Donnerstag, 25.6.2015. Eifel. Es tobt ein Krieg in Deutschland – gnadenlos, ohne Rücksicht, brutal … und noch ziemlich verdeckt. Es ist – erstmal noch – ein subversiver Krieg, der allerdings ein eindeutiges Ziel hat: die Spaltung der Gesellschaft in eine halbgottähnliche Herrenrasse und eine ameisenhafte Unterschicht. Wir Deutschen kennen das schon: wir haben dieses Lied schon einmal gesungen: 1933-1945. Viele Elemente, die damals im Chor waren, wurden nie ausradiert und sehen seit einigen Jahren ihre Chance gekommen, das neue Reich, den Neofaschismus, so leise wir möglich wieder zu errichten.
Doch – huch: was sind das für Worte? Halbgottähnliche Herrenrasse? Ja – sie arbeiten mit Hochdruck daran, dieses Bild in der Öffentlichkeit zu erzeugen. Sie haben perfekte Körper – dank dem massiven Einsatz verstümmelnder Chirugie. Sie bewegen sich in Fahrzeugen über Land, von denen die Masse der Einwohner nur träumen kann, können Sprit in solchen Mengen verbrauchen, als ob die Sonne selbst ihnen Energie geben könnte, sie können fliegen – und zwar in edelstem Ambiente – erhalten als „Promis“ von den Medien eine Verehrung, wie sie früher nur antiken Götterstatuen zukam, reisen in edelsten Yachten, tragen Kleidung zum Preis von Einfamilienhäusern, schmücken sich mit edelsten Steinen und Düften, für ein ein normaler Mensch drei Leben lang arbeiten müsste und wohnen in Nobelheimen, die selbst Asgard, den Olymp oder das Paradies selbst als billige Kaschemmen deklassieren. Sie leben auf Ländereien, die eine Stadt beherbergen könnten, reservieren sich die reinsten Naturparadiese für sich selbst – wie auch die schönsten Frauen (oder Männer) dieses Planeten.
Tag für Tag demonstrieren sie der Unterschicht ihre epochale Überlegenheit: im Straßenverkehr, in der Luft, im Stadtbild, im Fernsehen. Lediglich die mangelnde Bildung in der Bildungsrepublik Deutschland führt dazu, dass sie nicht sofort als das erkannt werden, was sie sein wollen: eine Herrenrasse, geschaffen aus täglichem Bade in großem Geld, den Ameisenmenschen in allem überlegen, was das Auge nur erfassen kann.
Doch noch ein großes Wort erfüllt mit Furcht: Neofaschismus. Ehedem bezeichnete man damit Menschen, die nicht verstanden haben, das Adolf Hitler – der große „Erlöser“ des deutschen Volkes – tot ist und zudem ziemlich dumm war, doch damit verkürzt man den Faschismusbegriff soweit, dass er nicht mehr funktioniert und uns vor echtem Neofaschismus warnen kann, gleichfalls verkürzt man ihn, wenn man ihn auf bloßen Antisemitismus reduziert. Zwar war der Jude der dramatische Bösewicht im Reich der Herrenmenschen, ein Bösewicht, den man brauchte, um die eigenen Reihen fest geschlossen zu halten – doch der Faschismus erschöpfte sich nicht im Antisemitismus. Primär wollte er – sogar durch „Züchtung“ – eine reine, edle Herrenrasse etablieren, die allen anderen auf der Welt überlegen war – vor allem den minderwertigen Slawen im Osten und den degenerierten Demokraten im Westen, die zwar biologisch der Herrenrasse nahe kamen, aber als ideologisch verseucht galten.
Doch kehren wir zurück zum Krieg, der sich primär erstmal in der Phase der „Machtergreifung“ befindet, in der Phase der Spaltung der Gesellschaft in „gut“ (adelige Herrenrasse) und „böse“ (minderwertige Untermenschen). In seine heiße Phase trat er im Jahre 2005 ein, als Millionen von Arbeitslosen enteignet und einer Verfolgungsbehörde von 110000 Mitarbeitern mit 50 Milliarden Euro Jahresbudget ausgeliefert wurden – zum Vergleich: für die Bundeswehr gaben wir im Jahre 2013 30 Milliarden Euro aus – trotz deutschen Bestrebens, weltweit als Söldner des ominösen „Westens“ aufzutreten. Die Schaffung einer vogelfreien Unterschicht ist den Neofaschisten in Deutschland halt viel wert – mehr, als die Verteidigung des Landes gegen äußere Feinde. Auf einmal wurde – per Gesetz – aus einem normalen Arbeitslosen, der eine Versichungsleistung bezog, für die er ordentlich eingezahlt hatte, ein Sozialschmarotzer – ein Neojude – verantwortlich für alles Böse dieser Welt.
Diese Erschaffung der Agenda 2010 war ein bewusster Akt zur Schaffung einer flächendeckenden Unterschicht, prima dazu geeignet, eine Oberschicht herauszuarbeiten, die besser riecht als wir, besser aussieht als wir, schneller fährt und weiter fliegt als wir, nobler wohnt als wir …. kurzum: besser lebt als wir und deshalb auch besser ist als wir: die Bessermenschen waren geboren und erzeugten fortan einen enormen „run“ der Restmenschen auf die Symbole der Bessermenschen, in der Hoffnung, das die Anschaffung eines spritfressenden SUV´s zur problemlosen Verlängerung des Lebensberechtigungsscheins führte und regelmäßige Fernstreisen in die letzten unberührten Naturareale vor dem Tode bewahren.
Natürlich ist man in der Welt der besseren Herrenmenschen – bleiben wir kurzerhand bei: Bessermenschen – nicht so blöd und führt den Putsch so offen wir möglich aus, noch ist es zu früh, die Masken fallen zu lassen, noch besteht die Gefahr, dass bei der nächsten Wahl 50 Prozent der Deutschen die „Bibeltreuen Christen“ wählen, die „Violetten“ oder die „Familienpartei“ – was schon reichen würde, um „das System“ für vier Jahre lahm zu legen und der geschundenen Demokratie eine Chance auf Erholung zu geben. Stattdessen arbeitet man lieber subversiv – dafür aber auf allen Kanälen … vor allem: auf allen Fernsehkanälen, die einem als „Hintergrundmusik“ in Werbung und Krimi vor allem eins zeigen: wie „man“ zu leben hat, um die Gunst der Bessermenschen zu erringen.
Subversiv? Ein wichtiges Wort, bitte merken Sie es sich (siehe neues Wort)
„Das Adjektiv subversiv bedeutet “umstürzlerisch” und beschreibt Tätigkeiten, die erstens auf den Umsturz oder die Änderung der vorherrschenden (staatlichen) Ordnung abzielen und zweitens oft im Verborgenen betrieben werden. Auch die diese Tätigkeiten ausführenden Personen oder Organisationen können als subversiv bezeichnet werden.“
Ja – es soll eine staatliche Ordnung verändert werden – und sie wird auch verändert. Ein wichtiges Instrument dafür ist erstmal die Sprache, Sprache, die unsere ganze Wirklichkeit definiert. „Neojude“ beschreibt zwar den faktischen Stellenwert einer Personengruppe innerhalb einer faschistoiden Herrenmenschengesellschaft, wäre aber zu deutlich und zu leicht identifizierbar, man konstruiert im Krieg der Worte lieber andere Begriffe, die die gleiche Funktion haben und derselben Vernichtungsabsicht dienen, aber an der Masse der Gesellschaft erstmal unbemerkt vorübergehen. Um einen der zentralen Kampfbegriffe geht es hier: „bildungsferne Schichten“ lautet er.
Bevor wir uns dem Begriff nähern, erstmal jedoch eine Frage: was ist denn das, „Bildung“?
Ein akzeptable Definition finde ich in Österreich – gerade in einem Artikel über „bildungsferne Schichten“ (siehe diePresse):
„Anders als Ausbildung, die abprüfbar dazu führt, dass man etwas kann, zeichnet sich Bildung dadurch aus, dass sie dazu führt, etwas zu werden: eine bewusste, darüber nachdenkende und dies erwägende Persönlichkeit.“
Anders als bei Günter Jauch durch Abfragen von „Technoquatsch“ und „Wissensmüll“ eine Million zu verdienen, dient Bildung dazu, zu hinterfragen, was denn da eigentlich genau in dieser Sendung geschieht, welchen Stellenwert das dort abgefragte „Wissen“ im Alltag der Menschheit hat, welchen Nutzen es bei der Gestaltung der Zukunft und der Ausformung eines glückseligen Charakters hat, der allen Stürmen des Lebens gelassen trotzen kann (das Ergebnis ist: Null – nur mal für die ganz neugierigen Leser).
Bildung ermöglicht eine bewusst nachdenkende, abwägende Persönlichkeit – für solche Menschen haben die Bessermenschen auch einen Begriff erfunden: „Verschwörungstheoretiker“ – wer selber denkt, ist schon verdächtig.
Auch die Bundeszentrale für politische Bildung – die Speerspitze unsere Bildungsrepublik – befasst sich mit diesem Begriff – auf sehr entlarvende Weise (siehe bpb):
Die Zusammenhänge zwischen einem schwachen sozialen Hintergrund und einem niedrigen Bildungsniveau sind in Deutschland auffallend hoch. Es existiert eine bildungsferne Schicht, deren Bildungsmängel so gravierend sind, dass daraus individuell prekäre Lebenslagen und gesellschaftliche Probleme erwachsen. Zur Entschärfung dieser Probleme sind geeignete Bildungsmaßnahmen zu entwickeln, die dieser bisher hochgradig vernachlässigten Zielgruppe ein selbstbestimmtes Leben in sozialer Verantwortung ermöglichen.
Der Artikel aus dem Jahre 2007 – jener Zeit, als die SPD noch meinte, es gäbe kein Prekariat (siehe RP), obwohl sie es selbst geschaffen hatte – ist für gebildete Menschen kaum zu ertragen, voller Unlogik, Kurzschlüsse und haltloser Vorurteile – aber in bildungsfernen Zeiten, wo Bildung selbst zur verbalen Abstrafung als „Verschwörungstheoretiker“ führt, geht so etwas locker als „politische Bildung“ durch.
Noch irrer wird es, wenn wir in die Hamburger Morgenpost schauen: (siehe Hamburger Morgenpost)
Trotz eines erleichterten Hochschulzugangs ist die Studierbereitschaft von jungen Menschen mit Hochschulreife aus bildungsfernen Schichten deutlich gesunken. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Mannheimer Zentrums für europäische Sozialforschung, die die Vodafone Stiftung in Berlin vorstellte.
Junge Menschen mit Hochschulreife – der höchste Schulabschluss in Deutschland, trotzdem bleibt man „bildungsfern“. Wie verblödet muss man sein, um solche Sätze formulieren zu können? Wer Bildung hat, erkennt schnell: hier handelt es sich um einen Kampfbegriff, um einen Begriff, der als Waffe ersonnen wurde und als solche benutzt wird, einen Begriff, der sozial – noch nicht physisch – eliminieren soll und seine Bestimmung immer perfekter erfüllt. Gemeint ist damit eigentlich: ARM.
Die Bessermenschen wählen auch nicht den Weg über das staatliche Schulsystem, ihre Kinder werden in gesonderten Ordensburgen erzogen – gleich den Ordensburgen der Nationalsozialisten:
„Die Luxusliebenden zieht es in die Schweiz, ins Lyceum Alpinum, 1850 Meter über dem Meer, keine 20 Minuten von Sant Moritz entfernt. Die Freunde des Lyceums werben mit den Namen der prominenten Absolventen: Ferdinand Piech, Graf von Faber-Castell und Gunter Sachs sind hier zur Schule gegangen. Und dann sind da noch die Schlösser. Idyllisch an Seen oder auf Bergen gelegen, locken Schloss Luisenlund im Norden, Schloss Torgelow im Osten, Schloss Neubeuern im Süden und natürlich der Platzhirsch, Schloss Salem“ (aus: Gestatten Elite, Auf den Spuren der Mächtigen von morgen, Julia Friedrichs, Hoffmann und Campe, 1. Auflage 2008, Seite 187).
Angestrebt wird durch die Ausbildung der Elite in Ordensburgen eine Sicherung der Position der Bessermenschen in den Führungsetagen der Wirtschaft nach britischem Vorbild:
„Sein Kind nach Eton, Winchester oder Harrow zu schicken kostet soviel, wie ein Durchschnittsbrite pro Jahr verdient. Stipendien gibt es kaum, die Upperclass ist unter sich und bleibt es. Die Absolventen der britischen Privatschulen führen die britischen Banken und Versicherungen, sie leiteten im Jahr 2005 über die Hälfte der großen, britischen Unternehmen.“ (Friedrichs, a.a.O.)
Selbst im Studium hilft Geld, Firmen ähnlich „Textconsulting“ (deren Betreiber – ausgewandert nach England – unter anderem in pseudowissenschaftlichen Blogs auch vor dem „Horror der sozialen Gleichheit“ warnen – oder meinen, dass man sich „Pazifismus leisten können“ muss) erstellen Gutachten, mit denen Papas Anwalt die Professoren der Universitäten durch die Gerichtsäle jagt, bis der Wunschabschluss erreicht ist.
Die besondere Qualität des Bessermenschen? REICH, sonst nichts. Oder geil auf Reichtum, das reicht auch schon aus, um gehobene Dienstleistungsfunktionen zu ergattern. Die Gründer des christlichen Abendlandes – griechische Asketen, römische Stoiker und christliche Schriftgelehrte und Eremiten sowie französische Kaiser (ja – auch Napoleon gehört dazu, siehe Code zivil)- würden sich ob dieser Degeneration des Bildungsbegriffes im Grabe umdrehen, die Kenntnis von Prada, Hugo Boss und Manolo Blanic haben das Studium der platonischen Schriften und augustinischen Lehren komplett ersetzt.
Doch wir stoßen hier auf ein weiteres Element, dass der Betrachtung wert ist: die Anfälligkeit der Deutschen für faschistoide Systeme, eine Schwäche, die einen Hitler samt SA ermöglichte (siehe FAZ):
Die Deutschen dagegen, so gleichheitsliebend sie sich in Umfragen auch geben mögen, denken auch hundert Jahre nach der Abschaffung der Stände gern in Schichten. Viele halten angeblich die Schichten für so festgefügt, dass sie nicht mehr an die Möglichkeit eines „Aufstiegs“ von unten nach oben glauben. Offenbar hält sich sogar in einer vom Ausland oft für egalitär gehaltenen Gesellschaft eine Art Kastendenken.
Ein Kastendenken, dass dazu führt, dass Jugendämter immer mehr Kinder aus „bildungsfernen Schichten“ „in Obhut nehmen“ – eine Tatsache, die in den USA schon als „Echo Nazideutschlands“ registriert wurde (wir berichteten).
Noch gibt es Widerstand in Deutschland – noch. Jedenfalls bis zur Abschaffung des Bargeldes (darüber … werden wir noch berichten, da droht ein Horror der besonderen Art). Noch findet man in den Medien wache Geister – jedoch ohne Macht (siehe t-online):
Der ehemalige Bundesverfassungsrichter Udo di Fabio, selbst Kind italienischer Einwanderer, wandte bei der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ ein, dass man den Ausdruck „bildungsferne Schichten“ überhaupt nicht akzeptieren dürfe. Dies manifestiere auch 100 Jahre nach Abschaffung der Stände deutsches „Kastendenken“, in dem nur wenig Durchlässigkeit für einen „Aufstieg von unten nach oben“ bestehe.
Ähnlich kritisch sieht das die Nationale Armutskonferenz (NAK). Sie spricht dem Begriff jegliche Neutralität ab und hat deshalb vergangenes Jahr „bildungsferne Schichten“ nach „sozial Schwache“ auf Platz fünf der Liste der sozialen Unwörter gesetzt, die allesamt als irreführend, diskriminierend oder schlichtweg als semantischer Unsinn negativ auffallen. „Sprache ist nicht neutral, Sprache bewertet.
Sprache bewertet. Teilt Freund und Feind, zündelt am Bürgerkrieg zwischen Reich und Arm, einem Krieg, der die Lebensumstände der nächsten tausend Jahre prägen wird (wie wir noch berichten werden). Ja – wirklich tausend Jahre, denn mit den Speicher-, Registratur- und Überwachungsmedien der Moderne wird jeder Widerstand gegen den anwachsenden Neofaschismus der reichen Bessermenschen gegen die Armen – alle Armen, auch jene mit Abitur und Doktortitel – bedeutungslos, erst recht, wenn Drohnen das Land perfekt überwachen – und Polizeiroboter die Exekutive bilden.
Warum das zur Gegenwehr reizen sollte?
Das Wort Bildungsfern führt direkt in die Gaskammer – und ich unterstelle jedem, der es benutzt, genau diese Absicht … es sei denn, er erklärt sich offiziell zum Idioten, der keine Ahnung von dem hat, was er so daherblubbert. Allerdings rechne ich weniger mit Konzentrationslagern – aus rein betriebswirtschaftlichen Gründen. Schon damals zeigte sich aber, wie wichtig eine funktionierende EDV für den reibungslosen Ablauf des Geschäftes hat. Neue Technik erlaubt aber eine ganz andere Form der Ausgrenzung – mitten im Alltag.
Und dieser Zukunft nähern wir uns jeden Tag ein kleines bischen mehr an.
Zweifel an der Gaskammer – bzw. der Vernichtungsabsicht?
Was meinen Sie. wie lange die Bessermenschen ihre kostspielige Existenz als Minderleister finanzieren möchten, wo doch Roboter Ihre Arbeit viel besser machen? Sie – als Mitglied der privatschulfernen Schichten (um mal einen anderen, passenderen Begriff dafür einzuführen, weil Ihre Eltern keine 20000 Euro pro Schuljahr in Ihr Abitur investiert haben) – können noch nicht mal eine Tiefkühlpizza in den Backofen schieben … wie mir letztens versichert wurde.
Doch durch solche Aussagen wird den „bildungsfernen Schichten“ jener Rest an Menschlichkeit abgesprochen, der verhindert, dass sie wie Ungeziefer ausradiert werden.
Und auch das ist ein passendes Synonym für „bildungsferne Schichten“ aus der Sicht der Bessermenschen: UNGEZIEFER.
Das sind WIR für DIE, die jeden Abend zu uns aus dem Fernseher sprechen.
Aber das muss uns wahrlich nicht auch noch gefallen.