Habt ihr gestern Abend die Ansprache der Bundeskanzlerin zur Coronakrise geschaut? Ihr Appell war einerseits eindringlich, von der »größten Krise seit dem zweiten Weltkrieg« sprach sie. Andererseits ist es mit netten Worten für Ärzte, Pflegekräfte oder Verkäuferinnen nicht getan. Es muss auch etwas unternommen werden, um all jene, die aufgrund ihres Berufes nicht die empfohlenen Abstände einhalten können und mit vielen Menschen in Kontakt kommen, besser zu schützen! Die Regierung und die Unternehmen müssen die Beschäftigten mit ausreichend Schutzkleidung ausstatten, ihnen mehr Pausen für Hygienemaßnahmen gewähren, sie regelmäßig auf den Coronavirus testen lassen, die Arbeitsplätze besser absichern – und sie sollten ihnen ab sofort eine Gefahrenzulage in Form eines Gehaltszuschlags von wenigsten 20 Prozent zahlen.
Während sie sich in ihren Berufen einem erhöhten Risiko aussetzen können wir anderen sie unterstützen, indem wir uns an die Maßnahmen zur Verlangsamung der Infektionsraten halten: Bleiben Sie zu Hause, halten Sie Abstand, tun Sie was möglich und nötig ist, um sich selbst und ihre Mitmenschen zu schützen.
Hoch her ging es in den letzten Tagen seit dem Wahldebakel in Thüringen. Nun hat es sogar CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur gekostet. Warum die Krise der CDU und anderer Volksparteien damit nicht beendet ist und was die Ursachen dieser Krise sind – darum geht es in dieser Email.
Außerdem freue ich mich auf die Premiere eines Kinofilms über mich und die Hintergründe und Hinterzimmer von Politik auf der Berlinale. Drei Jahre lang begleitete mich eine Filmemacherin durch den politischen und teilweise auch privaten Alltag.
Montag, 1.8.2016. Eifel. Liebe Linke! Ich dachte mir: ich schreibe Euch heute einfach mal. Ihr schreibt mir ja auch dauernd. Gemeint sind natürlich nicht nur „Linke“ in der Partei „die Linke“ – nach dem Umgang mit Frau Wagenknecht (einer Linken, die sich noch erinnert, was linke Politik einmal war: Politik des Kleinen Mannes) konnten alle nachlesen, dass „Solidarität“ in dieser Partei ein Fremdwort ist und wir wohl nur einen weiteren Diätenjagdverein hinnehmen müssen. Außerdem müssten wir uns noch darüber unterhalten, ob die SED-Reste in dieser Partei nicht „rechts“ zu nennen sind, Stechschritt der Armee und umfassende Bespitzelung der eigenen Bevölkerung war ja für uns im Westen 1945 zu Ende.
Wir haben ja einige Probleme momentan. Gute Zeiten für linke Politiker, Lösungen anzubieten. Krieg, zum Beispiel. Eventuell: richtig dicker Weltkrieg. Mit echtem Blut und Millionen Toten. Russland gegen Europa ist im Angebot oder Japan gegen China, beides mit den USA im Rücken. Ja, die stehen bei allem immer gerne hinter einem, da wird man weniger getroffen. Glaubt ihr nicht, das mit dem Krieg? Klar, Aufrüstung und Truppenverlegung in den Osten (in ehemalige Länder des Warschauer Paktes) geschieht nur zum Spaß.
Oder Wirtschaft: der Kapitalismus ist am Ende seiner Finanzierbarkeit angekommen, der Zinsdurst der Oberschicht ist so gewaltig, dass er die Wirtschaftskraft aller Länder aufsaugt, eine Bankenkrise jagt die nächste (auch die können Traumrenditen von 10 Prozent nur noch mit Tricks und Täuschungen – also Betrug – hinbekommen), die Staatsverschuldung erreicht schwindelnde Höhen – vor allem, weil der Kapitalismus nicht liefert – Arbeitsplätze zum Beispiel, Teilhabe an den Gewinnen oder auch nur Steuern. Wunderbare Zeiten für linke Politik, die das Volk dringend braucht. Und das Volk: steht hinter Euch, zu sechzig Prozent: es gab sogar eine linke Mehrheit bei der letzten Bundestagswahl – aber die linken Parteien (also: zwei davon) waren leider rechte Parteien, eine davon verrät ihre Wähler konsequent bei jeder Wahl und wird nur noch von Masochisten gewählt, die Lust darauf haben, verarscht zu werden.
Oder die Gesellschaft: Atom ist wieder Thema. Gott sein dank, denn: wir wissen seit 50 Jahren nicht, wohin mit dem Müll. Die Kosten für den Müll tragen die Bürger (also: wir alle), den Gewinn des AKW´s (den es ohne Kostenübernahme gar nicht gäbe) fahren nur ein paar wenige ein – dafür aber doppelt und dreifach. Direkt bei mir um die Ecke zerbröselt gerade so ein Altmeiler, es werden schon Jodtabletten verteilt (siehe Aachener Nachrichten). In Köln haben gestern 30-40000 Türken für den Herrn Erdogan demonstriert: für eine Politik der staatlichen Willkür, des Demokratieabbaus, des Bildungsverbotes und der Militarisierung – als „Gegendemonstranten“ hatten wir 250 „Rechte“ (siehe Spiegel): was deutlich zeigt, wie groß die echte, rechte Gefahr ist. Wir haben mit den Jobcentern einen Datenkraken der Ultraklasse, die schon mehr als jeden zweiten lebenden Deutschen erfasst haben (und damit mehr als zwei Drittel der arbeitenden Bevölkerng): da ist viel Arbeit für Linke, zumal der ganze Komplex „Arbeitslosigkeit“ wie ein Mühlstein am Halse der Gesellschaft hängt und offensiv fortgetragen wird – zum Beispiel durch „union busting“, dem professionellen Vernichten gewerkschaftlicher Strukturen.
Nun ja: Umwelt – war noch nie so ein richtig linkes Thema. Man war ja für den „Arbeiter“, also für die „Fabrik“, ohne die der Arbeiter gar keine Anteile am Gewinn fordern konnte. Die ganze SPD lebt noch von dieser Sicht, für die wir am Ende aller Tage 1,5 Planeten brauchen, um alle dementsprechend zu versorgen – und der Verbrauch wächst täglich. Übel, oder? Und eine ganze Armee von Ausbeutern will, dass es noch schlimmer wird. Dazu habe ich eine lustige Quelle gefunden, die uns erklärt, warum alle wollen, dass man sich ein Haus kauft (und baut – siehe Zen-Depot): Banken, Arbeitgeber, Staat, Bauindustrie, Anwälte, Notare, Energieberater (und andere) profitieren ganz gut von dem deutschen Eigenheimwahn – völlig abgesehen davon, dass so ein freistehendes Haus den „ökologischen Fußabdruck“ so sehr vergrößert, dass wir wegen ihm bald zwei Planeten brauchen.
Arbeit für Linke wäre genug da – aber: es hadert ja schon an der Definition was das eigentlich ist, „links“. Ältere Semester kommen da gleich mit „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ – nur können die jungen Menschen von heute damit nichts anfangen. Darum hat sich die Rosa-Luxemburg-Stiftung mal damit auseinandergesetzt (sogar mir Tips für die Gruppenarbeit, siehe Rosa-Luxemburg-Stiftung):
Davon ausgehend, können drei Dimensionen des Linken im Unterschied zum Rechten ausgemacht werden: (1) Unterstützung für den Sozialstaat vs. Forderung von mehr Marktfreiheit, (2) Forderungen nach weiterer Demokratisierung vs. Erwartungen an eine »starke Hand« und (3) Offenheit für abweichende Lebensentwürfe (Verhältnis zu Schwulen, Lesben als ein Indikator) und gegenüber Fremden (Juden, Moslems usw.).
Ein schöner theoretischer Ansatz – und der trifft nun auf eine echte, lebendige Welt, wo „Fremde“ (ist der Begriff nicht selbst schon rassistisch?) „abweichende Lebensentwürfe“ angreifen – was den deutschen Normlinken völlig aus der Bahn wirft und zum Schweigen bringt, weil seine Theoriemodelle versagen … so zum Beispiel wenn Muslime aus der Fremde Nudisten aus Deutschland „bedrohen. beleidigen und bespucken“ und ihnen die Ausrottung versprechen (siehe: Der Westen). Wie wollte ihr Eure Nudisten vor Euren Fremden schützen – mal ganz von dem grassierenden Antisemitismus im arabischen Raum abgesehen? Kompliziert, oder?
Doch damit nicht genug: als „abweichende Lebensentwürfe“ werden von jenen, die „abweichende Lebensentwürfe“ leben, inzwischen alle Lebensentwürfe außer den ihren angesehen: ein Absolutheitsanspruch, den man von ultrarechten Gruppierungen gewöhnt ist, weshalb ja alle „Abweichler“ gestraft (und letztlich vergast) werden. Doch doch: ich habe da was gefunden, bei der einflussreichen Heinrich-Böll-Stiftung (siehe gwi.boell.de):
Heterosexuelle sind homophob. Heterosexualität wird nicht von irgendeinem Gen an- und ausgeschaltet. Es ist ein kulturelles Konzept, das erst durch die Abwertung gleichgeschlechtlicher Liebe, Sex und Zuneigung entstanden ist. Ein feministischer Zwischenruf.
Der feministische Zwischenruf kommt von einem Mann, nebenbei bemerkt. Warum auch nicht. Er …. formuliert eine recht eigentümliche Theorie:
„Wann die Idee von einer „heterosexuellen“ Normalität in die Welt kam, ist schwer zu sagen. In Europa begann die katholische Kirche im 13. Jahrhundert massiv ihre Vorstellung von einer gottgewollten Sexualmoral zu propagieren. Diese orientierte sich damals zwar noch eher an den Praktiken (anal=schlecht, vaginal=gut), aber die Idee von einer „natürlichen“ und „widernatürlichen“ Sexualität war geboren. Sich neben der Ehefrau noch einen Liebhaber gönnen? Das endete im mittelalterlichen Europa oft mit dem Scheiterhaufen.“
Ein bischen Geschichtswissen außerhalb haltloser feministischer Theorien wäre hier vielleicht angebracht, etwas über die Lustknaben des alten Griechenland oder des alten Rom (oder die lustvollen Kelten), noch lieber wären mir einfachste Kenntnisse im Bereich Biologie, aus denen wir ableiten könnten, dass „hetereosexuelle Normalität“ vor 3500 Millionen Jahren als Konzept in die Tierwelt gebracht wurde, um Nachwuchs zu zeugen – und das geht mit Homosexuellen nicht. Die „Kirche“ kam erst 3499,999 Millionen Jahre später. Ja und wir sind – trotz alle Theoriefreude – auch so ein klein wenig Tiere, also … etwas abhängig von den Richtlinien der Mitwelt, die auf Reproduktion ausgerichtet sind. Man braucht hier auch gar nicht Minderheiten wie die katholische Kirche mit ihren Meinungen zu „natürlicher“ oder „widernatürlicher“ Sexualität als „Täter“ herbei zu ziehen, es reicht, wenn wir über im Sinne der Natur zwischen „effektiven“ und „uneffektiven“ – also das Leben forttragenden oder nur der persönlichen Lust dienenden – Lebensentwürfen unterscheiden. Platt gesagt: würde sich unsere Mitwelt entlang feministischen Wunschdenkens und halbgarer Theorienbildung entwickeln, wäre die Erde eine Wüste.
Aber unsere Stadtbewohner sind halt nicht nur was Nahrung angeht weit weg von der Realität, sie basteln sich auch sonst gerne ihre eigene, kleine Selbstlobwelt, in der sie selbst die Krone der Schöpfung, die Waffen-SS der Homosexualität sind. Undenkbar? „Schwul sein“ (ich hoffe, ich verstoße damit nicht wieder gegen eins der modernen Sprechverbote) ist keine politische Qualität – es gibt genug Nazis, die schwul sind. Schwule können KZ´s genauso betreiben wie „Heteros“, Lesben drehen nicht weniger geschickt den Hebel in der Gaskammer um – und aus der Annahme heraus, dass man sich selbst für etwas ganz besonderes, etwas besseres, weit über dem normalen Volk stehendem betrachtet – eine Art Superarier der verklemmten und total falsch entwickelten Männermenschheit – kann man auch schließen, dass die Lager zur Umerziehung der abnormen Heteros nur deshalb noch nicht stehen, weil die Elite der Schwulen noch nicht genug militärische Macht hat.
Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden, sagte Rosa Luxemburg, weil sie die ungeheure positive, belebende Dynamik sah, die sich aus dem Wettstreit der Gedanken ergeben konnte. Aber eine „starke Hand“ wie Rosa Luxemburg ist ja jetzt nicht mehr gewünscht, ihr wird „die Demokratie“ als Alternative entgegengesetzt, eine Demokratie, in der es normal ist, das Minderheiten Mehrheiten ihren Willen aufzwingen wollen … zudem ein ganz merkwürdiger Gegensatz, auch wenn sich die Begriffe im ersten Moment schön anhören enthalten sie doch gleichzeitig die Absage an alle linken Führungspersönlichkeiten.
Ach, liebe Linke: was rede ich da wieder. Sicher habe ich alles wieder falsch verstanden, sicher sind Kriege, Zusammenbruch der Wirtschaft, die anstehende Vernichtung von 18 Millionen Arbeitsplätzen, der laufende – rechtslastige – Aufstand der Abgehängten (siehe Welt), der nächste heftige Bankencrash (siehe Süddeutsche), die Abschaffung der Rente (ja, darauf läuft die Verlängerung der Lebensarbeitszeit für viele hinaus – zum Beispiel für meinen Vater, der nur 69 geworden ist, zu den Plänen siehe Süddeutsche), das komplette Versagen der deutschen Politik im Kampf gegen die Armut – was sogar zu einer fast vergessenen Rüge der Vereinten Nationen führte (siehe Süddeutsche), die systematische Fremdbestimmung politischer Parteien (siehe Nachdenkseiten zum Falle Sarah Wagenknecht, die das Potenzial hatte, eine gesellschaftliche Integrationsfigur und Kanzlerkandidatin zu werden … aber nun von Diätenjägern der eigenen Partei zum Teufel gejagt wird), natürlich weniger wichtig als die ständige Neuausrichtung einer feministischen Theorie, die auf weiter Flur versagt hat … wenn ich mir die soziale Stellung der Frau 48 Jahre nach der „sexuellen Revolution“ anschaue, ist man wohl beim eigenen Geschlecht nicht so überzeugend ´rübergekommen.
Ihr hättet ein reiches Betätigungsfeld – ich denke da nur an die Arbeiten zur Sexualökonomie von Wilhem Reich, die erschöpfend belegen, warum wir ganz viel von Sex reden – aber gar nicht mehr wissen, was das – außerhalb der Mechanik, die wir sportlich gut beherrschen – eigentlich mal war … und was mit uns geschieht (auch politisch), wenn die sexuelle Ökonomie ins Wanken gerät (worauf gerade mal wieder einiges hindeutet).
Aber was macht ihr? Ergötzt Euch daran, jede Woche neue Geschlechtsidentitäten zu erfinden, mit denen ihr eure zumeist wohlhabenden Eltern schockieren könnt – Arme haben da andere Probleme. Zum Beispiel … die Prostitution, die für die „Linksjugend-solid“ ja ein normaler Beruf ist – wozu sie sich einen beeindruckenden Kommentar eingefangen haben … von Prostituierten (siehe kritische Perspektive)
„Und ich kann mich nur wundern darüber, dass ihr den prostitutiven Akt als „Beruf“ und als „Dienstleistung“ bezeichnet. Sexualität ist der intimste Bereich eines Menschen, dürfen wir wenigstens den bitte behalten, oder müssen wir ALLES an uns verwerten und verkapitalisieren lassen, restlos? Seit wann tritt die Linke eigentlich als Verteidigerin des Verkaufs sämtlicher menschlicher Bereiche auf? Ihr bezeichnet Sex als Dienstleistung, als ließe er sich abtrennen vom Ich, vom Selbst, vom Körper, von der Persönlichkeit, als könne man ihn ablösen, hübsch verpacken, auf die Ladentheke stellen und dann kommt da so ein Typ, gibt mir 50 Euro und nimmt den Sex mit. Stellt ihr euch das so vor, ja? Ihr sprecht sogar von „miserablen Arbeitsbedingungen“, ja, meint ihr denn der Missbrauch, den wir erlebt haben und den so viele von uns immer noch erleben wird schöner wenn wir einen hübschen „Arbeitsplatz“, wie ihr es nennt, kriegen? „Arbeitsbedingungen“, was soll das? Unter welchen „Bedingungen“ wäre der Missbrauch, den die Freier uns antun, für euch denn okay? Oder seht ihr das gar nicht als Missbrauch und ignoriert das, was aus der Prostitution ausgestiegene Personen und auch die Traumaforschung so sagen? 68% aller Prostituierten haben eine PTBS, da haben wir noch nicht mal von Depressionen, Süchten, Borderline, Psychosen gesprochen. Meint ihr die kommen von den „miserablen Arbeitsbedingungen“, diese Sachen, oder wie? Jede Aussteigerin, die ich kenne, bezeichnet das, was sie erlebt hat in der Prostitution, als sexuellen Missbrauch. Dass wir diesen sexuellen Missbrauch geduldet haben oder dulden mussten, macht noch lange keinen Beruf daraus!“
Da steht noch viel mehr – und viele „Sexarbeiterinnen“ haben sich dem Brief angeschlossen – also jene, die kein eigenes Bordell haben, an dem sie gut verdienen. Ein engagiertes Schreiben, dass man ganz zitieren könnte – würde es hier nicht den Rahmen sprengen. Aber wie man sieht, ist es für „Linke“ kein Problem, wenn Geschlecht A Geschlecht B kaufen kann wie auf einem Sklavenmarkt – kein Wunder, wenn man sich eher darauf konzentriert, noch ein Dutzend andere Geschlechter zu erfinden.
Seltsam leise hingegen der Protest gegen Verschärfungen im sozialen Bereich – selbst wenn die dazu führen, dass „Ausländer“ schneller abgeschoben werden (siehe Taz). Nun – mit den echten Mächten und Gewalten dieses Landes legt man sich nicht gerne an. Dafür hat man andere Spielwiesen – wie die Amadeu-Antonio-Stiftung. Die haben jetzt einen äußerst bequemen Feind ausgemacht: „Hate Speech“. Dafür gab es mal wieder Geld vom Staat – und ein Vorwort von Heiko Maas (SPD). Gemeint ist die Amadeu-Antonio-Stiftung, die eine neue Broschüre herausgebracht hat (siehe Amadeu-Antonio-Stiftung).
Ja – „ungehobeltes Benehmen“ reicht nicht mehr aus, um die Zustände der Verrohung der deutschen Mittelschicht zu beschreiben, wir brauchen einen erstaunlich inhaltsleeren Kampfbegriff aus den USA, mit dem man nachher wild um sich schmeißen kann – je inhaltsleerer der Begriff, um so mehr Opfer kann er haben. Mit ihm kann man schön einen kleinen Seitenhieb auf „das Netz“ ausüben (kommt aber nicht auf die Idee, Straßen zu verbieten, weil dort auch Idioten unterwegs sind) und eine Broschüre füllen (siehe PDF):
„Hate Speech konkret zu definieren oder zu katalogisieren, ist kaum möglich, denn was Hate Speech ist, ist immer vom Kontext abhängig.“
Womit man die Arbeit an der Broschüre hätte einstellen können – wenn es nicht Staatsgeld dafür gegeben hätte. Ich hatte mich sehr gefreut auf diese Broschüre, doch … die größte Gruppe von Menschen, die Hassreden über sich ergehen lassen müssen, kommt darin nur in einem kleinen Nebensatz vor, nirgendwo liest man von den „Parasiten“ und „Schmarotzern“, vom „sozialverträglichen Frühableben“ … oder von den versuchten Hinrichtungen durch Streichung des Lebensunterhaltes der Arbeitslosen, auch werden ihre Enteignungen nicht thematisiert: immerhin – von den Geld, dass dieser Krieg gegen die Armen bringt, lebt auch die Stiftung. Deshalb hat man andere Feinde ausgemacht: Männerrechtsbewegungen. Der schlimmste Feind der Menschheit. Schlimmer als Krieg, Wirtschaftszusammenbruch und Verrohung des Mittelstandes. Die Opfer? „Feministische Aktivistinnen“ – einsame, missverstandene Heldinnen der Gesellschaft, die sogar mit „Stalking“ rechnen müssen … während nebenan der Arbeitlose wegen nachdrücklicher Verweigerung der im Prinzip verbotenen aber de facto existierenden Zwangsarbeit dem Tode durch Kälte und Nahrungsentzug entgegenhungert.
Ach ja – die Interviews zu dieser Broschüre wurden alle von Julia Schramm geführt. Julia Schramm? „Politikerin“ – so wird sie von den Medien genannt. Bekannt geworden ist sie durch ein äußerst peinliches Video (nein, verlinke ich hier nicht, es wirkt so, als ob große Mengen Alkohol oder ähnliches sich sehr negativ auf Aussehen und Sprache ausgewirkt haben), in dem sie versucht zu erklären, warum sie gerne Bomben auf Dresden werfen würde. Ja – ich habe das gerade noch gefunden (siehe Link bei Taz):
„Sauerkraut, Kartoffelbrei – Bomber Harris, Feuer frei!“
Kartoffel? Na: da habe ich doch in der Broschüre was gelesen?
„Entsprechend fallen abwertende Aussagen über Weiße (z.B. »Kartoffel«) nicht unter Hate Speech, da ihnen schlicht die gesellschaftlichen Konsequenzen fehlen.“
Nun – die Konsequenzen fordert die Interviewerin: man solle doch mit Bomben Brei machen aus Deutschen in Dresden. Was nur, wenn professionelle Psychopathen ihrem Aufruf folgen? Noch hat diese Form von Rassismus keine Konsequenzen – aber genau deshalb gibt es ja „hate speech“: um sie einzufordern.
Liebe Linke: „links“ – das war mal Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. „Freiheit“ heißt, dass Menschen sich ihre Geschlechtspartner selbst aussuchen dürfen, ohne als „homophob“ beschimpft zu werden, „Gleichheit“ bedeutet, dass auch „Rechte“ (also: CDU/CSU, FDP, SPD und der deutsche Arbeitgeberverband oder die Kirchen) ein Existenzrecht haben, „Brüderlichkeit“ heißt, dass man niemals aus Mitmenschen mit Bomben Brei machen möchte – mögen Sie nun eine andere Hautfarbe, ein anderes Geschlecht, eine andere Religion oder eine andere politische Meinung haben.
Darum meine Bitte: geht doch einfach nach Hause. Eure Eltern haben sicher ein Zimmer mit Gartenbenutzung für Euch, wo ihr den ganzen Tag neue Geschlechter erfinden könnt. Geht nach Hause, bevor ihr Menschen zerfetzt, die Euch nicht passen, Umerziehungslager für Heterosexuelle errichtet und mit neu erfundenen, inhaltsleeren Kampfbegriffen auf Menschen Jagd macht, die Euch kritisieren. Geht nach Hause, bevor Euer Wahn eine Größe erreicht, dass er wieder nach einer schwarzen Uniform giert, mit der ihr Euren Hass auf die Welt nach Außen tragen könnt – wie wir schon mal erleben durften.
Und wenn ihr gegen „hate-speech“ etwas unternehmen wollt, kenne ich einen einfachen Weg: hört auf, ihn zu benutzen.
Auch weiße, kinderliebende Männer haben ein Recht auf Existenz: selbst dann, wenn Euch das gewaltig gegen den Strich geht. Denkt einfach an die Worte des Heiko Maas, der die Broschüre bezahlt und ein schönes Vorwort geschrieben hat:
Und immer schön die Videos von der Dresdner Sozialwacht anschauen.
Samstag, 4.1.2013. Eifel. Unsere Zukunft wird heute geschrieben. Gerade jetzt. Hier und heute wird festgelegt, wie wir alle morgen leben werden. Da ist kein Zufall, keine Bestimmung, kein göttliches Schicksal – das ist allein menschliches Handeln aufgrund von menschlichem Willen, menschlicher Intelligenz und menschlicher Absicht. Wollen Sie in Zukunft Frieden, Gerechtigkeit, Wohlstand dann investieren Sie in Bildung und Aufklärung, Wissen und guter Laune, leistungsgerechter Bezahlung und niedrigen Preisen. Wollen Sie etwas anderes, dann investieren Sie in Waffen, Zwang, Dummheit und schlechter Laune. Einfach gesagt, lassen Sie uns mal näher hinschauen:
Unser Kommentator Helmut1 hat kürzlich einmal etwas zum Verdienst eines LKW-Fahrers geschrieben, was mir im Gedächtnis geblieben ist: 4000 – 5000 Euro monatlich würde der bekommen, wenn man frühere Verdienste in diesem Bereich auf die heutige Zeit übertragen würde. Das wäre doch was, oder? Gerecht wäre es allemal, dann wer zu lange im Auto sitzt, dem geht es bald wie mir: der Rücken bricht, das Leben ist dahin. So ein Gehalt als Durchschnittsgehalt (im Büro müßte man sich – auch als Investmentbanker – mit 3000 – 3500 Euro zufrieden geben): das wäre doch schon was. Vom Mindestlohn wird da keiner mehr leben wollen, denn der ist – genau berechnet – sehr bescheiden angelegt. JennyGER hat das mal „für sich durchgerechnet“ (siehe Neopresse):
Würde ich mit Steuerklasse 1 und ohne Kinder diesen Bruttolohn bekommen, dann hätte ich ein Netto von 991,53 Euro (nach GEZ und Kirchensteuer). Was soll ich mit 991,53 Euro? Ich bezahle 580 Euro Miete (warm), fahre ein Auto (ca. 200 Euro) und habe Internet sowie einen Handy bzw Telefonvertrag (ca. 60 Euro). Strom bezahle ich ungefähr 70 Euro im Monat. Damit blieben mir zum Leben gerade noch 81,53 Euro pro Monat.
Das ist dann immer noch weniger als der Hartz IV-Satz – aber das liegt ja auch an dem exorbitanten Luxus, den sich Jenny noch gönnt: große Wohnung, Auto, Handy und Strom. Würde sie darauf verzichten, hätte sie mehr als Hartz IV.
Eine Riesendebatte bei uns, dieser Mindestlohn, dabei kommt er im Gegensatz zu früher einer Armenspeisung gleich. Diese Lohnentwicklung ist bei etlichen Arbeitgebertagungen, politischen Gesprächsrunden und Managerschulungen beschlossen worden, Hintergrund war die strategische Entscheidung, zukünftig nicht mehr Arbeitsleistung als Grundlage des Wirtschaftsgeschehens zu honorieren, sondern Kapitaleinsatz: „Share Holder Value“ war geboren und zieht seitdem erfolgreich durch die Welt: Geld bekommt nur noch der, der schon vieles hat. Wer keins hat, braucht Lotto, um welches zu bekommen – mit Arbeit läuft da nichts mehr.
Mit dem Share Holder Value kamen die Rechenkünstler, die sich auch heute noch künstlich reich rechnen – in ihrem weltweiten von Staatsmacht und Partei geschützten Wettbüro. In ihrer Rede zur Regierungserklärung der schwarz-roten Koalition hat Sarah Wagenknecht erwähnt, dass die deutsche Bank mit Derivaten im rechnerischen Wert von 60 Billionen Euro herumspielt, Wallstreet-online erwähnt eine US-Bank, die 75 Billionen jongliert – kein eigenes Geld, sondern nur künstlich errechnete Ansprüche auf Waren und Dienstleistungen. Dieser US-Bank gehört allein schon mehr als die ganze Welt, denn deren BIP lag 2013 nur bei 73 Billionen.
Gesund kann dieser Tanz auf dem Vulkan nicht sein – aber Millionen verdienen Millionen daran, weshalb die Basis dieses kranken Systems breiter ist als die des Feudalismus.
Denken Sie jetzt mal eine Weile daran: SIE wären einer jener Nutznießer der Geldschwemme – wie würde das Ihr Denken verändern?
Hätten Sie nicht – langsam und ganz leise – ein wenig Angst vor dem Zorn der Mitbürger, die in den reichsten Ländern der Welt auf der Straße verhungern? Wäre es Ihnen nicht genehm, wenn da mal jemand etwas gegen unternehmen würde – gegen die vielen Loser, Versager, Schmarotzer, gegen die Milliarden Kosten auf zwei Beinen?
Die Reklame zu dem Film „Noah“ berührt dieses Thema aktuell wieder, 7 Milliarden Menschen lebten auf der Welt – wie viel geht noch? hieß es da sinngemäß mit einem Seitenblick auf die Sintflut.
Welcher SUV-Fahrer, der sich täglich über die Flut der „Winz-Mobile“ um sich herum aufregt, fühlt da nicht eine Erregung der Erleichterung, dass da jemand (am besten GOTT) einfach mal wieder die Klospülung betätigt, um die „viel zu vielen“ zu entsorgen?
Und es wird ja auch mit Hochdruck daran gearbeitet, die Welt für die Reichen sicherer zu machen. Schauen wir mal in die FAZ:
Die Forscher veränderten das Erbgut der Viren künstlich so, dass die Erreger neue Eigenschaften annehmen. In dem Fall Fouchiers und Kawaokas ging es darum, dass man die Vogelgrippeviren H5N1, die in sechzig Prozent der Infektionen beim Menschen tödlich verlaufen, ansteckender macht. Bisher nämlich sind in der Natur keine Virenvarianten aufgetreten, die sich so leicht von Mensch zu Mensch übertragen wie das etwa bei Vögeln möglich ist. Es gibt eine biologische Schranke. Und diese Grenze haben die beiden Forschergruppen um Fouchier und Kawaoka an Experimenten mit Frettchen im Hochsicherheitslabor überwunden, indem sie ganz gezielt und systematisch versucht haben, Mutationen ins Virengenom einzuführen, die das Ansteckungsrisiko erhöhen.
Wer finanziert solche Studien – und mit welcher Absicht werden sie durchgeführt? Diese Fragen würde ich gerne beantworten, doch dafür fehlt mir das Geld. Als Reicher sähe ich jedoch einen kleinen Hoffnungsschimmer am Horizont: Auto und Haus haben selbstverständlich proaktive Biowaffenfilter (Ihres nicht? Wohl nicht reich genug, was?).
Übrigens: auch im Labor sind solche Experimente nicht ungefährlich:
Aus den Vereinigten Staaten jedoch sind den Autoren zufolge den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) zwischen 2003 und 2009 396 „potentielle Freisetzungen aus Hochsicherheitslaboren“ bekannt geworden. In Asien waren Infektionen mit Sars-Viren auf die Verschleppung von Laborerregern zurück zu verfolgen. „Unfälle passieren – selbst in Hochsicherheitslabors“, heißt es in dem Brief.
Wissenschaft und Technik bauen im Auftrag der „Master of the Universe“ Massenvernichtungswaffen, weil sie selbst sehr gut daran verdienen. In den USA geht das noch leichter. Dort wohnen ja auch die meisten Reichen – und die haben ein besonderes Interesse an Robotern, wie sie der Spiegel beschreibt:
„Generell entwickelt sich die Forschung weg von automatischen Systemen, die menschlicher Kontrolle bedürfen, hin zu autonomen Systemen, die ohne menschlichen Einfluss entscheiden und reagieren“, heißt es in dem Bericht. Solche Programme gebe es auch in der US-Luftwaffe, der Armee, der Marine und bei der Pentagon-Forschungsabteilung Darpa. Autonome Systeme, schreiben die Autoren des Berichts, werden eines Tages „allgegenwärtig“ sein.
Eine Armada von fliegenden Killern – gesteuert vom PC meines Einfamilienhauses aus. Wie der Lagerkommandant des KZ könnte ich jeden Loser abknallen, der meiner Minidrohne vor die Rohre läuft – wie cool. Millionen „Gamer“ trainieren das gerade.
Gerade in den USA wird auch die geistig-religiöse Grundlage für den neuen Holocaust gelegt, ebenfalls Spiegel:
Religiöser Fundamentalismus ist unter weißen Amerikanern am stärksten verbreitet, und hier besonders unter den sogenannten Evangelikalen: 64 Prozent aller weißen Anhänger dieser protestantischen Kirchen glauben der Bibel aufs Wort.
Man merkt: dort ist Religion eine Frage des Marketing, Inhalt ist völlig egal. Niemand würde innerhalb der großen Kirchen auf die Idee kommen, die Bibel ernsthaft wörtlich zu nehmen (es sei denn, man hat gerade für einen Moment einen persönlichen Vorteil davon – sind halt auch keine Heiligen, die Kirchenleute. Sie leben nur von denen, die heilig waren), dafür hat der Staat ja das Theoligiestudium geschaffen, um kritischen Geist auch in religiösen Fragen zu erhalten.
Was nun schlimm ist an diesen (zumeist reichen) Fundamentalen: die glauben auch die Offenbarung des Johannes, für die muss Israel untergehen – und errettet werden nur 144 000 Menschen weltweit. Die haben dann alles Recht der Welt, mit Viren und Kampfrobotern im Namen Gottes eine der Sintflut nahe kommende Säuberungsaktion durchzuführen, damit Jesus wiederkommt.
Wahnsinnig? Ja. Bibel wörtlich nehmen ist gemeingefährlich – und falsch, wie jede Begutachtung eines schriftlich überlieferten Textes ohne Rücksicht auf das historische Umfeld, in dem er entstand und die persönliche Motivation und Lebenslags des Autors, der sie verfaßt hat. Die Autoren der Bibel kennen wir oft sogar dem Namen nach, – ein „Gott“ ist nicht darunter.
Aber hier muss ich jetzt sehr vorsichtig werden, um nicht in die Gefahr zu geraten, Atheist geschimpft zu werden. Das wird nämlich in Zukunft in Europa strafbar sein. Gut – Atheismus oder Antitheismus ist eine Beleidigung jeden freien Geistes und seiner demokratischen Grundkultur – nicht weniger schlimm als die protestantischen Bibelfürsten, die die Welt mit Feuer und Schwert reinigen wollen (und auch gerade – zufällig – viele von den „ungläubigen“ Moslems eleminieren), aber verbieten sollte man ihn auf keinen Fall: wir haben Religionsfreiheit. Außerdem war es eine der großen Leistungen der Philosophie, dass sie den Atheismus entwarf – vor 3000 Jahren – um den Gottkaisern der Menschheit die Grundlage zu entziehen.
Nun – vielleicht kommen die Gottkaiser gerade wieder und wollen ihre Position jetzt durch „Toleranzzwang“ heilig sprechen. Der wird in der EU gerade vorbereitet, siehe Heise:
Ein bislang unbeachtetes Europäisches Rahmenstatur zur Förderung der Toleranz sieht in Sektion 2e vor, dass die EU „konkrete Maßnahmen“ ergreift, um Rassismus, Vorurteile nach Hautfarbe, ethnische Diskriminierung, religiöse Intoleranz, totalitäre Ideologien, Xenophobie, Antisemitismus, Homophobie und „Anti-Feminismus“ zu „eliminieren“. Der letztgenannte dieser Begriffe stößt unter anderem deshalb auf Kritik, weil es sich beim Feminismus um keinen der genetisch oder kulturell determinierten Gruppenmerkmale handelt, sondern um eine politische Ideologie. Hätten die Verfasser des Papiers gewollt, dass nicht die Kritik am Feminismus, sondern an Frauen als Gruppe eliminiert werden soll, dann hätten sie den Begriff „Misogynie“ verwenden müssen.
Atheismus ist religiöse Intoleranz pur – dem Gläubigen wird per se ohne den geringsten Beweis Geisteskrankheit unterstellt … kein freundlicher Akt, sondern ebenfalls brandgefährlich. Aber vor diesem Hintergrund lassen sich schön Weltuntergangsviren und Massenvernichtungswaffen ersinnen … ist ja eh´ alle egal, Hauptsache, es wird gut bezahlt.
Xenophie und Homophobie sind nebenbei bemerkt emotional gesteuerte Positionen. Auch der Homophobe hat ein Recht auf Existenz, ebenso der Xenophobe, beide haben auch das Recht darauf, ihre Meinung zu haben. Ebenso dürfen Juden andere Religionen ablehnen, wie Christen den jüdischen Weg als Irrweg ansehen dürfen. Grundlage unserer Gesellschaft ist aber, dass wir darüber miteinander reden … und nicht „eliminieren“.
Mir als Superreichen jedoch wäre die Diskussion zuwider. Der menschliche Abschaum soll sich zanken und streiten, damit ich meinen Lebensraum erweitern und seinen weiter einschränken kann. Sybille Berg hat dazu im Spiegel eine Neujahrsansprache geschrieben, die schon jetzt für mich zu den besten Veröffentlichungen dieses Jahres gehört:
Es steht zu vermuten, dass nur mehr ein paar Prozent der Menschheit ihren Reichtum vermehren, ihre Position ausbauen können. Und wenn Sie gerade meine Kolumne lesen gehören Sie eventuell nicht dazu. Gewinner lesen nicht selber. Sie haben keine Zeit für Unwichtiges. Statt zu glauben, dass Wunder geschehen, dass es uns wieder so gehen könnte wie der Mehrheit vor uns, mit soliden, lebenslangen Arbeitsverhältnissen, Eigenheimen, guter Ausbildung der Kinder, genug Platz im öffentlichen Verkehr, finden wir uns also besser mit dieser Zeit des Überganges in eine ungewisse Zukunft ab. Oder wir kämpfen. Aber gegen wen nur?
Immer, wenn die Zeiten spürbar anstrengender werden, um nicht direkt von schlechter zu reden, hilft es den wenigen Prozent der Gewinner, wenn sich die Arbeiterklasse, die heute Angestelltenklasse heißt, bekämpft. Das lenkt so hübsch ab. Verteilungskämpfe, getarnt als Kampf um Tradition, Religion. Wer sich bekriegt, streikt nicht. Wer den anderen Verlierer hasst, hasst den Gewinner nicht. Klingt einfach, ist es auch.
Wir führen Stellvertreterkriege. Gegen arme Zuwanderer, gegen Randgruppen, gegen die Schwächeren. Vielleicht nicht Sie, es sind ja immer die Anderen, haben den Feind gefunden. Er ist Asylant, oder Osteuropäer, er ist homosexuell, männlich oder weiblich.
Oder einfach nur arbeitslos – der dämlichste aller Stellvertreterkriege.
Was könnte die LINKE erreichen, wenn Sie sich – wie Sarah Wagenknecht in ihrer oben erwähnten Rede – dem Papst anschließen würde? CDU/CSU würden plötzlich ihre Exisenzgrundlage verlieren. Geht aber nicht: weiten Kreisen der Linken ist der Kampf gegen die Kirche wichtiger. Eine Allianz gegen die Reichen zu schmieden, scheint unmöglich – wozu auch: im Rahmen einer erzwungenen Toleranz werden wir auch lernen müssen, mit ihrem Reichtum zu leben.
Die Reichen selbst jedoch … bereiten sich auf eine andere Zukunft vor, eine Zukunft, in der der Mensch auf jeden Fall der Feind ist, siehe Focus:
140 Meter tief in einem arktischen Berg auf Spitzbergen in Norwegen liegt ein Schatz – allerdings ein recht ungewöhnlicher: Dort sammelt der Welttreuhandfonds für die Vielfalt von Kulturpflanzen Samen aus aller Welt, um ihr Aussterben zu verhindern – und im Fall einer globalen Katastrophe die Ernährung der Menschheit zu sichern, so heißt es. Bis zu 4,5 Millionen Samenproben, das sind etwa 95 Prozent der gefährdeten Nutzpflanzen, finden in dem Bunker Platz.
Wir erfahren in dem Artikel, dass der Tresor im Falle eines nuklearen Weltkrieges nutzlos sei … aber warum brauchen wir ihn dann? Gut – als Schutz gegen Monsanto, deren Genexperimente eine Lebensgefahr für die ganze Menschheit darstellen … gut, dass man im Geheimen dann noch echtes Saatgut hat, um die Welt wieder aufzubauen, wenn sie dereinst zerstört ist.
Wie aber sollte sie zerstört werden, wenn nicht durch die Kraft des Atoms?
Die Reichen wissen schon, was uns droht – hier aus einem Artikel der FTD, zitiert bei global-4wards:
Widrige Umstände wie überschuldete Bauern und unter steigenden Nahrungspreisen leidende Konsumenten in Entwicklungsländern? Wenn trotzdem weiter teure Monsanto-Produkte gekauft werden, muss die Abhängigkeit schon groß sein. Vom Lizenzprodukt Saatgut des Quasimonopolisten. Die Finanzkrise ist ein laues Lüftchen gegen das, was sich im Agrarsektor anbahnt.
Da kommt etwas ganz Gewaltiges auf uns zu. Es wird die Erde in eine Wüste verwandeln, aber danach folgt – für einige Auserwählte – das Paradies mit frischen Saatgut aus dem Milliardärstresor.
Fliegende Kampfroboter werden Kritiker im Namen der Toleranz eliminieren – wobei vor allem die Tolerierung der Gottgleichheit des Reichen gemeint ist. Wo das Saatgut nicht ausreicht, werden Viren ausgesetzt, um eine genehme, „ausreichende“ Population sicher zu stellen: ich kann auch schon sagen, wie viele es werden: 144 000. Mehr will Gott nicht – meint die einflußreichste Kaste innerhalb der letzten Supermacht der Erde.
Aber wir machen uns Sorgen um Armutseinwanderung durch Roma, um Kirchensteuer, Homophobie in Russland oder die alberne Frauenquote, die an sich kein Problem löst, sondern nur etwas Kosmetik darstellt … so als seien Frauen von sich aus so dämlich, dass sie ohne männliche Quote nichts erreichen könnten.
Große, von Killerrobotern beschützte Landsitze in einem Naturparadies der 144 000 – diese Zukunft haben wir fest im Blick. An der wird mit Hochdruck gearbeitet, für die zahlen wir alle schon jetzt – durch Lohnverzicht. Diese Zukunft scheint uns zu gefallen – weil wir alle was Besseres zu tun haben, als sie zu verhindern.
Montag, 9.9.2013. Eifel. Ein fieser Tag – wie jeder Montag. Seltsam, dass der Montag so einen Ruf hat, oder? Immerhin leben wir in einem Land, in dem Arbeit heilig ist, heilig zu sein hat. Arbeit – in christlichen Zeiten ein Fluch des Gottes und auch in außerchristlichen Bereichen wegen Schmerzen, Langeweile und Stumpfsinnigkeit nicht sehr geschätzt – ist Lebenssinn geworden. „Frieden ist Krieg“ – so tönen die Propagandatrompeten der Neuzeit, „Arbeit ist Lust“. Niemand würde es wagen, in der Öffentlichkeit zu behaupten, dass Arbeit Scheiße ist (äh, doch, ich. Aber das ist schon eine Weile her und ich bin dafür auch ordentlich geschimpft worden). Doch was sehe ich Montagmorgen? Oder schon den ganzen Sonntag? Lauter Leute, die jammern und klagen, dass die Tretmühle schon wieder losgeht – egal ob in Firma oder Behörde. Was für eine Beschisskultur – um es mal deutlich zu sagen. Feiern gigantische „thanks-god-it´s-friday-Partys“, aber finden Arbeit natürlich supercool, können sich eine andere Existenz als die des „workoholic“ gar nicht vorstellen – jedenfalls nicht offiziell. Wieso werden Arbeitslose eigentlich mit solchen hasserfüllten, niederträchtigen Schmähungen überzogen, wenn doch Arbeit ein so toller Wert ist? Mitleid müsste man mit ihnen haben, dürfen sie doch nicht teilhaben an einer solch´ tollen hocherotischen Arbeitswelt! Die Realität ist: Neid ist das hauptsächliche Gefühl, das Arbeitslose erzeugen. Die haben Zeit, sitzen den ganzen Tag mit Bier vor der Plasmaglotze und fühlen sich pudelwohl! Na, da muss ja nach Hitler gerufen werden, der endlich mal richtig aufräumt. Dabei muss man viel eher mit den eigenen Lebenslügen aufräumen – doch dafür ist man zu feige, zu ängstlich, würde das doch bedeuten, sich gegen die offiziell von Kreisen der Politik und Wirtschaft gewünschten Ansichten zu stellen.
Woher ich diese Gedanken habe? Von Sarah Wagenknecht – also, von meinem Eindruck von ihrem Auftritt. Sie sprach am Samstag in Aachen – und ich war da. War ein Fehler, mein Rücken erlaubt solche Experimente nicht. Aber ich habe etwas dazugelernt: so was rechtfertigt jeden Schmerz. Ich habe eine tolle Rede gehört, habe Zahlen gehört, die auch die SPD und CDU vor sich hertragen. Das hat mich schon mal verblüfft – hatte ich doch selber Zahlen ausgegraben, die die offiziellen Propagandazahlen Lügen strafen. Rechne ich nach strengen Maßstäben durch, dann komme ich locker auf eine Arbeitslosigkeit von über sechzig Prozent. Das korrespondiert auch mit den Datensätzen der Jobcenter: 42 Millionen Menschen sind dort schon registriert: bei 40,5 Millionen Menschen, die überhaupt irgendeine Form von Arbeit haben, fand ich das erschreckend viel. Warum erwähnt man das nicht bei den Linken?
Noch weiter verwundert hat mich der Gebrauch des Begriffes Arbeit. Was wurde da gejammert und geklagt über mangelnde Arbeit, über die vielen Menschen, die zu wenig an diesem kostbaren Gut teilhaben konnten. Ich schaute mich um, sah meine Mitmenschen an, sah ihre zerschlissenen Schuhe (da achten die wenigsten drauf – ist ja auch ziemlich weit unten und ziemlich weit weg vom Kopf), ihre selbst geschnittenen Frisuren (ja, das sieht man), ihre verfaulten Zähne (Praxisgebühr hatte halt doch Folgen – und den Eigenbeitrag für´s Porzellaninlay kann man von Billiggehältern nicht bezahlen) oder ihre Kleidung, die deutliche Zeichen des Verfalls trug: ich wusste sofort: die brauchen GELD, nicht ARBEIT. Arbeiten können die doch gar nicht mehr. Arbeit zu bekommen ist nicht Ergebnis intensiven Wunschdenkens, nicht Folge großer Gebete zum Universum oder Konsequenz eines ominösen „Secret“ (hierzu folgt an anderer Stelle mehr) sondern die Entscheidung eines Personalverantwortlichen! Erschreckend, oder? Ist bei den Jobcentern und Politikern kaum bekannt – aber für die Arbeitslosigkeit in Deutschland tragen Personalverantwortliche die Hauptverantwortung: NIEMAND ANDERS stellt in Deutschland Menschen ein. Ihre zumeist von der Fernsehwerbung verwöhnten Anschauungen, wie Mensch auszusehen hat, kann – dank Bundesregierung – KEIN ARBEITSLOSER GERECHT WERDEN!. Ist einfach viel zu teuer, dieser ganze Bluff.
„Ordentliche Kleidung“ kostet schon etwas. Ein guter Anzug, italienische Schuhe und Hemden, Socken aus Dänemark – da ist schnell ein gebrauchter Kleinwagen zusammen. Ja, ich war auch mal personalverantwortlich und weiß, worauf man achten muss. Habe ich mühsam gelernt. Da hat man Richtlinien zu erfüllen, sonst ist man selbst schnell draußen: Mitarbeiter sollten (und das wird gerne arbeitsvertraglich so festgehalten) so aussehen, dass sie ohne große Umkleidungsaktionen umgehend im Fernsehen auftreten können. An diesem Menschenbild arbeiten die Medien konzentriert mit (ja, auch Martin Sonneborn von der PARTEI).
Und wer hält sich alles daran?
Alle.
Einfach mal in die Einkaufszonen der Republik schauen – oder in den deutschen Bundestag. So uniformiert ist sonst nur die Bundeswehr oder andere Karnevalsvereine. Vergeblich sucht man die langhaarigen Männer in Jesuslatschen oder die vollbärtigen Marxjünger, der Bundestag sieht aus wie ein großer Verein in Firmenkleidung, man fühlt sich wie bei einem Besuch bei McDonalds – und kriegt auch ähnliche Qualität serviert. Denen soll ich abnehmen, dass sie unterschiedlicher Meinung sind, für unterschiedliche politische Entwürfe stehen? Sie demonstrieren doch ihre politische Richtung jeden Tag! Ja – Kleidung ist auch Kommunikation, ist auch Botschaft – soll ein Zusammengehörigkeitsgefühl ausdrücken.
Man kann das auch noch präzisieren: welche Botschaft drückt denn ein feiner Anzug aus?
„Ich mache mir die Hände nicht mehr schmutzig. Ich habe es geschafft, ich bin was Besseres!“.
„Was Besseres“ stellt man dann auch gerne ein, man erhofft sich davon, damit ein Stück des repräsentierten Erfolgs kaufen zu können.
Aber wie steht „was Besseres“ zum Thema Arbeit? Nun – in so einem Anzug kann man nur wenig mehr tun als repräsentieren. Kranke oder Alte pflegen, mit Kindern spielen, den Acker bestellen oder Nudeln verkaufen geht damit nur schlecht, wäre auch schade um den guten Stoff. Noch nicht mal im Büro taugt er zur Tat – eigentlich ist er das Signal: „ich kann nur auf Kosten anderer gut leben – und habe Spass wie Bolle dabei“.
Nun – Sarah Wagenknecht hatte keinen Anzug. Sie war außerordentlich mutig und trug ein Kostüm, mit dem sie auf einem Sektempfang in einem Nobelgeschäft der Düsseldorfer Köngisallee oder einer Tagung der deutschen Pharmaindustrie nicht sonderlich aufgefallen wäre. Den Mut hat die deutsche Bundeskanzlerin nicht, sie traut sich nicht aus ihrem Hosenanzug.
Politiker haben ja auch generell nicht viel mit Arbeit zu tun, darum nennt man sie ja auch „Abgeordnete“. Sie sind aus der normalen Arbeitsordnung entfernt worden, um die politischen Geschäfte einer Gemeinschaft zu erledigen. Dass könnte man natürlich auch tun, ohne sich mit den Statussymbolen einer bis ins Mark dekadenten Oberschicht zu schmücken – aber dies ist ein freies Land, weshalb sich unsere Abgeordnete anders entschieden haben und beim Tanz ums Goldene Kalb ganz besonders schräge Figuren auf dem Parkett zeichnen.
Das gilt leider auch für die „Linken“. Wir sollten trotzdem froh sein, dass es sie gibt, denn nach sechzig Jahren Filz, Netzwerken und Korruption hat auch der allerletzte Depp begriffen, dass man im Prinzip nur die Wahl für einen Flügel der großen deutschen Einheitspartei SCFUDDP (Sozialchristlichfreie Union der deutschen demokratischen Parteien) hat: entweder für Angela Merkel (Kanzlerin der großen Koalition) oder Peer Steinbrück (Finanzminister der großen Koalition), deren Programme sich noch am deutlichsten durch die Wahl der Papierqualität unterscheiden, auf denen sie gedruckt sind. Inhalte sind ja auch – siehe Wahlplakate – kein Thema.
Mag man die große Koalition der SCFUDDP nicht, wohnt man definitiv im falschen Land.
Klar, man kann die Linke wählen … aber wer moderierte den Auftritt von Sarah Wagenknecht? Eine „lustige Frau“, eine Komödiantin, gekleidet in der Uniform der deutschen Hausfrau der sechziger Jahre. Sollte wohl lustig sein (war es auch – stellenweise), doch dem politisch interessierten Bürger störte das sehr, war es doch gleichzeitig eine deutliche Verunglimpfung des einfachen Bürgers, der schon allein in seinem (perfekt imitierten) Aussehen unglaublich lächerlich wirkt im Vergleich zu dieser Ikone der Linken.
Nun – diese lächerliche Gestalt aus dem einfachen Volk war auch äußerst devot und demütig der großen Ikone der Linken gegenüber: wie es sich gehört, wenn Herrenvolk sich unter Urnenpöbel mischt.
Als Nachdenkmagazin blickt man natürlich auch gerne hinter die Kulissen – auch wenn man selbst nicht besser aussieht als das Publikum und sich schon denken kann, dass man mit der Kluft nicht sonderlich gut ankommt bei den oberen Zehntausend.
Hinter der Bühne wartete – neben dem üblichen Sicherheitspersonal und der Polizei – eine riesige schwarze Limousine mit Berliner Kennzeichen, die hinteren Scheiben so getönt, dass der Pöbel den Fahrgast nicht weiter wahrnehmen konnte. Hier stieg Sarah Wagenknecht ein – und verschwand.
Mit „Arbeit“ kann man eine solche Limousine nicht bezahlen. Ein seltsames Bild – und angesichts der Rede und des Umfeldes eine seltsame Botschaft. Ich fühle mich ein wenig wie im Kabarett – obwohl diese Wirkung natürlich nicht beabsichtigt war. In Wirklichkeit hatte sich niemand Gedanken gemacht, wie ein solches Bild wohl beim Volk ankommt – woraus die direkte Botschaft kommt, dass der Eindruck, den man beim Urnenpöbel macht, sowieso keine Rolle mehr spielt.
Nicht, das wir uns falsch verstehen. Sarah Wagenknecht ist kein sonderlich herzlicher Mensch – aber sie hat sich große Mühe gegeben, in Kontakt mit dem Publikum zu kommen. Sie hatte neben der Bühne Zeit für ein paar enthusiastische Fans und verteilte auch hinter der Bühne noch Autogrammkarten. Das ist für einen Kopfmenschen eine große Leistung, die andere nicht in diesem Ausmaß geleistet hätten.
Was mir aber nicht aus dem Kopf gehen wird, ist das Bild mit der Limousine … und der Umgang mit dem Wort „Arbeit“.
Wir brauchen keine Arbeit. Alle finden Arbeit lästig und ungut, weshalb sie auch immer häufiger von Maschinen gemacht wird, die Wissenschaftler und Ingenieure direkt im Auftrag der Konzernleitung entwickeln, um die lästige Abhängigkeit von Arbeitern los zu werden.
Es ist eine Lüge, dass Arbeit gut, edel und schön ist: und das demonstrieren mir die Deutschen jeden Montagmorgen. Da gibt es keine Freudenschreie, keine großen Partys, die schon um fünf Uhr stattfinden, weil man es gar nicht erwarten kann, um neun Uhr endlich im Büro zu sein. Freitagnachmittag … ja, da wird schon mal gefeiert. Manchmal sogar ziemlich lange. Aber Montag?
Einfach mal am Sonntagabend durch Facobook stöbern und sich die Klagen der Bürger über den Wochenanfang anhören … da weiß man schon genug.
Was man aber auch weiß (und dies hat Frau Wagenknecht auch deutlich beschrieben): das Volk ist schon zu sehr eingeschüchtert, um sich selbst die Wahrheit einzugestehen.
Einfach mal direkt auf Menschen zugehen und sie nach ihrer Meinung zum Thema Arbeit fragen: was kommen da nur für seltsame Verrenkungen. Alle finden es supertoll, dass es so etwas wie Arbeit überhaupt gibt, etwas Schöneres kann man sich im Leben gar nicht vorstellen.
Warum spielen dann immer mehr Leute Lotto? Warum dieses Theater um den Montag? Wobei genau wird da eigentlich gelogen?
Warum gelogen wird, kann ich sagen: man hat Angst vor dem Jobcenter. Man stelle sich mal vor, man würde arbeitslos und der Sachbearbeiter hätte Aussagen zum eigenen Verhältnis von „Arbeit“ vor sich liegen. Sofort könnte man sich eine Sanktion einhandeln, weil die eigene Einstellung einer erfolgreichen Arbeitsaufnahme im Wege steht: sofort reagiert der Staat mit dem Entzug der Lebensgrundlagen und droht so mit Gewalt, die den Tod billigend in Kauf nimmt.
Deshalb jubeln alle über Arbeit: öffentliche Jubelverweigerung kann ganz schnell zum Tode führen.
Die Menschen wissen das. Sie wissen auch, welche Macht dieses System Arbeitgebern in die Hände gibt: sie werden auf einmal mittelbar Herren über Leben und Tod, die Nähe zur Leibeigenschaft ist unverkennbar.
Hätte man darüber nicht auch mal reden müssen – als „Linke“?
Immerhin: ich rede ja auch darüber.
Worüber ich mich noch ein wenig wundere, ist, dass es den Sonntag überhaupt noch gibt. So hocherotisch wir Arbeit nun mal ist, müssten doch alle seine Abschaffung fordern.
Na, das wird sicher noch kommen.
Ich warte dann auf die Partys, die dann stattfinden werden, weil endlich noch ein lästiger, langweiliger, unproduktiver Tag der unbegrenzten Arbeitslust zur Verfügung gestellt würde: das gibt sicher spontane Massendemos auf den Straßen zum Lob der Regierung, die sich an diesen Tag endlich herangewagt hat und die jahrhundertelange Dominanz der Kirchen endlich überwunden hat.
Ich suche derweil mal nach einer Partei, die so ehrlich ist wie Volker Pispers, der mal zugab, dass er keine Arbeit braucht – er bräuchte nur Geld, meinte er, beschäftigen könne er sich selber.
Der Besuch bei den Linken hat mir auf jeden Fall ein ungutes Bauchgefühl beschert – trotz schönem Wortgeklingels.
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Mit diesem Zitat von Franklin D. Roosevelt beginnt Sahra Wagenknecht ihre Rede in der Debatte über das so genannte Zweite Finanzmarktstabilisierungsgesetz und erinnert daran, dass der damalige US-Präsident in seiner Regierungszeit den Finanzsektor massiv reguliert hat. In den drei Jahren seit Ausbruch der größten Finanz- und Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg wurde die Öffentlichkeit mit Scheinaktivitäten hingehalten und getäuscht.
Hier ist noch eine von den Linken, die man nicht rauswerfen müsste:
Seit drei Jahren steckt die Weltwirtschaft in der Krise. Dennoch wagen nur wenige, das herrschende System grundsätzlich infrage zu stellen. Eine der Ausnahmen ist die deutsche Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht («Die Linke»). Ein Gespräch über Ludwig Erhard, die Macht der Monopole und die Überwindung des Kapitalismus.
Ach ja, ich biete eine Kiste Bier für die Rechte an einem Bild von Lady Wagenknecht mit offenen Haaren.