Arbeitslosigkeit ist ja etwas, das momentan jeden treffen kann – sogar die Mitarbeiter der ARGEn und Arbeitsämter, deren Nutzlosigkeit und Ineffizienz sich ja regelmäßig zeigt. Wie gut, das es noch Menschen gibt, die erstklassige Tipps geben, wie man mit dem Zustand umgeht.
Arbeitslosigkeit als Chance: die neue Freiheit!
Lauschen wir den Tipps des Manager Magazins:
Arbeitslosigkeit kann jeden treffen. „Davor ist niemand sicher, egal ob mit 35 oder mit 50, auch gut ausgebildete Arbeitnehmer“, sagt Beate Reisinger. „Aber die, die es trifft, haben ein Gefühl des Versagens“, so die Managementberaterin und Trainerin aus München. „Sie erleben die Kündigung als persönliche Enttäuschung.“
12000 Mercedesbastler sind gerade real konfrontiert mit der Möglichkeit des persönlichen Versagens, weil der Konzern lieber in den USA produzieren möchte. Einige wenige scheinen aber der Meinung zu sein, das mit ihnen selbst alles in Ordnung ist. Aber dort wo „Arbeit macht frei“ der Leitsatz einer ganzen Gesellschaft geworden ist (mal wieder) und die Eskapaden der ARGEN dafür sorgen, das dem auch wirklich so ist können Menschen mit einem ausgesprochen niedrigen Horizont (Manager zum Beispiel, gerade im Bankbereich oft anzutreffen) sich in der Tat mal persönlich angegriffen fühlen.
Anderer sind eher der Meinung, das sie einem völlig desorientierten und unprofessionellen System zum Opfer fallen, das den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit zugunsten von Renditeoptionen und Schönfärberei der Arbeitslosenstatistik aufgegeben hat.
Eine Krise bietet aber auch Chancen. „Zum Beispiel die Möglichkeit, den eigenen Kompass zu justieren“, sagt Brigitte Scheidt, Psychologin und Karriereberaterin aus Berlin. „Gerade in einer Krise ist eine Neuorientierung wichtig.“ Wer ohnehin unzufrieden mit seiner Stelle ist, bekommt eventuell den entscheidenden Anstoß, etwas Neues auszuprobieren, wenn eine Kündigung droht.
Wie schön, das die ARGEN durch hochspezialisierte Ein-Euro-Jobs und unglaublich hochqualifizierte Seminare auf Grundschulniveau diese Neuorientierung ganz automatisch für jeden anbieten, Alternativ dazu wird eine Neujustierung auf den Beruf des Clochards und Hungerkünstlers angeboten.
Wer seinen Job verloren hat, verringert seine Chancen, wenn er einfach nur eine neue Stelle in seinem alten Berufsfeld sucht. „Man sollte sich fragen „Kann ich etwas Anderes machen als das, was ich bisher gemacht habe?““, rät Svenja Hofert. Es kann beruflich etwas ganz Verschiedenes sein, aber mit Bezug zu den eigenen Interessen: „Der Elektro-Ingenieur, der sich bereits in seiner Jugend für Naturschutz und Klettern interessiert hat, macht nur scheinbar eine 180-Grad-Wendung, wenn er beschließt, künftig als Ranger zu arbeiten“, sagt Brigitte Scheidt. Das Wiederentdecken alter, lange vergessener Sehnsüchte sei typisch für eine solche berufliche Neuorientierung.
Leider sind auch die Rangerstellen in Deutschland rar gesät … wie auch alle anderen Möglichkeiten, mit eigener Arbeitskraft seinen Lebensunterhalt selbständig zu verdienen. Schade auch, denn sonst wären die Tipps ja Klasse. Es ist ja auch eigentlich nicht die Arbeit, die fehlt, oder, besser gesagt: die Beschäftigung. Das hin- und herschieben von Wertpapieren kann man wohl nicht wirklich als echte Arbeit bezeichnen, ebenso wenig wie das sinnlose hin- und herschieben von Akten. Es geht ja mehr um „Beschäftigung“. Aber beschäftigen können sich die Menschen selbst. Das zeigt gerade in Deutschland das ehrenamtliche Engagement, das der Gemeinschaft 33 Milliarden Euro im Jahr spart – wenn nicht noch mehr. Was die Leute brauchen, ist GELD. Dafür gibt es nämlich UNTERKUNFT, NAHRUNG, KLEIDUNG.
Also – gebt den Bürgern ein Grundeinkommen und Arbeitslosigkeit wird zur Chance auf Selbstverwirklichung – mit großem Nutzen für die Allgemeinheit.
Aber solange es das nicht gibt, sind wir auf die Tipps des Manager Magazins angewiesen, die da lauten:
Bei der Suche nach einer neuen Stelle erhöht Flexibilität die Chancen. Das gilt nicht nur für die Bereitschaft, etwas Neues anzugehen. „Eventuell muss ich zunächst auf Vollzeit verzichten“, sagt Svenja Hofert, „oder auch akzeptieren, dass das Gehalt niedriger sein kann.“ Auch Beate Reisinger empfiehlt, sich nicht an die Vorstellung zu klammern, eine Festanstellung genau wie zuvor zu finden: „Es kann ein Teilzeitjob sein, Zeitarbeit oder eine befristete Stelle.“
Oder arbeiten sie für einen Euro für ihre nächstgelegene ARGE, Hauptsache, sie sind von der Straße und kommen nicht auf dumme Gedanken. Selbständig machen ist dann ja der nächste Tipp und auch der führt direkt in die Alterarmut:
Der Sozialbeirat der Bundesregierung hat die schwarz-gelbe Koalition aufgefordert, dem wachsenden Armutsrisiko bei Selbstständigen durch Einführung einer allgemeinen Versicherungspflicht zu begegnen. Denn immer mehr Selbstständige sind ohne Absicherung, die Perspektiven sehen schlecht aus.
So
wächst inzwischen die die Zahl der so genannten Solo- oder Scheinselbstständigen. Sie haben keine Angestellten, bieten also wie abhängig Beschäftigte lediglich ihre Expertise und Arbeitskraft auf dem Arbeitsmarkt an. Ihre Zahl stieg allein zwischen 1991 und 2003 um 44 Prozent auf zwei Millionen. Nach Schätzung der Rentenversicherung sollen inzwischen zwei bis drei Millionen Erwerbstätige dazu gehören.
Das sind die vielen Jungs, die Abends in der Eckkneipe voller Stolz sich als „Unternehmer“ brüsten, weil sie mit Eimer und Putzlappen bewaffnet die Autos in der Nachbarschaft waschen – oder ähnliches tun.
Der Titel hat jedoch einen hohen Preis:
So ist der Anteil der Selbstständigen mit einem monatlichen Nettoeinkommen unter 1100 Euro im Monat zwischen 1995 und 2005 von 24 auf 32 Prozent gestiegen. Niedrige Einkommen sind ein Grund, warum dieser Personengruppe nicht freiwillig für das Alter vorsorgt.
Zwei bis drei Millionen Erwerbstätige, die im Dienste der Rendite und Verschönerung der Statistik unter anderem von Arbeitsamt und ARGE mit viel Geld, Drohungen und guten Worten in die Selbstständigkeit gedrängt wurden, um dort auf Hartz IV-Niveau (ohne Rentenzahlungen) vor sich hin zu vegetieren.
Das sind zwei bis drei Millionen Menschen, die eigentlich einen sozialversicherungspflichtigen Vollzeitjob bräuchten und die man mit guten Grund zu den Arbeitslosen hinzuzählen könnte, den „Arbeit“ im klassischen Sinne haben sie nicht und ihr Beitrag für die Sozialkassen ist gleich Null.
Zwei- bis drei Millionen mehr Beitragszahler …. wir wären reich. Zählt man noch die vierhuntert-Euro-Jobs dazu, dann fragt man sich zurecht: wer arbeitet eigentlich noch richtig in diesem Land?
Lauschen wir noch mal den Tipps des Manager-Magazins:
Jedem Ende wohnt ein neuer Anfang inne. Auch wenn das für Betroffene ein schwacher Trost ist: Solche Erfahrungen können sogar positive Wirkungen haben. „So hart es sich anhört, wenn jemand arbeitslos wird: Man wächst, wenn man eine Krise übersteht. Das gilt auch für Arbeitslosigkeit“, sagt Beate Reisinger.
„Tschakka du schaffst es“ … lebt also immer noch. Wenn auch leiser. Ich frage mich, wie lange dieser Unsinn noch anhält, dieser abergläubische Unsinn des „positiven Denkens“, dem urmagische Überzeugungen zugrundeliegen. Ja, man wächst, wenn man eine Krise übersteht. Alkohol und Fehlernährung haben für das Körpergewicht irgendwann Folgen. Und dann gibt es noch die „Überflüssigen“, die – einmal aussortiert – nie wieder einen Fuß in die Tür kriegen. Die nennt man „Langzeitarbeitslose“, die sind auch nicht „selbst schuld“ sondern werden nur gezielt eingemacht – ob sie wollen oder nicht, fragt sie keiner.
Und vielleicht wissen auch viele gut ausgebildete Topleute, was ihnen „da draußen“ droht und deshalb hilft ihnen das sozialpädagogische Sprücheklopfen kein bischen.
Arbeit macht frei in diesem Land. Und wer keine hat, der wird … ein Sklave. So ist das halt.