Aktuell wurde ich an anderer Stelle mal wieder auf den alten Zwist zwischen Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft verwiesen. Als Philosoph ist man da manchmal irritiert – erst recht, wenn man zu den Geisteswissenschaftlern gezählt wird. Als ob Natur mit der Liebe zur Weisheit (oder Wahrheit) nichts zu tun hat – oder als ob Naturwissenschaftler keinen Geist hätten. Nun, geistlose Naturwissenschaftler gibt es zu Hauf – und ihrer Existenz verdanken die Geisteswissenschaftler ihre Existenzberechtigung. Würden Naturwissenschaftler geistig kranke Menschen nicht mit immer besseren Waffen ausrüsten, dann hätten Geisteswissenschaftler mehr Zeit, ihre Arbeit zu machen – die wichtigste Arbeit der Welt. Wir haben die Geisteswissenschaften gegen Ende des 19.Jahrhunderts nicht gegründet, weil wir den Damen der gehobenen Gesellschaft gehobene Unterhaltung gönnen wollten, sondern weil weise Menschen gesehen haben, das der Mensch selbst die letzte und größte Herausforderung der Wissenschaft werden wird – und selbst die größte Bedrohung für die Menschheit darstellt. Ihn zu verstehen wurde überlebenswichtig, die Jahre 1914-1918 und 1933 – 1945 haben bewiesen, das die Geisteswissenschaftler die Lage richtig eingeschätzt haben – und seit der Erfindung der Atombombe dürfte es selbst der letzte Depp verstanden haben, das es für uns immens wichtig ist, den Menschen nicht zu unterschätzen. Geisteswissenschaften sind friedenswahrende Wissenschaften – das ist ihr Job. Den Menschen zu verstehen, damit wir ihn nicht erschiessen müssen.
Man kann es sich nun einfach machen und sagen: „der Mensch ist schlecht“ – und dabei schlichtweg übersehen, das „gut“ und „schlecht“ letztlich religiöse Kategorien sind. Die Vernunft selbst findet nichts dabei, aus Menschenhaut Lampenschirme und aus Menschenfleisch Bratwurst zu machen – erst recht nicht, wenn der Mensch „schlecht“ ist. Wir sehen das jeden Tag – die Nachrichten lesen sich dann so:
Die Einkommen in den USA fielen innerhalb von einem Jahr um fast sieben Prozent. Laut einem Bericht sind sie nach der Wirtschaftskrise stärker gefallen als noch während der Rezession selbst.
Oder so – siehe Welt:
Ohne ersichtlichen Grund griffen drei Schüler in Bad Pyrmont einen zehnjährigen Jungen an. Immer wieder traten sie auf ihn ein, auch als er schon am Boden lag.
Beide Nachrichten handeln vom selben Thema: wie Menschen Menschen vernichten – wobei die erste Nachricht die indirekte Gewalt aufzeigt, die dadurch noch gesteigert wird, das von „Job“ und „Geld“ inzwischen „essen“ zu 100% abhängig ist …. trinken und (im Sommer) schlafen geht noch billiger.
Wem das noch zu harmlos ist, der sollte gewahr werden, das gerade geplant wird, die eigenen Kinder im Iran von den Erzeugnissen der Naturwissenschaft zerfetzen zu lassen. Während der Präsident des Iran noch vor der UNO schwere Anschuldigungen gegen die USA aussprach, lieferte das FBI den USA einen Kriegsgrund:
Skrupellose Drahtzieher, mexikanische Auftragskiller, hochpolitische Anschlagsziele: Die US-Justiz will einen spektakulären Attentatsplan aufgedeckt haben. Iranische „Elemente“ hätten den saudi-arabischen Botschafter in Washington ermorden wollen. Iran dementiert – dennoch drohen weitreichende Folgen.
Entwicklungen dieser Art waren vor 150 Jahren schon bekannt. Sie führten zur Wissenschaft des menschlichen Geistes, damit es – angesichts der sich anbahnenden technischen Möglichkeiten – keine weiteren großen Katastrophen gibt. Das Kriege immer schlimmere und vernichtendere Gemetzel nach sich ziehen, wussten all jene, die die Entwicklung des US-Bürgerkrieges studiert hatten. „Krieg“ war schon immer schlimm gewesen – aber jetzt bekam er immer mehr technische Macht, was verheerende Folgen für die Opfer hatte.
Ich könnte mir vorstellen, das man deshalb unter den Geisteswissenschaftlern mehr Anhänger von Verschwörungstheorien findet. Geisteswissenschaftler verstehen auch komplizierte Gedankengänge, sie entfremden sich berufsmässig häufiger vom gängigen Modell „Mann“ und haben wenig übrig für die „meine Rakete ist aber größer als deine Rakete“ – Kultur. Man könnte fast sagen: sie wissen, das der Mensch gut ist und sich gut entfalten könnte, wenn – wie bei anderen Tieren auch – die Umgebung stimmt, das Millieu in Ordnung ist, die Umweltbedingungen optimal sind:
Wie nun dieses „faire Baby“ dazu kommt, Sprengsätze an Bahnhöfen zu deponieren, seine Mitmenschen zu schlagen, auszubeuten und zu ermorden – ist eine lange Geschichte. „Umweltbedingungen“ spielen da eine wichtige Rolle … weshalb man aktuelle politische Entwicklungen in Deutschland nochmal gründlich durchdenken sollte, siehe Welt:
Laut der noch laufenden „Wiener Krippenstudie“ zeigen Kinder unter zwei Jahren bereits zehn Wochen nach Krippeneintritt ungünstige Stressreaktionen. „Mit fortschreitender Krippenbetreuung sinkt der morgendliche Cortisolwert, die Tagesprofile werden flacher, die Stressverarbeitung wird ungünstiger“, so Studienautorin Tina Eckstein. Je jünger ein Kind sei, desto empfindlicher reagiere es auf Stress.
Und es kommt noch besser:
Die bislang umfangreichste US-Krippenstudie Nichd hat gezeigt, dass selbst der Besuch einer guten Krippe später vermehrt mit sozialen Auffälligkeiten wie Streiten, Kämpfen, Prahlen, Lügen und Sachbeschädigung einhergeht. Noch bei 15-jährigen Jugendlichen – der zuletzt gemessenen Altersgruppe der Kohorte – stellte man die negativen Auswirkungen fest.
So machen wir aus guten Babys asoziale Elemente, die keine ethischen Bedenken haben, Länder militärisch zu vernichten oder ihnen wirtschaftlich den Boden unter den Füssen weg zu ziehen: was im Endergebnis das Gleiche ist.
Und so … führt eine Missachtung der Geisteswissenschaften, eine Schwächung ihrer gesellschaftlichen Position zugunsten von Technik, Finanzen und Handel direkt in große menschliche Katastrophen. Die Wissenschaft als solche weiß das auch, sie hat aber nicht die Macht, das zu verhindern. Nehmen wir zum Beispiel die Philosophie des „Positiven Denkens“, die Grundbestandteil der egozentrischen Nützlichkeitsethik der USA (und der ganzen westlichen Hemisphäre) ist:
Dem positiven Denken auf der Spur
Das Gehirn notorischer Optimisten blendet Negativinformationen aus
So einfach ist das: die haben einen Defekt – nur so funktioniert dieses Denken. Negativinformationen werden einfach nicht wahrgenommen – noch Fragen, warum die Kultur des positiven Denkens, diese „Tschakka – Du schaffst es“-Philosophie serienmässig Kriege produziert und eine Wirtschaftskrise nach der anderen in die Welt setzt?
Möglicherweise hätte man sich das ersparen können, wenn man Kinder einfach in einem natürlichen Umfeld aufwachsen lässt. Aber … woher würden wir Killer, Soldaten, Zuhälter, Prostituierte, Drogenabhängige, Diebe, Betrüger, Politiker, Journalisten, Unternehmensverräter und Anlagevernichter nehmen, wenn wir eine Kultur hätten, in der niemand Streiten, Kämpfen, Prahlen, Lügen oder Sachbeschädigung praktizieren möchte?
Hier merken wir langsam … das es gefährlich wird. Der Geisteswissenschaftler kann sich ab diesen Punkt der gedanklichen Entwicklung nur noch einen Reim auf die aktuelle Situation der Menschheit machen: da wird ABSICHTLICH dran gedreht.
Wie auch sonst? Wir haben keine Säbelzahntiger mehr, die uns auflauern, auch Höhlenbären und Mammuts haben wir ausgerottet, Krankheiten in die Schranken gewiesen und Götter in die Schränke der Geschichte verbannt (jedenalls offiziell, das der Kult des Materialismus ebenfalls eine – sehr dunkle – Religion ist, wird selten öffentlich reflektiert …. er hat halt gerade die Oberhand) … wir sind nur noch SELBST VERANTWORTLICH für unseren ganzen Mist.
Und wenn der Mist geschieht – wie an der Börse, auf dem Bürgersteig oder in den Kitas – dann darf man getrost ABSICHT unterstellen, dann darf man zurecht vermuten, das hier absichtlich asoziale Elemente innerhalb der Gesellschaft gezüchtet werden. „Marines“ fallen halt nicht vom Himmel, da braucht man schon eine gewissen Arbeitslosenquote, um genug „ernten“ zu können. Das ähnelt der Kartoffelzucht – die brauchen auch eine gewisse Bodenqualität und ein gewisses Klima, um so richtig gut zu gedeihen. Im Hippieumfeld der 68´er gedeihen Marines ganz schlecht.
Leider dürfen wir so nicht mehr denken. Die positiv denkende naturwissenschaftlich orientierte dogmatische Kultur der Moderne blendet Negativinformationen gerne aus – wie zum Beispiel die über den 11.9.2001. Ein Test? Einfach mal auf der „Tagung der Pressesprecher“ aufs Podium gehen und laut rufen „nine-eleven war selbst gemacht“ – und dann die Reaktionen genau beobachten. Wetten, die Reaktionen werden nicht geisteswissenschaftlichen Regeln folgen – sondern sehr emotional gefärbt sein? Das gleiche geht auch mit der Aussage „Ich kriege Hartz IV“ oder „Ich glaube an Gott“.
So muss man auch reagieren, wenn man Realitäten ausblendet. Dort, wo die Erde eine Scheibe sein muss, gehört der weltumrundende Seefahrer unbedingt auf den Scheiterhaufen. War schon immer so – wird auch so bleiben, solange der einseitig naturwissenschaftlich geprägte dogmatische Typus politische Macht ausübt.
Den Krieg zu vermeiden ist die oberste Aufgabe einer geisteswissenschaftlichen Kultur. Dort, wo die Geisteswissenschaften zurückgedrängt werden, wächst die Kriegsgefahr automatisch. Das habe ich in den siebziger Jahren von einem Deutschlehrer der Höheren Handelsschule gelernt. Dann wurden die Geisteswissenschaften zurückgedrängt – zugunsten der „heiligen“ Ingenieure – und in Folge wurde Deutschland wieder kriegführende Nation.
Für Geisteswissenschaftler ein normaler logischer voraussehender Prozess.
Auch Naturwissenschaftler nehmen diesen Prozess wahr – in der Regel aber erst, wenn sie sich im Schützengraben oder bei Menschenversuchen im KZ wiederfinden … auf beiden Seiten.
Dann merken sie, das sie eine Information ausgeblendet haben: sie sind selber auch nur Menschen.
Wenn wir den momentanen Kurs beibehalten, werden wir logischerweise in immer mehr Kriege hineingezogen. Wenn ich den Menschen nicht verstehe, dann muss ich ihn vernichten – weil er eine Bedrohung ist. Eine Weile kann man noch so tun, als gäbe es „böse“ Gesellschaftsschichten (Arbeitslose), „böse“ Religionen (Moslems) oder „böse“ Völker (Griechen, Iraner, Chinesen, Serben, Russen, Juden usw), sind die aber alle ausgerottet, ist die Hoffnung auf Frieden durch immer mehr Kriege wieder mal dahin – und man sieht den eigentlichen Täter im Spiegel (nein, diesmal nicht das bekannte ehemalige Nachrichtenmagazin). Wenn dann noch genug „Welt“ übrig ist, werden wir eine neue Kultur aufbauen müssen – diesmal jedoch völlig ohne Metall: die oberflächennahen Vorkommnisse sind schon jetzt völlig abgegrast und Werkzeuge zum tiefer graben werden wir deshalb dann nicht mehr so leicht herstellen können.
Bis dahin jedoch – werden wir noch einige Kriege führen können, den „bösen Feind“ noch im Aussen orten müssen. Der Iran ist als nächster dran, dann China, Indien, Brasilien – Russland wird sicher auch gerne wieder genommen. „Anders sein“ plus Rohstoff klappt immer heutzutage. Wir nennen das „Demokratie bringen“, so wie früher die Missionare das Christentum gebracht haben.
Einfach mal etwas Kolonialgeschichte studieren – schon sieht man, wie sehr sich die Muster inzwischen gleichen. Wenn man dann sieht, wie Kolonialgeschichte gelenkt wurde … dann ist man mittendrin in Verschwörungspraktiken der übelsten Art.
Wer übrigens meint, ich würde jetzt nichts von Naturwissenschaften halten, der irrt. Philosophie hat eine große Nähe zur Naturwissenschaft wie auch zur Geisteswissenschaft. Ich nehme schon wahr, das es bahnbrechende Erkenntnisse in naturwissenschaftlichen Bereich gibt – wie zum Beispiel die Entdeckung intelligenten Lebens auf der Erde … vor vielen Millionen Jahren:
Im US-Bundesstaat Nevada wurden Fossilien von 37 Fischsauriern entdeckt, die teilweise eine höchst seltsame Anordnung aufweisen. Neun der bis zu 14 Meter langen Skelette lagen in einer Reihe, genau in Nord-Süd-Richtung. Die Sedimentgesteine um die Fossilien lassen vermuten, dass sich die toten Fischsaurier auf dem Meeresgrund befanden. Das spricht gegen die These, sie seien gestrandet, ähnlich wie es bei den heutigen Walen manchmal vorkommt. Es wird noch bizarrer: Die einzelnen Glieder der Wirbelsäule verschiedener Tiere liegen seltsam geordnet vor – Wirbel von verschiedenen Stellen des Rückgrats sind in doppelten Linien in einem nahezu perfekten geometrischen Muster geordnet.
Da spielte ein intelligenter Tintenfisch mit Fischknochen – vor 200 Millionen Jahren – und schuf ein Abbild seiner selbst.
Er geht sogar noch einen Schritt weiter und lässt sich zu einer skurrilen Spekulationen hinreißen: Ihn erinnert die Anordnung einer Reihe der scheibenförmigen Rückenwirbel an die Verteilung der Saugnäpfe am Arm eines Kraken. Vielleicht hat der urzeitliche Räuber eine Art Selbstporträt zusammengepuzzelt, so die Vorstellung von McMenamin.
Warum man hier die Formulierung „skurril“ wählt, erschließt sich nur, wenn man im Hinterkopf hat, das die Religion des Materialismus und der von ihr abstammenden Naturwissenschaften so dogmatisch ist wie der Katholizismus des 18. Jahrhunderts … und das man eine solche „fehlerfreie“ Ideologie zur Kolonisation der „Anderen“ braucht … so wie wir auch für unser kleines, gerechtes Baby-ich immer noch eine Ausrede brauchen, um anderen Menschen das Essen zu klauen.
Und wer es jetzt genau wissen will … ja, wir laufen hier Gefahr, in einem Gottesbeweis zu landen (Huch!): weil der Mensch einen moralischen Befehl zum Guten in sich trägt, den man mit Gewalt ausrotten muss, kann man von der Existenz einer befehlsgebenden Macht ausgehen.
Aber auch das ist heutzutage tabu.
Wir führen lieber Kriege.
Der nächste wird gerade vorbereitet – aber dank des Dogmas der Religion das atheistischen Materialismus, die als Quelle allen Seins nur plan- und ziellose chaotische Ursuppen kennt (und trotzdem davon ausgeht, eine komplette Zeitung zu erhalten, wenn sie eine Kiste Buchstaben auf den Boden fallen läßt) – müssen wir diese Kriege als „alternativlos“ einfach hinnehmen.
Gottgegeben, sozusagen.
Und wir nennen uns wirklich „aufgeklärt“?