Shithole

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Das neue Biedermeier: Wie man in einem Shithole den Shitstorm überlebt

201_Das neue Biedermeier


(Foto: pw/nachrichtenspiegel.de)

Als ich gerade in meinem virtuellen Papierkorb stöberte, musste ich stutzen: Da hatte ich kurz vor Ausbruch der Corona-Krise, als man das Wort Corona noch arglos mit Trendbier und Party assoziierte, doch tatsächlich einen Text geschrieben, bei dem ich mich frage, ob mich dabei der Geist von Nostradamus inspiriert hat. Von einem hochinfektiösen Virus schwadronierte ich, von einem neuen Biedermeier, in das wir uns deswegen zurückziehen werden müssen und in dem wir entweder vollends zum homo konsumens/demens degenerieren werden oder es dazu nutzen, um uns aus der drohenden Vermassung zu emanzipieren und ein von der medialen Meinungsmaschinerie vollkommen unabhängiges, individuelles Denken zu entwickeln.

Es wird mir womöglich mancher nicht glauben, dass ich diesen Text schon vor der Jahreswende zu 2020 geschrieben habe. Manche darin vorkommende Formulierung mag aus heutiger Sicht des Corona-Shutdowns auch politisch unkorrekt und zynisch erscheinen. Ich habe den Text trotzdem unverändert belassen. Einzig den fehlenden Titel habe ich neu hinzugefügt.


 

Nennt mich ruhig Klugscheißer, aber als Parkwächter kann ich mich leider nicht meiner Pflicht entschlagen – ich muss arglose Spaziergänger warnen, wenn auf den Grünflächen, auf denen sie ihre Zeitungen zu lesen pflegen, gerade hochinfektiöse Tuberkulose-Hundewürste zum Himmel stinken. Wobei ich den Hundewürsten bislang immer noch Herr geworden bin. Gegen den endemischen Rinderwahnsinn, der sich jetzt gerade wie ein Lauffeuer Bahn bricht und – ausgehend vom dunkeltäuschen Qualitätsjournalismus ganz Europa dahinraffen möchte, kann ich allerdings mit meinen bescheidenen Mitteln (Plastiksäckchen und Schaufel) kaum noch etwas ausrichten.

Mancher mag es also für übertrieben halten und lachen, wenn ich den Park jetzt sperren und den Passanten nur raten kann, sich tunlichst in den nächsten Luftschutzbunker oder zumindest in den Keller zu begeben. Denn gegen den hochinfektiösen Killervirus, der derzeit flächendeckend über unsere marktkonformen Landstriche versprüht wird, wirkt kein Antibiotikum mehr. [Nachtrag/pw 4.4.2020: Ja, ich weiß, Antibiotika töten nur Bakterien und keine Viren. Ich habe dieses Wort trotzdem belassen, da es auf unsere aktuelle Situation passt: Auch die derzeit von der Regierung verordeneten Maßnahmen sind ja nichts anderes als ein Antibiotikum (bios=Leben, anti-bio-tikum=gegen das Leben gerichtetes Wirkmittel), das gegen den Coronavirus nicht viel ausrichten wird, aber uns selbst erdrosseln und unsere Wirtschaft und Zivilgesellschaft vor die Wand zu fahren droht. Auch die z.T. der HIV-Medikation entlehnten Virostatika, die derzeit in europäischen Krankenhäusern an Corona-Patienten verabreicht werden, erweisen sich leider nicht als das Gelbe vom Ei. Laut Bericht der französischen Arzneimittelbehörde ANSM wurden bisher 30 schwere Nebenwirkungen bis hin zu möglichen Todesfolgen beobachtet – siehe AFP Pressemeldung in wochenblatt.]

In wen dieser Virus eindringt, um den ist es geschehen. Wer keinen Keller und auch keinen Luftschutzbunker in seiner Nähe hat, der sollte zumindest eines tun, sofern ihm sein Leben lieb ist und er nicht den inneren Vermorschungstod sterben will: Er sollte schleunigst den Fernseher ausstecken und Printerzeugnisse der Rat Media Solutions GmbH meiden wie die Pest. Er sollte umsteigen auf trockene Hausmannskost und auch das Wasser, das er seine Gurgel runterlaufen lässt, vorher gut abkochen. Denn die emotionstriefenden Torten und die aspartamgesüßte Plörre, die man uns derzeit medial serviert, werden uns zwar womöglich vordergründig munden und einen „Kick“ geben, aber demjenigen, der sie unreflektiert runterschluckt unweigerlich seine inneren Organe zerfressen. Viele von uns werden in nächster Zeit vom Rat Media Solutions Virus dahingerafft werden. Denn die wenigsten realisieren, dass das Aufschlagen eines Leitmedienformats derzeit in gewisser Hinsicht nichts anderes ist als Russisches Roulette. Jede umgeblätterte Seite ist für unsre innere Realitätsebene wie das Abdrücken eines an die Brust angehaltenen Revolvers, in dessen Trommel sich mindestens eine Kugel befindet. Mit dem Unterschied, dass der letale Knall zwar ein unhörbarer, aber nichts desto minder verheerender ist.

Wer mich kennt, der weiß, dass ich gar nicht dieser Scherzbold bin, sondern das was ich sage, trotz aller vorgeschützter Klugscheißerei nahezu wörtlich meine. Also: Thinkabout.

Man sollte in diesem Zusammenhang Michail Gorbatschow nicht vergessen: Seiner Ansicht nach ist die deutsche Presse heute „die bösartigste überhaupt“ (Quelle: DiePresse). Auch Gorbatschow ist kein Scherzbold. Er wägt wohlweislich ab, was er sagt. Und wenn er in einer Welt mit 194 Ländern, unter denen sich zahllose Failed States befinden, in denen reine Korruption blüht und wo brutale Warlords, Oligarchen und meineidige Halunken das Wirtschafts- und Mediengetriebe regieren – wenn er angesichts einer solchen Palette an Trump’schen „Shitholes“ ausgerechnet das Mediengeschehen in Deutschland als das BÖSARTIGSTE auf der ganzen Welt einschätzt, dann kann sich jeder selbst ausrechnen, in welcher Situation wir heute angekommen sind.

Wer diese Rechnung in Ermangelung eines funktionsfähigen Taschenrechners noch nicht durchgeführt hat, dem sei nur das als Richtschnur nahegelegt, was Gerard Depardieu festgestellt hat:  

„Wir haben Orwell bereits hinter uns und sind jetzt in Van Vogts ‚Space Wildlife‘ angekommen, wo niemand mehr etwas versteht.“

In dieser Zeit des zur Normalität erklärten Wahnsinns, in der es erklärtes Ziel unserer Politiker ist, die Menschen mit allen zur Verfügung stehenden technischen, legislativen, ökonomischen, pädagogischen, pharmakologischen und medial-propagandistischen Mitteln zu einer breiigen vegetativen Masse umzuformen, die zu nichts mehr taugt außer zur Gärgasproduktion (ohne eine solche digitale Transformation wäre ja niemand bereit, Politikern heutigen Zuschnitts seine Stimme zu geben) … in einer solchen Situation des vollendeten Drehschwindels, in dem nicht nur Links und Rechts vollkommen ihre Bedeutung verloren haben, sondern wo wir nicht einmal  mehr wissen, wo oben und wo unten und was vorwärts und was rückwärts ist … wo sich der Kompass im Kreis dreht und laut Peter Sloterdijk „der Lügenäther so dicht ist wie zu Zeiten des Kaltem Krieges nicht mehr“ – was soll man da also tun? Wie soll man da noch einen Fuß vor den anderen setzen, ohne sogleich in den Abgrund zu stürzen, der links und rechts von uns gähnt bzw. uns aus einer unauslotbaren, alles verschlingenden Tiefe höhnisch anlacht?

Nun, eigentlich ist es ganz einfach. In einer Zeit, in der auf praktisch allen Ebenen das Kunststück einer vollendeten Umkehrung zustande gebracht wurde – wo uns Krankes als gesund verkauft wird und Gesundes als krank, der Wahnsinn als alternativlos und Alternativen als wahnsinnig, Hässliches als schön und Schönes als hässlich, Böses als gut und Gutes als böse … im einem von Jean Ziegler als „kannibalisch“ bezeichneten System, in dem uns Kriege als Friedensmissionen verkauft werden, in dem Perverses als Norm gefeiert wird, während Normalität und Gesundheit als unprofitable Auslaufmodelle gebrandmarkt werden … in Zeiten, in denen der Mitläufer als „Gutmensch“ und der eigenständig denkende Mensch als gefährlich gilt … Zeiten des Shitstorms, in dem hemmungslos diffamiert, gekratzt, gebissen und rufgemordet wird … Zeiten, in denen der Bodensatz obenauf schwimmt … in solchen Zeiten der vollkommenen Umkehrung  ist es doch eigentlich ganz einfach, das Richtige zu tun und das Falsche bzw. das Desaströse zu vermeiden: Man kann es sich fast schon zur Leitschnur machen, dass man einfach genau das Gegenteil von dem annimmt, was derzeit mit allen zu Gebote stehenden medialen Brechstangen in unsere Köpfe und Herzen eingetrichtert werden soll. Alleine mit dieser Arbeitshypothese wird man bei der Beurteilung des Nachrichtengeschehens vermutlich eine mehr als 90-prozentige Erfolgsquote haben.

Wenn also die Qualitätsjournalisten im Relotius-Narrenspiegel oder der Südtäuschen Zeitung (laut dem ehem. ARD-Redakteur Volker Bräutigam mittlerweile „glattweg Bellizisten-/Kriegszeitungen“), die sich über alle wirklichen Verbrechen ebenso ausschweigen wie über Uranmunition … wenn diese „hochbezahlten Edeltrolle“ (© Wolf Reiser) wieder einmal Friedensaktivisten und Personen zerreißen,  die dem kannibalischen System als „politisch unkorrekt“ gelten und wenn die Südtäuschen Bezahlschreiber  in suizidaler Sehnsucht nach dem großen Knall gegen Russland geifern, da sie ihr sinnloses Leben und ihre innere Verödung trotz maximal hochgefönter Entertainmentscheiße in ihrem tankstellenkloförmigen Smart Home-Kubus kaum noch ertragen können – dann braucht man nur kurz innehalten und das Ganze um 180° umdrehen … und man wird meistens goldrichtig liegen. Paradox denken, invertiert denken – das ist es also, was uns in der derzeitigen schwarzroteitergelbgrünen Giftmelange das Leben bzw. die psychische Gesundheit retten kann: Einfach vom exakten Gegenteil ausgehen und in die entgegengesetzte Richtung von dem Wind gehen, in den uns der Meinungsmache-Ventilator des Manufacturing Consent blasen will.

Überhaupt das Denken nicht zum vorschnellen Urteilen benutzen, sondern ein Urteilen so lange wie möglich suspendieren. So wie es Goethe gesagt hat: Unser Denken dient gar nicht dazu, um sofort aus Sympathie und Antipathie heraus zu urteilen, so wie das heute beim Auftauchen von Nachrichten oder sonstigen Eindrücken ja fast schon reflexartig der Fall ist. Stattdessen das Denken nur dazu benutzen, um von verschiedenen Seiten um einen Sachverhalt der Betrachtung zu kreisen, die Perspektiven wechseln und unterschiedliche Blickwinkel einnehmen … – man wird sehen, was für eine ungewohnte Ruhe und Unerschütterlichkeit im eigenen Inneren eintritt, wenn man solch ein Herangehen pflegt. Und man wird merken, dass sich bei genügend langer Betrachtung allmählich der Kern jeder Sache offenbart (unter Enthaltung des vorschnellen Urteils, das ja immerzu hochpeitschen möchte, das aber in Wirklichkeit niemals der Realität gerecht wird, die gerade vor uns steht, sondern meist nur Aufgespeichertes und mittlerweile schon Obsoletes ist. – Aufgespeichertes, das bei genauerer Betrachtung oft sogar herzlich wenig mit dem originären inneren Anliegen unserer Individualität zu tun hat, sondern das von äußeren Autoritäten („Experten“, Politikern, Lobbyisten, Lehrern, Schulen, Unis, Kirchen, der „herrschenden Meinung“ und eben den Medien) in uns hineinprojiziert wurde.

Wer sich von dieser Überfremdung auch nur einigermaßen befreien kann, wird merken, dass er inmitten allen uns umgebenden Irrsinns, über den man eigentlich nur noch den Kopf schütteln kann, ein kaum erklärbares  Gefühl der Stimmigkeit und des inneren Glücks erfahren kann. Er wird zu seinen Möglichkeiten finden, die einem das „kannibalische“ System niemals nehmen wird können, selbst gesetzt den gar nicht mehr so unrealistischen Fall, dass wir uns angesichts eines erodierten Rechtsstaats mit neofeudaler Gesinnungsdiktatur schon demnächst in ein neues Biedermeier zurückziehen müssen. Für die Kultur, die dann in diesen Biedermeierstuben stattfindet, ist jeder selbst zuständig. Ich kenne mehrere Menschen, die im ehemaligen Ostblock, z.B. in Rumänien unter dem Ceaucescu-Regime, solche Biedermeierphasen unter äußerer Repression in höchst konstruktiver Weise zu nutzen wussten, in dieser Zeit notgedrungenen Rückzugs unheimlich belesen wurden und sich zu herzlichen, tiefsinnigen und rückgratstarken Menschen entwickelt haben, wie sie es ohne diesen äußeren Druck in einer DSDS-Spaßkultur womöglich nur schwerlich geworden wären. Manche haben in dieser Zeit ihr musikalisches, malerisches oder bildhauerisches Talent ausgebildet, sind tief in Literatur und Philosophie eingetaucht. Vielleicht haben wir eine solche äußere Verdüsterung und Drucksituation auch notwendig, um uns aufzuraffen und nicht vollends zum homo konsumens/demens zu degenerieren.

Wir müssen uns aber möglichst unvergiftet in diese Biedermeierstuben der Zukunft schaffen. Wenn wir uns jetzt aus Unbedachtheit – z.B. durch das gedankenlose Blättern in den „Leitmedien“ – Viperngift injizieren lassen, dann wird es uns in besagten Biedermeierstuben (die übrigens alles andere als langweilig sein müssen) nicht gut ergehen. Beides ist also möglich in diesen Stuben der Zukunft: Man kann menschlich aufblühen oder man kann innerlich vermorschen und sein gesamtes Menschsein verspielen.

Um in der regelrechten Schlangengrube, durch die wir uns beim Medienkonsum täglich einen Weg bahnen müssen, ein Gebissenwerden zu vermeiden, kann einem die vorgeschlagene Richtschnur helfen: nichts sofort glauben, sondern als Arbeitshypothese sogar ruhig das direkte Gegenteil von dem annehmen, was einem die Meinungsmacher suggerieren wollen. Sich dabei zwischendurch auch ruhig ein subversives Schmunzeln oder sogar ein schallendes Lachen einräumen – denn nichts ärgert die Meinungsmacher und Inquisitoren der herrschen Lehre mehr, als wenn ihre Meinungsmache nicht greift und ins Leere läuft. Wenn man genau das Gegenteil von dem glaubt, was sie einem krampfhaft einhämmern wollen.

Da Depardieus Direktive (mit Orwell und Van Vogts ‚Space Wildlife‘)  in diesem Zusammenhang zugegebenermaßen wenig hilfreich und vielleicht sogar etwas zynisch erscheinen mag, so kann denn der arglose Parkschlenderer und Entenfütterer vielleicht auch einen Wahlspruch von Lothar Zanetti zur Hand nehmen – mit diesem kann man sich aus dem Würgegriff der scheinbar übermächtigen Riesenschlangen des massenmedialen Konsensmolochs jederzeit spielend befreien:

Was keiner wagt, das sollt ihr wagen.
Was keiner sagt, das sagt heraus.
Was keiner denkt, das wagt zu denken.
Was keiner anfängt, das führt aus.

Wenn keiner ja sagt, sollt ihr´s sagen.
Wenn keiner nein sagt, sagt doch nein.
Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben.
Wenn alle mittun, steht allein.

Wo alle loben, habt Bedenken.
Wo alle spotten, spottet nicht.
Wo alle geizen, wagt zu schenken.
Wo alles dunkel ist, macht Licht.

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