Trump. Putin

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Deutschland 2018: mit Volldampf immer irrer.

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Mittwoch, 1. August 2018. Eifel. Verstehen Sie die Welt noch? Ich selbst: kaum. Da hatte ich ja mal gelernt, dass der böse Islam der letzte Gegner der freien Menschheit ist. Doch doch – haben die USA gesagt. Die führen ja auch gegen den bösen Islam Krieg – auf der ganzen Welt. Unter anderem mit Drohnen. Da es da keine Kriegserklärung gab, kein Gerichtsurteil, das die Hinrichtungen durch diesse Drohnen legitimiert, darf man wohl ruhig von Mord reden. Von … Massenmord. Dafür gab es dann für den zuständigen Präsidenten einen Friedensnobelpreis. Das verstehen wir kleinen Bürger nicht, wir Untertanen sind einfach zu niedrig, um die Höhen der Politik zu begreifen. Der Islam ist böse – deshalb bekämpfen wir ihn ja auch mit in Afghanistan. Haben wir so gelernt. Kommt der Islam aber nach Deutschland – dann ist er gut. Unzweifelhaft gut. Dann gehört er zu Deutschland – und jeder, der anderer Meinung ist, ist ein sadistischer, eiskalter, massenmordender Killer … also: ein Nazi. Eine ganz dicke Keule für eine kleine Meinung – aber das ist gerade Alltag im Land.

Fährt aber ein Trump nach Nordkorea, beendet dort im Alleingang einen Konflikt, der atomar hätte werden können … dann kriegt der keinen Preis, sondern Gemecker. Er soll auch nicht sonderlich devot gegenüber der Queen gewesen sein, hat sie sogar warten lassen: welch´ Ungeheuerlichkeit gegenüber unserer allseits geliebten Monarchin! Dabei … ist das doch eigentlich normal für einen Cowboy aus dem Westen, dessen Vorfahren gerade vor den Vorfahren der Queen geflohen waren. Darf man nicht auch denken, dass so eine „Queen“ im 21. Jahrhundert überhaupt froh sein darf, noch von der politischen und wirtschaftlichen Welt wahrgenommen zu werden? Wir sind doch Demokraten, haben gegen Monarchien rebelliert – was soll also dieses Relikt aus den Vorzeiten der Zivilisation überhaupt noch in unseren Medien?

Oder nehmen wir China. Die haben ja jetzt ein Sozialpunktesystem eingeführt, dass in der westlichen Welt für große Empörung sorgt. Lesen Sie mal im Handelsblatt, was dort alles auf die Bürger zukommt: die Behörden wollen die Vertrauenswürdigkeit der Bürger ermitteln – und die Bürger finden das gut. „Modellbürger“ kann man dann an der Straßenbahnhaltestelle als Poster finden. Außerdem messen große Internetkonzerne – chinesische, wohlgemerkt – die Kreditwürdigkeit ihrer Mitmenschen! Wir grausam und gemein doch diese Chinesen sind.

Präsentiert uns McDonalds den Mitarbeiter des Monats, kaufen wir dort trotzdem Burger und finden das noch gut, wenn gute Leistungen lobend erwähnt werden, bewertet aber China seine Bürger nach … sozialen Kriterien, dann kann das nur der Teufel eingefädelt haben. Und die Kreditwürdigkeit? Nun: suchen Sie mal im Internet nach Scoring, Sie treffen sofort auf die Schufa, die Ihre eigene Kreditwürdigkeit nach einem bislang völlig geheimen Scoring-Modell entwickelt. Negative Auskünfte können schnell dazu führen, dass sie beim Wettstreit um eine Mietwohnung unterliegen, weil sie zum Beispiel aktuell in einem ganz falschen Viertel wohnen oder die falschen Nachbarn haben. Schauen Sie mal, was Vermieter Ihnen heute an „Mieterselbstauskünften“ abverlangen, bevor Sie in die engere Wahl für eine Mietwohnung kommen – die Fragen gehen bis tief in den privaten Bereich hinein und übertreffen noch die peinliche Befragung bei bundesdeutschen „Jobcentern“.

Große Klagen dagegen in den Reihen der Medien? Nein. Ein, zwei Artikel im Jahr, die das Thema anreißen, ansonsten ist klar: wer in Deutschland kein Millionär ist, ist halt eben Untermensch. Aber der Islam, China, der Trump und der Russe: das sind die Feinde. Der Islam aber nur im Ausland, innerhalb der Grenzen der Bundesrepublik Deutschland wird er schlagartig supergut. Kaum jemand, der noch anmerkt, dass wir als säkularer – also: weltlicher – Staat noch mit den Überresten einer alten Religion zu tun haben und deshalb nicht unbedingt gleich eine neue Religionsform brauchen, die Dominanz über unsere Alltagsgestaltung anstrebt. Ich denke: das merkt auch keiner, noch wäre es erlaubt, darüber zu diskutieren.

Wir sind weit entfernt von der ehemaligen Kultur des konstruktiven Dialoges, in dem sorgfältig, fein und mit Bedacht abgewogen wird, bevor man Urteile fällt: zivilisatorisch sind wir auf dem Niveau des Volksgerichtshofes, wo ein Herr Freissler nach Gutsherrenart willkürlich bewertet, was gerade gut und was schlecht zu sein hat, je nach Tageslage, Wetter und dem Zustand der eigenen Verdauungsprobleme.

Nehmen wir doch mal diesen „Trump“, über den ja wohl niemand mehr öffentlich was Gutes zu sagen wagt, weil die soziale Eliminierung umgehend folgt. Was hat der bisher real schlimmes gemacht – außer Frieden mit Nordkorea gesichert und damit eine nukleare Katastrophe abgewendet? Ja – der war bei Putin! Putin – das wissen wir – ist böse, hinterhältig und gemein, bald werden wir die Bibel umschreiben und dann lesen, wie Jesus in der Wüste den Putin traf, der ihm alle Reiche dieser Erde zu Füßen legen wollte. Ja – ich weiß, dass ist sarkastisch, nur: ich kann auf den medialen Propagandamüll bald gar nicht mehr anders reagieren als durch Zynismus und Sarkasmus, das wird so realitätsfern, dass es meine Phantasie weit übersteigt … und die halte ich für wirklich schon recht groß.

Vorbei die Zeiten, wo man sagte: Russland brauchte nach dem Säufer Jelzin mal einen nüchternen Menschen, der die russische Mafia im Zaum hält und wieder Ordnung ins Land bringt. Seien Sie doch mal ehrlich: was genau hat dieser Putin denn so wirklich richtig schlimmes getan? Können Sie da irgendwas benennen? Ja – möglicherweise hat er die Ostukraine aufgerüstet, damit sie sich gegen real faschistische Mörderbanden wehren können – und er hat verhindert, dass noch weitere ehemalige Ländereien des ehemaligen „Ostblocks“ in den Einflussbereich transatlantischer Oligarchen fallen – aber sonst? Er ist auch erst nach den USA in Syrien einmarschiert – und einmarschieren in Afghanistan, Pakistan, Syrien, Panama, Grenada, Mali, Irak, Lybien usw. scheint doch gut zu sein – die transatlantische Oligarchie macht doch seit Jahrzehnten nichts anderes. Marschieren wir ein, nennt man das „gut“, marschiert der Putin ein, nennt man das „schlecht“. So urteilen nur Menschen, die sich noch nie in ihrem Leben mit den Grundlagen moralischer Urteile auseinandergesetzt haben, sie missbrauchen Sprache, um unmenschliche Wertigkeiten ins Denken zu bringen – mit Erfolg.

Und jetzt trifft sich doch dieser böse Trump mit dem bösen Putin – wobei bei Trump das Gleiche gilt wie für den Islam: weilt er innerhalb der bundesdeutschen Grenzen, dann ist er … nun, vielleicht nicht gut aber zumindest nicht mehr ganz so böse. Und jetzt lädt dieser Trump noch den Putin nach sich zu Hause ein – ohne die Edelfedern der deutschen Journaille zu fragen. Und vielleicht tritt er einfach so aus der Nato aus – welch´ Horrorvorstellung! Dabei – was kann uns besseres passieren?

Ich sehe da aktuell  nur wenig Konflikte zwischen den Bürgern der der Bundesrepublik Deutschland und den Bürgern des Iraks, des Irans, Chinas oder Russland – um nur ein paar Länder zu nennen. Und überlegen Sie mal, welches Sparpotential wir hätten, wenn die USA unsere Waffenbrüderschaft verläßt! Peter May, ein Facebook-Freund von mir, hat das mal ausgerechnet, was wir allein sparen, wenn wir den Forderungen der USA nicht mehr ausgeliefert sind:

Bruttoinlandsprodukt = 3.260 Milliarden

Geplant Verteidigung 2% = 65 Milliarden

Haushalt 2017 = 329 Milliarden Verteidigung 2%

65 Milliarden entspricht fast 20% des Bundeshaushalts!

Ja -hören sich wenig an diese zwei Prozent, die wir zukünftig für Verteidigung gegen wen auch immer aufwenden müssen. Aber es sind zwei Prozent vom Bruttoinlandsprodukt! In Zeiten großen Friedens – der längsten Friedensperiode in Europa – wollen wir wieder rüsten wie die Irren? Wie wäre es, wir schaffen die Bundeswehr ganz ab und investieren dafür in Friedensarbeit? Wüsste da schon was, wo man investieren könnte: in sozialen Frieden. Das würde auch Präsident Trump friedlicher stimmen.

Nehmen wir mal den Hartz IV-Satz. 416 Euro beträgt er gerade – aber 571 Euro müssten es sein, wenn korrekt gerechnet wird (siehe WDR). Lauschen Sie den Fachleuten in dieser Sendung: 10 Milliarden kassiert der Fiskus durch falsche Berechnung zuviel, zusätzlich zockt er aber noch 15 Milliarden von den Arbeitnehmern ab, deren Freibetrag am Hartz IV-Satz gekoppelt ist. Nicht nur, dass die Politiker so eine immer größere Verfügungsmasse für Unfug aller Art haben, so wird auch der Niedriglohnsektor Deutschlands geschützt, der wiederum für die gigantischen Profite sorgt, weil wir so unsere Waren viel billiger im Ausland anbieten können als zuvor. Das Ergebnis: ein brisant wachsendes Handelsbilanzdefizit mit den USA (siehe Spiegel), das die amerikanische Industrie schwächt und die deutschen Reichen noch reicher macht. Und den Trump sauer.

Dafür hat man dann Geld für andere Extras. Die FDP zum Beispiel: die hatte Millionenschulden. Zahlen aber einfach nicht – und kommen damit durch (siehe Spiegel). Offenbar sind die „gut“.  Sie beherrschen gute Tricks – die sie einfach ausnutzen. Aber Putin ist böse.

Geld braucht man auch für die EU. Die Fonds für die Renten der EU-Abgeordneten stehen nach ersten Berichten kurz vor dem Ende. Es ist ein älterer Fond, weil es früher noch keine direkten EU-Renten gab (siehe Spiegel). Fragen Sie mich nicht, wieso Menschen mit fünfstelligen Monatseinkünften noch eine Extrarente brauchen, während jeder zweite deutsche Rentner – der mit seiner Arbeitsleistung den ganzen EU-Wahn finanziert – unter 800 Euro monatlich landet (siehe Tagesschau). Es fehlen auf jeden Fall ein paar hundert Millionen Euro – für die jetzt der Steuerzahler aufkommen soll. Fonds sind übrigens Geldanlagen. Also: wenn man gut wirtschaftet, kommt da Gewinn rein. Wirtschaftet man schlecht, zahlt der Hartz IV-Empfänger durch seinen niedrigen Regelsatz. Aber Putin und Trump – die sind böse. Schon klar.

Noch mal ein Beispiel aus „dem Land, in dem „wir“ gut und gerne leben“? Wobei Sie wahrscheinlich gerade merken, dass dieses ominöse „wir“ nur einen kleinen, exqusiten Kreis von Superabzockern betrifft, die jenseits jeglicher Moral und jeglichem Verantwortungsbewusstseins leben.

Schauen wir mal nach Zweibrücken. Dort lebt eine junge Mutter allein mit ihrem 8-jährigen Sohn. Keine Besonderheit in diesem Land, sowas erleben wir öfter. Sex bestimmt – oft auch sehr subtil eingestreut – unser gesamtes 45-Milliarden-Euro-Werbebudget, mit dem die Köpfe der weniger aufmerksamen Bürger täglich durchgepustet werden, dass Sexualität aber auch – trotz Verhütung – am Anfang eines jeden Menschenlebens steht, wird weniger oft publiziert. Wie üblich lassen wir Nebenwirkungen völlig außer acht – das machen wir ja auch bei Impfungen, Kriegen, Medikamenten, Nahrungsmitteln, Arbeitsbelastungen und Wohnverhältnissen. Wie üblich hat diese Frau wenig Geld. Wir wissen nicht, ob sie zu den verharzten Bürgern dieses Landes gehört, die nicht mehr als ausbeutbar genug angesehen werden, um noch eine Anstellung zu erhalten. Was wir aber wissen, ist: ihr und ihrem Sohn wurde das Wasser abgestellt – in einem der heißesten Sommer der Geschichte des Landes (siehe Pfaelzischer Merkur).

Lesen Sie den Artikel ruhig durch – gruseliger geht es kaum noch, wenn man sieht, wo hoch dotierte Funktionsträger Verantwortlichkeiten von sich weisen, auf Prinzipien beharren, Worthülsen um sich schleudern während das Kind sich nicht mehr waschen kann, nicht mehr zur Toilette gehen kann … und auch nicht mehr trinken kann. Nebenbei erfährt man, dass diese Wasserabsperrungen jetzt immer häufiger vorkommen – trotz des UN-Rechts auf Wasser. Aber Putin und Trump, ja: die sind unser großes Problem. Und China. Und – der Islam. Die sind auch böse.

Wie – die faulen Arbeitslosen.

Kein Problem ist, dass die Polizei für einen Fahnungserfolg einen Mord geschehen läßt (siehe Spiegel), denn: wir sind die Guten.

Einbildung aber … ist in Wirklichkeit keine Form von Bildung.

 

 

 

 

Eilmeldung: Deutschland im Krieg wie 1942! Hinrichtung von 34000 Staatsfeinden befohlen! Kommunismus siegt!

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Dienstag, 5.Juni, Eifel. Schlimme Überschrift, oder? Sie sind doch sicher gleich herbeigeeilt, um sie zu widerlegen? Aber keine Sorge: hört sich knallig an, ist aber wahr. Damit werden Sie jetzt leben müssen. Vielleicht wissen Sie es ja auch schon – oder spüren so ein gewisses Unbehagen, wenn über Politik gesprochen wird. Ich kenne Menschen, die reden gar nicht mehr über Politik. Aus Prinzip. Äußern das auch offen: „In meinem Haus wird nicht über Politik gesprochen!“. Sind auch noch stolz drauf. Gut – es sind eher reichere Menschen, die so reden. Menschen, mit denen es das Leben gut meinte, Menschen, die das kleine Quentchen Glück, das man für jede Karriere, Beziehung und jeden Erfolg braucht, einfach als selbstverständlich und als „eigene Leistung“ wahrnehmen – oder wahrnehmen müssen, um ihr aufgeblasenes Ego weiter aufpumpen zu können. Dabei braucht man für jedes Vorstellungsgespräch einen Hauch von Glück … und Beziehungen. 30 Prozent aller Jobs in Deutschland werden durch Beziehungen erlangt, 70 Prozent der Fühungspositionen werden durch Beziehungen besetzt (siehe Karrierebibel).  Klar, dass da nicht von Politik gesprochen wird, denn Politik – nun ja – wird in der Regel angerufen wenn es um Gerechtigkeit geht. Sonst reichen ja Befehle.

Deutschland im Krieg. Das merken auch viele, doch tun sie sich mit der Definition schwer. Ich war letztens auf einer Finissage, also auf dem Ende einer Ausstellung. Thema war: „Frieden“. Es gab dort beeindruckende Werke zu sehen, aber das Beeindruckendste war: alle Künstler hatten im ersten Moment Probleme, „Frieden“ zu visualisieren. Das verwundert nur die bildungsfernen Schichten, für Historiker ist das normal: Gesellschaften im Krieg haben es schwer, Frieden zu visualisieren, wenn der Krieg zu lange dauert – so wie damals der dreißigjährige Krieg. Wer zu Beginn dieses Krieges geboren wurde, hatte am Ende des Krieges noch nie „Frieden“ erlebt, für den war es normal, dass fremde Kriegshorden durch die eigenen Ländereien zogen, plünderten, mordeten, vergewaltigten und die Häuser niederbrannten. Dass es jemals anders sein konnte – nun, dass war außerhalb eines jeden Vorstellungsvermögens.

Wir in Deutschland befinden uns nun schon wesentlich länger im Krieg als damals, nur hat der Krieg seine Form geändert. Wir sprechen ja überhaupt nicht mehr von Krieg, wir haben Konflikte, robuste Mandate, Friedenstruppen – so hört sich Krieg viel harmloser an, so kann er sich gut im Alltag verbergen. Trotzdem tobt er unablässig, greift bis tief in unsere persönlichsten Bereiche – wir merken es nur nicht, weil wir unsere kriegerische Wirtschaftsform „Markt“ nennen – und selbst strenge Atheisten faseln mit glühenden Augen und entrücktem Lächeln im Gesicht von der „unsichtbaren Hand des Marktes“ – einem Wesen, das alle anderen aufgeklärten Religionen nur als abscheulichen menschenfressenden Götzen wahrnehmen können, als Manifestation des Bösen. Ein Götze, der vor allem Kinder frisst – wie man unlängst bei einer Untersuchung über Zangsräumungen in den USA festgestellt hat (siehe Süddeutsche).

Unser Krieg – das merken, denke ich, gerade alle – begann 1939 (oder eigentlich schon 1914) und dauert bis heute an. Es ist ein rassistischer Krieg der germanischen Europäer gegen die Völker der Slawen, besonders gegen die von alten Wikingern geführten Russen (ja – daher hat Russland seinen Namen – von den Rus, auch Waräger genannt), die schon früh um Kiew herum ein großes Reich aufbauten, was dem Adel des Westens nicht gefiel. Ja – so haben Sie Geschichte noch nie gesehen, oder? Aber wie erklären Sie sich sonst die Hartnäckigkeit von Polenwitzen in Deutschland? Oder die Tatsache, dass die Russen sich jede Regierungsform geben können, die sie wollen – Zar, Kommunismus, Demokratie – sie bleiben immer die bösen Feinde des Westens, die Antichristen, die Teufel, die verantwortlich sind für alles Übel in der Welt.

Ja – das ist unsere große Ostfront, heute genannt „Der Putin“. Schon die Sprache, in der über ihn berichtet wird, ist archaisch wie in vorrömischen Zeiten: der Putin ist ein mächtiger Dämon, der ganz allein den heiligen Westen bedroht, in dem er nur noch „einen letzten Freund“ hat (siehe Handelsblatt). Und wir nehmen so einen Schwachsinn widerspruchslos hin – weil wir Fussball ernster nehmen als die Realität. Natürlich haben 140 Millionen Russen mehr Freunde in Europa als nur diesen einen – ich selbst kenne da ein paar und finde: es sind ganz feine Menschen, die viele Qualitäten haben, die man für ein friedliches Miteiander braucht. Vor allem kann man mit ihnen saufen bis zum Umfallen …. ohne dass die im letzten Moment ankommen und einem Lehmannpapiere verkaufen wollen. Bei Amerikanern wäre ich mir da nicht so sicher. Gelassen nehmen wir hin, dass die Geheimdienste des heiligen Westens uns mit Falschinformationen gezielt in einer Forcierung des Krieges mit Russland treiben wollen, um diese Untermenschen endlich von der Landkarte zu tilgen und ihre Bodenschätze an uns zu nehmen: ja, das ist unsere persönliche Paranoia – Rassismus finden wir gut, wenn er gegen die Slawen geht. Auch ein Grund, nicht über Politik zu reden: unsere Lügenkomplexe sind inzwischen so verworren und surreal, dass man sie mit logisch denkenden Wesen nicht mehr austauschen kann.

Dann unsere Westfront: „Der Trump“. Erklärt uns jetzt den Handelskrieg. Wie schon so oft. Ja: „freie Marktwirtschaft“ ist halt dann gut, wenn gutes europäisches Geld gegen minderwertige US-Ware getauscht wird und man drüben Milliardär werden kann, läuft der Deal anders herum – ja, dann zeigt der Westen sein wahres Gesicht. Es ist schon nur noch putzig zu nennen, wenn die akademische Elite Deutschlands zu einem eifernden Kreuzzug gegen den in diesen Breiten ziemlich harmlosen Begriff „Neger“ aufbrechen und einen Vernichtungskrieg gegen dieses Wort vom Zaun brechen (hier aber: einen Bürgerkrieg), aber kaum ein Wort finden für die wachsende Rückkehr des Rassismus in den USA (siehe z.B. Standard). Weiße Polizisten erschießen unbewaffnete schwarze Jugendliche jedes Jahr zu hunderten (zu den nicht ganz zu klärenden Zahlen siehe BR) – das ficht uns nicht an. Aber wenn ein Erich Kästner in einem Kinderbuch über Neger schreibt – na, das löst einen gigantischen Sturm der Empörung aus. Niemand interessiert, dass die Rassendiskriminierung in den USA deutlich messbar ist – immer noch (siehe Zeit) aber gehe ich ins Geschäft und frage nach „Negerküssen“ (ist doch eigentlich ein sehr schönes Wort – was voraussetzt, dass jeder Neger küssen darf….was nach ziemlichem Respekt riecht), dann bin ich Volksfeind der Sprachsäuberungskommissare.

Ja – Deutschland, eingekeilt  zwischen Ost und West. Wie 1942, kurz vor Stalingrad. Vielleicht endet dort auch die neue Superarmee von 30000 Mann, die gegen „Putin“ aufgebaut werden soll – während man gleichzeitig versucht, immer mehr Nachbarn Russlands zu Natomitgliedern zu machen … trotz der gerade brenzligen Lage (siehe Heise). Unverantwortliche Politik der Eskalation – aber deshalb redet man ja in feinen Gesellschaften nicht mehr über Politik.

Unsere Freunde im Westen – deren Umgang mit dunkelhäutigen Menschen hier jeden zum AfD-nahen Nazi abstempeln würde, bei „Amerikanern“ aber kommentarlos geduldet wird – will nun auch hier durch eine weitere Offensive für Stimmung sorgen, der neue Botschafter will die konservativen Kräfte in Europa (also: unter anderem die AfD) stärken. Man sollte dem Mann dankbar dafür sein, dass er mal laut über seinen Auftrag gesprochen hat – doch wir reden halt nicht über Politik – und deshalb soll er jetzt gehen. Er jedoch – spricht weiter klar (siehe t-online):

„Auf Twitter wies Grenell später Vorwürfe zurück, er wolle Kandidaten oder Parteien direkt unterstützen. Dies sei „lächerlich“, schrieb er. Es gebe aber ein Erwachen einer stillen Mehrheit – jene, die Eliten und ihre Blase ablehnten. Trump stehe an der Spitze dieser Mehrheit. Nach Informationen des „Spiegels“ empfängt Grenell in einer ungewöhnlichen Geste kommende Woche Österreichs konservativen Kanzler Sebastian Kurz zum Mittagessen.“

Ja – diese Stille Mehrheit heißt hier „AfD“. Und der konservative Kanzler Sebastian Kurz ist der „letzte Freund“ von Wladimir Putin.

Merken Sie, wie sich die Schlinge um Deutschland immer weiter zuzieht? Wie 1942? Wie man – schon wieder – auch innerhalb Deutschlands eine Truppe fördert, die auch hier den amerikanischen Geist („wir sagen nicht „Neger“ – wir erschießen die einfach!“) fördert?

Ebenso wie 1942: noch nie wurden von der Regierung so viele „Fremdarbeiter“ ins Land geholt wie zu dieser Zeit. 13 Millionen „Fremdarbeiter“ waren es während der Nazizeit (siehe Zeit), der echte Nazi hat halt in Wirklichkeit überhaupt kein Problem mit Ausländern – wenn sie nur billig arbeiten. Könnte man erfahren, wenn man über Politik redet. Klar führt man stolz irgendwelche Parolen über Vaterland, Deutschland und den ganzen Rest mit sich herum – aber letztlich dient der Nazi lieber effizient der unsichtbaren Hand des Marktes anstatt dem Überlebenskampf der deutschen Rasse … wie man es eigentlich denken würde.

Ach ja – Nazis. Außer dem Trumputin werden wir auch überall von Nazis bedroht – jedenfalls sagt uns das die Regierung. Sollen wir kurz mal zurückschauen, zu diesen Nazis? Ein kurzer Blick nur? Ach, kommen Sie: wird lehrreich, verspreche ich Ihnen. Lauschen Sie mal:

„Je deutlicher mein Bild von den Gründerfiguren, desto mehr veränderte sich das Thema. Je näher ich ihnen kam, desto tiefer geriet ich in Erklärungsnöte. Nicht die Anfänge der Bundesrepublik rückten näher, sondern die Schatten des „Dritten Reiches“ wurden länger.“

„Es war eine braune Mannschaft, die sich zum Gruppenporträt versammlete, mit einem Worte „Business-Globkes“ (so genannt nach Konrad Adenauers berüchtigtem Staatssekretär Hans Globke, dem Mitverfasser der Nürnberger Rassengesetze)“

„Warum wirken sie heute noch so verstörend? Es fängt schon damit an, daß der Zusammenbruch 1945 offensichtlich „keine Kerbe in ihrer Zeitachse hinterließ„, wie ein alter Thyssenmanager mir sagte“ (aus: Nina Grunenberg, Die Wundertäter, Netzwerke der deutschen Wirtschaft 1942-1966, Siedlerverlag 2006, Seite 264-265).

Ja – Hitlers Ziehkinder waren die Urväter des deutschen Wirtschaftswunders – und dank der Vergabekriterien von Führungsposten (siehe oben) ist davon auszugehen, dass der Geist des Führers noch tief in „der Wirtschaft“ verwurzelt ist. Sie reagieren auf jeden Fall wie 1942, wenn es um Arbeitsverweigerer geht. Ja – Hartz IV wurde nicht umsonst in Deutschland geboren – und ist ein weiterer Zug des Ungeistes, getragen durch „die Wirtschaft“ (ein absolutes Unwort – es sei denn, es bezeichnet die gemeinsame nationalsozialistische angehauchte Grundstimmung westlicher Wirtschaftsführer), schauen wir mal, wie 1936 über die „Asozialen“ geschrieben wurde (siehe Deutschlandfunk):

„Der Bewahrte ist nach seinen Kräften zu nützlicher Arbeit anzuhalten und nach Möglichkeit zur zuchtvollen Einordnung in die Volksgemeinschaft zu erziehen.“

Das war „Fördern und Fordern“ 1936. Und bei Widerstand – wird halt das Leben beendet.

34 000 Todesurteile hat die Verwaltung Deutschlands 2017 gegen „Asoziale“ verhängt – allerdings werden sie noch sparsamer ausgeführt als im Dritten Reich, wie sind halt kostenbewusst. Wir halten die „Asozialen“ nicht mehr in Lagern, wir lassen sie frei laufen (allerdings dürfen sie die Stadt nicht ohne Genehmigung der Aufsichtsbehörde verlassen) streichen ihnen aber alles Lebensnotwendige. Ist ein wenig wie im Mittelalter, wo man die Menschen einfach in einer Zelle hat verrotten lassen – nur günstiger, man spart die Kosten für die Zelle – eine Folge einer völlig privatisierten Welt, wo jeder Apfel, jede Beere und jede Kartoffel einen „Besitzer“ hat, der über ihre Nutzung verfügen kann. Ja: 34000 Menschen wurden in Deutschland 2017 von „Jobcentern“ totalsanktioniert (siehe Zeit) – und so in eine Welt ohne Nahrung, ohne Obdach, ohne Kleidung und ohne Heizung verstoßen, ähnlich den „Vogelfreien“ im Mittelalter. Gäbe es nicht Freunde und Verwandte … diese Menschen würden elendig krepieren. Manche tun es ja auch. Dass wir noch keine Leichenberge auf den Straßen haben, liegt nur am mildtätigen Mitbürger – das sollte uns klar sein. Wären die so drauf wie unsere Lumpenelite: wir hätten Leichenberge in Deutschland, 34000 Tote im Jahr – von der Regierung zum Ableben verdammt.

Und so sieht Alltag im Krieg eben aus. Wehrdienstverweigerer werden vernichtet. Alle arbeiten für den Endsieg.

Und wie 1942 schwächelt unser italienischer Verbündeter, der sich gerade frecherweisse erlaubte, eine Regierung ohne Segen der deutschen Wirtschaft wählen. Das … geht gar nicht. Europa hat unter der Führung Deutschlands stramm hinter der bleiernen Kanzlerin zu stehen – sonst werden die Folgen unangenehm.

Und wie wir so 2018 das Jahr 1942 wiederholen (übrigens mit einer ähnlich hohen Staatsverschuldung, wie ich hörte), übersehen wir ganz das Neue: den unaufhaltsamen Sieg des kommunistischen China, das langsam aber sicher Kernzentren der deutschen Wirtschaft aufkauft – jedes Jahr ein wenig mehr, vor allem die „hidden champions“ (siehe BR) oder den Marktriesen Daimler (siehe Süddeutsche). Aktuell ist es der Internetriese Alibaba, der von sich Reden macht (siehe t3n).

Hierzulande – immer noch streng nach dem antikommunistischem Geist der NSDAP – gilt „Kommunismus“ immer noch als Fehler der Weltgeschichte, eine Gesellschaftsform, die wirtschaftlich gar nicht funktioniert.

Scheinbar hat China einen Weg gefunden, der effektiver ist als der „real existierende Sozialismus“ der DDR.

Aber diskutieren Sie das mal in der Öffentlichkeit – den Sieg des Kommunismus. Er gewinnt zwar gerade den Kampf der Systeme … aber in streng braunen Ländern darf darüber nicht gesprochen werden – weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

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