Dafür werden die Krankenschwestern sicherlich Verständnis haben: Da die Bundesregierung die angeschlagene Lufthansa „retten“ muss und die Automobilhersteller sich mit ihrem dreisten Wunsch nach einer „Kaufprämie“ für Neuwagen Medienberichten zufolge auch durchsetzen werden, ist von der „Corona-Prämie“, die Jens Spahn vor einigen Wochen großspurig angekündigt hat, nicht mehr die Rede. Stattdessen fließen die – noch gar nicht vorhandenen – Steuermilliarden nun einmal mehr über Dividenden in die Taschen der Großaktionäre. Da freut sich nicht nur das Geschwisterpaar Klatten/Quandt, sondern vor allem die Wall Street, gehören die meisten Konzerne, denen nun Milliardengeschenke auf dem Silbertablett gereicht werden, doch mehrheitlich Finanzkonzernen wie BlackRock und Vanguard. Braucht es noch mehr, um die Charakterlosigkeit der Regierenden offenzulegen?
Heute beginnt ja der Karneval mit seinen heftigeren Erscheinungen, ein fürchterlich wildes Fest, zu dem der carrus navalis wie schon seit Jahrhunderten durchs Land gezogen wird. Anders als zu früheren Zeiten werden jedoch links und rechts des Weges keine ausschweifenden Feste zu Ehren der Göttin Nerthus gefeiert, nein, man besäuft sich einfach nur. Es ist auch nicht mehr das Fest des Aufstandes gegen die Mächtigen, es ist eher das Fest, an dem die Mächtigen feiern, das es keine andere Form von Aufstand mehr gibt als das die Leute einmal im Jahr besoffen auf den Bürgersteig pinkeln.
Dabei gäbe es schon Grund genug, sich aufzuregen, zum Beispiel über die Regierung. Der Guttenberg zum Beispiel hat ja seinen Rücktritt mit Bedacht gewählt. Wäre er nur einen Tag früher zurückgetreten, wäre ihm laut „Der Westen“ einiges entgangen:
Wäre Karl-Theodor zu Guttenberg nur einen Tag früher zurückgetreten, wären ihm 14.000 Euro durch die Lappen gegangen. Weil er Bundestags-Abgeordneter war, bekommt er eine Pension von 1822 Euro monatlich.
So wird man Millionär – einfach keine Gelegenheit außer Acht lassen, seine wahren Charakter noch einmal in aller Öffentlichkeit zu demonstrieren und seinen Ruf vollkommen zu ruinieren: aber was soll´s, ist ja sowieso nur das Deppenvolk, das sich daran stört.
Stören sollte sich das Deppenvolk auch an der Bewältigung der Bankenkrise durch derartige Elitepolitiker. Hier ist sogar der Focus empört – ein Blatt, bei dem man ja sonst kaum Artikel zwischen den Anzeigen findet, sieht in Zukunft wenig Grund zum Schunkeln:
Banken, die zu groß sind, um sie pleite gehen zu lassen, waren der Grund für milliardenschwere Rettungsaktionen in der Finanzkrise. Von solchen Instituten gibt es heute mehr als je zuvor. Die Regulierung hinkt hinterher.
Das riecht nach noch viel größeren Rettungspaketen und nach dem ganz großen Wurf der Lumpenelite. Da kann man doch noch mal richtig auf Kosten der Allgemeinheit absahnen und – wenn es gut geht – seine bisherigen Kontostände einfach nochmal verdoppeln – zum Beispiel, in dem man in Strafanstalten investiert. Soll in Zukunft ein Riesengeschäft werden, wenn man dem Tagesanzeiger glauben darf:
Sträflinge als Rendite-Objekte – Mit sogenannten Social Bonds können Investoren in Sozialprojekte investieren. Es lockt eine Rendite von mehr als 13 Prozent. Auch US-Präsident Barack Obama hat Witterung aufgenommen.
Eine Rendite von 13 Prozent … das verspricht ein gutes Geschäft zu werden. Da muß man schon dafür sorgen, das genug „Rohstoff“ für die Gefängnisse nicht ausgeht.
Wie man das schafft?
Durch den üblichen Sozialismus, der inzwischen sogar ganz offen in den USA gelebt wird, jenem Land, dem Guttenberg so verbunden ist und das für uns alle Vorbild war. So berichtet Uweness:
Eigentlich sollte es dabei um das 3,3 Billionen US-Dollar schwere Rettungspaket als Anleihen und Bürgschaften für die Banken und die Wirtschaft gehen, doch unversehens geriet die Rede zu einer Generalabrechnung mit einem System, dessen Klassencharakter sich in den vergangenen 40 Jahren massiv verstärkte, was etwa in der Vermögensverteilung seinen deutlichsten Niederschlag findet und von Bernie Sanders angeprangert wurde, so etwa auch als Kurzbotschaft via Twitter: „It appears that we are very much a country in which we practice socialism for the rich and rugged capitalism for everyone else“ Sanders kritisierte den Krieg der Finanzelite gegen die Mittelklasse, etwa in Gestalt ihrer massiven Kampagnen gegen die Gesundheitsreform Obamas, die unter diesem Druck nur halbherzig ausfallen konnte und nun gar ganz revidiert werden soll. Auf Grund des direkten Zugriffs der Wall Street auf die Politik kommt Sanders zu dem Schluss, dass die viel zitierten Bananenrepubliken heutzutage nicht in Lateinamerika angesiedelt seien, sondern gerade auch im Norden des Kontinents.
Jetzt verstehe ich die Welt der Reichen ein wenig besser: das sind alles Sozialisten. Darum schimpfen die auch immer so über Sozialisten und Sozialromantiker: die wissen genau, das sie selbst welche sind – und wissen deshalb auch, wo das endet: eine kleine Gruppe von Räubern will dem Rest des Volkes ans Geld. Und weil sie von Allen nehmen, ist das dann sozial.
Darum verkaufen die ihr Land ja jetzt auch an die Kommunisten, die dereinst noch zum Reich des Bösen gehörten – lese ich jedenfalls im Spiegel:
Die USA haben bei China weitaus mehr Schulden als bislang angenommen. Die Volksrepublik halte US-Anleihen im Wert von 1,16 Billionen Dollar, gab das US-Finanzministerium am Montag (Ortszeit) bekannt. Das ist gut ein Drittel mehr als noch Mitte Februar veranschlagt.
Kein Wunder, das sich niemand darüber aufregt, das die Chinesen den USA ganz offen den Krieg erklären … den Wirtschaftskrieg erstmal – so würde ich jedenfalls die Ankündigung im Spiegel verstehen:
Die chinesische Notenbank überrascht mit einer spektakulären Ankündigung: Firmen der angehenden Supermacht können ihren kompletten Außenhandel künftig in Yuan abwickeln statt in Dollar. Peking rüttelt an Amerikas Anspruch, die Leitwährung zu stellen – mit gravierenden Folgen für die USA.
Da steht jemanden bald das Wasser bis zum Hals. Kein Wunder, das sich Obama für Social Bonds interessiert – er denkt einfach mal an seine persönliche Zukunft … und daran, was seine Wirtschaftspolitik aus seinem Land machen wird.
Während dort kräftig abgesahnt wird, lädt man bei uns den Müll ab. So berichtet Panorama:
Exxon: US-Konzern vergiftet Grundwasser in Norddeutschland
Uns als Bürger stört das nicht, gerade heute nicht. Es ist einer dieser Tage, wo man uns erlaubt, auf den Bürgersteig zu pinkeln. Dabei wollen wir nicht gestört werden, weshalb uns auch unsere explodierenden Atomkraftwerke egal sind, über die gestern DiePresse berichtete:
Ein altes bayerisches Atomkraftwerk sorgt in Österreich für Aufregung. Eigentlich hätte Isar1 heuer stillgelegt werden sollen. Aber nachdem Deutschland die AKW-Laufzeiten verlängert hat, wird dort noch mindestens acht Jahre lang Strom produziert. Der Reaktor gilt als veraltet. Schon vor Jahren hatte die österreichische Bundesregierung eine Studie über sein Risiko in Auftrag gegeben. Seit Juni 2010 ist sie fertig.
Dann kommen die „Islamisten“ nach hier und erschiessen die ISAF-Truppen, siehe hr:
Am Frankfurter Flughafen sind am Mittwoch zwei US-Soldaten erschossen worden, zwei weitere wurden schwer verletzt.
Als Antwort darauf wird die US-Luftwaffe wahrscheinlich den Rosenmontagszug in Köln bombadieren … jedenfalls, wenn sie mit der gleichen Logik vorgehen wie schon so oft in Afghanistan.
Insofern ist es wahrscheinlich schon gefährlich, die „stille Revolution“ wahrzunehmen, über die Muslim-Market berichtet:
Der Autor dieser Zeilen gehört sicherlich zu den Letzten, die an eine baldige Befreiung Deutschlands vom US-zionistischen Imperialismus glaubt. Aber möglicherweise gibt es doch ein höheres Vernunftpotential, als es nach Außen wirken mag bzw. von der Hofberichterstattung wiedergegeben wird, wobei zunehmend die Frage aufgeworfen kann, für welchen “Hof“ eigentlich jene Berichterstattung arbeitet. Möglicherweise ist der sogenannte Wutbürger gar nicht geprägt von “Wut“ sondern von Vernunft und sucht eine vernünftige Lösung für Deutschland und die Zukunft dieses Landes. Möglicherweise … und Hoffnungslosigkeit ist die größte Sünde im Islam. Und alle Hoffnung ist auf Gott ausgerichtet.
Und das macht Islamisten so gefährlich: die haben noch Hoffnung, die reden von Vernunft statt Wut und bringen damit den ganzen neuen Sozialismus in Gefahr, während wir beten müssen, das weder Gift, noch Atom, weder Banken noch Politiker uns zur Strecke bringen.
Also … was mich angeht: ich verstehe, warum man das nur noch besoffen oder religiös ertragen kann.