Sonntag, 30. 8. 2015. Eifel. Oft begegnen uns Begriffe, die regelmäßig Verwendung finden, doch nie näher erläutert werden. Einem dieser Begriffe wollen wir uns heute nähern, weil das Objekt, das mit ihm beschrieben wird, überaus gefährlich für den ganzen Planeten geworden ist. Gemeint ist der Konsumzombie, ein Geschöpf, das seit 65 Jahren zu beobachten ist und amerikanischen Labors der späten dreißiger und frühen vierziger Jahre entsprang. Doch wollen wir hier mal nicht vorgreifen und uns zuerst der Geschichte des Begriffs Zombie widmen.
Der Zombie – historisch
Zuerst trat der Zombie in der Karibik auf – jedenfalls haben wir dorther die ersten Sichtungsberichte. Es handelte sich um tumbe Arbeitssklaven, um tote Menschen, durch hinterhältigen Zauber wieder zum Leben erweckt, die für ihren Meister zum Nulltarif auf den Feldern arbeiteten. Sie waren nicht sonderlich gefährlich, aßen eigentlich nichts, brauchten kaum Platz und waren auch sonst sehr genügsam. Sie neigten nie zu Aufständen noch griffen sie ihre Meister an, ihre intellektuelle Leistungsfähigkeit glich der eines gemeinen Kohlkopfes – und so wie er verbrachten sie auch den Tag, mit dem einen Unterschied, dass sie es noch schafften, die Felder umzugraben und andere einfach Aufgaben zu erfüllen. Geschaffen wurden sie durch Magie oder eine gefährliche Pilzmischung – da ist sich die Wissenschaft noch uneins.
1969 war dann das Geburtsjahr einer neuen Genertion von Zombies, die sich von den älteren Modellen vollständig unterschied. Äußerlich sahen viele von ihnen aus wie Leprakranke im Endstadium, viele befanden sich in Zuständen, die für einen normalen Menschen den sofortigen Tod bedeutet hätten – und doch bewegten sie sich weiter fort. Doch nicht nur um Aussehen unterschieden sie sich von dem älteren Modell, das höchsten mal unter Haltungsschwäche oder gebleichten Augen litt, auch ihr Verhalten war komplett anders. Sie waren zu keinerlei sinnvollen Tätigkeit mehr zu gebrauchen, gebaren sich dafür aber gegen Menschen außerordentlich aggressiv – in Form gezielter, andauernder kannibalistischer Angriffe. Gut, dass es sie nur in Filmen gab … obwohl uns einzelne Berichte aus den USA erreichten, dass gewisse Drogen zu ähnlichem Verhalten führte, doch hier ist die Datenlage noch äußerst gering. Wie so oft scheint es hier, dass die Visionsindustrie der Wirklichkeit ein wenig voraus war.
Wir mussten uns mit den historischen Bildern des Zombies beschäftigen, um uns dem letzten Zombie, der aktuellsten Variante, dem Konumzombie, verständlich zuwenden zu können, der – anders als die anderen – alles andere als harmlos ist.
Der Konsumzombie trat zuerst in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts auf, jedoch erstmal nur – wie der kannibalische Zombie – auf den Leinwänden, gezielt in sogenannten „Werbespots“. Dort wurde er als ein Wesen dargestellt, dessen einziger beglückender Lebenssinn der Kauf von Produkten war. Anders als bei seinen Vorgängern können wir bei ihm deutlich sagen, wie er geschaffen wurde – nicht durch Magie, Pilze, einen Virus, dämonische Besessenheit oder außerirdische Genmanipulation, sondern durch ein Bündnis von Politikern, Militärs und Wissenschaftlern – Bündnissen, denen man schon immer zurecht das Schlimmste zutraute. Frank Schirrmacher beschrieb dies in seinem Buch Ego, auf das wir hier zum Zwecke des Nachlesens verweisen wollen. In der Tat dauerte es vierzig Jahre, bis die permanente Bestrahlung durch einfache Werbespots den erwünschten Erfolg hatte – weshalb wir den Konsumzombie auch zeitlich hinter den kannibalistischen Zombie verorten wollen, zu dessen Zeiten der Bürger noch zu Studentenrevolten in der Lage war. Anfang der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts jedoch folgte – wie bekannt – die weltweit um sich greifende Epedemie – der Konsumzombie eroberte Städte, Länder Kontinente. Verlassen wir nun den historischen Umriss des Themas und wenden uns der konkreten Beschreibung des Studienobjektes zu, dass von allen bekannten Zombiearten die Gefährlichste ist und in ihrem Verhalten apokalyptische Zukunftsvisionen denkbar werden läßt.
Der Konsumzombie – Aussehen und Verhalten
Wenn sich eins positiv über den Konsumzombie sagen läßt, dann ist es: er sieht von allen am Besten aus, unterscheidet sich nur gering von dem Auftreten natürlicher Menschen, viele Exemplare neigen sogar zu einer übertriebenen Pflege ihres Äußeren, um der inneren Verrottung entgegen zu wirken. Auch seine Leistungsfähigkeit ist für einen Zombie überdurchschnittlich: der Konsumzombie kann Maschinen bedienen, Dinge gezielt von A nach B befördern und verfügt über rudimentäre Reste der menschlichen Sprache, die er allerdings kaum noch zur Kommunikation gebraucht. Eher werden bei Begegnungen stereotype Laute ausgestauscht, so als ob sich der Konsumzombie noch daran erinnert, wozu früher die Begegnung von Menschen diente und dies instinktiv nachäfft.
Es gibt jedoch Ähnlichkeiten mit dem karibischen und dem kannibalischen Zombie, so dass der Kosumzombie seine eigentliche Herkunft nicht ganz verleugnen kann. Im Arbeitsverhalten gleicht er dem karibischen Modell, widerspruchslos erledigt er jede Art von stumpfsinniger Arbeit – auch schriftliche, ist also zu höherem Arbeitsniveau fähig. Immer braucht er einen „Chef“, einen Rudelführer, ohne den er völlig handlungsunfähig zu sein scheint. Das stumpfe Glotzen des karibischen Modells erscheint unter anderm, wenn höhere, nicht mehr vorhanden Denkkategorien gefordert sind, er zum Beispiel mit Begriffen wie „Freiheit“, „Frieden“, „Gerechtigkeit“, „Sicherheit“ oder „Mitleid“ konfrontiert wird. Darauf angesprochen, hört man oft keine Antworten oder es folgt eine unsinnige, sinnlose Aneinanderreihung von Worten, die oft mit großer Erregung ausgestoßen werden.
In seinem Verhalten gleicht der Konsumzombie jedoch mehr dem kannibalistischen Modell: er ist außerordentlich aggressiv gegen menschliche Wesen und auch – eine weitere erstaunliche Besonderheit – gegen die eigene Art. Auch der Begriff „Kannibalismus“ kann hier zum Tragen kommen, da der Kosumzombie keinerlei Hemmungen hat, seine Mitmenschen sämtlicher Lebensenergie zu berauben, die sich in seinem natürlichem Umfeld fast vollständig in „Geld“ ausdrückt. Anders als der kannibalistische Zombie findet er jedoch kein Ende, kein Halten. In der Verzehrung der Welt, in ihrem hemmungslosem Verbrauch schreitet er während seines ganzen Lebens immer weiter fort – und ist so die gefräßigste Art von allen.
Sein natürliches Lebensumfeld ist die Stadt, möglichst große, möglichst leblose Betonmassen finden seine Zustimmung, dort, im Gewimmel der Massen fühlt er sich wohl. Bekommt er viel Beute, zieht er sich im Laufe der Zeit gerne an den Rand der Stadt zurück, wo er sich einen künstlichen Hügel baut, in dem er alles verstaut, was er an sinnlosen Dingen angehäuft hat. Dort hat er auch gerne Rasen um sich herum, fein zurechtgestutzt, möglichst monoton in der Gestaltung, die regelmäßige Züchtigung des Rasens mittels lautstarkem brutalem Gerät ist ihm eine große Freude – doch nicht nur dort.
Um von A nach B zu gelangen hat er eine ganze Reihe lautstarker Maschinen angeschafft, die jegliche nachdenklich machende Stille aus seiner Existenz verbannt. Hier wird ein Überleben rudimentärer Hirnfunktionen zum Fluch: die schreckliche Stille im Inneren wird als unerträglich wahrgenommen und beständig übertönt durch Lärm im Außen, der in jeder Form – aber besonders gerne im Verkehr – zum Einsatz kommt. Der Traum des Konsumzombies ist eine von Rennstrecken durchzogene Welt, auf der er nach Herzenslust hin- und herfahren kann.
Die Aggressivität gegen menschliche Wesen äußerst sich nur selten in direkten Angriffen, der Konsumzombie ist eher Sammler als Jäger, eher Fallensteller als Krieger: erkennt er Wesen als feindlich an – also so ziemlich alles, was sein gedankliches Fassungsvermögen übersteigt – so verwehrt er ihnen lieber den Zugang zur Wasserstelle als sie im Kampf zu überwältigen. In seinem Willen jedoch ist er völlig vernichtend – der Tod einer halben Million unschuldiger Kinder zur Rettung seiner Lebensweise kommt ihm sehr gelegen … bzw. läßt ihn völlig kalt.
Während der Zerfall des kannibalistischen Zombies äußerlich deutlich zu erkennen ist, findet der Zerfall des Konsumzombies vor allem innerlich statt. Gleicht er äußerlich dem normalen Menschen sehr, ist er innerlich völlig verroht und verrottet, sämtliche menschlichen Wesenszüge sind erloschen zugunsten einer unermesslichen und nie zu befriedigenden Gier nach dem Verbrauch (dem Konsum) der Welt, einer Gier, die letztlich die vollständige Vernichtung der natürlichen Lebensräume aller irdischen Arten zur Folge haben wird … und zwar schon in siebenhundert Jahren, wenn zum Beispiel in Deutschland unter Beibehaltung der momentanen Landschaftsvernichtungsgeschwindigkeit jeglicher Boden zubetoniert wurde, um Platz für Höhlen und Maschinen der Konsumzombies zu schaffen. Der Konsumzombie ist die gefährlichste, vernichtendste Art, die je auf der Erde wandelte, selbst gefrässigste Raubtiere kommen seinem Vernichtungswahn nicht annähernd nahe – noch erreichen sie auch nur annähernd die Dimensionen der Vernichtung, in denen der Konsumzombie Jahr für Jahr neue Rekorde aufstellt.
Der Konsumzombie im Alltag
Zum besseren Verständnis des Forschungsobjekt wollen wir mal einen Blick auf den normalen Tagesablauf des Konsumzombies werfen. Der Tag beginnt für ihn nicht wie für normale menschliche Wesen, er liebt es, von seinen Maschinen aus dem Schaf gerissen zu werden. Er steht auf aus einem Bett, das ihm die Werbung vorschrieb, vollzieht Rituale im Bad, die ihm die Werbung vorschrieb, geht in die Küche, die ihm von der Werbung gestaltet wurde um dort denaturierte, von der Werbung befohlene Nahrung zu sich zu nehmen, die diejenigen Funktionen seines Körpers funktionieren lassen, die noch nicht abgestorben sind. Während des Morgenrituals empfängt der Konsumzombie beständig weitere Befehle aus Radio und/oder TV-Empfangsgeräten, ein kommunikative Chaos, das in ihm das Gefühl von Lebendigkeit entstehen läßt. Im Anschluß an dieses – jahrzehntelang gleiches – Ritual begibt sich das Objekt in seine Transportmaschine, um mit viel Krach und Gestank den Weg zum Platz des Arbeitsrituals zurück zu legen. Das Arbeitsritual wird ebenfalls von Maschinen geprägt, mehr als acht Stunden lang täglich (also doppelt soviel, wie für normale, geistig aktive Menschen im schöpferischen Lebensplan der Natur vorgesehen) läßt sich der Konsumzombie von seinen Maschinen beschäftigen, bis er gegen Abend wieder in sein trautes Heim zurückkehrt.
Dort verbringt er dann die restlichen Stunden des Tages vor einer Informationsmaschine, die ihm kontinuierlich weitere Konsumbefehle eingibt, die unser Objekt speichert und am Wochenende – seltener auch mal am Ende eines Arbeitstages – ausführt. Manchmal – wenn auch immer seltener – hat das Zombiemännchen auch ein Zombieweibchen, dass den Konsum für ihn erledigt, während er das stupide Arbeitsritual durchführt.
Geistig gesehen ist der Konsumzombie so inaktiv wie seine Vorgänger. Zwar ist er in der Lage, grobe Entscheidungen zu fällen, doch ist er schnell von jeder Art komplexerer Problemstellung überfordert, die mehr verlangt als ein „dafür“ oder „dagegen“. Jede Form des Diskurses, der produktiven Diskussion ist ihm unmöglich, Formen konstruktiver Problemlösung völlig fremd. Schwarz und weiß, gut und böse, an und aus – das sind Kategorien, die er bewältigen kann – wird es schwieriger, treten verschiedene Symptome der Überforderung auf – bis hin zu Gewaltausbrüchen, psychotischen Schüben oder völliger Stagnation.
Der Konsumzombie in Staat und Gesellschaft
Auch wenn der Konsumzombie im Alltag ein stupider Einzelgänger ist, der mit anderen lediglich in Form von standardisierten Ritualen über Wetter, Urlaub, Fussball und Allgemeinbefinden kommuniziert, so ist er in der Gruppe ein Herdentier, dass weitgehend standartisierte Kleidung und einheitliches Freizeitverhalten bevorzugt. Er ist sogar in demokratischen Gesellschaftsformen überlebensfähig – allerdings nur sehr unwillig, da er zur politischen Willensbildung nicht in der Lage ist. So erscheint sein Verhalten oft äußert paradox: hungern viele Millionen Menschen im Inland, so trachtet er, ihnen den lebensnotwendigen Rest an Versorgung ebenfalls abzuschneiden, weil sie ihm viel zu teuer sind. Strömen jedoch aus dem Ausland – aus den von seiner Kultur verheerten Ländern – Millionen von Flüchtlinge zu, so begrüßt er sie – so lange es vom Chef angeordnet wird – mit großer Freude und Begeisterung, ohne an die Kosten zu denken, die diese genauso wie seine notleidenden Mitmenschen im Inland verursachen. Verrecken jedoch noch mehr Millionen in ihren Heimatländern, so interessiert es ihn überhaupt nicht, eben so wenig ist er in der Lage, zu begreifen, dass es seine Maschinen sind, die das Elend überhaupt erst verursacht haben.
Politisch gesehen funktioniert er wie eine Maschine, kreuzt bei jeder Wahl das Gleiche an und hebelt so die Demokratie an ihren Grundfesten aus – sehr zur Freude seiner Meister, ohne die er – wie der karibische Zombie – völlig unfähig zur Gestaltung seines Lebens wäre. Zentrale soziale Grundwerte menschlichen Lebens gelten ihm als „Sozialromantik“, da er sie überhaupt nicht mehr begreifen oder verstehen kann, natürliche Werte wie Solidarität, Nächstenliebe, Mitleid sind ihm fremd wie die Fähigkeit zur Empathie – und hier gleicht er im Sozialverhalen völlig dem kannibalistischen Zombie.
Der Konsumzombie und die natürliche Umwelt
Während der karibische Zombie sich problemlos in die natürliche Umwelt einfügen läßt, der kannibalistische Zombie ausschließlich für menschliche Lebenswelten eine Gefahr darstellt ist der Konsumzombie die apokalyptische Bedrohung des 21. Jahrhunderts. Er entpuppt sich als wahrer Müllweltmeister und findet großen Gefallen daran, drei mal im Jahr in den „Urlaub“ zu fliegen um auch in fremden Ländern die gleichen Verheerungen wie in seinem natürlichen Lebensumfeld zu hinterlassen. Seine Maschinen sind Sondermüll auf vier Rädern, Sondermüll mit Flügeln oder Sondermüll mit großem Energieverbrauch, er frißt sich zwar nicht durch die Menschheit aber dafür durch sämtliche Arten seines natürlichen Lebensumfeldes. Seit seinem Auftritt sind ein großer Teil der Arten – sei es Tier oder Pflanze – ausgestorben oder akut vom Aussterben bedroht, die schier endlos erscheinenden Meere hoffnungslos verseucht, weite Flächen fruchtbaren Ackerlandes mit Müll zubetoniert, verödet oder ganz vergiftet, einst blühende Landschaften durch Trassen für Reisemaschinen sinnlos filetiert und zerschnitten, um die ständig wachsenen Megastädte, die sein natürliches Lebensumfeld bilden, miteinander zu verbinden. Seiner unermesslichen Verbrauchs – bzw. Vernichtungsgier sind inzwischen so viel Rohstoffe zum Opfer gefallen, dass sogar der Sand knapp wird.
Wir wissen, was aus der Erde wird, wenn es der Menschheit nicht gelingt, der Plage Herr zu werden: die Erde wird ein Spiegelbild des Mars werden, eine endlose, verdorrte, lebensfeindliche Wüste. Schon jetzt sind 35 Prozent der Landoberfläche Wüste – und jedes Jahr wird Fläche in der Größenordnung von Irland zusätzlich in Wüste verwandelt – von jenen Flächen, die zusätzlich zubetoniert werden, einmal ganz abgesehen. Die Ursachen der Verwüstung der natürlichen Lebensumwelt liegen einzig und allein in der Gier des Konsumzombies begründet: seine Verschwendung von Wasser, Wald, Pflanzen und Ackerboden vernichtet die Lebensgrundlage aller Lebewesen dieses Planeten.
Der Konsumzombie und die Zukunft
Die Zukunft sieht düster aus, auch wenn der Konsumzombie aufgrund seiner passiven Lebensweise kaum in der Lage ist, sich adäquat fortzupflanzen, also kaum Nachkommen zeugt, so werden durch gezielte Bestrahlung der Bevölkerung auch in Schwellen- und Entwicklungsländern stets neue Generationen erschaffen, die die ausgelöschten älteren Exemplare ersetzen. Wird er nicht aufgehalten, so ist die endgültige Verwüstung des Planeten innerhalb weniger Jahrzehnte nicht mehr aufzuhalten. Die einzige Hoffnung, die besteht, sind in Versuchen zu erkennen, die so degenerierten Lebensformen durch andersartige Bestrahlung zurück zu verwandeln, durch Werbespotts, die Lustgewinn durch aktives Mitleid, durch Empathie, Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft gegenüber den armen, alten, kranken und einsamen Menschen predigen anstatt Lustgewinn durch weitere Verwandlung natürlicher Ressourcen in hochgiftigen Sondermüll zu propagieren. Hier jedoch ist die Mitarbeit der Meister der Konsumzombies gefordert, jener hochkarätigen Köpfe in Militär und Wissenschaft, die ihn in den fünfziger Jahren geschaffen haben.
Von deren Kooperationsbereitschaft ist aktuell nichts wahr zu nehmen. Nicht auszuschließen ist, dass die Meister der Maschinen inzwischen selbst infiziert und somit zu eigenmächtigen Entscheidungen aufgrund differenzierten Denkens nicht mehr in der Lage sind.
Das wäre dann fatal.
Montag, 1.6.2015. Eifel. Schon die Überschrift dieser kleinen Abhandlung wird Zorn erregen: den Zorn jener, die den Holocaust für sich gepachtet haben wollen, jene Gruppe vorgeblich „linker“ Kreise, die sich dem „Kampf gegen Rechts“ verschrieben haben, einen Kampf, der wichtig und unverzichtbar ist. Was diese Menschen jedoch übersehen: die Geschichte wiederholt sich zwar, aber sie kopiert die Vergangenheit nie eins zu eins. Es wird in Deutschland keine großartigen Vernichtungslager zur Auslöschung der deutschen Mitbürger jüdischer Religionszugehörigkeit mehr geben – einfach, weil es dafür nicht mehr genug Zielpersonen gibt. Es macht wenig Sinn – außer für den Verfassungsschutz, um unliebsame Gesellschaftskritik zu diskreditieren – die Juden hinter allem Übel im Land zu vermuten: einfach, weil sie fort sind.
Es ist natürlich bequem, gegen ein Feindbild anzukämpfen, dass an Bissigkeit schon längst verloren hat: die bösen Geister der Vergangenheit wehren sich nicht, schlagen nicht zurück, leisten keinen Widerstand: der Sieg ist einfach und leicht während großzügiger Debatten zu erringen, quasi aus dem Kaffeehaus heraus möglich:
„Die Atmosphäre solidarischer Diskussion im großen Plenum, geschaffen durch Tischgruppen, Dekoration und Moderation war sehr angenehm. Die Möglichkeiten der direkten Kommunikation aus dem Plenum heraus und in das Plenum hinein mittels einer Twitter-Wall und Facebook wurden gut angenommen. Unter #CrossingCrisis sind Debattenbeiträge zu finden, die sich mit unserem Thema eines nötigen gesellschaftlichen Projekts zur Überwindung des trostlosen und autoritären Neoliberalismus beschäftigen.“
Dies Zitat stammt aus der Newsletter 3/2015 des Instituts für soliarische Moderne, einem Zusammenschluss von Menschen mit „linker“ Selbsteinschätzung – und zeigt an sich schon die grenzenlose Degeneration der Debattenlinken: hervorgehoben wird die angenehme Dekoration und der erfolgreiche Konsum moderner Medien gegen den trostlosen Neoliberalismus, der in dieser Aufmachung daherkommt, als sei er kein menschenfeindliches Biest, sondern lediglich ein romantisches Relikt aus der Tristess der fünfziger Jahre.
Was jenen Gruppen gemein ist: den aktuell laufenden Holocaust können sie mit ihren beschränkten Rastern und Kategorien gar nicht erfassen, sie gleichen Wesen, die mit fünfzig Begriffen von „Eis“ Feuer beschreiben sollen: es ist ihnen schlichtweg nicht möglich.
Der neue Holocaust ist auch keine Vernichtungsorgie, die sich die körperliche Eliminierung des zu vernichtenden Subjekts als Ziel gesetzt hat: seine soziale Vernichtung reicht ihm momentan völlig aus – wobei es die Logik gebietet, anzunehmen, dass auch die körperliche Vernichtung notwendig wird, wenn die zu verteilenden Ressourcen so knapp werden, dass die Anhänger und Wähler der regierenden Parteien nach eigenem Ermessen „zu wenig“ davon bekommen: entsprechende Aktionen sind schon im Vorfeld vorbereitet worden, Schlagworte wie „Parasiten“ und „Schmarotzer“ werden gezielt von Führungspersonen regierender Parteien gesetzt, dass die, nicht nicht arbeiten, auch nicht essen sollen, ist nur die logische Konsequenz dieser Verwandlung eines demokratischen Rechtsstaates in ein gigantisches Arbeitslager. Das in diesem Klima Gewerkschaften gewaltig an Zustimmung verlieren, ja, bei gewissen obrigkeitshörigen Bewohnern des Landes offenen Hass auslösen, ist zu erwarten: im Arbeitslager wünschen die Gefangenen nur eins – sanktionsfrei funktionieren zu können um der Strafe zu entgehen. Am Besten als Gefangener mit Aufsichtsfunktion.
Ich möchte Ihnen Aspekte von Hartz IV – dem sozialen Holocaust – anhand einiger Zitate demonstrieren, die ich nicht einschlägigen Sozialforen entnehme, sondern einer staatstragenden, linientreuen bürgerlichen Zeitung, der Süddeutschen (siehe süddeutsche Zeitung):
„Die vergangenen zehn Jahre zeigen: Das Hartz-IV-System ist ein unglaublich rigides Armutsregime. Deutschland lebe über seine Verhältnisse, heißt es doch immer. In Wahrheit geben sich immer mehr Menschen mit immer weniger zufrieden – in einer Gesellschaft die ansonsten immer reicher wird. „Hartz IV bewirkt eine Anspruchsreduktion, die mit einer Traumatisierung einhergeht“, sagt Butterwegge. Die Menschen nähmen sich selbst zurück. „Sie werden gedemütigt und demoralisiert“.“
Demütigung, Demoralisierung, Traumatisierung: Werkzeuge des Unmenschen, geschaffen zur Vernichtung unwerten Lebens, eine Vernichtung, die manchmal den physischen Tod einschließt – und manchmal nur den sozialen:
„Es hinterlässt nicht nur bei den Betroffenen weitreichende Schäden, sondern auch bei jenen, die fürchten, auf die Position zurückzufallen“, stellt Soziologe Dörre fest. Entsprechend hoch sei bei ihnen die Bereitschaft, Konzessionen zu machen, um ja nicht in Hartz IV hineinzurutschen. So erkläre sich, warum der Niedriglohnsektor in Deutschland mittlerweile so ausgeprägt sei. Diejenigen hingegen, die länger im Hartz-IV-Bezug bleiben, müssen sich mit einer Lage arrangieren, sich anpassen, um zu überleben. „Aber je stärker sie ihre Lebensplanung und ihren Lebensstil verändern, desto stärker unterscheiden sie sich vom Rest der Gesellschaft. Die Langzeitarbeitslosen werden so zur Zielscheibe der anderen und ziehen sich aus der Öffentlichkeit zurück. Sie werden unsichtbar.“
Der Hartz-Terror hat das ganze Land verändert, es in ein Arbeitslager verwandelt. „Es gibt kein Recht auf Faulheit in diesem Lande“ – der Spruch des verantwortlichen Bundeskanzlers zu dieser Zeit – ist, bei genauerem hinsehen – eine Ableitung des Satzes „Arbeit macht frei“, jener Parole, die an den Toren nationalsozialistischer Vernichtungslager zu finden wahr: Arbeit befreit von Demütigung, Demoralisierung und Traumatisierung. So gesehen versteht man all jene Menschen, die ihren Hass auf den Eisenbahnerstreik freien Lauf lassen: eine Folge des Streiks, die man als Arbeitnehmer zu tragen hätte, wäre die soziale Vernichtung durch eine unheilige Allianz von Staat und Konzernwesen, wobei hier vor allem die Meinungsbildungskonzerne zu nennen sind – wie z.B. Bertelsmann, die sich durch intensiven, gezieltem Kontakt zur Kaste der Staatssekretäre einen immensen Einfluss auf die deutsche Politik sichern konnten.
„“Arbeitslosigkeit zerstört“, sagt der Bielefelder Sozialforscher Wilhelm Heitmeyer. Die Alltagsstruktur, den Status, den Respekt der anderen – und damit das Selbstbewusstsein. Die Wirkung von Arbeitslosigkeit werde dramatisch unterschätzt. Heitmeyers Diagnose nach zehn Jahren Hartz IV: In alle Lebensbereiche habe sich eine autoritäre Form des Kapitalismus hineingefressen – selbst in jene Areale, die eigentlich nicht ökonomisch organisiert seien, etwa die Familie. Der Kapitalismus interessiere sich nicht für Integration, sondern für Konkurrenz. Die Folge: Menschen werden nach Effizienz und Nützlichkeit beurteilt, nicht aber in ihrer Gleichwertigkeit. Hartz IV in der jetzigen Form signalisiere: Hier ist jemand nicht mehr brauchbar. Darum beginne mit dieser Form der Sozialhilfe die Zone der Verachtung.“
Arbeitslosigkeit selbst ist schon eine Last, die schwer zu ertragen ist. Doch anstatt Hilfe und Unterstützung erhalten die Opfer des Turbokapitalismus nur eins: Verachtung, eine Verachtung, die ganz schnell in offene Gewalt ausufern kann. Gleichzeitig mit der Vernichtung der sozialen Existenz wird auch der Kernbereich unserer Gesellschaft zerstört: die Familie, eigentlich als besonders schützenswert hingestellt, praktisch jedoch zur Vernichtung freigegeben. Wieviel Familie ist eigentlich noch vorhanden, wenn Papa und Mama arbeiten gehen müssen, während das Kind in der Kita verwahrt wird? Wieviel Schutz kann eigentlich noch die Familie bieten, wenn Angst die Stimmung am Frühstückstisch bestimmt: die Angst, dort zu landen, wo schon Millionen gelandet sind: in der gesellschaftlichen Unsichtbarkeit, als Paria, als Ausgestoßener, als Vogelfreier, der von jedem übel gelauntem „Fallmanager“ des Jobcenters nach Belieben drangsaliert werden kann?
Gerade diese Angst ist es, die in der Gesellschaft wieder Stimmung macht für reale Vernichtungslager. Lauschen wir weiter der süddeutschen Zeitung:
„Die Ausbreitung des ökonomistischen Denkens erklärt, warum sich gerade hierzulande die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit – und Langzeitarbeitslose sind dann eine solche Gruppe – zunehmend auch bei Personen findet, die sich selbst einen hohen sozialen Status zuschreiben“, stellt Heitmeyer fest, der von einer „rohen Bürgerlichkeit“ spricht. Sie entstehe, weil die Bürger selbst verunsichert seien und privilegierte Positionen sichern wollten. „Das funktioniert am besten, wenn man sich selbst auf- und andere abwertet.“
Das funktioniert am besten, wenn man … einen Sündenbock sucht, ein Menschenopfer, wenn man altgermanischen, tief im Deutschtum verankerten Traditionen folgt und den Göttern ein paar Millionen Menschen zum Fraß darbietet, um selber weiterhin Buttercremetorte serviert zu bekommen: hier offenbart sich ein Denken (bzw. ein Fühlen), das in den tiefsten Abgründen vorchristlicher und vorjüdischer Zeit zurückreicht – das hier kein Aufstand der Kirchen folgt, ist nur mangelhafter theologischer Bildung in den (finanziell in den letzten Jahren absichtlich luxuriös ausgeschmückten)Führungsschichten der christlichen Kirchen zu verdanken – oder billiger Kumpanei beim „run“ auf die Buttercremtorte.
Es ist kein linkes Kampfblatt, dass uns am 8. Januar diesen Jahres jenen vernichtenden Ausblick auf Hartz IV lieferte, sondern eine renommierte, seriöse deutsche Tageszeitung mit großer Verbreitung gerade in den Speckgürteln der Republik: gab es bis heute eigentlich irgendeine Art von Echo – außer dass sich die Linken im Lande über ihre Dekoration freuten?
Lesen Sie sich den Artikel mal selbst durch – er enthält Fallbeispiele von fleißigen Menschen, die aufgrund von hoch zu bewertenden ethischen oder moralischen Entscheidungen ihren Job innerhalb der Maschine nicht mehr machen konnten und deshalb entlassen wurden, Menschen, die eigentlich die Gesellschaft vor Schaden bewahrt haben. Doch was geschieht mit ihnen? Kein Lob, keine Auszeichnung, kein Bundesverdienstkreuz ziert ihre Brust – dafür erleben Sie eine Verfolgung, wie sie in totalitären Regimen üblich ist:
„Viele Erwerbslose kennen das: Unangemeldet steht plötzlich jemand vor der Tür und möchte die Wohnung sehen. Zum Beispiel, ob da vielleicht jemand noch im Bett liegt, der die Versorgung an Stelle des Jobcenters übernehmen könnte. Armutsforscher Butterwegge spricht von einem totalitären System, das mit Hartz IV entstanden sei und die Betroffenen nicht mehr loslasse. „Es beherrscht ihren Alltag und zwinge sie, ihr gesamtes Verhalten danach auszurichten.“ Wie nie zuvor in der Bundesrepublik maße sich der Staat an, über die Lebensweise von Millionen Beziehern der Grundsicherung zu entscheiden. Es handle sich dabei um eine institutionelle Diskriminierung.“
Mitbürger jüdischer Religionszugehörigkeit kennen diese institutionellen Mechanismen, die immer auf das gleiche Endziel hinauslaufen: Gaskammern bei Befehlsverweigerung.
Soweit ist man bei Hartz IV noch nicht – aber Obdachlosigkeit und Hungertod sind im Programm vorgesehen, man nennt es feindeutsch „Sanktionen“ – und vergisst vollkommen, dass eine Regierung, die Sanktionen gegen den Souverän verhängt, sich selbst zum Staatsfeind erklärt und den Weg der Demokratie gezielt verläßt. „Sanktionen“ verhängt der Fürst gegen Leibeigene – das kennen wir zur Genüge aus der Geschichte.
Es ist schon eine Schande der besonderen Art, dass deutsche Gerichte zehn Jahre brauchten, um zu sehen, dass rot-grüne und schwarz-rote Regierungen einen offenen Bruch der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland zu verantworten haben. Das Sozialgericht Thüringen sprach hier als erstes deutsches Gericht klare Worte (siehe MDR):
„Dessen 15. Kammer stellte in einem am 26. Mai verkündeten Beschluss fest, dass diese Leistungskürzungen ihrer Ansicht nach gegen das Grundgesetz verstoßen. So bezweifeln die Richter, dass die Sanktionen mit der im Artikel 1 festgeschriebenen Unantastbarkeit der Menschenwürde und der im Artikel 20 festgeschriebenen Sozialstaatlichkeit der Bundesrepublik vereinbar sind. Denn aus diesen Artikeln ergebe sich ein Grundrecht auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums, das bei einer Kürzung oder kompletten Streichung des Arbeitslosengeldes II gefährdet sei, so das Gericht. Außerdem stünden die Sanktionen im Widerspruch zu den Artikeln 2 und 12 des Grundgesetzes, weil sie die Gesundheit oder gar das Leben des Betroffenen gefährden könnten. Die genannten Grundgesetz-Artikel garantierten jedoch das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.“
Für den Mut haben die Richter ein Bundesverdienstkreuz verdient, stellten sie sich doch als Erste einem Zug in den Weg, der letztlich zwingend logisch nur in Vernichtungslagern für Schmarotzer, Parasiten und Minderleister enden kann – spätestens dann, wenn wir uns den „Sozialstaat nicht mehr leisten können“ … was, genau besehen, eine verfassungsfeindliche Forderung ist: Deutschland ist per Verfassung ein Sozialstaat.
Der soziale Holocaust läuft schon längst – aber wie früher will keiner genau hinschauen. Alle haben nur noch eins im Sinn: hemmungslos rohes Arbeitslosenbashing und beständige Maximierung der eigenen Verwertbarkeit – bis hin zum völligen psychischen Zusammenbruch.
Ja – der soziale Holocaust trifft nicht nur Arbeitslose – jeder Arbeitnehmer muss seit der Verwandlung des Staates in ein großes Arbeitslager mehr und mehr rennen, immer schneller, immer perfekter, immer fehlerfreier, ständig auf der Flucht vor Alter oder Krankheit – ein Zustand, der sich nur mit einem ständig wachsenden Maß an TV-Konsum, regelmäßiger Republikflucht in den Urlaub, beständiger Erhöhung der sexuellen Frequenz und steigendem Drogenkonsum ertragen läßt: so gesehen wundert es nicht, dass jetzt CDU und Grüne Cannabis legalisieren wollen. Das Volk braucht Drogen, sonst wird es wach.
Was wenig ins Auge fällt: was für ein feines, totalitäres Instrument sich die Parteien und Stiftungen dort zurechgebastelt haben. 42 Millionen Datensätze hatten die Jobcenter 2014 in ihren Archiven, ohne dass ein Volkszählungsgegner da auch nur ein Fähnchen gegen hochgehalten hat. Anders gesagt: kaum ein Arbeitnehmer ist noch nicht erfasst. Wer Hilfe braucht, muss sich komplett entblößen – geschähe das in einem Kinderheim, wir würden sofort „Missbrauch“ brüllen. Bei Arbeitslosen sind wir schon so dressiert, dass wir gar nicht mehr hinschauen – wie einst bei den Juden.
Bloß keinen Ärger mit den wahren Führern des deutschen Volkes!
Ein solches totalitäres Instrument will natürlich gebraucht werden – und es will wachsen. Es ist ein Paradies für jeden Soziopathen – und von denen erziehen wir gerade in jeder Generation mehr. Kein Wunder also, dass Regierung und Bundestag die Reichweite des Instrumentes ausweiten wollen (siehe Tagesschau):
„Die Zahl derer, die nach kurzer Zeit wieder in die Arbeitslosigkeit gehen, ist viel zu hoch“, sagte die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Sabine Zimmermann, der „Welt am Sonntag“. Eine gesetzliche Grundlage für die Unterstützung aller ehemals Erwerbslosen im neuen Job sei „mehr als überfällig.“
Ja- sie haben richtig gelesen: das fordern die „Linken“. So wird jeder Mensch, der jemals Leistungen vom Jobcenter bezog, zum Staatseigentum. Und logischerweise greifen sie nun auch nach jenen, die noch nie Leistungen vom Jobcenter bekommen haben, aber sie irgendwann mal in Anspruch nehmen könnte: den „Leistungsträgern“ (siehe Arbeitsministerin Nahles im Spiegel):
„In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Ausfall an Arbeitstagen wegen psychischer Belastung verdoppelt, das Zutrittsalter bei Erwerbsminderung ist von 58 auf 48 Jahre gefallen. Da müssen wir ran! Das ist nicht zuletzt auch im Sinne der Arbeitgeber.“
Ich fände auch: da müsste man ´ran. Mit der fünfzehn-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich – es ist schlichtweg nicht einzusehen, warum wir als hochmechanisierte Kultur noch dreimal soviel arbeiten müssen wie ein Neandertaler.
Doch wir brauchen noch mehr: neue „Nürnberger Prozesse“ gegen alle jene gesellschaftlichen Elemente, die an der verfassungsfeindlichen Hartz-IV-Praxis mitgearbeitet haben. Das Sozialgericht Thüringen hat hier (endlich!) ein klares Wort gesprochen: hier sind Verfassungsfeinde in höchsten Regierungskreisen am Werk gewesen – und einige zentrale private Elemente hetzen aktuell immer noch („Keine Strafen für faule Stütze-Empfänger“ – so titelt ein verfassungsfeindliches Kampfblatt aktuell zur Kommentierung des Urteils aus Thüringen).
Wie sieht es eigentlich aus mit Strafen für fleißige Verfassungsfeinde?
Sind dringend nötig, um das Fortlaufen des sozialen Holocaust aufzuhalten.
Montag, 11.3.2013. Eifel. Ich habe ein recht ereignisreiches Wochenende hinter mir, das mich mit Klagen über die deutsche Presse zurücklies. Sie würde viele Kommentare zensieren, auch wenn man im ersten Moment gar nicht verstünde, was denn daran schlimm sei, so wurde mir gesagt. Nun, sagte ich: kein Problem – für das, was die nicht sagen dürfen, sich nicht sagen trauen oder mit Rücksicht auf Anzeigenkunden nicht äußern, gibt es ja uns, die publizistische Graswurzelbewegung – wie können das: nur her mit der Meinung – wenn sie nicht gegen geltende Gesetze verstößt und irgendwelche braune Gülle befördert (auch nicht gut verpackt), veröffentlichen wir sie – das mache ich höchstpersönlich selbst. Ja, so wurde mir entgegnet, es sollte aber schon anonym sein – und hier wurde es richtig gruselig, weil es einer jener Momente war, an dem man merkt, in was für einem Land man inzwischen lebt: in der guten alten DDR – oder im Dritten Reich. Man darf hier jede Meinung haben – aber wenn man sie öffentlich äußert, dann hat man ein Problem … nicht mit dem Staat, dem Geheimdienst oder der Partei, aber mit dem Geheimbund der Neoliberalen, die dieses Land fest im Griff haben und dafür sorgten, das wir eine reale Arbeitslosigkeit von 50 % haben (wir berichteten). So betrifft die Angst der gelöschten Kommentatoren auch nicht den Staat … sondern den Arbeitgeber, der inzwischen als realer Blockwart der politischen Meinung angesehen wird – jedenfalls von stinknormalen Arbeitnehmern, die Angst vor der Kündigung oder Benachteiligung bei Neueinstellungen haben.
Es ist eine real vorhandene Angst, die einer fröhlichen Runde schnell die Stimmung versauen kann – und das in einem Land, das mal sehr freiheitlich war. Nun – schaut man in die Kommentarspalten der großen Zeitungen, so sieht man schnell, das der Hang zu einem Pseudonym sehr ausgeprägt ist – man kann daraus schließen, das viele genau diese Befürchtungen haben: was ist, wenn der Personalchef meine politische Meinung durch die Zeitung erfährt?
Die Antwort liegt auf der Hand: man wird sanktioniert – und hätte man das nicht im Kollegenkreis schon vielfach erfahren, gäbe es diese Ängste nicht.
Nun – wie veröffentlicht man also sinnvoll Leserkommentare, die keiner gemacht haben will? Man veröffentlicht sie als seine eigene Meinung – was es auch ist – zum Beispiel über die Schwulenehe.
Ich gestehe – wenn man mich vor kurzem zu diesem breit getretenem Thema befragt hätte, dann hätte ich wahrscheinlich gar keine Meinung gehabt, noch großes Verständnis darfür, warum dieses Thema medial so breit getreten wird. Natürlich sollen auch Homosexuelle automatische Erb- und Sorgerechte für ihren Partner bekommen, natürlich sollen sie auch Verträge schließen dürfen, die ihrem gegenseitigem Vertrauen angemessen sind – da kann doch einfach nichts dagegensprechen, oder? Es sei denn, man ist wirklich ein voll durchgeknallter weltfremder CSU-Spinner mit verklemmtem angestaubtem Weltbild von vorgestern … jedenfalls tönt es so aus den Medien.
Trotzdem sehe ich ein, das eine Schwulenehe verboten gehört – und auf keinen Fall staatlich gefördert. Ich spreche da noch nicht einmal davon, das hier versucht wird, in großem Umfang das Steuersäckel zum eigenen Vorteil zu plündern, in dem man künstliche Lebensformen konstruiert, die so ursprünglicherweise vom Gesetzgeber nicht als automatisch schützenswert angesehen worden sind. Wieso auch – wie und warum die Leute zusammenleben, geht den Staat nichts an – aber auch wirklich gar nichts.
Eine Ausnahme sind: die Kinder.
Zu ihrem Schutz und zur Garantie ihrer besseren Versorgung wurden die Gesetze zum Schutz der Familie angedacht – nicht zur Pflege der egomanischen Beutegemeinschaften double income no child, die inzwischen Standardmuster der westlichen Welt sind – auch weil man mit einem Gehalt nicht mehr über die Runden kommt. An solche egozentrischen Räuberbünde hatte jedoch früher keiner gedacht, die gab es einfach nicht.
Nun gut, wir man sagen – immer noch kein Grund, Homoehen zu verbieten – und das stimmt. Der Grund kommt erst im nächsten Schritt, wo homosexuelle Paare komplett Familie spielen wollen … wozu man ein Kind benötigt, welches auch bei der Effektivierung der Reduktion der Steuerlast helfen soll.
Die Homoehe erzeugt … Adoptionsdruck. Jedes Homopaar, das zum freundlichen Nachstellen einer Vater/Mutter/Kind-Familie ein lebendiges Kind als Spielzeug und Familienstatisten braucht, nimmt einer echten Mutter das Kind weg – gerne auch direkt nach der Geburt, damit man sich an der Erziehung so richtig schön selbst verwirklichen kann. Die Homoehe erzeugt einen Markt für Kinderklau – und das muss unter allen Umständen vermieden werden … egal, wie sehr sich Homosexuelle auch damit brüsten, ganz tolle Eltern zu sein. Es darf hier einfach kein Markt entstehen – und ich persönlich weiß auch nicht, was daran jetzt beklagenswert sein soll: wenn ich schwul bin, dann weiß ich, das ich damit ein Leben lebe, in dem Kinder nicht vorkommen können – es sei denn, ich nehme sie anderen weg.
Ist doch ganz einfach, oder?
Aber wer interessiert sich im kinderfeindlichsten Land Europas schon für die Rechte der Kinder. Wer interessiert sich schon dafür, wie der kleine Wurm in Kindergarten und Schule da steht, wenn er mit Guido und Dieter als Eltern aufmarschiert? Und wer fragt eigentlich diesen kleinen Menschen, ob er als Erziehungsexperiment von homosexuellen Eltern herhalten möchte?
Ich bin da lieber auf der Seite der Kinder – und zwar ganz kompromisslos. Für den Rest reichen „eingetragene Lebenspartnerschaften“ – aber Kinder dürfen niemals zum Mittel von Lebensexperimenten werden. Dafür haben wir eine Erklärung der allgemeinen Menschenrechte erdacht und entworfen – und es wird Zeit, das man auch in Deutschland mal anmahnt, das KINDER auch MENSCHEN sind, die von Geburt an ein Recht auf Mutter und Vater haben, das der Staat nicht durch Förderung von Adoptionsexperimenten homosexueller Paare beschneiden darf.
Das führt uns direkt zu dem anderen Thema, zum Thema Mütter. Hier ist ja mal eine Eva Herrmann übelst ausgerutscht (und die Jagd auf sie liegt schon lange auf der Liste der Themen, denen ich mich irgendwann mal zuwenden möchte). Es ist natürlich auch ziemlich dämlich, über das Thema Mutter zu sprechen und gleichzeitig dadurch zu versuchen, den Hitler wieder aufzupolieren … ganz nach dem urdeutschen Motte: war ja nicht alles schlecht, früher.
Doch, war es. Mir liegen persönliche Aussagen von arischen, im NS-Staat integrierten Menschen vor, die einem deutlich vor Augen führen, das damals WIRKLICH ALLES SCHLECHT WAR! ALLES!!! Ganz einfach, weil an allem – inklusive Autobahnen, Mütterorden und Volksgemeinschaftsgefühl – BLUT KLEBT! Und nicht nur das von Juden. Man sollte auch nicht das Thema „Mutter“ dazu missbrauchen, den Führer in ein besseres Licht zu stellen – und man sollte in Deutschland dafür besonders sensibel sein – was aber nicht heißt, das man das Thema „Mutter“ einfach unter den Tisch fallen lassen darf, so wie wir es momentan machen.
Mal ehrlich: momentan verhalten wir uns doch so, als würden wir glauben, das die Kinder vom Klapperstorch gebracht oder von einer Zuchtfirma ausgespuckt werden. Sie gehören vom ersten Moment an dem Staat, der frei über sie verfügen kann … und es oft genug tut. Hinter jedem Kind steckt aber ein Mensch, der direkt zu ihm gehört und ohne den es das Kind gar nicht geben würde, ein Mensch, der dem Kind Schutz bietet, Fürsorge und Sicherheit … wenn auch nicht in jedem Fall.
Wir, als Gesellschaft, leben nur deshalb so unglaublich gut, weil wir diese Menschen, die so blöd waren, Kinder zu bekommen, hemmungslos ausbeuten. Die Menschen verstehen das – und kriegen keine mehr.
„Mutter sein“ ist harte Arbeit. 24-Stunden Rufbereitschaft an 7 Tagen die Woche, auch Feiertags, sogar Weihnachten. Selbst krank sein kann man sich die ersten sieben Jahre nicht erlauben – es sei denn, man hat einen arbeitslosen Ehemann daheim. Mutter sein heißt: Kacke wischen, Kotze im eigenen Bett, vom Teppich oder der Lieblingscouch entfernen, stundenlanges Geschrei wegen neu wachsender Zähne aushalten und am Kinderbett wachen, selbst wenn man völlig übermüdet ist.
Kein Arbeitnehmer würde das aushalten müssen, was Mütter (und auch Väter) einfach so leisten – und als Belohnung dafür werden sie gesellschaftlich verachtet und belächelt … ein Prozess mit vernichtenden Folgen für den deutschen Wirtschaftsraum, siehe Tagesschau:
Altkanzler Gerhard Schröder – ein Initiator und Verkünder der „Agenda 2010“ – hält eine „Agenda 2020“ für nötig. Deutschland brauche neues, umfassendes Reformpaket. „Deutschland kann seinen Vorsprung gegenüber aufstrebenden Wirtschaftsmächten wie Brasilien und China nur verteidigen, wenn wir hart an unserer Wettbewerbsfähigkeit arbeiten“, sagte er der „Bild“-Zeitung. Nur wenn dies gelinge, gebe es genug Arbeit, könnten Renten bezahlt werden, könne es gute Schulen und Straßen geben.
„Wegen unserer niedrigen Geburtenrate haben wir zu wenig Fachkräfte. „Angesichts des Bevölkerungsrückgangs brauchen wir Einwanderer.“
Wir können es auch anders ausdrücken: wegen der mütterfeindlichen Politik von Wirtschaft und Parteien stirbt das deutsche Volk einfach aus – und ein sterbendes Volk ist nicht wettbewerbsfähig – auch dann nicht, wenn es versucht, die Kinder ausländischer Mütter mit Kuchen und vielen Versprechungen ins eigene Hexenhaus zu locken.
Wir stehen sogar vor der völligen Vernichtung der gesamten Versorgungsstrukturen des Staates, die der nicht offen erklärte Krieg gegen den Beruf „Mutter“ in strikt logischer Folge nach sich zieht, siehe Spiegel:
Der Direktor des Instituts der Zukunft der Arbeit (IZA), Klaus Zimmermann, warnte, Deutschland ruhe sich auf seinem wirtschaftlichen Erfolg aus. Das sei „brandgefährlich und wird uns in spätestens fünf Jahren vor die Füße fallen, wenn das demografische Chaos ausbricht“. Er sehe im Gesundheits- und Pflegesystem genauso weiter Reformbedarf wie bei der Rente. „Die Rente mit 70 ist unabdingbar“, sagte Zimmermann.
Das „demographische Chaos“ ist jetzt schon unabwendbar – und vielleicht sollte es einen erschrecken, das es schon in fünf Jahren ausbricht. Wer jetzt vierzig Jahre alt ist, sollte sich auf ein Renteneintrittsalter von 85 einstellen – wenn überhaupt. Kein Handwerker, kein Alten- oder Krankenpfleger, kein Fernfahrer wird das gesund erreichen … aber dafür schikaniert einen dann das Jobcenter zwanzig Jahre länger.
Was wir viel eher brauchen würden, wäre die gesellschaftliche Akzeptanz einer ganz normalen gesellschaftlichen Tätigkeit – was uns bei Prostituierten leicht fällt, sollte uns doch bei Müttern nicht schwer fallen. Auch für Mütter sollte gelten, was für alle Menschen gilt, die hart arbeiten: der Job sollte BEZAHLT WERDEN!
Der muss auch bezahlt werden, um die drohenden „chaotischen Zustände“ aufzuhalten.
Und zwar supergut – denn ohne Mütter gibt es keine Zukunft … auch nicht mit Agenda 2020, 2030 oder 2040. Aber wir werden alle bis 85 arbeiten müssen, weil niemand mehr da ist, der die Rente erwirtschaften kann. Allein schon Schule und die ewig unterbezahlten Lehrer kommen doch ohne Mütter überhaupt nicht mehr aus. Wenn ich sehe, was die von Woche zu Woche von mir fordern: das ist schon ein Halbtagsjob: Transfer zu den Klassenfahrten, Krankentransport, Einkaufstouren nur für die Schule, gezielte Nachhilfe in allen Fächern, lückenlose Hausaufgabenkontrolle und professionelle Motivationssequenzen zur Förderung der Bereitschaft zur mündliche Mitarbeit in elendig langweiligem Unterricht – dafür würde ich in der Wirtschaft 5000 Euro im Monat bekommen …. und dasselbe nochmal für die Pflegeleistungen an Kleinkindern.
Unsere ganze Gesellschaft lebt nur von der AUSBEUTUNG DER MÜTTER – so wie die US-Wirtschaft einst von der Ausbeutung der Sklaven lebte oder der Feudalstaat durch die Ausbeutung der Leibeigenen – und wir beugen uns dieser asozialen Politik völlig kritiklos, weil der CIA dereinst den Feminismus in Europa massiv gefördert hat. Nun – nichts gegen Feminismus: er war ein dringend notwendiges Korrektiv … nur leider berücksichtigt er kaum die Bedürfnisse der Kinder.
Ich hatte als Kind noch eine echte Mutter, die ganz für mich da war. Das war völlig korrekt – und ich wäre nicht der, der ich jetzt bin, wenn ich zu den wohlstandsverwahrlosten vereinsamten Zöglingen der Moderne gehören würde, jene Art „neuer Menschen“, die aktuell herangezüchtet werden und sich durch ausgesprochene Rücksichtslosigkeit und Asozialität auszeichnen: wer nie Liebe erfahren hat, kann sie auch nicht geben – und besäuft sich deshalb gern, um die innere Leere auszufüllen … oder tendiert zu einem kleinen Amoklauf im sozialen Experimentierfeld „Schule“.
Wir werden noch einen hohen Preis dafür bezahlen, das wir den Kindern die Kindheit und die Mütter gestohlen haben – aber wenigstens ist es das letzte Mal, das wir Deutschen einen Fehler gemacht haben: bei einer Geburtenrate von 8 Kindern auf 1000 Einwohnern werden wir in hundert Jahren diesen Wirtschaftsraum schlichtweg nicht mehr bevölkern können – und das ist wahrscheinlich auch gut so. In die Geschichte werden wir dann eingehen als eines der unmenschlichsten und dämlichsten Völkern der Weltgeschichte, das sich durch hemmungslose Gier, schrankenlosen Konsumwahn und grenzenlos ausgelebte Egozentrik selbst ausgelöscht hat.
Die Rede von Kanzler Schröder zur Jahresfeier der Agenda 2010 sollte man sich jedoch gut anhören: da wir nämlich nicht mehr Kinder bekommen werden, wird in Zukunft die Finanzierung von Straßen, Schulen und RENTEN UNMÖGLICH SEIN! Und ob die vielen Zuwanderer (sofern es sie überhaupt gibt) große Lust haben werden, den asozialen deutschen Schweinerentner mit seinen Luxusansprüchen durchzufüttern, wage ich zu bezweifeln … auch wenn das die Wunschträume vieler Egomanen durchkreuzen wird. Letztlich werden wir mit der brutalen Wahrheit konfrontiert werden, das nur ARBEIT wirkliche Werte schafft … und GELD jenseits aller wohlklingenden Propaganda NIEMALS WIRKLICH ARBEITEN KANN!
Das führt uns zu dem letzten Thema, das in den „ordentlichen Gazetten“ dieses Landes noch nicht mal als Kommentar geduldet wird: dem Thema der „Sozialschmarotzer“ – oder der „Asozialen“.
Ja, die gibt es. Sie sind sehr teuer, eigentlich unbezahlbar, verhalten sich völlig egozentrisch und vernichten durch ihren Lebensstil den gesamten Kontinent. Leider sind sie an der Macht und besetzen die Schaltzentralen der Macht in Europa – die Personalbüros. Dort findet man ihn: den kinderlosen Karrieremenschen, der sich selbst gerne als Leistungsträger bezeichnet.
Was aber wird aus diesem Leistungsträger im Alter, wenn er keinen Menschen hat, der ihn pflegt? Da hilft auch kein Joggen, keine teuren Vitaminpräparate oder luxuriöse Zaubermittel aus den Genlabors der USA: irgendwann ist der Körper so verschlissen, das man Hilfe braucht: er ist halt ein Gebrauchsgegenstand. Und was braucht der kinderlose Leistungsträger dann?
Menschen.
Selbst der größte Haufen Geld neben dem Bett ist nicht in der Lage, ihm den Hintern abzuwischen.
Wo sollen diese Menschen herkommen, deren Produktion man sich selbst so erfolgreich entzogen hat?
Natürlich von anderen. Die sollen sich die ganze unbezahlte Arbeit machen, ihre eigene Gesundheit ruinieren, damit Karl Ego am Ende seines Lebens nicht allein in seiner eigenen Scheiße liegt, die ihn langsam von außen bei lebendigem Leibe verdaut – was früher mal eine erbärmliche Foltermethode war.
Das ist pures Sozialschmarotzertum – und nichts anderes. Zudem hat man oft noch die meiste Lebensenergie darauf verwendet, ganz viel Tauschmittel für sich selbst zusammenzuraffen, die dann den anderen bei der Ernährung, Erziehung und Ausbildung ihrer Kinder gefehlt haben und somit eine völlig perverse asoziale Verhaltensstrategie aufgebaut, die in jeder zukunftsorientierten Gemeinschaft schlichtweg zum Ausschluss aus der Gemeinschaft geführt hätte, weil das eigene Superego die Zukunft aller gefährdet. Gegen diese feudalen und königlichen Superegos haben wir dereinst Revolution gemacht – das sollte nicht unerwähnt bleiben.
Heute hat niemand mehr Interesse an einer Zukunft Deutschlands – und vielleicht sind wir wirklich zu dämlich um zu überleben und gehören einfach auf den Müllhaufen der Geschichte geschmissen, wo schon viele „Looser“ gelandet sind, die sich nicht ausreichend um die Rahmenbedingungen menschlichen Überlebens auf diesem Planeten gekümmert haben … dafür aber Unmengen bedruckten Papiers besaßen und sich deshalb für unermesslich „reich“ hielten.
Nun denn … erwarten wir also freudigst das demographische Chaos, das ab 2018 über uns hereinbrechen wird. Schön, das Wirtschaft und Politik schon jetzt davon wissen und wir nur nebenbei davon erfahren.
Wäre das nicht jetzt wirklich der Zeitpunkt für die ganz große gesellschaftliche Notbremse? Der Zeitpunkt für eine große Koalition der Vernunft und des Überlebensinstinktes gegen eine irrationale, perverse Gesellschaft der perfektionierten Selbstbereicherung einer räuberischen Elitekaste, die selbst vor Kinderklau nicht halt macht? Oder meint ihr wirklich alle, ihr haltet euren Job locker bis 70 durch … oder bis 80?
Doch selbst wenn … wo sollen die vielen Hände herkommen, die euch am Ende des Jobs pflegen sollen?
Gut – die Krankenkassen planen schon jetzt Verträge mit osteuropäischen und asiatischen Heimen, die sicher ganz glücklich darüber sein werden, die dämlichen Egodeutschen pflegen zu dürfen.
Zumindest … wird man ihr Geld gerne nehmen, und das nicht zu knapp. Armut ist da selbst für die tüchtigsten „Leistungsträger“ schon jetzt vorprogrammiert.
Was dann fern der Heimat wirklich geschehen wird, kann man heute schon an den Zuständen in deutschen Altenheimen sehen – und die sind so erbärmlich, das sie schlicht schon jetzt unsagbar sind.
Nicht immer und überall … aber immer öfter. Und dann … wird es auch keine Kinder geben, die mal nach dem Opa schauen, wenn der im Heim allein und verlassen in hungernd einer dunklen Kammer liegt, um die Rendite des Heims nicht in Gefahr zu bringen.
Vielleicht versenkt man ihn auch einfach fünf Wochen nach Einlieferung mit den anderen Neuankömmlingen in einem anonymen Massengrab: wen wird das dann noch wirklich interessieren, wie mit den „Kosten auf zwei Beinen“ verfahren wird, wenn sie doch nur kostensparend entsorgt werden – zugunsten der Egomanen der Zukunft?
Schöne neue Welt … oder?
Aber ich verstehe langsam, warum das als Kommentar gelöscht wird … das sind unliebsame Wahrheiten, die in der Tat jeden Bürger zum Aufstand motivieren könnten – wenn er nur mal drüber nachdenken würde.
Und das wollen wir ja nicht, oder?
Dienstag, 26.2.2013. Eifel. Gestern erfuhr ich durch Zufall von Mißständen in meiner Wahlheimat. Ich darf aber nicht über sie berichten. Wie überall in Deutschland macht sich auch hier die Angst breit, was „DIE“ alles noch tun könnten. Einmal geht es um eine arbeitslose alleinerziehende Mutter, der man etwas ganz besonderes nahegelegt hat: sie solle doch mit Hinsicht auf ihre Wettbewerbsfähigkeit ihre beiden kleinen Kinder in Pflegefamilien abgeben uns selber erstmal ihre Wohnung kündigen – ihre Zukunft würde sich schon (ganz magisch) ganz von allein neu formieren. Wer das empfohlen hat, bleibt geheim – aber das ist auch erstmal egal. Schon allein die Tatsache, das Menschen wieder so denken – das absolute Primat der eigenen Vermarktbarkeit vor Vernunft, Mutterschaft und Kinderliebe – lässt einen erschauern, weil es einen Ausblick gibt auf die Tiefe der Degeneration deutschen Denkens. Die nächste Horrorstory kommt aus einem Kindergarten ganz in der Nähe. Dort hat die schwarze Pädagogik Einzug gefeiert, ohne dass sich die Öffentlichkeit zu wehren weiß. Die Kinder müssen morgens absolut still am Frühstückstisch sitzen, wer das Kinn auf seinem Arm abstützt, dem wird der Arm mit Gewalt auf den Tisch geknallt. Weint ein Kind, weil es sich nicht von der Mutter trennen kann, so stellt sich die Leiterin davor, äfft es nach und macht es vor der ganzen Gruppe lächerlich. Macht es dann immer noch Zicken, kann den Mund nicht halten oder macht sonst keinen devoten Eindruck – gibt es eben kein Frühstück. Deutschland 2013 – der Horror erreicht die letzten heilen Winkel des Landes und schreitet weiter fort. Wohin? Das kann man bei der FDP erfahren – doch davon später.
Angesichts einer Talkshow zu dem Buch „Ego“ von Frank Schirrmacher berichtet die Autorin Julia Friedrich über ihre Erfahrungen, siehe Spiegel:
Wie es in dieser neuen, nur noch von Konkurrenz und Effizienz und Vorteilsstreben geprägten Welt konkret zugeht, darüber wusste die junge Autorin Julia Friedrich zu berichten. Sie sprach von einem „Wettrüsten“ auf dem Bildungsmarkt, das bereits bei Kleinkindern einsetze, über das Fehlen aller Moral in den Kreisen etlicher Mitwirkender im großen Spiel, die sie bei den Recherchen für ihr Buch „Ideale“ getroffen hat. Da gab es diese jungen, klugen, netten Männer auf den Cayman Islands mit ihren dubiosen Geschäften, die sie nach solchen Dingen wie Verantwortung und Gewissen befragt hat. Anschließend habe sie „den Club der leeren Augen“ vor sich gehabt.
Dieser Club der leeren Augen wird auch in der ansonsten eher rückständigen und unmodernen Eifel herangezüchtet. Auch hier hat das Wettrüsten auf dem Bildungsmarkt unglaubliche Auswüchse erreicht, die auch mich als Vater und Philosophen vor unlösbare Probleme stellen: die optimale Anpassung an das System (eigentlich Aufgabe eines Vaters) kollidiert frontal mit der Tatsache, das sie nur unter völliger Vernichtung vieler wertvoller Charakterzüge (Nächstenliebe, Toleranz, Mitleid, Selbstverwirklichung, Empfindungsfähigkeit, Verantwortungsgefühl, Gemeinschaftssinn – um nur einige zu nennen) möglich ist. Der Vater verliert in diesem Spiel immer, weil die Reduktion von Empfindungsfähigkeit in breiter Front eine signifikante Abnahme der Lebensqualität bedeutet und deshalb für liebende Eltern unmöglich zu tolerieren ist – es sei denn, man fühlt sich wohl dabei, einen „Robota“ in die Welt gesetzt zu haben – slawisch für „Frondienst“ und „Zwangsarbeiter“.
In dieser Talkshow kam aber noch jemand anders zu Wort – die FDP, die sich an die positiven Seiten ihrer liberalen Tradition erinnert:
Fast wie ein Linker klang derweil der Altliberale Gerhart Baum, der die zunehmende Unbarmherzigkeit und Kälte beklagte und befand: „Die Fixierung auf die Märkte hat uns in die Katastrophe geführt.“ Schirrmachers Buch sei ein „Augenöffner“ für den Blick auf das neue Zeitalter, das ihn fasziniere, aber auch erschrecke. Es drohe angesichts der nicht nur kommerziellen, sondern auch staatlichen Datensammlungen ein „Weltpolizeistaat“.
Ein „Augenöffner“, der auf den vielen politischen Blogs in diesem Land schon längst Alltag ist. Der Marsch in einen globalen Polizeitstaat unter US-Führung ist unaufhaltsam – seit dem 11.9.2001. Nicht umsonst ist vielen dieser „Zufall“ zu zufällig, zumal schon ganz offen der Wunsch nach einem neuen „Pearl Harbour“ geäußert wurde.
So etwas kann in einer ganz normalen deutschen Talkshow inzwischen geäußert werden. Da wir aber hier inzwischen mehr so dieses Sozialarbeiterkuschelfeeling etabliert haben („gut, das wir mal drüber geredet haben„) erschöpft sich der Widerstand gegen diese Entwicklung in Worthülsen. Dabei steht der Untergang der gesamten abendländischen Tradition auf dem Spiel, unser aller Wohlstand und erst recht der Frieden. Wir hätten allen Grund, gleich morgen zum Generalstreik aufzubrechen. Das tun wir aber nicht. Streik für die Demokratie? Undenkbar. Für mehr Geld – immer. Aber für eine gerechtere Welt? Da bleiben wohl nur die Arbeitslosen als letzte Hoffnung – und die sind in Deutschland in breiter Front entrechtet worden, damit die ihre Freizeit nicht in politische Arbeit investieren.
Hören wir doch einfach mal den DGB-Chef Sommer zur globalen politischen Lage – hier in einem Interview im Stern vom 21.8.2004 zum Thema Hartz IV:
Was einige noch nicht kapiert haben, ist, dass es eine informelle, eine ganz große Koalition in Deutschland gibt.
Diese ganz große Koalition reicht von FDP, SPD über die Union und die Grünen zur PDS, wenn sie in Regierungen sitzt. Und sie reicht vor allem weit in die Medien hinein.
Ja, es herrscht eine bemerkenswerte Einfallslosigkeit, ein verblüffender Gleichklang. Es gibt doch in den großen deutschen Blättern kaum noch einen Wirtschaftskommentator, der über Umverteilung, einen modernen Keynesianismus schreibt und ernsthaft über Alternativen nachdenkt. Die neue Heilslehre heißt unisono Neoliberalismus – und niemand wagt, sie infrage zu stellen! Stattdessen wird rituell die Entfesselung des Marktes verlangt, und die Rettung aus der Krise heißt: Sozialabbau. Den Arbeitgebern ist es mit Initiativen wie der „Neuen Sozialen Marktwirtschaft“gelungen, den Sozialstaatsgedanken systematisch zu stigmatisieren.
In der Tat: zwei Monate nach dem Interview veröffentlichte der Stern einen Artikel von Arno Luik, den ich für den bedeutendsten Artikel in Deutschland halte, der damals geschrieben wurde – in der Einführung hat sich der Chefredakteur auch für den Artikel entschuldigt. Immerhin können die Jungs vom Stern aber jetzt sagen: wir haben es gesagt, hier noch lesbar bei Tacheles:
Verteidigen also die CDU/
SPD/CSU/FDP/Grünen-Politiker ihre
Reformphilosophie deshalb so vehement, weil sie wissen, dass sie einen
Putsch von ganz oben machen? Einen
Putsch? Ja, die Agenda 2010 und Hartz
IV sind Chiffren für den konzertierten
Angriff von ganz oben auf den Sozialstaat. Sie nennen es „Umbau“ – doch die
Wortwahl kaschiert nur den qualitativen
Sprung in ein anderes Gemeinwesen.
Die Berliner Republik steht für den Abschied von der Solidargemeinschaft.
Und nichts wird von den grundgesetzlich festgeschriebenen Idealen bleiben –
außer auf dem Papier und gelegentlich
noch in schönen Reden.
Und so herrscht nun eine fast hysterische Zerstörungslust. Strukturen, die
über Jahrzehnte mühsam aufgebaut
wurden, werden demontiert, sämtliche
sozialen Sicherungen werden abgebaut;
nahezu alles, was politische Bewegungen in mehr als 100 Jahren
(Kündigungsschutz, Ausbildungs- und
Mitbestimmungsgesetze usw.) für die
Staatsbürger erkämpft haben, wird nun
verteufelt.
Ein Putsch von oben – ganz offen durchgeführt. Der DGB weiß es, Journalisten wissen es – aber die gesamte Gesellschaft schweigt, weil man weiß, das „DIE“ sehr mächtig sind. Übermächtig. Darüber kann auch offen gesprochen werden, wie zum Beispiel in der Süddeutschen Zeitung, in der viele Stimmen die Radikalisierung des öffentlichen Rundfunks fordern:
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss vom Einfluss der politischen Parteien befreit werden. In seinen Gremien sollten Vertreter gesellschaftlicher Gruppen sitzen, keine Regierungsmitglieder oder Abgeordneten. Nur so ist sichergestellt, dass Kritik an Politikern, Parteien und politischen Entscheidungen möglich ist. Dann würden keine Landtagsabgeordneten mehr „Vorschläge“ zu Programminhalten unterbreiten, und es würden nicht mehr die immerselben Abgeordneten in den Talkshows sitzen. Dann wäre es auch nicht mehr möglich, dass Verträge politisch unliebsamer Journalisten nicht verlängert werden, wie es dem ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender erging.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss nicht nur staatsfrei sein, damit er nicht zum Propagandainstrument verkommen kann, sondern er muss auch dem Parteienproporz entzogen werden, weil nur dann die Freiheit der Meinungsäußerung geschützt ist.
Das meint Professor Joachim Wieland. Darf ich aus diesen Forderungen eine Beschreibung des „Ist-Zustandes“ ableiten? Das würde ungefähr so lauten:
Öffentliche Medien in Deutschland werden von einer kleinen Gruppe von Parteifunktionären vollständig kontrolliert, Widerstand gegen die Kontrolle wird durch Entzug des Arbeitsplatzes bestraft, Fernsehen ist zum Propagandainstrument verkommen.
Das merken Journalisten, Gewerkschafter und Professoren, aber das Ergebnis dieser Erkenntnis ist gleich Null, weil in Deutschland schon längst ein System totaler Kontrolle aufgebaut wurde. Die meisten Deutschen haben (von McKinsey und Konsorten ausgebildete) „Unternehmer“ und ihre Büttel als Vorgesetzte – und wer das nicht hat, bekommt vom Staat einen Fallmanager gestellt. So ist sichergestellt, das man jeden, der aus der Reihe tanzt, wirtschaftlich sanktionieren kann – bis hin zu Obdachlosigkeit und zum Tod durch Hunger und Kälte.
Immer mehr Menschen stolpern zielgerichtet in die Hartz-Falle, in der man ihnen nebenbei einige zentrale Menschenrechte aberkennt, ohne das die Medien ihre Wächterfunktion wahrnehmen. Wie auch – Propagandainstrumente haben keine Wächterfunktion mehr … mal abgesehen von gelegentlichen Feigenblätter, die dazu dienen, die Rundfunkgebühren und die eigene Existenz zu legitimieren. Deutschland wird zum Dritte-Welt-Land umgebaut, siehe Spiegel:
Weil ihr Arbeitslosengeld zum Leben allein nicht ausreicht, sind inzwischen etwa ein Zehntel der kurzzeitig Erwerbslosen einem Zeitungsbericht zufolge zusätzlich auf Hartz IV angewiesen. So gab es im Oktober bundesweit 83.118 Menschen, die zusätzlich zu ihrem Arbeitslosengeld I auch noch Hartz IV beziehen mussten. Ein Jahr zuvor lag diese Zahl bei nur 73.178 – ein Anstieg um 14 Prozent, berichtet die „Saarbrücker Zeitung“ unter Berufung auf aktuelle Zahlen derBundesagentur für Arbeit (BA).
Die Bundesanstalt für Arbeit zahlt währenddessen Spitzengehälter, baut luxuriöse Verwaltungspaläste und erwirtschaftet aus dem Einsparen von Versicherungsleistungen Gewinne für die Bundesregierung, mit denen die dann erfolglose Neureiche subventionieren kann.
Wer sich nun fragt, ob das ganze Gesamtbild nicht fatal an eine Verschwörung erinnert, wird schnell merken, das der Propagandafunk gerade diese Frage mit einem großen Tabu belegt hat – ganz einfach, weil hinter der Entwicklung ein gezielter und gewollter Putsch steht, der umso länger und erfolgreicher durchgeführt wird, je weniger sich die Bürger darüber bewußt werden.
Wir sind uns auch der Folgen dieses Putsches deutlich bewusst: es geht nicht nur um Hartz IV. Die gesamte deutsche Ökonomie ist Ziel des Angriffs, siehe Klartext:
Der ausufernde Niedriglohnsektor verändert auch den Einzelhandel. Minderwertige und billige Produkte, weder nachhaltig noch nach Prinzipien menschenwürdiger Arbeit produziert, werden von immer mehr Discountern angeboten. Deutsche Unternehmen mit hochwertigen und dadurch teuren Produkten geraten so unter Druck. Werden Niedriglohnpolitik und Ramschökonomie die neuen Exportschlager „Made in Germany“?
Die wachsende Armutszone spaltet auch den deutschen Einzelhandel. Die Gutverdiener können sich hochwertige Güter und Bio-Produkte leisten. Doch die Abgehängten sind meist auf Ein-Euro-Shops und Discounter für Textilien und Lebensmittel angewiesen. Allmählich entsteht ein Markt für minderwertige und billige Produkte, eine Ramschökonomie, die weder nachhaltig noch mit Prinzipien menschenwürdiger Arbeit zu vereinbaren ist. Die Ramschökonomie fordert auch die deutschen Unternehmen mit ihren hochwertigen, technologieintensiven, aber teuren Produkten heraus. Denn Innovationen, komplexe und nachhaltige Produkte werden immer weniger rentabel, wenn die Nachfrage schleichend schwindet.
Das bedeutet aber auch schlichtweg des Ende der Konkurrenzfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Eigentlich historische Zeiten – Arbeiter, Unternehmer, Arbeitslose, ja sogar die Kirche murren über die Zustände, siehe Bischoff Zollitsch bei Wikipedia:
Auf Distanz ging er im gleichen Interview zur CDU, sie habe sich „stärker neoliberalen Thesen angenähert“ und stehe dabei „in der Gefahr, die soziale Marktwirtschaft oder das Soziale nicht mehr genügend im Blick zu haben.“ Die Nähe zwischen CDU und katholischer Kirche sei „deshalb geringer geworden“ und andere Parteien wie SPD und Grüne nähmen „Dinge, die uns wichtig sind, stärker auf als früher“.
Wer so die historische Allianz zwischen Kirche und Kapital in Deutschland in Frage stellt, muss sich nicht wundern, wenn er auf einmal als Kinderschänder öffentlich an den Pranger gestellt wird, während andere Kinderschänder ungestraft davonkommen.
Dabei ist das eins der Elemente, das „DIE“ zusammenhält: das Versprechen, das in der Neuen Weltordnung alle Gelüste der Reichen sofort und ohne jegliche moralische Bremse erfüllt werden. Der BBC-Skandal um den Kinderschänder Jimmy Savile (siehe FAZ) fördert schon wieder Netzwerke von Kinderschändern zutage, Popstars, Komödianten und Publizisten geraten zunehmend ins Visier der Ermittler – und man kann schon jetzt vermuten, das die Ermittlungen wie im Fall der portugiesischen oder belgischen Kinderschänder ganz schnell ein Ende finden … obwohl es hinreichend Anzeichen für eine internationale Pädophilenkaste im Bereich der Mächtigen gibt, die systematischen Missbrauch betreiben.
Vielleicht auch ein Grund dafür, das man Frauen empfiehlt, ihre Kinder in „Pflege“ zu geben, damit sie besser arbeiten können.
Ich wäre ja geneigt, das Gerede um groß angelegte Verschwörungen in den Bereich hysterischer Reaktionen auf Krisen zu verbannen, gäbe es nicht mehr als hinreichende Beobachtungen zu ganz konkreten, öffentlich weit bekannten „Steuerungsinstrumenten“ : Atlantikbrücke , Bilderbergertreffen oder die trilaterale Kommission, die nur in erstklassigen (aber inzwischen leider eingestellten) Politkblogs der Öffentlichkeit präsentiert wird, siehe TheIntelligence:
Noch seltener als die Bilderberg-Gruppe findet die Trilaterale Kommission in der Öffentlichkeit Erwähnung, obwohl sie durch Namen wie Rockefeller, Kissinger, Sutherland oder auch Klaus-Dieter Frankenberger von der FAZ glänzt. Wer findet sich noch in der Liste der ständigen Mitglieder? Lucas Papademos, der neue Chef der Regierung Griechenlands. Und wer führt den Vorsitz? Mario Monti, der nach Berlusconis Rücktritt nun mit der Bildung einer neuen Regierung in Italien betraut wurde. Die Trilaterale Kommission ist eine private Vereinigung, in der sich eben „zufällig“ 300 weltweit überaus einflussreiche Menschen zusammen finden. Wer würde sich dafür schon interessieren?
Nebenbei gibt es aber auch noch eine Flut von informellen Netzwerken, die Deutschland nach und nach zersetzen.
Und wo finden wir aktuell die Putschisten wieder?
Einerseits in der Befürwortung der großen transatlantischen Freihandelszone, die den mit niedrigen Energiekosten bevorteilten US-Unternehmen freien Zugang zu den europäischen Märkten garantiert.
Andererseits in der Wahlberichterstattung über die Wahl in Italien. Der Wähler hatte dort die Nase voll – und wählte interessante Alternativen, siehe Spiegel:
Sie wettern gegen Wasserprivatisierung, wollen die enormen Diäten der Abgeordneten halbieren und das Volk über einen Euro-Austritt abstimmen lassen. Aber vor allem wollen sie die „korrupten Politiker“ überwachen.
Hinter der Bewegung steht ein TV-Star, der die Macht der Politik in den Medien deutlich zu spüren bekam, siehe Wikipedia:
Der Gründer der Bewegung Beppe Grillo zählte in den 1980er Jahren zu den bekanntesten TV-Entertainern Italiens. Seine Auftritte hatten mitunter politische Züge bis hin zur Satire, wobei er italienische Politiker direkt angriff. Auf deren Betreiben erhielt Grillo ein faktisches Auftrittsverbot im italienischen Fernsehen.
Außerdem verspricht die Bewegung Geld für alle, ebenfalls Spiegel:
Grillo lobte 1000 Euro im Monat als Grundeinkommen für jeden Italiener aus. Doch vor allem wollen sie „korrupte Politiker“ kontrollieren. Sie sind gegen das System, gegen die Massenmedien, gegen die Feinde, die überall lauern. Der Zorn der Straße sitzt nun im Parlament.
Und wie reagiert der deutsche Propagandafunk? Nun – wie die Süddeutsche:
Nun regieren wieder der Populismus, das Geschrei und die Lüge. Fast schon muss man dankbar sein, dass die längst überfällige Wahlrechtsreform nicht umgesetzt wurde. Sie hätte vielleicht die Kräfteverhältnisse auch im Abgeordnetenhaus zugunsten der Populisten Grillo und Berlusconi verschoben.
„Populismus“ – ein Synonym für Demokratie, die in Deutschland selbst immer verpönter wird. Immer, wenn das Volk anders wählt, als die Bundesregierung wünscht (siehe FAZ) droht die „große Instabilität“ (siehe Manager-Magazin), das ganze italienische Wahlsystem wird als „Schweinerei“ bezeichnet (siehe Spiegel). Italien wählt das Chaos (siehe Handelsblatt) und der DAX (eigentlich nur interessant für einige wenige Großanleger) bestraft auch das deutsche Land durch Talfahrt (ebenfalls: Handelsblatt).
Die Putschisten sitzen in Deutschlands Medien immer noch fest im Sattel und üben über den wirtschaftlichen Hebel totalitäre Macht aus.
In Italien gelang es einem Komiker, mithilfe von Blogs eine starke gesellschaftliche Kraft zu etablieren, die vor allem eins zum Ausdruck bringt: den absoluten Willen, den Putsch, der in Deutschland die Demokratie und den Sozialstaatsgedanken ausgelöscht hat, in Italien zum Stehen zu bringen.
Wäre das in Deutschland auch nur denkbar?
Eher nicht. Uns ist die Rolle des neoliberalen Musterländles zugeteilt worden – und wieder soll „am deutschen Wesen die Welt genesen“. Zumindest die europäische Welt.
Am Ende steht ein verharzter Kontinent, beherrscht durch ein paar vernetzte Lakaien des Superkapitals, die via Medienmacht jede gesellschaftliche Bewegung im Keim ersticken – wie es ein Johannes Ponader beim Millionär Günter Jauch erleben durfte.
Wollen wir das wirklich?
Nein.
Aber wir finden keine Format der bürgerlichen Gegenwehr.
Uns fehlen dazu die Komiker.
Mittwoch, 13.2.2012. Es ist schon eine Krux mit diesem Land. Oft genug habe ich mich gefragt: warum mußte ich eigentlich ein Deutscher werden? Franzose – hätte ich viel schöner gefunden. Die wirken nicht so blöde. Oder Brite: schon allein das Gefühl der Insellage ist unbezahlbar – die Landschaft, die seit Jahrhunderten nur Frieden kennt, erst recht. Däne, Schwede, Norweger – das wäre ja schon fast ein Adelsschlag. Oder Grieche – die haben tolle Feste. Nun – die Antwort darauf, warum ich Deutscher werden musste, ist im Laufe der Zeit ziemlich klar geworden: Philosophie kann man nur hier studieren – und da die wichtigsten Werke in Deutsch verfasst sind, sollte man die Sprache schon perfekt beherrschen. Und schon sitzt man in einem Land, für das man sich eigentlich nur schämen kann – wie heute zum Beispiel, als ich den Spiegel las, der über die schon üblichen Querelen in der Piratenpartei berichtete:
Die Machtkämpfe bei den Piraten spitzen sich zu: Per Online-Umfrage sollen die Mitglieder entscheiden, ob sie ihren Vorstand noch im Frühjahr austauschen wollen. Hinter der Aktion steckt der Versuch, den umstrittenen Geschäftsführer Ponader rauszukegeln. Der ist nach eigenen Worten „fassungslos“.
Das ist schon fast typisch deutsch zu nennen: der gewählte politische Geschäftsführer soll während seiner Amtszeit durch eine neue Umfrage aus dem Amt geworfen werden, weil … ja, wieso eigentlich? Für eine Außenstehenden eine Frage, die sich eigentlich erübrigt: was soll man sich mit den Querelen einer Zwei-Prozent-Partei auseinandersetzen, es gibt doch andere Probleme? Weil es aber so typisch deutsch ist, lohnt sich vielleicht doch ein kleiner Blick hinter die Kulissen – immerhin ist für mich Johannes Ponader der einzige Pirat, dem ich persönlich meine Stimme geben würde, weil sein Auftritt in der Sendung des Günther Jauch mich von seiner Integrität überzeugt hat. Nun ja – das ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb er stört. Der übrige Vorstand der Partei, die einst „Themen statt Köpfe“ wollte, will jetzt „Köpfe statt Themen“ – und zwar am liebsten die eigenen Köpfe.
Das Problem ist nur: die haben kein Gesicht, diese anderen Köpfe. Ponader hat eins. Er hat Mut, Rückgrat, Selbstbewußtsein – und Sendungsbewußtsein, all das, was man sich als Bürger von einem Politiker erhofft. Also löst der Vorstand das Problem ganz brutal: der einzige vorhandene Kopf muss weg, damit die Köpfe anderer Parteikarrieristen besser wahrgenommen werden – man will ja nicht umsonst die CDU verlassen haben, um ganz dick mit den Piraten ´rauszukommen. Hauptsache voll versorgt im Bundestag, der Rest … ist eigentlich egal.
Und gerade das ist ja das Problem mit diesen Deutschen: ihr erbärmlicher Egoismus. Für mich war die Piratenpartei erledigt, als der Spiegel über das Gerangel um die Listenplätze schrieb: man konnte förmlich mit eigenen Augen sehen, wie es ein Gerenne und Gezerre um die Fleischtöpfe gab, die Staatspfründe, die in Reichweite gerückt waren. Jeder verlor Fassung und Anstand und rannte los, um nur einen möglichst günstigen Platz zu bekommen, der ein gesichertes Einkommen, Pensionsansprüche und Zugriff auf die Fahrbereitschaft des Bundestages erlaubte.
Was hätten wir daraus lernen können? Nun – das man die Plätze auf den Listen der Parteien am Besten per Los verteilt … und das die Jobs dort viel zu gut bezahlt sind. Die Hälfte wäre noch zuviel – so ist das Monetäre allein schon Anreiz genug, in die Politik zu gehen – nicht aber die Gerechtigkeit.
Man sollte fair sein mit den Piraten: wie es aussieht, haben sie das Establishment ganz schön durcheinandergewirbelt und ordentlich beunruhigt. Das verwundert nicht – jeder Pirat nimmt einem ordentlichen Systempolitiker einen der ganz dicken Fleischtöpfe weg … und einen Schleudersitz in den Himmel des Big Business für die Zeit nach dem Amt. So verwundert es nicht, das es gegen die Piraten eine richtige Kampagne gab, siehe Indiskretionehrensache:
Keineswegs also sollte man – Ende der Vorschreibe – die Piratenpartei frei von Kritik lassen. Doch die Art und Weise, wie dies passiert, hat die Züge einer undemokratischen Medienkampagne. Und als jemand, der eine ordentliche Zeit seines Lebens in der Medienbranche verbracht hat, behaupte ich: Es ist eine Kampagne. Wer glaubt, die einzelnen Zeitungen und Zeitschriften arbeiteten brav gegeneinander im Sinne einer publizistischen Marktwirtschaft, der irrt. Deutschlands Chefredakteure treffen sich regelmäßig in kleinen Runden, zum Beispiel bei “Kamingesprächen”, organisiert von Großkonzernen. Und dort gibt es durchaus Seilschaften, die beschließen, in bestimmte Richtungen voranzuschreiben.
Die Art und Weise, wie über die Piratenpartei berichtet wird, trägt deutliche Züge einer solchen Kampagne.
Die Medien haben verschiedene Gründe, eine solche Kampagne zu fahren, einer davon ist ziemlich persönlich: die jahrzehntelange Kumpanei zwischen den „Eliten“ ist in Gefahr:
“Natürlich hassen in Berlin alle die Piraten”, sagte mir vor einiger Zeit ein Hauptstadt-Berichterstatter. Schließlich existierten nicht all die schönen Informationswege, die Redaktionen sich über Jahrzehnte in die angestammten Parteien erarbeitet haben. Bei den Piraten muss man bei Null anfangen – “und dann wollen die nicht mal”. Sprich: Sie verschließen sich dem Ansinnen vieler Journalisten, mit ihnen zusammenzuarbeiten.
Und außerdem … bedrohen die Piraten auch einige der gesicherten Pfründe des medialen Establishment – deshalb müssen sie weg.
Das sehen wir nicht nur bei dem Thema „Piratenpartei“, sondern auch beim Thema „Lobbyismus“. Hier hat die FAZ gerade einen Film-Verriss geschrieben, der wichtige Fragen unbeantwortet lässt:
15 000 Lobbyisten gibt es in Brüssel – wie viele genau, weiß niemand. Ein verpflichtendes EU-Lobbyistenregister gibt es nicht. Es liegt in der Natur des Lobbyisten, dass er Entwurf und Verabschiedung neuer Gesetze meist möglichst jenseits der öffentlichen Wahrnehmung zu beeinflussen versucht. Die Öffentlichkeit wird erst gesucht, wenn alles andere misslungen ist.
Das wirft Fragen auf: Untergräbt die Lobby die demokratischen Entscheidungsprozesse? Wo ist die Grenze zur Korruption überschritten? Dürfen EU-Kommissare und Botschafter nach der Amtszeit ihre alten Kontakte nutzen, um für Unternehmen zu lobbyieren?
Statt das man selber den Fragen nachgeht, selber recherchiert, wie sehr eigentlich der „European Round Table“ politische Wirklichkeiten in Europa weit jenseits des Interesses von Millionen von Bürgern steuert, zieht man lieber über die Macher des Filmes her, die „hinter jeder geschlossenen Tür eine Verschwörung wittern“.
Nun – gäbe es keine Verschwörungen … wozu brauchte man dann noch verschlossene Türen? Gäbe es keine Verschwörungen … wir kommt es dann, das regelmäßig „Kampagnen“ in den Medien gefahren werden – zum bösen Islamisten, zum faulen Arbeitslosen, zur göttlich-glänzenden deutschen Wirtschaft oder zur Alternativlosigkeit militärischer Inverventionen deutscher Truppenverbände im Ausland?
Nun – SPD und Grüne haben gerade gemerkt, das die Wirtschaft nicht ganz so glänzend ist, sie wollen ein neues Wirtschaftsprogramm entwickeln, ein „neues magisches Viereck“ (siehe Süddeutsche Zeitung), mit dem alles wieder ganz heil wird.
Der Hintergrund?
Piratenpartei und FDP kommen nicht in den Bundestag – und das führt dazu, das Frau Merkel die ABSOLUTE MEHRHEIT bekommt (siehe aktuelle Forsa-Umfrage in der Zeit). Viele arme Sozis und Grüne kämen so ebenfalls nicht mehr in den Bundestag … und ihrer Fleischtöpfe in die Hände des gierigen Klassenfeindes. Das darf nicht sein!
Da erinnert man sich lieber doch mal wieder an die sieben Millionen Hartz-IV-Empfänger, die drei Millionen Arbeitslosen, die vielen Millionen Leiharbeiter und jene, die sonstwie beschäftigt sind oder sich als Ein-Mann-Konzern im Gelübde der ewigen Armut durch die Welt schlagen, um dem vierten Gabelstaplerschein des Jobcenters zu entkommen, ganz zu schweigen von jenen Millionen, die Vollzeit arbeiten gehen (manche mit 48 Stunden-Wochen) und von dem Geld nur die Hälfte aller Rechnungen bezahlen können, die die Konzerne zur Pflege der Boni und der Pfründe der Reichen so aufmachen. Man braucht sie ja nur für kurze Zeit, wie damals, als Gerd und Joschka einfach mal so überraschend wie ein Papstrücktritt den gesamten Sozialstaat abgebaut hatten. Ging ja auch ganz einfach: eine Partei der Arbeiter braucht keine Arbeitslosen – und Arbeitslose sind auch keine schützenswerten Frösche.
Es gab eine nie dagewesene Enteignungswelle in Deutschland … wenn man mal von den Enteignungen jüdischer Mitbürger absieht, deren Eigentum auch heute noch vielen Kriegsgewinnlern satte Erträge liefert. Es sind wohl genau Polster jener Art, von denen man dann aus gut und sicher über Mitbürger herziehen kann – hasserfüllt, nach bester asozialer Stürmermanier. Da machen auch gerne angesehene Autoren der FAZ mit, wie hier bei DirkvonGehlen dokumentiert: der FAZ-Autor Luebberding vergleicht Johannes Ponader mit Adolf Hitler – und ist auch noch stolz auf diesen Vergleich:
Nur zur Klarstellung: Es ging nicht um Gleichsetzung, sondern um Milieubeschreibung. Darüber darf jeder nachdenken.
Soviel abartige Asozialität darf man sich als Eliteschreiber deutscher Elitemagazine erlauben. „Millieubeschreibung“ … das Prekariat als Brutstätte des Bösen, und die gute germanische Edelfeder als Held der Zivilisation. Tauscht man Prekariat durch „Juden“ aus, merkt man: die Zeit hat uns wieder ein.
Hat sie auch. Einfach mal die Kommentare zum oben zitierten Spiegelartikel über die Querelen bei der Piratenpartei lesen:
Einen professionellen Schnorrer wir Ponader kann sich diese Parte auch ganz einfach nicht leisten. Leute die stolz darauf sind, auf Kosten anderer zu leben, sollten bei uns auch nicht so viel Beachtung finden.
Die Piraten haben wahrlich jemand besseren verdient als Ponader, schmeißt ihn bitte raus.
Spätestens nach dem ersten Fernsehauftritt war jedem vernünftigen Menschen klar, das Herr Ponader die erste Wahl war, wenn man den Piraten maximal schaden wollte. Sorry, noch ein Schnorrerpartei mit BGE braucht nun wirklich niemand. Und Herr Ponader ist der Archetyp des geborenen Schnorrers, so jemanden ernsthaft in ein politisches Amt zu wählen zeigt nun mehr als deutlich, das die Piraten in der Politik nichts zu suchen haben, sondern eher im Sandkasten.
Als professioneller Schnorrer, Berufsversager mit Grossmaul hat er natürlich Profil. Wo aber ist die Leistung für die man ihn wählen könnte? Je schneller die Partie ihn los wird, desto schneller sind sie wieder wählbarer.
Erstaunlich, wie oft das Wort „Schnorrer“ verwendet wird – konfliktfrei synonym mit dem Begriff „arbeitslos“. Keinem fällt es auf, keiner widerspricht. Was aber manchen auffällt: mit Johannes Ponader hätte ein Mensch im Bundestag sitzen können, der den Sozialstaat auch mal von unten gesehen hat – und nicht nur in schicken Limousinen mit verdunkelten Scheiben daran vorbeifährt.
Ich kann nicht umhin, das Gefühl zu entwickeln, das sich hier etwas typisch deutsches Bahn bricht. Vielleicht sind wir wirklich so. Vielleicht haben wir all´ das glauben können, was Hitler und die Nazis über Juden gesagt haben, weil WIR SELBER SO VERROTTET SIND … und uns gleich wiedererkannt haben. So konnten wir unsere eigenen Abartigkeit auf andere projezieren – und sie als Strafe für unser eigenes misslungenes Sein vergasen.
Wie war es denn mit den Hexenverbrennungen?
Da war der Deutsche doch gleich ganz vorne mit dabei – und zwar der Ottonormalbürger. Scheiterhaufen wurde Volksfest – und wehe, der Priester stellte sich dem entgegen: da konnte er gleich selbst mit in die Glut steigen.
Wie war es mit den Judenverfolgungen? Als ihr Eigentum auf offener Straße versteigert wurde, kamen Deutsche aus allen Löchern gekrochen, um noch schnell ein Schnäppchen zu machen.
Und wie war es mit den Arbeitslosen? Anstelle von Mitleid, Fürsorge und Nächstenliebe bekamen sie Hass, Verachtung und entwürdigenden Maßnahmen, die man keinem Hund zugemutet hätte … und das war allen noch viel zu wenig! Scheiterhaufen für die Schnorrer (und ihr Eigentum ganz billig versteigert, natürlich): dafür kann man nur in Deutschland Mehrheiten gewinnen.
Wenn ich dann so die Mythen und Legenden wahrnehme, die mir berichten, das wir ja immer noch von den Alliierten besetzt sind, dann kann ich doch nur sagen: SEID DOCH FROH! Wer weiß, wie es hier schon wieder aussehen würde, wenn die westlichen Demokratien kein wachsames Auge auf uns werfen würden … wir hätten sicher schon wieder Lager und Judensterne – diesmal für Arbeitslose, Künstler, Roma, Schüler, Studenten und Behinderte.
Wissen Sie, wer da äußerst positiv aus dieser Deutschtümelei hervorsticht?
Dieter Bohlen.
Ja, genau. Der Schlagerkasper, über den alle Intellektuellen so gerne lachen und seine Sendungen mit einem wohligen Schauer genießen. Der sagte kürzlich was in der schweizer Handelszeitung:
Ich mag diesen hässlichen Unternehmer nicht, der über Leichen geht. Und Leute verarschen finde ich doof. Man soll als Unternehmer Erfolg haben, weil man besser ist, aber man muss eine hohe moralische Integrität behalten. Ein Deal muss für beide Seiten gut sein. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie jemanden beschissen, nicht um einen Cent. Das geht auch. Ich habe Erfolg, habe ganz gut Geld, aber dazu musste ich niemanden belügen, betrügen oder irgendwie verarschen. Man muss nicht über Leichen gehen.
Ein Deal muss für beide Seiten gut sein. Also nicht nur Steuern festsetzen, Diäten kassieren sondern auch im Falle einer Arbeitslosigkeit die Arbeitslosenversicherung auszahlen … UND NICHT DAS OPFER ENTEIGNEN! Niemanden belügen, betrügen oder sonstwie verarschen … kann man den Mann wählen?
Anders als die Parteiprogramme, die nach einer Studie ALLE kaum verständlich sind (siehe helgeeichelberg), spricht der eine deutliche Sprache. Genau wie Martin Winterkorn, der Chef des VW-Konzerns, siehe Spiegel:
Das Gehalt von Volkswagen-Chef Martin Winterkorn dürfte 2012 auf gut 20 Millionen Euro steigen – doch der Top-Manager will gar nicht so viel haben. Eine derart hohe Vergütung sei „den Menschen nicht mehr zu vermitteln“, sagt er im SPIEGEL.
Zwei reiche Menschen – mit hehren Meinungen. Ist der Deutsche so? Wird er erst dann sozial, weise und gerecht, wenn er reich ist?
Nun, dann ist es ja gut, das wir in eine Zukunft marschieren, in der eine kleine Elite aus Bohlen und Winterkorns den asozialen Rest des dreckigen Packs regieren, die im Slum leben … wie sie es verdient haben. Und dann ist es auch nur gut, wenn via ESM das Vermögen der Asozialen in zivilisierte Länder geleitet wird. Wie Reuters meldet, brauchen wir ja aktuell nochmal 300 Milliarden Euro für die Bankenrettung.
Ist vielleicht sogar bei den Banken besser aufgehoben als im Mutterland der Asozialen.
Und viele dieser Gelder … stammen doch aus den Profiten, die man damals aus den Versteigerungen jüdischen Besitzes gezogen hatte – oder heute aus den Zwangsversteigerungen der Immobilien arbeitsloser Menschen.
Ist doch irgendwie der letzte Dreck, dieser Deutsche – oder?
Dienstag, 12.2.2013. Eifel. Na, gut gefeiert gestern? Gestern war Rosenmontag. Karneval – carne vale, wie der Lateiner sagt. Karneval ist ein katholisches Fest, welches möglicherweise auf alte babylonische Riten zurückgeht. Orgiastische Feierlichkeiten haben allerdings in der Geschichte der Kultur schon immer einen festen Platz gehabt. Ja, ich weiß: den Kölner Sitzungskarneval mit seinen Zwangswitzen und seinem Kommandospaß als orgiastisches Treiben zu bezeichnen, ist etwas übertrieben, außerdem ist er eine Veranstaltung, die nur der Anbahnung und Pflege von Geschäftsbeziehungen dient, aber es muss aktuell mal erlaubt sein, auf diesen Ursprung hinzuweisen. Bei Wikipedia findet man mehr:
Die mittelalterliche Fastnacht wird auf die augustinischen Lehren in seinem Werk De civitate Dei zurückgeführt. Die Fastnacht steht daher für die civitas diaboli, den Staat des Teufels. Daher wurde die oftmals ausartende Fastnacht von der Kirche als didaktisches Beispiel geduldet, um zu zeigen, dass die civitas diaboli wie auch der Menschvergänglich ist und am Ende Gott siegreich bleibt. Mit dem Aschermittwoch musste daher die Fastnacht enden, um die unausweichliche Umkehr zu Gott zu verdeutlichen. Während die Kirche bei gotteslästernden Szenen während der Fastnacht untätig blieb, wurde ein Weiterfeiern der Fastnacht in den Aschermittwoch hinein streng verfolgt.
Wir sehen: dieser Rosenmontag als Höhepunkt närrischen Treibens hat für Katholiken eine ganz besondere Bedeutung, der steht für den Staat des Teufels. Bevor nun jemand meint: „Och, das ist ja nur, weil die Kirche so prüde ist und uns keinen Spaß gönnt“, möchte ich aber daran erinnern, worin der „Spaß“ des Karneval einst bestand. In seinem Buch „Traumzeit“ berichtet Hans Peter Duerr über verschiedene – karnevalistische – Rituale, die grausamen Tod und Verstümmelung hervorriefen und Vernichtung von Haus und Hof mit sich brachten. Der „Staat des Teufels“ hatte damals noch ganz konkrete Erscheinungsformen, die wir säkularen Menschen auch heute eher durch die Polizei bekämpfen als durch Narren feiern lassen würden.
Nun, die FAZ ist sich sicher, das der deutsche Papst bei der Bekanntgabe seines Rücktritts nicht an den katholischen Teufelstanz gedacht hat: offensichtlich haben dort auch Journalisten prophetische Gaben. „Er läuft nicht weg, er gibt ein Beispiel“ heißt es dort. Man fragt sich nur: welches Beispiel?
In der Zeit finden wir die Antwort darauf:
Für Max Seckler, ein langjähriger Freund des Papsts, ist der Rücktritt ein Zeichen der Größe. „Er stärkt damit die Auffassung, dass ein Papst aufhören soll, wenn es ihm die Gesundheit gebietet“, sagte der Tübinger Theologe.
„Er hat sehr gelitten unter manchen Dingen, die dieses Amt mit sich bringt“, fügte der 85-Jährige hinzu. „Man kann sich schwer vorstellen, welche Intrigen es da in Rom gibt, mit denen er sich rumschlagen muss. Das hat ihn sehr belastet, weil er ja ein Theologe ist und ein edler Mensch.“
In der Tat kann man sich die Intrigen schwer vorstellen. Das ist in Deutschland besonders verpönt, denn hier wird jeder Gedanke darüber, das es so etwas wie Intrigen überhaupt geben könnte, gleich mit dem Schandmal „Verschwörungstheorie“ und entsprechendem Diskussionsverbot belegt: wir Deutschen zweifeln nicht an den Angaben und Informationen, die uns die Obrigkeit gönnt. Wir nehmen sie gehorsam auf und befolgen sie.
Alternative Wahrheiten dürfen wir uns höchstens in Romanform zu Gemüte führen, dort findet auch kritische Kost eine Möglichkeit, zum deutschen Leser zu gelangen. Eine dieser Romane ist „Der letzte Papst“ von Malachi Martin, hier in einer Buchsprechung von Josef Spindelböck bei stjosef.at
Der „letzte Papst“ des Romans ist – obwohl er nie mit seinem eigentlichen Namen genannt wird – in Wirklichkeit Johannes Paul II. Dabei bleibt offen, wie der Ausdruck zu verstehen ist: ob er tatsächlich der letzte Papst ist, weil das beschriebene Komplott mächtiger Männer gegen Papsttum und Kirche zu gelingen droht, oder weil er einfach der „letzte Papst der katholischen Epoche“ ist, insofern sich gerade unter seinem Pontifikat ein grundlegender globaler Wandel in Gesellschaft und Kirche ereignet, der diese Charakterisierung zuläßt. Es sind dunkle Gestalten aus dem Milieu von Freimaurerei und Satanismus, die sich verschworen haben gegen die katholische Auffassung und Ausübung des Papsttums und die sich Eintritt verschafft haben auch in die Kirche. So ist es die Auffassung des Autors, die er in dem Roman zum Ausdruck bringt. Auch gutgläubige Personen geraten in den Einfluß dieser Kreise und werden von ihnen ohne ihr Wissen mißbraucht, um die Ziele der Umwandlung der Kirche und des Rücktritts des „letzten Papstes“ durchzusetzen.
Das ist der Kern des Romanes: der Kampf um den ersten freiwilligen Rücktritt eines Papstes seit dem ersten vatikanischen Konzil, das die Unfehlbarkeit des Papstes festgeschrieben hatte. Der Hintergedanke: tritt ein Papst von einem „heiligen“ Amt freiwillig zurück (weist also die von Christus persönlich übergebene Würde von sich), wird aus dem Papsttum ein Verwaltungsjob wie jeder andere auch. Dann ist der Weg frei zur Auflösung der katholischen Kirche, im Roman betrieben von satanischen Kräften innerhalb (und außerhalb) der Kirche, die sich von dem „Schwächling“ Christus lossagen wollen um weltweit ungehindert eine Politik der Stärke durchsetzen zu können – auf deutsch: Hartz IV bei halbiertem Regelsatz für maximal fünf Jahre anstelle des ständigen Gewinnsels der Sozialromantiker, die einfach nicht einsehen wollen, das diese Welt nur den Starken gehört.
Bevor wir aber darüber urteilen, in wie fern die von Malachi Martin geschilderten Intrigen denen entsprechen könnten, die Max Seckler erwähnte, müssen wir einen Blick auf den Autor selbst werfen. Wer ist also dieser Malachi Martin? Hören wir nochmal den Herrn Spindelböck:
Doch wie ist der Standpunkt des Autors, eines römisch-katholischen Priesters, der ursprünglich dem Jesuitenorden angehörte, Berater und Mitarbeiter mehrer Päpste war und dann von Papst Paul VI. von seinen Gelübden entbunden wurde, aber in seinem Priesteramt verblieben ist, näher zu bestimmen? Er vertritt eine traditionalistische Position, die das Wirken der Konzilspäpste Johannes XXIII. und Pauls VI. negativ wertet und in der nachkonziliaren Erneuerung der Liturgie ihre Zerstörung erblickt. Aufgrund der meisterhaft durchgeführten Dramatik des Romans kann der Leser sich dieser Sichtweise kaum entziehen. Die Botschaft ist klar: Die Kirche Christi ist in höchster Gefahr, und überall lauern die Verschwörer. Sie werden auch benannt, meist mit einem Pseudonym, und manche Leser haben sich bereits einen Sport daraus gemacht, die realen Personen dahinter auszumachen, was durchaus nicht unproblematisch ist …
Leider existiert die Seite nicht mehr, die quasi ein „Who is Who“ der in dem Roman vorkommenden Personen darstellen soll. Ich vermag mich noch daran erinnern, das die Leser hinter der Gestalt des „Preußen mit Brille“ (eine Person, die maßgeblich an der angeblichen Inthronisation Satans mitgearbeitet hat) gerade jenen Kardinal Ratzinger vermuteten, der jetzt durch seinen Rücktritt das vollendet hat, was die Verschwörer im Vatikan seit den sechziger Jahren versucht haben: die Destabilisierung, Verwässerung und letztlich die Vernichtung der katholischen Kirche als Hüterin der Lehre Christi und Garant für jenen moralischen Satz, um dessen Verwirklichung wir seit zweitausend Jahren kämpfen: Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst.
In Zeiten, in denen eine solche Einstellung als „Sozialromantik“ gebrandmarkt wird, kann man verstehen, wie lästig eine 2000 Jahre alte Institution geworden ist, die die Diskussion um die Notwendigkeit von Nächstenliebe grundsätzlich mit dem Hinweis auf „Gottes Gebot“ verweigert: das ultimative „BASTA!“.
Das stört politische Kreise enorm, die allen Lesern namentlich wohl bekannt sein dürften. Zur Durchsetzung einer marktkonformen Demokratie braucht man einen großen gesellschaftlichen Konsens für den Neoliberalismus, der alles andere als christlich daherkommt. Der jetzt zurückgetretene Papst hat vor dem deutschen Bundestag eine beeindruckende Rede gehalten, die im Spiegel vollständig abgedruckt wurde. Hören wir einmal ganz genau hin, was er gesagt hat:
Lassen Sie mich meine Überlegungen über die Grundlagen des Rechts mit einer kleinen Geschichte aus der Heiligen Schrift beginnen. Im ersten Buch der Könige wird erzählt, dass Gott dem jungen König Salomon bei seiner Thronbesteigung eine Bitte freistellte. Was wird sich der junge Herrscher in diesem wichtigen Augenblick erbitten? Erfolg – Reichtum – langes Leben – Vernichtung der Feinde? Nicht um diese Dinge bittet er. Er bittet: „Verleih deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht“ (1 Kön 3,9).
Die Bibel will uns mit dieser Erzählung sagen, worauf es für einen Politiker letztlich ankommen muss. Sein letzter Maßstab und der Grund für seine Arbeit als Politiker darf nicht der Erfolg und schon gar nicht materieller Gewinn sein. Die Politik muss Mühen um Gerechtigkeit sein und so die Grundvoraussetzung für Friede schaffen.
Natürlich wird ein Politiker den Erfolg suchen, der ihm überhaupt die Möglichkeit politischer Gestaltung eröffnet. Aber der Erfolg ist dem Maßstab der Gerechtigkeit, dem Willen zum Recht und dem Verstehen für das Recht untergeordnet. Erfolg kann auch Verführung sein und kann so den Weg auftun für die Verfälschung des Rechts, für die Zerstörung der Gerechtigkeit. „Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande“, hat der heilige Augustinus einmal gesagt.
Maßstab für die politische Arbeit soll nicht der Erfolg oder der materielle Gewinn sein? Kennt der etwa keine SPD-Politiker? Der Papst ging im Bundestag sogar noch einen Schritt weiter:
Wir Deutsche wissen es aus eigener Erfahrung, dass diese Worte nicht ein leeres Schreckgespenst sind. Wir haben erlebt, dass Macht von Recht getrennt wurde, dass Macht gegen Recht stand, das Recht zertreten hat und dass der Staat zum Instrument der Rechtszerstörung wurde – zu einer sehr gut organisierten Räuberbande, die die ganze Welt bedrohen und an den Rand des Abgrunds treiben konnte.
Dem Recht zu dienen und der Herrschaft des Unrechts zu wehren ist und bleibt die grundlegende Aufgabe des Politikers. In einer historischen Stunde, in der dem Menschen Macht zugefallen ist, die bisher nicht vorstellbar war, wird diese Aufgabe besonders dringlich. Der Mensch kann die Welt zerstören. Er kann sich selbst manipulieren. Er kann sozusagen Menschen machen und Menschen vom Menschsein ausschließen.
„Historische Zeiten“ – in der Tat. Durch seinen Rücktritt wurden die in der Tat historisch – aber wenigstens ist er noch am Leben. Die angekündigte Ermordung ist nicht eingetreten (siehe Spiegel) – oder gehörte mit zu jenen „Intrigen“, wegen der der Papst zurückgetreten ist.
Liest man genau, so kann man hier eine ganz finstere Warnung für Deutschland hören: der deutsche Staat wird wieder zur großen Räuberbande. Jeder Steuerzahler, jeder Autofahrer, jeder Arbeitslose, viele Rentner, Schüler und Studenten erleben das Tag für Tag, auch ganz weltliche Menschen merken, was die Warnungen des Papstes an die Generation Facebook bedeuten: Egoismus, Neid und Aggression als Formen des Bösen (siehe Welt zur Papstrede in Freiburg) werden inzwischen auf in anderen Zusammenhängen wahrgenommen, sie Jakob Augstein zu Frank Schirrmachers Buch „Ego“ im Spiegel:
Im Kalten Krieg haben amerikanische Militärs und Physiker die Sowjets mit den Instrumenten der Spieltheorie in die Knie gezwungen. Als es keine Sowjets mehr gab, sind die Physiker an die Wall Street gegangen und zwingen seitdem mit ihrer Theorie die Welt in die Knie. Wir alle sind Opfer einer Ideologie des Egoismus. Sie wurde für eine Welt des Krieges entwickelt und verheert heute den Frieden. Eine Ideologie der Kälte und des Autismus. Eine Ideologie von Psychopathen für Psychopathen.
An dieser Stelle wird es egal, ob wir Malachi Martin und seinem Intrigengemälde folgen wollen: die Ideologie von Psychopathen für Psychopathen zwingt die ganze menschliche Gesellschaft automatisch auf einen Weg, den satanische Verschwörer nicht besser hätten gestalten können, insofern ist es fast müßig, über den Realitätsgehalt des Romanes „Der letzte Papst“ zu diskutieren. Was aber bleibt, ist die Tatsache, das mit Ratzingers Rücktritt eine moralische Instanz vernichtet wurde. Durch diesen Rücktritt war Johannes Paul II wirklich der letzte Papst – die letzte Instanz, die dem Gebot der Nächstenliebe eine Heiligkeit zusicherte, die der Psychopathenkult des Egoismus zu zerstören trachtet, denn was nach Ratzinger kommt, kann man jetzt schon sagen: auf jeden Fall ein schwacher Papst.
Hören wir den Spiegel dazu:
Manche Beobachter warnen bereits vor Verhältnissen wie zuletzt in der Renaissance, als sogenannte Gegenpäpste die Kirche vor eine Zerreißprobe stellten. „Es könnte die Situation eintreten, dass ein Nachfolger einen anderen Kurs einschlägt als Benedikt“, spekuliert Papst-Biograf Andreas Englisch. „Was passiert, wenn Ratzinger sich einschaltet und sagt: ‚Ich bin immer noch Papst, und ich sehe das ganz anders‘?“ Im schlimmsten Fall sei eine Spaltung der Kirche möglich.
Ganz genau. Jeder neue Papst hat einen alten, lebendigen Papst im Genick. Das ist auch der Augsburger Allgemeinen bewußt:
Unter Kirchenexperten herrscht Einigkeit, dass sich der Papst im Fall eines Rücktritts sofort und vollständig aus allen Ämtern und aus dem öffentlichen Leben der Kirche zurückziehen müsste. Nur so könne gewährt werden, dass der Zurückgetretene nicht die Wahl seines Nachfolgers beeinflusst. Papst Johannes Paul II. hatte einmal gesagt, er könne sich einen «emeritierten Papst» nicht vorstellen.
Was sich der „letzte Papst“ noch nicht vorstellen konnte, hat der deutsche Papst mal eben als Realität in die Welt gesetzt – und diese Realität wird eine neue Tradition begründen, weil hier ein Exempel statuiert wurde. Ab dem 11.2.2013 können „kirchliche Kreise“ jeden Papst in den Ruhestand schicken, der unbequem wird – und brauchen noch nicht mal Gift dazu. Sollte nochmal ein Papst auf die Idee kommen, ein Ende des Kirchensteuersystems zu fordern (siehe katholisch.info) um „missionarisches Handeln wieder glaubhaft zu machen“, kann man ihn schnell auf Ratzinger verweisen, der im senilen Alter ebenfalls solche Phantasien hatte, aber … dann eben auch die notwendigen Konsequenzen zog, bevor er noch mehr Schaden anrichten konnte.
Damit hat die Kultur der Nächstenliebe einen weiteren, festen Anker verloren. Der nächste Papst wird nicht mehr so deutlich um Bundestag vor einer Wiedergeburt das nationalsozialistischen Räuberstaates warnen können.
Vielleicht … sollten wir dem Papst zugute halten, das er am Rosenmontag zurückgetreten ist. Immerhin ist das für deutsche Katholiken ein sehr bedeutsamer Tag. Es mag uns helfen, die Warnungen ernst zu nehmen, Warnungen über einen Staat des Teufels, den man früher anschaulich am Rosenmontag studieren konnte, um letztlich sagen zu können: „nein, danke, das ist nichts für mich“.
Heutzutage haben wir andere Bilder, die den Staat des Teufels illustrieren: Auschwitz, Dachau, Bergen-Belsen – dort konnte „man“ sich richtig austoben, ganz, wie es einem gefiel.
Das es wirklich psychopatische Kräfte geben sollte, die die menschliche Gesellschaft mit List und Tücke in ein großes Lager umbauen wollen, in dem jeder seinen fest zugefügten Platz hat, seine Nummer, seine Arbeitsverpflichtung und jeder Wärter die Möglichkeit hat, den Lagerinsassen jederzeit anzutun, was immer ihm gerade in den Sinn kommt, wollen wir hier mal nicht behaupten.
Wir müssten einen Roman darüber schreiben, weil es – wie im Falle Malachi Martins – der einzige gangbare Weg wäre, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Dafür bleibt aber keine Zeit mehr, weil die Kultur der Psychopathen eigentlich erst jetzt richtig durchstartet.
Ich denke, vielen, die heute noch laut über den Papstrücktritt lachen, wird jenes Lachen im Halse stecken bleiben, wenn die marktkonforme Demokratie in Zukunft weiter den alten, klassischen, christlich legitimierten Sozialstaaat abbaut zugunsten eines … ewigen Rosenmontages – den wir eigentlich schon haben, wenn ich mir das Fernsehprogramm so anschaue.
Die Legende vom Sohne Gottes, der unter Armen geboren wurde, um für die Armen zu leben und einen Nachfolger gewählt hat, der durch die Jahrtausende hinweg die Anbindung des sozialen Gedankens an höchste denkbare Gewalten behütet, wird in Zukunft immer weniger erzählt werden – dafür umso mehr die Geschichte eines Religionskonzerns, der sich nahtlos einreiht in die Reihen der anderen „Herren der Welt“ und deren Leitspruch schon immer lautete: Jeder ist ersetzbar.
Seit gestern sogar ein Papst, der noch lebt.
Donnerstag, 24. Januar 2013. Eifel – und der wichtigste Artikel, den ich bislang geschrieben habe. Meiner Meinung nach können wir einpacken: soweit bin ich inzwischen. Warum? Einfach mal meine letzten 735 Artikel lesen: es gibt viele Gründe dazu. Nehmen wir zum Beispiel mal die Politik. Wir hören jedes Jahr erneut, das wir kaum noch Arbeitslose haben, die Gehaltserhöhungen und Leistungsprämien bei der Bundesagentur für Arbeitslosenzahlenpräsentation fließen in Strömen, die Politiker leeren triumphierend eine Flasche Schampus nach der anderen – und was macht NRW? Stellt erst mal über 200 neue Mitarbeiter ein, um Arbeitslose in Arbeit zu bringen – jene Arbeitslosen, die in Rheinland-Pfalz schon ihre Arbeit gratis versteigern lassen. Hatte NRW nicht so ein kleines Verschuldungsproblem? Und für „keine Arbeitslosen“ stellt man jetzt zweihundert neue Berater ein? Die sicherlich jetzt dafür sorgen werden, dass die dann leider doch noch vorhandenen Arbeitslosen ganz viele Bewerbungen schreiben, die den ums Überleben kämpfenden Firmen die Posteingänge verstopfen. In der Wirtschaft ist dieses Prinzip schon lange bekannt – und wahrscheinlich hat man in jedem Unternehmen schon mal Kopien jener Weisheiten gesehen, die einem zeigen, wie man ein totes Pferd reitet. Roland Schäfer, Bürgermeister von Bergkamen, hat da eine spannende Sammlung auf seiner Seite.
Während die Sioux einfach raten, abzusteigen, wenn man merkt, das man ein totes Pferd reitet, gibt die deutsche Verwaltung noch lange nicht auf: sie wechselt das Futter, schickt das Pferd oder den Reiter zu Motivationseminaren, wechselt den Reiter, versteigert das tote Pferd, setzt Leistungsanreize oder vereinbart Ziele für tote Pferde oder ihre Reiter – die Anzahl der Maßnahmen ist schier unbegrenzt. Am Besten haben mir die Maßnahmen von Helmut Kohl und Gerhard Schröder gefallen: der eine wartet 16 Jahre darauf, ob der Gaul nicht doch wieder aufsteht, der andere kauft leichtere Sättel.
Es sind über fünfzig Maßnahmen, die Herr Schäfer dort gesammelt hat – und ich denke, jedes Arbeitsamt und jeder Arbeitslose kennt alle von ihnen. „Wenn der Brunnen leer ist, stellen wir zweihundert Antreiber ein, die dafür sorgen, das die Leute doppelt so oft hingehen“ – das wird gerade in NRW praktiziert. Auch nur durchschnittlich gebildete Bürger schütteln den Kopf angesichts der vollendeten Idiotie, die ihre gewählten Politiker und mit Steuergeldern reich ausgestatteten Verwaltungsangestellten dort demonstrieren … und es schleicht sich ein wenig Angst ein. Nicht umsonst sitzt der Deutsche immer länger vor dem Fernsehen und wird immer depressiver: die Wirklichkeit mutiert immer mehr zur irrealen Muppetshow, vor der man sich in Sicherheit bringen muss.
Die Inkompetenz und Unfähigkeit der Politik hat aber noch weitere Folgen – wie eine Studie zeigt, die die Welt jetzt veröffentlicht hat:
Die Wirtschaftselite hat Angst vor dem neuen Mob. Fernab vom Rest der Welt diskutieren die Mächtigen in Davos. Doch eine Umfrage unter Hunderten Konzernlenkern weltweit zeigt: Sie fürchten, dass die jahrelange Krise sich bald ein Ventil sucht.
75 % der Wirtschaftslenker denken so. Man fürchtet, das die Menschen, die das komplette Programm der „Wie-reitet-man-ein-totes-Pferd“-Maßnahmen über sich ergehen lassen mußten, mit Gewalt wieder etwas Vernunft in das menschliche Miteinander bringen: das Mittel der allerletzten Wahl wird auf einmal wieder gesellschaftsfähig. Wir müssen uns auch etwas davor fürchten, was in Davos geschieht – denn dort wird das praktiziert, was es laut deutschen Medien überhaupt nicht geben darf: Verschwörungen am Fließband, siehe Spiegel:
Die richtig wichtigen Dinge werden normalerweise in kleineren Runden besprochen. In Davos gibt es dafür die sogenannten IGWELS („Informal Gathering of World Economic Leaders“). Sie bestehen meist aus rund 20 Politikern und Top-Managern, die zu „völlig privaten“ Treffen zusammenkommen. Die IGWELS tauchen im offiziellen Programm nicht auf, doch sie finden auch in diesem Jahr wieder statt. Themen sind etwa die Zukunft der Energieversorgung oder die geopolitischen Auswirkungen des Arabischen Frühlings.
1990 sprachen dort Helmut Kohl und Hans Modrow über die Zukunft Deutschlands. 23 Jahre später wissen wir immer noch nicht, was die besprochen haben – aber wir zahlen immer noch für das Ergebnis.
Und das ist nur der politische Rahmen, der zum Volksaufstand reizt – in der Wirtschaft sieht es noch desaströser aus: aber hierüber wird seit dem 8.Oktober 2008 auf Wunsch der Kanzlerin nur noch sehr beschönigend berichtet, damit der Deutsche nicht aus dem Fernsehsessel fällt.
Wir wissen aber, wie es unserer Wirtschaft geht: unsere Städte zerfallen, unsere Straßen werden nicht mehr repariert, die Schulen sehen aus wie nach dem Krieg – wer wissen will, wie moderne Städte aussehen, fährt nach Dhubai und nicht nach Hamburg, München oder Berlin. Aber auch diese Vergleiche stellen wir nicht an: man will das Volk nicht weiter demotivieren, die sollen ihren Hartz-IV-Antrag ausfüllen und Dschungelcamp gucken, damit sie deutlich vor Augen haben, was man noch alles mit ihnen anstellen könnte, wenn sie nicht bald einen Job finden.
Währenddessen …. droht die nächste Flut von Arbeitslosen: die Dienstleistungsgesellschaft löst sich auf. Auch das ist sicher ein Thema in Davos. Die Technik frisst zum dritten Mal Jobs: erst war es die Industrialisierung der Landwirtschaft, dann die Einführung der Roboter in der Industrieproduktion, die Massen an Arbeitskräften freigesetzt haben – und jetzt ist es die IT-Technik, die die Dienstleistungsjobs frisst. Eine neue Welle von toten Pferden wird in die Arbeitsagenturen geschwemmt, die über fünfzig Maßnahmen parat haben, mit dem Problem umzugehen … und es so der Politik ersparen, sich mit dem Problem effektiv auseinandersetzen zu müssen.
Es ist nun nicht meine Idee, das diese neue Flut von Arbeitslosen kommen wird – ich kann sie aber bestätigen. Seit zehn Jahren habe ich keinen Versicherungsvertreter mehr gesehen – geht alles online. Letztes Jahr habe ich zum ersten Mal seit 2005 wieder mit einem Bankberater gesprochen – unser Verein brauchte ein neues Konto – nur zwei Beispiele aus meinem Alltag. Das Internet selbst – wird mehr und mehr zum Betriebssystem der Gesellschaft – so Professor Gunter Dueck in einer Rede von re:publica 2011, einer Rede, die man sich mal in Ruhe anhören sollte:
Ein Großteil aller heutigen Dienstleistungsjobs wird verschwinden – übrig bleiben die Friseure und die Nagelstudios: auch heute schon beliebte Jobersatzstücke, die gerne genommen werden, um Hartz IV zu entkommen … dabei haben wir erst 2003 das Jahr gehabt, wo die Angestellten in Deutschland die Arbeiterschaft an Zahl überholt haben (siehe Wikipedia) – ein herber Schlag für die Anhänger der proletarischen Weltrevolution, die ihre Kämpfer in Zukunft aus den Reihen der arbeitslosen Anlageberater, Pharmareferenten und IT-Architekten rekrutieren müssen.
Das eine Gesellschaft, die sich nur gegenseitig die Haare schneidet und die Nägel stylt, keine Chance hat, auf dem Weltmarkt zu bestehen, ist schon seit Ronald Reagan bekannt – und manch´ fiese Gesellen vermuten ja, dass man deshalb die Raubkriege der Nato losgetreten hat, um überhaupt noch Kasse machen zu können: 150 Milliarden brachte allein der Krieg gegen Ghaddafi (siehe Politeia) als Reingewinn für die City of London, wo die Milliarden der anderen Diktatoren geblieben sind, ist momentan noch nicht ganz sicher.
Ich schätze mal: auch solche Themen werden gerade in Davos diskutiert … weshalb man sich zurecht vor einer Wiederholung der Geschichte fürchtet: die Weberaufstände kommen zurück … und das, obwohl wir als Steuerzahler so viel Geld für Straßenkosmetik ausgeben, damit wenigstens auf den Autobahnen alles so aussieht, als wäre die Welt noch in Ordnung, siehe Handelsblatt:
Mehr als 70 Prozent aller neu zugelassenen Porsche sind Dienstwagen. Diese werden vom Staat jährlich mit mehreren Milliarden Euro subventioniert.
Währenddessen müssen Arbeitslose sich von 4,70 Euro pro Tag ernähren – das reicht für ein Kindermenü bei McDonalds … oder einen einzigen Hamburger. Sogar das verpönte „amerikanisch essen gehen“ wird für viele zum unerschwinglichen Luxus. Aus gleicher Quelle erfahren wir, wie der Staat als Dank für den subventionierten Porsche auf Einnahmen in großem Stil verzichtet:
Um 50 Prozent sanken die Unternehmenssteuern seit 1990. Die Vermögenssteuer wurde 1996 abgeschafft, die Gewerbekapitalsteuer folgte 1998, der Spitzensteuersatz bei der Einkommenssteuer wurde 2005 von 53 auf 42 Prozent gesenkt, zu guter Letzt wurde 2008 auch noch die Körperschaftssteuer von 25 auf 12 Prozent abgesenkt. Die Unternehmenssteuerbelastung von Kapitalgesellschaften sank so seit 1990 auf weniger als die Hälfte.
Zusätzlich erfahren wir dort, das wir jedes Jahr 100 Milliarden Euro durch Steuerhinterziehung verlieren – die Ratten verlassen das sinkende Schiff.
Schon 2009 hatte Professor Gunter Dueck die Situation in seinem Buch „Aufbruch“ beschrieben – hier zitiert auf seiner Website Omnisophie/Sinnraum
Geschäftsabläufe werden immer stärker automatisiert. Die Kenntnisse der wenigen Taxifahrer, die jede Straße in Berlin kennen, sind gegen ein normales TomTom nichts. Taxifahrer werden nur noch als Fahrer, nicht mehr als Ortskundige gebraucht. In dieser Weise werden viele Berufe auf den noch dem Computer unzugänglichen Bereich des rein Physischen reduziert und damit ganz oft in den Niedriglohnsektor abgedrängt. Ein Leben im Prekariat droht nun einer großen Menge von Menschen.
Hinter all den vielen kleinen Automatisierungsphänomenen in unserem Alltag steht eine große Bewegung, nämlich die der vollen Industrialisierung aller Arbeit, nicht nur der in der Produktion. Wir werden zunehmend in allen Berufen von Computern verdrängt. Diese Industrialisierung zieht Arbeitslosigkeit und Jobverlustangst mit sich. Wir fühlen den Niedergang.
Wissen Sie noch, dass zur Zeit meiner Geburt etwa die Hälfte der Leute in der Landwirtschaft tätig war? Heute schaffen knapp zwei Prozent dieselbe Arbeit und klagen noch immer über den Druck des Marktes. Über die Jahrzehnte hinweg mussten die Land-, dann die Berg-, schließlich die Industriearbeiter neue Jobs suchen. Dieser Prozess steht nun den Dienstleistungsberufen bevor. Und wie in all den anderen Fällen müssen wir fragen:
„Was geschieht mit all diesen Menschen?“ Deutschland muss sich neu erfinden und als Ganzes einen neuen Job suchen.
Was geschieht mit all diesen Menschen? Sie werden lernen, welche Möglichkeiten dem weißen Mann eingefallen sind, ein totes Pferd zu reiten. Fragen Sie einfach Arbeitslose in Ihrer Stadt, welche geballte Inkompetenz und Hilflosigkeit sie erleben, wenn sie ihrem „Fallmanager“ gegenübersitzen.
Oder aber … Sie schließen sich Professor Dueck an und sorgen dafür, das sich Deutschland insgesamt einen neuen Job sucht – und zwar am Besten schon vorgestern.
Wie das gehen soll? Nun, der Wunschkandidat der Piratenpartei für den Job des Bundespräsidenten und ehemalige Top-Manager von IBM hat da ein paar Vorschläge.
Deutschland muss ein Land der Nano-, Umwelt-, Medizin-, Computer-, Gen- oder Biotechnologie werden. Da liegt unsere Zukunft. Wo sonst, bitte?
Und was muss geschehen, damit wir dort hinkommen? Auch klar: Das Volk der Dichter und Denker besinnt sich auf seinen Kern und wird zum Hochbildungsland.
„Jeder muss und kann studieren!“ Ich meine – jeder! In Worten: Jeder! Wenn Sie das nicht mitmachen wollen oder nicht akzeptieren, enden wir in einer Kultur, die sich in Elite & Slum spaltet – in Reiche und Niedriglohnjobber. Diese Entwicklung zur Spaltung und zur Inhomogenität hat ja schon begonnen. Überall öffnen sich unsoziale Scheren zwischen ein paar auf dem allerhöchsten Gipfel und vielen, denen der Hartz ausreichen muss. Unsere Politiker päppeln ein paar Eliteuniversitäten heran und ärgern sich über die überbordenden Sozialausgaben an „Arbeitsscheue“, wie ein elitärer Minister dieser Tage sagt. Deutschland war immer geschätzt wegen seiner bürgerlichen Gleichmäßigkeit und des sozialen Friedens, wissen Sie noch?
2013 haben wir diese Kultur schon: die einen fahren den staatlich subventionierten Porsche – die anderen müssen ein paar Tage hungern, bis sie ihre Kinder einmal zum Happy Meal nach McDonalds einladen können. Banken machen Milliardengewinne dank unvorstellbar gigantischer staatlicher Rettungsoperationen, während im Landkreis Mayen die Arbeitskraft von Arbeitslosen gratis versteigert wird: deutlicher kann man die Wertlosigkeit von Arbeitskraft im Jahre 2013 kaum noch demonstrieren – man wird sie nur noch als Geschenk los.
Aber noch … kann man was ändern. Wie es einst Berufe und dann Städte gab, die sich im Rahmen der Arbeitsteilung differenzierten, können sich heute Staaten differenzieren – wenn sie es wollen. Unglaublich, das meine Kinder heutzutage in Schulen gehen, wo der Putz von der Wand abbröckelt und GANZE TAGE wegen Lehrermangel ausfallen … andererseits aber Milliarden in den Porsche als Dienstwagen gesteckt werden, um den schönen Schein auf Deutschlands Straßen zu wahren, die Umsätze im Premiumbereich (die real stark fallen) künstlich hoch zu halten und das in einem Land, wo alle sich freuen, das die Staatsverschuldung nun langsamer wächst als zuvor.
Wenn ich als Privatmann merke, das ich diesen Monat weniger zuviel ausgegeben habe als im Monat zuvor, kriege ich Panik … und führe keine Freudentänze auf – nur mal nebenbei bemerkt.
Erschrickt die Forderung nach dem Studium für alle?
Als Arbeiterkind weiß ich aus persönlicher Erfahrung, das man sich an der Uni fehl am Platze fühlen kann. Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, welche Hochachtung Menschen einem „Studierten“ entgegenbringen, wenn sie selbst noch nie eine Universität von innen gesehen haben … und als Pächter einer Studentenkneipe habe ich erleben dürfen, wie „normal“ selbst „Halbgötter in weiß“ sind. Mein Eindruck ist: es muss nicht nur jeder studieren – es kann auch jeder studieren. Wirklich: Studium ist leichter als Schule. Es macht mehr Spaß, macht mehr Sinn – und bringt der Volkswirtschaft ungeahnte Gewinne.
Vor allem: dieser Weg ist DER EINZIGE, der uns bleibt. Wir haben keine Rohstoffe, nicht unendlich viel Land – und wir können nicht ewig viele Despoten stürzen, um an deren eingefrorenes Kapital zu kommen. Ein paar Forderungen von Professor Dueck aus seinem Buch:
– energischer Eintritt Deutschlands in die quartäre Wissenskultur (jener Kultur, die die Dienstleistungsgesellschaft ersetzt)
– Pflicht des Staates, Zukunftsstrukturen aufzubauen
– Einstellung der Dauersubventionen für Sterbendes
– Anstreben einer Exzellenzkultur durch Ausbau des Bildungssystems, das multikompetente junge Menschen hervorbringt und entwickelt
– ethische Werte der Zukunftskultur in das Grundgesetz
– Einrichtung eines „Oberhauses“ für Zukunft und Ethik als Ersatz für die zu einflusslose christliche Kultur
– Steuerung der Wirtschaft als Einrichtung, die Prosperität des Landes sich sichern, in dem sie auf Strategien vertraut, die einen breiten Mittelstand erhalten
– Deutschlands Ausbau zu einem Land der Spezialmaschinentechnologien, der Medizin-, Gen-, Bio-, Umwelt- und Nanotechnologien
– Deutschland zum Mutterland der „Culture Technologies“ entwickeln, als Keimzelle des „Brighter Planet“.
Bevor man sich jetzt aufregt: die Alternative zu diesem einzigartigen kulturellen Umbruch ist – Hartz IV als Hauptbeschäftigung für alle (ausgenommen ein paar „Leistungsträger“ in Politik und Wirtschaft) – und Deutschland als Land, dessen Niedriglohnsektor für Thailand Hemden näht.
Anstatt nur hilflos den Gezeiten der technischen Entwicklung ausgesetzt zu sein und ständig zu jammern, dass es immer hin- und hergeht, könnte man mal die Entwicklung als Chance nutzen. Wenn man will, das Bürger bis 67 arbeiten, sollte man auch sicherstellen, dass es Arbeit gibt, die sie tun können – und vielleicht sogar Arbeit, bei der sie richtig dicke Gewinne einfahren und nicht nur irgendwie „beschäftigt“ sind.
Sicher – wir können uns auch daran ergötzen, wie gut man von 40 Euro im Monat leben kann, wenn man in Abfällen wühlt (siehe Welt) – ich sehe hier schon wieder neue Regelsatzdiskussionen am Horizont erscheinen – und Diskussionen über die Höhe der Mindestrente.
Wir haben über fünfzig Möglichkeiten entwickelt, ein totes Pferd zu reiten – oder Arbeitslose zu beschäftigen.
Wir haben auch über fünfzig Möglichkeiten entwickelt, die Tatsache zu verdrängen, das unsere Titanic untergeht – und empfehlen als Lösung, immer schneller zu rennen, um möglichst weit nach oben zu kommen, in jene Räume, wo wohlhabende Menschen noch trockenen Fußes sitzen und so tun, als wären sie auf festem Land.
Davos zeigt uns, das 75 % von ihnen aber verstanden haben, das das Schiff insgesamt untergeht und es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis auch ihnen das Wasser bis zum Halse steht – weil niemand mehr da ist, der den Porsche subventioniert. Natürlich können wir weiterhin Rettungswesten fordern („Grundeinkommen für alle!“), die für sich genommen auch sinnvoller sind als der Versuch, tote Pferde zu reiten – aber den Untergang des Schiffes hält man so nicht auf. Hören wir nochmal Professor Dueck aus seinem Sinnraum:
Abstrakt gesprochen: Der Staat und die Gemeinschaft haben die Aufgabe, die Strukturen der Zukunft zu errichten und sie zur Erzielung allgemeiner Prosperität der Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen. Der Staat hat nicht die Aufgabe, sterbende Zweige wie die Landwirtschaft oder jetzt den Servicebereich über lange Zeit am Leben zu erhalten, nur weil sich die Volkswirte seit Jahrzehnten einbilden, dass sich früher oder später alles wieder in einem Gleichgewicht einrenke. Nichts kommt wieder! Das Leben verändert sich bei jedem Strukturwandel radikal. Wir müssen dem Alten mit aller gebotenen Fürsorge und Achtung mit Bestimmtheit ade sagen und mit Zuversicht das Neue erbauen – infrasoziale Marktwirtschaft! Ich will, dass wir Älteren, die wir das Steuer in der Hand halten, eine Zukunft für unsere Kinder aufbauen, die auch wirklich eine Zukunft ist, die sie – die Kinder – für sich selbst wünschen. Wir müssen eine Zukunft der Digital Natives schaffen, nicht eine für ein kommendes Rentnerland.
Diesen Blick in die Zukunft leisten die Wirtschaftstheoretiker nicht! Der Staat ist nicht zum Ausgleich von Vergangenheitssünden da, nicht zum Retten nach Managementfehlern oder bei mangelnder Unternehmerfortune. Der Staat baut die Zukunft. Und da ich noch keine Zweidrittelmehrheit zusammen habe, kann ich zum Schluss des Buches natürlich ganz unbekümmert Vorschläge zu einer Grundgesetzänderung aufreihen: Bildung als Bürgerpflicht etc. Das ist leicht gesagt, aber Sie werden im Buch an dieser Stelle sicher sein, dass ich das wirklich ernst meine. Muss ich jetzt dafür fast eine neue Partei gründen? Ich? Kurz vor der Pensionsgrenze eine Partei für die Jungen? An welche Wand soll ich Thesen nageln? Wer bricht mit mir auf?
Muss man jetzt eine neue Partei gründen?
Bis man sich gegen die Altparteien durchgesetzt hat, dürfte Ostdeutschland schon von Ölscheichs aufgekauft worden sein – oder von internationalen Hedgefonds, die Landgrabbing betreiben, um ihre eigene Zukunft zu sichern. Die Mehrheit in den DAX-Konzernen (unserer alten Weltelite) haben sie schon – siehe Welt vom 1.5.2012.
Aber eine Bewegung – die muss her. Eine Bewegung aller Menschen, die in diesem Wirtschaftsraum überleben müssen. Wir retten die Titanic nicht, in dem wir alle nach oben rennen – aber wir haben noch die Kraft, das Schiff umzubauen, das es uns auch weiterhin trägt. Wir können es sogar besser bauen als je zuvor, weil unsere Mittel (noch!) ganz andere sind als früher.
An welche Wand soll Professor Dueck nun seine Thesen nageln?
An alle, die er findet. Und wir alle sollten dabei helfen – bis seine Thesen in jedem Briefkasten jedes Abgeordneten jeder Partei liegen, in jedem Kino, jedem Theater, jeder Schule, jeder Tankstelle, jeder Arztpraxis, jedem Supermarkt, jeder Gaststätte und Bahnhofskneipe an den Wänden hängen, bis jedes Schulkind sie als Forderung an die Politik auswendig aufsagen kann und jedes Jobcenter in Deutschland sie mit maximaler Kraft unterstützt … anstatt noch weitere Methoden zu suchen, tote Pferde zu reiten (auch wenn das den sammelfreudigen Bürgermeister von Bergkamen sehr freuen würde).
Und wer mit ihm aufbricht?
Nun – ich auf jeden Fall.
Und ihr?
PS: ich danke Herrn Professor Dueck für den äußerst freundlichen E-Mail-Verkehr und die handsignierte Ausgabe seines Buches – auch im Namen meiner Kinder, die vielleicht doch noch Hoffnung auf etwas Zukunft haben. Sogar auf eine glorreiche Zukunft.
PSS: wer nicht aufbrechen will: Lidl verkauft gerade eine „Exklusiv-Schneider-Boutique“ für knapp fünf Euro. Damit ist man bestens gerüstet … wenn die Thailänder mit ihren Hemden kommen und man selbst von ihnen als Näher ersteigert wurde. Nur mal so als Tipp …
Freitag, 18.Januar 2013. Eifel. Es geht uns gut, oder? Uns als Gesellschaft, meine ich. Der DAX steigt unaufhörlich und unsere Wirtschaft bricht völlig zusammen: wir fühlen uns toll. Wir haben sogar die Muße, uns täglich auf Spiegel-Online Berichte über aktuelle Ereignisse in Fernsehformaten des Primatenfunks (man nennt das Format „Dschungelcamp“, eine Wiederholung des alten Circus in Rom mit Mitteln der Moderne) anzusehen, die gleichberechtigt neben anderen Meldungen stehen:
Die Krise auf dem europäischen Automarkt verschärft sich massiv. Die Zahl der Neuzulassungen ist im Dezember um 16,3 Prozent gefallen. Im gesamten Jahr 2012 wurden so wenige Fahrzeuge verkauft wie zuletzt 1995.
Automobilindustrie ist unser größter Industriezweig – eine von vier Säulen der Industriegesellschaft, siehe Statista:
Für die deutsche Industrieproduktion sind vier Industriezweige von besonders großer Bedeutung. Bei denUmsatzanteilen der größten Industriezweige in Deutschland im Jahr 2009 führte die Automobilindustrie mit insgesamt rund 18,7 Prozent. Dahinter folgte der Industriezweig Maschinenbau mit etwa 14,6 Prozent, die Elektroindustrie mit circa 13,3 Prozent und die Chemische Industrie mit knapp 10,4 Prozent Umsatzanteil. DerUmsatz im Verarbeitenden Gewerbe betrug in Deutschland im Jahr 2008 insgesamt knapp 1,36 Billionen und im Jahr 2009 rund 1,09 Billionen Euro.
Der Niedergang ist seit Jahren beobachtbar – die Aussichten sind so düster, das nur noch göttlicher Beistand helfen kann, siehe deutsche Wirtschaftsnachrichten:
„Für den europäischen Automarkt kann man nur beten!“, sagt der Chef von Volvo, Håkan Samuelsson.
Es drohen neue Verwerfungen in der Gesellschaft, die Industriegesellschaft selbst stirbt – und was unternimmt die Politik dagegen? Sie erhöht den Druck auf Arbeitslose. Deutschlands Antwort auf die Auflösung der Industriegesellschaft ist: Hartz IV.
So lächerlich hat sich Politik in der Geschichte selten gemacht – und selten hat sie sich so hilflos gezeigt. Welches Geld sollen wir ausgeben, wenn nicht das, das wir durch die Industrie generieren? Die gleiche Hilflosigkeit zeigt sich bei den Alternativen: so schön und vielversprechend die Visionen von einem Grundeinkommen auch sind – wir reden hier real über die Ausgestaltung eines Betriebskindergartens in einer insolventen Firma!
Schauen wir noch ein wenig über den Tellerrand, bevor wir zu den Lösungen kommen, die die Krankenkassen schon längst praktizieren:
Aktuell droht den Eigentümern des Adlon-Hotels ein Totalverlust, siehe Spiegel. Eins der teuersten und beliebtesten Hotels in Deutschland steht vor dem Aus, weil … das Haus einem Fonds gehört, der ausgeplündert wird. Fünfzig Prozent des Wertes sind schon futsch, der Rest folgt. Einige Anleger aber werden sich freuen.
Wie „Fonds“ „zocken“, sehen wir gerade bei dem Kampf um Herbalife (siehe Spiegel), dessen Ergebnis jetzt schon feststeht:
Fest steht nur eins: Ackman und Loeb können nicht beide gewinnen. Einer von ihnen wird eine Menge Geld verlieren – und Herbalife möglicherweise seinen Ruf und seine Zukunft.
Während man hier noch zufrieden lächelnd im Sessel sitzen bleiben kann, weil das ganze Gezeter als fernsehreifer Zeikampf dargestellt wird, bleibt einem das Lachen im Halse stecken, wenn man den größeren Rahmen betrachtet, siehe Handelsblatt:
Heute sind die Menschen an der Börse nur noch Kulisse, fürs Fernsehen und für die Fotografen. Der Handel wird beherrscht von Maschinen. Sie kaufen und verkaufen in Millisekunden, handeln selbstständig nach den Algorithmen, mit denen man sie gefüttert hat. Ein Mensch kommt da nicht mehr mit. An der Deutschen Börse steuert der sogenannte Hochfrequenzhandel nach Schätzungen knapp die Hälfte des Handelsvolumens bei, an den US-Börsen liegt der Anteil bei 70 Prozent.
Die Kritik daran ist offensichtlich – und auch ohne Doktortitel in Mathematik zu verstehen:
Dirk Müller, der ehemalige Börsenhändler, kann das alles nicht nachvollziehen. „Was für einen Sinn ergibt es, eine Aktie für nur eine Nanosekunde zu halten?“, fragt er. Die Börse entferne sich immer mehr von ihrem eigentlichen Auftrag, nämlich Unternehmer, die eine Idee haben, zusammenzubringen mit Investoren, die Geld haben. „So entwickelt sich die Börse hin zum reinen Casino“, sagt Müller.
Die tanzen dort auf dem Vulkan, vernichten die Zukunftsfähigkeit der Firmen, die wir als Alternative zur Automobilindustrie dringend brauchen – und was macht die Politik?
Erstarrt angesichts der Marktmacht der Banken, die im Handelsblatt dargestellt wird:
Goldman Sachs verdreifacht im vierten Quartal den Gewinn fast. Das Nettoergebnis klettert auf 2,9 Milliarden Dollar. Im Vorjahreszeitraum war es eine Milliarde Dollar. Das Geldhaus verbucht im vierten Quartal Einnahmen von 9,24 Milliarden Dollar, während Analysten im Schnitt nur von 7,91 Milliarden ausgegangen waren. Im gesamten Jahr erzielt die Investmentbank einen Nettogewinn von rund 7,5 Milliarden Dollar und einen Umsatz von 34,2 Milliarden Dollar. Der Gewinn klettert um 68 Prozent. Die Bank übertrifft damit die Erwartungen der Analysten. Die Aktien legten um 1,9 Prozent zu.
Gewinnsteigerung um 68 %. Da kommt die Realwirtschaft nicht mit. Vorbei die Zeiten, wo man als Unternehmer dankbar war, wenn man 10 % Gewinn hatte, die Leute beschäftigen und die Kredite bezahlen konnte. Was aber geschieht mit den Menschen, die die Realwirtschaft nicht mehr versorgen kann, geschweige denn beschäftigen? Wer investiert eigentlich noch in bessere Infrastruktur, Bildung, neue Ideen, neue Produkte, eine Verbesserung der Lebensqualität oder schlichtweg in Zukunft und Fortschritt, wo doch Banken aus dem Nichts heraus Supergewinne einfahren? Wozu braucht man noch ein Hotel, wenn man doch mit Spekulationen um die Idee eines Hotels enorme Gewinne erzielen kann?
Vorsitzende von Kreissparkassen erhalten inzwischen Gehälter, von denen ein Bundeskanzler nur träumen kann (siehe Handelsblatt) – und das völlig ohne gesamtgesellschaftlichen Nutzen, ohne unternehmerisches Risiko und ohne persönliche Überarbeitung … von „Burn out“ bei der Kreissparkasse hört man selten, dafür hört man aber sofort Warnungen vor der „sozialistischen Gefahr“, wenn es um Preisfestsetzungen bei Mieten und Zinsen geht, siehe Handelsblatt, hier als „Leiche der Sozialisierung“ bezeichnet.
Währenddessen hat das „System“, das gerne als alternativlos bezeichnet wird, schon Methoden entwickelt, die anfallenden Probleme zu lösen. Die Jubelmeldungen über Absatzrekorde bei VW können Kenner der Wirtschaft nicht davon ablenken, das unser Staatsdampfer (oder Staatengemeinschaftsdampfer) mit dem Eisberg der Globalisierung zusammengestoßen ist – die Meldung, das einige Passagiere der ersten Klasse ganz oben auf dem Schiff noch trockene Füße haben, beruhigt niemanden, der noch alle fünf Sinne beisammen hat.
Und wie auch bei der Titanic erwischt es jene, die unten im Schiff wohnen, zuerst – und nicht nur jene 94-jährige Frau, die unlängst in Frankreich aus einem Altenheim herausgeschmissen wurde, weil ihre Rechnungen nicht bezahlt wurden (siehe Yahoo), sondern alle Armen in Deutschland, die de fakto von effektiver medizinischer Behandlung ausgeschlossen worden sind.
Ich habe da heute ein Informationsblatt einer Krankenkasse erhalten, das mich äußerst verwundert – und natürlich enthält es auch eine Rechnung. Ein Notarzt hatte mich mal wieder ins Krankenhaus eingewiesen und einen Rettungswagen angefordert.
Für diese Fahrt darf ich jetzt 10 Euro bezahlen … die „Leiche der Sozialisierung“ wird hier aber nicht kritisiert. Es gab noch mehr soziale Leichen:
Arzneimittel: mindesten 5 Euro pro Rezept.
Haushaltshilfe: 10 Euro pro Leistungstag
Soziotheraphie: 10 Euro pro Leistungstag
Häusliche Krankenpflege: 10 Euro pro Leistungstag
Heilmittel: 10 Euro pro Verordnung
Krankenhausbehandlung: 10 Euro pro Kalendertag
Anschlussrehabilitation: 10 Euro pro Kalendertag
Rehabilitation: 10 Euro pro Kalendertag.
Welch´ differenzierte und nachvollziehbare Preisgestaltung: hier wurde mit viel Mühe und Einsatz hochqualifizierter Experten ein fein ausgewogenes Zuzahlungssystem entwickelt, das eine weitere Expertenkommission sofort wieder begrenzte (siehe bmg).
Frage an mich: wofür bezahle ich eigentlich eine Krankenversicherung? Nun: um einige hundert Verwaltungen am Leben zu halten und vielen Vorständen ein sechsstelliges Jahreseinkommen zu sichern – das freilich nur ein Drittel der Bezüge eines Sparkassenchefs erreicht (siehe Krankenkassen.de).
Niemand wittert da irgendwelche sozialistischen Leichen … obwohl es doch gerade ein Zeichen des real existierenden Sozialismus war, das die Funktionäre ein klein wenig „gleicher“ als der Rest waren.
Die Leiche der Sozialisierung hat bei den Krankenkassen voll zugeschlagen … doch es erfolgt keine Kritik von Seiten der Hüter der Marktwirtschaft: sie kommen nur aus ihren Löchern, wenn Zinseinkünfte in Gefahr sind, dabei haben wir hier Sozialismus pur: einfach mal grundlos auf Allem 10 Euro mehr draufschlagen. Hier zeigt sich auch, wie sehr Politik inzwischen differenzieren kann: gar nicht mehr. „Überall einfach mal zehn Euro drauf!“ war die Devise: dümmer, bequemer und einfallsloser geht es kaum noch.
Der Regelsatz für Arme betrug zu dem Zeitpunkt 359 Euro. Hiervon sind sozialistische Preissteigerungen bei Strom und Telefon zu bezahlen, ebenso die Preissteigerungen bei Benzin (bzw. Transportkosten), Nahrungsmitteln und Kleidung. 10 Euro pro Kalendertag mehr wäre hier aber nie denkbar.
Wo bleibt hier die mahnende Stimme, die vor der Leiche der Sozialisierung warnt?
Und wer warnt davor, das die Sozialisierung von 68%-Gewinnen schon längst erfolgt – ohne das der Kunde ein Möglichkeit hat, dort einzugreifen?
Kriege ich eigentlich mein Geld zurück, wenn ich mit der ärztlichen Behandlung unzufrieden bin?
Kann ich Rechnungen an Arzt und Krankenhaus stellen, wenn die mich über Gebühr lange einbehalten haben und so meine Lebenszeit raubten?
Kann ich irgendwo sagen: „Nein, das ist mir zu teuer, dafür würde ich nur die Hälfte geben?“
Kriege ich Geld zurück, wenn das Medikament nicht wirkt … oder mir schlecht davon wird (an Schadensersatz will ich da gar nicht denken).
Kurzum: wirkt da irgendwo noch Marktwirtschaft?
Bin ich noch irgendwo frei – als Kunde?
Um beispielsweise zu sagen: „Nein, also für solch eine Gurkenstaat zahl ich keine Mehrwertsteuer mehr – die sollen erstmal was leisten für ihr Geld.“
Und den Flughafen in Berlin … sollen sie gefälligst selber zahlen.
Werden sie aber nicht, denn hier gilt das Prinzip des Sozialismus: wir stehen alle füreinander ein. Jedenfalls: wenn es um die Kosten geht.
Wenn es aber um Gewinnsteigerungen von 68 % geht … dann vergessen die Kriegsgewinnler gerne die Vorteile des Sozialismus – bzw. die Pflichten, die sich aus einer Solidargemeinschaft ergeben.
Wenn ihre Maschinen dem Markt einen solchen Gewinn abgerungen haben (mit Methoden, die kaum noch ein Mensch verstehen kann), dann werden sie auf einmal ganz schnell … Räuber.
Sie gleichen jenen entsetzlichen Gestalten, die dem Dorf die Ernte der Jahresarbeit aus dem Speicher stehlen … oder sie mithilfe von Gauklerstricks und Spielerkünsten darum betrügen.
Einige wenige Unternehmer wehren sich dagegen … und zeigen, was es heißt, in einer demokratischen christlich geprägten Sozialgemeinschaft zu leben:
Ein Bau-Unternehmen in Carlet (Provinz Valencia) hat heute dem Bürgermeisteramt 27 Wohnungen zur Verfügung gestellt. Darin sollen diejenigen Familien aus der Umgebung untergebracht werden, die durch Zwangsräumung ihre Behausung verloren hatten. Für eine symbolische Miete von monatlich 50 Euro werden die Appartements zunächst für zwei Jahre zur Verfügung stehen (siehe: Uhupardo).
Was wären wir für eine unschlagbare Sozialgemeinschaft, wenn wir uns alle so verhalten würden. Keine Krise könnte uns bezwingen, kein Staat uns mit „Sanktionen“ niederringen.
In Deutschland sind es Unternehmer, die mit Tauschplattformen den „Kapitalismus unterwandern“ wollen (siehe Spiegel): dabei unterwandern sie eigentlich einen herrschenden Preissteigerungssozialismus, in dem immer mehr Menschen für immer mehr Arbeit immer weniger Lohn bekommen, damit immer weniger Menschen mit immer weniger Arbeit immer mehr Geld erhalten.
Man denkt, man lebt in der alten DDR.
Auf einmal merkt man, woher die Kanzlerin ihre Visionen beziehen könnte.
Wie sind wir eigentlich dahingekommen?
Die Antwort ist ganz einfach: der Untergang unserer Industrie ist ihren Kapitänen bewusst – und in Zeiten der Not erinnert man sich gerne daran, das es noch den Staat gibt, der mit „Befehlspreisen“ (in Form von Mehrwertsteuer oder Zuzahlungen bei medizinischen Leistungen) für alles eigene Fehlverhalten gerade steht, damit die eigenen Wunschträume vom Superreichtum nicht im Nichts zerrinnen, siehe (um beim Beispiel Medizin zu bleiben)Finanzen.net:
Anfang Oktober wurde für Kassenärzte eine Erhöhung der Ärztehonorare von einer Milliarde Euro ab 2011 festgelegt. Da Bayern sich für eine weitere Anhebung ausgesprochen hatte, wurde dieser Betrag nun um weitere 120 Millionen Euro erhöht. Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung hat dies heftig kritisiert. Die gesetzlich Krankenversicherten seien wieder einmal die Leidtragenden, da auf sie im nächsten Jahr Beitragserhöhungen zukommen werden. Der allgemeine Beitragssatz wird von 14,9 auf 15,5 Prozent erhöht und die Zusatzbeiträge dürfen künftig beliebig hoch sein. Laut dem Spitzenverband leeren sich somit die Geldbörsen der Versicherten, während die gut verdienenden niedergelassenen Ärzte immer mehr Geld erhalten. Die Honorare steigen allein in Thüringen um ganze 24,1 Prozent.
Wie erfolgreich die „behandeln“, wird nie diskutiert. Ist das Demokratie oder Marktwirtschaft? Fragt uns jemand, wieviel Zinsen wir für Geld zahlen wollen, das uns als Gemeinschaft eigentlich selbst gehört, weil wir dieses Tauschmittel für uns geschaffen haben – für uns, und nicht für Gaukler und deren Taschenspielertricks.
Was ist eigentlich alles schiefgegangen, das wir unsere Marktwirtschaft (samt Demokratie) zugunsten von etwas verloren haben, das wir längst als tot wähnten: den Sozialismus?
Und wie kann es eigentlich sein, das etwas, das als soziale Bewegung gestartet ist, in einen „Sozialismus“ ausartet, der Menschen genauso ausbeutet wie ein Industriebaron seine Leibeigenen?
Wann haben wir konkret unsere finanzielle Souveränität an Handelsmaschinen abgegeben, denen nun die ganze Weltwirtschaft auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist?
Und warum reden wir eigentlich nicht mal darüber, ob es nicht noch Alternativen zu einer marktwirtschaftlichen Leiche gibt, die gerade von sozialistischen Leichen ausgeplündert wird? Immerhin: welche Zukunft für uns übrig bleibt, wenn sogar schon die Leichen Leichen plündern, können wir uns unschwer ausmalen.
Was wäre wenn wir einfach morgen einen neuen Versuch starten – einen Versuch, der nicht die Sozialisierung von Rendite in den Mittelpunkt staatlicher Aufmerksamkeit bringt, sondern einen ganz einfachen Begriff wie … GERECHTIGKEIT.
Jakob Augstein hat dafür schon mal im Spiegel geworben:
Warum werden die Reichen reicher und die Armen ärmer? Das ist eine Kinderfrage. Aber sie liegt am Grunde der Politik. Und wir sollten sie uns nicht ausreden lassen. Das drängendste Problem in Deutschland ist die wachsende Ungerechtigkeit und Ungleichheit in der Gesellschaft. Es ist ganz gleich, welche Statistik man zur Hand nimmt, die Ergebnisse weisen alle in die selbe Richtung: Die Republik hat sich verändert. Die Deutschen müssen sich fragen, in welcher Gesellschaft sie leben wollen. 2013 haben sie die Gelegenheit zu einer Antwort. Sie sollten das Jahr der Bundestagswahl zum Jahr der Gerechtigkeit machen.
Wo allerdings muss ich mein Kreuz machen, wenn ich Gerechtigkeit will?
Momentan kommt es mir so vor, als könnte ich nur entscheiden, welche sozialistische Leiche mehr von der marktwirtschaftlichen Leiche knabbern darf.
In meinen Augen ist das … eigentlich keine Wahl mehr.
Das ist „real existierender Sozialismus“ … mit kapitalistischen Parolen.
Und das kann man nur verstehen, wenn man sich dem Primatenfunk konsequent entzieht – kein Wunder, das für diese Formate überall Werbung gemacht wird.
Sonst würden mehr Menschen verstehen, das unsere Titanic keinen neuen Kapitän braucht (und erst recht keinen professionellen Hilfsreferenten): wir brauchen ein ganz nagelneues Schiff!
Dann können wir uns die Rettungsboote für die Reichen auch sparen.
Montag, 14. Januar 2013. Eifel. Heute habe ich ein besonderes Problem: ich möchte über etwas schreiben, worüber ich nicht schreiben darf. Ich möchte jemanden zitieren, der auf keinen Fall zitiert werden möchte. Ich muss das so machen, das man die Spur auf keinen Fall nachverfolgen kann – denn man wird den Zeugen jagen und aus dem Amt werfen, wenn man ihn aufspürt. Ich muss besonders vorsichtig sein, weil vielleicht Unschuldige in das Netz der Jäger kommen, Menschen, die im Anschluss an meine Worte versehentlich in die Fahndung geraten. Zudem muss ich besonders vorsichtig sein, das es nicht Menschen aus meinem Umfeld trifft: Nachbarn, Bekannte, Vereinsmitglieder, Leser – oder deren Bekannte, Verwandte oder Nachbarn die … beim Jobcenter angestellt sind. Was hier nun zur Sprache kommen wird, ist sehr brisant, weil es zeigt, welch´ weitreichende Konsequenzen Hartz IV hat … und das wir uns eigentlich wirklich in einem Bürgerkrieg befinden – ohne es überhaupt zu merken. Einem Bürgerkrieg, der schlimmer werden wird, weil die, die nicht mitziehen, aussortiert werden.
Ich muss dazu ein wenig ausholen und vollumfänglich über Arbeitslosenzahlen informieren, damit von vornherein erkennbar ist, das es sich hier nicht um Einzelschicksale handelt. Dazu habe ich mir Hilfe geholt – von Alan Posener, Georg Jacobi und Karl Heinz Krass. Alan Posener hat uns im November letzten Jahres – wahrscheinlich auf Grund eines Versehens – über die wahre Dimension des Jobcenterhorrors in Deutschland informiert. Hier wurden uns Zahlen präsentiert, die im schönen „Wünsch-Dir-Was“-Universum von Kanzlerin und Bundesagentur sonst streng verborgen werden, deren Nennung streng verboten ist, weil sie – erkennbarer Maßen – die „Märkte“ beunruhigen können. Doch hören wir dazu erstmal Alan Posener, der über einen verbeamteten Jobcentermitarbeiter spricht, zitiert aus der „Welt„:
Herr Jacobi hat via Computer den Zugriff auf 42 Millionen Datensätze. Das entspricht der Hälfte der Bevölkerung. Wer staatliche Leistungen beantragt, verzichtet faktisch auf die Privatsphäre. Da ist es für den gläsernen Bürger ganz gut zu wissen, dass er es mit einem Mann zu tun hat, der nicht nur gewissenhaft ist, sondern auch ein Gewissen hat. Er arbeite, sagt Jacobi, nach dem Motto des katholischen Sozialreformers Adolph Kolping: „Wenn jeder auf seinem Platz sein Bestes tut, wird es in der Welt bald besser werden.“
Das ist auch wirklich gut zu wissen. Nicht nur, das es noch Jobcentermitarbeiter mit Gewissen gibt, sondern auch, das die Jobcenter nach nunmehr acht Jahren Hartz IV inzwischen MEHR ALS DIE HÄLFTE DER GESAMTBEVÖLKERUNG in ihren Computern gespeichert haben – wie üblich, mit allen persönlichen, intimen und peinlichen Daten, die man sonst keinem anvertrauen würde.
Man denkt nun: Nein, das kann nicht sein. Das ist zuviel.
Ich dachte jedenfalls so, war aber falsch. Nicht nur, das das Bundesamt für Statistik diese Daten bestätigt (wir berichteten), nein, es finden sich auch noch andere Analysen, die diese plausibel erläutern – zum Beispiel hier Karl Heinz Krauss, hier vom Kopfständlerblog zitiert aus seinem Buch „Sklaven ohne Ketten“:
Die Politiker prahlen Jahr um Jahr mit weiter gesunkenen Arbeitslosenzahlen. Im Dezember 2011 sollte die Zahl auf 2,78 Mio gesunken sein. Doch neben diesen Beziehern von ALG I wurden die 4.940.000 Bezieher von Arbeitslosengeld II bzw. von Sozialhilfe Hartz IV nicht mitgezählt, ebenso wenig wie 1,5 Mio in Qualifizierungskurse Abkommandierte, 700.000 Kurzarbeiter, 600.000 Ein-Euro-Jobber, 480.000 in den Vorruhestand geschickte und 105.000 Arbeitslose über 58 Jahre, ganz zu schweigen von 3,9 Mio Unterbeschäftigten und hunderttausenden Praktikanten.
Man könnte also auch 15 Mio Arbeitssuchende zählen, die es neben den 38,8 Mio Erwerbstätigen gegeben hat. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich heute 500 Berufsanfänger auf eine einzige Stelle bewerben, doch die Politiker bedienen das Klischee, es handle sich bei den Arbeitslosen um asoziale, faule Nichtsnutze. Inzwischen finden sich aber auch viele Akademiker unter den Arbeitslosen, 2009 besaßen 480.000 Arbeitslose die Fach- oder Hochschulreife.
15 Millionen Arbeitssuchende. Eine reale Arbeitslosenquote von … 30%? 40%?
Das über acht Jahre verteilt … da kommt man locker auf 42 Millionen Datensätze.
Nun – all die, die nicht auf Kosten und von der Arbeit anderer leben (wie Ärzte, Arzthelferinnen, Rettungssanitäter, Professoren, Lehrer, Polizisten, Krankenpfleger, Rechtsanwälte, Versicherungskaufleute, Richter, Politiker, Beamte, Pfarrer, Rentner, Arbeitslose, Soldaten, Bankangestellte, Rechtspfleger, Anwaltsgehilfen, Unternehmensberater, Anlageberater, Aktienanalysten, Beamte, Vermögensberater, Vorsorgeberater, Sozialarbeiter, Jugendamtsmitarbeiter, Jobcentermitarbeiter oder Vorstände der Arbeitsagenturen … um nur mal ein paar zu nennen), werden schon auf die eine oder andere Art die Erfahrung gemacht haben, das echte Arbeit einen ganz schnell zum Arbeitsamt bringt – und sei es nur deshalb, weil echte Arbeit in Produktion, Handel und Vertrieb nun mal krank macht – und zwar umso kranker, je größer die Ansprüche jener sind, die auf Kosten und von der Arbeit anderer leben wollen bzw. müssen. Um deren Hunger nach Versorgungsleistungen zu stillen, muss man nämlich ganz schön schnell rennen – sonst steigen die Renditen zu langsam.
Wie sehen also: wir haben hier ein Problem, das fast alle angeht – auch die, die nur von der Arbeit anderer leben (ich schaue hier mal besonders kritisch auf die Kaste der Ärzte, die scheinbar nie den Hals voll kriegen).
Weil es alle angeht, ist es umso wichtiger, zu sehen, was hinter den Kulissen dieser Jobcenter veranstaltet wird – denn das wird früher oder später mal JEDEN VON UNS TREFFEN. Das das System aus religiöser Sicht als „pervers“ anzusehen ist, haben wir von dem gläubigen Katholik und Beamten Herrn Georg Jacobi schon erfahren, da wir aber eine materialistisch-atheistische Gesellschaft sind, müssen wir mit solchen bewusst als Gesetz eingeführten Perversitäten leben.
Nun ist der Herr Jacobi Beamter und hat einen Eid geleistet (was nicht sehr christlich ist, aber äußerst religiös). Er darf die Wahrheit sagen, muss aber die Befehle des Staates ausführen.
Andere sind nicht so priviligiert … sie sind nur angestellt, haben keine allmächtigen Götter im Rücken, die ihnen denselbigen stärken sondern stehen ganz alleine vor dem Problem, das wir alle haben: wie erjage ich mein tägliches Geld, mit dem ich mich lebendig halte?
Der eine oder andere verirrt sich dabei auch mal in die Jobcenter – nicht nur als „Leistungsberechtigter“ einer „Bedarfsgemeinschaft“, sondern auch als Mitarbeiter eines Jobcenters. Sowas soll es geben.
Viele waren sogar froh, das sie nach langer Arbeitslosigkeit oder Lagerung in einer „Auffanggesellschaft“ der Telekom, Post, Bahn oder Friedhofsbehörde dort gelandet sind. Das Leben in solchen Auffanggesellschaften ist auch nicht einfach: acht Stunden allein in einem völlig kahlen Raum zu sitzen, nur mit einem Tisch, einem Stuhl und einem (meist aus Kostengründen abgestellten)Telefon ausgestattet – das hat schon Menschen in den Wahnsinn getrieben. Man muss sich da mal hineindenken um zu verstehen, warum Menschen froh sind, einen Job beim Jobcenter ergattert zu haben und der Hölle der Isolationshaft (die man so keinem Strafgefangenen antun würde) entkommen zu sein.
Als normaler Mensch glaubt man sogar, die ursprünglichen Ideen eines Peter Hartz verstanden zu haben und denkt, man kann und darf wirklich Hilfe leisten, um Menschen bei der Erlangung von Arbeit zu unterstützen. Man versteht sich vielleicht sogar als Held im Kampf gegen die Not, die Globalisierung und Rationalisierungswahn künstlich produziert haben.
Um die Geschichte eines solchen Menschen geht es heute. Eines normalen Menschen, der in einer normalen, vom Steuerzahler voll finanzierten Behörde arbeitet, einem Steuerzahler in Not im Rahmen der bestehenden Gesetze geholfen hat (im Medienjargon: einem „Hartzi“ – damit alle verstehen, wer gemeint ist) … und auf einmal aus allen Wolken fiel, als er mit der Beurteilung seiner Tat konfrontiert wurde:
So etwas würde nicht gern gesehen, sagte man ihm, denn es sei:
Ein kollegialer Rat? Ein „Ausrutscher“? Vielleicht nur ein etwas mies gelaunter Kollege, der seinen Job genauso „Scheiße“ findet wie seine Verbringung in eine „Auffanggesellschaft“?
Leider … nein.
Unser Zeuge, dessen Spuren ich vollständig verwischen muss, sah sich gezwungen, die Behörde zu verlassen. Da er aufgrund seiner Ausbildung in dem Bereich weiter arbeiten muss, bewarb er sich bei dem nächsten Jobcenter … allerdings nicht ohne zuvor seinen kompletten Lebenslauf durch professionelle Leute frisieren zu lassen. Sein ganzer Aufenthalt bei dem vorherigen Jobcenter wurde gelöscht, weil er auf gar keinen Fall möchte, das die Tatsache, das er mit dem Feind kollaboriert hat, weiter nach außen getragen wird: diesen Makel galt es mit aller Gewalt zu tilgen – sonst hätte er keine Chance, jemals in dieser Branche Fuß zu fassen.
Kollaboration mit dem Feind ist … gefährlich.
Und von irgendetwas muss man ja leben, bevor das Bürgergeld eingeführt wird.
Mir war es wichtig, das diese Geschichte an die Öffentlichkeit kommt, damit auch alle 42 Millionen Feinde wissen, in welche Richtung unsere Gesellschaft getrieben wird.
In dem Zusammenhang habe ich noch eine weitere Anekdote vernommen, diesmal aus dem Kreis der Tafeln.
Tafeln kennen wir ja, oder?
Die Tafeln sind ein Initiative von guten Menschen, die armen Menschen helfen wollen, trotz Armut nicht zu verhungern.
So lehrt man uns das – das ist aber gelogen.
Die Tafeln sind ein Projekt der Unternehmensberatung McKinsey. Es ist schon manchmal nur noch mit Humor zu ertragen, wenn man sieht, wie sich Verschwörungsphobiker („es gibt nirgendwo irgendeine Verschwörung und alle politischen Entscheidungen werden von der Kanzlerin persönlich ausgewürfelt“ … was man angesichts des politischen Tagesgeschäftes vielleicht sogar glauben könnte) und Verschwörungstheoretiker („die Kanzlerin ist nur ein fremdgesteuertes Alien“) im Internet beharken, während eine US- Unternehmensberatung Schritt für Schritt die ganze gesamte Gesellschaft umbaut, ohne das es noch irgendjemand wahr nimmt … oder aber für bedrohlich hält.
Die TAZ berichtete vor einiger Zeit davon – aber das schien niemanden weiter zu interessieren, weil man sich mit wirklichen Mächten nicht gerne anlegt:
Und nicht von ungefähr steht die berüchtigte Berater- und Rationalisierungsfirma McKinsey dem Bundesverband der Tafeln seit vielen Jahren zur Seite (ebenso den Tafeln in Österreich, der Schweiz, Kanada usw.). McKinsey war unter anderen beteiligt am Konzept von Hartz IV, an der Arbeitsweise der ARGEn und an der „Reform“ der Sozialversicherung.
Vollkommen gratis hat der teure McKinsey für den Bundesverband einen Leitfaden und ein Handbuch für Aufbau und Betrieb einer Tafel verfasst, bindende Lektüre für jedes seiner Mitglieder.
Es gibt auch handfeste Gründe, das sich so viele große Konzerne so fleißig an den Tafeln beteiligen:
Die Tafel ist ein sogenannter Sympathieträger mit hohem Ansehen, die aus dem Nichts eine Art Schlaraffenland hervorzaubert.
Für viele Arme ist sie nicht mehr wegzudenken. Und auch nicht für viele Lebensmittelketten, Discounter und Geschäfte. Ehedem musste bezahlt werden für die Abholung des „Biomülls“ – aus dem die Entsorgerfirmen eine Gärsubstanz herstellen, die sie an Biogasunternehmen weiterverkaufen, und die wiederum gewinnen aus 8.000 Tonnen Lebensmitteln ungefähr 3.000 Megawatt sauberen Strom.
Nun erspart die Entsorgung über die Tafeln nicht nur die Kosten, es gibt auch noch gratis eine Imagewerbung mit dazu. Und die steuerliche Abschreibung der Spende.
Biomüll, der früher teuer entsorgt werden mußte, wird heute gratis von den zweibeinigen Mülltonnen entsorgt, die der Staat per Gesetz der Industrie zur Verfügung stellt … so jedenfalls würde ich das formulieren. Ich muss ja auch nicht schauen, ob ich eventuell die Märkte oder die Merkel verunsichere.
Ich darf auch ganz deutlich sagen, das das die Arbeit der Tafeln ist: nicht „Armut lindern“ (was auch Sache des Staates wäre), sondern Abfall entsorgen. Und das findet man auch – so eine weitere Zeugin, die nicht genannt werden möchte – im Sprachgebrauch der Tafeln wieder.
Wie nennen die ihre Kunden?
Abholer.
Diese Zeugin (selbst Unternehmerin) kann ich wenigstens zitieren:
Ich denke die anonyme Nennung ist in Ordnung. Auch meinerseits, wenn die Bezeichnung „Abholer“ für Besucher der Tafel erwähnt werden soll.
Als demütigend empfand jene Tafelbesucherin übrigens, dass man einen Teil der Besucher auswählte, die in einem Vorraum warten durften, während man die restlichen Menschen einfach mal eben auf die Straße setzte, bis man beschied, dass jetzt wiederum ein Teil im Vorraum warten darf. Ich habe mir vor Ort noch kein Bild machen können und ich weiß nicht einmal, ob sie mich reinlassen würden. Es ist schon mehr als merkwürdig und an diesem Abend mit einem Gespräch zwischen ehrenamtlicher Mitarbeiterin und ehemaliger Tafelbesucherin für mich glaubwürdig erfasst, dass es bei den Tafeln leider für die Menschen auch nicht so zugeht, dass sie sich nicht noch mehr gedemütigt fühlen, als durch ihre Lebensumstände eh schon geschehen.
Für mich selbst – aus meiner Sicht – sind scheinbar alle für mich wichtigen ideellen / moralischen Werte in dieser Gesellschaft abhanden gekommen. So altmodische Dinge wie Respekt vor anderen Menschen, gegenseitige Achtung, Hilfsbereitschaft / Nächstenliebe, Kulanz und alles was es uns ermöglicht uns als Gemeinschaft wahrzunehmen, die füreinander einsteht.
Auch bei der Tafel: der Abholer ist der Feind, der Untermensch, der letzte Dreck.
Praktiziert Tag für Tag von Jobcentern und Tafeln in allen Städten Deutschlands: ein komplettes Netz der Enwürdigung, Demoralisierung, Erniedrigung und vor allem: der Vernichtung von Arbeitskraft. Solcherart „behandelte“ Menschen dürften nach einiger Zeit derartig deformiert sein, das sie als Arbeitskraft nie wieder zu verwerten sind.
Über den Wert der Tafeln für die Industrie hat übrigens auch mal FAZfinance.net berichtet:
Die Spendenquittungen bringen den Unternehmen aber vor allem finanzielle Vorteile: Nahrungsspenden werden stets mit einem Lieferschein geliefert – so verlangt es die Europäische Union. Denn Lebensmittellieferungen müssen lückenlos überprüfbar sein. Auf Lieferscheinen steht auch der Warenwert. Das heißt: Wer zehn Paletten Äpfel liefert, bekommt eine Spendenquittung über den Wert der zehn Paletten – selbst wenn davon vielleicht nur noch wenige genießbar sind.
Und … das wir bitte hier nichts falsch verstehen: der Müll wird bewußt herausgegeben. Ist es mal kein Müll, dann hat das für den entsprechenden Mitarbeiter ganz schnell Konsequenzen:
Außerdem stellen die Tafeln Spendenquittungen für die Unternehmen aus. Das hatte für manchen Einzelhändler auch schon unbeabsichtigte Konsequenzen: Ein Supermarkt in Berlin hatte im Laufe von drei Monaten immer wieder Waren im Wert von 168.000 Euro abgegeben – stets fünf Tage vor dem Verfallsdatum der Ware. Nachdem die Konzernleitung die Spendenquittungen sichtete, wurden die für die „überflüssigen Lieferungen“ verantwortlichen Manager wegen der offensichtlichen Verschwendung schnell ausgewechselt.
Bitte nur eindeutigen Müll spenden – sonst droht gleich Hartz IV und man wird „Feind“.
Das ist Alltag in Deutschland.
42 Millionen Menschen sind zum Feind geworden, zum Ballast, den man am liebsten entsorgen würde wie den Müll der Konzerne.
Nur gibt es für diesen Ballast keine Abholer.
Noch nicht.
Wir haben Krieg – mitten in Deutschland. Bürgerkrieg: einen völlig absurden Krieg, der von unfähigen Politikern gegen Arbeitslose geführt wird, weil sie im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit selbst völlig versagen … was politisch jenseits des Atlantiks gern gesehen wird, weil es einen äußerst lästigen wirtschaftlichen Konkurrenten eliminiert.
Immerhin wurde so eine Marke erledigt, die früher einmal unseren Wohlstand garantierte: mit „Made in Germany“ hätten wir allen Krisen trotzen können, Qualität setzt sich eben durch.
Aber … „Made in Germany“ ist heute nur noch „Jobcenter“ und „Tafel“ – und selbst die kommen von McKinsey.
Was aber noch schlimmer ist, ist die erkennbare Kultur der Angst, die dieses Land inzwischen durchzieht.
Und niemand traut sich mehr offen darüber zu reden … weil die Angst, die Bedrohung äußerst real ist.
Wir reden nur nicht mehr darüber, sondern sitzen zitternd vor den Bildschirmen und hoffen, das es uns nicht trifft.
Soweit sind wir schon wieder … aber auch darüber schweigen wir lieber, oder?
Donnerstag, 13.12.2012. Eifel. Ich möchte heute eine Geschichte vorstellen. Sie ähnelt ein wenig meiner eigenen, persönlichen Geschichte, in vielen Episoden habe ich mich wiedererkannt. Diese Geschichte verdient meines Erachtens eine möglichst weite Verbreitung. Sie wurde von einer Leserin als Kommentar bei uns abgegeben – und ich fürchte etwas, das sie dort untergeht. Diese Geschichte stammt von einer bewundernswürdigen Frau, einer starken, leistungswilligen, kreativen und sprachlich sehr begabten Frau. Es ist eine Geschichte, die es gar nicht geben darf – so jedenfalls sagen es uns die Medien, denn der Mittelstand, ja, der ist sicher vor Hartz IV. Kaum nur, ganz selten, fällt jemand durch die sozialen Netze, so heißt es: eine glatte Lüge. Es reicht schon, viele Kinder zu haben – oder überhaupt Kinder zu haben – und schon steht man auf der Abschussliste.
Eltern wissen, was ich meine. Man bekommt keine Mietwohnung, braucht Eigentum, die Schulen erwarten umfassende Hausaufgabenbetreuung und elterlichen Nachhilfeunterricht in großem Umfang. Ehrlich – ich habe noch (in meiner Privatsammlung: Dokumente des deutschen Schwachsinns) das Schreiben eines Lehrers an die gesamte Elternschaft, worin er die Eltern darum bat, den Schülern eine Reihe mathematischer Fertigkeiten beizubringen: ihm war es im Unterricht nicht gelungen. Nur ein Beispiel dafür, wie Arbeit in großem Umfang dank der Intervention der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft („Arbeitet Euch nicht kaputt, bezieht die Eltern mit ein!“) auf Eltern verlagert wird.
Die Geschichte ist eine schrecklich normale Geschichte, sie ergibt sich direkt aus dem Einfluss von McKinsey und Konsorten auf unseren Arbeitsalltag – aber das haben viele von euch leider nicht mitbekommen. Ich schon – ich war dabei, als diese Leute am offenen Herzen der Gesellschaft herumexperimentierten. Klingt ganz harmlos: „Führen mit Zielen“. Heißt aber nichts anderes, als das der Arbeitnehmer ausgequetscht wird bis an das absolute Ende seiner Leistungsfähigkeit. Die Zunahmen von „burn out“ konnte man schon in den neunziger Jahren prognostizieren: soll die Arbeitsleistung jedes Jahr um 10 % steigen, arbeiten wir in zehn Jahren doppelt soviel wie jetzt … bei altersbedingter nachlassender Leistungsfähigkeit. Anfang der neunziger wurde das eingeführt – jetzt kriegen die Krankenkassen die Rechnungen dafür präsentiert.
Will der Ackermann 25 % Rendite, dann müssen irgendwo im System 25% Leistungssteigerung erwirtschaftet werden – und das geht nur doch die komplette physische und psychische Ausbeutung.
Eine ganze Generation wird so verheizt – und die Renten- und Krankenkassen bis an die Grenze ihrer natürliche Belastungsfähigkeit in Anspruch genommen: zum Wohle der Rendite.
So ein Wahnsinn begegnet einem Menschen sonst nur noch in den düsteren Abgründen der finsteren Phantasien abgedrehter Autoren von unheimlichen Schauergeschichten – und doch bestimmt er unseren Arbeitsalltag. Und darum geht es primär in dieser Geschichte: um unseren Arbeitsalltag – und wie er uns kaputt macht.
Langsam, kaum merklich, schleichend – aber todsicher.
Betrifft Millionen und Abermillionen von Menschen – weshalb es mich nicht wundert, das aktuell von 42 Millionen Menschen Datensätze in den Computern der Jobcenter liegen. Irgendwann erwischt es jeden, der es nicht schafft, eine kleine Lücke im System zu finden, weil kein Mensch in der Lage ist, jedes Jahr 10 % mehr Leistung zu bringen.
Darum ist das Schicksal von Alexandra kein „bedauernswertes Einzelschicksal“ – wie einem die Presse so etwas gerne serviert – sondern ein typisch deutsches Schicksal im 21. Jahrhundert, das Schicksal eines normalen Deutschen mit Haus, Hund und Eigenheim: ein Paradies, das mit zunehmenden Jahren von immer mehr dunklen Kräften belagert wird, bis es zusammenbricht.
Doch hier erstmal … die Geschichte:
Die Vorgeschichte.
1987 geheiratet. 1988 Geburt der ersten Tochter, 1989 und 1991 nochmal zwei Mädels, 1994 Geburt meines Sohnes…
1991 Umzug ins Haus… schöne heile Mittelstandswelt – glaubt mancher noch heute…
1995 zog ich die Reißleine – wer mag, kann über Borderline-Persönlichkeiten nach lesen… es gibt Menschen, die mit Borderline-Persönlichkeiten (gut) leben können… ich schaffte es nicht, ich wurde in acht Ehejahren immer weniger.
Mit einer hochdramatischen Aktion endete die Ehe… ich blieb mit vier kleinen Kindern im Haus zurück. Keine Zeit für „Aufarbeitung“ – – – Ein Jahr verging wie in Watte gepackt, LEIDER bat ich in dieser Zeit die Rentenversicherungsanstalt um Auszahlung meiner bis dahin angesammelten Rentenanwartschaften… damals Not-wendig, jetzt einfach nur fatal…
Die furchtbaren Nachwehen seitens des Vaters meiner Kinder – habe ich pragmatisch weg gesteckt… keine Zeit für Aufarbeitung – ebenso fatal.
Aber wir lebten und langsam konnte ich wieder atmen.
1998 begann ich bei einem Bekannten einmal pro Woche „Raumpflegearbeiten“ – Kindergeld und Kindesunterhalt reichten einfach nicht…
2001 begann ich – durch Zufälle oder auch nicht – meine Zeit als Redaktionsmitarbeiterin, halbtags.
Eine wunderbare Zeit… unsere beste… ich arbeitete gern, weil mein Beruf eines meiner Hobbys war… aber in einer katholischen Tageszeitung geht die Pressefreiheit nicht so weit wie man glaubt…
Bei den Redakteuren war das alles kein Thema, aber die Leitung fand, dass wirtschaftliche Gründe es dringlich erforderlich machen würden, mir zu kündigen.
Mal eben so… ohne den Personallrat zu informieren, ohne Sozialplan…
2004 war das.
Schon lange hatte ich nebenbei und aus gegebenem Anlass (ich musste mir allen familiären Schreibkram den früher der Vater meiner Kinder erledigte inklusive allen möglichen Versicherungskram aneignen) gemeinsam mit dem Bekannten, dessen Büro ich geputzt hatte, viel über Versicherungen gelernt… und über schwarze Schafe der Branche…
DAS wollte ich machen… selbstständig werden und KEIN schwarzes Schaf sein…
Lautere Absichten.
Wo mir die einen halfen, in einem Männerberuf Fuß zu fassen, legten mir die anderen Steine in den Weg – ich wollte nicht mehr MIT einer Agentur zusammen arbeiten… ich wollte unabhängig von allem sein…
Laut EU-Richtlinen ging das nun ohne Schein nicht mehr…. eine Ausbildung also.
Anfang 2006 inzwischen…. und parallel dazu – machte mein Sohn Schwierigkeiten, vielmehr seine AD-Syndrom. Schon im Kindergarten war alles extrem schwierig geworden, aber nun eskalierten die Tage immer häufiger. Lehrer fragten MICH um Rat, Arztbesuche… eine andere Schule mit intensiverer Betreuung?! Suchen… Stunden nebenher – dazu Stunden… Hilfe beim Jugendamt gesucht und gefunden… dennoch: der Stress blieb ja. Zur genauen Diagnose, zur medikamentösen Einstellung – oder vielleicht doch nicht, stationäre Behandlung…
Nebenbei Arbeit, aber mir ging es schon schlecht…
NUR: wer sich richtig anstrengt, wer sich durch beißt und Knoten ins Kreuz macht… schafft das! Auch das: fatal!
Eine Einrichtung in Baden Württemberg für Gabriel gefunden… mit Pferden, Hühnern… nur für Jungs…
Eine Ausbildung für mich gefunden… ab August 2007. Jedes Wochenende, manchmal von Donnerstag bis Samstag… morgens nach Stuttgart, abends zurück…
Aber ich bin gern auf der Autobahn… ich fahre gern Auto… und wenn ich mich richtig anstrenge, dann werde ich das alles schaffen, im Winter die Prüfung machen und richtig durchstarten…
Die von einander unabhängigen Warnungen zweier Ärztinnen „Sie MÜSSEN jetzt etwas für sich tun!“ kann ich doch JETZT nicht beachten!
Die Story
Am Prüfungsmorgen im Dezember 2007 KANN ich nicht auf stehen. Ich kann nicht. Ich kann die Arme kaum heben. Und ein sonderbares Gefühl steckt in mir fest: es IST MIR EGAL. Das rein gesteckte Geld, diese Prüfung mit der ich doch durchstarten wollte…
Mein Kopf beschließt gegen 9 Uhr… okay, ich mache die Prüfung im Sommer mit der des nächsten Kurses nach. Ganz sicher. Auch eine Möglichkeit… und kann dann doch auf und nach unten.
Und arbeiten… im „Home-Office“ – später fahre ich in mein Büro in der Agentur (die Agentur brauche ich noch, solang ich keine Prüfung habe… um arbeiten zu können…)
Ich habe nicht bemerkt WARUM die beiden noch zu Hause lebenden Töchter so rebellieren.
Habe es nicht begriffen.
Über ein Jahr später erklärt mir meine Hausärztin schlüssig, dass es wohl Hilfeschreie auf mein „Nicht-mehr-Können“ hin waren.
Wieso? Ich kann doch… ich MUSS doch weiter.
Ja – seit einem Jahr ist meine älteste Tochter ausgezogen, in die Nähe ihres Gymnasiums wohnt sie zusammen mit ihrer Kusine in einer WG…
Die beiden anderen Mädchen – helfen mir nicht mehr im Haushalt. Müll wohin ich sehe… NICHT nur in ihren Zimmern… ich weiß an den Wochenenden oft nicht, wo sie sind… sie sagen sie wären beim Vater…
Das Jugendamt schalte ich selber ein… ich komme an beide nicht mehr ran…
Ich komme auch mit den mageren Einnahmen nicht mehr hin… kann immer weniger arbeiten. Dann steht fest, beide Mädchen wollen in eine eigene Wohnung ziehen – mit Betreuung durch die Jugendhilfe…
Was da genau abläuft… realisiere ich nicht. Fatal…
Aber: wenn nun alle weg sind und ich ohnehin das Haus – es müsste langsam mir Renovierungsarbeiten beginnen – zu teuer und zu groß ist… ich werde es verkaufen.
Werde weg ziehen, näher an die Argentur…
JA – ich werde hier ein break machen, weg gehen… und finde ein älteres kleines Häuschen mit Garten zur Miete! DAS wäre es, auch für die Hunde… und mit dem Auto zehn Minuten ins Argentur-Büro… okay: Haus verkaufen, weg ziehen, Prüfung nach machen… ALLES wird gut! Ich werde mich noch ein paar Monate viel mehr anstrengen müssen, bin euphorisch… fatal!
Frühjahr 2008 – Freunde helfen mir, für einen normalen Umzug habe ich kein Geld. Ich lasse einen Container kommen und schrumpfe über fünf Tage hinweg einen ehemals auf sechs Personen ausgerichteten Haushalt. Dass das auch psychische Schwerarbeit für mich ist… bemerke ich gar nicht.
Der neue Vermieter duldet Hunde… im Garten. Okay. Drei Interessenten wollen mein Haus kaufen. Was so einfach nicht ist, denn ich hatte in den Notjahren den Grund an eine Stiftung verkauft und dann darauf Erbpacht bestellt… so hatten wir Luft, alle Haus-Kredite abgelöst!
Aber ein Haus mit Erbpacht… verkauft sich so leicht nicht.
Eine kleine Familie will es aber kaufen… das ist im April. Perfekt. So ist selbst wenn ich den Vater meiner Kinder noch zu einem Teil auszahlen müsste, bis zum Sommer Miete und alles weitere gesichert.
Da erreicht mich eine Mail aus meiner Argentur: „Wenn ich weiterhin so große private Probleme hätte, sollte ich mir überlegen, mein Büro zu räumen“!
Nun bin ich dabei – eigens dorthin! zu ziehen… ich muss doch noch unter dem Dach der Argentur arbeiten… bis ich Prüfung machen werde… im Sommer!
Egal, wenn das Haus verkauft ist… wird es bis zum neuen Prüfungstermin auch so gehen. Und DANN bin ich alleine auch jemand. Habe von einem älteren Kollegen einen alten Kundenbestand übernommen… einen Teil davon. Und ich werde die Zeit bis zum Sommer nutzen um nach zu lernen und mich in der neuen Umgebung einzurichten… ALLES wird gut.
Am ersten Mai 2008 bin ich mit der Hilfe vieler Freunde umgezogen.
Der Vermieter zeigt sich hilfreich: klar, bis der Hausverkauf unter Dach und Fach ist, würde er auf die Miete auch warten…
Eine Woche später sagt mein Käufer ab.
Ich sehe nicht mehr, fühle nicht mehr… ich weiß nichts mehr… kein Geld, mein Plan im Eimer und ich bin so kraftlos…
Später geben sich Freunde von mir die Schuld: sie werden sagen „wir hätten deutlicher zu dir sein müssen. Hätten sagen müssen, dass das alles zu viel wird. Kräfte mäßig, finanziell….
Ich gehe nur noch mit den Hunden nach draussen. Leere den Postkasten nicht oder lege alle Post einfach auf den Schuhschrank… klassisch!
Meine Hausärztin will dass ich sofort! In eine Klinik gehe.
Ich raffe nochmals alles zusammen… beginne Saisonarbeit in der Lebkuchenfabrik. Verkaufe mein schönes Auto… um ein paar Mieten zahlen zu können… fahre mit dem Rad zur Spätschicht – – –
Alles nur vorübergehend… ich muss mich nur noch eine kleine Weile über Wasser halten und anstrengen – dass ich ohne Auto auch nicht mehr arbeiten kann… fällt mir überhaupt nicht auf.
Zur Saisonarbeit fahre ich über eine halbe Stunde mit dem Rad quer durch die Stadt in den nächsten Ort.
Dann stellt man mir Telefon und Internet ab. Danach den Strom. Es ist Sommer. Und ich arbeite von 15.30 bis 22 Uhr. Komme um 23 Uhr nach Hause… wenn ich weg gehe am Nachmittag, lege ich schon Feuerzeug und Teelichte bereit, dass ich nicht im Dunkeln tappe, wenn ich nach Hause komme.
Dann sind die Hunde meine Welt… meine Zuflucht, meine Hilfe zum Leben.
Der Vermieter fängt an übel zu fragen… aber nicht wegen der Miete zunächst, sondern wegen meiner Hunde. Ich gabe einen weiteren Hund für die Dauer ihres Urlaubs von einer Freundin für drei Wochen in Pflege…
Auf den AB spricht er mir. Ungehalten und „er habe Zeugen hier am Tisch gegen über, er kündige mir, denn er habe mir nur drei Hunde erlaubt.“
Ein Bekannter Rechtsanwalt erklärt mir , dass er DAS nicht könne.
Ist aber ohnehin relativ egal… er wird nun auch wegen der Miete ärgerlich. Und habe festgestellt, das ich keinen Strom mehr hätte.
Und mit Mietnomaden hielte er sich nun schon gar nicht auf.
Ich mache überhaupt keinen Erklärungsversuch… muss die Saisonarbeit vorzeitig beenden, habe mir einen Bandscheibenvorfall geholt.
Muss dringend sehen, wie ich es schaffe, eine Wohnung zu finden… Alg2 beantragen… ich kann kaum irgendetwas.
Noch heute kann ich nicht beschreiben, welcher Art DIESE Kraftlosigkeit ist. Sie IST in jedem Fall umfassend und kaum zu durchbrechen… weil man dazu ja wieder Kraft bräuchte…
Ein anderer Bekannter erinnert sich daran, dass die GBW in der Stadt einige Wohnungen hat… womöglich wäre dort etwas zu finden… Mein Vermieter hat mich raus geklagt… mit letzter Kraft erkläre ich, dass ich zwei Wochen über den Zwangsräumungs-Termin brauche… denn ich hätte eine Wohnung gefunden, aber könne erst Mitte Dezember einziehen…
Die Hausärztin ist nun riguros – Sie schickt mir die Einweisung in die Psychosomatische Klinik – Ende September soll ich einpassieren… Das geht nicht… ich ziehe gerade erst um… ich muss eine Menge Dinge erledigen bevor ich vier Wochen weg bin…
Sie lässt sich erweichen… 29. Oktober!
Wieder helfen – nur noch wenige – Freunde alles wieder in verschiedene Autos zu wuchten… mein Sohn hilft auch… damals gerade 14 hält er die Stellung allein in der neuen Wohnung, wenn sie mit den Kisten und Möbelteilen an rücken… Nachkriegswohnung. Drei Zimmerchen. Ein Bad mit Energie fressendem Heizgebläse… zwei Gasöfen. Einer Küche… so klein, dass nichts unterzubringen ist…
Wenigstens hat die ARGE die Kaution vor gestreckt.
Ich sitze mit dem Bekannten, der mir zur Wohnung verholfen hatte bei der ARGE.
Mein Sachbearbeiter erklärt, dass ich in einer zu großen Wohnung wohne.
Aber mein Sohn kommt doch immer am Wochenende – er braucht ein eigenes Zimmer!
Ausserdem wäre ich nun einige Wochen in der Klinik, und möche deshalb bitten, dass Miete und Energiezahlungen direkt von der ARGE an die GBW und den Energieversorger gehen….
Ein Gezerre, ich kann nicht mehr argumentieren, will aber zur Vorgesetzten…
Ohne Termin? Das ginge ja gar nicht. Mein Bekannter drängte darauf… ich würde ja nun bald in die Klinik gehen und hätte dann keine Zeit mehr.
Wir gehen einen Stock nach oben…
Mein Bekannter trägt mein Anliegen vor…
Okay – ich solle drei Abtretungserklärungen verfassen, sie herein reichen und somit würde sowohl die restliche Kaution, als auch Miete und Energie direkt jeden Monat überwiesen….
Ich bin ein schreibfreudiger Mensch. Nie um den Stil und die Worte verlegen gewesen…
Ich brauchte für jene Abtretungserklärungen fast vier Tage!
Und der Leser merke sich die Sache mit den Abtretungserklärungen!!!
Wer jemals zu einer Kur fahren durfte… weiß, was man dafür alles braucht. Und wie viel Stress es für einen Gesunden macht, diesen Kram zusammen zu packen.
Decken, Badezeug, Jogginganzug, feste Schuhe, Sportschuhe für drinnen, für draussen…
Die Hunde mussten untergebracht werden…
Ohne die Regelmäßigkeit die die Hunde mir aufzwangen… hätte ich nichts mehr geschafft.
Ich musste eine Bleibe für sie finden…
Nochmals zu Ärzten und ich hatte plötzlich Schmerzen in der Brust… und Panik…
Und Anfang Oktober war draussen im Treppenhaus Geräusch zu hören… dann war der Strom weg.
Wieder Panik… ich brach heulend im Bad zusammen… unfähig etwas zu unternehmen. Rief einen Freund an… jener, bei dem ich vor Jahren die Büroräume putzte…
Der Energieversorger war darauf gekommen, dass ich ja noch Schulden aus der alten Wohnung hätte… deshalb: Safte weg…
Der Freund – ohnehin aussendienstlich unterwegs… raffte provisorisch die 200 Euro vom Sparkonto seiner beiden Kinder – fuhr direkt vor Ort und bezahlte. Jaaaa – aber das Wiederanstellen? Das koste extra… und auf das Geld vom September warte man auch noch!
Ich hatte ja noch gar kein Geld von der ARGE überwiesen bekommen! Selbst wenn ich die Energiekosten selber überweisen würde… könnte ich nicht, ich hätte kein Geld! Dazu käme die Abtretungserklärungen, das hätte ich erst vor zwei Wochen – Mitte September – fest gemacht!
Mitte Oktober habe ich noch immer kein Geld von der ARGE.
Mit einem meiner drei Hundenasen mache ich mich auf – Mitte Oktober – und laufe die vierzig Minuten zur ARGE, um die Abtretungserklärungen selbst dort einzuwerfen.
Und GLAUBE, damit vorgesorgt zu haben, wenn ich während meiner Abwesenheit nicht alles selbe regeln könne.
EINE Woche vor meiner Abreise erhalte ich eine Vorladung der ARGE für den 29. Oktober…
Weil man bei dieser ARGE so gut wie NIE mit dem Telefon durch kommt… schreibe ich vor Verzweiflung heulend einen Brief: es wäre doch in den vergangen Wochen immer wieder davon die Rede gewesen, dass ich ab 29. Oktober in der Klinik wäre… ich müsste bis spätestens 13 Uhr da sein und könne unmöglich vorher noch kommen!
Herbstferien, 28. Oktober – mein Sohn und ich bringen zu Fuß die Hunde in eine Tierpension im Nachbarort… ich bin so am Ende, dass ich den gesamten Rückweg nur heule….
In der Tierpension musste ich ohnehin betteln… es stünde mein gesamtes Geld ab 28. August von der ARGE noch aus… in der Klinik bräuchte ich ja von dem Geld kaum etwas… so könne ich bezahlen sobald das Geld da wäre…
Mein Bekannter wird mich in die Klinik fahren…
Aus dem Postkasten ziehe ich eine EINLADUNG der ARGE! Für den 10. November.
Mein Bekannter verspricht mir, gleich anderntags selber bei der ARGE vorbei zu fahren und nochmals mit Nachdruck klar zu machen… ich WÄRE NUN WEG.
In der Klinik gehen die ersten zwei Wochen an mir vorüber – irgendwie dumpf und durch Watte.
Ich will ja spätestens nach vier Wochen wieder heim… und merke, dass daraus nichts werden kann.
Ich habe dort einen von unzähligen Terminen im Psycho-Sozialen Dienst… Glück im Unglück!
In der dritten Novemberwoche wage ich einen Gang in die Stadt und will zur Bank…
und meine Karte bleibt – – – im Automaten.
WARUM!!!
WAS ist nun wieder los… es muss doch Geld da sein.
Nach mehreren vergeblichen Versuchen durch die Sozialdienst-Mitarbeiterin, die ARGE telefonisch zu erreichen… erfahren wir dies:
Man habe doch die Miete für September, Oktober und November an mein Konto überwiesen!
Die regulären Zahlungen allerdings seien sanktioniert, da ich die Einladungen vom 29. Oktober und 10. November nicht wahrgenommen habe!
1. Auf diesem Konto – das früher mein Geschäftskonto gewesen war – waren noch etwa 2000 Euro Soll…
2. fiel der Sparkasse just in dem Moment als drei Monatsmieten und das bisschen Rest des Alg2 auf dem Konto eingingen… und auch nicht sofort abgehoben wurden – ein, dass man wohl bei meiner Lage nie wieder zu Geld kommen würde, füllte man das Soll damit auf und strick ratzfatz den Dispo…
3. wofür hatte ich nun die Abtretungserklärungen geschrieben?
Zeitgleich steckte zu Hause in meinen Postkasten – den mein Bekannter leerte – die Räumungsklage der GBW weil ja schon die dritte Monatsmiete fehlte…
Der Zähigkeit dieser Klinik-Sozialarbeiterin ist es zu verdanken, dass die Räumungsklage abgewandt werden konnte…
Nachdem eine Aufenthaltsbestätigung der Klinik auf unbestimmte Zeit per Einschreiben UND Fax an die ARGE ging… wurden die Sanktionen aufgehoben…
Aber nur auf dem Papier.
DENN: ich wäre ja nun in der Klinik und deshalb dürften werweißwieviel Euro einbehalten werden…
Nur um mal eben einen Schnitt zu machen und sich darüber klar zu werden:
eigentlich war ich in der Klinik um in Ruhe mit meinem Zusammenbruch, den oberflächlichen und tieferen Gründen die dazu geführt hatten, klar zu kommen.
Stattdessen lieferte mir der Klinikaufenthalt durch die tolle Mithilfe der ARGE stetig neue Aufreger!
Ja – es holte mich auch all die lange nicht geöffnete Post ein…
Schulden, die sich aufgehäuft hatten… aber all diese Dinge waren in der Klinik und mit Hilfe der Menschen dort verhältnismäßig leicht zu händeln im Gegensatz zu den Böcken, die die ARGE auf Lager hatte.
Laut mehreren Gerichtsurteilen allein in 2008 darf die ARGE die Alg2 Leistungen NICHT aufgrund eines Klinik-Aufenthaltes kürzen.
Was der ARGE wohl komplett durch die Lappen gegangen war.
Dies versuchte die Sozialdienst-Mitarbeiterin im Lauf des Dezembers mehrfach zu erklären… hatte aber bis Weihnachten nichts erreicht…
So musste ich mir von Mitpatienten leihen oder schenken lassen:
Geld für neue Socken,
etwas Weihnachts-Deko,
Briefmarken,
Toilettenartikel, Briefkuverts… Instant-Kaffee,
ein Wasserglas fürs Zimmer,
warme Strumpfhosen, ein Paar Feinstrumpfhosen – da Weihnachten…
Papiertaschentücher,
Von der Klinik erhielt ich aus einem Spendentopf noch 20 Euro…
Aufgrund meiner Diagnosen und des zu Ende gehenden Klinikaufenthaltes gegen Ende Januar – empfahl man mir, baldmöglichst für die aufgelaufenen Ämterangelegenheiten einen Betreuer zu bestellen…
was ich zugegebenermaßen nicht ganz frei dann auch entschied, zu tun.
Im Januar endlich gab die ARGE klein bei, die Kürzungen seien unrechtmäßig… Geld kam aber immer noch keines.
So wurde ich – mit Besorgnis seitens der Oberärztin, denn ich wurde nur entlassen, weil die Krankenkasse einen weiteren Aufenthalt nicht genehmigte – bereits mit einer Vorladung am ANDEREN TAG!!!! bei der ARGE – entlassen.
Vom Frühstücksbuffet nahm ich noch zwei Brötchen und etwas Butter mit… denn ich würde in einen leere Küche mit nur einem Rest Kaffeepulver kommen…. ohne Geld.
Wie sich ein Mensch, der nach knapp drei Monaten Psychosomatischer Klinik wieder zu Hause ankommt, fühlt – – – beschreibe ich hier nicht, dafür gibt es keine Pauschalbeschreibung! Kann ja nicht.
Wie sich ein Mensch fühlt, der dazu keinen Cent Geld aber keine Lebensmittel zu Hause hat, dafür aber am nächsten Tag bereits zur ARGE traben darf – – – mit tausend Ängsten im Gepäck – darf sich jeder selbst ausmalen…
Die angegebene Zimmernummer kenne ich nicht… ich laufe im Irrgarten ARGE hin und her… in der Anmeldung fragen darf ich nicht… dort ist „rot“ … endlich treffe ich zwei Personen im Flur und frage nach der Nummer… beide ARGE-Mitarbeiter gucken sich an … wissen nichts.
Derweilen bin ich zehn Minuten über der Zeit, was eine weitere Mitarbeiterin auch nicht mehr raus reißt, die dann weiß, in welchem Winkel ganz vorn leicht zurückgesetzt neben der Putzkammer DAS Büro ist…
Am Schreibtisch sitzt ein vernichtender Blick.
Ich sei zu spät! Ich sage nichts.
Ich müsse zur ämtsärztlichen Untersuchung wegen Arbeitsfähigkeit.
Dazu bekäme ich aber noch einen Brief.
Ich frage, warum ich noch immer kein Geld auf dem Konto hätte… ich hätte nach drei Monaten Klinik überhaupt nichts zu Essen zu Hause!
„dann gehe Se halt zur Dafel!“
Damit klappte das Visier runter… Keine Antwort mehr auf meinen Einwand, die Tafel habe ja nur zwei Tage in der Woche geöffnet und heute eben nicht!
Visier unten.
Dafür war ich 40 Minuten her gelaufen.
Ich bestelle einen Betreuer.
Bis April dauert das Verfahren… derweilen rät mir der (wirklich sehr nette!) Gerichtsvollzieher in meinem Fall unbedingt, Privatinsolvenz anzumelden. Erklärt mir, was zu tun sei. Wohlgemerkt im Frühjahr 2009!
Mein Betreuer „scheint“ fähig zu sein.
Ich habe eine Klage meines Häuschen-VErmieters am Hals „wg. Betrug“. Sachverhalt bekannt.
Ich habe Mahnungen am Hals wegen Zahlungsverzug der ersten drei Monatsmieten! Sachverhalt bekannt.
Ich soll das vorgestreckte Kautionsdarlehen zurückzahlen… heute weiß ich, dass ich das überhaupt nicht gemusst hätte (Az: L 6 AS 145/07- veröffentlicht am 13.09.07) MEIN Betreuer hat mich darauf NICHT hingewiesen…
Ich gehe wöchentlich zur Psychotherapie… soll mich damit abfinden, dass nun alles anders laufen wird.
Und es läuft anders… ich kann mich bis zum heutigen Tag nicht mehr auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren… nix mit Mulit-Tasking!
Kann kein Buch mehr lesen – bekomme grade so meinen Haushalt geregelt. Mein Körper reagiert auf Stress – mit Panikattacken: „Festplatte voll“
Mein Leben ist bis zum heutigen Tag sehr langsam geworden. Ich muss mir alles genau einteilen.
Große Termine nur einen am Tag… danach immer ein Tag mit nichts… Ist mein Sohn am Wochenende da – bin ich zu nichts außer den Hunderunden fähig…
Es kommt vor, dass ich einen Augenarzt-Termin zur Kontrolle mache und am nächsten Morten es nicht schaffe, hinzugehen….
Die Klinikwochen haben mich jede Menge Energie gekostet.
Anfang Februar kommt endlich das Geld…
Mein Betreuer verfasst eine Erklärung zum Betrugs-Klage… hilft nix. Rechtsanwalts-Post.
Ich will auch beim Sozialgericht klagen wegen den Mietrückständen die ich der ARGE wegen habe.
Um derartiges zu vermeiden, hatte ich schließlich die Abtretungserklärungen geschrieben!
Im Herbst 2009 schmettert das Sozialgericht meine Klage ab mit der Begründung, dass Abtretungserklärungen erst nach drei Monaten wirksam würden!
Ich wende ein, dass mir das niemand gesagt habe. Die Leiterin der ARGE (kaspert lustig immer mal wieder mit ihrer Anwältin) sagt, ja sie könne sich daran erinnern dass ich bei ihr im Büro gewesen sei. Schon deshalb,weil sie meine ACHTUNG! Geschichte SO BEEINDRUCKT HABE, ob auch über Abtretungserklärungen gesprochen worden sei, wisse sie nun nicht mehr zu sagen.
Ich wende ein, dass ich gar keine geschrieben hätte… hätte ich von der Dreimonatsfrist gewusst!
Die ARGE musste also nicht für die drei Monatsmieten auf kommen…
Ich konnte es aber nicht.
Dazu kam, dass ich nach den drei Monaten meine beiden Windhunde völlig abgemagert in der Tierpension vorfand, meine Mischlingshündin dagegen – – – dick.
Haltungsfehler… Unwissenheit bei Windhunden gibt es oft… nur zugeben müsste man es auch…
Den Sommer über brauchte ich, um sie einigermaßen wieder hinzubekommen.
Wurde allerdings in dieser Zeit beim Amtsveterinär angezeigt – – –
Vermutlich durch eine Mitarbeiterin der Orga, von der ich die Windhunde hatte.
Ich lud den AmtsTA sofort ein, hatte mir nichts vorzuwerfen… hatte allerdings im Januar nicht den Zustand der Windhunden dokumentiert.
Ich erklärte auch, wenn ich die Hunde schlecht halten würde, dann wäre ja die Mischlingshündin auch dünn…
Der Amts-Vet war trotz allem kooperativ… bei der Orga war ich allerdings weiter auf dem Schirm… was ich erst einige Monate später fest stellen konnte. Wir kamen überein, er würde mich im Januar 2010 nochmals besuchen…
Ich bitte meine Therapeutin um eine Einweisung in die Klinik für Januar 2010 – ich kann einfach nicht mehr. Habe auch das Gefühl, es wäre aus dem ersten Aufenthalt noch vieles offen, dass irgendwie „abgerundet“ werden müsse.
Sie gibt mir sofort Recht, macht mir einen Termin für den 10. Januar 2010 – weil aber die Schweinegrippe grassiert und ich erkältet bin, soll ich lieber nicht einpassieren…
So warte ich. Mit dem Rücken zur Wand… denn die GBW will nun ENDLICH den Mietrückstand aus 2008, den die ARGE verschuldete… mein Betreuer schrieb mir dazu nichts weiter, als dass ich halt Raten zahlen sollte.
Von Alg2. Inzwischen – seit Herbst 2009 – war mir endgültig das dritte Zimmer gestrichen worden… wenn ich in der Wohnung bleiben wolle, müsse ich es selber zahlen… das dritte Zimmer.
Also 220 Euro für mich. Jeden Monat.
Ich zahle ja schon die Kaution zurück… nochmals Raten davon weg?
Im Januar sitze ich mit Erkältung und Räumungsklage – wieder einmal – auf dem Sofa… jeden Tag. Und denke mir: wenn mich diese Gesellschaft so offensichtlich nicht haben möchte. Und so offensichtlich nicht gesund werdend und lebensfroh….
dann habe ich immer noch den Gashahn in der Wohnung!
Der Betreuer schafft es nicht, die Sache mit der GBW zu regeln… Statt Klinik wieder ne Gerichtsverhandlung. Ich gehe nicht hin, sage dass ich eigentlich in der Klinik wäre… denke, mein Betreuer geht stattdessen.
Tat er nicht.
Pfff – wozu hab ich den eigentlich?
Immerhin bestand er darauf mir das Geld für eine Ikea-Küche vorzustrecken… ganz wohl war mir bei der Sache nicht… aber ich hatte ja nichts in meiner Küche ausser deinem Gefrierschrank und einer Mikrowelle sowie zwei Herdplatten nebst Kaffeemaschine.
Ich wies in darauf hin, dass er meine Lage ja kenne und dass es lange dauern könne, bis er sein Geld wieder sehen würde…
HEUTE WEISS ICH, dass das verboten ist. Er hätte beim Amtsgericht anmelden müssen, mit mir einen Vertrag über die Gewährung eines Kredites zum Küchenkauf abzuschließen…
Meine Hunde sind inzwischen wieder so weit aufgefüttert. Der AmtsTA ist zufrieden. Ich sage, dass ich im März nun in die Klinik gehen werde… er will die Woche davor noch mal gucken, damit nicht wieder was schief geht…
Eine – wie ich glaubte!!!! Freundin aus früheren Tagen, Hundepsychologin, betrieb damals noch (man beachte!!!) seit kurzem ein Tierhotel in NRW, bot mir an alle drei bis Ende Mai für einen geringen Festpreis zu nehmen… .
Am 18. März 2010 kontrollierte wie vereinbart der Amtsveterinär meine Hunde… OHNE Beanstandung! Am selben Tag abends hatte ich Termin bei meiner TÄ zum impfen fürs Tierhotel, dort wurden auch alle drei Hunde gewogen und alles war bestens!
Ich sollte nur mit meinem Galgo-Rüden nach meiner Rückkehr zum Zahnstein entfernen kommen…
Am 21. März fuhr mir eine Hunde-Freundin meine drei nach NRW… meinen Galgo-Buben und die Greyhündin sollte ich nicht mehr wieder sehen…
Am 23. März kam ich in die Klinik und wurde in der zweiten Mai-Woche entlassen – die letzte Maiwoche sollte ich in Norwegen sein..
Meine älteste Tochter lebte 2010 gerade in Norwegen und sie lud mich für die Zeit nach der Klinik zu einer Woche Norwegen ein… und schenkte mir den Flug!
.
Frisch aus der Klinik ging ich zur Bank, meine monatlichen Überweisungen – auch die Futterbestellung für meine zwei in NRW – zu bezahlen… schwache 90 Euro auf meinem Konto… Hundefutter, Hundehalterhaftpflich und das Geld für die Fahrkarte zum Flughafen… kein Geld mehr für mich übrig… für Lebensmittel bis zum Abflug… ich hatte 50 Euro Geschenk für „Norwegen“ bekommen… um halt mal was zu kaufen, einen Kaffee zu trinken…. das ging nun erst mal für Lebensmittel drauf…
Hektische E-Mail an meinen Betreuer, was die ARGE nun schon wieder geleistet hätte….
Antwort:
Er sei enttäuscht von mir, ich habe seit Wochen nichts darüber verlauten lassen, wann ich das Geld – 800 Euro – für die Küche zurückzuzahlen zu gedenke…
Nun habe der Energieversorger eine Rückzahlung von 300 Euro an mich überweisen wollen… die habe er nun auf sein Konto umgeleitet!
Und die ARGE habe – anteilig!!! – wegen der Rückzahlung das Alg2 gekürzt!
Tja… soviel zum Roman-Klischee vom Betreuer…
Ich weise einfach mal noch darauf hin, dass ich seit meinem 12. Lebensjahr nicht mehr geflogen bin… dass ich trotz meiner Erkrankung nach langer Zeit wieder mal reisen werde…
Und dies nun OHNE Geld auf dem Weg zu bewerkstelligen habe… das heißt, ich muss mit allem meiner Tochter auf der Tasche liegen…
Bedrückt ja alles überhaupt nicht…
Im Sommer 2010 wechselte ich den Betreuer… dem Amtsgericht liegt der gesamte Sachverhalt vor… Original-E-Mails habe ich noch – – – der Betreuer arbeitet munter weiter und ist guter Dinge… einzig die fehlenden 500 Euro werden ihm nach meiner Lage wohl auch weiter fehlen…
Während ich in Norwegen bin, erfahre ich, dass am Sonntag für den die Rückholung meiner Hunde geplant war (ich würde am FREitag zurück kehren), der Abholer „nicht könne“…
Fieberhaft beginne ich – per Internet nach Menschen zu suchen, die mir aushelfen könnten. Aber Leute die ich gut kenne, haben entweder nur einen Hund und ein zu kleines Auto oder gar keinen Hund und wollen nicht drei in ihr Auto lassen oder wohnen zu weit weg…
Und ich bin nicht kräftig genug… und kann auch niemandem sagen: da haste 100 Euro dafür….
Ich maile meiner „Freundin“, dass ich nach Ersatz fürs Abholen suche… aber am Sonntag… das würde nicht klappen. Bis Mittwoch – bereits Juni dann – müssten sie noch aushalten… bitte.
Am Dienstag bekomme ich einen frostige E-Mail, sie habe meine Windhunde an den Verein zurückgegeben… die Mischlingshündin würde sie behalten.. mich würden ja sowieso immer nur die Windhunde interessieren…
Ich glaube an das Gute im Menschen.
Deshalb und weil ich auch schon für diesen Verein arbeitete, dachte ich… gut, dann frage ich dort nach, ob man mir eine Fahrkette bildet… die beiden herunter bringt und mir bitte auch die Mischlingshündin mit holt…
Was dann folgte, war an Schmerz und Verleumdung nicht zu überbieten… E-Mails habe ich alle noch!!!
Ich bin da wohl ein weiteres Mal zusammen gebrochen.
Wo meine beiden Windhunde seither leben – weiß ich nicht und Freunde die es für mich heraus finden wollten… haben aber auch was erlebt…
Meinen dritten Hund holte mir dann liebenswürdiger Weise jemand heim… allerdings erst im Juli 2010…
Im Winter 2010/11 strengte das AG eine ärztliche Beurteilung meines Gesundheitszustandes 2008! an… hm!
Obwohl es ja möglicherweise ausgeschlossen sein könnte, beinahe drei Jahre später noch auf meinen unbehandelten Gesundheitszustand schließen zu können, gab sich der Arzt viel Mühe und verwandte viel Zeit auf die Begutachtung und auf das Gutachten selbst.
Dennoch kam das AG zu dem Schluss, ich habe mit Abschluss des Mietvertrages für das Häuschen im Februar 2008 den Vermieter betrogen und hätte nun nach Kräften Wiedergutmachung zu leisten.
Zumindest eine Geldstrafe von soundsoviel Tagssätzen…
Das Argument meines Anwaltes, dass ja dann wieder das Geld fehlen würde und ich ja schon die Klage hätte, weil ich eben zahlungsunfähig gewesen wäre, griff das Gericht auf und verwies darauf, ich hätte mich in den kommenden Monaten zu melden und den Willen zur Wiedergutmachung zu zeigen… die Kosten des Verfahrens…. blablabla… kann ja nicht…
Im November 2011 wurde man ungeduldig, weil ich zwar einen Brief an den Vermieter verfasst hatte… wie vom Gericht so erwartet… aber nun noch Taten sehen wollte.
Also wurde ich zu Arbeitsdienst – vier Stunden wöchentlich – verdonnert. Zu dieser Zeit ging ich wöchentlich einmal hier über die Straße ins AWO-Heim mit meiner Mischlingshündin zum Hundebesuch… dazu hatte ich mich aufgerafft… lange Anlauf genommen, aber dort auch erzählt, was mit mir los ist, warum ich nicht viel kann aber doch den Leuten diese Möglichkeit des Hundebesuchs geben möchte… so hilft diese Stunde mir nämlich auch, vor allem weil ich nur über die Straße muss.. und für mich ist sehr schlimm immer der WEG… das draussen sein, verletzbar sein… angesprochen zu werden…
Ich bot dem Gericht an, diesen Hundebesuch anzurechnen…
Nein, vier Stunden die Woche…
Ich nahm allen Mut zusammen, outete mich im Heim… und fragte, welche Möglichkeiten es da noch gäbe und man erbot sich, mir diese vier Stunden in der Wäscherei machen zu lassen… allerdings alle vier Stunden am Stück.
Im Dezember sollte ich den Einsatz beginnen – einen Tag davor ging es mir derart schlecht – ich fühlte mich so hilflos und fehl am Platz… so unverstanden auch.
Meine Ärzte bläuen mir regelrecht seit Monaten ein, ich müsste auf mich achten, ich könne nun mal nicht mehr das, was ich früher geleistet hätte…. und wahrscheinlich hätte ich das auch früher schon alles nicht leisten könne…. nur habe es keiner bemerkt…
Und nun entschied man hier einfach über mich hinweg…
Ich sagte ab, mit der Begründung, ich sei ja nicht ohne Grund nur unter drei Stunden arbeisfähig… und könne dies nun nicht…
Auf meine Beschwerde beim Landgericht im Frühjahr hierzu erhielt ich die Antwort, es wäre ohnehin nicht rechtens gewesen, die Auflage einfach so in einen Arbeitsdienst um zu deuten.
Worauf das Amtsgericht nun im Oktober acht Monatsraten zu 20 Euro ans Rote Kreuz zu zahlen, fest setzte…
IMMER wird in den Schreiben und Beschlüssen der Sachverhalt dahin gehend dargestellt, dass ich nicht „Willens“ oder „bereit“ sei, Wiedergutmachung zu leisten…
Was so nicht stimmt.
Ich bin seit Februar 2012 offiziell erwerbsunfähig mit Schwerbehindertenausweis.
Zur psychischen Erkrankung kommen noch kaputte Hüften, Knie und zwei Bandscheibenvorfälle… bin heilfroh, wenn ich meinen Haushalt schaffe, alles geht extrem langsam von statten. Ich kann keinen Arbeitsdienst leisten, zu dem ich weit gehen oder fahren müsste…
Und 20 Euro von meinen 220 Euro nach Miete und Energie… das kann nun auch nicht sein, das würde ja gesetzeswidrig meine Grundsicherung schmälern.
Denn EU-Rente bekomme ich ja nicht – – – mir fehlen die 1995 ausgezahlten Anwartschaften!
Das also wird meine Antwort diesbezüglich ans AG sein, denn auf meinen letzten Einwand, dass ich nicht nochmal 20 Euro abknapsen könne, kam vergangene Woche wieder ein Schrieb mit dem Vorwurf, ich wäre nicht Willens und man würde mich nun für den 2. Januar zur Anhörung vor laden!
Wohin ich nicht gehen werde, denn ich behalte mir vor, die Vorgehensweise jetzt mit meinem Anwalt zu besprechen, der hat aber vor Weihnachten keinen Termin mehr… und gegebenenfalls beim Sozialgericht zu klagen.
Das Jetzt
Ich bin nun fast 49 Jahre alt, erwerbsunfähig, soll im nächsten Sommer meine Hüfte operieren lassen… erhalte auf meinen Schwerbehindertenausweis kein G – muss alle Zusatzzahlungen zu Schuhzurichtungen, Massagen, Krankengymnastik usw. bezahlen.
Zahle das Zimmer für meinen Sohn immer noch selber… weil das Jugendamt es nicht schafft, eine Begründung als Rückzugsmöglichkeit für meinen Sohn beispielsweise – zu formulieren. Und dass der Vater meiner Kinder in seiner Eigentumswohnung!!! ja kein Zimmer für seine Kinder vorgesehen habe…
Soll für notwendigen Zahnersatz links 300 Euro bezahlen… und 300 Euro rechts… Dürfte dies auch auf Raten bezahlen… ABER die Raten sollen nicht unter 50 Euro liegen…
was also so schon gar nicht geht… Kein Zahnersatz – warum auch!
Ich habe keine Unterstützung für Fahrgeld – Mobilität kann ich mir nicht leisten…
Schwimmbad kann ich mir nicht leisten…
Wenn ich mich an manchen Tagen gut fühle – kann ich mich nicht mit einer Freundin in WÜ treffen… kostet 11,50 – und ich brauche das Geld für die zwei Fahrten zur Therapie in WÜ… (O-Ton Amt: „dann gehe se halt hier zur Derabie!“
Soviel zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und zur Freien Arztwahl!
Meine Privatinsolvenz liegt auf Eis, weil ich sobald der Antrag gestellt ist, keine Gläubiger mehr bedienen darf…
ABER dann dürfte ich auch der GBW die Mietschulden von 2008, von der ARGE verschuldet – wir erinnern uns – in 10 Euro-Raten nicht bezahlen… Die GBW signalisierte aber schon, dass sie mich dann raus wirft…
Wobei es meinem derzeitigen Betreuer nicht gelingt in Erfahrung zu bringen, ob das überhaupt ginge… denn ich bin ja schwerbehindert… das müsste ich nun wieder selber recherchieren….
Ich hätte so gern einen sauberen Schnitt!!!
Ich hätte liebend gern ein Auto. Das geht natürlich nicht… denn Menschen wie ich brauchen kein Auto.
Mir würde es so vieles erleichtern… grade auch wenn ich Mühe habe aus psychischen Gründen einen Weg zu nehmen… ins Auto gesetzt und „geschützt“ von A nach B kommen…
Von Einkäufen und anderen Erleichterungen, wenn die Hüften schmerzen… ganz abgesehen.
Die Tiere – ja ich habe wieder drei Hunde… es gibt noch Menschen mit Hirn und Herz – sind zwar wissenschafltich als hilfreich anerkannt… aber was stört das die Gesetzgebung!!!
Futterunterstützung von einer Frau aus der Nachbarschaft…
Ein Garten wäre ein Königreich für mich… Selber Gemüse und Obst haben… Sowas ist für eine wie mich nicht vorgesehen..
Es gibt Kulturen – – oder gab sie – die pfleg(t)en ihre Kranken! Und lassen oder ließen ihnen Fürsorge angedeihen…
Hier gilt nur: geh zur Tafel… hast Du keine Freunde die dir helfen?
Ich lebe in dieser Nachkriegswohnung mit zugigen Fenstern. Energietechnisch eine Katastrophe… was den Vermieter nicht stört, die Heizkosten fallen ja bei mir an… im letzten Frühjahr Nachzahlung…
Ich würde gern einfach Socken stricken… öfter mal. Wenn ich sonst schon ausgelaugt bin. Aber Sockenwolle ist teuer.
Ich kann „hund“ und ich würde gern mit meinem jüngsten Hund, den ich seit Januar habe Therapiehundarbeit machen. Ich muss Dinge tun, bei denen ich Sicherheit habe.
Aber eine Ausbildung für den Hund kann ich mir im ganzen Leben nicht leisten… so wie es grade aussieht.
Aber nur mit Ausbildung und Prüfung könnten wir dann einen Obulus für eine Stunde verlangen… so hätten wir bei einer Stunde die Woche im Monat vielleicht 50 Euro Taschengeld… wäre doch toll.
Ich bin es im Grunde müde, zu kämpfen für die Verwirklichung kleiner Träume…
Ich fand ein altes Häuschen mit Garten, der Mann der es vermieten wollte, meinte – er wäre froh, das Haus habe seiner Schwester gehört und er hätte so viel Last damit… wenn jemand im Garten ein bisschen was täte – und es mir Recht wäre, dass nur gestrichen wird aber nicht renoviert… aber die Miete hätte warm nochmal 50 Euro als die jetzige Miete gekostet… DAS darf ich nicht. Sagt das Amt.
Ich möchte niemanden erschrecken, aber nach wie vor ist für mich die Möglichkeit mein Leben zu beenden, wenn ich hier weiterhin nur reduziert auf ein bisschen Essen und Schlafen existieren darf, in einem reichen Land, das Armutsberichte schönt…, eine ganz nüchterne logische Handlungsweise.
Wenn mir diese Gesellschaft, diese Regierung mit ihren zweifelhaften Vertretern und Apparaten, ihrer Klüngelei und Wirtschafts-Hörigkeit nichts weiter zugesteht als Verachtung, sogar Mißachtung,
dann muss ich hier auch nicht leben. Wäre ich ja dumm… DAFÜR??? Um mir dauernd alles zu erkämpfen, zu erstreiten und zu erboxen, hinter allem herzurennen und ständig alles zu erbetteln? Dafür bin ich zu friedliebend, bin ich mir zu schade…
Noch geht es. Noch glimmt ein bisschen Rachelust… noch.
Der Autorin vielen Dank für diese Worte – und dem Leser vielen Dank für seine Geduld, bis hierher gefolgt zu sein.
Diese Geschichte ist kein Einzelfall – sie ist ein typisches Systemschicksal. Schon die geringste Schwäche führt heutzutage auf einen abschüssigen Weg, von dem es kein Entrinnen mehr gibt – soviel man auch strampeln mag. Immer wieder im Blick: die Ärzte, die verzweifelt versuchen, die Wunden zu heilen, die die Gesellschaft tagtäglich schlägt. Sie wissen, das das, was wir Arbeitsleben nennen, ein Programm zur Selbstverstümmelung ist – ein Programm, dem wir begeistert folgen, um bloß nicht in Hartz IV zu landen und von den Medienhyänen im Anschluss zerrissen zu werden.
Leider macht unsere Biologie dabei nicht mit. Wir werden schwächer im Alter – zu schwach für das Hamsterrad der Neoliberalen, die uns am Liebsten schon mit 35 aussortieren würden … uns aber gnädigerweise noch bis 40 durchfüttern, dann aber müssen wir endlich mal selbst sehen, wie wir über die Runden kommen.
Wie lange wird es dauern, bis wir verstehen, das nicht nur die Dritte Welt ausgebeutet wird? Das ein bisschen mehr Hartz IV oder ein Grundeinkommen nur noch an den Symptomen herumschrauben (und immer ganz vergessen, das erst nochmal 2 Billionen Euro an Schulden abbezahlt werden müssen, bevor das alternative System starten kann), während es aber dringend die Krankheit zu heilen gilt?
Besonders pervers: niemand kann Alexandra helfen – oder den Millionen anderer künstlich verarmter Menschen. Selbst wenn es jetzt einen Mäzen gäbe, der ihre kreative Ader zu schätzen weiß (ihre umfangreiche Webpräsenz befindet sich hier): alle Spenden gelten als Verdienst und versickern in dem Monster Hartz IV, denn DER STAAT WILL ARMUT.
Das sagt er uns nur nicht so deutlich – aber ohne die gewaltsam verursachte Armut rennen die Niedriglöhner nicht so schnell, wie es der Renditewunsch der Anleger verlangt.
„Sie müssen jetzt was für SICH tun“ … diese Warnung der Ärzte kenne ich selbst nur zu gut – und habe sie ignoriert, mit hässlichen Folgen. Ich kenne persönlich schon Dutzende, denen es so geht. Nicht alle landen beim Jobcenter, ältere kriegen noch Renten, die heute im Sinne der Armutszüchtung abgeschafft wurden – aber jeder, der eine Familie ernähren muss und einen Vollzeitarbeitsplatz hat, weiß, das „für sich“ nie Zeit da ist.
Die gehört den Anlegern.
Menschen mit einem solchen Hintergrund, einem solchen Leben möchte ich im Bundestag sehen – keine weltfremden Juristen, Lehrer und Historiker, die Leben nur durch Buchstaben erfahren. Damit wären wir schon einen Schritt weiter.
Und desweiteren möchte ich Alexandras Schicksal einfach mal allen vor die Nase halten: für die Produktion solcher Schicksale, solcher Lebensumstände zahlen wir wirklich JEDEN ZWEITEN EURO unseres Staatshaushaltes? Für solche Ergebnisse der Arbeit von Vermittlern, Helfern, Richtern, Anwälten und Beratern würde eine normale Firma keinen Cent vom Kunden sehen … und „Staatskunden“ sind wir ja seit der Einführung von Hartz IV alle. Manche haben nur augenblicklich noch Geld genug, das sie das nicht merken brauchen. Wenn ein Mensch Hilfe braucht, sollte er die Hilfe auch bekommen – und (wichtige Notiz für die Zukunft) selbst bestimmen, ob die Helfer ihr Geld auch wert waren.
Was ich hier sehe (als Mensch, der auch mal Personalverantwortung hatte) ist eine willensstarke, leistungswillige, engagierte und couragierte Frau, die die ganze Hilfe unseres „Sozialstaates“ erhalten hat – aber anstatt als selbstständige Versicherungsmaklerin arbeiten zu können nun als verarmte Suizidkandidatin endet … trotz des Einsatzes von großen Mitteln seitens der Versicherungen. Deutlicher kann man die erbärmliche Ineffektivität unseres Sozialstaates kaum beschreiben – das Geld wäre als Grundeinkommen besser angelegt, würden wir nicht alle damit beglücken, könnten wir uns Regelsätze von 3000 Euro leisten – im Monat, solange, bis der Mensch wieder auf eigenen Beinen stehen kann.
Zuviel Geld? Nicht mit Kinder – pro Kind würde ich nochmal minimal 1000 Euro drauflegen: Nachhilfe, Hausaufgabenbetreuung, Krankennotdienst, Fahrten zu Ärzten, Freunden, Vereinen, Arbeitsgemeinschaften: einen Leistungsträger zu produzieren und seine ganzen Kräfte zu entfalten ist sehr sehr teuer – und allein kaum zu schaffen.
Wir sollten aus diesem Schicksal etwas lernen, damit das Leid nicht umsonst in die Welt gesetzt wurde. Vor allem sollten wir daraus lernen, das Armut künstlich produziert wird, weil man in Wirklichkeit keine Hilfe bekommt – sondern mit aller Macht in die wirtschaftliche Vernichtung gedrängt wird. Ich will da jetzt auch kein Gemaule hören „die Frau ist ja krank“ und deshalb nicht der Regelfall: das Gegenteil ist die Regel – die beständige Bedrohung der Person durch wirtschaftliche Zwänge macht auch den Körper krank – gerade Rücken und Gelenke protestieren dagegen … und da der Mensch in Wirklichkeit doch keine Maschine ist, reagiert auch die Psyche irgendwann und zieht den Saft aus der Batterie (vor allem, wenn der Mensch so einen Unfug macht wie „arbeiten gehen unter Zielvereinbarungen“).
Ärzte wissen das – darum raten sie erstaunlich früh zu einer Schonung, die uns Staat und Wirtschaft aber ums Verrecken nicht gönnen wollen: sie verheizen uns lieber.
Darum zahlt der Staat den Ärzten aber auch fürstliche Honorare, würden die den Eid des Hypokrates ernst nehmen, so hätten sie schon längst zur Revolution auffordern müssen: unser Arbeitsleben macht uns nur krank, unser Arbeitslosigkeit macht uns nur noch kränker und irgendwann können die Krankenkassen das nicht mehr bezahlen.
Das sind die Tatsachen, denen wir uns Auge sehen müssen, wenn wir dieses Programm zum großen volkswirtschaftlichen Suizid im Dienste der Rendite der kolumbianischen Drogengelder (um es mal deutlich zu sagen) stoppen wollen.
Wenn nicht – werden wir Alexandra folgen, auf die eine oder andere Art und Weise.
Übrigens: es ist jetzt Weihnachten. Alexandra hat Bücher geschrieben – vielleicht braucht noch jemand ein Weihnachtsgeschenk. Dies wäre sogar ein Geschenk mit einer ganz besonderen Hintergrundgeschichte, die es noch wertvoller macht – weil es ein ganz besonders wertvoller Mensch ist, der dahinter steckt.
Donnerstag, 6.9.2012. Eifel. Mein Nachbar verkauft sein kleines Haus. Mir gefällt es sehr. Bescheiden, hell, kaum Garten aber eine sehr effektive Ausnutzung der vorhandenen Fläche. Sehr liebevoll restauriertes Fachwerk. Ein netter Mensch, mein Nachbar. Vor allem: ein edler Mensch. Seinen Namen möchte ich nicht nennen, aber seine Geschichte erzählen. Wir haben uns ab und zu beim Wandern getroffen und ein paar Worte ausgetauscht – so habe ich sie erfahren. Sein Sohn hat Krebs. Unheilbar. Die Krankenkassen bezahlen seine Medikamente nicht mehr – er stirbt sowieso sagen sie. Sie haben aktuell Überschüsse von 21,8 Milliarden Euro, sagt die Berliner Zeitung. Die Ärzte, die den Sohn meines Nachbarn behandeln, verstecken anlässlich einer Demonstration über ihre finanziell so missliche Lage ihre Luxusmobile in Seitenstraßen, um noch viel mehr Geld einzuklagen. Was tut mein Nachbar nun – weshalb ich ihn „edel“ nenne?
Er verkauft sein Haus, um die Medikamente bezahlen zu können. Er und seine Frau sind ausgezogen – jedenfalls vermutet das der Makler. Sie sind auch für ihn nicht zu erreichen. 59000 Euro soll es kosten. Davon kann man die Behandlung des Sohnes ein paar Jahre verlängern. Das Enkelkind ist Autist, es braucht den Vater dringend, würde nie verstehen, warum er nicht mehr da ist.
Es ist – wie gesagt – ein bescheidenes Haus. Wäre ich reich, würde ich es ihm abkaufen – zu einem deutlich höherem Preis, weil es in der Tat sicher viel mehr Wert ist – und ihn umsonst darin wohnen lassen. Er hat genug mit sich herum zu schleppen, es kann nicht gesund sein, dann noch als unerwünschter armer Mieter durch die Gegend ziehen zu müssen. Nein, besser noch: ich würde ein Krankenhaus bauen, in dem ich seinen Sohn umsonst behandeln würde – mit allem Komfort, den man für Geld kaufen kann. Natürlich darf die Familie bei ihm wohnen.
Nur – ich habe kein Geld. Ich wüsste noch nicht mal, wie ich ihn erreichen kann. Wie viele Arme in diesem Land muss auch er sich jetzt vor der Öffentlichkeit verstecken, obwohl er ein edler Held ist, eine jener Gestalten, denen die alten Griechen einen Epos gewidmet hätten. Aber Helden … mag man hier nicht so. Was er beruflich macht? Unternehmer. Hatte mehrere Läden in der Nähe, aber keinen großartigen Gewinn. Aldi, Lidl, Netto und Norma überfluten den Markt mit Billigprodukten, da können kleinere Händler nicht mehr mithalten, auch nicht, wenn sie den ganzen Tag arbeiten. „Vernichtung durch Arbeit“ kennt viele Facetten – die Banken bezahlen mit Geld, das sie sich jetzt nachträglich vom Staat holen, den Erfolg von Megakonzernen, deren Arbeit neben Arbeitsplätzen auf Kleinunternehmer vernichtet. Dafür kassieren die „großen Arbeitgeber“ noch kräftig Prämien vom Staat, weil sie wenigstens noch die Hälfte der Arbeitnehmer beschäftigen, die früher am Markt Arbeit fanden.
Die anderen werden vom Jobcenter in die Leiharbeit gejagt.
Vielleicht würde es meinem Nachbarn helfen, wenn er reich wäre. Reiche Menschen werden in allen Arztpraxen besonders gut behandelt, bekommen bessere Medikamente und auch viel eher ein Organ, wenn das alte mal völlig zugekokst ist – das jedenfalls liest man aktuell in der Welt. Vielleicht lässt man den Sohn meines Nachbarn auch bewusst sterben, weil da ein Reicher gerade ein Organ braucht? Da viele große Religionen der Welt den Reichen eine sehr schäbige Zeit nach ihrem Ableben prophezeien (was Einzelfälle im Rahmen der Nahtodesforschung bestätigen, auch wenn daraus noch kein Trend abzulesen ist), haben die allen Grund, ihr erbärmliches Dasein auch durch Organraub zu verlängern. Für kurze Zeit kann man ja vielleicht auch ein billiges Krebsorgan einbauen, bis man ein Neues bekommt. Gibt ja genug Arme, von denen man es nehmen kann.
Zu düster gedacht?
Nein. Die Wahrheit ist noch viel hässlicher, noch kannibalistischer, wie ich in einer normalen Klassenpflegschaftsversammlung einer höheren weiterführenden Schule erfahren durfte. Dort forderte die dynamische Mutter eines (wegen brutaler Angrifffe auf Mitschüler polizeibekannten) Kindes, das der Selektionsdruck auf die Schüler erhöht werden soll. Anstelle des gemeinsamen Aufschreibens der Hausaufgaben an die Tafel soll jeder selbst dafür verantwortlich sein, das er seine Aufgaben durch bloßes Zuhören erfährt. Die Klasse ist eh´ zu voll, da kann man nicht noch jeden Hansel mitschleppen, der sich bei der Verkündigung der Hausaufgaben gerade mit seinen Nachbarn unterhält. Die Reaktion der Elternschaft? Breite Zustimmung.
Zufall?
Nein.
Das wurde gezielt gezüchtet. Die Ellenbogengesellschaft wurde von „oben“ mit Gewalt durchgedrückt – absichtlich, eiskalt berechnet und mit großem Personalaufwand betrieben. Seit dreissig Jahren bringen „Unternehmensberater“ die Gesellschaft gezielt auf Kurs und formen die menschliche Gemeinschaft zu einem Kollektiv um, das neben der maximierten Produktivität keinerlei Menschlichkeit mehr kennt. Aktuell gibt es ein mutiges Radiofeature, das die Hintergründe aufgreift (meinen Lesern vielen Dank für diesen Tipp). Sicher – viele dort erwähnte Fakten sind schon längst bekannt. Vieles haben wir hier an diesem Ort in den letzten Jahren schon angerissen – wir und viele andere engagierte Bürger ebenfalls, aber das sich nach Arno Luik noch einmal jemand um den Putsch gegen die demokratische Bundesrepublik Deutschland kümmert, hätte man nicht glauben mögen. Hören wir dazu das Deutschlandradio:
Seit Jahrzehnten befinden sich Politiker im Bann neoliberaler Heilsverkünder. Wie entstand dieses heute unumstößlich scheinende System? Das Experimentierfeld Lateinamerika und die Analysen des Philosophen Michel Foucault aus den 70er- und 80er-Jahren machen Dynamik und Reichweite der neoliberalen Umstrukturierungen unserer Gesellschaften deutlich und erhellen die heutigen Finanzkrisen. Zum Vorschein kommt dabei ein Machtergreifungsmodell, das Politik, Gesellschaft und
Individuen seit Jahrzehnten formt und konditioniert, ein ökonomischer Putsch, der heute den militärischen coup d’état abgelöst und eine globale Disziplinierung geschaffen hat.
Das ist unsere neue Erfahrung: ein Putsch kann auch ohne Militäreinsatz durchgeführt werden … allerdings wissen wir auch, das die Bundeswehr in Deutschland zunehmend auf Einsatz im Inneren getrimmt wird … ebenso wie die Reservisten. Man will vorbereitet sein, wenn die Bürger merken, was gespielt wird. Sicher – groß wird der Widerstand nicht sein. Die Konzerne haben längst einen neuen Menschen geschaffen – den Konsumzombie, der nach dem Motto lebt: ich kaufe, also bin ich.
Kritische, selbstbewusste Bürger sind absolut in der Minderheit – und werden schon längst in Unternehmen, Behörden, Schulen, Universitäten und anderen Arbeitgebern aussortiert. Gewünscht ist das Modell „Arbeitsameise“, das nicht aufmuckt, sich hauptsächlich von primitiven Trieben leiten lässt, keinerlei demokratische Werte mehr verinnerlicht hat, zu einer enormen sozialen Verrohung neigt und völlig heimatlos jederzeit von seiner Leihfirma weltweit versandt werden kann.
Die bürgerliche Zivilgesellschaft, die in den siebziger Jahren als Modell der Zukunft entwickelt wurde (sogar die SPD wollte damals mehr Demokratie wagen und sich nicht nur den neuen Finanzdiktatoren durch Sozialabbau anbiedern), liegt auf allen Ebenen im Sterben. Die menschliche Solidargemeinschaft wird Betrieb, der für Kranke, Alte, Behinderte, Kinder und Denker keinen Platz mehr hat. Alle bejubeln die Leistungsfähigkeit der neuen Ellenbogengesellschaft … und werden erst im Alter erfahren, wie gut Ellenbogen Menschen pflegen können.
Ansätze dazu erlebt man schon heute. Da kenne ich ein Altenheim, das in der obersten Etage Menschen lagert, um die sich kein Pfleger mehr kümmert. Dort landen die, die keine Verwandten haben, die täglich kontrollieren, wie es ihren Anverwandten geht. Dort liegen sie stundenlang in ihren Exkrementen, haben Hunger, Durst und einfach auch das Bedürfniss nach menschlicher Nähe. Die Pfleger? Durch betriebswirtschaftlich effektiven Personalschlüssel hoffnungslos überfordert und hauptsächlich damit beschäftigt, die „überwachten“ Alten nicht zu vernachlässigen. Man sollte auch nicht glauben, das Reichtum vor dieser Zukunft schützt: man muss schon reich sein, um in diesem Heim einen Platz zu erhaschen.
Aus einem anderen Heim kenne ich das Schicksal eines Apothekers … eines sehr reichen Apothekers, der seinen Kindern (wohlerzogene Leistungsträger) etwas zu früh seine Apotheken überschrieben hatte. Plötzlich fand er sich mit seiner Frau im Altenheim wieder (dann auch noch in einem recht billigen der Arbeiterwohlfahrt), schaute sich kurz auf der Station um, fuhr mit dem Fahrstuhl auf die oberste Etage und … sprang hinaus.
Er war sofort tot.
Seine Kinder hatten ihn betriebswirtschaftlich günstig entsorgt – das ist halt die Konsequenz aus einer Erziehung, die nur darauf bedacht ist, einen möglichst effektiven Ellenbogenkrieger zu erziehen: ist man selber irgendwann zu alt zum kämpfen, bekommt man eben diese Ellenbogen zu spüren … mitten ins Gesicht.
Das ist ein zivilisatorischer Rückschritt, wie wir ihn seit Jahrtausenden nicht erlebt haben, einer solchen bewussten und absichtlichen Zerrüttung jeglicher sozialer Strukturen musste sich die Menschheit bislang noch nicht stellen.
Was uns als alternativloser Automatismus der Geschichte verkauft wird, ist ein groß angelegter Angriff auf die Menschheit selbst. Die Akteure sind bekannt, das Radiofeature benennt sogar ihr Hauptquartier: die International Swaps und Derivates Association , die eine erstaunliche Machtkonzentration offenbart (siehe Wikipedia):
Auf Kritik stieß die ISDA im Zuge der Griechischen Finanzkrise für ihr Verfahren bei der Bestimmung von credit events im Rahmen des CDS-Instrumentariums. Im Fokus steht dabei insbesondere die Tatsache, dass die Kompetenz, ob durch Restrukturierungsmaßnahmen auf griechische Staatsanleihen ein credit event – und damit die Auszahlung der CDS-Prämien – ausgelöst wurde, schlussendlich bei 15 Vertretern der Finanzindustrie lag, die im europäischen Determination Commitee vertreten sind. Kritiker fürchten unter anderem, dass es dadurch zu Interessenskonflikten kommen kann.
Dabei kann kaum ein normal gebildeter Bürger noch verstehen, worüber da eigentlich verhandelt wird. Man hat ja auch jahrzehntelang an hoch komplizierten Mechanismen gearbeitet, die den „großen Coup“, den gezielten Angriff auf die Reichtümer der Volkswirtschaften, möglich machen sollten, ohne das sofort alle merken, was los ist.
Die aktuelle Situation unterscheidet sich im Prinzip überhaupt nicht von einem gemeinen Bankraub im Wilden Westen. Dort hatten Bürger ihre Ersparnisse in den (teuren) Tresor der örtlichen Sparkasse untergebracht, um sie vor Räubern zu schützen. Die Räuber wiederum rotteten sich gern zu Banden zusammen, um die gesammelten Vermögen trotzdem erbeuten zu können.
Heute nennen sich die Banden „Netzwerke“ oder „Seilschaften“ und werden von führenden deutschen Wirtschaftsblättern bewundert und hoch geachtet, beinhalten grundsätzlich auch hochrangige Akteure aus der Politik, dem Sport und der Medienwelt. Die Spareinlagen werden via Eurorettungsschirm direkt aus dem Tresor in die Lager der Banditen geliefert, was sogar konservative Blätter wie die Welt zu der Frage verführt, ob das Bundesverfassungsgericht den Mut aufbringt, die Verfassung und die Bürger vor der Politik zu schützen?
Merkt man eigentlich, wie degeneriert unser Land schon jetzt ist, das wir solche Fragen derart stellen müssen? So degeneriert, das wir Rekordsummen als Ablöse von Fussballern zahlen (siehe Oliver Kahn bei Yahoo), es als großen Erfolg ansehen, wenn Bioprodukte zu einer geringeren Pestizidbelastung bei Kindern führen als der für den Durchschnittsbürger produzierte Normalfraß (siehe Welt) und uns in Deutschland auf ein Massensterben von Alten, Kranken und Kindern einstellen (siehe Spiegel), wenn nicht die beständig schwächer werdenden sozialen Netzwerke die Folgen des Klimawandels auffangen.
Noch nie in ihrer Geschichte war die Menschheit von so vielen Feinden gleichzeitig bedroht – und noch nie in ihrer Geschichte war sie so hilflos. Anstatt das wir uns um die Rettung der Alten, Kranken und Jungen kümmern, um das Ausbremsen der Klimakatastrophe, die Inhaftierung der Finanzbanden und ihrer Komplizen in Politik und Medienwelt sowie um die Auslöschung der vielfältigen Umweltgifte, die renditefreundliche Produktionsmethoden so nach sich ziehen, ist unsere größte Sorge, „fit for the job“ zu sein. Wir arbeiten Tag für Tag an der Optimierung unserer Ausbeutbarkeit statt an der Optimierung unserer Lebensqualität, marschieren mit großen Schritten in eine Altersarmut, die die Dimensionen des Holocaust um ein vielfaches Übertreffen kann (und übertreffen wird, wenn wir die Räuberbanden nicht dingfest machen), sorgen mit unserer ganzen Arbeitskraft für die Vernichtung der sozialen, biologischen und kulturellen Lebensgrundlagen der Menschheit.
Man möchte schon meinen, das eine solche Spezies, die sich dermaßen dummdreist verhält, nichts anderes als einen katastrophalen Untergang verdient hat.
Was wir dagegen tun können?
Nun, das, was die Bürger auch im Wilden Westen getan haben. Einen Sheriff wählen, der die Bürger zu den Waffen ruft, Notverwaltungen installieren, die die Versorgung der Bevölkerung sicherstellt, eine alternative Übergangsregierung wählen, die den korrupten und von Banklobbyisten durchsetzten Regierungsapparat ersetzt, bis die Justiz die Täter international dingfest gemacht hat und freie und geheime Wahlen eine neue, unabhängige und nur dem Grundgesetz verpflichtete Regierung installiert hat, die sich nicht gezwungen sieht, die Geburtstage von Finanzdiktatoren im Kanzleramt zu feiern. Unser Grundgesetz erlaubt uns solche Taten, siehe Wikipedia:
Das in Art. 20 Abs. 4 GG gewährte Recht zum Widerstand ist Bestandteil der freiheitlichen demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland und gilt als grundrechtsgleiches Recht. Dieses Recht – 1968 im Zuge der Notstands-Gesetzgebung eingefügt – lautet in seinem Verfassungstext:
„Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.“
Und bevor die herrschende Junta Polizei und Militär in Gang setzt, sollte man diesen vielleicht kurz vor Augen führen, das auch für sie in einem neoliberalen System kein Platz vorhanden ist: in Griechenland sind die Einkünfte der Polizisten auf 610 Euro im Monat geschrumpft, siehe Spiegel. Tendenz: weiter fallend.
Der ökonomische Putsch zielt darauf hinaus, die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu ersetzen. Mehr noch: er fördert eine Umerziehung der gesamten Menschheit zu asozialen Wesen, die sich gegenseitig nur für ein teureres Handy das Leben zur Hölle machen. Das sollte selbst die Kirchen auf den Plan rufen, rüttelt doch dieser Putsch an den Grundwerten des ganzen christlichen Abendlandes und fördert Verhaltensweisen, die man sonst nur dem Teufel selbst zuschreibt.
Nun, wie wir dank des Radiofeatures (hier bei SWR 3 im Volltext) wissen, haben wir es hier mit einem „deutschen Modell“ zu tun, das international Raum greift:
Paris 1979: der Philosoph Michel Foucault hält seine Vorlesung «Die Geburt der
Biopolitik», eine Geschichte der Kunst des Regierens. Foucault merkt, dass ein
grundlegender Wandel in der Welt vor sich geht, eine Machtergreifung, der viele erst
dreißig Jahre später gewahr werden. Der Philosoph analysiert das dominant
werdende ökonomische Denken seiner Zeit, den Neoliberalismus, eine Denkweise
und ein Ordnungsprinzip, nach dem Politik, Gesellschaft und Individuen sich richten
sollen. Foucault nennt es «das deutsche Modell».
Wir hatten schon mal so ein „deutsches Modell“, das 1933-1945 internationalen Einfluss wollte. Damals hat es verloren – was für uns sehr gut wahr. Wir haben auf den Trümmern des Dritten Reiches einen der demokratischsten Staaten der Welt entwickelt, der jetzt gezielt von einer Hand voll politischer Marionetten und ihren Finanziers abgebaut wird.
Vielleicht gelingt es uns hier in Deutschland diesmal, genug Widerstand im Inneren zu leisten, vielleicht ein deutsches Gegenmodell zu schaffen, das Wirtschaftswunder mit sozialen Wundern vereint.
Das hatten wir auch schon mal.
Nun – meinem Nachbarn wird das jetzt nicht helfen. Sein Haus wird verramscht – und ich weiß nicht, wie lange er davon die teuren Krebsmedikamente privat bezahlen kann.
Sein Schicksal mag aber viele Menschen zum Nachdenken anregen … auch jene, die jetzt noch in ihren fein gepflegten Eigenheimen hocken und sich als Beherrscher der Welt fühlen, weil sie ein SUV fahren.
Auch sie werden mal … alt, krank, schwach und … überflüssig.
Dann jedoch ist es zu spät, die Karre aus dem Dreck zu ziehen.
Und im Dreck steckt sie.
Einfach mal meinen Nachbarn fragen, dessen Sohn Klagen gegen die Politik der Krankenkasse nicht überleben würde.
Gestern erfuhr ich nebenbei, das die Website „OP 100“ vom Netz genommen wurde. Der Grund war rein technisch. „Nachrichtenspiegel-online“ verursacht beim Server Kapazitätsprobleme, die durch die Verbindung zu „OP 100“ potentiert wurden. Die Ursache für die Potenzierung der Probleme durch die Verbindung zwischen beiden Seiten zu finden, wäre sehr zeitaufwendig gewesen. Bei zwei Seitenaufrufen pro Woche hat sich die Technik dann dazu entschieden, OP 100 zu löschen.
Das ist nun die vierte soziale Bewegung, die ich initiiere oder mitinitiiere, die dritte im Internet. Neben „All-in-one – Soziale Innovation“ in Aachen ist es der „Menschenschutzbund“ bei Blog.de, die einmalige Solidarabgabe für Reiche und eben die Gründung einer Lobby für Arme: Operation 100. Das Echo ist immer … verhalten. Hundert Blogger tummeln sich beim Menschenschutzbund, doch sucht man welche, die auch bereit sind, die Idee durch Arbeit weiter zu entwickeln, dann merkt man schnell: es bleiben nur eine handvoll Menschen übrig, Menschen, die eigentlich durch Beruf und Privatleben schon völlig ausgelastet sind. Tatmenschen halt. Dabei wird gerade das ein Thema der Zukunft werden: den Schutz von Menschen in den Mittelpunkt politischen Handelns zu stellen. Mit wachsender Sorge beobachte ich die Meldungen, die auf eine zunehmend Brutalisierung der Gesellschaft hinweisen: immer öfter lese ich von grässlichen Morden unter Ehepartnern, von Gangs, die sich ihre Sexsklavinnen von der Straße holen, von sinnloser Brutalität an U-Bahnhöfen. Ich schreibe noch nichts darüber, beobachte den Prozess noch denn noch kann ich nicht beurteilen, ob die Verrohung des Mittelstandes sich schon in realer Tat austobt oder ob sie nur durch besondere Betonung in den Nachrichten ihren Stellenwert erlangt.
Die einmalige Solidarabgabe für Reiche (gerne auch fünfzig Prozent des erbeuteten Vermögens) hätte auch eine Chance, sich durchzusetzen. Sie ist allemal angenehmer als eine dauerhafte Vermögenssteuer, senkt die Staatsschulden sofort auf einen Schlag und ist – dank Solidarzuschlag Ost – eine akzeptierte Form der Bürgerbeteiligung an den Kosten der Fehler der politischen Kaste. Es gab gerade mal fünfzig Menschen (von hunderten von Lesern) die bereit waren, das durch ihre Unterschrift zu unterstützen.
Dann OP 100 – die Karnevalsidee: Schaffung einer Lobbistentruppe zur Erhöhung des Arbeitslosenregelsatzes um 100 Euro als Ausgangspunkt für die Etablierung einer sozialen Lobby. Monatelang arbeiten wir nebenher an einer Gesellschaftsform, die verhindern soll, das das geschieht, was anderen Parteien und Bewegungen gerade widerfährt (sogar der großen und mächtigen SPD): die Unterwanderung durch Lobbyisten. Machen wir uns nichts vor: sobald ein Vermögen in zweistelliger Millionenhöhe irgendwo herumliegt, kommen die Aasgeier, jene inzwischen sehr breite und gut vernetzte Schicht von Politprofis, die in den alten Parteien auf dem dritten Rang herumgammeln und an ihrem angestammten Platz bis zur Rente vergeblich auf ihre „ganz große Chance“ warten. In der Piratenpartei haben diese Ladenhüter gerade ihren großen Auftritt, bei den Linken tummeln sie sich schon etwas länger, die Grünen haben sie schon völlig eingesackt.
Zeit und Geld in den Aufbau einer Organisation zu stecken, die diesen Schmarotzern der politischen Kultur ein neues Werkzeug zur Selbstbereicherung bietet, war uns zuwieder. Sowohl Werner als auch ich kennen das Spiel schon und wollen deshalb mit absoluter Sicherheit ausschließen, das es sich wiederholt. Aber der Aufbau einer GmbH (die einzig machbare Gesellschaftsform) ist kostenintensiv – und das Geld brauchen wir für andere Optionen. „Nachrichtenspiegel-online“ wird bald ebenfalls kostenintensiv werden – hier lesen zuviel. Es wäre trotzdem sinnvoll gewesen, einfach mal hier anzufangen, wenn nicht … gerade mal fünf Freiwillige für die Mitarbeit vorhanden gewesen wären, neben einer ganzen Reihe von interessierten Menschen, die aber alle gut in Lohn und Brot stehen.
Angesichts des wirtschaftlichen, politischen und sozialen Rahmendaten des Jahres 2011 glaube ich nicht, das man noch viel Zeit hätte, eine soziale Bewegung über zehn Jahre hinweg aufzubauen. Bricht der Export Deutschlands weiter ein, wird man sich am Ende dieses Jahres schon in einer ganz anderen sozialen Realität wiederfinden, dann herrscht die Angst eines verrohten Mittelstandes über den Stammtischen; das sich China die militärischen Provokationen der USA ewig gefallen lässt (wie unsere Medien offenbar grundlos annehmen) glaube ich auch nicht unbedingt, ebenso ist fraglich, ob der Euro überhaupt das Jahresende erlebt und was danach mit der Währung geschieht.
Das sind keine guten Aussichten für soziale Bewegungen, weil die Zusammenhänge zu komplex sind, als das die Gefahren von breiten Mehrheiten zu erkennen sind. Die breite Mehrheit lebt – ganz vernünftig übrigens – nach dem „Prinzip Hoffnung“: es ist noch immer gutgegangen. Stimmt zwar nicht, sagt sich aber leicht.
Die Menschen, die sehen, das alles auf ein Ende zuläuft, das schon Ende 2011 erreicht sein kann – oder eben erst 2022 – sind in allen sozialen Schichten vorhanden. Manche sind reich und benutzen ihren Reichtum, um sich vorzubereiten. Andere sind arm und genießen das Leben, solange es geht. Beides akzeptable Strategien. In solche Zeiten aber zu erwarten, das es großes Engagement für andere gibt, ist wohl zuviel des Guten. Der „Andere“ kann bei den befürchteten und laufenden Verteilungskämpfen der vom Kapital vom übervollen Tisch geworfenen Essensreste ganz schnell der bitterböse Feind von Morgen werden.
Darüber hinaus … kommen auch meine persönlichen Bedenken ins Spiel. Ich finde es gut, das wissenschaftlicherseits mitlerweile die Mechanismen psychosozialer Zerstörung detalliert herausgearbeitet werden. Ich hatte sie im Personalmanagement von großen Konzernen beobachten dürfen, mir war klar, wohin die Reise geht, als ein Konzernpersonalchef eine Sozialreform gestaltete: man wollte die Prinzipien der Vernichtung auch auf arbeitslose Menschen ausdehnen.
Das ist ja dann auch geschehen.
Dieser Aspekt wird in der Kritik an Hartz IV selten benannt, aber durch die Reform kommen arbeitslose Menschen in einen Zustand, in dem sich der arbeitende Teil der Bevölkerung schon lange befindet: die sollen sich gefälligst auch herumquälen, so der generelle Tenor der Masse, die sich ebenfalls in einem äußerst unangenehmen Zustand befindet. Die psychosoziale Vernichtung beginnt nicht mit Hartz IV, Hartz IV stopft die letzten Fluchtmöglichkeiten. Der Umbau der Gesellschaft zu einem Arbeitslager ist in vollem Gange, das merkt eigentlich fast jeder. Auf wessen Kosten das geschieht, zeigt ein Blick in die eigene Geldbörse.
Was aber fehlt, sind die richtig „Bösen“ gegen die man vorgehen könnte. In dem Sinne wäre es schön, wenn es denn so richtig finstere Weltverschwörungen geben würde, denn dann hätte man einen richtig echten Feind, gegen den man sich vereinen könnte. Was aber heute Feind ist, ist keine Lehre (wie Kapitalismus oder Kommunismus) sondern lediglich eine psychopathische Organisationstruktur, welche wir – sehr verharmlosend – „Großkonzern“ nennen. Ohne es zu wollen, haben wir künstliche Wesen erschaffen, die sich alles verschlingend durch die Wirtschaftwelt fräsen und dabei Millionen von Menschen gut ernähren. Sie vernichten reale Werte – Firmen, Wälder, Ländereien – zugunsten einer virtuellen Rendite, die schon jetzt Dimensionen angenommen hat, das sie niemals ausgezahlt werden könnte. Alles Geld der Welt würde dafür nicht reichen. Der Film „The Corporation“ beschreibt Geburt und Funktion dieser Ungeheuer (aufgrund ihrer psychopathischen Grundstruktur muss man sie so nennen), ich halte dieses Werk (neben den Veröffentlichungen von John Perkins, der die Arbeitsweise dieser Gewalten vor Ort beschreibt) für eines der wichtigsten Werke des 21. Jahrhunderts, das erste Mal wird der Feind der Menschheit des 21. Jahrhunderts konkret beschrieben, man bekommt ein Gefühl dafür, wie ein „Alien“ sich in die menschliche Gemeinschaft eingenistet hat, ein künstliches, von Menschenhand geschaffenes Ungeheuer – ein Unfall der Geschichte, der sich aufgrund seiner von Menschen geschaffenen Struktur in dem von Menschen geschaffenen Umfeld mit der Hilfe vieler kleiner Hände wie ein eigenständiges, alles vertilgendes Lebewesen bewegt. Es erinnert an die „Müllmonster“ alter japanischer Gruselfilme, leidet fehlt uns ein „Godzilla“, um sie zu besiegen.
Aktuell sind sie dabei, ganze Länder zu verschlingen. Griechenland steht ganz vorne auf der Speisekarte, selbst die antikapitalistische Kultur in China wird gerade von innen heraus aufgefressen, ohne das Widerstand überhaupt nur denkbar wäre. Korporatokratie vertilgt Marktwirtschaft, Kapitalismus sowie Kommunismus gleichermassen, mit der gleichen Effektivität, Geschwindigkeit und Unaufhaltsamkeit.
Die Vorstellung, man könnte diese tobenden Gewalten mit ein paar hunderttausend Menschen, die friedlich auf einem großen Platz demonstrieren, aufhalten, ist nur naiv zu nennen. Wer so denkt, hat nicht verstanden, wie groß die Gefahr ist, in der wir uns befinden, er hat die Struktur des Feindes noch nicht im Ansatz erkannt. „Konzerne“ haben mitlerweile nahezu 100 prozentigen Zugriff auf unsere Nahrung, sie arbeiten mit Hochdruck daran, diese Macht durch genverändertes Saatgut noch auszuweiten. Sie versorgen uns mit Strom, mit Benzin, mit Heizöl, haben Zugriff auf unser komplette Versorgung erlangt – und können bei kleinsten Anzeichen von erfolgreichem Widerstand ihr Kapital in sekundenschnelle aus dem betreffenden Land abziehen. Sie verhalten sich in der Tat wie lebendige Wesen – dazu sind sie ja auch geschaffen worden. Sie sollten Kräfte bündeln und Märkte erobern. Das machen sie jetzt gerade – unaufhaltsam, solange es noch Menschen gibt, die ihnen ihre Arbeitskraft schenken. In nicht mehr ganz so ferner Zukunft wird der Konzern wohl auch ohne Menschen auskommen. Dadurch, das er allen gehört, gehört er eigentlich niemanden – weshalb es auch niemanden gibt, der ihn einfach so abschalten kann. Erschwerend kommt hinzu, das all jene, die ihn (wenn auch als sehr heterogene Gruppe von Anteilseignern) abschalten könnten, momentan noch an den vernichtenden Exzessen verdienen – das motiviert erstmal nicht zur Tat. Erst dann, wenn man sieht, das das logisch zu Ende gedachte Wirken der Konzernwelt zu einer entvölkerten und toten Erde führt, in der alle realen Werte vollständig in virtuelle umgewandelt worden sind, die von Rechenmaschinen in Bunkern verwaltet werden, dann weiß man, das die Menschheit selber keine Zukunft mehr hat, läßt man diese Prinzipien weiter walten.
Insofern wundert es mich nicht, das man in den USA – dem Geburtsland des Konzerngedankens und jenem Ort, wo man sein Wirken am deutlichsten erforschen kann – an die Gründung klösterlicher Gemeinschaften als einzige Alternative glaubt. Religion – bzw. der transzendente „Ort des Religiösen“ jenseits der alltäglichen Wirklichkeit ist der letzte nicht einnehmbare Fluchtpunkt der Menschheit – alles andere wird über kurz oder lang dem „Wachstumswahn“ zum Opfer fallen, was in erster Linie Konzernwachstum bedeutet – nicht die Vermehrung von „Tante-Emma-Läden“.
Momentan feiert die Konzernwelt gerade wieder einen sehr großen Triumph: in Griechenland scheint es das erste Mal etwas zu gelingen, was in Bolivien am Widerstand der Bevölkerung scheiterte: Konzerne bekommen die Wasserversorgung in die Hand, danach gieren sie schon lange.
Operation 100 ist nun gedacht gewesen als erster Schritt einer Bewegung, die sich den Konzerngewalten entgegenstellen kann in dem sie eine der wenigen Schwachstellen angreift, die Konzerne noch haben. Noch – aber nicht mehr lange – brauchen Konzerne Personal. Selbst der gute alte Börsenhändler wird mehr und mehr von Computern ersetzt, mehr und mehr machen sich Konzerne von Menschen unabhängig. Der Kernbereich, das Herz das Kapitalismus ist schon längst kein feudalistisch auftretender Industriebaron mehr sondern … ein Hochleistungsrechner. Selbiger zeigt sich aber von noch so rührenden Demonstrationen in Hauptstädten (sofern diese überhaupt genehmigt werden) völlig unbeeindruckt. Operation 100 sollte Menschen ein Werkzeug geben, in die Machtstrukturen der Konzerne einzudringen genauso wie die Konzerne in die Verwaltungsstrukturen der Menschheit eingedrungen sind und dort Menschen beeinflussen – bzw. vor der Beeinflussung schützen. An und für sich … ging es nie nur darum, 100 Euro mehr für jeden Hartz-Abhängigen herauszuschlagen, das hätte zwar nebenbei passieren können, aber wenn man so weit gewesen wäre, hätte man auch das ganze miserable Gesetzeswerk eleminieren können – das wird nämlich nicht besser, nur weil man besser dafür bezahlt wird.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei all jenen bedanken, die Beiträge zu der Entwicklung geliefert haben – auch wenn diese Beiträge überwiegend sehr demotivierend waren, weil sie zeigte, wie sehr die Mechanismen der psychosozialen Zerstörung schon gegriffen haben, wie zerstört und desillusioniert jene Menschen schon sind, die am finanziellen Ende unserer Zivilisation dahinvegetieren. Gleichzeitig habe ich aber gemerkt, das es auch in etablierten Kreisen Interesse gibt, Widerstand zu leisten. Die Anzahl der Menschen, die merken, das die Menschheit als solche keine Zukunft mehr haben wird, wenn wir so weiter wirtschaften wie bisher wächst ständig – auch wenn sie insgesamt noch gering zu sein scheint.
Dem entgegen stehen … faule, besoffene Asoziale. In keiner anderen gesellschaftlichen Organisationsform sammeln sich so viele arbeitsscheue kriminelle Säcke wie in einem Konzern. Ordentlicher Kurzhaarschnitt, perfekt sitzender Anzug, tolle Seidenkrawatte … aber innerlich völlig der faule asoziale Sack, der keinerlei Hemmungen hat, sich auf Kosten der Allgemeinheit zu bereichern und nichts so sehr scheut wie reale, echte Arbeit. Der Konzern, selbst – als Person gesehen – hochgradig psychopathisch, zieht Psychopathen an wie die Motten das Licht. Insofern überraschen die Zahlen zur Wirtschaftskriminalität nicht wirklich.
Ob die Vernichtung der Menschheit durch eine blosse Organisationsstruktur, eine Gestalt gewordene Wahnidee noch aufzuhalten ist, weiß ich nicht. Wir haben hier alle zusammen an einer schön alternativlosen Zukunft gebastelt. Ich wüßte aber auch nicht, wie das Ende des Wachstums ohne großen Knall zu denken wäre. Große Lust auf das ganze Theater haben nur noch wenige, immer mehr bereiten sich ganz praktisch auf ein desaströses Ende vor – eine Entwicklung, die ich mit Sorge beobachte. All jenes, was ich hier nun geschrieben habe, ist der Mehrheit des westlichen Menschen bekannt – zumindestens als „gefühlte Wahrheit“, die konkreten Prozesse in der Makroökonomie sehen wahrscheinlich nicht so viele, aber die über Jahrzehnte laufende beständige Abnahme von Lebensqualität bleibt halt nicht unbemerkt noch folgenlos.
Was nun uns hier vor Ort angeht, so haben wir beschlossen, die OP 100 nicht mehr künstlich am Leben zu erhalten. Die Arbeit überfordert unsere „Manpower“ um ein Vielfaches – und wir denken, das wir mit dem „Nachrichtenspiegel“ ebenfalls einen wichtigen (und ebenfalls sehr zeitaufwendigen) Beitrag leisten, den wir möglichst erhalten wollen.
Man kann halt nicht immer alles haben, nicht wahr?
Ansonsten gilt: alles immer der Reihe nach. Erst retten wir die Welt, dann machen wir eine soziale Bewegung. Umgekehrt … macht es weniger Sinn. Und vielleicht sollten wir uns im praktischen Leben ebenfalls wie der Rest der Welt auf Strategien verlegen, die erstmal ein Überleben der Menschheit ermöglichen: die Superreichen legen ihre Saatguttresore auch nicht umsonst an. Wie das Sammelverhalten der Eichhörnchen auf einen strengen Winter hindeutet, deutet das Sammelverhalten der Superreichen auf … die Erwartung schlimmster Zeiten hin.
Sie sollten auch am ehesten wissen, das sie im Prinzip unaufhaltsame Ungeheuer auf die Menschheit losgelassen haben, virenartige Wesen, die erst dann erlöschen, wenn die Menschheit gestorben ist … oder aber eben in Rechnern noch weiterleben und sich gegenseitig Marktanteile abjagen, bis letztendlich nur noch ein Megakonzern übrigbleibt, dem die ganze Schöpfung gehört, ein Megagedanke, der alle virtuellen Reichtümer in sich vereint.
Ausserhalb der Rechnernetzwerke wird es dann aber nur noch Wüste geben, die mit viel Arbeit wieder fruchtbar gemacht werden muss.
Aber vielleicht finden wir ja doch noch einen Weg, diese Entwicklung zu stoppen. Wäre schon zu peinlich, so ein Ende der Lebensform Mensch: erlegt durch ein künstlich produziertes Wirtschaftssubjekt, das schneller wuchs als man es aufhalten konnte.
Letztlich haben die Reichen für die Normbevölkerung des Planeten nur drei Verwendungen, nur drei Jobs, die sie dauernd nachfragen. Gebraucht werden wir als Huren, als Söldner oder als Leichen, wobei die Huren vor allem die Söldner bei der Produktion von Leichen bei Laune halten sollen. Einfach mal in die Geschichtsbücher schauen: wo Reichtum herrscht, produziert er automatisch diese drei Berufsgruppen durch Forcierung der Armut, was wiederum geistig weniger stabile Menschen dazu bringt, sich für einen der ersten beiden Jobs zu bewerben – man muss ja essen.
Wer jetzt meint: nein, ich diene dem System nur als Techniker, dem sei gesagt: Technik ist auch nur eine Form von Massenvernichtung. Das wird gerade in Fukushima demonstriert, wo jetzt noch mehr Brennstäbe vor sich hinschmelzen während die Medien die Hoffnung verbreiten, das man alles im Griff hat, oder in Libyen, wo jetzt Kampfhubschrauber den Einsatz von Bodentruppen vorbereiten.
Wer jetzt meint: ich diene dem System nur als Anlageberater, Verkäufer und Vertreter, dem sei gesagt, das ihn im Prinzip von einer Hure nichts unterscheidet: auch er macht mit seinem Aussehen Geld. Einfach mal in den Spiegel schauen und dabei überlegen, wie das Geschäft in Papas alter Cordhose laufen würde – oder einfach mal drüber nachdenken, was uns zum Burn-Out treibt. Ist ja kein Geheimnis:
Kaum ein Commerzbanker, der das nicht gespürt hätte. 72 Prozent, das ergab eine Umfrage, waren trotz einer Erkrankung zur Arbeit erschienen. Ein Drittel aller Arbeitnehmer in Deutschland ging krank arbeiten, weil „sonst zu viel liegenbleibt“. Das ergab der jüngste AOK-Fehlzeitenreport. Mediziner nennen dieses Verhalten Präsentismus: Wer immer kommt und lange bleibt, fliegt vielleicht nicht raus. Das ist der Gedanke.
Man verkauft seinen Körper, sein Aussehen, seine Gesundheit – eigentlich sein ganzes Leben … und weil das so ist, muss man schon mal ungewöhnliche Wege gehen, um sich davon zu überzeugen, das noch alles im Lot ist, obwohl man sich beschissen fühlt:
Nichts anderes empfiehlt er ausbrennenden Managern, wenn sie nicht mehr weiterwissen: Sie werben bei sich für sich selbst.
Das dies der letzte Schritt vor dem „Jobcenter“ ist, ist vielen positiv denkenden Unternehmensberatern nicht bekannt. Sie teilen ja auch nicht das persönliche Risiko, noch helfen sie dabei, die eigentlichen Probleme zu beseitigen, obwohl sie bekannt sind:
„Meine Klienten sind Menschen unter starker Anspannung, mit hoher Verantwortung und mit hohen Gehältern. Auch sie müssen seit einigen Jahren mit immer weniger Zeit, weniger Mitteln und weniger Mitarbeitern klarkommen“
Das ist das Prinzip, das seit dreissig Jahren in diesem Land herrscht und seit den neunziger Jahren als Folge der neoliberalen Offensive von Unternehmensberatern auch in den letzten Winkel der Wirtschaftswelt vorgedrungen ist: Vernichtung am Arbeitsplatz. Die gleiche Kaste der Arbeitsprozessschleifer bietet nun Hilfe an, um das von ihnen selbst mit geschaffene Problem ein wenig abzumildern, aber verändern können sie es nicht mehr.
Am Ende des Vernichtungskrieges der Unternehmen gegen ihre Mitarbeiter im Namen der Sachzwänge der Globalisierung steht für den Mitarbeiter das „Jobcenter“ – oder die Frührente, einmal ganz davon abgesehen, das sein Privatleben dann völlig im Eimer ist. „Glück statt Karriere“ können sich nur Menschen erlauben, die einen Platz in einer kleinen Nische gefunden haben:
Scharfsinnig und polemisch analysieren Kitz und Tusch, woran die moderne Arbeitsgesellschaft krankt und untermauern ihre Thesen mit den neuesten Studienergebnissen. Normale Arbeitnehmer, die einfach nur ihre Arbeit verrichten, so die Autoren, sind auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr gefragt. Stattdessen verlangen Unternehmen überambitionierte High-Potentials, die ständig über sich hinauswachsen und so die Spirale der Leistungszwänge immer noch weiter drehen. „Wer nur kontinuierlich 100 Prozent Leistung bringt, gilt als Low Performer“, schreiben die Autoren.
„Überambitionierte High-Potentials“ – Menschen, die nur für die Firma denken, für die Firma leben, ja, die letztendlich „Firma sind“ und am liebsten ihren Arbeitsplatz heiraten würden … bis sie letztlich, nach vielen „Coachings“ ausgebrannt in der Gosse landen, weil sie keinen Weg gefunden haben, der Schwäche durch „Altern“ aus dem Wege zu gehen.
Wir kennen diese Entwicklung seit dreissig Jahren. Wir wissen, wo es endet. Und doch – unternehmen wir nichts dagegen. Wie üblich lauschen wir den Jubelgesängen der hochbezahlten Experten:
IW-Direktor Michael Hüther sprach von einem breit angelegten Aufschwung. 61 Prozent der vom IW Köln befragten 2340 Unternehmen wollen ihre Produktion in diesem Jahr hochfahren, 41 Prozent erwarten steigende Exporte und 46 Prozent wollen mehr investieren. „Von alledem profitiert der Arbeitsmarkt. Knapp die Hälfte der Firmen sucht neues Personal, allenfalls 8 Prozent erwägen Kündigungen.“
Dabei wissen wir genau, was das für uns bedeutet: immer mehr Firmen bauen sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze ab, um sie durch Minijobs oder Leiharbeiter zu ersetzen – für viel weniger Geld. So erfüllt der Söldner in der Firma seinen Job, der darin besteht, die Personalkosten zu senken und die Arbeitseffektivität zu erhöhen. So verbrennt er sein Personal. „Burn Out“ kommt nicht von innen, das erzählt man nur nicht gern. Verbrannt wird man von aussen.
Wir wissen ganz genau, das dieser Aufschwung an uns vorübergehen wird – vor allem an unserem Konto, siehe Wiwo:
Zwar steigen die Tariflöhne in diesem Jahr zwischen zwei und zweieinhalb Prozent, doch liegen die Zuwächse damit unter der erwarteten Inflationsrate von 2,4 bis 3,0 Prozent. Das berichtet die WirtschaftsWoche. Das Magazin zitiert den Konjunkturchef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Ferdinand Fichtner: „Die realen Nettostundenlöhne werden, wenn überhaupt, 2011 nur sehr wenig steigen.“ Nach den Worten von Frank Hechtner, Steuerexperte an der Freien Universität Berlin, „dürften die Nettostundenlöhne bei vielen im XXL-Jahr real sogar sinken“.
Letztlich gibt es bemerkbares Gehalt nur für Söldner und Huren, die den Prozess der Vernichtung durch Arbeit begleiten … und Leichen produzieren. Man schau sich mal die Entwicklung der Politikergehälter in den letzten Jahren an – und ihre Zuwendungen durch Lobbyisten. Wir landen wieder … in der Kategorie Huren, was gerade bei diesem Berufsstand besonders weh tut, weil er vom Idealismus getragen werden sollte und nicht vom Honorar.
Und was erwartet uns am Ende des Prozesses?
Da werden wir erleben, das für Länder im Prinzip das Gleiche gilt wie für Menschen: wer ausgebrannt ist, kommt auf den Müll. Aktuell trifft es Griechenland, das jetzt seine Häfen und Versorgungsunternehmen verkauft … möglicherweise sogar seine Wasserversorgung, jedenfalls wenn es sich bei „Athens Water“ um die „Athens Water Supply and Sewerage Company“ handelt, die Athens Versorgung mit Trinkwasser garantiert:
Die Athens Water Supply and Sewerage Company – EYDAP SA ist ein griechisches Wasserversorgungsunternehmen. Die Geschäftsfelder umfassen die flächendeckende Versorgung mit Leitungs- und Grundwasser, die Abwasserentsorgung sowie die Installation, Konstruktion, Instandsetzung, Wartung und Erneuerung von Wasserversorgungs- und Abwassersystemen. Eydap versorgt die rund vier Millionen Einwohner Athens über ein Kanalnetz mit einer Gesamtlänge von 7. 940 Kilometern mit Trinkwasser. Die Abwasserentsorgung erreicht rund 3.300.000 Einwohner und umfasst ein Abwassernetz mit einer Gesamtlänge von 5.800 Kilometern.
Damit wäre der Konzernwirtschaft ein großer Coup geglückt, der in Bolivien zu Volksaufständen und dem „Wasserkrieg“ führte: die Privatisierung der Wasserversorgung. Damit hat man die renitente Bevölkerung Athens völlig in der Hand. Wasser braucht jeder. Huren und Söldner produzieren Leichen – sagte ich ja. Darum steht Griechenland kurz davor, seine Angestellten, Beamten, Rentner und Arbeitslosen nicht mehr bezahlen zu können.
Solche Entwicklungen fallen nicht vom Himmel. Sie sind seit langem bekannt – oder glaubt jemand wirklich, das in den Chefetagen der Unternehmerverbände nur Idioten sitzen? Jeder weiß, das bei der grassierenden Umverteilung von Vermögen von unten nach oben unten nichts mehr übrig bleibt und dort dann auch irgendwann kräftig gestorben wird. Griechenland macht das schon mal vor, wenn die Rentner kein Geld mehr bekommen.
Während sich aber der Deutsche unglücklich und unzufrieden an seinem Arbeitsplatz selbst vernichtet und sich wenigstens noch der Hoffnung hingibt, das sein Trinkwasser ihm gehört und Griechenland weit weg ist, fliegt der Pleitegeier schon über die ersten deutschen Bundesländer.
Wie früher schon merken wir, das Söldner effektiver arbeiten, wenn sie keine Kugeln benutzen. Früher wichen wir deshalb letztlich aufs Gas aus, das wird wohl auch für unsere Rentner in Zukunft die humane Endlösung sein – man kann die ja nicht auf der Straße verhungern lassen, sie zu füttern geht aber nicht aufgrund von Sachzwängen wie dem „Lohnabstandsgebot“.
„Vernichtung durch Arbeit“ war aber früher schon das Leitprinzip. Man hat jedoch dazu gelernt und gemerkt, das seine offene Durchführung in Lagern und Uniform nur schnellen und entschlossenen Widerstand hervorruft. Es geht auch leiser … und viel billiger.
Und wir Normbürger?
Können uns entscheiden: entweder als Söldner an der Exekution unsere Staatsstrukturen mitwirken oder als Huren die Söldner bei Laune halten … oder eben als Leichen eine gute Figur machen.
Immerhin: dies ist ein freies Land, wir haben noch die Wahl – solange wir „High Performer“ sind und 300 Prozent bringen.
Tag der Arbeit – das wird heute wieder einmal gefeiert. Dabei ist Arbeit ein aussterbendes Wort. Was heutzutage alles als „Arbeit“ bezeichnet wird ist in den meisten Fällen nur noch Beschäftigung. Lehrer zum Beispiel – den Job haben früher kriegsversehrte Soldaten gemacht. Gut, das war pädagogisch nicht so ansprechend und erzog Kinder nicht gerade zu Vorzeigebürgern … aber wenn ich mich heute zu umschaue, sind die Resultate kostenintensiver Hochleistungspädagogik auch nicht besser. Oder Ärzte – früher zogen die als Wanderfriseure durch die Gegend, die nebenbei auch mal ein gebrochenes Bein schienen konnten. Heute sind sie – im niedergelassenen Bereich – Millionäre auf Kosten der Beitragszahler, während die richtig Kranken im Krankenhaus nur noch Mangelbetreuung erfahren und froh sein können, wenn ein Medizinstudent mal Zeit für sie hat.
Oder das ganze Heer der Bürobrüller … all das ist doch keine Arbeit. Die haben es den ganzen Tag warm und trocken und wenn nichts schiefgeht gehen sie kerngesund in Rente, die sie dann bis ins hohe Alter genießen können, während der Bauarbeiter schon längst verblichen ist.
Arbeit machen heute die Maschinen. Ein uralter Menschheitstraum ist wahr geworden. Über viele Jahrhunderte haben wir an diesem Zustand gearbeitet, haben unsere Wälder gefällt, unsere Landschaften umgestaltet, unsere ganze Selbstversorgerlebensweise geopfert, um diesen Traum für unsere Kinder gestalten zu können.
Jetzt, heute, am 1.Mai 2011 ist der Traum wahr geworden. Maschinen produzieren mehr Nahrungsmittel, Kleidung, Autos, Häuser und Luxusgüter aller Art als wir jemals konsumieren könnten. Wir liegen den ganzen Tag auf der faulen Haut, lassen den lieben Gott einen guten Mann sein und genießen das Leben während unsere Maschinen dafür sorgen, das auch andere Länder in den Genuss dieses Warenparadieses kommen, damit die Welt eine friedliche Welt wird, in der Krieg, Hunger und Krankheit für immer ausgerottet sind.
Nein, das tun wir selbstverständlich nicht.
Der Traum ist zu einem Alptraum geworden.
Warum es so ist … darüber gibt es viele Theorien. Manche davon – wie die Marxistische – sind sehr umfangreich und detailliert, halfen jedoch auch nicht, das Problem zu lösen. Andere wie die christliche sind soweit degeneriert, das sie kaum noch wieder zu erkennen sind, dabei enthalten sie Theorien, die die seltsame Entwicklungen der politischen Wirklichkeit erklären könnten. Der 1. Mai war auch in ausserchristlichen europäischen Kulturen der Tag, an dem man mit dem Maifeuer die bösen Geister verjagte. Ich weiß: so denken wir nicht mehr. Urchristen haben noch so gedacht, aber spätere Denker haben die Dämonen aus dem Denken verbannt.
Der Klassiker: Verdrängung … könnte man böse und ketzerisch sagen. Aber die Feuer machen wir trotzdem noch an.
Oder man hält es mit Schopenhauer und wird fatalistisch: alle Versuche, das Leid zu eleminieren führen nur dazu, das es seine Gestalt ändert. Damit käme man den neoliberalen Geistern dieses Landes sehr entgegen, die den Rest der Sozialleistungen ebenfalls streichen wollen: hilft ja alles nichts, das Elend bleibt ja doch.
Das ist auch das, was die Menschen erleben … jene, die unten die ständig wachsende Basis der gesellschaftlichen Pyramide bilden. Anstatt im Paradies finden sie sich in einer menschengemachten Hölle wieder. Hölle? Übertrieben, weil die nicht auch noch angezündet werden? Die Bedeutung von Freiheit und Menschenwürde waren vor zweihundert Jahren noch bekannt … „Lieber tot als versklavt“ ist ein alter Wahlspruch aus meiner Familie. Da wir den Tod zusammen mit den Dämonen verdrängt haben haben wir zur Sklaverei heutzutage überhaupt keine Alternative mehr, können Unfreiheit und menschenunwürdiges Dasein nur noch passiv erdulden … und das in einer winzigen Zelle in einer preisgünstigen Betonburg, umgeben von Verachtung, Lärm und hässlicher Verstädterung.
Für mich persönlich wäre das Hölle genug – die Lärmhölle galt mal neben der Feuerhölle als eigene Höllenform … aber auch das haben wir erfolgreich verdrängt.
Die Hölle wird per Gesetz verordnet … und die Täter wussten auch genau, was sie taten, siehe Spiegel:
Bisher fiel BA-Vorstand Heinrich Alt eher durch Forderungen an Hartz-IV-Empfänger auf. Doch nun gibt er offen zu, dass sie mit sehr wenig Geld auskommen müssen. Den Hartz-IV-Regelsatz hält er für zu niedrig. Auf Dauer könnten nur Lebenskünstler von den 364 Euro leben, sagte Heinrich Alt, einer der drei Vorstände der Bundesagentur für Arbeit, dem „Tagesspiegel“. Der Betrag sei nur zur Überbrückung vertretbar – auf lange Sicht sei er menschenunwürdig.
Das ist eine putzige Einstellung … „auf lange Sicht menschenunwürdig“. Ist doch für Langzeitarbeitslose gedacht gewesen, oder? Also wusste man doch, war geschieht, wenn man willkürlich ein paar Millionen Menschen im eigenen Land künstlich von den Überflußströmen der Maschinenwaren abkapselt. Und das es ist doch auch, was besonders weht tut: die Verachtung, die Erniedrigung, die Entwürdigung von Millionen ehedem als Steuerzahlern und Wählern hoch geschätzten Mitbürgern. Das ist eine Form von Folter … weshalb man Hartz IV als die Hölle bezeichnen kann. Nur böse Geister können sich so etwas ausdenken. Einfach nur Armut wäre zu ertragen, Mönche und andere Asketen finden so jeden Tag ihr Glück – aber die unverdiente öffentliche Erniedrigung eröffnet eine ganz neue, zusätzliche Dimension des Leids, die absichtlich zugefügt wird – von der Regierung. Von jenen Menschen, die wir eigentlich dafür bezahlen, das sie uns vor solchen Verbrechen schützen. Rational kriege ich das nicht mehr auf die Reihe, dazu müsste mein Kopf zu viele Verdrehungen als normal akzeptieren.
Das aus diesen Kreisen so ein verabscheuungswürdiger Verrat begangen wurde, der inzwischen sogar Vorstände der BA zur Vernunft ruft, wird mitlerweile sogar von den Gewerkschaften anerkannt, siehe DGB-Chef Sommer in der Welt:
„Wissen Sie, was diese sogenannte Hartz-IV-Reform in unserer Gesellschaft wirklich erreicht hat? Dass der Wert und die Würde von Arbeit mit Füßen getreten werden kann“, poltert er.
Arbeit ist ja auch wertlos geworden. Maschinen haben da einen großen Anteil daran. Wir könnten alle reich sein, fern von Hunger, Krieg und Krankheit leben … wenn es nicht Menschen gäbe (Menschen dämonischen Geistes, könnte man sagen, Klone von Hitler, Goebbels, Heydrich, Himmler, Mengele) die bewusst und absichtlich Leid über ihre Mitmenschen bringen wollen. In normalen sozialen Strukturen würde man solche Psychopathen zum Teufel jagen, weil sie den Zusammenhalt der Gemeinschaft gefährden. Wir haben aber keine normalen Strukturen. Die Bürobrüller bekommen riesige Bonuszahlungen für die Vernichtung von Arbeit und Arbeitslosen, wer Erniedrigung und Entwürdigung in der Welt verbreitet, darf sich zum Herren über Leben und Tod aufspielen.
Kam diese Entwicklung zufällig?
Natürlich nicht. Es steckte Plan und Absicht dahinter. Kann jeder öffentlich lesen … das hat nichts mit Verschwörungstheorien zu tun, siehe Wikipedia:
Verstärkt seit dem Ende der 1990er-Jahre entstand in Deutschland eine große Zahl von Initiativen, die sich für als notwendig angesehene marktwirtschaftliche Reformen, für internationale Wettbewerbsfähigkeit und gegen von ihnen so bezeichneten „Reformstau“ einsetzen. Viele dieser Gruppen verstehen sich selbst als Basisbewegungen, Kritiker sehen in ihnen Lobby-Organisationen der Wirtschaft, die sich als Bürgerbewegung tarnen, und verweisen als Beleg auf ihre Finanzierung. Sie nutzen beispielsweise große Anzeigen in Tageszeitungen, auch den Rundfunk, um für ihre (politischen) Ziele zu werben und so in ihrem Sinn Einfluss auf die öffentliche Meinung zu nehmen.
Ganz gezielt und bewußt wurde finanzieller Reichtum dazu benutzt, die politische Meinung in Deutschland zu manipulieren. Mit Erfolg. Selbst heute noch füttert man die Bürger mit Lügengeschichten, um zu verhindern, das sie die politischen Wirklichkeiten wahrnehmen, siehe Goldreporter:
Nicht alles glauben, was in der Zeitung steht. Dies gilt einmal mehr für die Berichterstattung der Mainstream-Presse über die Erfolge der Arbeitslosenvermittlung in Deutschland. So war Anfang April in der Bild-Zeitung über 1 Million Hartz-IV-Empfänger zu lesen, die von der Bundesagentur für Arbeit im Jahr 2010 angeblich in Jobs untergebracht wurden. Das Magazin Report Mainz deckte den Medienschwindel auf, an dem die Agentur selbst offensichtlich nicht ganz schuldlos war.
Aktuell gehen die Lügenkampagnen weiter: die OECD halbiert einfach mal grundlos die Kinderarmut in Deutschland, siehe gegen Hartz:
Die „Sensation“: Innerhalb von drei Jahren konnte die Kinderarmutsrate in der Bundesrepublik von 16,3 Prozent auf 8,3 Prozent nahezu halbiert werden. (eine Art „Traum von Hartz“) Und das bei einem leichten Anstieg der mittleren OECD-Kinderarmutsrate von 12,4 Prozent auf 12,7 Prozent.
Da haben viele schlaue Mathematiker so krumm gerechnet, das alle Kinder in Deutschland auf einmal Millionäre sind. Jedenfalls: fast. Wo keine Armut ist, braucht man sich halt auch keine Kritik an der Verteilung des Reichtums anzuhören. Die Menschen sind entweder reich oder …. böse. So einfach ist die Welt der Lobbyisten, die die Wirren der Zeit der Wiedervereinigung zur Vernichtung der Bonner Republik genutzt haben.
Das Ziel der Bewegung ist mir nicht ganz klar – weil ich nicht an Dämonen glaube. Wäre ich einer jener „Altgläubigen“, die gestern freudig über Maifeuer gesprungen sind, dann hätte ich es leichter, dann wüßte ich von Menschen, die den Einflüsterungen der bösen Geister erlegen sind und Tod und Verderben unter ihre Mitmenschen säen wollen….erst ganz sacht und leise, dann immer mehr bis der Tag der Endlösung, der endgültigen Vernichtung aller arbeitslosen Schmarotzer und Parasiten gekommen ist und die Gaskammern wieder gefüllt werden.
Konkret betrachtet … sind wir allerdings fast alle arbeitslos. Die harte körperliche Arbeit nehmen uns die Maschinen ab – sogar im Strassenbau und der Landwirtschaft. Nur kriegen manche Arbeitslose Millionenboni, während andere sich von Essensresten der Tafeln ernähren müssen.
Darum sollten wir keinen Tag der Arbeit mehr feiern.
Wir sollten den Tag der Arbeitslosenverachtung feiern.
Jenen Tag, an dem wir uns dagegen wehren, das Arbeitslose in Parlamenten, Firmenverwaltungen und Redaktionsbüros über Arbeitslose in Privatwohnungen hemmungslose herziehen dürfen. Das die einen als „gut“ gelten, weil sie per Gesetz und Vertrag mit viel Geld ausgestattet werden, während die anderen als „schlecht“ gelten, weil Gesetz und Vertrag ihnen weniger Geld zusprechen ist ein Zustand, der mit Arbeit und Leistung wenig aber mit willkürlicher Verteilung und krimineller Energie viel zu tun hat.
Darum kann ein Thilo Sarrazin ein Buch schreiben, weil seine „Arbeit“ als Bundesbankvorstand schon am Dienstag beendet war. Da bleibt dann genug Zeit für Ausländerfeindlichkeit und Arbeitslosenschelte.
Mit Arbeitslosigkeit haben wir ja kein Problem mehr, oder? Die BA baut 10000 Stellen ab, weil uns die Arbeitslosen abhanden gekommen sind. Die schmelzen hinweg wie Butter in der Sonne, diese Arbeitlosen. Weil wir sowenig davon haben, öffnen wir ja jetzt die Grenzen für neue Arbeitslose. Nur – was machen wir mit denen, wenn unsere BA keine Mitarbeiter mehr hat? Da hat Frau von der Leyen eine Idee, man privatisiert auch die BA, siehe Neues Deutschland:
Ursprünglich waren die Ein-Euro-Jobs auch dazu gedacht, Langzeiterwerbslose wieder an Arbeit zu gewöhnen. Das sollen vermehrt private Vermittler übernehmen, deren Status aufgewertet wird: »Die privaten Arbeitsvermittler werden durch die Einbindung ihrer Leistungen in die Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung zu Partnern der Agenturen für Arbeit und der Jobcenter.« Künftig soll der sogenannte Vermittlungsgutschein unbefristet gelten, um der Branche mehr »Planungssicherheit« zu geben.
Damit ist ein erster Schritt in die Privatisierung weiterer Elemente des Staats gemacht worden. Die Bundesanstalt für Arbeit wird geschlossen, die Arbeit machen in Zukunft private Unternehmer – mit möglicherweise unangenehmen Folgen für die Betroffenen:
Als »Privatisierung der Arbeitsvermittlung« kritisiert dies die ehemalige DGB-Vizevorsitzende Ursula Engelen-Kefer. Die Privatagenturen könnten zukünftig auch für die Disziplinierung von Arbeitslosen zuständig sein, etwa mit Maßnahmen, »bei denen zunächst allein die Aktivierung im Vordergrund steht. Solche Maßnahmen können zum Beispiel einen Anteil an Elementen enthalten, die auf die Strukturierung des Tagesablaufs und die Orientierung auf eine Erwerbstätigkeit an sich abstellen. Die Betreuung in diesen Maßnahmen sollte zudem intensiver sein und kann auch aufsuchenden Charakter haben.« Der »aufsuchende Charakter« in Verbindung mit erfolgsabhängigen Prämien für die privaten Arbeitsvermittler lässt für die Betroffenen Unbill erwarten.
Das die Gewerkschaft kritisiert, ist löblich, man weiß aber aus Erfahrung, das sie sich im Ernstfall lieber hinter den schrumpfenden Rest von Vollzeitarbeitsplatzbesitzern versteckt, um nicht weiter aufzufallen. Für den Bürger sieht das dann so aus: morgens um sechs steht der (zuvor ebenfalls arbeitslose) private Vermittler vor der Tür, begleitet einen zur Dusche, zum Klo, zum Kühlschrank um ja die größtmöglichste Effektivität beim Zielobjekt zu erreichen. Gleichzeitig kann man auch ein paar Notizen zum Kühlschrankinhalt, zur Wohnungseinrichtung oder zum Bücherschrank machen – nachher liest das Zielobjekt was Falsche und schwächt seine Leistungsbereitschaft durch antineoliberale Phrasen. Das so etwas nicht geht, versteht sich von selbst.
In diese Bewegung passt die neue Medienkampagne zur Kriminalisierung der Langzeitarbeitslosen, siehe gegen-Hartz:
Ein besonders schlimmer und hetzerischer Vorschlag in Sachen Bildungspaket kommt mal wieder von Seiten der FDP. Der Berliner FDP Vorsitzende Christoph Meyer fordert angesichts der geringen Resonanz bei der Beantragung der Teilhabe Leistungen für Kinder aus Hartz IV Familien scharfe Sanktionen gegen Eltern, die keine Bildungsgutscheine für ihre Kinder beantragen.
Klar – wer den Bildungsgutschein nicht will, weil er kein Geld für die Fahrkosten zum Sportverein aufbringen und sich die teure Ausrüstung nicht leisten sowie Häme, Spott und Verachtung der anderen, frisch durch die Medien aufgestachelten Vereinsmitglieder nicht mehr ertragen kann, dem muss man erstmal das Essen streichen – was letztlich auch wieder den Kindern schadet.
Warum fordert man nicht einfach, Arbeitslosen die Kinder gleich ganz wegzunehmen? Viele Pädophilenringe haben zahlungskräftige Kunden -auch im Bundestag – da wäre für private Vermittler doch ein Riesengeschäft zu machen? Immerhin: gut geht es den Kindern in Armut nicht, siehe Süddeutsche:
Die Statistik ist eindeutig: Kinder aus benachteiligten Familien rauchen häufiger, ernähren sich schlechter und sind öfter gewalttätig. Es bleibt die heikle Frage, wen man für die Ungleichheit verantwortlich macht: die Betroffenen oder die Gesellschaft?
Da kann man doch als Pädophiler auch noch sehr sozial tun, wenn man sich um die in Folge staatlicher Willkür gestrandeten Kinder kümmert, oder? Natürlich könnte man auch den Empfehlungen der Experten folgen, ebenfalls Süddeutsche:
Wir brauchen eine Strategie, die auf den Abbau vonArmut setzt. Denn wir wissen: Kinder aus armen Familien sind deutlich häufiger krank als ihre wohlhabenden Altersgenossen. Sie leben seltener in einem Netzwerk sicherer Beziehungen und haben weniger Erfolgserlebnisse. Sie erhalten weniger Anregungen, entwickeln weniger eigene Ziele, sind dann schlechter in der Schule. Sie landen später bestenfalls in eher ungesunden Jobs und entwickeln schon ab Kindheit eine Lebensweise, von der wir wissen, dass sie zu mehr Krankheit und zu kürzerem Leben führt.
Abbau von Armut ginge einfach: wir könnten die Arbeitslosenversicherung wieder reaktivieren. Bevor die 2005 verstaatlicht wurde (mit Riesengewinnen für Staat und Wirtschaft) hatten wir keine Armut – nur ein paar Sozialfälle. Dann haben wir die Armut per Gesetz verordnet – und stöhnen jetzt über die sozialen Folgen, darüber, das Arbeitslose nicht mithilfe von Gebet und positivem Denken die Fehlbeträge bei den Regelsätzen (den „Beihilfen zum Lebensunterhalt“, mehr ist es ja nicht, den Rest gibt Oma) ausgleichen können. Selbst wenn die die geliebten Minijobs finden, wird denen von den paar Mickereuro noch etwas abgezogen, sie müssen dann erstmal ihre wohlgenährten Abgeordneten finanzieren, bevor sie was für ihre Kinder erübrigen dürfen.
Zustände wie im alten Rom kann man nur sagen. „Spätrömische Dekadenz“ – aber diesmal live im Bundestag.
Arbeitslosigkeit an sich macht krank. Das ist seit Jahrzehnten bekannt. Stress macht ebenfalls krank. Weiß man auch. Kombiniert man Arbeitslosigkeit mit Stress (das nennt man modern „Hartz IV“) und fügt noch etwas Angst durch soziale Verachtung hinzu, dann ist es ein Wunder, das die Arbeitslosen noch nicht alle tot in der Ecke liegen. Ebenfalls ist es ein Wunder, das so viele diese Zustände ohne Alkohol und Nikotin aushalten (für Kokain, das Wirtschaft und Politik leistungsfähig hält, ist halt kein Geld da).
Wir können natürlich auch den Prozess der Auslese, den wir gerade starten, etwas forcieren. Warum nicht? Es wird sowieso gerade existentiell, wir bekommen ganz neue Entwicklungen in diesem Land, siehe wieder Süddeutsche:
Diesen Krisenfall zu vermeiden, hat sich die Fachstelle zur Verhinderung von Obdachlosigkeit (FOL) des Diakonischen Werks zur Aufgabe gemacht. Dass im Landkreis Beratungsbedarf besteht, dokumentieren steigende Fallzahlen: Waren es 2009 noch 170 Wohnungsnotfälle, zählte die Fachstelle ein Jahr später bereits 205.
Nur ein paar kleine Änderungen im Grundgesetz – und wir bekommen wieder ganz natürliche Verhältnisse. Man könnte zum Beispiel das Verbot von Mord und Diebstahl offiziell aufheben – nicht nur für Staaten untereinander, wie wir es gerade weltweit erleben, sondern auch für Bürger. Dann dürften die deutschen Arbeitlosen mit der Kalaschnikow einkaufen gehen und so für sich selbst sorgen. Polizei? Sollten wir abschaffen. Haben wir sowieso zu wenig von – und zuwenig Geld für. Das Geld brauchen wir für andere, wichtigere Dinge wie Duschköpfe, siehe Welt:
Auf Grundeigentümer und Mieter könnten in den nächsten Jahren weitere milliardenschwere Belastungen zukommen. Die EU-Kommission will mit einer neuen Richtlinie zur Gebäudeeffizienz den Wasserverbrauch in den Mitgliedstaaten um bis zu 30 Prozent senken.
Überlegt wird dabei, Hausbesitzer und Vermieter zu verpflichten, bisherige Duschköpfe, Toilettenkästen und Wasserhähne durch solche zu ersetzen, die einen deutlich geringeren Wasserdurchfluss haben.
Oder für die Vernichtung von Kleinbauern, siehe TAZ:
Ein Kaffeeunternehmen betreibt eine Plantage dort, wo Bauern vertrieben wurden – unvereinbar mit Leitsätzen der OECD. Und das Wirtschaftsministerium deckt das sogar.
Oder für die Finanzierung der griechischen Staatspleite, siehe Spiegel:
Schon wieder kommt eine Hiobsbotschaft aus Griechenland: Das Haushaltsdefizit der Regierung hat im vergangenen Jahr 10,5 Prozent der Wirtschaftsleistung erreicht. Die Neuverschuldung ist weit höher als erwartet – und dreieinhalb mal größer als es die EU erlaubt.
Da sieht man doch: für „Staat“ generell ist bald kein Geld mehr da, warum also noch großartig den Prozess hinauszögern? Man sollte den Vorschlag überdenken. Bewaffnen wir das Volk wie Gaddafi – und reißen auch noch die letzten Schranken von Menschlichkeit, Anstand und Gerechtigkeit nieder. Das wäre kurzzeitig schlecht … aber man bedenke, welche Weisheit die Väter des Grundgesetzes bewiesen hatten, nachdem sie die Hölle erlebt hatten. Da war sogar die CDU für Enteignungen.
Die jungen Wohlstandsschnösel in den Parlementen haben doch keine Ahnung was sie mit ihrer gedankenlosen Politik anrichten. Die plaudern beim Champagner doch noch stolz darüber, das sie jetzt mal knallhart die Regelsätze zusammengestrichen, die Renten gekürzt und Bomben aufs Ausland geschmissen haben, so als handele es sich dabei um persönliche Heldentaten, die nach Arien verlangen.
Gewisse Formen der systematischen Asozialität gedeihen halt nur in geschützten Bereichen, so wie Schimmelpilze sich nur dort bilden wo zu wenig geputzt wird.
Die FTD berichtet gerade über neuen Pilzbefall:
43 500 Zertifikate kamen allein in den letzten vier Wochen neu an den Markt, das sind 1450 pro Tag, 60 pro Stunde, eines in jeder Minute. Dabei liegt die Lehman-Pleite, als viele Anleger ihr Geld mit Zertifikaten verloren, gerade zweieinhalb Jahre zurück.
Da droht der neue Kollaps, der Armut, Hunger und Tod nach sich ziehen wird – doch alles das geht nur im Schutz der Zivilgesellschaft, deren Gesetze man gnadenlos zu seinem Vorteil ausnutzt. Vielleicht brauchen wir einfach mal eine gewisse Zeit, in der wir eine Welt jenseits der „Sozialromantik“ erleben können, eine Welt, in der Einkaufshäuser und Banken geplündert werden, Rathäuser und Parlamente brennen, Anlageberater und Steuereintreiber von den Laternen hängen und jeder Gang vor die Haustür den letzten Schritt des Lebens bedeuten kann.
Immer mehr Menschen leben schon heute so. Für die wahren Parasiten der Gesellschaft wäre das schlecht. Im Kongo verkauft man keine Derivate, dort herrschen Banden, die ums Überleben kämpfen.
Für uns als Menschheit, als Bürger verspricht diese Zeit etwas Positives: die Rückkehr der Weisheit bei den Überlebenden. Und dann hätten wir wieder eine neue Chance, einen friedliche, freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat aufzubauen, diesmal mit noch mehr Sicherungen gegen die menschenfeindlichen Elemente in Wirtschaft und Politik.
Ein wenig jedoch habe ich Zweifel, das das funktionieren würde – einfach aus dem Grund, weil die Armen in der Gesellschaft nicht so asozial und degeneriert sind wie die Wohlstandsschnösel. Am unteren Ende der Gesellschaft findet sich zwar nicht der Adel der Familie, aber der Adel der Seele … der schlichtweg viele Chancen ausgelassen hat, sich auf Kosten der anderen zu bereichern – und dafür bitter büßen muss.
Die Natur braucht ein Gleichgewicht. So sagt man jedenfalls. Ob das stimmt, weiß ich nicht. Es gibt da so ein paar Beobachtungen, die mich auf die Idee bringen, das diese Theorie noch nicht so perfekt ist. Evolution zum Beispiel wäre so eine Beobachtung. Wo das Gleichgewicht herrscht, scheint mir wenig Entwicklung möglich zu sein. Ich will mich darüber nicht streiten, aber Gebiete aufzeigen, wo Gleichgewicht total viel Sinn zu machen scheint.
Nehmen wir einen mittelalterlichen Markt. Wir kennen ja die Geschichte, wo der Rübenbauer, der Schafzüchter, der Kerzenmacher, der Schuster und der Schneider sich treffen und ihre Waren austauschen. Eine wunderbare Geschichte, die Wohlstand für alle bedeuten sollte. Ging ja auch lange gut – bis das Geld erfunden wurde. Geld nun wiederum war praktisch. Gegen die gute alte Münze ist nichts einzuwenden. Ich besitze selbst eine von 1783: ein imposantes Stück Metall. Es erlaubt mir, auf den Markt zu gehen und meine Hühner zu verkaufen, selbst wenn ich momentan weder Rüben noch Schuhe brauche. Es symbolisiert Überfluß und Reichtum.
Sehe ich dann einen Bettler am Straßenrand – einen Blinden, zum Beispiel – so kann ich seiner Not schnell Abhilfe schaffen. Einen Taler in die Hand gedrückt und der Mensch kann sein Leben etwas freier leben. Vielleicht sind sie gerade deshalb da, die Armen, damit wir der Kraft hinter den moralischen Gesetzen beweisen können, das wir bereit sind, uns ihrem Gesetz zu unterwerfen: „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“!. Das wäre dann vielleicht ja sogar zwei Taler wert. So kam die Geschichte vom Teufel auf, der einem gerne einflüstert, das man besser alle Taler der Welt für sich behält.
Wozu?
Nun, damit der Sohnemann eine solche Schlagzeile produzieren kann, siehe Focus:
Ein 20-jähriger aus Glückstadt hat in Brokdorf (Schleswig-Holstein) einen Sportwagen im Wert von 300 000 Euro zu Schrott gefahren. Polizeiangaben zufolge kam er auf einer Landesstraße zwischen Brokdorf und Wilster nach einer scharfen Linkskurve von der Fahrbahn ab.
300000 Euro – dafür müßte ein deutscher Arbeitnehmer lange sparen. Würde er es schaffen, 200 Euro im Monat für den Autokauf beiseite zu legen, so wären es knapp 120 Jahre … selbst für die augenblicklichen Rentenpläne der Regierung eine recht lange Zeit. Würde ein Hartz IV-Abhängiger seine fünf Zusatz-Euro dafür sparen, dann wären es nur 5000 Jahre, die er sein Geld zurücklegen müßte. Dreitausend verarmten Kindern könnte man 100 zusätzlich schenken – ein ganzes Dorf wäre glücklich. So jedoch wurde der Wert mit einem Schlag vernichtet.
Der junge Mann hat mit Sicherheit nicht sein ganzes Leben für dieses Auto gearbeitet, noch dürfte er den Verlust großartig spüren. Vielleicht war ja sogar der beliebte „Eure-Armut-kotzt-mich-an!“-Aufkleber auf der Stoßstange. Immerhin: so ein Auto fährt man doch, um genau diese Botschaft auszustrahlen – nonverbal.
Nonverbal ist der ganze Auftritt auch ein Schlag ins Gesicht jedes normalen Arbeitnehmers, der sich so ein Gefährt niemals wird leisten können, aber mit der Bedrohung durch die Kombination von Idiot und PS-Monster leben muß, das gleichzeitig seine Straßen verstopft. So kann man unter Umständen sogar auf die Idee kommen, das die Autobrenner in Hamburg, Frankfurt und Berlin möglicherweise sogar in Notwehr handeln.
Die Kombination eines zwanzigjährigen Fahrers mit einem 300000 Euro-Auto sagt uns nonverbal auch deutlich: Arbeit ist sinnlos. Durch Arbeit wird man so etwas niemals kaufen können. Normale Menschen würden so etwas wahrscheinlich auch nicht kaufen wollen: mit dem Geld könnte man Sinnvolleres leisten. Armut lindern, Schulen gründen, Hunger aufhalten, Kranke heilen … solche Dinge etwa.
Oder der eigenen Gemeinde helfen, deren Straßen man ansonsten mit seinem Nobelhobel nur verunsichern würde. Die könnten das Geld brauchen, siehe Manager Magazin:
Wann nur wollen Deutschlands Städte und Gemeinden wieder auf die Beine kommen? Die Finanzlage der Kommunen bleibt schlecht, obwohl die Steuereinnahme steigen. Die Gemeinden (ohne die Stadtstaaten) verbuchten 2010 ein Finanzierungsdefizit in Höhe von 7,7 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. 2009 lag der Fehlbetrag bei 7,2 Milliarden Euro.
Was machen die mit dem Geld? Bauen. Damit die wenigen großen Baukonzerne noch mehr Geld an ihre Vorstände verteilen können:
Wegen der Konjunkturpakete stiegen die Bauausgaben um 10,5 Prozent auf 18,6 Milliarden Euro.
Wenn ich kein Geld hätte, dann würde ich mir keinen Pool auf Kredit bauen, auch nicht, wenn mein Parteifreund Poolbauer von Beruf ist. Der Staat sieht das wohl anders. Der leiht auch reichen Banken Geld, wenn die sich verzockt haben – ohne Rücksicht auf Verluste, siehe Manager Magazin:
Die Schulden von Bund, Länder und Gemeinden sind in 2010 um mehr als 300 Milliarden Euro auf knapp zwei Billionen Euro geklettert. Für den höchsten absoluten Zuwachs in der Geschichte der Statistik sorgten vor allem die Kosten zur Bekämpfung der Bankenkrise.
Natürlich haben wir deshalb jetzt auch eine Wirtschaft, die sich ganz und gar dem Dienst am Bürger widmet und Wohlstand für alle in den Mittelpunkt ihres Treibens stellt, oder? Nein … leider nicht. Das Verhältnis von Wirtschaft und Staat ist inzwischen eher das Verhältnis von Prostituierter und Freier: „Machst Du es nicht ohne Gummi für´n Zwanni, dann gehe ich woanders hin, dann könnt ihr den Laden hier zumachen!“ So jedenfalls liest es sich im Manager Magazin:
Großbritanniens führende Bank, die HSBC, droht mit einem Umzug von London nach Hong Kong: Die Steuern seien zu hoch und die Regulierung nehme überhand, lautet die Begründung.
Die norwegische Statoil, einer der größten Ölkonzerne auf dem Planeten, hält die Arbeit an zwei Nordseeprojekten an. Um „zu pausieren und zu reflektieren“, wie das Unternehmen mitteilt. Grund für den Bummelstreik ist die Anhebung der Fördersteuer um 12 Prozentpunkte im März.
Caterpillar, der größte Produzent von Ausrüstungen für das globale Baugewerbe und die Minenindustrie, droht den Bundesstaat Illinois zu verlassen. Der Auslöser hier: Höhere Steuern, wie Chef Doug Oberhelman in einem Brief an den Gouverneur schrieb.
Die UBS empfiehlt unterdessen der britischen Barclays-Bank, ebenfalls die Koffer zu packen. Wieder geht es um Steuern, Industrieaufsicht und Staatseinmischung.
Es brodelt zwischen den Topetagen der Wirtschaft und der Politik, und das nicht nur in Deutschland. Hierzulande macht die Atomwirtschaft gegen die schwarz-gelbe Bundesregierung mobil. In einigen Fällen verstärkt sich in jüngster Zeit der Eindruck, dass es großen Firmen immer leichter fällt, ihre angestammten Märkte hinter sich zu lassen, wenn lokale Rahmenbedignungen nicht mehr stimmen. Und der Ton wird rauer.
Nun, bei den Unkosten, die ihre Söhne verursachen, verstehe ich die Not der Firmenlenker. Trotz rekordartig steigender Spitzengehälter muß auch ein Topmanager für 300000 Euro eine Woche lang arbeiten … nun, jedenfalls tun, was die so arbeiten nennen. Krank wird man davon auf jeden Fall nicht.
Dem Land, dem Staat, seinen Bürgern geht es wie einer alternden Hure: sie wird nicht interessanter für die Kundschaft. Da sieht die Zukunft schnell düster aus … wenn man sich nicht schnell daran erinnert, das der Puff eigentlich uns gehört, das wir eigentlich nur einen Marktplatz wollten – und kein Bordell. Wir verstehen zwar die Sorgen und Nöte jener Herren, die auf natürlichem Wege keine Frau bekommen können, können aber deshalb nicht zulassen, das das Geld des gesamte Dorfes geplündert wird, damit sie Kapital zum Frauenkauf bekommen. Wir brauchen nämlich Zukunft in diesem Land, hier wachsen Kinder heran, die kein Geld mehr für ein eigenes Fahrrad haben, deren Büchereien und Schwimmbäder geschlossen werden und deren Schulen zerfallen.
Wie gut, das die weisen Väter des Grundgesetzes dem Herrscher des Landes (das sind WIR, nicht die Politiker, Arbeitgeber oder sonstige Kampfgruppen der Selbstbereicherung) solche Entwicklungen vorausgesehen und dafür schon ein Gesetz installiert haben, siehe 123.recht.net
Artikel 15 GG ist praktisch selbsterklärend und wortwörtlich zu interpretieren. Die genannten Güter Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können in Gemeineigentum, z.B. Staatseigentum, überführt werden, so dass eine gemeinwirtschaftliche Nutzung gewährleistet ist. Als Beispiel lässt sich hier wiederum der Straßenbau anführen: Besitzer von Ländereien müssen gegebenenfalls einen Teil davon abtreten, wenn dieser zwingend für ein großes Bauvorhaben benötigt wird. Den Artikel muss man in engem Zusammenhang mit Artikel 14 Grundgesetzbetrachten, der die Basis für die Entschädigung der Enteigneten legt.
Das Bundesinnenministerim klärt uns über den Artikel 14 auf:
Art 14
Die Wahl in Baden-Würtemberg habe ich verschlafen. Krankheitsbedingt. Ist ja auch nicht weiter schlimm, denn wie man hier schon nachlesen kann, geht es ja nur noch um die Verpackung, der Inhalt ist immer derselbe. Im Falle von Baden-Würtemberg heißt das: Stuttgart 21 wird gebaut, aber vielleicht grün angestrichen. Erste Vorbereitungen auf diese Entwicklungen kann man schon heute sehen, siehe Welt:
Eher zurückhaltend äußerte sich Grünen-Bundeschef Cem Özdemir. „Wir werden dafür sorgen, dass es zu einem richtigen, fairen Stresstest kommt, und werden dann schauen, ob das umgesetzt werden kann“, sagte er.
Ein „richtig fairer Streßtest“ hat auch jetzt schon ein feststehendes Ergebnis, denn ein Ende von Stuttgart 21 ist laut Spiegel unbezahlbar:
Bedeutet die grüne Revolution im Südwesten der Republik nun auch das Ende für das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21? Im Wahlkampf standen die Grünen noch geschlossen an der Seite der S21-Gegner. Ihr Versprechen: Die Baden-Württemberger sollen über das Projekt abstimmen dürfen. Ein negatives Votum würde alles verändern.
Doch damit könnten auch die Grünen echte Probleme bekommen: Ein Stopp von Stuttgart 21 dürfte fast zwingend eine Schadensersatzklage der Bahn nach sich ziehen. Immerhin gibt es bindende Verträge. Für die Kosten müsste dann der Steuerzahler einspringen.
Der Steuerzahler wird´s schon richten – wie immer. Das ist das Angenehme an Geschäften mit dem Staat: führt man sie durch, verdient man sich eine goldene Nase, führt man sie nicht durch, auch. So wird man reicher Leistungsträger des von allen Politikern umworbenen Mittelstandes.
Die Landtagswahl Baden-Würtemberg hat deutlich gezeigt, das …. nicht das Land grün geworden ist, sondern die Partei so schwarz, das sie dort sogar die CDU ablösen konnte. Kann man ja auch so sehen. Es ist ja – so hört man allenthalben – gerade der gut verdienende Bildungsbürger, der jetzt grün wählt. Jener Bildungsbürger, der selbst wiederum hauptsächlich von Steuergeldern lebt, wie zum Beispiel der deutsche Gymnasiallehrer. In einem Artikel der Zeitschrift „Psychologie Heute“ über Natur als neue Religion findet man Hinweise darauf, das die „grüne Bewegung“ eben nicht sonderlich sozial ist … sondern vielleicht sogar ausgeprägt asozial. Das würde erklären, warum die „grüne Sensation“ in Baden-Würtemberg nicht nebenbei auch dazu geführt hat, das die Linke mal wieder mehr in den Fokus der Öffentlichkeit geraten ist.
Die soziale Frage in Deutschland ist tot, das zeigt die Wahl deutlich. Für ein paar Bäume zetteln wir einen Bürgerkrieg an, wenn aber Patienten in Altersheimen von Mäusen angefressen werden, dann zucken wir nur mit den Schultern:
Eine bewegungsunfähige 81-jährige Patientin aus Nordrhein-Westfalen konnte sich nicht wehren, als eine Maus sie nachts im Krankenhaus annagte.
So steht es in der Welt. Wer jetzt hier den Personalnotstand ins Gespräch bringen möchte, der wird kaum Gehör finden. Das ist einfach kein Thema, das zieht – sogar Hartz IV wird ja immer langweiliger, löst sich ja – siehe Welt – geradezu auf:
Laut Bundesagentur habe damit jeder fünfte arbeitsfähige Empfänger von Arbeitslosengeld II eine neue, sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufgenommen. Nach Angaben der Arbeitsmarktexperten habe jeder zweite Vermittelte den neuen Job länger als sechs Monate behalten, heißt es in dem Bericht.
Die Zahl der Dauerarbeitslosen sei seit 2006 um 466.000 oder 37 Prozent auf 784.000 gesenkt worden, wobei die Zahlen der zugelassenen kommunalen Träger nicht berücksichtigt seien. Die Jugendarbeitslosigkeit sei im selben Zeitraum um 124.000 oder 41 Prozent auf 178.000 gesunken.
Am 9.12.2010 meldete die Welt jedoch was gänzlich anderes:
Zahl der Hartz-IV-Empfänger steigt auf 6,7 Millionen
Immer mehr Menschen gehören zu den Empfängern von Arbeitslosengeld II und Sozialgeld – ein Viertel davon sind Kinder unter 15 Jahren.
Wenn also die statistischen Rekorde der jungen, dynamischen gut verdienenden grün wählenden Mathematiker in der BA nicht völlig gelogen sind, dann müssen Heerscharen von Menschen in Hartz IV abwandern, um den Anstieg trotz Vermittlungsrekorden erklären zu können.
Das passt dann auch zu einer weiteren Meldung der Welt:
Laut einer Studie haben 17 Prozent der Jugendlichen in Deutschland keine Jobperspektive. Forscher kritisieren nutzlose „Warteschleifen“.
„Insgesamt fällt auf, dass die Arbeitsmarkt- und Bildungsteilhabe in Deutschland mit zunehmendem Alter junger Menschen abnimmt“, sagt Eric Thode, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann Stiftung. „Eine derart negative Entwicklung finden wir sonst nur noch in Tschechien.“
Jeder sechste Jugendliche steuert auf ein Leben als Hartz IV-Empfänger zu. Stört es jemanden? Die BA behauptet, sie hätte die Jugendarbeitslosigkeit um 41 % gesenkt. Vielleicht bei unter Dreijährigen?
Dafür nimmt die Aussonderung der Arbeitlosen immer wildere Züge an, siehe ebenfalls Welt:
Eine mehrtägige Reise zum Kirchentag könnte die berufliche Eingliederung der Frau behindern, so das Jobcenter.
Die Frau ist 59 Jahre alt. Wie hoch wäre denn ihre Vermittlungschance in Prozent ausgedrückt … oder müssen wir hier in Promille denken?
Das alles jedoch ficht einen echten Grünen nicht an. Sein Eigenheim hat Solarzellen auf dem Dach, die Toilettenanlage wird mit Regenwasser betrieben, man heizt die 180 m2 Wohnraum mit Pellets und streicht alle staatlichen Förderungen (Steuergelder) ein, die es dafür gibt. So lebt der grüne König der Welt, hier plant er neue Froschschutzzäune, schaut sich mit seiner Frau (gerne Grundschullehrerin) die digitalisierten Photografien der alten Demos an und diskutiert mit seinem Anlageberater seine Finanzoptimierungen.
Für Menschen … ist da wenig Platz. Für Kinder erst recht nicht. Die könnten bei der Trecking-Tour durch Neuseeland ja auch gar nicht mithalten. Für Sozialleistungen hat man in diesen Räumen auch wenig Interesse – sie könnten sich negativ auf die staatlichen Förderungen auswirken, was wiederum den Finanzoptimierer ungnädig stimmen könnte.
So hinterläßt der Wahltag – auch wenn man in verschlafen hat – im Nachhinein einen üblen Beigeschmack.
Die soziale Frage ist nur noch für eine verschwindend kleine Minderheit von Interesse.
Wir retten Bäume und vergessen Menschen.
Hoffentlich kommen die Mäuse jetzt nicht auf den Geschmack.
Wirtschaftlich gesehen ist der momentane Zustand des Landes eigentlich erbärmlich – eigentlich, weil die Aufschwungjubelchöre alles überdecken. So berichtet heute die „Welt“:
Harte Arbeitswelt: Laut einer neuen Studie hat sich die Zahl der Erwerbstätigen mit einem Zweitjob vervierfacht – innerhalb von nur zwei Jahren.
Da merkt so langsam jeder, was es heißt, nur noch für die Rendite anderer zu arbeiten: es bleibt für einen selber nichts mehr übrig, laut Frankfurter Rundschau noch nicht mal für die Autowartung:
Immer mehr Autofahrer vernachlässigen die Wartung ihres Autos. Dahinter steckt laut Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer der Mangel an Geld: Die schlecht gewarteten Autos seien ein Spiegel der Einkommensverteilung.
Man merkt: viele arbeiten bald nur noch, um sich das Auto leisten zu können, das sie für die Fahrt zu Arbeit brauchen. Und der Traum vom endgültigen Ende der Qual – die Rente – rückt laut FAZ in weite Ferne:
Die Älteren haben Schulden von 1,8 Billionen Euro für Bund, Länder und Gemeinden aufgetürmt. Werden die Jüngeren irgendwann fragen, warum sie diese Schulden bedienen sollen? Vielleicht können die nach Köpfen halbierten Kohorten nachwachsender Jahrgänge später sogar für die Rente der Babyboomer nicht mehr aufkommen.
In anderen Ländern sieht es ebenfalls nicht besser aus: man friert laut News.at in Österreich:
Gerade in eisigen Zeiten wie diesen ist die Zahl wirklich schockierend: 330.000 Menschen in Österreich können sich eine beheizte Wohnung nicht leisten. Vier Prozent der heimischen Bevölkerung, davon 58.000 Kinder, müssen laut Armutskonferenz in den eigenen vier Wänden bitter frieren.
Und in den USA, der stärksten Volkswirtschaft der Welt, wandert laut Süddeutsche Zeitung eine ganze Generation in die Armut:
Besonders betroffen sind die Jüngsten: Über ein Fünftel aller Kinder lebt danach in Armut.
Kein Wunder, das laut Karl Weiss bei der Berliner Umschau die Zustimmung zum Kapitalismus langsam sinkt:
Nur 15% der Deutschen meinen, die Politiker würden ihren Aufgaben gerecht und bei den „Wirtschaftslenkern“ sind es 26%. Doch zu einem Desaster wurde das Ganze bei der Frage, ob sich das Wirtschaftssystem Kapitalismus (das natürlich nicht so genannt wird) bewährt habe. Vor 16 Jahren noch sagten da 73% „ja“, doch dann begann diese Zustimmung Jahr für Jahr zu bröckeln. Im April 2010 war die Zustimmung auf 54 % gesunken. Dann aber, in den letzten Monaten, brachen die Umfragewerte regelrecht weg: Nur 6 Monate später finden nur noch 48%, der Kapitalismus habe sich bewährt und damit spricht sich zum ersten Mal eine Mehrheit der Bevölkerung gegen das kapitalistische Wirtschaftssystem aus.
Als Lösung des Problems zieht nun Karl Weiss gleich ein besonderes Kaninchen aus der Tasche:
Wer jetzt noch nicht gemerkt hat, der Kapitalismus ist nicht „unser“ System, der sitzt immer noch der Gehirnwäsche von Fernsehen, Zeitungen und Magazinen auf. Und viele Menschen begnügen sich nicht mehr damit, das bestehende für schlecht zu erklären, sie suchen auch nach Alternativen. Und da kommt dann immer wieder der gute alte Karl Marx ins Blickfeld. Nicht umsonst hat er bei der großen Umfrage vor einiger Zeit nach dem „bedeutendsten Deutschen“ den zweiten Platz gemacht. Wer weiss, demnächst steht er auf dem ersten.
So ist es mit den Menschen: immer, wenn es nicht mehr weiter geht, suchen sie einen Despoten, der ihnen das heilige Utopia fertig gebacken vor die Füße legt, gerne sind es magische Gestalten, die im unaufhaltsamen mechanischen Lauf der Geschichte quasi von der Vorsehung ausgewählt worden sind, ihre historisch unabwendbare Rolle in der Weltgeschichte zu spielen. Das die Rhetorik von Feudalisten, Nationalisten und Kommunisten da sehr ähnlich ist, verwundert niemanden. Die Diktatur der eigenen Bande ist immer „gut“, die anderen Banden sind immer böse. Dabei scheint Marx mit einfachen Worten laut Wikipedia zu überzeugen:
Klassenherrschaft ist demnach für Marx keine zufällige, sondern eine gesetzmäßige Folge von Ausbeutung. Diese sei aber kein böser Wille der Kapitalisten, sondern ein Zwang: Um auf dem vom Kapital beherrschten Markt konkurrieren zu können, müssen sie lebendige Arbeit, die den Mehrwert produziert, ausbeuten. Die Konkurrenz führe zu immer größerer Kapitalkonzentration (Monopol– und Kartellbildung) und damit zwangsläufig zu Absatzkrisen und Kriegen. Sie zwinge die Kapitaleigner dazu, die Arbeitskosten so gering wie möglich zu halten und den größtmöglichen Profit anzustreben, um diesen in technologische Neuerungen investieren zu können. Dies wiederum führe zu einer immer stärkeren Bewusstwerdung der Notwendigkeit eines Umsturzes. Die sozialistische Revolution ist also nach Marx in den kapitalistischen Strukturen selbst angelegt. Damit erscheint die bürgerliche Gesellschaftsform nicht als moralisch zu verurteilende, sondern als nüchtern zu durchschauende Klassenherrschaftsform. Deren Analyse will die realen Ansatzpunkte zur Umwälzung der Macht- und Besitzverhältnisse erkennbar machen.
Es ist schön und tröstlich, wenn man als Junghegelianer christliche Heilserwartungen als automatischen Mechanismus auf die Geschichte überträgt – was jedoch, wenn Hegel falsch lag, was, wenn Ökonomie nicht alles ist, was das Handeln des Menschen bestimmt und was, wenn der Mensch an sich nicht so edel, gut und gerecht ist, wie er sein müßte, damit Marxismus funktioniert? Dann erleben wir, was wir erleben durften: der real existierende Sozialismus muß seine Bürger einsperren, damit sie nicht weglaufen, die Diktatur des Proletariats erzeugt Elend für alle, damit das Elend des Einzelnen nicht mehr so auffällt. Hebt man die Diktatur des Proletariats auf, blüht … unter anderem der Islam, nach sechzig Jahren Sowjeterziehung ein Phänomen, das viele für unmöglich gehalten haben.
Für Anhänger der marxistischen Theorie ist Geschichte nicht lebendig, sondern ein toter Mechanismus, in dem es keine Freiheit gibt und sich alles mit der Gesetzmäßigkeit von Automaten vollzieht. Aus dieser Perpektive heraus ist Marxismus eine Lehre, die die Leblosigkeit der Welt verabsolutiert und als Dogma tyrannisch in die Massen preßt – obwohl es dazu keine Notwendigkeit gibt. Kommunismus und Religion paßten Jahrtausende lang gut zusammen:
Die beherrschende Produktionsweise der europäisch-vorderasiatischen Antike war die Sklavenhaltergesellschaft, die meist religiös begründet wurde. Ausnahme war im Vorderen Orient nur das frühe, als loserZwölfstämmebund organisierte Israel. Dessen Tora verlangt die regelmäßige Umverteilung des Bodenbesitzes zugunsten der Besitzlosen als Konsequenz des Glaubens an JHWH, den Sklavenbefreier (Lev 25). An dieses Recht erinnerten sozialkritische Propheten Israels bis hin zu Jesus von Nazaret (Lk 4,16 ff.), so dass die Jerusalemer Urgemeinde in Anknüpfung an jüdische Armenfürsorge eine urchristliche Gütergemeinschaft für ihre Mitglieder praktizierte.
Aber was von „den Juden“ kommt ist hierzulande nie gut angekommen – siehe Wikipedia:
Micha Brumlik schreibt unter Verweis auf Marx’ Briefe: „Marx war zeit seines Lebens – zumindest persönlich – ein glühender Antisemit.“ Jedoch fänden sich auch in seinem theoretischen Werk, so vor allem in Zur Judenfrage, antisemitische Thesen.[21]
Nun wird Marx mitlerweile auch sehr von Neoliberalen geschätzt, was manche nicht hindert, ihn bei jeder Gelegenheit als „Erlöser“ aus dem Hut zu zaubern. Was man ganz vergißt ist: der Klassenkampf selber existiert nicht mehr. Seine ökonomische Analyse des 19. Jahrhunderts greift nicht mehr, wenn es Rentenkassen und Versicherungen sind, die Kapitalbildung an vorderster Front betreiben und der idealisierte Herrenmenschentypus des „Proletariers“ einem landesweiten Bettlertum gewichen ist – Menschen, die von Sozialleistungen der Gemeinschaft abhängig sind. War der Arbeiter noch ein Machtfaktor im Wirtschaftsprozess, so gehört er heute als „Arbeitsplatzbesitzer“ auf die andere Seite – die Seite der asozialen Ausbeuter und Egomanen. Seine Diktatur – deren Folgen vielen noch in deutlicher Erinnerung ist – verheißt nicht mehr Glück und Leben als die Diktatur des Kapitals. Die TAZ formuliert dies wie folgt:
Jene am Rand der Gesellschaft sind also angewiesen auf das politisch-solidarische Handeln institutioneller Akteure. Doch auf die war 2010 kein Verlass. Gerade die Gewerkschaften, die anlässlich des Sparprogramms der Bundesregierung einen heißen Herbst angekündigt hatten, haben ihre gesellschaftliche Aufgabe nicht wahrgenommen. Sie sind die Handelsvertreter der von der Bundesregierung vermeintlich verschonten Arbeitsplatzbesitzer.
In der leblosen Welt des Materialismus ist die Mechanisierung der Gesellschaft logische Konsequenz gesellschaftlicher Entwicklung und der Mensch wird zum „Kostenfaktor auf zwei Beinen“. Es ist betrüblich zu sehen, das – liest man die Kommentare zu dem TAZ-Artikel – immer noch Dogmen und Tabus das Denken beherrschen und Gewerkschaftskritik als solche schon gleich einen Platz auf der nachrevolutionären schwarzen Liste besorgt.
Dabei gibt es kein revolutionäres Potential mehr, das der kleinen Elite pseudolinker Führer einen sicheren Posten an den Fleischtöpfen der Maschinenwelt sichert – da gibt es nur noch „Lumpenproletariat“, das sich irgendwie über Wasser halten muß (zitiert bei Wikipedia):
Zu diesem „Auswurf, Abfall, Abhub aller Klassen“ zählte Marx „Vagabunden, entlassene Soldaten, entlassene Zuchthaussträflinge, entlaufene Galeerensklaven, Gauner, Gaukler, Tagediebe, Taschendiebe, Taschenspieler, Spieler, Zuhälter, Bordellhalter, Lastträger, Literaten, Orgeldreher, Lumpensammler, Scherenschleifer, Kesselflicker, Bettler, kurz, die ganze unbestimmte, aufgelöste, hin- und hergeworfene Masse, die die Franzosen la bohème nennen“ (MEW 8, 160f). Im Kommunistischen Manifest beschrieben Marx/Engels die subproletarischen Gruppen als „passive Verfaulung der untersten Schichten der alten Gesellschaft“.
Es ist kaum zu glauben, mit welcher Abscheu hier über Menschen gesprochen wird. Dort, wo der heilige Vollzeitarbeitsplatz abgeschafft wird, werden wir aber alle zu „Lumpenproletariat“ – und man bekommt eine Ahnung davon, das damals schon die Grundlage für den „Prolet-Arier“ geschaffen wurde, der sich von dem National-Arier in seiner Verachtung für Schwächere kaum unterschied. Was Marx früher „Lumpenproletariat“ nannte, nennt man heute „Hartz IV“. Es wird mit der gleichen Verachtung überzogen … und da wundert es nicht mehr, das in Wirklichkeit niemand sich für diese „Schicht“ interessiert, einer Schicht, der man gerne Marx als Opium (oder Karotte) vor die Nase hält. Dabei wartet da auch nur kostenminimierende Lagerhaltung für menschlichen Sondermüll.
Der Ausdruck „Asoziale“ war hauptsächlich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine politisch genutzte Sammelbezeichnung für als minderwertig eingeschätzte Menschen aus der sozialen Unterschicht. Als „Asoziale“ wurden und werden teilweise bis heute insbesondere Bettler, Landstreicher, Obdachlose, Prostituierte, Zuhälter, Fürsorgeempfänger, Suchtkranke (z. B. Alkoholiker), Homosexuelle, Zigeuner und andere Unangepasste bezeichnet. (siehe Wikipedia)
Das Ende des Kapitalismus ist alternativlos – in vielerlei Hinsicht. Einerseits ist er am Ende. Andererseits gibt es keine Alternative, solange man an den Grundparametern des Denkens nichts ändert: die Lagerhaltung von Menschen in Plattenbauten ist die Konsequenz des Materialismus ebenso wie die kostengünstige Herrschaftsform des Absolutismus, wobei es für uns Lumpen einerlei ist, ob dort oben ein König oder ein Generalsekretär diktiert, wie wir unseren Alltag zu gestalten haben.
Sicherlich kann Religion als Nebenwirkung die Eliminierung revolutionären Potentials innehaben. Aber „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ ist eine ethisch wertvollere Maxime als die Formulierung präfaschistischer Formate wie „Lumpenproletariat“ … eine Sichtweise, die in den Lagern des Dritten Reiches sehr häßliche Nebenwirkungen hatte und im Prinzip bis heute rechte wie linke politische Systeme infiziert.
Politische Utopien, die „Herrenmenschen“ – in welcher Form auch immer – „Untermenschen“ gegenüberstellen, sind niemals mit Menschenrechten kompatibel, auch wenn sie dieselben noch so groß auf ihre Fahnen schreiben. Und wenn es nicht gelingt, konstruktive Alternativen zum Materialismus zu formulieren … dann wird der militante Islam die Alternative sein, die weltweit den dogmatischen Materialismus überwindet.
Demokratie jedoch … bleibt ein Traum aus dem alten Griechenland. Aber die waren ja auch schwul und somit asozial.
Wenn man genauer hinschaut, ist es schon länger zu erkennen, spätestens seit dem Artikel von Arno Luik über den „Putsch von oben“. Es hat sich in den neunziger Jahren ein häßlicher Reflex auf die zunehmende Linksorientierung der Bundesrepublik entwickelt, der im neuen Jahrtausend zum Tragen kam. Eine Agenda 2010 fällt halt nicht vom Himmel, ebenso wenig die Deregulierung der Finanzmärkte – dahinter steckt ein Geist, der auf dem Rücken der Anderen zum Ferrari kommen will. Es ist ein Konsenz der Gierigen, die auch weiterhin SPD und CDU wählen werden, gerne auch FDP und Grüne. Es ist eine Schicht, eine Kaste, der man mit viel Mühe eingeredet hat, das sie ganz besondere Wesen seien, viel besser, nützlicher, sinnvoller als der Rest.
Jetzt bekommt man die Quittung. Das ist das ganze Geheimnis des fehlenden Widerstandes gegen Sozialabbau in Deutschland: die Mehrheit der Entscheider hat Freude daran, die Gesichter der Armen in den Dreck zu treten. Was sie mit Ausländern machen wollen, möchte ich mir nicht vorstellen. Hintergrund der Erkenntnis: eine Studie des IKG über „Deutsche Zustände“.
Die Bürgerlichkeit verroht, so das Fazit der Langzeitstudie „Deutsche Zustände“. Besonders gegenüber Armen und Muslimen steige die Aggressivität der Besserverdienenden … so die ZEIT.
Bei Yahoo findet man da deutlichere Worte:
Einer Studie zufolge ist in Deutschland eine „deutliche Vereisung des sozialen Klimas“ zu beobachten. Vor allem in höheren Einkommensgruppen gibt es eine Zunahme „abwertender, menschenfeindlicher Einstellungen“ gegenüber sozial schwachen Gruppen und Minderheiten, wie aus der am Freitag in Berlin veröffentlichten Untersuchung des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld hervorgeht. Fremdenfeindlichkeit und vor allem Islamfeindlichkeit nehmen bei den Besserverdienenden danach ebenso zu wie die negativen Einstellungen gegenüber Langzeitarbeitlosen, Obdachlosen oder Homosexuellen.
Da wird ein Westerwelle dazulernen können: Wenn man die Büchse der Pandora öffnet, sollte man sicher sein, das man dem rechten deutschen Geist keine Angriffsfläche bietet. Nun ist die Büchse offen, die Saat, die man jahrzehntelang gesät hat, geht auf: der neue Herrenmensch offenbart sich der Geschichte: der deutsche Reiche des 21. Jahrhunderts.
Ist es immer noch so unvorstellbar, das diese Entwicklung in Lager münden wird, in denen man „unwertes Leben“ zur Vernichtung einweist? Die obersten Prinzipien dazu haben wir schon abgenickt, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die wirtschaftliche Vernunft auch die letzten logischen Konsequenzen aufzeigen wird.
Laut „Welt“ denkt der CDU-Wirtschaftsrat schon laut über eine Rente mit 69 nach:
Der Generalsekretär des CDU-Wirtschaftsrats, Wolfgang Steiger, hält die Rente mit 67 lediglich für einen Zwischenschritt. „Um die Beiträge senken zu können und die gegenwärtige Rentenhöhe zu garantieren, müssen wir über die Rente mit 69 nachdenken“, sagte der CDU-Politiker der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“.
Spanien ist laut dem Blog „spanienleben“ auf Druck der Finanzmärkte schon mal dabei eine Vorreiterrolle für die EU zu übernehmen:
Die Regierung unter Zapatero hatte vor fast einem Jahr ein Sozialgeld eingerichtet. Die Langzeitarbeitslosen deren Ansprüche ausgelaufen waren, wurde so ein weiteres halbes Jahr mit 426€ aus dem Staats-Säcklein pro Monat unter die „Arme“ gegriffen. Nach Angaben der Statistik-Zentrale „INEM“ bezogen rund 616.000 Personen diese Beihilfe und ca. 500.000 Haushalte stehen bereits ohne jegliches Einkommen im Land da.
Da – wie berichtet – die Märkte langsam anfangen kritisch auf die Kreditwürdigkeit Deutschlands zu schauen, kann man sich unschwer ausmalen, wie die deutsche Politik auf diese neue Herausforderung reagieren wird. Gibt es dann die ersten Diebstähle aus dem Kreis der Aussortierten wird man schnell auf die Idee kommen, die „von der Straße zu holen“ – aus sozialpädagogischen Erwägungen heraus. Diese Industrie will ja auch leben.
Dank SPD werden wir neben Kinderheimen, Altenheimen und Behindertenheimen dann auch endlich Armenheime haben …. oder Armenlager, denn von den Armen gibt es viele. Wenn die Ausländer und Schwulen Glück haben, kommen sie vorher auch noch ins Lager.
Entwicklungen dieser Art sind weder neu noch spezifisch deutsch. Der Hang des Menschen, sein Grundsätze seines zivilen Zusammenlebens in Notzeiten auf das Verhaltensniveau von Ratten zu senken, ist schon oft beschrieben worden – obwohl es auch anders geht. So eine Entwicklung ist nicht zwingend vorgeschrieben, man kann sich auch dagegen entscheiden – doch das ist für Reiche schwer. Zum Reichtum gehört auch die völlig Abwesenheit von alltagstauglichen Fähigkeiten, je mehr Geld da ist, umso mehr Lebenskrücken ersetzen einst reale Fähigkeiten. Vielleicht werden wir in Zukunft, wenn wir die nächsten Trümmer weggeräumt haben (von denen wir wieder einmal hoffen, das es nur „die Anderen“ trifft), den Lehrsatz aufstellen, das „Reichtum asozial macht“ … erst recht, wenn er in Gefahr ist.
Und die Gefahr wächst täglich – durch Wirtschaft und Politik. Die nächste Spendenaktion des Steuerzahlers für die Sucht der Reichen nach noch mehr Reichtum ist schon in Sicht, die Schattenbanken, die sich laut Handelsblatt zwecks Entzugs der neuen staatlichen Aufsicht gebildet haben, haben inzwischen eine enorme Größe erreicht:
Angaben der US-Notenbank belaufen sich die Verbindlichkeiten der Schattenbanken in den USA auf rund 16 Billionen Dollar und sind damit größer als die des traditionellen Banksektors.
Somit kann der deutsche Arme beruhigt sein, die internationale Finanzwelt arbeitet mit Hochdruck daran, den deutschen Reichen ärmer zu machen. Vielleicht wird ein Wettrennen daraus und die Geschichte entledigt sich des asozialen Reichen auf einfache Art: sie macht ihn arm.
Gleichzeitig erlaubt sich laut Focus die Politik , in dieser Gemengelage den Druck noch etwas zu erhöhen:
Bisher dürfen Firmen nur eine Fachkraft aus dem Ausland einstellen, wenn sich kein passender einheimischer Bewerber finden lässt. Bundesarbeitsministern von der Leyen möchte das für einige Berufe ändern.
Somit können immer mehr Deutsche in den Genuß staatlicher Zuwendungen kommen, die man dann irgendwann – nicht aus Bösartigkeit, sondern aus pädagogischen Sachzwängen heraus – einfach streichen kann.
Wie wäre es denn, wenn wir zum Schutz vor Asozialität einfach mal nicht nur über Mindeseinkommen reden, sondern auch über ein Höchsteinkommen? Wenn es einen klar belegbaren Zusammenhang zwischen Menschenfeindlichkeit und finanzieller Ausstattung gibt, dann darf man daran erinnern, das die finanzielle Ausstattung in einer Demokratie für alle Berufe und Ebenen des Verdienstes Vereinbarungssache ist – und kein Naturgesetz … das wurde die letzten Jahrzehnte nur etwas verdrängt durch die Marschmusik der Kolonnen, die ins neoliberale Wohlstandsparadies marschierten.
Insofern darf man wohl sagen: Einkommen über 2499 Euro netto im Monat machen Menschen gemeingefährlich. Je größer die Gruppe ist, die diese Einkommen erzielen, umso gefährdeter ist die Gemeinschaft, von der diese asozialen Elemente leben. Es ist schlichtweg das Notwehrrecht, das hier die Gemeinschaft der Bürger ausüben muß, um sich vor einer scheußlichen degenerierten Zukunft zu schützen, vor einer Widergeburt des Feudalstaates – nochmal die Zeit:
Heitmeyer kommt zu dem Schluss, das Bürgertum trage zu einer „Vereisung des sozialen Klimas“ bei. Die höhere durchschnittliche Bildung dieses Milieus wirke dem keineswegs entgegen. Heitmeyer spricht von einer „entsicherten wie entkultivierten Bürgerlichkeit“, die auch über „angeblich liberale Tages- und Wochenzeitungen“ verbreitet werde.
Die sozialpolitischen Kernansichten des Milieus lauten: Abbau des sozialsstaatlichen Unterstützungsanrechts, stattdessen Gnade durch Wohlhabende und Selbstverantwortung der sozial Schwachen.
„Entsichert“ … wie eine Waffe … „entkultiviert“ wie Barbaren … die Finanzgoten (ausgerüstet mit Prada – Handtaschen und Anzügen von Hugo Boss) stehen vor den Toren der dekadenten römischen Republik und wollen ein neues Reich, in dem Entwürdigung der Leibeigenen zum Zwecke der Belustigung des menschlichen Wohlstandsmülls wieder Alltag wird, ebenso wie Schwulenklatschen in der Mittagspause oder die konzentrierte Ausländerjagd am Wochenende.
Ist doch auch irgendwie geiler als Fußball, oder?