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Wie die USA Europa in einen Krieg treiben: Propaganda der Gegenwart

eifelphilosoph_200

eifelphilosoph_200Dienstag, 29.8.2014, Eifel. Wissen Sie eigentlich, was Krieg ist? Dumme Frage: Sie wissen es nicht. Der letzte echte Krieg in Deutschland ist 69 Jahre her – man müßte schon Ende siebzig sein, um überhaupt noch ein paar verwertbare Erinnerungen zu haben, die letzten echten Soldaten gehen auf die neunzig zu. Die hätte ich jetzt gerne im Bundestag und in den Redaktionen der Leitmedien: also dort, wo Politik entschieden wird. Sie wissen noch, was Krieg heißt, wie Gewalt eskaliert, wie alle daran arbeiten, dass sie maximal eskaliert. Dankenswerterweise erinnert Spiegel momentan daran – in einer Serie über Propaganda im ersten Weltkrieg:

Der Krieg war gerade ein paar Stunden alt, da fielen bei Nürnberg schon die ersten Bomben. Wenig später schnitten indische Sikhs im Dienste Großbritanniens schlafenden deutschen Soldaten die Kehle durch und tranken deren Blut. Und die Deutschen? Sie hackten Kindern die Hände ab und waren auch sonst eine brutal-effiziente Mordmaschine: Selbst aus den Körpern ihrer Gefallenen gewannen sie in einer speziellen Leichenfabrik noch Glyzerin für die Herstellung von Munition.

Keine der Meldungen entsprach der Wahrheit. Alles Lügen – die aber einem wunderbaren Zweck folgten: aus dem militärischen Gegner ein bösartiges, unmenschliche Ungeheuer zu machen. Das geschieht auch gerade wieder – in breiter Front, siehe Spiegel:

Entführungen, Folter, Exekutionen: Der Uno-Menschenrechtsrat erhebt in seinem neuen Bericht schwere Vorwürfe gegen die prorussischen Separatisten in der Ukraine. Der Abschuss von MH17 könnte „einem Kriegsverbrechen gleichkommen“.

Leider stellt das Rote Kreuz im selben Artikel andere Kriegsverbrechen in den Vordergrund:

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) warf den ukrainischen Truppen vor, bei ihren Attacken Raketen vom Typ „Grad“ in Donezk eingesetzt zu haben. Mindestens 16 Menschen seien gestorben. Die Flugkörper sind zielungenau – ihr Einsatz im bewohnten Gebiet sei ein Kriegsverbrechen, so die Menschenrechtler.

Ahnen Sie, wohin die Reise geht? Brauchen Sie gar nicht: in Deutschland wird schon für sie vorgedacht. Putin (ein deutsches Magazin, das ich nicht zitieren möchte, nannte ihn unlängst: „Macho-Zar“) muss gestoppt werden – egal was die Untersuchungen ergeben. Wir verabschieden uns gerade in großem Maße von den üblichen Grundsätzen eines demokratischen Rechtsstattes, der vor der Urteilsfindung zweifelsfreie Beweise verlangt: unsere Journalisten brauchen die Beweise nicht: dass „Putin“ schlecht ist, wissen die einfach so.

Vergessen ist die Tatsache, dass Kriege eskalieren – in der Ukraine, in Gaza, überall. Es fängt harmlos an – in der Ukraine zum Beispiel mit dem Einsatz von FBI, CIA und 400 amerikanischen Söldnern. Danach verbrennen prorussische Sepparatisten in einem Haus in Odessa, die ukrainische Armee arbeitet auf einmal unglaublich effizient, die Überläufer von vorher sind spurlos verschwunden … dafür verfügen die „Rebellen“ aber über eine erstaunliche Schlagkraft. Vielleicht gerade durch ukrainische Soldaten verstärkt, die sehen, wie die Truppen der Putschregierung unter dem neuen superreichen Präsidenten Poroschenko Raketen auf Zivilisten schießen?

Es wird ein großer Krieg vorbereitet – während der deutsche Bürger sich noch im Weltmeistergefühl badet und sich für unangreifbar hält, werden in den USA Gesetze vorbereitet, die den heißen Krieg innerhalb von Stunden herbeiführen können. Gönnen Sie sich mal einen Ausflug auf die Seite des Congressman Jim Gerlach in den USA. Da findet man brisante Informationen:

Congressional Ukrainian Caucus co-Chairs U.S. Reps. Jim Gerlach (PA-6th District), Marcy Kaptur (D-OH) and Sander Levin (D-MI) on Thursday introduced legislation to provide a clear and specific process to provide direct military and security assistance to the Government of Ukraine as it seeks to strengthen its democracy and prevent separatist violence and aggression within its borders.

Da gibt es einige verschiedene ukrainische Organisationen in den USA, die das unterstützen. Wo die herkommen, wer die bezahlt – wer will das schon wissen. Es geht um einen direkten Militäreinsatz gegen … Russland. Das versteht man aber nur, wenn man andere Informationen hinzufügt, wie sie der Spiegel aktuell ins Gespräch bringt. Wieder sind es nichtssagende Satellitenbilder, die beweisen sollen, dass Russland ukrainische Truppen von russischem Territorium aus beschießt – während Wochen zuvor durch russische Medien die Meldung ging, ukrainische Artillerie hätte russisches Gebiet beschossen. Zu sehen sind: Fotos mit Selbstfahrhaubitzen und Fotos mit Löchern auf ukrainischer Seite. Das die Haubitzen da auch stehen können, um jenen zu begegnen, die die Löcher wirklich verursacht haben, kommt niemandem in den Sinn: Vorverurteilung ist gerade sehr in Mode.

Sogar die linke TAZ beteiligt sich an der Kriegspropaganda – mit einem herzzerreissenden Bericht über die ungebildeten, besoffenen, grausamen, plündernden Separatisten, denen sie jede Verhandlungsfähigkeit abspricht … und die eigentlich fast alle aus Russland kommen. Beweise dafür? Über die Autorin dieser Berichte findet man recht wenig … außer, dass sie gelegentlich zusammen mit einer Clair Briggs für Radio Free Europe schreibt … einem ehemaligen Geheimdienstsender aus dem Kalten Krieg (siehe Wikipedia). Drei Artikel von April bis Mai sind dort zu finden, jetzt schreibt sie für die TAZ.

Ihr erster Artikel bei Radio free Europe stammt vom 8.4.2014. Liest man ihn zuende, stellt man jedoch Verblüffendes fest:

Written by Charles Recknagel in Prague based on reporting in Donetsk by Valeria Dubova. Merhat Sharipzhan contributed to this report from Prague

Der Bericht von Valeria Dubrovna wurde also von einem Mitarbeiter von Radio free Europe geschrieben – einem Überbleibsel aus dem Kalten Krieg?

Weiß die TAZ, wie gefährlich es ist, sich auf solche Quellen zu verlassen? Kommen die Artikel von Valeria Dubrovna im Original möglicherweise ALLE von Charles Recknagel?

Eigentlich uninteressant … wäre nicht Valerie Dubrovna eine Augenzeugin, die Material liefert, dass den US-Congress dazu bringen könnte, militärische Eingriffe in der Ukraine zu erlauben.

Zu kompliziert für Sie? Zuviel „Verschwörung“ drin?

Kein Problem – begleiten Sie mich einen Moment lang zum konservativen Tagesspiegel. Wir wechseln auch das Thema … und wenden uns den brutalen „Gotteskriegern“ zu, die in den Medien in den letzten Tagen etwas untergegangen sind. ISIS werden sie genannt – und der Tagesspiegel schreibt nüchtern darüber, woher sie wirklich kommen:

In der Tat, die USA und die EU wissen seit langem, dass die gekrönten Häupter von Kuwait, Katar, den Emiraten und Saudi-Arabien alle Augen zudrücken, wenn superreiche Privatleute, salafistische Stiftungen und Moscheevereine sunnitische Gotteskrieger finanzieren, damit sie gegen Baschar al Assad in Syrien und Nuri al Maliki im Irak zu Felde ziehen.

Wir wissen aber noch mehr:

„Saudi-Arabien bleibt ein entscheidender Geldgeber von Al Qaida, den Taliban und anderen Terrorgruppen“, urteilte laut Wikileaks schon 2009 die damalige US-Außenministerin Hillary Clinton. 15 der 19 Attentäter vom 11. September 2001 stammten aus dem Königreich, heute sind nach Schätzungen von Geheimdiensten 3000 bis 4000 junge Saudis in Syrien auf heiligem Kriegspfad, die meisten in den Reihen der schwarzen IS-Kommandos. 2400 Petrodollar kostet die „Patenschaft“ für einen Gotteskämpfer, auf Wunsch wird die Spende mit einem Kurzvideo des jungen Mannes in Aktion honoriert.

Ist Ihnen die Tragweite dieser Aussagen bewusst?

Saudi-Arabien ist und war guter Freund der Familie Bush. Vielleicht ist man deshalb auch in Afghanistan einmarschiert, um den „islamistischen Terror“ zu stoppen, anstatt in Saudi-Arabien. Hat das eigentlich etwas gebracht, der Krieg gegen den „islamistischen Terror“?  Ja – mit ISIS haben die jetzt eine Gewalt, die irakische Städte im Sturm erobert. „Superreiche Privatleute“ spielen Krieg.

Völlig ausgeschlossen, dass dies auch anderswo geschieht … z.B. in den USA, wo Leute wie Jim Gerlach gerade Gesetze durchbringen wollen, nach denen sich das US-Militär direkt an einem Krieg mit Russland beteiligen soll?

Halt – direkt mit Russland?

Klar – was meinen Sie, was solche durch Reuters und AFP geschleusten „Geheimdienstmeldungen“ bewirken sollen – siehe Spiegel:

Die prorussischen Kämpfer in der Ukraine sollen schon „sehr bald“ aus Moskau mit schweren Raketensystemen versorgt werden – zu diesem Schluss kommen US-Geheimdienste. Das Kriegsgerät befindet sich demnach in unmittelbarer Nähe der Grenze.

Die Meldung stammt vom Freitag, dem 25.7.2014. Die Raketensysteme sind diejenigen, mit denen die Rebellen angeblich schon zuvor eine malaysische Zivilmaschine abgeschossen haben, vermeintliche US-Agenten in deutschen Medien haben schon darauf hingewiesen, dass dies „nine-eleven“ gleich kommt … jedenfalls wäre das jetzt mal meine provokante Unterstellung, mit der ich selbst versuche, mich der Manipulierbarkeit durch Geheimdienste ein wenig zu entziehen.

Warum das notwendig ist?

Nun – wir befinden uns am Rande eines Krieges. Jedenfalls würde ich die Absichten der Medien so deuten. Nicht umsonst titelt der Spiegel in seiner aktuellen Printausgabe ganz groß „Stoppt Putin“. Ein Blick in die oben zitierten Propagandastreifen des ersten Weltkrieges hätte gezeigt, wie nahe das Bild Putins dem Bild des deutschen Kaisers in der Propagandaschlacht kommt …. der „deutschen Bestie“.

Seit hundert Jahren immer das gleiche Spiel: die Bestie wird aufgestellt, die Bestie wird zur Bestie erklärt, erfundene oder halbgare Geschichten untermauern das Bild, Hass und Wut werden größer … und dann knallt es, weil alle ihre Kinder vor der Bestie schützen wollen. Selbst aus so friedlichen kleinen Ländern wie den Niederlanden hört man inzwischen, dass man einen Kriegseinsatz in der Ukraine für möglich hält (siehe Handelsblatt).

Deutschlands Elitejournalisten sind da nicht besser, wie eine Satire bei Telepolis beschreibt, die erläutert, wie „deutsche Elite-Journalisten den Stahlhelm aufsetzen“.

Welche Geldgeber genau unterstützen eigentlich die „Rebellen“ in der Ukraine wirklich? Welchen Einfluss haben die ukrainischen Interessenverbünde auf die US-Regierung – und gibt es Einfluss von „privaten Superreichen“ auf diese Interessenverbünde? Ist das Szenario „ISIS“ so undenkbar, wenn man anstatt auf Syrien und den Irak auf Europa blickt? Und warum gehen die US-Geheimdienste eigentlich nicht gegen die Finanziers des islamistischen Terrors vor … sondern gegen Putin? Soll ich mir Gedanken darüber machen, dass nach dem Rücktritt der ukrainischen Regierung (über den erstaunlich wenig debattiert wird) ein Superreicher das Land alleine regiert? Ein Kollege der amerikanischen und saudischen Superreichen?

Bislang lassen wir uns von US-Geheimdienstinformationen direkt in einen Krieg hineinsteuern – einen Krieg gegen die Bestie Putin. Wenn der erstmal so heiß wird wie der Krieg in der Ukraine, werden wir in Europa Menschenrechtsverletzungen in größtem Ausmaß erleben.

Krieg selbst ist nämlich die größte Bedrohung für sämtliche Menschenrechte … nicht Putin.

Was weniger bekannt ist: das ukrainische Volk selbst wehrt sich gegen die allgemeine Mobilmachtung durch Präsident Poroschenko – siehe Schweiz-Magazin.

Ebenso wie sich in Deutschland zunehmend Menschen zu Montagsdemos zusammenfinden, um den Krieg aufzuhalten, weil sie noch rudimentäre Erinnerungen daran haben, dass der Krieg selbst der Feind der Menschheit ist … und nicht die „Neurechten“.

Und die Zeit, ihn aufzuhalten, vergeht wie im Fluge.

 

 

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