Zum Verhältnis von Partymachen und Gewalt
Götz Eisenberg
Nun haben die Ereignisse von Stuttgart, wo in der Nacht zum 21. Juni hunderte junger Männer Polizisten angriffen und Läden in der Innenstadt plünderten und zerstörten, in der Nacht vom 18. auf den 19. Juli in Frankfurt/Main eine Resonanz gefunden. Seit Wochen schon versammelten sich dort an den Wochenenden Tausende vor der Alten Oper, um zu feiern. Über deren Portal steht die Widmung: „Dem Wahren, Schoenen, Guten“. Weil die dafür vorgesehenen und etablierten Lokalitäten wegen der Pandemie geschlossen sind, sucht die Szene der Feier- und Tanzwütigen Alternativen unter freiem Himmel. Eine After-Work-Party auf dem Opernplatz: Die Hipster trinken ihren Wein, kiffen, hören ihre Musik und tanzen – unter weitgehender Missachtung der Corona-Regeln. Die Ordnungskräfte dulden das und greifen nur in Ausnahmefällen ein. Auch Minister Spahn schmolz vor lauter Verständnis für das Feierbedürfnis dahin und hob lediglich mahnend den Zeigefinger. Die Regierenden wissen, dass die Partyszene politisch vollkommen harmlos ist und ein sozialpsychologisches Ventil darstellt, durch das Frust und Aggressionen entweichen können. Zurück blieben an den Tagen nach den nächtlichen Partys riesige Müllberge. Das war in Frankfurt neben den schlaflosen Nächten der Anwohner bislang das Hauptärgernis.
Eingeschlagene Schaufenster, zerstörte Straßenzüge, attackierte Polizisten. Stuttgart erlebt eine neue Dimension von Jugendgewalt. Dabei lässt sich in Teilen auch eine Nachahmung der amerikanischen Rassenproteste beobachten. Während sich die deutsche Polizei zunehmend mit dem Vorwurf des strukturellen Rassismus konfrontiert sieht, scheint die mediale Verwunderung über „Allahu Akbar“-Rufe während der Eskalation auszubleiben. Aron Morhoff hat mit dem Publizisten, Autor und Unternehmer Dr. Thomas Fasbender gesprochen, der in Stuttgart einen sich verschärfenden Generationenkonflikt sieht.
Wir leben in wilden Zeiten und sehen oft vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr – Zeit, ab und zu die Vogelperspektive einzunehmen: Was geschieht gegenwärtig? Der emeritierte Professor für Ästhetik Bazon Brock hat die aktuelle Lage für uns eingeordnet und spricht über das Große und Ganze. Im Gespräch, das Jasmin Kosubek führte, geht es um Bilderstürme, Geschichte, Kunst und die ahnungslose Gesellschaft.
Wenn wir aus der bisherigen Corona-Debatte eines gelernt haben, dann ist es, dass Zahlen und Statistiken keinen Wert haben, wenn man sie nicht richtig interpretieren kann. Über Richtig und Falsch streitet sich selbst die Fachwelt. Ein Kritikpunkt, der sich hartnäckig hält: Diese Debatte wird überhaupt nicht abgebildet. Marcus Robbin hat die Essenz des Irrsinns nach mehr als drei Monaten Corona-Krise zusammengefasst.
In Russland kehrt das öffentliche Leben zurück, und die Menschen genießen es in vollen Zügen. Allerdings hat die dritte Phase der Lockerungen, die am 23. Juni in Kraft trat, einen Preis: die neue Normalität. Und das bedeutet elektronische Pässe, Tracking-Apps und kontrollierende Drohnen. Margarita Bityutski über das größte Land der Welt nach dem Lockdown.
Was gibt es Neues an der Coronafront und was ist los in Stuttgart? Das besprechen wir mit unserem Gast Tassilo. Er wohnt bei Stuttgart und engagiert sich bei den Querdenken-Demonstrationen als Liveberichterstatter.