Montag, 18.10.2021. Eifel. Wir wissen – und haben gelernt, dass Verschwörungen nicht existieren. Jeder, der von Verschwörungen erzählt, ist ein rechter Aluhutspinner, der sofort in die Psychiatrie gehört – wie damals, in der Sowjetunion. Ja – manches müssen die halt auch mal richtig gemacht haben. Und was wir noch gelernt haben: alle Verschwörungstheorien haben im Kern etwas mit Antisemitismus zu tun. Alle! Und wenn der auf den ersten Blick nicht auffällt, kann man ja Annette Kahane fragen – die hatte sowas mal erwähnt. Obwohl – aktuell erzählt die auch was von Verschwörungen, meint, die gäbe es wirklich (siehe Berliner Zeitung). Ob die jetzt auch zu Antisemitismus neigt?
Nun – auf jeden Fall: das mit den Verschwörungen kann sie ja mal Julius Cäsar erzählen, der wurde Opfer einer solchen, erstochen von Brutus und einer Reihe von Verschwörern, gerade als er auf dem Weg war, sich zum König zu machen. Brutus war zwar nicht sein Sohn, aber ein effektiver Verschwörer – der teuer für seinen Verrat bezahlen musste. Übrigens: Cäsar hinterließ von all´ seinem Vermögen jedem Bürger von Rom einen Teil – auch ein Grund, weshalb die Verschwörer von den Bürgern nicht so toll empfangen wurden wie gehofft. Hatten die Republik gerettet, aber der Diktator war bei der Abfassung seines Testamentes sehr großzügig gewesen. Ob man das Modell unseren Politikern auch mal vorstellen soll – also, dass die die Millionen der Maskendeals einfach mal nach ihrem Ableben dem Volk zurückgeben? Ich fürchte: dazu ist die Gier zu groß. Lieber lassen sie sich damit eingraben.
Aber wo war da jetzt der Antisemitismus? Brutus war gar kein Jude. Aber egal: es war halt keine Verschwörungstheorie, sondern eine echte Verschwörung, vielleicht gelten dafür andere Regeln.
Und Lincoln? Nach dem gewonnenen Krieg, nach der Befreiung der Sklaven (fort von der Leibeigenschaft durch weiße Farmer hin zur Leibeigenschaft durch das Kapital) wurde er von John Wilkes Booth erschossen, mehrere Mitverschwörer wurden gehängt. Alles nur Mumpitz? Und wo ist da der Antisemitismus?
Nun ja – das ist Geschichte. Und Geschichte – so mein Eindruck – wird überwiegend nur noch als Stoff für Hollywood-Blockbuster empfunden und mit der Realität nicht mehr in Verbindung gebracht – in Deutschland gilt das ganz besonders für jegliche Erzählungen vom Dritten Reich, diesen „Fliegenschiss“ der Geschichte würden die meisten doch gerne in das Reich der Mythen und Märchen verbannen, damit man wieder so richtig gut deutsch sein kann – dabei gab es auch da Verschwörungen: Sender Gleiwitz – darf ich daran erinnern? SS- und SD-Männer inszenierten mehrer Überfälle das Reichsgebiet um sie den Polen in die Schuhe zu schieben und lieferten so die Ausrede für den Angriffskrieg gegen Polen. Aber gut: das war ja der Adolf Schiklgruber, der war so böse, dass er sogar sowas machte. Heutzutage würde ja niemand auf eine solche Idee kommen.
Jedenfalls niemand außer den USA. Die lehren ja heute noch die deutschen Strategien von Blitzkrieg, ehedem erdacht von General Guderian, der sie allerdings ein wenig von den Briten abgeguckt hatte – die haben allerdings nicht erkannt, was man dadurch für Vorteile haben kann. Die Strategien wurden noch im Irakkrieg erfolgreich eingesetzt – und die Geschichte mit dem Sender Gleiwitz hat die Amerikaner wohl auch überzeugt: man denke nur an die „Massenvernichtungswaffen des Irak“ oder die „Brutkastenlüge„.
Die waren aber schon vorher trickreich, diese Cowboys. Ich meine damit den Tonkin-Zwischenfall: das große Drama, das endgültig den Eintritt in den Vietnamkrieg erlaubte: angeblich hatten die Nordvietnamesen mit Schnellboten US-Zerstörer angegriffen – wodurch sie endgültig bewiesen hatten, wie böse sie waren. War alles gelogen, hat 58000 US-Soldaten das Leben gekostet – und ca. 2 Millionen Vietnamesen. Verschwörungen sind halt immer … übel, wenn man sie nicht früh genug aufdeckt. Übrigens: die Aufdeckung des Tonkin-Zwischenfalls führte direkt zu der Watergate-Affäre – die Verschwörer wollten sich partout nicht in die Karten schauen lassen.
Watergate?
Auch so eine Verschwörungstheorie, die wahr wurde. Allerdings ein gigantischer Komplex an Verschwörungen, an brutalem Missbrauch von Regierungsmacht, dass es zu weit führen würde, hier nochmal ausführlich darauf einzugehen. Die Watergate-Affäre, aufgedeckt unter anderem von mutigen Journalisten, zeigte nämlich, dass es Regierungsverschwörungen und Korruption in überraschendem Ausmaß gab – und natürlich auch die Abhörwanzen, deren Entdeckung den Skandal überhaupt erst ausgelöst hatte. An die Wanzen erinnert man sich wohl bis heute, der Rest – nun ja, Geschichte. Stoff für Hollywood.
Heute würden die sowas natürlich nie machen. Mal abgesehen von den „Abhörwanzen“ in gigantischem Ausmaß, mit denen die ganze Menschheit abgehört werden sollte – wie Edward Snwoden aufdeckte. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann hören sie heute noch ab. Ach ja – tun sie auch. Viele hören uns gerade ab, wie ein Autor des Stern unlängst erörterte (siehe Stern). Ein laufender Skandal also. der es – aus Gründen der Staatsräson oder in Achtung der transatlantischen Bündnispflichten oder wegen der besonderen Verantwortung, die man als Partner halt trägt nicht so in die Tagesschau schaffen würden: obwohl sie jeden betreffen, der ein Handy hat. Wo ist da nochmal der Antisemitismus?
Interessant in dem Zusammenhang: die USA haben auch eine ganz besondere Beziehung zu ihren Brüdern. Obwohl ansonsten mit Rechten ausgestattet, von denen wir Deutschen nur träumen können (also – der Verbraucherschutz zum Beispiel. Oder das Recht, Waffen zu tragen. Womöglich hängen die beiden Rechte auch zusammen: wer will schon bewaffnete Verbraucher gegen sich aufbringen?), machen die auch Experimente, die sonst nur Adolf Schicklgruber eingefallen wären: Giftgasexperimente an der eigenen Bevölkerung. Ja – sowas machen die. „Es klingt wie eine Verschwörungstheorie“ sagt der Focus gleich zu Beginn, um die Bürger nicht zu beunruhigen (siehe Focus), ist aber wahr (wie viele Verschwörungstheorien wahr wurden – zum Aufdecken einer Verschwörung gehört halt immer ein Anfangsverdacht…):
„Es begann mit Tests auf Militärbasen. Soldaten und ihre Familien wurden Mikroben ausgesetzt, später, im Kalten Krieg, sollen die Versuche erweitert worden sein. In einem der größten Experimente versprühte die US-Navy mit gigantischen Schläuchen Bakterienwolken vor der Küste von San Francisco.“
Wie sich später herausstellte, waren die Bakterien nicht so harmlos wie gedacht – Personen mit Immunschwäche hatten da so ihre Probleme. Wenn jetzt also einer auf die Idee kommt, dass die mit Chemtrails unsere Länder besprühen, so zeugt das nicht von einem ziemlich wirren Geist, sondern – leider – von Erfahrungen mit dem Moloch (zum Begriff Moloch siehe: Moloch, Eine kritische Geschichte der USA, Heyne 2002).
Der Moloch konnte aber auch noch was ganz anderes. Ich meine die Operation Ajax (der Name geht in der Tat auf einen Haushaltsreiniger zurück). 1953 verstaatlichte der Iran die Ölindustrie – was den Briten nicht gefiel. Churchill brachte daraufhin eine Verschwörungstheorie in Umlauf, wonach der Iran den Russen in die Hände fallen könnte und motivierte so die USA mit 900 Mann und einer Million Dollar die Regierung zu stürzen. Ein Detail aus dem Jahre 1953 möchte ich hier besonders hervorheben (siehe Wikipedia)
„Für den 17. August 1953 organisierte Kermit Roosevelt jr. eine Pro-Schah-Demonstration. Zu diesem Zweck wurde von Roosevelt ein bekannter Kraftsportler aus den Zurchanehs mit dem Namen Schabân Jafari (von seinen Gegnern Schaban der Hirnlose genannt) beauftragt, mit 300 bis 400 Rowdys Unruhe zu stiften – sie sollten Pro-Schah-Parolen skandieren.“
Wie viel Hirnlose wohl heutzutage alle auf den Straßen herumlaufen um Unruhe zu stiften? Darf man die Frage überhaupt stellen? Nachher durchleuchtet noch jemand alle Proteste der letzten fünfzig Jahre in der BRD danach und stellt wilde Theorien auf. Oder schaut heute danach, wer alles und warum im Sold der verschiedenen Dienste steht. Und da gab es ja auch schon namhafte Journalisten, die da einen ganz bösen Verdacht formulierten: womöglich war eine ganze Generation der RAF-Terroristen nur … gefaked (siehe: Das RAF-Phantom). Die Wohnräume der Journalisten wurden im Rahmen der Ermittlungen dann auch folgerichtig von der Polizei durchsucht – der erste Kampf gegen Verschwörungstheorien und Fakenews war begonnen.
Bleiben wir aber in den USA. Widmen wir uns dem 11.9. Nein, wirklich: jetzt erschrecken sich wahrscheinlich viele – der wird doch nicht die große heilige Kuh der Mythen der Gegenwart angreifen? Der wird doch wohl nicht über den Vorfall sprechen, der den Falken in den USA grenzenlose Möglichkeiten eröffnet hat?
Nein, wir sprechen über den 11.9.1973. Am 11.9.1973 kam es zum Putsch in Chile. Die USA waren durch ihren Geheimdienst CIA seit 1960 in dem Land aktiv und unter Nixon (dem Watergatemann) durften die – natürlich streng geheim – so richtig loslegen – bis hin zum Mord an dem Oberkommandierenden des Heeres, René Schneider, für den sie die Maschinengewehre und die Tränengasgranaten lieferten. Die faschistische Diktatur, die danach folgte, hat nach Schätzungen von Amnesty International 30000 Chilenen das Leben gekostet und dem ganzen Land einen jahrzehntelangen Terror beschert. Wie man das jedoch mit Antisemitismus in Verbindung bringen kann, bleibt fraglich. Viele Fragen bezüglich des Einsatzes der CIA bleiben noch offen – aber darum nennt man das ja Verschwörungen, weil … ja, vieles geheim bleibt. Wir werden wohl noch ein paar Jahre warten müssen, bis wir alle Details aufgrund des Freedom of infomation act erhalten, vermutlich aber nicht die 120 Jahre, die wir auf die Ergebnisse der NSU-Untersuchung in Deutschland warten müssen.
Wenn wir über die sechziger Jahre reden wollen, dürfen wir natürlich nicht Gladio vegessen. Auch die ist nur zufällig entdeckt worden – durch einen Richter, der wegen einem Terroranschlag im Jahre 1972 ermittelte, bei dem mehrere italienische Polizisten getötet wurden – mit Natosprengstoff. Die Täter – echte rechte Neofaschisten – waren vom italienischen Geheimdienst und weiteren Regierungsstellen unterstützt worden, der Anschlag sollte den bösen Linken in die Schuhe geschoben werden … und wer sich erinnern kann: was hatten wir damals alle Angst vor den bösen Linken, die uns alle in die Luft sprengen wollten! Der Historiker Daniel Ganser hat seine Dissertation dieser Geheimarmee gewidmet – und sich damit keine Freunde gemacht. Zu den Methoden von Gladio gehörte unter anderem das systematische Streuen von Fakenews, die das Volk auf eine Linie gegen den linken Feind führen sollte und damit zu einer Stimmungslage führen sollte, die mehr Geheimdienste, Einschränkung der Freiheitsrechte und mehr Überwachung verlangte: genau das, was man braucht, um das Volk im Zaum zu halten. Ähnlichkeiten zu der aktuellen Corona-Situation sind da sicher rein zufällig, wir werden aber noch zu einem anderen Zeitpunkt darauf zurückkommen.
Reicht das nun an Verschwörungstheorien über reale Verschwörungen?
Nein.
Wenn wir über Verschwörungen, die aus den USA gesteuert werden reden, dann müssen wir unbedingt John Perkins erwähnen, der uns das System hinter den politischen Wirklichkeiten erklärt. Er war als Economic hit man unterwegs, sein Buch Bekenntnisse eines Economic hit man wurde auch von der Hauspostille des deutschen Bundestages wahrgenommen (allerdings finde ich das aktuell nicht mehr). Seine Aufgabe: im Auftrag des NSA als „Freiberufler“ Entscheider in der ganzen Welt zu beeinflussen. Er hat auch die Methodik erläutert (allerdings findet sich das nicht in dem Wikipediaartikel, der sich vor allem mit den wirtschaftlichen Schwerpunktaktionen der Hitman beschäftigt – da die aber aktuell immer noch überall unterwegs sind, darf es nicht wundern, dass die auch Wikipedia kurz auf Kurs bringen): zuerst kommen die Economic hit man – mit einem Koffer voll Geld … und einer Kugel. Beides wird dem Entscheider auf den Tisch gelegt. Nehmen sie das Geld nicht, kommen die Schakale der CIA (siehe Freitag) und platzieren die Kugel in die Zielperson. Versagen auch die – wie bei Saddam Hussein – kommt die Armee.
Das System der Versklavun der ganzen Welt ist ebenfalls nicht unintererssant (John Perkins, zitiert beim Deutschlandfunk)
„Meine eigentliche Aufgabe war es, Geschäfte auszuhandeln. Ich gab anderen Ländern Kredite, die viel zu groß waren, als dass sie je zurückgezahlt werden könnten – sagen wir 1 Milliarde Dollar für ein Land wie Indonesien oder Ekuador, unter der Bedingung, dass 90 Prozent dieses Kredits an amerikanische Unternehmen wie Halliburton oder Bechtel zurückfließen würden, um eine Infrastruktur aufzubauen. Diese Unternehmen gingen dann hin und bauten ein elektrisches System oder Häfen oder Autobahnen, die im Grunde nur den reichsten Familien des Landes nützten. Den Armen dieser Länder blieben letztlich die gewaltigen Schulden, die sie unmöglich zurückzahlen konnten.“
So werden nach und nach alle Länder der Welt – mit Ausnahme der reicheren Länder – Sklaven des Imperiums, niedergehalten von ihren nationalen Elite-Kasten. Und für die reicheren Länder gibt es sicher Sonderprogramme.
Ist das jetzt Antisemitisch? Ist das eine kleine, blöde, rechte Spinnerei? Oder ist es nicht vielmeht der Motor, den wir hinter den Verschwörungen der letzten Jahrzehnte sehen? Operation Ajax – kann übrigens nach Perkins als Start der Economic hit man angesehen werden – man hatte gesehen, mit wie wenig Geld man enorm viel bewirken kann: sogar einen Staatsstreich.
Folgt man jedoch Guido Giacomo Preparata (Wer Hitler mächtig machte – wie britisch-amerikanische Finanzeliten dem Dritten Reich den Weg ebneten, 3.Auflage 2012, Perseusverlag Basel), dann war Adolf Schicklgruber der erste Versuch dieser Art: eine Mischung aus österreichischem Export und angelsächsischem Kapital. Und sie war ein voller Erfolg.
Wie man das mit Antisemitismus in Verbindung bringen kann, entzieht sich der normalen Vorstellungskraft. Es gibt aber ein anderes Moment, das schlüssig die Ereignisse erklären kann: der Profit. Nichts brachte den USA so viel Profit wie ihre Kriege – und auch heute noch produzieren die Waffenmaterial, das weltweit auch IS und Taliban erfreut. Jeder Humvee, der im Ausland herumkurvt, ist ein Gewinn für die US-Wirtschaft. Und die hat ein großes Interessen daran, dass sich Humvees so verbreiten wie ihre Sherman-Panzer im und nach dem Zweiten Weltkrieg oder ihre Hubschrauber im Vietnamkrieg.
Und dazu brauchen sie … Konflikte.
Wer übrigens jetzt meint: hey, die demokratischen Kräfte in den USA sind ja seit Watergate total geschärft worden, sowas kann doch nie wieder passieren … der sollte sich nochmal den Iran-Contra-Skandal anschauen, das Irangate. Das war während der Amtszeit von Präsident Ronald Reagen (1981-1989). Da wurden von der Regierung Tow-Panzerabwehrsysteme an den Iran verkauft (ja, an jene Ayatollahs, die den Schah stürzten, den die Operation Ajax erst mächtig gemacht hatte – nebenbei erwähnt. Profit kennt halt keine Moral. Nirgends).
The same procedere as every Year.