Montag, 16.5.2016 Kennen Sie Woodstock? Nein, nicht den kleinen Vogel der „Peanuts“, der dem Hund Snoopy ein treuer Begleiter ist, sondern das Festival: „3 Days of Love und Peace“. Es fand vom 15. – 18. August 1969 statt. 60000 Besucher waren erwartet worden, 400 000 kamen. Ein Alptraum für jeden bürgerlichen Organisator – doch das Festival zeigte, das große Mengen junger „Normalbürger“ sich völlig ohne Polizei oder Regierung effektiv organisieren können – ein Alptraum für alle Parteien in allen Ländern, demonstrierte es doch deutlich, wie überflüssig sie in Wirklichkeit sind. Die große Menge erlebte friedliche Tage -und räumte danach ihren Müll selber weg. Sind Sie deshalb für uns Helden? Sie sollten es sein: sie haben gezeigt, wie Menschen auch leben können – ohne gleich den ganzen Planeten zu vernichten. Die Hippies stellten die größte Gefahr da, die das Establishment des Westens je gesehen hatte: sie lösten es einfach friedlich von innen heraus auf, lebten ein produktives, kreatives, nachhaltiges Miteinander unter völlig freier Entfaltung der eigenen Person – das Paradies war für kurze Zeit Realität geworden.
Der Indianer und Jurist Vine Delore Jr. sprach in seinem Werk „Nur Stämme werden überleben“ sehr huldvoll von der „Woodstock-Nation“, von der Jugend, die als Minderheit ihren eigenen Stamm bildet, der sich an den Werten indianischer Stämme organisiert und eine Wahl getroffen hat: sie hat sich fürs Tipi entschieden, anstatt für das Schloss (Nur Stämme werden überleben, Vine Deloria jr., Hrsg. von der Arbeitsgruppe für Nordamerikanische Indianer, München, Schätzungsweise 1970?), eine Entscheidung, die für die Gesellschaft als solche lebenswichtig gewesen wäre: „Schloss“ ist einfach nicht zu finanzieren, dafür hat der Planet zu wenig Ressourcen – jedenfalls, wenn alle eins wollten.
Man stelle sich vor: „Woodstock-Nation“ hätte sich durchgesetzt. Wir hätten fünzig Jahre später (also: fast genau JETZT) einen friedlichen Planeten voller Ökodörfer, die ihren eigenen Strom produzieren, wir hätten 365 Days of Peace. Love and Freedom – jedes Jahr. Wir hätten keine Umweltprobleme, keine Energieprobleme, keine Kriege, bräuchten nicht vor der wachsenden Häßlichkeit unseres eigenen Lebensumfeldes jedes Jahr dreimal in ferne Länder fliegen (und auch dort die Umwelt zu ruinieren – was die Anreise schon genüngend tat), um dort für ein paar Tage „Woodstock-Nation“ zu leben – also jenes Leben, das sich für eine einfache aber zutiefst glückliche Existenz in der Natur entschieden hat. „Woodstock-Nation“ war der kulturelle Counterpart zu Auschwitz – und deshalb schon in dem von echten Nazis durchsetzten Deutschland der sechziger Jahre überhaupt nicht gern gesehen.
Die besondere Gefährlichkeit an der Hippiebewegung war: viele ihrer Protagonisten kamen aus reichen Häusern. Sie kannten den Lebensstil ihrer Eltern in den Villen (also: den modernen Schlössern), jenen Lebensstil, der geprägt war von Heuchelei, Anpassung, Gewalt und Unterdrückung und ohne Alkohol überhaupt nicht auszuhalten gewesen wäre. Und sie kannten die Folgen dieses Lebensstiles: der ewige Krieg. 2016 können wir sagen: in der Tat, der hört nie auf. Das heißt: sie sprachen aus Erfahrung, hatten die höchsten Höhen des Konsums kennengelernt … und sich angeekelt von der Hohlheit und Leere abgewandt.
Nun: Vine Delore jr. hatte sich geirrt. Es war nicht der Beginn einer neuen Stammeskultur, die dem Systems des geisteskranken Wachstums- und Leistungswahns eine lebbare Alternative entgegenstellte, es war vielmehr das letzte Aufflackern der Jugend, bevor sie von der Maschinerie des Todes überrollt wurde. Die Konzernwelt wusste ganz genau, welche Gefahr von diesen genügsamen, langhaarigen, bunten Gestalten ausging, die LEBEN vor KONSUM stellten: die ganze Wirtschaftsordnung war in Gefahr, ja: die ganze Kriegsmaschine konnte zum erliegen kommen. Also: produzierte man zukünftig seine eigene Konzernmusik, spielte die in allen Konzernsendern, schummelte sie duch Konzenmedien an die „Spitze“ der „Charts“, die man eigens geschaffen hatte, um den Menschen zu zeigen, was „gute“ Musik ist – und was „schlechte“. Die „gute“ brachte viel Geld in die Kassen der Konzerne und machte die Konzernmusiker unendlich reich: so zog man sie automatisch auf die Seite des superreichen Establishment. Dann noch schnell John Lennon erschießen (und das auch noch an meinem Geburtstag): schon war der friedliche Aufstand vorbei.
Das Ergebnis sehen wir heute: Menschen, deren größte Angst es ist, ein „Nichtsnichts“ im Lebenslauf zu haben (siehe Zeit). Dabei hat niemand wirklich ein „Nichts“ im Lebenslauf, jeder lebt ja die ganze Zeit, nur: unsere Gesellschaft hat wieder „unwertes Leben“ eingeführt – und davor muss man wirklich Angst haben, denn es wird mit Arbeitslosigkeit bestraft, die über Sanktionen, Hunger und Obdachlosigkeit langsam zum Tode in einem der reichsten Länder der Welt führen kann. Das ist eine Realität, die die Jugend von Heute schon am Beispiel von Klassenkameraden sehen kann – auch an jenen, die vom Jugendamt mitten aus dem gymnasialen Unterricht hinausgeschossen und ins ferne Ungarn transportiert werden, um dort allein unter Fremden auf einem heruntergekommenen Hof ohne Schulunterricht zu leben (den Fall finden Sie in der WDR-Dokumentation „Mit Kindern Kasse machen“ – wo man offen ausspricht, dass Kinder im Deutschland des 21. Jahrhundert längst „handelbare Ware“ geworden sind – dank „Jugendamt“, 3,5 Milliarden kann man damit im Jahr verdienen. Steuergelder, wohlgemerkt). Wie ein solches Leben in Angst die Jugend prägt, erfahren wir aktuell aus einer Studie (siehe Spiegel):
Am Anfang der großen Jugendkulturen stand fast immer Provokation und das Bedürfnis, sich von den Eltern abzugrenzen. Die Jugend im Jahr 2016 tickt da anders. Das geht aus der Sinus-Jugendstudie hervor, die heute in Berlin veröffentlicht wurde. Provokante Subkulturen gebe es heute kaum mehr, fassen die Autoren der Studie zusammen: „Eine Mehrheit der Jugendlichen ist sich einig, dass gerade in der heutigen Zeit ein gemeinsamer Wertekanon von Freiheit, Aufklärung, Toleranz und sozialen Werten gelten muss, weil nur er das ‚gute Leben‘, das man in diesem Land hat, garantieren kann.“
Was sehr auffällig ist: die Klasse der „kulturell Kreativen“ – die wichtigste Klasse für die Gestaltung der Zukunft – existiert gar nicht mehr in dieser Studie. Dafür finde ich die „Prekären“ – als wäre das ein Lebensentwurf, den man sich selber aussucht … und zusätzlich noch eine „freizeit – und familienorientierte Unterschicht mit ausgesprochen markenorientiertem Konsumbewusstsein“ … als ob Familienorientierung schon ein Unterschichtsmerkmal ist.
Was der Spiegel nicht so deutlich beschreibt: dieses Ergebnis ist eine absolute Sensation in 5000 Jahren Menschheitsgeschichte. Ja: seit 5000 Jahren meckern die Eltern über die „Jugend von Heute“. Lauschen wir mal den alten Sumerern (siehe Bildungswissenschaftler.de):
Die Jugend achtet das Alter nicht mehr, zeigt bewusst ein ungepflegtes Aussehen, sinnt auf Umsturz, zeigt keine Lernbereitschaft und ist ablehnend gegen übernommene Werte“ (Keller, 1989, ca. 3000 v. Chr., Tontafel der Sumerer).
Schon die Sumerer hatten Hippies. 2500 Jahre später: immer noch keine Besserung:
„Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer. (Sokrates, 470-399 v.Chr.)
Doch im 21. Jahrhundert ist auf einmal alles anders. Eine Sensation. Sogar das faschistische Deutschland brachte mit der „Weißen Rose“ noch aktiven systematischen Widerstand gegen das bösartige System hervor – heute jedoch … liegen die Interessen anders. Heute – gibt es auch spezielle Nachrichtenmagazine für die Jugend (die früher schon allein durch strenge Observation der Tagesschau rebellisch wurde), wie „bento“ von Spiegel-Online (siehe Spiegel), so eine Art vorgekaute Nachrichten für Kinder. Meistens findet man dort nur Mumpitz einer wohlstandsverblödeten Hedonistenklasse, einmal jedoch bin ich etwas aufmerksam geworden: da merkte doch in der Tat ein Jugendlicher, dass etwas nicht stimmte in dem Land (siehe bento):
„Ich kann es ehrlich gesagt nicht mehr hören: Dieses ewige Gerede über die „blasse, angepasste“ Jugend von heute. Das ständige Gejammer über diese ach so egoistischen, jungen Menschen, die sich nicht mehr engagieren würden, denen Politik egal sei und deren orgiastischste Glücksvorstellung in einem Reihenhaus läge, vor dem ein frisch geputzter Volvo steht und ein angeleinter Dackel die Stare im Kirschbaum ankläfft.“
Ein zorniger junger Mann, will man meinen. Einer, der die Beine übereinander legt und die Lehrer tyrannisiert. Weit gefehlt: auch hier mangelt es an Bildung in den Fächern Geschichte und politische Philosopie, denn er hat die „Schuldigen“ schon längst ausgemacht: die Eltern.
„Die Wahrheit ist: Dieses Land gibt seinen jungen Menschen gar keine Chance mehr, Träume zu entwickeln. Schon sehr früh nämlich machen Jugendliche in Deutschland Bekanntschaft mit dem allgegenwärtigen Leistungs- und Konkurrenzdruck. Und vielen macht das schon zu schaffen, bevor sie überhaupt erwachsen werden können.“
Die Wahrheit ist: das liegt nicht an „diesem Land“. Der Leistungs- und Konkurrenzdruck kommt direkt aus den desaströsen Totalversagerfinanzmärkten, die mit „Senkung des Ratings“ ganze Volkswirtschaften ruinieren können und ruinieren, ohne das die Regierungen der Länder überhaupt nur irgendetwas dagegen tun können – oder wollen. Das sind die Gesetze der Lebensform „Schloss“ – weshalb die Hippies das Tipi wählten. Die so mit absoluter Macht ausgestatteten Ratingagenturen werden selbst nicht kontrolliert, sind bewiesenermaßen komplett fehlerhaft (haben zum Beispiel den letzen Megacrash nicht im Mindesten vorausgesehen), werden aber weiter mit großen Ehren überzogen, weil sie ihren Job gut machen. Gut im Sinne einer absoluten Machtausübung.
Womit er Recht hat: der Leistungsdruck beginnt bei uns schon im Kindergarten. Da, wo der Indianer noch Körper und Geist entfalten darf, um in seine Kraft zu kommen, üben wir schon Geige und Chinesisch um zu gefallen, um vermarktbar zu werden und verwertbar zu bleiben. Wir lernen von klein auf, dass wir selbst überhaupt nichts Wert sind, nur unser Nutzen für das Kapital zählt, nur das, was wir für andere als „Leistung“ (also: Rendite) bringt. Die Dressur beginnt bei uns schon im Kleinkindalter (siehe Spiegel):
„Von wegen Rabeneltern! Wer seine Dreijährigen über die Ziellinie eines Spaßlaufs schleift, bereitet sie damit bestens auf das Leben in einer Gesellschaft vor, in der kaum jemand ein gesundes Verhältnis zum eigenen Körper hat.“
Das sind die Erfahrungen, die unsere Jugend mit ihren Eltern macht. Erfahrungen, die prägen – wie auch die Erfahrungen mit dem Thema „Familie“, die immer mehr zum aussterbenden Model gehört – und das dies Folgen für das ganze Leben der betroffenen Kinder hat (siehe Zeit):
„Kann die Scheidung der Eltern noch im Erwachsenenleben schaden? Eine Langzeitstudie deutet darauf hin, dass frühe Traumata Gesundheit und Status beeinflussen.“
Solche gescheiterten Leben werden durch unsere Gesellschaft gezielt gezüchtet: Familien, die von Hartz IV leben, erhalten eine Prämie, wenn sie sich trennen, den sogenannten „Alleinerziehendenzuschlag“ – der es den Eltern nach der Trennung dann möglich macht, ihre Kinder (deren Tagessätze ungefähr bei dem Gegenwert von drei Kugeln Eis liegen) etwas besser zu versorgen. Aus diesem Pool fischen sich dann andere ihre Rekruten heraus, wie man aktuell erfahren kann (siehe Spiegel):
„Besonders gefährdet sind demnach Jugendliche aus schwierigen, familiären Verhältnissen. Mindestens zwei Drittel der von Mücke betreuten jungen Männer wuchsen ohne Vaterfigur auf. Daraus resultiert oft ein übersteigertes Bedürfnis nach männlicher Identifikation. Und genau das nutzen Salafisten aus: Werber und Prediger übernehmen als charismatische Autorität eine neue Vaterrolle für den Jugendlichen.“
Das läßt tief blicken – auf die Zukunft, die uns bei steigenden Scheidungsraten noch erwarten wird. Die Gesellschaft wird für den Selbstoptimierungswahn der Eltern (die auch ihre Beziehungsqualität durch ständigen Partnerwechsel optimieren wollen) noch einen hohen Preis zahlen müssen – in anderen Ländern zahlt man ihn jetzt schon: hier jedoch sind die Väter nicht durch Jugendamt „entsorgt“ sondern durch die Bomben des Westens einfach umgebracht worden.
Doch bleiben wir bei der Kritik des jungen Mannes. Wissen Sie, was Vine Deloria vor knapp fünfzig Jahren schrieb? (a.a.O., Seite 91)
„Die Kinder werden von Klassenstufe zu Klassenstufe gehetzt, egal, ob sie den Stoff verstehen oder nicht. Tests trennen in bestimmten Zeitabständen die Talentierten von den Untalentierten und dieser Selektionsprozess setzt sich bis ins College und die Graduiertenseminare hinein fort. Es wird ein einfacher, aber effektiver intellektueller Hinderniskurs aufgebaut, der sich zum Ende hin verengt“.
Daran hat sich seit heute nichts geändert – obwohl man weiß, dass man dadurch die bei allen Kindern vorhandene Hochbegabung vernichtet (siehe hierzu die Forschungen von Gerald Hüther).
„Selektion“ – erinnert wieder an Auschwitz – und ist geprägt vom selben Geist: wer noch Nutzen hat, kommt nach rechts, wer nicht, nach links. Das trifft im Übrigen auch jene, die wirklich alles richtig machen. Jene, die die Selektionsprozesse überleben und die besten Abschlüsse erreichen und die höchsten Höhen akademischen Lebens erreicht haben (siehe Tagesspiegel):
„Ich bin nach fast drei Jahren und fast 300 Bewerbungen noch immer arbeitslos. Auf außerwissenschaftliche Stellen hatte ich nur eine Einladung. Nachdem ich ein DAAD-Stipendium hatte, in einer Ivy-League-Uni geforscht habe und vom Bundesministerium und der EU insgesamt eine Millionen Euro Forschungsmittel eingeworben habe, steht als Nächstes Hartz IV an.“
Und Hartz IV vernichtet binnen eines Jahres alle Berufsabschlüsse und verpflichtet fortan zu Tätigkeiten auf Hilfsarbeiterniveau. Das weiß auch unsere Jugend – und diese Perspektivlosigkeit (von der kollabierenden Umwelt mal ganz abgesehen) prägt ihr Leben – wenn sie intelligent und gebildet sind. Ja – es rutschen immer noch welche durch. Es gibt immer noch Einzelfälle, die es schaffen – wundersamerweise. Aber andere – die realitätsnäheren, will mir scheinen – können lesen und wissen, dass die laufende vierte industrielle Revolution jeden zweiten Arbeitsplatz vernichten wird (siehe Welt).
Sie sehen sich einer Welt gegenüber, die viel kassieren aber nicht liefern will: nur so ist das Schloss zu finanzieren. Hören wir dazu unseren Indianer (a.a.O., Seite 15):
„Ein besserer Weg, Ereignisse zu verstehen, ist, vorhandene Ähnlichkeiten in der Struktur zu finden. Bei der Beachtung der philosophischen Unterschiede können Verallgemeinerungen dieser Art sehr nützlich sein. Es scheint mir, dass die moderne Gesellschaft vor zwei Alternativen steht. Die Amerikaner werden aufgrund der Kompliziertheit moderner Kommunikations- und Verkehrsmittel in neue soziale Formen gezwungen. Das neue Stammestum konkurriert dabei mit dem Neo-Feudalismus. Der Kampf der Zukunft geht um die Rückkehr – zum Schloss oder ins Tipi!“
Wir haben uns entschlossen: wir wollten ins Tipi. Aber der Fürst wollte sein Schloss. „Neo-Feudalismus“ ist heute Alltag, wie nennen es „Neoliberalismus“ und meinen damit nicht weiter als die Freiheit des Stärkeren, das hemmungslose Ausleben eines grenzenlosen Sozialdarwinismus. Doch diesmal: steht keine Jugend auf, um dem Wahnsinn die Stirn zu bieten. Unser junger Autor von „bento“ hat viel verbale Prügel für seine Aufmüpfigkeit bekommen – aus den Reihen der Elterngeneration, die ihren Weg vehement verteidigen. Es ist ein Weg, der 1,5 Planeten braucht – aber egal. Hauptsache: Arbeitsplatz und Wachstum.
Es ist ein Weg des vollkommenen Wahnsinns, der drohenden – ach was, der sicheren Vernichtung unserer natürlichen Lebensgrundlage, damit wir immer mehr Schlösser bauen können … und die neufeudalen Schlossherren haben dafür gesorgt, dass Kinder keine Träume mehr haben, keine Familie, keinen Stamm, kein Land, keine Heimat – und keine Zukunft.
Und wo die Kinder keine Zukunft mehr haben – haben wir auch keine mehr.
Zum ersten Mal seit 5000 Jahren.
Hören wir nochmal Sebastian Christ, den letzten aufmüpfigen jungen Mann:
„Unsere Eltern glauben doch selbst nicht mehr an Visionen für eine bessere Zukunft. Und dann erwarten sie, dass die nächste Generation dann wie aus dem Nichts mit neuen Ideen die Welt verändert? So lange es nicht gelingt, Kinder in diesem Land zu Freiheit und Individualität zu erziehen, ist der Rock’n’Roll tot.“
Der Tod des Rock´n´Roll war auch gewollt. Selbst der war zu rebellisch.
Aber dafür haben wir: Helene Fischer.
Dienstag, 9.2.2016. Eifel. Ja – das erste Mal durfte ich einen „Shitstorm“ beobachten. Auf Facebook natürlich, wo der Mob tobt. Nein wirklich: es war nicht uninteressant. Gut ein Dutzend Menschen – die meisten nach eigenen Angaben aus Berlin – mokierten sich über eine laufende Spendenaktion für eine arbeitslose Frau mit Hund. Kaum jemand von denen war mental noch in der Lage, zu erkennen, was sie eigentlich forderten. Die Frau ist am Ende, wird per Gericht zur Obdachlosigkeit ermuntert, weil man ihr unterstellt, sich absichtlich in Not gebracht zu haben. Gleichzeitig erhält sie keinerlei Leistungen, weil alles in Bearbeitung ist – da droht Hunger … und Tod. In einer Gesellschaft, die pro Sekunde 313 Kilogramm Lebensmittel wegwirft (siehe Spiegel) ist vielleicht nicht mehr allen bekannt, dass Hunger zu ernsthaften Funktions- und Denkeinschränkungen führt, die schnell zum Tode führen können, aber schon weit vorher die geregelte Organisation des Alltagslebens erschweren bis unmöglich machen, weil man nur noch an Essen denken kann.
In der Tat trat diese kleine, geschlossene Gruppe – die untereinander gut vernetzt schien, so mein Eindruck – vehement auf und wollte, dass alle Hilfeleistungen privater Natur für das Opfer eingestellt werden: Obdachlosigkeit und möglicher Tod eingeschlossen. Ich rede hier ja gerne und oft von der „Generation Doof“ – und den Folgen, wenn die versucht, Politik zu machen … oder auch nur ihr eigenes Leben auf die Beine zu stellen, was aussichtslos scheint, wenn nicht Papas Geld und Beziehungen im Hintergrund die Wege ebnen. Die Begründung war klar: diese Frau hatte früher schon mal um Spenden für ihre Tiere gebeten – offenbar ein Sakrileg für die wohlgenährten Mobber. Was man dort beobachten konnte war – in anderen Worten ausgedrückt – ein „Lynchmob“, der Tod durch Frost und Hunger forderte. Natürlich nicht in diesen Worten … aber das (passive) Versagen von Obdach und Nahrung hat nicht weniger die gleiche Intention wie der (aktive) Strick.
Was vielleicht nur noch wenige wissen: diese Bewegung ist nicht aus dem Volk selbst gewachsen, sie wurde von oben bestimmt – durch die Agenda 2010. Die durch Diäten besonderer Art fett gewordene Führung dieses Landes samt seiner Volksvertreter haben bewusst und mit Absicht eine Kaste der Unberührbaren geschaffen, ein vorher nie dagewesenes Prekariat, mit dem man alles mögliche anstellen sollte – einer wollte sogar, dass sie ihre Organe verkaufen, um überleben zu können. Er war hochrangiger Professor, Mitglied in vielen wichtigen Kommissionen, ein Elitewissenschaftler der besonderen Art – im Geiste von Auschwitz und der gezielten Ausschlachtung von Gaskammermordopfern und ungebremster medizinischer Experimente an lebenden Menschen (siehe Deutschlandradio):
„Wenn jemand existenziell bedroht ist, weil er nicht genug Geld hat, um den Lebensunterhalt seiner Familie zu finanzieren, muss er meiner Meinung nach die Möglichkeit zu einem geregelten Verkauf von Organen haben.“
Ja – oder man rasiert ihm die Haare ab – zum Gewinn der Industrie, schlägt ihm die Goldzähne heraus und macht aus den Resten Seife – Experimente zu dieser Seife gab es ja schon, nur die industrielle Serienproduktion wurde durch die „Besatzermächte“ aufgehalten (siehe Nizkor).
Ja – wir tönen soviel herum im „Kampf gegen Rechts“ … doch dort, wie wirklich „rechts“ lebt und wirkt, schaut kaum einer hin. Das wächst Tag für Tag. Und der Ungeist jener Zeit, den wir zu Unrecht als in der Vergangenheit gefangen ansehen, breitet sich heute wieder aus: der Arbeitslose ersetzt den Juden als Sündenbock – und wehe er geht mit seiner Armut an die Öffenlichkeit, eine sozialen Hinrichtung in sozialen Medien ist ihm gewiss!
Doch nicht nur seine Organe sollte der Arbeitslose verlieren – zur Sicherstellung der Rechte der „Leistungselite“ sollte er auch sein Wahlrecht verlieren (siehe scharf-links) – eine alte Idee aus den Kreisen der AfD (ja – dort war auch der Organverkaufsförderer Hauptzeichner der Partei – wir werden also möglicherweise unter der AfD ganz besondere „Reformen“ erwarten dürfen). Ratten sollten sie jagen, diese Arbeitslosen, Hundekot aufsammeln, sie sollten besondere Uniformen bekommen, damit der Bürger sie auf offener Straße erkennen kann, man wollte sie schon in Lagern halten und macht ständig deutlich, dass jeder Cent, den man in sie investiert, vollkommen vergeudet ist, weil die nur in Alkohol und Zigaretten investieren – neuerdings will man die sogar durch Hausbesuche zum frühen Aufstehen motivieren, jedenfalls, wenn sie alleinerziehend sind und Kinder haben. Ja – natürlich, die kleinen Sechsjährigen stehen alleine auf, ziehen sich alleine an, machen sich Frühstück, putzen sich von selbst die Zähne und gehen dann wohlgelaunt in die Schule, während Mama noch schläft … solche Idiotien wachsen nur dort, wo zuviel Geld auf zu wenig Geist trifft … wie ebenfalls in diesem Fall (siehe Freitag):
„Man müsse der Unterschicht den Hahn zu drehen, denn nur ein ungeborenes Kind aus diesem Milieu, ist auch ein gutes Kind, denn es schlägt einem schon keinen Baseballschläger den Kopf“
Das fordern von Steuergeldern reich gemachte Professoren, deren üppige Pensionen den Steuerzahler in Zukunft EINE BILLION EURO kosten werden. Soviel zum Thema Parasiten und Schmarotzer – und soviel zur Motivation, andere Leistungsempfänger auszurotten – was man natürlich nicht mehr in den deutlichen Worten von früher äußert … möglicherweise weil immer noch US-Truppen im Land sind?
Nun – der Test von Angela Merkel war erfolgreich: einfach mal spontan ohne Vorwarnung Deutschland für ein paar Wochen zum offenen Land erklären – schon hat man gemerkt, dass die alte Ausländerfeindlichkeit immer noch da ist. Hätte man mehr nachgedacht, hätte man die Katastrophe verhindern können: jetzt kann man nur noch zuschauen, wie die Freunde der Zwangsarbeit einen Erfolg nach dem Anderen einfahren und das Leben von Kriegsflüchtlingen aktiv in Gefahr ist. Wie schön für die Asozialen in der Groko, bei FDP und Grünen, dass hier ein neuer, potenter Koalitionspartner im Kampf gegen den Arbeitslosen heranwächst, gegen die man dieses Jahr ja schon wieder deutliche Maßnahmen plant (siehe gegen-Hartz):
„Jede Sanktion, welche aufgrund der Nichtannahme einer zumutbaren Arbeit erfolgt, löst ab 01.08.2016 (geplantes in Kraft treten dieser Änderung) automatisch einen Rückforderungs- und Aufrechnungsanspruch in Höhe des bei Jobannahme (mehr) zugeflossenen anrechenbaren Einkommens aus. Und das für die Dauer von bis zu 4 Jahren. Damit erfolgt auch eine Doppelbestrafung: zuerst 3 Monate Sanktion i.H.v. 30% der Hartz IV Regelleistung, und danach bis zu 4 Jahre Aufrechnung der nicht verminderten Bedürftigkeit i.H.v. 30% der Regelleistung. Damit wird die Dauer einer solchen Sanktion de facto auf bis zu 4 Jahre verlängert.“
Ja – Sie haben richtig gelesen: Arbeitslose werden jetzt richtig ausgeschlachtet. Nehmen die einen Hundekotsammeljob oder das Rattenjagen nicht an, werden sie VIER JAHRE LANG sanktioniert. Schon die normale Arbeitslosigkeit führt zu Mangelernährung (siehe Zeit) und einer Epedemie an psychischen Krankheiten – eine logische Folge des von der Regierung gewünschten „Drucks“ (siehe Spiegel), beides Erkenntnisse aus dem Jahre 2013, die 2016 zu schärferen Sanktionen führen: „Vernichtung durch Arbeitslosigkeit“ ist an Stelle der „Vernichtung der Arbeit“ getreten – der Geist scheint der gleiche … oder?
Die Zahl der Toten unter Hartz IV steigt rasant an – doch das interessiert keinen (siehe Freitag):
„Die Schätzungen liegen bei mind. 1000 Hartz IV – Suizide pro Jahr und die Zahl ist ansteigend.
Jedes Jahr kommen etwa 5000 Hartz IV Obdachlose dazu! Und, das in einem der reichsten Länder der Welt.“
Ja – Vernichtung durch Arbeitslosigkeit. Geschieht auch in Afrika – mangels Geld. Dort ist es eine grauenvolle Katastrophe, in Deutschland jedoch … gewollte Bösartigkeit. Wie anders sollte ich das deuten? Ginge auch anders: von Investitionen in Arbeitslose hat der Staat eine hohe Rücklaufquote: für jeden Euro, den er ausgibt, kommen 1,60 Euro zurück – am Ende der Wertschöpfungskette. Für Deutschland würde das bedeuten, dass die aktuell vor der Schließung stehenden 50000 Einzelhandelsgeschäfte gerettet werden könnten: Arbeitslose sind in einer Situation, in der sie jeden Euro gewinnbringend inverstieren können – in die einheimische Wirtschaft, die von dem Geld wieder Arbeitsplätze schaffen kann. Wir jedoch investieren lieber in Schrottpapiere … aktuell ist wieder ein neues Geheimabkommen der EZB aufgetaucht, nachdem wir wieder 490 Milliarden Euro in Unsinn investiert haben (siehe Spiegel): zur Rettung von Geldanlegern finden die selbst auch reichen Abgeordneten, Minister und Funktionäre immer Geld. Zur Erinnerung: die durch windige Geldgeschäfte ausgebrochene Wirtschaftskrise 2008 hat sage und schreibe 50 000 Milliarden Dollar vernichtet (siehe Tagessschau), möglich gemacht durch die Deregulierung der Finanzmärkte, in Deutschland ausgeführt durch „rot-grün“. Das sind 7000 Euro pro Bewohner des Planeten – für die ärmsten der Armen zehn Jahresgehälter. Wir sehen also: generell arm ist dieser Planet nicht.
Im Inland – investieren wir ebenfalls lieber in die Versorgung der Beamten als in die Ausbildung von Arbeitslosen … trotz angeblichen Fachkräftemangels (siehe FAZ).
Doch es ist nicht der oben geschilderte Fall, der mich wieder auf die Dimensionen kapitalistischer Sozialpolitik zurückführte, sondern die Geschichte eines anderen arbeitslosen Menschen, der nicht genannt werden möchte, weil er wieder Arbeit hat: durch Glück und Zufall. Es ist die Geschichte eines Menschen, wie es sie infolge massiven Abbaus von Arbeitsplätzen in großer Menge gibt, die Methode ist immer die gleiche: erst wird man arbeitslos, weil die Firma dicht macht. Dann stellt man schnell fest, dass die Miete in der Wohnung, die man bisher bewohnt hat, zu hoch ist – die Schreiben der Ämter sprechen dann eine undeutliche, aber eindeutige Sprache: raus da. In einer Situation, in der man – gerade ab 40 – mehr Zeit braucht, einen neuen Job zu finden, reagiert der Staat mit Druck – man hat nur ein Jahr Zeit. Egal, wie viele Jahre man bislang gearbeitet hat, egal, wie viele Steuergelder man für Abgeordnete, Bürgermeister, Parteifunktionäre und Minister lassen musste: nach einem Jahr droht die soziale Hinrichtung. Anstatt Zeit für Neuorientierung – oder neuer Ausbildung – zu haben, läuft die Uhr: bei vormals Selbständigen noch schneller.
Was ich bislang nicht wusste, ist: die Räumung nach Berliner Modell wird inzwischen auch bei normalen Arbeitslosen angewendet – jenen Menschen hätte sie betroffen. „Räumung nach Berliner Modell“ hieße in diesem Fall: man darf von seinem privaten Besitz eine Tasche mitnehmen, der ganze Rest – in diesem konkreten Fall auch antike Möbel – wird in Namen des Pfandrechtes des Vermieters einbehalten: eine praktische Totalenteignung. Sicher – die ist juristisch nicht unproblematisch (siehe Anwalt.de) … aber organisieren Sie mal den Widerstand gegen diese Räumung von der Straße aus – im Winter.
Es ist ja nun nicht so, dass die Agenda 2010 gegen den sogenannten „Sozialhilfeadel“ vorgeht, wie oft gemeint: das erste Ziel dieser Agenda sind die Beschäftigten, die gerade hinsichtlich der Unterkunft, deren Kosten bei arbeitenden Menschen selten im „unteren Bereich“ anzusiedeln ist, ganz schnell aus dem Sattel geschossen werden können – und sich fortan auf einem unumkehrbaren Weg nach unten befinden: nicht wegen Faulheit, sondern wegen staatlicher Gewalt … die vielen Unternehmern und ihren Funktionseliten reichen Gewinn durch Senkung der Löhne (oder direkt durch „Ein-Euro-Jobs“) brachte. Da wir „unten“ aber kein unbegrenztes Reservoir an Wohnraum haben, kann man sich vorstellen, wo die Entwicklung endet: bei rasant steigenden Obdachlosenzahlen (siehe Focus). Obdachlosigkeit kann im Winter schnell tödlich enden – wie erst unlängst auf dem Ku´damm.
Verständlich … dass viele Menschen sich dieser Abwärtsspirale durch Selbstmord entziehen, der dem drohenden ewigen Elend ein schnelles Ende setzt. Eine dieser Tragödien ereignete sich erst kürzlich (siehe Ohauera):
„Wir wollen den Brief nicht im Original veröffentlichen, ist er doch zu persönlich und zu bewegend.
Claus (Name aus Respekt geändert) bedankt sich darin für unsere Freundschaft seit Kinderzeit. Er schrieb über die ein oder andere Erinnerung, die wir gemeinsam teilen.
Wieviel Spaß wir einmal hatten und wieviel Lebensqualität.
Wieviel Hoffnung, Träume und Zuversicht.
Doch all das Gute, all die Freundschaft wären nun seit geraumer Zeit für ihn wie ausgelöscht. Wie aus seinem Leben heraus operiert. Als ob man ihm sein Herz herausgerissen hat. Er lebe zwar aber es wäre alles so kalt in ihm. So tot.
Er schrieb von dem unermesslichen Druck, von den Repressalien, die er in den letzten zwei Jahren, nachdem er seinen Job verloren hatte, von der Ausgrenzung, vom Sozialmord an seiner Person, von Angst, Hunger und Schlaflosigkeit.
Von der Leere, von dem Gefühl, das er nur noch Dreck für die Gesellschaft wäre.
Er kann nicht mehr.
Nichts Gutes und kein Mensch könnte all das wieder zum Guten wenden, was man ihm angetan hat. Seine eigenen Leute. Sein eigenes Land, für das er Steuern gezahlt und immer fleißig gearbeitet hat. Arbeit verloren. Haus verloren. Frau weg. Kinder weg. Und nun, so empfindet er es, nimmt man ihm auch noch das letzte Fitzelchen Hoffnung, jemals wieder aus der Hartz vier Internierung heraus zu kommen.
“Was hab ich denen bloß getan? Was?”
Man hätte ihn unschuldig zum Tode verurteilt. Er hat, wie die meisten Bürger, sich nie etwas zu schulden kommen lassen und nur immer zugesehen, dass er seine Familie und sich über die Runden bringen kann.
Er verabschiedete sich in den anschließenden Zeilen in aller Freundschaft und Liebe von uns und bat uns den Rettungskräften den beiliegenden Schlüssel zu seiner Wohnung zu geben, damit sie ihn wegräumen können.“
Damit ist er einer von Millionen, die aus ihrer bürgerlichen Existenz mit Staatsgewalt herausgerissen werden – mit schönen Worten, schönem Schein, freundlichem Lächeln, als „Kunde“ hochgeschätzt … aber letztlich sozial vernichtet.
„Claus“ – ist übrigens gerettet worden. Von seinen Freunden. Hoffentlich … für länger.
„Mehr schon tot als lebend fanden wir ihn Samstag Nacht (06.02.2016, kurz nach 23.00 Uhr) in seiner Wohnung. Was für eine Scheiße. Was für ein Horror. Wir betraten seine Wohnung, fanden ihn bewusstlos unter Wodka und Schlafmittel im Badezimmer in der Wanne.“
Die Wurzel für dieses Übel wurde schon im Dritten Reich selbst gelegt – ich möchte nochmal daran erinnern:
„Hitler selbst prägte für diesen Jugendstil des Rüstungsministeriums das Wort von „Speers Kindergarten“. 6000 hochmotivierte Jungmanager, allesamt deutlich jünger als fünfzig, hatten am Ende für den Endsieg gearbeitet“
„Speers Buben“, wie die Riege der Dreißig- bis Vierzigjährigen genannt wurde, waren in erster Linie tüchtige Techniker und fähige Ingenieure. Nicht wenige von Ihnen hatten in den frühen dreißiger Jahren erlebt, was es heißt, arbeitslos zu sein. Sie waren loyale und oft überzeugte Nationalsozialisten“ … mit denen „die Personalgeschichte des Wirtschaftswunders der fünfziger Jahre“ begann.(siehe: Nina Grunenberg, Die Wundertäter – Netzwerke der deutschen Wirtschaft 1942 – 1966, Siedlerverlag 2006, Seite 28)
So konnten namhafte Wirtschaftsgrößen in der frühen Bundesrepublik in nahmhaften Konzernen (oder auch Gewerkschaften) den Geist des Reiches weitertragen – unterstützt von der reichsdeutschen Professorenelite in Schule, Medizin und Gerichtswesen (siehe Bundeszentrale für politische Bildung):
„Gerade die personellen Kontinuitäten vom ‚Dritten Reich‘ zur Bundesrepublik waren ein wesentlicher Kritikpunkt der Studentenbewegung. Es herrschte der Eindruck vor, so Joschka Fischer rückblickend, „daß nahezu alle westdeutschen Eliten durchwebt waren von den Mitläufern und Mittätern des Adolf Hitler““ (siehe: Bundeszentrale für politische Bildung).
Ach ja – „Medizin“. Wer in diesem Zusammenhang die „Ärztezeitung“ liest, darf sich gruseln (siehe Ärztezeitung):
„Man könnte nun natürlich die ethische Prämisse anpassen und von der „dead-donor rule“ abweichen, was einige US-Ethikexperten auch fordern.
Dabei wäre der Tod für die Organentnahme keine Voraussetzung mehr. Der Hirntod könnte zwar weiterhin als Entnahmekriterium fungieren, es würden dann aber „Organe von Lebenden, wenngleich unausweichlich Sterbenden“ entnommen.“
Und wer zu den „unausweichlich Sterbenden“ in nicht mehr all zu ferner Zukunft alles gehören kann, darf man sich jetzt selber denken.
„Der Schoß ist noch fruchtbar, aus dem das kroch“ (Berthold Brecht, siehe Süddeutsche).
Der Satz von Adorno „Ich fürchte mich nicht vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Faschisten, sondern vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Demokraten.“ hatte schon mal eine Anzeige wegen Volksverhetzung zur Folge (siehe Gulli.com).
Vielleicht bekomme ich jetzt auch eine … doch ich fürchte sehr, welche Ausmaße die laufende Verrohung des Landes noch – oder mal wieder – annehmen kann.
Da ich der Verrohung aber auch selbst Rechnung tragen muss, hier noch ein wichtiger Hinweis für jene, die dank gymnasialer Verblödung völlig den Boden unter den Füßen verloren haben: der Zorn, die Wut, die Entrüstung darf sich nicht gegen Menschen richten, auch wenn man sie selbst für noch so schuldig hält. Viele Jobcentermitarbeiter machen einen ehrenvollen Job – für ihre Kunden. Viele Abgeordnete hatten hohe Ideale, bevor sie in die Maschinerie „Bundestag“ kamen. Gleiches gilt für viele Menschen in Wissenschaft und Wirtschaft, die auch in erster Linie nur ihre Familie ernähren wollen. Es ist ein Geist, der aufzuhalten ist – ein Ungeist aus alten Tagen. Um ihn aufzuhalten, reicht das Wort. Doch es muss überall hinausgetragen werden, bevor die Deformation der Demokratie zu weit fortgeschritten ist. Wird der Ungeist nicht aufgehalten, kann er sogar das professorale Gehirn vernebeln – und Fantasien von florierenden Organmärkten gebären, die sich aus der Not von Armen speisen.
Sonntag, 27.4.2014. Eifel. Der Eifelphilosoph war in den letzten Wochen sehr umtriebig. Es war Urlaub – und der wurde ausgiebig genossen. Dabei führten mich meine Wege auch zu zwei Rockkonzerten in der Nähe, auf denen ich seltsame Beobachtungen gemacht habe. Natürlich ist das keine aussagekräftige soziologische Studie – aber trotzdem bemerkenswert. Was ich sah? Mitten drin in tobenden Rhytmen verhielt sich das Volk sonderbar: es mied die Bühne, hielt Abstand – trotz mehrmaliger Aufforderung, den Künstlern zuliebe noch vorne zu kommen. Klar – eine kleine Gruppe Hardcore-Fans rockte vor der Bühne ab – aber die Masse hielt Distanz. Das brachte mich auf den Gedanken, dass die Umerziehung des deutschen Volkes zu Beobachtern wohl Früchte zeigt: man schaut, wo tanzen angesagt wäre – und verliert so einen großen Teil seiner Menschlichkeit.
Wir kennen die gleichgültigen Menschen, die an hilfebedürftigen Personen einfach so vorbeigehen – vor allem, wenn sie ärmlich gekleidet sind. Im Land herrscht eine Kälte, wie wir sie zuletzt im Dritten Reich erlebt haben – jene Zeit, die unsere Politiker und Mitmenschen gerne vergessen würden. Für Politiker war das eine gute Zeit: die Macht der Partei über das Volk war übermächtig, für die Menschen im Land ging ohne die Partei gar nichts – aber mit der Partei konnte man Arbeitslose jagen, Juden verbrennen, Kriege beginnen und es sich selbst grenzenlos gut gehen lassen.
Während der Konzerte hatte ich an Nick Hanauer gedacht – einen US-Milliardär, dessen Brief an seine Mitmenschen gerade im Internet herumgereicht wird, wie hier bei Indipendent 24:
Uns so habe ich eine Botschaft für meine steinreichen Kollegen und Kolleginnen und alle, die in dieser Blase leben: Wachen Sie auf ! Es wird nicht mehr lange dauern. Wenn wir nicht bald etwas tun um die eklatanten Ungerechtigkeiten in dieser Wirtschaft zu beheben, werden die Mistgabeln zu uns kommen. Keine Gesellschaft kann diese Art von wachsender Ungerechtigkeit auf Dauer aufrechterhalten.
Er spricht von der Tatsache, dass sich eine kleine Schicht von Wohlstandsbürgern hemmungslos an Staat und Gesellschaft bereichert, während der Rest immer ärmer wird. Er versucht, seine Kollegen wach zu rütteln, bevor es zu spät ist.
Für die USA sind diese Warnungen in der Tat ernst zu nehmen. Da hat jeder Bürger zwei Waffen – eine wichtige Grundlage für eine demokratische Gesellschaft, die Lehren aus der Geschichte gezogen hat. Das Recht, Waffen zu tragen, zeichnete lange Zeit den Adel aus – und machte ihn übermächtig gegen die unterdrückten Bauern. Sicher: es wird viel Unsinn mit diesen Waffen angerichtet, in einem guten Staat bräuchte man keine, könnte getrost das Gewaltmonopol des Staates akzeptieren, weil es zum Wohle aller ist.
Was aber … wenn der Staat „umkippt“, weil die Gier seiner Diener zu groß geworden ist?
Nun – die Staaten selbst rüsten sich schon mal für den Krieg reich gegen arm, Polizei und Militär werden – wie in einer billigen, südamerikanischen Militärdiktatur – zum verlängerten Arm der Parteien. In den USA berichtet die American civil libertis union über die steigende Militarisierung der Polizei, die New York Times listet die beeindruckende Menge an militärischem Material auf, mit dem die Polizei aufgerüstet wird: 90 000 Sturmgewehre, 432 schwer gepanzerte minensichere Kommandofahrzeuge, 500 Hubschrauber – selbst kleinste, friedliche ländliche Gemeinden werden laut New-York Daily News mit 500000 Dollar teuren, schwer gepanzerten Fahrzeugen ausgerüstet. Gleichzeitig wächst die Gefahr durch „paramilitärische“ Überfälle von schwer bewaffneten Sondereinheiten der Polizei, die auch schon mal siebenjährige Kinder aus dem Weg blasen, das Cato-Institut spricht hier schon von einer „Epedemie“ von Überfällen durch paramilitärische Kommandos der Parteien und hat eine beeindruckende Karte angefertigt, auf der man den beginnenden Bürgerkrieg im Detail studieren kann – samt der Anzahl unschuldiger Opfer.
Wir sollten aber nicht nur in die USA schauen. Auch hier in Deutschland bereitet sich die Oberschicht auf eine militärische Auseinandersetzung mit dem eigenen Volk vor – obwohl dieses Volk nur noch aus Glotzern besteht, die so leben, als seien wie von Gott persönlich gesandte Kriegsberichterstatter, die nur zuschauen aber sich nicht beteiligen sollen. Laut Spiegel wächst der Markt für teure, schwer gepanzerte „Sonderschutzfahrzeuge“ von Mercedes beständig – die überstehen sogar Minen und Handgranaten. Und – kaum zu glauben – gerade in dieser Zeit haben SÄMTLICHE Richter des Bundesverfassungsgerichtes den Einsatz der Bundeswehr im Inneren erlaubt – und dabei nach Meinung von Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland verändert … in meinen Augen sogar gebrochen.
Das ist schon ein starkes Stück. Was haben eigentlich die Richter des Bundesverfassungsgerichtes gemeinsam – neben ihrem Beruf.
Nun – Wikipedia klärt darüber auf, dass alle Richter des Bundesverfassungsgerichtes einer Partei angehören, zu nennen sind hier CDU (7 Richter), SPD (7 Richter), FPD (1 Richter) und Grüne (1 Richterin). Natürlich sind die Richter unabhängig von Weisungen aus der Partei … aber wieso gehören sie dann – trotz ihrer wichtigen Funktion – überhaupt einer Partei an? Im Prinzip ist mir nicht ganz klar, wie das mit dem Gebot der richterlichen Unabhängigkeit zu vereinbaren ist – aber was weiß ich schon?
Nun – was ich weiß, ist, dass die Parteien laut Meldung der Deutschen Wirtschaftsnachrichten ein erstaunliches Vermögen angehäuft haben. 450 Millionen Euro sind dort aufgelaufen …. ein dicker Happen der deutschen Staatsverschuldung liegt auf den Konten der Parteien, die sich über drastische Diätenerhöhungen gerade erneut enorm bereichern … anstatt einfach mal mit ihrer Beute den Staatshaushalt zu sanieren. Stattdessen – wird jährlich immer tiefer in die Tasche der Bürger gegriffen. Um 60% stiegen die Einnahmen der Parteien in den letzten zehn Jahren … während einer schweren Wirtschaftskrise. Wie viel Vertrauen ist unter diesen Umständen überhaupt noch möglich?
Und während der Einsatz der Bundeswehr gegen das eigene Volk möglich gemacht wird, spricht man hinter verschlossenen Türen über Hartz V, ein Gesetz, dass Millionen von Mitbürgern zu Ausgestoßenen im eigenen Land gemacht hat – ein Zustand, unter dem vor allem deren Kinder leiden. Man erschrickt über soviel Grausamkeit, die trotz aller Zahlen und Fakten weiter ausgeübt wird. Hartz IV macht krank, Hartz IV treibt Leute in den Selbstmord, Hartz IV erzeugt per Gesetz eine vorher nicht vorhandene Unterschicht – der Plan hinter dem Gesetz zeigt deutlich, welche Stellung die Parteien dem Bürger einräumen: er ist der Andere, der Feind, die Bedrohung, gegen die man sich schützen muss, die Masse, die durch „Druck“ zu disziplinieren ist.
Wie nennt man eigentlich Regierungsformen, die durch „Druck“ regieren? Schon mal drüber nachgedacht? Mir fallen da schon ein paar Vokabeln ein, die sehr gruselig sind.
Umso gruseliger wird es, wenn man den Nationaljubel der Fußballweltmeisterschaft im Auge hat. Was schnell vergessen ist: jedes WIR erzeugt auch ein DIE DA. Kurz nach der Fußballweltmeisterschaft brachte der Spiegel auf den Punkt, worum es nun gehen würde:
Doch die jetzt vom „Guardian“ zitierten politischen Reformen liegen bereits etliche Jahre zurück. Die Große Koalition dreht einen Teil von ihnen gerade wieder zurück und erkauft sich ihre Beliebtheit mit dem Umsetzen teurer Wahlversprechen.
Die Reformen? Niedrigstlöhne, Zwangsarbeit, grassierende Armut, Deregulierung der Finanzmärkte – so wie der Guardian über die völlige Überlegenheit Deutschlands jubelt, jubelte einst die ausländische Presse über den wirtschaftlichen Erfolg der NSDAP. Hatte man wohl gerade wieder einmal vergessen.
„Die Deutschen erleben das eigene Land als Hort der Stabilität und Angela Merkel als nationalen Schutzengel“, sagt der Psychologe Stephan Grünewald, Mitbegründer der Marktforschungsfirma Rheingold.
Das ist leicht dahergesagt – und erinnert an Lobeshymnen über Hitler, der dem Land wieder Sicherheit gegeben und die Arbeitslosen von der Straße geholt hat. Ich kenne solche Sprüche noch aus der Generation meiner Großeltern, umso nervöser werde ich, wenn sie sich wiederholen.
Es wird wohl weiter Rufe nach „Reformen“ geben – wie man ein Land, dass gerade zum Entsetzen etablierter Journalisten per Gerichtsentscheid die Verfassung verändert hat, als Hort der Stabilität begreifen kann, erschließt sich mir nicht. Erst kürzlich konnte ich bei Facebook einen inzwischen gelöschten Kommentar eines jungen Mannes lesen, der ganz offen und unverblümt die Vernichtung der biersaufenden und rauchenden Unterschicht gefordert hatte – ein WIR hat halt immer auch DIE DA, die ausgegrenzt werden, nicht zum WIR gehören und den „Hort der Stabilität“ gefährden.
Ich sehe da keine Mistgabeln – weil wir auch keine Amerikaner sind. Wir sind den Waffen der Bundeswehr gegenüber völlig hilflos. Ich sehe eher Lager – „Resozialisierungslager“, während sich die Masse der Bürger im Zuschauen übt – und in dieser Sportart wahre Meisterschaft erreicht. Nun – die weitere Destabilisierung des deutschen Gemeinwesens wird gerade auch offiziell vorbereitet, der Spiegel sagt „den Deutschen“ gerade mal wieder, was sie zu denken haben:
Eine Mehrheit der Deutschen unterstützt harte Sanktionen gegen Russland – selbst wenn dieser Schritt viele Arbeitsplätze kosten würde. Das ist das Ergebnis einer Umfrage für den SPIEGEL.
Ungeklärt bleibt, wer da wie befragt wurde. Vielleicht hat man die Umfrage im eigenen Haus gemacht? Immerhin … die Schweigespirale ist dem Parteienklüngel und seinen Presseorganen gut bekannt: die Lust, sich gegen herrschende Mehrheitsmeinungen zu stellen, ist sehr gering. Leider gibt es keine Möglichkeit, den Artikel zu kommentieren – sonst hätte man schnell sehen können, wie die Deutschen selbst denken.
Vielleicht aber … erklärt sich die Zurückhaltung der Menschen bei den Konzerten auch ganz anders. Vielleicht … machen sie sich so sehr Sorgen um die Zukunft des Landes – und um ihre eigene Zukunft – das ihnen die Lust zum Tanz einfach vergangen ist.
Vielleicht ist es einfach nur Angst, die lähmt. Die Angst davor, was sich die Parteien noch alles einfallen lassen, während sie sich hemmungslos aus der Gemeinschaftskasse bedienen.
Richtig Frau Merkel, dieses Geld muss erstmal verdient werden, damit es anderen wiedergegeben werden kann, damit auch SIE ein Leben haben. Diese Gutmenschenfraktion welches dieser Unterschicht diese 8 Euro zukommen lassen will, hätte es nur einen blassen Schimmer von makroökonomischen geschweige denn makropolitischen Zusammenhänge würde es solch einen Nonsens nicht vom Stapel lassen. Man darf es nicht den Leistungsträgern wegnehmen, die immerhin ein Garant für Arbeitsplätze sind. Was nützt es diese 8 Euro in bildungsferne Unterschichten zu investieren, es wird ohnehin nur in Schnaps und Tabak umgesetzt.
Wir unterstützen die Wirtschaft zur Zeit mit 160 Milliarden €, dies ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, da kann man nicht mal so nebenbei 8 Euro zweckentfremden und diese mit dem Gießkannenprinzip über diese Klientel der Arbeitsverweigerer gießen, um Ihnen ein genussvolles Leben zu ermöglichen. Wir haben die Pflicht und die Aufgabe die Starken zu stärken und nicht Arbeitsverweigerer ein genussvolles und sorgenfreies Leben zu finanzieren. Zur Zeit investieren wir 150 Milliarden € für die Betreuung der Arbeitslosen, diese Fürsorgepflicht übernimmt die Bundesagentur für Arbeit in Kooperation mit den Jobcentern und Argen und Optionskommunen, die diese Klientel mit sanften Druck in den dritten Arbeitsmarkt überzeugend integriert.
Dieses Instrument ist ein Stabilitätsfaktor und ein Garant für unser Wirtschaftswachstum. Auch da können wir nicht, so mir nichts dir nichts, ein paar Euro abknappsen, damit es das Prekariat verjubelt. Wir müssen mit aller Macht verhindern dass die Wirtschaft ins Wanken gerät, dazu gehört auch das Bankensystem, mit seinem 750 Milliarden € Rettungspaket, es muss gestützt und stabilisiert werden. Nur mit einem stabilen Bankensystem und dem damit einhergehenden Wirtschaftssystem sind wir in der Lage Arbeitsplätze zu schaffen, es ist keinem gedient einem Arbeitsverweigerer 8 Euro mehr in die Taschen zu stopfen. 24 Milliarden €, mit diesen Betrag wird zur Zeit das Prekariat alimentiert, dieses Geld muss erst einmal erwirtschaftet werden, was ist denn das für eine Anspruchshaltung, und jetzt werden noch 8 Euro mehr gefordert. Nur wer Leistung bringt, kann und darf auch fordern.
Professor Dr. Gunnar Heinsohn hat es auf den Punkt gebracht. Er sagte, dieser Unterschicht gehört der Hahn zugedreht, denn nur ein ungeborenes Kind, aus diesem Milieu, ist auch ein gutes Kind, denn es schlägt einem schon keinen Baseballschläger auf den Kopf.
Ich sage dazu, nur ein ungeborenes Kind aus diesem Milieu ist ein gutes Kind, denn es belastet nicht die Wirtschaft.
“Oh, was für ein Segen, dass wir in manierlichen Zeiten leben! Oh, was für ein Glück, dass unsere Gesellschaft aus ihren Fehlern gelernt hat! Denn jetzt muß man keine Samenleiter mehr durchtrennen, Eierstöcke rausreißen oder Hoden entfernen – Schwachsinnige und Minderwertige können hormonell oder per Präservativ zu ihrer Kinderlosigkeit und zu unserem Glück gedrängt werden. Gezwungen? In keiner Weise! Alles freiwillig, alles ohne Zwang – wer aber hernach schwanger wird und sich mit fünf Bälgern quält, der soll nicht wimmern.”
Ohne weiteren Kommentar hier nachzulesen: