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Euroausstieg? Unsinn – auch für die AfD. Und wenn – dann nur mit Militärdiktatur

Euroausstieg? Unsinn - auch für die AfD. Und wenn - dann nur mit Militärdiktatur

Donnerstag, 19.9.2013. Eifel. Bald ist ja Wahl. Schicksalswahl, wenn man so will. Immerhin ist eine Partei angetreten, die Deutschland aus dem Euro ´rausholen will, eine Anti-Euro-Partei, sozusagen. Na – in Wirklichkeit ist das natürlich eine Lüge. Niemand will ernsthaft aus dem Euro heraus. Das da ein wenig Mediengetöse gemacht wird, ist die eine Seite. Die andere Seite ist: wir können es uns gar nicht mehr leisten, den Euro zu verlassen. Das weiß auch die AfD – und wenn man mal nicht den Parolen folgt sondern sich um die „Fragen und Antworten“ zum Euro kümmert, dann wird man sehen, dass das Thema „Deutschland ´raus aus dem Euro“ gar nicht mehr so aktuell ist. Hören wir die AfD selbst:

Ein sofortiger Euro-Austritt Deutschlands wirft erhebliche Schwierigkeiten rechtlicher, technischer und ökonomischer Art auf. Bei realistischer Einschätzung ist eine Euro-Auflösung besser durch einen Austritt der Südländer und durch eine anschließende Schrumpfung des Euro-Währungsgebietes als durch einen Euro-Austritt Deutschlands zu bewerkstelligen.

Überraschung! Die Anti-Euro-Partei hat mitlerweile ihre Hausaufgaben gemacht und weiß, dass sie ohne den Euro dieses Land in den absoluten Ruin treiben würden. Darum: Euro-Ausstieg light. Nicht Deutschland, sondern Griechenland soll heraus aus dem Euro – und vielleicht auch noch andere Südstaaten. Wen verwundert das: die Partei wird geführt von Ökonomen – die sind in der Regel so seriös wie Hütchenspieler.

Aber sie können wenigstens denken und lesen. Zum Beispiel das Handelsblatt:

 „Da bei einem geordneten Ausstieg viele Länder – Südeuropa einschließlich Frankreichs – aussteigen, muss Deutschland damit rechnen, dass die in extremer Weise auf den Export ausgerichtete Produktionsstruktur – mit einem Anteil des Exports von mehr als 50 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP) -, die sich in den Jahren der Währungsunion gebildet hat, einer harten Anpassung unterzogen wird.“

Wir sprechen hier von einem geordneten Ausstieg – der eine gewaltige Rezession nach sich ziehen würde. Der Grund ist einfach: der Euro war der Knaller für die deutsche Industrie. Je schwächer er wurde, umso besser war das für den Export. Hören wir zu dem Thema einfach mal den Nobelpreisträger Joseph Stieglitz, der die US-Sicht des Euro beschreibt:

In dem Maße, wie sich die Märkte auf die Probleme in Europa konzentrierten, sank  der Wert des Euro, von einem Höchststand von 1,60 Dollar im August 2009 auf 1,20 Dollar im Juni 2010. Die Folgen für die amerikanische Exporte und die Wettbewerbsfähigkeit der amerikanischen Wirtschaft sollten klar sein: Da der Wert des Euro um 25% sank, wurden die europäischen Produkte in kürzester Zeit erheblich billiger. Die amerikanischen Firmen konnten, zumindestens kurzfristig, nicht angemessen darauf reagieren, etwa durch Steigerung der Produktivität oder Lohnkürzungen. In den meisten wettbewerbsintensiven Branchen würde sich schon ein viel geringerer Preisverfall die Unternehmen in die Insolvenz treiben. 

(Stieglitz, „Im freien Fall“, 2011, Pantheon, Seite 386).

Das ist das Geheimnis unseres Erfolges! Der Euro hat die Waren der deutschen Wirtschaft konkurrenzlos billig gemacht. Dazu kam, dass in Deutschland Billiglöhne Standard wurden und durch Hartz IV eine indirekte Arbeitspflicht eingeführt wurde: Deutschland orientierte sich am Modell China – sehr zum Schaden der US-Wirtschaft. Aber auch innerhalb Europas wurden deutsche Waren konkurrenzlos günstig, vernichteten einheimische Wirtschaftsstrukturen und erzeugten eine hohe Abhängigkeit vom System Euro.

Was würde nun geschehen, wenn Deutschland austreten würde?

Nun – zuerst einmal wären da die direkten Kosten. Die sollte man nicht übersehen. Die FAZ  hat – zu Zeiten, in denen die AfD noch den Euroausstieg wollte – ein bischen nachgerechnet:

Die hohen Kreditforderungen sind Teil der Auslandsvermögen der Unternehmen und Bürger, die nach den jüngsten Zahlen 1,2 Billionen Euro betragen. Zudem stehen in der Bundesbank-Bilanz Währungsreserven von gut 200 Milliarden Euro sowie Forderungen an die anderen Euro-Zentralbanken (Target-Salden) von zuletzt knapp 600 Milliarden Euro.

Was wären die wohl noch Wert, wenn der Euro nach dem Ausstieg Deutschlands wertlos werden würde? Doch das ist ja noch nicht alles:

Bei einem einseitigen Euro-Ausstieg ergäben sich aus deutscher Sicht einmalige Kosten von 295 bis 390 Milliarden Euro – durch die Kosten der Bargeldumstellung (20 Milliarden Euro), Vermögensverluste (143 bis 237 Milliarden Euro) und Abschreibungen auf bisherige Hilfskredite.

Hilfeskredite? Ja, die haben wir gewähren müssen, um unsere Exportrekorde künstlich hoch zu halten:

Ulrich Blum, der frühere Chef des IWH-Forschungsinstituts, weist das Argument zurück, dass Deutschland vom Euro stark profitiert habe. „Einen großen Anteil des Exports verschenken wir de facto, weil die Abnehmerländer in Südeuropa es gar nicht mehr bezahlen können und auf Kredit gekauft haben.“

Das hindert die Regierung aber nicht daran, ständig neue Jubelchöre über den deutschen Export anzustimmen. Immerhin: Handelspartner Nr 2 (nach Frankreich) sind die USA. Stimmt – die sind ja auch aktuell mit 17 Billionen verschuldet, um sich deutsche Sportwagen leisten zu können. Mit Euro geht das noch, wird aber die D-Mark wieder eingeführt, rechnet man mit einer drastischen Aufwertung, siehe FR-online:

Der Anstieg der D-Mark könnte so stark sein, „dass Unternehmen Arbeitsplätze massiv ins Ausland verlagern müssten“, so Schmieding. Gleichzeitig käme es zu Wirtschaftseinbrüchen in den anderen Euro-Staaten. Folge wäre „eine tiefe und langanhaltende Rezession, die nicht nur auf Europa beschränkt bliebe“, prognostiziert Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz.

Im ersten Jahr könnten die deutschen Exporte um 15 Prozent sinken, kalkulieren die Ökonomen der Bank M.M. Warburg. Bei einer Aufwertung von 25 Prozent rechnet die Bank Natixis, dass der Rückgang der Exporte Deutschland knapp vier Prozent seiner Wirtschaftsleistung kosten könnte – jedes Jahr.

Bei einem Exportanteil von 50% am BiP gleicht des einem Suizidversuch. Die Folgen? Massenentlassungen, Lohnkürzungen, Rentenkürzungen, Wegfall aller sozialen Sicherungen.

Natürlich gibt es Stimmenfänger wie die FPÖ, die von enormen Profiten träumen. Ein bekannter deutscher Eurokritiker hat dies mal für sie begutachtet, siehe DiePresse:

Österreich und Deutschland sollten aus der Eurozone austreten, „zwingend, am besten beide zusammen“: Das empfiehlt der deutsche Staatsrechtler Karl Albrecht Schachtschneider. Österreich würde damit einen enormen Kaufkraftgewinn für seine Bürger erzielen, heißt es in einem Gutachten, das der Euro-Gegner im Auftrag der FPÖ erstellt hat.

Außerdem rechnen Strache und Schachtschneider mit „35 Prozent Kaufkraftgewinn“ durch verbilligte Importe – wenn auch „nicht von heute auf morgen“.

Nun – natürlich macht eine starke Mark Importe billiger, was die Kaufkraft stärken könnte. Aber nur, wenn die Einkäufer der großen Konzerne die Gewinne – sozialromantisch wie sie nun mal veranlagt sind – an den Kunden durchreichen. Tun sie das aber nicht – wie bei den bisherigen Exportgewinnen – dann hat der kleine Mann vor Ort außer Arbeitsplatzverlust nichts von dem Euroausstieg … außer den zusätzlichen Kosten, die die dann zunehmende Staatsverschuldung mit sich bringt.

Leider erweist sich Herr Schachtschneider auch sonst als wirtschaftlich weniger gebildet – „Ich fahre ein Auto aus Stuttgart, da ist nicht ein Bauteil aus Deutschland“ meint er im oben zitierten Artikel und übersieht dabei, dass der Preisdruck bei den Autozulieferern schon aktuell 20 000 Jobs gefährdet (siehe Manager Magazin). Kommt die starke Mark, sind noch mehr weg vom Fenster.

Merkt man, warum Herr Lucke und die AfD sich klammheimlich von Deutschlands Euroaustritt verabschiedet haben? Immerhin: könnte ja sein, dass sie am Sonntag 50% der Stimmen bekommen – dann wären sie in der Lage, ihre Träume zu verwirklichen.

Das Deutschland das niemals stemmen könnte, steht auf einem anderen Blatt.

Es gibt natürlich eine Gruppe, die trotzdem von einem sofortigen Ausstieg profitieren würde. Vielleicht sind sie es, die der AfD ihre aktuelle Rekordspende verdankt. „Rotstehtunsgut“ hat diese Gruppe fest im Blick:

Würde Deutschland aus dem Euro aussteigen und die Deutsche Mark wieder­ein­führen (oder einen „Nord-Euro” etc.), würde die neue Währung Deutschlands wegen der hohen deut­schen Bonität massiv aufwerten. Internationales Kapital würde massen­haft nach Deutschland fließen. Die Exporte ins Ausland würden einbre­chen, da die deut­schen Produkte im Verhältnis zu teuer wären.

Wer also kein Interesse am Euro-Ausstieg haben kann, sind alle, die ihr Geld mit Export und Handel verdienen: Ergo alle Großkonzerne, ihre MitarbeiterInnen und ihre Zulieferer. Und der export­ori­en­tierte Mittelstand nicht minder. Denn dort würden zwangs­läufig massen­haft Jobs wegfallen.

Gleichzeitig wäre das Geld auf einen Schlag viel mehr wert.

Und es gibt nur eine Berufsgruppe, die ihr Gehalt immer bekommt und unkündbar ist: BeamtInnen. (Selbst Renten können sinken.)

Herr Lucke selbst – und die Professoren die ihn unterstützen – hätten auf einmal ganz viel Kaufkraft mehr … für Auslandsreisen, Maserati und teure Schuhe aus Italien.

Ist das nun alles? Haben wir damit die Folgen eines deutschen Euroausstieges genug beschrieben – in dem Rahmen, den ein kleines, unbedeutendes Nachdenkmagazin leisten kann?

Nein.

Es gibt noch mehr dazu, doch dafür muss man länger suchen.

Einem Investmentberater ist die Studie der UBS nicht entgangen – siehe Gevestor:

Dies wären die finanziellen Kosten, doch wie steht es um die gesellschaftlich-politischen Kosten? Diese würde der UBS nach den wirtschaftlichen Preis einholen.

Zunächst würde Europa seinen „soft power“-Bonus einbüßen müssen (Bei „soft power“ ist in erster Linie die Attraktivität eines Landes, einer Nation oder einer Kultur gemeint).

Des Weiteren würde das jeweilige Land inneren Ausschreitungen, wenn nicht bürgerkriegsähnlichen Zuständen, nur entgehen können, wenn die demokratische Führung durch eine militärisch-autoritäre ersetzt werden würde. Die Geschichte hat bislang keine große Auswahl an Alternativen zu diesen Szenarien gezeigt.

Nun – einer militärisch-autoritären Führung nähern wir uns ja schon an. Nichts weiter ist gemeint, wenn man von „alternativloser Politik“ redet: die gibt es nämlich nur in Diktaturen.

Die UBS hat auch noch eine weitere Studie gemacht.  In ihr geht es darum, wer vom Euro wirklich profitiert hat. Findet man einfach bei t-online:

Laut dem Analysten-Team um Paul Donovan haben demnach Griechenland, Portugal und Spanien am meisten vom Euro profitiert. Aber auch Finnland gewann. Dagegen hätten Deutschland, Irland, Italien und Frankreich einen sinkenden Lebensstandard hinnehmen müssen.

Auf den zweiten Blick ist die Sache allerdings nicht mehr ganz so eindeutig. Denn auch die niedrigen Einkommensgruppen in den Kernländern mussten einen Rückgang im real verfügbaren Einkommen hinnehmen. Die Reichen in den Kernländern konnten dagegen mehr Geld ausgeben. In anderen Worten: Die Armen wurden ärmer – die Reichen wurden reicher, wie sich unten am Beispiel der Niederlande zeigt.

Die Reichen – die eigentlichen Nutznießer des Euros. Nicht die Griechen, die Portugiesen oder die Spanier – sondern die Reichen.

Wie löst man also die Eurokrise am Besten?

Nicht in dem man den Reichen noch mehr Milliarden Steuergelder zufließen läßt, die Richtung Griechenland geschickt werden aber nur bis zur Deutschen Bank kommen.

Insofern … wäre „umfairteilen“ wirklich die einzig vertretbare Maßnahme. Würde auch die Binnenkonjunktur in Deutschland weniger exportabhängig gestalten, so dass wir überhaupt erstmal in der Lage wären, einen Euroaustritt in fernster Zukunft ins Auge zu fassen.

Da dies aber einer konzertierten Aktion der Reichen bedarf (nicht vergessen: auch die Bundestagsabgeordneten gehören dazu), wird es wohl eine Weile dauern – oder nie geschehen.

Vielleicht bräuchten wir aber auch gar nicht über einen Euro-Ausstieg nachdenken, wenn reiche Deutsche nicht reiche Griechen mit deutschen Steuergeldern „oben“ halten würden.  Seltsamerweise: in den Sphären wirkt internationale Solidarität. Das haben die Reichen von den Linken gelernt.

 


 

Die Domäne der Eliten: wie ein Afrikaner mittels deutschen Steuergeldern eine Schweizer Bank ruinierte und Griechen arbeitslos machte

Die Domäne der Eliten: wie ein Afrikaner mittels deutschen Steuergeldern eine Schweizer Bank ruinierte und Griechen arbeitslos machte

Die morgendliche Fahrt durch die Eifel war wieder einmal ein Genuss. Ein wunderschöner Sonnenaufgang über nebelverhangenen Tälern entschädigt schon für so manches. Man freut sich des Lebens, alles ist so richtig schön rund, sogar die Wirtschaftskrise ist wieder einmal vorbei: hinreichend Gründe, mal einen richtig prallen „das-Leben-ist-schön“-Artikel zu schreiben, wären da nicht … diese kleinen leisen Gedanken im Hinterkopf, die ich jetzt mal erläutern möchte. Wir haben ja jetzt Kursfeuerwerk und alle freuen sich. Der DAX – fast tot – lebt wieder auf, scheint nahezu unsterblich zu sein … siehe Manager Magazin:

Überraschungsschlag von EZB, Fed & Co: In einer konzertierten Aktion bieten die wichtigsten Zentralbanken der Welt den krisengeschüttelten Banken zusätzliches Geld an. Die Geldflut sorgt für ein Kursfeuerwerk: Der Dax schließt klar im Plus.

Wenn ich jetzt eine Bank wäre, die Geld fast umsonst bekommt – was mache ich eigentlich damit? Nun – ich könnte einfach das Geld nehmen und kaufe mit einem Schlag ganz viele Aktien. Wenn ich für viel Geld Aktien kaufe, dann wittern alle anderen Morgenluft und kaufen auch viele Aktien, wodurch der Wert der Aktien immer mehr steigt. Irgendwann muss das aber ein Ende haben – das geliehene Geld muss zurück und der Gewinn eingefahren werden. Also verkaufen wir alles auf einmal, streichen den Kursgewinn ein und rühmen uns unserer unglaublich tollen Fähigkeiten.

Jeder Langzeitarbeitsloser könnte so Millionär werden. Da wundert es nicht, das man zwischendurch einfach auch mal eine ganz ganz dicke Niete erwischt:

2 Milliarden Dollar – einfach so verzockt … von einem 31-jährigen Mann aus Ghana. Ob es da einen Zusammenhang mit den geplanten Massenentlassungen bei der Bank gibt, kann man erstmal nicht feststellen. Zweifellos – für so einen Coup braucht man Fachkräfte aus dem Ausland: kein heimischer Arbeitsloser wäre so dumm, so verantwortungs- und skrupellos Werte in derart großen Mengen zu vernichten.

Ach ja … Ghana. Wollen wir mal mit Hilfe von Wikipedia einen Blick in die Heimat des Täters werfen:

Im Jahresbericht 2009 der Menschenrechtsorganisation Amnesty International wird unter anderem bemängelt, dass die Strafjustiz zu langsam arbeite und die Gefängnisse überfüllt sind. Auch der Umstand, dass keine Schritte zur Abschaffung der Todesstrafe unternommen wurden, findet in dem Bericht Erwähnung. Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen ist nach wie vor an der Tagesordnung, obwohl neue Gesetze eigentlich zu einer Besserung der Situation beitragen sollten. Schätzungen zufolge war jede dritte Frau von familiärer Gewalt betroffen. Das seit 2007 geltende Gesetz gegen familiäre Gewalt zeigte offensichtlich noch keine Wirkung.[23]Auch die weibliche Genitalverstümmelung findet weiterhin Anwendung.
Homosexualität unter Männern ist illegal und wird strafrechtlich verfolgt. Menschen die zu sexuellen Minderheiten (LGBT) gehören werden massiv diskriminiert, gedemütigt und mitunter von der Polizei erpresst. Homosexuelle Männer sind in Gefängnissen oft sexuellen und sonstigen körperlichen Misshandlungen ausgesetzt.[24]
Auch gibt es zahlreiche Berichte darüber, dass Menschen mit Behinderungen oder HIV/AIDS diskriminiert und gesellschaftlich ausgegrenzt werden. Der Handel mit Frauen und Kindern, ethnische Diskriminierung, politisch und ethnisch motivierte Gewalt, Kinderarbeit sowie Zwangsarbeit von Kindern stellt das Land vor große Herausforderungen.[25] 

Wie kommt jetzt wohl ein junger Mann aus diesem Land, das selbst noch „vor großen Herausforderungen“ steht, in eine Position, die es ihm erlaubt, Milliardengeschäfte in den Sand zu setzen? Wer trifft denn da Personalentscheidungen? Ist ja immerhin nicht der erste Fall dieser Art. Ein Grund für mich, einfach mal weiter zu suchen.

Vielleicht steckt dahinter ja auch einfach eine gute Geschichte? Freundliche, liebes, humanes Imperium rettet homosexuellen aids-kranken Jungen vor der Hinrichtung in seinem Heimatland? Oder er wurde als Kind von einer englischen Familie gekauft, die sich keinen Butler leisten konnten, hat sich dann aber doch nach oben arbeiten können? Ich werde fündig bei der Berliner Morgenpost:

 Nach Angaben der Universität von Nottingham hat der Mann dort 2003 einen Bachelor in E-Commerce und Digitalwirtschaft gemacht. Von 1992 bis 1998 besuchte er ein Internat in West Yorkshire. Ein Foto Adobolis zeigt einen jungen Mann mit gepflegtem Bart und offenem Hemdkragen. Er wirkt entspannt und selbstbewusst. Sein Profil bei Facebook ist übrigens inzwischen abgeschaltet.

Nicht nur sein Profil bei Facebook ist abgeschaltet, auch sein Linkedin-Eintrag existiert heute nicht mehr, der Wikipediaartikel ist gelöscht, für die englische Seite liegt ein Löschantrag vor. Da der Mann in Haft sein soll … wer verwischt denn hier gerade Spuren?

Was kostet eigentlich so ein Internat in England? Hier hilft das Internet:

In England bewegen sich die Kosten für den Aufenthalt im Internat durchschnittlich bei rund 30.000 britischen Pfund im Jahr. Das entspricht einer Monatsrate von etwa 2800 Euro. Diese Kosten beinhalten in der Regel alle Lehrmittel, Unterkunft und Verpflegung, sowie die meisten Sportangebote. Hinzu kommen allerdings meist noch die Kosten für Musikunterricht, Uniform und Taschengeld.

Den Vermögenden unter uns möchte ich gleich einen Tipp geben: selbstverständlich beteiligt sich auch der deutsche Hartz IV-Abhängige mit seinem Leistungsverzicht an der elternfernen emotionsarmen waisenartigen Aufzucht ihres Elitezöglings:

Nach aktueller Vorschrift können Eltern Schulgeld bis zu 5000 Euro pro Jahr von der Steuer absetzen. 

Hartz IV-Regelsatz für ein Jahr: 4368 Euro. Kein Wunder, das in der deutschen Politik der Wunsch besteht, diese Fachkräfte dann auch in Deutschland einzusetzen – sie waren immerhin teuer genug.

Doch bleiben wir in England.

Als gefragte Ausbildungsstätten mit langer Tradition sind Internate in Großbritannien mittlerweile auch für den deutschen Nachwuchs von hohem Interesse. Nicht jeder wird genommen. Entscheidend sind neben den Geldbeutel der Eltern, vor allem das Persönlichkeitsprofil, die Interessen und Stärken der Kinder. 

Geldbeutel der Eltern? Ach ja … die Kosten für das Internat sind „nach oben hin offen“. Eine Freundin von mir hatte ihren Sohn dort. Es hatte sich auch gelohnt: dort werden internationale Netzwerke fürs Leben geschmiedet und Fundamente für große Karrieren geschaffen:

Nach dem Abschluss an einem Internat in Großbritannien verfügen die Schüler über das weltweit anerkannte International Baccalaureate (IB). Mit dem IB in der Tasche und Tatsache, ein englisches Internat besucht zu haben, sind alle nötigen Voraussetzungen für ein Studium an einer Top-Uni geschaffen.

Das begeistert mich. Ich war dann gleich mal bei einer Internatsberatung – doch die Ackworth School des Herrn Adobolis fand ich nicht – dafür wurde ich bei  einer britischen Internatsberatung fündig: es handelt sich dabei um eine Quäkerschule, die schon Kinder ab 2 Jahren aufnimmt – und vierteljährlich 6627 Pfund aufruft.

Seltsam, einen solchen skrupellosen Zockergeist auf einer Quäkerschule zu finden, den Quäker sind eigentlich eher sympathische Leute. Ich war mal bei denen in Köln virtuell zu Gast:

Versuche einfach zu leben. Ein aus freiem Willen gewählter, einfacher Lebensstil ist eine Quelle der Stärke. Lass dich nicht dazu verlocken, Dinge zu kaufen, die du nicht benötigst oder die du dir nicht leisten kannst. Informierst du dich über die Auswirkungen, die dein Lebensstil auf die Weltwirtschaft und die Umwelt hat? 

Weise Worte … die aber überhaupt nicht zu dem Zockerkönig passen. Wie kommt so ein Quäkerzögling aus Ghana dazu, sich in der Finanzwelt zu verlaufen? Wie kommt der überhaupt auf diese Schule? Nun …. Papa hatte Geld und beste Beziehungen:

John Adoboli, a retired United Nations employee from Ghana, said he knew the financial sector was a high risk area, but he had no doubts about his son’s competence and integrity.

Ich hätte als Vater auch keinen Zweifel daran gehabt, das mein Sohn ein Klasse-Typ ist, wenn ich 41000 Dollar im Jahr – insgesamt also 246000 Dollar – in seine Schulausbildung investiert hätte – nach aktuellem Wechselkurs 178 000 Euro. Das Ergebnis jedoch – war mager:

He once described himself as „obsessed with material things and girls“ and enjoys „boutique wines“.

He moved into a new apartment in Stepney, East London, four months ago after living in a £1,000-a-week flat in Spitalfields on the edge of the City.

Ein richtiger Partylöwe soll er gewesen sein, der mit Geld nur so um sich geworfen hat … und das ist auf der Schule nicht bemerkt worden? Wurde da nicht – außer nach dem Geldbeutel der Eltern – auch nach Charakter ausgesiebt?

Nach welchem Charakter?

Erinnern wir uns nochmal an die soziale Situation in Ghana … und hoffen sofort, das das Geld für das Internat nicht durch Kinderhandel verdient wurde, sondern durch ordentliche, auch durch den deutschen Steuerzahler getragene Bezüge von UN-Angestellten. Wir fragen uns auch nicht, warum ein Bürger aus Ghana sein Geld nicht lieber in Ghana angelegt hat, um dort die sozialen Missstände zu beheben … und ich glaube, wir wollen auch gar nicht mehr wissen, wieviel man wirklich bei der UNO verdient, um seinen Sohn sechs Jahre lang in ein britisches Internat schicken zu können.

Deutsche Bundestagsabgeordnete könnten sich das nicht so einfach leisten, auch wenn der Steuerzahler noch so sehr hilft.

John Adoboli war Stabsoffizier der UN – in „heißen“ Einsatzgebieten wie Afghanistan, Kambodscha oder Irak. Da gab es sicher auch Zulagen … aber wird einem nicht irgendwie mulmig bei dem Gedanken, das man bei der harmlosen Suche nach den Ursprüngen eines wilden „Traders“ auf einmal mittendrin ist im Krieg gegen den Terror?

Kweku Adobolis Chef ist übrigens spurlos verschwunden. Auch so ein junger, knackiger Aufsteiger, eine Fachkraft aus dem Ausland. Vielleicht auch aus einem Eliteinternat?

Solche Kinder wachsen fast als Waisen auf. Sie haben keine Heimat, kein Zuhause – und somit kaum familiäre Verpflichtungen. Mit Ghana oder anderen Desasterstaaten als Hintergrund ist ihre soziale Eingebundenheit noch geringer … ideale Kandidaten also, um Volkswirtschaften, Währungen oder Anleger zu ruinieren und nachher als Opferlamm zu dienen, das bequem abgeschoben werden kann … wenn mal was schief geht.

Ein fünfzigjähriger Schweizer wäre da schon vorsichtiger – immerhin kauft er in den gleichen Geschäften ein wie seine Opfer, ist möglicherweise noch mit manchen verwandt oder wohnt in der gleichen Straße wie sie. Aber vorsichtige Leute machen keine riskanten Geschäfte, und ohne Risiko gibt es keine Millionenboni.

Gut, das man da 31-jährige Afrikaner zum verheizen heranzüchten kann.

Währenddessen leiden andere unter den Folgen der „Experimente“: 20000 griechische Staatsbedienstete werden entlassen. Ihre Kinder werden keine Privatschule besuchen – das gibt es nur für Täterkinder, nicht für die Kinder von Opfern.

Der Spiegel wagt einen seichten Blick auf die größeren Dimensionen dieser Geschäfte:

Die Politik wähnte sich mächtig, als sie vor drei Jahren die US-Investmentbank Lehman Brothers pleitegehen ließ. Ein fataler Irrtum. Die Finanzkrise hat gezeigt, wie sehr das Wohl der Staaten an ihren Banken hängt – und dass Regierungen den Märkten nur hinterherhecheln. Gerade jetzt in der Euro-Krise.

Sieht man nun, warum Verschwörungstheorien blühen? Warum man mit allem rechnen muss?

Wenn man öffentlich die Ohnmacht der Regierungen beschreiben kann und durch einen einfachen Trader aus Afrika auf Strukturen stößt, die jenseits aller normalen bürgerlichen Dimensionen sind (aber auf ihre Steuergelder gerne zurückgreifen), wie kann man da erwarten, das man sich von den täglichen Beruhigungspillen der Tagesschau noch ruhig stellen läßt?

Neben Beruhigungspillen bezüglich des Finanzdesasters möchte man uns übrigens aktuell andere Pillen verkaufen:

In einer offiziösen deutschen Publikation werden Mittel und Methoden zur Erzeugung von Kriegsbereitschaft in der Bevölkerung diskutiert. Die Autoren, die hochrangige Funktionen in Staatsverwaltung, Bundeswehr, Wissenschaft und Medien bekleiden, äußern unter anderem die Auffassung, Bilder von „blutrünstigen Diktatoren“ oder „verhungernden Kindern“ dienten als „moralisches Schwungrad für einen militärischen Einsatz“. Auch die Fernsehaufnahmen vom Einsturz des World Trade Center in New York am 11. September 2001 hätten wie „Motivationspillen“ für den Krieg gegen Afghanistan gewirkt. Dabei unterscheiden die Autoren klar zwischen Massenpropaganda für den „Mann auf der Straße“ und einer ebenfalls von ihnen angemahnten „sicherheitspolitischen Debatte“. Letztere sei eine „Domäne der Eliten“, heißt es: Insbesondere die „außen- und sicherheitspolitisch ernst zu nehmenden Bundestagsfraktionen“ müssten lernen, „Entscheidungen ohne falsche Rücksicht auf die öffentliche Akzeptanz zu treffen“.

Das ist die Domäne der Eliten, die sich um öffentliche Akzeptanz nicht auch noch kümmern kann. Und zu dieser Domäne gehört auch, das (auch) deutsche Steuergelder über UNO-Konten die Aufzucht von Tradern finanzieren, die ungeniert Volkswirtschaften vernichten.

Wetten, ich finde noch mehr ähnliche Lebensläufe an den Schalthebeln der Finanzmacht?

Und darf ich vermuten, das die ihren Job nicht durch die Lottozentrale bekamen?

Entscheidend sind neben den Geldbeutel der Eltern, vor allem das Persönlichkeitsprofil, die Interessen und Stärken der Kinder. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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