Montag, 6.11.2017. Eifel. Gelegentlich sollten wir mal wieder über Arbeitslosigkeit reden. Höre ja dauernd in den Nachrichten: die Arbeitslosigkeit war noch nie so niedrig, händeringend dreht man jeden Stein um, um noch Fachkräfte zu finden, wie im Kriegseinsatz müssen sogar die Rentner als volkswirtschaftlicher Volkssturm mobilisiert werden, um den Ansturm der Globalisierung die Stirn bieten zu können; die Experten und Laumalocher aus der Politik überbieten sich regelmäßig – fast wie bei einer Versteigerung – mit immer höheren Renteneintrittsaltersstufen, 70, 80, 90 – im Endkampf ist uns nichts zu schade! Die Forderungen werden zwar nur von jenen gestellt, für die „Arbeit“ bedeutet, in weichen Sesseln und klimatisierten Räumen Kaffee zu trinken und Zeitung zu lesen, während man auf das nächste Meeting wartet, um mit anderen Zeitungslesern die Zeit tot zu schlagen – also auch jenen, die nur höchst selten mit 55 noch was sinnvolles tun, aber egal: so genau wollen wir das ja nicht nehmen.
Das dabei gelogen wird, dass sich die Balken biegen, wird auch von öffentlich-rechtlichen Medien im Rahmen ihres Staatsauftrages festgestellt (siehe ZDF), aber das interessiert keinen mehr, schon längst gestalten wir Wirklichkeit durch Entscheidungen ihrer Majestät (aktuelle Darstellerin: Angela Merkel) und ihrer Förderer in der Wirtschaft: wenn dero Gnaden entschieden haben, dass wir keine Arbeitslosen mehr haben, eilen „Experten“ aller Art und Farbe durchs Land und präsentieren getürkte Studien, um die Aussage „felsenfest“ zu belegen, 100 000 Mitarbeiter der Agentur für Arbeit machen Überstunden, bis die gewünschten Zahlen auf dem Papier stehen … und alle froh sind, darüber berichten zu dürfen. Rechnen wir mal kurz selbst – keine Sorge, wir brauchen keine höhere Mathematik dafür, Grundschulmathe reicht … und übertrifft in Punkto Realitätsgenauigkeit die komplizierten Modelle der Experten. 6 Millionen Hartz IV-Abhängige haben wir aktuell (waren auch schon mal mehr), davon sind 2 Millionen Kinder: also 4 Millionen erwachsene Arbeitslose. Sie kommen noch mit?
Jetzt wird es komplizierter. Früher habe ich immer gerne die Arbeitslosenzahlen direkt von der Startseite der Bundesagentur für Arbeit abgeschrieben … doch aktuell sind die da nicht mehr zu finden. Offenbar haben die gemerkt, dass da einer mitliest. Es waren immer so um die 1,3 Millionen, die dort angegeben wurden – aktuell … wo wir doch so wenig Arbeitslose haben … liegen wir bei 2449000 (siehe Pressemitteilung der Ba). Jetzt wird es kompliziert: wir müssen 2,449 Millionen und 4 Millionen addieren – geht das ohne Rechner und Handy? Oder sind Sie auch ein Experte? Ich komme da weit über die fünf Millionen Arbeitslosen, wegen denen es ehedem mal Krisengipfel gab.
Wir haben also immer noch ein Arbeitslosenproblem – und es ist größer als je zuvor. Es wird auch noch wesentlich größer werden, wenn die Firmen die neuen Maschinen einsetzen, die in Köln ab 2022 sogar das Einwohnermeldeamt ersetzen sollen. Aber da dero Gnaden eine andere Wirklichkeit angeordnet hat, wird diese eben abgebildet, bis andere Befehle laufen, aktuell gilt halt: „Deutschland geht es gut, dass ist ein Grund zur Freude – es ist das Deutschland in dem wir gut und gerne leben!“. Wer dagegen argumentiert, ist rechtslinksradikaler Verschwörungstheoretiker – also: Staatsfeind, auf deutsch gesagt.
Ich habe auch ein Problem. Nicht mit den Zahlen, die sind mir egal, ich bin noch groß geworden mit dem Spruch: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht“ – und meide deshalb Lügen und Lügner, weshalb mich die Zahlenmystik der Bundesagentur für Arbeit nicht interessiert.
Mein Problem ist, dass Michael Lange tot ist. Selbstmord, so Anfang Januar. Viele werden sich wundern, dass man lange nichts von ihm gehört hat – er war ein höchst aktiver Arbeitsloser und Hartz IV-Empfänger und schrieb schon lange in einem eigenen Blog: dem Hölderlinblog. Dort wurden kritische Informationen zum Thema Hartz IV veröffentlicht. Ich kannte Michael nicht persönlich, das sollte bald erfolgen. Wir waren zu Zeiten der Plattform Blog.de vernetzt, verloren uns aus den Augen, haben uns dann bei Facebook nach vielen Jahren wiedergefunden und vereinbart, dass wir endlich mal miteinander telefonieren und die schriftliche Kommunikation der vergangenen Jahre fortsetzen.
Wird jetzt schwierig. Ein Nachbar hat ihn tot in der Wohnung gefunden – Details dazu möchte ich Ihnen ersparen, sie sind nicht schön und ich weiß ja nicht, ob Sie nicht gerade beim Essen sind.
Wissen Sie, dass dieser Mann sehr viel geleistet hat? Er war ein Heimkind … zu deren Schicksal habe ich schon geschrieben … und Psychologe, ausgebildet an der Universität Hamburg. Ja: eine Fachkraft. Und zwar eine, die dringend benötigt wird. Versuchen Sie mal einen guten Kinder- und Jugendtherapeuten zu bekommen – dann wissen Sie, was ich meine. Für ein Heimkind – eine erstklassige Laufbahn, die von Durchsetzungskraft, überdurchschnittlicher Motivation und enormer Leistungsbereitschaft zeugt: man startet nicht bei Null wie die anderen sondern bei Minus Hundert.
Jetzt ist er tot. Offizielles Gerücht: wg. Krankheit. Über seine Krankheiten darf ich hier nicht schreiben, weiß nur, dass er seine Vögel sehr geliebt haben soll. Gelitten hat er daran sicher – doch mehr hat er an Hartz IV gelitten, an der sozialen Ausgrenzung, an dem Mobbing, an der beständigen Drohung mit lebensbedrohlichen Sanktionen, wenn er nicht pariert (hierzu liegen der Redaktion Aussagen einer Zeugin vor, die ihn zum Jobcenter begleiten musste, weil er mit den Nerven am Ende war – erstaunlich für einen ausgebildeten Psychologen). Ach ja: Sanktionen. Wissen Sie eigentlich, wie viel Gewinn die Bundesagentur für Arbeit seit 2007 dadurch erwirtschaftet hat, dass man den Ärmsten der Armen Geld für Lebensmittel, Heizung, Wohnen und Strom streicht? ZWEI MILLIARDEN EURO! (siehe Zeit). Sanktionen sind ein Milliardengeschäft! Und notwendig: die 33 Milliarden, die unsere immer stehts hochgelobte Wirtschaftselite der Gemeinschaft der Bürger geklaut haben (siehe Zeit) müssen ja irgendwie wieder hereinkommen, das geht nicht nur durch Verlängerung der Lebensarbeitszeit für Alte, da müssen alle mit ´ran.
Ja – Sanktionen. An deren Folgen starb erst jüngst ein Vater mit seinen drei Kindern (siehe RP). Vermute ich mal. Öffentlich wurde lediglich ein „Notstromaggregat“ falsch angeschlossen, aber wer braucht schon in Deutschland ein Notstromaggregat – außer jenen 300 000, denen im letzten Jahr der Strom abgestellt wurde, weil sie ihn nicht bezahlen konnten (siehe SHZ) … dazu noch 44000, denen man den Gashahn zudrehte – bei Durchschnittsrückständen von 119 Euro – also … einer Theaterkarte ohne Subventionen. Nun – vielleicht hat auch auch nur aus Spaß ein Notstromaggregat angeschlossen, war Niedriglöhner anstatt Hartz IV – ich kenne jedoch persönlich zwei Haushalte, die mit Gasflaschen in der Wohnung heizen, weil die Nachtspeicherheizungen von Hartz IV nicht finanzierbar sind. Alles Raucher – kann also noch interessant werden.
Was diese Sanktionen noch anrichten, wollen Sie wissen? Obdachlosigkeit. Können Sie auch in den Mainstreammedien nachverfolgen: Obdachlosigkeit ist eine direkte Folge der Sanktionen, auch im Winter (siehe SWR). „Hartz IV gnadenlos“ heißt es in dem Beitrag. Interessiert nur keinen, weil er halt auch gegen dero Gnaden Wirklichkeitsbefehl verstößt. Die Obdachlosigkeit wächst – sogar in den reichen Ländern dieser Bundesrepublik wie München (siehe Süddeutsche Zeitung) oder der Bundeshauptstadt Berlin (siehe Zeit). Sollten Sie mal lesen, den Artikel, die Obdachlosigkeit betrifft auch Frauen und Kinder – und ein großes Problem für die ist der Rattenbefall. Ja – erwarten Sie schon mal die Schlagzeile: „Berliner Kind von Ratten angefressen“. Die kommt bald, denn: „Dies ist ein Land in dem wir gut und gerne leben“! Berliner Großkonzerne starten übrigens gerade einen Großangriff auf den Mietspiegel (siehe Tagesspiegel) – es werden also noch mehr Kinder Probleme mit Ratten bekommen. Ja – Deutsche Konzerne … wer nicht bei Cumcum mitmacht, demonstriert seine ekelerregende Asozialität eben in anderen Tätigkeitsfeldern, Hauptsache, die Abteilungsleiter fahren SUV und haben ein hübsches Häuschen.
Zurück zu Michael.
War bei den Linken aktiv, lange Zeit auch bei der Gewerkschaft Verdi. Hat auch nichts gebracht: Hartz IV ist auch für die Linken immer weniger ein Thema – immerhin gibt es ja Diäten anstatt Hartz IV, wer will, kann ja da zugreifen. Und die Gewerkschaft interessiert sich mehr für Arbeitsplätze als für Arbeitslose – Arbeitslose bringen keine Beiträge, sind immer schlecht drauf, versauen jede Gewerkschaftsparty und bringen kaum Beiträge – was soll man mit denen schon anfangen?
Eins der einprägsamsten Erlebnisse für Michael war wohl der Besuch bei der Hamburger Tafel, er hatte sich gefreut, Freunde zum Spargelessen einzuladen. Doch was dann geschah … nun, dazu gibt es einen Zeugenbericht (siehe chefduzen):
Hi Leutz ,ich bin entsetzt ein Mitstreiter (Erwerbslose ) , holt immer einmal im Monat seine Lebensmittel bei der Hamburger Tafel .
Heute zeigte er mir , den Spargel den hat er am Dienstag geholt ,und wollte ihn zubereiten ,weil er Besuch bekam(der Besuch konnte sich auch selber davon überzeugen , und war schockiert) 😮
Total verschimmelter Spargel. Haltbarkeitsdatum 20.04 .
Er hatte mehrere Verpackungen davon .Alle verschlimmelt.Und muß sie jetzt wegschmeißen. Sieht selber .[/URL][/URL][/img][/img]
Das ist Menschenverachtend .Körperverleztung .Mord gegen Arme.Weil es ist ja egal ,ob der Erwerbslose ,an die Lebensmittel (die die Hamburger Tafel vergibt , an Lebensmittel vergiftung stirbt .?
Das ist mehr als Schockierend , und gehört verboten .
Ich könnt nur noch kotz über unsere Regierung. Das maß ist voll.
Bitte um Tipps damit diese Zustände verboten werden . Was kann man dagegen tun?
Die Fotos sind leider nicht mehr verfügbar – aber wer will schon wirklich verschimmelten Spargel sehen? Sie sicher nicht. Und natürlich ist es die Aufgabe der Arbeitslosen, die Abfälle der Tafel zu vernichten – wie, ist denen egal. Darum gibt es ja so viele Tafeln, darum hat eine führende Unternehmensberatung ja diese Bewegung überhaupt erst ins Leben gerufen (meinen Artikel vom 13.9.2009 dazu … muss ich wohl mal wieder neu veröffentlichen, merke ich gerade): die Firmen müssten die Lebensmittelabfälle sonst teuer entsorgen! 50 Prozent davon sind von vornherein schon reiner Müll – was erwarten die Leute da eigentlich noch?
Nun – ja: das geschah Michael 2012. Und wie lange hält so ein Mensch eigentlich so einen Terror durch, so eine ständige Entwürdigung, Missachtung, so eine beständige Bestätigung der eigenen Wertlosigkeit?
Nicht lange.
Wir wissen, dass sich weltweit jedes Jahr 45000 Menschen wg. Arbeitslosigkeit das Leben nehmen (siehe Spiegel) – geschätzt. Genaue Zahlen kennt man nicht, will man auch nicht kennen – würde man sie kennen, man müßte ja damit rechnen, dass sich mehr Bürger solidarisieren, um die Vernichtung durch Arbeitslosigkeit zu stoppen – doch diese … unterstelle ich mal … ist gewollt. Sonst würde man das System doch ändern, wenn es nur den ersten Hungertoten gegeben hat.
Nur einer Privatinitiative haben wir es zu verdanken, dass wir überhaupt Informationen dazu bekommen, aus persönlichem Kontakt zu den Betreibern weiß ich, dass sie massiv unter Beschuss stehen, denn: „Deutschland geht es gut, dass ist ein Grund zur Freude!“. Es sind deshalb nicht viele Fälle, die an die Öffentlichkeit kommen – und wie lange die Initiative „Opfer der Agenda 2010“ noch zählen darf, steht wohl in den Sternen (siehe Opfer Agenda 2010). Wer bislang hoffte, der oben genannte Vater mit drei Kindern gehörte in eine andere Kategorie wird dort eines besseren belehrt: in der Tat hatte man ihm den Strom abgestellt. Deutschland geht es gut und das … ach, lassen wir das, mir ist schon ganz schlecht von der Heuchelei.
Ein Bekannter von Michael schrieb mal was zu dem Freitod und Hartz IV (siehe „Der Fluchtweg Freitod“, nrhz):
„Einer Schätzung der deutschen „Gesellschaft für Suizidprävention“ zufolge liegt die Selbsttötungsrate bei Arbeitslosen um das Zwanzigfache höher als bei der erwerbstätigen Bevölkerung. Suizidforscher Prof. Dr. med. Volker Faust spricht deshalb von einem erheblichen Selbsttötungsrisiko bei Langzeitarbeitslosigkeit. Und „Panorama“, das Politik-Magazin des NDR (das ansonsten, was soziale Themen betrifft, seit langem eher durch sehr fragwürdige Berichterstattung auffällt), konstatierte in einem Beitrag dazu vom 11. September 2006: „Selbstmord“ ist kein „individuelles Thema, sondern ein Gesellschaftsproblem“. Mit ähnlichem Tenor „Plusminus“ vom Saarländischen Rundfunk am 23. Oktober 2007: „Wer arm ist, wird schneller depressiv“, mit der Folge der „Selbstmordgefahr“ (so der Vorsitzende der „Armutskonferenz“, Egbert Ulrich, in diesem Fernsehbeitrag).“
Es ist also schon seit zehn Jahren bekannt, dass man hier Menschen einer hohen Lebensgefahr aussetzt. Kommt aber noch besser:
„Übrigens deckt die Bedeutungsgeschichte der oben kursiv gesetzten „-losigkeitswörter“, die ich allesamt bei meiner Recherche für diesen Artikel in Berichten von Suizidforschern über das Empfinden der späteren Selbsttötungsopfer fand, einen fast schon unheimlich zu nennenden Zusammenhang auf: Eine der Ursprungsbedeutungen, die dieser Hauptwortendung „-losigkeit“ zugrundeliegt, lautet: „für nichtig erklären“. Ja, ich denke, so ist es: Mit Suizid erklärt der Betreffende seine eigene Existenz für „nichtig“. Er macht sich, in der Selbsttötung, das Nichtigkeitsurteil zu eigen, das die Gesellschaft vorher über ihn ausgesprochen hat. Und nichts anderes als die Anmaßung eines Nichtigkeitsurteils über Menschen ist Hartz-IV – sei es als düstere Drohung für die noch arbeitenden Menschen oder sei es als verdunkelte Realität für jene Menschen, die bereits arbeitslos geworden sind.“
Und darum spreche ich von: VERNICHTUNG DURCH ARBEITSLOSIGKEIT … auch wenn das beim Kaffee stört.
Er ist auch nicht der einzige Akademiker (also: Spitzenfachkraft), der nicht mehr gebraucht wurde: die Historikerin mit 400 Bewerbungen ist ja schon in vielen Publikationen erwähnt worden (siehe z.B. Taz), aktuell fragt man sich sogar, ob man die ganzen einst hoch gelobten Spitzentechniker der MINT-Fächer überhaupt noch unterbringen kann (siehe Zeit).
Und glauben Sie mal nicht, damit wäre das Ende der Fahnenstange erreicht: aktuell erreichen mich Informationen, dass Jobcenter sich sogar über Sozialgerichte stellen und deren Entscheidungen einfach vom Tisch wischen (siehe gegen Hartz). Mehr und mehr Menschen „kündigen dem Staat“ wegen unerträglichen Hartz-IV-Schikanen (siehe Süddeutsche) … wohl auch ein Grund dafür, warum über die Hälfte der Deutschen nicht mehr glauben, dass wir in einer Demokratie leben (siehe Focus). Wie sollte sich man auch sonst erklären, dass die demokratischen Regierungen des Westens immer neue Experimente ersinnen – wie die komplette Streichunng von Sozialleistungen für Dicke – auch wenn die sonst ganz gehorsam sind (siehe Heise).
Vielleicht sollten sie dazu mal Anna hören, Kind einer verharzten Familie – ein Ausnahmefall: „Anna selbst war die beste Abiturientin ihres Jahrgangs, ist heute 23 und Journalistin.“ (siehe Deutschlandfunknova):
„Hartz-IV garantiert das Allermindeste: Eine Wohnung von 89 Quadratmetern für eine Familie mit fünf Kindern. Etwa 250 Euro pro Kind pro Monat, davon sind ungefähr 1,50 Euro für Bildung eingerechnet. Hartz-IV garantiert aber eben nicht, dass man dazugehört. Wenn du kein Geld hast, kannst du nämlich abends nicht in Kneipen gehen oder tagsüber ins Café, du kannst deinen Freunden keine Geburtstagsgeschenke machen oder Smalltalk über tolle Urlaubsziele führen. Hartz-IV haut dich aus allem raus. Es nimmt dir erst deine Würde, weil du jemanden um Geld bitten musst – den Staat, ganz genau das Jobcenter.
Dann nimmt es dir dein Selbstbewusstsein. Und das führt dann dazu, dass du gar keine Chance mehr hast, rauszukommen. Spätestens dann gibst du dich auf. So ist es bei meinen Eltern. Und deshalb gehen meine Eltern nicht wählen. Weil sie sich daran gewöhnt haben, zu schweigen.“
Und dann … leise gehen.
Wie Michael Lange vom Hölderlinblog, Psychologe aus Hamburg. Mit Sanktionen bedroht, weil er die Eingliederungsvereinbarung nicht unterschreiben wollte. Was daran störte?
Ich weiß es nicht. Und Nachfragen … geht jetzt nicht mehr.
Und die Zukunft? Die Industrie fordert von der Regierung „weniger soziale Wohltaten“ (siehe rt-deutsch).
Also … noch weniger.
Alles klar soweit?
Sonntag, 24.2.2013. Eifel. Sogar am Sonntag geht die Welt den Bach herunter. Dabei hilft: Dirk Niebel, FDP. Er hat eine Lösung des Pferdefleischskandals, der vor kurzem noch so skandalig war, weil dort für Menschen schädliche Medikamentenreste enthalten sein sollen. Laut Spiegel will Niebel das Fleisch den Armen zukommen lassen – deren Degradierung zum Müllfresser der Nation haben ja schon die Tafeln gut hinbekommen. Die Kommentatoren zu dem Artikel hatten bessere Vorschläge: einfach im Kaufhaus offen deklariert verschenken – oder in der Bundestagskantine verbraten. Letzteres gefällt mir sehr gut, wird aber wahrscheinlich nicht durchgesetzt. Dort wohnen die Herrenmenschen, die kriegen nur feinste Kost. Der Müll ist fürs Volk. Sie können sich auch sehr sicher sein, das sich an diesem System nichts ändert, dafür sorgen internationale Verträge. Einer dieser Verträge war der zwischen der EZB und Griechenland. Überraschenderweise verdienen wir gerade an Griechenland supergut: deshalb dürfen die auch nicht aus der EU austreten. Griechenland ist der Goldesel des Finanzsystems, siehe Wallstreet-Journal:
Der umstrittene Kauf von Staatsanleihen zur Entlastung der Finanzmärkte hat der Europäischen Zentralbank im vergangenen Jahr geholfen, den Gewinn erheblich zu steigern. Wie aus dem Jahresabschluss für 2012 hervorgeht, erzielte die EZB Nettozinseinnahmen von 2,3 Milliarden Euro. 2011 waren es 2 Milliarden gewesen.
Davon entfielen 1,1 Milliarden auf Staatsanleihen, die im Rahmen des Securities Markets Programme (SMP) gekauft wurden. Die Zinseinnahmen aus entsprechenden griechischen Anleihen beliefen sich auf 555 Millionen Euro, das ist fast ein Viertel der gesamten Nettozinseinnahmen.
555 Millionen Euro Gewinn. „Fast ein Viertel der gesamten Nettozinseinnahmen“ – gezahlt von einem der ärmsten Länder Europas. Das ist der Geist von Hartz IV – jetzt für ganze Staaten verfügbar.
Jochen Felsenheimer erklärt bei Capital, wie auch Privatanleger bei dem Griechenlanddeal einen guten Schnitt machen können:
(Capital): Konnten Sie es gegenüber Ihren Anlegern denn rechtfertigen, in griechische Staatsanleihen zu investieren?
(Felsenheimer):Ja, denn wir haben in die nach internationalem Recht ausgegebenen Anleihen investiert und fühlten uns mit diesen Papieren juristisch auf der sicheren Seite. Anders als bei den nach griechischem Recht emittierten Bonds ist es bei diesen Anleihen nicht möglich, nachträglich die Position der Gläubiger zu schwächen. Wir haben Geld aus dem CDS erhalten und einen guten Schnitt gemacht. Leider mussten wir die Griechenanleihen dann verkaufen, weil wir keine Position ohne Absicherung halten dürfen. Eigentlich hätte die Papiere gerne behalten, denn Griechenland wird die internationalen Bonds bis zum bitteren Ende bedienen. Schließlich stehen nur noch 4 Mrd. Euro in diesen Anleihen aus. Und wenn diese Zinsen nicht pünktlich fließen, stufen die Ratingagenturen das gesamte Land als „Default“ ein. Sobald ein U-Boot der griechischen Marine dann hellenisches Hoheitsgebiet verlässt, klebt ein amerikanischer Hedge-Fonds einen Kuckuck drauf. Dieses Risiko gehen die Griechen nicht ein.
Deutliche Worte, oder? „Griechenland wird die internationalen Bonds bis zum bitteren Ende bedienen“. Bitteres Ende … für wen? Nun – für die Griechen. Der Griechenlandblog informiert regelmäßig darüber – leider nicht in der Tagesschau. Anstieg der Prostitution in Athen um 1500 %, Jugendarbeitslosigkeit von 62%, ein Drittel der Kinder lebt unterhalb der Armutsgrenze (wie auch in Spanien, Portugal, Italien und Irland), zunehmend werden durch willkürlichen staatlichen Zugriff auf private Bankkonten Leute in den Bankrott getrieben, die rechtsextremen Milizen erstarken.
Zahlen sie nicht, pfänden Hedgefonds die Rüstungsgüter, an denen wir Deutsche so gut verdient haben. Was macht eigentlich so ein Hedgefond mit einem U-Boot? Privatarmeen aufbauen? Diese kleine Andekdote am Rande zeigt, wie schlimm es um die Souveränität großer europäischer Staaten gestellt ist: sie werden Pfändungsgut von Hedgefonds, die dank CDS gar nicht pleite gehen können. CDS sind Kreditausfallversicherungen, die dann einspringen, wenn die faulen Kredite nicht mehr bedient werden – man braucht also gar keinen US-Kuckuck auf griechischen U-Booten. Zahlen die Griechen nicht, zahlen ja die Versicherungen.
Die Summe dieser CDS ist interessant – und kaum zu begreifen: 2008 waren es noch 60 Billionen Dollar. Ja, europäische Billionen, alse echte 60 000 Milliarden. Soviel gefährliche Kredite gibt es in der Welt. Sie entsprachen damals fast komplett dem Weltbruttoinlandsprodukt (siehe Statista). Heute liegen sie bei 32,5 Billionen Dollar (siehe Wiwo).
Herr Felsenheimer erklärt uns das Geschäft nochmal im Detail (wieder Capital):
(Felsenheimer):Die Strategie ist eigentlich ganz einfach: Wir kaufen eine Anleihe eines angeschlagenen Unternehmens, die bezogen auf unseren Einstandspreis zum Beispiel sieben Prozent Zinsen pro Jahr abwirft. Wenn wir nun eine Kreditausfallversicherung finden, die uns nur zwei Prozent pro anno kostet, haben wir fünf Prozent verdient.
(Capital):Das ist zu simpel.
(Felsenheimer):Niemand behauptet, dass wir Atomphysik veranstalten.
Dafür braucht man noch nicht mal Abitur.
Und wer zahlt, wenn den Großbanken (den Verkäufern der CDS) die Beträge für ausgefallene Kredite über den Kopf wachsen? Auf jeden Fall: SIE! Entweder unterstützen sie die Banken durch den Rettungsfond – oder durch die Finanzierung der Arbeitslosen, die diese Banken produzieren. Zehn Prozent der Stellen will z.B. die Commerzbank gerade wieder streichen, weiterer Stellenabbau soll folgen (siehe Wallstreet-Journal).
Da der Staat sein Vermögen aber für die Rettung der Banken von den Kreditausfallversicherungen braucht, muss der Bürger Pferdefleisch essen. Das ist wirklich keine Atomphysik, oder?
Wo in diesem Geschäft aber risikolose Riesengewinne zu verzeichnen sind, bleibt für die Realwirtschaft – die immerhin für den Wohlstand der ganzen Nation sorgen soll – nichts mehr übrig. Die Autoproduktion – eine der ganz großen und wichtigen Säulen unsere westlichen Wirtschaft – erreicht ein historisches Tief, siehe Manager Magazin:
Der Automarkt bricht in der Europäischen Union (EU) einen Rekord nach dem anderen – im negativen Sinn: Im Januar sind so wenig Autos verkauft worden wie noch nie in diesem Monat, wie der europäische Branchenverband Acea am Dienstag mitteilte. Die Zahl der neu zugelassenen Fahrzeuge fiel um 8,7 Prozent auf 885.159 Stück, das war der niedrigste Stand in einem Januar seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1990.
Wo wir alle für die einfachen aber todsicheren Experimente der Anlageberater zahlen müssen, bleibt einfach kein Geld mehr zum Autokauf übrig. Auch nicht für Reiche, denn die Religion der Gier verschont auch sie nicht, wie aktuell der Rummel um den Anlagebetrug von S&K zeigt. Der Berater von S&K, der verurteilte Betrüger Jürgen Schneider, erklärt im Manager Magazin, was von diesen Fondgeschäften in Deutschland zu halten ist:
„Das Fondsgeschäft insgesamt ist überwiegend ein großer Sumpf in Deutschland, mit dem ich nichts zu tun haben will“, sagt er. „Anleger verlieren dort regelmäßig viel Geld, es ist gut, dass die Justiz einmal kräftig durchgreift.“ Der Markt, so Schneider, müsste allerdings auch stärker staatlich beaufsichtigt und kontrolliert werden, insbesondere die Banken, die ebenfalls dieses Geschäft betrieben.
Was macht aber die Bundesregierung, deren Mitglieder uns in der Person des Herrn Niebel das Schummel-Pferdefleisch andrehen wollen? Da muss man nur einen Artikel weitergehen – und man erhält die Antwort, siehe Manager-Magazin:
So wäre es nach den Plänen von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) künftig beispielsweise weiterhin möglich, dass Emissionshäuser geschlossener Immobilienfonds ihre Objekte von Leuten aus den eigenen Reihen begutachten lassen, die keinerlei Qualifikation dafür nachweisen müssen.
Fachleute und Verbraucherschützer laufen Sturm gegen dieses Vorhaben. „Wenn das Gesetz umgesetzt wird, kann ein Fondsinitiator seinen Buchhalter übers Wochenende zum Gutachter machen“, sagt etwa Steffen Sebastian, Professor und Experte für Immobilienfinanzierung von der Uni Regensburg. „Damit wäre der Manipulation Tür und Tor geöffnet.“
Wir können also davon ausgehen, das in Zukunft wieder viele Gefälligkeitsgutachten ausgestellt werden – mit dem Segen der Bundesregierung. Wertlose Schrottimmobilien werden gutgläubigen Bürgern aufgeschwatzt, die leider keine Kreditausfallversicherung bekommen – aber dafür Pferdefleisch. Immerhin können wir aber dann Hinz und Kunz Superkredite aufschwatzen, um der Wohnungsnot zu entkommen, die ebenfalls von der Politik geschürt wurde: bei uns in der Eifel gibt es aktuell keine im Rahmen der Hartz-IV-Gesetzgebung tauglichen Wohnungen (von anderen Gebieten Deutschlands habe ich ähnliches gehört) – der Markt wurde von Polen leergefegt, die im Rahmen der EU-Verträge hier Arbeit suchen … und noch viel mehr werden kommen, weil die Realwirtschaft in Europa am Boden liegt, siehe Christian Schütte in Capital:
Ein Ende der Rezession in der Euro-Peripherie ist bislang nicht abzusehen. Die Folgen spürt auch Deutschland: Durch die schwächeren Exporte, durch eine verschärfte Lohn- und Standortkonkurrenz in der Industrie – und letztlich eben auch durch die verstärkte Zuwanderung von Menschen, die zu dem Schluss gekommen sind, dass sie hier noch allemal etwas Besseres finden als in der alten Heimat.
Und wenn die ständig von Arbeitslosigkeit bedrohten Deutschen dann ihre Kredite nicht mehr bezahlen können und merken, das die so teuer gekauften Immobilien noch nicht mal die Hälfte von dem Wert sind, was versprochen war?
Ich sage nur: Kreditausfallversicherung. Vielleicht auf der Grund, weshalb die Banken die EZB-Kredite nur zögernd zurückzahlen (siehe Wall-Street-Journal).
Währenddessen erkennen wohl nur die so oft verspotteten Altlinken die Gefahr, die für die globale Wirtschaft von dieser Strategie der Weltfinanz ausgeht, siehe WSWS:
Diesen Monat gab es so viele Unternehmensfusionen und Übernahmen wie zuletzt vor dem Finanzzusammenbruch von 2008. Letzten Donnerstag kündigte Berkshire Hathaway, das dem Multimilliardär Warren Buffet gehört, an, den Lebensmittelkonzern Heinz für dreiundzwanzig Milliarden Dollar aufzukaufen. Am gleichen Tag gaben die Fluggesellschaften American Airlines und US Airways Pläne eine elf Milliarden Dollar Fusion bekannt.
Eine Woche davor hatten Michael S. Dell und eine Gruppe von Private Equity-Bankern Pläne bekanntgegeben, den Computerhersteller Dell Inc. für vierundzwanzig Milliarden Dollar zu kaufen. Liberty Global erklärte sich bereit, den britischen Kabelfernsehanbieter Virgin Media für sechzehn Milliarden Dollar zu kaufen.
Die Liste könnte noch weiter geführt werden. Diese Woche kündigte das britische Private Equity-Unternehmen CVC Capital Partners an, dass es die größte fremdfinanzierte Übernahme Europas seit dem Zusammenbruch von 2008 plant.
Bisher kam es dieses Jahr in den USA zu Fusionen und Firmenaufkäufen im Wert von 158,7 Milliarden Dollar, doppelt soviel wie im gleichen Zeitraum im letzten Jahr.
Ausgestattet mir simplen Strategien frisst die Finanzwirtschaft die Realwirtschaft – oder zwingt zu immer größeren „Mergern“. Die Folge: höhere Arbeitslosigkeit, Vernichtung der Marktwirtschaft zugunsten einer hedgefonddominierten und ständig schrumpfenden Konzernoligarchie. Der Markt stirbt. Der Staat auch.
Ist doch auch simpel, oder?
Und was bitte schön soll daran jetzt noch gut sein?
Da ist auch nichts gerettet, selbst wenn – in Deutschland auf Wunsch der Kanzlerin – nur noch selten deutliche Worte zu vernehmen sind. Die Offensive der parasitären Wirtschaftsschmarotzer geht immer weiter, ihrer in der Gesellschaft implementierten Logik kann niemand wiederstehen: verschlechtert sich das Rating, steigen die Zinsen, der Staat wird arm – die Frauen müssen Huren werden, ihre Kinder bekommen Pferdefleisch und die Männer … nun, die werden Obdachlos.
Aktuell berichtet der Spiegel darüber, das Großbritannien – einer der letzten Pfeiler Europas – von den Ratingagenturen auf griechischen Kurs geschickt wurde. Da man an Griechenland so gut verdienen konnte, möchte man natürlich mehr davon. Und die Konjunkturlokomotive USA? Laut Welt unaufhaltsam auf Katastrophenkurs, die „Todeslinie“ rückt immer näher. Können Hedgefonds eigentlich auch U-Boote mit atombestückten Interkontinentalraketen beschlagnahmen?
Wenn das alles so simpel ist – wieso tun unsere gewählten Volksvertreter dann eigentlich nicht ihren Job, den Nutzen des Volkes zu mehren? Es ist ja sehr niedlich, das sie sich Sorgen um den Verbleib des gepantschten Pferdefleisches machen und es gerne den Armen zum Fraß vorwerfen wollen – aber allein bei den Leserkommentaren habe ich viel intelligentere, kostengünstigere und weniger diskriminierende Vorschläge gehört.
Kann man diese Leser nicht zu Ministern machen?
Selbst der verurteilte Betrüger Schneider hat da Vorschläge im Sinn, die Millionen Deutschen helfen könnten, Haus und Hof zu behalten … und den Arbeitsplatz.
Wieso können das unsere Minister nicht?
Die Anwort ist einfach: Hedgefonds versprechen auch Ministern Renditen bis zu 72 Prozent. Und Politiker können durch gesetzgebende Gewalt auch Müll gewinnbringend unters Volks bringen – da herrscht ein gleicher Geist.
Ist doch simpel, oder?
Simpel wie die risikolosen Gewinne der Hedgefonds, die bald dank staatlicher Gewalt auch mit getürkten Immobiliengutachten erzielt werden dürfen – durch diese Geschäftspraxis wurde die letzte Riesenkrise in den USA ausgelöst.
Die war so toll, das wir die jetzt auch wollen.
Die Botschaft unserer Medien ist einfach zu verstehen in den letzten Tagen: bleiben Sie zu Hause, trinken sie Kaffee und warten Sie weitere Anweisungen ab. Draußen warten nur irre Mörder voller „Mordlust“, verrückte Attentäter und zunehmend lästig werdende Arbeitslose. Zur Rettung der Welt kann man nun bei REWE nun „eins mehr für die Tafeln“ kaufen … womit wir den Bürger, den Souverän des Landes, endgültig zum gedemütigten Almosenempfänger machen – wer Pech hat, findet seine Spende direkt neben der Tierfutterbox und weiß, was dieses Land wirklich von ihm hält. Ich weiß, die Aktion ist gut gemeint … „gut gemeint“ ist aber oft das Gegenteil von „gut“. Zu Hause jedoch, wo man seinen Einkauf wohlgelaunt genießen kann, kann man bei der Beantwortung der richtigen Fragen EINE GANZE MILLION einsacken – bei einem Herrn namens Jauch, der offenbar noch viele davon hat – das ist doch besser als sich beim „heißen Herbst der Gewerkschaften“ die Nase abzufrieren.
Die Realität außerhalb der Wohnzimmer wird auch wirklich immer düsterer – wenn man den Medien trauen darf … und nicht nur die schäbige Behandlung des Herrschers dieses Landes, des Bürgers, durch seine Verwaltungsangestellten deutet darauf hin, das einiges im ARGEN liegt.
Irgendetwas scheinen diese Angestellten zu wissen, das die Bürger nicht wissen, sonst wären die nicht so frech.
Dort, in der heilen Welt des Fernsehen, wo Millionen einfach so verschenkt werden, gibt es keine Tafeln, keine Rockerbanden, die mit Frauenhandel immer mehr Geld machen, keine Weltkriegsphantasien amerikanischer Multis – dort ist die Welt gut, heil und gerecht, nur draußen (weit draußen), jenseits der Grenzen von Mutter Merkel haust das Böse, das aber manchmal (häufig mit Migrationshintergrund oder Tafel-Geruch an den Kleidern, oft sogar mit beidem) doch noch ins Land eindringen kann.
Dann aber kommt auf einmal so ein kleiner Stinker daher und mißbraucht das Internet, jenes Geschenk des CIA an die Welt, zur Veröffentlichung von Dokumenten, die dazu geeignet sind, das „heile -Welt -Bild“ unserer Nachrichtenallesfresser in Gefahr zu bringen: Wikileaks heist diese Kloake der Unaufrichtigkeit.
Schlimme Dinge könnte man da laut Welt erfahren:
In Deutschland werden wir wohl erfahren, was die ehemalige und die derzeitige US-Außeninisterin, Condoleeza Rice und Hillary Clinton, wirklich von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), vom SPD-Fraktionsvorsitzenden Frank-Walter-Steinmeier oder von Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hielten und halten.
Wie die US-amerikanische Regierung die Welt wirklich sieht, sollte nie ein Bürger erfahren. Man würde merken, das wir jenseits des Atlantiks keine Freunde haben.
Wie bescheiden die US-Amerikaner deutsche Bundeswehrsoldaten in Afghanistan behandeln, kann man bei Peter Scholl-Latour nachlesen, wenn man will – „Kampf gegen den Terror, Kampf gegen den Islam“ heißt das schon ältere Werk. Die Vernichtungsoffensive amerikanischer Renditeinteressen in Europa trägt gerade große Früchte, 1500 Milliarden Euro wollen wir jetzt für die Banken bereitstellen, um den Zinsdurst der amerikanischen Anleger zu befriedigen – da können die Boni in den USA wieder reichlich fließen.
Es wäre doch schlimm, wenn der Bürger erfährt, das die USA so groß geworden sind weil sie strategisch Denken und nicht nur – wie uns die Medien gerne weis und unsere Politiker uns vormachen wollen – einfach so in den Tag hineinleben. In den achtziger Jahren haben sich die Konzernstrategen überlegt, wie sie an die Gelder unseres Sozialstaates herankommen … und jetzt haben sie sie, dank „Wirtschaftkrise“. In den neunziger Jahren haben sie sich überlegt, wie sie die Bundeswehr zum Kampf für ihr mafiöses Imperium einspannen könnten – jetzt stehen wir weltweit im Einsatz.
Wäre es so schlimm, wenn der Bürger erfahren würde, das nine-eleven unmöglich von Taliban, el-Qaida oder Osama Bin-Laden von Afghanistan aus organisiert worden sein kann (so jedenfalls die Meinung des langjährigen Auslandskorrespondenten des ARD … und die Meinung des russischen Geheimdienstes und der gesamten islamischen Welt)? Wäre es so schlimm, wenn er erfährt, das die Machtelite der USA aufgrund ihrer wirtschaftlichen Basis Zukunft 20 – 30 Jahre im Voraus planen und auf die Gestaltung in ihrem Sinne mit Erfolg hinarbeiten kann?
Natürlich wäre das schlimm, denn die Aktion „Bürgereinschläferung“ war ja bisland extrem erfolgreich. Was früher noch „enttarnte Geheimdienstoperationen“ waren, sind heute „Verschwörungstheorien“. „Die Welt ist ROSA“, so die deutliche Botschaft der Medien für Deutschland. Schon in der Schweiz sieht es anders aus.
In Deutschland jedoch stehen die kritischen Medien schon jetzt „Gewehr bei Fuß“, um im Interesse der „Nationalen Sicherheit“ dem Bürger allzu gräßliche Details zu ersparen. Es wäre doch schlimm, wenn der Bürger merken würde, das er noch Macht hat, das System von Grund auf zu erschüttern. Das kann er jedoch erst dann tun, wenn er das System verstanden hat und die Säulen kennt, auf denen dieses System seine Macht gründet. Damit das nicht geschieht, bilden die Kriegsgewinnler der Medien eine geschlossene Front … immerhin geht es auch um ihren Arbeitsplatz, der komplett durch Konzerngelder finanziert wird – Wer zahlt, befiehlt wird dort jedem Redakteur als Plakette auf die Hand genagelt.
Die britische Regierung bittet jetzt laut Zeit die Medien ganz offen um Selbstzensur – und der Spiegel gehorcht umgehend:
Das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel ist, wie auch die vergangenen Male, an der Veröffentlichung der Akten beteiligt. Wie das Blatt in einem Vorabartikel dazu schreibt, wird es nicht die kompletten Daten zugänglich machen, die Wikileaks erhielt.
Dabei braucht man eigentlich kein „wikileaks“ um zu wissen, was gerade vor sich geht. Bücher dazu gibt es reichlich. Hinter jedem Buch steht ein Mensch, der seine Erfahrungen mit einem teilt – aber wer beherrscht heutzutage noch die Kunst, anderen zuzuhören … möglicherweise über tausende von Seiten.
Anstelle von FREIHEIT, GLEICHHEIT, BRÜDERLICHKEIT, anstelle von WAHRHEIT, GERECHTIGKEIT, WOHLSTAND haben wir BESCHÄFTIGUNG als Sinn unseres Lebens angenommen. Wer keine BESCHÄFTIGUNG hat, hat deshalb nur Unsinn im Kopf.
Wenn wir wüßten, was hinter der Bühne der Medienpolitik alles läuft, könnten wir möglicherweise sehr zornig werden und unserem Leben einen anderen Sinn geben, weil wir von Unfreiheit, Ungleichheit, elitärer Arroganz, von Lügen, Ungerechtigkeit und Armut die Nase voll haben.
Oder wir lernen noch mehr Unsinn, damit wir bei Jauch ins Fernsehen kommen. Wir sehr gut bezahlt, wie man hört.
Mit Erlaubnis des Bloggers „Sozialist“ erlaube ich mir mal, einen kompletten Artikel zu klauen … weil ich finde, das solche Erfahrungsberichte eine größmögliche Verbreitung verdienen. Ich hatte selbst schon mal was über die Tafeln geschrieben, darüber, wie die Unternehmensberatung McKinsey aus Arbeitslosen zweibeinige Biomülltonnen gemacht hat, die den Konzernen ziemlich viele Entsorgungskosten einsparen und zudem noch für ein … „gutes“ Image sorgen.
Was man aber sonst noch dort erleben kann, welche Aspekte sonst noch Übelkeit verursachen … lest selbst. Und wenn das Essen wieder hochkommt: bitte schnell zur TAFEL eilen, die verteilen das dann noch.
Jetzt haut es ganz durch. Als ich diesen Artikel gelesen habe, habe ich nur gedacht, die haben endgültig die letzte Tasse aus dem Schrank rausgehauen. Entschuldigung, aber das musste jetzt mal sein.
Apropos Tafeln. Ich bin ein strikter Gegner solcher Einrichtungen. Hier wird unter dem Deckmantel der Barmherzigkeit Politik gegen die gemacht, die mittlerweile von den Tafeln abhängig sind und nebenbei viel Geld verdient. Das gleiche Prinzip verfolgen die vielen, meist christlichen Hilfsorganisationen.
Als erstes stört mich an den Tafeln, dass sie die Menschen in eine Abhängigkeit bringen und soweit Zufriedenheit herstellen, dass kein Druck entsteht, selbst etwas gegen ihre prekäre Situation zu unternehmen. Zur Not hat man ja noch etwas zu essen. Aber dahinter steck volle Absicht. Das bereitet das Bett für zukünftige Kürzungen. Zur Not gibt es ja noch die Tafeln. Und wie berichtet – Nobelkarosse – ist der Chef der Tafel sicher kein armer und zählt bestimmt zur dortigen „Elite“. Bei solch einer Vorgehensweise und Einstellung sicherlich nicht von der Hand zu weisen.
Und dann die Behandlung bei den Tafeln. Jedenfalls bei denen die ich kenne. Schlimmere Diskriminierung kann ich mir nicht vorstellen. In Argemanier wird kontrolliert ob man wirklich bedürftig ist ob man wirklich Anspruch auf abgelaufene Lebensmittel hat. Auf Lebensmittel die der Gesetzgeber als nicht mehr verkaufsfähig deklariert. Wo ein Deutscher einem anderen etwas gibt, und wenn es nur Abfall ist, muss streng kontrolliert werden. Was würde denn Passieren, wenn man nicht kontrolliert? Würden Massen auftauchen, die kein Hartz IV beziehen? Ist es schlimm wenn einer „unberechtigt“ mal etwas bekommt? Ich meine nein. Lieber einen was geben der es nicht so nötig hat, als allen anderen wieder zu zeigen wer sie sind, ganz so nach Argemanier. Und dann die Ausgabe. Da kann man nicht die Leute aussuchen lassen was ihnen schmeckt, nein. Da wird zugeteilt, muss schließlich alles weg und wo kämen wir denn hin wenn einer eine Banane mehr nimmt, undenkbar. Und die vielen Raffkes, die nur das Beste einstecken und der Müll vom Müll liegenbleibt. Da muss man auf alle Fälle zuteilen. Schließlich muss der Hilfebedürftige fressen was man ihm gibt. Wo kommen wir denn hin wenn sich da noch anspruchsdenken breit macht.
Wer sind wir denn? Wir freiwilligen Helfer, die die sich unentgeltlich jede Woche darum kümmern, dass es überhaupt was zu beißen gibt. Und der Chef der Tafel gibt schon die Richtlinie vor. Kontrolle, Kontrolle und nochmal Kontrolle. Harzies müssen spuren.
Wenn schon Tafeln, dann müsste es auch anders gehen. Ohne Zugangskontrolle und ganz wichtig, Selbstbedienung. Natürlich kann immer jemand darauf schauen, dass ein einzelner eben nicht den ganzen Käse einpackt. Aber ein freundliches Wort würde da sicherlich genügen. Meiner Meinung nach, geht die Diskriminierung schon beim Anstellen in der Schlange los und endet mit dem überreichen der Tüte. Was bitteschön ist gekonnt, wenn zuhause die Hälfte weggeschmissen wird, weil man einige Sachen einfach nicht mag. Das einzige was passiert ist, die Tafel hat Entsorgungskosten eingespart.
Viel wichtiger ist aber die Kommerzialisierung der Tafeln. Sie tragen wesentlich zur Zementierung der Armut bei und helfen bei der weiteren Verelendung. Die Lebensmitteldiscounter sparen eine Menge Entsorgungskosten und alles ist in bester Ordnung.
Und das man mich nicht falsch versteht. Ich habe durchaus Achtung vor der Leistung der vielen tausend Leute, die sich ehrenamtlich für die Tafeln engagieren. Sie geben aus dem Glauben heraus etwas Gutes zu tun, ihr bestes. Und das ist anerkennenswert.
Viele werden mich jetzt hassen oder auch sagen, der hat ja keine Ahnung. Der soll sich mal hier hinstellen und alles live miterleben, dann redet der keinen solchen Blödsinn mehr.
Denen möchte ich sagen, probiert es doch einmal anders. Achtet die Hilfebedürftigen als Menschen und lasst sie selbst auswählen. Das dann was übrigbleibt und entsorgt werden muss ist doch nicht deren Problem. Das Problem muss die jeweilige Tafel lösen. Man stelle sich vor, im Supermarkt bekommt man vorgeschrieben was man zu kaufen hat, weil es grade weg muss. Die Gedanken müssen beim Menschen ansetzen und nicht bei der Ökonomie und bei übertriebenem Kontrollzwang. Dies bezieht sich aber nicht nur auf die Tafeln.