Schule ist wichtig – gerade in einer Demokratie. Hier werden zentrale Werte vermittelt, hier werden die politischen Gedankenwelten einer ganzen Generation geformt – hier entscheidet sich die Zukunft des Landes. Versagt „Schule“ verspielt man Zukunft.
Lehrerkritik ist einfach und leicht. Jeder kennt einen Lehrer, der den Beruf verfehlt aber sich an die Ferien und die vielen Möglichkeiten der Freistellung schön gewöhnt hat. Lehrer müssen aber andererseits auch alles ausbaden, was in der Gesellschaft schief läuft. Mir persönlich ist generell der Fachidiot lieber als der allglatte Vermittlungsbeamte, der ständig nach seiner politischen Karriere schielt oder als der Freizeitmaximierer, der Kinder als lästige Ferienunterbrechung versteht.
Aus den Reihen der beiden letzteren stammt (ich schätze mal – wegen seiner breitflächigen Verbreitung gewerkschaftlich organisiert) das die Schüler zu schlecht wären. Der Vorwurf offenbart ein Prinzip, das sich quer durch die ganze Republik zieht: man gibt die Verantwortung für seinen eigenen Job an die Bürger ab. Der Bürger ist schuld, wenn die Kassen leer, die Arbeitslosigkeit hoch und die Kinder zu dumm sind. Als Strafe kriegt er die Arbeitspolizei, Steuererhöhungen und schlechte Noten für seine Kinder. Klammheimlich haben die Angestellten der Bürger hier revoltiert, den Spieß umgedreht und die Verantwortlichkeiten umverteilt.
Nun ist der 54-jährige Schlosser dafür verantwortlich, das der Jugendwahn bei seiner Bewerbung keine Rolle mehr spielt, das er im Rahmen der Globalisierung konkurrenzfähig bleibt und genug Geld erwirtschaftet, um Staatsdiener mit einer üppigen Versorgung auszustatten.
Das das eigentlich ein eindeutig feudales Element in Politik und Gesellschaft ist, fällt kaum auf, noch stört es jemanden. Nach sechzig Jahren Demokratie empfinden weite Kreise diese Lebensform nur noch als lästig – man verpasst während der Urnengänge einfach viel zu viel gutes Fernsehen. Ganz vorne an die Spitze der ständig steigenden Anspruchskultur Staat gegen Bürger stellt sich jetzt die Frau eines eigentlich ganz unwichtigen ehemalige Finanzsenators, der selbst auch schon mal gerne Schulpolitik macht wie hier in der Berliner Zeitung:
Er stellt in vertraut deutlicher Wortwahl zum fachfremden Thema Bildung die These auf, dass es eine „traditionell leistungsabgewandte Kultur an zahlreichen Berliner Schulen“ gebe, in der „schwache Lehrer“ sich scheuten, mit „ehrlich durchgeführten Vergleichstests“ Qualitätsunterschiede unter ihresgleichen zu offenbaren. Er vermute daher, so Sarrazin – bekanntlich verheiratet mit einer Grundschulpädagogin – Betrügereien bei Vergleichstests.
Der Mann muß wissen, wovon er spricht, immerhin ist er mit einer der Angeklagten verheiratet, die jetzt selbst im Focus für Aufregung sorgt:
Ursula Sarrazin arbeitet seit mehr als 35 Jahren als Grundschulpädagogin. Auch die Schulbücher seien „generell anspruchsloser“ geworden. „Früher waren längere, schwierige Texte in den Deutschbüchern. Ich stelle auch fest, dass Kinder viele Wörter nicht mehr kennen.“ Sie verlange von allen Schülern, sich anzustrengen.
Ursula Sarrazin beklagte auch, dass sich zu viele Eltern nicht genügend um den Bildungserfolg ihrer Kinder kümmerten. Von der Politik verlangte sie, deren Mitarbeit stärker einzufordern, auch wenn dies unbequem sei.
Die Eltern, die im Zeitalter der Massenarbeitslosigkeit und Lohnstagnationen darauf angewiesen sind, beide Vollzeitarbeitsplätze auszufüllen, um dem steigenden Finanzbedarf von Regierung und Konzernen zu genügen, sollen in Nachtschichten dann gefälligst auch noch ihre Kinder unterrichten, so daß Frau Sarrazin dann nur noch die Klassenarbeiten korrigieren braucht. Wie gesagt: mit dieser leistungsfeindlichen Haltung steht sie nicht alleine da – ebensowenig mit ihrem Wunsch nach neuen uralten Methoden, wie der Focus andernorts berichtet:
Nach Thilo Sarrazin drängt seine Frau Ursula nach vorne. Die Berliner Grundschullehrerin tritt für mehr Strenge ein und hält das deutsche Schulwesen für mangelhaft. Eine große Mehrheit der Deutschen gibt ihr Recht – vor allem die Wähler der Grünen.
85 Prozent stimmen Ursula Sarrazins Einschätzung zu, Kinder bräuchten feste Regeln und gelegentliche Strafen. Die repräsentative Umfrage für „Bild am Sonntag“ ergab, dass besonders die Grünen-Wähler (89 Prozent) diese Auffassung Ursula Sarrazins teilt.
Nun, das die Grünen mehr Strenge und Strafen gut finden, haben auch die Serben bemerkt, als die rot-grüne Regierung ihr Land bombardierte.
Wahrscheinlich liest Frau Sarrazin den Focus nicht selbst, weshalb ihr diese Studie entgangen ist:
Was Kinder im Klassenzimmer lernen, reicht nicht aus. 94 Prozent der Eltern fühlen sich verpflichtet, sich zu Hause intensiv um die Leistungen ihrer Kinder zu kümmern. Zwei von drei Eltern (67 Prozent) halten das aber gar nicht für ihre Aufgabe. Sie haben das Gefühl, dort einspringen zu müssen, wo die Schule versagt hat. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid im Auftrag von Jako-o, bei der 3000 Eltern von Kindern zwischen drei und 16 Jahren befragt wurden. Das Ärgerliche aus Elternsicht: Der Einsatz für den Schulerfolg der Kinder geht auf Kosten des Familienlebens. 55 Prozent der Eltern beschweren sich über Zeitdruck, 24 Prozent gaben sogar an, dass sie sich im Zusammenhang mit dem Schulbesuch ihrer Kinder oft überfordert fühlen.
Was die Schule noch nicht gemerkt hat und aufgrund des Halbtagsjobs auch nicht groß auffällt, ist: der Beruf der Hausfrau ist abgeschafft worden. So einen Luxus, eine Person zum Kochen, Waschen, Wirtschaften und zur Hausaufgabenbetreuung abzustellen können sich normale Familien nicht mehr leisten.
Müssen Eltern sich wirklich als Nachhilfelehrer zur Verfügung stellen, um den Schulerfolg ihrer Kinder zu sichern? „In erster Linie sollte das tatsächlich die Schule leisten“, sagt Uta Streit, Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche. „Die Schule setzt aber voraus, dass Kinder zu Hause Hilfestellung erhalten.“
Im Klartext: bevor wir anfangen zu unterrichten, müssen erstmal die Eltern ´ran. Und man braucht generell eine andere Kultur – eine Kultur der Strafe, die sich ja auch schon im Umgang mit Arbeitslosen durchgesetzt hat, die jetzt im Alleingang die volkswirtschaftlichen Probleme lösen sollen, während hunderttausend Staatsdiener darauf wachen, das sie es auch emsig und eifrig tun. Ähnliches wird wohl jetzt laut Focus für die Schule angedacht:
Nach Thilo Sarrazin drängt seine Frau Ursula nach vorne. Die Berliner Grundschullehrerin tritt für mehr Strenge ein und hält das deutsche Schulwesen für mangelhaft. Eine große Mehrheit der Deutschen gibt ihr Recht – vor allem die Wähler der Grünen.
85 Prozent stimmen Ursula Sarrazins Einschätzung zu, Kinder bräuchten feste Regeln und gelegentliche Strafen. Die repräsentative Umfrage für „Bild am Sonntag“ ergab, dass besonders die Grünen-Wähler (89 Prozent) diese Auffassung Ursula Sarrazins teilt.
Mehr Strenge, mehr Strafen. Wie das aussieht, hat sie ja selbst laut Stern schon mal vorgemacht:
Über eine Sammelbeschwerde von gut 50 Eltern aus dem März 2009 berichtet der „Spiegel“. Dort hieß es, dass die Lehrerin „im Unterricht die Beherrschung verliert und die Kinder anschreit“. Eltern eines japanisch-deutschen Jungen hätten sich beklagt, dass Ursula Sarrazin ihren Sohn wiederholt wie eine Automarke in „Suzuki“ umtaufe. Dies geschehe „zum Teil unter dem Gelächter der Klassenkameraden, die ihn dann prompt auch so nennen“.
Nach einem Bericht des „Tagesspiegels“ soll Frau Sarrazin schon 2001 einen Schüler mit einer Flöte geschlagen haben. Der Vater des heute 22-Jährigen sagt: „Frau Sarrazin hat ihm mit der Blockflöte auf den Kopf gehauen.“
Schule nach Sarrazin scheint Ähnlichkeiten mit preußischen Kasernenhöfen zu bekommen, an die Stelle von „Selbstverwirklichung in sozialer Verantwortung“ treten GEHORSAM und DISZIPLIN. Das die Grünen als Lehrerpartei das gut finden, wundert mich nicht.
Der Spiegel berichtet nun, wie es schon jenen in diesem Lande geht, die sich noch gegen die neue Feudalgesellschaft wehren wollen:
Der Streit um die Berliner Lehrerin Ursula Sarrazin spitzt sich zu. An der Grundschule der Ehefrau von Thilo Sarrazin sind seit vergangener Woche mehrere Drohbriefe mit politischem Hintergrund eingegangen. Man wolle „mehr Sarrazins“ und „weniger Türken“ an der Schule, heißt es darin zum Beispiel. Auch der Schulleiter wurde bedroht, Beamte des Landeskriminalamts inspizierten bereits Schulcomputer. Die Schulaufsicht stellte Strafanzeige.
Diese politische Kultur pflegte auch die SA. Ich schätze aber mal, das Thema begegnet einem weder als Grundschullehrer noch als ehemaliger Finanzsenator.
Dafür begegnen einem im Umgang mit einer der laut tip „peinlichsten Berlinerinnen“ schon mal Vorbeben des kommenden neuen Deutschland, in dem sich Lehrer und Grüne sehr wohl fühlen werden:
Neues Gesetz: Falls ein Schulrat es wagt, jemanden wie Ursula Sarrazin, ihres Zeichens Grundschullehrerin und Gattin des Berliner Finanzsenators, zu maßregeln, passiert Folgendes: Der Mann muss seinen Sessel räumen und in einen neuen Zuständigkeitsbereich umziehen.
Hier wollen Leute eine neue Republik. Hierfür die Sarrazins verantwortlich zu machen, wäre zu kurz gegriffen. Kein Hahn würde nach ihnen krähen, wenn sie nicht von Medien in breiter Front als Gallionsfigur für eine nicht existierende schweigende Mehrheit herhalten müssten. Früher war das mal ein von der CDU/CSU gern gebrauchter Vorwurf, das jemand „eine andere Republik“ wolle. Jetzt höre ich da wenig Kritik … obwohl die gute alte Bonner Republik jeden Tag ein wenig mehr abgebaut wird.