ist er doch der lebende Beweis dafür, dass man es selbst als Underdog aus der Bronx zum Millionär bringen kann, wenn man nur bereit ist, „ein paar einfache Regeln“ zu befolgen.
Zurück aber zum „Grow up“-Video: Neben einigen gänsehauterzeugenden Lifestyle-Sujets betreffend Familiengründung, Sport und Hedonismus im „beat of your own drum“, die dem jungen, leistungsbereiten Hipster flüssig die Gurgel runtergluckern wie ein aspartamgesüßter Energydrink, dann wiederum der Chef in Großaufnahme mit der finalen, akzentuiert gesprochenen Endbotschaft: „LISTEN TO ADIVCE“ („Hör auf das, was man dir sagt!“). Wer bereit ist, dieser Anweisung des dicken Chefs zu folgen und für sein Profitbordell … – pardon, ich meine natürlich: für seine renommierte Wirtschaftskanzlei im Hamsterrad zu laufen, dem werden in einer auf das „LISTEN TO ADIVCE“ folgenden Bildersequenz auch gleich diejenigen Genüsse gezeigt, an denen der karriereaffine Hipster dann lecken darf – vorausgesetzt natürlich, er arbeitet „hart genug“: hedonistische Strand-Surf-Luxus-Katzen-Headbang-Asphaltcowboy-Szenen, untermalt mit laszivem hyper-emotional Sound, rauschen wie überschäumender Sekt in die Augen und offenen Münder der Zuseher.
Wer während des Videoclips nicht alle paar Sekunden die Pause-Taste drückt, um die rauschende Bilderflut bewusst zu verarbeiten, der bemerkt wohl kaum die Kröten, die er mitsamt diesem sprudelnden Sekt schluckt. Die Chancen, dass ein junger Mensch, der sich diesen Spot reinzieht, die darin verpackten Botschaften auch angemessen verarbeiten kann, divergieren statistisch gesehen vermutlich gegen Null. Da wundert es einen nicht länger, dass heute bei Friedensdemonstrationen trotz eskalierender globaler Situation weitgehende Flaute herrscht und aufgeklärte GWUP-Skeptiker auf ihren Science Blogs über den mickrigen Rest der Friedensbewegung, die sich zuletzt beim Pax Terra Festival neu formieren wollte (siehe Rubikon), nur höhnisch lachen können. Ihrer messerscharfen Analyse zufolge sind es nur „Querfrontler“ und Fortschrittsverweigerer, die sich dort herumtreiben – wer hingegen den Fortschritt auf seiner Seite hat, der surft heute lieber mit vollem Rückenwind der herrschenden „Wissenschaften“ auf der Welle des neoliberalen Sektstrahls und des technokratischen Szientismus Richtung Grand Canyon. Ja, wirklich: Warum sollte man sich denn bei Friedensdemonstrationen von Wasserwerfern der Exekutive nassspritzen lassen, wo man doch stattdessen mit einer gazellenbeinigen Katze in einem Cabrio-Roadster eine Spritztour machen und „einfach abhängen“ kann? Außerdem: Spätestens seit den G20-Randalen in Hamburg weiß man ja, dass nur schwarzvermummte Vandalen gegen Neoliberalismus und Ausbeutung protestieren, anständige Bürger bleiben daheim und gucken Tagesschau, bevor am nächsten Morgen wieder der Wecker läutet und das Murmeltier grüßt.
Der Hipster 4.0 von heute hat indes anderes zu tun, als gegen eine von Jean Ziegler als „kannibalisch“ bezeichnete Weltordnung aufzubegehren: „hard worken“ eben – um sich die Leasingraten für die aufgepeppten Blechkäfer aus der „Grow up“ Werbung leisten zu können. Um in diesen flotten Käfern eine flotte Biene spazierenführen zu können, spart man sich schon mal das Brot vom Mund ab und futtert Budget-Frittes und Junkfood aus dem Lidl-Gefriersortiment. Für ein paarhundert Euro monatlich ist man per Leasingvertrag sogar als Friseur- oder Mechatroniklehrling mit dabei – vorausgesetzt, dass man „hard workt“ (und noch bei den Eltern wohnen darf). Vorige Woche wurde übrigens wieder der „Workaholics Day“ gefeiert – dieser vor vier Jahren neu inaugurierte Feiertag soll uns an jene Konzernrealität erinnern, welche die Filmemacherin Carmen Loosmann mit ihrer Doku „Work Hard,Play Hard“ recht anschaulich ins Bild gebracht hat (Warnung: Lt. Filmkritik der Frankfurter Rundschau erfasst einen beim Ansehen dieser Doku „zugleich Kälte und Angst“) oder die uns der aus der Branche ausgestiegene Ex-Werbeprofi Steve Cutts in einem kurzen Cartoon vor Augen führt:
Da ich mir vorgenommen habe, über toxische Sachverhalte nicht mehr zu schreiben, ohne nicht auch ein probates Gegengift anzubieten, hier also ein kleines Medicum, mit dem die Leber die aus dem Werbevideo aufgenommenen Schadstoffe wieder ausscheiden kann:
Die langjährige Sterbebegleiterin Bronnie Ware hat ein Buch geschrieben mit Titel „Die fünf Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“ (siehe Kurzfassung in welt.de). Sie begleitete unzählige Menschen bei ihren letzten Atemzügen und hörte dabei immer dasselbe Bedauern und dieselben Vorwürfe: „Das Bedauern darüber, nicht das Leben gelebt zu haben, das sie sich gewünscht hatten. Reue angesichts der Entscheidungen, die man getroffen oder nicht getroffen hat. Vorwürfe gegenüber sich selbst, weil diese Erkenntnis erst kam, als es bereits zu spät war.“
„Wenn sie sterben, kommt eine Menge Furcht und Ärger aus den Menschen heraus … und dieses ‚Ich wünschte, ich hätte …'“, sagt Bronnie Ware.
Auf Platz 1 der am meisten bereuten Dinge:
„Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben“
folgt sogleich Platz 2:
„Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet“
„Alle Männer, die ich gepflegt habe, haben das gesagt“, erzählt Bronnie Ware. „Fast alle haben zu viel gearbeitet und zu wenig gelebt – weil sie Angst hatten, nicht genug Geld zu verdienen, oder ihrer Karriere wegen.“ Sie schildert weiters, dass viele Menschen ihre wahren Gefühle um des scheinbaren Friedens willen unterdrücken. „Das führt dazu, dass sich viele in einer mittelmäßigen Existenz einrichten und nie zu dem werden, was sie hätten sein können.“ Viele Krankheiten, die ihre Patienten über die Jahre entwickelten, rührten daher, glaubt sie. Für sich selbst hat Bronnie Ware entschieden, dass sie nur noch das macht, was sie in ihrem Leben von ihrem Innersten aus tun wolle. „Ich weiß ja, was ich sonst auf meinem Sterbebett bereue“, sagt sie.
Damit spricht die Sterbebegleiterin etwas an, was einem in unserer vermeintlich alternativ- und trostlosen Zeit am meisten abgesprochen wird: Das eigenverantwortliche Gestalten des Lebens auf Basis individuell formulierter Ideale – die, das wage ich aus voller Überzeugung zu sagen, bei ausnahmslos jedem Menschen in Wirklichkeit, d.h. im oftmals zugeschütteten Inneren, diametral entgegengesetzt sind zu dem marktradikalen (’neoliberalen‘) Wahn-Sinn, der uns heute von Kindesbeinen an in Schule, Uni und Medien als Normalität verkauft wird. Von Medien, die uns laut Noam Chomsky „ideologisch zum Gehorsam, zur Passivität, Konformität, Habsucht und Unterwerfung erziehen“, uns „mithilfe bedeutungsloser Slogans und des Fernsehens zu apathischen, autoritätsgläubigen, kaufsüchtigen wie desinteressierten Konsumidioten formieren“ und solcherart die Bevölkerung „sozial atomisieren, fragmentieren und dadurch politisch marginalisieren.“ (siehe „Die Wachhunde der Machtelite“)
Dass man den Gegenwind nicht zu scheuen braucht, der einem entgegenweht, sobald man von dieser Fähigkeit zum Schwimmen gegen den Strom Gebrauch macht, hat uns schon Dorothee Sölle gezeigt mit ihrem Lebensmotto:
„Grenzenlos glücklich,
absolut furchtlos,
immer in Schwierigkeiten.«
oder mit Goethes ermutigenden Worten:
„In dem Augenblick,
in dem man sich endgültig einer Aufgabe verschreibt,
bewegt sich die Vorsehung auch.
Alle möglichen Dinge,
die sonst nie geschehen wären, geschehen
um einem zu helfen.
Ein ganzer Strom von Ereignissen wird in Gang gesetzt
durch diese Entscheidung
und sie sorgt zu den eigenen Gunsten
für zahlreiche unvorhergesehene Zufälle,
Begegnungen und materielle Hilfen,
die sich kein Mensch vorher je erträumt haben könnte.
Was immer du kannst oder Dir vorstellst,
dass Du es kannst,
beginne es.
Kühnheit trägt Genie,
Macht und Magie in sich.
Beginne jetzt!“
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zum Weiterlesen:
„Grow up“- Teil 2: MamaPapaBaby Hipster
„Grow up“- Teil 3: Dem Hipster hängt der Zwickel tief
Endzeit-Poesie 4.0: Die Entscheidung – Das Mingle-Dasein von Generation Tinder
Freitag, 7.7.2017. Eifel. Es ist mal wieder Zeit, kurz etwas in eigener Sache zu schreiben. Rufen Sie mal den „Nachrichtenspiegel“ auf, das nichtkommerzielle Nachdenkmagazin, das am 4.7.2010 startete. Ja – wir sind jetzt sieben Jahre alt geworden, haben die Kleinkindphase hinter uns. Vor 2015 waren es zehn Millionen Leser, heute sind es: 18.536.882 Zuschauer seit dem 09.12.2011 12:00. Gut – die kommen nicht alle täglich vorbei, es verteilt sich auf eine lange Zeit: aber es scheint mir schon erstaunlich zu sein, wie viele Menschen man als Privatmann erreichen kann, auch mit langen, komplizierten Texten, die ihre Quellen hauptsächlich aus dem Mainstream beziehen. Ja – ist ja oft kritisiert worden: ich lese Mainstream. Ich bin ja auch kein Verfechter des Wortes „Lügenpresse“, ja manchmal scheint mir halt „Lückenpresse“ zu hart, ich würde eher von „Willkürpresse“ reden, die reale Informationen mit massiver sprachlicher Gewalt in irreale Schemata presst – mein Job ist es da nur, sie in anderen Schemata abzubilden, kleine Geschichten darüber zu schreiben, aus welcher Sicht man das noch sehen könnte, um sich umfassend eine Meinung bilden zu können. „Even the worst case“ war die Devise, als ich damals anfing zu schreiben – für jemanden aus dem Management ganz normal, für die Politik in Berlin: eine fremdartige Perspektive, dort herrschte eher Pippi Langstrumpf – man machte sich die Welt, wie es einem gefällt.
Kurz nach unserem fünften Geburtstag erhielt ich einen offenen Brief von dem Herrn Parkwächter – ich hatte wohl den Eindruck erweckt, als wäre ich hoffnungslos und würde bald das Schreiben einstellen; er wollte mir ins Gewissen reden, warum das gar nicht geht. Ich gestehe, er hatte Recht – und immer wenn mich der Gedanke beschleicht, dass ich vielleicht doch lieber Fernsehen schauen oder Bier trinkend am Strand liegen sollte, dann weiß ich, dass ich dort in seinen Worten die Gründe finde, nochmal ein paar Worte zu machen – und zwar heute auf Wunsch eines Menschen, der die Welt nicht mehr versteht.
Gehen wir dazu erstmal in die jüngere Vergangenheit. Können Sie sich noch an das Jahr 1987 erinnern? Ich zitiere da mal was aus dieser Zeit (siehe Spiegel):
„Die Belagerung begann mitten in der Nacht. Lange vor Beginn der Frühschicht rückten Trupps mit Hunderten von Stahlarbeitern in die Stadt aus. Sie riegelten Bundesstraßen ab und sperrten eine Autobahnauffahrt. Knapp 16 Stunden lang blockierten die Männer eine dreispurige Rheinbrücke.“
Faszinierend, oder? Obwohl ich auch zu den Menschen gehörte, denen die Staus an jenem Tage zu schaffen machten, war meine Laune gut: solange sowas noch auf deutschen Straßen geschah, war die Demokratie sicher. Wenn wirklich was schief lief in der Bürokratie, konnte man sicher sein: die Jungs vom Stahlwerk machen die Autobahnen dicht:
„Der Duisburger Stadtteil Rheinhausen war vorigen Mittwoch fast abgeriegelt. Hinter Straßensperren und heißen Kokskörben hatten sich Tausende von Stahlarbeitern in Stellung gebracht. Arbeiter drohten, dicke Stahlbrammen auf die Autobahn zu werfen oder die A 2 zu besetzen. Selbst NRW-Ministerpräsident Johannes Rau konnte nur auf Schleichwegen in die Stahlfestung gelangen.“
Ja. Es kam keine Polizei, sondern der Ministerpräsident. Persönlich – um mit den Jungs zu reden. Die Jungs zeigten auch deutlich, dass der Spaß vorbei war, sie wurden sehr persönlich und zeigten Konsequenzen auf:
„In Rheinhausen verbrannten Arbeiter eine Stoffpuppe. Sie trug den Namen des für den geplanten Abbau verantwortlichen Chefmanagers Gerhard Cromme. Ein Demonstrant trug ein Pappschild vor dem Bauch: „Wenn Krupp-Rheinhausen stirbt, dann stirbt auch Cromme“.“
Und das Volk? War auf ihrer Seite:
„Der ganze Stadtteil, geprägt von Krupp und verschweißt mit Stahl, macht mobil. Rund 12000 Duisburger Schüler bauten sich vorigen Donnerstag neben einem Galgen auf und forderten „Zukunft für die Kinder von Rheinhausen“.“
Sie hatten verstanden, welche taktischen Schritte sie zu unternehmen hatten, um ihre strategischen Ziele zu erreichen: ist die Autobahn dicht, geht nichts mehr in den Städten. 18 Jahre später verriet die SPD zusammen mit den Grünen mal wieder ihre ganze Wählerschaft, zersägte den Sozialstaat, brach der Arbeitnehmerschaft das Rückgrat, führte stolz den besten Niedriglohnsektor Europas ein – also: Sklavenarbeit für Millionen – und nichts rührte sich. Man konnte sich wundern: wenn schon ein paar hundert Stahlarbeiter erfolgreich Straßen blockieren konnten, wenn ein paar tausend Stahlarbeiter einen ganzen Stadteil erobern konnte – was konnten da Millionen ausrichten? Nun: eine ganz neue Republik schaffen, eine Republik, die aktiv auf die Herausforderungen der Gegenwart zum Schutze der Eigentümer des Landes (der Bürger – also: uns alle) reagiert und nicht nur Arbeitslose als Sündenböcke an die Wand stellt, die auf einmal ganz allein für die Folgen der irren und willkürlichen Globalisierungsorgien verantwortlich gemacht wurden – als Faulpelze, Parasiten und Schmarotzer, nicht in der Lage, sich durch positiv Denken einen echten Arbeitsplatz herbeizuphantasieren.
Was war geschehen in den Jahren?
Nun – manche sagen, es seien die Arbeiter, denen durch Hartz IV der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Ich habe dazu mal in privatem Kreise eine Umfrage gestartet, bekam dazu unter anderem diese Antwort:
„Lieber Reiner, wie du weißt, habe ich 6,5 Jahre als Gründer und Vorsitzender einer Unternehmerbewegung viele Vorträge gehalten. Darüber was sich in diesem unserem Lande ändern muss. Ganz ohne linke Gesinnung. Während und danach sagten die meisten, genau so isses. Kaum war eine Nacht vergangen, stiegen sie in ihr Hamsterrad und machten weiter wie zuvor. Dabei könnten wir sovieles tun. Wir müssten nicht nach den Parteien und Verbänden rufen. Wir müssten nur lernen ungehorsam zu sein. Ungehorsam gegen den Konsum, gegen die Behörden, gegen die Parteien, gegen Zwangsgebühren, gegen Banken und, und , und…..“
Das – sagt ein Unternehmer. Sogar der Chef einer Unternehmerbewegung. Der Chef von Unternehmern, die wissen, das wir wirtschaftlich mit Vollgas an die Wand fahren – um hier Panik zu kriegen, braucht man auch gar keine „linke Gesinnung“, volkswirtschaftlich geschulter Sachverstand reicht völlig aus – oder die Erkenntnis, dass Deutschland wieder von einer kleinen Elite regiert wird (siehe Welt), die uns erlaubt, alle vier Jahre einen von zwei Kanditaten ihrer Wahl zu wählen. Hören wir nochmal eine andere Stimme dazu – eine weitere Perspektive aus dem Freundeskreis:
„Für die Passivität gibt es zahlreiche Gründe:
die allgemeine Verblödung und Angst, aufzufallen und bestraft zu werden, sind wohl die wichtigsten. Sie sind ein Ergebnis der autoritären bis totalitären Prägungen unserer Geschichte, in der mindestens seit dem Mittelalter die schamlose Ausbeutung und Versklavung der Bevölkerungsmehrheit mit äusserster Brutalität durchgesetzt wurde. Wer sich dagegen auflehnte, hing schnell am nächsten Galgen, wurde bei den Bauernaufständen niedergemetzelt oder im KZ vergast. Die braven Vollstrecker hingegen wurden befördert und grosszügig beschenkt. Ihre Nachfahren leben oft heute noch von diesen geerbten Reichtümern.
Nur wenige Jahrzehnte lang, nach dem letzten verloren Krieg, musste der deutsche Michel auf Druck der Siegermächte und wohl auch infolge der Kriegsmüdigkeit nach den Elensdsjahren mal kleinere und demokratische Brötchen backen: die allgemeinen Menschenrechte sollten plötzlich in Deutschland Staats- und Erziehungsziel sein. Sie wurden in den 60er und 70er Jahren propagiert, aber nach dem Zusammenbruch des Kommunismus schnell wieder in die Mottenkiste verstaut, weil sie „die da oben“ beim „Durchregieren“ zu sehr stören. Daher breiten sich wieder die Urinstinkte des Obrigkeitsstaates aus, spätesten seit dem mit H4 wieder ein wirksames Folterinstrument bereitgestellt wurde. Unterwürfigkeit und Anpassung sind also in Deutschland fast kontinuierlich durchgesetzte Erziehungsziele und wurden, besonders von den weniger gebildeten Schichten, internalisiert. Sie müssten in einem aufwendigen Lernprozess erstmal wieder abgebaut werden, bevor eine wirksame Emanzipation einsetzen könnte.“
Ja – vielleicht ist das was spezifisch deutsches? Duckmäusertum, Biedermeierphantasien, Anpassungsfanatismus? Ich habe kürzlich Unterlagen sichten dürfen, die Schüler beschrieben, die vor echten Unternehmern Bewerbungsgespräche simulierten, hier konnte man ankreuzen: „Kleidung: angepasst – nicht angepasst“. Zu meinen Schulzeiten hätte das einen Aufstand gegeben – heute wird dieser Übergriff in die intimsten Bereiche des Menschen klaglos hingenommen, ja, noch nicht mal verstanden, was das für ein Übergriff ist.
Gut – wir haben ja noch Demonstrationen wie beim G-20-Gipfel in Hamburg, wo jetzt schon hunderte Menschen verletzt sind (siehe Spiegel) und die Staatsgewalt auch bewusst auf Journalisten einprügelt (siehe Neues Deutschland) – aber es sind ja auch sehr wenig Demonstranten, die dort aufmarschiert sind – und eine bemerkenswerte Unterstützung durch die Bevölkerung erhalten. Ist es wieder da, das neue, vierte Reich, das ganz Europa unter seine Macht zwingt? Ist es vielleicht genau das, was Arbeitnehmer und Unternehmer in ihrer Apathie eint: die gnadenlose Furcht vor dem unbarmherzigen Staat, der jederzeit hemmungslos zuschlagen kann?
Es waren nur 6000 Arbeitsplätze, die damals in Duisburg auf dem Spiel standen und eine Revolte auslöste, die schnell hätte blutig werden können. Sind nämlich harte Jungs, diese Stahlarbeiter. Hart wie Kruppstahl, sozusagen. Sie wollten auch nicht „demonstrieren“ (was nur Sinn macht, wenn die Obrigkeit dieses Ritual als Zeichen akzeptiert), sondern … richtig dicken Stunk machen. Gnadenlos, umbarmherzig, hemmungslos – die symbolische Verbrennung eines Menschen ist keine Kleinigkeit … und wenn man ihren Worten traut, war das nicht nur ein Zeichen, sondern ein Versprechen. Es war keine Demonstration – es war eine Barrikade, die eine deutliche Linie in den Sand zieht und sagt: bis hierher und nicht weiter. Es ging auch um viel: das Überleben einer Stadt … die heute enorme soziale Probleme hat. Und es gab erstaunlich viel Solidarität (siehe sozialismus.info).
Heute geht es um viel mehr: aber die Meldung, dass US-Investoren den Abbau von 20000 Arbeitsplätzen bei der Deutschen Post fordern (ein erstaunlicher Eingriff in die „inneren Angelegenheiten eines Landes“) findet man nur noch am Rande (siehe junge Welt), niemand käme auf die Idee, den Frankfurter Flughafen dafür zu blockieren. Ja – stellen Sie sich doch einfach mal vor, es wären eine Million Demonstranten (so viele wie früher mal auf den Ostermärschen), die in Hamburg gegen den irrsinnigen G-20 Gipfel (im Grunde eine reine Privatveranstaltung auf Kosten der Steuerzahler, die nur die Interessen der „Investoren“ vertritt) angehen – und sie hätten den Flughafen blockiert, damit die ganze Invasion der Funktionselite überhaupt nicht ins Land gelangen kann? Mit 19000 Polizisten kann man sehr gut auf ein paar hundert Demonstranten einprügeln (siehe Zeit), da ist noch kein großes persönliches Risiko zu erwarten – muss man jedoch Barrikaden stürmen, die von einer Übermacht gehalten werden … fällt einem vielleicht ein, das hinter den Barrikaden die Steuerzahler stehen, denen man sein eigenes Gehalt zu verdanken hat … und dass man in erster Linie zum Schutze dieser Steuerzahler im Dienst ist und nicht zum Schutze ausländischer Potentaten. Selbst im Flaggschiff der deutschen Nachrichtenfront wird offen diskutiert, dass die Polizei nur Prügelknabe für die Politik ist (siehe Tagesschau) … einer Politik, die sich ganz offen das Verhandeln mit dem Bürger abgewöhnt hat und lieber offen den Knüppel regieren läßt.
Aber: wo bleiben die Millionen … deren Arbeitsplätze durch die „Industrie 4.0“ in unglaublicher Menge (man spricht für Deutschland von 18 Millionen) abgebaut werden? Die Millionen, die erwarten dürfen, dass das aktuelle Pilotprojekt – Gratisarbeit durch Arbeitslose für Behörden und Unternehmen (siehe taz) … also: konsequente Rückkehr zur Sklavenhaltergesellschaft … bald für sie alle Standard werden wird?
Was ist der Grund dafür, dass ein ganzes Land in ohnmächtige Apathie verfällt?
Ich habe da an ungewöhnlichem Orte eine Erklärung gefunden, mitten im ehemaligen „Sturmgeschütz der Demokratie“ (heute eher: die Haubitze des Konformismus) – von einem ehemaligen Manager und Karrierecoach (siehe Spiegel):
„Wir lesen dieselben Bestseller, pfeifen dieselben Hits, nutzen dieselbe Suchmaschine, tummeln uns im selben sozialen Netzwerk und schmieden die gleichen Karrierepläne. Und natürlich sehen wir im Fernsehen dieselbe Werbung, die Millionen Menschen individuelles Glück verspricht, sofern diese – aufgepasst! – alle das gleiche Duschgel, die gleiche Versicherung oder die gleiche Schlaftablette kaufen. Da weiß man, was man hat: ein Reihenleben im Reihenhaus.
Und doch weigert sich das Glück, bei uns einzuziehen. Denn tief innen fragen sich viele: „Was hat dieses Leben eigentlich mit mir zu tun?“ Immer mehr Menschen fühlen sich im falschen Film. Vier von zehn Deutschen geben an, die Qualität ihres Lebens nehme ab. Hinter hektischer Aktivität, hinter lächelnden Gesichtern, hinter makellosen Fassaden gähnt ein Abgrund aus Sinnlosigkeit. Die Depression ist zur Volkskrankheit geworden, Menschen verlieren ihr Leben durch Anpassung.“
Ja – deshalb hatte ich 2015 den Begriff „Zombiefizierung der Gesellschaft“ gewählt, auf den mein Kollege Parkwächter dann geantwortet hatte. „Menschen verlieren ihr Leben durch Anpassung“ … und wandeln nur noch als lebende Tote durch ihr sinnloses Leben. Ja – schauen Sie mal in den Spiegel: dann sehen Sie einen. Und Sie können heute schon sicher sein, dass Sie das, was Sie ihr „Leben“ nennen, zum Zeitpunkt ihres Todes (der Sie mit absoluter Sicherheit ereilen wird … selbst, wenn Sie derzeit ganz feste nicht daran glauben) am meisten bereuen werden (siehe Tagesanzeiger).
Und die Quelle dieser Pest?
Nun – was der Karrierecoach erkannt hat, findet man – mit anderen Worten – auch bei Jean Ziegler (siehe Junge Welt):
„Die neoliberale Wahnidee will uns eintrichtern, dass sich der Markt selbst reguliert, dass er Naturkräften folgt und der Mensch nichts anders tun kann, als sich diesen Marktkräften zu unterwerfen. Dadurch wird der Mensch seiner historischen Subjektivität und Singularität beraubt. Er verhält sich nur noch so, wie ihm die Warengesellschaft das diktiert.“
Schwieriger formuliert, gleiche Botschaft: die absolute Vernichtung des „Ich“ durch … Werbung, jenem Motor der Informationsindustrie, ohne den sie keinen Tag überleben könnte, einem Motor, der von den „raffiniertesten Manipulatoren“ (siehe Zeit) betrieben wird, einer Manipulation, die den Reichen so wichtig ist, dass sie per EU-Richtlinie in Zukunft noch viel mehr Raum einnehmen darf (siehe Handelsblatt).
Vier Stunden am Tag schauen sie fern – davon sind 1,3 Stunden raffinierteste Werbung, der Sie sich auch in Printmedien wie Stern, Spiegel, Focus nicht entziehen können – die sind ja inzwischen reine Werbeblätter mit kleinem Raum für das – meiner Meinung nach sinn- und zweckfreie – „aneinanderfügen scheinbar relevanter Fakten“ (so ein ARD-Mann über die Tagesschau, dem Leitmedium der Deutschen – siehe Spiegel). Die Kernbotschaft? „Deutschland geht es gut – und das ist ein Grund zur Freude“ … und Sie können daran teilnehmen, wenn Sie sich für ein Reihenleben im Reihenhaus entscheiden und alles so ausführen, wie es Ihnen die Warenwirtschaft und ihre Unterhaltungsclowns diktieren. Die sind sogar so gut, dass sie den Deutschen einreden, dass man – trotz perfektestem Straßensystem der Welt – einen geländetauglichen radikal umweltschädlichen Protzwagen (SUV) braucht, um sich sicher im Straßenverkehr bewegen zu können … wer das schafft, kann auch Eskimos Kühlschränke verkaufen.
Was manipuliert wird? Alles. Gezielt ausgerichtet auf Ihr Unterbewusstsein. Ich persönlich schaue schon allein deshalb keine Werbung mehr, weil die in wenigen Sekunden so massive Angriffe auf meine Lebensziele, mein Selbstwertgefühl und die Sinnhaftigkeit meiner Existenz ausführen (mit Bildern geht das deutlich schneller, hierzu später mal mehr) und ich – wirklich – Stunden brauche, um die so implementierten „Werte“ aufzufinden und zu eliminieren, dass ich schlichtweg kapitulieren musste: die sind mir einfach über – und ich denke, das gilt für jedermann.
Und so … fehlt einfach die Kraft, das Selbstbewusstsein, das Solidaritätsgefühl (das ja immens abgenommen hat in den letzten Jahren – siehe Heitmeyerstudie bei Boell.de) weil die Werbewirtschaft elementarste Bereiche unseres Selbstseins zertrümmert – Tag für Tag. Und weil wir es auch – weitgehend umbewusst – zertrümmern lassen.
Daneben … fiel mir aber letztens noch ein ganz andere Aspekt auf, den ich so kaum in der Literatur fand: die, die vor dem Fernseher sitzen, werden behandelt, als seien sie die Könige der Welt. Boten bringen ihnen Nachrichten aus aller Welt, bekannte Stars singen nur für Sie und erniedrigen sich zur Unterhaltung des Königs im Dschungelcamp, wichtige Menschen diskutieren im TV nur für sie, Kanzlerin und Präsident berichten direkt an sie – so wurden früher nur Könige behandelt. Vielleicht – wenn man es nicht hinterfragt – fühlt man sich dann sogar auch so, wenn man auf dem Sofa sitzt: wie der kleine Herr der Welt. Eine tödliche Illusion, die zerbricht, sobald der Ausbeutungsplatz abgeschafft wurde (ja – von Arbeitsplatz rede ich da gar nicht mehr, ich habe verstanden und erlebt, welchen Zweck „Führen mit Zielen“ im Arbeitsleben hat).
Warum sollte der Herr der virtuellen Welt – der jederzeit zwischen hunderten Programmen wählen kann – überhaupt Autobahnen blockieren?
„Deutschland geht es gut – und das ist ein Grund zur Freude“: wir haben direkt die Kanzlerin, die dieses Gefühl wohl am besten aufgegriffen hat.
Sie zweifeln?
Gut, ich mache Ihnen einen Vorschlag. Vielleicht nur … ein Gedankenexperiment. Setzen Sie sich in Zug und Auto und fahren Sie nach Hamburg, bevor die Potentaten ankommen. Ein paar Millionen von Ihnen reichen völlig – die Stadt wird aus allen Nähten platzen, es ist noch nicht mal eine Demonstration … aber an G 20 wäre nicht mehr zu denken. Ist das plausibel für Sie? Machen Sie es jetzt … oder schauen Sie genau in sich hinein, welche Widerstände in Ihnen auftauchen, beobachten Sie genau, was die Stimmen der Werbewirtschaft in Ihnen sagt. Wäre der erste Schritt, sie zu identifizieren – und abzuschalten, damit Sie ihr eigenes Leben wiederbekommen.
Warum Sie nach Hamburg fahren sollten?
Schauen Sie mal an, was dort ausgeheckt wird (siehe Spiegel):
„In Wahrheit verfolgten die G20 jedoch eine „neoliberale“ Agenda, die aus Deregulierung, Privatisierung, rigider Haushaltsführung und Öffnung für ausländische Investoren bestehe. Es fehle der Bezug zur massiven Arbeitslosigkeit, schlechter Infrastruktur und Strategien, wie man gezielt afrikanische Unternehmen stützen kann. Das wichtige Thema Bildung blende der Plan ganz aus.“
Da geht es um Afrika – aber diese „neoliberale Agenda“ ist halt der kleinste gemeinsame Nenner der G 7 … die damit die G 20 infizieren und dominieren wollen. Für die Ärmsten der Armen haben die gar keinen Platz mehr – weder hier noch in Afrika.
Kommen Sie ins Handeln, bevor … auch Sie zu den Ärmsten der Armen gehören.
Und glauben Sie mir: Sie werden mir am Ende Ihres Lebens dankbar sein, weil Sie … dann letzen Endes doch noch mal ein eigenes Leben hatten.
Oder irre ich da?
Freitag, 15.7.2016. Eifel. Liebe Frau von der Leyen – schön, das wir mal die Gelegenheit haben, uns kennen zu lernen. Ich habe ja schon so viel von Ihnen gehört – unter anderem, dass ihr Bruder als Kind der schrecklichen Brennesselstrafe unterzogen wurde, in Ritual aus den Kreisen des Hochadels, wo Muttern das Kind mit Brennesseln traktiert. Ja – was hat Ihre Familie da für ein Glück gehabt, noch eine solche Erziehung genossen zu haben: so etwas macht hart, gnadenlos und willensstark, so züchtet der Hochadel seinen Nachwuchs. Heutzutage würden Sie jedoch in einem Heim aufwachsen, weil man den Eltern das Sorgerecht entzogen hätte – ja, so geht der Staat mit asozialen Familien um – zum Schutz der Kinder. Gut, es ist nicht bekannt, ob Sie auch diesen Methoden unterzogen wurde: ich hoffe, nicht!
Sie sind eins von sieben Kindern – eine beneidenswerte Kindheit. Wirklich. Ich persönlich kenne – aufgrund der besonderen Umstände meiner Familie – sowohl Kleinst- als auch Großfamilien, ich selbst wuchs als Einzelkind auf (mein Bruder verstarb mit 9 Monaten an einer Lungenentzündung, was meine Eltern sehr aus der Bahn warf), aber meine Mutter hatte drei jüngere Brüder, mit denen wir engsten Kontakt hatten und die für mich in meiner Jugend wie große Brüder waren: glauben Sie mir, Großfamilie ist schöner – für die Kinder. Ach, was sage ich denn: sie haben ja – wie ich – auch sieben Kinder. Finde ich phantastisch. Wirklich. Jetzt – im Alter (und ich bin ein Jahr und zwei Monate jünger als Sie) – merke ich, dass nicht Bücher, Ideen, Titel, Vermögen oder Landbesitz mein größtes Vermächtnis an diese wunderbare Welt sein werden, sondern meine Kinder – ganz unabhängig von ihrer Nettogeldleistung für Staat und Konzern, einfach, weil sie da sind. Ich denke, Sie kennen das Gefühl. Hoffe ich jedenfalls.
Aber ich wollte ja mit Ihnen nicht über Familie reden – da haben wir auch ganz andere Vorstellungen. Wie ich höre, managt ihr Mann – Medizinprofessor mit eigener Firma, der für die Pharmaindustrie Studien durchführt – die Familie – so nebenbei, sagt man. Ja, da kenne ich mich aus: beruflich habe ich solche Leute auch mal eingekauft. Nein, ich will da jetzt nicht herumunken: sicher sind in der Branche nicht alle so, wie die, mit denen wir zusammengearbeitet haben; wir waren so frech und haben die Ergebnisse vorgegeben, Aufgabe der Studienführer war, Wege zu finden, die zu diesen Ergebnissen führen. Ja, was glauben Sie denn, wieso es heute noch immer wieder Medikamente mit gravierenden, tödlichen Nebenwirkungen gibt? Als Patient und Bürger würde ich mir deshalb wünschen, dass solche Studien vom Staat durchgeführt werden – und nicht von einer GmbH, die von der Universität ausgegliedert wurde, um den Schutz einer „beschränkten Haftung“ zu genießen, wenn mal wieder alles schief geht. Nebenbei arbeitet Ihr Mann noch an der Hochschule Hannover als außerplanmäßiger Professor – eine enorme Leistung, bedenkt man, dass er nebenbei die sieben Kinder betreut.
Nun – wahrscheinlich haben Sie genug Personal, das dies erledigt: wir hatten uns damals für das klassische Modell entschieden: Papa kümmert sich um Kohle, Mama um Kinder. Ging nicht anders, klappte aber eine ganze Weile ganz gut – jedenfalls solange, bis der Zeitgeist anfing, dieses Lebensmodell als „unwert“ zu bezeichnen und Mütter lieber halbtags im Büro (oder sonstwo) sah, damit die Kinder keinerlei Nestwärme mehr erlebten und von klein auf lernten, wildfremden Menschen gehorsam und auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein.
Wegen einem dieser Kinder schreibe ich Ihnen heute, denn er hat einen Brief von der Bundeswehr bekommen – mit Gehaltsangaben. Ja – die Angaben liegen gerade vor mir: 837,30 Euro vom 1.-3.Monat, 869,40 Euro vom 4.-6-Monat, 1063,50 Euro vom 7.-12.Monat, 1146,30 Euro vom 13.-18.Monat, 1206 Euro vom 19-23. Monat, zusätzlich gibt es weitere Leistungen wie Fortzahlung des Kindergeldes, ein Entlassungsgeld von 99 Euro im Monat (wie lange eigentlich?), bei Auslandseinsätzen 30 – 110 Euro pro Tag dazu – womit man bei Kampfeinsätzen in Namibia auf 4000 Euro im Monat käme … und dafür braucht man noch nicht mal einen Hauptschulabschluss, sondern nur – wie Sie formulieren – „Motivation und Engagement“. Hach – das erinnert mich an eine lustige Geschichte aus den siebziger Jahren, ich war Mitglied der DFG/VK, Wehrdienstverweigerer mit geprüftem Gewissen …. Gewissen? Erläutere ich kurz. Das gab es damals noch, das war so eine innere Stimme im Kopf, die normale Menschen daran hindert, Kinder mit bloßen Händen Brennessel pflücken zu lassen – oder eben andere Menschen zu töten. So eine Stimme gibt es schon bei ganz kleinen Kindern – noch 2012 berichtete ein deutsches Nachrichtenmagazin davon, was geschieht, wenn Kinder kein Gewissen haben (siehe Spiegel):
„Sollte der kleine Jeff jemals so etwas wie ein unschuldiges Gemüt besessen haben, so war es ihm im Alter von zehn Jahren bereits abhandengekommen. Der Junge streunte herum, köpfte Hamster und nagelte einmal einen Hundekadaver an einen Baum. Den Kopf des toten Tieres spießte er auf einen Stock wie eine Kriegstrophäe.“
Aus dem Kind wurde später der Massenmörder Jeffrey Dahmer – womit ich wieder bei meiner lustigen Geschichte bin. Da gab es doch zu meiner Zeit wirklich einen freiwilligen Soldaten, der bei der Bewerbung angab, dass er Lust zum Töten hätte und dies mit großer Freude ausführen würde. Den hatte man nicht genommen, dafür aber meinen Klassenkameraden, Sohn eines Musikprofessors, der absolut nicht zur Bundeswehr wollte, weil er das Töten hasste – der musste hin und hatte dort eine häßliche Zeit, weil Menschen, die die Gewissensprüfung nicht bestanden, während ihrer Bundeswehrzeit ordentlich schikaniert wurden. Na ja – sowas ist lange vergessen, Gewissensprüfungen gibt es nicht mehr, weil wir „Gewissen“ im politischen Raum weitgehend abgeschafft haben – wie ich der modernen Sozialgesetzgebung entnehme. Sie hatten sich ja auch mal einen Namen dadurch gemacht, dass Sie in ihrer Zeit als Sozialministerin des Landes Niedersachsen als erstes Bundesland den Blinden das Blindengeld gestrichen haben – was ich als enorme, gewissenlose Verrohung empfinde. Ich muss da um Entschuldigung für meine Gefühle bitten, dieses „Gewissen“ ist bei mir auch im hohen Alter noch aktiv und läßt nicht zu, dass ich Menschen töte oder quäle, es hält eher an, ihr Leid zu mindern.
Zurück zum Brief. Er ist geschrieben worden auf Briefpapier des Bundesamtes für Personalmanagement der Bundeswehr, hat aber keine Unterschrift – also: niemand ist persönlich für ihn verantwortlich. Und doch ist er keine einfache Werbesendung, denn er enthält eine Vorgangsnummer, die im Schriftverkehr stets anzugeben ist. Mein Sohn – zum Zeitpunkt des Erhaltes des Briefes noch minderjährig – hat also schon eine Vorgangsnummer bei Ihnen. Ich hoffe, es drohen ihm keine Konsequenzen, wenn er keinen Schriftverkehr beginnt, frage mich aber, warum hier ein „Vorgang“ eingeleitet wurde. Nun – vielleicht ist gerade das die Antwort auf die Frage nach der fehlenden Unterschrift.
„Dein Einsatz, um richtig weiterzukommen: Karriere bei der Bundeswehr!“ – steht in Großschrift anstelle einer Anrede, wie es in zivilisierten Ländern üblich ist. Offensichtlich ist „Bundeswehr“ im korrekten Umgang mit dem Souverän dieses Landes nicht so geübt – oder es gehr ihr „am Arsch vorbei“: um mal einen Sprachcode zu verwenden, den ich bei den „Kameraden“ vernehmen durfte.
Nun – an Schulausbildung reicht Ihnen die Vollendung der Schulpflichtzeit, Abschluss braucht man nicht. Dass der Duden hier lieber die Version „weiter zu kommen“ empfiehlt, möchte ich nicht noch vertiefen; mir geht es eher darum zu fragen, wieso nur der Weg zu Bundeswehr ein „richtiges“ Weiterkommen darstellt und was ich mir als „falsches“ Weiterkommen vorstellen muss. Ich will nicht hoffen, dass hier die Etablierung einer Parallelwelt neben der demokratischen Zivilgesellschaft beschrieben wird.
„Von wegen, hier wird nur „stillgestanden“: als einer der größten Arbeitgeber Deutschlands bietet dir die Bundeswehr vielfältige Möglichkeiten für deine berufliche Zukunft. Und eine einzigartige Chance, dich und deine Talente weiterzuentwickeln“. Nun – was wissen wir über die persönliche Anrede in einem Brief? Nach der neuen Rechtschreibung dürfen wir frei wählen, das stimmt. Aber: man darf auch die Großschreibung wählen, wenn man Achtung und Wertschätzung zum Ausdruck bringen will und nicht nur seinem Kumpel von Urlaubserlebnissen auf Malle berichtet. Überhaupt: warum reden Sie meinen Sohn mit „du“ an? Wer erlaubt Ihnen, sich eine solche Frechheit herauszunehmen? Warum bringen Sie meinem Sohn – um den Sie werben – keine Achtung und Wertschätzung entgegen?
Nun – die Antwort folgt im nächsten Satz:
„Im Freiwilligen Wehrdienst kannst du viel über dich, aber auch fürs Leben lernen“.
Ja: das hat mein Sohn bis hierhin schon gelernt: er wird aufgefordert, in eine Parallelgesellschaft einzutreten, die ihm weder Achtung noch Wertschätzung entgegenbringt. Parallelgesellschaft? Lesen Sie weiter:
„Denn in der militärischen Ausbildung erlebst du, wie sich echte Zusammenarbeit im Team anfühlt. Und was es heißt, sich wirklich durchzubeißen oder Verantwortung zu übernehmen. Nebenbei lernst du uns und unsere verschienen Berufsbilder hautnah kennen“.
Als ob es außerhalb der Bundeswehr keine „echte Zusammenarbeit im Team“ gäbe. Fragen Sie mal ihren Ehemann, wie es im OP zugeht. Rufen Sie mal bei der Feuerwehr an, bei Rettungssanitätern oder bei jeder x-beliebigen Reinigungskolonne. Was mich persönlich etwas irritiert, ist dieses „hautnah“, eine seltsame sexuelle Komponente in einem Werbeschreiben der Bundeswehr (wenn es überhaupt von ihr kam). Nackte Haut und Panzerstahl passen in meinem Weltbild nicht so ganz zusammen – aber Sie werden sich bei dieser Redewendung sicher was gedacht haben. Immerhin hat ein Panzer ein ganz großes Rohr, von dem viele ganz junge Männer träumen.
„Du weißt schon, wo du hinwillst? Dann steig doch ein als Soldatin oder Soldat auf Zeit! Hier qualifizierst Du Dich bestmöglich, um engagiert für unsere Gesellschaft und die Sicherheit einzutreten. Dabei hast du die Wahl, dich beruflich weiterzubilden oder zu studieren, und als Spezialist oder Offizier Karriere zu machen.“ Ehrlich: ich würde das Komma weglassen – es folgt ja ein „und“, das den Satz sinnvoll weiterführt.
Sie wissen schon, dass Sie gerade mit einem 17-jährigen ohne abgeschlossenen Schulabschluss reden? Also nicht mit meinem Sohn, der hat einen Schulabschluss und arbeitet als Jahrespraktikant im Krankenhaus, hilft beim Leben retten anstatt Leben nehmen zu trainieren, was Sie offensichtlich für eine schlechtere Möglichkeit halten, engagiert für unsere Gesellschaft und Sicherheit einzutreten. Und Menschen ohne Schulabschluss vorzugaukeln, hier könne jeder studieren und Offizier werden, erinnert an Methoden von Drückerkolonnen. Wissen Sie aber, was mich als studierter Philosoph am meisten stört? Dieser Nachklang von „Wehrmacht als Schule der Nation“, wie sie in der Hitlerzeit als „totale Erziehung“ praktiziert wurde. Ja – Sie haben mich enttarnt, ich bin Geisteswissenschaftler – also jene Wissenschaftsform, die gegründet wurde, um Kriege für immer und ewig auszurotten, während Naturwissenschaftler an einer beständigen Verbesserung des Vernichtungspotentials arbeiten.
Ja, die Bundeswehr hat eine schöne Theorie über sich selbst. Hören Sie nur:
„Eine Uniform ist nichts für dich? In über 50 Ausbildungsberufen kannst du auch eine zivile Karriere bei uns starten – die beste Grundlage für deine erfolgreiche berufliche Perspektive bei uns oder außerhalb der Bundeswehr.“
Langsam wird es richtig irre: als wäre die Bundeswehr die unangefochtene Spitze des deutschen Ausbildungswesens. Als Personalverantwortlicher der Pharmaindustrie habe ich Dutzende solcher Gestalten kennengelernt, sie ins zivile Berufsleben zu integrieren war nicht einfach – vor allem nicht, sie ans selbstverantwortliche Arbeiten außerhalb konkreter Befehlsketten zu gewöhnen. Hauptmänner, Leutnants, Oberfeldwebel – ich durfte den ganzen Ausschuss der Zeitsoldaten betreuen, wobei mir auffiel, dass die DDR-Offiziere leichter handzuhaben waren und sich schneller integrieren ließen, während der Bundeswehrauswurf nach seiner Zeitsoldatenexistenz enorme Probleme beim Sozialverhalten und beim Thema Alkohol hatte.
Auch Jahre später höre ich die gleichen Klagen (siehe Süddeutsche):
„Trinken von Alkohol wird praktisch befohlen“, „Im Spind eingesperrt und mit der Bohnermaschine behandelt – immer mehr Rekruten sprechen über unwürdige Einführungsrituale bei der Bundeswehr“.
2013 hört man noch gruseligeres (siehe Handelsblatt):
>Kifferpartys, menschenverachtende Rituale und Tote
Oder diese Geschichte mit der Gorch Fock (siehe Taz):
„So sollen in der Nacht vor dem Tod der Offiziersanwärterin Sarah Seele Alkoholexzesse an Bord des Schiffes gefeiert worden seien. Ein Ausbilder wird mit den Worten zitiert, „dass er Offiziersanwärter hasse und sie töten würde“, während er lallend in den Schlafraum stolperte.“
Und tot war sie dann ja auch, die Frau Seele – was sie davor bewahrte, weiterhin das Erbrochene der Offiziere vom Deck entfernen zu müssen.
Aus meiner Kindheit kenne ich noch die Geschichte vom Halterner Stausee, wo ein Unteroffizier seiner schwer beladenen Gruppe befahl, durch einen Fluss zu waten. Echter Teamgeist: alle Rekruten ertrunken – leider fand ich im Internet keine zitierbaren Fälle dazu, kann mich aber an die Zeitungsartikel – groß aufgemacht – noch gut erinnern.
„Mach den ersten Schritt und informiere dich jetzt über deine persönlichen Einstiegsmöglichkeiten bei uns oder außerhalb der Bundeswehr! Wir stellen jährlich rund 30000 Menschen ein – werde einer von uns!“
Hochachtungsvoll – ihr ergebener Reiner A. Dammann aka „Eifelphilosoph“.
(Foto: Autor, Motiv: russischer Soldatenfriedhof. Dort können meine Kinder studieren, wie alt man werden kann, wenn man „macht, was wirklich zählt“ … also: töten und sterben.)
Zu Beginn hier eine kurze Geschichte:
Ein Mann ist dabei, auf der Flucht vor bitterer Not und schrecklichen Kriegsgeschehen auf einem fast unendlich langen und staubigen Weg eine riesige knochentrockene Wüste zu durchqueren, sieht in der Ferne nun endlich deren Rand und damit auch erste Zeichen von Vegetation vor sich, als er an eine Weggabelung kommt, an der links ein Schild angebracht ist auf dem „Koma“ steht“, und rechts ein Schild mit der Aufschrift „Amok“. Nur allzu deutlich spiegeln beide Schilder wider, was auch in dem Mann vorgeht: er will endlich dem vielen Schrecken entrinnen, den er zuvor erlebt hat, wird nun nun jedoch erst einmal von seinen eigenen in ihm widerstreitenden Gefühlen irritiert, denn beide Wege schlängeln sich so unübersichtlich durch das Gelände, daß er nicht erkennen kann, wohin sie letztlich führen. – Welchen Weg wählt der Mann nun, – wenn er klug ist?
Ich will Sie nicht lange raten lassen: der Mann ist klug und wählt – weder den Weg in Richtung „Koma“ noch den Weg in Richtung „Amok“, sondern vielmehr den eigenen Weg und das heißt, er folgt seinem eigenen Orientierungssinn, der ihn ohne viele Umwege in Richtung der beginnenden Vegetation, einem wahren Sinnbild des Lebens führt!
Für mich stellt diese Geschichte eine Allegorie dar, die sowohl mein eigenes Leben, wie auch das Überleben unserer heutigen Zivilisation als Ganzes betrifft, denn:
Wir wissen alle von den Entbehrungen und Nöten die das Leben manchmal für uns bereit hält und geben daher ständig acht, möglichst auch nicht in Not zu geraten und haben von klein auf gelernt, uns aller möglicher Mittel und Wege (!!!) zu bedienen, um wie es heißt unser Glück zu machen. – Mittlerweile aber sind wir meines Erachtens auf nun zunehmend dramatische Weise an jenem Scheideweg angelangt, den ich oben beschrieben habe.
Der Weg nach „Koma“ ist der Weg der fortwährenden Betäubung und das kann z. B. Betäubung durch alle möglichen Arten von Drogen, alle möglichen Arten von heute so vielfach angepriesenen Freizeitevents oder auch die fortwährende Betäubung durch immer mehr Arbeit (und damit verbundenen Geldgewinn) bedeuten. Der Weg nach „Amok“ hingegen ist vor allem durch Rücksichtslosigkeit gekennzeichnet, Rücksichtslosigkeit gegen Andere, aber auch gegen sich selbst.
Beide Wege werden uns heutzutage auch längst immer wieder durch alle möglichen Arten von Propaganda und Werbung geschildert und als sichere Wege zum Glück gepriesen. Aufs Koma bezogen heißt das: „Kaufe dies oder kaufe das, nimm‘ es in Deinen Besitz und Du wirst Dich glücklich fühlen“, und vielfach wird auch längst schon Lebendigkeit (in Form von Livestyle-Werbung) versprochen. Diese Surrogate von Lebendigkeit müssen jedoch auf der anderen Seite, der Sollseite oft mit solch‘ harter Arbeit bezahlt werden, daß der (meines Erachtens zweifelhafte) Nutzen durch die insgesamt längst immer höhere steigenden Kosten zumindest egalisiert, wenn nicht sogar – bei weitem übertroffen wird! – Auf Amok bezogen heißt es hingegen heute immer häufiger: „Streng Dich an und tue dies oder tue das so bedenkenlos, so kompromißlos und so rücksichtslos wie möglich und Du wirst Dir alles leisten können, was Du in Deinem Leben begehrst!“
Beide Wege werden heutzutage – immer wieder über lange Strecken hinweg – von sehr vielen Menschen gegangen, auch der Weg des Amoklaufens, indem so viele von uns mehr oder weniger rücksichtslos (gegen Andere oder auch sich selbst) Gewinn bzw. Beute zu machen versuchen, um dann „genußvoll“ den Weg des Komas in Form von kurzweiliger Befriedigung momentaner Gelüste beschreiten zu können. – Unzählige Menschen kommen mit dieser unglücklichen Mischung aus beidem in ihrem Leben in Wirklichkeit jedoch kaum voran, denn sie kehren auf ihrem Weg zum „großen Lebensglück“ ständig zu dieser Weggabelung zurück, bringen dabei oft auch lange „Durststrecken“ hinter sich, ohne aber je auch nur einigermaßen in die Nähe der oben erwähnten Vegatation, dem Sinnbild für wirkliches, wahrhaftig blühendes Leben zu gelangen! Fortwährende Zerrissenheit zwischen beiden Optionen und damit auch fortwährende Zerrissenheit in sich selbst ist daher der Preis, den sie für diese letztlich irrsinnige Plackerei zahlen müssen, sowie bislang bei so vielen Menschen auch – eine bislang noch immer weiter voranschreitende und letztlich (auch für uns alle) oft zunehmend gefährlicher werdende Orientierungslosigkeit.
Auch kein wirkliches Selbst, sondern eine übergestülpte Selbstsimulation, weil durch äußere Propaganda bestimmte fortwährende Selbststimulation wird dadurch erkennbar, ein eher schemenhaftes Wesen, allein bestimmt durch das künstliche, weil von außen herangetragene Wirtschaftsprinzip von Angebot und Nachfrage -(erzeugung). – Was aber geschieht dabei mit den in jedem Menschen innewohnenden ganz persönlichen Bedürfnissen und seinen ganz persönlichen Neigungen und Talenten; werden sie dabei je befriedigt? – Wird der heutige Mensch etwa wirklich schon zu dem von vielen heutzutage so hochgepriesenen unverwechselbaren glücklichen Inividualisten, wenn er schafft, sich ein Sammelsurium von wie es heute heißt „angesagten“ hochpreisigen Markenartikeln (wie z. B. Kalvin-Klein-Klamotten, Gucci-Taschen oder einen Fuhrpark teuerer Exclusiv-Autos zuzulegen? – Ist es wirklich sinnvoll, daß solche Hirngespinste von der Wirtschaftswelt allen Menschen als „ultimative Lebensziele“ angepriesen werden, wo doch längst erkennbar ist, daß dies alles erstens in der gesamten Welt zu immer destruktiveren Streitigkeiten um den Besitz solcher Statussymbole führt und das zweitens – der schon jetzt zunehmend schädliche Ressourcenverbrauch durch die Streitigkeiten zusätzlich noch mehr in immer weitere und damit zunehmend noch schädlichere Höhen getrieben wird? – Ist heute nicht eigentlich längst schon fast jedem klar, daß inzwischen in allen möglichen Bereichen des Lebens, im Privaten, in der Welt der Wirtschaft, der Wissenschaft und auch in der Politik unglaublich viel gelogen, getrixt und betrogen wird, daß also unzählige Versprechungen heute von sehr vielen Zeitgenossen vor allem dazu genutzt werden, sich – vor allem – erst einmal die eigenen Taschen (und die dann möglichst bis zum Bersten) zu füllen?
Zwischen den vielen sich heute auf den ersten Blick immer wieder anbietenden Koma- und Amok-“Lösungen“ verläuft für jeden Menschen noch ein dritter, eben nicht von unzähligen Menschen breitgetrampelter Weg, nämlich der der ganz persönlichen Bewußtwerdung. – Es ist der Weg der eigenen Selbstauslotung, ein Weg, der nicht nur immer wieder in die äußeren Gefilde der Welt, sondern vor allem immer wieder – in die innere Tiefe des eigenen Selbstes führt und bei dem man sich immer wieder aufs Neue fragt, in welche Richtung das eigene Pendel des Lebens wirklich schwingt, ein abenteuerlicher Weg, den ich allen meinen Mitmenschen gerne empfehle. – Finde vor allem selbst heraus, was Dir wirklich gut tut und halte Dich daran, lege Dein Schicksal nicht immer wieder aufs Neue in andere Hände. Lerne daher – Dein wahres eigenes Leben selbst in Dir zu spüren!
W. Oesters, achtgegeben.de
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Eigentlich müsste man die Werbeindustrie klagen. Schließlich müssen laut Produkthaftungsgesetz unerwünschte Nebenwirkungen auf einem Beipackzettel deklariert werden. Kommt ein Konsument zu Schaden, stehen ihm einklagbare Schadenersatz- und Regressansprüche zu. Denn der uns schon von Kindheit an täglich medial eingehämmerte Lifestyle führt zu einer mittlerweile unübersehbaren Zerstörung: ökologisch, ökonomisch, sozial und allgemeinmenschlich stehen wir heute am Abgrund.
Die Werbung suggeriert uns aber etwas anderes: Wir müssen bloß noch mehr diesen Lifestyle zelebrieren bzw. entsprechende Produkte konsumieren, dann werden wir strahlend glücklich.
Dass das Gegenteil der Fall ist – dass wir durch diesen Lifestyle krank, depressiv und ausgebrannt werden (lt. WHO werden im Jahr 2030 Depressionen die häufigste Krankheit sein) -, das verschweigt die Werbebranche wissentlich und daher vorsätzlich. Im Strafrecht werden vorsätzliche Schadenshandlungen mit ungleich schärferer Strafe belegt als fahrlässige oder unwissentliche Handlungen, wobei de jure sogar Unwissenheit nicht vor Strafe schützt.
Gäbe es die Werbung bzw. den von ihr produzierten Zuckerguss nicht, dann würde der unter dem Zuckerguss liegende, toxische Mistkrapfen niemandem mehr schmecken. Und das darf nicht sein. Denn unzählige Menschen sind mit der Produktion und dem Vertrieb solcher Mistkrapfen beschäftigt. Wenn Mistkrapfen nicht mehr nachgefragt und konsumiert werden, brechen wertvolle Arbeitsplätze weg. Und dass Arbeitsplätze entwickelt werden, an denen etwas anderes produziert wird als Mistkrapfen, das übersteigt anscheinend unseren momentanen Vorstellungshorizont.
In einem späteren Zeitalter wird man daher für den heute in Gang gesetzten ökologischen, ökonomischen und allgemeinmenschlichen Niedergang nicht die Diktatoren, Oligarchen und Politiker des 21. Jahrhunderts verantwortlich machen – obwohl auch ihnen in der Hall of Shame ein Ehrenplatz gewiss ist -, sondern als eigentliche Schergen des Wahn-Sinns wird man die Zunft der Werbefritzen ausmachen. Wären sie nicht gewesen bzw. hätten sie nicht ihr gewissenloses Handwerk verrichtet, dann wäre es unmöglich gewesen, den glitzernden Illusionsmantel aufrecht zu erhalten, hinter dem sich die dunklen Machenschaften des Mammon und der absolute Niedergang hemmungslos entfalten konnten.
Denn denkt man sich die von der Werbung erzeugten Illusionsbilder mit strahlend glücklichen, dank Photoshop von jedem Muttermal und sonstigen Makel befreiten Models, die sich lasziv in einer gleichzeitig nach Vanille, Himbeer und Pistazie duftenden Schokoladecreme räkeln und denen die Vibrationsfunktion ihres am Schoß liegenden neuen Smartphones die Erleuchtung beschert, einmal weg, dann wären die Menschen schlagartig aus ihrer Narkose aufgewacht. Sie wären vom Operationstisch aufgestanden und hätten sich nicht länger ein Glied nach dem anderen abnehmen lassen, ohne zu zucken. Dass der Mensch stattdessen ruhig am OP-Tisch liegengeblieben ist, bis man ihm schließlich auch seinen Kopf abgenommen hat, ist allein dem von der Werbeindustrie und dem Entertainment produzierten Narkosemittel geschuldet.
Schon als kleine Kinder werden wir an die virtuelle Infusionsflasche gehängt, über die uns dieses raffinierte Narkosemittel in die Blutbahnen gepumpt wird. Sind wir dann endlich herangewachsen und in einem Alter, in dem es die dem gesunden Menschenverstand entsprechenden Aufgaben anzupacken gälte, haben wir bereits fast alles vergessen. Nachdem uns das Förderband von Schule und Uni ausgespuckt hat, ist das, was wir für dieses Leben eigentlich sinnvollerweise als individuellen Lebenssinn vorhatten, zugeschottert und zugeteert. Stattdessen folgen wir wie die Lemminge einem fremdbestimmten Lebensstil, der uns zunehmend aushöhlt und kaputtmacht, von dem wir aber wie von einer Droge nur unter Mühe loskommen.
„DUCHLESS“ – „SEELENKALT“, mit einem Wortspiel, zusammengesetzt aus dem russischen „duch“ (=Seele, Geist) und dem englischen „-less“ (=fehlend, ermangelnd), so betitelte der russische Autor Sergej Minaev seinen Bestsellerroman, in dem er unserer Generation einen Spiegel vorhält und eine unbarmherzige Abrechnung mit dem zur Normalität erklärten, in Wirklichkeit selbstzerstörerischen Lebensstil vornimmt.
In ihm erfährt man, dass die mit Botox auf Hochglanz polierten und dank Amphetaminen verzückt lächelnden Models, die sich im Werbespot in der Schokoladesauce räkeln, in Wirklichkeit depressive Borderline-Patienten, also psychische Wracks sind. Wie Menschen durch immer groteskeren Exzess und Steigerung der Beschallungslautstärke versuchen, das seelische Vakuum zu kompensieren, dadurch aber erst recht ausgehöhlt werden.
Im vorgenannten Buchtitel liegt aber auch gleichzeitig der Kern bzw. die Lösung unseres Problems: Wir haben unsere DUCH verloren bzw. verpfändet. Und einen Mensch, der seine Seele bzw. seinen individuellen Lebenssinn nicht mehr spürt, kann man beliebig gängeln (um Missverständnissen vorzubeugen: erfüllender, individueller Lebenssinn hat rein gar nichts mit dem in der Werbung propagierten Narzissmus zu tun, sondern ist immer auf den Anderen bzw. auf die Mitwelt bezogen. Verfehlt man diesen Sinn, indem man nur narzisstisch selbstbezogen lebt, ist man unglücklich. Verwirklicht man hingegen diesen Sinn, indem man notwendigen Konsum so weit wie möglich mäßigt, dafür aber soviel Erbauliches als möglich an Mitmensch und zukünftige Welt aktiv GIBT, dann ist man glücklich – das ist das wahrscheinlich bestgehütete Geheimnis der Welt. Denn würde es in unseren Schulen gelehrt, dann wäre der Wallstreet und den mit ihr zusammenhängenden Wirtschaftskratzleien in kürzester Zeit der Boden entzogen, das derzeit etablierte Macht- und Wirtschaftssystem hätte keinen Bestand mehr.)
Denn die Wahrheit ist: Man will in Wirklichkeit nicht konsumieren und kahlfressen, sondern im Gegenteil: Man will der Welt etwas geben, sie um eine spezifische individuelle Färbung und Qualität bereichern – und das ist bei jedem Menschen etwas anderes bzw. muss jeder individuell herausfinden, was er der Welt zu geben hat, wenn er glücklich sein will.
Freilich ist das eine auf die Seele bezogene Wahrheit. Indem man uns – wie derzeit in Schule und Uni gelehrt – nur auf die körperliche Existenz reduziert, gilt ein anderes Gesetz: Wer mehr frisst, hat mehr im Bauch.
Dann wird sich eine von Thomas Hobbes postulierte Realität verwirklichen, in der „jeder Mensch des anderen Menschen Wolf“ („homo homini lupus“) ist.
Ob wir DUCH-LESS bleiben und in eine vollendete Wolfsrealität einmünden wollen, oder ob wir die Ärmel hochkrempeln und wieder DUCH-RICH werden wollen, darf niemand anderer entscheiden als wir selbst. Und die Volksabstimmung zur Wahl, auf welchen dieser beiden Wege unsere Reise weitergehen soll, findet genau heute statt. Jeder darf sein Kreuzerl machen und seinen Stimmzettel in die Urne einwerfen.
Über den Ausgang der Wahl werden sich die Nichtwähler, die lieber daheim vorm Flachbildschirm sitzen bleiben, also nicht beschweren dürfen. Denn es wurde demokratisch abgestimmt und wir hatten die freie Wahl…
Mittwoch, 25.10.2012. Eifel. Kürzlich bekam ich einen Film empfohlen: Conspiritus remake hieß er. Ich habe ihn gestern angesehen bzw. im Hintergrund laufen lassen. Er beschreibt die dunkelste Verschwörungstheorie, die seit Jahrzehnten (in verschiedenen Versionen) in der Welt kursiert: satanische Geheimbünde planen eine dämonische Welt – und arbeiten deshalb auch mit Dämonen zusammen. Reflexhaft zucken wir natürlich gleich zurück, wenn wir diese Worte lesen: pflichtschuldigst verneigen wir uns innerlich vor den bundesdeutschen Wahrheitsgebern (Medien, Regierungs- und Firmensprechern) und weisen solche Überlegungen weit von uns. Dabei – mal ehrlich – entwickelt sich doch die Welt zunehmend in ein kaum mehr rational verständliches Irrenhaus. In Deutschland zum Beispiel wird der Mangel an Arbeit durch Druck auf Arbeitslose bekämpft – als ob gerade die das notwendige Kapital bereitstehen haben, sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze aus dem Nichts zu erschaffen. Oder international – fast jeden Monat wächst ein neuer Konfliktherd, der die Welt in einen fürchterlichen Abgrund stürzen kann – aktuell sind da Syrien/Türkei zu nennen, China/Japan, Nordkorea/USA oder Iran/USA. Bedenkt man, das Politik das Ergebnis von Strategie, Taktik und nüchternem Kalkül ist und nicht durch die Ziehung der Lottozahlen beeinflußt wird, dann braucht der vernünftige Geist eine plausible Erklärung für die Ereignisse. Oder nehmen wir nur mal die Wirtschaft: wir brauchen schon eine Erklärung, warum sich der Staat – einst soziale Schutzgemeinschaft gegen solche Räuberbanden – hemmungslos ausplündern läßt, wie zum Beispiel von den Vodafone-Gangstern, die sich ihre krummen Geschäfte mit 50 Milliarden Euro vom deutschen Steuerzahler bezahlen lassen. Haben wir was gelernt aus dem Mannesmann-Deal? Ja – das die Banken noch viel teuere Deals einfädeln können, die auch der Steuerzahler bezahlt. Ackermann gegen Bundesrepublik Deutschland ging halt 7:0 aus – und deshalb dürfen wir jetzt für den ESM zahlen.
Das ganze läuft inzwischen auf allen Ebenen: die Energiewende lassen wir uns bald komplett von Arbeitslosen bezahlen, weil sich immer mehr reiche Unternehmen aus der Gemeinschaft der Zahler verabschieden, Kostenexplosionen bei öffentlichen Bauvorhaben sind inzwischen Standard, an den wir uns gewöhnt haben, korrespondieren aber – wie zufällig – mit Rekordgewinnen der beteiligten Unternehmen. 16 Millionen Menschen sind in dem superreichen Deutschland inzwischen schon sozial ausgegrenzt, die Tendenz ist steigend. Alte, Kranke und Kinder verlieren zunehmend den Anschluss im Dauerleistungskarussell, während es zwischen Wirtschaft und Politik zu einem unüberschaubarem Ausmaß von Verflechtungen gekommen ist, an deren Fortentwicklung sage und schreibe 5000 Lobbyisten in Berlin arbeiten. Währenddessen werden dem Volk mit großem Geldaufwand „hohle Idole“ präsentiert, die jedem Jugendlichen zeigen, das man in dieser Gesellschaft auch ganz ohne Schulabschluss und Ausbildung, ohne Intelligenz und Talent zum Multimillionär werden kann – eigentlich eine tödliche Botschaft für die Jugend einer Leistungsgesellschaft, die aber trotzdem Tag für Tag und Woche für Woche auf allen Kanälen verbreitet wird.
International kommen wir erst recht aus dem Staunen nicht mehr heraus – wie kann es eigentlich sein, das die vom „bösen“ Bush eingeleitete Politik vom „guten“ Obama uneingeschränkt fortgesetzt wird? Im Jahre 2020 werden 30000 Flugroboter die USA aus der Luft beobachten, Pläne für ihre Bewaffnung werden gerade in die Tat umgesetzt, ohne das auch nur ein normaler Bürger befragt wurde, ob er gerne möchte, das ihn fliegende Miniroboter bei allen Lebensäußerungen begleiten.
Beobachtet der Philosoph die Entwicklung und die Thesen, die diese Entwicklung beschreiben, so muss er sagen: diese extreme Satanistenthese ist auf jeden Fall hinreichend plausibel: ohne eine treibende dunkle Kraft hinter den Erscheinungen der politischen Welt ließe sich kaum erklären, wie die positiven Impulse, die dereinst bei der Gründung der UNO in den Köpfen der Kriegsopfer herumschwirrten sich ins totale Gegenteil verwandeln. Das heißt nun nicht, das diese These wahr ist – es heißt nur, das sie – in meinen Augen – plausibler ist als die offiziell verbreitete These, das alles politische Geschehen eher auf Zufall basiert und in keinem Fall irgendeinem Plan oder irgendeiner Absicht entspricht. Sie erklärt hinreichend die Degenerationserscheinungen im öffentlichen Leben – sowohl in der Wirtschaft als auch in der Politik – inklusive des weitgehenden Verfalls jeglicher Ethik oder Moral. Alles wird dem Gelde untergeordnet, dem Mammon – wobei wir aus religiöser Sicht schon wieder (ganz ohne Verschwörungen) bei einem menschenfeindlichen Dämon angekommen sind.
Was wir gerne übersehen: all das wird ohne den Bürger geplant. Angeblich geht ja alle Macht von ihm aus – die ganze Industrie dient ja nur dem Verbraucher, der mit seinen Konsumentscheidungen jene Maschine betreibt, die die Ökosphäre des ganzen Planeten aus dem Gleichgewicht bringt. Was gerne verschwiegen wird: allein in Deutschland werden Jahr für Jahr knapp 30 Milliarden Euro (knapp 4 % des Bruttosozialproduktes) für Werbung ausgegeben – also für die Erzeugung von Bedürfnissen, die ohne die Werbung keiner hätte. Das entspricht in etwa dem, was ALLE HARTZ-ABHÄNGIGEN IM JAHR VERBRAUCHEN. Wer also eine Verdoppelung des Regelsatzes möchte, der hat hier einen Fundus, aus dem er sich reichhaltig bedienen kann. Im Anschluss an die Einstellung jeglicher industriellen Propagandatätigkeit kann man dann auch erstmal wirklich ermessen, was der Verbraucher wirklich will, wenn er mal nicht rund um die Uhr dem Werbegetöse ausgesetzt ist.
Wir würden erstaunliche Ergebnisse erwarten können. Kleine Wunder – wie etwa im Straßenverkehr. Dort zeigt sich, das die Mehrheit der Menschen ohne Weiteres kooperativ zum Wohle des Ganzen arbeiten kann – nur wenige rempeln sich mit Rammstößen durch den Alltagsverkehr. Es ist ein kleines Wunder, das man täglich im Stadtverkehr bestaunen kann: soviel Blech ist da unterwegs – und so wenig Schaden gibt es, weil jedes der Blechspielzeuge einen intelligenten Fahrer hat. Wären wir im Lande des Fressens und Gefressen-werdens: wir hätten hundert mal mehr Tote auf den Straßen. Wir Normalbürger führen dieses Wunder jeden Tag auf – und zeigen damit, wie eine herrschaftsfreie Gesellschaft funktionieren könnte, sofern man peinlich genau darauf achtet, keine Verbrecher mit wirtschaftlicher oder politischer Macht auszustatten. Eher erstaunlich ist es, das die Gesamtgesellschaft einen so desaströsen Kurs nimmt, wo doch ihre einzelnen Zellen beweisen, das sie jederzeit zum Wohle aller kooperativ zusammenarbeiten können. Man denkt dann eher an Krebs, an „entartete“ sprich asoziale Zellen, wenn man den Vergleich auf den menschlichen Körper überträgt.
Die können in der Tat mit erstaunlich wenig Einsatz an Zellmasse den gesamten Körper vernichten – nichts anderes erleben wir gerade.
Natürlich könnten wir uns wehren: nichts leichter als das. Analog zur OP 100 wäre die Aufstellung einer Bürgerwehr denkbar, einer Bürgerfront, die sich gegen die Zunahme der aoszialen Beutezüge einer aus dem Ruder gelaufenen Privatwirtschaft und ihrer politischen Agenten wehrt. Das
Ganze braucht auch nicht viel kosten: mit nur 15 Euro pro Bürger pro Jahr hätte man einen Werbeetat von 1,2 Milliarden. 375 Euro pro Jahr bezahlt man immerhin für normale Werbung, GEZ-Gebühren nicht eingerechnet. Für das Geld könnte man JEDEM Lobbyisten der Industrie einen Bürgerlobbyisten an die Seite stellen – das wären 5000 NEUE JOBS mit einem Grundgehalt von 100 000 Euro. Die Bürgerfront könnte somit sogar Fördergelder für die Schaffung neuer sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze beantragen. Weitere 700 Millionen könnte man dann in Werbung stecken – das entspricht dem Werbeetat des VW-Konzerns. Obwohl es nur 1,25 Euro im Monat sind, hätte man ein Werkzeug, mit dem die Masse der sozialen Wesen erfolgreich Einfluss auf die Politik und die Meinungsbildung im Volke nehmen könnte: so billig war Revolution selten.
Die Masse wird das aber nicht tun – obwohl es so einfach und so billig ist, äußerst preiswert sogar, vergleicht man den Einsatz mit den Milliardenverlusten (oder sind es schon Billionen?), die die Volkswirtschaft durch die folgenlose Raubwirtschaft der „Managerkaste“ hat.
Der Grund, warum die Masse dies nicht tun wird, ist einfach, ein Artikel von Karl Kollmann in „le Bohémian“ klärt darüber auf: „Die erfolgreiche Nötigung zur totalen Marktteilnahme“ durch „Arbeitszwang und Konsum“ wird seit über zweihundert Jahren durch eine konzertierte Aktion von Wirtschaft und Politik praktiziert, ein Adolf Hitler reiht sich hier nahtlos in die Front der antibürgerlichen Koalition ein – was über die moralische Qualität der Befürworter jener Gesellschaftsform, die im Nachkriegsdeutschland durch die Agenda 2010 erstaunliche Triumphe feiert, genügend aussagt. Spannend hier der Hinweis auf „Urlaub“ als vom Faschismus gezielt geförderte Freizeitgestaltung: hier wird er imperialistische Geist auf den kleinen Mann übertragen, der sich auf einmal selbst fremde Länder untertan machen kann und so die Illusion großer Macht erleben darf. Wenn eine solche Bewegung international solche Triumphe feiert, dann darf man – nebenbei bemerkt – zurecht fragen, ob es da nicht jemanden gibt, der sie gezielt zum eigenen Vorteil steuert – und angesichts der Folgen für die soziale Gemeinschaft und die natürliche Umwelt ist der Verdacht, das dies irgendwie eine „satanische“ dämonische Bewegung ist, nicht von der Hand zu weisen: sonderlich vernünftig oder menschlich wirkt sie nicht gerade:
Erfolgversprechender waren die in das gesellschaftliche Freizeitregime schließlich hereingeholten Gewerkschaften und sozialdemokratischen Parteien mit Freizeitsport, Naturerleben (Wandern und Bergsteigen), sowie mit Kleingärten als Freizeitbeschäftigung. Der Nationalsozialismus führte später zusätzlich »Reisen« als Freizeit-Konsumform ein, die rasch sehr beliebt wurde und die sich bis heute ja ganz dominant erhalten hat. Übrigens: Reisen ist eine hoch konsumtive Form von Freizeitgestaltung, Wandern dagegen nicht; der Kleingarten war überhaupt ein Stück Haushaltsproduktion von Obst und Gemüse.
Was mit den Werbemilliarden völlig fortgespült wird, ist die jahrtausendealte Erkenntnis von den Bedingungen für ein glückliches Leben, wie wir sie unter anderem bei Epikur finden, jenem Philosophen, der gerne als „Philosoph der Lust“ verschrien wird, obwohl er praktisch etwas ganz anderes predigt. Glück, so finden wir dort, korrespondiert hervorragend mit Armut. Jemand, der sich die ganze Woche von trockenem Brot ernährt, erfährt durch den Genuss eines Stückes alten Käses am Wochenende einen enormen Lustgewinn – einen Gewinn, der höher ist als jener, den man durch Völlerei erzielt:
Wenn wir also sagen, daß die Lust das Lebensziel sei, so meinen wir nicht die Lüste der Wüstlinge und das bloße Genießen, … sondern wir verstehen darunter, weder Schmerz im Körper noch Beunruhigung in der Seele zu empfinden. Denn nicht Trinkgelage und ununterbrochenes Schwärmen und nicht Genuß von Knaben und Frauen und von Fischen und allem anderen, was ein reichbesetzter Tisch bietet, erzeugt das lustvolle Leben, sondern die nüchterne Überlegung, die die Ursachen für alles Wählen und Meiden erforscht …
Das steht für nichts anderes als für die völlige Souveränität über die eigenen Bedürfnisse – und diese wirklichen Bedürfnisse des Menschen sind ungleich geringer als jene, die die Wirtschaft uns mit dem Einsatz von 30 Milliarden Euro jährlich Tag für Tag einredet. Diese künstlichen Bedürfnisse aber sind es, die uns als politische Personen lähmen: immerhin gilt es schon geradezu als Sünde, irgendwelche Bedürfnisse nicht zu befriedigen, die die Wirtschaft kunstvoll in uns erzeugt hat, es gilt als unwertes, misslungenes Leben, wenn man sich dem zu entziehen versucht. Das wir uns dadurch in eine künstliche Sklaverei begeben und die Notwendigkeit des Arbeitszwangs selbst herbeiführen, spricht für eine große Idiotie der Marktteilnehmer, einer Idiotie, die durch „hohle Idole“ perfektioniert wird.
Was wäre das für eine bürgerliche Gesellschaft, die den 375 Euro, die pro Person und Jahr für Werbung ausgegeben werden, 750 Euro pro Jahr entgegensetzt, die man in die Gestaltung einer sozialen bürgerlichen und äußerst glücksbetonten Gesellschaft investiert. Zum Vergleich: 80 Millionen Bürger geben pro Jahr 280 Milliarden Euro für die Dienstleistung „Tourismus“ aus, jener gesellschaftlichen Einrichtung, mit deren Hilfe Adolf Hitler aus jedem Deutschen einen kleinen welterobernden Führer gemacht hat – das sind 3500 Euro pro Bürger für … Umweltvernichtung im ganz ganz großen Stil ohne jeden Gewinn für ein glückbringendes Leben, Geld, das hauptsächlich investiert wird, weil man einem unerträglichem Alltag wenigstens eine Zeit lang entkommen möchte.
Würden wir dieses Geld in die Gestaltung einer glückverheißenden Gesellschaft investieren (und nebenbei die Umwelt in ganz großem Stil entlasten), hätten wir im Nu das Paradies auf Erden – fernab jeglichen Arbeitszwangs, denn: glücklich sein ist erstaunlich billig – und wer glücklich ist, braucht erstaunlich wenig Konsumgüter.
Der Mensch selbst – jenes soziale, intelligente Wesen, das tagtäglich beweist, welche großen Leistungen durch Kooperation und Arbeitsteilung entstehen können – kann durch diese Bewegung nur gewinnen, während viele asoziale Wesen, die dem Mammon dienen, mangels Möglichkeiten zur arbeitsfreien Abschöpfung von Volksvermögen nur verlieren können.
Wie sollen wir uns also sonst erklären, das es nicht schon längst eine Bewegung im Volke gibt, die sich vom Mammon ab- und dem Glücke zuwendet, als das wir Kräfte vermuten, die gezielt genau diese Bewegung verhindern wollen?
Andererseits zeigt sich hier schon die Lösung des Problems: mit nur 15 Euro im Jahr könnte eine Bürgerfront dem herrschenden Wahn gezielt entgegentreten – mit den gleichen Mitteln, mit denen die Industrie das große Unglück am Leben erhält. Das dürfte auch auf der „anderen Seite“ bekannt sein, weshalb man uns gezielt „hohle Idole“ präsentiert, deren einzige Qualität darin besteht, das sie von den Medien gezielt als Vorbilder gesetzt und von interessierten Stellen ebenfalls gezielt mit vielen Millionen belohnt werden. Praktisch gesehen, haben wir Epikur (oder Jesus und Buddha – um nur zwei weitere Vertreter jenes glückseligen Typus Mensch zu nennen) durch Dieter Bohlen ersetzt.
Das sagt eigentlich alles über die Qualität unserer Kultur aus – spricht aber dafür, das jene Bewegung der Vernichtung des natürlichen Lebensglückes durch Wirtschaft und Politik nicht zufällig vom Himmel gefallen ist.
Aber selbst wenn es diese dämonische Weltverschwörung gäbe – mit nur 1,25 Euro pro Monat pro Bürger könnten wir sie effektiv aus den Angeln heben – mit fünf Euro würden wir sogar die Meinungsherrschaft im Lande übernehmen können und hätten zudem wieder die Aussicht und begründete Hoffnung auf ein selbstbestimmtes, freies und glückliches Leben.
Nur – sofern wir im Denken nicht frei werden und uns sklavisch den Werten des Dämons Mammon unterwerfen – fernab der Bedürfnisse für menschliche Glückseligkeit – wird jener Dämon die Welt völlig unterjochen … auch dann, wenn es ihn und seine Anbeter überhaupt nicht gibt.
Im Endergebnis wird kein Unterschied zu erkennen sein.
Mittwoch, 29.8.2012. Eifel. Der kurze Sommer ist vorbei, das Thermometer zeigt sieben Grad. Kirschen gab es in diesem Jahr nicht, im näheren Umkreis haben die Kirschbäume schon vor Monaten angefangen, die Blätter abzuwerfen. Weil die Kirschen ausfielen, machten sich die Vögel über die Johannisbeeren her: keine einzige blieb für uns übrig. Natürlich ist das ein ganz normaler Sommer – jedenfalls scheinen die Medien den Auftrag bekommen zu haben, dies zu vermitteln. Im Rolling Stone gibt es aktuell einen Artikel, der das etwas anders sieht: die Temperaturrekorde fallen in den USA tausendfach. Die Folgen der Brände in den USA für die Ernährung der Welt sind noch gar nicht absehbar, ohne Mais sind viele unserer Produkte undenkbar (auch wenn das nicht gerne kommuniziert wird). Wir merken jeden Tag, das das Wetter verrückt spielt, das die Umwelt die Nase voll hat von uns Menschen – aber wir erfahren nicht viel darüber.
Man braucht wirklich nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, das es zum Thema „Umweltkatastrophe“ ein ähnliches Treffen im Kanzleramt gegeben hat wie zum Thema „Wirtschaftskrise“. Ach – schon vergessen? Am 8.10.2008 wurde unsere freie Presse zu Grabe getragen (siehe Freitag): die Kanzlerin bat die Chefredakteure der großen deutschen Medien zum Gespräch, um sie zu bitten, zurückhaltend über die Krise zu berichten – und die Damen und Herren folgten den Wünschen. Es ist so ziemlich die wichtigste Nachricht, die wir in den letzten zehn Jahren erhalten haben – und ich würde mir wünschen, das sie als Kopie an jeden Haushalt in Deutschland geht. Wer immer auch über „Verschwörungstheorien“ lacht, dem sollte angesichts dieses Treffens das Lachen im Halse stecken bleiben, handelt es sich hierbei im nichts Geringeres als eine Verschwörung von Regierung und Medien.
Gab es solche Treffen vielleicht auch zum Thema 11.9.2001? Zum Thema Irak und Afghanistan? Zum Thema Hartz IV?
Wir werden es nicht erfahren. Das einzige, was wir sicher wissen ist, das seit dem Tag die Möglichkeit besteht, das alle relevanten Nachrichten die wir erhalten von der Regierung gesteuert werden – als Belohnung gibt es dann fürs Ego ein Tänzchen mit der Kanzlerin auf dem Bundespresseball. Damit wäre die Zentralsteuerungshypothese (eine der großen Verschwörungshypothesen) mitten in Deutschland Realität geworden – alles im Dienste der Vernunft und der allgemeinen Abzocke bei Diäten, Arzthonoraren, Preisen und Bonuszahlungen.
Wer ist aber nun Schuld an der ganzen Misere?
Die Antwort auf die Frage ist einfach: DER VERBRAUCHER. Also wir alle. Das hören wir an allen Ecken und Enden, geben uns schuldbewusst und spülen deshalb noch schnell den Yoghurtbecher, bevor wir ihn in die Gelbe Tonne geben.
Jeder Kauf ist ein Produktionsauftrag – und deshalb trägt der Verbraucher selbst zu hundert Prozent die volle Verantwortung für den Untergang der Wirtschaft, der Umwelt und der Demokratie.
Das wirkt logisch und überzeugend.
Setzen wir uns dann aber mal ganz ruhig hin und denken nach, dann … werden wir etwas stutzig.
Wann haben wir eigentlich den Auftrag gegeben, Autobahnen zu bauen? Wann haben wir den Auftrag gegeben, Plastik zu erfinden? Wann gaben wir den Auftrag zur Entwicklung der Atombombe? Hätten wir wirklich den Individualverkehr gegen alle Vernunft so sehr ausgebaut wie heute, wenn wir von den Folgen gewusst oder Alternativen gehabt hätten? Hätten wir wirklich die antisoziale, isolierende und für maximalen Umweltschaden sorgende Einfamilienhauswohnkultur vorangetrieben, wenn man uns die Wahl gelassen hätte? Immerhin – in Zukunftsvisionen der sechziger Jahre gab es noch die Utopie vom Superhochhaus inmitten von wunderschönen naturbelassenen Parks, die über rein unterirdische Schienenwege versorgt wurden und ein Maximum an Lebensqualität bei einem Minimum an Umweltbelastung boten.
Wenn wir wirklich so allein verantwortlich sind für all den Konsum … wozu gibt es dann eigentlich Werbung? Wieso fließt soviel Geld, technisches Geschick und künstlerische Intelligenz in die Werbung, wo wir doch selbst bestimmen, was wir kaufen wollen?
Gehen wir weg von den großen Perspektiven und lieber hin zu den kleinen … den Kindern.
Schon mal gemerkt, wie intensiv die Fabrik um die Kleinsten wirbt, damit die ihren Massenmüll abnehmen? Ich habe aus diesen Gründen den Fernsehempfang komplett abgeschafft – und schauere zutiefst seit diesem Entzug, wenn ich mal wieder Kinderprogramm im Krankenhaus schauen darf: soviel geballte Manipulation mit Bildern, Klängen, Farben, Formen und Geschichten prallt da auf kleine, ungeformte Kinderhirne, die sich gerade mühselig in der Welt orientieren müssen, das man sich wundert, das das nicht verboten ist in einer Welt, die Videospiele verbieten will, weil sie für Amokläufe verantwortlich sein sollen.
Die Werbung ist auf jeden Fall verantwortlich für den Krieg auf den Schulhöfen, dort geht die Saat der Fabriken völlig auf, Abweichler werden mit psychischer und physischer Gewalt in Reih´ und Glied gebracht oder ins völlige soziale Abseits gedrängt, weil ihr Handy nicht trendy genug ist, sie es wagen, als „Takkolord“ am Lernort zu erscheinen oder die neusten Label nicht aufgenäht haben: alles gesteuert von der Werbung.
Die Bruttoinvestition in Werbung beträgt knapp 30 Milliarden Euro jährlich – in Deutschland. Ausgaben für die Grundsicherung (Hartz IV) betragen 33 Milliarden – man sieht: eine Verdoppelung des Regelsatzes wäre bei gleichzeitigem Abbau des Manipulationsetats der Fabriken möglich … und ich bin mir sicher, das dann auch die Ausgaben für unnützen Blödsinn enorm sinken.
Kehren wir aber zurück zum kleinen Mann auf dem Schulhof, der gerade hohes Ansehen genießt, weil er alles hat, was „in“ ist – inklusive Haargel. Der soziale Druck, der mit 30 Milliarden Euro erzeugt (und in vielen Berufen durch Arbeitsverträge flankiert wird), bleibt bestehen, wird durch die Personalbüros der Fabriken fortgesetzt und von einem Heer von Journalisten unterstützt: die Anzahl der modernen Blockwarte, die darauf achten, was man isst, trinkt, anzieht, wie und mit wem man wie schläft, wo man abends hingeht, was man in seiner Freizeit tut (man denke nur an den Leibesertüchtigungshype: „fit for job“) ist unermesslich groß – und mittendrin steht das kleine Individuum, das sich sehr seltsam fühlt … fast wie ein Indianer, der von einer fremden, überwältigenden Macht heimgesucht wird, die ihm sein ganzes Leben nimmt (siehe Eifelphilosoph im Freitag).
Das kleine Individuum kommt nicht auf die Welt mit dem Auftrag sie zu retten – es hat erstmal nur den Auftrag, sich in der Welt zurecht zu finden. Noch bevor er aber auch nur einen einzigen klaren, mündigen Gedanken denken kann, kommt er mit sechs Jahren schon in die Schule – und sieht sich auf den Schulhöfen mit unzivilisierten Zuständen konfrontiert, die denen des dreissigjährigen Krieges gleichen: unkontrollierbare Banden üben dort die Macht aus – gerne auch mit Gewalt. Der Pöbel regiert dort jenseits jeder bürgerlichen Gesetzgebung, jenseits jeder Vernunft oder Herzensgüte.
Danach kommt eine Arbeitswelt, die krank macht, uns per Leiharbeit zu ewiger Armut verurteilt und die notfalls auch per Hartz IV ausführen lässt. Im Alter dürfen wir dann – mühevoll mit Medikamenten am Leben erhalten – weiterhin Akkordarbeit leisten (siehe Spiegel) – wer in seinem Leben nicht genug zusammengerafft hat, dem droht im Alter Vernichtung durch Arbeit … schon immer der spezielle deutsche Weg im Umgang mit Armen, Alten und Schwachen.
Und diese Menschen sollen jetzt auch noch die Verantwortung für den Untergang der Menschheit übernehmen?
Sicher, sie konsumieren viel. Viel zu viel.
Aber warum tun sie das?
Zeigen wir ihnen täglich Bilder von dem Plastikmeer im Pazifik, das mittlerweile die Größe Westeuropas erreicht hat? Erwähnen wir täglich dreissig Mal, das inzwischen sechsmal soviel Plastik im Meer ist wie … Plankton? Wissen Sie, welches Plastik in ihre hormonellen Körperfunktionen eingreift … und wir schon soviel davon produziert haben, das wir sechsmal den Planeten damit umwickeln können? Selbst über diesen alltäglichen und lebensgefährlichen Stoff wissen wir nicht alles, weil die konkrete Zusammensetzung der jeweiligen Kunststoffe Betriebsgeheimnis der Fabrik ist – näheres hierzu siehe Plastik Planet.
Zeigt etwa die Regierung (die ja im Prinzip Ausdruck unseres gemeinsamen Willens sein sollte) die notwendige Entschlossenheit im Kampf gegen die Weltvernichter und verbietet konsequent Plastik, SUV´s und Flugverkehr auf deutschem Boden? Wie sollen wir dann glauben, das diese Klimageschichte wirklich tödlich ernst ist? Den tödlichen Ernst werden wir in den nächsten Jahren erleben, wenn eine Nahrungsmittelknappheit ungeahnten Ausmasses über die Menschheit hereinbricht und über Terrorpreise auch den deutschen Endverbraucher vernichtet.
Jedenfalls den, der sich dem allgemeinen Raffen und Rauben bisher aus ethischen Gründen entzogen hat.
Wenn wir wirklich dem Individuum die Möglichkeit geben wollen, Verantwortung zu übernehmen, dann müssen wir ihm auch die Souveränität übergeben, dies tun zu können – und das heißt: zivilisationskritische Bildung vom Kindergarten an bis hin ins hohe Alter.
Wenn die dann noch einen Plastikjoghurt bei Aldi kaufen, nach Malle zum saufen fliegen oder TV schauen anstatt wandern zu gehen: dann dürfen wir sie verdammen.
Vorher – sind sie so schuldig wie Schafe, die von Hunden gejagt und gelenkt werden.
Und alle die, die mit dem großen Finger auf den Verbraucher zeigen, sollten wissen, das sie vor allem eins sind: Blogwart der Fabrikkultur – den hohen Herren in den Konzernetagen, dort, wo Wissen, Geld, Macht und gesellschaftlicher Einfluss maximiert werden, ist das nur recht.
Was sie wirklich machen würden, wenn die Bürger sich als Konsumenten mal anders entscheiden, sehen wir am Beispiel Atomkraft. Die wollen wir seit dreissig Jahren abschaffen, wir wissen alle, das das Teufelszeug ist (sogar für die Kirche) – die Atomeier stehen aber immer noch herum. Und jetzt denken wir mal, wie die toben werden, wenn alle leben wie ich: kein Fernsehen, kein Urlaub, kein Handy – wir würden die heftigsten Werbungs- und Sozialkontrollaktionen der Bundesgeschichte erleben … und im Kampf gegen die Hippies haben wir das schon erlebt: da wurde dann ganz schnell der Yuppie als Gegenmodell aufgebaut und mit viel Geld durchgesetzt, was allen gelebten gesellschaftlichen Alternativen ein schnelles Ende bereitete.
Wir machen uns sehr viel vor, wenn wir von der Macht der Verbraucher träumen und ignorieren völlig die Macht der Gegenseite. Sicher, man kann Gewissensberuhigungsprodukte kaufen – aber damit hindert man die Fabriken nicht daran, nach den Kindern zu greifen, um eine neue Generation von Konsumzombies zu züchten, die erstmal vierzig Jahre stramm durchlaufen, bis das Alter sie zur Weisheit verführt – allerdings merken wir zu diesem Zeitpunkt auch, das wir mit vierzig in der modernen Leistungsgesellschaft langsam zur „unerwünschten“ Person geworden sind und froh sein müssen, nicht im nächsten Winter nackt im Schnee ausgesetzt zu werden (wiewohl das manchen Hartz-Opfern in der Tat geschieht).
Bis dahin jedoch … sind wir wie Indianer, die begeistert die Glasperlen der Räuber annehmen, ohne wirklich zu ahnen, was das heißt: „das Land verkaufen“.
Und wenn wir das dann merken, geht es uns ähnlich wie den Indianern: es ist zu spät – viel zu spät – das Ruder herumzureißen.
Gott sei dank gibt es aber diese Treffen zwischen Regierung und Medienbossen, in denen beschlossen wird, was wir wissen dürfen und was nicht. Das hält die Zahl der aufmerksamen Menschen dann noch zusätzlich gering.
Freitag, 13.4.2012. Eifel. Ja, genau. Freitag der dreizehnte. Ein Tag, der auf jeden Fall Unglück bringt. Das Datum geht unter Umständen zurück auf die Tempelritter, jene seltsamen neun Gestalten, die in den Ställen Salomons ein „Geheimnis“ fanden, das ihnen ungeheure Macht gab. Manche meinen, sie fanden die Wahrheit hinter der Legende Christi und konnten damit die Kirche erpressen, andere meinten, sie waren einfach zu idealistisch, während Dritte wiederum der Meinung waren, das die Tempelritter mit dem Teufel im Bunde seien – da sie u.a. als Erfinder des modernen Bankwesens gelten, mag da etwas dran sein. Am Freitag, dem 13. Oktober 1307 war es dann soweit: Staat und Kirche schlugen in einer unglaublich koordinierten und geheim gehaltenen Aktion (in einer Zeit ohne Telefon, Fax und E-Mail ein organisatorisches Wunder) überraschend zu und verhafteten alle Templer in Frankreich – und verfolgten die restlichen in ganz Europa – eine Aktion, die viel zu wenig Aufmerksamkeit seitens der Historiker nach sich gezogen hat. Wie man das nun deutet, hängt von dem eigenen Standpunkt ab: viele, die die Templer als ersten Finanzgroßkonzern ansehen, werden hier den ersten Schlag von Staat und Kirche gegen ein neues Ungeheuer sehen, das beide zu verschlingen drohte. Dieses Ungeheuer ist gerade wieder sehr aktiv … und wie es Ihnen heute persönlich Unglück bringt, möchte ich kurz mal ausführen.
Fangen wir an mit den Fakten. Sie bekommen Geld – wenn Sie Glück haben. Sie brauchen schon etwas Glück dazu, heutzutage. Früher hieß es ja: wer Geld will, der muss arbeiten. So weit, so gut, nur … wir leben jetzt im 21. Jahrhundert, da gelten andere Gesetze. In erster Linie heißt es: wer Geld will, der muss schon vorher viel geerbt haben. Heutzutage rentiert sich Arbeit nur noch in ganz seltenen Fällen, wir sind eine Gesellschaft, die gelernt hat, das nur der frei und reich zu sein hat, der von den Zinserträgen seines Kapitals leben kann. Wer so blöd ist, und noch den alten Sprüchen von „Arbeit macht frei“ folgt, wird ganz schnell merken, das er beständig immer mehr rennen muss, um am Ende des Monats immer weniger Kaufkraft zu haben: gerade der Staat, der uns alle schützen sollte, ist hier ganz vorne beim Abgreifen mit dabei:
Die Sozialkassen haben 2011 den höchsten Überschuss seit fünf Jahren angehäuft. Doch die Arbeitnehmer mussten nicht nur deutlich höhere Abgaben zahlen, gleichzeitig sanken auch die Reallöhne.
Hetze, Druck, Überstunden bestimmen das tägliche Arbeitsleben jener unfähigen asozialen Penner und Sozialschmarotzer, die es einfach nicht schaffen, von den Zinsen ihres Kapitals zu leben. Klar, das der Chef diese „Minderleister“ irgendwann ´rausschmeissen muss, wenn sie dem ständig steigenden Druck bei stetig sinkendem Einkommen nicht mehr gewachsen sind. Für diese Zustände müssen wir aber noch sehr dankbar sein, denn es gibt viele, die liegen schon draussen im Dreck: unsere Jugendlichen zum Beispiel. Trotz Pisa haben sie gemerkt, das diese Gesellschaft nur noch für Kapitaleigner ein glückliches, zufriedenes Leben bieten kann und das sie nur noch dazu da sind, in „Maßnahmen“ verwurstet zu werden oder für Löhne arbeiten dürfen, die weit unter dem Existenzminimum liegen. Kein Wunder, das da der Mittelstand eine weitere Reduktion der Hartz IV-Sätze wünscht, weil ihm die Jugendlichen ausgehen, die schon für 214 Euro Lehrlingsgehalt im Monat vollschichtig arbeiten. Wer nicht wie ein Großkonzern von dem Elend in Afrika, Asien und Mittelamerika leben kann, der muss halt zu Hause gucken, ob sich nicht was zum Ausbeuten findet.
Selbst diese Billiglohnsklaven müssen sich aber glücklich schätzen, überhaupt noch etwas zu bekommen, denn in anderen europäischen Ländern geht es schon ganz anders zu. So hat es der von den Finanzmärkten weitgehend ignorierte Rettungsschirm geschafft, fünfzig Prozent der griechischen Jugendlichen arbeitslos zu machen, während die griechischen Notenbanken fast hundert Millionen Euro an ihre Aktionäre ausschütten, Geld, an dem Sie, lieber Leser, persönlich beteiligt sind: es fließt nur, weil Sie dafür haften – Sie und Ihre Kinder, die für 214 Euro im Monat arbeiten gehen.
Und sie werden noch viel mehr haften müssen, denn die Krise ist schon längst wieder zurück, siehe Spiegel:
Gut eine Billion Euro hat die EZB in die Banken gepumpt, um die Lage zu stabilisieren. Doch die Idee, sich damit Zeit zu kaufen, erweist sich als Illusion. In Spanien verschärft sich die Lage, an den Finanzmärkten herrscht Nervosität. Wir sind jetzt wieder an dem Punkt, an dem wir vor Weihnachten waren.
Wissen Sie eigentlich, was das bedeutet? Das sind EINTAUSEND MILLIARDEN, die wir vollkommen nutzlos in die Märkte gepumpt haben. Nun gut, wer sich auf Investmentbanking versteht, der zieht auch daraus einen guten Gewinn, aber bauen Sie mal mit 214 Euro im Monat eine gutes Depot auf – da müssen Sie sparen bis weit ins 22. Jahrhundert hinein. Unter solchen Bedingungen ist es kein Wunder, das eine neue Berufsgruppe die Gewerkschaften ersetzt: Culture Changing Agents sorgen für die richtige Stimmung im Betrieb: Freu´ Dich gefälligst und geh´ arbeiten! wird den Arbeitnehmern in vier-Augen-Gesprächen eingebleut – so etwas kann man sich nur leisten, wenn man ein richtiger Konzern ist und ganz viel Geld zuviel sein Eigen nennt, Geld, das letztlich über Umwegen zu dem Billionenschirm geführt hat, der uns aktuell den Rest geben soll.
Sie aber, Sie sind noch glücklich. Immerhin haben Sie noch Geld übrig – anders als die armen verhungernden Socken in Griechenland. Sie wähnen sich frei, damit tun und machen zu können, was immer Sie wollen – denken Sie jedenfalls.
Und da irren Sie sich gewaltig, denn auch das Geld, das sie noch übrig haben, nachdem Staat, Kirche und Banken ihren Teil abgegraben haben, ist schon verteilt … sie merken das nur nicht, weil sie nichts vom „Düsteren Geheimnis des Einkaufens“ wissen, siehe Handelsblatt:
In westlichen Staaten sind deutlich mehr Menschen kaufsüchtig als vom Alkohol abhängig. Die Sucht nach teuren Marken zerstört Existenzen. Betreiben die Konzerne das böse Spiel mit Absicht?
Natürlich betreiben die Konzerne das böse Spiel mit Absicht. Manipuliert wird all das, was wir hören, sehen, riechen, schmecken und fühlen … und das mit vollem Engagement.
„Es gibt offenbar allerhand fundierte Belege dafür, dass Hersteller ihre Produkte absichtlich so konzipieren, dass sie süchtig machen“
und das auf breiter und wissenschaftlich abgesicherter Basis:
Eine besonders perfide Art der Manipulation ist ganz profan im Nahrungsmittelbereich zu finden. Abgesehen von Alkohol und Zigaretten haben fetthaltige Nahrungsmittel den höchsten Suchtfaktor: „Solche Lebensmittel machen abhängig, weil ihre Hersteller die Rezepturen gezielt um entsprechende Mengen gewöhnungsbildender Substanzen wie Mononatrium-Glutamat, Koffein, Maissirup und Zucker anreichern.“ Fett- und kalorienreiche Nahrungsmittel haben auf das Gehirn eine ähnliche Wirkung wie Kokain und Heroin. Sie machen nicht nur psychisch abhängig, sondern auch chemisch, wie jüngste Forschungen ergeben haben.
Da kann man als Naturwissenschaftler noch richtig viel Geld verdienen – wenn man bereit ist, seine Mitmenschen zu süchtigen und abhängigen Zombies umzugestalten. Auch Psychologen und Ärzte machen da gerne mit – ohne die geht es nicht.
Für Sie heißt das: wenn Sie den Arbeitsplatz verlassen, geht der Angriff auf Ihre Persönlichkeit erstmal so richtig los. Nachdem ihr Chef erstmal dafür gesorgt hat, das Sie sich richtig mies fühlen, wartet eine ganze perfekt ausgebildete Armee darauf, Ihnen für einen kurzen Moment die Illusion zu vermitteln, Sie wären wieder wer.
Sind Sie aber nicht – und deshalb kann ich Ihnen versichern, das Ihnen gerade heute wieder ein großes Unglück widerfährt. Sie brauchen nur … die Zeitung aufschlagen, das Radio oder den Fernseher einschalten oder durch die Innenstadt wandern, im Auto oder im Bus fahren: überall erreicht Sie inzwischen die Werbung, die aus Ihnen einen großen Idioten gemacht hat. Idioten? Doch, da können wir mitlerweile ganz offen drüber reden – ein Aprilscherz brachte es an den Tag, siehe Handelsblatt:
Wären Sie bereit, einem Videospiele-Hersteller „eine nicht übertragbare Option auf Ihre unsterbliche Seele“ zu gewähren? Nein? 88 Prozent der US-Kunden waren es. Und das liegt freilich nicht daran, dass man jenseits des großen Teichs mit seiner Seele allzu bereitwillig um sich wirft. Die Leute haben beim Einkaufen schlichtweg nicht aufgepasst – vom Lesen der Nutzungsbedingungen ganz zu schweigen.
Wären Sie kein Idiot, dann wüssten Sie, was „Die“ mit Ihnen anstellen:
Bis zum siebten Lebensjahr sind Produktpräferenzen fest verankert, daher setzen einige Einzelhändler schon an, wenn der Kunde von morgen noch im Mutterleib ist. Schließlich können Babys schon vor der Geburt Musik identifizieren. Und da nun Schwangere besonders viel einkaufen, liegt es nahe, sie und ihre ungeborenen Babys mit speziellen Melodien derart zu beschallen, dass die Kleinen bereits bei der Geburt unterbewusst schon ein wenig geprägt sind. So sprechen junge Mütter von einer „magischen Wirkung“, die das betreffende Einkaufszentrum auf ihre Babys ausübt.
Man sollte diese Botschaften tagtäglich auf allen Kanälen aussenden … aber leider gehören den Idioten keine Sender:
40 Prozent aller Babys von drei Monaten konsumieren Bildschirmmedien, bei den Zweijährigen sind es in den USA 90 Prozent. Sie kennen mehr Markenfiguren wie Pokémon oder SpongeBob als echte Tiere. Kinder unter drei Jahren sind der Werbeindustrie derart wichtig, dass man allein für diese Altersgruppe rund 20 Milliarden Dollar jährlich ausgibt und sie mit 40.000 Werbespots beschallt. Es kennt durchschnittlich 100 Markenlogos, wie Studien ergaben. Inzwischen spüren schon Kinder in diesem Alter den gesellschaftlichen Druck zur Verwendung bestimmter Marken und meinen, dass sie mit ihnen leichter und glücklicher durchs Leben kommen.
Daher ist es kein Wunder, dass der überwiegende Teil der Kinder sagt, dass Produkte von McDonalds deutlich besser schmecken als Vergleichsware. Das galt sogar für Karotten, die ihnen in dem Test vorgesetzt wurden, obwohl die Fastfoodkette gar keine verkauft.
Unglaublich, oder? Und obwohl Sie das jetzt und hier lesen, verspreche ich Ihnen, das Sie schon längst keine Kraft mehr haben, sich dem zu widersetzen. Sie gehören zu den Menschen, deren neuronale Muster schon als Ungeborener ganz gezielt und bewußt geprägt worden sind, Sie sind Teil eines Betruges, einer weltweiten Vernichtungsstrategie, ohne es zu merken. Vernichtet wird …. der Bürger, die Privatperson, der selbstbewußte Souverän des Landes.
Wie erfolgreich die Strategie ist, sieht man an der Anzahl der Teilnehmer politischer Demonstrationen im 21. Jahrhundert in Deutschland – die meisten Demos kann man inzwischen zu sich nach Hause einladen, ohne neue Stühle kaufen zu müssen.
Wußten Sie, das „Idiot“ früher im alten Griechenland ganz wertfrei die „Privatperson“ meinte, die jenseits von Konzern, Kirche und Staat existierte? Na ja, die alten Griechen. Man weiß ja, wo das geendet hat: in Massenarbeitslosigkeit und Armut. Heute bedeutet „Idiot“ etwas anderes … und wenn man sich anschaut, wie blöd Privatpersonen heutzutage sind, versteht man auch die Entwicklung, die dieser Begriff genommen hat.
Sie werden heute wieder etwas kaufen, da bin ich mir ganz sicher. Währenddessen sind Sie raffiniertesten Tricks ausgesetzt, die Ihren Verstand ausschalten – und weil Sie wirklich richtig blöde sind, setzen Sie sich im Auto und zu Hause noch raffinierteren Tricks aus, wenn Sie „entspannt“ Radio hören oder vor dem Fernseher sitzen und ihre neuronalen Muster für den nächsten Tag prägen lassen.
Machen Sie sich nicht lustig über Leute in den USA, die ihre Seele verschenkt haben … Sie machen es persönlich doch selber, jeden Tag. Insofern erzeugt diese Zeit auch ihre ganz eigene, spezifische Symbolik, siehe Welt:
„Dieser Jesus wird lange nach meinem Tod verbleiben. Das ist der Jesus, den hat der von Hagens gebaut“, sollen die Leute nach seinem Ableben sagen. Aus Knochen und Blutgefäßen von menschlichen Spendern hat der Erfinder der Plastination eine Jesusfigur gefertigt und sie ans Kreuz nageln lassen.
Ein Jesus aus Leichenteilen, gefertigt von einem Atheisten für einen Kreuzzug gegen Rom. Die Konsomzombies der Moderne finden nichts mehr daran, wer so etwas fertigt, wird hierzulande zum Multimillionär, wie alle, die die Würde des Menschen mit Füssen treten.
Man merkt: im Vergleich zum 13. Oktober 1307 hat der Konzern dazugelernt – wenn man diese Version der Templerlegende gelten lassen will.
Heute hat er umfassend Staat, Kirche, Wirtschaft, Finanzenwelt und Bürger im Griff – und nirgends ist mehr eine Macht in Sicht, die ihn aufhalten kann. Auch wir haben wieder die Forderung, die Banken zu zerschlagen, die ihre krummen Geschäfte in Schattenbanken ausgelagert haben. Woher aber soll noch die politische Macht kommen, wenn die Idioten im Land (also: die Privatpersonen, die normalen Bürger) sich nur noch darum kümmern, das sie die richtige Zahnpasta, das richtige Deo, die richtige Kleidung, die richtige Sprache und die richtige Wohnungseinrichtung haben und ausserdem auch noch die richtig „angesagten“ Sendungen gesehen haben?
Die gleiche Macht, die dereinst Kirche und Staat zu einer konzertierten Aktion herausgefordert hat, ist heute wieder aktiv.
Wollen wir beten, das die Atheisten recht haben und es keinen Teufel gibt – sonst müssten wir uns der Möglichkeit stellen, das er gerade die Weltherrschaft offen an sich reißt und mit von Hagens Leichenjesus ein deutliches Zeichen dafür setzt.
Aber auch ohne Teufel kann man sagen: heute wird Ihnen mit Sicherheit wieder großes Unglück widerfahren – am Arbeitsplatz, beim Arbeitsamt oder im Geschäft.
Aber … vielleicht schaffen Sie es ja noch, mal an einem Tag im Jahr ein Zeichen zu setzen:
am 4.Juli 2012 ist nationaler Kaufnixtag – Ihre Chance, wieder Mensch zu werden.
Jedenfalls für einen Tag.
Kann mir mal einer erklären, warum bei VIVA seid Wochen zwischen den Werbepausen ständig ein Song angespielt wird, der von einem (bald) amoklaufenden Schüler handelt?
Ein kleiner Auszug, damit es noch als Zitat durchgeht:
All die anderen Kinder, mit ihrem trendy Zeugs
Ihr rennt besser weg, besser weg, weg vor meiner Waffe
All die anderen Kinder, mit ihrem trendy Zeugs
Ihr rennt besser weg, besser weg, schneller als meine Kugel
Vollständig hier zu finden:
http://www.songtexte.com/uebersetzung/foster-the-people/pumped-up-kicks-deutsch-bd685b2.html
Ein letzter Beitrag vom 28c3, der zwar nicht von einem begnadeten Redner gehalten wurde aber sehr ausführlich die Problematik aufzeigt, was mit euren Daten eigentlich passiert. Und daß man sich fast nicht dagegen schützen kann.
[Video, bitte Beitrag anklicken]
P.S.
Wir machen und unterstützen so was nicht, hier wird nichts gespeichert und Cookies sterben spätestens wenn ihr woanders hin geht.
Es gibt Tage, da geht mir zuviel durch den Kopf, da gibt es Meldungen, die beunruhigend sind, aber irgendwie überhaupt nicht zusammenpassen. Eine davon stammt zum Beispiel aus der Welt:
Tatsächlich hat die bemerkenswerte Effektivität von Hardcore-Pornografie bei der schnellen Desensibilisierung von Menschen sogar dazu geführt, dass sie regelmäßig eingesetzt wird, um Ärzte oder Militäreinheiten auf den Umgang mit extrem schockierenden oder heiklen Situationen vorzubereiten.
So beschreibt Naomi Wolf. Sofort folgt eine Antwort von Henryk M. Broder, die den Eindruck hinterlässt, der Bund der Pornofilmgucker hat einen Lobbyisten gefunden.
Desensibilisierung ist keine Kleinigkeit. Sie ist – unter anderem – eine wichtige Vorraussetzung für Mord. Die US-Army hat diesbezüglich einige Erfahrungen gesammelt: die absolute Mehrheit der Normalmenschen ist nicht bereit, aufeinander zu schießen – auch nicht, wenn Krieg angesagt ist. Das war schlimm für die demokratische Regierung der USA, denn ohne Soldaten kann man ja gar keinen ordentlichen Krieg führen. Zwar führen Demokratien in der Regel auch keine Kriege … jedenfalls waren sie ursprünglich mal so gedacht …. aber wir reden hier ja über die USA. Ein Blick in ihre Geschichte zeigt, das Demokratien auch für ihre Nachbarn sehr gefährlich werden können.
Deshalb brauchen Demokratien Killer – und weil Menschen von Natur aus eher friedlich sind, müssen diese gezielt gezüchtet werden.
Wenn also nun Hardcore-Pornos zur „schnellen Desensibilisierung“ führen … inklusive einer neuen „neuronalen Verdrahtung“ … dann könnte daraus doch auch ein Schaden entstehen, oder? Es wäre doch zumindestens mal der Moment da, wo man innehält, die Information einfach mal stehen lässt und weiterforscht anstatt zeitgleich eine Gegendarstellung zu drucken, die – ziemlich inhaltslos aber wortgewandt – die ursprüngliche Information schwächt, noch bevor sie ihre Wirkung entfalten kann.
Was hier Raum greift, ist der Verdacht der bewußten Manipulation – stelle ich einer Position ein Kontra entgegen, das inhaltlich der Position nicht gewachsen ist, so habe ich einen Fall von tendenziöser Berichterstattung – eine Form der Manipulation durch Medien.
Gewalthaltige Medien haben einen Gewöhnungseffekt und erhöhen die Gewaltbereitschaft – darauf weisen auch andere Studien hin. Ein Blick in die Kriminalstatistik zeigt, das gerade Sexualdelikte ansteigen, ebenso wie Verrohung und Betrug.
Wäre es also wirklich so abwegig, sich über den Artikel der Naomi Wolf ein paar Gedanken zu machen? Vielleicht auch ein paar Gedanken über die bewußte Steuerung von Massen, die gezielte Implementierung gesellschaftlicher Impulse zwecks Lähmung der Widerstandsfähigkeit?
Nun, normalerweise würde ich das nicht machen … erst wenn Aktion und Reaktion unverhältnismäßig aufeinandertreffen – so wie auch unlängst bei der Menschenrechtsschelte Deutschlands durch die UN – dann fange ich an, mir Gedanken zu machen, ob hier nicht bewußt und absichtlich eine desensibilisierte Kultur geschaffen wird, die … nützlich sein kann.
Der Pornokonsument braucht immer härtere Bilder für die gleiche Dopaminausschüttung … so dass sein Weg direkt in die Welt des Kindesmissbrauches führt. Gleichzeitig steht der Verdacht im Raum, das auch die Übergriffe auf das echte Leben häufiger werden – zumindest dies scheint in den Statistiken abbildbar zu sein.
Pornografie ist ein Milliardenmarkt mit 44 Milliarden Euro Umsatz weltweit und steht in einer denkwürdigen Reihe mit anderen Investments, die weder ethisch noch nachhaltig sind:
Ausschlusskriterien können zum Beispiel sein: Gentechnik,
Glücksspiel, Kinderarbeit, Kernenergie, Menschenrechtsverletzungen,
Pornografie, Rüstung oder Tierversuche
Wahrscheinlich Kriterien, die der Bund der prüden Landfrauen in die Welt gesetzt hat. Das man aber in der Tat mit Kinderarbeit und Menschenrechtsverletzungen Rendite erwirtschaften kann, verblüfft mich. Das es Menschen gibt, die das auch machen, erst recht. Daran merken, das die Zeiten vorbei sind, in denen der Unternehmer sagt: „Produzieren in Indien? Kann ich nicht machen – da werden die Leute bei mir im Dorf doch arbeitslos!“.
Es ist auch nicht so einfach, in Indien zu produzieren. Dazu braucht man Leute, die die Produktion vor Ort organisieren (und Widerstände gezielt beseitigen), Leute, die die Transportwege erarbeiten (und ihre Kosten gezielt niedrig halten), Leute, die im Absatzland die Unternehmen beraten (und gezielt ethische Bedenken beseitigen) und vor allem: Banken, die den ganzen Anschlag auf die heimischen Wirtschaften vorfinanzieren. Einfach so fällt „Globalisierung“ nicht vom Himmel, dazu bedarf es vieler williger Hände … und viel gezielter Desensibilierung bezüglich der Folgen für den eigenen Arbeitsmarkt. Den ethischen Unternehmer kann keiner mehr brauchen.
Wie wir sehen, ist Desensibilisierung nicht nur im Pornobereich ein delikates Thema.
Hartz IV hat uns gezeigt, welche Folgen Desensibilisierung für die Menschenrechte in Deutschland haben kann, die aktuellen Vorgänge um die Lieferung von 200 Panzern an eine Diktatur, die kürzlich erst Menschenrechtsbewegungen im Nachbarland niedergeschlagen hat zeigen, wie desensibilisiert die verantwortlichen Politiker schon sind. Es gab Zeiten, da war das so undenkbar wie der gezielte Bombenkrieg gegen andere Länder … wie Libyen zum Beispiel. Dort bomben wir jetzt schon seit Monaten … man fragt sich, auf was eigentlich. Aufgrund erfolgreicher Desensibilisierung stört uns auch nicht der Einsatz kolumbianischer Paramilitärs in Libyen, der von Regierung und Rebellen bestätigt worden ist.
Die „Rebellen“ … alles Söldner? Ein schrecklicher Verdacht. Auch hier gilt: die fallen nicht vom Himmel. Früher wäre diese Nachricht eine Sensation gewesen, würde sie doch beweisen, das es Verschwörungen wirklich gibt, obwohl wir sie für „tabu“ erklärt haben. Es würde auch ein fürchterliches Licht auf die Glaubwürdigkeit der offiziellen Politik werfen, wenn man merken würde, das „Privatleute“ via Söldner Staaten demontieren können. Aber auch hier zeigt sich: wir sind desensibilisiert, obwohl der wachsende Einsatz von Söldner und Privatarmeen weltweit die Demokratie gefährdet – insgesamt verfügen sie über 1,5 Millionen Soldaten plus 1,5 Millionen Spezialisten. Die könnten inzwischen ganze Staaten erobern – doch das stört uns ja nicht mehr. Schon 1975 hatte der Söldnerführer Bob Denard die Komoren erobert. Hat auch keinen interessiert, war aber für Söldnerkreise inspirierend.
Das ging also auch.
Unsere Desensibilisierung ist soweit fortgeschritten, das der Deutsche Bundestag inzwischen ganz öffentlich der Bundesrepublik Deutschland den Status einer Demokratie abspricht:
Der Prozessbevollmächtigte des Deutschen Bundestages, Prof. Dr. Franz Mayer von der Universität Bielefeld, unterstrich einleitend, dass schon erhebliche Zweifel an der Zulässigkeit der Verfassungsbeschwerden bestünden, sie jedenfalls aber unbegründet seien. Die Beschwerdeführer würden sich auf ein neuartiges Recht berufen, das bisher gar nicht existiere, nämlich ein umfassendes Grundrecht auf Demokratie. Für die Anerkennung eines solchen Grundrechts und eine damit verbundene Ausweitung der Möglichkeiten zur Verfassungsbeschwerde gebe es aber keinen Anlass.
Es gibt kein Grundrecht auf Demokratie in Deutschland – sagt er. Das sagt man jetzt ganz offen. Das geht inzwischen. Regt auch keinen weiter auf. Das man mit Menschenrechtsverletzungen, Rüstung, Kinderarbeit, Pornographie, Kernenergie oder der künstlichen Inszenierung von Bürgerkriegen auch gutes Geld verdienen kann, ist uns inzwischen klar – nicht umsonst hat sich als Gegenbewegung die kleine Gruppe der „ethischen Anleger“ gegründet, die dafür Werbung machen, das man auch mit diesen Wettbewerbsschranken Renditen erwirtschaften können.
Wie wohl die anderen ihr Geld verdienen?
Ist es möglich, das die Pornobranche boomt, weil … da ganz viel Geld hineinfließt? Das manche Menschen viel Geld dort investieren, weil die Desensibilisierung auch dort sehr … nützlich sein kann, weil man generell „Ethik“ vom Markt nehmen möchte, weil man beständig in breiter Front weiter desensibilisieren möchte, bis endlich der Zeitpunkt gekommen ist, das man offen davon sprechen kann, das es in Deutschland kein Grundrecht auf Demokratie gibt?
Hoppla … dieser Zeitpunkt ist ja gerade da.
Welch´ Wunder.
„Werbung“ … ist nichts anderes als Desensibilisierung. Man will Kaufverhalten beeinflussen, dafür muss man oft genug alte Werte beseitedrängen um neuen Werten Platz zu schaffen. Was ist nun der kleinste gemeinsame Werte-Nenner zwischen Hardcorepornos und ihrem Einsatz zur Desensibilisierung von Ärzten und Militärs?
Der Mensch wird Fleisch.
Ich denke, gerade angesichts der aktuellen Organspendediskussion sollte man mal ein Auge auf diese Entwicklung werfen. Es gibt auch ausserhalb des Bundes der prüden Landfrauen Argumente, die Gründe dafür liefern, die steigende Desensibilisierung der Bevölkerung sehr kritisch zu beobachten … wo „Brot und Spiele“ dominieren, ist spätrömische Dekadenz nicht weit.
Und so liefert eine kleine unbedeutende und weitgehend unbemerkte publizistische Auseinandersetzung zwischen Pornofreunden und Pornogegnern möglicherweise tiefere Einblicke in den aktuellen Zustand dieser Welt als einem lieb ist – und die Frage, was 1,5 Millionen Söldner in der Welt anrichten könnten, wenn man sie ungezügeltem Pornokonsum aussetzen würde, wage ich nicht zu stellen.
Das sehen wir immerhin gerade in den Nachrichten.