Systemwechsel

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Das alte System ist gescheitert. Bauen wir Neues auf!

 

Seit dem Jahr 2007 beobachten wir nun im verstärkten Maße das Versagen unseres bisherigen Gesellschaftssystems. In einer Zeit, in der vielerorts Geld zu einer Art Gott ernannt wurde, zu einem goldenen Kalb, das die Menschheit wie im Wahn umtanzt, benötigte es erst größere finanzielle Verwerfungen, damit dies vielen Menschen klar wurde.

Die Korrumpierung der politischen Systeme durch private Wirtschaftsinteressen, die skandalösen und oft ekelerregenden Zustände in der Welternährung, Umweltzerstörung und ausufernde Korruption im Energiesektor, massenhafte Zwangsprostitution und massenhaftes Sterben als Folge von Armut und vieles mehr dergleichen, das alles scheinen abstrakte Vorgänge zu sein im Vergleich zur Gefährdung des eigenen Kontostandes.

Trotz aller Sorge ums liebe Geld haben sich die Stunden, die wir in diese Sorge gesteckt haben, jedoch nicht rentiert – wahrscheinlich war diese Zeit die gigantischste Fehlinvestition der Menschheitsgeschichte. Nicht zuletzt durch umfangreiche Debatten im öffentlichen digitalen Raum, wird unser Finanzsystem – so wie es aufgebaut ist – mittlerweile von vielen Akteuren in Frage gestellt. On the long run ist es zum Scheitern verurteilt. Für den deutschsprachigen Raum können wir beispielhaft auch auf folgende Debatten hinweisen:

Aufruf zur Debatte

Staatsfinanzierung als Subvention des Finanzsektors

Kleine Geschichte des Kapitalismus

Von zahlreichen kompetenten Diskutanten wurde in diesen Debatten unter anderem die Erkenntnis zu Tage gefördert, dass die jetzige Praktik der Geldschöpfung, sowie die Logik des Zinses im zeitlichen Verlauf unweigerlich zu einem Kollaps des Währungssystems führen müssen. Diese Erkenntnisse können als gesichert gewertet werden, und wurden bis heute von niemandem glaubhaft widerlegt.

Was wir jedoch statt fundierter Beschäftigung mit den zu Tage geförderten Erkenntnissen um so häufiger beobachten können, sind a) die Verlagerung der Diskussion auf Nebenkriegsschauplätze und b) bewusste Ablenkungsmanöver durch die Massenmedien.

Zu Punkt a)

Wir leben in einer Gesellschaft in der Perfektion zum höchsten Ideal erklärt wurde. Jeder Einzelne unterliegt bewusst oder unbewusst dem Druck, alles immer richtig machen zu müssen. Statt freier Improvisation und dem Vertrauen darauf, dass die Gesellschaft es als Folge dieser gemeinsamen Interaktion schon richtet, folgen wir einem Ego-Wahn der uns glauben lässt, alles bis ins letzte Detail können zu müssen. Detailverliebtheit, Exaktheit und Genauigkeit sind natürlich hohe Güter, aber besonders in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften sehen wir nun, dass sich die institutionellen Vertreter dieser Disziplinen zunehmend selbst ins Abseits schießen.

Geistes- und Sozialwissenschaftler sind besessen davon, immer mehr wissen und erklären zu wollen, und steigern sich deshalb sehr oft in eine theorielastige Phantasiewelt hinein. Mit der Zeit verlieren diese „Wissenschaftler“ dann den Blick für die Realität. Alles was dann nicht mehr in die theoriegeleitete Denkwelt passt, existiert für diese Menschen einfach nicht. Darüber hinaus lernt jeder „Wissenschaftler“ im Laufe seines Berufslebens, sich auf gewisse Teilbereiche zu spezialisieren, wodurch diese Menschen oft die Fähigkeit verlieren, die Welt als ein interdependentes System zu verstehen.

Wenn es keine „wissenschaftliche“ Theorie gibt, die das Kollabieren eines Währungssystems erklärt, kann es für diese Menschen nicht kollabieren. Wenn es keine „wissenschaftliche“ Theorie gibt, die erklärt warum und wie sich seit Beginn des Jahres weltweit Millionen von Menschen zivilgesellschaftlich organisieren, dann existiert für diese Menschen diese Realität nicht. Wenn seit Anfang des Jahres überall auf dem Globus Revolten, Massendemonstrationen, gar Revolutionen stattfinden, erregt dies bei diesen „Wissenschaftlern“ keine besonders große Aufmerksamkeit, sofern sich diese Ereignisse gut mit irgendeiner ihrer Bereichstheorien erklären lassen.

Man könnte diese Beispiele nun ewig weiterführen.

Hinzu kommt jedoch auch der zeitliche Druck, unter dem viele „Wissenschaftler“ stehen. Nachwuchs“wissenschaftler“ sind längst zu geistigen Fließbandarbeitern verkommen, die nur noch in den seltensten Fällen Zeit haben, frei zu denken und über den Zustand der Welt zu reflektieren. Im Regelfall sind Nachwuchs“wissenschaftler“ – gerade in den Sozialwissenschaften – heute kleine, und durchaus bemittleidenswerte Hilfssoldaten im globalen Kampf um die Deutungshoheit über die soziale Wirklichkeit. Traurigerweise realisieren die Betroffenen dies meist jedoch selbst nicht einmal.

Was bleibt ist die Erkenntnis, dass die Menschheit von den institutionalisierten Wissenschaften derzeit nur in den aller seltensten Fällen valide Aussagen über den Zustand der Welt erwarten kann.

Zu Punkt b)

Die Massenmedien glänzen seit Monaten verstärkt durch scheinbar bewusste Täuschung und Irreführung der Leser. Weder werden die zivilgesellschaftlichen Erkenntnisse zur Finanzordnungslogik aufgegriffen, noch wird in angemessenem Maße von den mittlerweile weltweit stattfindenden Demonstrationen und Bürgerbewegungen berichtet. Chile, Malaysia, Griechenland, Spanien, England werden hier nur beispielhaft aufgeführt. Jeder kann sich selbst die Arbeit machen und sich einen Überblick über den globalen zivilen Ungehorsam verschaffen.

Als konkretes Beispiel: Dieser Protestaufruf aus Griechenland von Ende Juni belegt, dass sich in Griechenland längst hunderttausende Menschen basisdemokratisch organisieren: Protestaufruf aus Griechenland

In den großen Medien wird dies ignoriert, stattdessen wird der Fall Griechenland meist nur aus Sicht von Finanzmarktakteuren behandelt.

Ebenfalls ist seit einiger Zeit zu beobachten, dass Personalien (Strauss-Kahn, Leo Kirch, etc.) übermäßig aufgebauscht werden. Hierdurch wird die breite Masse wieder einen Tag abgelenkt, man hofft so, die Systemfrage aus dem gesamtgesellschaftlichen Diskurs heraushalten zu können. Eine sehr interessante Darstellung der Strategien der Manipulation in den Medien, findet sich übrigens hier: 10 Strategien der Manipulation

Hintergründe zum Thema „Die Medien als Herrschaftsinstrument“ sind hier aufbereitet: Strategien der Meinungsmache

Beobachtet man diese Entwicklungen, so kann man eigentlich nur zu einem Schluss kommen: Der Glaube und das Vertrauen in die institutionalisierten „Wissenschaften“ und die etablieren Massenmedien sind völlig unberechtigt. Warum dies so ist, liegt ebenfalls auf der Hand: Etwas das Teil eines Systems ist, kann und wird dieses System nicht bis zur letzten Konsequenz in Frage stellen. Die Akteure in diesen Teilsystemen sind sozusagen auf einem Auge blind.

Es lässt sich jedoch auch beobachten, dass sich auch in Deutschland längst Millionen von Bürgern entschieden haben, selbst Verantwortung zu übernehmen. In Anlehnung an die spanischen und griechischen Protestbewegungen manifestiert sich der Wunsch „Echte Demokratie jetzt!“ auch in Deutschland zunehmend in den Köpfen der Bevölkerung.

Ob bei den Protesten gegen das Bauprojekt Stuttgart 21, ob bei der massiven Empörung der Anti-Atomkraftbewegung oder auch in zahllosen Debatten im virtuellen Raum: Die Zivilgesellschaft zeigt Engagement und es ist längst klar, dass derart motivierte Menschen die besseren Wissenschaftler, die besseren Journalisten und die besseren Politiker sind, als jene, die in einem gescheiterten System aus Macht-, Prestige- und Verdienstzwecken diesen Tätigkeiten nachgehen.

Es gibt keinen Grund mehr noch länger am Alten festzuhalten.

Mit Dank an:

Florian Hauschild – le bohémien

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