Da sind sie! Ganz plötzlich. Scheinbar aus dem Nichts tauchen kritische Medienberichte auf, die sich mit der Corona-Politik beschäftigen. Man könnte dieses Verhalten als „Investigativ-Falle“ bezeichnen. Oder als dummen Versuch, sich reinzuwaschen.
Ein Standpunkt von Tom J. Wellbrock.
Schauen wir uns also einmal die merkwürdige Wandlung unserer „Qualitätsmedien“ an. T-Online fragte Ende Mai 2021 besorgt (1): Waren die Corona-Lockdowns überflüssig? Später heißt es im Artikel:
Allein: War und ist der Lockdown nötig? Was bringt er wirklich? Diese Fragen zu stellen, war lange ein Tabu. Nur zu schnell galt als Corona-Skeptiker, wer etwa den Sinn von Laden- oder Kitaschließungen anzweifelte.
Und tatsächlich, so war und so ist es. Nur: Wer ist denn in erster Linie dafür verantwortlich, dass Menschen zu „Corona-Skeptikern“ oder gleich zu „Corona-Leugnern“ gemacht wurden, wenn sie sich kritisch äußerten oder Fragen stellten? Es war unter anderem T-Online, aber natürlich nicht nur T-Online. Nahezu alle anderen Mainstreammedien bliesen in dasselbe Horn und waren ganz schnell zur Stelle, wenn es darum ging, Corona-Leugner, Verschwörungstheoretiker, Nazis, Schwurbler und Antisemiten auszumachen.
Lockdowns? Ja, bitte, aber ein bisschen härter als das, was vorgesehen ist. Das war über 15 Monate (mehr oder weniger) der Tenor der Medien, schon fast ein Fetisch. Selbst politische Hardliner wirkten zuweilen so, als sei ihnen die Vehemenz der Medien nicht ganz geheuer. Von der Inkompetenz und der Bereitschaft, sich selbst zu bereichern, einmal abgesehen, war es längst nicht immer die Politik, die Maßnahmen noch strenger gestalteten, als nötig gewesen wäre. Es waren die Medien, die die Politik vor sich hergetrieben haben. Nicht umgekehrt.
Hier geht es nicht um die Entschuldigung der Politiker, die ein ganzes Land lahmgelegt haben, und die womöglich (wahrscheinlich) dafür nicht einmal zur Rechenschaft gezogen werden. In letzter Konsequenz hat die Politik zu verantworten, was sie angerichtet hat, egal, wer sie dabei wohlwollend begleitet hat oder unbequem im Weg stand. Das entlässt jedoch die Medien nicht aus ihrer Verantwortung.
Was stimmt nicht mit den Zahlen?
Anfang Juni 2021 (!) befasste sich das „ZDF-Morgenmagazin“ mit den Corona-Todesfallzahlen (2). Und kam zum Schluss, dass da womöglich etwas nicht stimmt. Das dazugehörige Video bekam den Titel: Ungereimtheiten bei den Corona-Zahlen – Experten kritisieren Statistik …
Das Milgram-Experiment ist ein erstmals 1961 in New Haven durchgeführtes psychologisches Experiment, das von dem Psychologen Stanley Milgram entwickelt wurde, um die Bereitschaft durchschnittlicher Personen zu testen, autoritären Anweisungen auch dann Folge zu leisten, wenn sie in direktem Widerspruch zu ihrem Gewissen stehen. Der Versuch bestand darin, dass ein „Lehrer“ – die eigentliche Versuchsperson – einem „Schüler“ (ein Schauspieler) bei Fehlern vermeintlich einen elektrischen Schlag versetzte. Ein Versuchsleiter (ebenso ein Schauspieler) gab dazu Anweisungen. Die Intensität des elektrischen Schlages sollte nach jedem Fehler erhöht werden. Diese Anordnung wurde in verschiedenen Variationen durchgeführt.
Mark Passio hielt diesen kurzen Vortrag per Video bei einer Anti-Lockdown-Kundgebung in Philadelphia, PA am 6. Dezember 2020. In seiner Rede erklärt Mark, warum der Glaube der meisten Menschen an Autorität nicht nur bedeutet, dass sie Mitglieder eines gefährlichen KULTS sind, sondern dass es sie ganz sicher zu BÖSEN MENSCHEN macht. – JA, TUT ES!
Falls Ihr mir etwas spenden wollt bitte ich Euch anstatt dessen Mark bei der Fertigstellung seiner Dokumentation zu unterstützen.
Immer häufiger sind wir von Robotern umgeben, sie sollen uns bei der Arbeit unterstützen oder gar ablösen. Manche sehen mit dem technischen Fortschritt eine Massenarbeitslosigkeit auf uns zukommen. Doch welche ethischen Maßstäbe müssen für Roboter und beim Umgang mit ihnen gelten? Welche Rolle spielt der Mensch in Zukunft noch? Mit solchen Fragestellungen beschäftigt sich die Philosophin Janina Loh. In ihrem Buch „Roboterethik“ führt sie in die brisante Thematik ein, im Gespräch mit Wolfgang M. Schmitt stellt sie ihre Forschung vor und macht deutlich, dass die Profitlogik des Kapitalismus der Ethik oft im Wege steht.
Janina Loh: Trans- und Posthumanismus zur Einführung. Junius.
Wenigen von uns ist vermutlich bewusst, was für eine Gnade es ist, in einer Zeit, in der immer mehr Menschen die Hölle auf Erden erleben müssen, an einem Ort geboren worden zu sein, an dem noch Frieden und – zumindest bis vor Kurzem – einigermaßen geordnete Verhältnisse geherrscht haben.
Eifrig damit beschäftigt, unsere SUVs zu bohnern und den grünen Rasen zu trimmen, auf dem wir unsere Oktoberfeste feiern und Fußball spielen, täten wir eventuell gut daran, uns auch mal ernsthaft um die andere Seite unseres Erdballs zu kümmern. Denn wenn wir wiedergeboren werden: Wer weiß, vielleicht landen wir dann nicht mehr auf der Butterseite, sondern auf der anderen Seite des Globus – wo wir unter Schlägen unserer Aufseher in ein ungesichertes Erdloch hineinkriechen müssen so wie die Kinder im unten ersichtlichen Video, um Cobalt und Coltan herauszuschürfen, das in fernen Ländern, in denen Menschen gut und gerne leben wollen, für die Produktion von Smartphones, Tablets und E-Autos benötigt wird.
Mittwoch, 27.12.2017. Eifel. Na, haben Sie „die Tage“ gut überstanden? Ohne Krach in der Familie? Ist doch immer wieder schön, wenn die Familie mal zusammensitzt, lauter gestörte Gestalten, die sich gegenseitig beweisen wollen, dass sie die Größten sind, die „Winner“, die sich den dicksten Batzen vom Leben abgeschnitten haben: das dickste Auto, das größte Haus, die tollste Frau und die allerallerallerbesten Kinder der Welt, die eine Wochen lang auf diesen Moment hintrainiert wurden, um ja nicht aufzufallen, wenn sie Oma das von Papa selbst geschriebene Gedicht vortragen. Oft ist es ja dann gerade so wie im Urlaub: sobald die eingespielte Routine erstmal durcheinander ist, man nicht lang eingeübte eheliche Schauspiele vorführen kann sondern spontan reagieren muss, steht schnell der größte Streit im Raum, weil man merkt, wie man sein Leben für andere versaut hat. Keine schöne Erfahrung, ich weiß. Aber wir machen sie ja auch im größeren, weiteren Bereich: in ganz Deutschland.
Auch hier ist Routine das Wichtigste, um die Menschen ruhig zu halten: jedes Jahr eine Weihnachtsansprache, alle vier Jahre Wahlen, dazwischen täglich Talkshows, damit jeder in der Routine läuft. Da wird rung um die Uhr für alle gesorgt … um der Leere zu entgehen. In der Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten findet man wasdavon, als er von seinen Reisen erzählte (siehe Bundespräsident):
Aber ich habe auch Menschen kennengelernt, die nicht hinnehmen, dass Leere sich breitmacht, – Menschen, die diese Stille wieder mit Leben füllen. Ich denke – stellvertretend für andere – an einen kleinen Ort in Sachsen. Vielen, vor allem jungen Leuten, war es viel zu still geworden. Es sind Leute, die ihre Heimat als einen Ort erhalten, der Gründe gibt, zu bleiben, vielleicht sogar dorthin zurückzukehren. Dort haben mich Bürgerinnen und Bürger und auch ihr Bürgermeister tief beeindruckt.
Wunder wirken können die Menschen auch dort nicht. Das Geld fehlt, wo es andernorts auch fehlt. Aber das hat sie nicht aufgehalten: Deshalb gibt es dort jetzt wieder ein von Freiwilligen betriebenes Café und Treffpunkt dort im Zentrum, ein kleines, als Bürgerinitiative gegründetes Kino, einen von Nachbarn gebauten Spielplatz und Häuser, für die die Gemeinde Sorge trägt, die sie vor dem Verfall schützt und für junge Familien wieder herrichtet.
Ja, diese Dörfer gefallen mir auch. Die Lebendigkeit, die dort herrscht, die Solidarität, die Menschlichkeit – in der Tat sind es nur diese menschlichen Werte, die sozialen Einstellungen, die uns als Menschheit und Nachbarn nach dem nächsten großen Crash (der ein Supercrash werden wird, was eigentlich schon jeder weiß – nur möchte ich hier mit vielen Zitaten nicht die besinnliche Stimmung der Rauhnächte zerstören – und bald ist ja auch die Routine wieder da, die uns vor solch´ schrecklichem Wissen schützt) helfen kann zu überleben, und in der Tat läge in der Dezentralisierung unseres Gemeinwesens eine sehr große Chance: was könnten wir uns viele aufgeblasene Schmarotzer mit Millionengagen sparen, die momentan die Systemverwaltung überfluten. In so einem Dorf gäbe es auch keine Arbeitslosigkeit, es gibt ja immer was zu tun – und oft ist die Stimmung besser als in der Firma … aber nicht viel. Auch Einsamkeit wäre dort nicht zu finden … jene innere Leere, die viele dieser Tage so bedrängt.
Am besten sind diese Dörfer, wenn sie von Frauen geführt werden (was wir ein andermal auführlicher besprechen müssen). Ja, ich weiß, das ist eine steile These – und doch darf man den Verdacht haben, dass sie was hergibt, oder? Frauen reden mehr, reden viel – und oft kommt uns Männern das so vor, als sei das ohne Inhalt – weit gefehlt. Ein Kommunikationsforscher sagte mir mal, das hätte die Evolution so eingerichtet: durch die dichte Kommunikation von Frauen werden Stimmungen abgeschätzt und ausgeglichen, um den Frieden im Dorf zu wahren – während Männer eher zielgerichtet kommunizieren: „Noch´n Bier?“ – „Jau“ – „Prost“. Nun – in den Rauhnächten sollte man solche Themen nicht vertiefen, viele Ehepaare haben in der Zeit Urlaub, begegnen sich seit Jahren wieder das erste Mal und … erschrecken sich, da wollen wir nicht noch mehr Zündstoff bereit legen.
Ja – der Megacrash kommt – und der Bundespräsident ist wenigstens so fair, es allen zu sagen: in Zukunft gibt es noch weniger vom Staat, in Zukunft wird man noch mehr selbst machen müssen! Ich weiß jetzt nicht, wer ihm die Rede geschrieben und ihm das so untergejubelt hat – gedacht war es wahrscheinlich für all´ diejenigen, die ehrenamtlich umsonst enorm viel leisten … und ohne die unser ganzes System schon längst zusammengebrochen wäre. Ja – wenn ich manchmal sehe, wie leer der Bundestag ist, wenn entscheidende Gesetze beschlossen werden … dann schäme ich mich für den Arbeitsethos unserer Elite, einen Arbeitsethos, den sich keine Krankenpflegerin, kein Altenpfleger, kein Polizist und kein Feuerwehrmann jemals leisten könnte: nicht da zu sein, wenn es mal ganz wichtig und dringend wird.
Ein Beispiel habe ich dafür, es stammt von der Plattform Correktiv (siehe Correctiv):
„Im Juni 2013, mitten in der Nacht, sitzen noch knapp 25 Abgeordnete im Bundestag. Um 00:25 Uhr ruft Bundestagsvizepräsident Eduard Oswald zur „Schlussabstimmung“ auf: „Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben.“ Er schaut kurz in den Saal. „Das sind wieder alle Fraktionen des Hauses“, sagt er. „Der Gesetzentwurf ist somit angenommen.“ Genauer: Paragraph 96 Absatz 4 der Bundeshaushaltsordnung.“
25 Leutchen waren noch da. Wo waren die anderen? Das Gesetz war ultrawichtig – und wäre eine sehr gute Gelegenheit für jede Opposition gewesen, mal „Nein“ zu sagen. Es ist ein Meilenstein in der Geschichte der Bundesrepublik, die heute nur noch „Deutschland“ heißt.
„Was der Bundestag da beschlossen hat, und wie es zustande kam, hält der Jurist Friedrich Schoch für „verfassungswidrig“. Ein Sondergesetz, das Transparenz beim Rechnungshof verhindert. Bürger sollen nicht sehen, wie die Politik ihr Geld verschwendet.“
Wie schön wäre es gewesen, wenn der Bundespräsident auch mal erwähnt hätte, warum überall kein Geld mehr da ist – in einem Land, in dem die Vermögen ins unendliche Wachsen, begleitet von einer Armut, die nur noch erbärmlich zu nennen ist: das Geld wird in großem Umfang vergeudet und verschwendet – und unsere Abgeordneten sorgten in einer Nacht- und Nebelaktion dafür, dass dies auch für immer und ewig in Zukunft geheim bleiben wird! Schon erstaunlich, dass dies nicht im großen Umfang von den Medien aufgegriffen wurde – ebenso erstaunlich, dass es gar keinen Widerspruch gab. Ob die sich wohl in ihren Netzwerken abgesprochen haben, dass wirklich auch zu dieser späten Stunde von jeder Fraktion einer da war?
Nein – das ist wäre ja eine finstere Verschwörung … und was wir seit dem 11.9.2001 gelernt haben, was in breiter Front auf allen Kanälen hinausposaunt wird, ist ja die Botschaft, dass es nirgends Verschwörungen gibt, alle reichen und mächtigen Menschen sind edel, hilfreich und gut, kennen sich persönlich gar nicht untereinander – auch nicht, wenn sie sich auf Events wie den Bilderbergerkonferenzen treffen, wo sie Dinge besprechen, die uns Bürger nichts angehen, weil wir eh´ zu blöd sind sie zu verstehen. Und wer das Gegenteil behauptet, ist ein sadistischer, hundsgemeiner, manisch-schizophrener gewalttätiger und asozialer Verschwörungstheoretiker – wie alle aus der Friedensbewegung. Ja – so weit hat der Krieg der Worte uns schon gebracht, dass wir das widerspruchslos hinnehmen: die Umwertung aller Werte der demokratischen Zivilgesellschaft zeigt, dass wir diesen Krieg weitgehend verloren haben, ja, in unserer Routine haben wir gar nicht gemerkt, dass dieser Krieg stattfindet: zu sehr waren wir damit beschäftigt, dafür zu sorgen, dass wir niemals irgendwo irgendwem unangenehm auffallen – schon gar nicht dem Arbeitsverwerter.
Ach – jetzt sind wir schon wieder bei der großen Politik gelandet – und das zu Weihnachten. In den stillen Tagen, wo doch viele sagen: nein, zu dieser Zeit keine Politik. Die Zeit soll rein und heilig bleiben – da stimmen sicher alle zu, oder? Das im Umkehrschluss Politik im Alltag als schmutzig und teuflisch empfunden wird … darüber muss man dann später mal reden – wozu die Routine dann aber keine Zeit mehr läßt.
Widmen wir uns lieber der Rede des Bundespräsidenten. Sie ist ja geradezu revolutionär. Ertragen Sie noch eine Portion davon? Ich glaube, es lohnt sich:
„Wir sind den Verhältnissen nicht ausgeliefert. Zukunft ist kein Schicksal! Wir können im Großen wie im Kleinen Ohnmacht und Entfremdung überwinden, wenn wir gemeinsam etwas tun, wenn wir nicht nur nach Verantwortung anderer schauen, sondern auch die eigene erkennen. Verantwortung übernehmen, auch für andere, wie Millionen Freiwillige es in Deutschland tun, gibt uns auch das Gefühl, zuhause zu sein in diesem Land. Und dafür bin ich allen sehr, sehr dankbar.“
Schöne Worte, oder? Ob er auch an die fünfhundert Millionen unbezahlte Überstunden (siehe ZDF) gedacht hat, die der deutsche Arbeitsleister („Arbeitnehmer“ ist ein Kampfbegriff für Klassenkämpfer, sowas mag ich in besinnlichen Zeiten nicht zu verwenden) umsonst den deutschen Arbeitsverwertern zur Verfügung stellt, damit deren Bilanzen schöner aussehen? Wieviel Vollzeitarbeitsplätze werden da eigentlich durch die Sklavenmentalität der hoch geadelten „Mehrleister“ vernichtet? Hat denen schon mal jemand gesagt, dass der Orden „Held der Arbeit“ nicht mehr verliehen wird?
Die vernichten im Übrigen nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch ihre Familien … und gerade deshalb sind die Weihnachtstage so gefährlich für diese Mikrosystem: dort ist die Gefahr groß, dass man der Wahrheit ins Auge schauen muss, dass man erkennen muss, dass auch die eigene Familie nur noch ein potemkinsches Dorf ist, eine Fassade, aufgebaut, um die Verwandschaft, die Nachbarn und die Arbeitskollegen zu beeindrucken. Weil ja besinnliche Zeit ist, möchte ich dazu mal einen Mönch zu Worte kommen lassen:
„Andere haben eine Familie gegründet und freuen sich an der Liebe zu ihrem Ehepartner und an der Liebe zu ihren Kindern. Doch dann gerät auf einmal die Arbeit so in den Vordergrund, dass die Liebe vernachlässigt wird. Man baut gemeinsam ein Haus. Der Mann denkt, das gemeinsame Bauen des Hauses sei doch ein Ausdruck der Liebe zueinander. Doch vor lauter Bauen hat man keine Zeit mehr für Zärtlichkeit und Liebe. Und man merkt gar nicht, wie die Liebe langsam verdunstet, wie man nur noch nebeneinander herlebt und den liebevollen Austausch verloren hat. Wenn dann die Frau sagt, sie könne so nicht mehr weiterleben, sie spüre die Liebe ihres Mannes nicht mehr, dann fällt der Mann aus allen Wolken“ (siehe: Anselm Grün, Versäume nicht dein Leben, DTV 2014, Seite 141)
Na – erkennen Sie sich wieder? Also: ich kenne einige Familien, in denen es genau so abgeht, in denen dann die Frauen den Männern die Hölle auf Erden bereiten, weil sie sie – ohne es genau benennen zu können – für den Tod der Liebe verantwortlich machen – und dafür, dass man gemeinsam sein ganzes Leben weggeworfen hat, damit die Arbeitsverwerter noch mehr Benzin, Schampus und Kaviar verbrauchen können.
Sklavenmentalität? Habe ich wirklich Sklavenmentalität gesagt?
Mit mir muss was nicht stimmen.
Liegt wahrscheinlich daran, dass ich mir gerade Gedanken über Prostitution machen soll – der Wunsch eines guten Freundes von mir, zu dem Thema nochmal Stellung zu beziehen – und dass ich mir Gedanken machen soll über alternative Beziehungsstrukturen, wie sie in anderen Kulturen üblich ist. Riesenweite Themen – die allerdings eng verflochten sind mit den Themen unseres Bundespräsidenten. Nun gut, der redet jetzt nicht gerade über Prostitution und matriarchale Gesellschaften – aber darüber, dass wir selbst mal Verantwortung übernehmen müssen. „Wir sind den Verhältnissen nicht ausgeliefert – Zukunft ist kein Schicksal“.
Wissen Sie, wo Ihre Ehe herkommt? Also – diese besondere Form von Ehe, die wir so haben? Die haben uns die Industriebarone (also: Arbeitsverwerter) im 19. Jahrhundert aufgedrückt: wenn Mann und Kind den 14-Stunden-Arbeitstag lebendig hinter sich gebracht hatten (was in den Fabriken öfter mal nicht gelang), dann brauchte es jemanden, der ihnen Abends das Essen zubereitete: die devote, immer dienstbare Frau. Ohne sie – und ihre freiwilligen Überstunden – war die Verwertung des Arbeiters nicht so effektiv. Aus der gleichen Zeit stammt auch das Märchen von dem großen, überwältigendem Trieb des Mannes (siehe Süddeutsche) – ein Märchen, dem wir heute alle noch hinterherlaufen, ohne es je zu hinterfragen … als gäbe es keine Mönche, die dieses Märchen Tag für Tag widerlegen.
Nun – im Rahmen der Recherchen über Prostitution (über die ein anderes Mal gesprochen werden muss) traf ich auf eine Prostituierte, die ebenfalls eine steile These in den Raum stellte: „Jeder, der arbeitet, verkauft seinen Körper“ (siehe Zeit). Ja – sich solchen Ansichten zu stellen, gehört zu unserer Verantwortung. Sich bewusst zu werden, warum man so lebt, wie man lebt. Natürlich werden jetzt viele widersprechen und sagen: nein, dass ist nicht so, ich verkaufe nicht meinen Körper! Gut – auch diese Ansicht mag stimmen, ich jedoch sage: Sie verkaufen noch viel mehr – Sie verkaufen Ihre Seele.
Nun – das war nicht immer so: es gab Zeiten, da konnte man schlecht gelaunt ins Büro kommen, lauthals kund tun, wie doof man den Vorarbeiter findet und wie fies die Arbeitsbedingungen … da wäre der Vergleich zwischen Prostitution und Arbeitsleben sicher schwieriger. Doch heute? „Freundlichkeit ist Nebenpflicht aus dem Arbeitsvertrag“ (siehe Anwalt.de). Klar, als Kunde freut man sich über freundliche Mitarbeiter mit einem ins Gesicht gestanzten Dauergrinsen – jedenfalls, wenn man nur an potemkinschen Dörfern interessiert ist. Denkt man anders – bemerkt, dass da Arbeitsleister für die Simulation von Gefühlen bezahlt werden – ist man von Prostitution nicht mehr weit entfernt … und da habe ich noch nicht über die vielen Vorschriften bezüglich Kleidung und Haarschnitt gesprochen, was wir selbstverständlich von unserem Lohn bezahlen.
Nicht mehr weit bis zur „Hurenrepublik Deutschland“, oder? Huch – zu schlimm? Das wir das „Bordell Europas“ geworden sind, finden wir in den Mainstreammedien (siehe z.B. ZDF) – ich formuliere das nur mal kurz um – immer in Gedanken an unseren Bundespräsidenten: „Wir sind den Verhältnissen nicht ausgeliefert – Zukunft ist kein Schicksal“.
Dafür brauchen wir nur ein klares Bild über unsere Wirklichkeit – und kein Konglomerat potemkinscher Dörfer auf allen Ebenen.
Und wie anderes könnte doch Zukunft sein! Geld – ist genug da. Natürlich nicht für den Behördenmoloch – aber wofür brauchen wir den auch? Unsere dezentralen, dörflichen Strukturen können ganz viel Elend auffangen – doch dass wir im Rahmen unserer Selbstverantwortung weder Steuern noch Beiträge zahlen – außer für die Dorfkasse – das erwähnt der Herr Bundespräsident leider nicht. Und doch liegt gerade da der Hund begraben: die Arbeitsleister brauchen keine Arbeitsverwerter – und diese werden erst recht dann schädlich, wenn die Systeme, in denen sich beide befinden, so gigantisch geworden sind, dass kein einziger Mensch sie noch überschauen kann: ein Paradies für Absahner aller Art!
Wissen Sie, dass es mal Zeiten gab, wo eine andere Mentalität vorherrschte? Ein Wappenteller meiner Familie erinnert mich beständig daran: Lever dod üs slav steht darauf. Ein alter friesischer Wahlspruch – und im Prinzip die Voraussetzung für jede Art von Revolution. Wer nur an seinem nackten Leben hängt … wird dadurch erpressbar. Darum wird alle „Esoterik“ erbittert bekämpft: es darf kein „Jenseits“ geben, dass Hoffnung birgt: man müsste fürchten, dass höhere Werte die Menschen leiten, wenn bekannt würde, dass der Tod nicht das Ende ist – und dort kein finsteres „Nichts“ haust.
Ach ja – dieses „Nichts“ – die zentrale Lehre der modernen Welt. Wie wunderbar, dass uns unser Bundespräsident daran erinnert – und es wertschätzt, wenn sich Menschen mutig der sich ausbreitenden „Leere“ entgegenstellen, gerade für junge Menschen ist das lebenswichtig – bevor sie ihr Leben in der gleichen Leere verlieren wie ihre Eltern. Der Bundespräsident berührt hier ein ganz zentrales menschliches und religiöses Thema, über das viel zu wenig gesprochen wird; „gut“ gegen „böse“, das kriegen wir gerade noch hin, „Satan“ gegen „Gott“ verstehen wir auch noch (wiewohl viele vergessen, das hier nur ein kleiner Sadist und Menschenquäler gegen den großen Boss aufmuckt … und letztendlich verlieren wird, weil er halt nur ein kleiner Teil eines großen … und möglicherweise heilen – Ganzen ist), doch von dem eigentlichen kosmischen Kampf, der nahezu alle Religionen berührt – bis hin zu den ältesten – wissen wir kaum noch etwas: dem Kampf des Lebens gegen die Leere.
Nihilismus – so kann man den Kult nennen, der die moderne Welt im Griff hält (und im Kern ein Kult von Götzenanbetern darstellt, die „das Nichts“ verehren) – und alle dazu bringt, wenigstens an einem schönen Schein zu arbeiten anstatt an einem beglückenden Sein. Und diese „Leere“, die sich immer weiter in unserem Leben – im eigenen kleinen Leben wie im großen Ganzen – ausbreitet, steht in der Tat für den finstersten Feind der ganzen Schöpfung … für ein jahrtausendealtes Gedankenkonstrukt, das auf der einen Seite das Leben sieht (zu dem auch der Satan gehört – obwohl das ein blöder und falscher Name ist), die Fülle und das Glück – und auf der anderen Seite das leere Nichts, das vor der Schöpfung war und auch danach sein wird.
Der eigentliche Kampf der Kulturen ist der Kampf der Fülle des Lebens (und die Bedeutung unseres Gottesbegriffes ist in der Tat „Leben“ – in allen Erscheinungsformen) gegen die unendliche Leere des Universums … also: jener finstersten Abgründe, die schon vor jeder Schöpfung das All ausmachten. Es bedarf keiner großen Worte, um Menschen die Angst vor jener Leere zu lehren: sie ist seit Anbeginn der Zeiten in Mythen und Sagen vielfältig beschrieben, die ganze Bibel fängt damit an (siehe Bibeltext):
„Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.“
Wie leicht würde es uns doch fallen, wenn wir uns bei jeder Entscheidung an jenem Bild orientieren könnten, jedesmal die Frage stellen: verbessert das das Leben … oder vergrößert es die Wüste in uns und um uns (Wüste … als Sinnbild für die Leere, das Nichts, das wir mit unseren Gedanken und Sinnen gar nicht begreifen können).
Das wäre schon mal ein Anfang.
Denken Sie einfach täglich an die Worte unseres Bundespräsidenten: „Wir sind den Verhältnissen nicht ausgeliefert – Zukunft ist kein Schicksal“.
Also: Schluss mit „das ist alternativlos„!
In diesem Sinne: fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch in jenes neue Jahr, in dem wir unser Schicksal selbst in die Hand nehmen – und die Wüste wieder begrünen.
Montag, 26.9.2016. Eifel. Bedinungsloses Grundeinkommen. Ich habe noch nie ausführlich darüber geschrieben – und das hat einen einfachen Grund: die Datenlage zur verfügbaren Geldmenge ist unklar. Die Statistiken sind nicht einfach lesbar – und enthalten all zu oft Einschränkungen. Ist ja vielleicht auch so gewollt. Dann sind meine Erfahrungen hinsichtlich der Arbeitsdisziplin und der Arbeitsmotivation meiner Mitmenschen nicht unbegingt immer hoffnungserweckend. Damit meine ich nicht die, die trotz Leistungswillen und Leistungsfähigkeit vom Arbeitsleben völlig ausgeschlossen sind. Wer von den Mini-Hartz-Sätzen leben muss (die ja jetzt um 5 Euro erhöht werden – im Monat, nicht am Tag, wie es notwendig wäre – während der reiche Kanzler, der dies eingefädelt hatte, nebenbei noch mal 10000 Euro Preisgeld für seine Reform erhält), ist gezwungen, hart zu arbeiten: er muss absolut effektiv und fehlerfrei wirtschaften, sonst drohen Hunger und Obdachlosigkeit … ein Schicksal, dass immer mehr Menschen droht. „Wirtschaften“ – ist harte Arbeit, das weiß jeder, der das mal für einen Konzern getan hat – da kriegt man allerdings bei Erfolg Riesenprämien. Und gerade aus der Wirtschaft (und der Verwaltung) stammen jene Beobachtungen, die zweifeln lassen, dass Menschen verstehen, dass für Riesengehälter und Unkündbarkeit auch eine gewisse Leistung erbracht werden muss: in der Regel versuchen die Mitarbeiter – ganz nach kapitalistischen Denken – ein Maximum an Geld mit einem Minimum an Einsatz zu erwirtschaften … und der „Minimum an Einsatz“ ist da oft der entscheidendere Faktor.
Motivation zur Arbeit ist ein gigantisches Problem. Die Konzerne merken es zusehends – man denke nur an die ganzen gigantischen Rückrufaktionen in der Autoindustrie der letzten Jahre … oder die Mauscheleien bei der Abgasmessung, eine Strategie, die von der Regierung bei der Analyse der Arbeitslosenzahlen vorgelebt wurde: „lieber Schein als Sein, die Kohle läuft ja weiter“ ist die Devise – und eigentlich die Devise für den ganzen deutschen Arbeitsmarkt. Anselm Grün, Mönch und Unternehmensberater, hat mir jedoch ein wenig Hoffnung gemacht, dass diese kapitalistische Arbeitsmoral (Einkommen minus Arbeitszeit gleich Gewinn) bewältigt werden kann. Seine Theorie – die durch die Erfahrungen einiger großer Unternehmen untermauert wird: schlechte Arbeitsmoral liegt an der schlechten Führung. Gute Führung zeichnet sich seiner Meinung nach durch Sorgfalt, Achtsamkeit, durch festen Glauben an den guten Kern im Menschen aus, ebenso durch Vermeidung von „Betrüben“ und Verachtung. (Anselm Grün, Menschen führen, Leben wecken, dtv, 5. Auflage 2008, Seite 33 – 45). Gerade der letzte Aspekt führt direkt hinein in Milliardenverluste: wer seine Arbeitnehmer (und auch seine Bürger) verachtet (durch Spott, Arroganz, Überheblichkeit, Sklavenmeistermentalität – um nur einige Formen der Verachtung zu nennen, es reicht auch schon, wenn man sie als „Mob“, „Pack“, Pöbel ansieht und ihnen den Stinkefinger zeigt), erzeugt mächtige Gegenkräfte, die bis hin zu Sabotage reichen – Themen, die in den Konzernzentralen bekannt sind, über die man aber nicht redet, weil ihre Bewältigung das ganze System in Frage stellen würde.
Grün weist aber den Führungskräften auch eine Reihe von Eigenschaften zu, die sie unbedingt erfüllen sollen: Erfahrung, menschliche Reife, Bescheidenheit, Demut, Ruhe, Sinn für Gerechtigkeit, Klarheit bei der Entscheidungsfindung, Sparsamkeit, Gottesfurcht (ein befremdliches Wort in diesem Kontext, es weist allerdings auf die positiven Folgen des spirituellen Weltbildes hin: die absolute, nicht mehr hinterfragbare Akzeptanz des Menschen als ursprünglich „gutes“ Wesen) und Väterlichkeit (im positivsten Sinne des Wortes) sind Anforderungen an Führungspersonal (Grün, a.a.O., Seite 13 -33). Durchsuchen Sie mal Regierung und Bundestag, ihre Stadtverwaltung sowie die Zentralen der Deutschen Bank, VW oder Siemens nach Menschen mit diesen Eigenschaften: Sie werden Gründe genug finden, die die uneffiziente Arbeitsmoral erschöpfend erklären. Der Fisch stinkt immer vom Kopf her, sagt der Volksmund – und damit erklärt sich vieles.
Wenn ich über bedingungsloses Grundeinkommen im privaten Kreis rede, habe ich immer ein Beispiel parat. Nehmen wir mal an, wir fliegen in den Urlaub. Vielleicht auf die Malediven – aktuell sehr islamistisch geprägt – aber immer noch schön. Voller Freude besteigen wir den Flieger, der irgendwo im Pazifik abstürzt – wir können uns natürlich alle auf eine einsame Insel retten. Was brauchen wir dann? Unternehmer. Also Menschen, die was unternehmen, die Pläne für die effektive Organisation von Arbeit haben – was in diese Fall lebensnotwendig ist. Vielleicht haben wir sogar Glück und alle sind zu dieser Leistung fähig: dann können wir überleben. Wir brauchen ganz schnell Wärme – Kälte bringt uns am schnellsten um. Dann brauchen wir Wasser – und letztlich Nahrung. Also flugs vier Teams gebildet: einer für Brennholz und Baumaterialien, einer für Wassersuche, einer für Nahrungssuche – da darf keine Sekunde verschleudert werden – und ein Team zur Pflege der Alten, der Kranken und der Kinder, die noch nicht in die Suche eingebunden werden können. Das ist unser „Backoffice“, das selbst noch viel leisten kann: das Feuer am Leben halten, Küste und Himmel beobachten, die Versorgung der erschöpften Sucher übernehmen und einen Lagerplatz sauber halten. Sie sehen mein Problem mit dem bedingungslosen Grundeinkommen? Ein Kreis aus Lehrern und Sozialarbeitern sowie politischen Aktivisten jeder Art, die am Strand erstmal die Verteilungsfragen diskutieren, kann ich in meinem Geschäftsplan am Strand nicht abbilden. Und diese Inselsituation …. ist im Prinzip die Situation eines jeden neugeborenen Menschen auf dieser Erde. Manche jedoch landen eher auf felsigem Eiland, wo nichts wächst. Andere – wachsen in paradiesischen Zuständen auf.
Bleiben wir gleich mal auf unserer Insel – Sie werden sehen: es lohnt sich.
Wem gehört eigentlich diese Insel, auf der wir in der Not gestrandet sind? Da sich keiner meldet: wem wollen wir die Besitzrechte zusprechen? Gut, es gibt jene, die kräftig und gesund genug sind, weite Flächen zu roden und so Ackerland zu schaffen, das vorher nicht da war. Während die roden, gehen andere jagen, dritte gehen kochen, vierte hüten ihre Kinder: an der Arbeitsleistung „Feld“ sind viele beteiligt, was den Anspruch des Roders auf Eigentum schon relativiert. Hat der Inselbewohner Pech, steht sowieso nach drei Jahren die US-Marine vor der Küste, zeigt ein Dokument, auf dem steht, dass sie die Insel für drei Flaschen Whisky von einem portugiesischen Fischer gekauft haben, der meinte, sein Opa hätte die Insel in Besitz genommen: Legitimation von „Grundbesitz“ (dem wichtigsten Besitz auf Erden, stellt er doch die Voraussetzung für Nahrung, Wasser, Obdach) können vielfältig sein und haben immer denselben Effekt: andere auszuschließen.
Denken wir uns jedoch, die Insel war noch unentdeckt. Also: wem „gehört“ sie? Denken wir adelig, so wird klar: der Elite. Den Starken. Gott sei Dank sind wir ja nicht adelig, sondern Demokraten, weit von jeder Form des Faschismus entfernt, der die Menschheit immer wieder in „wertes“ und „unwertes“ Leben aufteilt – sich selbst aber selbstverständlich immer und überall als höchstwertig einstuft. „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ sind unsere zentralen Werte: das spricht völlig gegen Stacheldraht, der Zugang zu Land einschränkt, die Freiheit behindert und der Brüderlichkeit demonstrativ eine Absage erteilt. Und bleibt also gar nichts anderes übrig – wenn wir nicht zu bloßen Räubern degenerieren wollen – als zu sagen: diese Insel gehört von Anfang an allen, die sie gefunden haben – unabhängig von ihrer persönlichen Leistungsfähigkeit. All ihre Rohstoffe, ihre Nahrungsmittel, ihre Flächen, Seen, Bäche, ihre Luft und Felsen gehören allen, die eine Notgemeinschaft auf ihr bilden. Da gilt für die Insel das gleiche Prinzip wie für den Erdball … jenen Erdball, der voller Zäune ist. Sie merken jetzt wahrscheinlich, worauf ich hinaus will: wir haben eine Verteilungsfrage. Oder ein Verteilungsproblem. Oder eine Verteilungsherausforderung.
Nun, ich denke: für unsere Inselbewohner ist das erstmal kein Problem: sie haben keinen Chef, der sie terrorisiert, können also ganz vernünftig entscheiden. Ihnen wird klar sein: alles gehört allen. Niemand hat die Wärme gemacht, niemand das Wasser, Nahrung wächst von ganz allein: nur ein völlig irrer Soziopath könnte auf die Idee kommen, irgendetwas davon könnte ihm allein gehören und er könnte aufgrund seiner Privilegien nun die anderen dirigieren, wie es ihm gefällt.
Kehren wir nun von unserer Insel zurück nach Deutschland, gerettet von einem russischen Fischkutter. Was sehen wir? Zäune, Mauern, Schranken. Einen Räuberstaat – ganz im Sinne des lateinischen Verbes für „Privatbesitz“: Privat gleich „geraubt„. Wahrscheinlich wäre unsere Insel ebenso denaturiert, wenn sich die Leute nicht zusammengesetzt und beschlossen hätten, dass man sich an die Erklärung der allgemeinen Menschenrechte hält, an die christlichen Werte und die Maximen der reinen Vernunft. Wir erkennen sofort: Deutschland im Jahre 2016 hat andere Maximen. Und was wollen unsere frisch geretteten Inselbewohner nun – ausgestattet mit der Erfahrung, dass man zusammen ein viel glücklicheres Leben leben kann, als wenn man den ganzen Tag gegeneinander wirkt?
Sie wollen was ändern. Sie müssen etwas ändern, weil die Räuberbarone ein System aufgebaut haben, das den ganzen Planten in Gefahr bringt. Was wäre sinnvoller, als sich darauf zu besinnen, dass die materiellen Werte dieser Erde nicht von Menschen geschaffen wurden – also allen gehören … nicht nur den Räubern. Indianer wussten das noch, Cowboys auch – nicht umsonst kam aus ihren Reihen die Kunde, dass der Stacheldraht dem freien, wilden Westen ein Ende gesetzt hat – und nicht etwas das Gesetz.
Wie ändert man das jetzt?
Nun – ganz einfach: wir fordern die Zuteilung von jenen Ressourcen, die uns per Naturrecht zustehen. Essen, Obdach, Wärme, Wasser. Wer würde uns das auch verbieten wollen? Nur ein psychopathischer Mörder könnte diese lebensnotwendigen Dinge für sich behalten wollen – ein geistig kranker Mensch, der Hilfe und Fürsorge braucht, aber auf keinen Fall Macht bekommen darf.
Gut, wir sind ja nicht doof. Die Hungersnöte sind auch in der Eifel dadurch bewältigt worden, dass man die kleinen Parzellen zusammengelegt hat, um sie effektiver bewirtschaften zu können – damit mehr für alle übrig bleibt. Nur: im Laufe der Zeit wurden die, die ihr Land dazugegeben hatten, immer weiter herausgedrängt … so weit. dass sie letztlich im Jobcenter landeten. Gerecht ist das nicht. Außerdem … haben wir ja inzwischen das Geld dazwischengeschaltet, wir zahlen nicht mehr mit Hühnern, Schweinen und Strohballen sondern mit einem staatlich legitimierten Tauschmittel.
Wem gehört eigentlich dieses Tauschmittel?
Nun: dem Staat. In erster Linie. Also: der Gemeinschaft der Bürger, die für den Wert dieses Geldes persönlich bürgt. Später dem, der es „rechtmäßig“ erhalten hat. Der Staat – hier Bundesbank – stellt es her, die Regierung stellt Regeln zur Verteilung auf, anhand derer Sie dann Ihren Schein Ihr Eigentum nennen können. Da Geld Tauschmittel ist, um den Verkehr von Waren und Dienstleistungen effektiver zu regeln, ist es eine Notwendigkeit, alle damit auszustatten: 40 Mark bekam jeder von der neu gegründeten Bundesbank zur Geburt der Bundesrepublik.
Sie merken, nun wird es kompliziert: über Jahrhunderte hinweg haben sich Eigentumsrechte an Land zusammengeballt, ohne dass jemand groß nach ihrer Legitimität fragt – allein die Kirchen haben da gigantische Mengen an Eigentum privatisiert, die nun für die Allgemeinheit nicht mehr zur Verfügung stehen. Wenn Sie hier geboren werden, kommen sie also auf eine Insel, in der schon alles privatisiert ist. Das ist doof – es sei denn, ihre Eltern waren erfolgreiche Räuber. Aber wir mit unseren Werten wollen ja keinen öffentlichen Räuberstaat schaffen, das lassen die Werte ja gar nicht zu.
Insofern erkennen wir nun nach langer Vorrede, dass jeder Mensch, sobald er geboren ist, ein Grundrecht an den materiellen Schätzen dieses Planeten hat: ein Grundrecht, das ihm seine Solidargemeinschaft im Sinne von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit freudig gewährt … es sei denn, sie ist gerade zu einem asozialen Räuberhaufen degeneriert. Würden wir übrigens auf unsere Insel diesen Räuberhaufen dulden: Armut, Not, Gewalt, ewiger Krieg wäre die direkte Folge – außer für die Räuberbarone, auf deren Zusammenarbeit wir in dieser Hinsicht nicht bauen dürfen.
In einer arbeitsteiligen Welt bestünde dieses Grundrecht in regelmäßiger Zuteilung von GELD, für dessen Wert ja die gesamte Solidargemeinschaft mit all ihrem Besitz und ihrer Schaffenskraft bürgt. Somit ist ein bedingungsloses Grundeinkommen keine hirnige Forderung fauler Laumalocher, sondern ein unabänderliches Naturrecht, das umgehend zugestanden werden muss … wenn wir unsere westlichen Werte ernst nehmen wollen.
Wie die Verteilung auszusehen hat, braucht uns in diesem Moment gar nicht zu interessieren: aus dem Naturrecht leitet sich erstmal der ganz normale Anspruch ab, dass die Wirtschaft diese Ressourcen zur Verfügung zu stellen hat (dafür hat sie ja Land, Straßen und Personal sowie Freiheit genug bekommen, um „wirtschaften“ zu können, was ja allein schon Spaß genug macht) und die Regierung muss für die rechtmäßige Verteilung sorgen. Da gibt es kein vertun, kein drumherum und keine Diskussion: dieses Grundrecht ist oberste Priorität … und im 21. Jahrhundert sollte es in demokratischen Gesellschaften eine Selbstverständlichkeit sein, da wir uns schon lange vom „Recht des Stärkeren“ verabschiedet haben.
Sicher: ein bedingungsloses Grundeinkommen (wer würde sich hier überhaupt anmaßen, „Bedingungen“ für das nackte Überleben zu stellen?) wird anstregend, ist nicht leicht und kostet viel Geld. 1500 Euro im Monat würden 1,5 Billionen Euro im Jahr kosten (siehe Süddeutsche). Haben wir überhaupt soviel Geld? Das sind ja Summen, die unser Alltagsbudget weit übersteigen. Nun – die Geldmenge M 3 besteht in Deutschland aus 2,3 Billionen Euro (siehe Statista) … es wäre also genug Geld da, daran soll es nicht scheitern.
Doch dann kommt die Kritik: die Geringverdiener zum Beispiel würden dann ja gar nicht mehr arbeiten gehen (siehe Zeit). Nun – aber auf der Ebene diskutieren wir ja gar nicht: es geht um das Urrecht jedes Menschen auf die Schätze dieses Planeten: da kann es kein legitimes NEIN geben. Und auf diesen besonderen Einwand kann man nur entgegnen: dann sollte man eben keine Bullshitjobs schaffen.
Aber setzen wir uns mal mit den vier Gründen gegen das bedingungslose Grundeinkommen auseinander (mit Gründen dafür brauchen wir uns nicht befassen: es ist da älteste Naturrecht des Menschen – basta! Darüber kann man legitimerweise gar nicht diskutieren – ebenso wenig wie über das Recht auf Leben).
Alexandra Borchard hat sich mal für sie stark gemacht (siehe Süddeutsche).
Die Steuern würden ins Astronomische steigen, sagt sie. Wir können sagen: ja und? Gleichzeitig steigt doch auch das verfügbare Haushaltseinkommen, weil Millionen Menschen mehr konsumieren können, was mehr Arbeitsplätze bedeutet, mehr Geschäfte, mehr Umsatz, mehr Steuern: allein die Mehrwertsteuer auf 1,5 Billionen Grundeinkommen beträgt 285 Milliarden – und traue ich dem Wirtschaftsnobelpreisträger Stieglitz, würde diese Investitionsschub ein Rückfluss an Geld (durch die Wertschöpfungskette) 2,4 Billionen Euro bedeuten. Was natürlich nicht geht, ist: das wir der selbsternannten „Elite“ mehr Geld geben als das Grundeinkommen hergibt. Ja: sie lesen richtig – die „verdienen“ ja nichts, das wird alles zugeteilt: im Kommunismus vom Staat, im Kapitalismus vom Räuberbaron – je nach Lust und Laune. Deshalb können Fussballer Millionäre werden. TV-Clowns auch.
Ein Grundeinkommen soll nicht dazu führen, dass sich Unternehmen aus der Verantwortung stehlen, sagt sie. Das aber … können sie ja auch gar nicht. Sie haben einen klaren gesamtgesellschaftlichen Auftrag: effektiv (also: auch nach den Gesetzen der Marktwirtschaft) Wirtschaft zu organisieren – ohne Kinderarbeit, ohne Ausbeutung von Niedriglöhnern, ohne Umweltvernichtung: also in den engen Grenzen der Menschenrechte. Heute besteht der Auftrag der Wirtschaft darin, größtmögliche Gewinne für Aktionäre zu erwirtschaften – auf Teufel komm ´raus – Geld, das dann als „gefrorene Arbeitsleistung“ auf irgendwelchen Konten in Steuerparadiesen unnütz herumliegt anstatt das zu machen, wofür wir es geschaffen haben: zum Zwecke des ewigen Zirkulierens.
Ein Grundeinkommen macht alles gleich, meint Alexandra, dabei seien die Menschen doch verschieden. Ja, das stimmt, perfekt erkannt, aber so soll es ja auch sein: das Grundrecht auf Existenz mit allen Privilegien ist für alle Menschen gleich – da hat nicht einer mehr von und der andere weniger.
Das vierte Gegenargument ist jedoch das schauerlichste, was man sich einfallen lassen kann: „Menschen brauchen Strukturen, wollen gebraucht werden und sozial eingebunden sein“. Wer von Ihnen braucht dafür einen Arbeitgeber oder einen Vorgesetzten? Da ist sie wieder, diese nicht tot zu kriegende Einstellung, es gäbe den Hypersupermenschen, der wie dafür geschaffen ist, den anderen Struktur zu geben, ihnen einen Nutzen zuzuweisen und sie effektiv einbinden zu können. Zur „sozialen Einbindung“ brauche ich Freunde, Nachbarn und Familie, das Zusammenleben mit ihnen strukturiert den Tag von ganz allein (wie auch meine existentiellen Grundbedürfnisse schlafen, essen, trinken), sie sorgen auch für das Gefühl, gebraucht zu werden.
Aber hier sehen wir halt wieder unser Hauptproblem: unsere „Führung“ – die sich selbst übrigens gerne das Vielfache von 1500 Euro im Monat zuteilt, ohne sich zu fragen, ob es auch Sinn macht oder ob wir uns das überhaupt leisten können. Ja. dass müssen Sie sich unbedingt mal klar machen: wir haben schon längst ein Grundeinkommen. Jeder – auch Arzt, Architekt, Anwalt, Bischof und Kanzlerin bekommen ihre Zuteilungen von Gemeinbesitz durch andere Menschen… allerdings auf einem Niveau, das der Planet nicht mehr lange hergibt. Es wird zwar gerne von „verdienen“ geredet, doch das ist nur ein intellektueller Täuschkörper; verdient wird da gar nichts, zugeteilt alles. Also klappt das doch im Prinzip: wir reden nur noch über die Bedingungen der Zuteilung.
Ein paar hätte ich da schon. Ich fordere von den Empfängern jenes Einkommens einer politischen Gemeinschaft, dass sie auch die komplette Verwaltung selbst übernehmen: Bürgermeister, Bundeskanzler, Abgeordnete, Verwaltungsangestellte – all das muss von den Grundeinkommensempfängern selbst organisiert werden: ohne Zusatzkosten. Wie schön, dass wir dann automatisch bescheidene Chefs kriegen. Für die Gierigen bleiben dann ja noch 800 Milliarden übrig, um die sie sich streiten können – die Züchtung von Milliardären (da sind wir Deutschen spitze drin – siehe Cicero) können wir uns dann aber mangels Masse nicht mehr leisten. Ebenso müssen alle Gemeinschaftsaufgaben auf diesem Niveau organisiert werden: wie auf unsere Insel gibt es da nichts groß extra, weil einfach die Geldmenge beschränkt ist. Wir können nur die Kokosnüsse verteilen, die da sind – wer hier Optionsscheine handeln will, um Reichtum anzutäuschen, sollte sich schnell eine andere Insel suchen.
Ich habe aber gar keine Zweifel daran, dass wir genug Menschen finden, die für 1500 Euro im Monat im Parlament sitzen möchten: allein schon, weil sie an politischen Debatten Freude haben. Da kommt dann wieder richtig Leben ins Parlament.
Der Umstrukturierungsprozess ist natürlich gewaltig – aber leider völlig alternativlos. Zum einen gibt es das Gebot des Urrechtes der Existenz – und zum anderen die natürlichen Grenzen unserer Ressourcen: wer alle Bäume unsere Insel fällen will, um sich eine Riesenyacht zu bauen, mit tausend Rudern für die anderen, damit man richtig Fahrt aufnehmen kann, muss leider in seine Schranken gewiesen werden – so schön der Gedanke an Wasserski auch sein mag. Ich werde nicht alle Facetten davon mit 3000 Worten beschreiben können – aber es geht ja erstmal um die Grundsatzdebatte. Wissen Sie übrigens, wie hoch die Staatsquote in Deutschland ist – also das Geld, das der Staat in die Wirtschaft pumpt? Sie macht 44 Prozent vom Bruttosozialprodukt aus, welches 2015 über drei Billionen Euro lag. Das sind schon 1,3 Billionen Euro, die sowieso schon jetzt durch Staat und Steuern umverteilt werden – nur halt anders. Die 200 Milliarden, die dann noch fehlen, sparen wir durch die Übernahme der Verwaltung durch die Bürger selbst
Also: Geld (bzw. Masse), ist da. Recht auch. Vernünftig ist es eh, weil es die Wirtschaft zum Nutzen von Verbrauchern und Konsumenten mal wieder so richtig ankurbeln würde – nur das leistungsfreie Leben durch Zinseinkünfte wäre sehr schwierig zu gestalten.
Jetzt müssen wir es nur noch machen. Und dabei wird jeder Feind sein, dessen Ansprüche über 1500 Euro im Monat hinausgehen. Sie sehen also: Volksabstimmungen könnten da schwierig werden – die brauchen wir aber nicht. Über Grundrechte kann nicht abgestimmt werden – wo kämen wir da hin?
Wo fangen wir an mit unserer Arbeit? Nehmen wir einfach den Mönch Anselm Grün – einen Menschen, der als Unternehmensberater arbeitet und weit entfernt von kommunistischen Träumen anzusiedeln ist. Stinkt der Fisch vom Kopfe her, müssen wir beim Kopf beginnen: bei den Ansprüchen und Maximen der „Bosse“ in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft – und sie vorsichtig daran gemahnen, bescheiden und „väterlich zu sein“. Und welcher Vater würde seine behinderten, kleinen Kinder schon im Schnee vor der Türe verrecken lassen, während er mit dem ältesten Sohn vor dem Kamin prasst? So ein Arschloch würden wir doch gar nicht für voll nehmen können … und es widerspräche ja auch dem von Grundeinkommensgegnern geforderten menschlichen Bedürfnissen nach „gebraucht werden wollen“ … und so einen asozialen Typus braucht kein Mensch.
Also: lasst uns den Auftrag jetzt umsetzen. Recht, Vernunft und die Werte des christlichen Abendlandes sind auf unserer Seite – und zeigen uns so, dass dieser Auftrag zur Installierung eines geldbasierten Bedingungslosen Grundeinkommens alternativlos ist … trotz aller gewaltigen Probleme, die die Umorganisation der Verteilungsprozesse mit sich bringt.
Aber: wir sind ja nicht faul!
(Text gewidmet einer Drachenfrau, die die Inspiration zu ihm gab)
Donnerstag, 8.9.2016. Eifel. Letztens ist etwas unheimliches geschehen. Da verschwand doch ein Freund aus dieser „Facebook-Freundesliste“ – also so einer Liste all´ jener Menschen, die man gerne auch mal persönlich kennenlernen würde. Da das im Laufe der Zeit hunderte werden, wenn man nicht strenge Disziplin wahrt, bemerkte ich es nicht sofort. Es dauerte eine Weile – weil ich nichts gehört hatte, wollte ich mal sehen, wie es ihm geht und stellte fest: wir sind keine Freunde mehr. Gut, dass kann mal passieren. Ich bin schon mehrfach darauf angesprochen worden, dass ich mich in großer Gefahr befinde, falsch verstanden zu werden, alldieweil ich so provokativ schreibe. Wenn jemand nicht ganz so helle ist – oder nur Auszüge liest – könnte das schnell zu Missverständnissen kommen. Ich konnte nur sagen: ich schreibe halt nicht für Blöde, sind immer kleine Philosophievorlesungen, die zum Nachdenken anhalten sollen – und ich bin immer nur einen Schritt davon entfernt, morgen zu beweisen, dass die Erde doch eine Scheibe ist.
Nun – was wirklich erschreckend war: dieser Freund hatte sich eine Software installieren lassen die ihn vor Schadkontakten schützt – immerhin ist er Geschäftsmann und muss auf seinen guten Ruf achten. Und diese Software hat mich automatisch entfreundet, weil der Nachrichtenspiegel irgendwie „rechts“ ist und ich „irgendwas“ damit zu tun habe. Soweit sind wir also schon. War ich meinem Freund – mit dem ich schon unzählige Telefonate geführt habe – böse? Nein – was kann er denn dafür, dass irgendein IT-Schrauber keinen Begriff von differenzierten politischen Positionen erarbeiten kann?
Die Methode der Provokation finde ich jedoch trotzdem sehr nützlich – jedenfalls bereitet sie mir große Freude. Ich habe das selbst jetzt am eigenen Leibe erlebt, als ich mich mit der „Holocaust-Lüge“ auseinandergesetzt habe: das wäre natürlich ein Ding, wenn das größte Verbrechen der Menschheit – wie man so sagt, ich selbst kenne gar nicht alle und weiß nicht, nach welchen Maßstäben da gemessen wird – nur ein Mediengag gewesen wäre. Hier laufen ja oft genug irgendwelche Hanseln auf, die – sofern ich von Holocaust rede – immer berichtigend eingreifen und genau das behaupten: er sei nur erfunden, um das deutsche Volk zu knechten. Mich hat diese Provokation dazu gebracht, mich noch einmal mit dem Datenmaterial auseinander zu setzen und nicht mit den vielen Büchern, die „wissenschaftlich akribisch“ behaupten, daran wäre nichts dran. Ich weiß ja selbst am Besten, wie man Daten und Fakten umsortieren kann, um andere Bilder zu erzeugen … aber mehr ist das auch erstmal nichts.
Gut – ich bin den braunen Volksaufklärern dankbar, denn meine Recherchen haben noch viel mehr erbracht: nicht das Bild eines Volkes voller Judenhass (der war sogar erstaunlich gering), sondern das Bild eines gemütlichen Biedermeiertums kleiner Leute, die gerne Schnäppchen machen … und genau so drauf waren wie wir heute. Es war ein sehr beängstigendes Bild, viel beängstigender als das alte Bild aus dem Geschichtsunterricht von den wahnsinnigen Deutschen. Gleichzeitig erhielt ich einen Ausblick auf die unfassbar gigantische Datenmenge, die den Holocaust belegt. Es sind die kleinen Dokumente, die in Massen beeindrucken – einfache Transportdokumente der Reichsbahn zum Beispiel, die akribisch die Deportation des jüdischen Volkes (und der anderen „Asozialen“ … das genau ist der kleinste gemeinsame Nenner aller zu Vernichtenden) beschrieben. Meine Schlussfolgerung: wer die Existenz des Holocaust anzweifelt, würde wohl auch die These vertreten, dass der Mond aus grünem Käse ist (wie nach meinem Professor Rudi Koschnitzke der erste Vorläufer der Psychoanalyse behauptet hatte) oder das die Erde doch eine Scheibe ist (was angeblich heute wieder Menschen behaupten – allerdings sind mir die noch nicht über den Weg gelaufen).
Gut – ich habe es leicht, den braunen Verführern zu widerstehen: ich habe Zeitzeugen in der Familie, einen Großvater, der Juden vor der Vernichtung gerettet hat – er war Schachtmeister in einem Bauunternehmen in Polen und hat immer wieder KZ-Häftlinge angefordert, „weil die am Besten bauen konnten“. Das stimmte zwar nicht – aber so konnte er sie gut versorgen („damit die gut bauen können“), hat sich den Ärger der SS eingehandelt und wäre … wären da nicht plötzlich überall russische Panzer gewesen … selbst eingewiesen worden. Ja – ihm haben die Russen das Leben gerettet … und er wusste genau, was in den KZ´s los war, ebenso wie die Wehrmachtsangehörigen in meiner Familie, die die Erschießungen durch Sonderkommandos zum Teil selbst beobachten mussten. Menschen jüngeren Datums und einfacherem Gemütes kann man damit einfangen – die Frage ist nur: wozu?
Jetzt haben wir uns eine ganze Zeit lang mit Geschichten beschäftigt, die mit dem Thema augenscheinlich nichts zu tun haben – aber Sie werden sehen, dass dies nicht zutrifft. Mein Freund, der Geschäftsmann: habe ich ihm die Schuld gegeben? Nein. Er hat auf die „Elite“ vertraut, die Höllenmaschinen zur Pauschaldenunzition entwickelten, von denen er nichts wissen konnten. Seine Schuld: er hat vertraut. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für menschliches Zusammenleben. Vertraut haben auch die Biedermeierdeutschen – so geworden durch die französische Besatzungszeit, in der diese Form der „inneren Emigration“ das Überleben in turbulenten Zeiten sicherte, vertraut darauf, dass „die Wissenschaft“ – allen voran Mediziner und Naturwissenschaftler, die den Nazis das Material zur Selektion „unwerten Lebens“ an die Hand gaben – schon wahr, echt und richtig urteilen würden. Aber wer wird heute verfolgt, als schuldig angesehen?
Richtig: Sie!
Und so ein wenig haben Sie sicher davon mitbekommen, oder? Sie sind nämlich immer schuld, an allem. Sie sind der Feind der Welt – und gleichzeitig Staatsfeind Nr. 1!
Das scheint Sie zu verwundern – aber gefühlt haben Sie das doch schon immer, da bin ich mir sicher.
Ich schaue mir zum Beispiel ihr Frühstück an – das sehe ich schon, was Sie für einer sind: eine unmenschliche Bestie voller irrsinnigem Hass und ungebremster Vernichtungslust. Nun schauen Sie nicht so verdutzt, gehen wir das mal im Einzelnen durch, was wir da vor uns haben: Kaffee mit Milch, ein Ei, ein halbes Brot mit Honig und ein halbes Brot mit Salami, alles gekauft bei einem Discounter. Nein – es geht jetzt nicht um Arbeitsbedingungen beim Discounter … aber wo wir gerade dabei sind: wie können Sie es nur wagen, da einzukaufen – wo Sie doch wissen, für wie wenig Geld die Leute da wie viel schuften müssen! Was sind sie nur für ein Mensch, dass Sie solche Arbeitsbedingungen mit Ihren Geldern unterstützen!
Mir geht es jedoch eher um die Wurst – und um das Ei, den Honig und die Milch. Wie können Sie nur dieses unendliche Tierleid unterstützen? Nehmen den Bienen die Nahrung für ihre Kinder weg! Töten arme Tiere für ihre Rindersalami – und stehlen ihren Müttern die Milch, die diese für ihre Kinder bereit hielten! Und dann diese unsägliche Qual der Massenhühnerhaltung, in der Ihre Eier produziert werden – mich wundert ehrlich, dass sie nach so einem Frühstück keine Suizidgedanken haben! Und: denken Sie denn überhaupt nicht an des Klima? Die Blähungen Ihrer Nutztiere zerstören das ganze Weltklima! Und zudem … blähen Sie auch noch selber mit! Das sind sieben Milliarden Bläher, die die Welt vernichten! Haben Sie jetzt endlich Suizidgedanken, weil Sie die Erbärmlichkeit ihrer Existenz erkannt haben und ihrer Täterschaft ein Ende bereiten wollen? Halten Sie noch einen Moment still, ich bin noch nicht fertig Ihnen. Dieses T-Shirt da: ist das nicht von KIK? Oder sonstwem, ist eigentlich völlig egal: alle werden unter erbärmlichsten Umständen im Ausland produziert – von Kinderhänden. Nein, nicht weglaufen – sehe ich da Lederschuhe, die Fußgeruch vermeiden sollen? Tiermörder. Abscheulicher Tiermörder. Und jetzt geht der auch noch in sein Auto: wissen Sie, dass Autos Sondermüll auf vier Rädern sind? Mit jedem Autokauf unterstützen Sie die Vernichtung des ganzen Planeten! Gegen Sie ist jeder Hitler ein Amateur! Die ganze wunderbare, fein ausgewogene natürliche Landschaft Deutschlands ist wegen ihren Autowahn vernichtet worden – nur, weil die nicht gut auf Feldwegen fahren, wurden wertvolle Ackerland- und Waldflächen zubetoniert: in Ländergröße! Und sehe ich da etwas ein Eigenheim? Die größte Heizenergieverschleuderung, die man sich denken kann?
Jetzt nehmen Sie mal das Messer von den Pulsadern fort und legen es beiseite. Wir sind erstmal fertig mit der Anklageschrift, die sie täglich auf verschiedene Art und Weise in den Medien hören. Wir denken jetzt auch nicht daran, welches einzig denkbare logische Ergebnis diese Anklagen haben: die Forderung nach Vernichtung Ihrer Existenz – und der einiger anderer Milliarden Lebewesen, Pupskühe eingeschlossen.
Kommen wir mal jetzt zurück zur Wahrheit – einer anderen Wahrheit, als Sie die bisher kannten. Kehren wir zurück … zu Ihrer Kindheit. Wie sie auf die Welt gekommen sind – sie wissen noch? Sie konnten nicht laufen, nicht sprechen, wenig hören, kaum gucken und hatten keine Kontrolle über Blase und Darminhalt. Blöde Sache – aber sie hatten Menschen, die Ihnen halfen, zu überleben. Ihr Überleben hing direkt von den Dingen ab, die Sie von ihnen lernten – dazu gehörte unter anderem das Essen von biologischer Materie, denn wie Sie selbst bald gemerkt haben, waren Sie in einem recht seltsamen Körper gefangen, der ohne regelmäßige Zuführung biologischer Materie steigende Schmerzen verursachte, die bis zum Tode führen konnten – und nur die, die schon mal richtig gehungert haben, können diese Schmerzen nachvollziehen.
Welche biologische Materie vertilgbar ist, haben ihre Vorfahren von ihrem Lehrmeister gelernt: der Natur. Sie findet es ganz in Ordnung, Tiere zu haben, die gegessen werden können und so als zusätzliche biologische Materie dienen, die das Leben ermöglicht. Es ist auch ganz in Ordnung, wenn Sie sich persönlich aus ethischen, ästhetischen oder geschmacklichen Gründen vom Fleischkonsum abwenden – nur „besser“ ist das erstmal im Prinzip nicht – und spätestens seit dem Holocaust wissen wir, dass wir auf der Hut sein müssen vor jenen, die glauben, „besser“ zu sein. Sie sind kein schlechter Mensch, wenn Sie alles tun, was andere Tiere (denn mehr sind Sie selbst erstmal auch nicht) auch tun. Sicher: die Zustände in den Schlachthöfen sind erbärmlich. Sie sind eine Folge der naturwissenschaftlich-materialistischen Geisteshaltung, die in lebenden Wesen nur tote Dinge sieht und somit religionswissenschaftlich in der Tat als „Antichrist“ angesehen werden kann, dessen Herrschaft fürchterlich sein soll – ja: Grundüberzeugung jüdischen Glaubens ist nicht, dass ein alter Mann mit langem Bart im Himmel wohnt, sondern dass das Leben – jede Form von Leben, also auch Sie – selbst Gott ist, bzw. „Hauch Gottes“. Doch für den Materialismus haben Sie keine Verantwortung, noch für das Leid der Tiere in den Schlachthöfen. Sie ehren diese Tiere, wenn Sie sie – als Aasfresser – wenigstens noch einem Nutzen zuführen, damit sie nicht völlig umsonst gestorben sind. Der Ansatz, das Leiden in den Schlachthöfen zu beenden, muss über die Täter kommen – und das sind diejenigen, die den Prozess des Schlachtens organisieren und diese bestialisch grausame Art der Vernichtung durch herzloses betriebswirtschaftliches Denken überhaupt erst möglich machen – einem Denken, dass auch Leid über Mensch und Natur bringt.
Merken Sie, wie elegant die sich aus der Verantwortung stehlen – während Sie nur Mustern folgen, die Ihnen als Kind das Überleben gesichert haben? Und wer nicht gerade mit dem goldenen Löffel im Mund geboren worden ist, der weiß, dass die Jahre nach der Geburt auch nicht gerade darauf ausgelegt sind, Muße und Gesinnung ins Leben zu bringen: Ihre Hauptaufgabe ist „funktionieren“ – als Rädchen im Getriebe. Visionssuche für das eigene Leben nach alter Tradition – ein paar Tage als junger Mann allein auf einsamen Berge – wird nicht mehr angeboten, im Gegenteil: die Forderung danach führt direkt in die geschlossene Abteilung der Psychiatrie, weil ihr Rädchencharakter, ihre Funktionstüchtigkeit in Gefahr ist.
Können Sie sich noch daran erinnern, wie sie selbst sich an den Kaiser gewandt haben mit der dringenden Bitte, man möge die menschliche Bauerngesellschaft doch bitte in eine Effizienzmaschine umwandeln, in der jeder ein Rädchen ist, das an der Vernichtung der Welt teil hat?
Nein – natürlich nicht. Sie sind – wie Sartre sagt – in die Welt geworfen worden, und diese Welt ist seit dem Triumph des Materialismus (der auch aus Ihnen ein totes Stück Matsch ohne jeglichen Wert macht) sehr klein geworden – und sehr eng. Und … erschreckend tot und leer. Eine Welt der Zombieapokalypse, wo man nur von toten, unheimlichen Dingen umgeben ist und sich beständig auf der Flucht befindet, von äußeren Zwängen durch die Welt getrieben. Ihre Verantwortung daran? Nun – das sind Ihre eigenen Entscheidungen in Bezug auf ihre direkte Umgebung. Mag sein, dass Sie ein Auto benutzen müssen auf der täglichen Flucht vor den Mächten und Gewalten der Welt, mag sein, dass Sie sich in einem Eigenheim verstecken wollen vor dem untoten Chaos des Materialismus, mag sein, dass Sie Nutztiere essen wie ein Raubtier, um ihr Überleben zu sichern – das alles sind Nebensächlichkeiten.
Wenn Sie es aber sind, der Schlachthöfe baut, Autofabriken, Autobahnen, Waffenfabriken, wenn Sie derjenige sind, der an der Regierung ist – die demokratisch sein soll und den Nutzen und das Wohl der ihnen anvertrauten Menschen im Blick haben soll: dann haben Sie eine gewaltige Verantwortung … für die Sie aber auch sehr gut bezahlt werden. Bringen Sie Gift in die Nahrung, Leid über Leben, Armut (auch geistiger Art – dass moderner Atheismus eine Art von geistiger Käfighaltung ist, sei nur mal nebenbei bemerkt), Schmerz, Krankeit (auch durch Arbeitsbedingungen), Demütigung oder Lüge in die Welt – dann sind Sie ein Verbrecher.
Wenn ich der Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross trauen darf, werden Sie für diese Verbrechen am Leben selbst einen hohen Preis zahlen. Aber: das ist Ihre Sache.
Sind Sie jedoch nur Verbraucher, dann tragen Sie nicht mehr Verantwortung als Tiere, die im Urwald für ihr Überleben kämpfen müssen. Sie haben weder die Industrialisierung beschlossen, noch den Materialismus, nicht die Konzernbildung oder die asoziale Globalisierung. Sie bauen nicht die Bühne, noch schreiben Sie das Stück, das aufgeführt wird. Sehen Sie nur zu, dass Sie Schurkenrollen vermeiden, nicht alles extra noch schlimmer machen, denn: Verantwortung haben Sie nur in so fern, als dass sie auch Macht haben. Aber jene, die Macht haben, schieben Ihnen die Verantwortung gerne zu. Fragen Sie sich mal, warum! So … lebt es sich halt viel leichter.
Ich selbst kann übrigens hoch und heilig versprechen, dass ich keine Tiere im Wald jagen werde, wenn in meinen Jagdgebieten (Aldi, Norma, Lidl, Rewe und Netto – mehr haben wir vor Ort auf dem Lande nicht) kein Fleisch mehr in der Kühltheke zu finden ist. Ich werde auch kein Auto mehr fahren, wenn die Anforderungen der Umwelt an meine Mobilität verschwinden werden und der Tante Emma Laden im Dorf wieder aufmacht. Häuser bauen wollte ich noch nie – trotz des gewaltigen Druckes, der hier auf junge Menschen ausgeübt wird (siehe hier: Zendepot: Warum alle wollen, dass du ein Haus kaufst).
Überlegen Sie doch erstmal, dass die ganze riesige Maslowsche Bedürfnispyramide nur deshalb entwickelt wurde, um Ihnen einzureden, dass Sie ein Mangelwesen sind, dass noch ganz viel kaufen muss, bis es eine Chance auf Glück hat – und viele fallen erstmal darauf herein, die meisten sogar bis kurz vor ihrem Tode. Entgegen dieser Pyramide steht die griechische, römische, deutsche Philosophie, die überzeugend darlegt, dass man Glück in der kleinsten Tonne finden kann, wenn man nur sein Hirn sinnvoll gebraucht: das heißt, dazu, sein eigenes Leben frei und souverän zu leben … was heute nahezu unmöglich geworden ist, weil jeder Fußbreit Boden in Privatbesitz ist – von einigen wenigen. Auch Diogenes müsste heute für seine Tonne Strandgebühr bezahlen, Wassergebühr für sein Trink- und Abwasser, eine Kurpauschale …. und auch die Früchte der Natur sind alle in Privatbesitz. Welt … ist Geld geworden. Und es gibt viel mehr Geld als Welt.
Und kommen Sie mir nun nicht damit, dass seien alles nur Ausreden! Wenn jemand mein Grundstück unerlaubt betritt, wen mache ich dann für die Tat verantwortlich? Schreie ich etwa die Füße an, die den Befehlen des regierenden Gehirns folgen? Und in einer arbeitsteiligen Gesellschaft haben wir viele solcher „Gehirnfunktionen“ – und da gehört die Verantwortung auch wieder hin.
In diese Sinne: kämpfen Sie sich weiter durch – und bleiben Sie sauber! Und schauen Sie genau hin, wer Ihnen warum was vorwirft – meist geht es nur darum, Macht über Sie zu gewinnen. Es sind die menschlichen Raubtiere, die dort unterwegs sind – und für die sind Sie das unwerte Nutztier, das ihrem Willen unterworfen gehört, weil es irgendwie … böse, minderwertig und schlecht ist, nur, weil es sich einer toten, materialistischen Welt anpasst, um zu überleben.
Aber Anpassung – ist die größte Stärke des Menschen. Ihr werden wir es zu verdanken haben, dass der Geist der allgemeinen Menschenrechte den drohenden Kollaps überleben wird – durch ein paar wenige, die sich auch der nachapokalyptischen Welt anpassen können, Stämme und Gemeinschaften bilden, die – wie schon immer – stärker sind als die Gefahren der Umwelt. Und vielleicht … wird der Kollaps ja auch noch verhindert. Was Global 2000 damals prophezeite, wurde durch die Natur selbst verhindert … durch ein explosionsartiges Wachstum der übrig gebliebenen Bäume, das die Wissenschaft sehr überrascht hatte.
Wir sind stärker als wir glauben – und sollten uns deshalb nicht durch das Einreden falscher Schuld schwächen lassen.
Samstag, 13.9.2013. Eifel. Wissen Sie, dass es vorbei ist? Was? Das Wohlstandsleben. Das, was wir Alltag nennen. Diese Erkenntnis ist nicht auf meinem eigenen Mist gewachsen. Ich habe Dirk C. Fleck gelesen – der Verantwortung des Journalisten in Krisenzeiten (Hoffmann und Kampe, 2012). Eigentlich wollte ich bei der Lektüre etwas über die Medien erfahren – erfahren habe ich aber etwas über den Zustand der Welt. Der einzige glaubhafte Optimist (also einer, der sich nicht auf die bequeme – oder ignorante – Position zurückzog, dass der Zusammenbruch bis heute noch nicht statt gefunden hat) ist einer, der esoterischen Traditionen der Tiefenökologie nahesteht – so weit sind wir schon. Die anderen beschreiben, dass es vorbei ist.
Das Ende kommt von allen Seiten. Die Finanzmärkte – Sachwalter unseres gesparten Reservevermögens, das wir für schlechte Zeiten brauchen – ist immer noch außer Rand und Band, der neue Zusammenbruch ist vorprogrammiert – nicht umsonst will die EZB die unglaubiche Summe von 800 Milliarden Euro investieren, um Banken zu retten, die wahnwitzigen Zockereien zum Opfer fallen. Die Umwelt – hier läuft direkt vor unseren Augen ein Riesengau, dem wir mit Ignoranz und Inkompenz begegnen. Wir Bürger erscheinen da wie Galeerensklaven, die „das Schiff, das sich Gemeinde nennt“ mit größter Anstrengung auf einen Abrund zusteuern – Hauptsache, es laufen weiter spaßige Dinge im Fernsehen: da wird gerudert, was das Zeug hält.
Klimaveränderungen sind allein hier in der Eifel spürbar: die meterhohen Schneedecken der Vergangenheit hat es in den letzten 25 Jahren nicht mehr gegeben. Kann ich selbst bezeugen, wohne mittendrin – und kenne die Aufnahmen von früher.
Natürlich kann man hier „klimaskeptisch“ sein, das ist der bequemste Weg, verantwortliches unbequemes Handeln zu vermeiden – aber können wir uns das wirklich leisten? Ich gebe Ihnen mal eine Information zu Nachdenken auf dem Weg: eine Dokumentation von ARTE deckte unlängst die nächste Katastrophe auf: der Sand wird knapp (siehe Tagesspiegel).
Können Sie sich ausmalen, wie selbstvernichtend unser Verbrauch ist, wenn sogar Sand knapp wird? Sie werden den Sandkasten ihrer Kinder jetzt mit anderen Augen sehen, denke ich mir. Kann sein, dass ihre Altersversorgung darin liegt.
Es ist aber nicht nur der Verbrauch, der uns täglich ein wenig mehr die Luft zum Atmen nimmt, auch die miserable Qualität dreht uns einen Strick: nur in einer Randnotiz erfahren wir, dass dem AKW-Betreiber Tepco die Kontrolle über das haravierte Atomkraftwerk von Fukushima vollständig entgleitet (siehe FAZ): radiaktiv verseuchtes Wasser versickert ungehindert ins Meer. Interessiert Sie nicht?
Dann führen Sie sich mal diese Arbeit von Joe Vials aus dem Jahre 2003 zu Gemüte – wenn Sie den Mut dazu haben. Er führt nachvollziehbar vor, wie groß der Zusammenhang zwischen Radioaktivität und Krebs ist – Radioaktivität, die durch den Menschen künstlich frei gesetzt wird. Und ja: so gesehen kann Rauchen vor Lungenkrebs schützen, weil Raucher eine zusätzliche Schleimschicht bilden, die vor dem Eindringen der strahlenden Mikorpartikel in die Lunge schützt (siehe desott.net).
ALLE Fälle von Lungenkrebs stehen in direkten Zusammenhang mit den Atomtests der Regierung – so Joe Vials. Ebenso der Hautkrebs. Es ist nicht die Sonne – es ist die Luft, die tödlich ist. Bald – dank Fukushima – auch das Wasser. Die Teilchen, die nun ungehindert ins Meer fließen, halten ewig … und marschieren durch den Wasserkreislauf.
Cool, oder?
Die Finanzwirtschaft hat ihre Vernichtungskraft schon bewiesen. Wie sieht es jedoch mit der Realwirtschaft aus?
Schauen wir doch mal zu Telekom – die Privatisierung des staatlichen Tafelsilbers war ja ein Hauptanliegen der revoltierenden gesellschaftlichen Elite. Was lesen wir derzeit von Ron Sommer, dem einsamen Helden dieser Aktion? Tja – er hätte halt „Pech gehabt“ mit der Telekomaktie, deren Einbruch Ersparnisse in einem riesigen Ausmaß vernichtet hatte. „Pech“ … ist ein Wort, dass im Rahmen seriösen Wirtschaftens gar nicht vorkommen darf, „Pech“ hat man beim Glücksspiel. Was macht Ron Sommer jetzt? Fluglizenzen, eine nach der anderen, als Hobby: so weich fällt unsere Elite, wenn sie mal Pech hat. Nebenbei erfährt man überraschendes (siehe Handelsblatt):
Wir sind zum Beispiel mit einer Low-Cost-Airline nach London geflogen. Ich kannte das ja gar nicht, bei der Sicherheitskontrolle das Sakko ausziehen zu müssen und abgetatscht zu werden. Das war gewöhnungsbedürftig.
Interessant oder? Es gibt wohl schon auch bei den Airlines ein Zwei-Klassen-System – für Leute mit Anzug und Leute ohne Anzug.
Noch so ein Elitenzauberer der Vergangenheit? Thomas Middelhof, jüngst in die Schlagzeilen geraten (siehe Spiegel):
Der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Arcandor-Konzerns, Thomas Middelhoff, hat mehr Schulden als bislang bekannt: Middelhoff und seine Ehefrau bedienen seit geraumer Zeit Kredite bei der Sparkasse Köln/Bonn nicht mehr. Die Forderungen des Kreditinstituts belaufen sich derzeit auf gut drei Millionen Euro.
Er leistete sich auch einen besonderen Abgang (siehe Spiegel):
Der „Focus“ meldet unterdessen, dass Middelhoff nach dem Gerichtstermin laut Zeugen auf spektakuläre Weise vor einem Reporter geflohen sein soll. Demnach kletterte der Ex-Manager aus einem Fenster an der Rückseite des Justizgebäudes an einem Regenrohr entlang auf ein Garagendach, sprang aus 2,50 Meter Höhe in ein Parkrondell und entkam.
Das nennt man „Verantwortung übernehmen“ und „sich seinen Fehlern stellen“. Geld scheint er immer noch zu haben – einen achtstelligen Betrag, der Aufgrund von Reibereien mit seiner Bank gerade gesperrt ist (siehe NT-V). Die Bank selbst hat dafür gerade keine Zeit, denn die haben gerade eigene Probleme (siehe Handelsblatt):
Die Kölner Privatbankiers von Sal. Oppenheim haben ihre Unschuld verloren und müssen nun den Staatsanwalt fürchten. Nicht durchgeknallte Fondsmanager oder Investmentbanker haben die Bank hingerichtet, sondern die kleine, aber feine Clique der persönlich haftenden Gesellschafter. Wie Graf Krockow und seine Kollegen die Privatbank verzockten.
Das sind die Leute, die Hartz IV als Allheilmittel für die deutsche Wirtschaft gepriesen haben, die durch die Deregulierung der Finanzmärkte allerschwerste Schäden in Deutschland überhaupt erst möglich gemacht haben, Leute, deren Lobbyisten EU-Rettungsschirme durchdrücken und in immer engere Bande mit der Politik verknüpft sind.
Ja – es rümpft keiner mehr die Nase darüber, wenn ein Entwicklungshilfeminister der Bundesregierung Lobbyist für Waffenkonzerne wird (siehe Spiegel) oder Personal einer Unternehmensberatung (gerade auch noch McKinsey) einfach mal so Staatssekretärin im Verteidigungsministerium wird (ebenfalls: Spiegel). Die Elite unter sich – da erkennt man sich am Jacket und wird selbstverständlich nicht am Flughafen untersucht.
Die Maßnahmen gegen Misswirtschaft, mangelnde Planung, fehlende Zukunftsprojekte haben immer die gleiche Zielrichtung: „Harte Sparmaßnahmen“. Zu deutsch: Massenentlassungen und Qualitätsminderung, zwei Maßnahmen, die kurzfristig Geld bringen, aber langfristig das Unternehmen mangels Wettbewerbsfähigkeit zerstören. Aktuell ist die Speerspitze der deutschen Wirtschaft dran – allen Jubelrufen der deutschen Journallie zum Trotz (siehe Manager Magazin):
Der deutschen Wirtschaft droht eine Abkühlung. Bei Volkswagen kommen ohnehin schwelende Renditeprobleme hinzu. Mit hartem Sparkurs will Konzernchef Winterkorn beide Probleme lösen.
Die Industrie und Wirtschaft, deren Kraft dringend benötigt würde, um den überlebensnotwendigen Umbau zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft zu bewerkstelligen, erschöpfen ihre Kraft darin, Luxusautos aus edelsten Stoffen zu erschaffen (siehe Spiegel) anstatt Alternativen zum Autowahn voranzutreiben. Dafür ist Geld da. Für Mitarbeiter jedoch – oder für Steuerzahlungen – fehlt es an allen Ecken und Ende. Nur für Selbstbereicherung durch Boni (oder Diäten) ist immer eine Milliarde übrig.
Das gilt nicht nur für Deutschland, das gilt für ganz Europa – wenn man dem Nobelpreisträger Edmund Phelbs trauen darf (siehe Welt):
Europa hat seinen ökonomischen Schneid verloren. Der Kontinent scheint nicht länger in der Lage oder willens zu sein, neue Sachen zu entdecken, unbekannte Territorien zu erobern, innovative Dinge zu kreieren und nach dem eigenen Glück zu streben. Was ich hier sehe, ist alarmierend und macht mich traurig.
Ja – neben Ökozid (dem Völkerselbstmord der industriellen Revolution), dem Finanzcrash (dem ökonomischen Suizid der Zahlenzauberer) müssen wir uns auch der Tatsache stellen, dass unsere Elite nur aus Deppen besteht, die keinerlei zukunftsfähigen Projekte mehr anstoßen können.
Europa lebt von seiner Substanz. Sie dürfen nicht in die Vergangenheit schauen, sondern in die Zukunft. Und da ist der Kontinent intellektuell und gemessen an seinem Ideenreichtum bankrott.
Was für VW gilt, gilt inzwischen für den ganzen Kontinent. Und unsere Elite weiß das ganz genau. Sie reagiert ja auch dementsprechend (siehe Zeit):
Je weiter oben eine Führungskraft ist, desto einsamer wird es in der Regel. Ehrliches Feedback bleibt aus, Stress sowie Druck nehmen zu. Immer wieder hört man von Führungskräften, die das mit Drogen kompensieren.
Das gilt nicht nur für Führungskräfte aus der Wirtschaft. Auch im deutschen Bundestag wird kräftig gekokst (siehe Tagesspiegel):
Das Thema Kokain hat am Mittwoch den Bundestag erreicht. Einem Fernsehbericht zufolge wurden Spuren der Droge auf Toiletten des Reichstages und des Abgeordnetenhauses gefunden. In 22 von 28 Toiletten des Reichstages seien Reste des weißen Pulvers nachgewiesen worden, berichtete Sat 1 in „Akte 2000“. Es handele sich teilweise um Mengen, „bei denen ein Drogenhund anschlagen würde“, sagte Moderator Ulrich Meyer dem Tagesspiegel.
22 von 28 Toiletten – darf man das prozentual auf Abgeordnete übertragen?
Gut – die Nachricht ist etwas älter, ein Cem Özdemir, der ungeniert neben einer Rauschgiftplanze posiert, ist ganz aktuell in den Schlagzeilen. Die Immunität des Bundestages wird hier wohl auch weitergehende Ermittlungen verhindern. Wer sich über den Kokaingebrauch in Deutschland und Europa näher informieren will, der sollte die Neckarchronik lesen:
Vor ein paar Jahren fanden Nürnberger Forscher Spuren von Kokain auch in Wasserproben des Rheins. Ihre Ekenntnis: Knapp elf Tonnen reines Kokain verbrauchen allein die rund 38,5 Millionen Menschen pro Jahr, deren Abwässer der Rhein bei Düsseldorf enthält.
Und das sind mit Sicherheit keine armen Leute.
Kokain verändert den Menschen. Wie sehr, das hat der Autor Helge Timmerberg in seinem Buch „Tiger fressen keine Yogis“ beschrieben – Gundlage des Erkenntnisse war ein Selbstversuch, auf Grund dessen er die Typologie der Tätercharaktere (Opfercharaktere verhalten sich unter Koks anders) beschreibt (siehe Helge Timmerberg, Tiger fressen keine Yogis“, Solibroverlag 2011, Seite 214).
Der Täter ist ein anderes Kaliber: Er zerbricht nicht an der Verzweiflung, er hält sie aus und bezieht sein Selbstbewußtsein mehr und mehr daraus, dass er durch die Hölle gehen kann, keine Liebe braucht, keine Freundschaft, keine zwischenmenschliche Wärme. Und auch die Angst vor dem Tod wird ihm fremd. Er macht Sachen, die man für mutig halten könnte, in seinem Fall aber drücken sie Verachtung gegenüber dem Leben aus und gegenüber den anderen, die er für naiv hält. Hat er Humor, wird er ein Zyniker, ist er intelligent, beginnt er zu manipulieren. Versteht er was von Magie, wird er zum bösen Zauberer. Ein solcher Mensch in Führungspositionen quetscht seine Leute aus. Steckbrief: kalte Augen, harter Mund, leichte Einbeulungen an der Stirnaußenseite.
Merken Sie, wie das verschrobene Weltbild deutscher Sozialgesetzgebungen direkt aus den Nebenwirkungen von Drogenmissbrauch abzuleiten ist?
Unsere Elite: ein Trauerspiel. Kein Wunder, dass Europa intellektuell bankrott ist. Zudem kommt noch ein weiterer Faktor hinzu: der Boss-Effekt (siehe Wiwo):
Macht verändert den Charakter, verführt zum Lügen und zu Sadismus. Diese dunklen Seiten kommen zutage, wenn wir plötzlich der Chef sind.
Lügen und Sadismus – begleiten uns jeden Tag.
Wissen Sie, was EU-Berater gerade – luxuriös versorgt mit Steuergeldern, die die Staatsschulden allein in Deutschland aktuell auf über 2,3 Billionen Euro getrieben haben – den Regierungen nahelegen? Lesen Sie sich das mal gut durch – und denken Sie dabei immer, dass Sie es mit gewissenlosen Koksern zu tun haben (siehe WSWS):
Experten eines EU-Think-Tanks fordern, dass sich die Europäische Union darauf vorbereiten müsse, Aufstände und Streiks militärisch niederzuschlagen. Diese würden infolge der immer stärkeren sozialen Ungleichheit in der globalisierten Wirtschaft und wachsenden kriegerischen Konflikten auch innerhalb der EU-Grenzen unweigerlich zunehmen.
Wovon träumt die koksende Lumpenelite noch? In breiter Front von massiven Außeneinsätzen der Bundeswehr (siehe Junge Welt):
Neue Abschreckungspolitik gegenüber Rußland: Mit dem Projekt »Review 2014« bewirbt das Berliner Außenministerium ein aggressiveres Auftreten Deutschlands in der Welt
Damit hätten wir neben dem Klima, der Ressourcenknappheit, der Realwirtschaft, der Finanzwirtschaft das fünfte apokalyptische Bedrohungsszenario, das unsere Elite bewältigen muss – vor dem sie uns schützen sollte: eine plötzlich und überraschend neu aufgetauchte Kriegsgefahr (ganz aktuell in der Ukraine … oder in Fergusson, USA). Doch die „zugekoksten, verlogenen, sadistischen Dummbeutel“ (um mal die Aussagen über unsere Elite zu einem Schlagbegriff zu bündeln) haben andere Probleme. Sie gehen das Übel an der Wurzel an: bei der Information (siehe Spiegel):
Der britische Geheimdienst GCHQ kann mit eigenen Programmen Inhalte im Internet beeinflussen. So besitze die Organisation etwa die Fähigkeiten, Online-Abstimmungen und Klickzahlen zu manipulieren, das Netz mit Propaganda zu fluten sowie Inhalte auf Videoplattformen zu zensieren. Das berichtet der US-Journalist Glenn Greenwald auf seiner Plattform „The Intercept“ unter Berufung auf Unterlagen des Ex-NSA-Mitarbeiters Edward Snowden.
So wird Meinungsbildung beeinflusst … und viele unabhängige Blogger werden blöd aus der Wäsche schauen und entmutigt die Segel streichen, wenn der Geheimdienst ihre Leserzahlen auf Null setzt oder sie unversehens von einem Batallion bezahlter Elitenblogger mit Minilöhnen (siehe homment.com) mit einem Jauchetornado überzogen werden.
Die Elite löst keine Probleme mehr – sie verschleiert sie.
Sie ist das Kernproblem der laufenden Apokalypse geworden: wir verrecken an ihrer Unfähigkeit, Probleme zu lösen … und sie flüchten vor dieser Unfähigkeit in den Drogenrausch.
Wäre also im Prinzip genau der richtige Augenblick, um uns von den Galeerenbänken zu erheben und nach dem Rechten zu schauen, bevor die zugekokste Führungscrew unserer Zukunft in apokalyptische Szenarien verwandelt. Ich denke aber … wir entscheiden uns kollektiv für Bier und Hanf, jene Drogen, mit denen man die Taten zugekokster Leistungsträger am Besten ertragen kann – jedenfalls, solange gleichzeitig der Fernseher läuft.
Donnerstag, 26.6.2014. Eifel. Heute muss ich Sie etwas belästigen – dafür entschuldige ich mich schon gleich im Vorfeld. Mit etwas aus meiner Biographie. Ich erwähne gelegentlich schon mal, dass ich 17 Jahre in der Pharmaindustrie verbracht habe – manche verurteilen mich sehr dafür, was ich verstehe. Hätte ich früher auch gemacht, ist eine tödliche Drecksbranche, die das Geld der Versicherten auf Luxusreisen verpulvert – oder im Bordell. Zu meinem Berufsethos gehört jedoch, dass ich mich der platonischen Philosophie verpflichtet fühle, die älter als das Christentum ist. Platon hat in seiner Schrift „Der Staat“ für Politiker die Ableistung von Militärdienst gefordert – und obwohl ich Kriegsdienstverweigerer mit staatlich (und durch Offiziere der Bundeswehr) geprüftem Gewissen bin, konnte ich dem Gedanken etwas abgewinnen: ein Leben, dass nur in Büchern stattfindet, verliert schnell den Kontakt zur Lebenswirklichkeit der Menschen.
Nun – Kriegsdienst konnte ich nicht leisten, da polterte die Stimme des Herrn in mir. Aber Wirtschaftsdienst – das sah damals gangbar aus. Alternativ dazu wäre noch der Gymnasiallehrer möglich gewesen – aber das ging ebenfalls nicht aus Gewissensgründen. Ja, die Stimme des Herrn im Menschen schützt – sofern vorhanden – auch die kleinen Seelen vor Missbrauch durch Erwachsene, doch das ist ein anderes Thema … ebenso wie die Tatsache, dass ein aktives Gewissen zur Grundausstatutung eines jeden Naturmenschen gehört und nicht unbedingt die Stimme Gottes im Menschen sein muss.
Es galt auch zu beweisen, dass der Geist sich nicht vom Gelde korrumpieren läßt, dass also wirklich der Philosoph das Sein bestimmt – und nicht die Gier. Ich gestehe: das war knapp, aber mit etwas Hilfe habe ich gewonnen. Kein Wunder also, dass ich mehr ein Anhänger Schopenhauers bin denn ein Anhänger Hegels, dessen Philosophie leicht weltfremd und menschenfeindlich werden kann, während sich Schopenhauer gut zur profunden Grundausbildung in Menschlichkeit und Glückseligkeit eignet.
Was macht der Philosoph in der Pharmaindustrie? Seinen ureigenen Job: er verkauft Ideen. Tabletten gibt der Arzt über die Apotheke aus, es gilt also, Verschreibungsverhalten durch Ideen zu steuern (oder – viel effektiver – durch Korruption, doch auch das ist ein anderes Thema). Man schickt also hundert Leute aus, die flächendeckend die gleiche Idee verbreiten, damit in München, Hamburg, Köln und Berlin die gleiche Idee wächst und auch in internen Gesprächen der Ärzte untereinander zirkuliert … kurz gesagt. es ist politische Lobbyarbeit direkt vor Ort, ausgeführt von 14000 Pharmareferenten, die alle vom Beitragszahler finanziert werden (womit Menschen mit Gewissen mit der Zeit Probleme bekommen … und sich ein bedinungsloses Grundeinkommen wünschen, auf das man ausweichen kann, um nicht vollends kriminell und asozial zu werden).
Nun ist man leider nicht allein auf der Welt. Während man in der Zentrale des jeweiligen Konzerns Informationen sammelt, bemerkt man manchmal „Zerrüttungen“: d.h.: die Konkurrenz ist aktiv und stört durch Gegenbotschaften, auf die schnell reagiert werden muss, bevor sie sich festsetzen. So lernt man nebenbei, wie man die gesamte deutsche Ärzteschaft steuert – durch Prinzipien, der der politischen Parteiarbeit sehr ähnlich sind.
Nehme ich jetzt diesen Blick und wende ihn auf die deutsche Politik an, so leuchten bei mir alle Warnlampen auf.
Es geht um wichtige Dinge – um Krieg. Ja wir wissen: der ist in Deutschland verboten – siehe Wikipedia:
Abs. 1 GG: Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen.
Die Absicht wurde sogar erneuert:
Art. 2 des Vertrages vom 12. September 1990 über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland (so genannter Zwei-plus-Vier-Vertrag): (Verbot des Angriffskrieges) Die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik bekräftigen ihre Erklärungen, dass von deutschem Boden nur Frieden ausgehen wird. Nach der Verfassung des vereinten Deutschlands sind Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, verfassungswidrig und strafbar. Die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik erklären, dass das vereinte Deutschland keine seiner Waffen jemals einsetzen wird, es sei denn in Übereinstimmung mit seiner Verfassung und der Charta der Vereinten Nationen.
Es gibt auch ein Strafgesetz dazu, § 80 StGB:
Wer einen Angriffskrieg (Artikel 26 Abs. 1 des Grundgesetzes), an dem die Bundesrepublik Deutschland beteiligt sein soll, vorbereitet und dadurch die Gefahr eines Krieges für die Bundesrepublik Deutschland herbeiführt, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
Bis Ende der neunziger Jahre war klar: es sollen keine deutschen Stiefel im Ausland marschieren. Dann kam der Einsatz in Jugoslawien, der nach Worten des damaligen Ex-Kanzlers Gerhard Schröder „völkerrechtswidrig“ war. (siehe z.B. WSWS). Es war ein Angriffskrieg, der mit überraschend großem medialen Getöse (und dicken Lügen) überdeckt wurde. Natürlich gab es auch ein Heer von Juristen, die die Paragraphen so „auslegten“, das Krieg auf einmal „Friedenssicherung“ wurde und Angriff Verteidigung – auch im fernen Afghanistan wird eifrig verteidigt. Als Philosoph weiß man, dass es keinen Satz gibt, der nicht – bei entsprechender Mühe und böser Absicht – gegen seinen Sinn ausgelegt werden kann. Darum schreiben Philosophen normalerweise ganz dicke, kompliziert formulierte Bücher, um sich gegen die willkürliche Umdeutung ihrer Absicht zu schützen … und merken später, das gewiefte Journalisten die gut gemeinte Absicht mit drei aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten ins Gegenteil verkehren können.
Man hätte an einen Ausrutscher denken können. Außerdem ging es ja gegen die „Bösen“ – da ist Krieg ja immer „gut“. Leider reicht der Bildungsgrad des Durchschnittsdeutschen nicht mehr aus um zu erkennen, dass man mit wenigen Worten aus JEDEM einen „Bösen“ machen kann. Geschieht automatisch IN JEDEM KRIEG, die ausführenden Organe in diesem Zusammenhang nennt man auch gern „Schreibtischtäter“.
Aktuell schreiben wir das Jahr 2014, in der Ukraine tobt ein Bürgerkrieg mit Weltkriegspotential, Nordafrika und der vordere Orient sind in Aufruhr und in Afghanistan merkt die Nato langsam, dass sie den Krieg verloren hat. Da geschieht auf einmal Merkwürdiges, es gibt „Zerrüttungen“: ein protestantischer Pfarrer und Bundespräsident ruft zu den Waffen und erklärt auf der 50. Münchener Sicherheitskonferenz, dass Deutschland eine „aktivere Rolle“ einnehmen soll (siehe jungeWelt).
Später setzte er noch einen drauf, siehe Deutschlandfunk:
Es gab früher eine gut begründete Zurückhaltung der Deutschen, international sich entsprechend der Größe oder der wirtschaftlichen Bedeutung Deutschlands einzulassen. Das kann ich verstehen! Aber heute ist Deutschland eine solide und verlässliche Demokratie und ein Rechtsstaat. Es steht an der Seite der Unterdrückten. Es kämpft für Menschenrechte. Und in diesem Kampf für Menschenrechte oder für das Überleben unschuldiger Menschen ist es manchmal erforderlich, auch zu den Waffen zu greifen.
Ich bin nun kein Jurist, nur ein einfacher Bürger – und als solcher sehe ich in dem Verbot von Angriffskriegen keine einschränkende Ausnahmegenehmigung im Sinne von: „keine Angriffskriege, es sei denn, die Innenpolitik des angegriffenen Landes wird als störend empfunden“. Ja, „Einmischung in innere Angelegenheiten“ ist untersagt – erst recht mit Waffengewalt. Und auch wenn das oft zum Kotzen ist: dieses Prinzip begründet sich schlichtweg darin, dass Juristen auch den Begriff „Menschenrechte“ und „Rettung von Menschenleben“ durchaus gründlich umdeuten können.
Gauck sollte wissen, wie gefährlich solche Experimente sind – er hat uns in anderem Zusammenhang davor gewarnt, siehe Wikipedia:
2010 sagte er mit Bezug zur Sozialpolitik: „Wir stellen uns nicht gern die Frage, ob Solidarität und Fürsorglichkeit nicht auch dazu beitragen, uns erschlaffen zu lassen.“ Es würde „immer noch der Traum von der Obrigkeit geträumt, die es gut mit uns meint und in deren Obhut wir uns gefahrlos begeben können“.
Anders herum: das unsere Obrigkeit es gut mit uns meint, ist ein Traum. Wissen Sie, was das bedeutet? Erahnen Sie die Abgründe, die durch diesen Blickwinkel möglich sind? Das ist die Beschreibung des Krieges Staat gegen Volk – aber niemand hat es bemerkt. So etwas konnte man 2010 ungestört sagen, weil es „Zerrüttungen“ im Demokratiebewusstsein der „Entscheider“ gibt, die mit dem Geiste des Grundgesetzes kaum noch vereinbar sind – und auch nicht mit dem gesunden Menschenverstand, denn was der Bundespräsident „die Obrigkeit“ nennt, sind im Prinzip nur unsere Angestellten – die jetzt, so scheints, den Staat gegen uns instrumentalisieren.
Ist es nur der Bundespräsident, der so merkwürdig daherkommt? Nein – sogar seine Fans beschreiben die neue Entwicklung mit markigen Worten, siehe Ruprecht Polenz Zeit:
Seit dem Ende des Kalten Krieges und der Wiedervereinigung Deutschlands hat sich im Deutschen Bundestag schrittweise ein breiter Konsens zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr herausgebildet. Alle Einsätze der letzten 20 Jahre wurden von breiten Parlamentsmehrheiten getragen. Nicht nur von den jeweiligen Regierungsfraktionen, sondern auch von Fraktionen der Opposition mit Ausnahme der Linkspartei. Diesen breiten Konsens gilt es zu bewahren und im Licht der Erfahrungen der Einsätze von Kosovo bis Afghanistan weiterzuentwickeln.
Erfahrungen von völkerrechtswidrigen Angriffskriegen weiter entwickeln? Wo sind wir denn hier gelandet? Was ist das eigentlich für eine Sprache? Und wieso bestimmt jetzt der Bundestag allein, was das Volk von Angriffskriegen zu halten hat?
Nun – wir sollten die Worte des Herrn Gauck ernst nehmen und uns der schrecklichen Realität stellen, dass wir einen Traum von einer Obrigkeit träumen, die es gut mit uns meint.
Unter dem Thema „Deutsche Verantworung“ finden wir in der Zeit eine ganze Reihe Politiker, die zu der Debatte um die Äußerungen des Herrn Gauck Stellung beziehen – zum Beispiel Nils Annen, der noch 2013 gegen Bundeswehreinsätze im Ausland war:
Wir Jusos waren damals sehr kritisch, haben den Einsatz aber nicht pauschal abgelehnt. Ich bin stark von der Friedensbewegung geprägt, habe meine Position jedoch seitdem weiterentwickelt. Bis ich 2005 in den Bundestag kam, hatte ich keinen Kontakt zur Bundeswehr. Inzwischen habe ich sie mehrfach besucht, in Afghanistan und im Libanon. Die Leistung unserer Soldatinnen und Soldaten hat mich beeindruckt. Wir haben eine sehr professionelle, demokratische Armee, die wir unter teils sehr schwierigen Bedingungen in gefährliche Einsätze geschickt haben. Sie macht einen guten Job.
Der Job ist: Menschen töten, die die Politik zum Abschuss freigegeben hat – um das mal ungeschönt auszusprechen. Den Satz – mit entsprechend historisch bedingten Modifikationen – hätte auch Heinrich Himmler aussprechen können. Ja, ich weiß: das ist ein Nazivergleich und der Spiegel belehrt uns aktuell wieder mal darüber, dass die Zeit des Dritten Reiches einfach unvergleibar weit außerhalb der Realität zu sein hat – ich möchte hier aber auch nur demonstrieren, dass der Satz keinerlei Inhalt hat – und keine moralischen Grenzen kennt.
Fährt man hin in ein fremdes Land, sieht, dass dort die eigenen Soldaten unter schwierigen Bedingungen einen guten Job machen (ich glaube: noch nie hat ein Soldat Krieg als „unschwierig“ und „leicht“ empfunden – siehe z.B. Svenja Goltermann „Die Gesellschaft der Überlebenden, Deutscher Kriegsheimkehrer und ihre Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg, Pantheon-Verlag März 2011), wird der „Krieg“ dadurch noch nicht „gut“.
Ebensowenig erkärt es, warum Nils Annen so plötzlich „seine Position weiterentwickelt hat“.
Vielleicht verstehen Sie jetzt meine lange Vorrede. Ich kann aufgrund meiner beruflichen Prägung kaum etwas anderes sehen, als das hier Menschen hinter den Kulissen wirken, die aktiv Kriegslust predigen – was sich in dem Abstimmungsverhalten und der Meinungsänderung der Abgeordneten wiederspiegelt. Mag mein Fehler sein … aber ich habe eben auch Anhaltspunkte dafür, dass mein Verdacht nicht unbegründet ist. Lauschen wir weiter den Informationen, die Politiker in der Zeit-Reihe zur „deutschen Verantwortung“ bringen. Was das deutsche Volk will, erfahren wir von Paul Schäfer von den Linken – siehe Zeit:
Richtig ist freilich auch, dass nur 13 Prozent der Befragten mehr Militäreinsätze wünschen, vier Fünftel sind dagegen. Darin drückt sich zum einen aus, dass die Deutschen – immer noch geprägt durch unsere Kriegsgeschichte im 20. Jahrhundert – die Anwendung militärischer Gewalt grundsätzlich verabscheuen. An dieser pazifistischen Grundstimmung, die sich offenkundig in das Kollektivbewusstsein eingegraben hat, kann ich nichts Schlechtes finden. Oder wollen wir zu denjenigen gehören, die nichts aus der unheilvollen Geschichte des letzten Jahrhunderts gelernt haben?
Ebenfalls in der Zeit: die Grünen-Politikerin Agnieszka Brugger – die die Erfahrungen zum Afghanistaneinsatz ganz anders „weiterentwickelt“ hat:
Ich habe diesen Einsatz scharf kritisiert, weil er sich über die Jahre sehr verändert hat. Begonnen hat er als Absicherung des Wiederaufbaus und von Entwicklungshilfe. Darauf ist dann immer mehr die offensive Bekämpfung von Aufständischen geworden, verbunden mit einer hohen Zahl ziviler Opfer. Das hat dazu geführt, dass die afghanische Bevölkerung den Einsatz immer kritischer gesehen hat und die Aufständischen immer mehr Zulauf bekommen haben. Diese Art des militärischen Engagements hat definitiv zur Verschlechterung der Lage beigetragen, die Grünen haben daraufhin diesem Einsatz nicht mehr zugestimmt.
Wir sehen also: die Deutschen haben gar keine Kriegslust. Wir sehen auch: die Militäreinsätze führen zu einer Verschlechterung der Lage, obwohl (oder gerade weil) „die Soldaten einen guten Job“ machen.
Nun – der oben zitierte Rupert Polenz ist da anderer Meinung wenn er uns über den „schrittweise herausgebildeten Konsens im Bundestag“ berichtet, aber es unterläßt, uns über die Methoden aufzuklären – die ich aus meiner Zeit in der Pharmaindustrie gut kenne: Vorträge, Reisen, Studien (Umfragen), „Round Tables“, „Advisory Boards“, Beraterverträge … so „verkauft“ man Ideen. Kennen Sie übrigens den Hintergrund zu Herrn Polenz? In den Kommentaren zu seinem Artikel befindet sich auf Platz 1 mit 43 Leseempfehlungen eine Beschreibung seiner Aktivitäten:
Polenz ist Mitglied im Beirat der Atlantischen Initiative:
Der Verein betreibt die Online Think Tank Atlantic Community, den Blog Deutschlands Agenda und gibt die Global Must Reads heraus.
Neben Atlantic Community, Global Must Reads und Deutschlands Agenda erstellt die Atlantische Initiative in unregelmäßigen Abständen Studien (u. a. für das Auswärtige Amt)[26] und macht Veranstaltungen[27], die unter anderem zusammen mit dem American German Business Club durchgeführt werden.[28]
Außerdem werden Umfragen für die NATO[29] und andere Organisationen erstellt.[30]
In 2010 führte die Atlantische Initiative gemeinsam mit der BILD Zeitung eine Feldpost Aktion für Bundeswehrsoldaten im Auslandseinsatz durch, in deren Rahmen BILD Lesen ihre Grüße an die Soldaten übermittelten.[31] Eine Zusammenfassung der Briefe wurde direkt an die Stützpunkte der Bundeswehr im Ausland geschickt.[32]
Nun… wessen Agenda verfolgt Polenz wohl…?
Ich fand diese Informationen aufschlussreich. Leider teilen die Meinung nicht alle – die REDAKTION DER ZEIT sah sich gezwungen, einzuschreiten:
Anmerkung: Bitte äußern Sie sich zum Thema und verzichten auf Beiträge, die als provozierend oder hetzerisch verstanden werden. Kommentare wie diesen werden wir ansonsten entfernen. Die Redaktion/dj
Leider kann JEDE KRITISCHE MEINUNGSÄUSSERUNG als KRITISCH und HETZERISCH verstanden werden. Der Kommentator hat lediglich eine klassische geisteswissenschaftliche Technik angewendet und herausgearbeitet, wie der Autor Polenz „im Leben steht“ – mehr nicht.
Wenn das in Deutschland im Jahre 2014 sofort Zensurdrohungen auslöst … dann sollten wir uns den Satz des Bundespräsidenten nochmal ins Gedächtnis rufen:
Es würde „immer noch der Traum von der Obrigkeit geträumt, die es gut mit uns meint und in deren Obhut wir uns gefahrlos begeben können“.
Und wir sollten uns ernsthaft die Frage stellen: wer regiert hier wirklich?
Samstag, 31.5.2014. Eifel. Was das heutige Thema angeht, kann ich es mir persönlich sehr einfach machen: ich beziehe mich auf den Ausspruch der höchsten Autorität in dem Kulturkreis, in den ich eingebettet bin: DU SOLLST NICHT TÖTEN. Die Autorität nennt sich „Gott“ und ist die höchste denkbare Instanz im gesamten Universum – also schon ein Schwergewicht im Reiche der Ideen. Ist also kein Problem für mich, wenn man wieder „zu den Waffen gerufen“ wird zu sagen: „Hey, danke, würde ja gerne, erschieße wirklich leidenschaftlich gerne fremde Männer im Ausland – wunderbares Jagderlebnis – doch leider sagt Euer Gott dazu konsequent nein!“. Es gibt zu diesem Nein auch kein „aber“. Keine Ausnahmen. „Töten verboten“ steht am Eingang dieser Welt und verpflichtet die Menschen zum friedlichen Miteinander. Da ich nun kein sonderlich gläubiger Mensch bin, habe ich dieses Gebot auch mit der Vernunft kontrolliert und festgestellt: nicht zu töten ist außerordentlich vernünftig – und ganz wichtig für das Funktionieren von Markt und Handel. Schon schlau, dieser Gott.
Nun gibt es Menschen, die das Töten zu ihrem Beruf gemacht haben. Profikiller, sozusagen. Wir nennen sie „Soldaten“, wie ich höre, wurden ihre Waffen sogar von Priestern gesegnet. Früher mussten sogar alle eine Ausbildung zum Killer durchlaufen, für den Fall, dass die Regierung unseres Landes mal Probleme mit der Regierung eines anderen Landes bekam, Probleme, die sich nur durch das gegenseitige kompromisslose Töten der Jugend aus der Welt schaffen ließen. Erinnert zwar an „Neandertal“, ist aber heute noch gängige Politik. Nichts anderes bedeutet die aktuelle „scharfe Warnung“ des US-Verteidigungsminister Chuck Hagel an China (siehe Spiegel): „Wenn ihr nicht tut was WIR wollen, werden wir unseren jungen Menschen erlauben, eure jungen Menschen umzubringen“.
Gut, so formuliert würde das nie durchs Parlament gehen – aber dafür spielt man halt gerne mit anderen Worten, die sich harmloser anhören, aber genauso tödlich sind – oder auch einfach nur gelogen.
Ein Beispiel? Der Kosovokrieg, erster Kampfeinsatz deutscher Soldaten seit den Angriffskriegen des Dritten Reiches – die allgemein als verdammenswert gelten. Was wollten deutsche Soldaten dort? Einen Holocaust verhinden. Fakt jedoch war: die Nato (und die deutsche Bundesregierung) haben damals einen völkerrechtswidrigen Krieg vom Zaun gebrochen (siehe Süddeutsche) – einen Krieg, in den das deutsche Volk durch Lügen und Täuschungen des Verteidigungsministeriums hineingetrieben wurde (siehe: Panorama vom 18.5.2000) – was aus den teilnehmenden Soldaten schon irgendwie Verbrecher macht … die selbstverständlich persönlich keine Verantwortung übernehmen, weil sie nur ihre Befehle befolgt haben.
So hatte die Wehrmacht ihre Kriegsverbrechen auch gerechtfertigt – die Deutschen können sich daran erinnern.
„Der Soldat“ rückt jetzt gerade wieder in den Fokus der Politik – allerdings nicht als Täter mit Verantwortung, sondern als armes, verfolgtes, schützenswertes Wesen, dem großes Unrecht getan wird.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: ich kenne persönlich einige Soldaten. Habe welche im Bekanntenkreis, im Verein, in der Familie. Im Vergleich mit Investmentbankern außerordentlich begrüßenswerte Zeitgenossen: sozial engagiert, hilfsbereit, gemeinschaftsfähig – keine Spur vom rechtsradikalen soziopathischen Massenmörder, der raubend, plündernd, mordend und vergewaltigend durch die Nachbarländer zieht. Ich kenne so auch verschiedene Motivationen, sich freiwillig zur Armee zu melden: Gratisführerscheine, Lagerfeuerromantik, klare Befehlsstrukturen und niedriges intellektuelles, soziales oder berufliches Anforderungsprofil gehören dazu, auch die Leute, deren Lebensmotto „Ich bin nichts, ich weiß nichts, ich kann nichts“ ist, finden dort einen sicheren Hafen, in dem sie versorgt sind … so jedenfalls war es früher. Einige flohen auch sogar extra vor der freien Marktwirtschaft dahin, deren rauhes Klima ihnen nicht gut tat – dagegen war das Leben in der Armee wie im Sozialismus geregelt: man bekommt sein Essen, seine Kleidung, seine Befehle und braucht selber nichts mehr zu tun.
Mich wundert es also nicht, dass „Soldaten“ in Deutschland einen schlechten Stand, ein schlechtes Ansehen haben (siehe Welt) – einen so schlechten Stand, dass sie unter Artenschutz zu stellen sind. Irgendwie auch zurecht, denn Soldaten sind auch nur Menschen. Andererseits – ist es eine großartige kulturelle Leistung des deutschen Volkes, ihren Profikillern die Anerkennung zu entziehen. Hut ab: das ist schon mal ein Schritt weiter – wahrscheinlich hat man nicht vergessen, wie Bundeswehrsoldaten anläßlich des G-8-Gipfels in Heiligendamm ein Genmaisfeld vor den Bürgern bewachten … und Lärmterror gegen den Souverän des Landes durchführten (siehe Spiegel): die Leute kriegen so etwas mit, man redet miteinander – und braucht sich über seinen schlechten Ruf wahrlich nicht zu wundern.
Ach ja, „Profikiller“ …. schon wieder das böse Wort. Wir formulieren das lieber anders … auch, um die Bezahlung möglichst niedrig zu halten. Hören wir zum Beispiel Frau von der Leyen zu, die aktuell für die Bundeswehr wirbt – siehe Spiegel:
Die Bundeswehr muss einer der „attraktivsten Arbeitgeber Deutschlands“ werden. Nur wenn die Truppe bessere Bedingungen als jetzt biete, könne sie am Arbeitsmarkt noch genügend Soldaten für schwierige internationale Einsätze wie in Afghanistan werben, meint die frühere Arbeitsministerin.
„Es ist keine Frage der Gemütlichkeit, sondern der Wertschätzung. Wir verlangen viel von unseren Soldatinnen und Soldaten, mehr als andere Arbeitgeber. Also müssen wir ihnen auch mehr bieten. Nur so kommen auch verantwortungsbewusste und vielseitige Menschen zur Freiwilligenarmee Bundeswehr. Wir wollen die besten Männer und Frauen, die ein Jahrgang zu bieten hat. Nur unter optimalen Arbeitsbedingungen können sie das leisten, was wir von ihnen erwarten.“
Was wird erwartet? Das professionelle Töten von Menschen.
Absurderweise sind nach jedem Amoklauf in Deutschland die Kommentarspalten voll von Meinungen gegen böse Videospiele, in denen das Töten von Menschen gebübt werden könnte – aber niemand nimmt groß Anstoß daran, dass wir hunderttausende Menschen für das echte Töten von Menschen ausbilden. Verrückt, oder? Und das in einer Kultur, in der „Du sollst nicht töten“ noch mal deutlich präzisiert wurde durch „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ – da wird selbst Notwehr zum Problem.
Aber wenn man wieder Weihnachten an der Front verbringen muss und nicht im trauten Kreis der Familie – dann ist das Geschrei groß, so groß, wie es war, als der Satz „Soldaten sind Mörder“ gesellschaftsfähig wurde (siehe Wikipedia), interessant auch die damalige Begründung der Staatsanwaltschaft, die Anklage wegen „Volksverhetzung“ geführt hatte.
Die Staatsanwaltschaft vertrat mit Hilfe der von der Bundeswehr gestellten Sachverständigen, eines Generals und eines hohen Ministerialbeamten, die Auffassung, dass die Bundeswehr alleine den Auftrag der Abschreckung und unmittelbaren Landesverteidigung zu verfolgen habe, niemals aber Krieg außerhalb der Bundesrepublik führen werde.
Waren das noch niedliche Zeiten, oder? Dreissig Jahre später sind deutsche Soldaten in der ganzen Welt verstreut – weshalb absurderweise heute die Politik selbst im Geiste der damaligen Argumentation der Sachverständigen der Bundeswehr Soldaten zu Mördern erklärt – potentiellen Mördern.
Klar – ich verstehe die Aufregung, die Erniedrigung und Entwürdigung, die mit dieser Einstellung für Soldaten verbunden ist – aber in einer christlichen Kultur gibt es dazu keine Alternative. Die hat ein anderes Gesellschaftsmodell gepredigt, eines, das für Handel und Wohlstand gesorgt hat. Hätten wir uns alle immer daran gehalten: wir würden heute kleine Götter sein, die in ihren eigenen paradiesischen Gärten wohnen.
Wir haben uns aber anders entschieden.
Klar würde ich auch einschreiten, wenn einer meine soldatischen Bekannten als Mörder bezeichnet würde: die kenne ich persönlich, für die könnte ich bürgen. Ebenso dafür, dass sie eine Ausbildung zum Profikiller durchlaufen haben, die sie dazu befähigt, möglichst viele Menschen ohne eigenes Risiko ins Jenseits zu befördern – und sehe ich sie aus den Augen der unpolitischen Mütter der Gefallenen, so würde ich mir wünschen, sie würden vorher zu Besinnung kommen.
„Stell´ Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin“ – so lautet die einfache Lösung aller menschlichen Kriege. Gäbe es keine Soldaten, die die Befehle von Politikern ausführen würden, gäbe es solche völkerrechtswidrigen Kriege wie im Kosovo gar nicht – und ich als Steuerzahler müßte nicht mit der Bürde leben, den Tod Unschuldiger verantworten zu müssen, weil ich ihn mit finanziert habe … ebenso müßten die Soldaten mit der Tatsache leben, dass sie mitgeholfen haben, dass Völkerrecht zu brechen.
Nach dem Willen der intellektuellen medialen Elite in Deutschland sollen die Entwicklungen aber wieder in eine ganz andere Richtung gehen, siehe FAZ:
Ein Vierteljahrhundert später jedoch erwarten nicht nur Deutschlands Nachbarn im Westen, dass es der Verantwortung gerecht wird, die ihm aus seiner Lage, seiner wirtschaftlichen Stärke und der mittlerweile erlangten politischen Führungsrolle erwachsen ist. Deutschlands Entscheidungen beeinflussen maßgeblich den Gang der Dinge in Europa. Auch der Entschluss, sich aus allem herauszuhalten, hätte schwerwiegende Folgen: Er würde zu Zweifeln an Deutschlands Zuverlässigkeit und Berechenbarkeit, zu einer Verunsicherung der Nachbarnationen und zu einer Destabilisierung des ganzen Kontinents führen. Das bis zur Bewunderung reichende Verständnis, das einem Autokraten wie Putin in Deutschland entgegengebracht wird, lässt schon jetzt die Nachbarn danach fragen, ob die Deutschen denn noch wüssten, wo sie hingehörten – weltanschaulich, politisch, kulturell.
Viele große Worte, oder? Ich kann die übersetzen, die wurden nämlich schon mal geäußert. Was einer der Herausgeber der FAZ hier zu Papier brachte, entspricht dem, was im Jahre 1900 zu einer großen Alllianz von Russland, Japan, Österreich, Frankreich, England, den USA und Deutschland geführt hatte: „Germans to the front“ – der Einsatz deutscher Soldaten während des Boxeraufstandes in China (siehe Wikipedia) … ein ähnlich „schwieriger internationaler Einsatz“ – um mit Frau von der Leyens Worten zu reden – wie ihn die Bundeswehr im Kreise der Alliierten gerade in Afghanistan führt – wo auch schon mal hundert Zivilisten (auch Kinder) bei lebendigem Leibe verbrannt wurden (siehe Wikipedia).
„Krieg“ ist halt kein Videospiel. Im Krieg wird nicht „Verantwortung wahr genommen“, nicht „maßgeblich der Gang der Dinge in Europs“ beeinflusst oder eine „politische Führungsrolle“ wahrgenommen, im Krieg werden in erster Linie Menschen GETÖTET, das ist die ominöse „Leistung“, die erwartet wird – eine Leistung, für die man jetzt die „Arbeitsbedingungen verbessern“ will.
2012 schrieb der kanadische Ökonom Michael Chossudovsky einige warnende Worte, die 2014 ganz andere Dimensionen berühren:
„Heute herrscht eine Schwarzmalerei vor, die nur zwischen Gut und Böse unterscheidet. Der Öffentlichkeit wird gebetsmühlenartig eingetrichtert: „Wir müssen gegen das Böse in allen seinen Erscheinungsformen kämpfen, um die westliche Lebensweise zu verteidigen“. Wenn ein von den USA unterstützter Nuklearkrieg als „Friedensinstrument“ deklariert und von den internationalen Institutionen und höchsten Autoritäten, einschließlich der Vereinten Nationen, stillschweigend geduldet und hingenommen wird, gibt es kein Zurück mehr: Die menschliche Gesellschaft ist unumkehrbar auf den Weg zur Selbstzerstörung gedrängt worden.
Jetzt ist eine Massenbewegung der Menschen notwendig, die mit aller Macht die Legitimität von Kriegen und die Neue Weltordnung kritisiert – eine weltweite Volksbewegung, die Krieg zum Verbrechen erklärt“.
(aus: Chossudovsky Das Szenario eines Dritten Weltkrieges, Kopp 2012, Seite 126).
Die Kriege der Stammesvölker, die oft für den Beleg der Kriegshaftigkeit des Menschen herhalten müssen, waren Kinderkram gegen das, was „demokratische Staaten“ sich gegenseitig antun. Dort war noch derjenige der Held, der die meisten Feinde mit dem „Coup-Stab“ berührte – der Wunsch zu töten war eher die Ausnahme. So was haben wir auch hier in der Eifel … wenn der Maibaum im Schutze der Dunkelheit aus dem Nachbarort geklaut wird. „Fußball“ reicht aber auch hier als „Kriegsform“ völlig aus, um den Bedürfnissen der jungen Männer gerecht zu werden. Der Kampf gegen „das Böse“ jedoch … der verlangt ganz andere Dimensionen.
Der verlangt Vernichtung. Chossudovsky hatte noch den Iran als Konfliktherd im Auge – mitlerweile ist das ein ganz alter Hut: Russland ist als Feind ins Visier geraten. Aktuell verlangt die USA den Abzug russischer Truppen aus Russland – was früher als Witz gegolten hätte, geht heute widerspruchslos durch die Nachrichtenwelt (siehe Spiegel). Was wäre der Aufschrei groß, wenn Russland den Rückzug von Natotruppen von seinen Grenzen fordern würde – tun die aber nicht.
Was meinen Soldaten dazu? Hören wir den Arbeitskreis Darmstädter Signal:
Die NATO, deren ursprünglicher Zweck die kollektive Selbstverteidigung ihrer Bündnispartner gegen potentielle militärische Aggressionen durch Drittstaaten, insbesondere die Mitgliedsländer der Warschauer Vertragsorganisation (WVO) war, hat sich in den mehr als 60 Jahren seit ihrer Gründung im Jahre 1949 grundlegend gewandelt. Nach dem Ende des Kalten Krieges, der Auflösung der WVO und dem Zusammenbruch der Sowjetunion hat sich die NATO durch die vereinbarungswidrige Einbeziehung ehemaliger Ostblockstaaten weiter in Richtung Russland vorgeschoben sowie mehr und mehr zu einem global agierenden Instrument westlicher Außenpolitik entwickelt. Die im Artikel 1 des Nordatlantikvertrages eingegangene Verpflichtung, “in Übereinstimmung mit der Satzung der Vereinten Nationen jeden internationalen Streitfall … auf friedlichem Wege .. zu regeln”, wandelte sich zu einer Praxis wachsender Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten bis hin zur militärischen Intervention. Die NATO erweist sich damit womöglich weniger als Garant denn als Störer des Weltfriedens.
Da reden Soldaten. Soldaten, die sich bewusst sind, das nach dem Zweiten Weltkrieg das Konzept der Abschreckung die einzige Existenzberechtigung einer Armee war, Soldaten, denen bewusst war, dass der Krieg und die Politik sie schnell zu Mördern machen können, zu Verbrechern, zu Menschen, die Unrecht tun … wie jene deutschen Soldaten, die dachten, sie würden im Kosovo gute Arbeit leisten anstatt einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg zu führen.
So wie sich die Nato ändert, ändert sich auch das Bild des Soldaten in Deutschland. Zeit, sich mal wieder die Frage zu stellen, ob Soldaten Mörder sind … denn inzwischen sind wieder tausende von ihnen ganz nahe dran, welche werden zu können. Ich finde, sie haben eine Chance verdient, sich über das Thema mal Gedanken machen zu dürfen. Immerhin werden sie es sein, die im Schützengraben zwischen den abgerissenen Gliedmaßen ihrer Kameraden wieder zu „gläubigen Menschen“ werden … wenn ich dem Satz trauen darf, dass es im Schützengraben keine Atheisten gibt.
Ich finde, sie haben auch das Recht darauf, schon vorher zu erfahren, dass man von himmlischer Seite aus – ganz gegen die lange gelebte Praxis der Kirchen – keinerlei Verständnis fürs Töten hat: „Du sollst nicht töten“ enthält nichts Kleingedrucktes mit Ausnahmeparagraphen – und möglicherweise erhalten sie als Antwort auf ihre Klagegebete nur diesen Satz … inklusive eines Bildes der goldenen Nahkampfspange, die sie sich durch „harte Arbeit“ verdient haben.
Wer aber nun wirklich meint, das Töten sei unverzichtbar, wer meint, die Modelle zur zivilen Verteidigung moderner Flächenstaaten seien viel zu risikoreich für das eigene Leben (was sie sind – aber sie ersparen einem, zum Mörder zu werden … man braucht nur sehr viel Mut dafür), dem sollte man das mittelalterliche Modell empfehlen: man bestimmt – extra zum Schutz der Zivilbevölkerung – einen Ort der Austragung, der streng eingegrenzt wird. Dort können sich alle die niederschießen, die meinen, ohne Tote geht es nicht: so eine Art Fußball mit scharfen Waffen.
Ist aber auch risikoreicher als Bomben auf Zivilisten zu werfen – oder mit Kampffliegern im Tiefflug Demonstranten zu ängstigen.
Man sollte sich zudem wirklich mal Gedanken darüber machen, warum man eigentlich im Frieden keine Menschen töten darf – auf Kommando dann aber doch.
Und was das aus einem machen kann.
Die „besten Männer und Frauen, die ein Jahrgang zu bieten hat“, haben ein Recht auf diese Diskussion – bevor die überall verteilten Eingeweide ihrer Kameraden für überraschende Übelkeit sorgen.
Montag, 24.3.2014. Eifel. Na – Sie sind aber leicht steuerbar, nicht wahr? So einen Untertan wie Sie hätte ich gerne: devot, immer sprungbereit, neue Befehle zu empfangen – und dann auch noch voller geheuchelter Freude fortlaufende Kürzungen der Lebensqualität hinnehmen: einfach Klasse. So wünscht man ihn sich, den Bürger, so wird er auch im Hintergrund der medialen Dauerberieselung immer dargestellt: in Krimis, Fernsehserien oder der Werbung. Ja – das macht man heute indirekt. So wurde ja auch die Jugendrevolte der ´68er gründlich ausradiert – und alle folgenden durch gezielt platzierte Rollenvorbilder und ein paar dicke Geldpreise für Gesang, Tanz und Laufstegswanderungen für immer und ewig unmöglich gemacht. Ja: „teile und herrsche“ – der Spruch führt direkt zu einer Show, wie „Wer wird Millionär“. Da verschenkt man eine Million für das Abfragen zweitklassigen Sachwissens und legitimiert so zum erstenmal die Schulbildung (zur Freude jeden Lehrers), da hat dann jeder das Gefühl: wir sind dabei! Die Welt ist doch gerecht!
Und es kommt ja auch nur auf das Gefühl an. Und Gefühle kann man gezielt steuern – von Außen. Macht jeder Werbepsychologe, wird aber in Untertanenkreisen recht selten thematisiert. Ja, was meinen Sie denn, warum die Parteien der großen Koalition immer noch so viele Stimmen bekommen, obwohl das Volk gegen Genmais, gegen den Einsatz deutscher Truppen im Ausland oder gegen die Kriminalisierung der Arbeitslosigkeit ist? Nun – die wollten ja auch nicht für Bankenpleiten oder Superboni zahlen – und müssen das trotzdem. Die müssen auch hinnehmen, dass zwei Euro Kindergelderhöhung gestrichen wurden, um damit 800 Euro Diätenerhöhung zu bezahlen. Na ja – Diäten sind gesund, dafür zahlen die Kinder sicher gern. Alles ein Erfolg gezielter Manipulation von Gefühlen.
Warum machen die eigentlich nicht den Maidan in Berlin auf? Ich meine: wir haben doch jetzt gesehen, dass man korrupte Regime nur mit Waffengewalt aus dem Amt jagen kann – und alle westlichen Regierungen haben das gut geheißen. Der Einsatz von Gewalt gegen Regierungen scheint also im Prinzip nicht mehr so verpönt zu sein, wie es noch vor ein paar Jahren war – jedenfalls seitens der Regierung. Trotzdem bleibt das Volk daheim, süchtelt sich von Show zu Show und träumt von besseren Zeiten.
Wie kriegt man so etwas nur hin?
Dazu gibt es viele Antworten, ich möchte hier nur eine davon erläutern, die mir zu selten zur Sprache kommt: der Terror der Schuld.
Schuld? Sie fühlen sich nicht schuldig? Wirklich nicht?
Schon mal aus dem Fenster geschaut, direkt vor die Haustür? Ja – da steht eine gelbe Tonne. Und eine blaue – neben der alten grauen. Haben Sie keinen Komposthaufen, dann haben Sie wahrscheinlich noch eine grüne oder braune Tonne. In der Eifel hat man noch Komposthaufen: Nahrungsmittel sind halt im Prinzip zu wertvoll, als dass man sie nutzlos verbrennen sollte.
Warum stehen die Tonnen da?
Nun – weil SIE SCHULD HABEN! Artensterben, Waldsterben, Mutterbodenschwund, Giftfluten in jeder Form: DAS WAREN SIE! Lernt man in jeder Schule von klein auf. Früher, da haben Sie nur Juden, Andersdenkende und Andersartige vergast, heute vernichten SIE den ganzen Planeten.Diese Schuld müssen Sie jetzt abarbeiten. Die Unternehmen und Regierungen, die das Versorgungssystem so umgebaut haben, dass es nur noch mit der Produktion von irrsinnigen Mengen an Verpackungsmüll läuft, sind daran völlig unschuldig.
SCHULD – das ist auch eine besonders deutsche Qualität. Wichtiger als die Lösung des Problems ist die Frage, wer Schuld daran hat. Hat man den gefunden, kann man den auf dem Scheiterhaufen verbrennen und der böse Fluch ist vom Dorf genommen – das war schon eine Eigenart der alten Germanen.
In den Managementseminaren der neunziger Jahre hatte man uns beigebracht, dass wir unser deutsches Denken ändern müssen. SCHULD sei doof, wurde dort gepredigt. Man hielt uns an, nach Japan zu schauen: dort wurde nicht der Schuldige bestraft, sondern gemeinsam mit ihm das Problem gelöst: das hatte sich als betriebswirtschaftlich viel effektiver erwiesen. Ich hatte mich zwar eher an andere Eigenarten der japanischen Kultur erinnert („Harakiri“ – bei Versagen), war aber offen für die neue Botschaft.
Immerhin: wo findet man in Deutschland schon Menschen, die sich nach einem Autounfall zusammensetzen und sich überlegen, was sie gemeinsam tun können, um den Prozessablauf im Straßenverkehr so zu optimieren, dass ihnen das nie wieder geschieht? Eher hat man doch zwei Schreihälse am Ort, die sich gegenseitig die Schuld zuschieben … als würde das die toten Beifahrer wieder lebendig machen.
Ebenso sollten wir nach den USA schauen: hatte dort jemand eine Firma vor die Wand gefahren, galt er als „erfahren“ und „besonders wertvoll“. Schraubt man sein schuldsüchtiges Deutschsein etwas zurück, merkt man schnell: da ist was dran. Sicher hat der Pleitier dies nicht gern getan – aber dafür wertvolle Erfahrungen gesammelt, die vielen anderen großen Nutzen bringen können … und ihm selbst erlauben, bei der nächsten Firmengründung umsichtiger und damit viel erfolgreicher zu agieren. So agieren „Winner“, so sagte man mir damals, während die altdeutsche Strategie eher die der „Looser“ war.
Ja, wir hatten damals noch keinen sozialdemokratischen „Niedriglohnsektor“, der den Konzernen erlaubt, trotz mieser Waren, schlechtem Service und elendig überzogener Spitzengehälter Supergewinne an Aktionäre auszuschütten. Damals hatten die Bundestagsabgeordneten ja auch noch nicht die Superultraluxusdiäten, mit denen sie am Aktienmarkt so richtig dick einsteigen konnten – auf Kosten der Minderversorgung des deutschen Nachwuchses.
Und wissen Sie, warum Sie so devot sind, so klein und miserabel?
Weil Sie SCHULD haben. Einen riesigen Batzen. Nicht nur ökologisch – auch sonst. Ihre Ansprüche an den Staat zum Beispiel: kaum auszuhalten. Wie eine Kuh würden Sie ihn melken, wenn man Sie nicht davon abhalten würde. Kein Wort mehr davon, das alles Geld des Staates eigentlich IHNEN gehört, dass sie stolz hervortreten und das Berliner Räuberpack auf besseren und sinnvolleren Einsatz IHRES Geldes verklagen sollten. Nein – SIE SIND SCHULD … wenn Sie von den 50% Steuern, die Sie real schon zahlen, ein wenig wieder haben wollen – für ihre Kinder, zum Beispiel.
Oder Ihre Ansprüche an die Wirtschaft. Die bieten ihnen wertvolle Arbeitsplätze, die Ihrem Leben Struktur geben … und Sie wollen das auch noch BEZAHLT haben: wie undankbar. Also: SCHULDIG!
Hunger in der Sahara? SIE SIND SCHULD – alles andere ist Verschwörungstheorie.
Stau auf der A1? IHRE SCHULD. Immerhin: wer steht denn da drin, in dem Stau?
Krieg auf der Krim? IHRE SCHULD – Sie haben den Putin zu positiv beurteilt.
Hunger? Durst? Kalt? Oh man, was sind Sie für ein Weichei! Und schuldig – wegen Ihren Mangelgefühlen leidet der ganze Planet.
Krankheit? SELBST SCHULD – falsch gegessen, falsch bewegt, falsch gedacht. Das Ägypter die Plage Krebs mangels Umweltgiften kaum kannten, erfahren Sie nur durch Projekte, die jenseits des Mainstream im Sumpf der Verschwörungstheorien blühen und die falschen Schuldigen suchen: Konzerne, Labore, Regierungen.
Deshalb haben wir hier auch so eine besondere Rezeption des Christentums: die hatten gleich eine URSCHULD – das kam der germanischen Mentalität sehr entgegen. Während man in den USA zum Gottesdienst fröhlich singt und tanzt wird hier BEREUT. Da ist der Deutsche stolz drauf, das macht er jedesmal, wenn er seinen Joghurtbecher spült und ihn danach – gleich einem sakralen Akt – in den besonderen Mülleimer trägt.
Das Sie nie ihre Zustimmung zur Produktion von Joghurtbechern in Plastik gegeben haben, die 4000 Kilometer zurücklegen, bis sie auf seinem Tisch landen … das gehört in den Dunstkreis der Verschwörungstheorien, die beständig hinterhältig und gemein versuchen, von den wahren Schuldigen abzulenken: IHNEN und ihren Genossen! Ihnen wäre auch klar, dass der Aufwand ein keinem Verhältnis zum Ertrag steht, aber dank staatlicher Subventionen für die Transportindustrie rentiert sich das … auf Ihre Kosten. Ebensowenig hätten Sie für den lebensgefährlichen Wechselstrom gestimmt, der nur für die Industrie sinnvoll war und unzählige Leben gekostet hat, während der harmlosere Gleichstrom völlig in Vergessenheit geriet.
Wahrscheinlich wären Sie auch nie in irgendeine Art von Krieg gezogen. Da Sie aber SCHULDIG sind, wird dies zu ihrer heiligen, staatsbürgerlichen PFLICHT.
Achten Sie mal darauf, wie oft Sie täglich die Botschaft vernehmen, dass SIE SCHULD SIND!
Jedesmal, wenn Sie den Müll trennen, merken Sie: eigentlich nur Mist, was ich da produziere. Jedesmal, wenn sie billig einkaufen, wissen Sie: Sie schaden der deutschen Wirtschaft. Jedes Mal, wenn Sie Ihren Lohn erhalten, wissen Sie: damit schade ich der Rendite der Anleger. Jedesmal, wenn Ihnen Blähungen entfleuchen, wissen Sie: Sie schaden dem Klima – oder dachten Sie etwa, was für eine Milliarde Kühe gilt, gilt nicht für sieben Milliarden Menschen?
Damit nicht genug: sie werden auch noch krank und produzieren so KOSTEN. Nicht Lärm, Gifte in Nahrung, Wasser und Luft, Käfighaltung oder lebenslänglich unnatürliche Bewegungsmuster ruinieren ihre Gesundheit, sondern SIE selbst, einfach, weil sie DA SIND!. Zum Schaden von Arzthonoraren und Pharmaprofiten. Wenn Sie elendiger Wicht doch wenigstens mehr Steuern zahlen würden, mehr Beiträge, höhere Preise – ja, dann könnte man sie wenigstens als halbwegs nützlich anerkennen: aber selbst dazu sind Sie zu schlecht … also: SCHULDIG.
An wirklich ALLEM!
Und wir glauben das. Deshalb machen wir keinen Maidan in Berlin – wir haben das ja alles verdient. Wir bräuchten ja auch gar nicht schießen – so zivisiert darf man ja wohl noch sein – wir bräuchten Ärzte, Politiker, Manger und Wissenschaftler nur mal kräftig daran zu erinnern, dass sie für LEISTUNG bezahlt werden … und nicht für die Produktion von Schuldgefühlen.
Die kriegen GELD … und zwar VIEL GELD … für die Lösung von Problemen – nicht für die möglichst billige Massenproduktion von Problemen.
Manager sollen die Versorgung der Gemeinschaft optimieren, so dass niemand Not leiden braucht.
Politiker sollen für den gerechten Ablauf der Verwaltung sorgen – und dafür, dass niemals so ein sinnloses Ekelprodukt wie ein Joghurtbecher mit Langstreckenkilometerleistung auf meinen Tisch kommt.
Ärzte … sollen HEILEN und nicht behandeln – BEHANDELN kann auch der Quacksalber mit Räucherstäbchen und Klangtherapie … zu deutlich geringeren Kosten.
Und Wissenschaftler sollen vor den Gefahren des Straßenverkehrs warnen, noch bevor der erste Benzinwagen erfunden wird, sie sollen die Gefahren des Reichtums aufzeigen, anstatt den Räubern ständig neue Waffen zu schenken und die Gefahr der Verstädterung des Planeten, anstatt die Folgen jenes krank machenden Siedlungskultes mit immer neuen Tricks zu vertuschen.
Trauen wir uns, selbstbewußt mit diesen Forderungen auf dem Berliner Platz zu stehen … und Staat und Wirtschaft das Geld fortzunehmen, wenn sie keine erkennbare Leistung bringen?
Nein.
Wir haben akzeptiert, dass dieser Planet nur ein einziges Problem hat – nämlich UNS.
Und wir sind der Regierung, der Wissenschaft und der Wirtschaft unendlich dankbar dafür, dass sie uns trotz unsere SCHULD noch mit durchfüttern.
Ist doch so, oder?
Übrigens: Gott … die höchste, denkbare Instanz unserer Kultur, der Chef aller Regierungen, der Eigentümer des ganzen Planeten und Schöpfer aller wissenschaftlichen Wahrheiten hat selbst seinen Sohn als Opferlamm zur Erde geschickt, um mit diesem Schuldzirkus aufzuräumen, der schon zu Zeiten des römischen Imperiums erbärmlichst entartete und in bestialischen Abschlachtungen im Zirkus mündete. Ein Grund, warum praktischer Atheismus auch im Vatikan so hoch im Kurs steht: der Schuldzirkus wäre mit Gottes Kindern sonst nicht erfolgreich durchzuführen.
Wir jedoch – haben uns für die andere Seite entschieden und beteiligen uns täglich selbst an der Verteilung der Schuld, was unter anderem in der Einführung von Hartz IV mündet … weil ja jeder selbst Schuld an seinem Zustand hat, nicht Regierung, Management oder Wissenschaft, die den ganzen modernen Gesellschaftsapparat mit unserem Geld gestalten und durch konkrete Entscheidungen einzelner Individuen in Form gießen.
Die sind natürlich … unschuldig und völlig machtlos, ständig nur bestrebt, unseren erbärmlichen Mangel mit großem Geschick auszugleichen – was ein mehr als fürstliches Honorar nur rechtfertigt.
Und weil wir uns wirklich schuldig fühlen, machen wir dass alles mit, freuen uns drüber und werden sogar als Arbeitslose zu Akteuren des Schuldzirkus … in dem wir den Jobcentermitarbeiter als größten Feind des Universums klar im Visier haben.
So etwas … geht wohl nur in Deutschland.
Samstag, 18.1.2014. Eifel. Hatte ich eigentlich schon mal erzählt, dass ich eigentlich ein Mann der Tat bin – und ziemlich darunter leide, aus gesundheitlichen Gründen nur noch sehr eingeschränkt aktiv sein zu können? Darum war ich auch recht erfolgreich in der Pharmaindustrie – habe in zehn Jahren mein Gehalt vervierfacht … um mal „Erfolg“ messbar zu machen. Ja – die Kunst der Philosophie bringt sehr viel im praktischen Leben, weshalb ich immer wieder verdutzt dreinschaue, wenn ich Menschen begegne, die sich „eine Meinung bilden“, dann „eine Meinung haben“ – und nicht im geringsten verstehen, dass diese Pippi-Langstrumpf-Prinzip (ich mach´ mir die Welt, wie sie mir gefällt) sie auch beruflich, politisch oder gesellschaftlich nicht weit bringt.
Nun ja – Pharmaindustrie ist schon ein lustiges, unterhaltsames Arbeitsfeld – wenn man ständig neue Rekordumsätze schafft. Wer Reisen mag, keine Familie, kein Gewissen sein Eigen, nicht an Morgen denkt, der kann da sehr zufrieden leben – wie alle anderne Auftragskiller. Ja – das ist die dunkle Seite der Interkontinentalreisen: man bringt dafür Leute um. Nicht persönlich – der Arzt erledigt das per Verordnung. Die kriminelle Energie in der Branche ist gewaltig – sieht man auch an den unterschlagenen Firmengeldern, von denen man sich das eine oder andere Leckerli im Bordell gönnt.
Glauben Sie nicht? Ich sollte es selbst tun. Ein Medikament einführen, dass in Europa wegen eventuell tödlicher Nebenwirkungen keine Zulassung erhalten hatte. Die Unterlagen zu den Nebenwirkungen sind sicher nicht mehr auffindbar. Man hatte mir einen Professor als Partner zur Seite gestellt und wir sollten dieses tödliche Medikament an allen öffentlichen Stellen vorbei in den Markt einschleusen … da hätte es dann auch keine staatliche Kontrolle wegen der Todesfälle gegeben. Das war für mich der Moment zu sagen: nein danke. Trotz 6 Kinder und Hypothek. Ich habe dann lieber einen Betriebsrat gegründet, was zu sofortiger fristlosen Kündigung führte. Aber wenigstens brauche ich nicht mit Leichen im Gepäck reisen. Das Medikament ist heute zugelassen, die Daten zur Nebenwirkungen im kardialen Bereich sind nicht veröffentlicht, das Arzneitelegramm rät davon ab, das Mittel irgendjemand anderem als dem Mülleimer in der Praxis anzuvertrauen. Der Mann, der das initiiert hatte, wurde befördert.
Das mag ein Beispiel dafür sein, dass für jeden irgendwann mal der Moment kommt, wo man entschieden „NEIN“ sagen muß – auch wenn es die eigene Versorgung gefährdet. Damit habe ich einige Jahre lang das Leben von Menschen gerettet, die ich nie kennen lernen werde. Jubelgefühle hinterläßt das nicht – für meine Ehe war die Entscheidung wahrscheinlich nicht gut, Frauen, die ihrer Lebensplanung das Versorgungsmodell fest verankert haben, reagieren langfristig nicht gut darauf, wenn diese Versorgung gefährdet wird: aber darum gab uns Gott ja das Gewissen … um auch dann das Richtige zu tun, wenn es total unvernünftig ist.
Dieser Moment der Entscheidung mag aber auch für ein ganzes Volk oder einen ganzen Kontinent kommen, die im Kampf der Systeme den Kürzeren ziehen.
Ab wann steht man auf, sagt: NEIN! und handelt auch danach?
Die Militärs der westlichen Welt rüsten sich schon jetzt für den Kampf gegen die aufständische Bevölkerung und testen die Waffen im Ausland, siehe Neues Deutschland:
»Die Waffensysteme, die vor der Botschaft aufgefahren wurden, habe ich noch nie zuvor gesehen«, berichtet Lorena Delaya von der Nationalen Widerstandsfront eingeschüchtert. »So etwas kennt man höchstens aus Kriegsfilmen.« Die neue Generation der in den USA entwickelten Aufstandsbekämpfungswaffen scheint gerade in ihrer Gesamtheit in Honduras zum Einsatz zu kommen. Apparate, die elektromagnetische Wellen aussenden, sogenannte nicht tödliche »Antipersonen-Mikrowellen-Waffen« und Schallwaffen, die mit einer Maximallautstärke von 150 Dezibel die Hörorgane dauerhaft schädigen können. Außerdem eine perfide Mischung von toxischen Substanzen, die als Gas aus Hubschraubern abgeworfen oder von Wasserwerfern in die Menge geschossen werden.
Das deutsche Frauenhoferinstitut organisiert seit 1998 Symposien über „non-letal-weapons“ – alles auf Englisch, dass der Durchschnittsdeutsche nicht hinreichend versteht. Hören wir uns doch mal ein paar von den Titeln des ersten Symposiums (2001) an:
Safety Evaluation of Pepper Spray as a Police Weapon
Studies on the possible Effects of High Power Microwaves on the Central Nervous System
Influence of Laser Radiation on Man
Schön fand ich den Titel „PsyOps“ – Spiele mit der Wahrheit, die wir jeden Tag in unserem Leben erfahren dürfen:
To evaluate the effectiveness of PsyOps, we conducted three laboratory studies based on a theoretical model of persuasion which is best summed up as “Who says what inwhat channel to whom and with what effect?”
„Auf welchem Wege schleuse ich Legenden über die nicht existente BRD, die Nazi-Basen auf dem Mond und die große jüdische Weltverschwörung in die Widerstandsgruppen, damit die sich am Ende völlig lächerlich machen“ – wäre ein Beispiel. Oder: wie verhindere ich durch gezielte Arbeit an dem Ruf einer Person, eines Nachrichtenmediums oder einer Partei, dass diese Macht und Einfluss bekommen.
Welche Länder arbeiten daran mit?
Die Niederlande, Belgien, Schweden, Deutschland, Italien, Portugal, Tschechien, Frankreich, Großbritannien, Finnland, Norwegen, Österreich, Schweiz und die lupenreine Demokratie Russland. Island, Irland, Spanien, Dänemark, Griechenland, der Balkan und der Rest der Länder des ehemaligen Warschauer Paktes sind nicht daran beteiligt: eine denkwürdige Allianz, die sich dort in aller Öffentlichkeit aber ohne große Aufmerksamkeit gebildet hat.
Treffen sich jedes Jahr wieder, um über Waffen zu diskutieren, die man gegen das eigene Volk einsetzen kann ohne die Infrastruktur oder die Fabriken in Gefahr zu bringen.
Die Methode der PsyOps wird übrigens systematisch von der Pharmaindustrie eingesetzt, um die gesamte deutsche (oder europäische) Ärzteschaft zu steuern … so bekommt man ein Land, dass höchste Erträge bei durschnittlicher Versorgung (sprich: Investment) garantiert. Wen man so etwas einmal erlebt hat, wundert man sich nicht mehr über viele Erscheinungen der politischen Welt, wo man mit kleinen, engagierten Gruppen ebenfalls Riesenerfolge erzielen kann, ohne Wasserwerfern, Giftgas, Mikorwellen, Einkesselungen und aktustischem Terror ausgesetzt zu werden. Auch Bankraub findet ja heute nicht mehr mit Staubtuch im Gesicht und Auto vor der Tür ab: viel effektiver ist die Arbeit über Rettungsschirme der EU – da kassiert man mehr, als man je mit einer Kolonne von Lastwagen wegschaffen könnte.
Eine lange Vorrede – die notwendig ist, um nur halbwegs zu skizzieren, auf welchem Schlachtfeld wir uns gerade befinden. Gegenüber dem 19.Jhd. hat sich da einiges geändert: man marschiert nicht mehr bunt gekleidet in Reih und Glied auf den Gegner zu, um sich dann nach Signal so lange mit Bleikugeln zu beschießen, bis eine Seite wieder zurückmarschiert, noch stürmt man nach Art der Ritter mit gezücktem Schwert auf die Kolonne der Staatsbüttel zu, um die eingekesselten Maiden zu befreien.
Warum die Vorrede?
Ich habe auf eine meiner Fragen eine Antwort bekommen, die ich hier mal zitieren möchte.
„…was wäre zu tun, um das unvermeidliche aufzuhalten…“
1. Redefinition des Rankings der Werte und daraus ableitend gelebte Konsequenz.
2. Erhöhung der Wehrhaftigkeit
3. Angriffsabwehr und Gegenangriff
Danach Reset und Neubeginn, bis zur nächsten Iteration.
Das wird an anderer Stelle sogar weiter ausgeführt:
Eine langfristige Lösung kann es nur durch einen Paradigmenwechsel geben und diesen kann man nur mittels körperlicher Gewalt umsetzen. Das heisst nicht, dass man selbst körperliche Gewalt anwendet (worauf es aber trotzdem und leider in Teilbereichen früher oder später hinauslaufen wird), sondern dass man selbst Ziel von körperlicher Gewalt werden wird und dass man die Kraft hat, dieser lange genug stand zu halten. Das erleben wir derzeit an allen Ecken und Enden: Wer nicht mitmacht, wird weichgeknüppelt.
Und das ist doch genau die Frage, um die es eigentlich geht. Erfolgreiche Revolutionäre wissen das. Findet man bei „gut zitiert„:
Die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen.
Quelle: Worte des Vorsitzenden Mao Tsetung, Peking 1967, S.74; Probleme des Krieges und der Strategie, 6. November 1938; Ausgewählte Werke Mao Tse-tungs, Bd. II
Man komme mir da jetzt nicht mit Ghandi: die Folgen seiner Taten waren die größte Völkerwanderung der indischen Geschichte, mehrere blutige Kriege zwischen Pakistan und Indien – die bis heute nicht beendet sind. Ein Schuß: da war dann Schluß mit Ghandi. Fasten macht nicht kugelfest, noch bewirkt es irgendetwas.
Wer jetzt aber meint, er brauche sofort die Kalaschnikow, um die Verhältnisse zu ändern, dem muss ich leider sagen: zu spät. Die Bundesregierung bringt seit einigen Jahren die Bundeswehr gezielt in Stellung gegen die Bevölkerung – die Wehrpflicht wurde abgeschafft, Organisationsformen zur flächendeckenen Zusammenarbeit mit Behörden, Polizei und Feuerwehr geschaffen (Stichwort: zivil-militärische Zusammenarbeit), sogenannte Sicherungskompanien werden flächendeckend aufgestellt (siehe Bundestag): aus der Sicht eines Militärstrategen bereitet sich die Bundesregierung schon längst auf die Niederschlagung großer Aufstände vor … noch bevor überhaupt jemand in Deutschland daran denken würde, aufzustehen. Wer weiter denkt, wird verstehen, wie sinnvoll es war, den Umbau der sozialen Sicherungssysteme (bzw. ihre Vernichtung) in die Hände eines Oberst der Bundeswehr zu legen … da hat schon jemand sehr weit nach vorne gedacht.
Die scheinen mehr zu wissen, als uns die handverlesenen und sytemgeschulten Bezahljounalisten gerne erzählen wollen – wäre mein Eindruck dazu.
Ob man am Frauenhoferinstitut schon 1998 von der drohenden Immobilienkrise in den USA wußte? In Anlegerkreisen und im Pharmamanagment wußte man es schon – dafür kann ich persönlich bürgen. Heute wissen es „Nicht-Entscheider“ (oder auch: „Konsumenten“) ebenfalls. Und Helmut Schmidt wußte es ebenfalls – schon viel früher.
Einmal abgesehen davon, dass nur Menschen mit aktivem Gewissen erkennen, dass die Zeit zum Handeln gekommen ist, weil der Staat nur noch Instrument einer Bereicherungsschicht der Bevölkerung ist und Mitglieder der Regierungen ganz offen von dieser Schicht mit dekadenten Abschöpfpöstchen versorgt werden, dafür aber durch Entzug der Lebensgrundlage das Leben widerspenstiger Arbeitsloser (die nicht mehr unter der „Aufsicht“ der Wirtschaft stehen) wissentlich und mit voller Absicht in Gefahr bringt, ist es auch gerade dieses Gewissen, dieser Rest von Anstand, Gesetzestreue, Moral und Verantwortung, der einem den Gebrauch der Waffe unmöglich macht.
Ich weiß dass – ich gehöre noch zu denen, die den Dienst an der Waffe aus Gewissensgründen abgelehnt haben … zu einer Zeit, wo man damit ein hohes persönliches Risiko einging, weil eine Kommission die Existenz dieses Gewissens erstmal überprüft hat. Menschen, die hier nicht anerkennt wurden, wurden im Anschluß bei der Bundeswehr schikaniert bis zum geht nicht mehr. Nun – seitdem habe ich ein staatlich attestiertes Gewissen … das ist irgendwann vielleicht auch mal etwas wert.
Allerdings: wenn der Staat beginnt, Bürger zu töten, sollte man wissen, dass der demokratische Zug endgültig abgefahren ist. 2002 konnte ich mir Widerstand gegen Mordaufträge des Konzerns leisten, weil ich wußte, dass mich der Staat (also: die Gemeinschaft aller Bürger, die mit ihrem Geld, ihrer Arbeit und ihrem Willen zur Zusammenarbeit den Staat überhaupt erstmal ausmachen) auffangen wird, wenn Goliath (Konzern) gegen David (ich) marschiert.
Wenn ich recht informiert bin, würde ich heute jegliche Unterstützung verlieren, weil ich nicht alles in meiner Macht stehende getan habe, um meine Arbeit zu behalten – ich wage gar nicht daran zu denken, wie viele Menschenleben allein diese Entwicklung kostet, weil jetzt viele Menschen in meiner Situation vor der Frage stehen: die oder ich.
Das ist also das strategische Umfeld, in dem wir uns bewegen: wir sind unfreie Bürger, waffenlos (oder ganz schnell tot, weil wir mit bloßen Händen gegen Panzer angehen müßten), im Ernstfall abgeschnitten von jeder Versorgung – wie eine versprengte Einheit im Feindesland, zudem beständig von Falschinformationen in die Irre geführt, die von PsyOps jederzeit äußerst geschickt und sehr intelligent auf allen möglichen Kanälen eingeschleust werden, um eine Allianz der reinen und praktischen Vernunft im Sinne Immanuel Kants, eine Allianz christlichen Werten verbundener Menschen oder einer Allianz der Freunde Karl Marx zu verhindern.
Kein Wunder, dass die NSA Deutschland zu gezielt ins Auge fasst: als Volk der Dichter und Denker haben wir die PsyOps der Mächtigen seit Luther immer wieder torpediert … und wir brachten Rom zu Fall. Den Welt-Entscheidern ist das wohl bewußt.
Ist die Lage deshalb hoffnungslos? Ist die Verwandlung der Welt in ein riesiges Armuts- und Arbeitslager als logische Konsequenz von Finanzkapitalismus und Globalisierung wirklich alternativlos – genauso wie das brutale Ende unserer Kultur, wie es Arnold Gehlen prophezeite? Darum ging es ja in dem Artikel: der unvermeidliche Untergang unserer ganzen Kultur – an dem außer einigen, die in den USA oder Russland einen Zweitwohnsitz haben – niemand ein ernsthaftes Interesse haben kann.
Der Autor des Kommentars – den ich Aufgrund seiner beruflichen Einbindung anonym halten möchte (auch wenn das eventuell gegen seinen Wunsch gehen würde, weil er zu seinen Worten steht) – sieht diese Entwicklung klar vor Augen … und sagt auch deutlich, worum es geht: nicht Gewalt anwenden, sondern Gewalt aushalten können, um einen Paradigmenwechsel herbei zu führen.
Undenkbar? Der japanische Politolog und Rechtswissenschaftler Mitsuo Miyata hatte 1971 ein Konzept für nationalen Zivilwiderstand entwickelt: wie kann sich ein Land gegen einen militärischen Agressor verteidigen, ohne eine Armee zu besitzen und ohne selbst zu morden? Es ist lange her, dass ich dieses Konzept überflogen habe … aber damals hatte es mich überzeugt: das funktioniert.
Auf eine Organisation kann man hier jedoch nicht verzichten: die politischen Offiziere der Aktion dürfen nicht abhängig sein von fremden Geldmitteln, um ihre körperliche Existenz sicher zu stellen. Wie man in Deutschland am Beispiel des Arbeitslosenaktivisten Ralph Boes sieht, zögern die aktuellen Machthaber nicht, ihn einfach auf der Straße verhungern zu lassen – an einen Dialog mit ihm sind sie überhaupt nicht interessiert, sein Hungertod wird billigend in Kauf genommen.
Widerstand – so Mitsuo Miyata – ist nicht unmöglich. Widerstand ohne Tote jedoch nicht. Widerstand ohne Gewalt auch nicht.
Wissen Sie, wie ich meine Gewissensprüfung bestanden habe?
Der Bundeswehroffizier fragte mich, was ich tun würde, wenn ich Holländer wäre (andere Fragen gingen in Richtung „Mann mit Flammenwerfer stürmt Kindergarten“ oder „Atombomber im Anflug auf die Heimatstadt meiner Familie“) und deutsche Panzer rollen ins Land. Ich sagte: ich würde mich vor den Panzer legen … in der sicheren Gewissheit, dass in dem Moment das Gewissen des Panzerfahrers aktiv werden würde. Wenn nicht durch mich, dann durch hundert andere, die sich vor den Panzer legen: irgendwann ist der Mensch am Steuer überfordert …. und irgendwann versteht überhaupt keiner mehr, was das Gemetzel soll – aus so einem Volk kann man keinen Gewinn schlagen, es zu besetzen ist teurer, als auf das Gebiet zu verzichten.
Der Offizier stürmte zornig aus dem Raum – außer sich vor Wut. Die Kommision bescheinigte mir das Gewissens, in einem Gespräch vor der Tür schleuderte mir der Mann hasserfüllt entgegen, dass er mir kein Wort glauben würde.
Ich bemerkte, dass sein Gewissen dabei war, die Konditionierung seines Verstandes abzuschütteln
Dabei wollte ich zwei Jahre zuvor noch zur Bundeswehr oder zum Grenzschutz: Orte, wo Taten gefordert waren. Arbeit in einem Großraumbüro war für mich unvorstellbar, in der Familie hatten wir viele Militärs, die mir rieten, diesen Weg einzuschlagen: ich hätte da Qualitäten, die man dort gut brauchen kann.
Das Töten von Menschen bringt mich jedoch in große persönliche Schwierigkeiten – selbst gegen viel Geld oder die Androhung von Sanktionen.
Darum meine Antwort auf diese Mail: ja, der Weg ginge. Ohne Gewalt (die auch Gandhi in passiver Form angewendet hatte) wird man den momentanen Kriegsgewinnlern die Herrschaft nicht entreißen – und somit auch den prophezeiten Untergang des Abendlandes nicht aufhalten können. Nur dürfte man in einer durch und durch egomanen (und auch gezielt so gezüchteten) Welt nicht genug Rebellen zusammenfinden, die passive Gewalt anwenden und sich so der brutalen, aktiven Staatsgewalt aussetzen … auch dann nicht, wenn dadurch der Untergang des Abendlandes aufgehalten werden könnte.
Ein bewaffneter Aufstand jedoch – wäre kompletter Selbstmord, auch wenn manche ihn herbeisehen mögen, um ihrem Elend ein Ende zu setzen.
Donnerstag, 19.12.2013. Eifel. Inge Hannemann hat erfolgreich eine Petition in den Bundestag eingebracht. 80 000 Unterschriften sind gegen die unmenschliche Sanktionspraxis im Rahmen der Sozialreformen, die von den deutschen Medien fast durchgängig als Riesenerfolg bezeichnet werden. Nun – das war Hartz IV ja auch: ein Riesenerfolg. Man denkt nur viel zu selten darüber nach, für wen das eigentlich erfolgreich war.
Nun – zuerst mal war es ein Erfolg für die Medien. Die reden ja dauernd davon. Die hatten mal wieder jemanden, auf den man sich richtig hemmungslos ´draufhauen konnte – was man sich bei Juden, Ausländern und Alten noch nicht so richtig traute, war da auf einmal möglich: es wurde ein Feindbild aufgebaut, dass der Kriegspropaganda der Weltkriege entsprach – der Arbeitslose als untermenschliche Existenz, der rattengleich das Land durch seine bloße Existenz bedrohte. Er schaute die falschen Programme im Fernsehen, das wusste man genau. Wer die Programme plante, gestaltete, finanzierte und sendete – darüber dachte man lieber gar nicht nach.
Er aß auch das Falsche. Wer das Essen finanzierte, plante, produzierte und auslieferte – darüber dachte man lieber gar nicht nach.
Er wohnte auch falsch, zumeist zusammengepfercht wie Vieh in großen verwahrlosten Plattenbauten oder endlosen billigen Mietskasernen. Wer die Bauten errichtete, wer sie aufkaufte und verwahrlosen ließ – darüber redet man nicht gern.
Doch doch – ich habe das alles im Fernsehen gesehen. Der Arbeitlose war auch immer unrasiert, hatte lange Haare, trug billige Brillen und faselte von sozialer Gerechtigkeit – wie John Lennon.
Und den hat man auch erschossen.
Man kann nur froh sein, dass wir kein Geruchsfernsehen hatten, denn … der Arbeitslose roch sicher auch ganz fürchterlich.
Natürlich richtete er sich fürchterlich ein, lebte wie ein Schwein und vernachlässigte seine Kinder. Gäbe es die Medien nicht, die ihm die Supernanny, die Putzkolonne und die Tapezierbrigade auf den Hals jagten – bei laufender Kamera – würde der Arbeitslose unter dauerndem Befall mit Pilzen und Läusen leiden.
Ich bin froh, dass die Medien uns bislang von Bildern verschonten, wo der Arbeitslose auf den Teppich kotet, weil er zu faul ist, aufs Klo zu gehen.
Der Arbeitslose ist auch kein Demokrat – das haben Wahlforscher jetzt herausgefunden: ist mal Wahl, kann er endlich mal etwas beitragen zum Gemeinwohl, geht er gar nicht hin. Zeit, ihm das Wahlrecht – und die Kinder – zu entziehen.
Kein Wunder das solche Gestalten oft psychisch krank sind. Das wäre ja jeder, wenn er so leben müßte.
Ich hoffe, ich habe keinen Aspekt der Medienhatz vergessen. Wenn ja: bitte nachreichen.
Wir haben uns an die Darstellung des Arbeitslosen durch die Medien schon gewöhnt. Natürlich müssen – ganz folgerichtig – diese Untermenschen durch Herrenmenschen ordentlich erzogen und kontrolliert werden, das ist gar keine Frage … und vor allem die Argumentation eines jeden Gewaltadels, der jemals meinte, besser zu sein als der gewöhnliche Mensch. Wie üblich stößt er seinen Mitmenschen in den Dreck, um sich dann darüber lustig zu machen, wie schwach und schmutzig er aussieht und seiner Eigenverantwortung nicht gerecht wird.
Das alles war ein Akt grauenvoller psychischer Gewalt, der sich mitten in Deutschland Bahn brach, so als hätte es niemals ein Drittes Reich gegeben, das man nicht nochmal auf Erden erleben wollte.
Wie viele hätten wohl Inge Hannemanns Aufruf unterschrieben, wenn sie die Wahrheit über Hartz IV gewusst hätten – das Hartz IV ganz allein verantwortlich ist für die große Krise in Europa?
Für diese Erkenntnis brauchen Sie nun keine besondere Ausbildung, noch „geheimes Wissen“ aus „okkulten Quellen“, hierzu müssen Sie nur Nachrichten lesen und zusammenfügen … das machen die Medien leider nicht mehr für uns.
Gehen wir das mal eben Schritt für Schritt durch.
Was hat die große Krise ausgelöst?
Die wirtschaftliche Schwäche des Südens.
Wodurch wurde sie verursacht?
Die Deutsche Industrie wurde Exportweltmeister – Hauptkunde: Europa.
Wie konnte die das werden?
Durch radikale praktische Lohnkürzungen.
Wie war das möglich?
Durch die Abschaffung des Sozialstaates und die staatliche Einführung eines Abscheu erregenden Prekariats, dass beständig mit vollständiger Streichung aller Leistungen bedroht wurde. Den Effekt hatte man vom Dritten Reich gelernt, wo die Schaffung eines Arbeitslagerprekariats zu einer enormen Motivation der Bevölkerung geführt hatte: wer nicht spurt, wird eingesperrt, arbeitet fortan unter Schlägen umsonst und wird vergast, wenn er nutzlos geworden ist – diese Lektion hatte gesessen, daran hatte sich die deutsche Industrie gut gesättigt.
Natürlich können wir das Dritte Reich nicht wieder auferstehen lassen – aber im Zeitalter der Totalüberwachung brauchen wir auch keine Lager: wir können die eigene Wohnung zum Lager machen, beständig per Telefon überwachen, ob sich der Arbeitslose auch an Hausarrest und Reiseverbot hält.
Wenn nicht, streichen wir ihm Essen und Miete, dann erledigt sich das Problem von selbst. Mitleid für diese Kretins wird niemand empfinden – dafür haben die Medien gesorgt.
In Folge dieses drastischen Gewaltaktes wurden die Löhne gedrückt, sank der reale Binnenkonsum, wuchs die Staatsverschuldung ins Unermessliche (ja – ohne Löhne keine Steuern: hat der Schäuble kürzlich erst festgestellt. Welch´ Überraschung) … ABER: die deutschen Luxuswaren wurden für das Ausland dank Euro ENORM BILLIG!
So konnte dank Lohnverzicht Hochleistungsware auf Kosten des deutschen Volkes im Ausland verramscht werden, was enorme Gewinne für ein paar Millionen Bürger nach sich zog: die Masse macht es allein. Da diese Millionen Bürger aber im Parlament saßen, in den Wirtschaftsgremien und Parteispitzen, den Chefredaktionen und Ärzteverbänden, den Kirchen und Gewerkschaften, wurde niemand unruhig. Geld stinkt nicht – erst recht nicht, wenn man all´jenen, die gesellschaftliche Macht steuern könnten, den Arsch vergoldet – man entschuldige hier die drastischen Worte, die einfach nur schön bildhaft die Realität widerspiegeln.
Was geschah mit den Wirtschaften im europäischem Ausland?
Die konnten mit ihren qualitativ minderwertigeren Produkten – geschaffen für einen Markt, der sich sonst die teure deutsche Qualitätsarbeit nicht leisten konnte – nicht mehr mithalten. Auf einmal gab es Steaks für alle zum Preis von Hühnchenleber: war klar, wohin die Masse ging.
Die Folge? Einheimische Firmen gingen pleite, was im gemeinsamen europäischen Wirtschaftsraum dazu führte, dass die Währung selbst in Folge massiver Staatsverschuldungen (keine Firmen = keine Löhne, keine Löhne = keine Steuern = kein Sozialstaat) in Gefahr geriet … sehr zur Freude unserer Wirtschaftsfeinde in den USA, die Konkurrenz nicht leiden können.
Um dieses ganz große Rad zu drehen, brauchte man nur eine Idee, eine Hand voll Botschafter – Unternehmensberater, die unauffällig Beratungen bei Gewerkschaften, Parteien, Behörden, Sendern und Konzernen durchführen wären da ideal, die sind sowieso immer da und fallen keinem auf – und schon läuft das Ding von ganz alleine.
Große Weltuntergangsverschwörungen braucht man hier nicht: es reicht, dass man feststellt, das die Gesellschaft bzw. der „Zeitgeist“ gerade den konsumgeilen Egomanen als Ideal preist – schon läuft das System von ganz alleine.
Jeder will diese tollen Eigenheime, die man immer in der Werbung und den Krimis sieht, diese kleinen eigenen Welten, die einen so schön vom Rest der Welt abschirmen. Und von diesen Eigenheimen sind auf einmal ganz viele möglich, wenn man die Wirtschaft Südeuropas zerschlägt, in dem man im Inland einen brutalen Lohndrückerkurs fährt, der nur möglich ist, weil man den Sozialstaat (der ursprünlich ja gerade vor ausbeuterischen Ganoven in der Wirtschaft schützen sollte) mit staatlicher Gewalt im Handstreich zerschlagen hat. Einfach mal nachlesen: das waren nur eine Hand voll Leute um Gerhard Schröder, die das ausführten, was Kohl schon lange im Sinn hatte.
Der deutschen Wirtschaft geht es nun gut. Wie eine Zecke hängt sie am Lebenskreislauf des wirtschaftlich vereinten Europas – und treibt es in den Tod, den auch Deutschland mit bezahlen muss … und mit erleiden wird. Der Wirtschaft ist das erstmal egal, sie ist global und hat schon jetzt Pläne im Schrank, wie und wo man sein Geschäftsmodell weiter fortführen kann, wenn hier die Lichter ausgehen. Wer richtig gut ist, hat sowieso sein Heim in den USA – dort läuft das Geschäft schon seit hundert Jahren gut, man musste nur die ursprünglichen Landbesitzer umbringen: schon war man reich.
In dem Land findet man also überraschend viele gleichgesinnte Bleichgesichter, auf deren Sympathie man sich als Zecke verlassen kann. Darum gibt es ja auch die vielen Freundschaftsorganisationen.
80000 Leute folgten Inge Hannemanns Aufruf, die antisoziale Bewegung der Parteien, Verbände, Gewerkschaften, Medien und Konzerne zu stoppen, in dem man dem Staat die Sanktionswaffen wieder aus der Hand nahm.
Erschreckend, wie wenig Menschen verstanden haben, dass der Staat niemals Waffen gegen seine Bürger einsetzen darf – und das etwas ganz gewaltig ganz groß schief gegangen sein muss, wenn das schon wieder Alltagspraxis ist.
Erschreckend, wie wenig Menschen verstanden haben, dass Hartz IV die Ursache für Staatsverschuldung, Eurokrise und notwendige Bankenrettung ist. Nicht die Arbeitslosen waren das Problem, sondern die Gesetze, die sie zu Unmenschen machten, die Folgen, die dieses Gesetz für die Lohnentwicklung hatte, die stockte, weil Arbeitgeber auf einmal per Gesetz „Lebensberechtigungsscheine“ in Form von Arbeitsverträgen ausgeben konnten – Arbeitsverträgen, die immer schlechter bezahlt wurden, immer länger befristet wurden und oft nicht genug Geld einbringen, um jene Preissteigerungen zu bezahlen, mit denen die Firmen den Binnenaufschwung in Deutschland simulieren.
Wer jedoch damit nicht zufrieden war, konnte in die Gosse geworfen werden: im Import von Armut und Asozialität waren wir auf einmal auch Weltmeister geworden … doch redet man darüber nicht gerne, aus Angst davor, seinen Lebensberechtigungsschein zu verlieren.
Rechnet man also den wirtschaftlichen Schaden von Hartz IV für Europa aus, kommt man locker auf einige BILLIONEN EURO. Dafür hatten die Firmen Milliarden Gewinne, die man unter den guten Kumpels aufgeteilt hat und auch weiter fleissig aufteilt.
Aber die Mehrheit der Deutschen glaubt immer noch, dass der Arbeitslose die Ursache der Misere ist, ohne mal darüber nachzudenken, wie ein Arbeitsloser überhaupt arbeitslos geworden ist.
Das hat direkt mit einem Versagen der deutschen Politik und Wirtschaft zu tun, deren Egomanen nur noch eins im Sinn haben: sich selbst schnell noch zu bereichern, bevor alle merken, dass das Schiff dem Untergang entgegentreibt, schnell noch ein paar Vorräte in die knappen Rettungsboote packen, damit man schon weit weg vom deutschen Alltag ist, wenn die Lügenblase platzt.
Wäre schön, wenn das mehr Deutsche verstehen würden. 80 000 sind da viel zu wenig.
Und wie sehr die Kriegsgewinnler im Parlament bereit sind, jene Prügel aus der Hand zu geben, die ihnen ihre eigenen Gewinne sichern, kann sich jeder selbst ausrechnen.
Samstag, 14.12.2013. Eifel. Ich habe kürzlich eine Mail bekommen, eine Mail voller Fragen mit der Bitte um Antwort. Es ging um einen Begriff. Wer jetzt aufhört zu lesen weil er meint: „oh, Begriffe, wie öde, wir sind doch nicht im Deutschunterricht„, der hat hat seinen Konfuzius nicht gelesen. Als man ihn fragte, was seine erste Tat sein würde, würde man ihn zum Kaiser von China machen (damals Weltmacht Nr. 1), war seine Antwort überraschend – und für uns sehr lehrreich:
„Unbedingt die Klarstellung der Begriffe … Wenn die Begriffe nicht klargestellt sind, dann treffen die Worte nicht das Richtige. Wenn die Worte nicht das Richtige treffen, dann kann man in seinen Aufgaben keinen Erfolg haben, dann können Ordnung und Harmonie nicht blühen. Wenn Ordnung und Harmonie nicht blühen, dann sind die Strafen ungerecht. Wenn die Strafen nicht gerecht sind, dann weiß das Volk nicht, wo es Hand und Fuß ansetzen soll. Darum hält der Edle für notwendig, dass alle Begriffe mit Worten ausdrückbar sind und dass alle Worte durchführbar sind, damit der Edle in seinen Worten nicht fehlgreife“. (aus: V. Arnim, Das System, Droemersche Verlagsanstalt 2001).
Eine schöne Zeit – damals, als der Edle noch der Mensch war, der besondere Funktionen in der Gemeinschaft übertragen bekam – aufgrund des Adels seiner Seele, seiner besonderen Würde, die ihm durch sein Streben für Gerechtigkeit, Ordnung und Harmonie übertragen wurde. Daher haben wir unsere Träume vom ursprünglichem Adel – jenen besonders würdevollen Menschen, die jedes Urteil fünf- zehnmal überdenken, bevor sie es in die Diskussion werfen, der Traum davon, dass man Menschen fände, die aufgrund ihrer seelischen Qualitäten, ihrer menschlichen Reife und unpersönlichen Weisheit in der Lage sind, die Geschäfte des Alltags für uns so zu ordnen, dass wir in Ruhe unser Glück genießen können. Wir könnten nun lange darüber sinnieren, wann und warum dieser verdiente Adel zum ererbten Lumpentum degeniert ist, doch das würde zu weit würden, denn wir haben schon den Begriff, um den es geht: die Würde.
Die Würde des Menschen ist unantastbar – auf diesem Begriff baut sich unsere gesamte Verfassung auf, unsere Rechtssprechung und unser gesellschaftliches Leben auf.
Der wichtigste Begriff des deutschen Lebens ist: Würde.
Jetzt fragen Sie mal einen Anwalt nach dem Begriff Würde im Sinne der deutschen Rechtssprechung. Ich habe es getan, die Antwort war: die Würde des Menschen ist unfaßbar.
Das ist sie in der Tat.
Ausgedacht haben sich diesen Begriff die Väter des Grundgesetzes, sie waren erschrocken von den vielfältigen Grausamkeiten einer total degenerierten Gesellschaft und griffen zurück auf einen Trick, der fortan für immer die Wiederholung von Krieg und Terrorherrschaft verhindern sollte: ein oberster Wert wurde geschaffen und als absolut dargestellt, als nicht mehr hinterfragbar. Unser ganzes Sozialstaatsprinzip, unsere Friedensliebe, unsere Rechtssprechung beruht auf diesem Wert, leitet sich von ihm ab – wie kann es sein, dass wir nicht aus dem Stand heraus klar definieren können, was die Würde des Menschen darstellt?
Gut – Christen (wie auch Juden und Muslime) haben es da einfach. „Der Mensch ist Gottes Ebenbild“ – Basta! Genial einfach – und wirkungsvoll.
Wir sind aber keine Christen mehr, abgesehen von offiziellen Statistiken, die dem heuchlerischen Taufscheinchristen huldigen, der aus Gründen gesellschaftlicher Machtausübung Weihnachten in die Kirche geht, um mit seiner Kleidung seinen Reichtum zu demonstrieren, haben wir hier ein völlig unreligiöses Land vor uns, das drauf und dran ist, die letzten Formen von Religion aus dem Leben zu tilgen – obwohl die allgemeinen Menschenrechte in der freien Religionsausübung einen wichtigen Grundpfeiler der Menschenwürde sahen.
Da haben wir dann auf einmal ein Problem: unser zentraler Begriff – ist zu einer Worthülse ohne Inhalt geworden. Sicher, es gibt ganz viel Literatur dazu – gerade zum Begriff Menschenwürde. Aber auch die humanistische Aktion scheitert an dem Thema und fordert eine neue Definition.
Ich möchte gerne eine Weile im mythischen Sprechen bleiben, um dem Begriff Gehalt zu verleihen. Denken Sie sich bitte einen idealen König. Weise, hübsch, hoch intelligent, gebildet, friedlich, aber auch entschlossen, stark und mutig genug, jedem Unrecht entsprechend zu begegnen, ständig bereit, sein eigenes Leben für sein Volk zu geben, jemand der unermüdlich Tag und Nacht daran arbeitet, den Menschen das Paradies auf Erden zu schenken. Versetzen Sie sich ruhig in die Situation hinein, denken und träumen sie sich an einem vorderen Platz in der Menge vor seinem Thron, wo sie einen Blick auf jenen Menschen erhaschen können, der Ihnen ein Leben in Sicherheit, Freiheit, Wohlstand, Gerechtigkeit und Frieden garantiert und alle Widersprüche, die diese Werte in ich tragen, zum Wohle aller ausbalanciert – was wir selber nie schaffen würden. Sehen Sie die glücklichen Gesichter der Menschen um sich herum, die seit Jahrzehnten ein Leben in Frieden und Freude leben, gesichert durch eine Ordnung, die jedem Menschen so viel Freiheit gibt, wie in einer friedlichen Gemeinschaft möglich ist, schauen Sie sich dann den König an, der in der Akzeptanz, Anerkennung und Wertschätzung seiner Mitmenschen steht: dann haben Sie eine Ahnung davon, wie Würde funktioniert und was Würde ausmacht.
Nach den Schrecken der Kriege des 20. Jahrhunderts hatte die Gemeinschaft der Überlebenden beschlossen, diese „Würde“ per Beschluss allen Menschen – jedem Einzelnen auf Erden – zukommen zu lassen.
Der König aus dem mythischen Bild: der sind SIE.
Alles, was er an Selbstverständlichkeiten von seiner Umwelt erwartet, um seine Arbeit tun zu können – Nahrung, Kleidung, einen Schlafort, freundlichste, respektvollste Ansprache von seinen Mitmenschen sowie größten Respekt vor der Art und Weise, wie er seine persönlichen und gemeinschaftlichen Angelegenheiten regelt: DAS ist ein Leben in Würde, wie es auch einer Demokratie entspricht, in der eben nicht ein König allein der Souverän ist – sondern alle.
Ja – das hat auch etwas Kommunistisches, das hat auch etwas Urchristliches und vor allem hat es etwas sehr Vernünftiges. Das war auch beabsichtigt. Die Schrecken des Zweiten Weltkrieges standen den Menschen dicht vor den Augen – sie waren keine Theorie (noch Verschwörungstheorie), sondern brutale, entsetzliche Realität, die nie dagewesenes Leid über die Menschheit gebracht hatten. Man hatte gelernt, das Bildung, Aufklärung, geordnetes Staatswesen, Abschaffung des Feudalismus und soziales Denken nicht allein ausreichen, um den Horror abzuwenden, es bedurfte einer weiteren, entscheidenden, ewigen und nicht mehr hinterfragbaren Wertesetzung, um auch dem letzten Lumpen klar zu machen: jeder Mensch ist ein (heiliger) König seines eigenen Lebens und von allen anderen so zu behandeln – vor allem von jenen, die in seinem Auftrag seine Macht verwalten.
Darauf hatte man sich nämlich geeinigt: den Versuch der USA, diesen Zustand dadurch herzustellen, dass man allen Bürgern das Tragen von Waffen erlaubt (ein ursprüngliches, wichtiges und elementares Grundrecht für den Adel und den König), wollte man hier nicht. Wo kämen wir auch hin, wenn ich den mangelnden Respekt meines Nachbarn mit dem Revolver einfordere – auch wenn das öffentliche Tragen einer Waffe schon ganz natürlich Respekt hervorruft und einen vor manch´ auserlesener Unfreundlichkeit schützen kann. Dafür aber übernahm der Staat die Pflicht, die Würde eines jeden zu schützen – auch vor Beleidigungen, Schmähungen und Rufmord. So wurde das Duell, dass die Ehre wieder herstellen sollte, überflüssig.
Jetzt schaut sicher jeder verdutzt drein: ich ein König?
Ja – mit allen Rechten – und Pflichten.
König sein heißt auch: Verantwortung zu übernehmen, auch für sein eigenes Leben. Es heist auch: dem Königtum Respekt zu erweisen – auch wenn man gerade lieber etwas anderes tun würde.
Niemand zum Beispiel würde auf die Idee kommen, den König anzupinkeln. Niemand würde auf die Idee kommen, den König für einen Euro die Stunde an sich wert- und gehaltvolle Arbeit leisten zu lassen. Niemand würde ihm zumuten wollen, sein Leben in Angst, Unsicherheit oder unter Druck zu verbringen. Niemand würde ihm vorwerfen, dass er sich doch endlich mal ordentliche Arbeit besorgen sollte, weil man ihn ansonsten auf der Straße verhungern lassen würde. Sein Sein an sich ist königlich – und damit Existenzberechtigung genug. Niemand würde ihn belügen, betrügen oder berauben wollen, um mit seinem Geld einen kaputten Flughafen zu bauen.
Wir sehen: wir kommen hier bei der bloßen Reflexion eines Begriffes direkt in unseren politischen und gesellschaftlichen Alltag, wo wir als Bürger Entwürdigung noch und noch erdulden müssen – sei es nun PKW-Maut, Energiesteuer, Glühbirnenverbot, legalisierte Prostitution oder Schulunterricht. Ja, auch wenn es stört: Würde und Prostitution passen nicht zueinander, selbst dann, wenn beide – der Urinator und die Urinierte – damit einverstanden sind, zerstören sie beide zusammen die Würde des Menschen, die zu schützen so wichtig ist. Ebenso Hartz IV: die Ideen mögen finanziell und wirtschaftliche sinnvoll erscheinen, haben nur überhaupt keinen Platz in einer Demokratie, wo das Volk der König ist und eine entsprechend würdevolle Behandlung erwarten darf.
Dem Souverän indirekt mit Todesstrafe zu drohen (Sanktionen bei Arbeitslosigkeit), ist nichts weiter als Hochverrat, der selbst mit der Todesstrafe geahndet werden müßte … hätte nicht der Täter die gleiche Würde wie wir.
Den ganzen Tag im fleckigen Unterhemd biersaufend auf dem Sofa herum zu liegen und Privatfunk zu glotzen, entspricht allerdings auch nicht der königlichen Würde, die wir uns selbst auferlegt haben – selbst dann nicht, wenn man im Lotto gewonnen oder einfach alles nur geerbt hat. Auch nicht, wenn man mit einer cleveren Geschäftsidee Omas um die Rente geprellt hat oder ein System entwarf, das einem – mit Hilfe der Banken – Milliarden in die eigene Tasche gespült hat.
Was man nämlich immer vergisst: alles Geld gehört dem König, er streut es unters Volk, damit dies den Ausstausch seiner Waren bequem regeln kann. Wo Wucherer und Geschäftemacher die Tauschmittel in zu großem Maße in ihre Geldspeicher schaufeln, muss der König eingreifen, um das Geld dem Volk zurückzugeben: das Volk wird schlichtweg arbeitslos, wenn es nicht genug Tauschmittel hat, um seine Waren und Dienstleistungen vermarkten zu können.
Ja – das Geld gehört NUR uns Bürgern in unserer Gesamtheit, WIR ALLE bürgen für seinen Wert – darum sollte bei allem Geschacher in erster Linie genug für UNS davon da sein, sonst bedroht dies unser Königtum.
Wir sehen: auch im Jahr 2013 kann man – ohne groß wichtige Quellen zu zitieren – den Begriff der Würde noch wirkungsvoll ableiten.
Das wir vom Jobcenter nicht mit“ „Guten Morgen, Eure Majestät“ angesprochen werden, hat dann auch seine Gründe darin, dass dieser Begriff der Würde gezielt auf breiter Front angegangen wird – unter anderem, dadurch, dass der Staat selbst erlaubt, dass reiche Bürger arme Frauen gegen Geld anpinkeln dürfen. Das darf uns mit Blick auf die Würde des Menschen – die alle Beteiligten zu waren haben – nicht durchgehen. Ebenso wenig dürfen wir hinnehmen, das Mitarbeiter des Staates den König nötigen, drangsalieren oder bestrafen, auch dann nicht, wenn die Wirtschaft für ihn gerade keine Beschäftigung hat, die 10 Prozent Eigenkapitalrendite bringt.
Wir können von dieser Definition noch sehr viele Gesetze für den Alltag ableiten, die dazu führen würden, dass RTL und BILD-Zeitung ihren Betrieb einstellen könnten, Schulen müßten schließen, Behörden sich komplett neu organisieren müssen und Parteien … aufgelöst werden müßten. Ja – „die Partei“ als solches – ein seelenloses, herzloses, vielgesichtiges Monstrum – wird schnell zum Feind des Königs im Kampf um die Macht im Staate, schnell sind da Exekutive, Legislative und Judikative in der Hand von ein- bis zwei Interessengemeinschaften, die sich nach Herzenslust am Staate und seinen Geldern bedienen … und den König zum Abschaum erklären.
Man fragte mich mal, warum ich mich so an dem Vortrag des Eliteatheisten Schmidt-Salomon festgebissen habe und gleichsam die Naturwissenschaften an den Pranger stelle – als willfährige Handlanger der Geldbarone. Die Antwort ist einfach, es ist dieselbe, die auch beim Thema Prostitution, Hartz IV oder Schule (Artikel dazu folgt noch) zu geben ist: wer den Menschen als Illusion eines blumenkohlförmigen Organs darstellt, stellt die Legitimation seiner Köngisherrschaft in Frage – mit Folgen, die die Väter des Grundgesetzes noch deutlich vor Augen hatten.
Nun ja – nach dem nächsten Krieg werden wir uns halt nochmal zusammen setzen müssen und über „Würde“ diskutieren müssen – auch darüber, dass wir den Kapitalismus zur Not mit Waffengewalt aus dem Land jagen müssen, wenn er in seinem Renditewahn anfängt, die Würde des Menschen mit Füßen zu treten. Könige – das lehrt die Geschichte – dürfen nämlich Gewalt anwenden, wenn es wichtig ist, um Not zu verhindern.
Sklaven – die dürfen das nicht. Aber die kann man umsonst arbeiten lassen, jederzeit beleidigen, anschreien, maßregeln, auch anpinkeln, vergiften, foltern, quälen, zur Pünklichkeit zwingen, in der Massentierhaltung entlehnten Unterkünften unterbringen und mit Industrieabfällen jeder Art und Form abspeisen, die dürfen auch im Big-Brother-Container, im Dschungelcamp oder anderen Güllegruben der modernen Medien zur Belustigung des Volkes der Lächerlichkeit preisgeben werden, ohne das die königliche Garde die Attentäter auf der Stelle erschlägt.
Darf ich mir abschließend eine Frage erlauben?
Trauen Sie sich noch, als König – wie es Ihnen gemäß unserer Verfassung zusteht – durch Ihr Leben zu gehen? Trauen Sie sich, auch nur einen einzigen Tag als würdevoller Mensch durchs Leben zu gehen, erhobenen Hauptes wahrzunehmen, welche Entwürdigungen ihnen vor allem „die Wirtschaft“ (also hier: der Kapitalismus; Kommunismus hat auch Wirtschaft, ebenso wie die Ureinwohner des Amazonas … die ganz ohne Kapital leben) auflädt – als Angestellter, Kunde, Konsument?
Was sie dort dann sehen werden, ist die Wertschätzung, die man ihnen entgegenbringt.
Sie sind Abfall, „Kostenfaktor auf zwei Beinen“, der sich abstrampeln muss, um noch genug Rendite für die hohen Herren, die Königsmörder zu erwirtschaften, wohlwissend, dass dies niemals bis in alle Ewigkeiten funktionieren wird, weil wir alt und krank werden … und dann schrecklich nutzlos sind.
Das ist auch der Grund, warum ich hier an diesem Orte so oft NS-Vergleiche ziehe: sie ergeben sich automatisch, wenn die Würde des Menschen nicht mehr oberster Maßstab wirtschaftlichen Handelns ist und durch „Rendite“ ersetzt wurde: im Nationalsozialismus hat der Kapitalismus getestet, wir effektiv man unnütze Menschen ausfiltern und entsorgen kann – und wer dabei alles mitmachen würde. Danach hat der Kapitalismus durch Globalisierung die Weltherrschaft errreicht – als Partei, als Interessengemeinschaft.
Verteidigen wir die Würde des Menschen nicht mit aller Kraft an allen Fronten, wird unsere Vergangenheit unsere Zukunft sein – das wußten auch die Väter des Grundgesetzes.
Nur: der König selbst sollte schon etwas dazu tun, seine Würde zu wahren damit er respektabel bleibt. Stinkbesoffen auf Schalke ausländerfeindliche Parolen zu brüllen, trägt dann nur dazu bei, dass sich die Partei der Kapitalisten beim Königsmord auch noch im Recht fühlt.
Natürlich hat jeder Mensch die Freiheit, diese hier erfolgte Wertediskussion abzulehnen. Allen Beteiligten aber sollte klar sein: wir werden dann Geschichte wiederholen müssen. Artikel 1 des Grundgesetzes ist kein Spaß oder eine sinnfrei eingebaute Floskel, die schön aussehen soll, sondern eine überlebensnotwendige Bedinungung, die damals sogar die CDU vertrat – und völlig verstand, siehe Wikipedia:
„Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. Nach dem furchtbaren politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch als Folge einer verbrecherischen Machtpolitik kann nur eine Neuordnung von Grund aus erfolgen.
Inhalt und Ziel dieser sozialen und wirtschaftlichen Neuordnung kann nicht mehr das kapitalistische Gewinn- und Machtstreben, sondern nur das Wohlergehen unseres Volkes sein. Durch eine gemeinschaftliche Ordnung soll das deutsche Volk eine Wirtschafts- und Sozialverfassung erhalten, die dem Recht und der Würde des Menschen entspricht, dem geistigen und materiellen Aufbau unseres Volkes dient und den inneren und äußeren Frieden sichert.“
Wie gut, dass die jetzt an der Regierung sind, oder?
Schade nur, dass die Königsmörder die Macht übernommen haben und die Souveräne sich täglich freiwillig in die Sklaverei begeben. Das wird man dann bei der nächsten Verfassung berücksichtigen müssen: dass Massenmedien Massen so verblöden können – durch „Spaß“ – , dass die anfangen, sich selbst zu versklaven und ihr eigenes Königstum zerstören.
Es gibt halt auch Räuber und Kriminelle unter den Menschen, die ihre Königswürde missbrauchen. Das Problem, die aufzuhalten, ohne ihre Würde anzutasten, lösen wir dann im nächsten Schritt, nach den nächsten überdimensionierten Gräueltaten.
Donnerstag, 26.9.2013. Eifel. Heute morgen hat es mich gegruselt. Wo und warum – dass soll mal egal sein. Mir liegt nichts daran, Menschen zu verletzen – allerdings gehöre ich zu den Menschen, die laut „Vorsicht!“ rufen, wenn jemand unaufmerksam auf die Hauptstraße läuft. Gerade bei Kindern hat sich das schon mal als lebensrettend erwiesen, obwohl ich natürlich etwas ganz Schlimmes getan habe: ich haben laut „NEIN“ gesagt, habe in das Schicksal eingegriffen und dem jungen Menschen eine einzigartige Erfahrung vermasselt. Ja – so kann man denken. Es gibt Menschen, die denken so. Es gibt sogar ganze Schulen, die lehren dieses Denken. Es ist eine der erfolgreichsten Philosophien des letzten Jahrhunderts – sogar „DIE“ klassische US-Philosophie. Sie hat viele Namen – ich nenne sie hier mal die Kunst des positiven Denkens, die solche wundersamen Sätze gebiert wie „Hartz IV als Chance“.
Ich bin auch persönlich dazu berufen, über diese Philosophie zu sprechen: sie hat mich ein Haus gekostet, zwei Eigentumswohnungen und vier Baugrundstücke; außerdem wurde meine Familie dadurch zerstört … und in Folge dessen auch meine Gesundheit. Natürlich ist das eine interessante Erfahrung – sie hat sechs Kindern Heimat und Familie genommen, sie völlig aus der Bahn geworfen und ihnen ein Leben mit deutlich geringeren Chancen auf eine selbstbestimmte Existenz beschert – was nur als gut anzusehen ist, denn: was wäre wohl geschehen, wenn dies nicht so geworden wäre? Also danken wir der Person, die das Desaster angerichtet hat – jene Person, die die Finanzen der Familie dem Positiven Denken überantwortet hat. Ja, natürlich, es gab ein paar Nebenwirkungen. Sie sind allgemein bekannt, siehe Wikipedia:
Aufgrund unreifer Ziele und mangelnder Fähigkeiten kann das willentlich aufgesetzte, zwanghafte Positive Denken nicht nur nutzlos sein, sondern auch erheblichen Schaden für die Psyche des (fanatischen) „Positiv-Denkers“ anrichten. Zugleich zeigt sich nach Scheich auch, dass viele Menschen, die bewusst positiv denken wollen, noch nie so stark negativ gedacht haben. Es ist ein Paradoxon der „entgegengesetzten Wirkung“ von Abschottung, Realitätsverlust und Bewusstseinsspaltung in das „positiv denkende Ich“ und den „übermächtigen Rest der Seele“
Auch so etwas habe ich beobachten können – bis hin zu einem „Lottokult“, der alle real angerichteten Schäden (und die ganze Lebensplanung der Kinder) dem „heiligen Lotto“ übergibt, dessen Millionen irgendwann „ganz sicher fließen werden“.
Ich habe mir dazu mal Rat geholt bei einem der Prediger dieser Philosophie – obwohl ich mir nicht sicher bin, ob er sich selbst genügend reflektiert, dass er sich bewusst ist, was er da tut. Er heißt Robert Betz und veröffentlicht regelmäßig Sprüche bei Facebook, heute vor zwei Stunden kam dieser hier:
Der zweite Schritt der Veränderung ist es zu sagen: „Alles in mir/in meinem Leben darf jetzt da sein! Ich bin bereit, es mir anzuschauen bzw. zu fühlen, was es in mir auslöst.“ 1. Wahrnehmen, 2. Annehmen. Dein JA! zu dem, was jetzt da ist und deine mit innerem Abstand beobachtende und bejahend fühlende Haltung öffnet den Weg zur Veränderung. Dein „Nein!“ blockiert den Weg zur Veränderung und hält dich im Bewusstsein eines armen Opfers anderer Menschen oder des vermeintlichen Schicksals.
Schreibe einmal alles auf, wozu du jetzt in deinem Leben, in deinem Körper, deiner Partnerschaft, an deinem Arbeitsplatz „Nein“ sagst. Unsere „Neins“ verstärken unsere Mangel- und Leidenszustände und machen unser Leben so anstrengend. In der Natur gibt es kein „Nein“, der Fluss fließt nicht rückwärts und die Eiche ist nicht neidisch auf den weißen Stamm der Birke.
Ja … dieses unglaubliche, übermächtige, positive JA. Wenn demnächst meine Tochter mit dem Dreirad auf die Bundesstraße fährt, werde ich dieses überwältigende JA aussprechen – und ruhig zuschauen, was passiert. Mein Nein würde den Weg zur Veränderung versperren – das sehe ich jetzt ein.
Nun – wozu ich alles NEIN sage, findet man zuhauf in diesem Nachdenkmagazin. Es ist ziemlich viel: Ausbeutung, Dummheit, Egoismus, Arroganz, Unmenschlichkeit, Folter, Mord, Sadismus, Lüge, Diebstahl, Betrug, Verrat, Hass, Neid – schon einfach soziale Gleichgültigkeit ist mir zuwider. Und ich weiß auch, dass es in der Natur ein starkes, kräftiges NEIN gibt: das deutliche, energische, kraftvolle NEIN des Ebers, der den Wolf daran hindert, die Frischlinge zu fressen, das NEIN der Fuchsmutter, die ihren Kinder eine Höhle besorgt, um sie vor dem Kältetod zu schützen, das NEIN des Sklaven, der sich eine Stadt baut, um den Feudalherren zu entkommen.
Überraschend oft funktioniert dieses NEIN ganz wunderbar – es ist die Quelle jedes realen Erfolges. Ich sollte Seminare geben über die zauberhafte Kraft des NEIN – nur leider habe ich auch NEIN zur Ausbeutung gesagt, was mich daran hindert, jetzt so richtig materiell erfolgreich zu sein. Die Eiche ist natürlich nicht neidisch auf den Stamm der Birke – aber schmettert dem Sturm, der sie fällen will, ein energisches NEIN entgegen. Nur deshalb ist sie so kräftig gewachsen: aus Erfahrung wird man halt klug.
Mir persönlich geht es mit meinem NEIN übrigens sehr gut. Ich bin oft sehr glücklich – weil ich NEIN sagen kann. Ich bin chronisch krank – multimorbide, unheilbar und zur ewigen Armut verdammt – aber mir geht es oft phantastisch. Ich fühle mich sehr wohl als Fels in einer Brandung des Unheils und denke mir gern: „na, irgendjemand muss das halt machen“. Man erfährt so viel über seine Kraft, seine Lebendigkeit, seine Fähigkeit zur aktiven Gestaltung des Lebens und merkt, dass es eigentlich nichts gibt, was einem das Glück vermiesen kann – außer natürlich solche Prediger des Bösen wie Robert Betz.
Prediger des Bösen?
Ja – ich habe da einen ganz klaren Begriff des Bösen. Der ist nicht sonderlich moralisch, ethisch oder religiös hergeleitet, sondern ergibt sich mehr aus der Anschauung heraus – vor allem aus der Anschauung der Folgen von Lebensphilosophien … und ich sehe da einen Robert Betz mit leuchtenden Augen vor den Toren des Vernichtungslagers Ausschwitz, wie er den Insassen zuruft: „Genießt Eure Erfahrung“.
Man merkt: diese Philosophie hat nur eine begrenzte Tüchtigkeit – sie wirkt nicht außerhalb des Wohlstandes der westlichen Welt. Innerhalb wirkt sie eine Zeit lang betäubend wie Opium, vermittelt sie doch dem Individuum die Illusion, es könnte mit ein wenig Veränderung des Denkens selbst zum Gott werden: für Egoisten eine unglaubliche Verlockung: kraft der eigenen Gedanken seine eigene Welt erschaffen – ohne Rücksicht auf Folgen für den Rest der Welt … wie wunderbar.
Die Verheerungen, die der Egoismus in die Welt gerufen hat, lassen sich in den täglichen Nachrichten detaliert studieren, Frank Schirrmacher hat ein ganzes Buch darüber geschrieben. Ich nenne den Egoismus böse, weil er entgegengesetzte Werte zu den traditionell „guten“ Werten unserer Kultur predigt: Nächstenliebe, Mitleid, Fürsorge – Werte, die viel anstrengender sind als die passive Beobachterkultur des positiven „Wunsch“denkens.
Diese Werte gehen auf einen Prediger zurück, der die Menschheit nachhaltig beeindruckt hat – wir nennen ihn Jesus Christus. Er hat vor 2000 Jahren ein gewaltiges NEIN gesprochen: sein Reich ist nicht von dieser Welt. Diese Welt ist für ihn eine gefallene Welt, eine üble Welt, die beständig von Dämonen belauert wird, die den Menschen quälen und in ihre Gewalt bringen wollen – einer der Dämonen ist der Mammon, heute gerne „Erfolg“, „Leistung“ und „Reichtum“ genannt. Wie sehr er den Charakter deformiert, kann man täglich in den Medien studieren. In dieser Welt ist Leiden kein selbstverursachter Zustand, für den das eigene mangelnde Denken die Schuld trägt, sondern einfach das alltägliche Standardprogramm, dem man sich nur entziehen kann, wenn man deutlich und energisch NEIN sagt. Oft genug ist das Leiden sogar ganz unnötig von Menschen verursacht worden, die sich selbst für unglaublich toll (ja … fast göttlich …) halten und meinen, deshalb stünden ihnen von den Gütern der Welt viel mehr zu als den anderen Menschen. Ohne diese Leute … wären wir fast schon im Paradies.
Huch – Robert Betz als Antichrist?
Wir wollen ihn mal nicht so sehr aufwerten. Er ist einer von 100 000 Predigern, die ihre eigene Luxusexistenz auf Lesbos durch das Leid vieler unschuldiger Menschen finanzieren (und ihnen eine gewaltige Schuld aufbürden) – es sind die armen, kranken und schwachen Menschen, die zu ihm finden. Die anderen wähnen sich im Sinne des (ebenso teuflischen) „Wohlstandsevangeliums“ als gottgewollte Sieger in einem Universum, dass nur den Starken möchte, den Menschen, der Gott werden möchte.
Es gab schon mal einen ganz großen Engel, der daran gescheitert ist: der höchste, strahlendste, edelste von ihnen – Luzifer, auch Satan genannt, heute das Urbild des Bösen.
Manchmal kann man aus alten Mythen viel lernen – vor allem: sich vor neuen Legenden zu schützen.
Ich kenne aber auch die Rede der Prediger des Bösen und ihre Versuchungen. „Was ist mit Gott“ fragen sie. „Ist es etwas nicht sein WILLE, der sich in der Welt manifestiert?“
Nun – begebe ich mich in dieses System, dann sollte ich das konsequent tun. Wenn Gott das NEIN nicht gewollt hätte, dann hätte er kein Immunsystem geschaffen, dass uns täglich vor tödlichen Angriffen unserer Umwelt (Viren und Bakterien) bewahrt. Dieses Immunsystem – und jetzt kommen wir in die Welt der Zauberei – reagiert in der Tat auf optimistisches Denken. Spontanheilungen von Krebs sind hier denkbar, denn Krebs ist nichts anderes als ein Zustand, in dem das Immunsystem sein NEIN vergessen hat: jeder von uns hat Krebs, doch das Immunsystem erledigt ihn … tagtäglich. Sagt es aber JA zur Krankheit … ist die Heilung vergeblich. Die Psychoneuroimmunologie hat hier erstaunliche Erkenntnisse zu Tage gefördert.
Wo aber das Immunsystem keinen Einfluss hat, versagt auch der Optimismus: das amputierte Bein wächst nicht nach, das erschossene Kind steht nicht mehr auf, das Trauma nach Vergewaltigung verschwindet nicht von selbst.
Viel wichtiger im religiösen Kontext (in den sich die Prediger des Bösen immer schnell flüchten, wenn es ihnen zu heiß wird) ist das Gebot, das wir uns über Gott kein Bild, keine Gedanken und keine Vorstellungen machen sollen. „Keine Macht den Priestern“ – steht gleich ganz vorne in der Bibel. Es sein denn, sie wirken Wunder und legitimieren sich so: über Wasser laufen, wundersame Brotvermehrung, Heilung von Kranken und Toten – so etwas sollte ein korrekter Prediger Gottes schon bringen. Bringt es das nicht (wie Herr Betz und die 100 000 anderen, die durch böse Worte der Täuschung unsägliches Leid verbreiten), sollte man ihn als das bezichtigen, was er ist: ein Scharlatan. Ein Betrüger. Ein Feind Gottes.
Leid in jeder Form ist Preis des Lebens – nicht Schuld von „schlechtem Denken“. Es ist ein Preis, den wir für Freiheit zahlen müssen – Freiheit, die zum Bösen führen kann. Wenn man nicht aufmerksam ist, nicht aufrichtig, nicht wach und gedanklich klar gehört man schnell selbst zu den Menschen, die Gutes wollen und Böses tun.
Spricht hier nun ein tumber Materialist? Jemand, der – ganz unwissenschaftlich – die geistige Welt ablehnt und ihre Botschaften verschmäht?
Nein – hier spricht ein Pragmat.
Wenn jemand mit der geistigen Welt spricht, dann will ich Ergebnisse sehen – und nicht nur bloßes Wortgeklingel.
Die Gemeinschaft von Findhorn zum Beispiel (heute nicht unbedingt empfehlenswert) hatte durch ihre Praktiken Kohlköpfe im nährstoffarmen Sand großgezogen, die wegen ihrer erstaunlichen Größe Biologen aus der ganzen Welt begeisterten – und Theologen ebenso. Die Botschaften ihrer „Stimmen“ waren von einem hohen ethischen Niveau und erstaunlicher gedanklicher Klarheit … über Jahrzehnte hinweg.
Von diesen Menschen weiß ich auch, dass sie – wie Christus – neben der Stimme Gottes viele andere Stimmen vernahmen, die von Geistern kamen, die übler Natur waren.
Einer spricht hier – für 149 Euro pro Person – und verspricht ein gesundes Leben – lebenslang:
Schmerzen und Krankheiten sind absolut nichts Natürliches. Sie sind hausgemacht und vom Träger des Körpers in aller Regel unbewusst erschaffen. Aber der Normalmensch will davon nichts hören, dass er selbst seine Krankheiten erschafft. Diesen Gedanken zuzulassen, wäre ihm peinlich.
Schmerzen – sind nur eine übersteigerte Form von Gefühlen – von Nervenenden produziert, wenn was falsch läuft. Die gleichen Nerven, die die positive Wirkung von Wärme melden, melden die vernichtende Kraft des Feuers. Sie sind keine Krankheit. Die folgt, wenn man die Schmerzen ignoriert und die Hand weiter ins Feuer hält.
Aber wie schön, welch´ schöne Botschaft wird hier versprochen: ewiges Leben. Und wie bequem sie ist: kümmere Dich nicht um Deinen Nebenmann – er trägt selber die Schuld für sein Leid. Wenn er jammert: sage ihm, dass er selbst Schuld ist an seiner Arbeitslosigkeit – das enthebt jeden jederzeit aller Verantwortung, jeder kann dann auch tun, was er will und möchte. Steche ich ein Messer in Dein Herz, vergifte ich Dein Wasser, übergieße Dich mit Säure – DEINE SCHULD, WENN ES WIRKT.
Und MICH – MICH LIEBT GOTT, WEIL ICH REICH BIN. Ich habe PORSCHE, OMEGA und BOSS – was kann ich anderes sein als Gottes Sohn?
Und weil das so ist – ist jeder materielle Reichtum göttlich, ja, jeder Reiche ein wahrer Sohn Gottes.
Anders als der arme Zimmermannssohn mit seiner Sozialromantik können die „wirklichen“ Söhne Gottes, die jederzeit mit der „Geistigen Welt“ kommunizieren können, ihren Anspruch durch GELD legitimieren. Ihm – dem LOOSER – hatte Satan die ganze Welt angeboten … und der Trottel hat sie abgelehnt. Kein Wunder, das man ihn gefoltert, entwürdigt und gekreuzigt hat!
Im religiösen Bereich bewegen wir uns hier in der Sphäre des absolut Bösen – und so sind letztlich auch die Wirkungen (oder „Nebenwirkungen“) zu erklären, wenn der Rausch der Selbstvergötterung verflogen ist und man immer noch in seinem armen, kranken, einsamen und fremdbestimmten Leben aufwacht, in dem einem die gebratenen Tauben nicht wie im Schlaraffenland in den Mund fliegen – obwohl man ständig „richtig“ gedacht und es allen 100 000 Predigern des Bösen recht machen wollte.
Im nichtreligiösen Bereich haben wir es hier mit einer unglaublichen Scharlatanerei zu tun, dem Denksystem einer äußerst schädlichen soziopathischen Psychosekte, die jede Perversion menschlichen Seins heilig spricht – und so erfolgreich auf Dummenfang geht.
Und ich nun – als von der Welt gebeutelter Mensch, dessen Bandscheiben nur noch Trümmer sind … eine natürliche Folge von einer Million Kilometern in Kraftfahrzeugen?
Ich gebe jetzt Seminare über die unglaubliche Kraft des NEIN. Sicher – weltliche Werte habe ich nur wenig, Gesundheit ebenso … aber ich habe gelernt, dass dort kein Glück zu finden ist. Glück gibt es im NEIN. Das NEIN ist der Sinn des Lebens, es macht stark, gibt Kraft – und letztlich überwindet es auch den Tod.
Wieso?
Nun – das lehren alle Kulturen, die Lehren des Todes entwickelt haben. Jene Momente, wo die Seele gewogen wird, wo geprüft wird, ob sie stark genug geworden ist – oder zu jenen Früchten gehört, die ins Nichts gehören. Dort wird der Moment sein, wo man in die Hölle blickt – oder in den Abgrund des NICHTS. Wer dazu JA sagt: gute Reise und angenehmen Aufenthalt.
Wer jedoch seinen Charakter durch das NEIN gestärkt hat – über Jahre hinweg durch alles Elend – wird einfach weiter gehen und den Tod ignorieren.
Das lehrt das tibetanische Totenbuch, das Totenbuch der Maya und das Totenbuch der Ägypter, das lehrt der Glauben der Germanen und Griechen – und das predigt auch die Bibel.
Das NEIN gibt ewiges Leben, wenn es kräftig genug ist, auch dem Tode NEIN zu sagen. Wer das nicht schafft, stirbt eben den Zweiten Tod – wie es der Apostel Johannes oder der Zauberer Don Juan Matus (bei Carlos Castaneda nachzulesen) dargestellt haben.
Natürlich wird der Tod nicht angenehm: der Körper wird seine Arbeit tun und Warnsignale über den Tod der Zellen ausschicken – das ist sein Job. Aber auch zu diesen Schmerzen kann man NEIN sagen. Niemand kann einen zwingen, sie zu begrüßen.
Bevor ich aber jetzt Anmeldungen für die Seminare bekomme: ich werde sie nicht halten. Ich könnte Bücher über die revolutionäre und evolutionäre Kraft des NEIN schreiben, die sehr erfolgreich sein könnten. Man würde mich mit Geld überschütten – und mein Lebensglück zerstören.
Ich bin froh, dass ich das gefunden habe und möchte es mir nicht durch bloßen Materialismus vermiesen lassen – obwohl die Kraft des NEIN etwas Wesentliches im Menschen bewirkt: die Erfahrung der Selbstwirksamkeit. Die schützt vor Krebs – das ist bewiesen. Das JA zu allem und jedem … macht unglaublich schwach.
Und obwohl ich diese Zeilen mit ironischem Lächeln schrieb, könnten sie doch einen realen, metaphysischen Hintergrund haben.
„Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als das ein Reicher in das Reich Gottes gelangt„.
Man sollte Herrn Betz mal fragen, warum er wohl möchte, dass so wenig Menschen in das Reich Gottes gelangen – und aus welchen abgründigen Gefilden wohl seine Geister zu ihm sprechen. Die Botschaft seiner Geister ist klar:
Und das ist das nächste Thema das ihr kennt auf der Achse der Transformationszeit.
Wer zieht mir Energie ab? Wer geht mit mir und wer nimmt mir Energie? Und mit wem gehe ich und es ist Erhöhung und es ist Kraft und es ist Schönheit, Leben, Tanz und Gesang?
Schönheit, Tanz und Gesang findet man nicht bei den Armen und Kranken dieser Welt – Not und Elend ist ihr täglich Brot – fernab von jeder „Erhöhung“, die die Jünger des Bösen so sehr ersehnen. Und was ist das – „Energie“?
Na: Geld. Und dazu gibt es klare Aussagen:
Liebe das Geld!
Wie denkst du über Geld? Geld ist weder gut noch schlecht. Geld ist. Und es hilft uns, unser Leben zu organisieren. Wenn du das Geld nicht liebst, gibt es keinen Grund, warum es dir zufließen und bei dir bleiben sollte. Wenn du Schulden hast, kümmere dich um deine Schuldgefühle, deine Selbstabwertung und dein Mangeldenken.
Tja – ich habe weder Schulden noch Geld. Dafür die unglaubliche Kraft des NEIN.
Und die führt mich direkt in das Reich Gottes – was will ich mehr?
Und die kurze irdische Durststrecke überstehe ich locker – und habe soviel Kraft, noch anderen dabei zu helfen. Ganz ohne Geld – will mir ja nicht das Reich Gottes versauen.
Der Mensch wird gerne als dummes, mainstream-blökendes Schaf dargestellt. Da tun wir den lieben Wollknäuel aber unrecht. Das Schaf frisst Gras und wenn dieses abgegrast wurde, zieht es weiter zum nächsten Büschel. Der Mensch hingegen frisst auch noch die Wurzeln und wundert sich, wenn es dann nicht mehr nachwächst. Ergo sind Schafe schlauer und wissen wie man eine Weide aberntet, ohne grossen Schaden zu hinterlassen. Der Mensch hingegen weiss das nicht – falsch, er weiss es, handelt aber nicht danach. Darum sind auch die vielen guten Kommentare und Artikel meist wirkungslos. Der Mensch ist schlichtweg zu blöd, um die einfachsten Dinge/Zusammenhänge zu erkennen.
Beispiele gibt es genug. Zuoberst ist das „geldene“ Kalb. Die meisten geifern nach Geld und scheren sich einen Dreck darum, was ihre Gier anrichtet. Dann hat es die Massen an Religionsfanatikern, die ihre Eigenverantwortung irgendeinem Gott übertragen, ihr Hirn dann gottseidank ausschalten können und alles als „gottgegeben“ ansehen. Die Störche bringen ja auch die Kinder. Eine weitere grosse Gruppe sind die selbstüberzeugten Weltverbesserer. Da wird demonstriert und mit den Fingern auf andere gezeigt. Zur Demo fährt man/frau mit dem Auto, macht Bildchen mit dem Smartphone, trinkt eingekauftes Wasser aus Petflaschen und hinterlässt nach der Demo seine nicht mehr gebrauchten Konsumartikel der Umwelt, respektive sch(m)eisst sie einfach weg…irgend jemand wird das dann schon wegräumen oder wenn nicht, dann wächst sicher wieder Gras über die Sache. Würde, wenn wir so schlau wie Schafe wären.
Irgendwie finde ich es schade, dass vergangene Woche ein X-Flare der Sonne (die höchste Klasse) auf die andere Seite losgegangen ist. Hätte er die Erde getroffen, gäbe es für die nächsten Monate oder Jahre keinen Strom. Man stelle sich vor: keine Handys, Autos, Computer, Fernsehen, Börse usw. usw.. Die Welt wäre dann sicher nicht besser, im Gegenteil. Die Welt wäre voll mit konsumgeschädigten Individuen, die nichts mit sich anzufangen wüssten, weil irgendein unsinniges elektronisches Teil fehlt, das einem vorgaukelt, wichtig oder überlebenswichtig zu sein. Am wenigsten geschädigt wären die Menschen, die jetzt schon nix haben ausser ihr nacktes Leben. Ein fünfjähriges Kind aus dem Urwald kann ohne Hilfe Feuer machen, Wasser und Nahrung suchen. Unsere Kleinen aus den Industrieländern würden einfach tot umfallen, weil sie ihren fetten Ärsche nicht lange genug bewegen könnten, bis sie etwas Geniessbares zum Überleben finden. Darum hier ein Lob an die Eltern, welche ihren Kindern zeigen, was man aus der Natur direkt essen, trinken oder sonst verwerten kann.
Ich will mich aber selber auch an der Nase nehmen. Schreibe am Computer, fahre Auto, kaufe im Supermarkt und konsumiere Unsinnigkeiten wie Filme, PC-Spiele, Handy und dergleichen. Aber wie Paracelsus schon sagte:“ Die Menge unterscheidet das Gift von der Medizin.“ Es hätte für alle genug, wenn jeder nur das nehmen würde, was er gerade benötigt. Also benutze ich den ganzen technischen Firlefanz mit gesundem Menschenverstand und schalte sie aus, wenn ich sie nicht mehr brauche. Dasselbe gilt für die wirtschaftlichen und staatlichen Kontrollmechanismen. Hier sind einige Beispiele, die meiner Ansicht nach mehr bewegen als eine Demo.
– alles Geld von der Bank holen
– bar zahlen, keine Kreditkarte verwenden
– in kleinen Geschäften mit Produkten aus der Region verstärkt einkaufen
– Sachversicherungen künden
– Tauschhandel benutzen und fördern
– respektvoller Umgang mit seinen Mitmenschen
– ab und zu mal etwas Weggeschmissenes aufheben und entsprechend entsorgen
– mindestens einmal pro Tag ein ehrliches Lächeln verschenken
undsoweiterundsofort.
Wenn tausend Menschen an eine Demo gehen, hinterlassen sie Müll von tausend Menschen. Dafür dürfen sie als Prügelknaben für die Exekutive hinhalten. Und, ehrlich gesagt, tausend Menschen reichen nicht für eine Veränderung im Denken der Verantwortlichen. Die Lächeln eher süffisant über den Pöbel und genehmigen sich eine Linie vom staatlichen Klodeckel. Aber die gleiche Menge bewirkt sicher etwas, wenn sie die oberen Punkte so gut wie möglich umsetzen würde.
Leider zerbröselt der Gedanke an ein kollektives, gesundes Gesellschaftssystem schnell wieder mit der Erkenntniss, dass wir ja dümmer als Schafe sind. Da hilft alles blöken nichts. Also machen wir weiter wie bisher, weil wir das können. Die Anpassungsfähigkeit des Menschen erfolgt meist nur durch müssen, wenn er etwas nicht mehr hat respektive bekommt – und das dauert seine Zeit. Ausser es dient der Förderung seiner bequemen Dummheit oder dummen Bequemlichkeit…je nach dem. Dann erfolgt die Anpassung über Nacht. Was hat sich da die Evolution nur dabei gedacht, uns das Denken zu ermöglichen. Auf den Bäumen war’s doch auch ganz nett.