Viertes Reich

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Corona, das Vierte Reich und der Terror gegen die Ungeimpften: Fakten, Daten, Aussichten

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Mittwoch, 9.2.2022. Eifel. Wir sollten mal über den Nationalsozialismus reden. Ja, ich weiß selbst: das kann niemand mehr hören. Das war in ferner Vergangenheit, manche erdreisten sich, die Zeit einen „Fliegenschiss“ zu nennen und sie so einmal mehr zu verharmlosen, dabei stellt diese Zeit in einem geistig hochstehenden Land wie der Weimarer Republik mit einer erstaunlich demokratischen Verfassung ein Warnsignal dar, wie schnell die zivile bürgerliche Ordnung selbst in den „zivilisierten“ Ländern in ein Vernichtungssystem umschlagen kann, das Millionen Menschen industriell vernichtet – sofern sie als wirtschaftliche Ballastexistenzen und Volksschädlinge definiert werden. Wer dieses Warnsignal erkannt hat, wird sehr sensibel für die Ausgrenzung von Menschen: wenn man damit einmal anfängt, kann es schnell wieder böse enden: gerade in Deutschland.

Man weiß bis heute nicht, ob das eigentlich eine spezifisch deutsche Eigenart ist, so abdrehen und abdriften zu können – aber ausschließen kann man es wohl nicht. In den USA hält man das ohne weiteres für möglich – jedenfalls arbeitet Hollywood auf vielen Ebenen ohne Unterlass daran, das Bild des deutschen Unmenschen zu verbreiten (und das des russischen auch, aber das ist ein anderes Thema). Brutal ist er, der Deutsche, eiskalt, berechnend, hinterhältig, technisch gelegentlich brilliant, er geht über Leichen und hat insgeheim eine ausgeprägte sadistische Ader – so jedenfalls nehme ich das Deutschenbild in den Filmen wahr – ob es nun bei Tarantino ist, bei Spielberg oder anderen Größen des Filmgeschäftes.

Wie war das eigentlich – damals. Wann fing das an? Alle sagen 1933 – aber das ist ja nur der Anfang vom Ende, da wurde es öffentlich. Nach dem Kaiserreich hatte Deutschland eine kleine Revolution, aber vor allem eine massive Spaltung zwischen arm und reich. Die „goldenen zwanziger Jahre“, die so gerne gefeiert werden, gingen an den Armen in Deutschland spurlos vorbei – Otto Dix hatte da mal schöne Bilder zu geschaffen: Prunkvolle, ausgelassene und entfesselte Partys der Oberschicht – aber draußen hungerten die behinderten Kriegsopfer. Antisemitismus gab es in Europa schon immer, aber in der Zeit hatte er wieder einen großen Nutzen: die Reichen konnten den Armen auf der Straße zuflüstern: das sind alles die Juden gewesen, die steuern alles von der Ostküste aus, wir sind da selber Opfer. Und die Armen – in diesem Sinne endlich mal Genossen der Reichen, endlich mal wahrgenommen – glaubten die Märchen. Sie wuchsen, diese Legenden vom bösen Juden, der einfach für alles verantwortlich war, der Deutschland auslöschen wollte, weil der Deutsche ja so unglaublich toll war. Auch das hörten Arme gerne – man war zwar arm, aber immerhin deutsch. Wenigstens etwas.

1933 erreichte der Wahn seinen Höhepunkt – aus vielerlei Gründen. Einer war eine nie dagewesene Weltwirtschaftskrise, an deren Rand wir uns schon 2008 wieder bewegten, sie nach Meinung mancher Autoren sogar übertroffen hatten. Es kamen Leute an die Macht, die – mit viel pseudoreligiösem Firlefanz – einfache Lösungen versprachen, geschickte Verkäufer (heute wären das geniale Anlageberater, Aktienanalysten, Werbefachleute und Versicherungsmakler), die alles Reizvolle an politischen Strömungen – Nationalismus und Sozialismus, Nudismus und Vegetarismus und derlei mehr – zu einer großen Suppe verkochten, die viele mochten: der Faschismus war geboren, im Kern völlig substanzlos und wertfrei, aber es war für jeden was dabei. McDonalds für das Bewusstsein. 1933 dann: „der Mitbürger wird zum „Volksfeind““ (siehe dhm). Selbst hochdekorierte Weltkriegsveteranen, nationalkonservativ bis ins Blut, waren nicht mehr sicher, wenn in der Ahnenreihe irgendwo ein Mensch jüdischen Glaubens war. Und man konnte Kasse machen: die Versteigerer profitierten enorm von dem Reichtum der jüdischen Mitbürger (siehe mdr), der Druck der Armut wurde etwas gemildert: billige Möbel, Kleidung, Immobilien und Arbeitsplätze wurden frei – der Mob jubelte. Endlich wieder Chancen. Zwei Drittel der 500 000 jüdischen Mitbürger verließen das Land, die Armen kamen nicht mehr ´raus. Die Gewalt im Staate – und darauf darf man wirklich sein Augenmerk richten, weil es … noch … ein großer Unterschied zur Gegenwart ist – wurde von SA-Leuten ausgeübt, die Gerichtssäle stürmten und Richter und Anwälte vor die Tür setzten (siehe Mahnmal Koblenz).

Die SA-Leute haben wir noch nicht auf den Straßen – allerdings muss man schon sehen, dass es eine breite Diskriminierungswelle gibt, von privaten und öffentlichen „Faktencheckern“, die einerseits staatliche Propaganda kritiklos verbreiten, andererseits auf Linientreue achten, darauf, dass ja niemand „Feindfunk“ hört.

Man soll nicht glauben, dass sowas in unserem Lande unmöglich ist, nur weil „die“ noch keine Uniform tragen. Erstmal tragen wieder Leute Uniform – wie damals von Hugo Boss geschneidert, jetzt aber aus feinstem Stoffe und für abhängig Beschäftigte unbezahlbar – und auch die Enteignungen hatten wir schon. Darf ich daran erinnern? Agenda 2010, deren krebsartiger Auswurf im Volksmund Hartz IV genannt wird, enteignete mit einem Schlag Millionen Arbeitslose, strich ihnen die Versicherungsleistung, für die manche vorher 30-40 Jahre eingezahlt hatten, stahl ihnen selbst die Ausbildungsversicherung der Kinder – und ihre Geburtstagsgeschenke. Alles in diesem Land passiert, wie üblich hat die Mehrheit weggeschaut. Sicher – man hat für die Arbeitslosen keine Lager errichtet (obwohl es solche Forderungen gab, ebenso die Forderung aus den Reihen der Frankfurter SPD, eine Kennzeichnug – wie einen Judenstern – einzuführen, damit man Hartzer auf offener Straße erkennen konnte), aber die Lagerhaltung wäre auf kompliziert und teuer gewesen – man hat ihnen einfach die Gelder gekürzt und sie dem „Markt“ zum Fraß vorgeworfen, der Markt regelte das dann selbst: die Schwachen wurden obdachlos oder brachten sich um, andere verramschten sich in Bullshitjobs, die niemanden ernähren konnten: Deutschland war wieder Sklavenmarkt. Spannend übrigens: die Lageridee für Arbeitslose war in den USA schon vorgedacht und praktiziert worden (siehe: Welt). Vielen war klar: es war zwar nicht der Nationalsozialismus wieder da … aber der Zeitgeist, der ihn an die Macht gebracht hatte, regte sich wieder.

2020 dann: die böse Seuche. Corona. Eine fiese Herausforderung für Regierende. Man fand aber eine einfache Lösung: die Impfung. Erst einmal, dann zweimal, dann dreimal – jetzt schon viermal. Das Versagen der Stoffe, die nur eine Notfallzulassung hatten, wurde immer wieder auf „Mutationen“ zurückgeführt – obwohl die Mutationen immer harmloser wurden. Um die Zahlen schön zu reden, hatte man einfach auch Daten kumuliert – so wirkten die Zahlen der Toten und Infizierten ständig wachsend. Das trotz Impfung sich die Zahlen der Infizierten verdoppelten, ja, aktuell sogar verdreifachten – wen störts? Das Frankreich bei einer Impfquote von 80 Prozent noch deutlich mehr Infizierte hat (in der Tat fast ein Drittel der Bevölkerung – siehe Corona in Zahlen) – was soll´s? Man hatte ja wieder einen Sündenbock – die Ungeimpften, bei denen Marcon eine große Lust verspürte, sie zu nerven (siehe Zeit).

Und auch in Deutschland krochen sie wieder aus allen Löchern – die Menschenfeinde, die nur darauf gewartet hatten, dass der Zeitgeist wieder günstig für sie wurde, dass man wieder Volksfeinde definieren und seine finstere Lust an ihnen austoben kann. Angeführt natürlich von honoren Persönlichkeiten – wie zum Beispiel dem Chef des Weltärztebundes Montgomery, der von einer „Tyrannei der Ungeimpften“ sprach (siehe wdr). Und wie man mit Tyrannen verfahren muss, das wissen wir ja. Man erfand die „Pandemie der Ungeimpften“ – sogar die Linken nahmen den Begriff begeistert auf (siehe mdr): im Kampf gegen den Volksfeind muss man halt national zusammenstehen, das hat man von den Ahnen gelernt. In Hamburg und Bayern (und womöglich auch sonst noch) wurden Zahlen massiv gefälscht, um diese Legende am Leben zu halten (siehe ndr oder Berliner Zeitung): man scheute sich vor keinem Betrug, um Legenden zu schaffen. Gesundheitsministern platzte der Kragen ob der Ungeimpften, weil sie so uneinsichtig waren: am liebsten „hätte er sie auf die Intensivstationen gezerrt“ (siehe FR). Was sie dort vorgefunden hätten: Mehrbettzimmer mit hochinfektiösen Menschen … ohne Maske (siehe Medizin Uni Tübingen, die Online-Ausstellung speziell zu Corona enthält in der Tat gegenwärtig noch das Bild eines Mannes, der ohne Maske auf der Intensivstation liegt). Aber: egal. Bei der Definition des Volksfeindes darf man nicht zimperlich sein.

Boris Palmer fordert: kein Lohn und keine Rente für Ungeimpfte (siehe bw24), auf Intensivbehandlungen sollten die gefälligst auch verzichten (siehe Focus): er will sie verhungern lassen, obdachlos machen und bei Erkrankung elendig verrecken lassen: Deutschland ist wieder wer. Ein neues Reich erhebt sich aus der Asche des Alten – mit gleichem Zeitgeist. Es gibt auch Todesdrohungen – die Ungeimpften werden bis März diesen Jahres alle verstorben sein (siehe ntv), sie sollen aus dem öffentlichen Leben verschwinden (siehe Pharmazeutische Zeitung) erste Provinzfürsten bieten sich als Führer für den Aufstand der Geimpften an – hören wir dazu den Ministerpräsidenten von NRW (siehe news.de):

„Es geht darum […] den Geimpften zu zeigen: Wir lassen das nicht länger zu, dass Menschen ihre individuelle Freiheit über die Freiheit der gesamten Gesellschaft stellen. Jetzt kümmern wir uns um die Nichtgeimpften und führen eine Impfpflicht ein“

Es geht um Rache. Niedrigstes Niveau. Steinzeit regiert.

Egostisch sind sie, die Ungeimpften (siehe ZDF), verantwortungslos (siehe Tagesschau) uns sollten – so der Präsident des Bundessozialgerichtes – an den Behandlungskosten beteiligt werden (siehe Ärzteblatt). Ärzte und Juristen – schon bei den Hexenverfolgungen und den Nazis ganz vorne mit dabei, also: in guter alter Tradition.

Wie sieht es eigentlich wirklich aus mit den Ungeimpften? Nun – man könnte es wissen. Beim Bundesgesundheitsministerium gibt es da eine Befragung zu (siehe Bundesministerium für Gesundheit). Es gibt vier Typen von ihnen, die Corona-Leugner machen nur einen Teil aus, ebenso die Querdenker. Andere sind Skeptiker, die meinen, dass die Maßnahmen mehr Schaden als Nutzen bringen, wieder andere befürchten, dass die Situation in eine Diktatur entgleist: das Vierte Reich wird am Horizont wahrgenommen. Ganz vorne aber steht: Misstrauen gegenüber Impfstoffen – was ein gutes Recht eines jeden Konsumenten ist. Die Rache der Geimpften soll also Leute treffen, die Konzernstudien nicht vertrauen – was für ein Wahn. Ich hätte da – ganz im Vertrauen – noch einen Grund: das Krankenhausessen – selbst das richtet mehr Schaden als Nutzen an, nur mal so nebenbei bemerkt (siehe medwatch).

Aber was soll man tun? Seit Beginn der Pandemie hat die Bundesregierung 660 Millionen Dosen Impfstoff bestellt (siehe Tagesschau), ausreichend für acht Impfungen pro Bürger. Die müssen jetzt halt irgendwie verballert werden – sonst kann man die nur wegschmeißen – und das kann teuer werden: die sind biologischer Sondermüll (siehe Apotheke adhoc). Das manche Bürger da skeptisch werden und den biologischen Sondermüll dann lieber doch nicht in ihrem Körper endlagern wollen, scheint mir nicht so unverständlich zu sein – sie als Minderheit darzustellen, die eine Mehrheit terrorisiert (FDP-Vorstand, siehe taz). Und es wundert dann auch nicht, dass Impfstoffe von heute auf morgen nicht mehr als wirksam gelten und man immer eine neue Dosis braucht (siehe ZDF) oder dass man den Konsum des biologischen Sondermülls einfach per Gesetz befiehlt – obwohl der Außenminister eine solche Impfpflicht Ende November des letzten Jahres noch als „rechtlich bedenklich“ darstellte (siehe ZDF).

Es gibt übrigens jetzt eine Studie mit jungen Menschen, die sich absichtlich mit Corona haben infizieren lassen. Die Hälfte der Teilnehmer … hatte gar nichts, die andere Hälfte nur leichte Symptome (siehe Heise). Nur eine kleine Studie – aber wenigstens eine, die nicht von Kapitalinteressen gesteuert wurde … und ohne jegliche Reaktion von Seiten der Politik bleiben wird.

Nun – vielleicht haben viele ja Glück: zu 42 Millionen Impfzertifikaten gibt es keine entsprechenden Impfungen – (siehe Zeit) – ein bislang unerklärliches Phänomen. Werden da massenhaft Zertifikate für … ausgewählte Personen ausgestellt? Für verdiente Hetzer und Spalter, die selbst auch kein Risiko eingehen wollen?

Wir werden sehen.

Wir sind noch weit von 1933 entfernt. Davon, dass uniformierte Geimpfte die Ungeimpften aus den Behörden auf die Straße zerren. Obwohl: 2GPlus hält schon jetzt viele Leute zuhause, und die Impfpflicht im Gesundheitswesen (auch so ein Irrsinn: sollten die Leute dort nicht am besten wissen, wie gut die Impfung ist – und deshalb gar keine Pflicht brauchen? Oder … wissen die was anderes?) treibt Ungehorsame aus dem öffentlichen Leben.

Was wir aber sehen können: der Zeitgeist des Menschenfressens wird wieder aktiv in der politischen Kaste. Und hieß es nicht früher: wehret den Anfängen? Und darf man die Verweigerung der Impfung dann nicht als antifaschistischen Akt begreifen – der vielleicht medizinisch riskant, aber politisch alternativlos ist? Damit diese Land nicht seine dunkle Vergangenheit wieder zur Zukunft macht? Personal, das sich schon heute für die Gauleitung von morgen interessiert, haben wir genug, so scheints. Und Menschen, die an einem Vierten Reich gut verdienen könnten, auch. Man stelle sich nur vor: das Eigentum von 20 Millionen Ungeimpften, ihre Wohnungen, ihre Arbeitsplätze, ihr Vermögen … was könnte das die Armut im Land lindern. Da kann jeder mal ein Schnäppchen machen – wie damals.

Oder?

Wie man angesichts dieser Daten- und Faktenlage davon ausgehen kann, dass es niemals ein Viertes Reich geben wird, niemals eine Neuauflage – mit geänderter Folklore – erschließt sich mir jedenfalls nicht.

 

 

Das Vierte Reich

Mal ehrlich: das Leben ist doch schön, oder? Habe gestern mal die Gelegenheit genutzt, wieder einen Tag als Waldmensch zu leben - so gut es geht. Echte Wälder haben wir seit Jahrhunderten nicht mehr, die deutsche  Forstwirtschaft hat alle Ursprünglichkeit ausgerottet - aber im Nationalpark Nordeifel findet man ... jenseits der Kahlschlagstellen, an denen alte Bäume dem neuen Nationalpark weichen müssen - noch einige Stellen, die seit fünfzig Jahren unberührt sind. Überwältigend, was man dort an Farben, Formen, Gerüchen, Klängen und Empfindungen genießen kann - und welch´ Wunder, das man auch gerade mit den richtigen Sinnen dafür ausgestattet ist, den Glanz auf Tautropfen oder das sanfte Gras unter den Füssen genießen zu können: die Welt ist perfekt und der Mensch mittendrin als genießerische Krone der Schöpfung gut aufgehoben. Doch irgendwann ... endet der Traum von der perfekten Welt, in der das Essen völlig umsonst auf Bäumen, Sträuchern  und in der Erde wächst und man landet in der Wirklichkeit der zerbrechenden europäischen Kultur - nichts anderes ist das, was wir gerade erleben.

Mal ehrlich: das Leben ist doch schön, oder? Habe gestern mal die Gelegenheit genutzt, wieder einen Tag als Waldmensch zu leben – so gut es geht. Echte Wälder haben wir seit Jahrhunderten nicht mehr, die deutsche  Forstwirtschaft hat alle Ursprünglichkeit ausgerottet – aber im Nationalpark Nordeifel findet man … jenseits der Kahlschlagstellen, an denen alte Bäume dem neuen Nationalpark weichen müssen – noch einige Stellen, die seit fünfzig Jahren unberührt sind. Überwältigend, was man dort an Farben, Formen, Gerüchen, Klängen und Empfindungen genießen kann – und welch´ Wunder, das man auch gerade mit den richtigen Sinnen dafür ausgestattet ist, den Glanz auf Tautropfen oder das sanfte Gras unter den Füssen genießen zu können: die Welt ist perfekt und der Mensch mittendrin als genießerische Krone der Schöpfung gut aufgehoben. Doch irgendwann … endet der Traum von der perfekten Welt, in der das Essen völlig umsonst auf Bäumen, Sträuchern  und in der Erde wächst und man landet in der Wirklichkeit der zerbrechenden europäischen Kultur – nichts anderes ist das, was wir gerade erleben.

Wann fing das Ende an?

Nun, für uns deutsche Bürger war das Ende deutlich abzusehen: die Geburt des Vierten Reiches aus dem Geist der Agenda 2010 habe ich es genannt – im April 2009. Aktuell merkt man, das auch der Rest Europa mit Unbehagen auf den neuen deutschen Geist starrt – so berichtet die „Welt“ über eine ganze Reihe von Publikationen, die vor dem Vierten Reich warnen:

„Das vierte Reich – Deutschland erobert Europa“

Schön zu sehen, das auch andere inzwischen merken, das sich ein besonderer Geist in Deutschland erhebt, ein Geist, der das Land schon einmal an den Abgrund geführt und mit einem kräftigen Schubs darüber hinaus befördert hat.

Das Bild des Vierten Reiches beschäftigt mich schon länger – seien es die Stasi-Methoden mancher ARGEn, die gezielte Züchtung einer gewaltbereiten Unterschicht, die Etablierung einer Ethik zersetzenden Korruptionskultur, die psychische (und letztlich auch physische) Vernichtung durch Arbeitslosigkeit (von anderen als Mechanismen psycho-sozialer Zerstörung beschrieben) oder die Entwicklung eines neuen von asozialen Maximen bestimmten Feudalsystems .

Natürlich sind diese Betrachtungen geschrieben im Sinne von „Worst Case“ -Szenarien, um einer journalistischen Aufgabe gerecht zu werden, die in den staatlich gewünschten Jubelchören der öffentlichen Medien immer weiter vernachlässigt wird: die Warnung vor Untiefen des gesellschaftlichen Lebens. Das es diese Untiefen gibt, haben gerade wir in Deutschland erleben müssen, weshalb man von Seiten der Regierung nicht verwundert sein dürfte, das historisch gebildete Menschen den Hartz-IV-Unfug nicht gerade auf die leichte Schulter nehmen – völlig jenseits der Diskussion um Regelsatzerhöhungen ist dort ein System etabliert worden, das Menschenrechte mit Füssen tritt … und sich bei etwas anderer Gesetzeslage zu einer fürchterlichen Furie auswachsen kann: das Verbot von Mischverwaltungen war mit Hinblick auf ihr Missbrauchspotential im Dritten Reich weise gewählt. Nicht so weise scheint mir in diesem Zusammenhang die vorgenommene Verfassungsänderung in dieser Hinsicht zu sein.

Schwarzmalerei gehört zum Geschäft verantwortungsbewusster Journalisten, da wir uns aber von einer demokratischen Gemeinkultur fortbewegen, wird sie von der Regierung nicht mehr gewünscht  – und von den Geldgebern der Medien ebensowenig. Das DAX reagiert sensibel auf schlechte Nachrichten und am DAX hängt, zum DAX drängt doch alles. Darum sind schlechte Nachrichten unerwünscht, die Wirklichkeit ist dem DAX nicht zuträglich.

Schlimm nur, wenn der DAX dann einfach so ohne öffentlich erkennbaren Grund 25% seines Wertes verliert und so demonstriert, das die Wirtschaftsexperten, Börsenfachleute und Investmentspezialisten das von ihnen geschaffene System überhaupt nicht mehr verstehen und sich mit Erklärungen für sein unerklärliches Verhalten gegenseitig überbieten … um nur weiter irgendwie „Experten“ sein zu können – wobei, nebenbei bemerkt – die immer wiederkehrende Erklärung des „Fat Finger Trade“ der Gipfel der Unverschämtheit ist. Gleichzeit ist dieses Erklärungsmodell aber entlarvend für das ganze System und demonstriert deutlich sein Ende: wo ein einziger Mensch mit einem unbedachten Knopfdruck die Weltwirtschaft ins Chaos stürzen kann, ist das ganze System grundsätzlich gemeingefährlich.

Das das niemanden zu stören scheint, das man solche Möglichkeiten gelassen hinnimmt, ist beängstigend – aber diese Angst ist ein guter Nährboden für das Vierte Reich, wo der Bürger sich fühlt wie ein alter Germane: ein Fingerzeig der Götter konnte sein ganzes Leben vernichten. Viele Jahrtausende haben wir – beginnend mit der griechischen Philosophie – daran gearbeitet, diese Angst vor dem Zorn der Götter aus dem Alltagsleben zu verbannen, nur um am Ende zu erleben, das sie in Form dicker Maklerfinger zurückkehrt.

Ob es da schon Menschen gibt, die das Gebet zur Beruhigung des DICKEN FINGERS  sprechen, ist mir nicht bekannt – ich rechne aber mit dem Schlimmsten.

Die Krise des Westens – die Ungleichheit zerreißt uns“ heißt ein aktuelles Essay von Georg Diez  im Spiegel. Es behandelt die Reaktionen der Justiz in England auf die Krawalle –  juristische Exzesse als Antwort auf die Plünderungsexzesse, das Abschalten des Mobilfunknetzes in San Franzisko als Unruheprophylaxe und die Reaktionen der deutschen Presse auf die Breivikmorde in Norwegen:

Was die drei Geschichten gemeinsam haben? Es werden kurzfristig wesentliche Grundsätze der westlichen Demokratie zur Disposition gestellt. In Großbritannien ist es die Unabhängigkeit der Justiz. In den USA sind es das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Versammlungsfreiheit. In Deutschland ist es in einer Art freiwilliger Selbstzensur die Pressefreiheit. 

Ein Artikel, der bemerkenswert ist … einerseits klingt er kritisch, andererseits beruhigt er. Er suggeriert, das die Wächterfunktion der Presse noch vorhanden ist, läßt aber nebenbei einfließen, das die Verletzungen wesentlicher Grundsätze der Demokratie nur  „kurzfristig“ seien. Unbeachtet bleibt, das hier permanent Grenzen überschritten werden, die der Westen in jahrhundertelanger Kleinarbeit mühevoll aufgebaut hat. Unbeachtet bleibt, das jede dieser Überschreitungen einen Präzedenzfall darstellt, der weitere Überschreitungen leichter macht und im Großen und Ganzen eine neue Kultur gebiert: die Kultur des Vierten Reiches.

Manager wissen das, in einem Diskurs über ethisches Management erwähnt der Harvard Business Manager:

Forschungsergebnisse zeigen: Wenn wir kleine Regelverletzungen akzeptieren, billigen wir wahrscheinlich auch zunehmend größere Verstöße. Vorausgesetzt, jeder einzelne Regelbruch wiegt immer nur etwas schwerer als der vorhergehende.

Die Handlungsempfehlungen sind entsprechend deutlich:

Um zu verhindern, dass sich unethisches Verhalten einschleicht, sollten Manager selbst auf belanglos erscheinende Verstöße reagieren und sofort etwas dagegen unternehmen. 

Im Konzern schützt die „Null-Toleranz-Politik“ das Unternehmen vor massiven wirtschaftlichen Verlusten, denn dort, wo es an Ethik mangelt, blühen Selbstbereicherungsmentalitäten auf, die letztlich das Unternehmen in den Bankrott treiben – und dort, wo Wirtschaft, Medien und Politik an unethischem Verhalten gut verdienen, scheint es so gut wie unmöglich, diesen Kurs ohne einen Totalzusammenbruch des Systems zu ändern.

Konzerne haben Erfahrungen mit solchen Entwicklungen, sie wissen um die Dimensionen, die unethisches Verhalten nach sich ziehen kann, siehe Wikipedia:

Am 15. November 2006 wurde bekannt, dass gegen Peter Hartz in Braunschweig ein Strafverfahren wegen Untreue als VW-Vorstand in 44 Fällen eröffnet wurde. Ihm drohte für jede dieser 44 Taten eine Geld- oder Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren und damit als Gesamtstrafe eine Freiheitsstrafe bis zu 15 Jahren.

Am 17. Januar 2007 gestand Hartz in der auf lediglich zwei Verhandlungstage angesetzten Gerichtsverhandlung alle 44 Klagepunkte ein.

Der Gesamtschaden dieser Schmiergeld-Affäre beträgt 2,6 Millionen Euro, wovon Hartz fast zwei Millionen Euro an den damaligen Chef des Betriebsrats Klaus Volkert gezahlt hatte.

Darum ist die von Herrn Diez vorgenommene Einschätzung, das es sich um „kurzfristige“ Erscheinungen handelt, sehr optimistisch. Berücksichtigt man die Erfahrungen aus großen Konzernen, so muss man sagen, es handelt sich hierbei nicht um einen harmlosen Schnupfen, sondern um Krebs, der sich ausbreitet und die Gesellschaft zersetzt.

Wo das endet, haben wir im Dritten Reich erlebt:  es fängt an mit markigen Worten und endet – ganz logisch und vernünftig – in Massenvernichtungslagern „unwerten“ Lebens.

Wir vergessen und verdrängen nur allzu gerne die Erfahrung, wozu die Gemeinschaft der Deutschen einmal fähig war. Es sollte nicht verwundern, das die europäischen Opferländer das nicht so leicht vergessen – und das sie Erfahrungen machen, die unangenehmer Erinnerungen wach rufen, hier nochmal die „Welt“:

Der bekannte griechische Komponist Mikis Theodorakis rief angesichts des Sparzwangs ebenfalls den Krieg in Erinnerung: „Wir werden ein fremdes Volk im eigenen Land. Das ist uns nicht einmal unter der deutschen Besatzung passiert.“

Im Juli klebte eine Gruppe Demonstranten ein Hakenkreuz auf das Schild des deutschen Generalkonsulats in Thessaloniki und hielten ein Transparent hoch, auf dem stand: „Völker Europas, wir haben den selben Feind“.

„Fremde im eigenen Land“ zu sein – das widerfährt hier jedem Arbeitslosen, vielen Rentnern und den meisten Kindern. Das Vierte Reich interessiert sich noch nicht mal mehr für den Schutz arischen Lebens – auch die großen, blonden, blauäugigen Herrenmenschen werden aussortiert wenn sie nicht genug Geld durch Anlagebetrug erbeuten, zu alt oder zu jung sind, um Versicherungen erfolgreich zu verkaufen: so gesehen, schaltet das Vierte Reich nochmal einen Gang höher.

Wen wundert es da noch, das zunehmend Stimmen laut werden, Deutschland aus der EU zu werfen und so den Euro und Europa zu retten bevor Hartz IV zum wichtigsten deutschen Importartikel wird und zum Meilenstein deutscher Machtergreifung im Europa des 21. Jahrhunderts.

Werden diese Werte bewußt gesetzt oder ergeben sie sich aus dem Zeitgeist – das ist die entscheidende Frage, die sich uns in diesen Tagen stellt. Wir tendieren zum „Zeitgeist“, der es einem Herrn Breivik als ganz normal erscheinen lässt, einfach mal siebzig Menschen aus Gründen des Selbstmarketings zu erschießen. Die sogar von Georg Diez beschriebene freiwillige Selbstzensur der Presse inklusive der in Deutschland deutlich zu beobachtenden medialen Hetzjagd auf Langzeitarbeitslose läßt aber eher darauf schließen, das die „interessierten Kreise“ ganz bewusst eine Saat säen, die ganz Europa verändern soll: aktuell erfreuen sich die Portugiesen jenes Systems, das sich ein krimineller Manager ausgedacht hat und das in politischen Kreisen in Deutschland höchste Wertschätzung genießt.

Wer nun denkt, ich übertreibe mal wieder (was ich im Prinzip gerne mache), der sei auf die neuesten Hartz-IV-Bonbons verwiesen, auf die der saarländische Datenschutz hinweist:

Frau Thieser beschreibt dort unter anderem einen Fall, bei dem ein Mitarbeiter einer Behörde über die Straße rief, man solle ihm die Haustür öffnen, da man wisse, dass die betroffenen Personen gerade daheim seien. Danach wussten die anwesenden Nachbarn natürlich darüber Bescheid, dass die Personen bereits eine Sozialleistung beziehen oder diese beantragt haben. Die Gespräche im Amt seien oftmals problematisch. So hätte man häufig die Gespräche an den Schreibtischen des benachbarten Mitarbeiters problemlos mithören können. Auch wurde Kritik geäußert, ein Gesundheitsamt habe medizinische Diagnosen eines Leistungsempfängers an eine Hartz-IV-Behörde übermittelt. Die Behörde prüfte übrigens gerade, ob beim Antragsteller eine Arbeitsunfähigkeit vorliegt.

Wer nun meint, er sei gerade „in Arbeit“ und habe mit dem ganzen System nichts zu schaffen, der solle sich mal vergegenwärtigen, das es nur ein ganz kleiner Schritt ist, eine ganz kleine Gesetzesänderung, die letztlich dazu führen kann, das diese Behörde prophylaktisch auch das Privatleben von arbeitenden Bürgern durchleuchtet, um sicherzustellen, das ihr Lebenswandel ihre Arbeitsfähigkeit nicht in Gefahr bringt.

Kann man wirklich guten Gewissens rauchen, Alkohol trinken, Motorsport betreiben oder Schokolade lieben, wenn man weiß, das man dadurch ganz schnell krank und somit zur Last für die Allgemeinheit werden kann, auf deren Kosten man sich dann ein gutes Leben macht?

Darf der Staat als Hüter der Gemeinschaft der Versicherten hier wirklich untätig zuschauen?

Müssen wir wirklich jeden Fleischesser mit durchfüttern, wenn seine Ernährungsgewohnheiten im frühen Alter zur Arbeitsunfähigkeit führen und er so der Gemeinschaft der Beitragszahler auf der Tasche liegt?

Ich kehre heute zurück in jenes Paradies von Farben, Formen, Gerüchen, Klängen und Empfindungen. Was ich mitnehme, ist der Ballast einer Gesellschaft, die bei lebendigem Leibe zerbricht und ein Viertes Reich gebiert. Arno Luik hatte bereits 2004 davor gewarnt:

„Notwendige Reformen“, die „ohne Alternativen“ sind – dieses Reden hat
einen totalitären Charakter. Ein Verdacht: Die Reformer argumentieren so
apodiktisch, weil sie genau wissen, mit
dieser Politik zertrümmern sie so ziemlich alles, wofür die „Soziale Marktwirtschaft“ der Bundesrepublik Deutschland
einst stand: ein sozialer Staat, der dafür
sorgte, dass die privaten Risiken Alter,
Arbeitslosigkeit, Krankheit grundsätzlich kollektiv abgesichert wurden.
„Modell Deutschland“ nannte das voller
Stolz der sozialdemokratische Kanzler
Helmut Schmidt.
Verteidigen also die CDU/
SPD/CSU/FDP/Grünen-Politiker ihre
Reformphilosophie deshalb so vehement, weil sie wissen, dass sie einen
Putsch von ganz oben machen? Einen
Putsch? Ja, die Agenda 2010 und Hartz
IV sind Chiffren für den konzertierten
Angriff von ganz oben auf den Sozialstaat. Sie nennen es „Umbau“ – doch die
Wortwahl kaschiert nur den qualitativen
Sprung in ein anderes Gemeinwesen.

Das andere Gemeinwesen … kann ganz schnell das Vierte Reich werden.

Wer nun meint, das Vierte Reich sei trotzdem ganz toll, weil man als Deutscher ja mittendrin wohnt, und wieder „wer sei“, sei an ein paar Worte erinnert, die 1995 im Deutschen Bundestag gesprochen worden sind:

Prof. Wladyslaw Bartoszewski, Minister für Auswärtige Angelegenheiten der Republik Polen:

Während des Krieges hat das nationalsozialistische Regime viele Völker gequält und geschändet.
Am Ende bleibt nur noch ein Volk übrig, um gequält, geknechtet und geschändet zu werden: das eigene, das deutsche Volk. Immer wieder hat Hitler ausgesprochen: wenn das deutsche Volk schon nicht fähig sei, in diesem Krieg zu siegen, dann möge es eben untergehen.

Im Sinne der Schöpfer des Dritten Reiches hat das deutsche Volk versagt und ist zum Untergang zu verdammen. Das ist das, was Rechtsextreme nicht verstehen: für das Vierte Reich ist auch der Deutsche ein Untermensch, „unwertes Leben“, das nicht fähig war, dem „Führer“ einen Sieg zu schenken. Für dieses Versagen gehört das Volk eigentlich komplett ausgelöscht – weshalb religiöse Phantasten wie Horst Mahler falsch liegen: das Vierte Reich wird vielleicht vom deutschem Boden aus starten, aber für Deutsche selbst wird es keinen Logenplatz mehr geben.

Das Vierte Reich hat andere Helden, Stoßtruppführer im Stahlgewitter, von Joschka Fischer heldenhaft verteidigt, wie Jutta Dithfurt berichtet:

1982 erhielt Ernst Jünger den Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main. Nachdem wir (die Autorin war von 1981 bis 1985 linke grüne Stadtverordnete; J.D.) Textauszüge aus Jüngerschen Werken veröffentlicht hatten, Veto gegen die öffentliche Anerkennung faschistischen Gedankenguts einlegten und Widerstandsaktionen ankündigten (und auch durchführten), brach in der alten BRD ein heftiger, wochenlanger Tumult los. Bürgerliche AntifaschistInnen fanden wir auf unserer Seite, Josef Fischer und seine Gang verteidigten hingegen Jünger. Die Feuilletons der Republik waren tief gespalten.
Jünger bekam schließlich, durch ein Spalier von Polizisten in die Paulskirche schreitend, seinen Preis. Zu diesem Preis hatte er eine ganz persönliche Beziehung: Im Oktober 1930 hatte Jünger versucht, mit zwanzig von Goebbels bestellten SA-Männern eine nazikritische Rede zu stören, was schließlich zu einem Tumult mit Polizeieinsatz führte. Die Rede wurde von Thomas Mann gehalten, dem Goethepreisträger von 1949.

Und wieder schließen sich Kreise, die verständlich machen, warum sich in Europa eine Front gegen Deutschland bildet und man das neue, Vierte Reich nur mühsam in alten politischen Klischees abbilden kann.

Fischer habe den Preisträger als antibürgerlichen »Fighter« geschätzt, dann als »Drogen-Jünger«, schließlich als Zivilisationskritiker – so zu lesen in der „Zeit“.

Die Frage, an welcher Art Europa diese Menschen, die Zivilistionskritiker, antibürgerliche Fighter und Drogen-Jünger schätzen, bauen, erzeugt Unbehagen – aber erklärt, wieso die „wesentliche Grundsätze der westlichen Demokratie zur Disposition gestellt“ werden und es zunehmend ein Unbehagen mit der Rolle der Berliner Republik im Europäischen Großraum gibt.

Es könnte gut sein, das der Schatten, den das Vierte Reich wirft, schon viele kleinere Länder mit Schrecken erfüllt.

 

Deutsche Reiche: asozial ab 2500 Euro im Monat? Das Vierte Reich kriegt Personal.

Wenn man genauer hinschaut, ist es schon länger zu erkennen, spätestens seit dem Artikel von Arno Luik über den „Putsch von oben“. Es hat sich in den neunziger Jahren ein häßlicher Reflex auf die zunehmende Linksorientierung der Bundesrepublik entwickelt, der im neuen Jahrtausend zum Tragen kam. Eine Agenda 2010 fällt halt nicht vom Himmel, ebenso wenig die Deregulierung der Finanzmärkte – dahinter steckt ein Geist, der auf dem Rücken der Anderen zum Ferrari kommen will. Es ist ein Konsenz der Gierigen, die auch weiterhin SPD und CDU wählen werden, gerne auch FDP und Grüne. Es ist eine Schicht, eine Kaste, der man mit viel Mühe eingeredet hat, das sie ganz besondere Wesen seien, viel besser, nützlicher, sinnvoller als der Rest.

Jetzt bekommt man die Quittung. Das ist das ganze Geheimnis des fehlenden Widerstandes gegen Sozialabbau in Deutschland: die Mehrheit der Entscheider hat Freude daran, die Gesichter der Armen in den Dreck zu treten. Was sie mit Ausländern machen wollen, möchte ich mir nicht vorstellen. Hintergrund der Erkenntnis: eine Studie des IKG über „Deutsche Zustände“.

Die Bürgerlichkeit verroht, so das Fazit der Langzeitstudie „Deutsche Zustände“. Besonders gegenüber Armen und Muslimen steige die Aggressivität der Besserverdienenden … so die ZEIT.

Bei Yahoo findet man da deutlichere Worte:

Einer Studie zufolge ist in Deutschland eine „deutliche Vereisung des sozialen Klimas“ zu beobachten. Vor allem in höheren Einkommensgruppen gibt es eine Zunahme „abwertender, menschenfeindlicher Einstellungen“ gegenüber sozial schwachen Gruppen und Minderheiten, wie aus der am Freitag in Berlin veröffentlichten Untersuchung des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld hervorgeht. Fremdenfeindlichkeit und vor allem Islamfeindlichkeit nehmen bei den Besserverdienenden danach ebenso zu wie die negativen Einstellungen gegenüber Langzeitarbeitlosen, Obdachlosen oder Homosexuellen.

Da wird ein Westerwelle dazulernen können: Wenn man die Büchse der Pandora öffnet, sollte man sicher sein, das man dem rechten deutschen Geist keine Angriffsfläche bietet. Nun ist die Büchse offen, die Saat, die man jahrzehntelang gesät hat, geht auf: der neue Herrenmensch offenbart sich der Geschichte: der deutsche Reiche des 21. Jahrhunderts.

Ist es immer noch so unvorstellbar, das diese Entwicklung in Lager münden wird, in denen man „unwertes Leben“ zur Vernichtung einweist? Die obersten Prinzipien dazu haben wir schon abgenickt, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die wirtschaftliche Vernunft auch die letzten logischen Konsequenzen aufzeigen wird.

Laut „Welt“ denkt der CDU-Wirtschaftsrat schon laut über eine Rente mit 69 nach:

Der Generalsekretär des CDU-Wirtschaftsrats, Wolfgang Steiger, hält die Rente mit 67 lediglich für einen Zwischenschritt. „Um die Beiträge senken zu können und die gegenwärtige Rentenhöhe zu garantieren, müssen wir über die Rente mit 69 nachdenken“, sagte der CDU-Politiker der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“.

Spanien ist laut dem Blog „spanienleben“ auf Druck der Finanzmärkte  schon mal dabei eine Vorreiterrolle für die EU zu übernehmen:

Die Regierung unter Zapatero hatte vor fast einem Jahr ein Sozialgeld eingerichtet. Die Langzeitarbeitslosen deren Ansprüche ausgelaufen waren,  wurde so ein weiteres halbes Jahr mit 426€ aus dem Staats-Säcklein pro Monat unter die „Arme“ gegriffen. Nach Angaben der Statistik-Zentrale „INEM“ bezogen rund 616.000 Personen diese Beihilfe und ca. 500.000 Haushalte stehen bereits ohne jegliches Einkommen im Land da.

Da – wie berichtet – die Märkte langsam anfangen kritisch auf die Kreditwürdigkeit Deutschlands zu schauen, kann man sich unschwer ausmalen, wie die deutsche Politik auf diese neue Herausforderung reagieren wird. Gibt es dann die ersten Diebstähle aus dem Kreis der Aussortierten wird man schnell auf die Idee kommen, die „von der Straße zu holen“ – aus sozialpädagogischen Erwägungen heraus. Diese Industrie will ja auch leben.

Dank SPD werden wir neben Kinderheimen, Altenheimen und Behindertenheimen dann auch endlich Armenheime haben …. oder Armenlager, denn von den Armen gibt es viele. Wenn die Ausländer und Schwulen Glück haben, kommen sie vorher auch noch ins Lager.

Entwicklungen dieser Art sind weder neu noch spezifisch deutsch. Der Hang des Menschen, sein Grundsätze seines zivilen Zusammenlebens in Notzeiten auf das Verhaltensniveau von Ratten zu senken, ist schon oft beschrieben worden – obwohl es auch anders geht. So eine Entwicklung ist nicht zwingend vorgeschrieben, man kann sich auch dagegen entscheiden – doch das ist für Reiche schwer.  Zum Reichtum gehört auch die völlig Abwesenheit von alltagstauglichen Fähigkeiten, je mehr Geld da ist, umso mehr Lebenskrücken ersetzen einst reale Fähigkeiten.  Vielleicht werden wir in Zukunft, wenn wir die nächsten Trümmer weggeräumt haben (von denen wir wieder einmal hoffen, das es nur „die Anderen“ trifft), den Lehrsatz aufstellen, das „Reichtum asozial macht“ … erst recht, wenn er in Gefahr ist.

Und die Gefahr wächst täglich – durch Wirtschaft und Politik. Die nächste Spendenaktion des Steuerzahlers für die Sucht der Reichen nach noch mehr Reichtum ist schon in Sicht, die Schattenbanken, die sich laut Handelsblatt zwecks Entzugs der neuen staatlichen Aufsicht gebildet haben, haben inzwischen eine enorme Größe erreicht:

Angaben der US-Notenbank belaufen sich die Verbindlichkeiten der Schattenbanken in den USA auf rund 16 Billionen Dollar und sind damit größer als die des traditionellen Banksektors.

Somit kann der deutsche Arme beruhigt sein, die internationale Finanzwelt arbeitet mit Hochdruck daran, den deutschen Reichen ärmer zu machen. Vielleicht wird ein Wettrennen daraus und die Geschichte entledigt sich des asozialen Reichen auf einfache Art: sie macht ihn arm.

Gleichzeitig erlaubt sich laut Focus die Politik , in dieser Gemengelage den Druck noch etwas zu erhöhen:

Bisher dürfen Firmen nur eine Fachkraft aus dem Ausland einstellen, wenn sich kein passender einheimischer Bewerber finden lässt. Bundesarbeitsministern von der Leyen möchte das für einige Berufe ändern.

Somit können immer mehr Deutsche in den Genuß staatlicher Zuwendungen kommen, die man dann irgendwann – nicht aus Bösartigkeit, sondern aus pädagogischen Sachzwängen heraus – einfach streichen kann.

Wie wäre es denn, wenn wir zum Schutz vor Asozialität einfach mal nicht nur über Mindeseinkommen reden, sondern auch über ein Höchsteinkommen? Wenn es einen klar belegbaren Zusammenhang zwischen Menschenfeindlichkeit und finanzieller Ausstattung gibt, dann darf man daran erinnern, das die finanzielle Ausstattung in einer Demokratie für alle Berufe und Ebenen des Verdienstes Vereinbarungssache ist – und kein Naturgesetz … das wurde die letzten Jahrzehnte nur etwas verdrängt durch die Marschmusik der Kolonnen, die ins neoliberale Wohlstandsparadies marschierten.

Insofern darf man wohl sagen: Einkommen über 2499 Euro netto im Monat machen Menschen gemeingefährlich. Je größer die Gruppe ist, die diese Einkommen erzielen, umso gefährdeter ist die Gemeinschaft, von der diese asozialen Elemente leben. Es ist schlichtweg das Notwehrrecht, das hier die Gemeinschaft der Bürger ausüben muß, um sich vor einer scheußlichen degenerierten Zukunft zu schützen, vor einer Widergeburt des Feudalstaates – nochmal die Zeit:

Heitmeyer kommt zu dem Schluss, das Bürgertum trage zu einer „Vereisung des sozialen Klimas“ bei. Die höhere durchschnittliche Bildung dieses Milieus wirke dem keineswegs entgegen. Heitmeyer spricht von einer „entsicherten wie entkultivierten Bürgerlichkeit“, die auch über „angeblich liberale Tages- und Wochenzeitungen“ verbreitet werde.

Die sozialpolitischen Kernansichten des Milieus lauten: Abbau des sozialsstaatlichen Unterstützungsanrechts, stattdessen Gnade durch Wohlhabende und Selbstverantwortung der sozial Schwachen.

„Entsichert“ … wie eine Waffe … „entkultiviert“ wie Barbaren … die Finanzgoten (ausgerüstet mit Prada – Handtaschen und Anzügen von Hugo Boss) stehen vor den Toren der dekadenten römischen Republik und wollen ein neues Reich, in dem Entwürdigung der Leibeigenen zum Zwecke der Belustigung des menschlichen Wohlstandsmülls wieder Alltag wird, ebenso wie Schwulenklatschen in der Mittagspause oder die konzentrierte Ausländerjagd am Wochenende.

Ist doch auch irgendwie geiler als Fußball, oder?


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