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Wie Wirtschaftskiller den Mittelstand vernichten … und was wir dagegen tun können

Dienstag, 6.11.2012. Eifel. Heute wird in den USA gewählt, habe ich gehört. Der Sieger steht von vornherein fest: das ganz große Geld. Wir wissen das schon längst. Wir haben nämlich alle John Perkins gelesen - Bekenntnisse eines Economic hit man. Sicherlich eins der wichtigsten Bücher, das Bürger eines demokratischen Rechtsstaates schon in der Schule lesen sollten, damit sie wissen, auf welche Welt sie treffen (zitiert nach let´s make money, einem Film, der jährlich zu Weihnachten in allen Klassen der Oberstufe aufgeführt werden sollte):

Dienstag, 6.11.2012. Eifel. Heute wird in den USA gewählt, habe ich gehört. Der Sieger steht von vornherein fest: das ganz große Geld. Wir wissen das schon längst. Wir haben nämlich alle John Perkins gelesen – Bekenntnisse eines Economic hit man. Sicherlich eins der wichtigsten Bücher, das Bürger eines demokratischen Rechtsstaates schon in der Schule lesen sollten, damit sie wissen, auf welche Welt sie treffen (zitiert nach let´s make money, einem Film, der jährlich zu Weihnachten in allen Klassen der Oberstufe aufgeführt werden sollte):

Die Spezies der Economic Hit Men (Wirtschaftskiller) ist ein Produkt unserer Zeit, in der Kriege gegen andere Länder mehr oder weniger ersetzt wurden durch den Wirtschaftsimperialismus von Großkonzernen. Sie sind hoch intelligente, hoch bezahlte Profis, die weltweit Länder um Zigmilliarden betrügen. Sie schleusen Weltbank-, Regierungsgelder und ‚Entwicklungskredite’ in die Taschen einiger Großkonzerne und reicher Familien, die über die natürlichen Ressourcen verfügen. Zu ihrem Instrumentarium gehören gezinkte Wirtschafts- und Finanzprognosen, Wahlmanipulationen, Schmiergelder, Erpressung, Sex und Morde. Sie treiben ein Spiel, das so alt ist wie Macht und Herrschaft; doch im Zeitalter der Globalisierung hat es eine neue und bedrohliche Dimension angenommen.

Sie treiben jenes Spiel, von dem wir nichts wissen dürfen, obwohl es uns doch betrifft. Sie sind das Öl im Getriebe der globalisierten Welt, sie sind die Terroristen, Selbstmordattentäter und Bombenleger der Sieger, sie dirigieren Politik, wirtschaftlichen Erfolg und gesellschaftliche Prozesse. Solange sie unterwegs sind, sind unsere Wahlen nur eine Farce. Sie sind auch der Grund, weshalb die Welt der Mächtigen vor „Verschwörungstheorien“ so eine panische Angst hat – würde man sie nicht zum TABU erklären, so würden emsige Forscher in allen Wirtschaftsangelegenheiten sowie jeglichen politischen Strömungen ihre Spuren erkennen … und man würde feststellen, das hinter den Fassaden von „Demokratie“ Entscheidungen getroffen werden, die alternativlos sind.

Ein Beispiel dazu?

Gern.

Aktuell lauert die Finanzwelt wieder auf einen ganz großen Coup, siehe Handelsblatt. Warren Buffet hat 47,8 Milliarden Dollar eingesammelt: Geld, das die Reichen zuviel haben. Sie haben es deshalb zuviel, weil der Staat die Banken mit billigstem Geld überschüttet hat, das diese wieder zu außerordentlich günstigen Konditionen an ihre besten Freunde ausgeliehen haben. Warrens Aufgabe ist es jetzt, diese billige Geld jemand anderem aufzudrücken – und zwar zu Spitzenpreisen. Dafür kauft er Aktien (was nicht ganz so der Bringer ist) oder … ein ganzes Unternehmen. Diesmal ein ganz Großes.

Hat er das Unternehmen dann gekauft, muss dieses ganz schnell Gewinn abwerfen. Das macht man am Besten durch Massenentlassungen, in den USA geht das seit den 90´er Jahren so. Nichts kann die Bilanzen schneller glänzen lassen als ein kräftiger Schlag mit der Entlassungsaxt. Das würde natürlich den Staat stören … wenn nicht die Economic Hit Man dafür gesorgt hätten, das der Widerstand im Keim erstickt wird. Das geht gut mit Geld. Die politische Kaste ist inzwischen darauf gedrillt, das sie beständig von viel Geld umflossen wird. Wer sich zum Beispiel gefragt hat, wie denn der Gauck seinen Lebensunterhalt finanziert, der erfährt aktuell, das der auch – wie der Kanzlerkandidat der SPD – 25000 Euro von den Bochumer Stadtwerken bekommen hat (siehe Spiegel). Wenn die Wirtschaftskiller das Geld nicht selber mitbringen, so bringen sie eben Ideen, wie man es von der Masse wiederbekommen kann: Preiserhöhungen bei Strom (siehe Welt) oder KFZ-Versicherungen (ebenfalls Welt) sichern den stetigen Strom des Bakschisch, um die politische Kaste regelmäßig mit kleinen Zuckerchen versorgen zu können.

Die braucht man nämlich, diese Kaste, denn das System der Geldmultiplizierung hat einen Haken: man hat zwar auf der einen Seite enorme Gewinne … aber in den Betrieben fehlen die Leute, die die Arbeit machen. Gut, oft kann man den ganzen Laden dicht machen und die Produktion ins Ausland verlagern, aber wenn man den Stempel „Wertarbeit“ haben möchte, dann belässt man die Kirche lieber im Dorf – und übergibt den Job den Wirtschaftskillern, denn die haben Mittel und Möglichkeiten, entsprechende Lösungen durchzudrücken.

Die Lösung des Problems war einfach: damit die deregulierten Kapitalmärkte sich wie ein Orkan durch die Realwirtschaft fräsen konnten, brauchte man einfach nur Menschen, die möglichst umsonst die Arbeit der Entlassenen machen: die Idee der Leiharbeit war geboren, die von ihren Schöpfern noch heute gefeiert wird, weil die Hälfte der Leiharbeiter nach zwei Jahren einen festen Job gefunden hat – oft allerdings bei einer kleinen Firma (siehe Handelsblatt). Der Haken: zwei Jahre lang arbeiten die deutlich billiger – was kein Politiker gut finden dürfte, denn: die zahlen dann auch viel weniger in die Versicherungen ein. Aber dafür gibt es ja diese obszön hohen Honorare für Vorträge.

So macht Warren Buffet mit Geld des amerikanischen Steuerzahlers Geld auf Kosten des deutschen Steuerzahlers, der letztlich für all die Zahlungsausfälle durch Leiharbeit aufkommen muss.

Toller Trick, oder? Hätte wir Bürger auch solche Wirtschaftskiller – wir hätten Ruckzuck unseren Sozialstaat wieder und könnten unsere Demokratie retten, jene Demokratie, die – wie Carl Amery in einem Brief an Horst Köhler schrieb – inzwischen nur noch die Musik bestimmt, die beim Untergang der Titanic gespielt wird.

Schauen wir doch zurück nach Amerika, dem Mutterland der Demokratie und der Lokomotive der Weltwirtschaft, jenem Land, das sich gerade mit 5,8 Milliarden Dollar den teuersten Wahlkampf aller Zeiten geleistet hat (siehe Welt). Hier fallen immer mehr Leute immer schneller aus der Mittelschicht in die Unterschicht (siehe Spiegel), nach Selbsteinschätzung der Bürger waren es 2008 noch 25 %, die sich zur Unterschicht zählten, während es 2012 schon 33 % sind – mit Spitzenwerten von 39 % bei den Jugendlichen.

Die Welt sieht heute „schockierende Zahlen“, nach denen Amerika auf „Dritte Welt -Niveau“ sinkt. Sie zitiert dazu den Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz, der 99 % der Amerikaner in der Sklaverei sieht:

Die Zahlen, die Stiglitz anführt, sind schockierend. Einem Prozent der Amerikaner gehört mehr als ein Drittel des nationalen Gesamtvermögens. Das Durchschnittseinkommen dieser Gruppe betrug 2007 nach Steuern 1,3 Millionen, das der unteren 20 Prozent 17.800 Dollar. Die obersten 0,1 Prozent der Amerikaner streichen alle anderthalb Tage soviel ein, wie die unteren 90 Prozent in einem Jahr verdienen.

Allein die sechs Erben des Wal-Mart-Supermarkt-Imperiums verfügen über ein Vermögen von 69,7 Milliarden Dollar; das entspricht dem Gesamtvermögen der unteren 30 Prozent. Bei dem reichsten Hundertstel kamen in den Boom-Jahren vor der Krise 65 Prozent des Zuwachses beim Volkseinkommen an; seit der Krise 93 Prozent. Während diejenigen, die sich für die Mittelschicht hielten, in der Großen Rezession ihre Häuser und ihre Ersparnisse verloren, geht es den Leuten, die für die Misswirtschaft verantwortlich waren, blendend.

Liest man den Artikel weiter,  erfährt man, das Stiglitz die gezielte und absichtliche Vernichtung aller Marktgesetze anprangert. Wenn man sich nun fragt, wie das nur bewerkstelligt wurde, so braucht man nur John Perkins lesen: die Antwort steht dort in großen Lettern.

Wer nun glaubt, wir in Europa sind da ja noch sicher, der vergisst, wie groß der Einfluss der Wirtschaftskiller auch hier ist: die Agenda 2010 ist letztlich ihr Werk, das nötig war, um auch auf deutsche Steuergelder in steigendem Ausmaß zugreifen zu können – die Hauptakteure sind ja auch entsprechend belohnt worden.  Aktuell dreht sich das Sozialabbaukarussel weiter, diesmal mit Frankreich als Kampfziel – auch dort sollen Lohnnebenkosten drastisch gesenkt werden (siehe Spiegel). Wir kennen dieses Lied schon, es wurde auch hier gesungen, das Ergebnis war Leiharbeit und Einnahmeeinbußen für die Krankenversicherung, die Rentenversicherung, die Pflegeversicherung und die Arbeitslosenversicherung. Welche Folgen das für die Menschen vor Ort hat, erwähnt heute die Welt:

Die Fakten sind erschreckend: Fast eine Viertelmillion Demenzkranker wird in Deutschland mit Psychopharmaka ruhiggestellt, um den überlasteten Pflegern weniger Arbeit zu verursachen; gut zahlende Heimbewohner werden zu Zehntausenden an die Betten gefesselt oder leiden Hunger und Durst; das Wundliegen wird zur Volkskrankheit.

Darüber kann auch nur ein Günther Jauch lächeln, weniger gut Betuchten fällt auf, dass das das Schicksal der „gut zahlenden“ Patienten ist: gefesselt und mit Drogen vollgepumpt hungrig und durstig in der eigenen Scheiße zu liegen – Hauptsache, die Rendite stimmt. Kann sich jemand vorstellen, was geschieht, wenn sich die Pflegefälle in Zukunft vervielfachen? Und was geschieht mit jenen, die weniger zahlen können?

Wir steuern hier auf Zustände zu, die uns den Tod durch wilde Tiere im Alter als äußerst begrüßenswert erscheinen lassen – und klugen Ratschluss göttlicher Weisheit. Ich denke, die Mehrheit der so gefolterten Alten wäre dankbar, wenn ein Rudel Wölfe ihrer erbärmlichen Qual ein schnelles Ende bereiten würde – oder wenn man sie einfach nach alter Indianerart im Schnee aussetzen würde – das alles ist weniger schmerzhaft als bei lebendigem Leibe von den eigenen Ausscheidungen verdaut  und langsam wegen Hunger und Durst wahnsinnig zu werden.

Bedenkt man, das 99 % der bundesdeutschen Bevölkerung dieses Schicksal droht, weil irgendwann JEDER zum Pflegefall wird, dann sieht man, das wir auf eine Zukunft zusteuern, die dem Holocaust das Wasser reichen kann – aus rein betriebswirtschaftlichen Gründen. Sogar der deutsche Bundestag und die Regierung arbeiten aktiv an dieser Entwicklung mit, in dem sogar sie die Rentenkasse durch Einsatz von Scheinselbständigen um die sowieso schon viel zu geringen Einnahmen betrügen (siehe Spiegel) oder durch Schönrechnerei von Privatisierungen den Staat entreichern (ebenfalls Spiegel).

Wir machen hier in Deutschland inzwischen die gleichen Erfahrungen wie andere Dritte-Welt-Länder: wo die Wirtschaftskiller aktiv sind, zerfällt die soziale Ordnung im großen Stil, Ethik, Moral und normaler menschlicher Anstand verschwinden aufgrund neuer „Anreizsysteme“ in der Bedeutungslosigkeit. Andererseits erreichen diese Killer richtige Wunder: so entsteht gerade im politisch geächteten Nordkorea das höchste Hotel der Welt, bezahlt von einer ägyptischen Telefonfirma, geleitet von der deutschen Kempinskigruppe, gedacht für chinesische Gäste (siehe Handelsblatt). Deutlicher kann man wohl nicht klar machen, wie bedeutungslos politische Mächte in unserer Zeit geworden sind – und das sie wirklich nur noch die Begleitmusik zum Untergang der Titanic stellen.

Welche Konsequenzen hat nun John Perkins selbst aus den Erkenntnissen seiner jahrelangen Tätigkeit gezogen? Er gründete die Organisation Dream Change, die nichts anderes im Sinne hat als die Erde zu retten, in dem sie die Menschen zu einem neuen globalen und individuellen Bewußtsein anleitet – inspiriert durch schamanische und indianische Kulturen. Seine Liste der „wakeful Organisiations“ zeigt eine große Bandbreite von „alternativen“ gesellschaftlichen Projekten und eine große Sympathie für schamanische Weltbilder.

Wer nun denkt, das dieser Wirtschaftskiller nun vollständig den Verstand verloren hat, hat nicht weit genug gedacht. Wer eine Bewußtseinsänderung will, braucht eine stabile Basis, die noch nicht von den perfekten in sich geschlossenen Weltbildern der Korporatokratie erreicht wurde und die bewiesen hat, das sie nachhaltig und harmonisch mit ihre Umwelt leben kann, um auch zukünftigen Generationen das Überleben zu sichern … und der eigenen qualvollen Vernichtung durch hochpreisige Altenheime zu entgehen.

Der Freiheitskampf, der John Perkins vorschwebt, der neue Unabhängigkeitskrieg, wie er ihn in seinem Werk „Weltmacht ohne Skrupel“ nennt, muss sich sehr radikal mit den Werten dieser Gesellschaft auseinandersetzen – und hier hat sich schon immer die Religion als gedanklicher Gegenpol zu den Mächten der Welt angeboten. Leider haben die westlichen Kirchen hier versagt, in dem sie den Neoliberalismus in ihren Reihen dankbar empfangen haben (mit enormen Gehaltszuwächsen bei den Kirchenoberen) – dabei wäre „liebe Deinen Nächsten“ schon eine hinreichenden Botschaft, um das Leben der menschlichen Gemeinschaft kooperativer, sozialer und umweltverträglicher zu gestalten. In Zeiten, in denen dem heiligstem Ort der Christenheit – der Grabeskirche in Jerusalem – die Schließung wegen unbezahlter Wasserrechnungen droht (siehe Spiegel), darf man wohl zurecht davon ausgehen, das die christlichen Kirchen andere Werte vertreten als die, die in ihren Lehren verbreitet werden.

Konsequent setzt Perkins nicht nur auf politische Hoffnungen, was bei seinen Erfahrungen kein Wunder ist: immerhin ist JEDER Politiker durch Wirtschaftskiller erreichbar – und wie oft haben wir uns schon über die Tatsache gewundert, wie bewußtseinsverändernd die Mitgliedschaft im Parlament sein kann.

Wenn Sie versucht sind, einkaufen zu gehen, um den Stress abzubauen, sollten Sie lieber laufen gehen, meditieren, lesen oder eine andere Beschäftigung finden“ – so einer von vielen Ratschlägen des John Perkins (aus: Weltmacht ohne Skrupel, Seite 302). „Fahren Sie ein kleineres Auto, ziehen Sie in ein kleineres Haus, reduzieren Sie ihre Garderobe und allen materiellen Besitz„, empfiehlt er weiter als Ergebnis eines Bewußtseinswandels, der sowieso zwanghaft auf die meisten von uns zukommen wird, wenn in Deutschland die „Sparmaßnahmen“ so um sich greifen wie im übrigen Europa … jenem Europa, das inzwischen im Fokus der Wirtschaftskiller angekommen ist und leibhaftig erfährt, wie einem plötzlich die Souveränität über das eigene Leben aus der Hand genommen wird.

Andererseits – ist die Hinwendung zum Schamanismus vielleicht auch einfach der Erkenntnis geschuldet, das angesichts der Macht, Skrupellosigkeit, der kriminellen Energie und der organisatorischen Perfektion der Wirtschaftskiller nur noch beten hilft.

Wer die Erfahrungen von John Perkins visuell erleben möchte: die gibt es jetzt auch als Film (siehe 3sat).

Wer nun allerdings glaubt, das alles sei ein bedauerlicher Einzelfall, der mit der bundesdeutschen Wirklichkeit überhaupt nichts zu tun hat, der ist gut beraten, sich einmal gründlich mit der Arbeitsweise und den Auswirkungen von „Unternehmensberatungen“ zu beschäftigen, die unsere Leben in  Deutschland gründlicher umgebaut haben als jede Wirtschaftskrise … und auch in Altenheimen den Pflegetakt mit der Stoppuhr vorgaben.

Und was wir von Indianern lernen können?

Nun – die sind so organisiert, das drei Stunden Erwerbsarbeit pro Tag ihre Ernährung sicher stellen – ganz ohne Maschinen. Wäre das nicht ein Ziel, für das man streiten kann – auch dann, wenn man vor den Konsequenzen für unser Alter die Augen erfolgreich verschließt?

 

 

 

 

 

 

 

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