(Bild: Netzfund Twitter)
In einem „Zeitalter der totalen Blasphemie“ (Henry Quelcun) darf einen ja nichts mehr wundern. Faszinierend ist es dennoch, wie sich Deutschland gerade für ein Land wie die Ukraine in die Bresche wirft, wo Nationalismus in seiner hässlichsten Form blüht. Wo Bürger anderer Ethnie nicht nur mit Artilleriebeschuss eingedeckt, sondern ihnen sogar ihre Sprache untersagt wird. Könnte es sein, dass der politische „Kampf gegen Rechts“ nur Heuchelei war? Oder wie Prof. Mausfeld es ausdrückte: Dass „der Kampf gegen Rechts in Wirklichkeit ein Kampf gegen Links“ ist?
Doch was kümmert uns in marktkonformer Demokratie unser Geschwätz von gestern? Wir sind ja jetzt „Kriegspartei“, wie Vizekanzler Habeck uns so nebenbei und ganz unbürokratisch erklärt. Da der kollektive Aufschrei gegen diese Ansage ausblieb, wird nun nachgelegt – mit Panzern und schweren Waffen deutscher Manufaktur. 27 Millionen Russen, die im letzten Krieg durch deutsche Waffen getötet wurden, sind offensichtlich nicht genug.
Da uns die anderen seltsamen Einsätze der letzten Jahre, in denen Deutschland Kriegspartei war, bislang in unserem guten & gernen Leben nicht beeinträchtigt haben – weder unser Engagement am Hindukusch noch in Mali konnten uns von Oktoberfest und Malleurlaub abhalten – wird es wohl auch diesmal gutgehen. Wer nicht einmal fähig ist, „barfüßige“ Taliban in Afghanistan zu besiegen, der wird einen Krieg gegen eine Nuklearmacht wie Russland zweifellos mit Links gewinnen. „Dieser Krieg wird auf dem Schlachtfeld gewonnen werden“, verkündete der EU-Chefdiplomat Josep Borrell.
Für wen wir da überhaupt kämpfen bzw. für wen wir hierzulande frieren und verarmen sollen, so wie es uns unsere Regierenden bereits angekündigt haben? Nun, natürlich für eine ehrenwerte Musterdemokratie, für die jeder anständig geimpfte Bürger seine Hand ins Feuer legen würde. Für eine Oligarchenrepublik, die im globalen Korruptionsindex immerhin Platz 122 von 180 Staaten belegt, nur knapp vor Dschibuti und Sierra Leone (Quelle: statista.com). Wo ein koksender Comedian (hier eine Sicherungskopie des wieder aus dem Netz genommenen Videos) vom Schreibtisch aus verkündet, dass sein Land „bis zum letzten Ukrainer“ gegen Russland kämpfen werde. Ein Comedian, der es seiner im Asow-Stahlwerk bei Mariupol eingeschlossenen Brigade nicht erlaubt, sich zu ergeben, obwohl der Kommandant dieser Brigade mitteilt, dass 500 seiner knapp über tausend Soldaten verwundet sind (Quelle: youtube), außerdem Munition und Essen ausgehen.
Dass es überhaupt vollkommener Wahnsinn ist, Bodentruppen gegen einen Gegner zu verheizen, der die Lufthoheit innehat, will man im Kreise des gelernten Schauspielers nicht einsehen. Selenskyj darf jetzt die Rolle seines Lebens spielen. Derselbe Ghostwriter, der ihm schon die Texte zu seiner beliebten Comedy-Show „Diener des Volkes“ geschrieben hat, schreibt ihm nun die leidenschaftlichen Appelle, mit denen er virtuell durch die europäischen Parlamente tingelt, um für einen Kriegseintritt der NATO, also für den dritten Weltkrieg zu werben. Ganz Europa und die westliche Welt jubelt ihm zu und feuert ihn an. Und selbst wenn er vorher selbst nicht an seine eigene Propaganda geglaubt hätte, spätestens seit Einsetzen des Turbogebläses der westlichen Medien hinter seinem Rücken kann er nicht mehr anders als daran zu glauben.
Friedensgespräche? – Wurden von Boris Johnson und anderen NATO-Beratern untersagt, bevor die Ukraine mit Russland „aus einer Position der Stärke heraus“ verhandeln kann. Auch die Friedensnobelpreis-EU unter Kommissionspräsidentin von der Leyen hat eine sich anbahnende Friedensvereinbarung umgehend sabotiert, indem sie wenige Stunden nach Verkündigung einer möglichen Einigung sofort ein mehrere hundert Millionen Euro schweres Waffen-Finanzierungspaket bereitgestellt hat. Selenskyj, der nun von seinen westlichen Freunden zwei Milliarden [Update 28.04.2002: fünf Milliarden] Dollar pro Monat fordert, um den Krieg weiterführen zu können, befindet sich mittlerweile auf einem Trip in Gefilden, die selbst für schwere Kokser zu Lebzeiten nicht erreichbar sind. Flankiert von den mächtigsten Männern und Frauen dieser Welt, geschmückt mit Fahnen und Insignien der Macht, mit geschwellter Brust stolz posierend für Fotos, die dann um die Welt gehen und für die er vom Twittermob tausendfaches Echo und Schulterklopfen für den Endsieg erhält, ist der Komödiant mittlerweile in einem Zustand der Hybris angekommen, gegen den sich Böhmermann & Co. wie Waisenknaben ausnehmen.
In diesem Zustand kann er gar nicht anders als „bis zum letzten Ukrainer“ zu kämpfen. Denn bliebe auch nur ein einziger Ukrainer übrig, dann würde er ihn für das, was er seinem Land angetan hat, letztlich lynchen. Er muss also alle, denen etwas an der Ukraine liegt, nötigenfalls opfern, um dann in Ruhe sein Offshore gelagertes Millionenvermögen genießen zu können. Für den trojanischen Pferdedienst, den er den NATO-Mächten liefert, spendieren diese ihm wohl auch zweifellos eine neue Identität inklusive Gesichtschirurgie.
Was für eine atemberaubende Erfolgsgeschichte. Ein Komödiant, der in seiner Laufbahn an sich noch nichts geleistet hat, außer dass er von einem russlandhassenden Oligarchen ins Amt gehievt wurde, während seiner Amtszeit sein Land an fremde Interessen verkauft und abgewirtschaftet hat, die Unterwanderung der Regierung und des Militärs durch faschistische, teilweise offen neonazistische Kräfte zugelassen hat, deren fortwährendem Mord-, Terror- und Folterhandwerk gegen die russischsprachige Bevölkerung im Osten des Landes er tatenlos zugesehen, die Minsker Friedensvereinbarungen sabotiert und der zivilen Bevölkerung des Donbass kaum eine Atempause gegönnt hat, in der sie nicht von ukrainischer Artillerie, Panzern und Kampfflugzeugen unter Beschuss genommen wurde. Insgesamt waren während der Regierungszeit von Poroschenko und Selenskyj bereits vor Ausbruch des Krieges mit Russland 14.000 Tote zu verzeichnen, von denen ca. 70% zulasten des Donbass gehen.
Angesichts dieser Bilanz also kein Wunder, dass Ursula von der Leyen diesen politischen Wunderknaben bei ihrem jüngsten Besuch in Kiew mit beiden Händen überschwänglich und innig begrüßt hat wie einen verlorenen Sohn, nach dem sie lange gesucht hat und den sie nun endlich wiedergefunden hat.
Lässt man sich nicht von den adretten Aufzügen und Pokerfaces ablenken, wie sie in der oberen NATO-Liga zweifellos professionell beherrscht werden, dann kann einem bei dieser Begegnung allerdings mulmig werden. Wie mir ein Maler einmal erklärt hat, sind die Hände meistens schlauer als der Kopf. Oder mit Rilke gesprochen: Wahrer. Blendet man nun die lächelnde Szenerie und Fotografengewitter aus und sieht sich nur dieses Detail der Handreichung an, dann kann man bereits eine Geste wahrnehmen, die alles andere als frei und herzlich ist, sondern die eher antipathisch und verkrampft bis hin zu verkrallt wirkt. Doch auch das ist noch ein äußerer, wenngleich etwas gezielterer Eindruck. Schließt man dann die Augen und lässt das Ganze in Ruhe auf sich wirken, dann erscheint es noch grauseliger. Dann kann einem ebenso warm ums Herz werden wie bei der Beobachtung einer Begegnung von King Kong und Godzilla, die sich vergnügt schmunzelnd die Hände reichen, in Vorfreude auf die zahllosen Hochhäuser und Städte, die sie demnächst in Teamwork zermalmen werden, während Menschen auf den Straßen wie Ameisen panisch um ihr Leben laufen.
Doch hören wir auf, dem Guten & Gernen auf den Zahn zu fühlen. Ehre, wem Ehre gebührt. Für seine herausragenden Leistungen hat Selenskyj nun den deutschen Medienpreis als „Kämpfer für Freiheit und Demokratie“ erhalten. Die von ihm erkämpfte Freiheit ist eine konsequente: Ohne Gerichtsbeschluss, einfach per autokratischer Anordnung, hat er sämtliche oppositionelle Parteien ebenso wie alle freien Medien verboten. Viele Oppositionelle verschwinden oder werden unter rätselhaften Umständen tot aufgefunden. „Wieder ein Verräter weniger“, kommentierte Selenskyj lapidar den jüngsten dieser Morde. Wo kämen wir denn da auch hin, wenn sich von seiten der Opposition die Stimme der Vernunft erhebt, um diesen aussichtslosen NATO-Stellvertreterkrieg „bis zum letzten Ukrainer“ vorzeitig zu beenden?
Dann wäre das Spiel nach Brzezinskis Drehbuch, in das die USA laut eigenem Bekunden bisher 6 Milliarden Dollar investiert haben, ja zu Ende. Und die glorreichen Pläne des ukrainischen Regimes wären gescheitert. Denn wie der ukrainische Präsidentenberater Alexej Arystowitsch bereits 2019 in einem Interview offen bekundet hat, gab es hinter dem Vorhang gewisse Absprachen: Für eine Aufnahme in die NATO sei ein „großer Krieg mit Russland“ die Voraussetzung. Auf die Frage, was für die Ukraine am Besten sei, antwortet Selenskyjs Berater: „Natürlich ein großer Krieg mit Russland!“ – Ein Krieg, den er im Übrigen vor drei Jahren für 2022 datiert hat.
Nachtrag 02.05.2022: Lt. Recherchen des Stern sind die Kokslinien im oben genannten Video vermutlich gefälscht. Es existiert jedoch ein ebenfalls aus dem Netz genommenes Interview mit Selenskyj älteren Datums, in dem er mit eigenen Worten bekundet, dass er die „Energie“, die ihm Koks „bis zum Abend“ liefere, sehr schätze. Es wäre verwunderlich, wenn er gerade jetzt, wo er für seinen NATO-gesponserten Marathon alle verfügbare Energie benötigt, auf diesen Treibstoff verzichtet und beschlossen hätte, clean zu sein.