Samstag, 26.5.2012. Eifel. Das Wetter ist schön. Ich hätte besseres zu tun, als zu schreiben. Ich bekomme kein Geld dafür. Will ich auch gar nicht. Ich besitze kein Geld – und will auch gar nicht wieder damit anfangen. Geld verdirbt einfach den Charakter – auch den von Politikern, Managern und Richtern. Und Charakter ist das einzige, was in dieser Welt wirklich mir gehört und was mich – möglicherweise – in einer nächsten Welt begleiten wird. Wer möchte schon mit einer so verdorbenen Ware ewig weiterwandern? Und obwohl ich heute lieber in der Sonne liegen würde (und einen kleinen Berg von Alltagsarbeit vor mir habe) ruft es mich doch zu den Tasten. Der Grund? Wieder verschwindet ein Blog von der Landschaft. Diesmal kenne ich ihn ein wenig – ab und zu, wenn Zeit übrig war, habe ich dort mal geblättert. Jetzt droht er zu verschwinden …. wie schon die geliebte Bundesregierung.
Ich gebe zu, ich habe mich nie mit diesem Abmahnwahn beschäftigt, noch verstehe ich recht, wie das funktionieren soll. In meiner Welt glaube ich noch an Recht und Gerechtigkeit. Ich hätte selbst fast mal Jura studiert – um der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen. Ich habe sehr viele Prozesse in meinem Leben führen müssen – und immer hat vor Gericht die Gerechtigkeit gesiegt. Ich sehe auch, das das Bundesverfassungsgericht ein mächtiges und verlässliches Bollwerk gegen die Machenschaften jener sozial schwacher Indiviuden ist, die Deutschland in ein marktkonformes Arbeitslager verwandeln wollen. Sozial schwach? Ja, entgegen des Medial verbreiteten Sprachgebrauches sind jene Personen als „sozial schwach“ anzusehen, die nicht für eine Gemeinschaft leben, sondern nur VON ihr. Richtern, Rechtsanwälten und Politikern sollte das wie auch den Soldaten und Polizisten dieses Landes bewußt sein: sie leben ALLE von Staatsknete, viele davon sogar sehr fürstlich.
Bei so einem kostbarem Geschenk sollte es ein leichtes sein, ein soziales Leben FÜR die Gemeinschaft zu leben – und nicht ein egozentrisches Räuberleben, das nur danach trachtet, möglichst viel für sich auf Kosten der anderen zu ergattern … was wir wohl eindeutig zurecht asozial nennen dürfen.
Weniger asozial scheinen mir jene Menschen zu sein, die von Hartz IV leben. Sie können auch nicht mehr das für die Gemeinschaft tun, was sie eigentlich wollen … und meistens sind es Alter, Krankheit, Kinder oder eine sehr ungünstige persönliche Entwicklung, die es ihnen nicht mehr erlaubt, Gnade vor den Augen der Personalherren zu finden. Sie können nichts dafür, das Richter, Polizisten und Politiker eine Welt geschaffen haben, in der überall ein Preisschild draufklebt (Luft mal ausgenommen – Wasser kostet teilweise schon sehr viel). Soziale Menschen erkennen das und statten selbstverständlich ohne großes Murren ihre Mitmenschen mit dem nötigen Kapital aus – so wie früher der König den Menschen Land zuteilte, damit sie essen anbauen konnten.
„Ohne Essen stirbt der Mensch“ – ist den sozialen Charakteren dieses Landes bekannt.
Den Asozialen ist es egal.
Nun sitzen viele Menschen genau wie ich vor dem Bildschirm und bringen ihre Gedanken zu Papier … oder zu dem, was im Internet das Papier erstetzt. Das ist auch nur gut so. Das Internet stellt eine kulturelle Revolution dar, die das Potential hat, unsere Kultur so zu erhöhen, verfeinern und ihre Leistungsfähigkeit enorm zu steigern wie es dereinst der Buchdruck getan hat. Gerechte, demokratisch und sozial gesinnte Menschen sollten das begrüßen, hier wurde der Menschheit ein Geschenk zuteil, deren Segnungen viele noch nicht mal im Ansatz begreifen.
Immanuel Kant hätte es sehr begrüßt: hier ist das Werkzeug, mit dem der ewige Friede auf Erden geschaffen werden kann – so wie der Buchdruck die Aufklärung in die Welt brachte.
Nun – leider gibt es nicht nur Menschen, die Frieden begrüßen. Die Geschichte lehrt uns, das es reichlich Individuen gibt, die Krieg vorziehen – sofern sie weit hinten sind und sich durch die Leichenberge die Taschen füllen können. Es gibt auch gefüllte Taschen, die sich Sorgen machen, das die sozialen Kräfte dieser Welt merken, auf welch´ kriminelle Art und Weise die Taschen gefüllt worden sind. Ja, „die Märkte“ speisen sich hauptsächlich aus kriminellen Geldern – und investieren deshalb soviel in Politik und Medien, weil sie Angst haben, erwischt zu werden. Es wäre nicht schön, wenn die Bürger erfahren würden, das es Vermögen aus Drogengeschäften und Menschenhandel sind, für deren Vervielfältigung wir unsere Staatsverschuldung vervielfältigen.
Mit diesen asozialen Gewalten legt man sich an, wenn man so einen kleinen Blog wie Duckhome betreibt, der eine beeindruckende soziale Leistung darstellt. Sozial? Natürlich – weil kostenlos für alle. Das ist heute normal so. Das gehört zur neuen Zeit – Zeitungen gibt es ja auch kostenlos – in solchen Mengen, das viele sich deren Anlieferungen schon verbieten. Gut, es gibt Werbung bei Duckhome (sogar für Rezepte von Kartoffelsalat) – aber das gibt es bei allen anderen Medien auch. Blogs haben eben ihre Betriebskosten – auch wenn die geringer sind als die Kosten für ein Totholzmedium.
Nun droht einem sozialen Projekt wie Duckhome das Ende. Sie sollen dort Urheberrechte verletzt haben.
„Urheberrechte“ ist ein schwieriges Thema. Eine Perspektive habe ich schon mal eingenommen … via Urheberrecht dominieren Konzerne die Entwicklung von Kunst und Kultur. Die andere Perspektive habe ich auch schon kennenlernen müssen: da kopiert einer meine Artikel, um sie als seine eigenen auszugeben.
Das hinterlässt einen fiesen Geschmack. Zwar ist „Eifelphilosoph“ ja extra anonym und schreibt nicht zwecks Förderung eines neuen Personenkultes, aber man fühlt sich als Mensch doch irgendwie zurückgesetzt, weil der sozial übliche Respekt vor der Persönlichkeit des Mitmenschen vollkommen fehlt – sogar bei den „Hells Angels“ gibt´s für so was tierisch mit der groben Kelle. Respekt vor dem Mitmenschen ist halt eine wichtige Charaktereigenschaft, deren Fehlen immer in Kriegen endet – letztendlich.
Andererseits … man produziert ja dafür, das es gelesen, gesehen oder mitgesungen wird – und hier wird es erst recht schwierig, sich gegen Kopien zur Wehr zu setzen … oder auch nur im Ansatz dagegen zu sein.
Was wäre, wenn jemand ein Copyright auf „Demokratie“ für sich verlangt – die Griechen dürften da an erster Stelle stehen. Sie predigen diese Staatsform zur Abwehr von Krieg und Ungerechtigkeit schon seit dreitausend Jahren. Angesichts der Verbreitung und Akzeptanz von „Demokratie“ dürften die Griechen an Lizenzgebühren reich werden. Gleich danach kämen die Indianer dran, die die Aufklärung nachhaltig zu ihren „Verfassungen“ inspiriert haben.
Noch krummer wird es, wenn Nachrichtenagenturen ein Copyright auf Wirklichkeit einrichten: die Privatisierung von Information gleicht dem Ruf nach der Privatisierung von Regenwasser – aber wir wissen, das selbst dieser Ruf schon ertönte. Doch obwohl solche Forderungen a priori asozial und sogar gemeingefährlich sind, scheinen sie sich langsam durchzusetzen. Ich sehe schon eine Gesellschaft vor mir, in der die Informationen aus der „Tagesschau“ nur noch hinter vorgehaltener Hand besprochen werden dürfen, weil ansonsten gleich zehn Anwälte auf der Matte stehen, die Gebühren für den Gebrauch der Information „In Hanau explodiert ein Atomkraftwerk“ wollen.
Darum ist die Rettung von Duckhome nicht nur ein Gebot der Solidarität von freien Autoren und ihren Lesern. Es ist ein Akt der Rettung unserer aller Zukunft, der Rettung einer neuen Kultur des Friedens, Wissens und Schaffens – genau jener Kultur, die uns als „Wissenschaft“ die Wunder der modernen Zivilisation beschert haben. Die haben wir nur der Tatsache zu verdanken, das viele Menschen ihr Wissen respektvoll untereinander geteilt haben. Hätten sie es für sich behalten, würden wir bis heute das Rad nicht kennen und noch in Höhlen leben.
Es scheint nur ein kleines Drama zu sein, was sich hier abspielt, irgendwas mir geldgierigen Menschen gegen Idealisten.
In Wirklichkeit aber ist es ein Detail im Kampf der Kulturen, ein Analog zu den Hexenverbrennungen und Judenverfolgungen – und so wird die Rettung von Duck Home zu einer unaufschiebbaren Pflicht unserer ganzen demokratischen, sozialen Kultur – und jener neuen Kultur des ewigen Friedens, die sich schon jetzt am Horizont abzeichnet. Ich finde, dessen sollte man sich bewusst sein.
Folgen wir den Autoren von Duck Home, ist schlichtweg die ganze moderne Informationskultur in Gefahr – und jedes (auch im Sinne einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung gebrauchtes) Zitat eine Straftat.
Eigentlich aber … dürfen wir darüber schon jetzt nicht mehr reden … denn auch diese Informationen könnten schon jemandem gehören. Vielleicht kauft sich bald einer das Copyright für die deutsche Sprache … dann sind wir endlich alle still und stumm.
Und vielleicht werden bald alle freien Blogs beschlagnahmt. Dann werden restlos alle merken, wie dringend wir sie schon längst brauchten, um die Ausgewogenheit der Berichterstattung gewährleisten zu können und Meinungsbildung im Sinne des Grundgesetzes zu ermöglichen.
Dann wird es aber zu spät sein.
Wenn wir dann aber endlich eine Gesellschaft haben, die sich in keiner Art und Weise mehr mit Information beschäftigen darf, können die ewig neuen Milliarden zur Rettung der Rendite kriminellen Kapitals dank ESM endlich hemmungslos fließen.
Samstag, 12.5.2012. Eifel. Seit einiger Zeit tobt eine Diskussion in Deutschland, die jetzt einen absurden Höhepunkt erreicht hat: das, was sich nach Willen der Konzernherren die „Künstlerelite“ Deutschlands nennen darf, hat einen Aufruf gestartet, der sich gegen den „Diebstahl geistigen Eigentums“ wendet. Der Aufruf ist so dämlich, das es sich bei den Unterzeichnern auf keinen Fall um Intellektuelle handeln kann – die Frage ist nur, wer ruft denn da – und was wollen die eigentlich? Bleiben wir erstmal bei meinem Vorwurf, das der Aufruf dämlich ist. Ich zitiere den zweiten Satz:
Das Urheberrecht ist eine historische Errungenschaft bürgerlicher Freiheit gegen feudale Abhängigkeit, und es garantiert die materielle Basis für individuelles geistiges Schaffen.
So etwas ist einfach nur Nonsens. Die Ideen der Aufklärung verbreiteten sich hauptsächlich durch Raubkopien, die Idee des Urheberrechtes wurde von „den Obrigkeiten“ massiv unterstützt, weil die Einfluss auf die Werke haben wollten – siehe Wikipedia.
In Wahrheit ist das Urheberrecht eine historische Errungenschaft der Obrigkeiten gegen bürgerliche Freiheit und es garantiert den Einfluss der Mächtigen auf die geistige Entwicklung und Verfassung des Volkes. Natürlich kann es auch nicht die Basis für individuelles geistiges Schaffen sein, es sei denn, Künstler bekommen a priori Vorschüsse für nicht vorhandene Werke. Alle anderen müssen neben ihrer Kunst ganz normal arbeiten gehen, bis ein „Talentscout“ die Vermarktbarkeit (und Systemkonformheit) ihrer „Kunst“ entdeckt. Fortan wird „das Werk“ mit allen mitteln der Werbe- und Manipulationskunst mit aller Gewalt zum Erfolg gebracht, so lange in jeder Talkshow diskutiert, in jeder Zeitung besprochen und jeder Radiosendung zitiert, bis auch wirklich der letzte Idiot der Meinung ist, er müsse es unbedingt gut finden, weil er sonst wirklich der letzte Idiot ist.
Bevor der Talentscout kommt, ist jedoch Ebbe in der Kasse. Das ist der Zustand, mit dem 99% der Künstler leben müssen, die nicht von einem Konzern ausgewählt und gefördert worden sind.
Seit dreissig Jahren werden uns nun Musiker, Schriftsteller und Maler von einer gewaltigen und allmächtigen Industrie „vorgesetzt“, die uns zu gefallen haben. Gefallen sie uns nicht, sind „wir“ fürchterlich out und draußen. Was man uns nicht sagt: da draussen lebt es sich ausserordentlich preiswert auf allerhöchstem Niveau. Da draussen, jenseits der künstlich am leben erhaltenen Konzernkunst, gibt es bessere Musik, beeindruckendere Schriften und anregendere Bilder, dort leben leidenschaftlichere Künstler, die FÜR ihr Werk leben – und nicht nur von ihm. Wäre schön, wenn diese 99 % ebenfalls eine „materielle Basis für individuelles geistiges Schaffen“ hätten – weshalb man sich vom „bedingungslosen Grundeinkommen“ zurecht einen gewaltigen kreativen Impuls für die Gesellschaft versprechen kann … jenseits der Wertemaximen privatwirtschaftliche finanzierter Talentscouts oder anderer Systemagenten.
Damit (und mit dem Hinweis auf falsche Zeichensetzung) könnte man den Aufruf der Konzernkünstler schon zu den Akten legen … wenn nicht hier eine zentrale politische Dimension berührt würde. Der Aufruf ist nichts anderes als der erbärmliche Ruf einer verunsicherten Kaste von Konzernbütteln, man möge bitte die Produktion von Herrschaftskunst weiterhin großzügig subventionieren – und genau deshalb wirkt er so erbärmlich, so völlig weltfremd jenseits der gesamtgesellschaftlichen Realitäten, die geprägt sind von zunehmender Armut, Sozialstaats- und Demokratieabbau, betrieben durch gerade jene Strukturen, von denen diese „Künstler“ sich ihr Luxusleben finanzieren lassen.
Jenseits der Konzernmedien ist das auch nur all zu gut bekannt – zum Beipiel in den Kreisen der Eliteforschung:
In der komplexen modernen Gesellschaft lässt sich Kapitalmacht nur durch zusätzliche nicht-
ökonomische (symbolische) Ressourcen in Herrschaft umsetzen. So bilden sich
‚Führungsspezialisten’ heraus: Eliten, insbesondere eine ,politische Klasse’ (Gaetano Mosca).
Diese Eliten verkörpern kollektive ‚Strömungen von Gefühlen’, sie geben ihnen eine Sprache
in Gestalt pseudo-logischer ‚Rationalisierungen’ in Ethik, Religion und Politik und sie
kämpfen um ‚Macht und Ehre’ in der neuen ‚verwalteten Welt’ (Vilfredo Pareto). Dort, in den
Staats-, Partei- und Industriebürokratien, entsteht eine chronische Krankheit namens
Oligarchie (Robert Michels).
Das ist die Aufgabe der Konzernkünstler: Kapitalmacht in Herrschaft umzusetzen. Sie setzen die Maßstäbe von „gut“ und „böse“, bestimmen, „was man trägt“, „was in ist“, beeinflussen das Fühlen, Denken und Urteilen der Menschen, sind eifrige Diener einer Oligarchie, an die sich sich verkaufen, um das Volk weiterhin zu „verarschen“ (
von „Mister Dax“ Dieter Müller).
Lauschen wir weiter der Eliteforschung:
Andererseits agieren hier Individuen mit einem ultra-hohen Nettowert, die ,globalen
Superreichen’, welche so etwas wie eine planetarische ‚neue Aristokratie’ zu formen
beginnen.
Und die Hofnarren dieser neuen Aristokratie bangen infolge der Urheberrechtsdebatte um ihren Platz an den Fleischtöpfen der Verwertungskonzerne.
Nun – solche Versorgungsängste sind verständlich. Die hat heutzutage jeder jener Bürger, die fürchten müssen, innerhalb der nächsten zehn Jahre durch die „Rettungsschirme“ enteignet zu werden. Anders als die Konzernkünstler haben diese Bürger jedoch nicht ihre „Talentscouts“, die sie mit Geld versorgen, um Bürger mit „Unterhaltung“ von dem abzulenken, was gerade weltweit geschieht. Auf sie wartet nach Hartz IV die Altersarmut.
Es lohnt sich schon, sich mal Gedanken über die politische Dimension der „Bohlensteuer“ zu machen, die letztlich ganz viel Geld vom „Markt“ lenkt – fort von den kleinen Idealisten, hin zu den großen „gekauften“ „Superstars“, die jetzt von Konzernmedien in den Stand von „Intellektuellen“ erhoben werden – als ob ein Mario Adorf oder eine Charlotte Roche auch nur annähernd die Dimension eines Karl Marx, Immanuel Kant oder Friedrich Nietzsche erreichen würden. Im Gegenteil: sie verdrängen mit ihrer künstlich gezüchteten (und großzügig subventionierten) Existenz die vielen kleinen Intellektuellen aus den Medien, die sich – wie Johannes Ponader von der Piratenpartei – von Zeit zu Zeit mit Hartz IV herumschlagen müssen … ein Schicksal, das 99 % der Künstler und Intellektuellen teilen.
Man darf diese „Künstler“ vielleicht auch mal an die eigentliche Motivation für Kunst erinnern: man spielt, schreibt und malt, um die Menschen zu erfreuen – nicht, um sie mit Hilfe von Konzernen abzukassieren. Da gibt es eine ganz scharfe Grenze, die Arthur Schopenhauer einst dazu gebracht hat, die ganze akademische Philosophie zu verdammen – zu Recht. Staatlich finanzierte Philosophie war jenen Denkern der Aufklärung so suspekt wie heutzutage konzernfinanzierte Kunst im Auftrag des neuen planetaren Feudalismus sein sollte – jedenfalls jenen Intellektuellen, die über genügend historische, soziologische, philosophische und politische Bildung verfügen, um zu sehen, das gerade das Urheberrecht Grundbestandteil einer neuen Feudalkultur ist, die mit seiner Hilfe sogar an kulturellem Erbe wie dem Lied „Happy Birthday“ Rendite einfahren wollen.
„Urheberrecht“ ist nichts anderes, als das Recht vermieteter und gekaufter Künstler, ihren Anteil an den Konzerngewinnen zu erhalten – auch über den Tod hinaus. Andererseits ist es ein zentrales Steuerungsinstrument der Korporatokratie, die gerade die mächtigste Demokratie der Welt in den Faschismus des 21. Jahrhunderts stößt.
Ob es den „Künstlern“ bewusst ist, an wen sie sich dort verkauft haben?
Ich fürchte, selbst wenn: es ist ihnen schrecklich egal.
Hauptsache, das Geld rollt … und man wird weiterhin zu den Operbällen dieser Welt eingeladen. Das man hilft, einen neuen Faschismus zu gebären, interessiert in Wirklichkeit niemanden, solange man sich nur weiterhin Kaviar leisten kann. Was braucht man schon Bildung, wenn man nur Geld hat?
Ein Einblick in das neue System, dem sie (und ihre „Talentscouts“) dienen, gibt der Pulitzerpreisträger Chris Hedges, hier in der Übersetzung von Jakob Dorloff:
Hollywood, die Nachrichtenindustrie und das Fernsehen, alle durch große Konzern kontrolliert, wurden zu Instrumenten des umgekehrten Totalitarismus. Sie zensieren und verspotten diejenigen, welche die Unternehmen kritisieren oder angreifen. Sie durchsetzen die Radiowellen mit fabrizierten Kontroversen, ob es nun Tiger Woods ist oder der Streit zwischen Jay Leno und Conan O’Brien. Sie manipulieren Bilder, um uns zu verwirren und Wissen zu verkaufen, das darin besteht, wie Barack Obama Präsident geworden ist. Die drakonische innere Kontrolle, eingesetzt durch die Heimatschutzbehörde, das Militär und die Polizei gegen jede Form von Widerspruch, verbunden mit der medialen Zensurindustrie, führt das für den umgekehrten Totalitarismus aus, was Schläger und Bücherverbrennungen in klassischen totalitären Regimen erledigten.
Und darum ist die Diskussion um Urheberrechte hochpolitisch – denn nebenbei geht es um das Recht des Konzerns, zu kontrollieren, was Kunst ist, was Meinung sein und wie „Leben“ gelebt werden soll … ein Anspruch, den in Deutschland zuletzt Adolf Hitler hatte.
Und so dienen jene „Künstler“ letztlich als Schläger und Bücherverbrenner der neuen globalen Aristokratie … und werden dafür sehr gut bezahlt.
Aus ihrer Sicht ist es sicher verständlich, das dies so bleiben soll.
Ich hoffe aber, es ist verständlich geworden, das dies aus der Sicht einer demokratischen Gesellschaft nicht so bleiben darf, wenn diese überleben will.
Es wird die Geschichte eines Musikers nach dem sogenannten Durchbruch mit der einer nur mittelmäßig erfolgreichen Musikerin verglichen. Es geht um den Vergleich eines der 62.000 angeschlossenen (normalen) GEMA-Mitglieder mit einem der 3200 ordentlichen Mitglieder.
Während die SUPER-Mitglieder 64% der Ausschüttungen einkassieren, müssen sich die anderen Mitglieder mit 24% zufrieden geben. Doch der Film will gar nicht nur für eine Reform des Verteilungsschlüssels eintreten, sondern fordert gleich die komplette Anschaffung der Bohlensteuer bzw. der GEMA.
Ein Film der Hedonistischen Trickfilm Sektion:
Dienstag, 27.3.2012. Eifel. Stromausfall. Nein – keine Sorge, nicht flächendeckend. Manchmal muss man den Preis dafür zahlen, im ältesten Haus im Tal zu wohnen … mit Leitungen, die ein gewisses Alter aufweisen. Gestern war der Enkel des Elektrikers hier, der die Leitungen im modernen Anbau verlegt hat. Er kommt heute wieder – mit Verstärkung. Gestern musste er vor langjährig gewachsenem Leitungswesen kapitulieren. Nun – aus einigen wenigen Steckdosen kommt überraschend noch etwas Strom, weshalb ich heute meine Tätigkeit wieder fortsetzen kann, ein bischen Philosophie aus der Eifel zu präsentieren – ganz aktuell trifft nämlich mein Stromausfall den Kern der Zeit. Wir erleben gerade eine unglaubliche kulturelle Revolution … und den Niedergang der Grundgedanken der bundesdeutschen Demokratie.
Die kulturelle Revolution erlaubt mir – wie vielen tausend anderen auch – Ideen und Gedanken einer breiten Öffentlichkeit tagesaktuell zu präsentieren, was sonst nur Zeitungen möglich war. Das ist ein kultureller Sprung, der mit dem der Erfindung des Buchdrucks zu vergleichen ist. Seltsam, das nur wenige diese Dimension beschreiben – wahrscheinlich ist sie ihnen zu unheimlich. Auch der Buchdruck hatte seine Feinde bei den Mächtigen der damaligen Zeit: wo käme man den hin, wenn jeder die Bibel lesen könnte (damals die höchste Autorität, von der man alles Herrschaftswissen ableitet). Heute warnen die Mächtigen vor dem Internet – und den Möglichkeiten, die es erlaubt. Auch etablierte „Journalisten“ erschrecken darüber, das man in kurzer Zeit komplette Artikel ins Netz stellen kann, die mit wenigen Mausklicks viel zusammenfassen und neu bewerten können – ohne, das man einen Chefredakteur konsultiert, den Herausgeber fragt und sich Rückendeckung bei den jeweiligen Parteisprechern holt.
Ich sehe meinem Sohn gerne beim spielen zu – er spielt „Monster Hunter“ im Internet … mit Briten, Franzosen, Spaniern, Italienern und Portugiesen geht er gemeinsam auf die Jagd – gemeinsam und kooperativ. Ich denke, so funktioniert Völkerverständigung auf breiter Basis, besser kann man kaum für Frieden sorgen, als das die Kinder der Nationen miteinander spielen – es erscheint mir ausserdem sinnvoller als der aufgezwungene Partnerstadttourismus, bei dem die führenden Gemeindepolitiker Steuereinnahmen für Juxreisen verpulvern. Natürlich – ohne Strom funktioniert diese Revolution nicht so gut … bzw. gar nicht, wie ich aktuell erleben durfte.
Was wäre es für ein großer politischer und kultureller Schritt, wenn sich das Land der Dichter und Denker gezielt auf diese Revolution einlassen würde – wir könnten die erste vernetzte Demokratie werden, in der das Volk in der Tat das Sagen hat, tagtäglich.
Aber mal ehrlich: wer will das schon?
Ganz sicher nicht die „Systempresse“, jenes Konglomerat von Medienmenschen, die sich bequem in jahrzehntelang gewachsenen Strukturen eingerichtet haben – Strukturen, die ungefähr so effektiv sind wie meine Stromleitungen. Wie jene Strukturen im Hintergrund vernetzt sind, erfahren wir nur selten – wie aktuell im Falle Strauß-Kahns, der an von Unternehmern bezahlten Sex-Partys teilgenommen haben soll – genauso wie ein Polizeichef. Präsziser kann man unser derzeitiges degeneriertes politisches System kaum beschreiben.
Natürlich wird jetzt erstmal gewaltig gegen jene Partei gewettert, die als Sieger aus der Saarlandwahl hervorgegangen ist: die Piratenpartei. Schaut man sich die Kritik näher an, ist man überrascht: die Krawattenferne des Personals wird vom Bezahljournalismus als die größte Gefahr für die deutsche Demokratie ausgemacht. Dämlicher geht es kaum noch. Die stille Duldung rechtsradikaler Auswürfe wird kaum noch wahrgenommen … scheint allerdings auch in meinen Augen weniger aktuell zu sein. Was kaum jemand weiß (und bitte nicht weitersagen): ich war Gast beim Bundesparteitag der Piraten – und überrascht über die Eindrücke, die man dort sammeln konnte. Es kostete viel Zeit – aber war durchaus interessant. Ich kann nur jedem empfehlen, sich das mal anzutun – es unterscheidet sich wohltuend von dem Parteiengekasper, was einem sonst so serviert wird.
Natürlich ist der IT-Schwerpunkt der Partei bedenklich – eine Partei von jungen Klempnern wird die Probleme von alten Erziehern kaum verstehen können. Man wird aber erstmal damit leben müssen, das Menschen aus dieser Berufsgruppe der neuen kulturellen Revolution automatisch sehr nahe stehen. Natürlich müssen Parteien grundsätzlich als bedenklich gelten, weil ihre Führer letztlich alle den Weg Strauß-Kahns gehen. Insofern ist eine Marginalie des Piratenparteitages in Münster bedeutsamer, als man es vielleicht wahr haben möchte: der Parteichef ist nicht Spitzenkandidat geworden, obwohl er es gerne wollte. Dort, wo die Basis der Spitze jederzeit den Boden unter den Füssen wegziehen kann, greifen die herkömmlichen Taktiken der „Unternehmer“ weniger -denke man den Weg weiter, droht vielleicht sogar eine Demokratie ohne Parteien.
Während hier vielleicht ein zartes kleines Pflänzchen an frischer Demokratie aufblüht (und dabei einige hässliche Aspekte der Piratenpartei verdrängt), zeigt die Saarlandwahl andererseits nur eins: die fortschreitende Degeneration unseres politischen Systems und die zunehmende Unvereinbarkeit der Sozialdemokratie mit dem ursprünglichen bundesdeutschen Demokratieverständnis. Mehr und mehr präsentiert sich die SPD als Wahlverein für Kapitalkanzler, garniert mit ein wenig „Hang zur Mitte„. Keine Partei in Deutschland hat jemals mehr dazu beigetragen, das demokratische Grundempfinden der Bürger dieses Landes zu derart zu unterhöhlen, so das man in Folge – wie die Saarländer – den Gang zur Wahlurne als zunehmend völlig sinnlos empfindet. Schauen wir uns die Saarlandwahl an: 64,8 % der Wähler wollten KEINE CDU-Regierung. Sie haben aber die Rechnung ohne die SPD gemacht, die sich – wie zuvor im Bund – eher als Wahrer von Konzerninteressen denn als politische Alternative zur CDU versteht.
Die Wahl im Saarland zeigt: wir haben eine neue SED im Land – neben einer Kanzlerin aus dem Osten und einem Bundespräsidenten aus dem Osten haben wir jetzt auch die Idee einer Einheitspartei aufgenommen und zelebrieren sie, wann immer es nötig ist: SPCDU sorgt notfalls gegen allen Bürgerwillen für Ordnung im Land, steigende Staatsverschuldung, Demokratie- und Sozialabbau inklusive – alles im Interesse der zweckentfremdeten sinnlosen Kapitalvermehrung.
Wo sind eigentlich jene Politiker, die sich mutig trauen, den Wählerauftrag ernst zu nehmen der da heißt: wir wollen keine CDU-Regierung? Es gab mal eine SPD, die den Wählerauftrag ernst genommen und erkannt hätte, das die Mitte in Deutschland eher sozialliberal als neoliberal ist. Aber wahrscheinlich gehen die lieber zusammen mit dem Staatsanwalt zu den von VW bezahlten und von Hell´s Angels organisierten Sexpartys, das macht viel mehr Spaß als lästige Basisdemokratie – und bringt auch bessere Pöstchen bei Rothschild, RWE, Adeco oder BMW.
Letztendlich erleben wir aktuell den Niedergang des demokratischen Grundgedankens, in dem es die Aufgabe der Politiker war, den Volkswillen zu respektieren und zu repräsentieren und nicht, notfalls die eigene politische Heimat zu verraten, nur um weiterhin an den Sexpartys teilnehmen und im Pool der Konzernpöstchenanwärter mitschwimmen zu dürfen.
Mal schauen, was passiert, wenn CDU und SPD zusammen unter dreissig Prozent liegen. Das die offene Anbiederung an den Konzernkapitalismus auch zur kompletten Zertrümmerung einer Partei führen kann, hat die FDP ja gerade bemerkt. Hoffen wir, das die Wähler merken, das CDU und SPD inzwischen auch nur noch Fillialen des internationalen Bundes der Konzernwirtschaft sind – in den USA einfach als Business Round Table bekannt.
Wenn die Mutter in Gefahr ist, dann rücken die Töchter eben enger zusammen – aber daran kann der Wähler erkennen, wo das Zentrum der politischen Welt in Deutschland liegt und wie es um unsere Demokratie wirklich bestellt ist.
Die ist bald völlig wegrationalisiert – weil sie im Sinne der Konzernwirtschaft eben auf völlig unvernünftig ist.
Die Mutter in Gefahr?
Nun … auch wenn ein mir völlig unbekannter „Rockmusiker“ das anders sieht: die Musikpiraten greifen das Konzernunwesen ganz direkt an – jenes Konzernunwesen, das in den siebziger- und achtziger Jahren die wild wachsende freie Musikkultur mit großem Finanzaufwand gezähmt hat … was die jungen Parteipiraten (und ihre Kritiker aus dem Reich der Pseudomusiker) wohl kaum mitbekommen haben. Man wollte mit aller Macht Erscheinungen wie „Beatles“ und „Rolling Stones“ verhindern – nie wieder sollten reiche Emporkömmlinge den Plattenkonzernen ihre Forderungen diktieren können. Die Verflachung der musikalischen Vielfalt hat man billigend in Kauf genommen – das Volk musste halt mit dem auskommen, was der Konzernrocker zu leisten vermochte.
Das Ergebnis ist bekannt – deshalb höre ich keine aktuellen „Charts“.
Selbst dann nicht, wenn ich mal Strom habe.