Sonntag, 22.7.2018. Eifel. Habe ganz vergessen, dass wir wieder Jahrestag hatten. Nun – subjektiv gesehen rast die Zeit gerade in einem wahnsinnigen Tempo an mir vorbei …das muss das Alter sein. Acht Jahre besteht der Nachrichtenspiegel schon, bemüht sich, zum Nachdenken anzuregen … und detalliert aufzuzeigen, wie sich unser Land (und die ganze Welt) nach dem Putsch der Oligarchen der westlichen Wertegemeinschaft verändert. Sicher: wir sind immer noch sehr sozial. Wenn Kinder in Thailand in einer Höhle gefangen sind, dann fiebern wir mit an den Geräten, harren ihrer Rettung. Warum? Nun, weil es entprechend medial aufbereitet wird. Als staatlich organisierte Einladung zur Demonstration von Empathie und soziale Teilnahme zur Beruhigung des Gewissens: „wir“ leiden mit! Es ist natürlich global betrachtet nur eine Organisation von Heuchelei.
„Wir“ – als die Starken, die Reichen, die Mächtigen – vernichten jedes Jahr Kinderleben in einem Ausmaß, das fast die Horrorzahlen von Auschwitz erreicht. 4,7 Millionen tote Kinder in Afrika – jedes Jahr (siehe Patenschaft Afrika). Die – schaffen es nicht in die Medien. Der Grund ist einfach: in Thailand kommen Gutmenschen zum Einsatz – also „wir“. Taucher der westlichen Wertegemeinschaft retten die Welt – das ist eine Nachricht wert. Dass unser Lebensstandard, unser Reichtum indirekt und zum Teil auch direkt auf den Knochen von Negerkindern aufgebaut ist – die Nachricht schafft es nicht in die Presse. Das die letzten zwanzig Jahre knapp 100 Millionen Kinder verreckt sind, regt uns kaum auf – dabei sind das mehr Tote als in beiden Weltkriegen zusammen, Kriegen, die auch heute noch heiß diskutiert werden. Aber dass ich jetzt das „N-Wort“ benutzt habe – das kann mich in diesem Land Kopf und Kragen kosten. Neger verrecken lassen: ok. Neger sagen: Hinrichtung, wenigstens sozial, Bücherverbrennung eingeschlossen. Heuchelei hoch zehn im Dienste der Wohllebe und der Fleischtöpfe.
Dabei täten wir gut daran, mal einen Blick nach Afrika zu werfen, zu analysieren, woher eigentlich das Elend der Völker dort stammt, denn: wir sind ja gerade dabei, das Elend Afrikas im Dienste unseres Exportes flächendeckend in Europa einzuführen, ganz vorne mit dabei: Sozialnazis in Deutschland. Dass hier das Wort „Nazis“ wieder auftaucht, ist wohl bedacht. Sie kennen doch den Spruch „Sozial ist, wer Arbeit schafft“, oder? Er wurde 1932 von dem Herrn Huggenberg geprägt. Huggenberg, Alfred: Medienzar der Weimarer Republik, Feind der Republik – und jemand, der half, die NSDAP groß zu machen. Sein Satz hat es bis in die Gegenwart geschafft, Merkel, Westerwelle, Stoiber benutzen ihn, Clement, Münterfering und Schroeder haben ihn übersetzt und zum Teil andere Hitlerzitate transportiert, ohne dass groß eine Welle gemacht wurde: sozial ist, was Arbeit schafft – hierzu siehe das Werk der begnadeten Kallisti (siehe Kalisti-dichtet-belichtet), sie setzt sich dezidiert mit den faschistischen Bezügen zu Hartz IV auseinander, dort begegnet man dann auch Gustav Hartz – einem Namensvetter unseres Peters, der schon in den zwanziger Jahren Arbeits- und Sozialhilfe zusammenlegen wollte. Nebenbei erfährt man mal eine interessante Zahl 75 Milliarden Euro hat der Staat zur Errichtung des Hartz IV-Systems ausgegeben, eines Systems, welchen den besten Niedriglohnsektor Europas geschaffen hat, ein Sektor, der uns die Exportüberschüsse möglich gemacht hat und so hauptverantwortlich für die Zerstörung europäischer Industrien im Dienste der Rendite deutscher Millionäre ist – wofür wir langsam die Quittung kriegen und den Preis der asozialsten Volkswirtschaft Europas verdient haben.
Andere Medien, die nicht gerade Ländern der sich selbst dauerlobenden westlichen Wertegemeinschaft angehören, deren höchster Wert „Rendite durch Ausbeutung“ halt nicht jeden Staatschef lückenlos überzeugt, sprechen deutlich vom „Wirtschaftlichen Staatsterror durch Hartz IV“ (siehe rt-deutsch) – auch zu einem neuen Anlass.
Jedem Hartz-IV-Opfer können jederzeit alle Bezüge gestrichen werden können, wenn er sich nicht folgsam genug zeigt, wir er eliminiert, ihm wird alles entzogen, ja: auch Miete, Heizung, Krankenkasse; in Zeiten, wo jeder Apfel in der freien Natur eingezäunt, jeder Quadratmeter einen Besitzer hat, braucht man Menschen nicht mehr in die finstersten Kerker des Burgverlieses zu werfen um sie verrecken zu lassen, heute ist alles so gut bewacht und durchorganisiert, dass das schon die Straße erledigen kann. So dargestellt, stört das doch den Genuss der Sahnetorte am Nachmittagstisch, oder? 34000 Menschen in diesem Land werden jedes Jahr die Lebensgrundlagen total entzogen – nur durch ein Wunder haben wir keine Leichenberge auf den Straßen … durch das Wunder von Freundschaft und Solidarität der Bürger, der wenigen sozialen, die noch in diesem Land leben.
Der neue „Staatsterror“ gegen „Minderleister“ und „Ballastexistenzen“ (ja, solche Wortmonster sind inzwischen gang und gäbe in der „Wirtschaft“, die ihr Betriebssystem mutmaßlich direkt aus dem Führerhauptquartier bezieht) sieht nun Zwangsarbeit vor (siehe gegen-Hartz). Es werden dazu natürlich viele schöne Worte gemacht, Nazis haben selbst in der Zeit, als sie mit offenem Visier das Land tyrannisierten, von Schönrednerei Gebrauch gemacht: kein Jude wurde „ins Gas geschickt“ – die wurden alle „umgesiedelt“ – und heute, wo die alte menschenfeindliche Pest wieder ihr grässliches Haupt erhebt – quer durch alle Parteien – wird sogar noch schöner geredet. Wer länger als fünf Jahre arbeitslos ist, wird einem Arbeitgeber zugewiesen, der massive Lohnkostenzuschüsse erhält, gleichzeitig wird die Person massiv „betreut“. Wieder eine Milliardensubvention für „die Wirtschaft“, die wieder mal Steuergelder auf Privatkonten buchen kann. Natürlich ist alles freiwillig … so wie das Unterschreiben der Eingliederungsvereinbarung. Nur: wer nicht unterschreibt, wird sanktioniert. Freiwillig war ja auch das Besteigen des Zuges nach Auschwitz – man hätte sich ja auch weigern und von den Wachen erschießen lassen können.
Spannend auch die Stellungnahme des Sozialverbandes Deutschland zu dem Gesetz (siehe sovd), ihm liegt die Integration der Schwerbehinderten auf dem Arbeitsmarkt sehr am Herzen. Man merkt gar nicht mehr, wie asozial das Denken eigentlich geworden ist, oder? Schwerbehinderte sind schwer krank – und sollten deshalb von Arbeit verschont bleiben. Darum haben wir überhaupt das ganze Sozialwesen eingeführt: für die Kranken sorgt die Gemeinschaft – schon seit Jahrtausenden. Außer heute. Man fühlt sich an Zeiten erinnert, wo im Rahmen der Divisionen des Volkssturmes 1944/1945 alle auch nur irgendwie tauglichen Menschen für den Endsieg an die Front geschickt wurden – auch die uralten und schwer kranken. Nur: welchen Endsieg haben unsere Oligarchen da im Sinn? Die wirtschaftliche Eroberung ganz Europas? Wieder mal ein vereintes Europa unter großdeutscher Führung? „Wollt Ihr den totalen Wirtschaftskrieg“? Na ja – die USA jedenfalls … haben diese Kriegserklärung jetzt angenommen und reagieren. Italien rebelliert auch schon.
Nun – das sind harte Worte. Ich würde lieber schönere Worte machen – aber leider spielt da die Realität nicht mit. In den siebziger Jahren konnte ich noch schöne Worte über diese Solidargemeinschaft machen, war einer der Wenigen, der verstand, warum es ok war, einem arbeitslosen Zuhälter die Raten für seinen Porsche weiter zu bezahlen (geschah beim Sozialamt Recklinghausen): das Gebot, niemanden wegen Arbeitslosigkeit aus seiner sozialen Stellung zu reißen war wichtiger als das moralische Urteil über die Person. Vierzig Jahre später betrifft die Hartz IV-Gesetzgebung allein in den letzten zehn Jahren 18,2 Millionen Menschen (siehe Zeit) – alle gleichzeitig enteignet, während im gleichen Zug nach einem Jahr all´ ihre beruflichen Qualifikationen auf Null gesetzt wurden … per Gesetz. Das sind ein Drittel aller Arbeitnehmer, die selbst schon in ihrer Gesamtheit als „die Wertlosen“ bezeichnet werden, weil Millionär sein unterster gerade noch tolerierbarer Sozialstandard geworden ist. Wer den nicht erreicht, ist selber Schuld, weil er sein Leben nicht auf die Reihe kriegt und immer noch von der Gnade der Arbeitgeber abhängig ist, sie durch seine Unfähigkeit zur Selbstversorgung mit seiner Existenz belastet.
Ursachen für Fachkräftemangel? Vielleicht mal die gelebte Praxis in Jobcentern und die dazu gehörigen Gesetze genau studieren. Gilt übrigens auch für wissenschaftliches Personal, begleitend zu Hartz IV wurde das Wissenschaftszeitvertraggesetz ins Leben gerufen (siehe Wikipedia), welches verhindert, dass der wissenschaftliche Nachwuchs auch über die Habilitation (also: die Voraussetzung für die Erlangung einer Professur) hinaus an der Universität arbeiten kann: so werden dann die jungen Wissenschaftler (die können dann schon 50 sein) an die Hartz-Behörde übergeben, die ihre jahrzehntelang erarbeiteten Qulifikationen erstmal wieder löscht und sie auf Hilfsarbeiterniveau herunterstuft.
Und das wird noch schlimmer, weil nun die Existenzberechtigung von Alleinerziehenden in Frage gestellt wird. Ganz offen. Der Millionär (siehe FAZ) Richard David Precht – der Edelphilosoph der deutschen Medien – hat dazu eine einprägsame Meinung: er will nicht, dass Menschen mit einem bedingungslosen Grundeinkommen hemmungslos Kinder in die Welt setzen können (siehe Freitag). Ein ansonsten wohlüberlegt scheinender Mensch öffnet die Tore für … Zwangssterilisationen armer Menschen – und merkt es womöglich gar nicht selbst. Das wird dann ein interessantes bedingungloses Grundeinkommen – wer weiß, welche Bedingungen noch erfüllt werden müssen, um so ein Einkommen erzielen zu können.
Der Staat selbst experimentiert gerade am lebenden Objekt weitere Einsparmöglichkeiten, die wohl in Zukunft auf alle Arbeitnehmer übertragbar sein werden: Lehrer werden in den Ferien entlassen und auf Hartz IV gesetzt – da spart man Millionen (siehe Tagesschau), die man wieder für sinnlose Bauprojekte oder horrende Entlohnungen von Staatsdienern der gehobenen Klasse einsetzen kann. Was spräche dagegen, im Dienste der Weltherrschaftspläne der „Wirtschaft“ auch mit dem Urlaub von Arbeitnehmern so zu verfahren? Die könnten doch dann sinnvollerweise im Urlaub noch einen Ein-Euro-Job für die Gemeinde machen. Vielleicht könnte so das flächendeckende Sterben der Gemeindebäder (siehe Tagesschau) aufgehalten werden, wenn die Anästhesisten der Uniklinik im Urlaub noch den Bademeister machen, die Handwerker das Gelände und Bauwerk instand halten und die Lehrer Aufsicht führen.
Irreal?
Glauben Sie bloß nicht, dass der Phantasie der Plünderer Ihrer Börse irgendwelche Grenzen gesetzt werden. Ein neuer Vorstoß erreicht uns gerade durch die KV Niedersachsen, die mehr Geld aus Kranken pressen will – die haben immerhin außer dem Tod kaum sinnvolle Alternativen. 50 Euro soll die Aufnahme in die Notfallambulanz der Kliniken kosten (siehe NDR) – falls man überhaupt noch eine in der Nähe erreichen kann, nachdem Jens Spahn 600 Notfallambulanzen in Kliniken geschlossen hat (siehe ZDF).
Fragen Sie sich jetzt, warum der Widerstand gegen diese äußerst asoziale Entwicklung gerade in Deutschland so gering ist? Wieso der Geist des Führers die Führer aller Parteien umringt? Wieso wir eine Wiederholung der dreissiger Jahre und ihrer menschenfeindlichen Parolen erleben?
Die Antworten wollen sie gar nicht wissen, sie gehören zu den verbotenen Themen der „Verschwörungstheorie“, die vor allem alle Verschwörer aus Wirtschaft und Politik extrem beunruhigen – wer will schon, dass seine perfiden Pläne von irgendeinem Schreiberling offen gestellt werden?
Zum Thema Widerstand gibt es auch eine Umfrage, gefragt wurden über 600000 Menschen, ob sie sich an einem Aufstand gegen die Mächtigen beteiligen würden, wenn er die nächsten Tage losginge (siehe Generation-Whats). Mit überwältigender Mehrheit wollten die Europäer an diesem Aufstand teilnehmen … außer die an der direkten Grenze zu Deutschland und die Deutschen selbst.
Warum wohl?
Nun … die waren am längsten durch die Faschisten besetzt, können sich noch am Besten daran erinnern, wie es damals war – und heute wieder ist. Darum bleiben in Deutschland die Demonstrationen aus, darum sind alle ruhig … wie damals. „Töte einen, um hundert zu verängstigen“ heißt es in China (siehe Spiegel). Eine ganz alte Methode des Terrors, seit Jahrtausenden vom Adel praktiziert. „Sanktioniere einen total, um Millionen zu ängstigen“ – das wäre die neue Devise zu diesem Folterinstrument.
Hat funktioniert. Gerade in Deutschland ist die Erinnerung an den Staatsterror noch lebendig – und man erkennt schnell, wenn es für Widerstand zu spät ist. Man braucht nur die Großeltern zu fragen – die ware noch live dabei … und sind schockiert, was in Deutschland wieder möglich ist.
Und ich möchte dabei auch zu denken geben, was aus den Ankerkonzentrationslagerzentren werden kann, wenn einem die Flüchtlinge ausgehen.
Dorthin könnte man doch auch die Ballastexistenzen wirtschaftlich günstig entsorgen, die sich wirklich durch Krankheit, Alter oder Beharren auf ihrer Würde dem Arbeitszwang entziehen – oder?