Montag, 1.8.2016. Eifel. Liebe Linke! Ich dachte mir: ich schreibe Euch heute einfach mal. Ihr schreibt mir ja auch dauernd. Gemeint sind natürlich nicht nur „Linke“ in der Partei „die Linke“ – nach dem Umgang mit Frau Wagenknecht (einer Linken, die sich noch erinnert, was linke Politik einmal war: Politik des Kleinen Mannes) konnten alle nachlesen, dass „Solidarität“ in dieser Partei ein Fremdwort ist und wir wohl nur einen weiteren Diätenjagdverein hinnehmen müssen. Außerdem müssten wir uns noch darüber unterhalten, ob die SED-Reste in dieser Partei nicht „rechts“ zu nennen sind, Stechschritt der Armee und umfassende Bespitzelung der eigenen Bevölkerung war ja für uns im Westen 1945 zu Ende.
Wir haben ja einige Probleme momentan. Gute Zeiten für linke Politiker, Lösungen anzubieten. Krieg, zum Beispiel. Eventuell: richtig dicker Weltkrieg. Mit echtem Blut und Millionen Toten. Russland gegen Europa ist im Angebot oder Japan gegen China, beides mit den USA im Rücken. Ja, die stehen bei allem immer gerne hinter einem, da wird man weniger getroffen. Glaubt ihr nicht, das mit dem Krieg? Klar, Aufrüstung und Truppenverlegung in den Osten (in ehemalige Länder des Warschauer Paktes) geschieht nur zum Spaß.
Oder Wirtschaft: der Kapitalismus ist am Ende seiner Finanzierbarkeit angekommen, der Zinsdurst der Oberschicht ist so gewaltig, dass er die Wirtschaftskraft aller Länder aufsaugt, eine Bankenkrise jagt die nächste (auch die können Traumrenditen von 10 Prozent nur noch mit Tricks und Täuschungen – also Betrug – hinbekommen), die Staatsverschuldung erreicht schwindelnde Höhen – vor allem, weil der Kapitalismus nicht liefert – Arbeitsplätze zum Beispiel, Teilhabe an den Gewinnen oder auch nur Steuern. Wunderbare Zeiten für linke Politik, die das Volk dringend braucht. Und das Volk: steht hinter Euch, zu sechzig Prozent: es gab sogar eine linke Mehrheit bei der letzten Bundestagswahl – aber die linken Parteien (also: zwei davon) waren leider rechte Parteien, eine davon verrät ihre Wähler konsequent bei jeder Wahl und wird nur noch von Masochisten gewählt, die Lust darauf haben, verarscht zu werden.
Oder die Gesellschaft: Atom ist wieder Thema. Gott sein dank, denn: wir wissen seit 50 Jahren nicht, wohin mit dem Müll. Die Kosten für den Müll tragen die Bürger (also: wir alle), den Gewinn des AKW´s (den es ohne Kostenübernahme gar nicht gäbe) fahren nur ein paar wenige ein – dafür aber doppelt und dreifach. Direkt bei mir um die Ecke zerbröselt gerade so ein Altmeiler, es werden schon Jodtabletten verteilt (siehe Aachener Nachrichten). In Köln haben gestern 30-40000 Türken für den Herrn Erdogan demonstriert: für eine Politik der staatlichen Willkür, des Demokratieabbaus, des Bildungsverbotes und der Militarisierung – als „Gegendemonstranten“ hatten wir 250 „Rechte“ (siehe Spiegel): was deutlich zeigt, wie groß die echte, rechte Gefahr ist. Wir haben mit den Jobcentern einen Datenkraken der Ultraklasse, die schon mehr als jeden zweiten lebenden Deutschen erfasst haben (und damit mehr als zwei Drittel der arbeitenden Bevölkerng): da ist viel Arbeit für Linke, zumal der ganze Komplex „Arbeitslosigkeit“ wie ein Mühlstein am Halse der Gesellschaft hängt und offensiv fortgetragen wird – zum Beispiel durch „union busting“, dem professionellen Vernichten gewerkschaftlicher Strukturen.
Nun ja: Umwelt – war noch nie so ein richtig linkes Thema. Man war ja für den „Arbeiter“, also für die „Fabrik“, ohne die der Arbeiter gar keine Anteile am Gewinn fordern konnte. Die ganze SPD lebt noch von dieser Sicht, für die wir am Ende aller Tage 1,5 Planeten brauchen, um alle dementsprechend zu versorgen – und der Verbrauch wächst täglich. Übel, oder? Und eine ganze Armee von Ausbeutern will, dass es noch schlimmer wird. Dazu habe ich eine lustige Quelle gefunden, die uns erklärt, warum alle wollen, dass man sich ein Haus kauft (und baut – siehe Zen-Depot): Banken, Arbeitgeber, Staat, Bauindustrie, Anwälte, Notare, Energieberater (und andere) profitieren ganz gut von dem deutschen Eigenheimwahn – völlig abgesehen davon, dass so ein freistehendes Haus den „ökologischen Fußabdruck“ so sehr vergrößert, dass wir wegen ihm bald zwei Planeten brauchen.
Arbeit für Linke wäre genug da – aber: es hadert ja schon an der Definition was das eigentlich ist, „links“. Ältere Semester kommen da gleich mit „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ – nur können die jungen Menschen von heute damit nichts anfangen. Darum hat sich die Rosa-Luxemburg-Stiftung mal damit auseinandergesetzt (sogar mir Tips für die Gruppenarbeit, siehe Rosa-Luxemburg-Stiftung):
Davon ausgehend, können drei Dimensionen des Linken im Unterschied zum Rechten ausgemacht werden: (1) Unterstützung für den Sozialstaat vs. Forderung von mehr Marktfreiheit, (2) Forderungen nach weiterer Demokratisierung vs. Erwartungen an eine »starke Hand« und (3) Offenheit für abweichende Lebensentwürfe (Verhältnis zu Schwulen, Lesben als ein Indikator) und gegenüber Fremden (Juden, Moslems usw.).
Ein schöner theoretischer Ansatz – und der trifft nun auf eine echte, lebendige Welt, wo „Fremde“ (ist der Begriff nicht selbst schon rassistisch?) „abweichende Lebensentwürfe“ angreifen – was den deutschen Normlinken völlig aus der Bahn wirft und zum Schweigen bringt, weil seine Theoriemodelle versagen … so zum Beispiel wenn Muslime aus der Fremde Nudisten aus Deutschland „bedrohen. beleidigen und bespucken“ und ihnen die Ausrottung versprechen (siehe: Der Westen). Wie wollte ihr Eure Nudisten vor Euren Fremden schützen – mal ganz von dem grassierenden Antisemitismus im arabischen Raum abgesehen? Kompliziert, oder?
Doch damit nicht genug: als „abweichende Lebensentwürfe“ werden von jenen, die „abweichende Lebensentwürfe“ leben, inzwischen alle Lebensentwürfe außer den ihren angesehen: ein Absolutheitsanspruch, den man von ultrarechten Gruppierungen gewöhnt ist, weshalb ja alle „Abweichler“ gestraft (und letztlich vergast) werden. Doch doch: ich habe da was gefunden, bei der einflussreichen Heinrich-Böll-Stiftung (siehe gwi.boell.de):
Heterosexuelle sind homophob. Heterosexualität wird nicht von irgendeinem Gen an- und ausgeschaltet. Es ist ein kulturelles Konzept, das erst durch die Abwertung gleichgeschlechtlicher Liebe, Sex und Zuneigung entstanden ist. Ein feministischer Zwischenruf.
Der feministische Zwischenruf kommt von einem Mann, nebenbei bemerkt. Warum auch nicht. Er …. formuliert eine recht eigentümliche Theorie:
„Wann die Idee von einer „heterosexuellen“ Normalität in die Welt kam, ist schwer zu sagen. In Europa begann die katholische Kirche im 13. Jahrhundert massiv ihre Vorstellung von einer gottgewollten Sexualmoral zu propagieren. Diese orientierte sich damals zwar noch eher an den Praktiken (anal=schlecht, vaginal=gut), aber die Idee von einer „natürlichen“ und „widernatürlichen“ Sexualität war geboren. Sich neben der Ehefrau noch einen Liebhaber gönnen? Das endete im mittelalterlichen Europa oft mit dem Scheiterhaufen.“
Ein bischen Geschichtswissen außerhalb haltloser feministischer Theorien wäre hier vielleicht angebracht, etwas über die Lustknaben des alten Griechenland oder des alten Rom (oder die lustvollen Kelten), noch lieber wären mir einfachste Kenntnisse im Bereich Biologie, aus denen wir ableiten könnten, dass „hetereosexuelle Normalität“ vor 3500 Millionen Jahren als Konzept in die Tierwelt gebracht wurde, um Nachwuchs zu zeugen – und das geht mit Homosexuellen nicht. Die „Kirche“ kam erst 3499,999 Millionen Jahre später. Ja und wir sind – trotz alle Theoriefreude – auch so ein klein wenig Tiere, also … etwas abhängig von den Richtlinien der Mitwelt, die auf Reproduktion ausgerichtet sind. Man braucht hier auch gar nicht Minderheiten wie die katholische Kirche mit ihren Meinungen zu „natürlicher“ oder „widernatürlicher“ Sexualität als „Täter“ herbei zu ziehen, es reicht, wenn wir über im Sinne der Natur zwischen „effektiven“ und „uneffektiven“ – also das Leben forttragenden oder nur der persönlichen Lust dienenden – Lebensentwürfen unterscheiden. Platt gesagt: würde sich unsere Mitwelt entlang feministischen Wunschdenkens und halbgarer Theorienbildung entwickeln, wäre die Erde eine Wüste.
Aber unsere Stadtbewohner sind halt nicht nur was Nahrung angeht weit weg von der Realität, sie basteln sich auch sonst gerne ihre eigene, kleine Selbstlobwelt, in der sie selbst die Krone der Schöpfung, die Waffen-SS der Homosexualität sind. Undenkbar? „Schwul sein“ (ich hoffe, ich verstoße damit nicht wieder gegen eins der modernen Sprechverbote) ist keine politische Qualität – es gibt genug Nazis, die schwul sind. Schwule können KZ´s genauso betreiben wie „Heteros“, Lesben drehen nicht weniger geschickt den Hebel in der Gaskammer um – und aus der Annahme heraus, dass man sich selbst für etwas ganz besonderes, etwas besseres, weit über dem normalen Volk stehendem betrachtet – eine Art Superarier der verklemmten und total falsch entwickelten Männermenschheit – kann man auch schließen, dass die Lager zur Umerziehung der abnormen Heteros nur deshalb noch nicht stehen, weil die Elite der Schwulen noch nicht genug militärische Macht hat.
Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden, sagte Rosa Luxemburg, weil sie die ungeheure positive, belebende Dynamik sah, die sich aus dem Wettstreit der Gedanken ergeben konnte. Aber eine „starke Hand“ wie Rosa Luxemburg ist ja jetzt nicht mehr gewünscht, ihr wird „die Demokratie“ als Alternative entgegengesetzt, eine Demokratie, in der es normal ist, das Minderheiten Mehrheiten ihren Willen aufzwingen wollen … zudem ein ganz merkwürdiger Gegensatz, auch wenn sich die Begriffe im ersten Moment schön anhören enthalten sie doch gleichzeitig die Absage an alle linken Führungspersönlichkeiten.
Ach, liebe Linke: was rede ich da wieder. Sicher habe ich alles wieder falsch verstanden, sicher sind Kriege, Zusammenbruch der Wirtschaft, die anstehende Vernichtung von 18 Millionen Arbeitsplätzen, der laufende – rechtslastige – Aufstand der Abgehängten (siehe Welt), der nächste heftige Bankencrash (siehe Süddeutsche), die Abschaffung der Rente (ja, darauf läuft die Verlängerung der Lebensarbeitszeit für viele hinaus – zum Beispiel für meinen Vater, der nur 69 geworden ist, zu den Plänen siehe Süddeutsche), das komplette Versagen der deutschen Politik im Kampf gegen die Armut – was sogar zu einer fast vergessenen Rüge der Vereinten Nationen führte (siehe Süddeutsche), die systematische Fremdbestimmung politischer Parteien (siehe Nachdenkseiten zum Falle Sarah Wagenknecht, die das Potenzial hatte, eine gesellschaftliche Integrationsfigur und Kanzlerkandidatin zu werden … aber nun von Diätenjägern der eigenen Partei zum Teufel gejagt wird), natürlich weniger wichtig als die ständige Neuausrichtung einer feministischen Theorie, die auf weiter Flur versagt hat … wenn ich mir die soziale Stellung der Frau 48 Jahre nach der „sexuellen Revolution“ anschaue, ist man wohl beim eigenen Geschlecht nicht so überzeugend ´rübergekommen.
Ihr hättet ein reiches Betätigungsfeld – ich denke da nur an die Arbeiten zur Sexualökonomie von Wilhem Reich, die erschöpfend belegen, warum wir ganz viel von Sex reden – aber gar nicht mehr wissen, was das – außerhalb der Mechanik, die wir sportlich gut beherrschen – eigentlich mal war … und was mit uns geschieht (auch politisch), wenn die sexuelle Ökonomie ins Wanken gerät (worauf gerade mal wieder einiges hindeutet).
Aber was macht ihr? Ergötzt Euch daran, jede Woche neue Geschlechtsidentitäten zu erfinden, mit denen ihr eure zumeist wohlhabenden Eltern schockieren könnt – Arme haben da andere Probleme. Zum Beispiel … die Prostitution, die für die „Linksjugend-solid“ ja ein normaler Beruf ist – wozu sie sich einen beeindruckenden Kommentar eingefangen haben … von Prostituierten (siehe kritische Perspektive)
„Und ich kann mich nur wundern darüber, dass ihr den prostitutiven Akt als „Beruf“ und als „Dienstleistung“ bezeichnet. Sexualität ist der intimste Bereich eines Menschen, dürfen wir wenigstens den bitte behalten, oder müssen wir ALLES an uns verwerten und verkapitalisieren lassen, restlos? Seit wann tritt die Linke eigentlich als Verteidigerin des Verkaufs sämtlicher menschlicher Bereiche auf? Ihr bezeichnet Sex als Dienstleistung, als ließe er sich abtrennen vom Ich, vom Selbst, vom Körper, von der Persönlichkeit, als könne man ihn ablösen, hübsch verpacken, auf die Ladentheke stellen und dann kommt da so ein Typ, gibt mir 50 Euro und nimmt den Sex mit. Stellt ihr euch das so vor, ja? Ihr sprecht sogar von „miserablen Arbeitsbedingungen“, ja, meint ihr denn der Missbrauch, den wir erlebt haben und den so viele von uns immer noch erleben wird schöner wenn wir einen hübschen „Arbeitsplatz“, wie ihr es nennt, kriegen? „Arbeitsbedingungen“, was soll das? Unter welchen „Bedingungen“ wäre der Missbrauch, den die Freier uns antun, für euch denn okay? Oder seht ihr das gar nicht als Missbrauch und ignoriert das, was aus der Prostitution ausgestiegene Personen und auch die Traumaforschung so sagen? 68% aller Prostituierten haben eine PTBS, da haben wir noch nicht mal von Depressionen, Süchten, Borderline, Psychosen gesprochen. Meint ihr die kommen von den „miserablen Arbeitsbedingungen“, diese Sachen, oder wie? Jede Aussteigerin, die ich kenne, bezeichnet das, was sie erlebt hat in der Prostitution, als sexuellen Missbrauch. Dass wir diesen sexuellen Missbrauch geduldet haben oder dulden mussten, macht noch lange keinen Beruf daraus!“
Da steht noch viel mehr – und viele „Sexarbeiterinnen“ haben sich dem Brief angeschlossen – also jene, die kein eigenes Bordell haben, an dem sie gut verdienen. Ein engagiertes Schreiben, dass man ganz zitieren könnte – würde es hier nicht den Rahmen sprengen. Aber wie man sieht, ist es für „Linke“ kein Problem, wenn Geschlecht A Geschlecht B kaufen kann wie auf einem Sklavenmarkt – kein Wunder, wenn man sich eher darauf konzentriert, noch ein Dutzend andere Geschlechter zu erfinden.
Seltsam leise hingegen der Protest gegen Verschärfungen im sozialen Bereich – selbst wenn die dazu führen, dass „Ausländer“ schneller abgeschoben werden (siehe Taz). Nun – mit den echten Mächten und Gewalten dieses Landes legt man sich nicht gerne an. Dafür hat man andere Spielwiesen – wie die Amadeu-Antonio-Stiftung. Die haben jetzt einen äußerst bequemen Feind ausgemacht: „Hate Speech“. Dafür gab es mal wieder Geld vom Staat – und ein Vorwort von Heiko Maas (SPD). Gemeint ist die Amadeu-Antonio-Stiftung, die eine neue Broschüre herausgebracht hat (siehe Amadeu-Antonio-Stiftung).
Ja – „ungehobeltes Benehmen“ reicht nicht mehr aus, um die Zustände der Verrohung der deutschen Mittelschicht zu beschreiben, wir brauchen einen erstaunlich inhaltsleeren Kampfbegriff aus den USA, mit dem man nachher wild um sich schmeißen kann – je inhaltsleerer der Begriff, um so mehr Opfer kann er haben. Mit ihm kann man schön einen kleinen Seitenhieb auf „das Netz“ ausüben (kommt aber nicht auf die Idee, Straßen zu verbieten, weil dort auch Idioten unterwegs sind) und eine Broschüre füllen (siehe PDF):
„Hate Speech konkret zu definieren oder zu katalogisieren, ist kaum möglich, denn was Hate Speech ist, ist immer vom Kontext abhängig.“
Womit man die Arbeit an der Broschüre hätte einstellen können – wenn es nicht Staatsgeld dafür gegeben hätte. Ich hatte mich sehr gefreut auf diese Broschüre, doch … die größte Gruppe von Menschen, die Hassreden über sich ergehen lassen müssen, kommt darin nur in einem kleinen Nebensatz vor, nirgendwo liest man von den „Parasiten“ und „Schmarotzern“, vom „sozialverträglichen Frühableben“ … oder von den versuchten Hinrichtungen durch Streichung des Lebensunterhaltes der Arbeitslosen, auch werden ihre Enteignungen nicht thematisiert: immerhin – von den Geld, dass dieser Krieg gegen die Armen bringt, lebt auch die Stiftung. Deshalb hat man andere Feinde ausgemacht: Männerrechtsbewegungen. Der schlimmste Feind der Menschheit. Schlimmer als Krieg, Wirtschaftszusammenbruch und Verrohung des Mittelstandes. Die Opfer? „Feministische Aktivistinnen“ – einsame, missverstandene Heldinnen der Gesellschaft, die sogar mit „Stalking“ rechnen müssen … während nebenan der Arbeitlose wegen nachdrücklicher Verweigerung der im Prinzip verbotenen aber de facto existierenden Zwangsarbeit dem Tode durch Kälte und Nahrungsentzug entgegenhungert.
Ach ja – die Interviews zu dieser Broschüre wurden alle von Julia Schramm geführt. Julia Schramm? „Politikerin“ – so wird sie von den Medien genannt. Bekannt geworden ist sie durch ein äußerst peinliches Video (nein, verlinke ich hier nicht, es wirkt so, als ob große Mengen Alkohol oder ähnliches sich sehr negativ auf Aussehen und Sprache ausgewirkt haben), in dem sie versucht zu erklären, warum sie gerne Bomben auf Dresden werfen würde. Ja – ich habe das gerade noch gefunden (siehe Link bei Taz):
„Sauerkraut, Kartoffelbrei – Bomber Harris, Feuer frei!“
Kartoffel? Na: da habe ich doch in der Broschüre was gelesen?
„Entsprechend fallen abwertende Aussagen über Weiße (z.B. »Kartoffel«) nicht unter Hate Speech, da ihnen schlicht die gesellschaftlichen Konsequenzen fehlen.“
Nun – die Konsequenzen fordert die Interviewerin: man solle doch mit Bomben Brei machen aus Deutschen in Dresden. Was nur, wenn professionelle Psychopathen ihrem Aufruf folgen? Noch hat diese Form von Rassismus keine Konsequenzen – aber genau deshalb gibt es ja „hate speech“: um sie einzufordern.
Liebe Linke: „links“ – das war mal Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. „Freiheit“ heißt, dass Menschen sich ihre Geschlechtspartner selbst aussuchen dürfen, ohne als „homophob“ beschimpft zu werden, „Gleichheit“ bedeutet, dass auch „Rechte“ (also: CDU/CSU, FDP, SPD und der deutsche Arbeitgeberverband oder die Kirchen) ein Existenzrecht haben, „Brüderlichkeit“ heißt, dass man niemals aus Mitmenschen mit Bomben Brei machen möchte – mögen Sie nun eine andere Hautfarbe, ein anderes Geschlecht, eine andere Religion oder eine andere politische Meinung haben.
Darum meine Bitte: geht doch einfach nach Hause. Eure Eltern haben sicher ein Zimmer mit Gartenbenutzung für Euch, wo ihr den ganzen Tag neue Geschlechter erfinden könnt. Geht nach Hause, bevor ihr Menschen zerfetzt, die Euch nicht passen, Umerziehungslager für Heterosexuelle errichtet und mit neu erfundenen, inhaltsleeren Kampfbegriffen auf Menschen Jagd macht, die Euch kritisieren. Geht nach Hause, bevor Euer Wahn eine Größe erreicht, dass er wieder nach einer schwarzen Uniform giert, mit der ihr Euren Hass auf die Welt nach Außen tragen könnt – wie wir schon mal erleben durften.
Und wenn ihr gegen „hate-speech“ etwas unternehmen wollt, kenne ich einen einfachen Weg: hört auf, ihn zu benutzen.
Auch weiße, kinderliebende Männer haben ein Recht auf Existenz: selbst dann, wenn Euch das gewaltig gegen den Strich geht. Denkt einfach an die Worte des Heiko Maas, der die Broschüre bezahlt und ein schönes Vorwort geschrieben hat:
Sonntag, 19.4.2015. Eifel. Es gibt Themen, die man am Besten meidet. Die Erbärmlichkeit der Linken in Deutschland ist so ein Thema. Ich kenne eine Reihe von ihnen, auch persönlich. Sehr kultivierte Menschen. Sie haben zu allen Themen eine korrekte Mehrheitsmeinung … jedenfalls eine korrekte, nach links abgewandte Mehrheitsmeinung, also eine Position, die mit den Parolen der herrschenden Machteliten so weit übereinstimmt, dass der Kritiker keinerlei Sanktionen zu befürchten hat … Sanktionen, die im modernen Deutschland zum Beispiel Arbeitslose in Obdachlosigkeit und Tod treiben, die im Irak hunderttausenden Kindern den Tod gebracht haben und in Russland aber vor allem in Griechenland für unsagbares Elend sorgte. Ich bin gerne in ihren Kreisen: sie trinken feine Weine, haben ein erotisches Verhältnis zu Buttercremetorte und lassen es sich an den schönsten Plätzen der Welt gut gehen – Plätze, die sich vor allem dadurch auszeichnen, dass sie für den Normalbürger nicht erreichbar sind.
Leider bin ich ein Arbeiterkind, weshalb ich in ihren Kreisen nie lange verweilen kann, obwohl ich respektieren kann, dass sie eine besondere Qualität darin entwickelt haben, dem Leben den höchsten Cappuccino-Genuss zu entreißen. Genau genommen mag ich sie überhaupt nicht, diese Kreise, weil sie über meinen Kreise immer Tod und Verderben gebracht haben. Fein verborgen in ihren Kaffeehäuschen, Hinterzimmern und litarischen Salons träumten sie von der Weltrevolution, die selbstverständlich
a) sie selbst an die höchsten Positionen der Macht bringen sollten
b) mit dem Blut, dem Schweiß und den Tränen der Arbeiter – der Niederen, der Unwürdigen, der Unkultivierten, Ungebildeten und sonstwie degenerierten Unmenschen erkämpft werden sollte.
Kaum jemand redet noch darüber: aber genau darum versagte die Studentenrevolte von ´68. Keiner der großen Führer hatte Sympathien für den konkreten Arbeiter vor Ort, sie waren in ihrem Denken nur Kanonenfutter für die Gewehre der Klassenfeinde. So wurde aus dem großen revolutionären Ansatz jener Jahre eine Revolte der Zweitgebohrenen, der Durchsetzungsschwachen, der Zöglinge der Elite, die es eben nicht in die „Pole Position“ geschafft haben … aber mit aller möglichen Kraft dorthin strebten, auf dem Rücken jener, die bedauerlicherweise nicht von edler Geburt waren, die weder mit Hölderlin, noch mit Marx oder Carlos Castaneda etwas anfangen konnten und so den exklusiven Bildungscode der Paralellelite nicht erfüllten, nie Zugang zu den inneren Zirkeln der der geheiligten Avantgarde bekamen … es sei denn, gelegentlich, als für allgemeines Erstaunen sorgendes Vorführäffchen: „das ist unser Paul, der Automechaniker, er hat Sartre gelesen“.
Keiner der feinen Damen und Herren der pseudolinken Genusskultur wäre auf die Idee gekommen, sich für Paul erschießen zu lassen, damit der auch Zeit für Novalis hatte. Immerhin hatte man selbst ja ein gutes Leben – die Eltern wären Ärzte, Abgeordnete, Lehrer, gewinnorientierte Nutznießer und Büttel des auf absolute Kapitalvermehrung dressierten Wirtschaftssystems mit entsprechenden finanziellen Belohnungen, die feinsten Wohnkomfort im Biedermeiersinne garantierten: schöne Heime, in die man sich zurückziehen konnte, wenn die Demo mal schief ging … und ein feines Erbe als Alterssicherheit im Hintergrund.
Auch ein Ferienhaus in der Toskana war leicht zu organisieren, um sich dort auf höchstem Niveau von der Blödheit des Pöbels erholen zu können. Ich kann mir sogar denken, dass die rot-grüne Hartz-IV-Gesetzgebung Elemente der Rache der 68´er an die arbeitende Bevölkerung enthält oder zumindest billigend in Kauf genommen wurde um sich dafür zu revanchieren, dass die sich damals geweigert haben, sich für den linken Gesinnungsadel erschießen zu lassen. Kontrollelemente dieses Adels erlebe ich auch heute noch im ganz normalen Alltag, die beiläufige Fragen „Wo haben Sie studiert?“ sorgt für systematische Abgrenzung vom Pöbel … und brüskiert regelmäßig Menschen, die nicht mit dem goldenen oder wenigstens silbernen Staatslöffel im Mund geboren sind … und deren Kindern man diesen Löffel auch vorenthalten will.
Das waren Gedanken aus den Erlebnissen meiner Jugend, Erfahrungen aus Gesprächen in Bürgerinitiativen, Selbsterfahrungsgruppen, alternativen Stadtmagazinen, Anti-Atom-Demos, Anti-Nazi-Aktionen und was man sonst noch alles zur Unterhaltung geboten bekam, Eindrücke, die man automatisch mitgeliefert bekam, wenn man den Stallgeruch des Arbeiterkindes an sich haften hatte … und in den Ferien in Gelsenkirchen blieb und in Ferienjobs schuftete anstatt mit den Eltern auf Malta Kultur zu genießen.
Sie kamen derzeit wieder hoch, als ich zwei Artikel las, die man mir empfohlen hatte:
der eine kam von einem Herren namens Spiegelfechter, der sich ausführlich über „Watch-Seiten“ auf „Facebook“ auslies (siehe Spiegelfechter) und dabei interessante Informationen zu Tage förderte:
„Wie bereits oben geschrieben, muss jeder, der sich im Netz öffentlich macht, mit Reaktionen und Gegenwind rechnen. Wer sich (mit Klarnamen) in Gefahr begibt, der kommt darin um, so könnte man überspitzt formulieren. Für die Facebook-Watch-Seiten gilt das jedoch nur eingeschränkt. Sie nennen zwar die, die sie für Antisemiten, Neurechte und Querfrontler halten, beim Namen. Sie selbst halten sich aber sehr bedeckt. Geht man beispielsweise auf die Info-Seite von „Friedensdemo-Watch“, sind dort zwei Zitate zu lesen, eines von Paul Spiegel und eines von Eldad Beck. Über die Seitenbetreiber aber erfahren wir nichts. Ein bisschen mehr bietet „Aluhut für Ken“. Ein Impressum oder etwas ähnliches gibt es dort zwar im Infobereich auch nicht. Aber immerhin die Verlinkung auf eine Website, auf der sich dann einer der Initiatoren mit einem Text äußert.“
Ja – da war sie wieder: die alte Feigheit der pseudolinken Herrenmenschenkultur. Man selber spielt den Salonlöwen fernab der Straße, um nachher über die blutigen Leiber der Untermenschen zum Sieg zu schreiten … oder – bei Verlust der Schlacht – noch ein Stück Buttercremetorte zu genießen.
Ich kann auch die Begrifflichkeiten nicht mehr hören, inhaltslose Schablonen, beliebig austauschbar, die vor allem eins zum Sinn haben: den „Anderen“, den „Fremden“ zu einem vernichtungswürdigen Untermenschen zu erklären, einen „Querfrontler“, einem „Antisemiten“, einem „Verschwörungstheoretiker“, oder einem Antitheoretiker, Quersemiten und Verschwörungsfrontler – der Erfindung von Spachcodes zur Verunglimpfung politsch vermeintlich Andersdenkener ist keine Grenze gesetzt.
Es sind winzig kleine Minderheiten, die dort ihren Lebensfrust austoben, der vor allem darin besteht, dass dieses „Leben“ ihnen nie die führenden Positionen zugestanden hat, die sie für sich selbst als selbstverständlich annahmen: arbeitsscheue Verlierer mit Großmannssucht … so hätte man das früher genannt. Man könnte sie bedauern, es gäbe keinen Grund, „Watch-Blogs“ für sie zu eröffnen, noch sich überhaupt Gedanken über sie zu machen, wenn sie nicht … durch ihre undemokratische Methodik einen immensen Schaden anrichten würden, in dem sie versuchen, eine Kultur der Denunziation, der Menschenjagd, der „gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ zu errichten, die sich gegen jene Opfer richtet, die sie mit ihren systematischen plakativen und monoten Etikettierungen als „unwertes Leben“ definieren.
Und das …. fand ich unlängst bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung:
Mahnwachen, Infokrieger, Reichsbürger, Putinfans, Chemtrails, Verschwörungsideologien… – Zeichen einer neuen Bewegung?
Sehen Sie das Fragezeichen? Beliebte Methodik von Pseudolinken. Es ist nicht ernst gemeint – sonst müsste man sich in eine wissenschaftliche fundierte Diskussion mit dem „Anderen“ einlassen. Das ist nie gewollt. Das wird auch offen zugegeben:
In dieser Veranstaltung wollen wir nach den verbindenden und widerstreitenden Elementen der genannten Phänomene fragen. Wir wollen Ursachen und Zusammenhänge diskutieren und mögliche Strategien des Umgangs mit diesen erkunden. Dafür haben wir Gäste eingeladen, die zunächst neue Entwicklungen und Perspektiven vorstellen, sich aber auch mit den Teilnehmenden über mögliche Gegenstrategien austauschen wollen.
„Wir“ … gegen „die“.
Sind auch die Angeklagten selbst zugegen? Dürfen Sie sich persönlich gegen die Flut von Unterstellungen wehren?
Nein. Wo kämen wir da hin! Der pseudolinke Volksgerichtshof weiß selbstverständlich schon vorher, dass alle Mahnwachen, Infokrieger, Reichsbürger, Putinfans, Chemtrails, Verschwörungsidelogen teil einer „neurechten“ Bewegung ist – und stört sich nicht im Geringsten darum, dass „Chemtrails“ niemals Teil einer Bewegung sein können. Und damit die die pseudolinke Einigkeit nicht stören, dürfen die auch von vornherein nicht mitspielen: es geht um die Organisation von Menschenhatz, da will man die Opfer nicht vor Augen haben.
In Kooperation mit der GEW Hamburg | Gefördert von der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg | Hinweis: Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.
Ach ja … da haben wir ja auch einen Hinweis auf die Finanzierung/Unterstützung der Veranstaltung. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft – unsere pseudolinke Lehrergewerkschaft, die vor allem eins im Sinn hat: die Privilegien von Menschen mit drei Monaten Urlaub im Jahr weiter auszubauen – auf Kosten von Schülern und Steuerzahlern. Ich weiß – das ist jetzt fies – ich weiß aber nicht, warum ich ein höheres Niveau bieten sollte als die Veranstalter. Zudem kommt die Landeszentrale für politische Bildung ins Spiel – eigentlich eine feine Institution, wer jedoch persönlich verantwortlich dafür zeichnet, dass hier eine obskure Wahnveranstaltung gegen Andersdenkende stattfindet, würde mich in der Tat interessieren, denn: während der pseudolinke Salonlöwe in seinem Definitionswahn wild um sich schlägt, frei nach dem Motto „Alles Nazis außer Jutta“, ballt sich über Europa eine neue rechte Welle zusammen, die nicht „neurechts“ ist – was für ein schönes, verharmlosendes Wort, dass unterstellt, dass schon ein Norbert Blüm per Definition ein Verfassungsfeind zu sein hat und nach dem Endsieg der Revolution an die Wand gestellt werden sollte – sondern stramm menschenfeindlich mit konkreten Aussichten auf parlamentarische Mehrheiten.
Tröstlich mag erscheinen, dass sich die pseudolinken Klagegruppen spurlos verflüchtigen werden, wenn echte Faschisten wieder nach der Macht greifen – Feigheit vor dem Feind ist eines ihrer hervorstechendsten Charaktermerkmale, „Wenn Du nicht mehr weiter weißt, gründe einen Arbeitskreis“ ihr Lebensmotto – und das Äußerste an Aktion, zu dem sie fähig sind.
Kennen Sie eigentlich den bekanntesten Ausspruch von Rosa Luxemburg, jener Namensgeberin der Stiftung, die den oben genannten Debattierclub ins Leben ruft, das Zitat, für das sie weithin gelobt wird?
„FREIHEIT IST IMMER DIE FREIHEIT DES ANDERSDENKENDEN!“. Ja – für sowas wurde man von Nazis erschossen. Nein – gar nicht von Nazis … sondern von Soldaten der Garde-Kavallerie-Schützendivision. Das führte leider nie zu einer Ächtung soldatischen Denkens, dessen Loyalitätsromantismus uns in Zukunft beim eskalierenden Kampf „reich“ gegen „arm“ noch einige Probleme bereiten kann … und auch jetzt schon bereitet.
Bleiben wir aber selbstkritisch – und widmen den Opfern einen kurzen Blick.
Mahnwachen, genauer: Mahnwachen für den Frieden. Gegründet als Reflex auf eine im Frühjahr 2014 überraschend ins Bewusstsein tretende Kriegsgefahr, sie sich 2015 zu einer Widergeburt des kalten Krieges gegen Russland entwickelt hat … allerdings diesmal mit anderen Vorzeichen. Wo früher ein „Warschauer Pakt“ Gegenspieler war, zu dem allein die Sowjetunion 248 Millionen Menschen beisteuerte, steht heute ein europafreundliches Volk mit 140 Millionen Einwohnern gegen ein Militärbündnis mit knapp einer Milliarde Menschen und weiteren hunderten Millionen Verbündeter in Asien, Afrika und Südamerika. Das darf einen doch wohl nachdenklich stimmen. Das Gegenteil von Mahnwachen? Einberufungsbüros.
Infokrieger Menschen, die der Meinung sind, dass wir uns in einem Informationskrieg befinden – was der Spiegel offiziell bestätigt (siehe Spiegel) – eine „Facebookbrigade“ sorgt unverblümt und gedankenlos für den Kampf um die Meinungshoheit im Internet … ohne das jemand die Paralellen zu den Soldaten der Garde-Kavallerie-Schützendivision erkennt. Soldaten sollen per Definition den Bürger gegen äußere Feinde verteidigen – auch Nato-Soldaten – und nicht die Regierung vor Bürgermeinung schützen. Schon ok, dass man aufmerksam auf Aktivitäten dieses staatlicherseits begonnenen Infokrieges schaut – bevor Soldaten wieder Hinrichtungen an politisch unbequemen Menschen durchführen. Gegenteil von Infokrieger? Meinungssklaven.
Reichsbürger … haben eigentlich mit Infokriegern und Mahnwachen nicht viel zu tun – außer, dass sie für drängende Probleme einen nationalistischen Lösungansatz auf der Basis hahnebüchener Theorien bieten – im Vergleich zu Infokriegern und pazifistisch orientierten Mahnwachen eine kleine Spinnergruppe, die nichts in der Aufzählungsreihe zu suchen hat … außer, dass die beiden erstgenannten dadurch diskreditiert werden, dass man so tut, als wären alle zusammen eine homogene Gruppe. Gegenteil von Reichsbürgern? Weltbürger.
Putinfans … da wird es gleich noch haarsträubender – weil man einen solchen Begriff erstmal erklären müsste. Anstelle einer „Pro-Putin-Bewegung“ in der Republik scheint mir nur ein gewisses Unbehagen über die einseitig erscheinende Berichterstattung der kapitalistischen Medienwelt beobachtbar zu sein – daraus gleich abzuleiten, dass alle Kritiker der einseitigen Berichterstattung Putin gleich zum deutschen Bundeskanzler ernennen möchten, ist mehr als weit hergeholt … entspricht aber einer Ideologie, die gerne aus allem und jedem „Volksfeinde“ macht, wenn auch nur der geringste Verdacht besteht, dass die eigenen Pfründe in Gefahr geraten könnten. Gegenteil von Putinfans? Amerikanismusfans.
Chemtrails … sind nun gar keine Menschen. Erstmal geht es um ein nahezu alltäglich erlebbares Himmelsphänomen: Kondensstreifen, die sich nicht auflösen und im Laufe der Zeit einen milchigen Schleier bilden. An manchen Tagen gibt es sie, an anderen nicht. Manche meinen, dort werden Chemikalien versprüht, die den Ökokollaps hinauszögern sollen, andere wiederum sagen: alles normal, da wird nur zuviel geflogen. Beides bedenklich – völlig unabhängig davon, ob manche Spinner dies in ihr rechtsradikale Gedankengewölbe einbauen oder nicht. Gegenteil von Chemtrails: blauer Himmel.
Verschwörungsideologen … da ist man wenigstens so präzise, dass man nicht „Verschwörungstheorien“ anprangert, sondern eher die Art und Weise, die diese Theorien zur Ideologie erhoben werden, zu einem geschlossenen Weltbild, über das nicht mehr diskutiert werden kann … wie etwas das Weltbild jener, die hinter Mahnwachen, Infokriegern, Reichsbürgern, Putinfans und Chemtrails Anzeichen einer neuen, im Verborgenen arbeitenden faschistischen Weltverschwörung sehen, die – obwohl es jenseits der Beobachtungen von Verschwörungstheoretikern keinerlei Belege für sie gibt – beständig von einsamen Helden des Widerstandes auf Facebook-Watchblogs beobachtet werden müssen. Gegenteil von Verschwörungsideologien? Die Wahrheit.
Was bewirkt eigentlich so eine gedankenlose Idiotie, die ein Vermischen von willkürlich gewählten – oder geschaffenen – Begriffen, von Sprachcodes, die nur „Eingeweihte“ verstehen (bislang konnte mir niemand erklären, warum der auch mir suspekte Herr Jebsen einen Aluhut tragen soll – beobachten konnte man das nur bei seinen Gegnern, die den wohl aus irgendwelchen Gründen für nötig gehalten haben), von Vorverurteilungen und einer undifferenzierten Kultur der virtuellen Menschenhatz?
Sie fördert eine Kultur der Angst, verhindert die kritische Diskussion über reale Probleme und baut einen harmlosen Nebenkriegsschautplatz auf – aus Angst davor, es könnte möglicherweise ein Nazi dahinter verborgen sein.
Es sind mit Sicherheit auch Nazis in den so angedachten Zielgruppe, aber so wenig wie alle blonden Menschen Faschisten sind, weil ein schwarzhaariger Hitler sie zu Herrenmenschen erklärt hat, so wenig sind alle Kritiker der Phänomene der Gegenwart Nazis, weil sich unter ihren Zuhörern Gestalten befinden, die jede Systemkritik für sich selbst instrumentalisieren wollen.
Was aber auf jeden Fall geschieht, ist eine Spaltung der kritischen Gegenöffentlichkeit (so möchte ich mal den kleinsten gemeinsamen Nenner der oben gescholtenen Gruppierungen benennen), die unter den Generalverdacht der Hitlergefolgschaft gestellt wird – die gleiche Methode wie 1933, nur eine andere Zielgruppe.
Und das soll „links“ sein.
Ich nenne es lieber „pseudolinks“ – weil es der Wahrheit näher kommt.
Die Junge Welt klassifiziert sie deshalb trefflich nach ihren TATEN … und nicht nach den eigenen, selbstverliebten Wunschvorstellungen (siehe Junge Welt):
„Die Querfront aus NATO-Freunden, Zivilisationsfaschisten und gutgläubigen Linken – die es hier wie dort gibt – unterscheidet eines wesentlich von der anderen, völkischen Querfront: Sie will nicht umarmen. Sie will spalten und dadurch schwächen. Ihre Grundposition ist neoliberal und pro-kapitalistisch.“
Und während die hinter jedem Vegetarier einen Nazi vermuten, zerbricht die Welt täglich ein Stück mehr – durch industrielle Revolutionen, die den Arbeiter und seine Arbeitskraft immer wertloser machen. Aber das stört nicht beim Genuss der Buttercremetorte, bei dem man seinen staatsfinanzierten Mahnwichtelwahn hemmungslos ausleben kann.
Noch ein wenig mehr, dann tötet neuer Faschismus wieder massenhaft Menschen mit Hilfe pseudolinker Kategorien, die neue Untermenschen definieren, dann wird jeder Systemkritiker zum Untermenschen im Namen der Buttercreme.
War vielleicht schon immer so.
Und wem nützt´s?
All jenen, die eine Wiedererstarkung echter linker Ideale trotz drohender Berufsverbote fürchten müssen, als da wären: Freheit, Gleichheit, Brüderlichkeit … auch für den „Anderen“.
Wie hätte man die Typen in den vorhergehenden Jahrhunderten genannt?
Reaktionäre. Ganz einfach.
Ethisch keinen Deut besser als Offiziere der Garde-Kavallerieschützendivision, die Rosa Luxemburg meuchelten – aber momentan noch im Rufmordmodus. Gut, dass sie aufgrund ihres Charakters dort verbleiben werden: das unterscheidet sie von echten „Rechten“.