Generation X, Generation Y, Generation Z – die Soziologen gelangen mit ihren Versuchen zur Beschreibung der Jugend und ihrer seelischen Metamorphosen allmählich ans Ende des Alphabets. Eines haben die soziologischen Studien aber gemeinsam: Sie beschreiben allesamt eine ziemlich dystopische und makabre Zukunft.
Aber nicht nur die Jugend sieht sich einem ökonomischen, ökologischen und allgemeinmenschlichen Abgrund gegenüber, sogar die Vertreter des führenden Establishments, also die angeblichen „winner“ der Globalisierung glauben nicht mehr an die Sinnhaftigkeit ihres eigenen Tuns: In einer Studie des US-Unternehmensberaters Jeremy Rifkin wurde 150 führenden Managern der internationalen Konzerne die Frage gestellt, ob sie die Welt, die sie gerade durch ihre Arbeit mitgestalten, für ihre Enkel als lebenswert ansehen. Die Frage wurde 150 Mal – also ausnahmslos ! – schlichtweg verneint.
Wenn also selbst diejenigen, die wir als die Hohepriester unserer Gesellschaft anerkennen, die derzeit herrschenden Denk- und Handlungsmaximen für fatal halten, dann stehen die Karten für unsere Zukunft womöglich wirklich nicht allzu gut. Inzwischen sehnen sich viele nach einer Alternative zur derzeit auf Hochdampf betriebenen „Globalisierung“, die leider auf einem längst nicht mehr überlebensfähigen Dinosaurierprinzip beruht. Immer mehr Menschen realisieren, dass sich hinter euphemistischen Wörtern wie „Neoliberalismus“, „Wettbewerb“ und „Globalisierung“ etwas verbirgt, was der UN-Menschenrechtskommissar Jean Ziegler ganz unverblümt als „kannibalistische Weltordnung“ bezeichnet – wobei laut freimütiger Aussage des ehem. US-Außenministers Henry Kissinger „Globalisierung nur ein anderes Wort für US-Herrschaft ist“ (siehe Zitat aus Wikipedia).
Man hat sich daher schon eine Weile gefragt, wann denn endlich unserer Jugend der Kragen platzt. Schließlich wird ebendiese Jugend von uns – wenn wir es einmal ehrlich und schonungslos beim Namen nennen wollen -, auf allen Ebenen grausam verarscht, mit Sondermüll gefüttert und um ihre gesamte Zukunft betrogen (siehe auch: Züchtung zum Axolotl-Bürger).
Wir gehen mit unserer Jugend, also mit unserer Zukunft, um wie mit industriell gezüchteten Bienen: Wir nehmen ihnen das Beste was sie hätten, den Honig ihres Potenzials, restlos weg und füttern ihnen als Surrogat eine billige synthetische Industriezuckerlösung. Aufgrund dieses vollkommen denaturierten und toxischen Nährstoffs degenerieren die dauerUNTERhaltenen Zuchtbienen, ihre Immunkraft wird zusehends zersetzt, bis sie schließlich ein Fraß der Varoa-Milbe und anderer Krankheiten werden.
Warum regt sich aber diese Generation nicht wirklich auf, obwohl sie auf einem Förderband sitzt, das sie sukzessive in Richtung eines Abgrunds befördert und man die zuvorderst vom Förderband herunterpurzelnden Menschen bereits panisch schreien hört? Falls wir ein Interesse daran haben, dass vorgenannter Neokannibalismus nicht in totalem Kahlfraß, Fracking und Vergiftung unseres Planeten ausartet, dann wäre es doch eigentlich an der Zeit, uns als mündige Bürger ein bisschen auf die Beine zu stellen und die Schienen, die unseren Zug derzeit in Richtung Grand Canyon führen, umzulegen.
Nun, ein junger Rapper aus Wien hat schon mal den Anfang gemacht, die faule Dinosauriernuss zu knacken. Seinen Namen werden die wenigsten kennen. Denn da er zwei absolute NO-GOs begangen hat, wird er von den Mainstream-Medien konsequent boykottiert und totgeschwiegen – obwohl ihn bereits hunderttausende Menschen als independent street art Künstler kennen und schätzen: Kilez More. Die „Meinungsmacher“ haben sogar erreicht, dass er mit seiner künstlerischen Vita nachträglich aus Wikipedia wieder komplett gestrichen wurde. Und ein Künstler, der nicht in Wikipedia aufscheint in einer Zeit, in der bereits jeder Dschungelcamp-C-Promi einen Wikipedia-Eintrag besitzt, der ist für das öffentliche Bewusstsein einfach nicht existent. Wer heute Ketzer ist, der wird eben auf dem medialen Scheiterhaufen verbrannt. Im Falle von Ketzerei gilt da immer noch das gleiche Prinzip wie im Mittelalter.
Und was Kilez More getan hat, ist Ketzerei in Reinkultur: Er hat sich die in seine Arterien gesteckte Injektionsnadel herausgerissen, die mit der toxischen Industriezuckerlösung gefüllte Infusionsflasche in den Müll geworfen und stattdessen beschlossen, aufrechter Mensch zu werden und nicht Tretmühlenesel des Mammon. In Interviews nimmt er für sich das frevelhafte Recht in Anspruch, eigenständig zu denken und seine Meinung nicht von Fernsehen und Medien „machen“ zu lassen. In der Folge war es für ihn ganz leicht, sich sein gesundes Hirn und sein Herz wieder zurückzuerobern und mit diesen nun gegen den Wahn-Sinn, der seiner Generation zur Normalität erklärt werden soll, zu kämpfen.
Den von den Medien gehypten Gangsta-Rap bezeichnet er als Müll – und hält dem „Truth Rap“ entgegen. In einem Interview mit einem Schweizer Magazin bricht er sogar das größte Tabu für Rapper und angehende Stars: Er wagt es, nicht nur emotionalen Nonsens und Bullshit zu brabbeln, sondern macht sich klare Gedanken über Zukunft, Mitmensch und Umwelt – ein absolutes NO-GO, weshalb ihm auch ein Boykott der Mainstream-Medien und der UNTERhaltungsindustrie sicher war.
Seit er den u.a. Videoclip auf Youtube gestellt hat, wird er vermutlich weder bei Goldman Sachs noch bei McKinsey einen Job bekommen, aber ich vermute, in solche Wirtschaftskratzleien würden den jungen Mann auch so keine fünf Elefanten freiwillig hineinbringen.
Vor allem sollte er nun nicht versuchen, in die USA einzureisen. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, das sogar dem renommierten Schriftsteller Ilija Trojanow am Flughafen die Einreise verweigert hat, weil er ein Buch mit Titel „Angriff auf die Freiheit“ über den ausufernden Bürgerüberwachungs-Rinderwahnsinn geschrieben hat (hier die erstaunlich humorvolle Stellungnahme von Trojanow zu den kafkaesken Ereignissen) – nun, ein solches Land wird vermutlich auch wenig Spaß verstehen, wenn jemand den von ihm ausgehenden technokratischen Wirtschaftsimperialismus kritisiert. Darüber zu singen, dass besagter Wirtschaftsimperialismus alle von ihm missionierten Länder und Völker nicht wie versprochen mit „Fortschritt“, sondern mit Kulturtod und Verderben überzieht, das ist ein zweites, unverzeihliches NO-GO. Da ja, wie schon erwähnt, laut Henry Kissinger „Globalisierung nur ein anderes Wort für US-Herrschaft“ ist, wird auch verständlich, warum es in immer mehr Ländern zero tolerance gegenüber Globalisierungskritikern gibt und man einschlägige Demonstrationen von Exekutivkräften niederknüppeln lässt.
Schließlich wird das Geschäftsmodell der neoliberalen Profitmaximierung bzw. der kategorische Imperativ des Fracking („Put in poison, get out money“) als Wohlstandsmodell angepriesen. Wo kommen wir denn da hin, wenn die Menschen, die damit beglückt werden sollen, anfangen, es zu verteufeln?
Ilija Trojanow hatte als mehrfach preisgekrönter Schriftsteller und Mitglied einer internationalen Journalistenvereinigung, zu deren Kongress er in die USA einreisen wollte, eine respektable Lobby hinter sich, die sich über die Freiheitsbeschränkung ihres Mitglieds auch öffentlich entsprechend empörte und damit dem Land der Freiheit, das mit seinen Sondereinsatzkräften (Special Operations Command / SOCOM) wie Green Berets, Delta Force und Navy Seals derzeit 147 (von insg. 195) Länder unseres Globus „aktiv befriedet“ (Quelle: The Intercept), einen weiteren drastischen Image- und Vertrauensschaden bescherte.
Kilez More hingegen hat gar keine Lobby hinter sich. Er wäre daher für die Schergen des Imperialismus – pardon, für die Exekutivkräfte der Demokratie und Freiheit -, ein leichtes Opfer. Während also Ilija Trojanow am Flugplatz von grauen Männern einfach nur heimgeschickt wurde, so dürfte Kilez More durchaus mit einem kleinen Waterboarding im Hinterzimmer rechnen, falls er die Grenze zum Land „unserer verlässlichen Freunde“ überschreiten wollte.
Da der junge Sänger somit bisher alles falsch bzw. alles richtig gemacht hat, hat er nun nichts mehr zu verlieren sondern kann nur noch gewinnen. Jedenfalls beweist der junge Mann mit seinem neuesten Song, dass er mehr Mumm in den Knochen und mehr Durchblick hat als ein ganzes, mit Spiegelbildjournalisten vollgefülltes Hochhaus.
Wenn sich jetzt noch andere davon eine Scheibe abschneiden würden, dann bestünde auch in unserer verfahrenen Situation durchaus wieder Hoffnung – dann müssten die dicken Schneemänner, die derzeit noch groß und mächtig vor uns stehen und alles zu erfrieren bzw. zu mechatronisieren drohen, dahinschmelzen wie im Frühling.
Genug aber jetzt der Vorrede, lassen wir den jungen Mann selbst zu Wort kommen. Seinen fulminanten Bushido-Remix und Abgesang auf den Imperialismus leitet er mit den trockenen Worten ein: „Es – ist langsam an der Zeit – mich zu der Scheiße hier zu äußern…“
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+ zwei ebenfalls beachtliche Songs von Kilez More (sowohl lyrisch als auch hinsichtlich Sounddesign):
„Ich bin frei“ https://www.youtube.com/watch?v=9m8Thk3D558
„Die Welt von Morgen“ https://www.youtube.com/watch?v=ddvDp8XovsA
Mit einiger Verwunderung verfolge ich die hitzige Diskussion rund um den letzten Artikel des Eifelphilosophen (Die leise Hinrichtung der Kikki W.), in dem er ein weiteres Hartzleben in seinem Kampf gegen den eisigen Strom der Alternativlosigkeit schildert.
Es wäre für den Eifelphilosophen ein Leichtes gewesen, eines aus den zigtausenden anderen Hartzschicksalen auszuwählen, in denen es „nur“ um nacktes Überleben, Essen, ein Obdach gegen Regen, Krankheit und die vernichtete Zukunft in diesem Elend aufwachsender Kinder geht. Hat er aber nicht, er hat stattdessen einen gewagten Griff gemacht, der zu einer heftigen Kontroverse führte. Die Proponentin, die hier in einem Leck geschlagenen Kanu im marktkonformen Eiswasser paddelt, sorgte nämlich bei einigen Lesern für besondere Empörung. Schließlich kämpft sie nicht nur um ihr nacktes Überleben, sondern sie erdreistet sich ein Obdach zu fordern, das auch für ihre Hundeschar, der sie sich liebevoll verbunden fühlt, Platz bietet.
Während Hundefreunde hier leichter nachfühlen können und über die Schikanen der Hartzbeamten empört sind, so sorgt es bei Menschen, die Hunden gleichgültig oder gar antipathisch gegenüberstehen, nur für Kopfschütteln, warum die verharzte Dame um die Köter so ein Theater macht und sie nicht einfach beim städtischen Hundezwinger abgibt. Dann würde sie selbst doch schnell ein Hartzloch zugewiesen bekommen und könnte dort, so wie alle anderen Hartzer auch, im Flachbildschirm ihrem geistigen Tod ins Auge schauen.
Beim Lesen des Sachverhalts merke ich, wie auch ich selbst um Objektivität ringen muss. Als passioniertem Entenzüchter ist mir schließlich das Auftauchen eines Hundes in meinem Garten – passiert ab und zu mal – genauso gefürchtet wie einem Besitzer einer Stradivari das Auftauchen eines Hooligans, der mit einem Baseballschläger unbedingt sein geliebtes Instrument zerschlagen will.
Aber anstatt dass wir uns jetzt in einer ausweglosen Diskussion zwischen Hunde-/Enten-Freunden/Feinden in die Wolle bzw. in die Federn kriegen, erscheint mir eine grundsätzlichere Frage sehr viel interessanter: Was gesteht man dem Menschen als Kulturteilhabe und individuelle Lebenssinngestaltung zu und wo beginnt sanktionsfähige Extravaganz?
Darf man einem Menschen, der seit seiner Kindheit sein ganzes Herz ans Klavierspielen gehängt hat, sein teures Klavier wegnehmen, wenn er aufgrund eines unglücklichen Schicksalsschlages geharzt wird? Leicht könnte man das Beharren aufs geliebte Klavier angesichts der härter werdenden existenziellen Bedingungen als obszönen Luxus ansehen. Nimmt doch der sperrige Klimperkasten in einer Zeit akuter Wohnraumnot unnötig Platz weg. Platz, an dem man mindestens drei Migranten in einem Stockbett übereinander schlichten könnte. Migranten, die dort den notwendigen Schlafraum hätten, damit sie tagsüber Leistung bringen und mit ihrer Arbeitskraft und Steuerleistung endlich etwas in die Staatskassa einbringen und zum BIP beitragen könnten. Der Return-of-Merkels-Investment Point rückt sonst immer weiter in die Ferne. Da mit Tier- und Musikfreunden zimperlich umzugehen, das können wir uns doch nicht leisten. Da könnte ja jeder daherkommen und Extrawürste anmelden…
Schnell merkt man, dass es gar nicht so leicht ist, hier einen gültigen judizierbaren Maßstab zu finden. Das Problem ist nur: In einer Gesellschaft, in der der Mensch laut herrschender Lehrmeinung an Schulen und Universitäten weder Seele noch Geist besitzt, sondern nur ein zweibeiniges Tier ohne Federn ist, das unter möglichst billigem Energiesparlampen/LED-Licht möglichst viele Eier für die Bisquitindustrie legen soll, in so einer Gesellschaft wird es nicht allzulange dauern, bis alle Rechte, die nicht auf das bloße Vegetieren – also Essen, Aussscheiden und Schlafen – gerichtet sind, ebenfalls gestrichen sind. Wobei ja sogar diese rein vegetativen Grundbedürfnisse bereits öffentlich zur Disposition gestellt sind („Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.“)
Während sich also bei Fragen nach dem Recht auf Existenz und individuelle Lebenssinngestaltung schnell die Geister scheiden, so ist es aber doch bemerkenswert, dass zumindest hinsichtlich eines Rechts unzweifelhafte Klarheit und eine eindeutige Judikatur herrscht:
dem Recht auf Fernsehen.
Das habe ich von einem Mietskasernenbesitzer aus erster Hand erfahren. Der Mann – nennen wir ihn Meier – ist wohlsituierter und wohlbeleibter Leistungsträger im besten Sinne, der es eigentlich gewohnt ist, dass ihm der staatliche Justiz- und Exekutivapparat bei der Durchsetzung seiner gesetzlich und grundbücherlich verbürgten Eigentumsansprüche jederzeit tatkräftig zur Seite steht.
In einer Zeit, in der Privateigentum (von lat. privare = „erräubern“) als höchstes Gut gilt und dessen Schutz vor Schädigung und unberechtigtem Zugriff Dritter ein Großteil der straf- und zivilrechtlichen Gesetzesparagraphen gewidmet ist, fällt es Herrn Meier in der Regel sehr leicht, zu seinem Recht zu kommen und die mobilen und immobilen privaten Früchte seines Erwerbslebens zu genießen.
Es ist kaum zu glauben, aber in einer Angelegenheit beißt Herr Meier trotzdem auf Granit. Bis heute ist er darüber fassungslos. Also, folgendes trug sich in Meiers Mietskaserne zu:
Der Dachstuhl seines überwiegend von Zweibeinern hartzartiger Spezies bewohnten Altbaus begann zu faulen. Grund dafür war Regenwassereintritt an mehreren Stellen der Dachhaut, an welchen die Mieter in Eigenregie einfach Löcher durchgebohrt hatten, um ihre Fernsehantennen zu befestigen. Herr Meier, selbst Architekt, konnte durch ein Sachverständigengutachten belegen, dass die Art der Dachkonstruktion bzw. Eindeckung des Altbaus keine Durchbrüche erlaubt, die man fachgerecht abdichten kann. Da die Mieter nicht einsichtig waren und auf tadellosen Fernsehempfang beharrten, zog Mietsherr Meier vor Gericht. Lag doch ein klassischer Fall vorsätzlicher Sachbeschädigung vor, der ihm als Eigentümer des Privatguts zum geldwerten Nachteil gereichte.
Das erstinstanzliche Gericht wies die Klage jedoch ab bzw. gab den Mietern in ihrem Anspruch auf ununterbrochenen Fernsehzugang Recht. Der Fall ging durch alle Instanzen, aber auch dort wurde Meier ausnahmslos in die Schranken gewiesen. Der höchstrichterliche Urteilsspruch lautete sinngemäß, dass der tägliche Zugang zum Fernsehprogramm ein unverzichtbares Grundrecht des modernen Bürgers und als solches schützenswert sei.
Als mir Herr Meier dies erzählte, war auch ich baff. Als jemand, der neben seiner technischen Ausbildung auch Jura studiert hat, hätte ich mir das nie vorstellen können: Das Recht des gemeinen Kleinbürgers auf Fernsehkonsum bricht elementarstes Eigentums- und Schadenersatzrecht. Nun ja, man lernt eben nie aus.
Aber was ich Ihnen hier erzähle, ist noch gar nichts. Es kommt noch dicker.
Die Pflicht zum Fernsehen
Aus verlässlicher Quelle, die ich nicht preisgeben darf (ja, nicht nur SPIEGEL-Journalisten haben solche Quellen, auch als Parkwächter hat man so seine Beziehungen), weiß ich, dass heute alle Bürger, die nicht fernsehen, d.h. die keinen offiziellen TV-Anschluss besitzen, von staatlicher Seite speziell überwacht werden. Mit anderen Worten: Wer nicht täglich fernsieht, ist dem System verdächtig.
Indem ich also jetzt diesen Artikel poste, habe ich mich gleichzeitig geoutet. Spätestens jetzt werden die Bürgerüberwachungsbeamten wissen, wer der Parkwaechter ist. Denn in meinem Bezirk bin ich gewiss der einzige Entenzüchter und Maschinenbautechniker ohne Fernsehanschluss. Unter Kombination dieser drei Kriterien zusammen mit meiner IP-Adresse, die auf den Bildschirmen der Überwacher genauso sichtbar ist wie mein Ententeich auf der Google-Maps Satellitenaufnahme, bedarf es in der Zeit von Big Data nicht mehr als zweier Mausklicks, um mich eindeutig zu identifizieren.
Auch wenn einem darüber aus grundrechtlicher Sicht Angst und Bang werden kann, aus rein pragmatischer Sicht kann ich es dem System nicht einmal übel nehmen, dass es mich überwacht. Denn ich kann es nicht leugnen: Als ich selbst die Glotze aus dem Wohnzimmer verbannt habe, machte ich eine erstaunliche Wandlung durch. Nach Absolvierung einer kurzen, bei Süchten eben unvermeidlichen Entzugsphase steigerte sich meine psychische und physische Gesundheit um gefühlte 300 % – einhergehend mit dem unwiderstehlichen Drang, dem zur Normalität erklärten, aber jeder Vernunft und Nachhaltigkeit spottenden Wahnsinn, der sich heute vor uns aufgeplustert hat und uns den gesamten Atem zu nehmen droht, einige Nadelstiche zu verpassen und ihn damit wieder zurechtzuschrumpfen. – Eine solche Ambition könnte man allerdings auch unter den Tatbestand „Geschäftsschädigung“ subsumieren. Überhaupt ist das, was ich hier mit anderen Kollegen tue, etwas höchst Subversives und reiner Sand im Getriebe der derzeit herrschenden Wirtschaftsinteressen:
Ich bilde mir eigenständig Gedanken, bilde daraus eigenständige Empfindungen und führe schließlich eigenständige Handlungen aus.
Mit einem Wort: Ich mache geradewegs das, was von einer gigantischen Maschinerie an Schul-, Universitäts-, Medien- und „Wissenschafts“-Einrichtungen von vornherein verhindert werden soll. Man stelle sich bloß vor, was passierte, wenn auch nur ein einstelliger Prozentsatz der Bevölkerung ebenfalls damit anfangen würde, sich nicht mehr mit toten intellektuellen Floskeln und emotionalen Injektionen abfüttern zu lassen, sondern eigenständig zu denken, zu empfinden und zu wollen – die marktradikale („neoliberale“) Macht- und Meinungsmaschinerie müsste dahinschmelzen wie ein Schneemann im Frühling.
Die Menschen würden schlagartig zur Realität erwachen und damit aufhören, giftige Dinge zu kaufen, die sie nicht brauchen, um Geld, das sie nicht haben, um Menschen zu imponieren, die sie nicht mögen (Zit. Richard David Precht). Die solcherart zu eigenständigem Denken, Fühlen und Wollen erwachten Menschen würden ihre Freunde, Kollegen und Nachbarn „anstecken“ und in kürzester Zeit wären auch diese nicht mehr bereit, einen fremdbestimmten Lebensstil zu führen, der ihnen im Innersten eigentlich sinnlos und zuwider ist.
Niemand würde sich mehr als Profitmaximierungszwerg in eine Wirtschaftskratzlei setzen lassen oder als Werbefritze die wertvollste Zeit seines Lebens vergeuden.
Nein, das darf nicht sein. Aus diesem Grund: Das Recht und die Pflicht zum „Fernsehen“ hat oberste Priorität und wird in den Verfassungsrang erhoben.
Wer sich nicht täglich aus dem „Fernsehen“ die Tageslosung abholt (siehe eine kurze Kompilation solcher Losungen des Moderators Conan O‘Brien: „Gleichschaltung der Medien und Manipulation des fernsehenden Kleinbürgers“), der ist gefährlich und sollte von grauen Männern besachwaltert werden.
Dabei wird sich schon bald herausstellen, dass es gerade andersrum ist: Bürger, die sich täglich mit Fernsehen abfüllen lassen, sind das denkbar größte Risiko für Demokratie und Rechtsstaat. Menschen, die nicht fernsehen und sich einen gesunden Geist erhalten, wird man hingegen eine jährliche Prämie geben. Genauso wie man Landwirten die „Grünbrachen-Prämie“ gezahlt hat – als Gegenleistung dafür, dass sie einen Teil ihrer Agrarflächen nicht mit Pestiziden und chemischem Treibdünger auszehren, sondern ihm die Möglichkeit zu Regeneration und Artenvielfalt geben.
Leider verdienen manche unserer Mitgeschöpfe nicht die Art von Aufmerksamkeit, die ihnen zukommt.
Das liegt wohl daran, das der gute Profressor Grzimek nicht mehr unter uns weilt, der uns seinerzeit schon mit den Geheimnissen der Steinlaus vertraut gemacht hat, die heutzutage in den meisten Ausgaben des
„Pschyrembel“ ihren festen Platz hat.
Darum möchte ich an dieser Stelle stellvertretend für den Professor ein Wesen vorstellen, das nur allzuschnell aus unserer Aufmerksamkeit verschwindet, aber den Mensch schon längst von seinem Platz verdrängt hat: die Konsumameise.
Schon von klein auf wird dieses putzige kleine Kerlchen darauf getrimmt, so ziemlich alles in sein Nest zu schleppen, was bunt ist, nutzlos und möglichst viel Müll macht.
So bildet sich sein kleines Nest ganz schnell zu einem Abbild jener großen Nester, die überall im Lande verteilt sind, verbunden durch viele Meilen Asphalt auf denen fleißig große Lastwagen aus aller Welt immer neue Dinge bringen, die in ihr eigenes kleines Nest zu schaffen der große Lebensinhalt der Konsumameise ist.
Wird die kleine Konsumameise dann größer, so wird sie letztendlich natürlich dazu angehalten, möglichst viel an der Produktion der Dinge mitzuwirken, die sie und ihre Artgenossen tagtäglich in ihre immer größer werdende Nester bringen.
Am Besten gefällt es allen, wenn er Maschinen produziert, die diese Dinge noch viel schneller produzieren, als es die einfachen Konsumameisen mit der Kraft ihrer bloßen Hände könnten, denn dies schafft noch viel mehr Dinge, die man in sein Nest schaffen kann … und dann braucht man natürlich auch immer größere Nester.
In seinem emsigen Treiben kümmert sich unser Ameiserich relativ wenig darum, was um ihn herum passiert.
So werden schon mal Flüsse und Seen vergiftet, Landstriche verseucht, Wälder ausradiert – doch das alles kümmert ihn sehr wenig. Wichtig ist ihm, seinen Arbeitsauftrag zu erfüllen und seine wachsenden Nestern mit einer ständig variirenden Zahl von Dingen zu füllen, die unter anderem äußerst bedeutsamen Kriterien wie Mode, Stil und Geschmack unterliegen, wobei der Zeitgeist nicht vergessen werden darf oder das, was gerade „in“ ist.
Die Weibchen der Konsumameisen zeigen hier eine offensichtliche Bevorzugung von künstlichen Häuten und Hufen in allen Formen und Farben, während die Männchen häufiger zu Dingen neigen, die so richtig schön Krach machen … oder wenigstens lustige Geräusche.
Als soziale Kultur zieht die Konsumameise das Miniaturmodell Kleinfamilie oder Einzelgänger vor, weil das ihrem Lebenssinn … dem Anhäufen von Gütern … am ehesten entgegenkommt, denn bei größeren Gruppen würden sich manche Dinge doch doppelt und dreifach anhäufen, und darin sieht selbst die Konsumameise keinen Sinn.
Politisch gesehen wird die Konsumameise am liebsten von einem König regiert, und wo dieser nicht der natürlichen Ordnung entwächst, wählt sie sich einen x-beliebigen alle vier Jahre neu. Vollkommen unwohl fühlt sie sich in demokratischen Strukturen, die Eigenverantwortung und Engagement verlangen, da beide
Erscheinungsformen modernen politischen Verhaltens ihr nur Zeit stehlen, die sie lieber damit verbringt, ihrem Lebenssinn zu frönen.
Äußerst bissig wird unser niedliches Tierchen, wenn sich andere ihrer Art dem Kreislauf des Konsumierens und Produzierens durch bloßes Nichtstun entziehen – es sei denn, das schon die Eltern so viel angehäuft haben, das es für mehrere Leben reicht.
Nichtstun aus Gründen die jenseits von Tod liegen (der ist noch halbwegs akzeptiert) kann sie überhaupt nicht leiden, das widerspricht ihrer Natur vollkommen.
Da kann es auch schon mal vorkommen, das dieses an sich harmlose Geschöpf vollkommen außer sich gerät, so als wäre seine Brut in Gefahr und öffentlich zur Gewalt aufruft gegen die Schmarotzer und Parasiten, die sich dem Produzieren entziehen und den Konsum auf das Lebensnotwendige reduzieren.
Leider findet es sich dann doch oft zu beschäftigt bei der Erfüllung seines Lebenssinns, um diesem Ruf auch wirklich Taten folgen zu lassen.
Auch Krankheit kann dieses Tierchen nicht ausstehen, weshalb es ein kompliziertes System erfunden hat, das äußerst kostspielig ist und an Stelle der Heilung die „Behandlung“ setzte, was ein Begriff ist, der einen Vorgang bezeichnet, der dem Konsumieren und Produzieren wenigstens äußerlich sehr ähnlich ist.
Sehr glücklich sieht es bei diesem Treiben allerdings nicht aus, es fehlen die Gelassenheit, die wir bei Schimpansen beobachten können, die Verspieltheit der Delphine oder der Mut des Stieres, aber etwas anderes hätten wir von Insekten ja auch nicht erwartet.
Kommt es mal in Situationen, wo es nicht Konsumieren oder Produzieren kann, so verfällt es in eine Art Starre, die häufig mit dem Genuß berauschender Substanzen einhergeht, mit dem es diesen unerträglichen Zustand zu überbrücken versucht. Auch das stundenlange reglose Verharren von bilderproduzierenden Maschinen verschafft ihm eine gewisse Erleichterung seiner Leiden, so daß es diese Maschinen als die größte Erfindung seiner Art ansieht.
Es ist einfach wunderbar mit anzusehen, wie jeden Morgen um exakt dieselbe Zeit Millionen von ihnen aufstehen, alle exakt die gleichen Dinge tun (aber, ganz wichtig: mit unterschiedlichen Produkten, darauf sind sie sehr stolz) , bevor sie Millionenfach eilen um ihre winzigkleinen Plätze in der großen Maschine zu besetzen, die sie „Zivilisation“ nennen.
Es wäre noch so viel zu schreiben über jene wunderbare Art, die tagaus tagein im gleichen Trott vor sich hinlebt, ohne sich zu grämen, doch … auch mich drängts jetzt zum produzieren, damit ich danach konsumieren kann.
Man ist halt, wie man ist, oder?
Hintergrund der Weltpolitik: Blogger gegen Richistan
Hintergrund der Weltpolitik: Blogger gegen Richistan von Eifelphilosoph @ 2010-01-26 – 08:45:24
Manche mögen sich ja fragen: was ist eigentlich los in der Welt? Wie konnte es soweit kommen? Was ist aus den USA geworden? Früher mal die Heimat der Freiheit, heute ihre größte Gefahr. Früher kamen kaugummikauende und schokoladenverschenkende GI´s nach Deutschland, um uns vom Führer zu befreien, Menschen, die gleichzeitig Soldaten und Botschafter ihrer Kultur waren. Schaut man heute in den Irak, so findet man Soldaten, die eher eine Schande für ihr Land sind.
Eine kleine soziologische Arbeit, über die ein alter Knacker heute informiert, gibt uns da Aufschluß:
http://alterknacker.blog.de/2010/01/26/kraft-online-sozialismus-waechst-7874942/
Hans Jürgen Krymanski (1) ist emeritierte Professor für Soziologie an der Universität Münster und hat sich in seinem Buch „Hirten und Wölfe. Wie Geld- und Machteliten sich die Welt aneignen“, das nun in einer zweiter und gründlich überarbeiteten sowie erweiterten Auflage erschienen ist, der Erforschung jener gewidmet, von denen Carl Schmitt in einer lichten Stunden sagte: „Eliten sind diejenigen, deren Soziologie keiner zu schreiben wagt.“
Ja, an die heimlichen Herrscher der Welt traut sich keiner heran. Das ist auch gut so, denn je näher man ihnen kommt, umso unangenehmer wird das Leben. Außerdem: in Wirklichkeit möchte doch auch niemand wissen, das wir eigentlich in einem weltweiten Sklavenstaat leben, oder? Das stört bei der Vereinssitzung, das stört bei der Sportschau, beim Golfspielen am Wochenende, beim Tauchurlaub in Ägypten und bei all den vielen Zeitverschwendungen, die das moderne Leben so bietet um dem echten Leben aus dem Wege zu gehen.
Würden wir dieses Wissen an uns herankommen lassen – wir wären entsetzt und müßten uns zu einer neuen Form der französischen Revolution aufraffen, bevor der letzte Euro aus unseren Taschen gesogen wird.
Allerdings ist es jetzt schon klar, das der letzte Euro aus unseren Taschen gezogen wird, aber bis der Moment kommt, wo das auch dem Letzten klar wird, kann man ja noch ein bischen vor dem Fernseher von einer schönen heilen Welt träumen – die es auch nur noch dort gibt.
Es wird viel gemunkelt über die Anwesenheit von Verschwörungen in der Welt – und manche erlauben sich die Einfältigkeit, darüber zu spotten. Wie schön das es noch Menschen gibt, die in ihrer Naivität in einer schönen rosa Welt leben, wo alle Menschen gut und gerecht sind und ständig nur das Beste für das Gemeinwohl wollen. Wer alleine schon mal in großen Konzernen ums Überleben kämpfen mußte, der weiß: Verschwörungen sind Standard und Alltag, ignoriert man sie, wird man ihr Opfer. „Mobbing“ fällt nicht vom Himmel. So was bedarf einer gewissen Vorbereitung.
In der Welt der Superreichen ist es nicht anders … das sind halt auch nur Menschen. Sie verfügen über ein hinreichendes Maß an Vernunft um primitive Rechenoperationen erfolgreich durchführen zu können. Bei ihnen wird auch aus 1 + 1 eine zwei, während führende Experten das Ergebnis zwischen 1,5 und 2,5 orten und unter Berücksichtigung aller Eventualitäten diskutieren.
Aber schauen wir erstmal, um wen es sich hier handelt. Zu den kleinen Reichen gehörte auch mal ein Eifelphilosoph … der deshalb aus erster Hand sagen kann, das Reichtum an Geld für den kleinen Mann mit Armut an Zeit und Lebensqualität einhergeht – und deshalb auch leicht zu Neid gegenüber Hartz-IV-Abhängigen führen kann, weil die Reich an Zeit sind. Das ist der eigentliche Grund für die Beschäftigungstherapien der ARGEN, man will die Armen völlig in die Armut stampfen, um den Neid der Lohnsklaven möglichst gering zu halten, damit die nicht auf die Barrikaden gehen.
Der Wall Street Journalist Robert Frank (5) nennt diese Region „Richistan“ und beschreibt sie ausführlich und amüsant in seinem gleichnamigen Buch. Es ist das Land der Superreichen, vollkommen abgehoben, in einem den ganzen Erdball umspannenden nichteuklidischen Raum schwebend. Die Bewohner des Landes Richistan sind so reich, so superreich, dass unser Planet schon zerplatzen müsste, damit auch sie durch irgendeine Krise ernsthaft gefährdet würden oder gar abstürzten. Die Grenzen von Richistan sind fließend. Und es geht kaum noch um Einkommen, sondern vor allem um Vermögen. In harten Zahlen liegt die Grenze zwischen reich und superreich bei rund 500 Millionen Dollar frei verfügbarem Vermögen (also abzüglich der selbst genutzten Immobilien, der zum Lebensstil gehörenden langlebigen Güter wie Autos, Yachten usw.). Das bedeutet, dass im Kernland von Richistan weltweit rund 10 bis 20 Tausend Superreiche leben, mit einem Vermögen von jeweils über 500 Millionen Dollar. Unter ihnen sind – die Schätzungen gehen weit auseinander – rund 3000 Milliardäre – wohlgemerkt, weltweit und unter Einbeziehung der dunklen Ecken, sozusagen der Rotlichtbezirke von Richistan.
500 Millionen Dollar zum versaufen – vorher darf man gar nicht mitreden. Das ist ja mal eine interessante Größenordnung. Man kann sich ausrechnen, das die Leute mit diesem Kapital … ganze Staaten kaufen könnten, wenn sie wollten. Aber sie wollen ja auch … deshalb leihen sie den Ländern ganz viel Geld, damit sie die Politik gezielt beeinflussen lassen. Auch Frau Merkel holt ihr Geld aus Richistan. Das wird ja nicht neu für sie gedruckt. Und warum finanzieren diese Mensch gewordenen Götter der Moderne überhaupt den ganzen Zirkus?
Da gibt es einen ganz einfachen Grund:
Diese unterschiedlichen Typen von Superreichen haben zunächst einmal kaum gemeinsame Interessen und Kulturen. Vereint aber sind sie durch das gemeinsame Bedürfnis, ihre zentrale und weitgehend abgedunkelte Stellung in praktisch allen Gesellschaften, also quasi ihre planetarische Stellung zu verteidigen. Und, wie der Name schon sagt, ihren Superreichtum unbegrenzt zu vermehren, vor Umverteilung zu schützen, als das Selbstverständlichste und zugleich Unangreifbarste von der Welt erscheinen zu lassen. Solche Absichten können in unserer komplexen Welt nur mithilfe eines umfangreichen „Dienstpersonals“ befriedigt werden.
Sie sind wie der Schrebergartenbesitzer, der einerseits kein Unkraut in seinen Garten lassen will und andererseits auch in der ganzen Kolonie über Unkraut wacht. Da Geld keine Rolle spielt, haben sie eine Heerschar von Funktionseliten…..Schröder, Clement, Sarrazin und wie sie alle heißen. Alle in der Hoffnung am rennen und strampeln, immer näher in das Licht der Gunst der Superreichen zu gelangen.
Vereinfacht gesagt: Funktionseliten sind unentbehrlich für das Weiterbestehen des Superreichtums. Und es wird – zum Beispiel über Förderungseinrichtungen, Stiftungen, Privatisierung des Bildungswesens usw. – alles getan, um diese Funktionalität zu optimieren. Insofern kann man von einem Machtkomplex oder Machterhaltungskomplex sprechen. Im Zentrum dieses Komplexes finden wir den Superreichtum, also die Geldelite oder den Geldadel, der oft sogar ziemlich ahnungs-, funktions- und orientierungslos dahinluxuriert. Für die richtigen Ahnungen, Funktionen und Orientierungen aber steht ein Kranz von Funktionseliten bereit. Konzern- und Finanzeliten, kümmern sich um die Vermehrung des Reichtums. Politische Eliten sorgen für eine Verteilung des Reichtums von unten nach oben unter tunlichster Wahrung des gesellschaftlichen Konsens. Verwaltungs-, Wohlfühl- und Wissenseliten halten diese Gesellschaft des goldenen Kalbs, ihre Infrastruktur, ihre Kultur und Wissenschaft insgesamt am Laufen.
Man kann diese Menschen auch mit einem einzigen Wort zusammenfassen: Realpolitiker. Leute die Wissen, das man mit normalen Mitteln gegen die Macht der Plutokratie nicht ankommt … und sich deshalb besser mit ihr arrangiert, bevor mangels Bargeld das Licht ausgeht. Und das Licht wird ausgehen, denn irgendwann hat die Umverteilung von Unten nach Oben ihr Ende erreicht. Dann ist Oben alles und Unten nichts. Und diese „Plutokratie“, die wahre Form des „Bösen“ in dieser Welt, beherrscht mit ihrem „Einflußgeld“ alles:
Die Richtlinien der Politik werden in den USA in Netzwerken festgelegt, die weitaus dauerhafter sind (auch was das Personal angeht) als die jeweiligen Präsidentschaften. Es ist völliger Unsinn, den jeweiligen amerikanischen Präsidenten als den „mächtigsten Mann der Welt“ zu apostrophieren. Wir sehen ja, wie Clinton oder Bush und all die anderen und demnächst Obama und vielleicht einmal Sarah Palin im (wohlgepolsterten) Machtvakuum verschwinden.
Auch der mir so unheimliche Bohemian Grove mit seinen Menschenopfersimulationen taucht hier in zentraler Stellung auf:
Solche Clubs, schreibt der amerikanische Soziologe Thomas Dye, „haben für die Oberschicht die gleiche Funktion, die in Stammesgesellschaften dem Klan zukam. Mit ihrer restriktiven Mitgliederpolitik, ihren Initiationsriten, privaten Zeremonien und der großen Betonung von Tradition ähneln diese Clubs den Geheimbünden, die es in vielen Primitivgesellschaften gibt.
Und das alles funktioniert mit dem „Verschwörungspotential“, das ein einem Schrebergartenverein real existiert.
„Hör mal, findest Du nicht auch, das die Hecke beim Dieter zu hoch wird?“ … so einfach fängt das große böse Wort Verschwörung an. Und viel mehr braucht es auch nicht, um nine-eleven als Privatinitiative von
Funktionseliten denkbar zu machen. Dazu braucht man sich keine Illuminaten denken, keine großen Pläne von NWO – dazu reicht Schrebergartenverschwörungsniveau. Mehr braucht man nicht.
Und so bauen immer mehr Superreiche immer mehr Superarme, und je mehr es von den Superreichen gibt umso besser funktioniert das System.
Nur eins haben sie noch nicht übernommen: das Internet.
Und so … werden tausende bzw. Millionen von kleinen Bloggern zur letzten Bastion der Freiheit.
Politische Willensbildung, lebendige Demokratie ist an die Entwicklung der Medien, an die Möglichkeiten medial vermittelter öffentlicher Debatten gebunden. Für mich hängt die Zukunft der Demokratie im Sinne des Grundgesetzes sehr stark vom Schicksal der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien ab. Um deren Zukunft ist ja überall ein entscheidender Kampf entbrannt. Derzeit beherrscht eine Handvoll großer Medienkonzerne die Weltöffentlichkeit. Die wollen mit aller, wirklich aller Gewalt auch die Kontrolle über das Internet erzwingen. Das ist ein battleground, der immer mehr ins Zentrum rückt.
Blogger als letzte Bastion der Demokratie in einer ständig asozialer werdenden Welt, als letzte Widerstandslinie gegen die Plutokratie? Ein unheimliches Gefühl macht sich da breit, denn mir scheint, das ist der Kampf eines kleinen gallischen Dorfes gegen ein römisches Reich, das von Nord- bis Südpol reicht – und dann noch ohne Zaubertrank und Druide.
Ob das wohl gut geht?