Mit Dank an Herrn Gellermann von der Rationalgalerie.
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Zum Thema „Spekulationen auf Nahrungsmittel“.
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In dieser Woche sind die Rohstoffmärkte plötzlich eingebrochen. Nun werden wieder viele Gründe genannt, warum das so gekommen sei. Einen Beitrag zur Erklärung leisten sie aber nicht. Ich habe zuletzt darüber berichtet. Auf den NachDenkSeiten hat Albrecht Müller ebenfalls darüber geschrieben und speziell die Spekulation in den Vordergrund gerückt. Dabei hat er die Fragestellung vorangestellt, ob man Spekulation überhaupt braucht, damit ein Markt funktioniert.
Diese Frage ist sehr interessant, weil es ja unter den Analysten selbst kritische Querdenker wie den "Mr. Dax" Dirk Müller gibt, die das Geschehen an den Märkten zum Teil aufs Schärfste verurteilen, aber andererseits nie zugeben würden, dass diese Märkte, auf denen Preise für Währungen, Staatsanleihen und Rohstoffe scheinbar objektiv gebildet werden, überflüssig seien.
Für Börsenexperten wie Müller sind immer noch die Märkte treibende Kräfte im Spiel um Refinanzierung, Investitionen und wirtschaftlicher Entwicklung. Damit bläst er ins selbe Horn wie jene Politiker, die unbedingt das Vertrauen der Märkte zurückgewinnen wollen, obwohl Misstrauen gegenüber eben diesen, die die Krise verursacht und deren Verluste durch die Staaten übernommen wurden, dringend angebracht wäre.
Zwar gibt auch Dirk Müller keinen Pfifferling mehr auf die Bewertungen der Ratingagenturen, die seiner Meinung nach weniger objektive denn politische Entscheidungen treffen, trotzdem behauptet auch er, dass die Aktivitäten großer Anleihezeichner wie Pimco (Pacific Investment Management Company), die zu Beginn des Jahres haufenweise US-Staatsanleihen verkauften, etwas zu bedeuten hätten.
Das Vertrauen in staatliche Schuldtitel sei angekratzt und auch die Amerikaner müssten sich darauf einstellen, dass ihr Top-Rating irgendwann einmal zur Disposition stehen könnte, weil die Notenbank viel zu viel Geld drucken würde, das im Prinzip nur den Schuldenstand immer weiter in die Höhe treibe, was letztlich fern jeder realistischen Perspektive auf Abtragung dieser Verbindlichkeiten geschehe. Vor zwei Wochen gab es dann auch den Knall. Die Ratingagentur Standard & Poor’s hatte angekündigt, den Tripple A Status der USA zu überdenken.
Für Dirk Müller ist also einerseits das, was die Ratingagenturen sagen, nicht mehr von Bedeutung und andererseits dann aber doch wieder, weil sie vollkommen logisch auch die Bonität der USA in Zweifel ziehen.
Dieser Spagat funktioniert nur, weil der Glaube an die Ideologie, dass Märkte und Vertrauen etwas mit einander zu tun hätten, konsequent durchgehalten wird. Dabei hat die Spekulation an den Märkten eben überhaupt nichts mit Vertrauen zu tun, sondern schlicht damit, dass es keine Regeln gibt. Alles ist möglich und noch mehr. Der Staat übernimmt sogar die Verluste beim Zocken, weil er die Spielteilnehmer für systemrelevant erklärt hat.
Wer also nun behauptet, dass der Staat versagt, weil er seine Zentralbanken nicht am Gelddrucken hindert, hat das Grundproblem nicht verstanden. Es geht eben nicht um eine angebliche Geldschwämme, zu niedrige Zinsen oder eine zu hohe Staatsverschuldung, sondern darum, dass durch Spekulation exorbitant hohe Gewinne realisiert werden können. Dazu Albrecht Müller treffend:
Spekuliert wird nicht, weil die Zinsen niedrig sind. Wenn die Spekulationsgewinne 30 % und mehr betragen, dann ist es ziemlich unerheblich, ob die Zentralbanken 4 % Zinsen oder 0 % verlangen.
Der Anfang wäre die Ächtung der Spekulanten. Die Ackermanns, die Steinbrücks, die Spekulanten von Goldman Sachs und ihre Berater vom Schlage Ottmar Issings. Sie gehören nicht an die Spitze einer von Frau Merkel eingerichteten Kommission zur Reform der internationalen Finanzmärkte sondern auf die Anklagebank. Zumindest moralisch.
Quelle: NachDenkSeiten
Glaube und Ideologie sorgen aber dafür, dass der Staat und jene gewählten Gestalten, die beauftragt sind, ihn zu lenken, davon ausgehen, dass der Finanzsektor ein Bereich sei, in dem etwas gutes für die Volkswirtschaft produziert würde, dass zum Beispiel Banken noch etwas anderes als Geldverleihen anbieten könnten, bei dem man eine Rendite von über zwanzig Prozent erwirtschaften könnte, also ein Vielfaches des jährlichen BIP-Wachstums.
Wer eine so hohe Rendite verspricht, muss spätestens nach den Erfahrungen der aktuellen Finanzkrise als kriminell bezeichnet werden. Die Amerikaner klagen ja bereits gegen die Deutsche Bank. Wann sind wir endlich dran? Frau Merkel, die sich über den Tod von Menschen freut, umgibt sich mit lauter kriminellen Gestalten. Zu Guttenberg ist ein, jetzt auch von offizieller Seite bestätigter, Betrüger, der sich vorsätzlich einen akademischen Grad erschlichen hat und das gesamte Management in der Kommission zur Verschleierung des organisierten Verbrechens auf den Finanzmärkten ist ebenso befallen.
Zurzeit trifft sich die Mafia in Brüssel unter Ausschluss der Öffentlichkeit, um über die nicht funktionierende Eurorettung zu beraten. Wahrscheinlich wird die Hängepartie erneut in die Verlängerung gehen und alles dafür getan werden, dass die Gläubiger, also vor allem deutsche Banken, geschont werden. Eine Beteiligung der Zocker an den Kosten der Krise wird nicht als Alternative in Betracht gezogen werden, zumal im Merkelschen Dauerkrisenmechanismus eine Gläubigerhaftung in ferner Zukunft ohnehin vorgesehen sein soll.
Die Regierungen müssten, und sie können es auch, dem Spuk ein Ende setzen. Das bedeutet aber, dass sie das Versagen der Märkte anerkennen. Denn nur auf der Grundlage versagender Märkte sind hohe Eigenkapitalrenditen oder permanente Exportüberschüsse überhaupt erst möglich. Danach muss der Staat die Funktion der Banken, die lieber im Investmentgeschäft tätig sind, selber übernehmen und die Versorgung der realen Wirtschaft mit Liquidität sicherstellen. Warum sollte eine Zentralbank nicht selbst Geld verleihen anstatt es den privaten Banken günstig zur Verfügung zu stellen, die es dann wiederum erst gegen hohe Aufschläge an Staaten eines Währungsraums oder den Privatsektor weiterverleihen?
Der Staat hat ganz allein das unverschämte Recht, in seiner Währung Geld zu drucken und durch die Erhebung von Steuern dieses Geld auch wieder einzunehmen. Er kann also nicht pleite gehen.
"Zu sagen, die Märkte würden den Staaten keine Liquidität mehr zu Verfügung stellen, ist so, als ob der Wirt eines Gasthauses, der sein Bier von einer einzigen großen Brauerei bezieht, sagt, er würde diesen Bierbrauern kein Bier mehr verkaufen."
Quelle: Heiner Flassbeck, Die Marktwirtschaft des 21. Jahrhunderts
Es kann also nicht die Lösung sein, den Finanzmärkten neues Futter zu geben, nur weil man der fälschlichen Annahme folgt, ein Vertrauen wiederherstellen zu müssen, damit das System zur Ruhe kommt. Die Wahrheit ist, dass der Finanzmarkt überhaupt keine stabilisierende Wirkung, die man sich mit solchen absurden Maßnahmen wie Sparprogrammen für Defizitsünder, entfalten kann. Das Gegenteil ist richtig. Auf den Finanzmärkten kommt es nämlich nicht darauf an, sich innovativ oder mit einer Verbesserung der Produktionsverfahren von anderen Marktteilnehmern abzusetzen, sondern schlicht darauf, “mit vielen anderen zusammen, eine Blase zu erwischen, während sie sich noch aufpumpt.” (s.o. Flassbeck).
Es geht also nie darum, reale Produkte und Produktionsprozesse zu verbessern und damit die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zu erhöhen. In Wirklichkeit verschwenden Finanzmärkte und die dort stattfindende Spekulation immens viele Ressourcen, ohne dass dadurch ein Gewinn für die Volkswirtschaft entstehen würde. Die Krisenhaftigkeit ist dabei eine Grundbedingung dieses Prozesses. Wer also Finanzmärkte für wichtig hält, wie deutsche Finanzminister zum Beispiel, die sich auch unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit mit den gleichen Mitarbeitern umgeben (Jörg Asmussen) und diese zum einen als Brandstifter und zum anderen als Feuerwehrmänner einsetzen, nehmen wissentlich oder unwissentlich, in jedem Fall aber fahrlässig, volkswirtschaftliche Krisen und instabile Verhältnisse in Kauf.
Neben der Schließung des Finanzkasinos gehört deshalb auch die Entfernung von Politikern aus dem Amt dazu, die nicht verstehen oder verstehen wollen, was um sie herum geschieht. Die auch nicht begreifen oder begreifen wollen, dass es Alternativen zur stupiden Bankenrettung gibt und zu einer Wirtschaftspolitik, die blind und taub dem Dogma sich selbst regulierender Märkte folgt.
Am Ende wird nämlich das Märchen erzählt, dass nicht die Märkte, sondern der Staat versagt hätte und deshalb die Krise erst entstehen konnte. Richtig aber ist, dass der Staat, in seiner Handlungsfähigkeit durch korrupte Politiker beraubt, ohnmächtig gehalten und zur falschen Antwort gezwungen wird. Die gewählte Regierung behauptet immer, gestalten zu wollen. Die gewonnene Hoheit über die Institutionen wird aber missbraucht, um zu Gunsten privater Monopolisten den Staat zu zerstören. Das ist auch ein Form der Gestaltung, aber keine, mit der es sich auf Dauer leben lässt.
Die Rally an den Rohstoffmärkten scheint ein Ende gefunden zu haben. Der Ölpreis sackt nun schon den zweiten Tag infolge ab und auch bei Edelmetallen geht es abwärts. Die Herde flüchtet mal wieder genauso kollektiv wie sie mitten in der Krise eingestiegen war. Toll ist mal wieder die Begründung der verdutzten Analysten:
Zum einen fürchten die Anleger eine weitere Straffung der Geldpolitik im wichtigen Verbraucherland China und damit einen Nachfragerückgang. Zum anderen schüren die zuletzt schwachen US-Konjunkturindikatoren die Angst vor einer weiter nachlassenden Wachstumsdynamik in den Vereinigten Staaten, aber auch in Europa.
Zudem nähmen die Investoren nach der langen Rohstoffhausse Gewinne mit, sagten Analysten. Die Stimmung habe gedreht, die Investoren verkauften zunehmend risikoreiche Vermögenswerte. Dies zeige sich auch daran, dass neben Rohstoffen auch Aktien abgestoßen würden.
Quelle: FTD
Die Stimmung habe gedreht. Genau das ist es. Alles andere ist quatsch und soll nur Wissenheit an einer Stelle vortäuschen, wo in Wirklichkeit nur Ahnungslosigkeit und Dummheit vorhanden sind. Börsenanalysten sind so überflüssig wie Sandkästen in der Sahara.
Ein weltweiter Nachfragerückgang hat im Krisenjahr 2009 auch nicht dazu geführt, dass die Anleger weiter aus dem Risiko gegangen sind. Das genaue Gegenteil war der Fall. Im März 2009 stiegen plötzlich die Aktienkurse und vor allem der Preis für Öl und andere Rohstoffe wieder. Der Tiefpunkt der Krise war zu diesem Zeitpunkt aber noch gar nicht erreicht und die Öllager waren voll.
Damals hieß es von den Analysten, dass die Märkte den Aufschwung vorwegnehmen würden, weil Frühindikatoren nach oben gezeigt hätten. Brüderle hätte es wahrscheinlich auch nicht anders formuliert, aber mit der Realität haben solche Glaskugelbotschaften rein gar nichts zu tun. Trotz Einbruch der Weltwirtschaft verdoppelte sich der Ölpreis damals in relativ kurzer Zeit. Hatte denn diese Entwicklung etwas mit Nachfrage oder einer Wachstumsdynamik zu tun?
Nun soll ausgerechnet eine Straffung der Geldpolitik in China den Absturz der Kurse erklären. Warum nicht die chinesische Immobilienblase? Oder das europäische Selbstzerstörungsprogramm, das gerade auch auf Portugal ausgeweitet wurde?
Konsequenterweise müssten die Analysten doch sagen, dass die Märkte einen neuerlichen Einbruch der Realwirtschaft vorwegnehmen würden. Wie passt das dann aber mit den Erwartungen derselben Leuchten zusammen, die immer noch von moderaten Wachstumsraten für dieses und die kommenden Jahre ausgehen?
Sie sehen schon, dass hier Nachrichten produziert werden, die dem Reich der Fantasie entsprungen sind. Dabei gehe es immer nur um die Frage, rein ins Risiko oder raus, schreibt der Ökonom Heiner Flassbeck in seinem Buch “Die Marktwirtschaft des 21. Jahrhunderts. Der einzelne Anleger oder Spekulant läuft immer der gesamten Herde hinterher, ganz unabhängig von wirtschaftlichen Rahmendaten und Fakten.
Es kommt nur darauf an, irgend eine Geschichte glaubhaft zu verkaufen, zum Beispiel das ein Staat pleite gehen oder eine Ressource knapp werden könnte und schon läuft das widerliche Spiel, in dem es keine Regeln gibt und eine Menge Menschen real betroffen sind, weil sie sich plötzlich keine Lebensmittel mehr leisten können. Dieser Mechanismus und seine Verbreitung durch vollkommen behämmerte Börsenanalysten muss endlich beendet werden.
Die Rohstoffpreise sind schlichtweg falsch, weil der Markt ohne Regeln versagt.
Inzwischen dürfte jedem klar sein, dass Rating-Agenturen über Wohl und Wehe ganzer Staaten entscheiden. Ihrer Bewertung der Kreditwürdigkeit – sie kennen ja Tripple A (AAA), die Bestnote, und den Ramschstatus, der bereits mit dem Buchstaben B beginnt – folgen alle Marktteilnehmer. Wenn eine Rating-Agentur glaubt, Länder wie Griechenland, Irland, Portugal oder Spanien herabstufen zu müssen, weil sie viele Schulden haben, dann verteuern sich deren Staatsanleihen und Kreditausfallversicherungen. Dass das ein Geschäft für Banken und Spekulanten ist, soll nicht das Thema sein, sondern vielmehr die Frage, wie die Rating-Agentur zu ihrer Bewertung kommt.
Heute wurde bekannt, dass Standard & Poor’s den Tripple A Status der Vereinigten Staaten in Frage stellt. Es drohe eine Herabstufung.
Der Rating-Riese Standard & Poor’s stellt die Top-Bonität der USA in Frage. Die US-Kreditwürdigkeit werde zwar weiter mit der Bestnote „AAA“ bewertet, der Ausblick sei jedoch negativ, teilte S&P am Montag in New York mit. Es droht also eine Herabstufung in den kommenden zwei Jahren. Die Wahrscheinlichkeit, dass es dazu komme, liege bei 33 Prozent, sagte eine Analystin der Rating-Agentur.
Quelle: Spiegel Online
Und weil eine Analystin präzise ausgerechnet haben will, dass eine Wahrscheinlichkeit von 33 Prozent für eine Herabstufung bestehe, brechen sämtliche Kurse an den Aktienmärkten ein. Dabei ist die exorbitant hohe Verschuldung der USA kein neues Phänomen. Im Jahr 2009 lag die Staatsverschuldung der USA bei 83 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und die Zinsen auf zehnjährige Staatsanleihen bei moderaten 3,7 Prozent. Für Rating-Agenturen war das damals kein Problem. Japan hatte im Jahr 2009 sogar eine Staatsverschuldung von 190 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen lagen aber unter einem Prozent. Deutschlands Schuldenstandsquote betrug in 2009 73 Prozent des BIPs. Die Zinsen auf zehnjährige Anleihen lagen bei 3,3 Prozent.
Wo ist da also ein Zusammenhang zwischen Schuldenstand und Verzinsung? Die südeuropäischen Staaten Griechenland mit 112%, Portugal mit 77%, Spanien mit 54% und Italien mit 114% Staatsschuldenstand mussten in 2009 Zinsen zwischen vier Prozent (Spanien) und sechs Prozent (Griechenland) zahlen. Welcher Logik folgt das?
„Mit anderen Worten, der im Vergleich zu Japan nur ungefähr ein Viertel mal so stark verschuldete spanische Staat zahlt den dreifachen Zinssatz. Griechenland, das nicht einmal doppelt so hoch verschuldet ist wie Deutschland, musste mit 276 Basispunkten im Vergleich zu Deutschland fast den doppelten Zissatz für seine Staatsschulden aufbringen. Das noch stärker verschuldete Italien hingegen hatte nur 82 Basispunkte über dem deutschen Zinssatz zu schultern. Das lässt nur den Schluss zu, dass selbst im Urteil der ‚Märkte‘ öffentliche Schuldenstand und Zinsdifferenzen viel weniger miteinander zu tun haben, als allgemein unterstellt.“
Quelle: Heiner Flassbeck, Die Marktwirtschaft des 21. Jahrhunderts
Und es ist auch im Fall der USA jetzt so. In 2009 betrug die Rendite der zehnjährigen Papiere wie oben erwähnt 3,7 Prozent. Nun ist der Markt durch die Ankündigung von S&P verschreckt, wie es heißt. Dabei liegen die aktuellen Zinsen auf zehnjährige Anleihen bei 3,44 Prozent. Wieso entsteht gerade jetzt Panik, obwohl die Zinsen im Vergleich zu 2009 niedriger sind? Nur weil Analysten einer Rating-Agentur eine 33prozentige Wahrscheinlichkeit einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA errechnet haben wollen? Geht’s noch? Und wieder greift der Herdentrieb.
Offensichtlich soll die drohende Herabstufung ein politisches Signal sein und zwar gegen die Obama-Administration. Den rechten Hardlinern in der republikanischen Opposition, die noch härtere Sparmaßnahmen verlangen bei gesenkten Bush-Steuersätzen, dürfte das in die Karten spielen. Es geht mal wieder darum, dass eine Regierung gezwungen werden soll, gegen jeden ökonomischen Sachverstand, sich dem Diktat von Spekulanten zu unterwerfen. Die Tatsache, dass den Einschätzungen des Rating-Agentur-Gesindels, die sich der Tarnung wegen Analysten nennen, immer noch große Bedeutung beigemessen wird, ist ein Zustand, den es dringend zu überwinden gilt.
Was mich persönlich an Verschwörungstheorien stört, ist, das sie „andersherum“ selten funktionieren, d.h. wenn man sich – in guter alter hermeneutischer Tradition – in die Täter hineinversetzt, die Tat selbst plant (in vielen Zügen, wie ein Schachspieler) merkt man schnell, das es an vielen Stellen hakt. Die zentrale und erste Frage ist: WARUM sollte ich das tun. Es ist die Frage des Kriminalisten (auch so ein Verschwörungstheoretiker) nach dem Motiv. Denken wir uns doch einfach mal einen Kriminalbeamten (am besten: Fritz Falk als Columbo) der diesen Fall untersucht.
Ich sehe schon, das man zu Vereinigungen wie den Bilderbergern viel Material zusammentragen kann und dabei auf weitere Vereinigungen ähnlicher Art stößt, bis man ein großes Netzwerk unterschiedlichster machtvoller Menschen hat, die … die Welt in eine Richtung lenken könnten.
Weitere Indizien deuten darauf hin, das sie es tun ( so sollen die Bilderberger die deutsche Einheit samt Verträgen ausgearbeitet haben) jedoch ist der Nachteil von Indizien, das sie zwar logisch sein können, aber noch nicht erschöpfend sind. Hierzu bedarf es immer … eines Motivs.
Ja, werden manche jetzt sagen, Geld und Macht sollten doch Motiv genug sein? Nun, davon haben die doch genug.
Kriminalisten haben es bei ihren Verschwörungstheorien einfacher: meist liegt eine Leiche irgendwo herum, Geld fehlt, ein Haus brennt. Andererseits … unsere Leiche ist die Demokratie und die soziale Marktwirtschaft der Bundesrepublik Deutschland, Geld fehlt in Massen (wir wissen aber genau, in welchen Taschen es angekommen ist, nicht wahr, Herr Fischer? Was zahlt den Goldman Sachs so für die Vorträge?) und die soziale Lage brennt wie Häuser auf Sylt und Autos in Hamburg, Köln und Berlin.
Was wir sehen ist, das Gesetze geschaffen werden, die große Mengen Geld von der Mehrheit der Bevölkerung auf eine kleine Minderheit lenken, die sich dumm und dämlich verdient – eben nicht durch ihre Leistung, sondern durch die staatlichen Gesetze, die die Verteilung regeln.
Warum macht man so etwas? Blinder Aberglaube an die „unsichtbare Hand des Marktes“? Das mag sein. Es könnte erstmal ausreichen, wenn man diese Menschen für so blöde hält, wie man selbst ist. Sind die aber nicht.
Gestern habe ich Stunden um Stunden daran gesessen um eine Motivation zu finden, die einen David Rothschild samt europäischen Hochadel dazu treiben könnte, sechsundsechzig Jahre lang jedes Jahr ein bis zwei Konferenzen abzuhalten, mit viel Mühe die vielbeschäftigten Leistungsträger mit ihren achtzig-Stunden-Wochen einzuladen, sie mit Sicherheit auf Geheimhaltung einschwören zu können, sie, die Könige und Herren der Welt sogar dazu zu verpflichten zu können, das sie während der Tagung unter keinen Umständen die Tagung verlassen dürfen. Eigentlich – bei den Egomanen, die man dort findet – schon an sich eine Unmöglichkeit.
Trotzdem klappt es.
Von Unternehmensberatern kann man lernen, das sie selbst große Konzerne eine durchschnittliche Lebensdauer von vierzig Jahren haben. Es gibt aber einen Konzern, der eine deutlich längere Dauer aufweist: die katholische Kirche. Ähnliche Erfahrungen kann man auch in Wohngemeinschaften machen (das entnahm ich mal einer Ausgabe von Eurotopia): dort, wo religiöse Dimensionen mit ins Spiel kommen, halten Gemeinschaften (auch Zweckgemeinschaften) deutlich länger.
Kein Wunder also, das manche Autoren auf die Idee kommen, aus den Bilderbergern die fünfte Kolonne Satans zu machen, ein verführerischer Gedanke – der aber in meinen Augen nicht weit trägt. Zwar wäre es denkbar, das Unternehmensberater auf die Idee kommen, eine künstliche (z.B. satanische – wegen des zwanglosen Umgangs mit Sex, Drogen und Gewalt) Religion zu schaffen um einer gemeinschaftlichen Unternehmung/ einem Konzern ein langes Leben zu verschaffen – und bei relativ geschlossenen Gruppen wie dem Bohemian Grove könnte so etwas sogar funktionieren. Bilderberger jedoch werden nach Macht eingeladen … und die Wahrscheinlichkeit, das dort Leute auflaufen, die mit diesen religiösen Inhalten per se nichts anfangen können und somit (trotz Orgien) nicht eingefangen werden können, ist sehr groß, so daß man meiner Meinung nach in diese Richtung nicht weiter denken braucht.
Irgendetwas muß die Bilderberger aber in ihrem Inneren zusammenhalten, das ist die einhellige Meinung ihrer Kritiker, die unter anderem schon direkt von „Druckmitteln“ sprechen, die die Teilnehmer dazu zwingen, sich dem Prozedere zu unterwerfen.
Jeder, der mal Menschen motivieren mußte, weiß aber, das die Motivation, die von innen kommt, die aus einem selbst entstammt – die intrensische – viel stärker ist als die, die mit Geld, Druck, Macht, Strafe von außen erzeugt wird. Eine Mutter leistet mehr aus Liebe zu ihrem Kind als aus Angst vor der ARGE. Hat man aber die intrensische Motivation der Menschen, kann man ihnen bedingungslos vertrauen.
Also wäre die Frage … welche Information kann Menschen dazu bringen, einem Weg zu folgen, der nicht der ihre ist … was wissen die, was wir nicht wissen?
Baldige Invasion von der Wega … basierend auf einer Äußerung von Ronald Reagan?
Baldiger Meteoreinschlag mit verheerenden Folgen?
Oder zerreißen 2012 die Kontinentalplatten?
All diese Hypothesen reichen nicht aus, tragen nicht allzuweit – und funktionieren bei manchen Charakteren einfach nicht. Außerdem bedürfen sie einer immensen Überzeugungsarbeit, großen, umfangreichen Beweisführungen, die immer zweifelhaft bleiben, wenn sie zu umfangreich werden.
Und dann fand ich eine, die funktionierte immer besser, je mehr ich mit ihr herumspielte – und die war sehr einfach weil schon lange „bekannt“. Zwar nur in unserem Kulturkreis … aber die Bilderberger und ihre Schwesterorganisationen arbeiten nur dort. Es ist quasi eine Organisation, die nur im christlichen Kulturraum beheimatet ist. Die Information ist einfach und überzeugend – und erklärt auch die spontane Spendenbereitschaft der amerikanischen Milliardäre.
Die denkbare Botschaft, die funktionieren würde, wäre … die Rückkehr Christi. Der sichere Glaube/Beweis, das seine Rückkehr dicht bevorstünde. Man versetze sich nur in die Reichen und Mächtigen … wenn man sie überzeugen könnte, das es wahr wäre, wüßten sie, das ihre Tage gezählt sind – zumindest als Reiche und Mächtige. Möglicherweise kriegen sie noch Extrastrafpunkte wegen diverser Sünden, aber das ist nebensächlich, weil es nicht primär um Angst geht sondern um Verlust – um den Verlust der ganzen Lebensleistung, der Macht, des Einflusses, des ganzen Selbstwertgefühls, der ganzen Spielzeuge und Prestigeobjekte, für die man so „hart gearbeitet“ (oder rücksichtslos geplündert) hat. Sie reagieren wie Kinder auf Mama, die ins Wohnzimmer kommt und den Fernseher ausstellt.
Es wäre auch eine Erklärung dafür, warum man so viele Jesuiten nahe wichtigen politischen Charakteren findet (hierzu später mehr, das ist ein umfangreiches anderes Thema) – ihre Dienste wären aus anderen Gründen notwendig.
Nun ist unser kleiner Kommissar, der die Umtriebe der Bilderberger untersucht, schon ein ganzes Stück weiter, denn er hat ein Motiv, das selbst Atheisten beeindrucken würde … käme Christus wieder, wäre ihr Atheismus wertlos. Es würde zu weit führen, aus dieser Annahme jetzt auch den Krieg gegen den Islam ableiten zu wollen – sie würde höchstens eine kleine Nebenrolle spielen können aber eben auch funktionieren.
Aber er wäre zurecht noch nicht ganz zufrieden, denn die historische Entwicklung wäre ja eigentlich angesichts des baldigen endgültigen Endes von „Geschichte“ egal – das ist der kleine Haken an der Geschichte.
Warum noch Leid und Elend in die Welt bringen und nochmehr substanzlose Zahlen in virtuellen Welten aufhäufen, wenn das Spiel sowieso bald vorbei ist und man mit der eigenen Lieblosigkeit konfrontiert wird? Hier wäre die Spekulation zu Ende, denn die Erklärung wäre nicht erschöpfend, es sei denn, wir denken uns noch eine weitere Information: das man die Wiederkunft Christi aufhalten kann.
Davon hat man noch nie gehört? Nein, nicht im Religionsunterricht, aber es gibt Denkschulen, die davon ausgehen, das es möglich ist. Die kennt nur nicht jeder:
{jl.Advt.103} (Jesus:) »In eine Welt voll materieller, selbstsüchtiger Menschen kann ich nicht kommen, sie müssen erst geistig geläuterte Seelen, Mir zugetane Wesen sein, die dann auch Mich zu ehren, zu lieben und zu verstehen wissen…«
Quelle: Jakob Lorber
Und damit hat man alle in der Hand, die reich und mächtig sind – und gibt ihnen ein gemeinsames Ziel, das ihr eigenes ist – ganz ohne künstliche (satanische) Nebenreligion (die sich aber in dem dann herrschenden Klima in inneren Zirkeln gut entfalten könnte – aber mit Sicherheit aus rein ästhetischen Gründen trotz Orgienversprechens nicht jedermanns Dingen ist). Das wäre der ideale Verkäufertrick: erst das Problem beschreiben … und dann die Lösung bieten. Verwandelt die Menschheit in selbstsüchtige materielle Menschen und die Wiederkunft wird aufgeschoben!
Unser Kriminalist ist begeistert.
Aber … dieser Lorber, ist er eine hinreichende gut belegte Quelle (hinreichend hier als weniger denn ausreichend oder erschöpfend – es ist eine kleine Hilfshypthese), d.h. könnte man ihn reichen dummen Leuten als glaubwürdig verkaufen?
Ja.
Die Legenden um ihn reichen aus, um ihn als „echten Propheten“ verkaufen zu können:
In Lorbers Schriften finden sich zahlreiche Aussagen und Konzepte, die von seinen Anhängern als Hinweise auf die Quantenphysik interpretiert werden. Er schrieb über ein Zeitalter der Technologie, über drahtlose Kommunikation mittels des Blitzes, Flüge über die Ozeane und über Eisenwägen, die schneller als Pfeile dahinfliegen. Ebenso warnte er vor den klimatischen Veränderungen und Katastrophen, vor Luftverschmutzung und Entwaldung. Er prophezeite Zeiten, die von „Gottleere“, „Vielkrieg“ und einer „geistigen Sündflut“ geprägt sein würden.[13]
Quelle: Wikipedia
Aber wer weiß – vielleicht ist die Botschaft auch von Nancy Reagan bei ihren Seancen übermittelt worden … nein, das paßt zeitlich nicht. Und wäre megapeinlich.
Somit haben wir ein denkbares Motiv.
Wie bei allen Indizienprozessen jedoch gilt: das muß nicht die Wahrheit sein. Es bleibt eine reine intellektuelle Spielerei – erstmal. Kriminalisten müssen das machen – Philosophen dürfen das machen.
Ob es erschöpfendere Erklärungen jenseits dieses Konstruktes gibt … darf sich jeder selbst überlegen. Mir persönlich reicht, das ich eins gefunden habe, das lange bei vielen Menschen unterschiedlichsten Charakters intensiv wirken würde, ohne das man auf viele Hilfshypothesen zurückgreifen muß.
Es wäre eine mögliche denkbare Wahrheit, die erklären könnte, warum so viele mächtige reiche Menschen sich auf einmal so merkwürdig verhalten – in unterschiedlichster Form. Es ist eine denkbare mögliche Wahrheit hinter den Verschwörungstheorien, die all die Menschen vereinen kann, die ja ansonsten in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft erbitterte Konkurrenten sind – und diese Einigkeit ist ein weiteres seltsames Indiz.
Da ist doch ein Cem Özdemir Mitglied der Atlantikbrücke, dessen Vorsitz ein Friedrich Merz führt. Und das geht so einfach?
Aber die Seltsamkeiten der Atlantikbrücke … müssen erstmal bis morgen warten.