sexueller Wahn

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Die Wahrheit, der politische Wahnsinn und die Psychiatrie: die McKinseyrepublik Deutschland

Donnerstag, 22.11.2012. Eifel. Ich merke, es ist soweit. Ich muss aufhören zu schreiben. Wird zu gefährlich, ganz ehrlich. Manchmal gibt es Zeiten, da muss man seine alten Schwüre brechen, seinen Colt aus dem Schrank holen, die Winchester entmotten, den finstersten aller schwarzen Hüte aufsetzen und - geschmückt mit goldenem Sheriff-Stern - auf die Straße gehen und sich dem Übel stellen, um eine endgültige Lösung herbeizuführen. Und dann wiederum gibt es Zeiten, wo man sich zitternd und bibbernd in einem Erdloch verstecken muss, weil Gräuel über die Erde wanken, die zu gräßlich sind, als das man sie in Worte fassen könnte. So eine Zeit scheint wieder da zu sein, eine Zeit, wo der Gebrauch einer normalen, von edlen Werten in ihrer Vernichtungskraft eingeschränkten Vernunft zu gefährlich ist und das Erdloch die einzige Alternative zu Wahnsinn darstellt. Das ist zum Beispiel ganz deutlich dann der Fall, wenn Zeugen krimineller Taten ganz schnell in der Psychiatrie verschwinden, wo ich - wie ich merke - jetzt auch ganz schnell landen könnte. Der Spiegel berichtet heute über einen dieser Monströsitäten, einen Mann, der ziemlich gewöhnlich klingende Behauptungen aufgestellt hat.

Donnerstag, 22.11.2012. Eifel. Ich merke, es ist soweit. Ich muss aufhören zu schreiben. Wird zu gefährlich, ganz ehrlich. Manchmal gibt es Zeiten, da muss man seine alten Schwüre brechen, seinen Colt aus dem Schrank holen, die Winchester entmotten, den finstersten aller schwarzen Hüte aufsetzen und – geschmückt mit goldenem Sheriff-Stern – auf die Straße gehen und sich dem Übel stellen, um eine endgültige Lösung herbeizuführen. Und dann wiederum gibt es Zeiten, wo man sich zitternd und bibbernd in einem Erdloch verstecken muss, weil Gräuel über die Erde wanken, die zu gräßlich sind, als das man sie in Worte fassen könnte. So eine Zeit scheint wieder da zu sein, eine Zeit, wo der Gebrauch einer normalen, von edlen Werten in ihrer Vernichtungskraft eingeschränkten Vernunft zu gefährlich ist und das Erdloch die einzige Alternative zu Wahnsinn darstellt. Das ist zum Beispiel ganz deutlich dann der Fall, wenn Zeugen krimineller Taten ganz schnell in der Psychiatrie verschwinden, wo ich – wie ich merke – jetzt auch ganz schnell landen könnte. Der Spiegel berichtet heute über einen dieser Monströsitäten, einen Mann, der ziemlich gewöhnlich klingende Behauptungen aufgestellt hat.

Seine Ex-Frau und weitere Mitarbeiter der HypoVereinsbank (HVB) hätten große Mengen Schwarzgeld in die Schweiz verschoben und illegal Provisionen kassiert. Die Vorwürfe wurden von der Justiz ignoriert. Dafür attestierte man Mollath einen krankhaften Wahn. im Jahr 2006 wurde er zwangseingewiesen.

Sein Fall ist eine Art Blaupause für das Schicksal von Menschen, die ein Richter ins Irrenhaus schickt und die danach kaum noch beweisen können, dass sie nicht geisteskrank sind. Es liegt diesen Fällen keine große politische Verschwörung zugrunde, sondern Nachlässigkeit und Überheblichkeit des Justizapparats.

So etwas geschieht schon in diesem Land. Ohne das wir es groß merken, denn dieser Artikel ist morgen wieder vergessen, der Spiegel verspricht uns ja zudem, das es nur die reine Blödheit des Systems ist, die solche Fälle produziert. Die Wahrheit sieht aber anders aus:

In Bayreuth diagnostiziert ein Gutachter bei Mollath eine fortschreitende Wahnsymptomatik. Er sei unter anderem unkorrigierbar der Überzeugung, Personen aus dem Geschäftsfeld seiner Ex-Frau wären in ein komplexes System der Schwarzgeldverschiebung verwickelt. Mollath stelle ohne Behandlung eine Gefahr dar.

So einfach ist das inzwischen. Die Psychiatrie ist wohl inzwischen in weiten Teilen so sehr degeneriert (und in ihrem eigenen Dunstkreis gefangen), das sie jederzeit politisch instrumentalisiert werden kann. Wenn die Politik eine Wahrheit herausgibt (wie zum Beispiel die, das hier niemals jemand Schwarzgeld ins Ausland schafft), dann folgt automatisch die Diagnose WAHN, wenn man energisch gegen diesen Tatbestand ankämpft. Je energischer man kämpft, umso eher lassen sich Anzeichen für einen Wahn finden. Zustände, die früher einen Wilhelm Tell, einen Fidel Kastro oder eine russische Revolution hervorgerufen hätten, sorgen heute nur dafür, das Kritiker, Zeugen und Journalisten in der Psychiatrie verschwinden: ganz öffentlich vor aller Augen, mit desaströsen Folgen für die eigene Existenz:

Am 27. Februar 2006 wird Gustl Mollath in seinem Haus festgenomen. Bis heute besitzt er nur das, was er damals auf dem Leib trug. Sein gesamtes Leben ist verschwunden. Sein Haus wurde versteigert, Möbel und Autos weggebracht. Mollath hat keinen Pass, keine Zeugnisse, keinen Zugang zu Konten. „Ich habe nicht einmal ein Bild von meiner Mutter“, sagt er, „ich bin den Ärzten ausgeliefert“.

Das kann jedem von uns geschehen. Jederzeit. Gustl Mollath hatte nämlich Recht. War kein Wahn, sondern nur die Wahrheit – und ein großer folgenloser Betrug am Steuerzahler.

Ich persönlich bin mir sicher, das man bei mir jederzeit eine Wahnsymptomatik feststellen kann, die Philosophie an sich ist ja schon Wahn genug. Wir wagen es, die Realität unserer ganzen sinnlichen Wahrnehmung in Frage zu stellen, beschäftigen uns mit Gedanken über das Leben nach dem Tod – und vor allem auch mit Gedanken darüber, ob man vor dem Tod nicht mehr davon haben kann, wenn das Geld etwas fairer verteilt wird.

Ich möchte so einen Wahn gleich mal demonstrieren. Aus eigener, 15-jähriger Berufstätigkeit in der Pharmaindustrie weiß ich, das es sich hier um einen riesigen, kriminellen Machtblock handelt, der Hand in Hand mit Politik und Justiz in schöner Regelmässigkeit nutzlose Präparate zu überteuerten Preisen verkauft, eine Bereicherungsmaschinerie, die vor allem deshalb funktioniert, weil die Politik der Ärzteschaft den kritischen Mund mit Massen an Geld vollstopft. Bleibt einer doch nicht ruhig, wie Leo Hansen. der ehemalige Chef der KV-Nordrhein, dann gibt es auch handfestere Drohungen (siehe „Das Pharmakartell“, Frontal 21).

So ist es kein Wunder, das das meistverkaufte Grippemittel der Welt zwar enorm viel kostet, das aber durch völliges Ausbleiben jeglicher Wirkung wieder gut macht, ein Tatbestand, der jetzt dazu führt, das Forscher einen Boykottaufruf gestartet haben (siehe Spiegel):

Genauso lange, wie die Länder Tamiflu einlagern, währt auch der Streit, ob das antivirale Mittel denn überhaupt nutzt. Bereits 2009 berichtete eine Forschergruppe der Cochrane Collaboration, es gebe Zweifel an der Wirksamkeit des Medikaments. Es fehlte etwa der klare wissenschaftliche Beleg dafür, dass Tamiflu Komplikationen wie eine Lungenentzündung verhindern könne. 

Die gleiche kriminelle Energie findet man auch auf anderen Ebenen – so sagt mir mein Wahn. Dort führt sie zu überraschenden Ergebnissen: nach der Kritik an Peer Steinbrück, der seine dienstliche Bahncard hemmungslos privat genutzt hat, reagiert der Bundestag wie folgt (siehe Welt):

Noch am 14. November hieß es dem Bericht zufolge dort: „Hier stellt der Bundestag eine Netzkarte zur Verfügung, die für das Mandat, nicht aber privat genutzt werden darf.“ Einen Tag später, am 15. November, fehlte ein Halbsatz, das Verbot privater Nutzung wurde demnach ersatzlos gestrichen.

Jetzt dürfen alle umsonst privat mit dem Zug fahren. Cool, oder? Ähnlich ist es mit Steinbrücks Deal mit den Stadtwerken – war er anfangs noch der böse Buhmann, so stellt sich jetzt langsam heraus, das alle dort richtig abgeräumt haben und der caritative Zweck erst nachträglich eingebaut wurde, um den wahren Charakter der Veranstaltung zu verschleiern (siehe Welt).

Würde ich jetzt aber sagen: „Leute, wir haben in dieser Gesellschaft ein ganz ernstes ethisches Problem: unsere Hardware ist zwar TipTop, aber unsere Software hat einen ganz schweren Schaden genommen“ dann würde man mir ganz schnell einen Verfolgungswahn unterstellen. Wenn ich dann kontern würde, das es bald Atomkraftwerke vom Himmel regnet, wäre ich schneller weg, als ich diesen Artikel absenden könnte. Dabei ist das in Planung, siehe Freitag:

Forschungsinstitute und die Rüstungsindustrie wie etwa das US-Institut Sandia National Laboratories und Northrop Grumman arbeiten an nuklear getriebenen Drohnen, um die Verweildauer der Kampfdrohnen in der Luft weiter zu optimieren – ein erschreckendes Szenario angesichts der Tatsache, dass bis heute mehr als 30 Prozent der US-amerikanischen Predator-Drohnen abgestürzt sind.

Allen Ernstes arbeiten führende Rüstungskonzerne am fliegenden, unbemanntem Atomkraftwerk, während wir noch stolz darauf sind, das wir – vielleicht bald eventuell (wenn sich nichts ändert) – unsere viel sichereren alten Meiler endgültig abgeschaltet haben. Warum sperrt eigentlich niemand die Forscher von Northrop Grumman ein?

Oder die gesamte US-Wirtschaft?

Leider „nur“ bei WSWS findet sich die Nachricht, das Obama jetzt – nach seinem großen Wahlsieg – zu drastischen Sozialkürzungen neigen wird. Genau das wollten die Wähler zwar nicht – weshalb sie ja auch ihn gewählt haben und nicht den Milliardär Mitt Romney – aber wer interessiert sich nach der Wahl schon noch für Wähler?

Mit Blick auf die „Haushaltsklippe“ am 31. Dezember wird Krisenstimmung geschürt, um die öffentliche Meinung darauf vorzubereiten, extrem unpopuläre Maßnahmen zu akzeptieren, darunter Haushaltskürzungen in Höhe von Billionen Dollar und einen historisch beispiellosen Angriff auf Medicare, Medicaid und die Renten.

Ein interessantes Lehrstück, wie man Politik in Demokratien macht – oder wie man eine Demokratie durch Terror vernichtet:

Die Medien waren voll mit düsteren Vorhersagen über einen weiteren Zusammenbruchs des Marktes, verheerende Steuererhöhungen für die arbeitende Bevölkerung und stark ansteigende Arbeitslosigkeit, wenn die beiden Parteien nicht zu einer Einigung kämen.

Und damit die Medien auch etwas zu berichten hatten, wurden Fakten geschaffen, Fakten, die nur dann funktionieren, wenn man tagtäglich auf breiter Front über Börsenkurse berichtet:

Nur Stunden nach Obamas Sieg warnte die Ratingagentur Fitch, es werde „beim Haushalt keine Flitterwochen für Präsident Obama geben.“ Am Mittwoch folgten große Verkäufe an der Wall Street, die die Regierung und den Kongress unter Druck setzen sollten.

So einfach ist Politik für Reiche. Erst mal die eigenen Aktienpakete verkaufen, dann die eigenen Presse darüber berichten lassen und so die Regierung terrorisieren. Nachher kann die Presse ja wieder Entwarnung geben, man kann die eigenen Aktienpakete zurückkaufen und sich zusätzlich am Gewinn freuen, wenn die Kurse infolge der eigenen Rückkäufe wieder steigen.

Natürlich wird die Gesellschaft auch von innen ausgehöhlt. Es gilt, jede Art von Widerstand gleich im Ansatz zu zerschlagen, damit der demokratische Grundgedanke gründlich ausgemerzt wird. Das geht ziemlich einfach – und auch ziemlich offen, denn neben der demokratischen Gesellschaft existiert die wirtschaftliche Gesellschaft – und in der hat jeder einen BOSS. Dirigiert man diese Bosse – oder züchtet sie gleich selbst – dann dirigiert man die ganze Gesellschaft. Die Karriereabteilung des Spiegel zeigt das System ganz offen:

„In der Unternehmensberatung bleibt man nicht ewig. Man verdient gutes Geld, schnuppert überall mal rein, und am Ende bekommt man einen Job in der Industrie.“

Deutsche Unternehmensberatungen wie Kienbaum zeigen sich da anders – aber sie wollen ja auch nicht die Gesellschaft systematisch mit ihren egozentrischen Charakteren unterwandern. Ein Artikel aus der Zeit zeigt, das McKinsey sehr bewusst eine sektenähnliche Struktur schafft:

Networking ist ein ganz großer Begriff in der Branche, man ist ständig darauf konzentriert, mit allen und jedem Kontakt zu halten. Das Unternehmen gibt sich große Mühe, die Mitarbeiter auf Linie zu bringen. Durch regelmäßige Events, Get-togethers, Meetings ohne fachlichen Inhalt. In diesen Konferenzen geht es darum: Wo will das Unternehmen hin? Was müssen wir dafür tun? Dann werden irgendwelche Statistiken präsentiert, die die Qualität der eigenen Arbeit beweisen sollen. Manchmal sind die ganz schön abseitig. Aber dadurch wird die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen gestärkt.

Ähnliche Strukturen der Menschenführung kann man auch in der Pharmaindustrie erleben – so schützt man sich vor Aussteigern. So erstellt man ein geschlossenes Agentennetzwerk innerhalb der Wirtschaft eines Landes, das den „Geist“, die „Botschaft“, das eigentliche Anliegen der Finanziers in ihrem gesamten Umfeld weiterverbreitet. Wie groß dieser Einfluss ist, zeigt sich, wenn man aus heutiger Sicht einen Artikel der Zeit aus dem Jahre 2002 liest:

Als sich Gerster, frisch entlassen, in der Talkshow von Sabine Christiansen verteidigte, nutzte der niedersächsische Ministerpräsident und Gabriel-Nachfolger Christian Wulff die sonst so artige TV-Plauderrunde für einen heftigen Angriff auf den Doyen des Beratercorps. Er attackierte Roland Berger, der mit im Studio saß. Zwischen Politik und Beratern, zürnte Wulff, seien „Kartelle“ und „Seilschaften“ entstanden und „Freundschaften, die sich gegenseitig einen Dienst erweisen“.

Hätte er mal besser die Klappe gehalten – dann wäre er heute wohl noch Bundespräsident. Gegen die geheime Führungsmacht im Staate wird nicht aufgemuckt, denn die spielt heutzutage ganz oben mit:

Die Wertschätzung von Angela Merkel für McKinsey hatte weitreichendere Folgen. Merkel ließ sich von Deutschland-Chef Jürgen Kluge bereits beraten, als sie in der vergangenen Legislaturperiode ihr Konzept für eine „Neue Soziale Marktwirtschaft“ vorlegte. Ihrer beider Interessen trafen sich. Kluge wollte McKinsey als Think Tank auch für den Staatsdienst etablieren, den seine Consultingfirma erst viel später als der Konkurrent Berger als zentrales Wachstumsfeld ausgeguckt hatte. Merkel brauchte als Parteichefin vor allem Wirtschaftskompetenz.

Konkurrenz ist Berger aber wohl nur bei der  Bezahlung – nicht aber bei der Etablierung eines Systems, das hinter jeden Politiker einen Unternehmensberater stellt. Das führt zu ganz merkwürdigen Erscheinungen:

Vor allem Angela Merkel und Friedrich Merz wird ein enges Verhältnis zum Branchenriesen McKinsey nachgesagt. Merz, der vor seiner politischen Karriere beim Verband der chemischen Industrie arbeitete, zog sich bei seinem Antritt als Fraktionschef viel Spott zu, als er vorschrieb, künftig müssten sich Mitarbeiter der Unionsfraktion einem Eignungstest der Unternehmensberater von McKinsey unterziehen. Ein motivierter und qualifizierter Mitarbeiter des Finanzministeriums scheiterte damals daran, dass er nicht erklären konnte, wie er sich als Filialleiter einer Hamburger-Kette verhalten würde. Viele Abgeordnete schüttelten nur den Kopf.

Beide haben wohl auf das richtige Pferd gesetzt – und die Tatsache, das Friedrich Merz heute Vorsitzender der einflussreichen Atlantik-Brücke ist, verstärkt meinen Verfolgungswahn nur umso mehr. Der Einfluss von McKinsey, Berger und Co. hat aber auch auf ganz andere Art und Weise in unseren Alltag eingegriffen. Sie haben nicht nur in großem Stil kurzfristige und kurzsichtige Gewinne durch Massenentlassungen möglich gemacht, sondern gezielt an dem Umbau der ganzen solidarischen sozialen Marktwirtschaft mitgewirkt:

Neu ist vor allem, wie selbstverständlich Unternehmensberatern auch Kompetenz bei originär politischen Fragen zugetraut wird. Tackes Ressort, das Ministerium für Wirtschaft und Arbeit, hat beispielsweise gemeinsam mit der Bundesanstalt für Arbeit bei Roland Berger ein Gutachten zur geplanten Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe erstellen lassen, was die Opposition für eine klassische Aufgabe der Ministerialbürokratie hält.

Aus diesem Gutachten ist direkt Hartz IV entstanden – und eine Behörde, die ihren Job als Amt für Ungeziefervernichtung (ja, es geht hier um „Parasiten“) mit großem Engagement nachkommt, siehe Spiegel:

Jobcenter greifen bei säumigen Hartz-IV-Empfängern so oft durch wie nie zuvor

Danach ist die Zahl der Strafen verglichen mit 2009 um 38 Prozent auf 1,017 Millionen gestiegen.

Aus internen Quellen weiß ich, das auch dort „Führen mit Zielen“ praktiziert wird – auch jener „Geist“ stammt von McKinsey. Auch hier wird „up or out“ praktiziert, nochmal Spiegel:

Leistung ist alles. Up or out, rauf oder raus – das ist das Motto der großen Unternehmensberatungen. Nur zwei von zehn Consultants schaffen es an die Spitze. Die Loser fühlen sich trotzdem als Gewinner.

Anders als die Looser von McKinsey, die regelmäßig von anderen McKinseyleuten in Konzernen untergebracht werden, haben die Looser vom Arbeitsamt bei Nichterfüllung ihrer „selbst gesetzten Ziele“ nur eine Perspektive: jenen Stuhl, auf dem täglich „Kunden“ vor ihnen sitzen, selbst zu beziehen. So wird ein äußerst perverses System geschaffen, in dem Mitarbeiter der Jobcenter dadurch um ihr Überleben kämpfen müssen, dass sie bei jenen zwanghaft nach Kürzungsmöglichkeiten suchen, die zuvor schon dank der „Arbeit“ von McKinsey um ihren Job gebracht worden sind.

Und schon bin ich mitten drin in meinem Wahn und merke: ich muss jetzt sehr sehr vorsichtig werden. Nur noch ein paar Worte mehr, ein wenig Gedankengeflecht mehr und ich entwerfe gezielt das Bild einer komplett von „economic hit man“ unterwanderten Republik, die dank mangelnder Mitbestimmung am Arbeitsplatz aus ihren demokratischen Angeln gehoben wird.

Das Perfide an diesem System: je näher man der Wahrheit kommt, umso wahrscheinlicher wird es, für wahnhaft gehalten zu werden. Das sagt viel über unsere gesellschaftliche Wirklichkeit aus, die bewusst und in großem Stil in aller Öffentlichkeit umgestaltet worden ist. Wir kennen die Täter, ihre Methoden, ihre Auftraggeber, ihre Werkzeuge und die Folgen ihrer Arbeit, die man inzwischen sogar bei Kindern feststellen kann (siehe Welt):

Eine neue Studie zeigt, dass schon Grundschüler enormen Druck ausgesetzt sind: Ein Viertel der Zweit- und Drittklässler gibt an, häufig unter Stress zu stehen. Meist ist die Schule der Auslöser.

Aber wenn ich jetzt gezielt die Schützenvereine aufrufe, als Akt der Notwehr die McKinseyleute in der Industrie ausfindig zu machen und in die USA zurückzuschicken, wo ihr Ungeist gerade die größte Volkswirtschaft der Erde an den Abgrund gebracht hat, dann bewege ich mich in den Augen der politisch und wirtschaftlich ungebildeten Psychiater in einem geschlossenen Wahnsystem, so das sie nur eine Möglichkeit haben: mich wegzusperren, meine Sachen zu versteigern und mich mit Medikamenten ruhig zu stellen.

Währenddessen marschiert der Ungeist weiter: Gehaltskürzungen, Rentenkürzungen, Zwangspensionierungen, Aushebelung der Tarifautonomie, Entmachtung der Gewerkschaften, Sozialstaatsabbau, Verlängerung der Lebensarbeitszeit – das Sparprogramm für Griechenland (siehe Handelsblatt), gewaltsam herbeigeführt durch hemmungloses Rating, wird Norm für den ganzen europäischen Kontinent und nicht nur für die USA. Wählt ein Land falsch – wie unlängst Frankreich – dann kommt die Ratingkeule – wie jetzt in Frankreich (siehe Welt).

Politisch gebildete Menschen wundert es nicht, das in diesem Klima die Südstaaten der USA wieder von der Abspaltung träumen (siehe Welt), um der Versklavung durch den „Bund“ zu entgehen, einzelne Sheriffs wollen sogar mit Gewalt gegen „Obama´s Blauhelme“ vorgehen – dabei zeigt sich doch gerade jetzt, wie gering die Macht des Präsidenten gegen die Macht der unter anderem von McKinsey gestalteten Netzwerke ist.

Und dieses Gefühl der Ohnmacht kennen wir inzwischen auch in Deutschland nur zu gut, dürfen uns aber nicht zu ihm bekennen, weil wir ja der allmächtige Souverän sind.  Das ist aber auch nur gut so, denn Ohnmacht kann uns alle zu „unzurechnungsfähigen Kannibalen im sexuellen Wahn“ machen, siehe Heise:

Und diese ursprüngliche Ohnmacht, die wird im ganzen Leben immer wieder empfindlich als lebensbedrohlich gespürt und erlebt, und bewirkt Abwehrmechanismen; bewirkt, dass das Individuum versucht, sich durch irgendwelche Lebenstechniken, durch irgendwelche Abenteuer, durch irgendwelche spannenden, erregenden, lebensspendenden Erlebnisse zu erhalten.

Wenn jetzt diese Gefühl der Ohnmacht systematisch erzeugt wird … will man uns dann alle zu Kannibalen machen?

Wenn diese Zusammenhänge zwischen Ohnmacht und Gewalt bekannt sind … warum schafft man dann bewusst ein Gesetz, das das Gefühl von Ohnmacht und völligem ausgeliefert sein systematisch bei Millionen von Arbeitslosen erzeugt, eine Ohnmacht, die sogar einen US-Sheriff zu seltsam gewalttätigen Phantasien animiert?

Gut, das dieser Sheriff nicht in Deutschland lebt – hier wäre er schon längst in der Psychiatrie gelandet.

Gut, sehen wir es positiv: in der Psychiatrie wird man immerhin noch besser mit Nahrung und Unterkunft versorgt als in der Arbeitslosigkeit.

Das ist doch immerhin schon etwas – oder? Immerhin, das haben wir gelernt, nochmal Spiegel:

Niemand kommt aus dem Büro des Chefs und sagt: „Ich bin out.“ Immer positiv formulieren, das lernen Unternehmensberater schon im Assessment-Center. „Ich widme mich einer neuen Aufgabe“ oder „Ich mache jetzt mein eigenes Ding“, das hört sich gleich viel besser an. Und die Vorgesetzten spielen das Spiel mit.

Nicht nur die Vorgesetzten … inzwischen spielen wir alle mit – oder werden eingewiesen und machen dort unser eigenes Ding.

Was für ein Wahnsinn.

 

 

 

 

 

 

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