Suizid

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Warum die Impfung nicht bloß schnöder Selbstmord ist – Das unterbewusste Motiv der Massen

Warum die Impfung nicht bloß schnöder Selbstmord ist - Das unterbewusste Motiv der Massen

Viele sind ja derzeit ratlos und raufen sich die Haare darüber, in welchen Massen die Bürger dem leitmedialen Sog folgen und in die Impfstraßen pilgern, um sich eine experimentelle Substanz injizieren zu lassen, von deren Folgewirkungen sich die Hersteller vollkommen freistellen haben lassen. Mit gutem Grund. Wie ich von Ärzten erfahren habe, die unmittelbar im Impfgeschehen drinnenstehen, sind diese Nebenwirkungen nämlich derart vielfältig, dass die von den Krankenkassen vorgesehenen Eingabefelder zur EDV-Erfassung zu deren Dokumentation gar nicht mehr ausreichen. Die Ärzte hätten auch kaum Zeit, um auch nur einen Bruchteil der Fälle zu melden. Viele würden solche Meldungen auch bewusst unterlassen, um nicht „aufzufallen“.

Und wir reden bei diesen Nebenwirkungen, die laut WHO-Facebook-Disclaimer „in den meisten Fällen mild“ sind, nicht bloß von Kopfweh u. dgl., sondern vom Auftreten schwerer neurodegenerativer Erkrankungen, Thrombosen, Leukämien etc. in unmittelbarer zeitlicher Folge zur Impfung. Auch bei Patienten, die zunächst freudig berichtet haben, dass sie die Impfung „gut vertragen“ hätten.

Dass man mittlerweile aus offiziellen Daten weiß, dass die geimpften mRNA-Lipidpakete – entgegen der ursprünglichen Beteuerung der Impfstoffhersteller – in praktisch alle menschlichen Organe inklusive Gehirn, Rückenmark und Fortpflanzungsorgane gelangen und dort mit ihrem Werk beginnen (der Ausschüttung eines humantoxischen Spikeproteins). Dass es inzwischen Studien gibt, wonach das Immunsystem von mRNA-Geimpften „komplex reprogrammiert“ werde und eine schwächere Abwehr gegenüber anderen Viren aufweist: Sei’s drum. Oder mit den Worten des Chefs der Techniker-Krankenkasse, Jens Baas, nachdem ihn die Impfung flachgelegt hat: „Ich habe mich beim beim Kranksein noch nie so gut gefühlt.“

Dazu ein Netzfund (catwise.de): „Wir haben es endlich geschafft, einen erfundenen Mangel zu einem realen Vakuum zu machen und darin unterzugehen. Wir haben es geschafft, uns eine nicht-existente Krankheit einzureden und uns dann mit einer Impfung gegen sie tatsächlich qualvoll zu töten. Das ist viel mehr als bloß ein schnöder Selbstmord. Das ist Kunst! Es ist die ultimative Meisterschaft des Märtyrers: als Opfer seiner eigenen Erfindungen zu sterben und es nicht einmal mehr zu verstehen …“


P.S.: Nein, so dumm sind die Konzerne natürlich nicht, dass sie um 5 Milliarden Euro Impfstoffe entwickeln, an denen die Menschen dann schlagartig umfallen. Manche tun das zwar, aber diese Umfaller werden in marktkonformer Demokratie für das größere Gute gerne in Kauf genommen. Und ich bin auch realistisch genug um zu wissen, dass es keinen Mangel an evidenzbasierten Erklärungen und maßgeschneiderten PCR-Tests geben wird, um das Siechtum und die rätselhaften unheilbaren Krankheiten zu erklären, die in den nächsten Jahrzehnten unter mRNA/Vektor-Geimpften endemisch um sich greifen werden.

Und nein, natürlich sind aufgeklärte Bürger, die Spaß haben wollen, nicht so dumm, sich durch eine Spritze freiwillig krank machen zu lassen. Was momentan an scheinbarer Irrationalität abläuft, kann man nur verstehen, wenn man das Unterbewusste miteinbezieht. Wie schon der Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud gesagt hat: „Das Unterbewusste ist schlauer“ – es führt immer diejenige Konfliktsituation herbei, die tief im Innern schlummert. Und unterbewusst hassen die Bürger das Leben in einer neoliberalen Leistungsgesellschaft, wo sie tagsüber in einem proftorientierten Hamsterrad strampeln und sich abends mit Pissbuden-Entertainment abfüllen lassen. Auch wenn sie äußerlich eifrig damit beschäftigt sind, in diesem System „Karriere“ zu machen, wissen sie insgeheim, dass sie so ein System kaputt macht. So wie der Kabarettist Roland Düringer sagt, würden wir langsam aber sicher zu „wohlstandsverwahrlosten Schwammerln“ werden. Es ist daher ein unbewusstes, aber umso effektiveres Destruktionsprogramm, das derzeit abläuft: Die wohlstandsverwahrlosten Bürger bringen sich um ihre eigene Existenz, die sie vom Standpunkt des äußeren Egoismus niemals hergeben würden und an der sie sich sogar festkrallen. Doch der wirtschaftliche Niedergang wäre nicht genug, um zur Einsicht zu kommen. Es braucht auch noch einen Torpedo in gesundheitlicher Hinsicht. Diesen Wrackschuss holen sich die Massen jetzt bei der Impfung.

Was nun auf uns zukommt, wird zwar tragisch, aber es wird uns auch die Borniertheit nehmen, die uns ansonsten schleichend in den Abgrund geführt hätte. Wie sagt man so schön: Erst in abgebrannten Ruinen wird wieder der Blick zum Himmel frei.

Das ganze Spiel ist natürlich nicht ungefährlich, sondern ein Spiel mit dem Feuer. Denn global agierende politisch-konzernwirtschaftliche Interessensverbände arbeiten daran, die Zerstörung zu nutzen, um ein noch kälteres, digitales Kontrollsystem zu errichten. Doch das wird ihnen nur gelingen, wenn sie es schaffen, uns vollends zu spalten. Um das zu verhindern, sollten wir aufhören, einander zu grollen. Auch nicht denjenigen, die jetzt wie schlafwandelnd in die Impfstraßen pilgern und sich den finalen Rettungsschuss holen. Man sollte ihr tieferes Motiv wertschätzen. Sie opfern ihre Gesundheit und einige auch ihr Leben, um das für uns alle unerträglich gewordene, lt. Jean Ziegler „kannibalische“ System zum Einsturz zu bringen. Und dieser Einsturz steht jetzt bei ca. 50% Durchimpfungsrate bereits fest. Kein Sozialsystem wird fähig sein, das was nun an Krankheit, Berufsunfähigkeit und Invalidität auf uns zukommt, aufzufangen.

Doch auf uns, die wir uns nicht impfen lassen, wartet noch eine viel schwerere Aufgabe: Wir werden aus den Trümmern etwas ganz Neues, Menschengerechtes aufbauen müssen. Außerdem wird es unsere Aufgabe sein, diejenigen aufzufangen, die sich impfen haben lassen und dann nicht mehr für sich selber sorgen werden können. Es braucht also beide Gesellschaftsgruppen, um das ansonsten unbezwingbare Schlachtschiff des Neoliberalismus zu besiegen: Diejenigen, die sich nun in einen Kamikazeflieger setzen und in den Sturzflug übergehen. Und diejenigen, die sich der Impfung enthalten, um nach dem Untergang der Titanic eine neue Zukunft aufzubauen.

Bild: Pixabay/CC0

Basta Berlin (Folge 67) – Bleibender Schaden: Vereinsamung, Impfung, Suizid

Das #Coronavirus tötet. So heißt es tagtäglich seitens Politik und Medien. Doch zumeist unerwähnt bleiben die so genannten „Kollateralschäden“ der #CoronaMaßnahmen: Vereinsamung, Selbst-Isolation, verschobene OPs, häusliche Gewalt und #Suizid. Das werden wir heute ändern. Und auch die Impfstoffe und deren mögliche Nebenwirkungen nehmen wir unter die Lupe.

SNA Radio-Moderator Benjamin Gollme und SNA News-Politikchef Marcel Joppa widmen sich in der heutigen Folge den Schattenseiten der #Corona-Politik. Denn während deutsche Leitmedien hauptsächlich Covid-19-Todeszahlen und überfüllte Intensivbetten präsentieren, schauen wir auf das gesamte Spektrum der Corona-Auswirkungen. Senioren in Altenheimen spüren massive Vereinsamung, Kranke müssen wegen abgesagter Operationen Schmerzen erleiden, verängstigte Menschen isolieren sich in den eigenen vier Wänden, versuchte Suizide und häusliche Gewalt nehmen zu. Rettung soll ein Impfstoff bringen, der in einigen Fällen jedoch selbst schlimme Auswirkungen haben kann. Basta Berlin – der alternativlose Podcast. Fakten ohne Scheuklappen.

Wie Deutschland seine Leistungselite vernichtet

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Sonntag, 17.2.2019. Eifel. Deutschland – ein Land in dem wir gut und gerne leben. So lautet jedenfalls die Parole, die man aufzusagen hat, wenn man gefragt wird. Hier ist alles gut, hier ist alles wunderbar, hier ist alles Gold, was glänzt. Alle sind fleißig, alle sind tüchtig, alle senken ergebendst ihr Haupt vor der Obrigkeit, was diese huldvoll annimmt. Obrigkeit – das sind Spitzenpolitiker, Verbandsfunktionäre, angestellte Konzernlenker, Kirchenfürsten, Medienleute – kurzum: alles, was nur irgendwie „oben“ ist. Und dieses „Oben“ hat sich gut eingereichtet, es ist permanent im Gespräch, weil sie Medien nur auf sie konzentrieren. Wer weniger auffällt sind jene Menschen, die sich das Leben nehmen, weil sie dieses Land einfach nicht mehr aushalten – so wie jüngst erst eine 11-jährige in Berlin (siehe Focus).

Das muss man sich mal vorstellen: Selbstmord mit 11 Jahren. Suizid von Kindern ist die Bankrotterklärung einer Gesellschaft – nur vom Hörensagen kenne ich Berichte, dass dies eine Erfindung der Neuzeit ist: Kindersuizid. Suizid ist generell ja ein differenziert zu betrachtendes Thema: für japanische Samurai ist die Selbsttötung höchste ehrenhaft – und ähnliches hörte ich auch aus dem Management (ein ziemlich alter Artikel im Spiegel, der mir grob in Erinnerung ist) … das man bei Versagen sich besser das Leben nimmt. Doch Kinder? Entwickeln in dem Alter das erste Mal rationale Konzepte vom Tod – die meist noch von Angst geprägt sind (siehe grin.com). Wie groß muss die Angst sein, dass sie die Angst vor dem Tode – dem absolut Ungewissen, dem Nichts – überwindet und jenen Zustand erstrebenswerter findet als das Leben selbst? Zumal ein Leben, kaum begonnen hat, dessen Verlauf man überhaupt nicht abschätzen kann, das noch viele Freuden und glückliche Momente bereit gehalten hätte?

Der Grund für den Suizid bei diesem 11-jährigem Mädchen wird im „Mobbing“ gesucht. Schule – das ist unter Kindern allgemein bekannt – ist kein Zuckerschlecken. Pausenzeiten sind oft weitgehend rechtsfreie Räume, dass in unsere Ordnung das Gewaltmonopol beim Staat liegt, scheint vielen Eltern unbekannt, die ihren Kindern erstmal irgendeine Form von Nahkampfausbildung angedeihen lassen – Aikido, Judo, Jiu-Jitsu, Karate, Boxen – bevor sie sie auf die Straße loslassen … wo solche Ausbildungen dann auch schnell zu Taten werden. Natürlich nur aus Gründen der Selbstverteidigung. Die letzten Weltkriege wurden aus genau denselben Gründen gestartet: der Selbstverteidigung. Ich nehme mal an, dass dies für alle Kriege gilt.

Auf jeden Fall gilt es für die Sozialkriege des beginnenden 21. Jahrhundert, die in Deutschland starteten, nachdem die USA mit ihrem „workfare“-Konzept den Weg vorzeichneten: fortan galten die Schwachen nicht mehr als schwach sondern als dumme Schuldige, vor deren Gefräßigkeit sich der Start zu schützen hatte – was er dann auch tat. Mit aller Gewalt wurden „Arbeitslose“ psychisch unter Druck gesetzt, sozial geächtet, als seien sie alle Mörder, Vergewaltiger und Kinderschänder und hinsichtlich ihrer sozialen Sicherheit weit unter diese Tätergruppen eingestuft: während die Straßgefangenen noch regelmäßige Mahlzeiten, Obdach und ärztliche Versorgung erhalten, wurde das den Arbeitslosen nach Bedarf und Willkür völlig gestrichen – was niemanden je groß störte. Nur vereinzelt gab es noch Kritik.

Auf der anderen Seite standen dann die „Leistungsträger“ – worunter man genau genommen nicht jene verstand, die wirklich eine messbare Leistung erzielten sondern jene, die einfach viel mehr Geld zugeteilt bekamen als andere. Ja: richtig gelesen: zugeteilt. Jeder in Deutschland – von der Kanzlerin über den CEO der Konzeren bis hin zum Sozialleistungsempfänger bekommt jeder Geld zugeteilt. Von anderen – die das so bestimmt haben. Eine kleine Ausnahme sind Unternehmer, „Selbstständige“, wo noch ein gewisser Prozentsatz wirklich das Geld erwirtschaftet, dass auf seinem Konto ist. Unternehmer – nun, sie gelten uns als das Rückgrat der Wirtschaft, ihr Ideenreichtum, ihre Schaffenskraft, ihre Einsatzfreude halten das Land am Leben … so könnte man meinen. Mal abgesehen davon, dass in diesem Land nur jener Unternehmer werden kann, der Geld von anderen für seine Ideen bekommt (z.B. von Banken oder Investoren) gehört zum Schritt in die Selbständigkeit ja auch ein gewisser Mut, denn: auf einmal ist man für alles selbst verantwortlich. Angestellt bei einer großen Firma ist das schon schöner – man kann locker mal zwei Wochen krank sein, während der Selbstständige sich das gar nicht leisten kann – vor allem nicht in der Aufbauphase. Und was man auch nicht oft sieht: die meisten scheitern. Uns lehrt man nur die Erfolgsgeschichten „vom Tellerwäscher zum Millionär“, die vielen Misserfolgsgeschichten erzählt man nicht so gern … und viele davon enden in der Tat tödlich.

Eine dieser Geschichten habe ich heute mal mitgebracht. Es geht in der Tat auch um Suizid. Der Grund jedoch ist nicht Mobbing, nicht Krieg oder schmerzhafte Krankheit, nicht Liebesleid oder Todessehnsucht sondern … die Krankenkasse.  Also: die private Krankenversicherung. Eine Versicherungsart, die niemand braucht, die aber vor vielen Jahrzehnten eine Marktlücke entdeckt haben – eine Lücke, von der man schon damals wissen konnte, dass sie nicht weit tragen kann. Kernidee war: wir sondern einfach die jungen, gut verdienenden, gesunden Menschen aus dem normalen Krankenkassensystem aus – und weil die jung und gesund sind, viel verdienen (ergo in der Theorie auch viel arbeiten müssen) können die sich Krankheit gar nicht leisten, haben kaum Zeit zum Arzt zu gehen und so macht man für ein paar Jahre ein sehr gutes Geschäft. Das dieses Geschäft nicht ewig währt, kann man sich denken, denn: auch Unternehmer werden irgendwann krank. Haben sie – wie man es von Unternehmern erwartet – Millionen gescheffelt, ist das für sie privat kein großes Problem – doch nur die wenigsten Selbständigen kommen in den Genuss von Millionen – immerhin haben wir eine Wirtschaftsordnung des Fressens und Gefressenwerdens – ohne zehn Verlierer kein Gewinner.

Vierzig Jahre später merken auch die letzten, dass das ganze System der privaten Krankenversicherungen womöglich sein Ende erreicht hat – und manche zu Millionären machte (siehe Stern). Man könnte nun erwarten, dass jene, die dieses System ersonnen, das System auch mit ihren privaten Finanzen unterstützen … doch die sind wohl fein ´raus, haben mit Versicherungen für kerngesunde junge Mitmenschen Millionen gemacht – und sich dann fein verabschiedet um nicht die Situation zu erleben, wenn diese Menschen älter werden … und auch mal was nicht so gut funktioniert.

Eines ihrer Opfer hat sich nun zu seiner Leidensgeschichte bekannt. Auch er ist auf die Verlockungen der schnicken Werber hereingefallen, sah die niedrigen Beiträge und sah darin eine Chance, seinen  Unternehmensaufbau leichter zu machen. Hören wir ihm doch mal zu:

„Meine private Krankenversicherung treibt mich in den Suizid

Ich bin seit über 40 Jahren selbständig. Der Anfang meiner Selbständigkeit war mit schwierig noch sehr milde ausgedrückt. Ich lebte über 10 Jahre von der Hand in den Mund. An eine Krankenversicherung war nicht zu denken.

Erst nach 10 Jahren hatte ich dann mal einen Job als Subunternehmer, der ein auskömmliches Einkommen mit sich brachte. Meine Zähne waren in einem katastrophalen Zustand und mußten dringend behandelt werden.

Der Zahnarzt, bei dem ich in Behandlung war, empfahl mir einen Versicherungsvertreter. Bei diesem schloß ich dann einen Vertrag über eine private Krankenversicherung ab. Der damalige Beitrag betrug damals ohne jegliche Selbstbeteiligung in der ambulanten/stationären Behandlung 280 DM oder auf heute gesehen 140 EUR. Nur bei Zahnersatz gab es eine Selbstbeteiligung von 25%.

Nennenswerte Beitragserhöhungen gab es in den ersten 10 Jahren nicht.

Anfang der 2000er Jahre änderte sich dies. Die Beiträge stiegen und stiegen. Ich war irgendwann bei einem Monatsbeitrag von 400 EUR (800 DM) und zog die Reißleine, in dem ich den Vertrag in Bezug auf die Leistungen auf das Niveau der GKV absenkte und eine Selbstbeteiligung in der ambulanten Behandlung vereinbarte. Diese Selbstbeteiligung lag damals bei ca. 1.500 EUR und damit erreichte ich wieder einen Beitrag von 140 EUR. Das war auch bitter nötig, weil sich mein Einkommen rapide verringerte. Ich lebte damals bereits von meinen Ersparnissen….

Es nutzte aber nichts der Beitrag stieg weiter. 180 EUR, 210 EUR, 250 EUR…..ich vereinbarte die höchst mögliche Selbstbeteiligung von 2.700 EUR. Es half alles nichts der Beitrag explodierte in den Jahren 2015 -2017 geradezu. Zuletzt sollte ich 410 EUR bei 2.700 EUR zahlen….

Das heißt ich soll erst einmal rund 7.600 EUR abdrücken, bevor meine PKV für ärztliche Leistungen (ambulante Behandlung) auch nur einen Cent bezahlt…..

Ein vergleichbarer Beitrag in meiner finanziellen Lage kostet in der GKV gerade mal 175 EUR ohne jeglichen Selbstbehalt versteht sich……

Im März 2018 war ich dieser finanziellen Belastung nicht mehr gewachsen. 2017 war bereits die Hölle, denn ein rücksichtsloser Mensch der sich als meinen Freund ausgab (ich kannte ihn damals 35 Jahre) erbte von meiner Vermieterin die Wohnung in der ich lebte. Er erklärte mir mit der Todesnachricht das meine Vermieterin gestorben sei, daß er mir leider kündigen müsse….

Für mich hätte das Wohnungslosigkeit bedeutet…..

Ich wehrte mit meiner letzten Kraft eine Klage gegen mich ab, die dieser „Freund“ gegen mich beim Amtsgericht erhob….

Meine letzten Ersparnisse schmolzen dahin. Ich bekam Hilfe von meiner ehemaligen Lebensgefährtin, die mir einen Betrag monatlich als Darlehen überwies, von dem ich Miete und Leben finanzierte. Das waren ca. 650 EUR/Monat. Ich konnte wählen, ob ich die Wohnungsmiete oder den Beitrag für meine private Krankenversicherung bezahlte….

Ein Dach über dem Kopf war mir wichtiger, als das Bedienen eines Betrugsmodells, als das ich die private Krankenversicherung heute ansehe. Sie treibt die Versicherten vorsätzlich und wissentlich im Alter in den Ruin. Dieser Tatbestand des Betruges wird seit über 20 Jahren vom Bund der Versicherten öffentlich angeprangert. Ergebnis dieser Kritik ist ein Wegducken der Verantwortlichen in der Politik….

Ich teilte Mitte April 2018 der DKV per FAX mit, daß ich zahlungsunfähig sei und sie den Beitrag auf Notfalltarif umstellen sollen. Von Seiten der DKV gab es darauf keinerlei Reaktion. Nicht einmal eine Mahnung…

Anfang Januar bekomme ich Post vom „Landesamt für Soziales Jugend und Versorgung“ . Oooh ich dachte schon vor dem Öffnen des Briefes da käme jetzt endlich Hilfe. Ne, weit gefehlt, dieses Landesamt für „Soziales“ teilt mir mit, daß man ein Bußgeldverfahren gegen mich betreiben würde, weil ich meine private Pflegeversicherung (Bestandteil des PKV Beitrages ca. 35 EUR) über 6 Monate nicht bezahlt hätte. Das ich nicht krankenversichert bin und meine Zahlungsunfähigkeit gegenüber der DKV erklärt hatte, interessiert dieses Amt überhaupt nicht….

Am letzten Samstag dann zwei Briefe unbekannten Absenders im Kasten. Es sind Briefe der Anwälte der DKV. Sie fordern von mir 2.500 EUR. …..und drohen mit Klage….

Meine bislang übertünchten Depressionen und Suizidgedanken sind schlagartig zurück…..es ist diesen Betrügern völlig egal auf einem Menschen zu treten, ihn zu zertreten, ihn in den Suizid zu treiben…..

Ich lebe in einer asozialen Welt, in einem asozialen Land, in einer asozialen Gesellschaft und ich weiß überhaupt nicht wofür ich noch lebe……warum ich noch kämpfe…..

Es ist ein asoziales Drecksland, was immer mehr Menschen auf dem Gewissen hat“

Dieser Mensch – nennen wir ihn Günter, weil er auch so heißt – weiß noch nicht, dass ihm auch Gefängnis drohen kann. Zufällig kenne ich da einen anderen Fall, der nicht namentlich genannt werden möchte und weit unter dem Existenzminimum lebt, weil er … noch Krankenkassenbeiträge nachzahlen muss. Auch mal privat versichert gewesen, aber Hartz IV schützt halt nicht vor Beitragszahlungen – die vom Amt nicht vollständig übernommen werden. Zahlt man nicht, weil man lieber isst, dann: droht Gefängnis. Knallhart. Und da nicht alle Gefängnisse so mögen (weil da eben auch diese Mörder, Vergewaltiger und Kinderschänder gehäuft auftreten, denen man nie das Existenzminimum kürzen könnte), lebt man lieber unter dem Existenzminimum. Gefängnis? Ehrlich? Nun – es gibt saftige Strafzahlungen für jene, die ihre Beiträge gar nicht zahlen (siehe Krankenkassenzentrale) … und bei Strafen ist dieser Staat nicht zimperlich. Man kann diese dann entweder zahlen – oder eben mit gewissen Tagessätzen „absitzen“.

Wie viele dieser Fälle gibt es in Deutschland? Hunderttausende. Von allen gelobt und gepriesen, wenn der Laden gut läuft. Von allen ins Loch geworfen – tiefer noch als die normalen Arbeitslosen – wenn es nicht mehr so gut läuft – egal warum. Das System der privaten Krankenversicherung soll in wenigen Jahren komplett vor dem Aus stehen (siehe auch oben: Stern), die Rechnungen dürfen mal wieder die kleinen Leute zahlen.

Das ist jenes Land, von dem wir immer wieder sagen sollen, dass wir gut und gerne in ihm leben. Ein „Hurra“ der Kanzlerin! Immer mehr können in diesem Land nicht mehr leben … und wagen lieber den Weg ins Ungewisse, in den Tod. Und die Politik – trinkt darauf erst nochmal einen Champagner bei der nächsten Sitzung.

PS: Günter lebt noch. Ich habe die Erlaubnis, eine Kontaktadresse zu veröffentlichen: 2580@gmx.de Vielleicht findet ja jemand tröstende Worte – oder kennt einen Weg aus der Misere. Und wer noch mehr Zahlen haben möchte: da wird auch schon mal bei einer sechsköpfigen Familie verlangt, dass sie von 1800 Euro leben. Im Jahr, nicht im Monat – nicht, dass Sie jetzt anfangen zu träumen. 

Der Verrohung der deutschen Gesellschaft

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Montag, 20.9.2018. Eifel. Was für eine Welt, in der wir leben. Wirkt oft völlig irre, andererseits scheint alles nach Plan zu laufen – weil nirgendwo Alternativen zu den echten Problemen in die Tat umgesetzt werden. Deshalb darf man langsam darauf schließen, dass alles so gewollt ist wie es gerade ist. Wir könnten jetzt natürlich mal übers Wetter reden – aber selbst das ist politisch inzwischen riskant. Ganz schnell wird man „Klimaleugner“ – ein Wort, dass in Sinngehalt und Wirkung den früheren Begriff „Jude“ ersetzt hat. Ich durfte das selbst erleben, als ich ein paar Worte über das Wetter verlor und mich unversehens rechtfertigen sollte, dass so viele Klimaleugner kommentierten. Hintergrund war eigentlich etwas ganz anderes: meine Verwunderung darüber, dass – nach einem der trockendsten Sommer der Geschichte – die Befürworter des menschengemachten Klimawandels nicht umgehend zum Sturm bliesen sondern verwunderlich reagierten: statt viele Artikel über den nun offenkundig erlebbaren Klimawandel zu schreiben, kamen eher Artikel, die uns versicherten, dass a) alles ganz normal und b) alles früher viel schlimmer war, zum Beispiel 2003, 1904 und das Schlimmste war überhaupt 1540 (siehe Spiegel). Elf Monate kein Regen – und das kann sich wiederholen.

Ich frage mich nun einfach ganz normal: ja, gibt es denn jetzt diesen menschengemachten Klimawandel oder ist einfach alles ganz normal? Nach meinen bisherigen Eindrücken hat einfach niemand wirklich eine Ahnung von dem Klima und Nachrichten werden willkürlich ja nach Tageslage platziert: geschieht nicht viel, pumpt man die Theorie vom menschengemachten Klimawandel in die Massen, wird dieser Wandel aber erlebbar, gibt es wieder Beruhigungsfunk. Klar: die Bundeskanzlerin hat sich ja auch von den Klimazielen verabschiedet. Geht auch nicht anders: seit dem der Diesel der neue Nazi ist, können wir die Klimaziele sowieso nicht mehr erreichen – und für die E-Autos bräuchten wir 20 neue Kohlekraftwerke. Wir hätten also auch wieder gute Aussichten auf die guten alten Dunstglocken über den Städten, an die ich mich noch gut erinnern kann.

In der Eifel hat man schon den Eindruck, dass das Klima sich ändert: zum ersten Mal wurden unsere Nachbarn aufgefordert, ihren Wasserverbrauch zu reduzieren (siehe ksta). Erinnert mich an den Fall der jungen Mutter mit achtjährigem Sohn, der man in diesem Höllensommer das Wasser abgestellt hatte – was ja für alle verständlich sein soll, weil sie ja drei Mahnungen erhalten hat. Ich frage mich, welche lebensbedrohenden und menschenfeindlichen Maßnahmen man noch alle verstehen soll, nachdem drei Mahnungen eingegangen sind. Die Geschichte geht übrigens noch weiter: viele hilfsbereite Menschen sprangen ein und wollten die Rechnung begleichen. Nur: die Retter erwartete eine Überraschung (siehe Pfälzer Merkur): anstatt 183 Euro waren es auf einmal 326 Euro: angesichts der Tatsache, dass auf einmal Geld da war, wollte man schnell noch „Gebühren“ draufsetzen. Gut, dass sich die Bürger davon nicht abschrecken ließen: man hätte das kleine Kind in einem selten verrohtem Akt verdursten lassen, um seine Prinzipien und seine Geldgier durchzusetzen.

Es ist etwas, dass mich sowieso seit der Aktion mit Madame Ché zusehends verwundert: wann immer ein Mensch kein Geld mehr hat, um seine Rechnungen zu bezahlen, werden erst mal „Gebühren“ erhoben, die das ohnehin zu knappe Budget noch zusätzlich überfordern. Welchen Sinn macht so etwas nur? Erinnert an den Sklaventreiber, der seinem Sklaven noch mehr Last aufbürdert – als Strafe dafür, dass dieser auf dem Weg unter der bisherigen Last zusammengebrochen ist.

Welcher Geist steckt eigentlich hinter solchen Taten, welcher Ungeist brütet diese Ungeheuerlichkeiten eigentlich aus – und zu welchem Zwecke? Nun – wer sich diese Fragen stellt, wandelt in die Ablage „Verschwörungstheoretiker“. Diskutiert wird nicht mehr, es wird gehorcht! Endlich wieder!

Das man nicht mehr fragen darf, erfuhr auch der damalige Verkehrsminister Manfred Stolpe, als er bei den Konzernen wegen Toll-Collect nachfragte. Unangemessen seien seine Fragen – und dumm, so hieß es (siehe Zeit). Man sollte wohl in Zukunft doppelt vorsichtig sein, wenn die Abkassiererkonglomerate aus Wirtschaft und Politik Fragen als „dumm und unangemessen“ titulieren (oder eben auch als: Verschwörungstheorie), denn: der Herr Stolpe hatte Recht mit seinem Misstrauen. Nun tauchen Berichte von hunderten von Millionen Euro auf, die dem Staat aus der Tasche gezogen wurden – illegal (siehe FAZ): welch´ Überraschung. Vernünftigerweise sollte man in Zukunft jeden, der sich über Verschwörungstheoretiker aufregt, einer genaueren Untersuchung unterziehen: seine Ablehnung gegen nachdenkliche, nachfragende und selbst recherchierende Menschen resultiert womöglich (oder darf man schon sagen: mit Sicherheit) aus der Tatsache, dass er Leichen im Keller hat.

Es würde mich auch interessieren, mit welcher gesetzlichen Härte die Täter zu rechnen haben. Ich fürchte ein wenig: mit gar keiner, denn immerhin gab es ja auch Rückendeckung von Seiten der Politik. War ja ein Gemeinschaftsprojekt von Politik und Wirtschaft. Und eine Krähe hackt … ach, lassen wir das.

Wer nicht zu den Krähen gehört, wer kein Geld hat, hat weniger Glück. Leider. Lange Zeit habe ich es für einen schlechten Witz gehalten, dass man inzwischen Schwarzfahrer ins Gefängnis steckt. Immerhin hatte ich ja meine Erfahrungen: jene Banker, die in der Finanzkrise Staat und Menschen um Milliarden gebracht haben, sind ja auch immer noch auf freiem Fuß – wie will man denn da den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit bewahren? Und doch musste ich umdenken: 40 Prozent aller Betrugsfälle deutscher Gerichte beziehen sich auf „Schwarzfahren“ (siehe Deutschlandfunk), 2016 saßen 7600 Menschen wegen Schwarzfahren im Gefängnis (siehe Main-Ding). Die Zahl der Banker, die wegen Anlagebetrug dort einsitzen, konnte ich nicht ermitteln. Habe nur einen gefunden, der jetzt wieder eine Anlageberaterfirma leitet.

Der Schwarzfahrer scheint Staatsfeind Nr. 1  zu sein. Wird dabei eigentlich berücksichtigt, dass er die Kosten für den öffentlichen Nahverkehr schon längst zuvor durch Steuermittel mitgetragen hat? Ja: der Fahrschein deckt nur einen Teil der Kosten, ein weiterer Teil wird durch Staat, Land und Kommunen subventioniert. Kann man denn da nicht wenigstens die Armen mal umsonst fahren lassen – zumal die reicheren Bürger – die mit Auto – von viel stärker subventioniert werden (siehe vcd)? Ich denke mir, wir kommen hier langsam in den Bereich der dummen und unangemessenen Fragen, zu denen ich auch gleich mal eine Antwort selbst mitbringe.

Nach wie vor wuseln hunderte von Unternehmensberatern durchs Land und gestalten das Land um nach Prinzipien, die wir nicht kennen, folgen Philosophien, die nie veröffentlicht werden und Zielen, die uns nichts angehen. Aber manchmal können wir doch einen Einblick in ihre Tätigkeiten bekommen – wie in diesem Fall, wo es um die Besoldung von Führungskräften im öffentlichen Dienst geht. Die verdienen nur die Hälfte dessen, was man in vergleichbaren Positionen in der freien Wirtschaft verdient, meinte die Unternehmensberatung (siehe FAZ). Man stelle sich mal vor: da werden Menschen genötigt, von 176 000 Euro im Jahr leben zu müssen. Sie finden sicher auch: das geht gar nicht. Geht ja schon in Richtung Armutsgrenze.

Kommen die Unternehmensberater mit ihre Ansinnen durch, werden jene Leute, die Armen das Wasser abstellen, in Zukunft noch viel mehr Geld für diese Tat bekommen – auch, weil sie dann endlich finanziell zu jenen gehören, denen es in diesem Land so richtig gut geht – sofern sie nur hart genug durchgreifen. Merken Sie sich diesen Vorgang gut: er zeigt, wie man in Deutschland Leistungsträger wird … ganz einfach, in dem Lobbyorganisationen, die die Gesellschaft umbauen, dafür sorgen, dass man viel mehr Geld von der Allgemeinheit bekommt – sehr viel mehr Geld als andere, für die dann leider nichts mehr da ist.

Langsam aber sicher werden so die Führungsebenen des Landes mit sehr sonderbaren Subjekten besetzt, denen Geld wichtiger ist als der Dienst an der Gemeinschaft, von deren Geldern sie schließlich leben. Wundern Sie sich da noch, dass die Verordnung von Psychopharmaka in Deutschland in den letzten Jahren verdoppelt hat (siehe Apothekerzeitung)? Das ist ja auch bei gesundem Verstand kaum noch zu ertragen – zumal man mit einem solchen Verstand Gefahr läuft, dumme und unangemessene Fragen zu stellen – von denen mir noch einige mehr einfallen, zum Beipiel zum Wohnen.

Wohnen ist mir persönlich besonders wichtig. Ich wohne gerne, richte auch gerne ein, fühle mich auch gerne wohl. Wohnen ist ja auch ein Grundrecht. Ohne Wohnen geht ja gar nichts mehr, man hat keinen Internetanschluss, keine Briefkasten, keine Heizung, keine Toilette, kein Wasser, keine Küche, keine Nachtruhe, keinen Schutz vor Regen und vielerlei mehr. Außerdem – bekommt man ohne Wohnung keine Arbeit – und ohne Arbeit keine Wohnung. Und obwohl dieses Thema so unendlich wichtig ist, viel wichtiger jedenfalls als die zu geringe Besoldung von Führungskräften im öffentlichen Dienst – obwohl dies von allen Führungskräften in Deutschland sicher anders gesehen wird – müssen wir mit Nachrichten leben, die uns darlegen, dass immer mehr Familien mit Kindern auf der Straße leben (siehe Berliner Morgenpost). Auch Familien mit Kleinkindern. Ja – wenn wir Führungskräfte überall fürstlich besolden, dann muss halt irgendwo gespart werden. Bekommt jemand im Dorf per Beschluss den doppelten Anteil an Ressourcen, müssen dafür andere mit viel weniger auskommen – oder mit gar nichts

Gilt übrigens auch für Familien, die Arbeit haben. Der Merkur erzählt da eine schöne Geschichte (siehe merkur). Menschen, die seit vier Jahren im Wohnwagen leben, auf 45 m2 mit zwei Kindern. Beide Eltern berufstätig. Werden von „Vermietern“ grundsätzlich aussortiert, sobald bekannt ist, dass da Kinder einziehen. Vermieter? Nun – das sind im Prinzip jene Menschen, die jahrelang soviel zuviel zugeteilt bekommen haben, dass sie Häuser bauen können, in denen sie selbst gar nicht mehr wohnen mögen und diese dann anderen Menschen überlassen – unter immer entwürdigenderen Bedingungen. Klingt blöd und jenseits aller Vernunft – und ist auch so.

Es sind wahrscheinlich die gleichen Menschen, die sich gegen den Bau von Sozialwohnungen in ihrer Nachbarschaft wenden. Ja, so was gibt es (siehe Spiegel). Es wird da schnell nach Zäunen und Security gerufen – und endlich kann man mal ins Herz der Finsternis schauen: Alleinerziehende, Geringverdiener, Studenten und anerkannte Flüchtlinge sind der Feind. Schon sehr lange. Wir reden natürlich heute hauptsächlich über die „bösen“ Flüchtlinge – und viel weniger über die bösen Vermieter und Unternehmensberater … dabei bringen die auch Menschen um. Nicht mit Messern, sondern durch Entzug der Lebensgrundlagen. In den USA – unserer großen Mutter – ist man da im Umbau schon viel weiter … er hat ja auch viel früher angefangen. Die Folgen werden wohl auch unsere Zukunft sein: die Suizidraten der Bürger der USA steigen enorm (siehe Spiegel). Wird aber nur darüber gesprochen, wenn auch ein Herrenmensch sein Leben beendet. Das ist dann immer eine Tragödie. Ach ja – Herrenmensch sagt man nicht mehr, man sagt: Promi. Deren Vorbildleben wird uns tagtäglich auf vielen Sendern vorgeführt, welche Schuhe sie tragen, wo sie Urlaub machen, wie ihre Beziehungen laufen: wir kriegen alles mit über den neuen Adel. Man zeigt uns täglich, wie auch wir sein sollen – und die meisten halten sich daran.

Und glauben Sie mal nicht, dass sie vor deren Verachtung gefeit sind, wenn sie studieren gehen: rot-grüne Gesetze haben schon längst dafür gesorgt, dass die meisten Akademiker (also: 80 Prozent der Professoren und 96 Prozent der Doktoren) keine Stelle an einer Uni bekommen (siehe Deutschlandfunk) sondern das Ende ihrer Karriere mit Hartz IV erleben. Dort werden ihnen nach einem Jahr alle Qualifikationen aberkannt – und schon ist er da, der Fachkräftemangel.

Unglaublich, oder?

Das Land verroht. Vielleicht ein Grund, weshalb die Zahl der Auswanderer aus Deutschland im Jahre 2016 um knapp 50 Prozent anstieg (siehe Statista). Die Ratten verlassen das sinkende Schiff. Oder jene, die einfach noch viel zu viel Ressourcen haben. Schnell weg, bevor … nach dem Insektensterben und dem nun erkennbaren Vogelsterben (siehe bund-rvso) das Sterben der Restnatur beginnt.

Oder auf der Flucht vor anderen Gefahren – wie der Zusammenballung der verrohten Bürger und ihrer seltsamen Netzwerke. Ja – zunehmend wird die AfD … in der ja viele eine Hoffnung im Kampf gegen Armut, Ausbeutung und Ungerechtigkeit sahen … zu einer präfaschistischen Partei. Früher gegen den Euro, jetzt gegen Flüchtlinge sammeln sich in ihr gerade jene Leute, die gegen Sozialbauten in ihrer Nachbarschaft sind: die Reste des abstiegsgefährdeten Mittelstandes dominieren inzwischen die Partei (siehe Telepolis), die unter anderem – welch´ Überraschung – vom Verfassungsschutz beraten wird (siehe Frankfurter Rundschau).

Beunruhigend, oder?

Ist schon jetzt schlimmer – und ich sehe auch nicht, wie es sich durch eine AfD-Regierung verbessern wird. 25 Milliarden spart unsere Regierung jedes Jahr durch Hartz-IV-Sätze, die schon für Peter Hartz viel zu niedrig waren (siehe Monitor) … was niemanden daran störte, seinen Namen flächendeckend für eine verrohte Sozialpolitik zu missbrauchen. Und glauben Sie mal nicht, dass dieses Geld für notwendige Reparaturen ausgegeben wird: allein 48 Milliarden fehlen uns für die Sanierung von Schulgebäuden (siehe Spiegel). Nach dem katastrophalen Einsturz einer Brücke in Genua gibt es für deutsche Brücken aber wieder sofort Beruhigungsfunk – wir haben alles im Griff (siehe Tagesschau).

Jedenfalls … bis die erste Brücke auch hier einstürzt.

Oder die erste Schule.

Was sind auch diese Probleme gegen das Problem der Besoldung von Führungskräften.

Und: wirkt das jetzt irre?

 

 

Der unaufhaltsame Tod von Madame Che – ein Livebericht zu Armut, Reichtum und den schaurigen Folgen

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Dienstag, 12.6.2018. Eifel. Ja – ist immer schön über die Gräuel der Weltgeschichte zu schreiben. Hat etwas von dem Gefühl an sich, wenn man bei strömenden Regen im Ohrensessel am Kamin sitzt: draußen ist Heulen und Zähneknirschen, drinnen behaglich und gemütlich. Mit dem SUV vom eigenen Einfamilienhaus ins vollklimatisierte Büro fahren, wo die Sekretärin schon mit einem frischen Kaffee auf einen wartet, dann schnell die von den Kontrollinstanzen der Wirtschaft genehmigten Nachrichten der großen Presseagenturen nach dem durchforsten und nach den Sichtweisen Ausschau halten, mit denen man sich als Schreiberling bei den Mächten und Gewalten dieser Welt noch beliebter machen kann – was für ein pralles Leben im fein gestylten Anzug, von dessen Anschaffungskosten eine Hartz IV-Familie ein halbes Jahr leben muss …. bzw. die Unmöglichkeit schaffen, die Ansprüche der Vermieter, Energieversorger, Nahrungsmittelkonzernen zu befriedigen um dem frühen Tod zu entgehen.

Das schaffen nicht immer alle: „Schmitti“ ist jetzt gerade gestorben. Er war Protagonist einer dieser unsäglichen TV-Shows, in denen Armut vorgeführt wird (siehe Huffingtonpost), wo man live erleben kann, die das Leben in einem „sozialen Brennpunkt“ ist … dabei ist der Begriff schon eine Schande an sich: da brennt es nicht sozial, da wird eine Situation erlebt, in denen die Ansprüche der Rechnungsschreiber größer ist als die Einnahmen der Leistungsbezieher, oder, anders formuliert: wo die Gier der Verkäufer größer ist als das Konto des Konsumenten.

Madame Che wird bald sterben, sie hat gestern ihren Freitod angekündigt. Wird Hartz IV gar nicht mehr erleben. Vielleicht ein Glück: der dauernde Belagerungszustand durch Ämter und Verkäufer ist kaum auszuhalten, er kostet 11 Jahre des Lebens (siehe Huffingtonpost). Wahnsinn, oder? Rechnen Sie das mal um – aber nicht nur mit den 4,2 Millionen Leistungsbeziehern, die derzeit durch die Behörden verfolgt werden, sondern mit allen, die so rund um die Maschine Hartz IV angesiedelt sind (siehe Zeit):

„In den vergangenen zehn Jahren haben insgesamt 18,2 Millionen Menschen Hartz IV bezogen, davon waren 5,47 Millionen unter 15 Jahre alt. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann hervor. Die Statistik umfasst alle Menschen, die in den vergangenen zehn Jahren mindestens einmal Hartz IV bezogen haben.“

18 Millionen Menschen – jedem 11 Lebensjahre geklaut. Ein Siebtel ihres durchschnittlichen Lebens. Würde sich – rein rechnerisch – auf 2,5 Millionen ausgelöschte Menschenleben umlegen lassen. Kein Wunder, dass „die Wirtschaft“ über Fachkräftemangel klagt – bei diesen Verlusten. Ach ja – „die Wirtschaft“. Sollten wir auch mal vorher drüber reden. Ich habe da mal einen Facebookeintrag von Peter May gefunden – ja, Sie wissen ja: Facebook, diese Hassschleuder, gegen die unsere Regierung so mutig ankämpft. Lesen Sie selbst mal, was man da findet (siehe Facebook/Peter May)

Der Arbeitnehmer bezahlt durch Arbeitsleistung: Seinen Lohn Seine Sozialversicherungsbeiträge Seine Steuer Mehrwertsteuer für jeden ausgegebenen Euro aus seinem Nettolohn Den Arbeitgeberanteil Sozialversicherungsbeiträge Maschinen und Gebäude des Arbeitgebers Schuldzins des Arbeitgebers für Firmen-bedingte Kredite/Darlehen Gewinnabsicht des Arbeitgebers Steuer des Arbeitgeber Lasst euch nicht erzählen ihr würdet etwas “geschenkt” bekommen! Das es Arbeitnehmer und Arbeitgeberanteil für Sozialversicherungen gibt ist nur um die Arbeitnehmer nicht auf die Barrikaden gehen zu lassen. Zahlen muss er sie letztlich durch seine Arbeitsleistung alleine!

Ja – ohne Arbeit ist alles nichts. Versuchen Sie es mal: legen Sie hundert Millionen Euro in einen Tresor und warten hundert Jahre. Raten Sie mal, wie sich das Geld dann entwickelt hat. Nun – vielleicht ist es zu Staub zerfallen – aber vermehrt hat sich da nichts. Um Geld zu vermehren, wenden Banken Tricks an – legale Buchführungstricks – mit denen sie so tun, als hätten sie viel mehr Geld als sie haben. Die Schweizer wollten das jetzt verhindern (Stichwort: Vollgeld), sind aber in der Abstimmung gescheitert: drei Viertel der Schweizer wollen lieber Schundgeld als Vollgeld (siehe Spiegel).

Wen wunderts? Millionen verdienen daran – sofern sie gute Kontakte zu den Banken und ihren Vollstreckern haben. „Wer in Deutschland kein Millionär wird, ist selbst schuld“ – durfte ich noch kürzlich einen unbekannten Spinner zittieren. Wir haben in Deutschland 1 280 300 Millionäre – Vermögensmillionäre – und davon kriegen wir jedes Jahr 7 Prozent mehr (siehe Hamburger Morgenpost). Wir liegen damit gut im internationalen Vergleich. Völlig irre, oder? Millionärszüchtung – das Ziel der deutschen Wirtschaft. Und das es immer mehr Menschen gibt, die immer mehr Geld haben, klappt in einem geschlossenen Kreislauf nur dann, wenn noch mehr Menschen immer weniger haben – oder sehr viele sehr viel arbeiten, aber den finanziellen Gegenwert dafür nicht oder nur sehr gekürzt erhalten. Sowas hören Sie aber nie in der Tagesschau oder lesen es so im Spiegel, denn das wäre ja „klassenkämpferisch“ – und aus Gründen, die nie näher erläutert werden, ist es nicht ok wenn die Klasse der Armen mal erwähnt, dass ihr Geld sich bei den Lumpen in den Villen sammelt.

Ja – und das ist das Geheimnis des Reichtums – allen Reichtums seit Anbeginn der Zeiten. Gibt da schöne Arbeiten drüber – aus dem alten Griechenland oder dem alten Rom: Reichtum ohne irgend eine Form von Sklaverei ist nicht möglich. Funktioniert einfach nicht.  Irgendwer muss für die Millionärszucht bezahlen – und das waren schon immer Sie … und werden es auch immer bleiben.

Von 61 Bürgern ist einer Millionär – heißt für so ein kleines Städtchen wie meinen Heimatort: unter den 1200 Bürgern sind 20 Millionäre. Merkt man nicht, wenn man so durch die Gassen schlendert. Anders gerechnet, hat sich jeder Bürger mit mindestens 17000 Euro am Reichtum der Wenigen beteiligt – eine kleine Spende für die, die ihre Bedürfnisse überhaupt nicht im Zaum halten können. Machen wir ja gerne, sowas. Zu den Millionären gehören auch zahlreiche Bundestagsabgeordnete … addiert man ihre Pensionsansprüche, so würden es noch mehr werden. Zahlen wir auch. Und da „Sozialneid“ ebenfalls tabu ist, reden wir auch nicht darüber.

Was das im Vorbildland der USA anrichtet, kann man auch in Zahlen fassen: 40 Prozent der Erwachsenen in den USA sind nicht mehr in der Lage, eine spontane Rechnung von 344 Euro zu begleichen, 25 Prozent der Erwachsenen verzichteten aus finanziellen Gründen vollständig auf medizinische Versorgung (siehe: Yahoo).  Das Land mit den meisten Milliardären hat auch die höchste Kinderarmut unter den „zivilisierten“ Staaten (siehe Netzfrauen) – da können wir heute schon sehen, wo wir in zwanzig Jahren stehen. „American way of live“ ist halt das oberste Gebot – und wehe, jemand rührt daran: er wird den vollen Zorn der transatlantischen Netzwerke zu spüren bekommen, deren Krakenarme in Deutschland in jedem Zentrum der Macht – Politik, Medien, Wirtschaft – mächtigen Einfluss aufgebaut haben.

Und wie macht man nun die dicke Kohle? Da habe ich ein schönes Beispiel aus „der Wirtschaft“: zwei Milliarden Euro sind einfach weg, weil Unmengen an Containern verkauft wurde, die es nie gab (siehe Süddeutsche). Nun ist das Geld ja nicht weg … es ist nur bei jemand anders. Auch gut ist, wenn Sie in einem Moloch arbeiten, einem Großbetrieb: Krankenkassen, Versicherungen, Banken, Konzern, Staat – mit nur ein wenig Geschick, Intriganz, Hinterhältigkeit und reichlich Ellbogen können Sie dort tolle Pöstchen für leistungsloses Einkommen auf Großfürstenniveau bekommen. 850000 jedes Jahr … für einen Sparkassenvorstand (siehe FAZ). 2,9 – 3,3 Millionen für einen AOK-Vorsitzenden, 9 Millionen für die Techniker Krankenkasse (siehe Handelsblatt). Ein Jahr arbeiten: schon sind Sie Millionär. Versuchen Sie das mal als Feuerwehrmann, als Klempner, als Arzt, Hebamme, Polizist, Erzieher oder Straßenbauer. Kommt Ihnen vor wie Lumperei? Ist es auch. Vergessen Sie diese ganzen Geschichten von „harter Arbeit“, die zu Reichtum führt: was die Lumpenelite Arbeit nennt, ist nicht anstrengender als die Vorstandssitzung ihres Kaninchenzüchtervereins – das kriegt man alles locker in seiner Freizeit nebenbei hin, unbezahlt und freiwillig.

Nun – genug über die Lumpen aufgeklärt.

Kommen wir zum Tod von Madame Che.

Sie gehört zu den 70 Millionen Loosern, die es nicht geschafft haben, Millionär zu werden. Ja – zehn Millionen Gewinner haben wir im Land: jeder Millionär hat einen Hofstaat aus Anlageberatern, Starfriseuren, Handwerkern, Künstlern, Architekten, Gärtnern, Ärzten  und was es sonst noch so an Dienstleistern gibt, alles Menschen, die bei jeder Wahl für stabile Verhältnisse sorgen. Und 70 Millionen gehören zu denen, die ausgepresst werden wie eine Zitrone, deren Leben für die unsittliche Anhäufung von Mammon geopfert werden.  Gebühren, Beiträge, Steuern bei gleichzeitigen Leistungskürzungen in allen Bereichen – die Herren der Welt sind sehr erfinderisch, wenn es darum geht, ihre Fleischtöpfe zu sichern. Was man dazu braucht, ist lediglich … die Abwesenheit von jeder Art von Moral, Ehrgefühl und Verantwortungsbewusstsein, eine völlige Rücksichtslosigkeit gegen das eigene Lebensumfeld … egal, ob Baum, Feld, Tier oder Kinder … und ein von allen anderen Millionären propagiertes Weltbild, das täglich auf allen Kanälen die Heiligkeit des Reichtums preist. „Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren“ – oder auch „kassieren, aber nicht liefern“: das wären die einfachen Schlagworte, unter denen „die“ sich versammeln.

Sie heißt natürlich nicht Madame Che.

Ich nenne sie mal so … weil sie große Sympathien für einen politischen Aktivisten mit ähnlichem Namen hat, der sich erfolgreich gegen die kubanische Lumpenelite zur Wehr setzte. Ein wirklich netter Mensch. Mit Leidenschaft für Fotografie, Texte und Tiere. Kenne sie seit ein paar Jahren – auch über Facebook, der bösen Sammelstelle für kontaktfreudige Mitmenschen. Sie half bei vielen Hilfsaktionen, die wir hier gestartet hatten, unterstützte durch ihre Begabung für Recherchen so manchen Artikel – unentgeldlich – und war immer dabei, wenn wir mal um Hilfe gebeten haben … auch mit Geld. Sie bereicherte meinen Horizont durch Einblicke hinter die Kulissen der „Linken“ und verstärkte meinen Eindruck, dass sich dort viele Lumpen sammeln, die vor allem nur ein Ziel haben: das Geld der Lumpenelite einzig für sich zu beanspruchen. Kann mich noch heute daran erinnern, wie mal ein französischer Philosoph mein Weltbild zum Wanken brachte, als er im TV kundtat (so Anfang der achtziger Jahre), dass „Linke“ aus dem gleichen Holz geschnitzt seien wie „Rechte“ – mit dem einen Unterschied, dass die Rechten die Millionen haben, die die Linken dann für sich wollen … für sich allein und ganz persönlich. Kein Wunder, dass die Arbeiterschaft solchen Typen die Gefolgschaft verweigerte … wirkt wie das Gleiche in grün. Und die Geschichte der „Grünen“ zeigt, dass er nicht ganz so falsch lag mit der These: die haben ganz vorzügliche Lumpen hervorgebracht, die nun fleißig mitkassieren.

Madame Che hat viel Arbeitserfahrung, konnte auf ein erfolgreiches Leben zurückblicken, das Höhen und Tiefen hatte – also ein rundum vollständiges Leben, das geeignet ist, Charakter zu bilden. Und dann kam – in einer Notsituation aufgrund ausbleibender Spendengelder für den damaligen Arbeitgeber (Umweltschutz) – ein rettender Engel, ein Millionär mit einem Superangebot: ansprechender Job, Wohnung in feinster Wohnlage, viel Hilfe und Unterstützung … man hätte meinen können, es gäbe noch Gutes in der Welt. Ein willkommenes Angebot auch: immerhin verpflichtet die deutsche Sozialgesetzgebung uns inzwischen ja auch, jeden Arbeitsmist begeistert und himmerhochjauchzend anzunehmen – sonst drohen potentiell todbringende Sanktionen. Nach kurzer Zeit jedoch … verfinsterte sich das Paradies. Die fortlaufenden sexuellen Belästigungen, die Demütigungen, Beleidigungen, die entwürdigende Behandlung durch den „Retter“ waren nicht im Vertrag erwähnt worden. Manches davon habe ich persönlich am Telefon miterleben dürfen – das war schon weit jenseits jeglichem normalen Sozialverhaltens. Der Arbeitgeber war nicht nur Vermieter, sondern auch Nachbar, so dass der Terror kein Ende nahm. Eine von vielen Geschichten, wo „Arbeitgeber“ (schon das Wort ist ein Hohn, denn wer da Arbeit gibt, ist die andere Seite, korrekterweise müsste man von Geldgebern sprechen – und Ausbeutern, denn: ohne Ausbeutung keine Rendite) schamlos ihre Macht missbrauchen, um ihre psychischen Absonderlichkeiten straflos an anderen ausleben zu können.

Hat man nicht nur Mitgefühl für Menschen, sondern ist auch noch des Mitleides fähig (d.h. man spürt das Leid so, als würde es einem selbst zuteil werden), lassen einen solche Geschichten nicht ruhig schlafen. Erst recht nicht, wo ich in anderen Fällen (über die hier auch schon geschrieben wurde) schon mehrfach erfahren durfte, dass die Lumpenqoute im Land auch unter den Armen zunimmt – sexuelle Dienstleistungen der Hilfebedürftigen werden wohl inzwischen als absolute Selbstverständlichkeit angesehen – eine Folge der Liberalisierung von Prostitution, die halt dazu führt, dass Mann Frauen generell eher als Ware begreift, an der man sich – gegen Kost und Logis – ungebremst bedienen darf.

Es dauerte einige Zeit, bis eine mögliche Lösung gefunden wurde (und weitere Angebote Job gegen Sex eintrudelten, sogar eine Abteilungsleitung in einem Weltkonzern wurde da in Aussicht gestellt): vor Ort gab es eine Existenzmöglichkeit. War mir selbst mal angeboten worden … nur kann ich halt nicht mehr lange Auto fahren. Aber – geht ja auch anders. Einfach mal die Leute miteinander bekannt gemacht – sah gut aus.

Dann kamen auch wieder rettende Engel, wichtige Menschen von einem kleinen Lokalradio, die sich ganz begeistert zeigten und sogar eine begrenzte Festanstellung anboten, Firmenwagen und ein super Betriebsklima … und das, während die Situation im fernen Brandenburg täglich eskalierte: täglich Sexvideos vom Chef auf dem Handy, begleitet von Kommentaren „du bist doch nur zum F(x)cken gut“, Besuche vom Millionär im Bademantel (und sonst nichts), die nebenbei belegten, dass auch Deutschlands alternde Elite unangenehm riecht, wenn sie eine Woche lang Dusche und Bad meidet, steigende Agressionen und Beleidigungen gegen die nicht willfährige alleinstehende Frau … nun, es kam zu einer regelrechten Flucht ins noch üblere Elend, nur mit Haustieren und Handgepäck. Noch übleres Elend? Nun – die feschen Leute vom Radio (grausigste Musik, umgebende von stümerhaftesten Programm) wurden schlagartig anders, als die zukünftige Mitarbeiterin vor Ort war. Natürlich gab es keinen Arbeitsvertrag. Keinen Firmenwagen. Ein Angebot für freiberufliche Mitarbeit (unter unmöglichen Bedingungen) wurde schnell wieder zurückgenommen (wir prüfen gerade, ob wir die Geschichte nicht mal separat veröffentlichen). Vor Ort ließ sich zwar schnell eine Notunterkunft bei einem hilfreichen Mitmenschen organisieren … doch das würde auch nicht von Dauer sein.

Nach vier Wochen war klar: da wollten kleine Leute mal ganz wichtig spielen …. und vernichteten nebenbei eine Existenz.

Die Ereignisse … hatten üble Folgen. Nennt man glaube ich … Depressionen. Übelster Art. Möchte ich nicht im Detail beschreiben.

Die finanziellen Mittel, die wir vor Ort leihweise organisieren konnten, sind völlig erschöpft, an Arbeit ist momentan nicht zu denken – was den Aufbau einer neuen Existenz in weite Ferne rücken läßt. Äußerst unangenehm für einen Menschen für Madame Che, die zu den Menschen gehört, die sich über Arbeit definieren – und von Vorstandssekretärin bis zur Klofrau schon alles mal gemacht hat … und auch wieder machen würde. Wird nun auch eng für die Tiere – die langjährigen Begleiter und treuen Weggefährten, die über die vielfältigen Enttäuschungen mit der Gattung Mensch hinweg trösteten.

Gestern nun – nach drei Monaten Überlebenskampf in der Eifel – kündigte Madame Che nun an, dass sie sich das Leben nehmen wird … wenn sie nun auch noch ihre Tiere verliert. Ernst. Nüchtern. Unaufgeregt. Eine kalte, rationale Bilanz gezogen, Ergebnis präsentiert. Nicht hysterisch, nicht verzweifelt, sondern das Ergebnis völliger Verzweiflung. Gibt keine Kinder oder Menschen, auf die man noch Rücksicht nehmen müsste. Der ganze Hausstand ist noch im Osten, die Wohnung dort gekündigt – aber in Folge der Depression und des völligen Kontaktabruchs zum sozialen Umfeld hier kaum noch zu retten.

Was wir vor Ort leisten können, haben wir getan, nur: der eigentliche Job, der hier möglich wäre, wird erst spät Geld einbringen – wenn man die Arbeit leisten kann. Sieht kaum so aus, als wäre das möglich.

Ein schmales Licht der Hoffnung?

Das unter den Menschen, die dies lesen, vielleicht noch Menschen sind, die der allgegenwärtigen Lumperei entsagen.

Was gebraucht wird?

Menschen, die in Trebbin/Brandenburg einen LKW voll laden. Ach ja – einen LKW brauchen wir auch. Fahrerin hat sich bei uns schon gemeldet – nur kann die nichts tragen. Und hat keinen eigenen Laster mehr. Ausladen kriegen wir hier hin. Ach ja: Geld … wäre auch gut. Auch wenn es mir sehr schwer fällt, dies zu schreiben. Ich kann momentan nicht garantieren, dass es zurückgezahlt werden kann. Eine Führung zum Friedhof jedoch – kann ich zusagen. Würde es allerdings gern vermeiden.

Es fehlt Geld zum Essen für die inzwischen extrem abgemagerte Frau. Und Geld für Tierfutter. Dies per Post zu verschicken … ist betriebswirtschaftlich wegen Porto unsinnig. Was aber am meisten fehlt ist … der Glauben an die Mitmenschen. Ihre eigenen Worte. Nach drei Jahren Psychoterror war dies hier die Erfahrung, die den Rest gegeben hat. Bitter, so etwas bei einem Menschen zu lesen, der … immer für andere da war.

Gerne würde ich jetzt einfach eine Kontonummer angeben …. mit dem Hinweis: eilt riesig. Nur hat man mich davor gewarnt: scheint ziemlich gefährlich zu sein, Kontonummern öffentlich zu stellen, wusste bislang nicht, dass dann jeder Lump der Bank Einzugsermächtigungen schicken kann, die die nicht überprüfen … aber bedienen. Lumpenelite im Räuberstaat unter sich, halt.

Wer sich davon angesprochen fühlt, kann sich mit mir selbst in Verbindung setzen:

Eifelphilosoph@Nachrichtenspiegel-online.de

Werde nicht jede Mail sofort beantworten können – kriege jetzt schon 50 Stück am Tag. Vielleicht … schaffen wie es zusammen, ein Leben zu retten. Diesmal jedoch … ist es sehr eilig. Sehr sehr eilig.

Und bitte keine Ratschläge … Schläge … sind gerade äußerst kontraproduktiv. Taten sind nun gefragt, nicht Worte. Mitfühlende Worte jedoch … können ausgedruckt und überreicht werden. Weiß nicht, wann ich das zeitlich noch hinkriegen soll … aber das ist ja dann mein Problem.

Aber Stellenangebote – ja, die wären auch sehr willkommen. Wenn man berücksichtigt, dass hier jemand ein Weilchen brauchen wird, um wieder auf die Beine zu kommen.

Und vielleicht … schaffen wir es, in diesen wahnsinnigen Zeiten wenigstens einen Menschen zu retten. Kenne Madame Che ja jetzt auch persönlich … ist schon ein ganz feiner Mensch davon. Mehr von ihr, weniger von den Lumpen: dies wäre ein Land, in dem jeder gut und gerne leben kann.

Jeder – und alle.

 

 

Vernichtung durch Arbeitslosigkeit: zum Andenken an Michael Lange vom Hölderlinblog

Montag, 6.11.2017. Eifel. Gelegentlich sollten wir mal wieder über Arbeitslosigkeit reden. Höre ja dauernd in den Nachrichten: die Arbeitslosigkeit war noch nie so niedrig, händeringend dreht man jeden Stein um, um noch Fachkräfte zu finden, wie im Kriegseinsatz müssen sogar die Rentner als volkswirtschaftlicher Volkssturm mobilisiert werden, um den Ansturm der Globalisierung die Stirn bieten zu können; die Experten und Laumalocher aus der Politik überbieten sich regelmäßig – fast wie bei einer Versteigerung – mit immer höheren Renteneintrittsaltersstufen, 70, 80, 90 – im Endkampf ist uns nichts zu schade! Die Forderungen werden zwar nur von jenen gestellt, für die „Arbeit“ bedeutet, in weichen Sesseln und klimatisierten Räumen Kaffee zu trinken und Zeitung zu lesen, während man auf das nächste Meeting wartet, um mit anderen Zeitungslesern die Zeit tot zu schlagen – also auch jenen, die nur höchst selten mit 55 noch was sinnvolles tun, aber egal: so genau wollen wir das ja nicht nehmen.

Das dabei gelogen wird, dass sich die Balken biegen, wird auch von öffentlich-rechtlichen Medien im Rahmen ihres Staatsauftrages festgestellt (siehe ZDF), aber das interessiert keinen mehr, schon längst gestalten wir Wirklichkeit durch Entscheidungen ihrer Majestät (aktuelle Darstellerin: Angela Merkel) und ihrer Förderer in der Wirtschaft: wenn dero Gnaden entschieden haben, dass wir keine Arbeitslosen mehr haben, eilen „Experten“ aller Art und Farbe durchs Land und präsentieren getürkte Studien, um die Aussage „felsenfest“ zu belegen, 100 000 Mitarbeiter der Agentur für Arbeit machen Überstunden, bis die gewünschten Zahlen auf dem Papier stehen … und alle froh sind, darüber berichten zu dürfen. Rechnen wir mal kurz selbst – keine Sorge, wir brauchen keine höhere Mathematik dafür, Grundschulmathe reicht  … und übertrifft in Punkto Realitätsgenauigkeit die komplizierten Modelle der Experten. 6 Millionen Hartz IV-Abhängige haben wir aktuell (waren auch schon mal mehr), davon sind 2 Millionen Kinder: also 4 Millionen erwachsene Arbeitslose. Sie kommen noch mit?

Jetzt wird es komplizierter. Früher habe ich immer gerne die Arbeitslosenzahlen direkt von der Startseite der Bundesagentur für Arbeit abgeschrieben … doch aktuell sind die da nicht mehr zu finden. Offenbar haben die gemerkt, dass da einer mitliest. Es waren immer so um die 1,3 Millionen, die dort angegeben wurden – aktuell … wo wir doch so wenig Arbeitslose haben … liegen wir bei 2449000 (siehe Pressemitteilung der Ba). Jetzt wird es kompliziert: wir müssen 2,449 Millionen und 4 Millionen addieren – geht das ohne Rechner und Handy? Oder sind Sie auch ein Experte? Ich komme da weit über die fünf Millionen Arbeitslosen, wegen denen es ehedem mal Krisengipfel gab.

Wir haben also immer noch ein Arbeitslosenproblem – und es ist größer als je zuvor. Es wird auch noch wesentlich größer werden, wenn die Firmen die neuen Maschinen einsetzen, die in Köln ab 2022 sogar das Einwohnermeldeamt ersetzen sollen. Aber da dero Gnaden eine andere Wirklichkeit angeordnet hat, wird diese eben abgebildet, bis andere Befehle laufen, aktuell gilt halt: „Deutschland geht es gut, dass ist ein Grund zur Freude – es ist das Deutschland in dem wir gut und gerne leben!“. Wer dagegen argumentiert, ist rechtslinksradikaler Verschwörungstheoretiker – also: Staatsfeind, auf deutsch gesagt.

Ich habe auch ein Problem. Nicht mit den Zahlen, die sind mir egal, ich bin noch groß geworden mit dem Spruch: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht“ – und meide deshalb Lügen und Lügner, weshalb mich die Zahlenmystik der Bundesagentur für Arbeit nicht interessiert.

Mein Problem ist, dass Michael Lange tot ist. Selbstmord, so Anfang Januar. Viele werden sich wundern, dass man lange nichts von ihm gehört hat – er war ein höchst aktiver Arbeitsloser und Hartz IV-Empfänger und schrieb schon lange in einem eigenen Blog: dem Hölderlinblog. Dort wurden kritische Informationen zum Thema Hartz IV veröffentlicht. Ich kannte Michael nicht persönlich, das sollte bald erfolgen. Wir waren zu Zeiten der Plattform Blog.de vernetzt, verloren uns aus den Augen, haben uns dann bei Facebook nach vielen Jahren wiedergefunden und vereinbart, dass wir endlich mal miteinander telefonieren und die schriftliche Kommunikation der vergangenen Jahre fortsetzen.

Wird jetzt schwierig. Ein Nachbar hat ihn tot in der Wohnung gefunden – Details dazu möchte ich Ihnen ersparen, sie sind nicht schön und ich weiß ja nicht, ob Sie nicht gerade beim Essen sind.

Wissen Sie, dass dieser Mann sehr viel geleistet hat? Er war ein Heimkind … zu deren Schicksal habe ich schon geschrieben … und Psychologe, ausgebildet an der Universität Hamburg. Ja: eine Fachkraft. Und zwar eine, die dringend benötigt wird. Versuchen Sie mal einen guten Kinder- und Jugendtherapeuten zu bekommen – dann wissen Sie, was ich meine. Für ein Heimkind – eine erstklassige Laufbahn, die von Durchsetzungskraft, überdurchschnittlicher Motivation und enormer Leistungsbereitschaft zeugt: man startet nicht bei Null wie die anderen sondern bei Minus Hundert.

Jetzt ist er tot. Offizielles Gerücht: wg. Krankheit. Über seine Krankheiten darf ich hier nicht schreiben, weiß nur, dass er seine Vögel sehr geliebt haben soll. Gelitten hat er daran sicher – doch mehr hat er an Hartz IV gelitten, an der sozialen Ausgrenzung, an dem Mobbing, an der beständigen Drohung mit lebensbedrohlichen Sanktionen, wenn er nicht pariert (hierzu liegen der Redaktion Aussagen einer Zeugin vor, die ihn zum Jobcenter begleiten musste, weil er mit den Nerven am Ende war – erstaunlich für einen ausgebildeten Psychologen). Ach ja: Sanktionen. Wissen Sie eigentlich, wie viel Gewinn die Bundesagentur für Arbeit seit 2007 dadurch erwirtschaftet hat, dass man den Ärmsten der Armen Geld für Lebensmittel, Heizung, Wohnen und Strom streicht? ZWEI MILLIARDEN EURO! (siehe Zeit). Sanktionen sind ein Milliardengeschäft! Und notwendig: die 33 Milliarden, die unsere immer stehts hochgelobte Wirtschaftselite der Gemeinschaft der Bürger geklaut haben (siehe Zeit) müssen ja irgendwie wieder hereinkommen, das geht nicht nur durch Verlängerung der Lebensarbeitszeit für Alte, da müssen alle mit ´ran.

Ja – Sanktionen. An deren Folgen starb erst jüngst ein Vater mit seinen drei Kindern (siehe RP). Vermute ich mal. Öffentlich wurde lediglich ein „Notstromaggregat“ falsch angeschlossen, aber wer braucht schon in Deutschland ein Notstromaggregat – außer jenen 300 000, denen im letzten Jahr der Strom abgestellt wurde, weil sie ihn nicht bezahlen konnten (siehe SHZ) … dazu noch 44000, denen man den Gashahn zudrehte – bei Durchschnittsrückständen von 119 Euro – also … einer Theaterkarte ohne Subventionen. Nun – vielleicht hat auch auch nur aus Spaß ein Notstromaggregat angeschlossen, war Niedriglöhner anstatt Hartz IV – ich kenne jedoch persönlich zwei Haushalte, die mit Gasflaschen in der Wohnung heizen, weil die Nachtspeicherheizungen von Hartz IV nicht finanzierbar sind. Alles Raucher – kann also noch interessant werden.

Was diese Sanktionen noch anrichten, wollen Sie wissen? Obdachlosigkeit. Können Sie auch in den Mainstreammedien nachverfolgen: Obdachlosigkeit ist eine direkte Folge der Sanktionen, auch im Winter (siehe SWR). „Hartz IV gnadenlos“ heißt es in dem Beitrag. Interessiert nur keinen, weil er halt auch gegen dero Gnaden Wirklichkeitsbefehl verstößt. Die Obdachlosigkeit wächst – sogar in den reichen Ländern dieser Bundesrepublik wie München (siehe Süddeutsche Zeitung) oder der Bundeshauptstadt Berlin (siehe Zeit). Sollten Sie mal lesen, den Artikel, die Obdachlosigkeit betrifft auch Frauen und Kinder – und ein großes Problem für die ist der Rattenbefall. Ja – erwarten Sie schon mal die Schlagzeile: „Berliner Kind von Ratten angefressen“. Die kommt bald, denn: „Dies ist ein Land in dem wir gut und gerne leben“! Berliner Großkonzerne starten übrigens gerade einen Großangriff auf den Mietspiegel (siehe Tagesspiegel) – es werden also noch mehr Kinder Probleme mit Ratten bekommen. Ja – Deutsche Konzerne … wer nicht bei Cumcum mitmacht, demonstriert seine ekelerregende Asozialität eben in anderen Tätigkeitsfeldern, Hauptsache, die Abteilungsleiter fahren SUV und haben ein hübsches Häuschen.

Zurück zu Michael.

War bei den Linken aktiv, lange Zeit auch bei der Gewerkschaft Verdi. Hat auch nichts gebracht: Hartz IV ist auch für die Linken immer weniger ein Thema – immerhin gibt es ja Diäten anstatt Hartz IV, wer will, kann ja da zugreifen. Und die Gewerkschaft interessiert sich mehr für Arbeitsplätze als für Arbeitslose – Arbeitslose bringen keine Beiträge, sind immer schlecht drauf, versauen jede Gewerkschaftsparty und bringen kaum Beiträge – was soll man mit denen schon anfangen?

Eins der einprägsamsten Erlebnisse für Michael war wohl der Besuch bei der Hamburger Tafel, er hatte sich gefreut, Freunde zum Spargelessen einzuladen. Doch was dann geschah … nun, dazu gibt es einen Zeugenbericht (siehe chefduzen):

Hi Leutz ,ich bin entsetzt ein Mitstreiter (Erwerbslose ) , holt immer einmal im Monat seine Lebensmittel bei der Hamburger Tafel .

Heute zeigte er mir , den Spargel den hat er am Dienstag geholt ,und wollte ihn zubereiten ,weil er Besuch bekam(der Besuch konnte sich auch selber davon überzeugen , und war schockiert) 😮
Total verschimmelter Spargel. Haltbarkeitsdatum 20.04 .
Er hatte mehrere Verpackungen davon .Alle verschlimmelt.Und muß sie jetzt wegschmeißen. Sieht selber .[/URL][/URL][/img][/img]
Das ist Menschenverachtend .Körperverleztung .Mord gegen Arme.Weil es ist ja egal ,ob der Erwerbslose ,an die Lebensmittel (die die Hamburger Tafel vergibt , an Lebensmittel vergiftung stirbt .?
Das ist mehr als Schockierend , und gehört verboten .
Ich könnt nur noch kotz über unsere Regierung. Das maß ist voll.
Bitte um Tipps damit diese Zustände verboten werden . Was kann man dagegen tun?

Die Fotos sind leider nicht mehr verfügbar – aber wer will schon wirklich verschimmelten Spargel sehen? Sie sicher nicht. Und natürlich ist es die Aufgabe der Arbeitslosen, die Abfälle der Tafel zu vernichten – wie, ist denen egal. Darum gibt es ja so viele Tafeln, darum hat eine führende Unternehmensberatung ja diese Bewegung überhaupt erst ins Leben gerufen (meinen Artikel vom 13.9.2009 dazu … muss ich wohl mal wieder neu veröffentlichen, merke ich gerade): die Firmen müssten die Lebensmittelabfälle sonst teuer entsorgen! 50 Prozent davon sind von vornherein schon reiner Müll – was erwarten die Leute da eigentlich noch?

Nun – ja: das geschah Michael 2012. Und wie lange hält so ein Mensch eigentlich so einen Terror durch, so eine ständige Entwürdigung, Missachtung, so eine beständige Bestätigung der eigenen Wertlosigkeit?

Nicht lange.

Wir wissen, dass sich weltweit jedes Jahr 45000 Menschen wg. Arbeitslosigkeit das Leben nehmen (siehe Spiegel) – geschätzt. Genaue Zahlen kennt man nicht, will man auch nicht kennen – würde man sie kennen, man müßte ja damit rechnen, dass sich mehr Bürger solidarisieren, um die Vernichtung durch Arbeitslosigkeit zu stoppen – doch diese … unterstelle ich mal … ist gewollt. Sonst würde man das System doch ändern, wenn es nur den ersten Hungertoten gegeben hat.

Nur einer Privatinitiative haben wir es zu verdanken, dass wir überhaupt Informationen dazu bekommen, aus persönlichem Kontakt zu den Betreibern weiß ich, dass sie massiv unter Beschuss stehen, denn: „Deutschland geht es gut, dass ist ein Grund zur Freude!“. Es sind deshalb nicht viele Fälle, die an die Öffentlichkeit kommen – und wie lange die Initiative „Opfer der Agenda 2010“ noch zählen darf, steht wohl in den Sternen (siehe Opfer Agenda 2010). Wer bislang hoffte, der oben genannte Vater mit drei Kindern gehörte in eine andere Kategorie wird dort eines besseren belehrt: in der Tat hatte man ihm den Strom abgestellt. Deutschland geht es gut und das … ach, lassen wir das, mir ist schon ganz schlecht von der Heuchelei.

Ein Bekannter von Michael schrieb mal was zu dem Freitod und Hartz IV (siehe „Der Fluchtweg Freitod“, nrhz):

„Einer Schätzung der deutschen „Gesellschaft für Suizidprävention“ zufolge liegt die Selbsttötungsrate bei Arbeitslosen um das Zwanzigfache höher als bei der erwerbstätigen Bevölkerung. Suizidforscher Prof. Dr. med. Volker Faust spricht deshalb von einem erheblichen Selbsttötungsrisiko bei Langzeitarbeitslosigkeit. Und „Panorama“, das Politik-Magazin des NDR (das ansonsten, was soziale Themen betrifft, seit langem eher durch sehr fragwürdige Berichterstattung auffällt), konstatierte in einem Beitrag dazu vom 11. September 2006: „Selbstmord“ ist kein „individuelles Thema, sondern ein Gesellschaftsproblem“. Mit ähnlichem Tenor „Plusminus“ vom Saarländischen Rundfunk am 23. Oktober 2007: „Wer arm ist, wird schneller depressiv“, mit der Folge der „Selbstmordgefahr“ (so der Vorsitzende der „Armutskonferenz“, Egbert Ulrich, in diesem Fernsehbeitrag).“

Es ist also schon seit zehn Jahren bekannt, dass man hier Menschen einer hohen Lebensgefahr aussetzt. Kommt aber noch besser:

„Übrigens deckt die Bedeutungsgeschichte der oben kursiv gesetzten „-losigkeitswörter“, die ich allesamt bei meiner Recherche für diesen Artikel in Berichten von Suizidforschern über das Empfinden der späteren Selbsttötungsopfer fand, einen fast schon unheimlich zu nennenden Zusammenhang auf: Eine der Ursprungsbedeutungen, die dieser Hauptwortendung „-losigkeit“ zugrundeliegt, lautet: „für nichtig erklären“. Ja, ich denke, so ist es: Mit Suizid erklärt der Betreffende seine eigene Existenz für „nichtig“. Er macht sich, in der Selbsttötung, das Nichtigkeitsurteil zu eigen, das die Gesellschaft vorher über ihn ausgesprochen hat. Und nichts anderes als die Anmaßung eines Nichtigkeitsurteils über Menschen ist Hartz-IV – sei es als düstere Drohung für die noch arbeitenden Menschen oder sei es als verdunkelte Realität für jene Menschen, die bereits arbeitslos geworden sind.“

Und darum spreche ich von: VERNICHTUNG DURCH ARBEITSLOSIGKEIT … auch wenn das beim Kaffee stört.

Er ist auch nicht der einzige Akademiker (also: Spitzenfachkraft), der nicht mehr gebraucht wurde: die Historikerin mit 400 Bewerbungen ist ja schon in vielen Publikationen erwähnt worden (siehe z.B. Taz), aktuell fragt man sich sogar, ob man die ganzen einst hoch gelobten Spitzentechniker der MINT-Fächer überhaupt noch unterbringen kann (siehe Zeit).

Und glauben Sie mal nicht, damit wäre das Ende der Fahnenstange erreicht: aktuell erreichen mich Informationen, dass Jobcenter sich sogar über Sozialgerichte stellen und deren Entscheidungen einfach vom Tisch wischen (siehe gegen Hartz). Mehr und mehr Menschen „kündigen dem Staat“ wegen unerträglichen Hartz-IV-Schikanen (siehe Süddeutsche) … wohl auch ein Grund dafür, warum über die Hälfte der Deutschen nicht mehr glauben, dass wir in einer Demokratie leben (siehe Focus). Wie sollte sich man auch sonst erklären, dass die demokratischen Regierungen des Westens immer neue Experimente ersinnen – wie die komplette Streichunng von Sozialleistungen für Dicke – auch wenn die sonst ganz gehorsam sind (siehe Heise).

Vielleicht sollten sie dazu mal Anna hören, Kind einer verharzten Familie – ein Ausnahmefall: „Anna selbst war die beste Abiturientin ihres Jahrgangs, ist heute 23 und Journalistin.“ (siehe Deutschlandfunknova):

„Hartz-IV garantiert das Allermindeste: Eine Wohnung von 89 Quadratmetern für eine Familie mit fünf Kindern. Etwa 250 Euro pro Kind pro Monat, davon sind ungefähr 1,50 Euro für Bildung eingerechnet. Hartz-IV garantiert aber eben nicht, dass man dazugehört. Wenn du kein Geld hast, kannst du nämlich abends nicht in Kneipen gehen oder tagsüber ins Café, du kannst deinen Freunden keine Geburtstagsgeschenke machen oder Smalltalk über tolle Urlaubsziele führen. Hartz-IV haut dich aus allem raus. Es nimmt dir erst deine Würde, weil du jemanden um Geld bitten musst – den Staat, ganz genau das Jobcenter. 

Dann nimmt es dir dein Selbstbewusstsein. Und das führt dann dazu, dass du gar keine Chance mehr hast, rauszukommen. Spätestens dann gibst du dich auf. So ist es bei meinen Eltern. Und deshalb gehen meine Eltern nicht wählen. Weil sie sich daran gewöhnt haben, zu schweigen.“

Und dann … leise gehen.

Wie Michael Lange vom Hölderlinblog, Psychologe aus Hamburg. Mit Sanktionen bedroht, weil er die Eingliederungsvereinbarung nicht unterschreiben wollte. Was daran störte?

Ich weiß es nicht. Und Nachfragen … geht jetzt nicht mehr.

Und die Zukunft? Die Industrie fordert von der Regierung „weniger soziale Wohltaten“ (siehe rt-deutsch).

Also … noch weniger.

Alles klar soweit?

„Das Goldene Brett vorm Kopf“ – Über GWUP-Pastafaris, die neue Aluhut-Inquisition und neoliberale Arschlöcher wie mich

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Roland Düringer (Foto: Wikimedia/Anton-kurt/CC BY 3.0)  

Unsichtbare Gegner

Unsichtbare Gegner sind bekanntlich schwer zu besiegen. Stephane Hessel, Gründungsvater der UN-Menschenrechtscharta, hat das Dilemma unserer Generation treffend auf den Punkt gebracht: Während es für seine Zeitgenossen noch ganz klar war, wogegen es zu kämpfen galt, nämlich gegen den durch Hitler und Stalin verkörperten Faschismus und Bolschewismus, so stünden wir heute zwar einer nicht minder abgründigen Gefahr gegenüber wie anno dazumal, – nach Ansicht Hessels steht nichts weniger als der Verlust der gesamten zivilisatorischen Errungenschaften der letzten Jahrhunderte sowie die Weiterexistenz des Ökosystems Erde auf dem Spiel – allerdings sei diese Gefahr schwer greif- und personalisierbar.

Kurz vor seinem Tod beschwört der 95jährige Hessel – nach eigenen Worten mit „letzter Tinte“ – nochmals den Geist der Résistance, für die er selbst unter Einsatz seines Lebens gekämpft hat (er wurde von den Nazis gefangen und gefoltert) und ruft unsere Generation in seinem vielbeachteten Essay „Empört Euch!“ zum Widerstand auf – gegen den unglaublichen Rückschritt, der uns heute drohe und uns schon demnächst in ein sehr dunkles Zeitalter katapultieren könnte. In einem jüngsten Interview sieht uns auch der von der New York Times als „wichtigster Intellektueller der Welt“ bezeichnete Noam Chomsky am Rande des Abgrunds und gibt sich sichtlich Mühe, seine gewohnt milde Jovialität zu bewahren, wenn er resümiert wie der Mensch seine Intelligenz nun dazu verwende, um sich selbst zu zerstören. Auf die Frage des „Jung&Naiv“-Teams, ob denn die derzeit beobachtbare Ignoranz  gegenüber den fundamentalen Problemen der Gegenwart nicht auch ein Segen sei, antwortet der emeritierte MIT-Professor trocken: „Für eine kurze Zeit, ja. – Bis es einem um die Ohren fliegt.“

(Klick auf YouTube für deutsche Untertitel)

Chomsky setzt hinzu, dass das 21. Jahrhundert das letzte Jahrhundert der Menschheit sein könnte, wenn wir uns weiterhin lieber mit Plattitüden beschäftigen, anstatt uns mit den wirklichen Bedrohungen zu konfrontieren.

Doch wer kämpft schon gerne gegen unsichtbare Gegner? Da ist es also kein Wunder, dass heute Sandsäcke und Watschenmänner gefragt sind, auf die man nicht nur ungestraft eindreschen kann, sondern für deren Niedermachen man sogar gröhlenden Applaus des Publikums bekommt. Man kennt das eigentlich in hinreichender Weise aus den Beginnen der NS-Zeit: Die Wirtschaft lag am Boden, Arbeitslosigkeit und damit einhergehende existenzielle Verzweiflung und Zukunftsängste grassierten. Was war es da inmitten des systemischen und weltanschaulichen Bankrotts doch für eine Erleichterung, als plötzlich Sündenböcke wie die Juden, die Roma und die Zeugen Jehovas präsentiert wurden: Vogelfreie, die man nicht nur aus reiner Lust an der Erniedrigung, sondern zugleich auch im Dienst an der guten Sache auf die Knie zwingen und sie mit einer Zahnbürste den Gehsteig schrubben lassen durfte – so konnte man inmitten einer Zeit der allgemeinen Verunsicherung und Hoffnungslosigkeit endlich wieder selbstgefällig lachen und wissen, wo man hintreten musste, um dem versprochenen Fortschritt den Weg zu bahnen.

Selbst wenn wir bei etwas ehrlicherer Betrachtung zugeben, dass der heutige Gegner bzw. die systemischen Denkfehler gar nicht mehr so unsichtbar, sondern bloß übermächtig sind, macht das die Lage nicht leichter. Wer kämpft schon gerne gegen übermächtige Gegner? Noch dazu in einer Zeit, in der es noch niemals so leicht und amüsant war, den vollen Rückenwind des herrschenden technokratischen Zeitgeists zu genießen und sich  ipodbestöpselt und korkenknallend Richtung Grand Canyon treiben zu lassen.

Gleichzeitig ist es aber selbst für die faulsten Couchpotatoes unter uns ziemlich unbefriedigend, sich wirklich für bzw. gegen nichts zu engagieren, irgendetwas will man in seinem Leben ja bewegen. Wie man im Stadtpark beobachten kann, wollen sogar diejenigen, die nie gelernt haben, etwas Sinnvolles aufzubauen, dann zumindest ein paar Parkbänke zerstören. Und schließlich haben wir von Kindesbeinen an eine Bildung genossen, die uns intellektuell bis zum Äußersten zugespitzt hat wie harte Graphitbleistifte kurz vorm Abbrechen und mit der wir jetzt nicht einfach auf dem Stand rotieren und in der Garage  Reifen verheizen wollen. Wir wollen mit unserem stolzen akademischen Boliden schon ein paar flotte Runden am Formel-1 Ring drehen, bei einem schlagkräftigen Rennteam wie Red Bull dabeisein, andere überholen und über sie triumphieren können. Champagnerverspritzend am Podest stehen, im frenetischen Jubel eines Publikums und im Blitzlichtgewitter der Presse badend – welches kurzweiligere Rezept zur Verdrängung der eigenen Armseligkeit und Kleinkariertheit gibt es schon? (auf „Kurzweil-ige Rezepte“ werden wir unten gleich noch zurückkommen.)

Niemand weiß das so gut wie ich. Und damit jetzt niemand auf die Idee kommt, dass ich hier eine Moralpredigt im Sinn habe, möchte ich mich gleich vorausschickend selbst als Arschloch outen. Die Augen über diese Tatsache geöffnet hat mir seinerzeit eine junge Dame unbekannten Namens in einer Disco zu mitternächtlicher Stunde. Ich hatte gerade das Abitur hinter mir und dünkte mich als frisch gebackener, ehrgeiziger Student am Zenit wissenschaftlicher Überlegenheit. Den akademischen Olymp nahm ich mit einer Kombination aus gleich zwei Wissenschaften, nämlich Ingenieurwissenschaften und Rechtswissenschaften in Angriff. Als Katalysator für meine Karriere hatte ich mich zudem in den Zirkel einer akademischen Burschenschaft eingeschrieben, in deren Vereinsstatuten „Scientia“ („Wissenschaft“) als einem der wichtigsten Grundprinzipien gehuldigt wurde. Gerade die Studentenverbindung erwies sich als wahrer Türöffner. Ohne noch irgendetwas geleistet zu haben, hatte ich alleine durch meine Mitgliedschaft sofort direkten Zugang zu höchsten Ministerialbeamten, Regierungsmitgliedern, Universitätsprofessoren, Medienchefs und Wirtschaftskapitänen. Wie ich bald erfahren sollte, bildete die Burschenschaft eine Art Seilschaft quer durch Politik und Wirtschaft, man half sich, war loyal zueinander. Es gab kaum ein Politressort, in dem man nicht gewichtige Verbindungsmitglieder sitzen hatte und an die man sich wenden konnte, wenn man ein Anliegen hatte.

Uns jungen Burschenschaftlern wurde eine „Bude“ zur Verfügung gestellt – so nennt man das Vereinslokal, in dem man abends in entspannter Atmosphäre mit honorigen alten Herren des Establishments bei einem Bier saß. Natürlich mitten in der City, an einer Adresse, die sich ansonsten nur gut betuchte Anwaltskanzleien und Investmentfonds leisten können. Als Gegenleistung für all diese Benefits erwarteten die alten Herren von uns Jungen nichts anderes als bloße Treue gegenüber den althergebrachten Verbindungsprinzipien wie eben „Scientia“. Auf der Bude tranken wir nicht nur reichlich Bier, wir gaben uns auch kämpferisch und „chargierten“, d.h. wir schwangen in Couleurwichs und schwarz lackierten Stiefeln die Säbel – freilich nicht so wie die neorechten schlagenden Burschenschaften direkt ins Gesicht, das gäbe hässliche Schmisse und ließe einen dann für jedermann leicht als schlagenden Burschenschaftler erkennen,  während wir konservativen Burschenschaftler ja die Diskretion vorzogen. Zwar nur symbolisch reckten wir also die Säbel in die Luft, aber immerhin wild entschlossen zur intellektuellen Bekämpfung von allem, was draußen in der Welt unseren Verbindungsprinzipien zuwiderlief. Denn eines war klar: Unsere Seilschaft und der damit einhergehende Machtgenuss konnten nur weiterbestehen, wenn  alles beim Alten blieb. „Sozialistisches“, „Grüne“, „Linke“ und „Alternative“ waren uns daher suspekt und wurden bei jeder Gelegenheit verächtlich gemacht, ebenso wie Nicht-Akademiker.

Schon früh wurden wir in eine gut organisierte politisch-publizistische Arbeit eingebunden, in welcher wir in Medien, bei Podiumsdiskussionen und auf allen sonstigen Kanälen, die uns zur Verfügung standen, gegen drohende alternative Bewegungen Stimmung machten. Da unsere Seilschaft nahezu die gesamte Medienlandschaft umfasste und bis in den öffentlichen Rundfunk reichte, wurde uns bei Bedarf auch umstandslos binnen kürzester Frist ein Podium zur Verfügung gestellt, in welchem wir in Form von Interviews oder in ausgewählten Diskussionsrunden unsere Meinung und Weltsicht millionenfach multiplizieren und ins Wohnzimmer zum kleinen Mann senden konnten. Ich erinnere mich noch, wie ich als 18jähriger Grünschnabel durch Vermittlung eines Verbindungsoberen plötzlich im Fernsehstudio von einem der bekanntesten TV-Moderatoren des Landes als Fachmann zu einem Thema interviewt wurde, von dem ich in Wirklichkeit überhaupt keine Ahnung hatte. Mit Lampenfieber habe ich einige Worthülsen in die Live-Kamera gestammelt, von denen ich dachte, dass sie wohl schon mit der herrschenden Meinung übereinstimmen, die wir wissenschaftlich aufgeklärten Burschenschaftler in der Welt vertraten und mit der wir die „bildungsfernen Schichten“ belehren wollten. Was ich in die Kamera gesprochen habe, war eigentlich nur ignoranter Nonsens, für den ich mich innerlich geschämt habe, aber dem Schulterklopfen nach zu schließen, das ich nach dem Interview von meinen Kollegen erntete, dürfte ich den richtigen Tonfall getroffen und ganz im Sinne der Verbindung gewirkt haben. Einige gewichtige ältere Herren attestierten mir daraufhin sogar ganz ohne Ironie, dass ich mit meiner rhetorischen Gabe beste Ambitionen für eine politische Führungsfunktion oder ein diplomatisches Amt hätte.

Rückblickend kann ich jedenfalls voll und ganz bestätigen, was Noam Chomsky über die meinungsbestimmende Funktion der sogenannten Intellektuellen und akademischen Wissenschaftler konstatiert. Er nennt sie eine „Art säkulare Priesterschaft“ für die Machtelite, „indem sie Ideen, Pläne, Strategien, Werte, Theorien, Rechtfertigungen und Doktrinen für die ökonomischen und politischen Entscheidungsträger des Herrschaftssystems entwickeln und dem Rest der Bevölkerung verkünden, was sie glauben sollen.“

Chomsky: „Sie identifizieren sich mit den Interessen der Mächtigen und halten diese für ihre eigenen. Für ihren Dienst und für ihre Verinnerlichung und Verteidigung des Wertekanons und der Interessen der Machtelite erhalten sie einen gewissen Anteil an der Macht, des Reichtums, der Privilegien und des Prestiges. Damit bilden sie nicht nur einen zentralen Pfeiler des ideologischen Indoktrinationssystems, sondern sie sind vielmehr entscheidende Akteure des staatskapitalistischen Propagandasystems für die Herrschaftssicherung der Machtelite, weil sie die breite, weniger gebildete Bevölkerungsgruppe (rund 80 Prozent) ideologisch zum Gehorsam, zur Passivität, Konformität, Habsucht und Unterwerfung erziehen, indem sie diese in ihrem sozialen, kulturellen Verhalten, Wissen und Denken bzw. in ihrer Wahrnehmung entsprechend formen, disziplinieren und kontrollieren.

(…) Für die extrem indoktrinierten und gebildeten Schichten existieren intellektuell ´anspruchsvolle` Elite- und Leitmedien, die politische und ökonomische Gegebenheiten und Entwicklungen innerhalb des vorgegebenen ideologischen Indoktrinierungsrahmens der Machtelite darlegen und kommentieren. All dies dient auch dazu, den übrigen 80 Prozent der Bevölkerung die notwendigen Illusionen bzw. Lügen als Wahrheit zu verkaufen, hinter denen sich die handfesten Interessen der Machtelite verbergen. Denn diese Leitmedien liefern nicht nur die passenden Themen, Bilder und Informationen, sondern setzen vor allem den zu befolgenden ideologischen Rahmen zulässiger Meinungen und Ansichten über die Welt für alle weiteren Massenmedien.

Für den übrigen Teil der Bevölkerung, also die ´weniger gebildete` und zum Gehorsam erzogene Mehrheit, gibt es die anspruchslosen Massenmedien, die vor allem dafür zuständig sind, die Menschen zu unterhalten, zu amüsieren, abzulenken (Sport, Seifenopern, Boulevard, Comedy, Krimis etc.), und sie mithilfe bedeutungsloser (nationalistischer, chauvinistischer) Slogans und des Fernsehens zu apathischen, autoritätsgläubigen, kaufsüchtigen wie desinteressierten Konsumidioten zu formieren. So wird die Bevölkerung sozial atomisiert, fragmentiert und dadurch politisch marginalisiert.

(…) So wird die Bevölkerung sozial atomisiert, fragmentiert und dadurch politisch marginalisiert. Dies wird durch eine falsche, lügenhafte oder irreführende Darstellung politischer, sozialer, ökonomischer Tatsachen, Erklärungen und Zusammenhänge begleitet, die von Regierungen und Konzernen mithilfe der PR-Industrie sowie intellektuellen Experten als notwendige Illusionen produziert und verbreitet werden. Die breite Bevölkerung soll eben nicht über die Welt selbstständig nachdenken, sie soll sich noch viel weniger politisch einmischen, vielmehr soll sie sich darauf beschränken, die in der Werbung angepriesenen Waren zu konsumieren, um einen fremdgesteuerten Lebensstil zu imitieren und nachzueifern.“  (Link zu Chomsky Volltext-Rezension auf Nachdenkseiten: „Die Wachhunde der Machtelite“)

Nicht, dass wir Apostel der Scientia ein Zirkel dunkler Verschwörer gewesen wären, die auf der Studentenbude einen Hexenkessel rührten. Auch geht fehl, wer meint, dass uns jemand den expliziten Auftrag erteilt hatte, die Welt mit tendenziöser Meinungsmache zu manipulieren. Nein, als normgerechte, vom Förderband des Szientismus gelaufene Axolotl-Bürger wussten wir ganz von selbst, was zu tun war und widmeten uns dem auch mit voller Inbrunst. Wir waren smarte, aufgeklärte Kerlchen, fortschritts- und frackinggläubige Technik-Nerds, immer am  Puls der Zeit und natürlich bar aller Mythen, die wir am laufenden Band entblätterten bis schließlich von der Welt nichts mehr übrigblieb als nackte Realität und Burnout. Auch verstand ich nicht, warum von Seiten der Umweltschutzbewegungen und der Alternativen – um ihre Infostände an der Uni habe ich schon alleine wegen ihres ungepflegten, zotteligen Äußeren immer naserümpfend einen Bogen gemacht – soviel Kritik an den Konzernen und Banken geübt wurde. Habe ich doch die Mitarbeiter und Abteilungsleiter dieser Konzerne, mit denen ich im Zuge meiner Berufslaufbahn zu tun bekam, ausnahmslos als ebenso ausgeschlafene, clevere Kerlchen kennengelernt, die genauso wie ich der reinen Rationalität und Effizienz verpflichtet waren und überdies auch wesentlich mehr Humor und smarten Clooney-Faktor besaßen als die sauertöpfischen Ökoheinis und Gutmenschen. Waren die geschäftlichen Angelegenheiten besprochen, konnte man sich mit Seinesgleichen noch ungezwungen und auf bestem fachmännischen Niveau über die neuesten Cabrio-Roadster oder über exquisite Zigarillo-Manufakturen in Havanna unterhalten.

Insbesondere was schlecht an Großkonzernen wie Siemens sein sollte, habe ich nie verstanden. Als meine damalige Studienfreundin – ihr Vater hat bei Siemens gearbeitet und sie hatte daher einen gewissen Einblick in deren Geschäftspraktiken – mir zu Weihnachten ein Geschenk mit dem Aufkleber einer globalisierungskritischen NGO gereicht hat: „Übrigens, ich habe dir nichts von Siemens geschenkt, das ist nämlich eine ganz fiese Atomlobby“, habe ich nur die Nase gerümpft. Schließlich ist von Siemens gutes Geld an die Industrieanwaltskanzlei geflossen, für die ich bis spät nachts arbeitete, um lästige Mitbewerber des Elektronikriesen vom freien Markt zu verdrängen, der bekanntlich dem Tüchtigen gehört. Vom Geld aus dem Siemenshahn konnte ich mir ein stattliches Auto und feinen grauen Zwirn von Hugo Boss kaufen, beim Kauf von Premium-Produkten mit Öko-Gütesiegel durfte ich mich sogar besonders ökologisch und fortschrittlich fühlen.

Mitternächtlicher Arschlochalarm in der Disco

Als ich jedoch zu mitternächtlicher Stunde in besagter Disco stand, da traf es mich wie ein Blitz ins Gesicht: Eine junge Dame, die mich vom gegenüberliegenden Tresen anscheinend schon eine Weile beobachtet hatte, ging schnurstracks auf mich zu und schmetterte mir diesen einen Satz ins Gesicht, bevor sie sich wortlos wieder umwandte und mir den Rücken kehrte: „Du bist ein unglaublich  arrogantes Arschloch!“ Ich war perplex, warum sie das gerade mir an den Latz knallte, immerhin waren wir Burschenschaftler ja im Rudel unterwegs. Vermutlich hatte sie mich inmitten der anderen nadelgestreifen Verbindungsbrüder, die sich gerade ihre Schalkrawatte gelockert hatten und sich zurückgelehnt in Burschenschaftstracht, d.h. mit Couleurband und „Deckel“ am Kopf genüsslich am Erzeugen möglichst dicker Zigarrenrauchringe delektierten, ob seiner ostentativen Geschwätzigkeit und Präpotenz für eine Art Häuptling gehalten.

Ich bin der jungen Dame für ihre couragierte Aktion heute unendlich dankbar. Rückblickend hat sie meine dem Teufel bzw. der „Scientia“ geweihte Seele vor einem elenden Schicksal in Dantes Eishölle bewahrt. Und obwohl ich mich zunächst „cool“ gab und weiteralberte, spürte ich, dass mich etwas Authentisches und Grundehrliches bis ins Mark getroffen hatte, was langsam weitersickerte. Einhergehend mit einigen anderen schicksalhaften Fügungen in meinem Leben (siehe „Das Schicksal eines Bombenbauers als Vorbild für den Lebenslauf des Normalen Kleinbürgers“) führte es mich zur Einsicht, dass die Studentenverbindung, bei der ich Mitglied war, eigentlich das Gegenteil von alldem verkörperte, was mein wirkliches inneres Anliegen war. Wie Schuppen fiel es mir dann von den Augen: Eigentlich gibt es in unserer Zeit unendlich viel anzupacken, um die zwar auf Hochglanz polierten, aber zum Untergang verurteilten, jeder Nachhaltigkeit spottenden Strukturen unseres Polit- und Wirtschaftslebens umzugestalten, für eine  menschengerechte und lebenswerte Welt zu streiten, Kreativität und Alternativen zu entwickeln, während ich Vollpfosten mich jahrelang damit verdingt hatte mitzuhelfen, dass alles beim Alten bleibt und den zur Normalität erklärten Wahnsinn in Beton zu gießen.

Obwohl die Vereinsstatuten das gar nicht erlauben, bin ich daher aus dem elitären Zirkel der Burschenschaft wieder ausgetreten, ebenso wie aus meiner scheinbar fortschrittlichen, aber in Wirklichkeit fossilen Denkweise und akadämlichen Selbstgerechtigkeit. Es geht mir dabei allerdings nun so wie einem ehemaligen Alkoholiker nach dem Entzug: Er muss stets verdammt aufpassen, dass er nicht rückfällig wird. Wenn er mit dem Stoff seiner ehemaligen Sucht in Berührung kommt, merkt er, wie diese wieder ihre Tentakeln ausstreckt und ihn in den Abgrund ziehen möchte. Ebenso muss auch ich ständig auf der Hut sein, dass mein ehemals bis auf hybride Spitzen herangezüchteter szientistischer Intellekt auf jenem Platz im Keller sitzen bleibt, den ich ihm zugewiesen habe und wo er auch einen durchaus nützlichen Dienst versehen kann, sich jedoch nicht ins Oberstübchen meiner Persönlichkeit aufschwingt.

Leider sind junge Menschen mit der Geistesgegenwart solch junger Damen, die rechtzeitig Arschlochalarm geben, rar geworden. Immerhin hat ja sogar Tom Schimmeck bereits Arschlochalarm geschlagen – ganz hochoffiziell in einem Leitartikel der renommierten taz (siehe “Arschlochalarm unter der Berliner Käseglocke“). So einen Artikel konnte er sich wohl nur erlauben, da er selbst taz-Gründer war, ein Noname-Journalist wäre nach einer solchen Veröffentlichung umgehend einen Kopf kürzer gewesen. Schimmecks lesenswerter Alarmruf aus 2005 hat jedenfalls bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Aber anstatt Arschlochalarm zu geben, – womit man sich i.d.R. nur zeit- und nervenraubende Abmahnungen und Gerichtsprozesse einhandelt, feiern wir heute lieber Arschlochparties (dazu unten gleich mehr) und haben mächtig Spaß dabei. Schimmeck hat seinen Arschlochalarm gegeben, nachdem er als Journalist in der Berliner Innenstadt Konversationen mit führenden Leistungsträgern der akademischen Jurisprudenz geführt und Einblick in die herrschende Denk- und Meinungsfabrik (von Noam Chomsky bezeichnet als „manufacturing consent“) erhalten hat, deren schamloses Geschwurbel für ihn absolut unverdaulich war.

Mit dem Wort „Geschwurbel“ sind wir nach viel zu langer Vorrede nun endlich beim eigentlichen Thema dieses Artikels angelangt. Besagtes „Geschwurbel“ wird nämlich von einer Gilde selbsternannter Neo-Inquisitoren in jährlich wiederkehrenden Intervallen jenen Zeitgenossen vorgeworfen, die sich außerhalb der durch Chomskys „säkulare Priesterschaft“ abgesteckten Grenzen bewegen. Als Abweichler vom Mainstream der herrschenden Meinung wurde dieses Jahr auch der beliebte Kabarettist und Philosoph Roland Düringer ins Visier der szientistischen Inquisitoren genommen.

Und ebenso wie Halloween mittlerweile ein Fixpunkt des Jahres ist, war es vorletzte Woche wieder so weit: Parallel in Wien und Hamburg wurde der Schmähpreis „Das Goldene Brett vorm Kopf“ verliehen. Veranstaltet wird das mediale Kesseltreiben von der GWUP, einem Ableger der aus dem US Thinktank- und Atheisten-Verband hervorgegangenen „Skeptiker“-Bewegung („Thinktanks Committee for Skeptical Inquiry / CSI“), die sich im Zuge der Globalisierung der 80er und 90er Jahren mit zahlreichen Dependancen wie eben der GWUP auch in Europa ausgebreitet hat.  Die Bewegung beruft sich auf rein wissenschaftliche Methodik und naturalistische Erklärungen des Daseins.

Öffentlich bloßgestellt werden sollen mit ihrem Negativpreis nicht nur Personen, die „unwissenschaftliche Behauptungen“ aufstellen, sondern auch „Verschwörungstheoretiker“  bzw. Personen, die mit ihren Theorien „das politisch-gesellschaftliche Gefüge gefährden“ sowie „Sektierer“ – das Mittelalter und der Scheiterhaufen für den „Ketzer“ lassen grüßen. Bei der Preisvergabe spielten unter anderem der „Grad der Abwegigkeit“ der vertretenen Theorien eine Rolle. Entsprechende Presseaussendungen der GWUP werden von den Medien weitgehend unredigiert abgedruckt und dürfen in ihrem Verdikt über abweichende personae non grata wie eine akademische Autorität dastehen, während die an den Pranger gestellten Menschen quasi für nicht ganz dicht und vogelfrei erklärt werden. Bereits die Grafik zur Nominierungsliste auf der GWUP-Website drückt aus, was von denjenigen Personen, die ins Fadenkreuz der GWUP-Jury geraten, zu halten ist: Ein stilisiertes Foto zeigt einen schmächtigen Mann mit Brett vorm Kopf, auf dessen kahlgeschorenem Haupt sich nichts anderes befindet als ein gelber Vogel.

Da die medialen Seilschaften in akademischen Interessensgemeinschaften heute scheinbar immer noch so gut funktionieren wie zu meiner Burschenschaftszeit, wird das Event rund um die Verleihung des „Goldenen Bretts vorm Kopf“ ebenso wie des Berliner Pendants „Der Goldene Aluhut“ von vielen Leitmedien eifrig publiziert. Der Spiegel  betitelt die Diffamierungsveranstaltung etwa ganz unkritisch mit „Wer ist der Doofste im ganzen Land?“ – anscheinend dürfen im Spiegel und anderen „Leitmedien“ mittlerweile Volontäre aus der Generation Doof ohne Aufsicht ihrer Mentoren Artikel schreiben.

Zurück aber zum Hauptkandidaten Roland Düringer. In der Tat ist sein Profil schillernd. In seinen früheren Rollen wie z.B. als Benzinbruder oder als Joschi Täubler im Kaisermühlen Blues verkörperte Düringer stets den einfältigen „Proll“, der sich in klassischer Manier um seinen eigenen Hintern dreht und sich bei Autos, Frauen und Geldverdienen „auskennt“. Auch als Privatmensch erschien er nach außen hin vielen als schlichtes Gemüt. Er nannte einen riesigen Fuhrpark an Autos sein eigen, den er stetig erweiterte und wie einen Fetisch polierte. Scheinbar hatte jedoch auch Düringer im Laufe seines Lebens irgendwann ein Arschlocherlebnis der oben genannten Art. So hat er dann auch seinen Fuhrpark, mit dem er bisher ständig in der Presse war, plötzlich als unnötigen Plunder erkannt und verkauft. In den Zeitungen erfuhr man dann, dass er sich sozial, ökologisch und politisch engagiert, dem „Verein gegen Tierfabriken / VGT“ spendete er etwa eine größere Summe. Seine Kabarett-Auftritte waren von nun an nicht nur Jux, sondern hatten beachtlichen philosophischen Tiefgang, in seiner Puls4-Show „Gültige Stimme“ führt er Interviews mit alternativen Denkern wie Harald Welzer und Christian Felber, die zum Nachdenken anregen. Seinen Talkgästen stellt er immer dieselben vier Fragen: Was ist ein gutes Leben? Was steht dem im Wege? Was braucht es, um die Hindernisse abzubauen? Und: Was ist eine gültige Stimme?

Mit einem Wort: Er will die von Noam Chomsky konstatierte Apathie durchbrechen und beim Publikum differenziertes Denken anregen. Und das geht gar nicht. Dass sich jemand, auf dessen volle Kraft zur Unter-Haltung der Bevölkerung man bisher zählen konnte, nun um 180° umgedreht hat und seine Kraft und Intelligenz neuerdings dem Aufwecken der Bevölkerung aus der Unterhaltungsnarkose und dem zur Normalität erklärten Alltagswahnsinn widmet, ist natürlich ein No-Go. Als er nach seiner jüngsten Protestpartei-Gründung „Meine Stimme gilt“ (die aufgrund Düringers Popularität beste Chancen hat, ins österreichische Parlament einzuziehen und deren einziges Ziel es ist, den etablierten Machtstrukturen die Geldflüsse zu entziehen – „das einzige, was denen weh tut“ – ) in einem Interview vom jungen Moderator der Gruppe42 gefragt wurde, ob er denn keine Angst davor habe, dass man ihn deswegen nun durch gezielte Kampagnen diskreditieren und z.B. als Spinner ausbooten werde, hat Düringer noch lächelnd abgewunken (siehe YouTube). Wenige Tage nach diesem Interview war es dann bereits soweit. Düringer wurde auf die mediale Streckbank gespannt und ihm die glühende Spinnerzange vors Auge gehalten.

In der inquisitorischen Anklageschrift des GWUP-Verfahrens wird ihm nun konsequenterweise vorgeworfen, dass er „mit Verschwörungstheorien kokettierte“ und über seine Puls4-Talkshows „Gültige Stimme“ Menschen breitenwirksam zum Nachdenken bringe. Vermutlich haben die GWUP-Schergen mit besagtem Kokettieren das unten verlinkte Interview Düringers mit dem Wirtschaftswissenschaftler Rico Albrecht auf Puls4  gemeint, in dem sich Düringer in verschmitzt-virtuoser Weise darüber hinwegsetzt, dass ihm die Programm-Macher zuvor einen Maulkorb erteilt haben (er dürfe in der Sendung um Mitternacht alles machen, aber auf keinen Fall „Verschwörungstheorien“ bringen). Es lohnt sich übrigens, das ganze Interview mit Rico Albrecht anzusehen, man hat danach inmitten des Chaos der Tagesnachrichten wieder Mut und Lust auf Zukunft: Er vergleicht die derzeitige Phase der Menschheit mit einem Metamorphoseprozess, den auch eine Raupe durchgeht. Aus der Biologie wisse man, wie im Organismus der Raupe einige erste Schmetterlingselemente entstehen, die aber vom Immunsystem des alten Tieres sofort bekämpft und ausgetilgt werden. Doch dieses Eliminieren funktioniere nur, solange die neuen Schmetterlingsteilchen, die sich entwickeln wollen, vereinzelt sind. Sobald sie anfangen, sich zu vernetzen und miteinander zu kommunizieren, kann sie das alte System nicht mehr überwältigen und sie schaffen es, den Raupenorganismus vollständig zu verwandeln. Diese Verwandlung könne dann sogar in sehr schneller Zeit vor sich gehen. Albrecht meint, dass wir uns in genau dieser Phase befinden, wo auch das alte retardierende System trotz aller Manipulations- und Repressionsversuche immer machtloser wird. Und dass jeder einzelne von uns dazu beitragen kann, indem er sich offen über die Dinge zu reden wagt, an die er glaubt.

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Die Meinung der GWUP zu Düringers oben verlinktem Interview: In seine Puls4 Talkshow lud er unter anderem Verschwörungstheoretiker und Alternativmediziner ein und bot damit – ohne auf den ersten Blick als Schwurbler erkennbar zu sein – gefährlichen antiwissenschaftlichen Behauptungen eine große Plattform.“ (Es möge sich nach dem Ansehen des obigen Videos jeder selbst seine Meinung über die Substanz der GWUP-Anklageschrift bzw. über die „Gefährlichkeit“ und „Antiwissenschaftlichkeit“ Düringers bilden.)

In einer Video-Antwort auf die GWUP-Nominierung kontert Düringer mit einer Mischung aus Humor und Nachdenklichkeit. Zunächst bedankt er sich bei denjenigen Menschen, die in unserem Staat nach den Erfahrungen einer sehr dunklen Zeit rechtsstaatliche Prinzipien verankert haben, andernfalls man unliebsame Personen wie ihn heute immer noch am Scheiterhaufen „warm entsorgen“ würde. Gleichzeitig weist er in seiner Video-Replik auch auf die inneren Beweggründe von Menschen hin, die Gefallen daran finden, andere zu diffamieren und rufzumorden: Im Grunde sei es Angst – existenzielle Angst, im neoliberalen Rattenrennen übrigzubleiben, weshalb es viele vorzögen, feige beim Herbeitragen von Scheiterholz mitzuhelfen als selbst am Scheiterhaufen zu landen.

Im Übrigen ging der GWUP-Hauptpreis letzte Woche dann doch nicht an den nominierten Düringer, sondern an den als Krebs-Wunderheiler verschrienen ehemaligen Arzt Ryke Geerd Hamer. Dass man Hamer aus der Mottenkiste ziehen musste, der bereits vor über 30 Jahren ausgiebig durch den medialen Kakao gezogen wurde und nach dem heute eigentlich kein Hahn mehr kräht, zeigt, dass es anscheinend gar keine ernstzunehmenden Alternativmediziner mehr gibt, auf die es lohnt, mediale Jagd zu machen. Aber so dienen klischeebehaftete Personen wie Hamer immerhin dazu, um den GWUP-Diffamierungskessel mit möglichst abstrus erscheinenden Köpfen zu füllen, mit denen auf ihren guten Ruf bedachte Personen und Institute in der Regel nicht in einem Atemzug genannt werden möchten.

Durch Vorhalten dieser glühenden Spinner-Zange will man auch gewichtige Umweltschutz-NGOs und staatliche Einrichtungen zum Abschwören ihrer Ketzerei und auf Linie mit der szientistisch-nihilistischen Weltsicht der Skeptiker bewegen. Auf der diesjährigen GWUP-Nominierungsliste für das Goldene Brett vorm Kopf finden sich etwa auch Greenpeace  (wörtliche Begründung: „wegen ihrem prinzipiellen Widerstand gegen Gentechnik“) sowie Ärztekammern und Krankenkassen.

Überhaupt scheint das ritterliche Eintreten für Gentechnik ein besonderes Anliegen der GWUP zu sein. In der jüngsten Ausgabe des „Skeptikers“, der Zeitschrift der GWUP, findet sich als Schwerpunkt-Thema: „Wie Gentechnik-Gegner den Entwicklungsländern schaden“. – Tja, wirklich, da sollte man schleunigst etwas unternehmen gegen diese gefährlichen Fortschrittsverweigerer, die Gentechnik ablehnen (zum Alltag in vorgenannten Entwicklungsländern, wo verzweifelte Bauern aufgrund von Gentechnik-Saatgut bereits zu Hunderttausenden Selbstmord begangen haben, könnte ich jetzt einiges erzählen. Ich habe einen Freund, der in Indien vor Ort Entwicklungshilfe leistet und Erschütterndes berichtet, aber damit würden wir jetzt zu weit abschweifen. Wer genügend starke Nerven hat, kann sich zu dem Thema auch eine ARD-Doku  ansehen).

Doch nicht nur Gentechnik-Verweigerer werden von den „Skeptikern“  angeprangert. Auf der digitalen GWUP-Prangerliste finden sich auch der Biolebensmittelhändler Alnatura sowie die Ärztekammer und die Techniker-Krankenkassa, weil sie Homöopathie und Alternativmedizin unterstützen. Warum insbesondere Homöopathie & Co. auf der Abschussliste stehen, wird eventuell erklärlich, wenn man die Sponsorenliste des GWUP-Prangers  studiert: Ganz oben dabei ist etwa „The Cochrane Collaboration“, eine über 130 Ländern ausgebreitete Organisation, die „sich dafür einsetzt, dass Entscheidungen in der Gesundheitsversorgung besser werden“. In der Tat sollte sich die Collaboration schleunigst ins Zeug legen, um unsere Gesundheitsversorgung zu verbessern. Denn lt. Statistik der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene infizieren sich in Deutschland derzeit rund eine Million Menschen pro Jahr mit multiresistenten Krankenhaus-Keimen / MRSA, gegen die kein Antibiotikum mehr hilft (siehe ARD-Doku „Operation gelungen – Patient tot“),  ca. 40.000 Patienten sterben daran. Laut dem „Review on Antimicrobial Resistance“ könnten bis 2050 weltweit zehn Millionen Menschen pro Jahr an nicht mehr behandelbaren Infektionen sterben. „Wenn wir das Problem nicht lösen, steuern wir auf Zeiten wie im Mittelalter zu. Viele Menschen werden sterben“, warnt der Ökonom Jim O’Neill, der die Recherchen zu dem Bericht leitete, gegenüber der BBC (siehe Bericht).

Die genannte Bakterienresistenz, die uns schon demnächst wieder ins medizinische Mittelalter befördern könnte, ist nicht nur eine direkte Folge leichtfertigen Umgangs mit Antibiotika in der ärztlichen Praxis und der Tiermast, sondern lt. Kommentar von Jens Berger auch ein Ergebnis der neoliberalen Renditeorientierung im Krankenhausbereich und der Kritiklosigkeit der Medien. Aber welche Medien können es sich heute schon leisten, es sich mit der Pharmaindustrie als einem ihrer stärksten Anzeigenkunden zu verscherzen? Da verlegt man sich lieber auf die ausführliche Berichterstattung über GWUP-Pastafari-Aluhut- Events. Alleine das Kesseltreiben zur Nominierung rund um die Schmähpreise hat dieses Jahr in den großen Medien wie Spiegel, Stern, Focus, Bild & Co. mehr Raum erhalten als die alljährliche Verleihung der Nobelpreise.

Die auf uns zukommende Bakterienresistenz erscheint jedenfalls wie eine Problemstellung apokalyptischen Ausmaßes – auch der GWUP darf man es daher nicht übel nehmen, wenn sie sich lieber der Bekämpfung von Alternativmedizinern, homöopathischen Ärzten und naturheilkundlichen Ambulanzen widmet. Gar Schreckliches meldet die GWUP etwa über eine neben Düringer auf der Brett-vorm-Kopf-Liste angeprangerte  alternative Krebsklinik „Brüggen-Bracht“, in der im Jahr 2016 drei Patienten verstarben, die mit einem nicht als Krebsmedikament zugelassenen Naturheilpräparat behandelt wurden (besagte Klinik ist bekannt dafür, dass sie auch als austherapiert geltende Krebspatienten übernimmt, also Personen, die mit größter Wahrscheinlichkeit ohnehin innerhalb kürzester Frist gestorben wären). In der Süddeutschen wird berichtet, dass jedes Jahr mehr Menschen an Nebenwirkungen von schulmedizinischen Medikamenten sterben als im Straßenverkehr. Laut Auskunft des Instituts für klinische Pharmakologie an der Universität Hannover beträgt die Anzahl der Pharmatoten alleine in Deutschland jährlich etwa 58.000, wobei die Todesfälle bei verantwortungsvollerer ärztlicher Verschreibepraxis zu mindestens fünfzig Prozent vermieden werden könnten (siehe Welt). Zusätzlich zu den MRSA-Toten gibt es in Deutschland  laut Expertenschätzung ca. zwei Millionen Behandlungsfehler in schulmedizinischen Kliniken und Praxen (siehe Welt), laut offiziellem AOK Krankenhausreport enden ca. 18.000 dieser Fehlbehandlungen tödlich für den Patienten.

Aber wen juckt das schon? Schulmedizin ist aus Sicht der GWUP-Skeptiker ja bedingungslos gut, skeptisch ist man nur gegenüber Alternativmedizinern. Wer Schulmedizin kritisiert, ist Verschwörungstheoretiker  – über die historischen Wurzeln des Diskurskeulenworts „Verschwörungstheorie“, mit dem heute jede unliebsame Tatsachenbehauptung umgehend im Keim erstickt werden kann, siehe ein aktuelles Interview mit dem Publizisten Mathias Bröckers. Nach seiner Einschätzung steht der Affront „Verschwörungstheoretiker“ auf der nach unten offenen Denunziations- und Diffamierungsskala nur noch knapp über „Kinderschänder“ (siehe dazu auch ein Interview mit dem Friedensforscher Daniele Ganser: „Vorsicht, Verschwörungstheorie!“)

Auch im Fall Roland Düringer war ihm ja neben dem Bilden von Verschwörungstheorien als weiteres Nominierungskriterium für das „Brett vorm Kopf“ angelastet, dass er die Pharmaindustrie kritisiere, insbesondere die geschäftlichen Ambitionen zu frühkindlichem chemisch-pharmakologischem „Tuning“ durch die Chomsky’schen Experten von Baxter & Co.  – ohne Zweifel ein weiteres No-Go (zum diesbezüglichen Selbstverständnis der Pharmaindustrie siehe das aktuelle Essay von Götz Eisenberg: „Pharmakologischer Seelenmord“, wonach in der ärztlichen Verschreibepraxis gerade die letzten Hemmungen fallen, um bereits Kleinkindern und schreienden Babys Sedativa und andere psychoaktive Substanzen zu verabreichen, die tief ins Zentralnervensystem eingreifen; er schildert, wie z.B. „Atosil“ früher Menschen verordnet wurde, die als schizophren galten, während es heute als Beruhigungs- und Schlafmittel zum Einsatz kommt).

Von einem Onkologen weiß ich überdies, dass es schulmedizinische Chemotherapien gibt, deren Mortalitätsrate über 99% liegt. Ist es angesichts solch geringer Überlebenschancen wirklich so abwegig, dass sich ein Patient dafür entscheidet, lieber ein Naturheilverfahren anzuwenden? Immerhin hat ein Patient ja auch das Recht, eine Chemotherapie ersatzlos zu verweigern. Selbstbestimmungsrecht des Patienten war für GWUP-Szientisten anscheinend gestern. Genauso wie man sich neuerdings darin gefällt, die grundrechtlich verbrieften und über die Jahrhunderte buchstäblich unter Schweiß, Blut und Tränen errungenen Rechte auf freie Meinungsäußerung sowie auf Glaubens- und Gewissensfreiheit mit Füßen zu treten und über Bord zu werfen.

Denkwürdig auch, dass sich die GWUP-Community über drei Krebstote pro Jahr in einer alternativen Klinik empört, aber die Forderung des vor kurzem abgeschiedenen GWUP-Mitglieds und Präsidenten der „Gesellschaft für Kritisches Denken“, Heinz Oberhummer, nach einem Recht auf Mitwirken von Ärzten beim Suizid als etwas besonders Fortschrittliches preisen. Eine entsprechende Vereinsgründung Oberhummers zur Suizidbeihilfe wurde zunächst von der Landespolizeidirektion abgelehnt, wogegen dann Beschwerde beim Verwaltungsgericht eingelegt wurde.  In den Vereinsstatuten führte der Astrophysiker als Zielsetzung an, dass der Verein beim Suizid beraten wolle.

Frägt sich nur, nach welchen Kriterien bzw. nach welchem Weltbild der GWUP-Vordenker  potenziell lebensmüde Menschen beraten würde? Oberhummer war Physiker mit Schwerpunkt  nukleare Astrophysik, hätte also im Bereich Sterbeethik wohl unzweifelhaft dieselbe Fachkompetenz besessen wie der Vakuumpumpen- und Kompressorspezialist Norbert Aust, der sein Herzblut seit seinem Ausscheiden aus dem Maschinenbau nun der Bekämpfung der Homöopathie widmet und politische Forderungen der GWUP nach Verbot von Homöopathie und alternativmedizinischen Richtungen an oberster Stelle unterzeichnet (siehe z.B. „Freiburger Erklärung zur Homöopathie“ oder „Forderungen der GWUP an Politik, Krankenkassen und Ärzteverbände“).

Doch bleiben wir beim Suizid und dem Weltbild der GWUP/Skeptiker, es erklärt uns einiges über den Antrieb ihres Handelns. „Das Universum ist eine Scheißgegend“, so nannte Oberhummer ein Bühnenprogramm und gleichnamiges Buch, das er mit seinen Kommilitonen Martin Puntigam und Werner Gruber der breiten Öffentlichkeit präsentierte. Oberhummer muss Bescheid wissen, schließlich ist er doch Astrophysiker, ebenso sein Partner Werner Gruber, seines Zeichens ebenfalls Physiker und Direktor gleich dreier Sternwarten. Selbst wenn also die Gucklinse einer seiner Sternwarten verschmiert sein sollte, so stünden ihm somit noch zwei weitere Verifikationsmöglichkeiten zur Verfügung, um die tatsächliche Existenz der von Präsident Dr. Oberhummer postulierten Scheiße empirisch abzusichern.

„Erziehende Unter-Haltung“ und das Credo des Szientismus

In „Das Universum ist eine Scheißgegend“, das unter anderem in einer regelmäßigen TV-Show des staatlichen Rundfunks ORF mit hoher Einschaltquote ausgestrahlt wird, hat Oberhummer nach streng wissenschaftlichen Kriterien ausgerechnet, aus welcher Höhe der Heilige Geist als Taube fallen muss, um auf der Erde innen gar und außen knusprig anzukommen: 71 Kilometer. Weitere Fans sammelten die sympathischen Herren mit Aftershow-Vorstellungen zu GWUP-Tagungen z.B. mit „Kreuzigungsparty“-Programmen („Crucifiction party – Die Physik des Christentums“), in welchen letzte Fragen, die die Menschheit bisher bewegt haben, aus fachkundigen Mündern nun endlich für gelöst oder zumindest für erledigt erklärt werden: „Kann ein Erzengel fliegen? Wieviel Jesus-Atome stecken in jedem von uns? Kann man mit Antimaterie die Auferstehung erklären? Wie bastelt man sich ein Blutwunder für zuhause? Wie wandelt man über Wasser? Und wie kreuzigt man Licht?“

Schenkelklopfen und prustendes Lachen sind also beim Wissenschaftskabarett der „Science Busters“, bei dem es auch niemals an deftigen Seitenhieben gegen Homöopathie („dem homöopathischen Vollrausch für Schüttler“) und sonstigen „esoterischen Unsinn“ mangelt, unzweifelhaft garantiert. Die Science Busters bezeichnen ihre Homöopathie- und Esoterik-Verarsche selbst als „massentaugliches Edutainment“, frei übersetzt also als „erziehende Unter-Haltung“ und gehen damit auf voller Linie d’accord mit dem, was auch der GWUP-Sponsor „The Cochrane Collaboration“ als eine seiner höchsten Prioritäten bezeichnet: dass „wissenschaftliche und laienverständliche“ – (A.d.V.: also auch fürs bildungsferne Fußvolk mundgerecht aufbereitete-) „Zusammenfassungen wissenschaftlicher Publikationen verbreitet werden“. Obwohl es heute in der Tat tausenderlei wichtige Tatsachen gäbe, die man der Allgemeinheit verständlich darlegen sollte, so wissen wir ja bereits aus dem eingangs zitierten Werk von Noam Chomsky, dass die führenden politischen und akademischen Schichten daran in Wirklichkeit wenig Interesse haben, liefe eine solche Aufklärung doch ihren vitalen Interessen bzw. ihren gutgehenden Geschäften mit Umwelt und Humanressourcen zuwider.

Außerdem braucht das neoliberale Geschäftsmodell in seiner Ambition zur restlosen monetären Ausschlachtung aller Umwelt- und Humanressourcen eine passende Weltsicht,  sonst gäbe es angesichts der mit dieser Ausschlachtung einhergehenden Umweltzerstörung und dem menschlichen Elend demnächst einen kollektiven Aufstand. Das Edutainment der Science Busters ist daher ein willkommenes Vehikel, um unsere Kinder vorm Fernseher zu strammen Szientisten zu erziehen, die – freilich hemdsärmelig und immer einen legeren „Schmäh“ auf den Lippen – bereit sind, die letzten verbliebenen Ressourcen zu fracken, die diese „Scheißgegend“ unseres blauen Planeten hergibt.

Der FAZ-Korrespondent Reinhard Bingener fasst nach einer Buchpräsentation auf einem Kongress der Giordano Bruno Stiftung, einer der Speerspitzen des Koordinierungsrats säkularer Organisationen (KORSO), die wesentlichen Direktiven zusammen, die im Zuge der szientistischen Aufklärung Eingang in die Köpfe des postmodernen Menschen finden sollen: „Die Autoren des Buches deklinieren die Evolutionstheorie bis in die Grundfragen der Lebensführung herab: Was dürfen wir nicht mehr glauben? Was sollen wir essen? Wie können wir es treiben? – es soll eine fröhliche Wissenschaft sein.“

Reduziert auf seine Essenz lautet daher das unermüdlich gepredigte Credo des Szientismus:

„Mensch und Welt sind nur geistlose Kohlenstoffzusammenballungen,
ergo ist alles Wurst,
ergo können Mensch und Umwelt nach reinen Effizienzkriterien ausgeschlachtet werden.“

Von Kindesbeinen an missioniert durch dieses Credo, können wir uns damit endlich durch eine Welt bewegen, in der nichts mehr heilig, sondern alles der ökonomischen Verwertungslogik unterstellt ist. Frisch vom Förderband des MINT-Studiums gelaufende Jung-Szientisten können  mit diesem Credo im Kopf durch die Welt surfen wie jener hühnerbrüstige Proponent in Steve Cutts vieldiskutiertem Cartoon „Man“ (siehe unten), der mit einem McKinsey-Zauberstab überlegen lächelnd von Quartalsgewinn zu Quartalsgewinn tanzt und dabei die Welt in eine abgewrackte, genmanipulierte Müllhalde verwandelt. – Der Prototyp des Fabulous Fab, der jeden Wake up call smart wegwischt wie ein unerwünschtes Tinder-Konterfei auf seinem iPhone.

Um den Bürgern dieses – an sich stumpfsinnige und daher sogar für den fernsehenden Dosenbierbürger wenig attraktive – Credo des Szientismus einzupläuen, bedarf es schlauer Köpfe. – Die uns durch streng wissenschaftliche, und daher unwiderlegbare Studien beweisen können, dass schwarzer Kaviar den gleichen Lichtabsorptionskoeffizienten aufweist wie Schuhpasta und dass die unter dem Rasterelektronenmikroskop ersichtliche Gensequenz von Menschen im Prinzip auch nicht viel anders ist als die von Ratten (siehe Nachrichtenspiegel: „Rat Race & Rape Culture Club Köln“). Jüngst erklärtes Ziel der Science Busters ist es, an den Universitäten einen eigenen Studienzweig für „Wissenschaftskommunikation“ zu etablieren. Dem Molekularbiologen und Science Buster-Mitglied Helmut Jungwirth ist es bereits gelungen, für diese Disziplin eine vollwertige Universitätsprofessur zu ergattern (siehe Bericht im Standard: „An der Uni Graz lehrt er Studierenden, wie sie schwierige Themen einfach kommunizieren.“)

Es wird also nicht mehr lange dauern, bis das Credo des Szientismus tief in unsere Molekularbiologie eingegraben und Teil des kollektiven Gen-Codes wird. Menschen und alternative Weltanschauungen, die mit dem vorgenannten Credo nicht kompatibel sind, bedeuten nur Sand im Getriebe des Utilitarismus und der totalen Effizienz. Zu deren Ausgrenzung aus dem gesellschaftlichen Dialog erweisen sich gezielt eingesetzte Keulenbegriffe als probates Mittel, um auf eine weitere Auseinandersetzung  mit alternativen Meinungen seiner Mitmenschen verzichten zu können und sie umgehend aus dem Verkehr zu ziehen. Im Mittelalter der „Ketzer“, in der NS-Zeit der „Jude“ und „Asoziale“ oder in der McCarthy-Ära der „Kommunist“ – eine Denunziation mit dem jeweiligen (systematisch konditionierten) Signalwort reichte, um die Existenz ungezählter Menschenschicksale zu vernichten. Womöglich wird in den Geschichtsbüchern der Zukunft auch einmal das – jüngst auch in der Anklageschrift gegen Düringer verwendete – Attribut „antiwissenschaftlich“ vermerkt sein, das im Zeitalter des nihilistischen Szientismus ausgereicht hat, um alternative Denker und verquere Fortschrittsverweigerer in Dachau unter Dach und Fach zu bringen.

Neben dem fachmännisch etablierten Keulenbegriff „Verschwörungstheoretiker“ dient auch das schon von klein auf im kirchlichen Religionsunterricht herangezüchtete, eigentlich vollkommen unsubstantiierte Wort „Sekte“ als K.O.-Spray gegen alle politisch unerwünschten Personen, die man von der Bildfläche haben will. Wörtlich übersetzt bedeutet Sektierer nichts anderes als jemand, der von der herrschenden Meinung „abgespalten“ bzw. „abgewichen“ ist, insofern Sokrates der Prototyp eines Sektierers war und sich der Stadtrat durch dieses Abgewichensein von der herrschenden, inzwischen dekadenten Meinung so in seinem Selbstverständnis gestört fühlte, dass man Sokrates mit einem Schierlingsbecher aus dem Leben zwang. Wie man anhand von Gandhi, Martin Luther King oder Thomas Sankara weiß, können neue Sichtweisen schnell zu einem Lauffeuer werden und etablierte Machtverhältnisse hinwegfegen; man ist daher gut beraten, sie möglich gleich im Keim zu ersticken bevor sie Furore machen. Um dem vorzubauen, hat man heute die Angst vor Menschen, die neue Sichtweisen über das Leben bringen, bis zur Hysterie gesteigert. Um jemanden ins Abseits zu befördern, braucht man gar nicht mehr argumentieren, was  an seiner Person so besonders verwerflich sein soll, sondern alleine der Vorwurf, ein „Abweichler“ bzw. „Sektierer“ zu sein, genügt, um beim gemeinen Volk, das in bester Chomsky’scher Manier von der säkularen Priesterschaft der Meinungsmacher konditioniert wurde, alle Pawlow’schen Beissreflexe hochkochen zu lassen. Während SuperGAUs von Kernkraftwerken, der von Edward Snowden enthüllte Verfassungs-SuperGAU oder der drohende Finanz- oder MRSA-SuperGAU bei den meisten Menschen nur Achselzucken bewirken, so ist selbst der verschlafenste Fernsehbürger beim Vernehmen des Wortes „Sekte“ sofort hellwach, bereit die Mistgabel aus dem Keller zu holen und die Hand zur  Lynchjustiz zu reichen. Folgerichtig hat sich die GWUP in ihren Vereinsstatuten auch die Bekämpfung von „Sekten“ zur Aufgabe gesetzt. Und das, obwohl die GWUP in der Wochenzeitung „Die Zeit“ selbst als „Politsekte“ bezeichnet wird. Auch in der Bloggerszene wird die GWUP nach anfänglich eher unkritischer Rezeption zunehmend als Propagandasekte bezeichnet.

Ein Aussteiger aus der GWUP-Sekte, Dr. Edgar Wunder, hat in der Tat Gräuliches zu berichten. In seinem Aussteigerbericht schildert er ein infames Indoktrinationssystem, das sich „als Kampfverband gegen alles versteht, was der etablierten Wissenschaft zuwiderlaufe“. GWUP-Mitglieder würden einen Weltanschauungskampf ohne hinreichende fachliche Kenntnis führen und selektiv und unsachlich argumentieren. An wissenschaftlichen Untersuchungen von Parawissenschaften seien sie höchstens insofern interessiert, als deren Ergebnisse „Kanonenfutter“ für öffentliche Kampagnen liefern könnten. Anstelle von Dialogbereitschaft agiere die GWUP mit bloßer ingroup-outgroup-Polarisierung mit dem Ziel,  unerwünschte Personen medienwirksam zu diskreditieren.

Auszug aus Edgar Wunders rückblickender Analyse der GWUP (siehe Volltext auf skepizismus.de):

„… Andersdenkende  werden pathologisiert. Ihnen wird ein Mangel an kognitiven Fähigkeiten („Spinner“, „Dummköpfe“, „geisteskrank“ usw.) oder kriminelle Absichten unterstellt („Betrüger“, „Scharlatane“ usw.). Damit einher geht nicht selten Repressionsbereitschaft, der Ruf nach den Gerichten, nach dem Staat, nach aggressiven Kampagnen, um z.B. zu erreichen, dass bestimmte Personen etwa in Volkshochschulen nicht mehr eingeladen werden u.a.m.“

 „Es geht um Mission und Advokatentum …  mit letztlich politischen Zielen, nämlich der eigenen Vorstellung von „Rationalismus“ in der gesamten Gesellschaft zum Durchbruch zu verhelfen. Man müsse sich hinsichtlich des Vorgehens deshalb auch bei politischen Parteien ein Vorbild nehmen… Im Rahmen einer solchen Auffassung befindet sich die eigene Gruppe in einer steten Kampfsituation … entsprechender Konformitätsdruck wird in der ‚ingroup‘ ausgeübt.“

Dr. Wunder muss wissen wovon er redet – er war selbst eines der Gründungsmitglieder der GWUP und Redaktionsleiter der Vereinszeitschrift „Der Skeptiker“. Als er nicht mehr mitansehen konnte, wozu sich die GWUP-Organisation im Laufe der Zeit entwickelt hat, ist er ausgestiegen. Auch Carl Sagan, Gründungsmitglied der Skeptikerbewegung CSICOP, kritisiert mittlerweile  die Vorstellung der Skeptikerbewegung, ein „Monopol auf die Wahrheit zu besitzen und die anderen Menschen als unvernünftige Schwachköpfe zu betrachten“. Vom Aussteiger Wunder erfahren wir auch, dass die GWUP ihre Angriffe auf unerwünschte Personen/Institutionen des öffentlichen Lebens mit geistesverwandten Organisationen wie z.B. dem Atheistenbund strategisch koordiniert und Aufgaben verteilt, wer in welchem Fall effektiver bzw. medienwirksamer zuschlagen kann. Auch seien demokratische und individuelle Meinungsbildung in den Vereinssitzungen oder gar Abstimmungen laut Aussage eines GWUP-Vorstandsmitglieds „unnötiger Luxus“, auf den man getrost verzichten könne, da die Aufgaben der GWUP andere seien und kontroverses Diskutieren nur das entschlossene Vorgehen gegen die ins Visier gefassten Gegner schwächen würde.

Der moderne Ketzer am medialen Scheiterhaufen

Bleiben wir beim vorangehend zitierten Terminus „Kampfsituation“ und seiner Konsequenz. Um Gegner in einer „Kampfsituation“ aus dem Feld zu drängen, darf man nicht zimperlich sein, sonst wird das nichts. Ganz in Manier alter Schule hat etwa vor kurzem Präsident Erdogan in seinem Land die Menschenrechtskonvention außer Kraft gesetzt, „um effektiver gegen politische Gegner vorgehen zu können“ (siehe diePresse). Ohne damit noch eine wahrnehmbare Empörung hervorzurufen, wird diese Maßnahme von manchen Medien schlicht als „Säuberung“ bezeichnet (siehe heute). Dass eine solche Säuberung für viele Menschen Folter und existenzielle Vernichtung bedeutet, braucht den zeitunglesenden Bürger, der dann über die gesäuberten Gehsteige der Stadt spaziert, nicht zu bekümmern. Und beim nächsten Staatsempfang wird auch das Blut, das an den Stiefeln der Machthaber und ihrer exekutiven Dienerschaft klebt, wieder gesäubert sein. Nur der im Botschafts-Entree ausgerollte Teppich wird rot sein, alles andere spiegelblank gebohnert. Angesichts solch repräsentativer Sauberkeit und Professionalität darf es nicht verwundern, dass viele Medien die Presseaussendungen der Erdogan-Regierung ebenso unredigiert abdrucken wie die Presseaussendungen der GWUP.

Was zu tun ist, um eine Gesellschaft zu „säubern“, wissen absolutistisch denkende Funktionäre nur zu gut, es war in der Geschichte bisher immer dieselbe Gangart: Als erste Maßnahme mussten in der Gesellschaft die ideologischen Gegner identifiziert und gebrandmarkt werden, um sie dann effektiv beseitigen zu können  – das ganze Kesseltreiben gegen „Abweichler“ natürlich einhergehend mit flächendeckender Propagierung und Verbindlicherklärung der eigenen, meist äußerst fragwürdigen und menschenverachtenden Ideologie. Verstöße gegen die vorgegebenen Richtlinien wurden mit Folter, Exkommunikation und existenzieller Vernichtung geahndet.

Interessanterweise zeigt die Geschichte, dass das Ziel der Verfolgung nicht nur die politischen Gegner waren. Diese konnte man oft sogar relativ leicht in die eigene Partei integrieren, da sie im Prinzip die gleiche Sprache sprachen bzw. sie in ähnlicher Weise nach Machtgenuss oder zumindest nach einem bequem strukturierten Leben trachteten wie die durchsetzungsstarken Alphatiere selbst. Ein viel größerer Dorn im Auge, da Sand im Getriebe der Ressourcenfaschiermaschine, waren den herrschenden Systemen da vielmehr die religiösen und spirituell orientierten Menschen. Aufgrund ihrer nicht auf irdische Wertmaßstäbe bezogenen Ethik und ihres Glaubens an einen tieferen Sinnzusammenhang des Lebens sowie einer damit einhergehenden überzeitlichen Gerechtigkeit würden sie nicht nur Schieß- und Frackingbefehle verweigern, sondern sie wären auch ganz allgemein nicht bereit, ein jeder Nachhaltigkeit und jeden Sinns entbehrendes System des technokratischen Nihilismus mitzutragen – siehe dazu auch ein sehr lesenswertes Interview mit dem Publizisten und Philosophen Matthias Burchardt von der Universität Köln. Hierbei erläutert er, wie sich die Wissenschaft im Zuge von Ökonomisierung und Bologna längst von den einstmaligen Leitideen der Bildung und Wahrheitsfindung losgesagt hat (siehe auch Interview mit Volkswirt Prof. Christian Kreiß über die Wissenschaft im Dienst von Konzerninteressen: “Missbrauchte Wissenschaft“). Den korrespondierenden Neoliberalismus charakterisiert Burchardt in seiner schonungslosen Analyse als ein „Entwurzelungs- und Umverteilungsprojekt“, das uns zu „Insassen einer apolitischen, technokratisch-ökonomistischen Untertanenfabrik und Sachzwangdiktatur“ zu machen droht:

 „Die allseits wuchernde Rationalität des ökonomisch-technokratischen Steuerns ist ja zutiefst nihilistisch und deshalb unfähig, eine Sinnfigur hervorzubringen (…) Die Wissenschaft beispielsweise hat sich im Zuge von Ökonomisierung und Bologna längst von den Leitideen der Bildung und Wahrheitsfindung losgesagt (…) Dem Neoliberalismus und seiner Ideologie geht es um die Atomisierung sozialer Zusammenhänge und des Kampfes Jeder gegen Jeden. Alles soll „Markt“ werden, nichts mehr so bleiben, wie es einst war.“

Burchardt verweist hierbei auch auf die Erkenntnisse der Politologin Wendy Brown:

„Die Ausrichtung der Governance ist weich, inklusiv und technisch. Sie integriert Subjekte in die Zwecke und Bahnen der Nationen, Betriebe, Universitäten oder anderer Gebilde, die sich ihrer bedienen. Im öffentlichen Leben verdrängt die Governance liberal-demokratische Anliegen mit Bezug auf Gerechtigkeit durch technische Problemformulierungen, Fragen nach dem, was recht ist, durch Fragen nach der Effizienz, selbst Fragen nach dem, was legal ist, durch solche nach der Effektivität.“

Da religiöse bzw. spirituell interessierte Menschen diametral andere Vorstellungen von einem menschengerechten Dasein und einer lebenswerten Gesellschaft haben als solche, die Mensch und Umwelt nach rein materialistischen Kriterien beurteilen (und handhaben), waren erstere schon immer massiven Verfolgungen ausgesetzt, wenn es um die Einrichtung totalitärer Systeme ging. Auch in den NS Konzentrationslagern sollte man diejenigen Menschen, die aufgrund ihrer religiösen Überzeugung inhaftiert waren – damals bezeichnet als „Bibelforscher“ – schnell erkennen. Sie mussten einen speziell gefärbten Judenstern tragen, der violett war (siehe Wikipedia).

Nicht nur unter Hitler, Stalin und Mao wurden sie millionenfach in Umerziehungs- und Vernichtungslager eingewiesen, auch in allen sonstigen Diktaturen und Spielarten des Faschismus und Bolschewismus wurden sie systematisch aus dem öffentlichen Leben ausgegrenzt und schließlich ausgemerzt. Möglicherweise ist unser heutiges geistiges Vakuum, in dem der Neoliberalismus und seine korrespondierende Religion, der Szientismus samt seinen Sumpfdotterblumen des Skeptizismus, Pastafarismus, Gwupismus etc. nur eine Konsequenz ebendieses gigantischen Aderlasses, der seinerzeit an der Menschheit verübt wurde.

Wenn man bedenkt, dass großartige Kapazitäten wie Dietrich Bonhoeffer und Sophie Scholl in ganz Europa systematisch ausgelöscht wurden und keinen Nachwuchs mehr heranerziehen konnten, während überall „Rossknechte“ an die Macht kamen (so nannte mein Großvater die aus seiner Sicht unheimlich primitiven Gemüter, die man unter zivilisierten Bedingungen nur zum Pferdefüttern und –ausmisten eingesetzt hätte, die aber nach der NS Machtübernahme plötzlich in Stadt und Land alle leitenden Funktionen in die Hand bekamen.) Besagte Rossknechte haben seinerzeit auch die Universitäten in die Hand bekommen und das akademische, soziale und pädagogische Leben gemäß ihrer – weitgehend nihilistischen -Weltsicht geprägt.  Nicht von ungefähr kommt daher der renommierte Historiker Sebastian Haffner zum erschütternden Schluss: „Ob es uns gefällt oder nicht, die Welt von heute ist das Werk Hitlers.“

Denn nicht nur Städte und Infrastruktur wurden vollkommen zerstört, die Jahre der NS-Herrschaft wurden auch in höchst effektiver Weise dazu genutzt, um alle Menschen ausfindig zu machen und auszuschalten, die geistig-moralische Kapazität zum Widerstand gegen die Unmenschlichkeit hatten. Die soziale, politische und wirtschaftliche Realität der Folgejahrzehnte wurde daher in weitgehender Abwesenheit dieser Qualitäten aufgebaut. Das Endstadium des damals entstandenen Vakuums zeigt sich unter anderem in der heutigen Generation an MINT-Vassallen (ich war/bin selbst ein MINT-Vassall, weiß also wovon ich rede): Eine Generation, die sich allen Ernstes einreden lässt, dass es bloß noch mehr vom Bereits-Vielzuviel braucht, damit die Dinge wieder aufwärts gehen, noch mehr Technik und Kommerz (und noch mehr Techniker und Kommerzialräte),– obwohl wir gerade durch ebendiesen (nihilistisch-szientistischen) Technik- und Kommerzwahn bereits am Rande irreversibler globaler Verwerfungen und mit einem Fuß im Grand Canyon stehen.

Nicht dass ich MINT (die vielgepriesene Quarte aus Mathematik, Ingenieur-, Naturwissenschaften und Technik) verabscheue, ganz im Gegenteil, ich verdiene immer noch mein Brot damit und bin der Meinung, dass diese wissenschaftlichen Disziplinen in unserem gesellschaftlichen Gefüge durchaus ihren nützlichen Platz haben können – wenn wir sie mit einem humanen Motivgrund handhaben und an die richtige Stelle rücken. Sodass Technik wieder dem Menschen dient und nicht der Mensch der Technik so wie derzeit.

Übrigens: vor Kurzem hat sich eine hochrangige Gruppe ehemaliger CIA-/NSA-Offiziere mit einem dramatischen Appell an die Öffentlichkeit gewandt: „Wir errichten gerade schlüsselfertige Tyranneien!“ Welche der großen Zeitungen hat dies berichtet? Meines Wissens keine. Wenn unsere Wahrheitspresse  über jedes Kasperle-Event der GWUP-Pastafaris ausführlich berichtet, dann hätten die doch auch eine kurze Mitteilung über den offenen Brief der NSA-Offiziere bringen können – hat aber wohl weniger Unterhaltungswert und klingt ja auch irgendwie nach Verschwörungstheorie. Und Verschwörungen gibt’s ja bekanntlich in unserer aufgeklärten Zeit nicht mehr. Unsere heutigen Polit- und Wirtschaftsmächte, Militärs und Geheimdienste haben bekanntlich ebenso wie die Lobbyisten der milliardenschwerden Finanz- und Rüstungsindustrie alle Machtallüren, Destruktivismen und korrupten Vorteilsnahmen, wie wir sie aus der bisherigen Geschichte bis zum Überdruss kennen (siehe z.B. Interviewausschnitt mit John Perkins / Autor von  „Bekenntnisse eines Economic Hitman“), überwunden und fühlen sich heute nur noch den Direktiven der reinen Vernunft und betriebswirtschaftlichen Effizienz verpflichtet, wie sie auch die GWUP-Lobby predigt. Das verbürgt ja bereits ihre akademische Qualifikation und der schwarze, quadratförmige Deckel, den sie als Ritter der atheistischen Tafelrunde  ihr eigen nennen können und mit dessen Autorität ein von ihnen verfasstes Gutachten oder mediales Rundschreiben durchschlagendere Wirkung hat als eine Flintenkugel. – Eine akademische Schicht, von der Noam Chomsky sagt, dass sie „deeply indoctrinated“ (auf deutsch: zutiefst gehirngewaschen) ist.

Dass es darum geht, Menschen auf eine bestimmte „Seite zu ziehen“, darüber hat GWUP Ahnvater Oberhummer in einem Interview keinen Hehl gemacht: „Es gibt eine nicht geringe Zahl von Unentschlossenen, die beispielsweise schon viel von Homöopathie gehört haben, aber nicht recht wissen, was sie davon halten sollen. Und diese Menschen wollen wir auf unsere Seite ziehen…“ Werner Gruber ergänzt: „Ich finde es cool, Wissenschaft zu betreiben und daneben die Esoterik aufzumischen. Das macht doch einfach Spaß!“  Gruber ist es auch, der von den „Skeptikern“ stets als Flaggschiff ins Rennen geschickt wird, wenn es in TV-Konfrontationen darum geht, verquere „Chemtrail-Spinner“ plattzumachen, die Angst vor Gentechnik und Geoengineering haben oder die Pharmaindustrie kritisieren.  Gegen sein raumfüllendes akademisches Format und seine erschlagenden wissenschaftlichen Argumente (z.B. an einen Umweltaktivisten: „Neiiin, Chemikalien sind nicht böhse, wirklich nicht!“) hatte bisher noch kein TV-Kontrahent die Spur einer Chance.

43_gruber_flickr_m Universitätslektor Werner Gruber live on stage  (Foto: CC BY-NC-ND 2.0/flickr/Christian Leitner)

43_wikimedia_oberhummer-puntigam sowie Mitstreiter Oberhummer und Puntigam  (Foto: CC BY 3.0/wikimedia/GuentherZ)

Dass die „Scheisse“-Theorie der Science Busters keinesfalls nur satirisch gemeint ist, sondern innerhalb der GWUP/Skeptiker-Riege weite Kreise zieht und schließlich als salonfähige Weltanschauung internalisiert wird, beweist auch ein Interview mit Giulia Silberberger, der Organisatorin des „Goldenen Aluhuts“, dem in Deutschland zelebrierten Pendant zum „Goldenen Brett vorm Kopf“.

Zitat: „Anstatt manchmal zu akzeptieren, dass die Welt scheiße ist und es Kriege und Krankheiten gibt — und es dafür keinen Grund gibt —, werden Verschwörungstheorien erfunden.“ (Quelle: Wired)

Also, warum akzeptieren wir Kriege nicht einfach als Naturgesetzmäßigkeiten – ebenso wie die Krankheiten, die manchmal im Gefolge von Kriegen ein Land plagen. Die Tatsache etwa, dass  neuerdings auch in Syrien damit begonnen wird, hochtoxische Uranmunition zu verschießen (siehe International Coalition to Ban Uranium Weapans), so wie das bereits in Afghanistan, Irak, Libyen, Libanon, Bosnien, Kosovo und Somalia geschehen ist (für einen Einblick in die verheerenden Folgen von Urangeschossen siehe etwa Interview mit dem WDR-Filmemacher und Journalismus-Preisträger Frieder Wagner: „Die Geburtsklinik von Basra war ein Blick in die Hölle“). Welche Politmächte und welche Rüstungsindustrie von Kriegen und dem Einsatz von Uranmunition profitieren und erhellende Theorien darüber aufzustellen, um damit einhergehendes menschliches Elend (laut Statistik der Internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges /IPPNW sind im „Kampf gegen den Terror“ bereits 1,3 Million Menschen gestorben) in Zukunft zu verhüten – vollkommen unnötig,  darüber nachzudenken, die Welt ist halt einfach „scheiße“.

Wenn die in Frieder Wagners irakischer Geburtsklinik gezeigten Kinder, die aufgrund der toxischen Wirkung von Uranmunitionsstaub dahinsiechen, unsere westliche Wertegemeinschaft einmal fragen werden, warum wir ihnen das angetan haben, dann können wir als aufgeklärte Pastafari-Szientisten mit dem Gruber’schen Stehsatz entwaffnend antworten: “Geht doch wieder heim. Chemikalien sind nicht böse, wirklich nicht!“

In der GWUP-Presseaussendung wurde weiters suggeriert, dass Roland Düringer auch deswegen ein Spinner sei, weil er sich in seinen Fernsehsendungen öffentlich Gedanken darüber mache, warum stehende Kondensstreifen uns oft einen trüben Schleier vor die Sonne weben. Während Gruber für seine Homöopathie- und Chemtrail-Verulkung noch brüllendes Lachen aus dem Publikum erhält, ziehen übrigens die Chemie-Lobbyisten eiskalt ihre Geschäfte durch. Auf internationalen Messen und Konferenzen bewerben US Konzerne das Versprühen von schwefel- oder Aluminium-haltigen Aerosolen neuerdings allen Ernstes als profitables Geschäftsmodell – siehe z.B. Bericht im ORF: „Lobbyisten-Verbände in den USA, die erst den Klimawandel bestritten hätten, schwenkten jetzt um und propagierten Climate Engineering als das Allheilmittel (…) Das ist sehr weit, sehr konkret geplant. Dort wird an der Machbarkeit gearbeitet, an der technischen Umsetzung.“ Auch der Spiegel berichtet über Dinge, die noch vor Kurzem als wüsteste Verschwörungstheorie gegolten haben: „Eine Million Tonnen Schwefelwasserstoff müssen nach Robocks Klimamodell pro Jahr in die Stratosphäre gepustet werden, um die Erderwärmung deutlich abzuschwächen.“ Saurer Regen juckt uns da scheinbar nicht mehr. Auch die Kosten für die Abschattung der Erdatmosphäre sind im Vergleich zu den Unsummen, die für Bankenrettungen aufgewendet werden, nur ein Klacks: „Dies würde mit Ballons oder Geschossen jeweils etwa 30 Milliarden Dollar pro Jahr kosten. Mit Militärflugzeugen würden die Kosten zwischen 40 und 800 Millionen Dollar liegen“ (siehe Spiegel). Mittlerweile wird die Idee von „Chemtrails“ sogar von CIA-Chef John O. Brennan offiziell angepriesen (siehe Rede Brennans am 29. Juni 2016 vor der Council on Foreign Relations in Washington auf der Website der CIA: „Ein weiteres Beispiel ist die Reihe an Technologien, oft kollektiv als Geoengeneering bezeichnet  … Eines was meine persönliche Aufmerksamkeit gewonnen hat, ist das stratosphärische Aerosolsprühen, oder SAI, eine Methode, die Stratosphäre mit Partikeln zu besamen, die dabei helfen können, die Sonnenwärme zu reflektieren, auf die gleiche Weise wie Vulkanausbrüche es tun…“)

Wie’s scheint, wird also die hitzige Diskussion, ob es „Chemtrails“ nun gibt oder doch nicht, bald Schnee von gestern sein. Gut möglich, dass wir es demnächst genauso achselzuckend zur Kenntnis nehmen werden, dass unser Himmel und unsere Atemluft eben mit Millionen Tonnen Chemikalien eingesprüht wird, so wie wir es seit den Snowden-Enthüllungen achselzuckend zur Kenntnis nehmen, dass unsere private Kommunikation lückenlos überwacht und unterirdisch gespeichert wird – die Behauptung, dass der CIA so etwas tut, hat ja noch vor Kurzem ebenfalls als groteske Wahnidee von Verschwörungsspinnern gegolten.

Aber was machen wir uns hier Gedanken über Chemie, wo Chemie bekanntlich nicht böse ist und es auch „Schadstoffe“ bei differenzierterer wissenschaftlicher Betrachtung heute nicht mehr gibt – seit Beginn der Aufklärung hat es der Mensch ja nur noch mit „Wirkstoffen“ zu tun. Und die werden allesamt von akademisch akkreditierten Wissenschaftlern entwickelt, sind also – bedingungslos gut. Nennen wir die breiige Abgasmelange, die uns nach den Plänen führender Wissenschaftler schon demnächst den  Himmel verdunkeln sollen, also nicht „Chemtrails“ – das klingt so pseudoesoterisch, sondern nennen wir es einfach „Ökotrails“ – dann werden die Pastafaris und Scienceblogger auch kein Problem mehr damit haben.

Der Ticket-Vorverkauf für Orwells Hasstage hat begonnen

Da uns von höchsten wissenschaftlichen Autoritäten fortwährend  der Segen des Nichtwissens bzw. des Nichtwissenwollens gepredigt wird – das Wissen ist ja bereits bei Chomskys „säkularer Priesterschaft“ selbst in guten Händen -, dürfen wir also getrost abschalten und uns aufs Konsumieren und Spaßhaben konzentrieren. Das Geld kommt ja immer noch aus der Wand: die Eingabe eines vierstelligen PIN-Codes genügt, um sich ein Ticket fürs nächste Event oder eine Woche Ballermann zu buchen, wo man dann eine Weile voll Spaß haben und abhängen kann. Wem der Ballermann zu weit weg ist, der kann sich auch ein Ticket für einen Science Buster-Abend kaufen, an dem er sich dann die Seele aus dem Leib lachen darf. Indes unsere Hohepriester hart daran arbeiten, unsere Welt in ein technokratisches Paradies der reinen Effizienz zu verwandeln. Gibt es eine frohere Botschaft als diese? Kein Wunder also, dass die Sekte, die diese frohe Botschaft verkündet, eine stattliche Zahl an Anhängern anziehen wird.

Dank szientistischem Edutainment wird das Hinterfragen von Hintergründen des Weltgeschehens womöglich schon bald der Vergangenheit angehören, ebenso wie die Suche nach dem Sinn des Lebens, die bisher die Menschheit und ihre großen Geister in Atem gehalten hat. Durch unser täglich durch den Fernseher gegebenes Brot bzw. frühkindliches Edutainment werden nun auch die Kinder derjenigen unbelehrbaren Eltern flächendeckend geimpft, die sich bisher aus Angst vor Narkolepsie oder sonstigen Nervenschäden (siehe DiePresse) den Impfkampagnen der Pharmapraxis verweigert haben. – Das Serum, das auf diese Weise von Science Busters bzw. Ghostbusters in ihre Blut- bzw. Nervenbahnen gespritzt wird, wird zuverlässig für eine vehemente Allergiebereitschaft der heranwachsenden Menschen sorgen –gegen alles, was irgendwie „gutmenschentümlich“, „spirituell“ oder „esoterisch“ erscheint  und an die noetische Dimension des Menschseins, von Viktor Frankl auch das „Spezifisch Humane“ genannt, erinnert.

Indem der Mensch dabei seiner eigentlich essentiellsten Dimension des „Spezifisch Humanen“ beraubt und quasi geistig kastriert wird,  wird er auf alles, was irgendwie mit Philosophie, Ethik, Religion, Kunst, Poesie, Humanität  und menschlicher Tugend assoziiert wird, zumindest mit Ablehnung, oft sogar mit offensivem Hass reagieren. Schon jetzt gilt ja das Wort „Gutmensch“ als Synonym für einen vollkommen realitätsfremden, verqueren und vor allem dem Fortschritt und der Wirtschaftsleistung schädlichen Menschen. Die von George Orwell postulierten, als Volksfeste zelebrierten Hasstage werden womöglich schon demnächst bittere Realität werden.

Dem menschlichen Geist, der für alle vorangehenden menschlichen Kulturen der Dreh- und Angelpunkt des Lebens und Schaffens war, wird damit ein Tritt verpasst wie einem Fußball, den man weit über den Horizont hinausschießt. Leider ist der Geist das Einzige, was den Menschen wertvoll macht und ihm seine Würde gibt. Ohne menschlichen Geist ist sein Körper de facto nur Wurst und damit genauso der restlosen Verwertungslogik des Kommerz ausgeliefert wie alle anderen Ressourcen, an denen wir gerade hemmungslos Raubbau betreiben.

Ich weiß gut, dass die GWUP-Szientisten die Auffassung vertreten, dass Menschen auch auf Basis bloßer „aufgeklärter“ Wissenschaftlichkeit und unter vollkommener Abwesenheit des Faktors Geist und eines tieferen Sinnzusammenhanges nett und human zueinander sein können, nur leider wird sich dies als größter Trugschluss erweisen. Gewiss, solange in einer Gesellschaft noch das Geld aus der Wand kommt und damit jedermann schicke Klamotten kaufen und Ballermann machen kann, ist es durchaus möglich, dass die Bürger vordergründig nett zueinander sind. Wenn allerdings – so wie dies heute immer mehr Menschen erleben dürfen -, einmal kein Geld mehr aus der Wand kommt und man nur noch anderen beim Ballermannmachen zusehen darf, dann wird sich herausstellen, wie tragfähig eine von Hobbes postulierte Gesellschaft ist, in der „jeder Mensch des anderen Menschen Wolf“ („homo homini lupus“) ist. – Über einen kleinen Vorgeschmack, womit unter Wölfen bzw. scharfsinnigen Tieren zu rechnen ist, wenn dann einmal kurz der Strom ausfällt, haben wir bereits berichtet (siehe: „Rat Race & Rape Culture Club Köln – warum Frauen künftig eine Armlänge Abstand halten und einen Pfefferspray dabei haben sollten“). Entgegen allen Beteuerungen wird sich die szientistische Netiquette als bloßer Zuckerguss erweisen, der unter existenziell herausfordernden Bedingungen ebenso schnell zerbröselt wie eine Sandburg unter den Reifen eines SUV.

Indem wir uns besagten Geist austreiben lassen und den Menschen als Zweibeiner ohne Federn, als bloßen Biocomputer ansehen, berauben wir uns selbst jeden Schutzes und jener Würde, die uns vor dem bereits am Horizont heraufdämmernden Wahnsinn bewahren könnte. Der SPD-Abgeordnete und Träger des alternativen Nobelpreises, Hermann Scheer hat dies bereits in aller Klarheit formuliert: „Wenn wir es nicht schaffen, die Würde des Menschen und das humanitäre Prinzip aufrechtzuerhalten, dann beginnt ein neues Zeitalter der Barbarei. Das ist unausweichlich.“ (siehe Interview/YouTube)

Orwells Hasstage, die dann anbrechen, werden notwendige Ventile für die kollektiven Hassgefühle sein, die unterhalb des Amüsements, das die Barbarei zunächst fraglos ebenfalls bieten wird, schwelen. Der derzeitige Horrorclown-Spleen mit der hierbei gezeigten Lust am Schockieren und Überfallen von Mitmenschen und kleinen Kindern (siehe Eifelphilosoph) mag davon nur wie ein erstes Hochblubbern kleiner Gärgasblasen aus den urbanen Mangrovensümpfen erscheinen. – Wobei Hass bei tiefenpsychologischer Betrachtung ja immer durch Angst motiviert ist. Alles, was der Mensch verdrängt, macht Angst. In den ärztlichen und psychotherapeutischen Praxen steigen bereits jetzt die Fälle an Angststörungen, Panikattacken und Depressionen in exponentieller Weise in schwindelerregende Höhen. Die WHO-Prognose, wonach innerhalb der nächsten 15 Jahre Depressionen die meistverbreitete Volkskrankheit sein werden (siehe Ärztezeitung), erscheint angesichts der szientistischen Bildungsoffensive in der Tat wie ein unausweichliches Fatum. Apropos wissenschaftlich: Würde man wissenschaftlich-empirisch evaluieren, wie viele Depressionen und suizidale Gedanken das Wegrationalisieren und Verächtlichmachen allen tieferen Sinns des Lebens in der Bevölkerung auslöst – den GWUP-Gunkln und Freistettern würde wohl ihr Lachen im Hals stecken bleiben.

Wird ein tiefergehender Sinn des Lebens und des Menschseins geleugnet und werden Mensch und Welt nur als geistlose, kommerziell verwertbare Kohlenstoffhaufen angesehen, dann gerät der Mensch in innere Verzweiflung (siehe dazu die Grundlagenarbeit von V.E. Frankl, dem Begründer der Existenzanalyse und Logotherapie) . Trotz unseres atemberaubenden technischen Fortschritts nimmt diese Verzweiflung immer mehr zu. ORF-Regisseur David Schalko konstatiert bereits „Perversion als letzten Ausdruck der inneren Verzweiflung“. Sogar an unseren Universitäten und Forschungsstätten, also den Herzen von Wissenschaft und Fortschritt und heiligen Tempeln der Szientisten, herrscht laut soziologischer Studien eine bedenklich pathologisch anmutende Stimmung. In einem jüngsten Interview stellt etwa der Jenaer Soziologie-Professor Hartmut  Rosa fest, dass die Universitäten immer mehr zu „Entfremdungszonen“ würden und verweist auf stark zunehmende Burn-out-Raten und Angsterkrankungen schon unter Studenten. Laut Rosa „wachen in unserer beschleunigten, spätkapitalistischen westlichen Welt mehr Menschen schweißgebadet auf als in totalitären Regimen“ (Quelle: Zeit).

Wer wird also den aus der geistigen Regenwald-Brandrodung der Skeptiker resultierenden Schaden und die Scharen an geistigen Invaliden in Zukunft einmal übernehmen? GWUP-Ahnvater Oberhummer steht ja nun mit seiner Suizid-Beratung nicht mehr zur Verfügung. Und unsere Kranken- und Sozialversicherungskassen können bereits die derzeitige Last an psychischen Gebrechen kaum noch stemmen – nach Auskunft der Deutschen Rentenversicherung DRV sind Depressionen und Angstzustände bereits für 42 Prozent der vorzeitigen Verrentungen verantwortlich.

Wenn einmal das gesamte Desaster des szientistischen Edutainments offenbar wird und wir vor einem riesigen menschlichen Scherbenhaufen stehen, dann kann man vielleicht die Rechnung, sofern es dann noch eine funktionierende Post gibt, an den Vereinssitz der GWUP schicken. Womöglich werden die Apostel des Szientismus dann aber gar nicht mehr greifbar sein. Denn so wie es die Avantgarde der Szientisten, die „Transhumanisten“ derzeit planen, sollen innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte Mensch und Maschine miteinander zu einer „Singularität“ verschmelzen und unser bisheriges Dasein auf zwei Beinen bald passé sein (siehe auch ARTE Doku „Welt ohne Menschen“). Nach der Vorstellung des Transhumanisten-Hohepriesters Ray Kurzweil (siehe singularity.com: „Reinventing Humanity“) soll das Bewusstsein des Menschen dann in ein virtuelles Netzwerk oder in einen künstlichen bionischen Körper upgeloaded  werden, um solcherart als mechatronisierter Untoter Unsterblichkeit  zu erlangen:

„Die Singularität ist eine Zukunft, in der das Tempo des technologischen Wandels so schnell und weitreichend voranschreitet, dass die menschliche Existenz auf diesem Planeten irreversibel verändert wird. Wir werden die Macht unserer Gehirne, all die Kenntnisse, Fähigkeiten und persönlichen Merkmale, die uns zu Menschen machen, mit unserer Computer-Macht kombinieren, um auf eine Art zu denken, zu kommunizieren und zu erschaffen, wie wir uns heute noch nicht vorstellen können.

Diese Verschmelzung von Mensch und Maschine, mit der plötzlichen Explosion der Maschinen-Intelligenz wird, im Verbund mit rasend schneller Innovation in den Bereichen der Gen-Forschung sowie der Nanotechnologie, zu einer Welt führen, wo es keine Unterscheidung mehr zwischen dem biologischen und dem mechanischen Leben oder zwischen physischer und virtueller Realität gibt.“ (Ray Kurzweil)

Wer sich eingehender mit der Denkungsart Ray Kurzweils befassen will, kann sein Grundlagenwerk „Menschheit 2.0: Die Singularität naht“ studieren. In Kurzfasssung könnte man auch sagen: aus der klassisch-philosophischen Trias Körper-Seele-Geist sollen in Zukunft Geist und Seele herausgeschnitten werden, sodass nur noch eine körperliche Existenz übrigbleibt. Obwohl der dunkle Impetus, den eine rein körperliche Existenz ohne Geist durch die Gegend treibt, uns aus zahllosen Zombiefilmen bereits hinreichend bekannt sein sollte, so schart der Transhumanismus bereits eine millionenstarke Anhängerschaft um sich, die sich auch schon in Form transhumanistischer Politparteien formiert. Winkt Kurzweil in seinem vorgenannten Buch doch auch mit einigen Zuckerln: Dem digitalisierten Menschen soll die Annahme mehrerer geschlechtlicher Identitäten oder das Verfügen über Geschlechtsorgane außergewöhnlicher Größe möglich sein (hier bereits visualisiert von Steve Cutts: „I’m an immobile fossilized Alien, too“). Kein Wunder, dass angesichts solch paradiesischer Verheißungen auf altbackene Philosophien und Religionen verächtlich herabspuckt wird. Gegen die megageilen Segnungen des mechatronischen Paradieses, mit dem die szientistischen Hohepriester die Menschen bereits im Irdischen beglücken wollen, erscheint das buddhistische Nirvana oder das christliche „Reich, das nicht von dieser Welt ist“ wie ein oller Schwarz-Weiß Stummfilm aus den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts.

Mit einem Wort: Die Endstation des Gleises, auf das uns die Szientisten-Elite verladen will, heißt also „Borg“ (siehe memory alpha Wiki). Den „Borgs“ ist bekanntlich alles, was irgendwie mit Menschlichkeit, Kultur, Empathie, Seele oder Kunst zu tun hat, verhasst. Sie wollen es eliminieren, da diese Erscheinungen nur lästige, irrationale Hindernisse gegenüber ihrem Ideal einer großen, hocheffizienten Technikmaschinerie sind. Der Hass auf die vorgenannten – eigentlich spezifisch menschlichen – Dinge ist heute bereits unübersehbar. Er wird sich noch weiter steigern. Denn je mehr wir uns der Technokratie und dem Szientismus verschreiben, umso größer wird die Angst vor der eigentlich menschlichen Realität bzw. seinem Geist und dem Sinn des Daseins werden. Also wird die Losung lauten: Ausmerzen dieses lästigen menschlichen Potentials, es reicht, wenn man eine neue, mechanistische Evolution sich selbst reproduzierender Nanobots und Cyber-Intelligenzen etabliert.

Obwohl sich die GWUP zur Aufgabe gesetzt hat, Sektierer zu bekämpfen, ist dort noch keiner auf die Idee gekommen, den Transhumanisten-Guru Ray Kurzweil für das Goldene Brett zu nominieren, obwohl dessen reale Ambitionen alles in den Schatten stellen, was sich bisherige Bösewichte in James-Bond Episoden von Moonraker bis Skyfall ausgedacht haben, um die Menschheit dem Erdboden gleichzumachen und nach ihren eigenen perversen Vorstellungen neu aufzubauen. Auch im Skeptiker-Spinnerpranger „Psiram“ waren die Science Busting-Phantasien Kurzweils noch keinen Eintrag wert, obwohl dort nicht nur über Alternativmediziner wie Prof. Walach (dazu unten gleich mehr), sondern auch über jeden kleinen Hinterhofschamanen ob seiner Gefährlichkeit umgehend berichtet wird.

Während die von der GWUP verfolgten Sekten i.d.R. vollkommen unwichtige Randgruppen sind – deren politische Unkorrektheit eben darin besteht, abends in ihrem Kämmerchen zu meditieren, anstatt, wie es sich gehört, sich mit einem Dosenbier vorm Fernseher mit „Programm“ und Konsuminstruktionen abfüllen zu lassen -, handelt es sich bei der Sekte der Transhumanisten um eine Vereinigung, die nicht nur das offen formulierte programmatische Ziel, sondern dank milliardenschwerer finanzieller Potenz (Ray Kurzweil wird nicht als Spinner psychiatrisiert, sondern ist technischer Direktor mit umfassender Entscheidungsbefugnis bei Google) tatsächlich das Zeug hat, unsere derzeit noch lebendige Lebensumwelt samt den Menschen in eine durchmechatronisierte Maschine zu verwandeln – nach Fahrplan der Transhumanisten soll die totale Mechatronisierung schon innerhalb der nächsten Jahrzehnte über die Bühne gehen. Nominierung von Ray Kurzweil als größten Wahnsinnigen der Gegenwart mit Brett vorm Kopf? – Fehlanzeige! Stattdessen höchste Ehrung mit 19 Ehrendoktortiteln und Bereitstellung mehrstelliger Milliardenbudgets von staatlicher, wirtschaftlicher und militärischer Seite, damit er seine Vision der Robotisierung der Menschheit mit Volldampf vorantreiben kann.

Da das, was Ray Kurzweil propagiert, nicht „unwissenschaftlich“ ist und anscheinend auch der „Grad der Abwegigkeit“ und „Gefährlichkeit“ aus Sicht der GWUP nicht groß genug ist, widmet man sich bei der GWUP statutengemäß lieber mit voller Kraft den wirklich „gefährlichen und abwegigen“ Bedrohungen unserer Gegenwart wie etwa der Homöopathie. Dass man gerade diese ins Kreuzfeuer nimmt, macht natürlich Sinn. In einer gesundheitsbewusst gewordenen Gesellschaft von Bio-Essern machen immer mehr Menschen die praktische Erfahrung, dass man Alltagsleiden wie Kopfweh oder Verdauungsprobleme mit homöopathischen Mitteln viel nachhaltiger und vor allem frei von schädlichen Nebenwirkungen behandeln kann, bei deren Lesen am Beipackzettel der allopathischen Pharmapräparate vielen Menschen bereits schummrig wird. Genauso wie Bio-Essen ist also auch die Homöopathie mittlerweile mit Erfolg im Breitenkonsum angekommen –für die „wissenden“ GWUPs ist die Wirkung von homöopathischen medikamenten reine Einbildung, für die „unwissenden“ Normalbürger jedoch schlichte Erfahrungsrealität. Pharmariesen wie Sandoz, Pfizer und Bayer sehen dadurch wertvolle Marktanteile davonschwimmen. Lobbyistische Untätigkeit wäre da aus Sicht der etablierten Pharmakonzerne vollkommen fahrlässig und würde den rein der Shareholder Value verpflichteten Aufsichtsräten umgehend ihre gut dotierten Ledersessel kosten. Das Sponsern von kleinen, wendigen Fregatten, die das Homöopathie-Schiff torpedieren, ist also ein Gebot der Stunde und kostet den Pharmariesen in Wirklichkeit nur Peanuts. Gern gesehen sind natürlich auch Fregatten, die die Drecksarbeit ganz ohne monetäre Zuwendung, sondern rein aus Spaß am Schiffeversenken und am Freibeuterdasein übernehmen. Insbesondere die aus der US Atheistenbewegung hervorgegangenen „Skeptiker“- Vereine sind für diesen Bärendienst geradezu prädestiniert. Denn den Skeptikern ist die Homöopathie aus weltanschaulichen Gründen ein genauso großer Dorn im Auge, wie den Pharmakonzernen aus Gründen der Profitlogik. Beweist doch die in Konsumentenkreisen immer beliebter werdende Homöopathie sogar den Laien, dass es im Leben Wirkungen gibt, die nicht stofflich wägbar und schulwissenschaftlich erklärbar sind. Wie bei Dominosteinen kommen bei einem solchen Erlebnis aber auch viele andere Steine ins Fallen, denn „wenn es das gibt, dann heißt das doch in Konsequenz auch, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit auch das und das und das gibt, was uns laut szientistischer Schulbildung bisher als nicht existent erklärt wurde.“  – Schwupps wäre das szentistische Credo („Mensch und Welt sind nur geistlose Kohlenstoffzusammenballungen, ergo ist alles Wurst …“) dahingeschmolzen wie ein Schneemann im Frühling.

Aus taktischer Sicht gilt es daher von Seiten der „Skeptiker“, die volle mediale Feuerkraft zunächst auf die populäre Homöopathie zu richten. 2012 und 2013 wurden mit Prof. Harald Walach und einer homöopathischen Ärztevereinigung gleich zweimal in Serie repräsentative Vertreter der Homöopathie mit dem GWUP-Negativpreis bedacht, einhergehend mit diffamierenden Rundschreiben an Krankenkassen, politische Ämter und Ärzte sowie Einschüchterungskampagnen (es existieren Webblogs, auf denen Allgemeinärzte mit homöopathischer oder alternativmedizinischer Zusatzausbildung, die sich bisher nichts zuschulde kommen haben lassen und bei ihren Patienten sogar sehr beliebt sind, mit Name und Adresse an den Pranger gestellt werden). Prof. Walach wurde lt. offizieller GWUP Begründung deshalb angegriffen, da er es als Universitätsprofessor geschafft habe, der Alternativmedizin und esoterischem Humbug zu akademischen Weihen zu verhelfen und einen Masterstudiengang für Komplementäre Medizin ins Leben zu rufen.

Nach konzertierter Intervention des erschlagenden akademischen GWUP-Netzwerks (hier das Who is Who der GWUP in Bildern) empfahl schließlich die Brandenburgische Hochschulstrukturkommission die Schließung des Instituts und Einstellung des komplementärmedizinischen Lehrgangs. Das mediale Schafott für die Enthauptung Walachs steuerte der Spiegel bei – mit einem mit „Hokuspokus Verschwindibus“ betitelten Artikel, geziert mit einem reißerischen Screenshot eines dunklen Zauberers aus dem Film Harry Potter (siehe Spiegel). Da Katzen sich bekanntlich gerne in den Schwanz beißen, greift die GWUP den von ihr selbst in die Wege geleiteten Spott wiederum auf und begründet die Verleihung der Goldenen Bretts unter anderem damit, dass die Universität aufgrund von Walach „zum Gespött der Medien wurde“ (siehe Website Goldenes Brett).

Helden von Heute

Vergleicht man die reale akademische Qualifikation von Prof. Walach mit seinen GWUP-Kontrahenten, dann weiß man sofort, wie die Waage ausschlägt. Während sich in Walachs Lebenslauf (siehe Curriculum Vitae Prof. Harald Walach) eine mehrseitige Liste an jahrzehntelangen weltweiten Forschungs-, Aufsichtsrats- und Projekttätigkeiten sowohl für anerkannte als auch für alternative Einrichtungen findet, so scheint in der Vita von frischgebackenen GWUP-Jungakademikern wie Martin Moder, die von der GWUP-Jury gerne als Laudatio-Redner zur Verleihung des GWUP-Bretts ins mediale Rennen geschickt werden, als erwähnenswerteste Qualifikation immerhin das Faktum auf, dass er „Science Slam Europameister 2014“ sei. Ich habe nicht nachrecherchiert, was das ist, aber es wird zweifellos etwas Außerordentliches sein, was den studierten Mikrobiologen über die Masse der Unwissenden und Naiven hinauserhebt – klingt jedenfalls fast genauso imposant wie „Red Bull Air Race Champion 2014“. Dabei will ich die zweite, in seinem offiziellen Werdegang auf der GWUP Website angeführte Praxisqualifikation Moders (siehe gwup.org) nicht unterschlagen: Er war auch „mehrjähriger Tutor in einem Besucherlabor“. Aber die zwei vorgenannten Stationen sind wohl nur seine ganz besonderen Alleinstellungsmerkmale, vermutlich könnte er bei näherer Nachfrage auch einige akademisch akkreditierte Fachpraktika in einer der Sternwarten seiner Science Buster-Kollegen Freistetter und Gruber vorweisen oder ein Schnupperpraktikum bei Sandoz. Halt, nein, ich merke, dass ich nicht mehr objektiv bleibe und Martin Moder unter seinem Marktwert handle, denn der ist seit seinem medialen GWUP-Boosting ja deutlich gestiegen. Der vorgenannte Online-Standard ladet den Jung-GWUPer ebenso wie Freistetter, Gruber und diverse „evidenzbasierte“ und impffreudige Skeptiker-Mediziner regelmäßig zu ausgiebigen Meinungsäußerungen und Interviews ein, in denen er vom Standpunkt des Mikrobiologen und Gentechnikers über alles, was alternativ oder übersinnlich ist, nur den Kopf schütteln kann. Doch die Qualitätszeitung „Der Standard“ – dem seine Schwemme an tendenziösen GWUP-Veröffentlichungen in der Blogger-Szene bereits den Ruf eingebracht hat, ein sektiererisches Vereinsblatt der GWUP zu sein, das dazu dient, unbedarfte Menschen mit der szientistisch-mechanistischen Weltanschauung der „Skeptiker“ zu missionieren -, ist nicht das einzige Medium, in dem es Moder gelungen ist, einen Fuß in die Tür zu stellen. Auch das Profil, „Österreichs unabhängiges Nachrichtenmagazin“, das zur Satisfaktion seiner Pharma-Anzeigenkunden bereits eine Ausgabe mit dem Leitartikel-Thema „Homöopathie- der große Bluff“ herausgab, hat vor zwei Monaten einen Artikel von Martin Moder veröffentlicht, ebenfalls prominent auf der Titelseite prangend: „Keine Angst vor grüner Gentechnik“ (siehe Profil). Da viele Leser bekanntlich zu faul sind, das Kleingedruckte im Zeitungsinneren zu studieren, setzt man unter den Titel der Gen-Story auf der Coverseite (siehe Screenshot) auch gleich eine laienverständliche Kurzfassung der Moder-Meinung betreffend Gentechnik hinzu: „Sie ist nicht nur harmlos, sondern unentbehrlich für das Überleben der Menschheit“. Moder triumphiert über diese Publikation auf seinem Blog „GENau“ mit dem Artikel „Greenpeace argumentiert sich in die Sackgasse“. Ja, wirklich höchste Zeit, dass Greenpeace endlich in die Sackgasse manövriert wird, sind ja dem Fortschritt wirklich nur im Wege, die ewiggestrigen Ökoheinis dort. Dabei ist doch die heutige Wissenschaft „so geil“ (Martin Moder auf „Helden von heute“). Greenpeace in die Sackgasse manövrieren – was selbst die Geheimdienste mit dem Versenken der „Rainbow Warrior“ nicht geschafft haben, das erledigen jetzt hemdsärmelige MINT-Absolventen quasi im Vorbeigehen. Überdies verkündet Moder auf seinem Blog entwaffnend, dass sich bereits 100 (!) Nobelpreisträger für Gentechnik aussprechen. – Was sind gegenüber diesem geballten Gewicht an Experten schon die sieben Milliarden anderen Menschen mit überwiegend ablehnender Haltung zur Gentechnik? Wenn sich zur ins Feld geführten Creme der akademischen Wissenschaft demnächst noch weitere hundert Nobelpreisträger gesellen, dann wird der gentechnische Dammbruch wirklich nicht mehr aufzuhalten sein und Greenpeace muss endgültig passen.

Moders Lanzenbruch für die Genindustrie wird wohl nicht unhonoriert bleiben. Junge und medienwirksame Multiplikatoren wie er werden von einer Branche, die Milliarden für Lobbying ausgibt, gerne unter Vertrag genommen. Fabulous Fabs, die es „voll geil“ finden, Dinge nach eigenem Gutsdünken einfach mal so auf den Kopf zu stellen, mit Wortsalaten über profitable Hochrisikotechnologien zu jonglieren, die oben drein noch salopp und witzig klingen, garniert sogar mit einem Schuss Selbstironie, wie ihn sich der zeitgenössische Youngster heute durch die allgegenwärtige Kabarettsatire ja quasi wie mit der Muttermilch zueigen gemacht hat – solche eloquenten Burschen kann man in der Burschenschaft bzw. in den Flachbildschirmreihen der konzerneigenen PR Kavallerieabteilung zur Eroberung der Weltmärkte gut gebrauchen. Denn um die Weltmärkte zu erobern, muss man zuerst via Social Media die Herzen und Köpfe der Menschen erobern, wie das unlängst auch der britische Nachrichtendienst erkannt hat (siehe  Spiegel: „Das britische Militär hat ein neues Schlachtfeld identifiziert: das Internet. Eine neue Brigade mit 1500 Soldaten soll auf Facebook und Twitter die „Herzen und Köpfe der Menschen gewinnen“).

Bei der GWUP-Brett Verleihung nächstes Jahr wird man neben Martin Moders Qualifikation „Science Slam Europameister 2014“ und „mehrjähriger Tutor in einem Besucherlabor“ also womöglich auch lesen können: „High Potential High Risk Technology Junior Sales Assistant“ bei Syngenta oder Bayer/Monsanto. Die Bitte auf seinem GENau-Blog: „Spendiere mir einen Kaffe“ (siehe scienceblogs) wird er dann wohl löschen können.

Bis er endlich als High Potential rekrutiert wird, muss er allerdings am Ball bleiben. Mit laufenden Publikation auf „GENau“ und GWUP-affinen Medienformaten wie dem „Standard“ teilt uns Martin Moder etwa mit, dass Monsantos „Roundup“ Krebs heilt und „wir daher die mühsame Debatte um die Sicherheit des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat endlich beenden können“. Moder führt dabei eine Studie ins Feld, die „eindeutig gezeigt hat, dass Glyphosat Krebszellen gezielt abtötet …  Normale Körperzellen kommen damit gut zurecht, Krebszellen allerdings nicht“ (siehe scienceblogs.de). Auch die desaströsen Auswirkungen der Gentechnik (wie z.B. in dieser ARD-Doku  anhand der indischen Agrarwirtschaft ins Bild gebracht) entlarvt Moder unermüdlich als „hartnäckige Gerüchte“, vor denen wir keine Angst haben sollen. Warum auch? Die Gentechnikbranche ist ja ausschließlich in der Hand streng wissenschaftlich agierender Experten – aus deren Riege alternativ denkende Querköpfe wie Prof. Walach umgehend ausgeschlossen werden, um dem Fortschritt den Weg zu ebnen. Für vorgenannte Aussagen erhält Moder natürlich keinen Eintrag im digitalen Spinnerpranger „Psiram“ (laut Wikipedia  „eine der Skeptikerbewegung nahestehende Website“), auf die Streckbank werden dort nur Abweichler wie Prof. Walach gespannt.

Zwischen dem Bloggen und der GWUP-Vereinsarbeit vertreibt Moder sich indes auch die Zeit mit dem Schreiben aufklärerischer Bücher wie „Treffen sich zwei Moleküle im Labor“. In der von ihm selbst beworbenen Rezension dieses Buches wird er mit einer seiner Kardinalerkenntnisse zitiert: „Es gibt in Ihrem Leben sowieso nur zwei Dinge, die Ihnen Freude bereiten: Serotonin und Dopamin.“- Tja, wirklich schade, dass die Menschheit diese epochale Erkenntnis nicht schon früher hatte. Wir hätten uns Jahrhunderte an zermürbender Philosophie erspart und stattdessen sofort mit Maschinenbauen und Biotechnologie anfangen können. Dann bräuchten wir nicht in Raumschiff Enterprise Phantasien von der überlegenen technokratischen Zivilisation der Borgs träumen, sondern hätten eine solche schon längst etabliert.

Ach ja, und update vom 3.November natürlich: Martin Moder wurde jetzt auch in die Riege der Ghostbusters bzw. Science Busters aufgenommen (siehe scienceblogs.de). Nachdem Gruber aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an den Science Buster Shows teilnehmen kann und Kabarett heute vermutlich der letzte krisensichere Beruf ist, wurde seine Stelle gleich fünffach nachbesetzt. Mit dabei unter den neuen Recken des Szientismus sind auch der Kabarettist Gunkl (Günther Paal) und der Astronom Florian Freistetter. Schon seit 2008 betreibt Freistetter beim Wissenschafts-Blog-Portal ScienceBlogs das Blog Astrodicticum simplex, das laut Wikipedia erfolgreichste deutschsprachige Wissenschaftsblog mit ca. 400.000 Seitenaufrufen pro Monat. Seit November 2014 bietet derStandard.at Freistetter ein Podium, von dem aus er alle zwei Wochen in der Kolumne “So ein Schmarrn!“ einen aufklärerischen Artikel zur Bekämpfung von „Pseudowissenschaften“ schreibt. Freistetter nützt dieses reichweitenstarke Podium ganz im Sinne der GWUP dafür, um Homöopathie, Alternativmedizin und Naturheilkunde in einen Topf mit UFO-Spinnern, Astrologie, dem Jonestown-Massaker und esoterischem Jahrmarkt-Firlefanz zu werfen und damit eine übel riechende braune Melange zu brauen, die dann flächendeckend auf den medialen Meinungsäckern ausgesprüht wird, um als Treibdünger für die Konversion zur aus Skeptiker-Sicht einzig legitimen Weltanschauung, dem technokratisch-nihilistischen Szientismus zu dienen. Angesichts des vielfachen Unsinns und der Abgehobenheit dessen, was auf dem Jahrmarkt als sogenannte „Esoterik“ figuriert, fällt es Freistetter nicht schwer, Stimmung gegen alles „Über-Sinnliche“ zu machen. Neben seiner Enttarnung „esoterischer Geschäftemacherei“ nützt Freistetter die Standard-Kolumne jedoch geschickt als Trojanisches Pferd für das Indoktrinationsprogramm der GWUP, wonach einer breiten Leserschaft suggeriert werden soll, dass jeder Mensch, der sich mit Spiritualität oder Religion befasst, einfach nur ein hoffnungsloser Dummkopf ist.

Wie schon einleitend ausgeführt, hat es für das heute existenziell verunsicherte Publikum immer etwas ungemein Erheiterndes und Erleichterndes, wenn Sandsäcke und Watschenmänner präsentiert werden, die scheinbar dümmer sind als man selbst. Wie klein der Schritt von der Verächtlichmachung zur schließlichen Ausmerzung der zu Dummköpfen und für vogelfrei Erklärten ist, sollte uns aus der Geschichte eigentlich hinreichend bekannt sein. Wie auch Roland Düringer in seiner oben verlinkten Video-Antwort auf die GWUP-Brett Schmähpreisnominierung sagt, werden durch solche pseudosatirische Agitation bereits die Scheiterhaufen für die Pogrome der Zukunft geschlichtet.

Anscheinend sind die leidlichen Erfahrungen der Vergangenheit aber nun nach mehreren Jahrzehnten Wohlstand wieder vergessen, sodass selbstgerechte „Übermenschen“ wieder begonnen haben, sich zu erheben. Immerhin waren es jene leidlichen Erfahrungen, die uns schließlich zum Einziehen rechtsstaatlicher Dämme gegen Willkür, Diffamierung und Entwürdigung geführt haben, zu unserer Verfassung und zur Erklärung der universellen Menschenrechte, wonach jedem Menschen seine individuelle Würde mit Glaubens- und Gewissensfreiheit garantiert sind. Allerdings besitzen diese auf Gesetzesebene in Form von Straftatbeständen des StGB wie Rufmord, Beleidigung und übler Nachrede herabgebrochenen Grundsätze heute scheinbar keine normative Geltung mehr. Warum sie nicht mehr gelten, weiß ich nicht. Vielleicht ist mir einfach entgangen, dass Merkel sie ebenso außer Kraft gesetzt hat wie vor kurzem das Schengener Abkommen. Da die Chomsky’schen Experten der Wissenschaft schon wissen, was gut für uns ist, braucht man grundsätzliche Entscheidungen über unsere Zukunft heute ja nicht mehr der demokratischen Willensbildung der Bürger überlassen. Zuletzt wurde dieses neue Selbstverständnis der Experten in Form der Durchsetzung transatlantischer Freihandelsabkommen wie CETA demonstriert – nicht nur  Volksabstimmungen waren tabu, auch bereits die Kenntnis über die Dinge, die da mit Konzernlobbyisten verhandelt wurden, konnte man dem unwissenschaftlichen Kleinbürger nicht zumuten und hielt man daher lieber geheim. Vermutlich wird es aber schon demnächst „laienverständliche“ Informationsbroschüren aus den neu eingerichteten „Wissenschaftskommunikations“-Universitätsressorts der Science Busters  geben. Edutainment at ist best.

Da Wissenschaft keinesfalls ernst sein muss, wird auch der Kabarettist Gunkl (Günther Paal) im runderneuerten Edutainment-Kaulquappenpool mit schrillen Basstönen mitunken. Dass Gunkl beim intelligenzbestialen akademischen Diskurs mithalten kann, hat er bereits durch seine langjärigen Auftritte als „Experte für eh alles“ im TV-Format „Dorfers Donnerstalk“ bewiesen. Prustendes Schenkelklopfen bleibt dem fernsehenden Bürger also weiterhin garantiert und das szientistische Edutainment-Umerziehungsprogramm kann mit Volldampf weitergehen. Indem sich dieses Umerziehungsprogramm mit den Mänteln von Wissenschaft und Satire gleich zwei unangreifbare Panzerungen zugelegt hat, wird es wohl kaum zu stoppen sein. Aber keine Sorge. Während Umerziehung früher noch eine schmerzliche und unappetitliche Angelegenheit unter Androhung von Folter und Arbeitslager war, so vollzieht sie sich heute in spielerisch-amüsanter Weise, auf der Couch zurückgelehnt vorm Flachfernseher (siehe Steve Cutts: The Daily Bullshit /„Expert News“).

Gunkl arbeitet übrigens auch für die Giordano Bruno Stiftung, in der schon Ahnvater Oberhummer wissenschaftlicher Beirat war. – Eine wissenschaftlich und marketingtechnisch hochkarätig besetzte Stiftung der besonderen Art, auf die wir bei Zeiten noch in einem eigenen Artikel zurückkommen sollten. Vorerst sei diesbezüglich nur auf einen aufschlussreichen Artikel von Reinhard Bingener in der FAZ verwiesen: „Die Agenda des Neuen Atheismus“ ; man erfährt dort etwa, dank welcher Geldflüsse der Marketingprofi und nunmehrige Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon, der sich zuvor nach eigenem Bekunden „von Lehrauftrag zu Lehrauftrag über Wasser halten musste“, nun seinen Unglauben zum Beruf machen und Spindoktor des Neuen Atheismus werden konnte  – der sich in der wenig zugkräftigen Bezeichnung Atheismus aber nicht mehr gefällt, sondern sich lieber in Euphemismen wie „evolutionärer Humanismus“ kleidet und sich mit klingenden Namen wie Giordano Bruno schmückt, dem 1600 als Ketzer verbrannten Dominikaner – der übrigens mit Atheismus leidlich wenig am Hut hatte, sondern für den es in neuplatonischer Tradition selbstverständlich war, dass „man in allen Dingen Seele und Leben antreffe und dass die Seele als Form aller Dinge überall die Materie ordne und beherrsche“ (Wikipedia).

Hervorgetan hat sich Gunkl etwa als Schirmherr des von der Giordano Bruno Stiftung geförderten Blasphemie-Kunstpreises „Der freche Mario“. Mit diesem werden  Kunstwerke ausgezeichnet, die „übernatürliche Vorstellungen auf die Schippe nehmen und zur Aufklärung und Freiheit der Gesellschaft beitragen sollen“. Das Preisgeld von € 3.000.- pro Kopf hat bereits im Jahr der ersten Ausschreibung ca. 700 Künstler dazu motiviert, ein blasphemisches Werk zu produzieren. Eingereicht werden können „Aktionen, Texte, Musikstücke, Zeichnungen, Cartoons, Ölbilder, Skulpturen, Theaterstücke, Kabarettbeiträge und Kurzfilme“ – repräsentative Resultate des Preisausschreibens siehe im Header von http://www.frechermario.org/. Für viele am Rande des Prekariats dahinrudernde Künstler ist es natürlich ein erklecklicher Happen, 3.000 Euro netto für solch ein hingekritzeltes Cartoon zu erhalten. Da nimmt man ideologische Konflikte mit seinem Selbstverständnis als Künstler schon mal in Kauf und lässt sich ganz in Manier von Werbefritzen dafür anheuern, Kreativmaterial für ein fix vorgegebenes Thema zu fabrizieren und vorgegebene Interessen zu bedienen – selbst wenn es um das gesellschaftliche Abschaffen des über die profane Alltagsrealität Hinausgehenden , des „Über-Natürlichen“ geht, also derjenigen Quelle, aus der der Künstler selbst schöpft. Wieder einmal hat man die Wahl zwischen Kopfschütteln und Schmunzeln. Denn eigentlich sind ja alle wirklich den Menschen bewegenden literarischen, musikalischen und sonst irgendwie erhebenden Meisterwerke aus der Region des „Über-Natürlichen“ geschöpft – schließlich musste sich der jeweilige Künstler „über“ die gewöhnliche profane Natur hinauserheben, um eine neue inspirative Schöpfung in die Welt zu bringen; aus bloßen Steinen, Kartoffeln oder der schnöden Realität von Wirtschafts- oder Steuerberatungskanzleien sind bekanntlich noch keine Sonaten und Poesien ersprossen.

Wenn also nunmehr sogar die kreativsten Köpfe, die unsere Gesellschaft hat, ihre Kreativität dafür einsetzen, um das neuerdings so verwerfliche „Über-Natürliche“  ins Reich des Wahnsinns zu verbannen, dann stehen die Chancen gut, dass wir uns mittelfristig mit einer außerordentlich Unter-Natürlichen Alltagsrealität abfinden werden müssen. Wer die Meinung vertritt, dass diese unter-natürliche Realität realiter nicht einmal halb so viel Spaß, Aufklärung und Effizienz bringen wird, wie uns das von der Szientisten-Avantgarde versprochen wurde, der wird von der Schwarmintelligenz der Skeptiker umgehend einen medialen Kopf kürzer gemacht. Über einen ersten Vorgeschmack dieser vollkommen entblätterten und entmystifizierten Realität, wie sie derzeit ideologisch vorbereitet wird, haben wir bereits berichtet (siehe „Über multiresistente Keime, Kulturtod und emotionale Vulkanausbrüche in neoliberaler Gletscherlandschaft“).

Fazit des Kesseltreibens

Wenn man sich in Cafès und Blogs umhört, herrscht mittlerweile vielfach Kopfschütteln über das mediale Kesseltreiben der GWUP-Pastafaris. Insbesondere der Versuch der Diffamierung des beliebten Kabarettisten Roland Düringer hat sich für die GWUP als Schuss ins eigene Knie erwiesen- die GWUP hat sich dadurch nun eine Art schnöseliges Arschloch-Image eingehandelt.

In der Blogszene wird die Skeptiker-/GWUP/Aluhutbewegung  nach anfänglich eher unkritischer Rezeption zunehmend selbst als Propagandasekte bezeichnet, im Blauer Bote Magazin sogar als „Speerspitze einer neuen faschistischen Szene, die Regierungskritiker und kritische Wissenschaftler  verleumdet“. Auch die Kampagnen gegen die Homöopathie fanden die meisten Menschen gar nicht so lustig wie Gruber, Freistetter & Co., da sie bereits selbst vielfache positive Erfahrungen mit homöopathischen Arzneien gemacht haben und diese in ihrem Leben nicht mehr missen wollen. Ebenso hegt heute eine große Anzahl an Menschen ein starkes Interesse an der Ergründung von Sinn und philosophisch-metaphysischen Fragen. Die Einladung der GWUP-Szientisten zu einem technokratisch-nihilistischen Leben in einer „Scheißgegend des Universums“ erscheint ihnen da reichlich wenig attraktiv, zumal sie das Leben schon nach kurzer Beschäftigung mit ernsthaften philosophischen Schriften abseits der Profanesoterik in zunehmenden Maße als zutiefst sinnvolle Existenz erkennen, ganz so wie dies bereits Viktor Frankl mit seiner noetischen Ebene des Menschseins (von griech. nous = Sinn), Platon mit seiner Welt der lebendigen Ideen und Urbilder oder Hermann Hesse mit seiner „Welt Mozarts“ in überzeugender Weise postuliert haben. Gegen die Quellen, die sich durch die großen Philosophen, Literaten und wirklichen Wissenschaftler eröffnen,  erscheint einem gesunden, empathischen Menschen das Szientisten-Credo („Mensch und Welt sind nur geistlose Kohlenstoffzusammenballungen, ergo ist alles Wurst…“) als hohle blecherne Trommel, die, nachdem das Schenkelklopfen und der kurzfristige Effekt des Berauschens an der eigenen intellektuellen Eitelkeit wieder verebbt sind, konsequenterweise nur zu Verödung und Depression führen kann.

Nach einer durchwegs gelungenen Phase der aggressiven Expansion und Vernetzung mit den Mainstreammedien wird es für die GWUP bzw. die Skeptikerbewegung also in Zukunft zunehmend schwieriger werden, menschlich profunde Kapazitäten als Mitglieder zu rekrutieren. Zweifellos wird es auch durchaus regen Zulauf geben, ist doch das vorgenannte  Szientisten-Credo („Mensch und Welt sind nur geistlose Kohlenstoffzusammenballungen, ergo ist alles Wurst, …“) das genuine Glaubensbekenntnis für den fortschritts- und frackinggläubigen MINT-Studenten, der bei Halliburton oder Monasanto Karriere machen will – ebenso wie es dem Spiegelbildbürger willkommen ist, der „einfach nur abschalten“ will. Gewiss wird es auch Studenten geben, die in der vorgenannten „Entfremdungszone der Universität“ (Hartmut Rosa) dem Erfrierungstod dadurch zu entgehen suchen, indem sie sich in einer szientistisch tickenden Community unter der Pastafariflagge zusammenschließen und Treibjagd auf gemeinsame Feindbilder bzw. Abweichler machen. Wieder einmal drängt sich Sören Kierkegaards Parabel der frierenden Stachelschweine auf, die sich zusammendrängen, um sich etwas zu wärmen, aber sofort wieder auseinanderstieben müssen, sobald sie sich mit ihren stacheligen Körpern aneinanderquetschen.

Die GWUP Community wird also zweifellos noch wachsen, aber für jeden Menschen, der den Sinnzusammenhang des Lebens auch nur ahnt, ist eine GWUP-Mitgliedschaft eher wie ein Griff ins Klo. Allerdings besteht weiterhin die Gefahr, dass die GWUP mit ihrer Weltsicht eine beträchtliche Anzahl junger, unbedarfter Menschen indoktriniert, denen auf Blogs wie Moders „GENau“ oder Freistetters „Astrodictium Simplex“ in leger-coolem Fabulous-Fab-Stil der technokratisch-nihilistische Szientismus schmackhaft gemacht werden soll. Ganz wird sich die WHO-Prognose, wonach Depression in den nächsten 15 Jahren zur Volkskrankheit Nr.1 avancieren wird, also nicht abwenden lassen (siehe Ärztezeitung). Aber das ist eben die Tragik und gleichzeitig die Größe des Menschseins, dass jeder Mensch seinen freien Willen hat und mit dem ihm zu Gebote stehenden Erkenntnisvermögen selbst entscheiden muss, auf welchen Weg er sein Schicksal lenkt. Er hat die Wahl, Adler oder Axolotl-Lurch zu werden. Freilich wird die menschliche Substanz, die wir in den nächsten Jahren weiter verlieren werden, gigantisch sein, einhergehend mit einem weiteren Absacken der ökonomischen, ökologischen und sozialen Verhältnisse. Aber wir werden uns damit abfinden müssen, dass es ebenso wie es Menschen gibt, die gegen Naturmaterialien allergisch sind und sich nur in Kunststoffprodukten wohlfühlen, es eben auch eine gar nicht so unbeträchtliche Anzahl an Menschen gibt – womöglich wird es sogar die Überzahl sein -, die allergisch auf jede Vorstellung eines Sinnzusammenhangs und einer geistigen Daseinsebene des Menschen reagieren. Dass es im Leben einen Sinn, einen größeren Zusammenhang und damit einhergehend eine Verantwortlichkeit für die eigene Entwicklung ebenso wie für das Wohlergehen der ganzen Umwelt und zukünftiger Generationen gibt, macht ihnen Angst. Oft nicht zuletzt deshalb, da sie einen Lebensstil führen, der jeder Verantwortlichkeit spottet – da kommt ihnen die Weltanschauung der Szientisten, wonach alles Wurst ist, natürlich gerade recht; man kann damit noch eine Weile weitersumpfen wie gewohnt.  Dass dieser Lebensstil gar nicht ihrem innersten individuellen Willen entspricht, sondern sie einen weitgehend durch Medien, Kommerz und Ausbildung fremdbestimmten Lebensstil praktizieren, ist ihnen vielfach wenig bewusst oder wird verdrängt. Aber halten wir uns nicht mit dem Blick auf die pathologische Seite des Menschseins auf. Wie Nietzsche schon gesagt hat, soll man nicht zu tief in den dunklen Brunnen schauen, sonst fällt man womöglich selbst hinein. Lassen wir das Zeitphänomen der GWUP-Pastafaris und des Szientismus also wieder beiseite und schauen wir nach vorne. Es gibt viel anzupacken und zu erforschen und wie Viktor Frankl gesagt hat: Es ist nicht an uns, Fragen an das Leben zu stellen. Das Leben stellt Fragen an uns, auf die wir zu antworten haben.

Wenn im eigenen Bekanntenkreis einmal ein GWUP-Pastafari auftauchen sollte, dann könnte man ihm bei Gelegenheit ein Gedicht von Hermann Hesse reichen, das hoffentlich beide Seiten zum Schmunzeln bringen und miteinander aussöhnen wird:

„Die ewig Unentwegten und Naiven
Ertragen freilich unsre Zweifel nicht.
Flach sei die Welt, erklären sie uns schlicht,
und Faselei die Sage von den Tiefen.

Denn sollt es wirklich andre Dimensionen
Als die zwei guten, altvertrauten geben,
Wie könnte da ein Mensch noch sicher wohnen,
Wie könnte da ein Mensch noch sorglos leben?

Um also einen Frieden zu erreichen,
So lasst uns eine Dimension denn streichen!

Denn sind die Unentwegten ehrlich,
Und ist das Tiefensehen so gefährlich,
Dann ist die dritte Dimension entbehrlich.“

Entbehrlich wird womöglich auch bald das Internet, unsere einstige Hoffnung von Freiheit und Kommunikation, das nun in einer fauligen Melange aus interessensgesteuerter Meinungsmache, manufacturing consent und Social Bots unterzugehen droht. Allein bei Facebook existieren 15 Millionen Fake-Konten, bei Twitter sind geschätzte fünf bis zehn Prozent aller Konten von Maschinen gesteuert, um Internetforen mit tendenziösen Meinungen zu fluten und Bewertungsportale zu manipulieren. ORF-Regisseur David Schalko bezeichnet  das Internet und den derzeitigen Zustand der Social Media Plattformen daher als „größte Toilettenanlage unserer Gesellschaft“. Womöglich findet sich in diesen Zuständen auch eine erschöpfende Erklärung, warum Rappelkopf-Events wie „Das Goldene Brett vorm Kopf“ und „Der Goldene Aluhut“ einen derartigen medialen Hype erfahren haben.

Denn nach eigenem Bekunden umfasst die GWUP nur knapp über 1000 Mitglieder – global gesehen wachsen die Sprosse der US Atheistenbewegung auch nicht mehr, sondern schrumpfen dramatisch. Reinhard Bingener stellt etwa fest, dass keine Weltanschauungsgemeinschaft so große Verluste wie der organisierte Atheismus zu verzeichnen hat. Um 1900 zählten etwa die Deutschen Freidenker – die auch das Goldene GWUP-Brett sponsern –  mehrere hunderttausend Mitglieder, ein Jahrhundert später sind es kaum mehr 3000 (siehe faz).

Bei den Veranstaltern der neuen Hexenjagd handelt es sich also eigentlich eine marginale gesellschaftliche Strömung  bzw. Randgruppe, die sich anmaßt, der Gesellschaft eine intolerante szientistische Weltanschauung für verbindlich zu erklären. Mit dem gleichen Gewicht könnte genausogut der Mistelbacher Swingerverein fordern, dass seine Weltsicht zum Maß der Dinge erklärt und Monogamie endlich als rückständiges Ketzertum und verwerfliche Sektiererei geächtet und verboten wird.

Mindestens ebenso anmaßend ist es eigentlich, dass die Skeptiker/GWUPerianer so auftreten, als ob sie die Vertreter der offiziellen Wissenschaft wären. Dabei könnte man die Skeptiker im wissenschaftlichen Diskurs allenfalls als Randgruppe, sogar als extremistische Randgruppe bezeichnen. Denn das Weltbild, auf das sie insistieren, ist ein selektiv retardierendes und überholtes. Leben und Materie mit konventionell rubrizierbaren physischen und chemischen Wirkungen zu erklären, gilt durch die moderne Wissenschaftstheorie ebenso wie durch die Teilchen- und Quantenphysik in Wirklichkeit längst als überholt. Aufgrund aktueller Erkenntnisse über die Beschaffenheit der Materie deutet alles darauf hin,  dass Platon mit seiner „lebendigen Urbildebene“, die Stoiker mit ihrem „Pneuma“ als beseelendem Weltenprinzip ebenso wie Novalis und Goethe mit ihrem Ausspruch „Alles Sichtbare ist nur ein Gleichnis für ein dahinterliegendes Unsichtbares“ doch recht gehabt haben: Unser Dasein beruht auf einem unwägbaren, also metaphysischen Seinszustand, von dem unsere sicht-und greifbare Welt nur eine Art geronnener Abklatsch, noch dazu ein äußerst trügerischer und instabiler Abklatsch ist. Für Physiker wie Albert Einstein, Max Planck oder Hans-Peter Dürr, von denen man sagen kann, dass sie sich doch einigermaßen profund mit dem Wesen der Materie und des Daseins auseinandergesetzt haben, war Materie nur „die Kruste des Geistes“ oder „geronnener Geist“, der durch „unwägbare Entitäten“ in seine optisch sichtbaren Formzustände gebracht wird. Über die Ambitionen der GWUP zur Wegrationalisierung dieses Geistes hätten sie nur milde gelächelt.

Dass sich die „Skeptiker“ das Mäntelchen der Wissenschaft umhängen, um ihre eigentlich abgespaltene, also im wörtlichen Sinne sektiererische Sonderweltsicht zu propagieren und für allgemeinverbindlich zu erklären, beweist schon ganz besondere Chuzpe.  Ebenso wie es ziemliche Dreistigkeit braucht, um sich des Namens von Giordano Bruno als Flagge für einen neu aufgebrühten Materialismus zu bedienen, obwohl auch in Wikipedia jedermann klipp und klar nachlesen kann, dass „die Vorstellungen Giordano Brunos im Gegensatz zum materialistischen Weltbild stehen“.

Über diese Chuzpe könnte man natürlich lächeln, wäre in unserer Gesellschaft nicht der Wurmfraß zunehmender verbaler Radikalisierung, Intoleranz und Hass so weit vorangeschritten, dass er bereits in Beseitigungsforderungen gegenüber Menschen mit abweichender Weltanschauung mündet. Auf Landesparlamentsebene agieren mittlerweile Politiker, die sogar in der Erteilung von Schießbefehlen auf Zivilisten bekanntlich kein besonderes Tabu mehr sehen. Dass Hass und Gewaltbereitschaft nicht nur im Netz anschwellen, das bekommen z.B. Menschen mit Behinderungen am eigenen Leib zu spüren. Eine querschnittsgelähmte Freundin hat mir etwa vor kurzem berichtet, dass sich die Situation einer Rollstuhlfahrerin im öffentlichen Leben in den letzten Jahrzehnten radikal verändert hat. Seien ihr früher bei jeder Gelegenheit Bekundungen der Rücksichtnahme und tätige Hilfe zuteil geworden, so erfahre sie heute auf der Straße regelmäßige Feinseligkeiten bis hin zu grundlosen wüsten Beschimpfungen. Menschen, die anders sind, stören anscheinend. Die Bereitschaft, andersartige Menschen von unserem Highway des Fortschritts zu beseitigen, steigt.

In dieser Situation bereitet das Ausgrenzen von Menschen mit abweichender Weltanschauung den Boden für die Pogrome der Zukunft. Wir kennen es aus der Geschichte eigentlich zur Genüge, wie durch gezielt aufgebaute Reizworte Feindbilder geschürt wurden, auf die sich dann irgendwann der diffuse, aufgestaute Hass der Bevölkerung entladen konnte. Am Höhepunkt der kollektiven Hysterie reichte es dann, den unliebsamen Nachbarn mit dem bloßen Reizwort  (Kommunist … Jude … Hexe … Ketzer … Sekte … Asozialer … Sozialschmarotzer etc.) zu denunzieren, um ihn ins Umerziehungslager oder auf den Scheiterhaufen zu befördern. In seinem oben erwähnten Artikel gemahnt auch FAZ-Autor Reinhard Bingener daran, dass es Vertreter des atheistischen Monismus wie Ernst Haeckel waren, die durch ihre „fortschrittlich aufklärende“ Tätigkeit die wichtigen Wegbereiter der Rassenhygiene und des Gedankens vom „lebensunwerten Leben“ waren (hier übrigens eine lesenswerte Betrachtung zum aktuellen Jahrestag der Novemberpogrome auf ORF: „Vom Volkszorn zum industriellen Massenmord“: „… ab Sommer waren Betriebe mit jüdischen Eigentümern nach außen hin als solche kenntlich zu machen: Die „Vorarbeit“ dafür, dass sie am 9. November abgebrannt werden konnten … Die Passivität der Bevölkerung und noch mehr die aktive Beteiligung überraschte sogar die Nazis selbst – und daran vor allem, dass selbst jene mittaten, die sich gar nicht selbst bereichern konnten …“)

Angesichts von zunehmendem Opportunismus und verbaler Radikalisierung täten wir eventuell gut daran, Tom Schimmecks eingangs zitierten Alarmruf (siehe taz: „Arschlochalarm unter der Berliner Käseglocke“) als Flugblätter zu drucken und in allen Straßen und Universitäts-Aulen ausstreuen wie seinerzeit die Essays der Weißen Rose, bevor es zu spät und das gesellschaftliche Klima vollends vergiftet ist. „Wir haben heute auf fast allen Sendern eine Gehässigkeitskultur, die darauf basiert, andere herunterzumachen und schnelle Lacher zu kriegen“, resümiert Anne Weiss, Co-Autorin des Buches „Generation Doof“.

Wenn wir also nicht bald neue Initiativen der Toleranz und Humanität in die Geburt bringen, dann steht zu befürchten, dass das „neue Zeitalter der Barbarei“, vor dem uns Hermann Scheer kurz vor seinem Tod gewarnt hat, reale Gestalt annimmt. Insofern hätte sich Roland Düringer für seinen unermüdlichen Einsatz für mehr Mitmenschlichkeit und kritisches Denken (die Gage seiner Puls4-Fernsehshow spendet er übrigens für gemeinnützige Initiativen) in der Tat ein Stück goldenes Brett verdient. Nachdem 1 kg Gold derzeit 35.000 € wert ist und Düringers  gleichermaßen heitere wie treffsichere Aufklärungsarbeit in heutigen nebelschwangeren, präapokalyptischen Zeiten tatsächlich mit Gold aufzuwiegen sind, stünde ihm eine Schnitte Gold wirklich zu.

Wer im Internet ins Fadenkreuz der GWUP-Science Busters gerät, der soll sich übrigens nicht grämen sondern das durchaus als ein Ehrenprädikat empfinden. So wie es Noam Chomsky bei einer Ansprache am Universitätscampus seinen Studenten mit auf den Weg gab: „Wenn ich mit dem, was ich sage, in den heutigen geisteskorrumpierten Verhältnissen nicht auf vehemente Kritik stoßen würde, dann wüsste ich, dass ich etwas falsch gemacht habe.“

In diesem Sinne … wünsche ich nach diesem wieder einmal viel zu lang gewordenen Artikel allen Lesern noch einen angenehmen Abend und frohen Mut trotz allem Gegenwind der aktuellen Großwetterlage. Da wir hier nicht nur philosophieren, sondern auch praktische Menschen sein wollen, möchte ich den Abend jedoch nicht beschließen, ohne dem Leser noch eine Ampulle mit wirksamem Gegengift zur Immunisierung gegen das Gift des Science Edutainments und die derzeit grassierende Epidemie von Hass, Intoleranz und Ausgrenzung mit auf den Weg zu geben – in Form eines Gedichts von Lothar Zanetti (siehe unten auch in einer Vertonung von Konstantin Wecker):

Was keiner wagt, das sollt ihr wagen

was keiner sagt, das sagt heraus

was keiner denkt, das wagt zu denken

was keiner anfängt, das führt aus.

 

Wenn keiner ja sagt, sollt ihr’s sagen

wenn keiner nein sagt, sagt doch nein

wenn alle zweifeln, wagt zu glauben

wenn alle mittun, steht allein.

 

Wo alle loben, habt Bedenken

wo alle spotten, spottet nicht

wo alle geizen, wagt zu schenken

wo alles dunkel ist, macht Licht.

 

 

Nachsatz:

Nicht dass die Szientisten/Skeptiker/GWUP-Anhänger besonders verwerfliche Menschen wären, die meisten von ihnen sind persönlich vermutlich ganz umgängliche Typen, mit denen man sich bei einem Bier nett unterhalten könnte. Sie realisieren jedoch trotz ihrer hochgradigen akademischen Intelligenz nicht, welchen Bärendienst sie mit ihrer Hetzjagd auf alternative Denker im gesellschaftlichen Diskurs gerade leisten. Mir ist bei dieser Einschätzung voll bewusst, dass sie geradewegs in der Austilgung des vermeintlich Irrationalen einen Fortschritt der Gesellschaft sehen und ihre Hetzjagd nicht bloß aus böser Willkür betreiben. Genau an dieser Stelle scheiden sich aber die Geister. Denn obwohl sich ein Szientist mit Händen und Füßen gegen diese Vorstellung verwehren wird, so liegt doch das Paradox vor, dass es geradewegs die vermeintliche Wissenschaftlichkeit bzw. Intellektualität ist – zumindest diejenige Intellektualität in der derzeitigen, szientistisch-technokratisch-nihilistischen Ausprägung -,  die den gerade aus der Kurve fliegenden Menschen und unsere gesamte Zivilisation in den Abgrund befördert. Denn wenn der Mensch nur auf seine physisch-chemischen Funktionsmechanismen reduziert wird, dann wird man ihn nicht anders handhaben als eben auch all die anderen physischen und chemischen Ressourcen, die auf unserem blauen Planeten vorzufinden sind und an denen wir gerade hemmungslosen Raubbau betreiben. Gegen die Zeiten, die dann anbrechen (Hermann Scheer warnt im Falle des Verlusts der menschlichen Würde vor einem „neuen Zeitalter der Barbarei“), gekoppelt mit noch nie dagewesenen technischen Möglichkeiten zu lückenloser Bürgerüberwachung, Repression und Biomodifikation, werden uns bisher erlebte Faschismen womöglich als noch vergleichsweise sozialromantische Zeiten vorkommen (siehe den bereits oben erwähnten  offenen Brief ehemaliger CIA-/NSA-Offiziere „Wir errichten gerade schlüsselfertige Tyranneien!“)

Hierbei lehne ich Wissenschaft keineswegs ab, ganz im Gegenteil: wir brauchen heute dringend Wissenschaft, aber eine wirkliche, den Menschen samt Sinn und Verantwortung unseres Daseins einbeziehende Wissenschaft und nicht eine der bloßen Verwertungslogik unterworfene, szientistisch verhärtete Wissenschaft wie sie derzeit etabliert ist, für die es in der Tat  kaum eine treffendere Bezeichnung gibt als „Entfremdungszone“ (Hartmut Rosa / Zeit).

Ich weiß, diese Befundaufnahme ist für einen jungen Menschen, der in einer Zeit existenzieller Auflösung gewohnter Lebensgrundlagen im technokratischen Szientismus seine neue Religion gefunden hat, eine eiskalte Ernüchterung, aber ich muss es aus tiefster eigener Erfahrung trotzdem einmal sagen: Der Bandwurm, der gerade das gesamte Fundament unserer Zukunft wie einen Schweizer Käse durchlöchert, kann niemals durch den Szientismus gefangen werden, sondern der Wurm IST geradewegs der Szientismus bzw. unser hybrider Intellekt. Denn die glänzenden Zeiten des Intellektualismus sind vorbei. Gemäß der unbeugsamen Gesetzmäßigkeit des Kondrattjeff-Zyklus, wonach ausnahmslos alles im Leben zuerst seine aufstrebende Entwicklung, dann seine Hochblüte und schließlich seine Niedergangs- und Dekadenzphase aufweist, so ist auch die Entwicklung des menschlichen Intellekts nun wieder im Niedergang begriffen und mündet in die Dekadenz ein. Wenn wir trotz des mittlerweile offenkundigen Versagens der szientistischen Denkweise ungeachtet weiterhin auf das Pferd des erstarrenden Intellektualismus setzen, wird es uns wiehernd in den Abgrund des Grand Canyon reiten. Eigentlich bräuchte es zur Verifikation dieser Tatsache gar keine akademischen Theorien wie die von Kondrattjeff & Co., sondern einer bloßen nüchternen Sichtung des politisch-ökonomischen Tagesgeschehens. Obwohl alle Belange betreffend Politik, Wirtschaft, Finanz, Militär, Soziales und Umwelt praktisch ausnahmslos von akademisch-intellektuell höchstgradig ausgebildeten Personen bestimmt werden, die rein nach wissenschaftlich-technokratischen Kriterien agieren, so lacht einen heute fast von allen Seiten der nackte Wahnsinn an und verdunkelt den Horizont der Zukunft. Und während GWUP-Youngsters wie Martin Moder die Wellen der Wissenschaft, auf der sie gerade surfen, „voll geil“ finden (siehe „Helden von heute“), sehen sogar die führenden Wirtschaftskapitäne der Weltkonzerne in der derzeitigen Art des wissenschaftlichen Denkens und Wirtschaftens keine Zukunft. In einer Studie des US-Unternehmensberaters Jeremy Rifkin wurde die Frage an 150 führende Manager der internationalen Konzerne, ob sie die Welt, die sie gerade durch ihre Arbeit mitgestalten, für ihre Enkel als lebenswert ansehen, ausnahmslos verneint. UN-Menschenrechtskommissar Jean Ziegler spricht ganz unverblümt von einer „kannibalistischen Weltordnung“ mit der wir unsere Überlebensgrundlagen vernichten. Solange wir weiterhin die eigentlich schon von Permenides erläuterten Unterscheid zwischen Sein und Nichtsein auf den Kopf stellen (siehe Nachrichtenspiegel: „SEIN oder NICHTSEIN – eine Frage über Fortbestand oder Untergang unserer Spezies und ein Lanzenbruch für Permenides“), wird das von Ziegler konstatierte Kannibalisieren entgegen aller anderslautenden Beteuerungen ungehemmt weitergehen.

Jetzt werden viele GWUPs/Skeptiker/Pastafaris einen hochroten Kopf bekommen, was der da daherschwurbelt von tiefster eigener Erfahrung und solchem Zeugs. Warum man mir die haarsträubende, aller akademischen Würde widerstrebende These vom szientistischen Bandwurm und der Dekadenz des Intellektualismus glauben sollte? Nun, wenn alles, was ich bisher und in vorangegangenen Artikeln angeführt und verlinkt habe, vergeblich war, dann weiß ich, werden auch alle weiteren Argumente vollkommen umsonst sein. Ich will und kann auch niemandem etwas einreden und ihm seine Entscheidung abnehmen, sondern möchte nur darauf hinweisen, dass die Entscheidung zwischen Adler und Axolotl nicht bloß eine banale Wahl wie zwischen einem Apple- und einem Samsung-Smartphone ist, sondern eine eminent schicksalhafte Entscheidung, die letztlich das gesamte Lebensglück des individuellen Menschen bestimmen wird.

Meine Bemühung richtet sich daher auch nicht an die szientistischen Hardliner, bei denen beiße ich auf Granit, ich weiß. Meine Bemühung richtet sich stattdessen in genau dieselbe Richtung wie die des oben schon zitierten und vor Kurzem abgeschiedenen GWUP/Science Busters Oberhummer: „an diejenige nicht geringe Zahl von Unentschlossenen, die nicht recht wissen, was sie von Homöopathie etc. halten sollen“.

Anstatt weitere Argumente aus der schnöden Welt der hard facts zu bringen, möchte ich zur Darstellung meiner persönlichen Sicht lieber einen bildhaften, vollkommen unwissenschaftlichen Vergleich aus dem Genre des Science Fiction in die Waage legen, die hochrationalen Wissenschaftshüter der Science Busters erlauben sich das ja auch. Also:

Immerhin bin ich selbst bis in die innersten Strukturen des szientistischen Labyrinths hinabgetaucht und dort dem MINT-Minotaurus begegnet. Dabei  habe ich das gleiche Schicksal erlitten wie seinerzeit schon Captain Picard von der Enterprise, mein Kopf ist dort im first contact von den Borgs infiltriert und mechatronisch verkabelt worden (hier eine Aurafotografie aus meinem Burschenschafts-Album). Nur um Haaresbreite und mit tiefen Brand- bzw. Erfrierungswunden konnte ich mich aus dem Traktorstrahl der Borg lösen und dem endgültigen Verschlungenwerden im technokratischen Abgrund entrinnen. Die Wege im Borg-Kubus waren allerdings mit sklerotisierten Leichen und mumifizierten Kollegen gepflastert, denen es nicht gelungen ist, rechtzeitig wieder nach oben zu kommen und sich ihr Menschsein wiederzuerringen (siehe Steve Cutts: „In the fall“). Mein Kopf ist heute nicht mehr verkabelt, aber ich weiß nun bis ins Detail, wie das Räderwerk des Borg-Kubus tickt – und kann daher sagen, dass der vielgepriesene Borg-Kubus keineswegs das effizient-rationale Kommerzparadies ist, als das er von außen erscheint (siehe auch „Der glitzernde Deckmantel des Wahnsinns“). Der Gwup-, pardon … der Borg-Kubus ist vielmehr genau das, was wohl Dante mit seiner Eishölle gemeint haben muss, in den Worten der Science Busters: eigentlich eine „Scheißgegend“.

Zwar sind die ersten Etagen auf der Liftfahrt nach unten in den mit faszinierend spiegelnder Staffage ausgestatteten Moloch durchaus amüsant und kurzweilig – leicht wähnt man sich dabei am Beginn der Job-Rotation einer glänzenden Karriere. Ab einer gewissen Etage gibt es dann jedoch kein Zurück mehr, der Szientismus erweist sich als Treibsand, der einen unbarmherzig nach unten in die mechatronische Vermassung und intellektuelle Sklerotisierung zieht. Das besonders Tückische: Ab einer gewissen Tiefe packt einen der Tiefenrausch, eine Art ekstatisch-narzisstische Illusion, die einen den Sinn und das Ziel guten menschlichen Lebens vollständig vergessen lässt, sodass man mit offenem Mund illusorischen Seejungfrauen folgt. Es verhält sich wirklich wie bei einem vom Tauchpionier Jacques-Yves Cousteau beschriebenen Tiefenrausch (siehe Spiegel):

„Das erste Stadium ist eine leichte Anästhesie, nach der sich der Taucher wie ein Gott fühlt. Wenn er glaubt, ein vorbeischwimmender Fisch brauche dringend Luft, ist er in seinem Wahnsinn imstande, sich die Luftleitung aus dem Munde zu reißen und sie ihm großmütig anzubieten (…)

Der Vorgang selber ist undurchsichtig und wird noch immer von den Tauchphysiologen diskutiert. Ich liebe ihn und fürchte ihn zugleich wie das schlimmste Verhängnis. Er zerstört den Lebensinstinkt. Mein Kopf steckte voll eitler und grotesk übermütiger Gedanken (…)

Das entfernte Surren des Dieselmotors legte sich mir aufs Gemüt, schwoll zu einem gewaltigen Dröhnen an und klang mir in den Ohren wie der Herzschlag der Welt (…)

Ich hing ohne Sinn und Verstand an dem Tau. Neben mir stand ein lächelnder Mann, mein zweites Ich, das sich völlig in der Gewalt hatte und teuflisch über den armen Taucher grinste. Als so die Sekunden verrannen, versuchte dieser muntere Mann, sich an meine Stelle zu versetzen, und befahl mir, das Tau loszulassen und weiter hinabzugehen (…)

Doch was ich in neunzig Meter Tiefe wirklich fühlte, konnte ich nicht aufschreiben. Ich war der tiefste unabhängige Taucher. In meinem zweigeteilten Hirn war diese Genugtuung durch eine satirische Selbstverachtung gedämpft.“

Cousteaus deutscher Kollege Hans Hass hat daher bei seinen Tauchexpeditionen stets eine ToDo-Liste mit dabei gehabt. Darin waren alle Arbeiten aufgelistet, die er sich für den jeweiligen Tauchgang vorgenommen hatte: 1.) Korallenproben nehmen, 2.) Schwertfische fotografieren, 3.) Seetang sammeln etc. – aber als letzten Punkt hatte er sich stets dazugeschrieben: AUFTAUCHEN! Denn er wusste sehr gut, dass man auf dieses Auftauchen vollkommen vergessen kann, wenn einen in lichtlosen Untiefen der Tiefenrausch packt. Er wusste von Kollegen zu erzählen, denen in diesem pseudo-euphorischen Zustand schleichend der Sauerstoff ausging und die der Meeresgrund für immer verschluckt hat.

In diesem Sinne …wünsche ich allen ein rechtzeitiges Auftauchen. Und zum Schluss die gute Nachricht: Das Universum ist gar keine Scheissgegend. Die Welt, in der wir leben, ist ein wunderbarer, empathisch-intelligent vernetzter Organismus. Wer das in Schule/Uni nicht gelernt hat, kann als erste Annäherung an das Wunder das Daseins eventuell im Buch des Försters Peter Wohlleben „Das geheime Leben der Bäume“ schmökern, in dem er schildert, wie sogar Bäume höchst empathische, regelrecht freundschaftlich miteinander interagiernde Wesen sind, die sich gegenseitig stützen, wenn es einmal einem Kollegen schlecht geht … In noch sehr viel komplexerer und vielschichtigerer Weise als die Bäume ist erst der Mensch ein empathisches, in vielerlei Weise mit Umwelt und Mitmensch verbundenes Wesen. Der Mensch hat ungemein kreative Fähigkeiten, dank derer er sogar eine trostlose „Scheißgegend“ wieder zum Blühen bringen kann, er muss sie nur nutzen. Als einziges Wesen auf diesem Globus ist es der Mensch, der einen freien Willen hat, alle anderen Zwei-, Vier- und Mehrbeiner leben mehr oder weniger unter Determination. Dies impliziert auch, dass niemand allgemeingültig sagen kann, was der Mensch „ist“. Viktor Frankl hat aus diesem Grunde den Menschen so definiert: „Der Mensch ist das Wesen, das immer entscheidet. Und was entscheidet es? Was es im nächsten Augenblick sein wird.“ Dabei machen wir uns jedesmal ein Stück weit mehr zu dem, was dem Wesen unserer Entscheidung entspricht. Z.B. wenn ich täglich lüge, mache ich mich sukzessive zum Lügner. Wenn ich täglich stehle, mache ich mich immer mehr zum Dieb. Wenn ich täglich etwas Hilfreiches tue, werde ich zum Wohltäter. Wenn ich mich täglich mit Philosophie oder Musik beschäftige, werde ich zum Philosophen / zum Musiker etc.

Es ist also ganz in unseren freien Willen gegeben, wozu wir uns individuell entwickeln wollen. Wer sich nur mit technokratischem Szientismus – der ja, wie wir auch aus wissenschaftstheoretisch berufenem Mund gehört haben (siehe Nachdenkseiten), zutiefst nihilistisch ist -, der wird eine Art Vakuum ausbilden, auch wenn er äußerlich noch so viel Reichtum und Titel anhäuft. Und in dieses Vakuum werden dann Dinge hereingesogen, die alles andere als menschlich sind.

Umgekehrt kann der, der sich mit substanzieller Philosophie beschäftigt, ein ungemein reiches Innenleben ausbilden, selbst wenn er in kargen äußeren Umständen zu leben hat. Der eingangs zitierte Stephane Hessel trug in seinem Inneren – in das weder Moders Mikroskop noch Freistetters Sterngucker hinreicht – etwa einen Schatz aus über 100 Gedichten der Weltliteratur, insbesondere von Rilke und Hölderlin, die er auswendig konnte und die ihm buchstäblich zum »Lebensmittel« geworden sind. Diese nach eigenen Worten »mit dem Herzen gelernte« Poesie war in seinem Leben eine ganz konkrete Realität, dank derer er sogar der Folter im Keller der Pariser Gestapo widerstehen konnte und das KZ Buchenwald überlebt hat. Gleichermaßen spendeten ihm diese inneren Realitäten bis ins hohe Alter seinen unermüdlichen Elan, beflügelten ihn später als UN-Diplomat zur Formulierung der Allgemeinen Menschenrechtscharta  und machten ihn zum unermüdlich flammenden Kosmopoliten und Streiter für Humanität, Zivilcourage und Verantwortung, stets unterwegs zwischen Paris, New York und Burkina Faso im Ringen um Versöhnung und Toleranz.

stephanehessel_flickr-m Stephane Hessel  (Foto: flickr/CC BY SA 2.0/Abderrahman Bouirabdane)

Sogar noch als über 90jähriger Greis übte er durch sein reiches geistiges Innenleben eine inspirierende Faszination auf seine Mitmenschen aus. Auf der Leipziger Buchmesse blieb eine junge ntv-Journalistin nach dem Interview mit Stephane Hessel verdattert sitzen und sagte: „Nun habe ich mich verliebt.“

 

Die Heiligkeit der Frau … und des Weiblichen.

eifelphilosoph_200

eifelphilosoph_200Sonntag, 7.9.2014. Eifel. Sonntag – ein Tag der Muße, der Ruhe und der Besinnlichkeit. Jedenfalls war er das früher mal. Seit diesem „früher“ hat sich jedoch einiges geändert – jedenfalls für Arbeitnehmer. Der Staat hatte in Deutschland durch die Agenda 2010 in bislang unvorstellbarer Art und Weise  ins Marktgeschehen eingegriffen, was die Arbeitswelt in ein Tollhaus verwandelte und normale „Vorgesetzte“ in Herren über Leben und Tod verwandelt – eine Funktion, die umso realer wurde, je älter man selber war. Seitdem ist Sonntag der Tag, an dem wir uns hauptsächlich vor dem Montag fürchten und hoffen, dass der Fluch der Arbeitslosigkeit uns  nächste Woche nicht erwischen wird. Doch wollen wir heute nicht jammern noch klagen und uns dieses mal den Sonntag nicht nehmen lassen: ist er doch für ganz besondere Themen vorgesehen.

Nun – das Thema „Frau“ ist zu Beginn des 21. Jahrhunderts ein heikles Thema, es in Verbindung mit dem Begriff „heilig“ zu bringen erst Recht ein großes Wagnis: schon längst gibt es Männer, die Sturm laufen gegen die Bevorzugung des Weiblichen in der Berufswelt … es sind die armen Männer, die trotz Qualifikation keine Chance gegen gut aussehende Quotenfrauen haben, Männer, die als entrechtete Zahlväter die Lastesel der Emanzipation geworden sind – vielleicht mit ein Grund dafür, dass sie jenseits der magischen Altersgrenze von 45 die überwiegende Mehrheit der Selbstmordfälle stellen, mit 75 % liegen sie weit an der Spitze (siehe Welt).

Zu sagen, dass der Mann an sich ein armes Wesen ist, wäre sicher zuviel verlangt – aber der große Boss umgibt sich nunmal lieber mit schönen, schlanken Frauen anstatt mit alten Säcken – jedenfalls solange sie billig und willig sind und die zu leistende Funktionstätigkeiten reibungslos abwickeln können, da bleibt den alten Säcken im Laufe der Zeit nur noch der Gang zum Jobcenter … oder gleich zum Friedhof, um sich jahrelange Quälerei zu sparen.

Zu sagen, Frauen hätten es nun viel leichter, wäre nun ebenfalls falsch. Eine Rechtsanwältin berichtet davon (siehe Xing):

In jedem Vorstellungsgespräch kam die Frage auf „Und wie machen Sie es mit Ihrer Tochter?“. Auf meine Antwort „Stellen Sie die Frage auch Vätern? Da gehen Sie doch auch davon aus, dass die Kinderbetreuung geregelt ist!“ bekam ich von einer Frau (!) zurück: „Warum gehen Sie so an die Decke? Als Mutter bleibt man ja zu Hause, wenn das Kind krank ist. Und Sie sind als Frau nun mal ein Risiko für uns.“.

Ja – so etwas bekommen Männer nicht mit – jedenfalls habe ich noch nie gehört, dass ein Mann als Mann an sich ein Risiko darstellte … obwohl er – historisch betrachtet – sehr anfällig ist für Massenmord, Kriegstreiberei, Betrug und Folter. Fast könnte man meinen: wenn er sich nicht selbst umbringt, dann zieht er aus, um andere für sein Leben leiden zu lassen – doch wir wollten ja nicht über den Mann reden.

Sicherlich erwartet jetzt jeder, dass zu diesem Thema die große Matriarchatsdebatte neu aufgerührt wird. Im Zuge der in der Hippiekultur aufkommenden emanzipatorischen Züge (die vom CIA letztlich genial aufgenommen und umgesetzt wurden, um die in den Arbeitsmarkt strömenden Frauen gegen die Macht der Gewerkschaften auszuspielen) wurden Mythen und Legenden geschaffen – oder neu gefunden und neu interpretiert – von einer friedlichen Kultur des Miteinanders, ohne Gewalt, Krieg, Betrugsabsichten und Folter. In der Tat gibt es in der Mythologieforschung eine Legende eines „Goldenen Zeitalters“ (siehe z.B. Wikipedia), die Griechen kannten es, die Inder kannten es und auch das Christentum erinnert sich in Form des „Paradieses“ an Zeiten, wo die Erde und das Leben noch heil waren … vielleicht erinnern Sie sich selbst auch daran, wenn Sie mal ganz tief in sich gehen?

Nun – wie immer in der Wissenschaft gibt es großen Streit um dieses Thema, je nachdem, wie lange man hinschaut, aus welcher Perspektive man es betrachtet, welche Hypothesen und welches Weltbild man annimmt lassen sich die Funde beliebig beurteilen, auch hier gilt: die Perspektive des Beobachters bestimmt das Ergebnis – wir kennen das aus der Politik oder der Klimaforschung jeden Tag: lassen sie mal einen Autohersteller oder einen Kraftwerksbetreiber eine Studie zum Klimawandel erstellen: er findet flugs hundert Wissenschaftler, die seine Perspektive teilen … gegen Bargeld, versteht sich.

Sicher, wir lernten aus der Forschung, dass Stämme, die Gleichberechtigung kannten, keine Frauen vergewaltigten (siehe Wikipedia über die Irokesen), andererseits zeigt das Massaker von Talheim (siehe Wikipedia), das die Theorie des friedlichen Neolithikums nicht weit zu greifen scheint … oder haben wir es hier doch nur mit dem Zeugnis der Übernahme der abgeschlachteten Altkulturen durch neue, „männliche“ Kulturen zu tun?

Nun – die Spekulationen bringen uns erstmal nicht weiter. Wir brauchen sie aber auch nicht. Hören wir mal Heidi Göttner-Abendroth dazu, eine deutsche Ikone der Matriarchatsforschung (siehe Göttner-Abendroth):

Trotz aller Anfeindungen ist es nicht möglich, hinter die Erkenntnisse der Matriarchatsforschung zurückzugehen, die uns eine wohlausgewogene, gender-egalitäre, grundsätzlich friedfertige Gesellschaft erschlossen hat.

Matriarchale Gesellschaften kommen ohne die menschen- und lebensverachtenden Vorgänge von Eroberungskrieg und Herrschaft aus.

Darum bin ich der Überzeugung, dass ihr Wissen im Ringen um eine humane Welt dringend gebraucht wird.“

Tja – das Ringen um eine humane Welt … ist das überhaupt nötig? Nun – was meinen Sie, warum Sie heute so ein mulmiges Gefühl haben, wenn Sie an Montag denken – und an die rauhen Sitten und Gebräuche einer äußerst dekadenten und lebensfeindlichen Männergesellschaft, die die Menschenwelt in nur wenigen Jahren politisch, ökonomisch, sozial und ökologisch an den Rand des Abgrundes getrieben hat?

Wissen Sie, wer dieser Frau Recht gibt? Sie werden es nicht glauben – aber es sind ihre männlichen Erzfeinde aus der Kirche, der Opus Dei, jener katholischen Kirche, die als frauenfeindlichste Organisation des Westens gilt. Hören wir mal, was die zur Rolle der Frau in der Zukunft zu sagen haben (siehe opusdei):

Der Mann muss sich bemühen, mehr zuzuhören, verständnisvoller und geduldiger zu sein, den anderen Menschen wirklich in den Blick zu nehmen. Auch die Frau muss wirklich verständnisvoll und geduldig sein, sich im konstruktiven Gespräch tatsächlich einbringen und ihre reiche Intuition nutzen.

Beide müssen die üblichen Rollenvorgaben zurückweisen, nach denen der Mann sich mit aller Härte durchzusetzen hat, während die Frau möglichst frivol oder gar exhibitionistisch auftreten soll. Wir benötigen eine neue Denkweise, eine neue Art, auf die anderen zu schauen, ohne sie beherrschen oder verführen zu wollen. So kann eine neue Gesellschaft entstehen, und zwar ohne Sieger oder Verlierer.

Da treffen sich politische Feinde … und haben die gleiche Utopie. Sogar der Papst selbst wendet sich hilfesuchend an die Frauen (siehe zenit):

Er empfahl die hl. Hildegard als ein Beispiel der reichen Spiritualität, den die Kirche gerade am Anfang des zweiten Jahrtausends wieder neu entdecken müsse. Die hl. Hildegard sei ein Beispiel für die Heiligkeit der Frau, wie sie Papst Johannes Paul II. in seinem apostolischen Schreiben „Mulieris dignitatem“ aus dem Jahr 1988 beschrieb. Sie sei eine der leuchtenden weiblichen Gestalten, die mit ihrem „weiblichen Genius“, „mit ihrer mutigen Fähigkeit, die Zeichen der Zeit einzuschätzen, mit ihrer Liebe für die Schöpfung (…), ihrer Liebe zu Christus und zur Kirche, besonders zur leidenden Kirche ihrer Zeit, geschlagen von Sünden der Priester und Laien“, eine Stütze für die Kirche seien.

Merken Sie, dass das ein Hilferuf ist? Die Männerorden sind am Ende ihrer Weisheit angekommen … und rufen nach der Heiligkeit der Frau, nach ihrem Genius, ihrer „Intuition“ – man könnte auch sagen: ihrem Zauber, ihrer Magie.

Zauber und Magie – damit kennt sich die Kirche gut aus. Zwar ist ihre Rolle bei der Hexenverfolgung nie so zentral gewesen, wie es ihre Feinde gerne hätten – aber sie hatten schon ihren Teil dazu beigetragen. Die Anthropologin Felicitas C. Gooldman hat ihr einen zentralen Aspekt herausgearbeitet, der auch unserer aktuellen Bundeskanzlerin und ihren Beratern sehr wichtig ist – es ging um die Beherrschbarkeit der Massen: (siehe F.Goodman in: Der gläserne Zaun, Syndikat 1983, Seite 208).

Warum man die Hexen verfolgt hat, die Frage, die wir am Anfang gestellt haben, kann am Besten aus dieser Sicht beantwortet werden. Bei der Domistizierung der Hexen als religiöse Spezialisten geht es darum, daß die Erwerbung derlei Wissens zu einem Monopol gemacht wurde. In einer egalitären Kleingesellschaft bereichert die individuell gewonnene Offenbarung den Erlebnisschatz der Gemeinschaft. In der hierarchisch organisierten, nach dem Modell des Großstaates organisierten Kirche, die auf Zentralisierung drängt, wird das individuelle Erlebnis gefürchtet.

Merken Sie, dass wir hier sehr politisch werden – und hochaktuell sind? Lesen wir noch etwas weiter:

In einer Religion aus zweiter Hand … fühlt man sich gesichert. Man kann immer auf ein Buch pochen und diejenigen, die vom Buchstaben abweichen, als Feinde beseitigen.

Seit dem 11.9.2001 ist es nicht nur ein Buch, auf das gepocht wird – es ist die Meinung der zentralisierten Regierung, die als unangreifbar dargestellt wird, individuelle Meinungen JEDER ART – unabhängig von ihrer argumentativen Gewalt durch strenge Logik und umsichtiges analysieren der Fakten, unabhängig von der akademischen oder moralischen Qualität des Vortragenden werden Anti-Regierungsmeinungen pauschal als Verschwörungstheorien verdammt.

Doch worum geht es eigentlich in dem Artikel von Frau Goodman? Um die weltweite Verdammung und Verfolgung der religiösen Trance, die durch biologisch klar definierbare Abläufe jederzeit nachvollziehbar Unglaubliches ermöglicht:

Um die gewöhnliche Wirklichkeit zu sehen, brauchen wir nur die Augen aufzumachen. Um die andere sehen zu können, muss sich der gesamte Körper durch verwicklete psychobiologische Vorgänge gewissermaßen in ein Auge verwandeln. Das kann hier und da einmal spontan geschehen, meistens aber muss es gelernt werden. Es ist schwer einzusehen, warum man heutzutage ohne weiteres Verständnis dafür hat, daß ein Atomphysiker viele Jahre an Ausbildung braucht, man aber gleichzeitig die schwierigen, raffinierten Methoden, mit denen ein religiöser Spezialist, ein Schamane, ein Medium ein „Medizinmann“ oder eine Hexe das Nervensystem auf die Wahrnehmung der anderen Wirklichkeit umstellt, als abergläubischen Hokuspokus abtut. (siehe Goodman, a.a.O., Seite 207-208).

Da haben wir die Quelle der weiblichen Intuition, ihres „Genius“. Im Rahmen einer Gesellschaft der Zentralisierung von Macht, geleitet vom Ideal des Einzelkämpfer, der sich mit aller Härte durchsetzen muss (Werte, die auch für seine zentralisierten Produkte gelten: Kirchen, Konzerne, Staaten –  mit unglaublich häßlichen und blutigen Folgen für die Menschheit und ihren natürlichen Lebensraum), hat die Hexe – die heilige Frau, das Heilige in der Frau – keine Lebensberechtigung mehr.

Wohin führt der Weg des „harten Mannes“?

Wenn es gut geht, in den individuellen Suizid, wenn es schlecht läuft, in den globalen Suizid. Der harte, humorlose Mann braucht sein Auto, eine frivole Beistellfrau auf dem Beifahrersitz und einen möglichst umweltfeindlichen kräftigen Motor unter der Haube … und damit das alles funktioniert, ein gigantisches Netz von Straßen, Tankstellen, Pipelines, Industrien – kurzum: eine ganze Gesellschaft, die sich nur noch darum dreht, dass er nach Belieben mit möglichst großem Benzinverbrauch völlig sinnfrei hin- und herfahren kann und dabei – ganz nebenbei – die Heimat seiner Kinder vernichtet. In den USA wird hieraus gerade ein Kult: „Coal Rollers“ sind stolz darauf, knappe Ressourcen in Massen zu verbrennen und den Ökos gezielt die Luft zu verpesten (siehe Süddeutsche).

Kein Wunder, dass jetzt sogar die Kirche die Notbremse zieht: sie ging diesen Weg als einer der Ersten – und kennen sein Ende wohl am Besten.

Aber sind sie wirklich so anders, diese Frauen?

Kennen wir sie nicht im Ehealltag als dauernd frustrierte, hysterische Nörgelzicken? So jedenfalls beschreiben Frauen sich selbst – zum Beispiel Sybille Berg (siehe Spiegel):

Während die Frau, die erkannt hat, dass sie auch nicht immer perfekt ist, dem Partner oder der Partnerin den Mund abwischt, wenn da Speisen hängen, sagen viele mit kaltem Vorwurf: Du hast da was am Mund, wie sieht das denn aus? Kannst du nicht mal vernünftig Nahrung zu dir nehmen? Nichts kannst du ordentlich, und wann hast du eigentlich das letzte Mal gekocht? Immer koche ich, und dann gelingt es dir nicht einmal, das Essen in deinen Mund zu stopfen. Du klebst es in dein Gesicht.

„Nörgelst Du noch oder bebst Du schon“ – so der Titel des Artikels über den „Geschlechterkrieg“ … der vielleicht nur eine Momentaufnahme einer sterbenden, fehl geleiteten Kultur darstellt und Frauen beschreibt, die völlig den Zugang zu ihrer eigenen Heiligkeit verloren haben und dies – hilflos – an ihrer Umwelt auslassen … und zwar gerade an den Männern, die ihnen am wohlmeinendsten gegenüber stehen und sich deshalb besonders schlecht dagegen wehren können.

Doch man macht auch andere Erfahrungen – wie etwa Anne Will, die sich zu dem für sie beklagenswerten Zustand äußert, dass Frauen so selten in ihre Talkshow strömen (siehe: Dirk C. Fleck, Die vierte Macht, Hoffmann und Campe, 1. Auflage 2012, Seite 223):

Frauen machen aus ihrer Zurückhaltung, auch aus ihrem fehlenden Selbst- und Sendungsbewusstsein kein Geheimnis. Sie sagen: ich bin mir in der Position nicht so sicher, ich würde mich da nicht so wohl fühlen.

Das stört in einer Talkshow – aber bestätigt auf überraschende Weise, dass Frauen sich heutzutage auch in Machtpositionen Weisheit bewahrt haben, wie man sie bei Männern leider nicht so häufig vorfindet. Harte Männer mit Sendungsbewusstsein sorgen halt mehr für Unterhaltung – wie Gladiatoren im römischen Zirkus. Ein Gruppe Männer, die sich gegenseitig die Eingeweide herausreißen, ist halt unterhaltsamer als eine Gruppe Frauen, die still im Kreis sitzen und alle Perspektiven eines Problems durchdenken und besprechen.

Wir sehen: es würde schon Sinn machen, die Überlegenheit des Weiblichen über die degenerierte männliche Kultur anzuerkennen – und einfach mal so tun, als sei die Frau – oder das Weibliche – heilig … und nicht nur ein verwertbarer Gebrauchsgegenstand für Werbeindustrie und bösartige „Alphamännchen“.

Auch die Wissenschaft bestätigt aktuell, dass der Mann als solcher wohl eher ein Entwicklungshemmnis ist – jedenfalls, wenn er sein Testosteronverhalten hemmungslos auslebt (siehe Spiegel):

Auslöser für den kulturellen Sprint könnte eine Veränderung im Hormonhaushalt gewesen sein. Bei der Untersuchung von 1400 alten und modernen Schädeln konnte er nachweisen, dass etwa zu jener Zeit, als wir uns zu kulturellen Höhenflügen aufschwangen, der Testosteronspiegel fiel. Ein hoher Testosterongehalt macht aggressiv. Niedrige Testosteronwerte machen dagegen friedlich und kooperativ – und schaffen so beste Voraussetzungen für Teamwork und einen regen Austausch von Ideen.

Ist der Mann so ein richtiger Mann, wird er unfriedlich und asozial – es gibt noch mehr Studien dazu (siehe Wikipedia):

Eine systematische Übersichtsarbeit zur Beziehung zwischen Testosteron und antisozialem Verhalten ergab, dass ein hoher Testosteronspiegel zu einer beeinträchtigten Regulation emotionaler und motivationaler Prozesse, geringerer sozialer Sensibilität und starker Belohnungsmotivation führt. Ob sich das in antisozialem Verhalten äußert, hängt jedoch von einer Reihe sozialer und genetischer Faktoren ab. Einzelne Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass Testosteron dissoziales Verhalten wie egozentrische Entscheidungen fördert und kognitive Empathie verringert.

Das Ergebnis der kulturellen Entwicklung: anstatt uns an der Heiligkeit tanzender Frauen zu erfreuen, die unser Leben mit ihren Geschichten aus der Anderwelt bereichern, fürchten wir uns Sonntags schon vor Montag – jenem Tag, an dem wir wieder in die ungemütliche, an allen Fronten sterbende Männerwelt zurückkehren, eine Welt, die mit künstlich durch viele Bilder frivoler Frauen (allein schon in der Werbung) aufgepeitschtem Testosteronspiegel zum Spielplatz von kleinen, triebgesteuerten Jungs geworden ist.

Das die nur ein Ende hat, ein Ende haben kann, wissen wir alle.

Grund genug, einmal Alternativen durchzusprechen … die nicht auf die Steinzeit zurück gehen müssen, um interessant zu werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Staat – und wann er überflüssig und unerträglich wird: über die laufende Massenvernichtung.

Der Staat - und wann er überflüssig und unerträglich wird: über die laufende Massenvernichtung.

Donnerstag, 19.6.2014. Eifel. Vor einigen Tagen erhielt ich die Nachricht, dass wieder einer sich das Leben genommen hat – wg. Zwangsräumung. Wo – ist ja eigentlich egal. Zwangsräumung muss etwas fürchterlich traumatisches sein, habe ich mir gedacht. Fremde, uniformierte Männer dringen in den gesetzlich maximal geschützten eigenen Wohnraum ein und vernichten ihn vollständig. Sagen wir es anders: der Staat dringt in den Wohnraum ein und vernichtet die soziale Existenz vollständig.

So formuliert, fällt eine gewisse Schräglage auf: der Staat – das ist die Gemeinschaft der Menschen. Er ist kein Selbstzweck, sondern ein Schutzbündnis der Bürger gegen mögliche Gefahren. Er ist ein erfolgreiches Bündnis, gewachsen in Städten, die dem Adel die Herrschaft streitig machten. „Stadtluft macht frei“. Staatsluft sollte es auch machen – tut es aber nicht.

Bleiben wir mal beim Staat. Wir können ihn als Versicherung sehen, als Verein – oder als Firma.

Er kostet sehr viel … d.h.: wie bezahlen sehr viel. ALLE – selbst die ärmsten der Armen zahlen ihn. Dieses Jahr werden wir alle bis zum 11. Juli NUR für den Staat arbeiten. Mehr als die Hälfte der Arbeitszeit geht für den Staat drauf. Im Prinzip ist dagegen nichts einzuwenden. Gemeinschaftsprojekte wie Versicherungen, Vereine oder Staaten bieten guten Profit für alle – wenn sie LIEFERN!

Liefern sie nicht – haben sie ihren Sinn verfehlt, werden überflüssig und unerträglich. Wer braucht eine Lebensversicherung, die nur kassiert, aber nicht zahlt? Wer braucht einen Verein, der nur kassiert und nichts leistet? Wer braucht einen Staat, der Existenzen vernichtet?

Wenden wir uns mal denen zu, die den Staat am dringendsten brauchen: die alten, die kranken, die armen, die ganz jungen und – seit zwei Jahrhunderten: die arbeitslosen Menschen. Gerade letztere fallen mir da besonders ins Auge, haben doch Millionen von ihnen Unsummen an den Staat bezahlt … und warten jetzt auf LIEFERUNG: der Notfall ist eingetreten, die „Wirtschaft“ hat keinen Platz mehr für ihn – erst recht nicht jenseits der vierzig. Was macht der Staat – siehe Deutsche Wirtschaftsnachrichten:

Ein Sozialpädagoge hat für seine Doktorarbeit die Situation von Langzeit-Arbeitslosen untersucht. Statt die benötigten Hilfen zu erhalten, müssen sie sich sinnlosen Maßnahmen unterziehen. Die Jobcenter fügen den Arbeitslosen psychologischen Schaden zu, so der Wissenschaftler. 

Tja – der Staat. Anstatt zu liefern, spielt er den Vernichter. Sie „richten großen Schaden an“ und behandeln die Arbeitslosen „wie kleine Kinder“. Ist ja auch kein Wunder – ist in der Regel die Wirtschaft, die den Arbeitslosen produziert hat – und der Staat verlangt nun von ihm, dass er das Problem mit immer geringer werdenden Ressourcen allein löst. Jahrzehntelange Beiträge für die Versicherung hat man jedoch gerne kassiert und davon eine Mammutbehöre von 100000 Mitarbeitern aufgebaut, von denen – man höre und staune – nur 20000 direkt mit Arbeitslosen zu tun haben.

Immer noch ziemlich viel. Arbeitslose brauchen ja eigentlich nur Geld, bis die Wirtschaft wieder Platz für sie hat. Oder aber eben das Land zurück, das ihre Vorfahren dem Staat zur Verfügung gestellt haben.

Stattdessen macht der Staat diese Menschen krank (siehe gegen-hartz.de). Der ausgeübte Druck – (ja, das war alles, was rot-grünen Gimpeln zur Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit einfiel: DRUCK auf die Arbeitslosen … als könnten die sich Arbeitsplätze selber stricken) – zeigt Ergebnisse, siehe Spiegel:

Mehr Arbeit, mehr Stress? Von wegen. Eine neue Studie zeigt: Besonders häufig fühlen sich Erwerbslose überlastet. Wer den Druck im Job reduzieren will, sollte sich für die gehobene Beamtenlaufbahn bewerben.

Ja – Druck, dem man nicht ausweichen kann, erzeugt Streß. Zudem ist diese Konstellation auch begleitet von einer Hand voll Oberschichstjournalisten, die eine mediale Verachtungskampagne sondergleichen fahren, eine Kampagne, wie es sie in Deutschland seit 1945 nicht mehr gegeben hatte.

Streß und Druck liefern auf jeden Fall das logische Ergebnis, siehe Spiegel:

Mindestens zwei Millionen erwerbsfähige Hartz-IV-Empfänger haben nach einem Zeitungsbericht Schulden- und Suchtprobleme sowie sogenannte psychosoziale Schwierigkeiten. Von den zuständigen Kommunen würden die Betroffenen damit jedoch in den allermeisten Fällen alleingelassen, schreibt die „Saarbrücker Zeitung“ unter Berufung auf eine aktuelle Untersuchung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).

Die Leute werden auch sonst allein gelassen: der Staat kassiert groß ab – aber wenn Not am Mann ist, wird nicht geliefert.

Dafür kriegen diejenigen doppelte Portionen, die es gar nicht brauchen. Ein ARD-Bericht klärt darüber auf: „Wer viel hat, dem wird gegeben“.  Wer nichts hat – wird vernichtet. Druck führt zu Stress, Stress führt zu Schuldenproblemen, Suchtproblemen und psychosozialen Schwierigkeiten, Schulden, Sucht und psychosoziale Schwierigkeiten führen zur … Zwangsräumung, die auch schon mal vom Suizid begleitet wird.

Kein Wunder: angesichts der erdrückenden Übermacht der STAATSGEWALT ist der ehrenvolle Tod des Samurai oft der letzte gangbare Weg … weil auch einfach nicht mehr genug zum Kassieren da ist.

Ach herje – wo sind wir denn da jetzt gerade wieder angelangt? Da wollte ich doch gar nicht hin?!?

Wird sind im Juni 2014 dort angelangt, wo wir im Juni 1944 schon mal waren: bei der systematischen Massenvernichtung menschlichen Lebens durch den Staat.

Nochmal laut, weil gerade WM ist: BEI DER SYSTEMATISCHEN MASSENVERNICHTUNG MENSCHLICHEN LEBENS DURCH DEN STAAT!

JETZT, HIER und HEUTE!

Wir Deutschen kennen das – man schaut weg, spricht nicht darüber, glaubt Märchen über Arbeitlose die Hartz IV PLUS Kindergeld kriegen (dann wären die Kinder wirklich nicht mehr arm – die Armut der Kinder gehört aber zum DRUCK) und jüdische Mitbürger, die „umgesiedelt“ werden. Politik ist alternativlos geworden, weshalb man nicht mehr darüber redet. Arbeitslose sind halt selbst schuld und faul, Juden planen eine große Weltverschwörung und Führer und Kanzlerin werden schon wissen, was für uns gut ist: Hauptsache, es gibt Bier und Fleisch zur WM.

Na ja – der Artikel ist jetzt gründlich misslungen. Ich wollte eigentlich mal darüber schreiben, dass wir Bürger mal endlich LEISTUNG vom Staat fordern sollten – außer die, das immer mehr Einzelne auf Kosten der Gemeinschaft zu Millionären werden: für die Überversorgung der Sahneschicht sterben „unten“ Mitbürger: da ist eine Grenze erreicht, die die Legitimität des Staates selbst in Frage stellt.

Ich werde mich wohl nochmal neu dransetzen müssen – obwohl für dieses Thema nicht viel Zeit bleit, denn im Rahmen von TISA verkauft der Staat gerade unser Trinkwasser (siehe FAZ): eigentlich haben wir gerade ÜBERHAUPT KEINE ZEIT für lustige Ballspiele.

Ja, ich denke, den nächsten Artikel muss ich anders anfangen – nicht mit Suiziden in meinem Postfach. Solche Informationen lenken das Denken schon unbewusst in eine ganz andere Richtung – und das Bild misslingt. Ich denke – dafür sollte ich mich entschuldigen.

Veröffentlichen möchte ich das trotzdem … immerhin sind wir ein Nachdenkmagazin – und zum Nachdenken reicht diese kurze Skizze der Gegenwart mit Sicherheit aus.

Reiches Deutschland …. arme Deutsche.

Reiches Deutschland .... arme Deutsche.

Donnerstag, 27.2.2014. Eifel. Sie sind Deutscher? Mein Beileid. Nein – wirklich. Die Lage in Deutschland ist schlimmer als in anderen Ländern – sie dürfen das nur nicht wahrnehmen, das würde das Wohlfühlklima der Lumpenelite empfindlich stören – jener selbsternannten Elite, die sich selbst dadurch definiert, dass sie sich in elitärem Ausmaße Volksvermögen aneignet, also: privatisiert – was übersetzt soviel wie „rauben“ heißt. Darum ja: Lumpenelite.

Beklaut zu werden ist nicht schön. Neben dem Verlust der schnöden Dinge ist es vor allem das Gefühl der Ohnmacht, des mangelnden Respektes und der fortdauernden Bedrohung, die das Lebensgefühl vermiest – das ist nicht schön. Beklaut zu werden, aber trotzdem lustig ohne groß zu klagen Karneval feiern zu müssen, ist schon ein besonderer Akt der Grausamkeit, der anderen Völkern erspart bleibt. Die können wenigstens noch solidarisch Mautstellen anstecken wie in Griechenland (siehe Freiheitsliebe) und erfahren so die heilsame Wirkung von Solidarität und Gemeinschaft, während man in Deutschland dank einer Presse, die vollständig unter der Knute einer Lumpenelite steht und beständig von Arbeitslosigkeit bedroht wird auch  noch zum Opfer von Spott und Häme aus den „besseren Kreisen“ wird – oder zum Opfer jener, die meinen, sie würden zu den „besseren Kreisen“ gehören, wenn sie auch Spott und Häme austeilten.

Ja – der Deutsche ist nicht nur arm – er wird auch noch grausam gefoltert … jedenfalls psychisch. Nehmen wir zum Beispiel jene Nachricht bei Yahoo, nach der „das Interesse der jungen Leute an Neuwagen abgenommen hat“. Wäre Deutschland Griechenland, so würden wir andere Formulierungen hören, siehe Süddeutsche:

Keine Perspektive, kein Geld, keine Liebe? Die Finanzkrise trifft junge Griechen in allen Lebenslagen, auch im Privatleben. Die Zahl der Hochzeiten sinkt und viele Paare wissen gar nicht, wie sie zwischen Zweitjob und Existenzangst noch eine Familie gründen sollen.

Keine Perspektive, kein Geld … also auch kein Auto. Jedenfalls kein Neuwagen. Das ist jedem plausibel, der nicht extra noch nach dem Studium bei einer Privatschule „richtigen“ Journalismus gelernt hat. Dort lernt man dann, „kein Geld“ mit „keine Lust“ zu umschreiben.

Dabei ist die Armut keinesfalls versteckt – sie wird sogar noch größer werden. Während die Politik und die Wirtschaft alle Türen weit geöffnet haben, um die Niedriglöhner aus ganz Osteuropa freudig zu empfangen, verliert der Wirtschaftsraum Deutschland enorm an Substanz, siehe Spiegel:

„Deutschland verliert viele der besten Wissenschaftler durch Abwanderung. Zwar gibt es Rückkehrer, jedoch können nicht Wissenschaftler gleicher Qualität zurückgewonnen werden“, schreiben die sechs von der Bundesregierung als Berater bestellten Wirtschaftsprofessoren. „Insbesondere für die Besten scheint das deutsche Forschungssystem derzeit nicht attraktiv genug zu sein“, kritisieren die EFI-Experten.

Befristete Verträge, schmale Gehälter und ein Mangel an Alternativen – damit haben viele Jungforscher zu kämpfen.

Die Politik scheint entschieden zu haben, dass Deutschlands Wirtschaft 2030 einen Schwerpunkt in Billigstarbeit zu haben hat: wir nähen für Thailand die Hemden, während sich unsere Lumpenelite Irlands Schlösser und Herrenhäuser kauft (siehe Manager Magazin), um sich nach getaner Tat fernab des Ortes des Verbrechens gepflegt zur Ruhe setzen zu können. Das wird auch nötig sein – denn eine Zukunft als erstklassige Industrienation haben wir dank Akademikerflucht nicht mehr zu erwarten.

Eine Studie zeigt nun, das wir in punkto Armut inzwischen einen ganz besonderen Rang in Europa erreicht haben, siehe Spiegel:

Manche haben Millionen, andere nur Schulden: Laut einer DIW-Studie sind die Vermögen in keinem Euro-Land so ungleich verteilt wie in Deutschland. Der durchschnittliche Besitz von Arbeitslosen hat sich seit 2002 fast halbiert.

Besonders wichtig für Journalisten – die Positionierung der Arbeitslosen:

Schlechter geht es dagegen den Arbeitslosen: Ihr Nettovermögen ist seit 2002 von 30.000 auf 18.000 Euro gesunken. „Das ist die einzige soziale Gruppe, die in den letzten zehn Jahren signifikant Vermögen eingebüßt hat“, sagt DIW-Forscher Markus Grabka, einer der Autoren der Studie.

12000 Euro Vermögensverlust durch Arbeitslosigkeit – was macht das eigentlich aus bei … ja, wie viele Arbeitslose haben wir eigentlich? Wer ist alles in den letzten zwölf Jahren arbeitslos geworden? Nehmen wir einfach mal die Zahl der offiziell anerkannten Arbeitslosen: das wären allein schon 36 Milliarden Euro, die man dort zum Kauf irischer Herrenhäuser abgreifen konnte. In zwölf Jahren sind die Zahlen aber kumulativ zu sehen: die meisten Arbeitslosen bleiben ja nicht ewig arbeitlos. Da kommt locker ein dreistelliger Milliardenbetrag für jene heraus, die sowieso schon durch Leih – und Billigarbeit profiziert haben. Vielleicht muss man die Zahl ja auch gleich mit 12 multiplizieren, um die konkrete Summe der Beute beziffern zu können?

Das Geld wird dann investiert in Diäten und sich endlos verteuernde Bauprojekte der öffentlichen Hand (an denen wer noch mal gut verdient?) und so von unten nach oben umverteilt, während man sich unten neben der Armut auch noch schuldig fühlen soll und öffentlich als Täter dargestellt wird: was muss das für ein Gelächter geben in den Führungsetagen der Wirtschaft.

Das unterscheidet die armen Deutschen von den armen Griechen: während der Grieche sich zurecht als Opfer fühlen darf, wurde der Deutsche von der Politik zum Täter erklärt, seine Armut ist selbstverschuldet und mit völliger Absicht durch ihn selbst angestrebt worden, weshalb er zum Volksfeind im eigenen Land wird – auch wenn sogar Frau Lagarde vom IWF öffentlich zugibt, dass es seit fünf Jahren eine gewaltige Schieflage bei der Ausgabe der Tauschmittel gibt, siehe Spiegel:

Lagarde beklagte auch, dass zu wenige neue Arbeitsplätze geschaffen würden und dass Einkommensanstiege seit 2009 meist nur auf das Konto der Wohlhabenden gegangen seien.

So werden im beklauten Segment der Bevölkerung selbstverständlichste Lebensnotwendigkeiten langsam unerschwinglich, siehe Spiegel:

Strom, Heizung und Warmwasser sind für immer mehr Bundesbürger kaum noch bezahlbar. 6,9 Millionen Haushalte müssen nach Informationen von SPIEGEL ONLINE mehr als jeden zehnten Euro für Energie ausgeben – 2008 waren es erst 5,5 Millionen Haushalte.

Es ist klar, wo die Reise endet, oder? Die Slums von Thailand – in Bielefeld, Wuppertal und Augsburg, aber eine kleine Elite ist so übersättigt, dass sie Immobilien in Irland sammelt: nur Schlösser, versteht sich. Oder man fördert den Bau von immer dekandenter werdenden Luxusyachten, siehe ManagerMagazin:

Bei den aktuellen Entwürfe der großen Yachtbauer fällt vor allem eines auf: Die Aufwertung des Außenraums. Ohne mindestens einen Beachclub, also eine meist mit großzügiger Terrasse ausgestattete Badeanlage am Heck, geht gar nichts; oft lassen sich an den Kabinen noch Balkone ausklappen, fließende Übergänge zwischen Decks und Innenräumen sind Standard – man sitzt im Freien, kann aber bei Bedarf von der Crew vor Wind und Wetter schützende Glaswände ausklappen lassen.

Mindestens ein Helikopterlandeplatz, Unterwasserfenster, üppige Spa-Bereiche und jede Menge Spielzeug wie Jetskis und Tauchboote gehören ebenfalls fast schon zum Standard. Weit verbreitet ist es, der eigentlichen Yacht ein sogenanntes Shadowboat an die Seite zu stellen – ein nicht ganz so opulent gestaltetes Zweitboot, auf dem ein Teil der Crew wohnen kann, damit es an Bord der Eigneryacht nicht so eng wird.

Die Welt der Armen sieht hingegen anders aus: die Sparprogramme der Regierungen treffen keine Yachtbesitzer, siehe Spiegel:

Wegen rigider Sparpolitik haben viele Bürger in EU-Krisenländern keinen Zugang zu medizinischer Versorgung mehr. Einer Studie der Fachzeitschrift „Lancet“ zufolge breiten sich Infektionskrankheiten in bislang unbekanntem Ausmaß aus, die Zahl der Selbsttötungen steigt rapide.

Im Zeitalter der Globalisierung weiß man auch, wo das Geld bleibt (siehe Spiegel)

Aktuelle Zahlen der US-Banken zeigen, wie gut ihre Geschäfte laufen. Amerikas Geldhäuser haben im vergangenen Jahr rund 154,7 Milliarden Dollar verdient, teilte die US-Einlagensicherung FDIC (Federal Deposit Insurance Corporation) mit.

Viel davon kommt direkt aus den Taschen der deutschen Arbeitslosen – und den Taschen der deutschen Steuerzahler, denn die Regierung braucht zur Finanzierung ihrer Luxusdiäten beständig neue Kredite – 2013 schreibt Deutschland trotz öffentlicher Jubelmeldungen über sprudelnde Steuereinahmen und eine brummende Wirtschaft wieder rote Zahlen (ebenfalls: Spiegel):

Ein Grund für das Minus in den Staatskassen ist auch das schwächste Wirtschaftswachstum seit dem Rezessionsjahr 2009. Den amtlichen Statistikern zufolge legte das BIP in Deutschland im vergangenen Jahr nur um 0,4 Prozent zu. 2012 hatte es noch zu einem Plus von 0,7 Prozent gereicht, 2011 waren es sogar 3,3 Prozent.

Begleitet wird diese Schrumpfung der Wirtschaftskraft von einem Chor von Journalisten, die voller enthusiastischer Begeisterung täglich über die Erfolge des Systems Deutschland schreiben – ständig auf der Flucht vor der eigenen Arbeitslosigkeit.

Sie teilen da die Erfahrungen mit deutschen Autohändlern. Obwohl die Automobilwirtschaft eine zentrale Säule unserer Wirtschaft darstellt, kann man mit Autos in Deutschland nur noch selten Geld verdienen, siehe Manager-Magazin:

In Deutschland hat laut McKinsey 2013 mehr als jeder vierte Händler (27 Prozent) einen Verlust eingefahren. 2012 waren es noch 9 Prozent. Eine Konsolidierung der Branche ist nach Einschätzung von Experten daher unausweichlich.

Dafür kann man mit Leibesübungen schnell Multimillionär werden (siehe Wofam): Rennfahrer, Fußballspieler und Models liegen bei 9 – 25 Millionen Euro jährlich – bezahlt von Konzernen, die ihre Zuwendungen von der Steuer absetzen können, ebenso können sich Günther Jauch, Harald Schmidt oder Johannes  B. Kerner zu den Gewinnern zählen: öffentliche Gebühren und Zahlungen der Konzerne machen es möglich.

Investitionen in Sport und Unterhaltung sind natürlich auch viel wichtiger als Investitionen in Wissenschaft, Gesundheit und allgemeiner Lebensfreude: wir wollen mit Spaß und guter Unterhaltung in die Hölle fahren. Oder werden diese Gestalten extra dafür bezahlt, uns abzulenken, bevor das Aufblühen von Pest und Cholera in Duisburg, Oldenburg und Berlin unübersehbar wird … neben der zu erwartenden Suizidwelle des deutschen Mittelstandes?

Was dort exerziert wird, ist grausam. Mache Gangsterrap, spiele Fußball, fahre Auto, gehe über den Laufsteg oder gewinne eine Million bei Jauch und du bist der Held. Ist doch ganz einfach.

Werde Akademiker, Journalist oder Autohändler … und du gehst vor die Hunde. Arbeit muss sich wieder lohnen … tut sie aber nicht, weil das Geld woanders verfeuert wird: zum Wohle der US-Banken, die in Europa groß abräumen.

Darum: mein Beileid, Deutsche. Nicht nur arm – sondern auch verarscht nach Strich und Faden … mit voller Absicht. Darf ich zu dieser Theorie noch einmal die jetzige Arbeitsministerin Frau Nahles zitieren (siehe Welt vom 23.6.2013):

„Wer SPD wählt, entscheidet sich gegen Frau Merkel und nicht für sie. Alles andere ist eine bösartige Unterstellung. Die SPD will Merkels Kanzlerschaft in drei Monaten beenden. Wir wollen den ganzen Regierungswechsel.“

Seit dem 15. Dezember ist Frau Nahles Mitglied im Kabinett Merkel, zehn Jahre lang war ihr Lebensgefährte der VW-Arbeitsdirektor und Audi-Vorstand Horst Neumann (siehe Wikipedia).

Will man da wirklich noch an Zufall glauben, wenn man auf ihrer Seite ein CDU-Spendenformular findet (siehe Focus):

Wer sich bis Mittwoch Abend auf der Seite www.andrea-nahles.de unter dem Punkt „Wahlkreis“ – „Spenden für den Wechsel“ über die steuerliche Absetzbarkeit von Parteispenden informieren wollte, bekam ein CDU-Formular zum Download angeboten.

Wie ich schon sagte: mein Beileid. Es macht wirklich keinen großen Spaß, in diesen Zeiten Deutscher zu sein – Deutsche ohner Million, versteht sich.

 

Bezahlen, benutzen, wegwerfen: wie uns das Stockhom-Syndrom dazu bringt, unseren Untergang zu lieben.

Bezahlen, benutzen, wegwerfen: wie uns das Stockhom-Syndrom dazu bringt, unseren Untergang zu lieben.

Donnerstag, 21.11.2013. Eifel. Der Tag wird überschattet von einem ernsten Trauerfall: der Kabbarettist Dieter Hildebrandt ist tot. Mehr als alle anderen stand er für energischen Widerstand gegen die zunehmende Dekadenz im Land, die Verblödung, die um sich greifende Sitten- und Gewissenlosigkeit. Was mir an ihm gefiel? Sein Ernst und seine Betroffenheit. Ich könnte es mir nun einfach machen und sagen: denken wir heute mal nichts, trauern wir einfach mal. Da aber täglich viele gute Menschen sterben, käme man bei strickter Befolgung dieser Maxime überhaupt nicht mehr dazu, jene Themen wahr zu nehmen, die auch Dieter Hildebrandt betroffen gemacht haben.

Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht in der Flut der Nachrichten kleine Kostbarkeiten verborgen sind, die besondere Aufmerksamkeit verdienen. Nehmen wir als Beispiel heute mal die OECD-Studie über die Menschen aus reichen Ländern, über die der Spiegel berichtet: allein in Deutschland gab es von 2000 – 2011 einen Anstieg der Einnahmen von „Glückspillen“ von 150 %. Eine kleine Nebeninformation ist besonders drollig: bei leichten Depressionen kann die Einnahme des Medikamentes zur Suizidneigung führen. Denkt man zuerst daran: „Na, typisch Pharmaindustrie: kostet viel, bringt aber nichts außer einen um“, so ist mit ein wenig Nachdenken über die aktivitätssteigernde Wirkung des Medikamentes die wahre Ursache gefunden: die Schnauze voll vom Leben hatten die Leute schon vorher – nur gibt ihnen das Medikament die Kraft, ihren Frust in die Tat umzusetzen.

Der Spiegel reduziert die Alltagsproblematik der Depression auf die Finanzkrise – wie üblich wird mit aller Gewalt versucht, die Norm als gut und schön darzustellen: ohne Krise ginge es allen blendend. Die Wahrheit ist: die Finanzkrise macht den wenigsten Deutschen Sorgen, sie erleben andere Veränderung drastischer. Nehmen wir zum Beispiel das Wetter, heute lieber „Klima“ genannt. Jeder merkt es: da tut sich was. Ebenso merkt jeder, der sein Leben nicht im Büro verbringt, dass jene seltsamen Kondensstreifen am Himmel sich im Laufe des Tages zu einer geschlossenen Schleierwolkenschicht entwickeln, die den Menschen den letzten Rest Sonnenlicht nimmt: die Winterdepression wird Dauerzustand. Gut – ich weiß nicht, was in diesen Kondensstreifen drin ist: es bleibt nur zu hoffen, dass es sich um „Chemtrails“ handelt, denn die kann man abstellen. Ist das eine natürliche Entwicklung eines ständig wachsenden Flugverkehrs, mit dessen Hilfe die Deutschen wenigstens einmal im Jahr aus ihrem selbst verschuldeten Elend fliehen wollen, dann ist Hilfe weniger schnell in Sicht.

Ich muss jedoch vorsichtig sein: ich bewege mich hier schon wieder am Rande eines Tabus. Über „Klima“ kann man nicht mehr so einfach reden, „Klima“ ist ein außerordentlich politisches Thema geworden. Kann nämlich sein, dass da jemand dran gedreht hat. Jedenfalls behaupten das laut Spiegel jene Länder, die von der stetig wachsenden Anzahl von Naturkatastophen deutlich betroffen sind – und damit meine ich nicht die USA, die erst kürzlich mit 80 nahezu gleichzeitig auftretenden Tornados einen neuen Redkord aufgestellt haben, sondern die heute im Spiegel zitierten Entwicklungsländer, die jetzt auf der Weltklimakonferenz Entschädigungen für die Folgen der Naturkatastrophen fordern. Gerade deshalb gilt es ja als schick und mutig, diese erkennbaren Klimaveränderungen bzw. die Theorie des menschengemachten Klimawandels anzugreifen: wo kein Täter, da keine Entschädigung. Hier missbrauchen Täter ganz offen die Sitten und Gepflogenheiten der offenen Gesellschaft, in dem sie sich selbst als Opfer präsentieren … und damit auch durchkommen. Habe ich jetzt die Theorie des menschengemachten Klimawandels nicht hinten herum anerkannt – ohne wissenschaftliche Ausbildung und umfassender Sichtung aller Argumente und Gegenargumente?

Ja, diesen Fauxpas habe ich begangen. Was soll ich auch anderes tun, wenn die Tagesschau meldet, dass man sich nun an rekordverdächtigen Dauerregen gewöhnen muß:

Nicht nur Sardinien, ein ganzes Land versinkt in diesen Tagen im Dauerregen. Im Herbst ist das in Italien nicht ungewöhnlich. Und auch dass innerhalb weniger Stunden 400 bis 450 Liter pro Quadratmeter fallen, sei keine Ausnahme mehr, sagt Giorgio Zampetti von der Umweltorganisation „Legambiente“.

„Früher gab es solche Niederschläge alle 20 bis 40 Jahre“, sagt der Umweltaktivist. „Wir haben die italienischen Regionen untersucht, vor allem Ligurien und die Toskana, die zuletzt am meisten betroffen waren. Und wir haben festgestellt, dass so etwas nun drei- bis viermal pro Jahr vorkommt. Hier ist also aus der Ausnahme eine Regel geworden.“

Früher: einmal alle zwanzig Jahre. Heute: viermal im Jahr. Macht eine Steigerung von 8000 Prozent. Soll ich da wirklich noch mit Klimaskeptikern diskutieren, wie es unsere Talkshowkultur gerne sieht, die meint, man könne Wirklichkeit mit Parolen bewältigen?

Es ist aber nicht nur das Wetter, das dem Deutschen aufs Gemüt schlägt. Wo er sich umsieht, bemerkt er eine kriminelle Lumpenelite, die mit großer Macht danach trachtet, den Krieg REICH gegen ARM auch in Deutschland erfolgreich durchzuführen – und er bemerkt – wie im Falle des Herrn Hoeneß – das diese Verbrecher eine große Gefolgschaft haben, die voll hinter ihnen steht. Das das eine typische Erscheinung des völlig entarteten Feudalismus ist, wird kaum noch diskutiert, die Zeiten, wo Bürger über das Stockholm-Syndrom aufgeklärt wurden, sind lange vorbei.

Unter dem Stockholm-Syndrom versteht man ein psychologisches Phänomen, bei dem Opfer von Geiselnahmen ein positives emotionales Verhältnis zu ihren Entführern aufbauen. Dies kann dazu führen, dass das Opfer mit den Tätern sympathisiert und mit ihnen kooperiert.

Das ist doch die plausibelste Erklärung für den Merkel-Hype der Gegenwart! Oder für die Sympathiewelle, auf denen unsere Leistungsträger schwimmen, deren größte erkennbare Leistung Steuerhinterziehung ist. Frage mich, wann die Kriminellen von Oppenheim-Esch das Bundesverdienstkreuz bekommen. Immerhin haben wir hier jetzt einen Einblick in ihre Machenschaften, die mal wieder deutlich zeigen, wie man zu dem Reichtum kommt, mit dessen Hilfe man dann erfolgreich Krieg gegen die Armen führt, siehe Manager Magazin:

Wie das manager magazin in seiner am Freitag (23. August) erscheinenden Ausgabe berichtet, vereinbarten die Akteure die Gründung einer Gesellschaft, die eine große Mehrheit der Aktien erwerben und anschließend den verbleibenden Streubesitzaktionären ein Übernahmeangebot machen sollte.

Mit einem Squeeze-out sollte verhindert werden, dass die freien Aktionäre am Gewinn teilhaben würden.

Ein geheimer Plan einer zuvor höchst angesehenen Bank. Mit wie viel geheimen Plänen müssen wir eigentlich noch rechnen? Ach – ich vergaß: über Verschwörungen darf man sich in der westlichen Kultur keine Gedanken mehr machen, weshalb solche Aufdeckungen von existierenden Verschwörungen nur noch zufällig geschehen: so weit ist der Krieg REICH gegen ARM schon erfolgreich gewesen – die Denkverbote werden auf weiter Fläche akzeptiert.

Was dieser Plan noch offenbart? Erstmal merkt man schon an der Sprache, dass die Bevölkerung ausgeschlossen werden soll: nicht umsonst kommt hier ein Denglisch zur Verwendung, das jeden Engländer gruseln läßt, aber seinen Zweck erfüllt: der normale Deutsche ohne Anglistikstudium ist erstmal verblüfft, weil schon die Wortwahl zeigt, dass er gefälligst draußen bleiben soll, weil er sowieso keine Ahnung hat. Das die Regierungen des letzten Jahrzehntes dieses „Ausquetschen“ erstmal durch entsprechende Gesetze möglich gemacht haben, soll möglichst nicht öffentlich diskutiert werden: man würde riskieren, dass es auf einmal weniger Reiche gibt – und auf die kann man in dem momentanen Krieg nicht verzichten.

Ist ist auch eher dieser Krieg, der den Deutschen neben dem Wetter und der Finanzkrise Sorgen bereitet. Mit Krisen jeder Art kommen wir klar – aber einen Krieg führen zu müssen gegen einen Feind, der mehr als nur einen Fuß in der Tür des )Bundeskanzleramtes und aller Abgeordnetenbüros hat, einen Krieg, über den man über öffentlich noch nicht mal reden darf  (es sei denn, man heißt Warren Buffett): dass ist etwas viel verlangt – es erinnert an den Kampf gegen unsichtbare allmächtige Götter.

Dieser Krieg nimmt zum Teil absurde Züge an, wie das Handelsblatt aktuell berichtet: ein kleiner Kaffeestand in Bangkok hat gegen den Megakonzern Starbucks verloren. Der Umsatz belief sich auch unter 700 Dollar im Jahr, Starbucks investierte aber ein Vielfaches dieser Summe, um einen Rechtsstreit gegen diesen Kaffeestand durchzusetzen: „töte einen, diszipliniere hundert“, so die Devise, die im Geschäftsleben immer weiter um sich greift. Die Sünde des Verkäufers: ein grünes Schild mit dem Namen „Starbungs“. Ich hätte es für einen Witz gehalten – Konzerne verstehen aber keinen Humor. Bald wird man nicht mehr über sie reden dürfen, weil sie den Gebrauch ihres Namens gesetzlich geschützt haben.

Nun – momentan dürfen wir das noch. Vieles verbietet aber die bundesweite Kultur des Stockholm-Syndroms schon heute, dass zeigt die aktuell aufgeregte Diskussion um die Forderung eines Prostitutionsverbotes durch Alice Schwarzer. Keiner wundert sich darüber, dass es momentan eher linke Kreise sind, die für die Prostitution sprechen, während die alten Puffgänger von der CDU sich gewandelt zu haben scheinen: immer mehr unterzeichnen den Aufruf von Frau Schwarzer. Hier hat sich im Denken der Linken wohl etwas verändert, was ich verpaßt habe – ich habe allerdings schon die Agenda 2010 nicht verstanden. Prostitution war früher ein Ausdruck des Krieges Reich gegen Arm: die Armut soll die Frauen dazu gezwungen haben, sich an reiche Männer zu verkaufen, um ihre Kinder durchzubringen, darum waren die Linken dagegen und die Rechten dafür. Linke hatten auch gar kein Geld dafür – bis rot/grün durch entsprechende Gesetze die Preise dieser angeblich so wertvollen und hochgeschätzten Dientsleistung auf 30 Euro senkten.

So kam auch der arme Linke in einen besonderen Genuss: sie konnten den Berlusconi machen und endlich auch mal mit minderjährigen Mädchen so verfahren, wie es der Meister vorgemacht hat, siehe Welt:

Viele Kritiker machen dafür auch die Jahre unter der Regierung von Silvio Berlusconi verantwortlich, in denen das Frauenbild in Italien von Medien und Werbung vor allem von jungen aufreizenden Mädchen beherrscht wurde, nicht von selbstbewussten Frauen. Jugendrichterin Martello sagt, viele junge Frauen seien längst überzeugt, „dass ihr Körper wichtiger und wertvoller ist als ihre Person. Und die Männer sind der Meinung, dass sie einen Körper bezahlen, benutzen und wegwerfen können“.

Dieses Prinzip – „bezahlen, benutzen, wegwerfen“ – ist das Prinzip, dass unsere Leitungselite mit allem macht, was ihnen in die Finger kommt – der ganze Planet gerät so aus den Fugen. Hier ist dieses Prinzip mal übel aufgefallen, weil es minderjährige reiche Mädchen waren, die dort benutzt wurden: für die Armen ist es ja schon allgemein akzeptiert, dass sie sich gefälligst verkaufen sollen.

Was einem besonders auffallen sollte: die reichen Eltern dachten sich nichts dabei – für sie ist das Prinzip Alltag, warum also nicht auch für ihre Kinder? Hier bewies einer der führenden Bordellbetreiber Deutschlands mehr Ethik – die hat er sich wahrscheinlich aus seinen armen Zeiten hinübergerettet.

Wo das alles enden soll?

Wollen wir doch gar nicht wissen: brächte uns in Konflikt mit unserem Stockholm-Syndrom.

Lieber nehmen wir unsere Glückspillen und freuen uns über Dieter Hildebrandt, dem die Natur den Suizid ersparte. Viele Deutsche werden ihn wohl beneiden.

 

 

 

 

 

 

 

Der Tod eines freien Geistes – ein Fallbeispiel für den Untergang der deutschen Wirtschaftskraft

Der Tod eines freien Geistes - ein Fallbeispiel für den Untergang der deutschen Wirtschaftskraft

Mittwoch, 13.11.2013. Eifel. Nach einigen Tagen Bildschirmabstinenz habe ich noch einige Themen, über die ich gerne schreiben würde – einen Trailer gab es ja schon. Heute jedoch möchte ich mir erlauben, die Aufmerksamkeit auf einen Kommentar lenken, der mir besonders lieb und teuer ist.

Einer kommt von „Chap“:

Zu diesem Satz ist mir heute ein junger Mann mit 28 Jahren eingefallen.
Er lebte mit im Haus seiner schon recht alten Mutter. Allen erzählte er, also seiner Mutter, der Verwandtschaft, Freunden und Bekannten, er hätte sich immatrikuliert und würde studieren, die Prüfungen absolvieren usw.
Nach ein paar Jahren stand er dann vor dem Abschluss dieses Studiums.
Und die Frage stellte sich, wie es für ihn nach dem Studium weiter gehen würde.
Zu jener Zeit entdeckte seine Mutter ihren Sohn dann erhängt auf dem Dachboden.
Er hatte nie studiert. Alles war erfunden, um sein Umfeld zu beschwichtigen. Er hatte sich psychisch und geistig (auch wenn man das nicht verstehen mag) nicht dazu in der Lage gefühlt, auch nicht, um sich überhaupt irgendwo ins Berufsleben einzugliedern.
Bevor sein Schwindel mit dem Studium heraus kommen würde, hatte er den Selbstmord gewählt. Und großes Entsetzen, Trauer und viele Tränen hinterlassen.
Er war ein sensibler, phantasievoller, nachdenklicher, Kinder liebender Mensch gewesen.

Es gibt nun Menschen, die urteilen hier sehr schnell: „der war halt geistig krank und wäre immer so geendet“.

Bevor ich hier nun ins Detail gehe, einfach mal ein paar Fragen.

Ich werde im Dezember 54 Jahre alt. Nur vier mal diese Lebensspanne zurückgerechnet und wir befinden und im Jahre 1797. Ja – das ist wirklich noch nicht lange her.

Deutschland war die Hochburg der Philosophie, wir haben es geschafft, einen halben Schritt weiter zu kommen als die griechische Philosophie – dank Immanuel Kant. Beethoven nahm gerade Unterricht bei Hayden. Goethe arbeitete mit Schiller an der Weimarer Klassik. Alles Namen, die heute für Deutschland stehen, die fest mit Deutschland verbunden sind.

Meine Frage nun: wie kann es sein, dass wir innerhalb von nur vier Generationen keinen neuen Kant, keinen neuen Beethoven, keinen Goethe oder Schiller mehr hervorgebracht haben?

Die kulturelle Höchstleistung dieses Landes auf musikalischem Gebiet (bleiben wir mal dort) ist: Dieter Bohlen. Einfach mal Modern Talking hören im Vergleich zu Beethoven – da weiß man, was ich meine.

Zufall?

Nein – der Grund ist einfach. Es gibt sogar einen ganzen Film darüber, der gerade in den Kinos läuft. Die deutsche Schule ist es, die jedes Genie mit tödlicher Sicherheit eleminiert: seit der Kaiserzeit wurde Schule als Kaserne begriffen, in der Wissensmüll mit Gewalt in Kinderköpfe gestampft wird, die Demokratie hat dieses System nur dahin gehend verändert, dass man nun von den Kindern erwartet, das sie sich selbst diese Elend antun und gefälligst dabei auch noch große Freude und Begeisterung heucheln.

Kann man es als krank bezeichnen, wenn man sich nicht ins Berufsleben einsortieren kann? Kann auch sein, dass es sich um einen freien, demokratischen Geist handelt, der mit dem autoritären Stil des „Arbeitslebens“ überhaupt nicht klar kommt – 1797 hätte er in jedem Dorf dafür schnell eine Mehrheit auf seine Seite gebracht. Vielleicht hätte er aber auch einen Haydn gefunden, der ihn in die Geheimnisse der Musik einweist.

Hat sich wirklich noch niemand die Frage gestellt, wieso wir in wissenschaftlichen Disziplinen völlig unbedeutend geworden sind?  Sicher, wir haben gelegentlich nochmal Nobelpreisträger – man vergleiche diese Liste aber mal mit der der USA – die räumen fast jedes Jahr in fast jeder Disziplin einen Preis ab.

Was ist mit Amazon, Googel, E-Bay, ja dem ganzen Internet?

Das dies für die deutsche Bundeskanzlerin im Jahre 2013 „Neuland“ geworden ist, zeigt, wie sehr wir Provinz geworden sind – tiefste Provinz. Noch haben wir einen Vorteil im Maschinenbau (nicht wegen der Qualität, sondern wegen Euro und Billiglöhnen) … aber andere holen da immens auf. Wir alle – auch die Maurer, Handwerker und Fliesenleger – werden einen hohen Preis dafür bezahlen, dass wir Genozid der menschlichen Intelligenz so fleissig mitgearbeitet haben: unsere Genies hängen vom Dachbalken, während unsere Räuber sich Ferienhäuser im Ausland bauen.

Ich lobe nicht umsonst Professor Gunter Dueck (IBM) in höchsten Tönen: einer der wenigen Geister, die Deutschland noch hat, zufällig bei IBM gelandet. Auch ich habe die Arbeit für anglo-amerikanische Konzerne geschätzt – der Umgang dort war lockerer als in Deutschland, wo die verblödetet Mittelschicht ihre mangelnde Leistung durch Mobbing, Verrat und Heimtücke auszugleichen versucht. Sein Werk „Aufbrechen“ ist das wichtigste politsche Buch der letzten Jahre – wenn nicht das wichtigste der Geschichte der Bundesrepublik.

Wenn wir uns als Gemeinschaft nicht gewaltig auf die Hinterbeine setzen und mit aller Kraft verhindern, dass sich unsere sensiblen, phantasievollen, nachdenklichen und kinderliebenden Menschen lieber in den Tod stürzen als uns helfen, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, dann werden wir schnell erleben, dass uns das Ausland kein Essen mehr verkauft, weil unsere Währung nichts mehr wert ist und wir keine Leistung anzubieten haben, die in der Welt konkurrenzfähig ist.

Einfach nur mit Sprüche klopfen werden wir die Zukunft nicht bewältigen können – und es wäre wesentlich besser, wenn der junge Mann Menschen gefunden hätte, die ihm geholfen hätten, seine gewaltige Kraft nicht in den Suizid sondern in den Aufbau der Zukunft zu stecken. Aber das ist die Berliner Republik: aus Spaßhanseln wie Dieter Bohlen machen wir Millionäre, während wir unser Genies hängen lassen.

Wo das enden wird?

Einfach mal nach China schauen: die waren ewig lang die führende Kulturnationen der Welt, bauten gigantische Segelschiffe, mit denen sie die Welt bereisten und Elefanten nach China entführten – zu einer Zeit, als man in Deutschland diskutierte, ob man das Rad flächendeckend einführen sollte. Was kam dann?

Das Beamtentum, dann die Kolonisten, dann das Elend, die Kriege, dann die Kommunisten. Hat viele Jahrdunderte gedauert, bis China wieder halbwegs Tritt gefasst hatte.

Das ist Deutschlands Schicksal – und wahrscheinlich das von ganz Europa.

Einfach mal unsere DAX-Konzerne anschauen: die sind fest in ausländischer („kolonialer“) Hand. Noch zehn Jahre weiter, dann kaufen die Porsche, VW. BMW und Mercedes samt Siemens und der Deutschen Bank und verlegen deren Firmensitze nach Dhubai – und was machen wir dann, wir tollen Deutschen?

Ja, wir werden wieder fleißig arbeiten.

Hat aber schon mal jemand gemerkt, das „Arbeit“ an sich noch gar keine Wert hat? Ich kann zehn Millionen Deutsche mit Zahnbürsten die Autobahnen schrubben lassen – eine Riesenarbeit bei Wind und Wetter … und völlig wertlos, wenn es nicht Geist gibt, der die Arbeit gewinnbringend umsetzen kann. Und ohne diesen Gewinn … verliert sogar das Handwerk seinen goldenen Boden.

„Gebaut wird immer“ heißt es.  Eine der primitiven Legenden, mit denen sich Menschen die Zukunft schön reden.

Es wird aber nicht immer gebaut.

Gebaut wird nur dort, wo auch gezahlt wird. Immer mehr Handwerker merken gerade, das ihre Tätigkeit keinen goldenen Boden hat. Ein Beispiel aus der MAZ vom Oktober diesen Jahres:

Nach einer aktuellen Studie ist fast jedes fünfte Unternehmen in Deutschland im Zahlungsverzug. Im Frühjahr 2013 zahlten 18,8 Prozent der Firmen ihre Rechnungen verspätet, wie der Finanzdienstleister EOS und die Wirtschaftsauskunftei Bürgel herausfanden. Ausgewertet wurde das Zahlungsverhalten von knapp 463.000 Firmen aller Branchen. Als Grund für die schlechte Zahlungsmoral nannten die Dienstleister die lahmende Konjunktur in Deutschland.

Ein typischer Fall aus jüngerer Zeit: Ein größeres Bauunternehmen musste Insolvenz anmelden. Zu den Gläubigern gehören ein Fliesenleger und ein Fenstermonteur, die sich an die Inkassostelle der Handwerkskammer Potsdam wenden. „Aber sie werden das Geld nicht mehr wiedersehen, es ist keine Insolvenzmasse da“, sagt Maciejok. Der Fliesenleger muss 15.000 Euro in den Wind schreiben, der Fenstermonteur sogar 30.000 Euro. In der Inkassostelle der Handwerkskammer werden 267 solche Fälle mit Außenständen von insgesamt 550.000 Euro betreut.

Jenseits des selbstverliebten Eigenlobes von Politik und Wirtschaft, die täglich für jene Artikel bezahlen, die ihren „Erfolg“ in den Himmel loben, tut sich ein Abgrund auf, der sich beständig weiter öffnet.

Nochmal 54 Jahre weiter gedacht – und wir haben auch ein Heer von Wanderarbeitern, die durch das Land irren, weil sie niemand mehr bezahlen will oder bezahlen kann: das Geld fließt dann anderswo herum und beflügelt die Geister.

Unserer Genies jedoch, die uns vor dieser Entwicklung hätten retten können, sitzen derweil in den USA – oder benutzen ihre ganze Energie, um ihrem Leben ein Ende zu bereiten, weil freie, kreative, schöpferische Geister in der Muffathmosphäre des durchschnittlichen Deutschtümelns nicht mehr gedeihen können.

Und darum essen wir US-Essen, tragen US-Kleidung, hören US-Bands und warten sehnsüchtig auf neue US-Filme, vertreiben uns die Zeit währendessen mit günstigen Einkäufen bei US-Amazon oder US-Ebay, die wir dank US-Internet erreichen können.

Gerade die Geschichte mit den Filmen ist besonders peinlich – denn die Filmhochburg der Welt … das war mal Babelsberg.

Dort … hätte man jenen sensiblen Geist sicher gern gesehen.

Wäre auch wirtschaftlich sinnvoll, der Umsatz Hollywoods hat sich innerhalb von zehn Jahren verdreifacht (siehe gamestar) … doch Videospiele laufen denen derzeit den Rang ab, auch ein Branche, die phantasievolle, nachdenkliche, sensible und kinderliebende Menschen gut brauchen könnte – doch auch diese Branche kommt nicht aus Deutschland.

 

Vom Mittelstand ab nach Hartz IV: ein typisch deutsches Schicksal, von dem wir nie erfahren sollten

Vom Mittelstand ab nach Hartz IV: ein typisch deutsches Schicksal, von dem wir nie erfahren sollten

Donnerstag, 13.12.2012. Eifel. Ich möchte heute eine Geschichte vorstellen. Sie ähnelt ein wenig meiner eigenen, persönlichen Geschichte, in vielen Episoden habe ich mich wiedererkannt. Diese Geschichte verdient meines Erachtens eine möglichst weite Verbreitung. Sie wurde von einer Leserin als Kommentar bei uns abgegeben – und ich fürchte etwas, das sie dort untergeht. Diese Geschichte stammt von einer bewundernswürdigen Frau, einer starken, leistungswilligen, kreativen und sprachlich sehr begabten Frau. Es ist eine Geschichte, die es gar nicht geben darf – so jedenfalls sagen es uns die Medien, denn der Mittelstand, ja, der ist sicher vor Hartz IV. Kaum nur, ganz selten, fällt jemand durch die sozialen Netze, so heißt es: eine glatte Lüge. Es reicht schon, viele Kinder zu haben – oder überhaupt Kinder zu haben – und schon steht man auf der Abschussliste.

Eltern wissen, was ich meine. Man bekommt keine Mietwohnung, braucht Eigentum, die Schulen erwarten umfassende Hausaufgabenbetreuung und elterlichen Nachhilfeunterricht in großem Umfang. Ehrlich – ich habe noch (in meiner Privatsammlung: Dokumente des deutschen Schwachsinns) das Schreiben eines Lehrers an die gesamte Elternschaft, worin er die Eltern darum bat, den Schülern eine Reihe mathematischer Fertigkeiten beizubringen: ihm war es im Unterricht nicht gelungen. Nur ein Beispiel dafür, wie Arbeit in großem Umfang dank der Intervention der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft („Arbeitet Euch nicht kaputt, bezieht die Eltern mit ein!“) auf Eltern verlagert wird.

Die Geschichte ist eine schrecklich normale Geschichte, sie ergibt sich direkt aus dem Einfluss von McKinsey und Konsorten auf unseren Arbeitsalltag – aber das haben viele von euch leider nicht mitbekommen. Ich schon – ich war dabei, als diese Leute am offenen Herzen der Gesellschaft herumexperimentierten. Klingt ganz harmlos: „Führen mit Zielen“. Heißt aber nichts anderes, als das der Arbeitnehmer ausgequetscht wird bis an das absolute Ende seiner Leistungsfähigkeit. Die Zunahmen von „burn out“ konnte man schon in den neunziger Jahren prognostizieren: soll die Arbeitsleistung jedes Jahr um 10 % steigen, arbeiten wir in zehn Jahren doppelt soviel wie jetzt … bei altersbedingter nachlassender Leistungsfähigkeit. Anfang der neunziger wurde das eingeführt – jetzt kriegen die Krankenkassen die Rechnungen dafür präsentiert.

Will der Ackermann 25 % Rendite, dann müssen irgendwo im System 25% Leistungssteigerung erwirtschaftet werden – und das geht nur doch die komplette physische und psychische Ausbeutung.

Eine ganze Generation wird so verheizt – und die Renten- und Krankenkassen bis an die Grenze ihrer natürliche Belastungsfähigkeit in Anspruch genommen: zum Wohle der Rendite.

So ein Wahnsinn begegnet einem Menschen sonst nur noch in den düsteren Abgründen der finsteren Phantasien abgedrehter Autoren von unheimlichen Schauergeschichten – und doch bestimmt er unseren Arbeitsalltag. Und darum geht es primär in dieser Geschichte: um unseren Arbeitsalltag – und wie er uns kaputt macht.

Langsam, kaum merklich, schleichend – aber todsicher.

Betrifft Millionen und Abermillionen von Menschen – weshalb es mich nicht wundert, das aktuell von 42 Millionen Menschen Datensätze in den Computern der Jobcenter liegen. Irgendwann erwischt es jeden, der es nicht schafft, eine kleine Lücke im System zu finden, weil kein Mensch in der Lage ist, jedes Jahr 10 % mehr Leistung zu bringen.

Darum ist das Schicksal von Alexandra kein „bedauernswertes Einzelschicksal“ – wie einem die Presse so etwas gerne serviert – sondern ein typisch deutsches Schicksal im 21. Jahrhundert, das Schicksal eines normalen Deutschen mit Haus, Hund und Eigenheim: ein Paradies, das mit zunehmenden Jahren von immer mehr dunklen Kräften belagert wird, bis es zusammenbricht.

Doch hier erstmal … die Geschichte:

Die Vorgeschichte.

1987 geheiratet. 1988 Geburt der ersten Tochter, 1989 und 1991 nochmal zwei Mädels, 1994 Geburt meines Sohnes…

1991 Umzug ins Haus… schöne heile Mittelstandswelt – glaubt mancher noch heute…

1995 zog ich die Reißleine – wer mag, kann über Borderline-Persönlichkeiten nach lesen… es gibt Menschen, die mit Borderline-Persönlichkeiten (gut) leben können… ich schaffte es nicht, ich wurde in acht Ehejahren immer weniger.

Mit einer hochdramatischen Aktion endete die Ehe… ich blieb mit vier kleinen Kindern im Haus zurück. Keine Zeit für „Aufarbeitung“ – – – Ein Jahr verging wie in Watte gepackt, LEIDER bat ich in dieser Zeit die Rentenversicherungsanstalt um Auszahlung meiner bis dahin angesammelten Rentenanwartschaften… damals Not-wendig, jetzt einfach nur fatal…

Die furchtbaren Nachwehen seitens des Vaters meiner Kinder – habe ich pragmatisch weg gesteckt… keine Zeit für Aufarbeitung – ebenso fatal.
Aber wir lebten und langsam konnte ich wieder atmen.

1998 begann ich bei einem Bekannten einmal pro Woche „Raumpflegearbeiten“ – Kindergeld und Kindesunterhalt reichten einfach nicht…

2001 begann ich – durch Zufälle oder auch nicht – meine Zeit als Redaktionsmitarbeiterin, halbtags.
Eine wunderbare Zeit… unsere beste… ich arbeitete gern, weil mein Beruf eines meiner Hobbys war… aber in einer katholischen Tageszeitung geht die Pressefreiheit nicht so weit wie man glaubt…

Bei den Redakteuren war das alles kein Thema, aber die Leitung fand, dass wirtschaftliche Gründe es dringlich erforderlich machen würden, mir zu kündigen.

Mal eben so… ohne den Personallrat zu informieren, ohne Sozialplan…

2004 war das.
Schon lange hatte ich nebenbei und aus gegebenem Anlass (ich musste mir allen familiären Schreibkram den früher der Vater meiner Kinder erledigte inklusive allen möglichen Versicherungskram aneignen) gemeinsam mit dem Bekannten, dessen Büro ich geputzt hatte, viel über Versicherungen gelernt… und über schwarze Schafe der Branche…

DAS wollte ich machen… selbstständig werden und KEIN schwarzes Schaf sein…
Lautere Absichten.

Wo mir die einen halfen, in einem Männerberuf Fuß zu fassen, legten mir die anderen Steine in den Weg – ich wollte nicht mehr MIT einer Agentur zusammen arbeiten… ich wollte unabhängig von allem sein…

Laut EU-Richtlinen ging das nun ohne Schein nicht mehr…. eine Ausbildung also.
Anfang 2006 inzwischen…. und parallel dazu – machte mein Sohn Schwierigkeiten, vielmehr seine AD-Syndrom. Schon im Kindergarten war alles extrem schwierig geworden, aber nun eskalierten die Tage immer häufiger. Lehrer fragten MICH um Rat, Arztbesuche… eine andere Schule mit intensiverer Betreuung?! Suchen… Stunden nebenher – dazu Stunden… Hilfe beim Jugendamt gesucht und gefunden… dennoch: der Stress blieb ja. Zur genauen Diagnose, zur medikamentösen Einstellung – oder vielleicht doch nicht, stationäre Behandlung…
Nebenbei Arbeit, aber mir ging es schon schlecht…

NUR: wer sich richtig anstrengt, wer sich durch beißt und Knoten ins Kreuz macht… schafft das! Auch das: fatal!

Eine Einrichtung in Baden Württemberg für Gabriel gefunden… mit Pferden, Hühnern… nur für Jungs…
Eine Ausbildung für mich gefunden… ab August 2007. Jedes Wochenende, manchmal von Donnerstag bis Samstag… morgens nach Stuttgart, abends zurück…

Aber ich bin gern auf der Autobahn… ich fahre gern Auto… und wenn ich mich richtig anstrenge, dann werde ich das alles schaffen, im Winter die Prüfung machen und richtig durchstarten…

Die von einander unabhängigen Warnungen zweier Ärztinnen „Sie MÜSSEN jetzt etwas für sich tun!“ kann ich doch JETZT nicht beachten!

Die Story

Am Prüfungsmorgen im Dezember 2007 KANN ich nicht auf stehen. Ich kann nicht. Ich kann die Arme kaum heben. Und ein sonderbares Gefühl steckt in mir fest: es IST MIR EGAL. Das rein gesteckte Geld, diese Prüfung mit der ich doch durchstarten wollte…
Mein Kopf beschließt gegen 9 Uhr… okay, ich mache die Prüfung im Sommer mit der des nächsten Kurses nach. Ganz sicher. Auch eine Möglichkeit… und kann dann doch auf und nach unten.
Und arbeiten… im „Home-Office“ – später fahre ich in mein Büro in der Agentur (die Agentur brauche ich noch, solang ich keine Prüfung habe… um arbeiten zu können…)

Ich habe nicht bemerkt WARUM die beiden noch zu Hause lebenden Töchter so rebellieren.
Habe es nicht begriffen.
Über ein Jahr später erklärt mir meine Hausärztin schlüssig, dass es wohl Hilfeschreie auf mein „Nicht-mehr-Können“ hin waren.

Wieso? Ich kann doch… ich MUSS doch weiter.
Ja – seit einem Jahr ist meine älteste Tochter ausgezogen, in die Nähe ihres Gymnasiums wohnt sie zusammen mit ihrer Kusine in einer WG…
Die beiden anderen Mädchen – helfen mir nicht mehr im Haushalt. Müll wohin ich sehe… NICHT nur in ihren Zimmern… ich weiß an den Wochenenden oft nicht, wo sie sind… sie sagen sie wären beim Vater…
Das Jugendamt schalte ich selber ein… ich komme an beide nicht mehr ran…

Ich komme auch mit den mageren Einnahmen nicht mehr hin… kann immer weniger arbeiten. Dann steht fest, beide Mädchen wollen in eine eigene Wohnung ziehen – mit Betreuung durch die Jugendhilfe…
Was da genau abläuft… realisiere ich nicht. Fatal…

Aber: wenn nun alle weg sind und ich ohnehin das Haus – es müsste langsam mir Renovierungsarbeiten beginnen – zu teuer und zu groß ist… ich werde es verkaufen.
Werde weg ziehen, näher an die Argentur…
JA – ich werde hier ein break machen, weg gehen… und finde ein älteres kleines Häuschen mit Garten zur Miete! DAS wäre es, auch für die Hunde… und mit dem Auto zehn Minuten ins Argentur-Büro… okay: Haus verkaufen, weg ziehen, Prüfung nach machen… ALLES wird gut! Ich werde mich noch ein paar Monate viel mehr anstrengen müssen, bin euphorisch… fatal!

Frühjahr 2008 – Freunde helfen mir, für einen normalen Umzug habe ich kein Geld. Ich lasse einen Container kommen und schrumpfe über fünf Tage hinweg einen ehemals auf sechs Personen ausgerichteten Haushalt. Dass das auch psychische Schwerarbeit für mich ist… bemerke ich gar nicht.

Der neue Vermieter duldet Hunde… im Garten. Okay. Drei Interessenten wollen mein Haus kaufen. Was so einfach nicht ist, denn ich hatte in den Notjahren den Grund an eine Stiftung verkauft und dann darauf Erbpacht bestellt… so hatten wir Luft, alle Haus-Kredite abgelöst!
Aber ein Haus mit Erbpacht… verkauft sich so leicht nicht.
Eine kleine Familie will es aber kaufen… das ist im April. Perfekt. So ist selbst wenn ich den Vater meiner Kinder noch zu einem Teil auszahlen müsste, bis zum Sommer Miete und alles weitere gesichert.

Da erreicht mich eine Mail aus meiner Argentur: „Wenn ich weiterhin so große private Probleme hätte, sollte ich mir überlegen, mein Büro zu räumen“!

Nun bin ich dabei – eigens dorthin! zu ziehen… ich muss doch noch unter dem Dach der Argentur arbeiten… bis ich Prüfung machen werde… im Sommer!

Egal, wenn das Haus verkauft ist… wird es bis zum neuen Prüfungstermin auch so gehen. Und DANN bin ich alleine auch jemand. Habe von einem älteren Kollegen einen alten Kundenbestand übernommen… einen Teil davon. Und ich werde die Zeit bis zum Sommer nutzen um nach zu lernen und mich in der neuen Umgebung einzurichten… ALLES wird gut.

Am ersten Mai 2008 bin ich mit der Hilfe vieler Freunde umgezogen.
Der Vermieter zeigt sich hilfreich: klar, bis der Hausverkauf unter Dach und Fach ist, würde er auf die Miete auch warten…

Eine Woche später sagt mein Käufer ab.
Ich sehe nicht mehr, fühle nicht mehr… ich weiß nichts mehr… kein Geld, mein Plan im Eimer und ich bin so kraftlos…
Später geben sich Freunde von mir die Schuld: sie werden sagen „wir hätten deutlicher zu dir sein müssen. Hätten sagen müssen, dass das alles zu viel wird. Kräfte mäßig, finanziell….

Ich gehe nur noch mit den Hunden nach draussen. Leere den Postkasten nicht oder lege alle Post einfach auf den Schuhschrank… klassisch!
Meine Hausärztin will dass ich sofort! In eine Klinik gehe.

Ich raffe nochmals alles zusammen… beginne Saisonarbeit in der Lebkuchenfabrik. Verkaufe mein schönes Auto… um ein paar Mieten zahlen zu können… fahre mit dem Rad zur Spätschicht – – –
Alles nur vorübergehend… ich muss mich nur noch eine kleine Weile über Wasser halten und anstrengen – dass ich ohne Auto auch nicht mehr arbeiten kann… fällt mir überhaupt nicht auf.
Zur Saisonarbeit fahre ich über eine halbe Stunde mit dem Rad quer durch die Stadt in den nächsten Ort.

Dann stellt man mir Telefon und Internet ab. Danach den Strom. Es ist Sommer. Und ich arbeite von 15.30 bis 22 Uhr. Komme um 23 Uhr nach Hause… wenn ich weg gehe am Nachmittag, lege ich schon Feuerzeug und Teelichte bereit, dass ich nicht im Dunkeln tappe, wenn ich nach Hause komme.

Dann sind die Hunde meine Welt… meine Zuflucht, meine Hilfe zum Leben.

Der Vermieter fängt an übel zu fragen… aber nicht wegen der Miete zunächst, sondern wegen meiner Hunde. Ich gabe einen weiteren Hund für die Dauer ihres Urlaubs von einer Freundin für drei Wochen in Pflege…

Auf den AB spricht er mir. Ungehalten und „er habe Zeugen hier am Tisch gegen über, er kündige mir, denn er habe mir nur drei Hunde erlaubt.“
Ein Bekannter Rechtsanwalt erklärt mir , dass er DAS nicht könne.
Ist aber ohnehin relativ egal… er wird nun auch wegen der Miete ärgerlich. Und habe festgestellt, das ich keinen Strom mehr hätte.

Und mit Mietnomaden hielte er sich nun schon gar nicht auf.
Ich mache überhaupt keinen Erklärungsversuch… muss die Saisonarbeit vorzeitig beenden, habe mir einen Bandscheibenvorfall geholt.

Muss dringend sehen, wie ich es schaffe, eine Wohnung zu finden… Alg2 beantragen… ich kann kaum irgendetwas.
Noch heute kann ich nicht beschreiben, welcher Art DIESE Kraftlosigkeit ist. Sie IST in jedem Fall umfassend und kaum zu durchbrechen… weil man dazu ja wieder Kraft bräuchte…

Ein anderer Bekannter erinnert sich daran, dass die GBW in der Stadt einige Wohnungen hat… womöglich wäre dort etwas zu finden… Mein Vermieter hat mich raus geklagt… mit letzter Kraft erkläre ich, dass ich zwei Wochen über den Zwangsräumungs-Termin brauche… denn ich hätte eine Wohnung gefunden, aber könne erst Mitte Dezember einziehen…

Die Hausärztin ist nun riguros – Sie schickt mir die Einweisung in die Psychosomatische Klinik – Ende September soll ich einpassieren… Das geht nicht… ich ziehe gerade erst um… ich muss eine Menge Dinge erledigen bevor ich vier Wochen weg bin…

Sie lässt sich erweichen… 29. Oktober!

Wieder helfen – nur noch wenige – Freunde alles wieder in verschiedene Autos zu wuchten… mein Sohn hilft auch… damals gerade 14 hält er die Stellung allein in der neuen Wohnung, wenn sie mit den Kisten und Möbelteilen an rücken… Nachkriegswohnung. Drei Zimmerchen. Ein Bad mit Energie fressendem Heizgebläse… zwei Gasöfen. Einer Küche… so klein, dass nichts unterzubringen ist…

Wenigstens hat die ARGE die Kaution vor gestreckt.

Ich sitze mit dem Bekannten, der mir zur Wohnung verholfen hatte bei der ARGE.
Mein Sachbearbeiter erklärt, dass ich in einer zu großen Wohnung wohne.

Aber mein Sohn kommt doch immer am Wochenende – er braucht ein eigenes Zimmer!
Ausserdem wäre ich nun einige Wochen in der Klinik, und möche deshalb bitten, dass Miete und Energiezahlungen direkt von der ARGE an die GBW und den Energieversorger gehen….

Ein Gezerre, ich kann nicht mehr argumentieren, will aber zur Vorgesetzten…
Ohne Termin? Das ginge ja gar nicht. Mein Bekannter drängte darauf… ich würde ja nun bald in die Klinik gehen und hätte dann keine Zeit mehr.
Wir gehen einen Stock nach oben…
Mein Bekannter trägt mein Anliegen vor…
Okay – ich solle drei Abtretungserklärungen verfassen, sie herein reichen und somit würde sowohl die restliche Kaution, als auch Miete und Energie direkt jeden Monat überwiesen….

Ich bin ein schreibfreudiger Mensch. Nie um den Stil und die Worte verlegen gewesen…

Ich brauchte für jene Abtretungserklärungen fast vier Tage!

Und der Leser merke sich die Sache mit den Abtretungserklärungen!!!

Wer jemals zu einer Kur fahren durfte… weiß, was man dafür alles braucht. Und wie viel Stress es für einen Gesunden macht, diesen Kram zusammen zu packen.

Decken, Badezeug, Jogginganzug, feste Schuhe, Sportschuhe für drinnen, für draussen…
Die Hunde mussten untergebracht werden…
Ohne die Regelmäßigkeit die die Hunde mir aufzwangen… hätte ich nichts mehr geschafft.

Ich musste eine Bleibe für sie finden…

Nochmals zu Ärzten und ich hatte plötzlich Schmerzen in der Brust… und Panik…

Und Anfang Oktober war draussen im Treppenhaus Geräusch zu hören… dann war der Strom weg.
Wieder Panik… ich brach heulend im Bad zusammen… unfähig etwas zu unternehmen. Rief einen Freund an… jener, bei dem ich vor Jahren die Büroräume putzte…

Der Energieversorger war darauf gekommen, dass ich ja noch Schulden aus der alten Wohnung hätte… deshalb: Safte weg…

Der Freund – ohnehin aussendienstlich unterwegs… raffte provisorisch die 200 Euro vom Sparkonto seiner beiden Kinder – fuhr direkt vor Ort und bezahlte. Jaaaa – aber das Wiederanstellen? Das koste extra… und auf das Geld vom September warte man auch noch!

Ich hatte ja noch gar kein Geld von der ARGE überwiesen bekommen! Selbst wenn ich die Energiekosten selber überweisen würde… könnte ich nicht, ich hätte kein Geld! Dazu käme die Abtretungserklärungen, das hätte ich erst vor zwei Wochen – Mitte September – fest gemacht!

Mitte Oktober habe ich noch immer kein Geld von der ARGE.

Mit einem meiner drei Hundenasen mache ich mich auf – Mitte Oktober – und laufe die vierzig Minuten zur ARGE, um die Abtretungserklärungen selbst dort einzuwerfen.

Und GLAUBE, damit vorgesorgt zu haben, wenn ich während meiner Abwesenheit nicht alles selbe regeln könne.

EINE Woche vor meiner Abreise erhalte ich eine Vorladung der ARGE für den 29. Oktober…
Weil man bei dieser ARGE so gut wie NIE mit dem Telefon durch kommt… schreibe ich vor Verzweiflung heulend einen Brief: es wäre doch in den vergangen Wochen immer wieder davon die Rede gewesen, dass ich ab 29. Oktober in der Klinik wäre… ich müsste bis spätestens 13 Uhr da sein und könne unmöglich vorher noch kommen!

Herbstferien, 28. Oktober – mein Sohn und ich bringen zu Fuß die Hunde in eine Tierpension im Nachbarort… ich bin so am Ende, dass ich den gesamten Rückweg nur heule….
In der Tierpension musste ich ohnehin betteln… es stünde mein gesamtes Geld ab 28. August von der ARGE noch aus… in der Klinik bräuchte ich ja von dem Geld kaum etwas… so könne ich bezahlen sobald das Geld da wäre…

Mein Bekannter wird mich in die Klinik fahren…
Aus dem Postkasten ziehe ich eine EINLADUNG der ARGE! Für den 10. November.

Mein Bekannter verspricht mir, gleich anderntags selber bei der ARGE vorbei zu fahren und nochmals mit Nachdruck klar zu machen… ich WÄRE NUN WEG.

In der Klinik gehen die ersten zwei Wochen an mir vorüber – irgendwie dumpf und durch Watte.
Ich will ja spätestens nach vier Wochen wieder heim… und merke, dass daraus nichts werden kann.

Ich habe dort einen von unzähligen Terminen im Psycho-Sozialen Dienst… Glück im Unglück!
In der dritten Novemberwoche wage ich einen Gang in die Stadt und will zur Bank…
und meine Karte bleibt – – – im Automaten.

WARUM!!!
WAS ist nun wieder los… es muss doch Geld da sein.

Nach mehreren vergeblichen Versuchen durch die Sozialdienst-Mitarbeiterin, die ARGE telefonisch zu erreichen… erfahren wir dies:

Man habe doch die Miete für September, Oktober und November an mein Konto überwiesen!
Die regulären Zahlungen allerdings seien sanktioniert, da ich die Einladungen vom 29. Oktober und 10. November nicht wahrgenommen habe!

1. Auf diesem Konto – das früher mein Geschäftskonto gewesen war – waren noch etwa 2000 Euro Soll…
2. fiel der Sparkasse just in dem Moment als drei Monatsmieten und das bisschen Rest des Alg2 auf dem Konto eingingen… und auch nicht sofort abgehoben wurden – ein, dass man wohl bei meiner Lage nie wieder zu Geld kommen würde, füllte man das Soll damit auf und strick ratzfatz den Dispo…
3. wofür hatte ich nun die Abtretungserklärungen geschrieben?

Zeitgleich steckte zu Hause in meinen Postkasten – den mein Bekannter leerte – die Räumungsklage der GBW weil ja schon die dritte Monatsmiete fehlte…

Der Zähigkeit dieser Klinik-Sozialarbeiterin ist es zu verdanken, dass die Räumungsklage abgewandt werden konnte…

Nachdem eine Aufenthaltsbestätigung der Klinik auf unbestimmte Zeit per Einschreiben UND Fax an die ARGE ging… wurden die Sanktionen aufgehoben…

Aber nur auf dem Papier.
DENN: ich wäre ja nun in der Klinik und deshalb dürften werweißwieviel Euro einbehalten werden…

Nur um mal eben einen Schnitt zu machen und sich darüber klar zu werden:
eigentlich war ich in der Klinik um in Ruhe mit meinem Zusammenbruch, den oberflächlichen und tieferen Gründen die dazu geführt hatten, klar zu kommen.

Stattdessen lieferte mir der Klinikaufenthalt durch die tolle Mithilfe der ARGE stetig neue Aufreger!

Ja – es holte mich auch all die lange nicht geöffnete Post ein…
Schulden, die sich aufgehäuft hatten… aber all diese Dinge waren in der Klinik und mit Hilfe der Menschen dort verhältnismäßig leicht zu händeln im Gegensatz zu den Böcken, die die ARGE auf Lager hatte.

Laut mehreren Gerichtsurteilen allein in 2008 darf die ARGE die Alg2 Leistungen NICHT aufgrund eines Klinik-Aufenthaltes kürzen.
Was der ARGE wohl komplett durch die Lappen gegangen war.

Dies versuchte die Sozialdienst-Mitarbeiterin im Lauf des Dezembers mehrfach zu erklären… hatte aber bis Weihnachten nichts erreicht…

So musste ich mir von Mitpatienten leihen oder schenken lassen:
Geld für neue Socken,
etwas Weihnachts-Deko,
Briefmarken,
Toilettenartikel, Briefkuverts… Instant-Kaffee,
ein Wasserglas fürs Zimmer,
warme Strumpfhosen, ein Paar Feinstrumpfhosen – da Weihnachten…
Papiertaschentücher,

Von der Klinik erhielt ich aus einem Spendentopf noch 20 Euro…

Aufgrund meiner Diagnosen und des zu Ende gehenden Klinikaufenthaltes gegen Ende Januar – empfahl man mir, baldmöglichst für die aufgelaufenen Ämterangelegenheiten einen Betreuer zu bestellen…
was ich zugegebenermaßen nicht ganz frei dann auch entschied, zu tun.

Im Januar endlich gab die ARGE klein bei, die Kürzungen seien unrechtmäßig… Geld kam aber immer noch keines.

So wurde ich – mit Besorgnis seitens der Oberärztin, denn ich wurde nur entlassen, weil die Krankenkasse einen weiteren Aufenthalt nicht genehmigte – bereits mit einer Vorladung am ANDEREN TAG!!!! bei der ARGE – entlassen.

Vom Frühstücksbuffet nahm ich noch zwei Brötchen und etwas Butter mit… denn ich würde in einen leere Küche mit nur einem Rest Kaffeepulver kommen…. ohne Geld.

Wie sich ein Mensch, der nach knapp drei Monaten Psychosomatischer Klinik wieder zu Hause ankommt, fühlt – – – beschreibe ich hier nicht, dafür gibt es keine Pauschalbeschreibung! Kann ja nicht.
Wie sich ein Mensch fühlt, der dazu keinen Cent Geld aber keine Lebensmittel zu Hause hat, dafür aber am nächsten Tag bereits zur ARGE traben darf – – – mit tausend Ängsten im Gepäck – darf sich jeder selbst ausmalen…
Die angegebene Zimmernummer kenne ich nicht… ich laufe im Irrgarten ARGE hin und her… in der Anmeldung fragen darf ich nicht… dort ist „rot“ … endlich treffe ich zwei Personen im Flur und frage nach der Nummer… beide ARGE-Mitarbeiter gucken sich an … wissen nichts.

Derweilen bin ich zehn Minuten über der Zeit, was eine weitere Mitarbeiterin auch nicht mehr raus reißt, die dann weiß, in welchem Winkel ganz vorn leicht zurückgesetzt neben der Putzkammer DAS Büro ist…

Am Schreibtisch sitzt ein vernichtender Blick.

Ich sei zu spät! Ich sage nichts.
Ich müsse zur ämtsärztlichen Untersuchung wegen Arbeitsfähigkeit.
Dazu bekäme ich aber noch einen Brief.

Ich frage, warum ich noch immer kein Geld auf dem Konto hätte… ich hätte nach drei Monaten Klinik überhaupt nichts zu Essen zu Hause!

„dann gehe Se halt zur Dafel!“

Damit klappte das Visier runter… Keine Antwort mehr auf meinen Einwand, die Tafel habe ja nur zwei Tage in der Woche geöffnet und heute eben nicht!
Visier unten.

Dafür war ich 40 Minuten her gelaufen.

Ich bestelle einen Betreuer.
Bis April dauert das Verfahren… derweilen rät mir der (wirklich sehr nette!) Gerichtsvollzieher in meinem Fall unbedingt, Privatinsolvenz anzumelden. Erklärt mir, was zu tun sei. Wohlgemerkt im Frühjahr 2009!

Mein Betreuer „scheint“ fähig zu sein.

Ich habe eine Klage meines Häuschen-VErmieters am Hals „wg. Betrug“. Sachverhalt bekannt.
Ich habe Mahnungen am Hals wegen Zahlungsverzug der ersten drei Monatsmieten! Sachverhalt bekannt.

Ich soll das vorgestreckte Kautionsdarlehen zurückzahlen… heute weiß ich, dass ich das überhaupt nicht gemusst hätte (Az: L 6 AS 145/07- veröffentlicht am 13.09.07) MEIN Betreuer hat mich darauf NICHT hingewiesen…

Ich gehe wöchentlich zur Psychotherapie… soll mich damit abfinden, dass nun alles anders laufen wird.

Und es läuft anders… ich kann mich bis zum heutigen Tag nicht mehr auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren… nix mit Mulit-Tasking!

Kann kein Buch mehr lesen – bekomme grade so meinen Haushalt geregelt. Mein Körper reagiert auf Stress – mit Panikattacken: „Festplatte voll“

Mein Leben ist bis zum heutigen Tag sehr langsam geworden. Ich muss mir alles genau einteilen.

Große Termine nur einen am Tag… danach immer ein Tag mit nichts… Ist mein Sohn am Wochenende da – bin ich zu nichts außer den Hunderunden fähig…

Es kommt vor, dass ich einen Augenarzt-Termin zur Kontrolle mache und am nächsten Morten es nicht schaffe, hinzugehen….

Die Klinikwochen haben mich jede Menge Energie gekostet.
Anfang Februar kommt endlich das Geld…
Mein Betreuer verfasst eine Erklärung zum Betrugs-Klage… hilft nix. Rechtsanwalts-Post.

Ich will auch beim Sozialgericht klagen wegen den Mietrückständen die ich der ARGE wegen habe.
Um derartiges zu vermeiden, hatte ich schließlich die Abtretungserklärungen geschrieben!

Im Herbst 2009 schmettert das Sozialgericht meine Klage ab mit der Begründung, dass Abtretungserklärungen erst nach drei Monaten wirksam würden!

Ich wende ein, dass mir das niemand gesagt habe. Die Leiterin der ARGE (kaspert lustig immer mal wieder mit ihrer Anwältin) sagt, ja sie könne sich daran erinnern dass ich bei ihr im Büro gewesen sei. Schon deshalb,weil sie meine ACHTUNG! Geschichte SO BEEINDRUCKT HABE, ob auch über Abtretungserklärungen gesprochen worden sei, wisse sie nun nicht mehr zu sagen.

Ich wende ein, dass ich gar keine geschrieben hätte… hätte ich von der Dreimonatsfrist gewusst!

Die ARGE musste also nicht für die drei Monatsmieten auf kommen…
Ich konnte es aber nicht.

Dazu kam, dass ich nach den drei Monaten meine beiden Windhunde völlig abgemagert in der Tierpension vorfand, meine Mischlingshündin dagegen – – – dick.

Haltungsfehler… Unwissenheit bei Windhunden gibt es oft… nur zugeben müsste man es auch…
Den Sommer über brauchte ich, um sie einigermaßen wieder hinzubekommen.
Wurde allerdings in dieser Zeit beim Amtsveterinär angezeigt – – –

Vermutlich durch eine Mitarbeiterin der Orga, von der ich die Windhunde hatte.
Ich lud den AmtsTA sofort ein, hatte mir nichts vorzuwerfen… hatte allerdings im Januar nicht den Zustand der Windhunden dokumentiert.

Ich erklärte auch, wenn ich die Hunde schlecht halten würde, dann wäre ja die Mischlingshündin auch dünn…
Der Amts-Vet war trotz allem kooperativ… bei der Orga war ich allerdings weiter auf dem Schirm… was ich erst einige Monate später fest stellen konnte. Wir kamen überein, er würde mich im Januar 2010 nochmals besuchen…

Ich bitte meine Therapeutin um eine Einweisung in die Klinik für Januar 2010 – ich kann einfach nicht mehr. Habe auch das Gefühl, es wäre aus dem ersten Aufenthalt noch vieles offen, dass irgendwie „abgerundet“ werden müsse.

Sie gibt mir sofort Recht, macht mir einen Termin für den 10. Januar 2010 – weil aber die Schweinegrippe grassiert und ich erkältet bin, soll ich lieber nicht einpassieren…

So warte ich. Mit dem Rücken zur Wand… denn die GBW will nun ENDLICH den Mietrückstand aus 2008, den die ARGE verschuldete… mein Betreuer schrieb mir dazu nichts weiter, als dass ich halt Raten zahlen sollte.
Von Alg2. Inzwischen – seit Herbst 2009 – war mir endgültig das dritte Zimmer gestrichen worden… wenn ich in der Wohnung bleiben wolle, müsse ich es selber zahlen… das dritte Zimmer.

Also 220 Euro für mich. Jeden Monat.

Ich zahle ja schon die Kaution zurück… nochmals Raten davon weg?

Im Januar sitze ich mit Erkältung und Räumungsklage – wieder einmal – auf dem Sofa… jeden Tag. Und denke mir: wenn mich diese Gesellschaft so offensichtlich nicht haben möchte. Und so offensichtlich nicht gesund werdend und lebensfroh….
dann habe ich immer noch den Gashahn in der Wohnung!

Der Betreuer schafft es nicht, die Sache mit der GBW zu regeln… Statt Klinik wieder ne Gerichtsverhandlung. Ich gehe nicht hin, sage dass ich eigentlich in der Klinik wäre… denke, mein Betreuer geht stattdessen.

Tat er nicht.

Pfff – wozu hab ich den eigentlich?
Immerhin bestand er darauf mir das Geld für eine Ikea-Küche vorzustrecken… ganz wohl war mir bei der Sache nicht… aber ich hatte ja nichts in meiner Küche ausser deinem Gefrierschrank und einer Mikrowelle sowie zwei Herdplatten nebst Kaffeemaschine.

Ich wies in darauf hin, dass er meine Lage ja kenne und dass es lange dauern könne, bis er sein Geld wieder sehen würde…
HEUTE WEISS ICH, dass das verboten ist. Er hätte beim Amtsgericht anmelden müssen, mit mir einen Vertrag über die Gewährung eines Kredites zum Küchenkauf abzuschließen…

Meine Hunde sind inzwischen wieder so weit aufgefüttert. Der AmtsTA ist zufrieden. Ich sage, dass ich im März nun in die Klinik gehen werde… er will die Woche davor noch mal gucken, damit nicht wieder was schief geht…

Eine – wie ich glaubte!!!! Freundin aus früheren Tagen, Hundepsychologin, betrieb damals noch (man beachte!!!) seit kurzem ein Tierhotel in NRW, bot mir an alle drei bis Ende Mai für einen geringen Festpreis zu nehmen… .

Am 18. März 2010 kontrollierte wie vereinbart der Amtsveterinär meine Hunde… OHNE Beanstandung! Am selben Tag abends hatte ich Termin bei meiner TÄ zum impfen fürs Tierhotel, dort wurden auch alle drei Hunde gewogen und alles war bestens!
Ich sollte nur mit meinem Galgo-Rüden nach meiner Rückkehr zum Zahnstein entfernen kommen…

Am 21. März fuhr mir eine Hunde-Freundin meine drei nach NRW… meinen Galgo-Buben und die Greyhündin sollte ich nicht mehr wieder sehen…

Am 23. März kam ich in die Klinik und wurde in der zweiten Mai-Woche entlassen – die letzte Maiwoche sollte ich in Norwegen sein..
Meine älteste Tochter lebte 2010 gerade in Norwegen und sie lud mich für die Zeit nach der Klinik zu einer Woche Norwegen ein… und schenkte mir den Flug!
.
Frisch aus der Klinik ging ich zur Bank, meine monatlichen Überweisungen – auch die Futterbestellung für meine zwei in NRW – zu bezahlen… schwache 90 Euro auf meinem Konto… Hundefutter, Hundehalterhaftpflich und das Geld für die Fahrkarte zum Flughafen… kein Geld mehr für mich übrig… für Lebensmittel bis zum Abflug… ich hatte 50 Euro Geschenk für „Norwegen“ bekommen… um halt mal was zu kaufen, einen Kaffee zu trinken…. das ging nun erst mal für Lebensmittel drauf…

Hektische E-Mail an meinen Betreuer, was die ARGE nun schon wieder geleistet hätte….

Antwort:
Er sei enttäuscht von mir, ich habe seit Wochen nichts darüber verlauten lassen, wann ich das Geld – 800 Euro – für die Küche zurückzuzahlen zu gedenke…
Nun habe der Energieversorger eine Rückzahlung von 300 Euro an mich überweisen wollen… die habe er nun auf sein Konto umgeleitet!

Und die ARGE habe – anteilig!!! – wegen der Rückzahlung das Alg2 gekürzt!

Tja… soviel zum Roman-Klischee vom Betreuer…

Ich weise einfach mal noch darauf hin, dass ich seit meinem 12. Lebensjahr nicht mehr geflogen bin… dass ich trotz meiner Erkrankung nach langer Zeit wieder mal reisen werde…
Und dies nun OHNE Geld auf dem Weg zu bewerkstelligen habe… das heißt, ich muss mit allem meiner Tochter auf der Tasche liegen…

Bedrückt ja alles überhaupt nicht…

Im Sommer 2010 wechselte ich den Betreuer… dem Amtsgericht liegt der gesamte Sachverhalt vor… Original-E-Mails habe ich noch – – – der Betreuer arbeitet munter weiter und ist guter Dinge… einzig die fehlenden 500 Euro werden ihm nach meiner Lage wohl auch weiter fehlen…

Während ich in Norwegen bin, erfahre ich, dass am Sonntag für den die Rückholung meiner Hunde geplant war (ich würde am FREitag zurück kehren), der Abholer „nicht könne“…

Fieberhaft beginne ich – per Internet nach Menschen zu suchen, die mir aushelfen könnten. Aber Leute die ich gut kenne, haben entweder nur einen Hund und ein zu kleines Auto oder gar keinen Hund und wollen nicht drei in ihr Auto lassen oder wohnen zu weit weg…

Und ich bin nicht kräftig genug… und kann auch niemandem sagen: da haste 100 Euro dafür….
Ich maile meiner „Freundin“, dass ich nach Ersatz fürs Abholen suche… aber am Sonntag… das würde nicht klappen. Bis Mittwoch – bereits Juni dann – müssten sie noch aushalten… bitte.

Am Dienstag bekomme ich einen frostige E-Mail, sie habe meine Windhunde an den Verein zurückgegeben… die Mischlingshündin würde sie behalten.. mich würden ja sowieso immer nur die Windhunde interessieren…

Ich glaube an das Gute im Menschen.

Deshalb und weil ich auch schon für diesen Verein arbeitete, dachte ich… gut, dann frage ich dort nach, ob man mir eine Fahrkette bildet… die beiden herunter bringt und mir bitte auch die Mischlingshündin mit holt…

Was dann folgte, war an Schmerz und Verleumdung nicht zu überbieten… E-Mails habe ich alle noch!!!

Ich bin da wohl ein weiteres Mal zusammen gebrochen.
Wo meine beiden Windhunde seither leben – weiß ich nicht und Freunde die es für mich heraus finden wollten… haben aber auch was erlebt…

Meinen dritten Hund holte mir dann liebenswürdiger Weise jemand heim… allerdings erst im Juli 2010…

Im Winter 2010/11 strengte das AG eine ärztliche Beurteilung meines Gesundheitszustandes 2008! an… hm!

Obwohl es ja möglicherweise ausgeschlossen sein könnte, beinahe drei Jahre später noch auf meinen unbehandelten Gesundheitszustand schließen zu können, gab sich der Arzt viel Mühe und verwandte viel Zeit auf die Begutachtung und auf das Gutachten selbst.

Dennoch kam das AG zu dem Schluss, ich habe mit Abschluss des Mietvertrages für das Häuschen im Februar 2008 den Vermieter betrogen und hätte nun nach Kräften Wiedergutmachung zu leisten.

Zumindest eine Geldstrafe von soundsoviel Tagssätzen…

Das Argument meines Anwaltes, dass ja dann wieder das Geld fehlen würde und ich ja schon die Klage hätte, weil ich eben zahlungsunfähig gewesen wäre, griff das Gericht auf und verwies darauf, ich hätte mich in den kommenden Monaten zu melden und den Willen zur Wiedergutmachung zu zeigen… die Kosten des Verfahrens…. blablabla… kann ja nicht…

Im November 2011 wurde man ungeduldig, weil ich zwar einen Brief an den Vermieter verfasst hatte… wie vom Gericht so erwartet… aber nun noch Taten sehen wollte.

Also wurde ich zu Arbeitsdienst – vier Stunden wöchentlich – verdonnert. Zu dieser Zeit ging ich wöchentlich einmal hier über die Straße ins AWO-Heim mit meiner Mischlingshündin zum Hundebesuch… dazu hatte ich mich aufgerafft… lange Anlauf genommen, aber dort auch erzählt, was mit mir los ist, warum ich nicht viel kann aber doch den Leuten diese Möglichkeit des Hundebesuchs geben möchte… so hilft diese Stunde mir nämlich auch, vor allem weil ich nur über die Straße muss.. und für mich ist sehr schlimm immer der WEG… das draussen sein, verletzbar sein… angesprochen zu werden…

Ich bot dem Gericht an, diesen Hundebesuch anzurechnen…
Nein, vier Stunden die Woche…

Ich nahm allen Mut zusammen, outete mich im Heim… und fragte, welche Möglichkeiten es da noch gäbe und man erbot sich, mir diese vier Stunden in der Wäscherei machen zu lassen… allerdings alle vier Stunden am Stück.

Im Dezember sollte ich den Einsatz beginnen – einen Tag davor ging es mir derart schlecht – ich fühlte mich so hilflos und fehl am Platz… so unverstanden auch.

Meine Ärzte bläuen mir regelrecht seit Monaten ein, ich müsste auf mich achten, ich könne nun mal nicht mehr das, was ich früher geleistet hätte…. und wahrscheinlich hätte ich das auch früher schon alles nicht leisten könne…. nur habe es keiner bemerkt…

Und nun entschied man hier einfach über mich hinweg…
Ich sagte ab, mit der Begründung, ich sei ja nicht ohne Grund nur unter drei Stunden arbeisfähig… und könne dies nun nicht…
Auf meine Beschwerde beim Landgericht im Frühjahr hierzu erhielt ich die Antwort, es wäre ohnehin nicht rechtens gewesen, die Auflage einfach so in einen Arbeitsdienst um zu deuten.

Worauf das Amtsgericht nun im Oktober acht Monatsraten zu 20 Euro ans Rote Kreuz zu zahlen, fest setzte…

IMMER wird in den Schreiben und Beschlüssen der Sachverhalt dahin gehend dargestellt, dass ich nicht „Willens“ oder „bereit“ sei, Wiedergutmachung zu leisten…

Was so nicht stimmt.
Ich bin seit Februar 2012 offiziell erwerbsunfähig mit Schwerbehindertenausweis.
Zur psychischen Erkrankung kommen noch kaputte Hüften, Knie und zwei Bandscheibenvorfälle… bin heilfroh, wenn ich meinen Haushalt schaffe, alles geht extrem langsam von statten. Ich kann keinen Arbeitsdienst leisten, zu dem ich weit gehen oder fahren müsste…

Und 20 Euro von meinen 220 Euro nach Miete und Energie… das kann nun auch nicht sein, das würde ja gesetzeswidrig meine Grundsicherung schmälern.

Denn EU-Rente bekomme ich ja nicht – – – mir fehlen die 1995 ausgezahlten Anwartschaften!

Das also wird meine Antwort diesbezüglich ans AG sein, denn auf meinen letzten Einwand, dass ich nicht nochmal 20 Euro abknapsen könne, kam vergangene Woche wieder ein Schrieb mit dem Vorwurf, ich wäre nicht Willens und man würde mich nun für den 2. Januar zur Anhörung vor laden!

Wohin ich nicht gehen werde, denn ich behalte mir vor, die Vorgehensweise jetzt mit meinem Anwalt zu besprechen, der hat aber vor Weihnachten keinen Termin mehr… und gegebenenfalls beim Sozialgericht zu klagen.

Das Jetzt

Ich bin nun fast 49 Jahre alt, erwerbsunfähig, soll im nächsten Sommer meine Hüfte operieren lassen… erhalte auf meinen Schwerbehindertenausweis kein G – muss alle Zusatzzahlungen zu Schuhzurichtungen, Massagen, Krankengymnastik usw. bezahlen.

Zahle das Zimmer für meinen Sohn immer noch selber… weil das Jugendamt es nicht schafft, eine Begründung als Rückzugsmöglichkeit für meinen Sohn beispielsweise – zu formulieren. Und dass der Vater meiner Kinder in seiner Eigentumswohnung!!! ja kein Zimmer für seine Kinder vorgesehen habe…

Soll für notwendigen Zahnersatz links 300 Euro bezahlen… und 300 Euro rechts… Dürfte dies auch auf Raten bezahlen… ABER die Raten sollen nicht unter 50 Euro liegen…

was also so schon gar nicht geht… Kein Zahnersatz – warum auch!

Ich habe keine Unterstützung für Fahrgeld – Mobilität kann ich mir nicht leisten…
Schwimmbad kann ich mir nicht leisten…
Wenn ich mich an manchen Tagen gut fühle – kann ich mich nicht mit einer Freundin in WÜ treffen… kostet 11,50 – und ich brauche das Geld für die zwei Fahrten zur Therapie in WÜ… (O-Ton Amt: „dann gehe se halt hier zur Derabie!“
Soviel zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und zur Freien Arztwahl!
Meine Privatinsolvenz liegt auf Eis, weil ich sobald der Antrag gestellt ist, keine Gläubiger mehr bedienen darf…
ABER dann dürfte ich auch der GBW die Mietschulden von 2008, von der ARGE verschuldet – wir erinnern uns – in 10 Euro-Raten nicht bezahlen… Die GBW signalisierte aber schon, dass sie mich dann raus wirft…

Wobei es meinem derzeitigen Betreuer nicht gelingt in Erfahrung zu bringen, ob das überhaupt ginge… denn ich bin ja schwerbehindert… das müsste ich nun wieder selber recherchieren….

Ich hätte so gern einen sauberen Schnitt!!!

Ich hätte liebend gern ein Auto. Das geht natürlich nicht… denn Menschen wie ich brauchen kein Auto.
Mir würde es so vieles erleichtern… grade auch wenn ich Mühe habe aus psychischen Gründen einen Weg zu nehmen… ins Auto gesetzt und „geschützt“ von A nach B kommen…

Von Einkäufen und anderen Erleichterungen, wenn die Hüften schmerzen… ganz abgesehen.

Die Tiere – ja ich habe wieder drei Hunde… es gibt noch Menschen mit Hirn und Herz – sind zwar wissenschafltich als hilfreich anerkannt… aber was stört das die Gesetzgebung!!!

Futterunterstützung von einer Frau aus der Nachbarschaft…

Ein Garten wäre ein Königreich für mich… Selber Gemüse und Obst haben… Sowas ist für eine wie mich nicht vorgesehen..

Es gibt Kulturen – – oder gab sie – die pfleg(t)en ihre Kranken! Und lassen oder ließen ihnen Fürsorge angedeihen…

Hier gilt nur: geh zur Tafel… hast Du keine Freunde die dir helfen?

Ich lebe in dieser Nachkriegswohnung mit zugigen Fenstern. Energietechnisch eine Katastrophe… was den Vermieter nicht stört, die Heizkosten fallen ja bei mir an… im letzten Frühjahr Nachzahlung…

Ich würde gern einfach Socken stricken… öfter mal. Wenn ich sonst schon ausgelaugt bin. Aber Sockenwolle ist teuer.

Ich kann „hund“ und ich würde gern mit meinem jüngsten Hund, den ich seit Januar habe Therapiehundarbeit machen. Ich muss Dinge tun, bei denen ich Sicherheit habe.

Aber eine Ausbildung für den Hund kann ich mir im ganzen Leben nicht leisten… so wie es grade aussieht.
Aber nur mit Ausbildung und Prüfung könnten wir dann einen Obulus für eine Stunde verlangen… so hätten wir bei einer Stunde die Woche im Monat vielleicht 50 Euro Taschengeld… wäre doch toll.

Ich bin es im Grunde müde, zu kämpfen für die Verwirklichung kleiner Träume…
Ich fand ein altes Häuschen mit Garten, der Mann der es vermieten wollte, meinte – er wäre froh, das Haus habe seiner Schwester gehört und er hätte so viel Last damit… wenn jemand im Garten ein bisschen was täte – und es mir Recht wäre, dass nur gestrichen wird aber nicht renoviert… aber die Miete hätte warm nochmal 50 Euro als die jetzige Miete gekostet… DAS darf ich nicht. Sagt das Amt.

Ich möchte niemanden erschrecken, aber nach wie vor ist für mich die Möglichkeit mein Leben zu beenden, wenn ich hier weiterhin nur reduziert auf ein bisschen Essen und Schlafen existieren darf, in einem reichen Land, das Armutsberichte schönt…, eine ganz nüchterne logische Handlungsweise.

Wenn mir diese Gesellschaft, diese Regierung mit ihren zweifelhaften Vertretern und Apparaten, ihrer Klüngelei und Wirtschafts-Hörigkeit nichts weiter zugesteht als Verachtung, sogar Mißachtung,
dann muss ich hier auch nicht leben. Wäre ich ja dumm… DAFÜR??? Um mir dauernd alles zu erkämpfen, zu erstreiten und zu erboxen, hinter allem herzurennen und ständig alles zu erbetteln? Dafür bin ich zu friedliebend, bin ich mir zu schade…

Noch geht es. Noch glimmt ein bisschen Rachelust… noch.

Der Autorin vielen Dank für diese Worte – und dem Leser vielen Dank für seine Geduld, bis hierher gefolgt zu sein.

Diese Geschichte ist kein Einzelfall – sie ist ein typisches Systemschicksal. Schon die geringste Schwäche führt heutzutage auf einen abschüssigen Weg, von dem es kein Entrinnen mehr gibt – soviel man auch strampeln mag. Immer wieder im Blick: die Ärzte, die verzweifelt versuchen, die Wunden zu heilen, die die Gesellschaft tagtäglich schlägt. Sie wissen, das das, was wir Arbeitsleben nennen, ein Programm zur Selbstverstümmelung ist – ein Programm, dem wir begeistert folgen, um bloß nicht in Hartz IV zu landen und von den Medienhyänen im Anschluss zerrissen zu werden.

Leider macht unsere Biologie dabei nicht mit. Wir werden schwächer im Alter – zu schwach für das Hamsterrad der Neoliberalen, die uns am Liebsten schon mit 35 aussortieren würden … uns aber gnädigerweise noch bis 40 durchfüttern, dann aber müssen wir endlich mal selbst sehen, wie wir über die Runden kommen.

Wie lange wird es dauern, bis wir verstehen, das nicht nur die Dritte Welt ausgebeutet wird? Das ein bisschen mehr Hartz IV oder ein Grundeinkommen nur noch an den Symptomen herumschrauben (und immer ganz vergessen, das erst nochmal 2 Billionen Euro an Schulden abbezahlt werden müssen, bevor das alternative System starten kann), während es aber dringend die Krankheit zu heilen gilt?

Besonders pervers: niemand kann Alexandra helfen – oder den Millionen anderer künstlich verarmter Menschen. Selbst wenn es jetzt einen Mäzen gäbe, der ihre kreative Ader zu schätzen weiß (ihre umfangreiche Webpräsenz befindet sich hier): alle Spenden gelten als Verdienst und versickern in dem Monster Hartz IV, denn DER STAAT WILL ARMUT.

Das sagt er uns nur nicht so deutlich – aber ohne die gewaltsam verursachte Armut rennen die Niedriglöhner nicht so schnell, wie es der Renditewunsch der Anleger verlangt.

„Sie müssen jetzt was für SICH tun“ … diese Warnung der Ärzte kenne ich selbst nur zu gut – und habe sie ignoriert, mit hässlichen Folgen. Ich kenne persönlich schon Dutzende, denen es so geht. Nicht alle landen beim Jobcenter, ältere kriegen  noch Renten, die heute im Sinne der Armutszüchtung abgeschafft wurden – aber jeder, der eine Familie ernähren muss und einen Vollzeitarbeitsplatz hat, weiß, das „für sich“ nie Zeit da ist.

Die gehört den Anlegern.

Menschen mit einem solchen Hintergrund, einem solchen Leben möchte ich im Bundestag sehen – keine weltfremden Juristen, Lehrer und Historiker, die Leben nur durch Buchstaben erfahren. Damit wären wir schon einen Schritt weiter.

Und desweiteren möchte ich Alexandras Schicksal einfach mal allen vor die Nase halten: für die Produktion solcher Schicksale, solcher Lebensumstände zahlen wir wirklich JEDEN ZWEITEN EURO unseres Staatshaushaltes? Für solche Ergebnisse der Arbeit von Vermittlern, Helfern, Richtern, Anwälten und Beratern würde eine normale Firma keinen Cent vom Kunden sehen … und „Staatskunden“ sind wir ja seit der Einführung von Hartz IV alle. Manche haben nur augenblicklich noch Geld genug, das sie das nicht merken brauchen. Wenn ein Mensch Hilfe braucht, sollte er die Hilfe auch bekommen – und (wichtige Notiz für die Zukunft) selbst bestimmen, ob die Helfer ihr Geld auch wert waren.

Was ich hier sehe (als Mensch, der auch mal Personalverantwortung hatte) ist eine willensstarke, leistungswillige, engagierte und couragierte Frau, die die ganze Hilfe unseres „Sozialstaates“ erhalten hat – aber anstatt als selbstständige Versicherungsmaklerin arbeiten zu können nun als verarmte Suizidkandidatin endet … trotz des Einsatzes von großen Mitteln seitens der Versicherungen.  Deutlicher  kann man die erbärmliche Ineffektivität unseres Sozialstaates kaum beschreiben – das Geld wäre als Grundeinkommen besser angelegt, würden wir nicht alle damit beglücken, könnten wir uns Regelsätze von 3000 Euro leisten – im Monat, solange, bis der Mensch wieder auf eigenen Beinen stehen kann.

Zuviel Geld? Nicht mit Kinder – pro Kind würde ich nochmal minimal 1000 Euro drauflegen: Nachhilfe, Hausaufgabenbetreuung, Krankennotdienst, Fahrten zu Ärzten, Freunden, Vereinen, Arbeitsgemeinschaften: einen Leistungsträger zu produzieren und seine ganzen Kräfte zu entfalten ist sehr sehr teuer – und allein kaum zu schaffen.

Wir sollten aus diesem Schicksal etwas lernen, damit das Leid nicht umsonst in die Welt gesetzt wurde. Vor allem sollten wir daraus lernen, das Armut künstlich produziert wird, weil man in Wirklichkeit keine Hilfe bekommt – sondern mit aller Macht in die wirtschaftliche Vernichtung gedrängt wird. Ich will da jetzt auch kein Gemaule hören „die Frau ist ja krank“ und deshalb nicht der Regelfall: das Gegenteil ist die Regel – die beständige Bedrohung der Person durch wirtschaftliche Zwänge macht auch den Körper krank – gerade Rücken und Gelenke protestieren dagegen … und da der Mensch in Wirklichkeit doch keine Maschine ist, reagiert auch die Psyche irgendwann und zieht den Saft aus der Batterie (vor allem, wenn der Mensch so einen Unfug macht wie „arbeiten gehen unter Zielvereinbarungen“).

Ärzte wissen das – darum raten sie erstaunlich früh zu einer Schonung, die uns Staat und Wirtschaft aber ums Verrecken nicht gönnen wollen: sie verheizen uns lieber.

Darum zahlt der Staat den Ärzten aber auch fürstliche Honorare, würden die den Eid des Hypokrates ernst nehmen, so hätten sie schon längst zur Revolution auffordern müssen: unser Arbeitsleben macht uns nur krank, unser Arbeitslosigkeit macht uns nur noch kränker und irgendwann können die Krankenkassen das nicht mehr bezahlen.

Das sind die Tatsachen, denen wir uns Auge sehen müssen, wenn wir dieses Programm zum großen volkswirtschaftlichen Suizid im Dienste der Rendite der kolumbianischen Drogengelder (um es mal deutlich zu sagen) stoppen wollen.

Wenn nicht – werden wir Alexandra folgen, auf die eine oder andere Art und Weise.

Übrigens: es ist jetzt Weihnachten. Alexandra hat Bücher geschrieben – vielleicht braucht noch jemand ein Weihnachtsgeschenk. Dies wäre sogar ein Geschenk mit einer ganz besonderen Hintergrundgeschichte, die es noch wertvoller macht – weil es ein ganz besonders wertvoller Mensch ist, der dahinter steckt.

 

 

 

 

Wie uns die Gesellschaft in den Selbstmord treiben will

Sonntag, 10.6.2012. Eifel. Heute wäre ich gerne woanders, meine Mutter wird 78 - aber leidlich bekannte Krankheitsgründe zwingen mich wie üblich an den Bildschirm - dort findet der geplagte Rücken etwas Ruhe ... und der gelangweilte Geist etwas zu tun. Immerhin: wie es aussieht, drohen uns turbulente Zeiten: Kanzlerin Merkel hat laut <a href="http://www.welt.de/politik/deutschland/article106483507/Merkel-hat-20-Tage-um-die-Welt-zu-veraendern.html">Welt</a> noch zwanzig Tage, den Euro zu retten. Die Wirtschaft - wie immer treu, selbstlos und nur dem Wohl des Kunden verpflichtet - gibt schon mal indirekt ihr Votum bezüglich Merkels Chancen auf Erfolg ab: sie bereitet sich - ebenfalls laut <a href="http://www.welt.de/wirtschaft/article106484085/Deutsche-Wirtschaft-bereitet-sich-auf-den-Euro-Crash-vor.html">Welt</a> - gezielt auf den Eurocrash vor. Können die es sich bei soviel Vorbereitung eigentlich noch leisten, das der Crash nicht kommt? Es gibt noch zwei weitere Nachrichten, die zum Thema passen.

Sonntag, 10.6.2012. Eifel. Heute wäre ich gerne woanders, meine Mutter wird 78 – aber leidlich bekannte Krankheitsgründe zwingen mich wie üblich an den Bildschirm – dort findet der geplagte Rücken etwas Ruhe … und der gelangweilte Geist etwas zu tun. Immerhin: wie es aussieht, drohen uns turbulente Zeiten: Kanzlerin Merkel hat laut Welt noch zwanzig Tage, den Euro zu retten. Die Wirtschaft – wie immer treu, selbstlos und nur dem Wohl des Kunden verpflichtet – gibt schon mal indirekt ihr Votum bezüglich Merkels Chancen auf Erfolg ab: sie bereitet sich – ebenfalls laut Welt – gezielt auf den Eurocrash vor. Können die es sich bei soviel Vorbereitung eigentlich noch leisten, das der Crash nicht kommt? Es gibt noch zwei weitere Nachrichten, die zum Thema passen.

Eine davon kommt aus den USA, unserer wirtschaftlichen Führungsnation, deren Wirtschaftsphilosophie die rot-grüne Koalition erfolgreich in Deutschland einführt – es lohnt sich deshalb, mal zu bemerken, wie erfolgreich diese Wirtschaftsphilosophie wirklich ist. Wieder einmal ist es die Welt, die uns darüber informiert: fast fünfzig Millionen US-Amerikaner sind mitlerweile auf Essensmarken angewiesen, die Zahl der Suppenküchen in New York, der Hauptstadt des Reichtums, sind im das 45-fache gestiegen, der volkswirtschaftliche Schaden wird auf 170 Milliarden Dollar pro Jahr geschätzt.

Es sind Verhältnisse, die an die große Depression in den dreissiger Jahren erinnern … allerdings nennen unsere Medien das  nicht so. Wir feiern tolle Leistungen beim Fussball … und schauen dort weg, wo das Elend sich langsam über den europäischen Kontinent verbreitet. Aktuell werden wieder 100 Milliarden für die Folgen von Luxuskonsum und Leistungsträgerfixierung ausgegeben – obwohl man laut Spiegel noch nicht genau weiß, unter welchen Umständen diese Hilfe zustandegekommen ist. Während man im Handelsblatt noch das neue Kapitel der endlosen Eurorettung feiert, rechnet die Welt schon einmal vor, das sie inzwischen völlig alternativlos ist: Bürger, Firmen und Staat riskieren mit einer neuen D-Mark die Pleite.

Nur … wenn das so alternativlos ist, wie man uns da vorrechnet – wieso bereitet sich dann die Wirtschaft schon mal auf genau diesen Zustand vor? Wissen die etwas, was wir nicht wissen?

Auf jeden Fall.

Zum Beispiel, wie man 1,5 Milliarden bei einem Superdeal spart – siehe Manager-Magazin.  Solche Schlupflöcher würden sich auch Arbeitslose wünschen … würden die aber welche finden, wäre sofort die gesamte deutsche Presse samt online- und TV-Medien parat, um den Vorgang massiv abzustrafen, während man den Konzernen für solche Betrügereien Hochachtung zollt. Konzerne bieten „guten“ Berichterstattern eben Arbeitsplätze, Arbeitslose nicht. Die Arbeiter von VW bekommen auch erstmal was von dem Deal ab: sie erhalten 4,3 % mehr Lohn.

Damit muss man heutzutage leben:  auf der einen Seite stehen Großkonzerne, Politiker und Arbeitnehmer, auf der anderen Seite der Steuerzahler, der die Ansprüche der erstgenannten mit immer mehr Schulden bezahlen muss. Als Dank dafür droht im beständig Hartz IV und ganz sicher die Altersarmut.

Nun – wie wollen ja unsere Gesellschaft loben.  Politik, Wissenschaft und Wirtschaft haben es geschafft, das der frühe Kindstod abgenommen hat. Zwar wurden Wolf und Bär, Giftschlange und Winter durch den Straßenverkehr und die Haushaltsgeräte ersetzt, aber die schaffen nicht die Ablebequoten, die früher üblich waren.

Die Entwicklung ähnelt jedoch leider jener, die wir gerade bei der Wirtschaft beobachten: ein jahrzehntelanges Wachstum, tolle Steigerungsraten, Rekordgewinne und Absatzwunder führen zu …. Armut, Arbeitslosigkeit und unvorstellbarem Leid.

Wo die Ähnlichkeiten sind?

Nun – das „moderne“ Leben führt heutzutage direkt zu einem Siechtum der besonderen Art: der Pflegebedürftigkeit im Alter.

Das ist auch ein Ergebnis unserer Gesellschaft: Wolf, Bär, Giftschlange und Winter sorgen rund um die Uhr dafür, das alte Menschen einen schnellen Tod haben.  Wir haben diesen schnellen Tod durch ein langsames Siechtum ersetzt, einen Prozess, den wir nur deshalb als Sieg feiern, weil wir den Tod als natürlichen Bestandteil des Lebens ablehnen, ihn zum Feind erklären und damit im Prinzip jenen Autoimmunerkrankungen ähneln, die den Körper als solchen ablehen und ihn als Gefahr begreifen, die eleminiert gehört.

Auf dieses Siechtum in unseren chronisch unterfinanzierten Altersheimen sind wir sehr stolz: es stellt den Gipfel unserer zivilisatorischen Leistung dar. Gelegentlich darf ich mal einen Blick auf jene lebenden Leichen werfen, die in der obersten Etage eines Altenheimes vergessen und allen still vor sich hin wimmern. Manche sind sogar so reich, das sie diesen  Zustand privat finanzieren, manchen wurde alles genommen, was sie ihren Enkeln als Erbe hinterlassen wollten, damit sie diesen tollen Zustand erleben dürfen.

Auch hierüber liest man nur selten in den Medien, dabei bedroht dieser Zustand uns alle – unabhängig von den finanziellen Mitteln, die wir während unseres Lebens ergaunert haben.

Doch auch hier sind wir gewappnet … die Lösung kommt wieder aus der Welt, aus der gleichen Ausgabe, aus der ich oben schon zitiert habe. „Assistierter Suizid“ heißt das Zauberwort. Ich möchte den interviewten Mediziner an dieser Stelle mal zitieren:

Physische Schmerzen fürchten vor allem die Gesunden. Am Ende des Lebens spielen sie nur eine untergeordnete Rolle bei den Ursachen für Wünsche nach Lebensverkürzung, das zeigen viele Untersuchungen.

Es sind vielmehr die psychosozialen Leiden, die den Menschen zusetzen, vor allem der Verlust des Lebenssinns. Oder der subjektive Verlust der Würde. Das Gefühl, anderen zur Last zu fallen. Die Menschen leiden also vor allem an der eigenen Existenz, und das manchmal fürchterlich.

Interessante Untersuchungen, oder?  Warum werden diese Ergebnisse nicht auf das Problem „Arbeitslosigkeit“ angewendet, wo ebenfalls Menschen an dem Gefühl leiden, anderen zur Last zu fallen – oder an dem Verlust der Würde?

So gesehen … ist Hartz IV das gigantischste Suizidprogramm, das dieses Land in den letzten hundert Jahren hervorgebracht hat – und das will bei diesem Land etwas heißen.

Ebenso bekommen wir einen Ausblick auf unsere ganze Zivilisation: die Entwürdigung des Alters (die die meisten medizinisch angeblich noch „jungen“ Fünfzigjährigen schon beim Arbeitsamt erleben dürfen) betrifft jeden … und angesichts der laufenden wirtschaftlichen Turbulenzen wird sich der Trend noch deutlich früher zeigen.

Das ist die Krone unserer modernen Zivilisation: am Ende bleibt uns nur der Suizid … bald schon ab vierzig.

So erbärmlich war noch keine Kultur – auch wenn viele den Suizid differenziert betrachteten.

Noch kein Leben hat sowenig Sinn gemacht, wie das Leben der Moderne, das mit viel Glitzer und Glimmer die Jugend betört (die sich massiv verschulden muss, um sich diese „Glasperlen“ überhaupt leisten zu können), hinter dieser Dauerspaßmaske allerdings eine ziemlich verrottete Wirklichkeit versteckt: wir werden zu einer Kultur, die für den Menschen (für „Kosten auf zwei Beinen“) nur noch sehr bedingt Platz hat … und uns notfalls zum „sozialverträglichen Frühableben“ anleitet.

Ob es wirklich ein Gewinn ist, nach langem Siechtum vergessen von Kindern und Enkeln (die mit ihren „geilen“ Glasperlen den ganzen Tag beschäftigt sind) sich selbst das Leben zu nehmen?

Gelegentlich … hört man im Bereich der Nahtodeserfahrungen davon, das jene, die selbst aus dem Leben scheiden, ein ebenso dunkles Schicksal erleiden wie jene, die absichtlich Leben vernichten. Nun – daran zu glauben oder nicht, sei jedem selbst überlassen.

Im Rahmen eines „Nachdenkmagazins“ sei es aber mal erlaubt, kurz darüber nachzudenken, wie denn eine Kultur zu bewerten ist, die Seele in großem Maßstab in dunkle Jenseitswelten verbannen will.

So etwas Finsteres hätten wir dann noch nie gehabt.

Aber die systematische Vernichtung von Würde und Lebenssinn ist auch so schon schlimm genug – ohne metaphysische Implikationen. Nur gut, das momentan noch wenige Menschen zu diesem Ausweg neigen.

Aber Politik, Wirtschaft und Medizin arbeiten mit Hochdruck daran, das es sich ändert.

 

 

 

 

 

 

Der Tod und seine Rolle in der modernen Politik – Überlegungen zu einem Buhmann

Sonntag, 3.6.2012. Eifel. Ein Blick nach Spiegel-online offenbart momentan ein Plädoyer gegen die Sterblichkeit. Das mutet seltsam an in einem politischen Magazin, das gerade wieder von sich behauptet, gefürchtet zu werden: "meist gelesen, meist zitiert, meist gefürchtet" - behaupten die von sich selbst. Ob nicht die Bildzeitung häufiger zitiert wird? Immerhin steht sie im internationalen Vergleich auf Platz 4 und kann den Titel "meistgelesene nichtjapanische Zeitung der Welt" für sich beanspruchen. Gut, der Spiegel ist vielleicht eher das Leitmedium der deutschen Oberschicht - jener Menschen, die Geld genug haben, so ein Hochglanzmagazin zu bezahlen - und Zeit genug, es zu lesen. Worauf man sich verlassen dann verlassen kann: die Verachtung der Sterblichkeit wird dort immer ein wohlwollendes Publikum finden. Immerhin ... lesen dort die Reichen. Die Armen lesen gar nicht mehr - zu teuer, zu frustrierend .... und die permanente Armenhetze und Erwerbslosenjagd will man sich wirklich nicht antun.  Und hieran merkt man schnell: der Tod hat eine politische Dimension.

Sonntag, 3.6.2012. Eifel. Ein Blick nach Spiegel-online offenbart momentan ein Plädoyer gegen die Sterblichkeit. Das mutet seltsam an in einem politischen Magazin, das gerade wieder von sich behauptet, gefürchtet zu werden: „meist gelesen, meist zitiert, meist gefürchtet“ – behaupten die von sich selbst. Ob nicht die Bildzeitung häufiger zitiert wird? Immerhin steht sie im internationalen Vergleich auf Platz 4 und kann den Titel „meistgelesene nichtjapanische Zeitung der Welt“ für sich beanspruchen. Gut, der Spiegel ist vielleicht eher das Leitmedium der deutschen Oberschicht – jener Menschen, die Geld genug haben, so ein Hochglanzmagazin zu bezahlen – und Zeit genug, es zu lesen. Worauf man sich verlassen dann verlassen kann: die Verachtung der Sterblichkeit wird dort immer ein wohlwollendes Publikum finden. Immerhin … lesen dort die Reichen. Die Armen lesen gar nicht mehr – zu teuer, zu frustrierend …. und die permanente Armenhetze und Erwerbslosenjagd will man sich wirklich nicht antun.  Und hieran merkt man schnell: der Tod hat eine politische Dimension.

„Für den Reichen ist der Tod das Ende seines Reichtums – für den Armen ist er das Ende seiner Armut“ – ist ein Spruch, den ich sinngemäß dem Film „Spartakus“ entnommen habe. Er zeigt, das es auch eine andere Sicht des Todes gibt: der Tod als der Befreier. Sicherer als die Kommunistische Partei befreit er Menschen aus unmenschlichen Zuständen – die Zahl derer, die ihn für eine gelungene Einrichtung halten, dürfte bei den Sklaven dieser Welt recht hoch sein … lediglich das eine Prozent, das den Reichtum der Welt für sich allein beansprucht, dürfte mit dieser Sicht des Lebens nichts anfangen können – immerhin kann man tun was man will, jede noch so kleine Neigung bis ins Detail verwirklichen und auskosten, jede Phantasie Wirklichkeit werden lassen und mit vielen Intrigen ungestraft gegen jede demokratische Überzeugungen die politische Wirklichkeit und den gesellschaftlichen Alltag des Pöbels bestimmen.

Man kann sich wie ein Gott fühlen und wird von den Medien noch dafür gefeiert – wer wollte da schon ein Ende akzeptieren?

„Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern das man nie beginnnen wird zu leben“ – so schreibt Marc Aurel. Auch so eine antike Wahrheit, über die heute nicht mehr gesprochen wird. Würde sich die moderne Konsumameise mit dem Begriff „leben“ auseinandersetzen, würde sie Panik kriegen. Ihr geist- und sinnloses Leben plätschert dahin, eingepfercht in Zwänge, die die Menschheit nie zuvor erleben musste. Die Mehrheit der Menschen wird morgens von Maschinen geweckt, von Maschinen mit Kaffee versorgt, von Maschinen zur Arbeit gefahren, wo sie Maschinen bedienen und wie Maschinen funktionieren müssen.

Mit „Leben“ hat das wenig zu tun … aber wer so lebt, fürchtet den Tod zurecht.

Er wird betrogen um die eigentlichen Früchte seines Lebens und – je nach religiöser Perspektive – sogar um die Existenz seiner Seele in der Ewigkeit. Ein hoher Preis für ein Leben, das nur noch eins im Sinn hat: den neuen Göttern zu gehorchen, jenen Göttern, die den gütigen Gott der Liebe entthront haben und an seiner Statt eine Diktatur errichteten, die die kleinsten Kleinigkeiten unseres Alltages regelt: die Diktatur der „Märkte“, die bestimmen, wie wir uns kleiden, wie wir uns schminken, wie wir riechen, was wir essen, wie wir uns bewegen, wie wir zu denken und zu wohnen haben, wohin und wie oft wir in den Urlaub fliegen, wie wir Sex haben, unsere Freizeit gestalten müssen und – „fit für den Job“ als Lebenssinn setzen.

Wir geben uns ja gerne materialistisch und atheistisch – aber die Angst vor dem Zorn der Märkte diszipliniert die Gesellschaft stärker als jemals eine Gesellschaft durch den (eingebildeten) Zorn ihrer Götter diszipliniert wurde.

Selbstmorde als Flucht vor dem Zorn der neuen Götter scheinen jedoch aus der Mode gekommen zu sein, obwohl sie  die sicherste Methode darstellen, der Arbeitslosigkeit zu entkommen. Statistisch gesehen schrumpft diese Maßnahme. 1980 waren es noch 18 451 Menschen, die den Freitod gewählt haben, 2006 sind es „nur“ noch 9756 (Quelle: Statista), allerdings steigt die Zahl seit 20o7 wieder an: 2010 sind es schon wieder 10021.

Der Grund für diese Entwicklung?

Eine beispiellose Kampagne (sehr oft getragen durch den „Spiegel“), die den Tod als Feind der Menschheit betrachtet … dabei würden ohne ihn aktuell 60 Milliarden Menschen die Erde bevölkern (siehe „Doomsday-Argument“). Sollte sich mal jeder gründlich in seiner Wohnung umschauen und überlegen, wie gemütlich das Leben wirklich wäre, wenn man noch neun weiter Leute in sein Zimmer aufnehmen müsste.

Wie ich auf die Arbeitslosigkeit als Suizidgrund komme? Nun – auf eine Frau, die ihrem Leben selbst ein Ende setzt, kommen drei Männer. Frauen reden oft darüber, Männer tun es einfach. Frauen kriegen auch schneller einen neuen Mann als Männer eine neue Arbeit – sie haben da Alternativen zum Arbeitsmarkt, die Männern noch weitgehend verschlossen sind.

Oder schauen wir doch einfach mal nach Griechenland, einem Paradebeispiel, wie die „Märkte“ sich Gesellschaft wünschen – und formen: Familien können ihre Kinder nicht mehr ernähren (siehe: Taz), Stromkonzerne können ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen (siehe: Mittelstandsnachrichten), Einkommen sinken um 30 % (während die überlebenden Unternehmen dank Troika ihre Gewinne um 30% steigern können, siehe „Blick„) – und schon verdreifachen sich die Selbstmordraten in einem Land, das zuvor eher unterdurchschnittlich zum freiwilligen Rückzug von der Lebensfront neigte (siehe FR).

Die Griechen kriegen jetzt deutsche Verhältnisse – was das angeht.

Aus wirtschaftlicher und politischer Sicht eine unglaubliche Katastrophe. Wo kämen wir hin, wenn jeder Arme, der in diesem Land keine Zukunft mehr hat, sich das Leben nehmen würde? Wer sollte die ganzen renditefreundlichen Minijobs machen, wer als verhartzes Hassobjekt als Angstbild für Jobbesitzer herhalten, an wem sollte man noch die ganzen unnützen Operationen zugunsten der eigenen Profitgier durchführen, wo wären dann die 240 000 Demenzkranken, die aktuell durch Chemie ruhiggestellt werden und bei lebendigem Leibe zugunsten der Pflegeheimrendite verrotten, wenn die alle einfach selbst aus einem Leben scheiden, das mit Leben nicht mehr viel zu tun hat?

Was wäre, wenn die alle gingen, weil ihnen das Programm nicht mehr gefällt?

Dagegen muss man angehen – als reicher Mensch, und zwar genauso, wie die Kirche es früher praktiziert hat. Früher drohte die Hölle, heute droht „das Nichts“, ein „Nichts“, das finster, dunkel und kalt ist – jedenfalls für Menschen, die gewohnt sind, wohlgepudert im Lichte der Öffentlichkeit ihren Reichtum feiern zu können. Das dieses „Nichts“ im Buddhismus geradezu das Ziel des Lebens sein kann (und in den Übungen des Zen-Buddhismus schon im Leben erfahrbare Wirklichkeit ist), wird hier im Westen gerne verdrängt. Dieses „Nichts“ meinen wir nicht – es ist nicht böse, finster und angsteinflößend genug, unser Nichts ist jenes, das reiche und berühmte Spiegelautoren ängstigt, es ist eine Art „Hartz IV“ in Potenz.

Das Hartz-Abhängige so gesehen den Tod (bzw. das absolute Nichts) schon im Leben zelebrieren, in dem sie tagtäglich selbst ihr Leben beschneiden (ver… …nichten) müssen, um dem Sterben knapp zu entkommen, ist das Spiegelbild dieser Kultur – und offenbart die düstere, tödliche Wirklichkeit hinter der so harmlos klingenden „Agenda 2010“.

Aber so funktioniert das System. Das der Tod das absolute böse, ungerechte, gemeine und schlimmste Übel ist, das Menschen wiederfahren kann, wird in den westlichen Medien in breiter Front gepredigt und von der Leistungselite als Leitreligion bis ins Detail mitgetragen.  Jener Religion des „bösen Nichts“ folgen auch Ärzte in breiter Front – gerade dort zeigt sich, wie irrational der Kult ist … und wie groß seine Macht über unsere Gesellschaft.

„Blick ins Jenseits“ heißt eine Dokumentation bei Spiegel-TV (hier auf You-Tube), auf der Professor Walter van Laak über die Schwierigkeiten berichtet, seriöse Artikel über Nahtodesforschung in wissenschaftlichen Magazinen unterzubringen – und wie seine ärztlichen Kollegen dann hinter vorgehaltener Hand über eigene Erfahrungen in diesem Forschungsfeld berichten, die sie offiziell nie zugeben würden.

Selten zeigt sich die Macht der neuen Religion des absoluten Nichts so deutlich wie in dieser Selbstkasteiung der ärztlichen Zunft.

„Noch nie hat sich ein Selbstmörder bei uns bedankt, wenn wir ihn ins Leben zurückgeholt haben“ – erzählte mir dereinst ein Krankenpfleger, der auf der Intensivstation einige Dutzend dieser Fälle erleben durfte, ähnlich Verwirrendes berichtete ein führender deutscher Ausbilder für Intensivmediziner. Viele Ärzte stehen mit diesem Phänomen alleine da – dürfen aber nicht darüber reden, weil die modernen Inquisitoren der Märkte sofort zur Stelle sind und die wirtschaftliche und wissenschaftliche Basis zerstören.

Wer in diese Sphären vordringt, merkt, das wir wieder im Mittelalter angekommen sind.

Es sind aber nicht die drohenden Massenselbstmorde, die gefürchtet werden, nicht die Massenabwanderung von Sklaven ins Jenseits, die die Kultur des absoluten Nichts verhindern will.

Was sie verhindern will, sind moderne Versionen des Spartakus, sind Menschen, die sich – ohne auf ihr eigenes Leben zu achten – für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit einsetzen … und diese Werte unter allen Umständen durchsetzen.

Man stelle sich einfach mal vor, wie unsere Gesellschaft aussehen würde, wenn wir eine andere jenseitige Wahrheit akzeptieren würden, eine Wahrheit die (Selbstmörder müssen wir hier augenscheinlich mal ausnehmen – ihre Erfahrungen scheinen oft von düsterer Natur zu sein) von der überwiegenden Mehrheit der Nahtoderfahrenen geschildert wird: das wir im Jenseits liebevoll aufgenommen werden und – wie in den „Ewigen Jagdgründen“ der Indianer – eine paradiesische Existenz erfahren dürfen.

Die Zahl derjenigen, die die Schmach und Entwürdigung des Alltags klaglos erdulden, würde sich deutlich reduzieren, die Anzahl der „Empörten“ würde sich jedoch deutlich erhöhen, der Widerstand würde enorm wachsen, weil die Widerständler ihre Kraft aus einer Zukunft ziehen können, die ihnen kein „Markt“ mehr nehmen kann. Das wäre für das eine Prozent, das uns augenblicklich nach Strich und Faden ausnimmt, eine Katastrophe – schlimmer noch als Selbstmordwellen.

Darum ist es für das System lebensnotwendig, den Tod als das Böse schlechthin darzustellen – gegen jede Wissenschaft, gegen jede menschliche Erfahrung, gegen jede Vernunft. So wird das Leben für uns Legehühner zu einem Käfig, aus dem es kein Entrinnen gibt, ein Käfig, der uns antreibt, an jedem noch so erbärmlichen Zustand mit aller Gewalt festzuhalten … anstatt unser Leben dafür zu riskieren, den unhaltbaren Zuständen ein Ende zu bereiten und dem Käfig zu entkommen.

Warum auch gegen jede Vernunft?

Nun – der Mensch an sich fürchtet den Tod nicht … nicht wirklich. Es gäbe in Wirklichkeit niemanden, der jemals sein Leben riskieren würde, wäre da nicht das instinktive Wissen, das der Tod nicht jenes Ende darstellt, welches die modernen Medien tagtäglich predigen. Wir hätten keine Autofahrer, keine Astronauten, keine Soldaten, keine Piloten, ja – überhaupt keine risikofreudigen Menschen mehr, wenn die mediale Wahrheit vom bösen Tod wirklich auch unsere Instinkte überzeugen würde.

Das tut sich aber nicht.

Natürlich ist „sterben“ nicht angenehm. Die Zellen unseres Körpers werden das Gehirn mit Botenstoffen überschütten, die geeignet sind, große Panik zu verursachen. Das ist ihr Job. Jeder Mensch mit posttraumatischem Stresssyndrom weiß davon ein Lied zu singen – und er weiß auch, das die Existenz der Botenstoffe nicht unbedingt die Existenz einer realen Gefahr bedeutet. So sind die Zellen halt – sie warnen uns achtzig Jahre lang vor Gefahren, die dem materiellen Körper drohen und diese Warnungen sind in der Regel immer sehr massiv. Im Sterben warnen sie erst recht – denn für sie ist das wirklich das Ende.

Wir Menschen sind aber nicht „die Zelle“. Ich bin nun 52 Jahre alt und habe damit schon sieben Generationen von Zellen überstanden, während mein Geist eigentlich seit der Kindheit derselbe geblieben ist. Ich gehe deshalb einfach mal davon aus, das mein Geist auch jenen Moment übersteht, wenn die Zellen sich entschließen, sich nicht mehr zu erneuern. Das wird nicht schön, aber Zahnschmerzen sind es auch nicht. Wer würde aber schon auf sein Leben verzichten wollen, nur weil es manchmal mit Schmerz verbunden ist?

Nun – vielleicht jene Demenzkranken, die als lebende Chemieleichen in den Altenheimen herumliegen, damit die Leitung den höchsten Pflegesatz abrechnen kann – oder jene Griechen, die die gnadenlose Übermacht der „Märkte“ über Demokratie, Politik, Staat und ihrem eigenen Leben am eigenen Leibe erfahren müssen … durch bewußte Vernichtung ihrer bürgerlichen Existenz, was auch eine Form des langsamen, qualvollen Sterbens ist.

Aber das Sterben ist nicht der Tod.

Und hier wird es ziemlich paradox … denn nur, weil wir den Tod als böses, gemeines, hinterhältiges Ungeheuer fürchten, verlängern wir mit aller Gewalt den unangenehmen Prozess des Sterbens so gut es nur geht – und werden so erst recht zu Hamstern, die wie die Irren in ihren Käfigen rennen.

Damit wir aber weiter rennen, hat die Politik (genauer gesagt: die Planungsabteilung der Konzernwirtschaft) dem Tod eine besondere, neue Rolle zugedacht: als böser Buhmann, der den kleinen Mann durchs Leben jagt.

Dabei lenkt dieses Angstbild wunderschön von jenen ab, die den kleinen Mann wirklich jagen, jenen kleinen Mann, für den der Tod ein wertvoller Verbündeter ist, weil er ihn endgültig den Klauen der neuen Götter entreißen kann und ihm dadurch genug Kraft geben könnte, sich mit aller Kraft genau gegen jene Götter zu stellen … die eigentlich nur machtlose Götzen sind.

Und so … sorgt man nebenbei dafür, das niemals wieder ein bewaffneter Mob vor den Toren der Mächtigen stehen wird.

Könnte ja tödlich enden.

Wo kämen wir hin, wenn der kleine Mann merkt, das dies gerade für ihn ein Gewinn sein könnte?

Wir kämen direkt zu einem bewaffnetem Mob vor den Toren der Mächtigen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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