Diese Sendung ist für Zuschauer unter 12 Jahren nicht geeignet.
Groteskes und Postfaktisches präsentiert von Dirk Pohlmann und Markus Fiedler.
Kommentieren Sie dieses Video unter: http://www.wikihausen.de/video-blog/
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Es ist schon seltsam, was alles nicht auf Psiram steht. Heute reden wir über den Satanisten Michael Aqunio, den Temple of Seth und fragen uns, warum es um ihn so seltsam still in Wikipedia und Psiram ist.
Wir bitten um vorsorgliches Bereitstellen von Brechbechern.
Altersfreigabe ab 12 Jahre! Dieses Video sollte jüngeren Kindern nicht zugänglich gemacht werden.
Groteskes und Postfaktisches präsentiert von Dirk Pohlmann und Markus Fiedler.
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Auf der Internet-Pranger-Seite Psiram und in der Wikipedia findet man eine seltsame Besonderheit.
Hier werden sexuelle Missbrauchsfälle als dubiose Informationen abgetan.
Filme mit Mordszenen werden als Schauspielerei oder Filmtricks dargestellt.
Wir beschäftigen uns heute mit sogenannten „Snuff“-Filmen und wir forschen nach, ob diese Filme existieren.
Aufgrund steter Zensurmaßnahmen auf Youtube ziehen wir jetzt die Reißleine.
Diese Sendung hier auf Youtube ist nur ein Teaser. Sie werden zukünftig die vollständigen Sendungen von uns nur noch auf unseren eigenen Videoservern finden!
Postfaktisches aus Politik und Gesellschaft mit Markus.
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Die letzte Woche veröffentlichte Meldung vom Portal Opposition24.com über angebliche Ermittlungen gegen einen Psiram-Admin im Zusammenhang mit Kinderpornographie hat sich als Falschmeldung herausgestellt.
Leider bin ich wie auch sehr viele andere getäuscht worden und habe die Meldung in der Sendung Moment Mal #107 weiterverbreitet. Diese Folge ist inzwischen entsprechend gekürzt.
Bitte geben Sie diese Nachricht weiter, damit die Falschmeldung sich nicht weiter verbreitet.
Der weitere und überwiegende Inhalt der Folge #107 war aber korrekt und wir daher hier nochmals veröffentlicht.
Postfaktisches aus Politik und Gesellschaft mit Markus.
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Dies war eine Falschmeldung:
Ermittlungen gegen einen 52-jährigen Informatiker wegen Kinderpornos.
Interessanter Weise handelte es sich bei gleicher Person auch um einen Administrator, der jahrelang auf dem Rufmordpranger Psiram.com geschrieben hat.
Ab hier solls wieder stimmen:
In dieser Sendung wird das Umfeld des Servers psiram.com etwas genauer beleuchtet.
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch eine Sendung von der GWUP.
Auf der Skepkon 2018 wurde ein Satanist befragt. Das Ergebnis dieser Befragung lässt doch tief blicken.
Markus Fiedler ist Musiklehrer , Diplombiologe und Dokumentarfilmer. Zusammen mit Dirk Pohlmann produziert er die Show „Neues aus Wikihausen“. Er ist silbernes Ehrenmitglied bei Psiram und ehemaliges Mitglied der Band „Desaster Area“.
Ihr LIEBEN, ich präsentiere VOLLER STOLZ einen fantastisch guten Vortrag von dem wunderbaren Dirk Pohlmann, den ich die EHRE hatte in Koblenz bei „Koblenz im Dialog“ mit zu schneiden, Danke auch an den lieben Jürgen Brings, der mir beim Schnitt geholfen hat.
Dieser Vortrag ist ULTRAWICHTIG, denn die Vorgänge in der „Wikipedia“ und dem ekligen Denunziations-Portal „PSIRAM“.
Dieses Thema ist so immens WICHTIG, darum hört aufmerksam zu und tragt diese Informationen weiter, denn eine der größten SKANDALE unserer Zeit ist die „stillschweigende“ Einführung eines faschistoiden „Wahrheitsministeriums“ über die WIKIPEDIA und mit der neuen, digitalen Form des „STÜRMER“, dem Portal „PSIRAM“
Ihr LIEBEN, ich präsentiere VOLLER STOLZ einen fantastisch guten Vortrag von dem wunderbaren Dirk Pohlmann, den ich die EHRE hatte in Koblenz bei „Koblenz im Dialog“ mit zu schneiden, Danke auch an den lieben Jürgen Brings, der mir beim Schnitt geholfen hat.
Dieser Vortrag ist ULTRAWICHTIG, denn die Vorgänge in der „Wikipedia“ und dem ekligen Denunziations-Portal „PSIRAM“.
Dieses Thema ist so immens WICHTIG, darum hört aufmerksam zu und tragt diese Informationen weiter, denn eine der größten SKANDALE unserer Zeit ist die „stillschweigende“ Einführung eines faschistoiden „Wahrheitsministeriums“ über die WIKIPEDIA und mit der neuen, digitalen Form des „STÜRMER“, dem Portal „PSIRAM“
https://www.wiki-tube.de/videos/watch/faef0e7e-732d-4dea-870a-d9f18cb1b64d
Dirk Pohlmann über die Online-Enzyklopädie Wikipedia
Das Gerichtsurteil gegen den Wikipedia-Autor „Feliks“ kann als kleiner Sieg gewertet werden, doch die Online-Enzyklopädie hat ein tiefgreifendes strukturelles Problem. Im Kampf um die Deutungshoheit bestimmen einige wenige Autoren den Diskurs, oft mit Falschbehauptungen und Verleumdungen.
Im Zuge der ausgerufenen Corona-Pandemie werden abweichende Meinungen zur Lage, auch wenn sie von Fachleuten kommen, als Spinnereien dargestellt.
Der Lungenfacharzt und ehemals leitender Amtsarzt Dr. Wodarg hat sich als einer der ersten sehr kritisch zu Wort gemeldet.
Er wird im Mainstream, u.a. auch in der „Welt“ mit Methoden unterhalb der Gürtellinie diskreditiert. Ungeachtet der Tatsachen, dass er beruflich ständig mit Epidemiologie und Fragestellungen zu Quarantänemaßnahmen zu tun hatte und ganz nebenbei einen EU Untersuchungsausschuss initiiert hat. Dieser hat aufgedeckt, das die sogenannte angebliche Schweinegrippe-„Pandemie“ (H1N1) im Jahr 2009/2010 mit Hilfe der WHO massiv Gelder in die Kassen der Pharmaindustrie gespült hat. Die WHO steht daher spätestens seitdem unter dem schweren Verdacht, als Lobbyorganisation der Pharmaindustrie zu agieren. Wird sie doch zu 80% von der Pharmaindustrie finanziert. Dr. Wolfgang Wodarg ist daher zusätzlich Fachmann in Sachen ‚Glaubwürdigkeit der WHO‘. Das wird natürlich von den Medien irgendwie immer wieder bei ihren Berichten „vergessen“.
Mit ähnlichen Methoden werden der kritische Arzt Dr. Claus Köhnlein und der Arzt und Mikrobiologe Prof. Dr. Sucharid Bhakdi „bearbeitet“. Es ist für Eingeweihte nicht weiter überraschend, dass die Wikipedia ausschließlich die Meinungen der Mainstream-Journalisten abbildet. Die Autoren der Wikipedia achten auch in der gegenwärtigen Krise darauf, dass abweichende Meinungen gar nicht oder als Spinnereien dargestellt werden.
Diesmal besonders auffällig ist der schon einschlägig bekannte Benutzer „KurtR“. Dieser kam auch schon in Folge 16 von „Geschichten aus Wikihausen“ und in der Dokumentation „Zensur“ vor. Er fiel schon damals durch sein vollkommen unwissenschaftliches Verhalten auf.
Einmal mehr offenbart sich das Scheinlexikon Wikipedia als Propaganda-Seite der Regierung.
Außerdem interessant in diesem Zusammenhang ist das Scenario „Event 201″ was an dem John Hopkins-Institut“ durchgespielt wurde. Auch die „Bill und Melinda Gates-Stiftung“ mit ihrem Engagement in Sachen Impfstoffen und ihrer Meinungsführung innerhalb der WHO ist ein Thema der diesmal mehr als eineinhalbstündigen Semdung.
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Haben Sie den Film „die dunkle Seite der Wikipedia“ gesehen? Wissen Sie davon, dass in der Wikipedia etwas nicht stimmt?
Die Wikipedia ist nicht nur das, was sie zu sein scheint. Es ist mehr als ein Lexikon. Es ist auch ein Scheinlexikon. Eine kleine aber effektive Meinungsmanipulationsmaschine. In gewissen Bereichen wird das Lexikon zum Pseudolexikon und wird in diesen Sparten schon seit Jahren von einer kleinen Gruppe, bestehend aus ca. 200 Personen, dominiert. Das einzig verbliebene Etwas, das so aussieht wie ein Nachschlagewerk, befindet sich in der Hand von Dogmatikern und Leuten, die rund um die Uhr in die Wikipedia schreiben, aber keine Qualifikation auf den Gebieten haben, über die sie schreiben.
Ihnen ist in der Wikipedia noch nichts aufgefallen? Dann kann es sein, dass Sie bisher nur Artikel gelesen haben, in denen es um Naturwissenschaften und Technik und nicht um Geld, Weltanschauungen, Politik und Geostrategien ging.
Wir beleuchten in jeder Folge einen Artikel von den dunklen Seiten der Wikipedia und zeigen auf, was dort nicht stimmt. Folgen Sie mit uns in die Abgründe einer Meinungsmanipulationsmaschine.
Gefälschte Quellen zur Diskreditierung von Robert F. Kennedy Jr. in der Wikipedia | #46 Wikihausen
Groteskes und Postfaktisches präsentiert von Markus Fiedler.
Kommentieren Sie dieses Video unter: http://www.wikihausen.de/video-blog/
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1.
In der Wikipedia schreckt man nicht davor zurück, den gröbsten Unfug in Artikel einzutragen, besonders dann, wenn es der politischen Richtung der Wikipedia-Autoren dient.
So kommt es nicht selten vor, dass man Daten findet, die sich sofort als Fälschung herausstellen, wenn man die angegeben Quellen liest. Im vorliegenden Fall ist es ein wenig komplizierter. Wikipedia schreibt aus „Mimikarma“ ab. Mimikarma gibt vor, ein Faktenchecker zu sein. In Wirklichkeit handelt es sich dabei offenbar um ein Portal, welches ähnlich wie der Internetrufmordpranger Psiram in großen Teilen zur Desinformation der Leser besteht. Und so ist der Inhalt von Mimikarma ebenfalls falsch. Finden wird man den Fehler erst, wenn man sich die Originale von R.F.K. Jr. anschaut.
2.
In Großbritannien geht man nun seitens des Militärgeheimdienstes gegen angebliche Verschwörungstheorien und angebliche Falschinformationen bzgl. Impfungen und COVID 19 vor.
Dabei werden Strukturen benutzt, die zum Antiterroreinsatz eingerichtet wurden.
3.
Wir stellen unser neues Internetportal www.wiki-tube.de vor.
Wiki-tube.de ist ein Videoportal von Geschichten aus Wikihausen und gehört zum Peertubeuniversum.
Wir haben unseren Server bereits mit dem Server von KenFM.de verschaltet. Kommt mit dazu und macht unsere kleine freie Youtube-Alternative größer.
In Krisenzeiten wie diesen zeigt sich, was eine Demokratie wert ist. Bilden die Öffentlich-Rechtlichen Medien tatsächlich das gesamte vorhandene Informations- und Meinungsspektrum ab? Die Recherchen von Markus Fiedler zeigen lassen daran Zweifel aufkommen.
Vorbemerkung: Eigentlich wäre es das Vernünftigste von der Welt, wenn die etablierten Medien und die mit ihnen verbundenen Politikerinnen und Politiker die Medien im Internet als Partner, wenn auch als kritische und konkurrierende Partner, betrachten würden. Es würde beiden, den Etablierten und den Neuen, guttun. Das Gegenteil ist inzwischen eingetreten. Die etablierte Welt betrachtet die neue Welt als Feind. Es herrscht Krieg statt Kooperation. Johannes Bichler* beschreibt diesen Informationskrieg und die mobilisierte „Schlägertruppe“ – Psiram, Wikipedia, Amadeu Antonio Stiftung, die EU East StratComTaskforce usw. – Es muss und es wird nicht bei diesem ersten Stück bleiben. Albrecht Müller.
[…]
* Johannes Bichler. Alter: 39. Ausbildung zum Landschaftsgärtner; momentan für das Rote Kreuz tätig. War schon: Auslieferungsfahrer, Altenpfleger, Taxifahrer, bei den Maltesern, Dichter und Biogärtner. Reist gerne und verehrt die Punkbands der 80er und 90er.
Obwohl sich dort in Zukunft womöglich nur noch ein paar Sitzengebliebene tummeln werden, die Katzenfotos und Angela Merkel-Devotionalien austauschen, so sind Facebook und Youtube ja derzeit noch Quasi-Monopolisten in der Social Media Landschaft – und nutzen diese Monopolstellung auch schamlos aus: Es wird auf Biegen und Brechen gelöscht und zensiert wie in schwärzesten, vergangen geglaubten Zeiten der Geschichte. Beiträge und Videos, die nicht dem entsprechen, was der Dichter Vaclav Havel als „Lebenslüge“ bezeichnet hat und was uns eine Legion an PR-Professionalisten heute gemeinhin als „das Gute und Gerne Leben“ verkauft, müssen damit rechnen, als „Hate Speech“ gelöscht zu werden. Unerwünschtes, das man mangels Gründen nicht löschen kann, wird durch Shadowbanning-Techniken von der Bildfläche verbannt oder in die Bedeutungslosigkeit downgerankt. Manchmal versagen diese Zensur-Algorithmen jedoch, z.B. wenn bei Videobeiträgen mit über 300 Kommentaren und noch viel mehr Likes als Aufrufzahl Null angezeigt wird – so nach dem Motto: „Gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen!“. Viele regierungskritische Autoren, die sich über die Jahre hinweg eine beachtliche Anzahl an Followern aufgebaut haben, sind durch solche Praxis und in Serie verhängte 30-Tage-Sperren inzwischen zermürbt und nahe daran, aufzugeben. Doch auch wortgewandten Autoren, die es bisher verstanden haben, Kritik an der neoliberalen Regierungsagenda in solch eloquente und ironische Worte zu kleiden, dass sie nicht unter den Tatbestand „Hate Speech“ subsumierbar waren, kann es nun an den Kragen gehen. Youtube/Google hat angekündigt, Konten und Kanäle zu entfernen, wenn der Konzern der Ansicht ist, dass diese kommerziell nicht rentabel („wirtschaftlich nicht tragbar“) sind.
Wer sich also nicht ganz aus dem öffentlichen Diskurs verabschieden möchte, den uns das Internet ermöglicht hat und sich ins neoliberale Biedermeier zurückzuziehen möchte, der tut also eventuell gut daran, rechtzeitig über Alternativen nachzudenken. Denn genauso wie regierungskritische Stimmen früher auf Nimmerwiedersehen „abgeholt“ werden konnten, so muss man heute damit rechnen, dass das eigene Profil auf FB und YT plötzlich weg ist. Denn die Polit- und Medienmächtigen haben bereits zu verstehen gegeben, dass sie ihre Meinungshoheit nicht kampflos abgegeben wollen. Zum Zwecke der Verteidigung dieser Meinungshoheit haben sie auch entsprechende Profis in ihren Sold gestellt, die das ABC der Zersetzung und des Manufacturing Consent schon zu Zeiten des Überwachungsregimes der Stasi virtuos beherrscht haben. Von diesen ist z.B. die ehemalige Stasi-Mitarbeiterin und Chefin der „Amadeu Antonio Stiftung“, Anetta Kahane (Deckname im DDR-Regime: „Victoria“) in Wirklichkeit nur eine unbedeutende Randfigur. Es existiert mittlerweile eine ganze Legion an Blockwarten und Zensoren, die moralisch sogar noch viel tiefer gesunken sind als Anetta Kahane und die ganz offen ihre Verachtung für Demokratie und Rechtsstaat ausdrücken – und dafür die volle Rückendeckung der Merkel-/Maas-Regierung erhalten. Es sind inzwischen ganze Tausendschaften an Mitarbeitern, die klassische Stasi-Tätigkeiten ausführen und damit das Fundament unserer rechtsstaatlichen Demokratie aushöhlen, natürlich wie immer mit den schönsten Worten, um die man in einer Zeit, in der alle diese schönen Worte von Demokratie, Liberalismus etc. „mit Null multipliziert und daher der Menschheit geraubt wurden“ (Frank Schirrmacher), nicht verlegen ist. Da der Staat offiziell keine Zensur ausüben darf, lagert man diese Tätigkeiten einfach in privatwirtschaftliche Gefilde aus, z.B. an die Bertelsmann-Tochter Arvato, die alleine in Berlin und Essen mit über 1200 Mitarbeitern (Stand: Sept. 2018) Facebook von ungebührlichen Stimmen sauber hält.
Eine Alternative zum politisch-medialen Meinungsmonopol ist nun rechtzeitig vor Ladenschluss online gegangen: Das schon seit längerem u.a. in einem Interview bei KenFM angekündigte „Human Connection“. Dabei hat sich der Friedensaktivist Dennis Hack mit einem Team an Programmierern ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: eine gemeinnützige, sich selbst organisierende und sozial agierende Plattform, in der das Prinzip Kooperation statt Konkurrenz gilt. Zensur sowie das Ausspähen und kommerzielle Verwerten unserer Daten, wie dies von Facebook, Google und Co. als Gegenleistung für unsere Teilnahme an ihrem Geschäftsmodell eingefordert wird, sollen tabu sein.
Der Human Connection-Gründer Dennis Hack hätte als Nachfolger eines schwäbischen Familienunternehmens ein bequemes Leben führen können, ist jedoch ein hohes unternehmerisches und finanzielles Risiko eingegangen (die Plattform muss jeden Monat über 20.000 Euro an Spendengeldern lukrieren, um existieren zu können), um dasjenige zu realisieren, was er in einer zunehmend von Kriegsgefahr und Zerrüttung bedrohten Welt als notwendig ansieht: Ein soziales Netzwerk, in dem das Denken weiterhin frei bleibt.
Nach Jahren an Entwicklungsarbeit und Durststrecken, die das Projekt beinahe zum Scheitern gebracht haben, ist es nun also online. Was kann man dazu sagen? Nun, im Vergleich zu Facebook (zu dessen Nutzung der Psychiater Dr. Spitzer ja mit eindeutigem Studienmaterial betreffend Suizidalitätssteigerung aufwarten kann) wirkt die Bedienungsoberfläche von Human Connection hell und sympathisch, der Umgangston weitgehend konstruktiv. Eine erste Sichtung zeigt einen Fundus an durchwegs anregenden Beiträgen zu Kreativprojekten, Meinungen, politisch-gesellschaftlichen Essays, Links zu bekannten alternativen Medien, Gedichten etc. Obwohl man auf möglichst neueste Servertechnik gesetzt hat, kann man mit Milliardenkonzernen in Silicon-Valley in Sachen Technik natürlich nicht ganz mithalten. Für manche also womöglich ein Ärgernis, nach meinem Erleben jedoch eines der womöglich bedeutendsten Positiva der Plattform: Die Latenzzeit von einigen Sekunden, die nach Anklicken eines Beitrags oder Kommentars vergeht, bis dieser vollständig am Bildschirm erscheint. Nach meinem Dafürhalten sollte dieses „Feature“ unbedingt beibehalten werden, da es die Social Media Kommunikationskultur in der Tat revolutionieren könnte:
Denn wenn man einen Kommentar gelesen hat, kann man nun nicht mehr sofort aus dem Bauch heraus vom Standpunkt seiner weitgehend vorgefassten Meinung „zuschlagen“, sondern man muss nun zumindest zwei Atemzüge Luft holen – ein kurzes Momentum, das aber entscheidend sein kann, um gewohnte Kreisläufe zu durchbrechen und etwas unter Einsatz eines neuen Gedankens frisch zu greifen, anders als es einem die aus dem Bauch aufsteigende, auf der Festplatte des Alten abgespeicherten Emotionen suggerieren möchten: auf das gerade Gegenwärtige, in Wirklichkeit immer neue und individuelle Gegenüber gerichtet. Dass das schnellfertige Reagieren aus gewohnten Gefühlen und Bauchstrukturen – die immer aus dem Alten stammen und daher nicht fähig sind, etwas wirklich Neues zu schaffen bzw. Umstände zu verändern – zu keinem Fortschritt führt, kann ja inzwischen jeder erleben (dass all diese angelegten Gefühle und Meinungen, auf die wir so sehr beharren, übrigens zum überwiegenden Teil gar nicht unseren wahren eigenen Anliegen als individuelle Persönlichkeit entsprechen, sondern – und das ist sehr optimistisch geschätzt – zu über 80% von medialen, gesellschaftlichen und während der Erziehungszeit genossenen Autoritäten angelegt wurden, lasse ich jetzt mal beiseite, dazu ein andernmal mehr). Jedenfalls könnte eine Kommunikationsplattform, die es dem Gedanken ermöglicht, einzugreifen, bevor die in der Gewohnheit angelegten Sympathien und Antipathien die vollendete Regie ergreifen, in der aktuellen Social Media Diskussionskultur in der Tat einen wertvollen Beitrag geben.
Natürlich darf sich auf Human Connection niemand das Paradies erwarten. So wie überall gibt es natürlich auch dort Trolle und Saboteure, die verhindern wollen, dass das zur Formulierung gelangt, was ihr bisheriges Weltbild ins Wanken bringen könnte. „Es kann nicht sein, was nicht sein darf“ – mit dieser Mission sind natürlich auch die Mitglieder der Gwup/Psiram/Skeptiker-Bewegung in das soeben erst aus der Taufe gehobene Human Connection eingedrungen, um dort in gewohnter Manier zu pöbeln und zu prügeln. Man vergönne ihnen diesen Sport. Solange die Gwupper, die nun auch als politische Partei firmieren (siehe „Die Hexenjagd von Darth Vaders Humanisten“) noch nicht aus der Evolution ausgeschieden und auf ihrem transhumanistischen Todesstern ihr Dasein fristen müssen, wo sie sich dann fernab des Sonnenlichts selbst auffressen müssen, solange wollen sie eben noch von der Möglichkeit Gebrauch machen, ausgiebig in Nachbars Gärten zu wildern und mit ihren Vereins-Schrotflinten durch die Gegend zu ballern. Ja, sind lästig, aber jeder, der diesen Gesellen in den Weiten des WWW begegnet, hat ja mittlerweile auch gelernt, sich von Sheldon Coopers „streng wissenschaftlichen“ Kumpels nicht verwickeln zu lassen und die Trolle nicht zu feeden. Man darf die Gwupperei also durchaus sportlich sehen. Außerdem: Was wäre der Film Herr der Ringe ohne die „Orcs“? So bleibt eben Dynamik im Spiel und das Konstruktive kann angesichts von Niedertracht und Ignoranz umso heller in Erscheinung treten.
Obwohl sich die Gwup-Trolle auf eine „evidenzbasierte“, rein naturalistische Weltsicht berufen, haben sie leider nicht verstanden, dass Ökosysteme einer möglichst großen Diversität und Artenreichtums bedürfen, um stabil zu bleiben. Auch dass Monokulturen nur zum Preis der totalen Erosion und Vergiftung des Bodens aufrechtzuerhalten sind, aber trotz allen noch so gewaltigen Technologie- und Pestizideinsatzes letztlich doch kippen, wird man denjenigen, die der Ideologie von Pinker, Dawkins, Schmidt-Salomon & Co. folgen, vergeblich erklären. Zu süß ist der Mylab-Genlab Science Buster Traum, den sie träumen.
Wie groß die Diversität der Welt und auch der menschlichen Individualitäten in Wirklichkeit ist, kommt jedenfalls in einem netten Gedicht zum Ausdruck, das ich bei meinem Erkundungsstreifzug durch „Human Connection“ als einen der ersten Beiträge angeklickt habe – auch, in welchem Weltgeschehen wir uns gerade befinden. Welche der nachfolgend aufgezählten Herangehensweisen an das Weltgeschehen der Einzelne wählt, steht jedem frei. In der Wahl besitzt der menschliche Wille bekanntlich vollkommen freie Hand. Nur im Tragen der Folgewirkungen seiner Wahl dann eben ganz und gar nicht mehr.
Bild (Papagei): Pixabay/CC0
Bild (Gwupaffen): Pixabay/mod. cc by parkwaechter/CC0
(Text übernommen mit Genehmigung von Raimundo Germandi – wer dem Dichter auf Human Connection folgen möchte, kann das hier tun)
Der Prophet warnt vor dem Untergang.
Der Sensible wittert schon früh die Gefahr.
Der Narr mahnt so früh, dass ihn noch keiner ernst nimmt.
Der Intelligente erkennt den Handlungsbedarf selbst.
Der Denker überlegt sich die Konsequenzen.
Der Weise rät zur Besinnung.
Der Schamane meditiert.
Der Konstruktive plant eine Gegenstrategie.
Der Forscher strebt nach revolutionären Erkenntnissen, die neue Wege ermöglichen.
Der Entwickler perfektioniert akribisch die Technik weiter.
Der Physiker misst gründlich alle relevanten Kenngrößen.
Der Mathematiker berechnet Statistiken.
Der Kreative erfindet Umgehungswege und Ausdrucksmittel.
Der Autor formuliert erhellende Texte.
Der Dichter schreibt und schreibt.
Der Soziale kümmert sich um Schwächere.
Der Künstler malt für den Frieden.
Der Musiker besingt die Liebe.
Der Lehrer leitet dazu an, sich Voraussetzungen anzueignen.
Der Erfürchtige betet.
Der Demütige dient von nun an freiwillig seinen Nächsten.
Der Freund verbringt möglichst viel Zeit mit Gleichgesinnten.
Der Schwache leidet unter dem Druck des Stärkeren.
Der Chirurg operiert selbstbeherrscht nach Prioritäten.
Das Militär interveniert.
Der Kennende weist auf Aufklärungsvideos unter YouTube hin.
Der Einfühlsame ist jedem ein Freund.
Der Informierte reproduziert so gut er kann.
Der Wissende erklärt, wie es dazu kam.
Der Wichtigtuer plappert ihm alles nach.
Der Genießer trinkt weiter sein Bier.
Der Arrogante lacht die anderen aus.
Der Ignorante lässt sich nicht stören.
Der Angeekelte wendet sich wortlos ab.
Der Offene hört sich jede Meinung an.
Der Journalist fährt grundsätzlich zur Quelle.
Der Reisende freut sich des Lebens.
Der Hochgeistige interpretiert auf Entsprechungsebenen.
Der Schaulustige will alles gesehen haben.
Der Einsichtige ist reumütig und kehrt um.
Der Barmherzige verzeiht seinen schlimmsten Feinden.
Der Ehrliche sucht den Fehler bei sich selbst.
Der Geduldige hört zu.
Der Zuversichtliche hofft – begründet oder unbegründet – weiter.
Der Naive ahmt ihm nach.
Der Gläubige vertraut auf Gott.
Der Betroffene schreit aus Not, Angst oder Schmerz.
Der Skeptiker zweifelt an jedem Hinweis.
Der Gefolterte wartet auf seinen Tod.
Der Euphoriker übertreibt schon im Ansatz.
Der Beständige gibt nicht auf.
Der Verantwortliche prüft und sucht Beweise.
Der Soldat kämpft aus Überzeugung.
Der Pflichtbewusste tut nur seine Arbeit.
Der Zyniker stichelt, weil er die Wahrheit nicht aushält.
Der Zuverlässige kontrolliert, ob auch alles seine Richtigkeit hat.
Der Besserwisser weiß es besser.
Der Geschwätzige hört sich am liebsten selbst reden.
Der Labile weiß nicht mehr weiter.
Der Starke sucht neue Wege.
Der Sportler trainiert, damit er am Tag X eine gute Kondition hat.
Der Vater schützt seine Familie.
Die Mutter schützt ihre Kinder.
Das Kind ist völlig abhängig und braucht als erstes Hilfe.
Der Globetrotter überlebt, weil er gut vorbereitet ist.
Der Beauftragte tut alles für seinen Geldgeber.
Der Verzweifelte gibt auf.
Der Späher kennt kein Gewissen.
Der Erpresste handelt aus Angst so, wie es ihm vorgegeben wird.
Der Schüchterne lässt alles zu.
Der Aufgeregte empört sich.
Der Blinde ahnt nichts.
Der Vergessliche kann sich nichts merken.
Der Feuerwehrmann löscht, wenn es brennt.
Der Kriegslüsterne muss kämpfen.
Der Manipulierte meint die Wahrheit gesagt zu bekommen.
Der Aufgehetzte kennt nur Hass.
Der Dumme versteht überhaupt nichts.
Der Aufständige zeigt Präsenz und Courage.
Der Abgestumpfte spürt seinen Schmerz nicht mehr.
Der Zähe setzt sich immer wieder auf sein Pferd.
Der Resolute setzt sich überall durch.
Der Korrupte missbraucht die Situation.
Der Geizige giert nach Mehr.
Der Neider missgönnt den Erfolgreichen ihren Erfolg.
Der Gutmütige findet immer eine beschwichtigende Erklärung.
Der Egozentriker nutzt die Gelegenheit, sich ins rechte Licht zu setzen.
Der Feige flieht.
Der Ängstliche erstarrt vor innerer Panik.
Der Humorvolle findet immer etwas zu lachen.
Der Gelassene trinkt seinen Tee und wartet erst einmal ab.
Der Mächtige triumphiert und reibt sich die Hände.
Der Übermächtige beherrscht selbst die Mächtigen durch polarisierende Spaltung.
Der Kluge bestellt sein Feld.
Der Unselbständige fühlt sich total ohnmächtig.
Der Kranke ist mit sich selbst beschäftigt und hat keine Kraft etwas zu tun.
Der Abgelenkte schaut immer dorthin, wo sich etwas besonders schnell bewegt.
Der Tote steht nicht mehr auf.
Der Leser ordne sich ein.
Während unsere Qualitätsmedien immer noch weggucken, arbeiten Dirk Pohlmann und Markus Fiedler gerade fast wie im Alleingang einen ungeheuren Skandal auf: Die freie Enzyklopädie Wikipedia ist gar nicht so frei wie sie erscheint, sondern wird dominiert von einer Gruppe, die Pohlmann als „aggressive, atheistische Sekte“ bezeichnet, die auch vor systematischem Rufmord und existenzieller Vernichtung Andersdenkender nicht zurückschreckt. Diese Sekte kleidet sich in scheinbar wissenschaftliche und fortschrittliche Gewänder, verfolgt jedoch eine radikale Agenda der Gegenaufklärung. Ihr Ziel: Die Austreibung allen Geistes aus der Menschheitskultur bzw. die Heranzüchtung des vollkommen geistlosen Menschen, der in einer „rein säkularen“ Welt unter transatlantischer Ägide nur noch dem technischen Fortschritt und der sozialdarwinistischen Effizienz verpflichtet ist – und natürlich der Meinungshoheit von neoliberalen, demokratiebefreiten „Experten“, die so wie bei Wikipedia alles aus dem Hintergrund steuern, Unerwünschtes von der Bildfläche verschwinden lassen und Erwünschtes als common sense etablieren. Trotz aller Geistlosigkeit will diese Sekte also auch in Zukunft nicht auf das Amt des Hohepriesters verzichten. Im Unterschied zu ihren antiken Vorgängern werden die neuen Hohepriester – ebenso wie ihre die Welt ins transhumanistische Paradies steuernden Algorithmen – zwar allwissend und allmächtig sein, aber eben leider nicht allgütig.
Man könnte den derzeit beobachtbaren Kampf um die mediale Meinungshoheit auch mit den Worten von Prof. Rainer Mausfeld beschreiben: „Wir leben in einer Phase der Gegenaufklärung, die es perfiderweise geschafft hat, sich als Aufklärung zu tarnen.“
Dirk Pohlmann und Markus Fiedler (Autor der mittlerweile vielgesehenen Dokus „Zensur“ und „Die dunkle Seite der Wikipedia“) stellen mit ihrer Arbeit wichtige Meilensteine bereit, um den Marsch in den Grand Canyon, in den uns die „Skeptiker“-Bewegung leiten möchte, doch noch rechtzeitig umzukehren und das Spinnwebgeflecht des manufacturing consent wieder abzustreifen.
Ein fast zweistündiger Vortrag wie nachfolgend mag uns zeitlosen Zeitgenossen etwas lange vorkommen. Aber was sind sind schon zwei Stunden gegenüber einer halben Ewigkeit, die Dantes Eishölle für jeden andauern wird, der in sie abrutscht? Insofern kann man Dirk Pohlmanns Recherchen (die nur die Essenz einer ganztägigen Tagung darstellen) als elementares Rüstzeug ansehen, das sich im massenmedial vernetzten Informationszeitalter wohl jeder Bürger zulegen sollte, der seine Mündigkeit bewahren und inmitten des transatlantisch-neoliberal-nihilistischen Netzwerks seinen Geist nicht aufgeben möchte. Denn wer dieses Netzwerk nicht kennt, wird darin unweigerlich kleben bleiben wie ein argloser Falter in einem Spinnennetz. Im Übrigen: Pohlmanns Präsentation ist ausgesprochen kurzweilig und trotz aller Dramatik sehr motivierend, ebenfalls Stellung zu beziehen und sich aus dem Zugriff eines immer dreister werdenden Ansinnens zu „betreutem Denken“ mutig mit eigenen Gedanken zu emanzipieren. Wer wenig Zeit hat, mag sich evtl. nur die Visualisierung des Skeptizisten-Netzwerks bei Minute 1:00:10 ansehen:
zum Weiterlesen:
Der Psiram Lehrmeister – Massentaugliches Infotainment und marktkonformer Brainfuck
Endzeit-Poesie 4.0: Unser „Ich“ – Staatsfeind Nr.1
„Last Christmas“ – Jahresende und Ausblick auf 2019
Update:
Verifiziert – und manipuliert
Ein Artikel von Golem.de
++
Neuer Youtube-Kanal von Markus Fiedler & Dirk Pohlmann zur Aufarbeitung des Wikipedia-Sumpfes:
Wikihausen
Jacques Lusseyran (parkwaechter / nachrichtenspiegel.de CC BY 4.0)
Ich weiß nicht, was ich bin,
ich bin nicht, was ich weiß:
ein Ding und nicht ein Ding,
ein Pünktchen und ein Kreis.
(Angelus Silesius)
In einer Zeit, in der wir uns mit „realpolitischen“ Grabenkämpfen hoffnungslos verausgaben, tut es uns zur Abwechslung vielleicht gut, mit einem grundlegenden Gedanken über das menschliche „Ich“ zur Besinnung zu kommen. Welche Instanz in uns ist es denn überhaupt, die „Ich“ sagt, wenn sie die eigene Menschlichkeit geltend macht und Andersdenkende – ob zurecht oder zu Unrecht, sei in diesem Zusammenhang einmal vollkommen dahingestellt – ins Lager der rechts-/linksversifften Unmenschlichkeit verweist? Gibt es überhaupt ein „Ich“ im Sinne eines menschlichen Persönlichkeitskerns oder sind es nur animalisch-egoistische Spasmen, die sich ausleben, wenn wir unser „Ich“ proklamieren?
Vielleicht ist diese scheinbar rhetorische Frage nach dem Ich in Konsequenz sogar sehr viel realpolitischer als alle harten Zahlen, Daten und Fakten, mit denen uns unsere Polit- und Wirtschaftsführer*innen derzeit „alternativlos“ in den Würgegriff nehmen. Leisten wir uns inmitten des marktkonformen Infernos also zumindest für ein paar Atemzüge den Luxus, dieser ketzerischen Frage nachzugehen. Was haben wir in einer „Epoche der totalen Blasphemie“ (Henry Quelcun) schon noch zu verlieren?
Vielleicht wird die Frage nach dem menschlichen Ich in Zukunft einmal wirklich obsolet sein. – Wenn diejenige technokratisch-szientistisch-nihilistische Lehre obsiegt, die derzeit die Meinungshoheit beansprucht (siehe „Der Psiram-Lehrmeister“), dann wird unser Ich – laut Viktor Frankl: „der spezifisch-humane Faktor“ – womöglich in der Tat verdunsten und der robotisierte Mensch wird in einer technizistisch vergletscherten Industrie 4.0-Lebensumwelt zu dem werden, was die Apologeten der herrschenden Lehre jetzt schon postulieren: zu einem bloßen Biocomputer, der als Artefakt im Urschlamm ohne Sinn und Ziel vor sich hinsumpft bzw. -surft. Der schon im 18. Jahrhundert vom Naturwissenschaftler Carl Linné zur Gattung der „Qudrupedes“ (lat. „Vierfüßer“) zugeordnete Mensch wird sich dann ganz selbstverständlich als das auffassen, was Michael Schmidt-Salomon, der Chefideologe der Giordano Bruno-Stiftung und Apologet der Gwup-/Skeptikerbewegung von sich selbst sagt: Dass er nur ein „Trockennasenaffe mit Haarausfall“ sei. Mit dem homo sapiens, dem zu Weisheit fähigen Menschen, will der Gwup-Vordenker ein für allemal Schluss machen. In seiner Bibel für Skeptizisten und solche, die es werden wollen, dem „Manifest“, entwirft Schmidt-Salomon demgegenüber das Bild des „homo demens“, dem „tollsten Witz des Witz der Geschichte, der „dümmer nimmer geht“, einem Artefakt im Urschlamm, der „in der tiefsten galaktischen Provinz“ ein Dasein der „kosmischen Bedeutungslosigkeit“ und ohne freiem Willen fristet. Das einzig Erstrebenswerte, das „wir aufrecht gehenden Deppen“ in dieser „Scheißgegend“ (Science Busters) tun könnten, wäre zufolge Schmidt-Salomon, uns zu „sanften , freundlichen … Affen zu entwickeln“, uns in ein besseres Verhältnis zu „Bruder Schimpanse und Schwester Bonobo“ zu bringen (Zit. aus Hubertus Mynarek, „Vom wahren Geist der Humanität – Die Giordano Bruno Stiftung in der Kritik“, Nibe Verlag 2017).
Also wenn das nun nicht eine „frohe Botschaft“ ist – mit dieser Skeptizisten-Bibel in der Hand kann der zeitgenössische Fortschrittsbürger endlich „alle Moral, allen Ballast der Humanität und ihrer Verpflichtungen abwerfen und ganz ins Tiersein, ins schuld- und verantwortungslose Affensein zurücktauchen“ (Mynarek, ebd., S.159 ). Kein Wunder, dass Schmidt-Salomon heute in keiner Talkshow mit weltanschaulicher Thematik fehlen darf. Mit seiner Weltanschauung des mechanistischen Determinismus, der Negation von Willensfreiheit und ethischer Selbstbestimmung ebnet er den ersehnten Weg zur digitalen Transformation und zur Robotisierung von Mensch und Lebensumwelt, also zur Endlösung der leidlichen Menschheitsfrage.
In direkter Antithese zu Goethe, demzufolge das menschliche Dasein eine „Pflanzschule des Geistes“ ist, sieht Schmidt-Salomon die menschliche Vernunft als bloßes Artefakt und Produkt der Materie unseres Gehirns an, das im Übrigen eine „Eintagesfliege“ sei, denn „die eigentlichen Herrscher der Erde waren und sind die Bakterien“. Gleichwohl besitzt der ehemalige Marketingprofi Schmidt-Salomon genügend Chuzpe, um seine geistlose Weltanschauung als „Evolutionären Humanismus“ zu bezeichnen und sich mit dem Namen von Giordano Bruno zu schmücken, einem erklärten Pantheisten, der selbst in Angesicht von Inquisition und Scheiterhaufen nicht von seiner Überzeugung abrückte, dass ein Kanon an schöpferischer Weltengeistigkeit in allem und jedem lebe und daher jedes Lebewesen seine unzerstörbaren Rechte und eine unveräußerliche Würde habe. Mit dieser Gewissheit im Inneren konnte Giordano Bruno selbst am Scheiterhaufen zu seinen Inquisitoren sagen: „Mit größerer Furcht vielleicht verkündet ihr das Urteil, als ich es empfange“.
Zur missbräuchlichen Verwendung des Wortes „Wissenschaft“, die im Sinne der Skeptiker-Bewegung in Wirklichkeit eine Nichtwissenwollenschaft ist, da sich die Skeptiker durch die existenzielle Realität unseres Daseins zutiefst verängstigt fühlen, wäre jetzt noch einiges auszuführen. Zur „Giordano Bruno Stiftung“ jedoch ein andernmal mehr. Auch den „Evolutionären Humanismus“ – laut Mynarek in Wirklichkeit nur ein „enthumanisierender Apismus“ – wollen wir im Auge behalten. Es handelt sich hierbei nämlich nicht nur, wie man meinen könnte, um die durchgeknallte Weltanschauung einiger Sheldon Cooper-Nerds, sondern um die Speerspitze bzw. die Brandfackel, die von einflussreichen, mit Politik, Wirtschaftslobbies und Medien bestens vernetzten Think Tanks zur billigen Brandrodung des noch verbliebenen Regenwalds an Humanität und geistgeprägter Kultur benutzt wird – um auf den niedergebrannten Kulturflächen dann marktkonforme Plantagen errichten zu können. Denn wenn Mensch und Umwelt nur als geistlose Kohlenstoffzusammenballungen angesehen werden, dann steht der restlosen Ausschlachtung der noch verbliebenen Umwelt- und Humanressourcen nichts mehr im Wege. Entgegen aller fortschrittlicher Bekundungen bereitet die rationalistische Weltanschauung der „Skeptiker“ also geradewegs den Boden für den fatalsten Rückschritt. Indem sie dem Menschen de facto seine Würde abspricht, entkleidet sie ihn auch jeglichen Schutzes gegenüber dem gerade zum Endsieg ansetzenden Neoliberalismus.
Die „Giordano Bruno Stiftung“ etabliert dazu gerade die passende Staatsreligion: Den Gwup-Skeptizismus. Als „ideologischer Anziehungs-, Kristallisations- und Konzentrationspunkt des Materialismus in Deutschland und möglichst auch Europa“ betreibt die Giordano Bruno Stiftung laut Prof. Mynarek derzeit die aktivste, engagierteste und medial effektivste Agitation und Propaganda, um dem zeitgenössischen Menschen mit der ideologischen Brechstange ihr Credo beizubringen – möglichst schon von Kindesbeinen an durch „Infotainment“ und „Edutainment“ (von engl. education-Erziehung und entertainment-Unterhaltung, wie die Skeptizisten ihre „wissenschaftliche Aufklärung“ selbst nennen). Um nicht immer klassische Philosophen zu zitieren, dazu auch die Meinung eines neuzeitlichen Freundes der Weisheit: Was durch Gwup & Co. herangezüchtet wird, ist nichts anderes als der „absolute Untertane“ ( ©Eifelphilosoph). Personen, die herrschende Narrative hinterfragen und von ihrer Meinungs-, Glaubens- und Gewissensfreiheit Gebrauch machen, sollen dem Hohn und Spott preigegeben werden.
Da das Thema brandaktuell und der Parkwaechter dafür berüchtigt ist, angekündigte Folgeartikel mit ein- oder mehrjähriger Verspätung zu veröffentlichen, hier vorab schon einmal eine bündige Charakterisierung von dem, was die „Giordano Bruno Stiftung“ darstellt (veröffentlicht in der taz von Micha Brumlik, ehem. Direktor des Fritz Bauer Instituts – Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte des Holocaust):
>> Freilich geht es der Ideologie des „Evolutionären Humanismus“, einem militanten und intoleranten Atheismus, wie er von der Giordano Bruno Stiftung vertreten wird, weder um Toleranz und Humanität noch um ein respektvolles, aufgeschlossenes und lernbereites Gespräch unterschiedlicher Religionen und Weltanschauungen; auch nicht um einen Dialog, in dem die Gehalte, Reichtümer und Schätze, aber auch Fehler, Verbrechen und Vergehen von Weltanschauungen sensibel, selbstkritisch und respektvoll erörtert werden, sondern um eine weitere „Austreibung“: hier der Religionen aus dem öffentlichen Raum und Diskurs. Giordano Bruno nannte das „Spaccio“. Der von der nach ihm benannten Stiftung vertretene „Evolutionäre Humanismus“ erweist sich am Ende als oberflächliche, naturwissenschaftlich aufgeputzte Schwundstufe einer selbst noch nicht säkularisierten Weltanschauung, die in ihrem Dogmatismus dem religiösen Fundamentalismus der Gegenwart in nichts nachsteht, sondern sein geistiger Bruder ist.<<
Zurück aber zu unserem Eingangsthema, dem menschlichen „Ich“, sonst schweifen wir zu sehr ab, und gerade beim Thema Gwup macht es schnell Blup und man verliert sich im Sumpf des szientistischen Nihilismus. Noch ist ja nicht aller Tage Abend. Solange die letzte Schlacht nicht geschlagen und die in den Google Labors von Silicon Valley mit Milliardenetats vorangetriebene Mechatronsierung des Menschen noch nicht vollbracht ist, dürfen wir uns jedoch noch nicht geschlagen geben und sei es erlaubt, um das menschliche Ich bzw. sein zukünftiges Potential zu kämpfen – auch wenn besagtes Ich derzeit noch nicht mehr erscheint als ein zarter Maiglöckchenkeim im Hambacher Wald, auf den eine Armada an RWE-Bulldozern zurollt.
Im Kampf um die Zukunft, der in Wirklichkeit bereits voll im Gange ist, haben wir es mit einem scheinbar übermächtigen Gegner zu tun. Nicht wenige sind daher geneigt, sich nun einfach zurückzulehnen, sich nochmal eine Pulle Spaß aus der Aludose zu saugen und „abzuschalten“. Wenn wir diesen Kampf um das menschliche Ich allerdings nicht kämpfen, dann droht uns wohl oder übel dasjenige Schicksal, vor dem uns Hegel eindringlich gewarnt hat: „Wer den Mut nicht hat, die Freiheit zu erringen, der verdient es, Sklave zu sein.“
Niemand der fortschrittsgläubigen Freunde Sheldon Coopers soll allerdings glauben, dass ein solches Sklavendasein allzu amüsant sein wird. Im Vergleich zu einem zukünftigen Sklavendasein in Dantes Eishölle 4.0 war das klassische Sklavendasein in der Antike noch ein sozialromantischer Wellnessaufenthalt. Die Rutsche in diese Eishölle wurde uns bereits gelegt. Nur noch wenige Schritte und die Post geht ab.
Um den bevorstehenden Kampf gegen das Abrutschen in Dantes Eishölle kämpfen zu können, brauchen wir jedoch einen Kompass zur Orientierung. Denn der beißende schwarze Qualm brennender Autoreifen, der aus einer perfekt verzahnten medial-politisch-kommerziellen Maschinerie des „Manufacturing consent“ gegen den Himmel aufsteigt, hat die Sonne fast vollständig verdunkelt und verhindert die Orientierung mit bloßen Augen. Dass wir in dieser Situation nicht mehr wissen, wo Links und Rechts ist, ist noch das Harmloseste. Es steht noch viel schlimmer: Wir wissen nicht einmal mehr, wo Oben und Unten ist und wir verwechseln Fortschritt mit fatalstem Rückschritt.
Was ist also der im obigen Gedicht von Agelus Silesius skizzierte Mensch? Ein Pünktchen (ein subjektives Zentrum)? In Beziehung zum Kreis (zur objektiven Welt)? Viele meinen ja, dass die Welt auch gut ohne den Menschen bestehen könnte. Aber ist ein Kreis ohne Zentrum überhaupt denkbar? Oder etwas banaler: Wem schmeckt schon eine Suppe ohne Salz?
Wie auch immer. In digitalen Zeiten, in denen die Einfältigkeit wieder überhand nimmt und man mit binärem Denken (alles ist entweder Null oder Eins, Ja oder Nein, Schwarz oder Weiß, Gut oder Böse) alles erklären möchte – und damit natürlich hoffnungslos Schiffbruch erleidet –, wollen wir uns wieder einmal als Ketzer betätigen und ein vielschichtiges Erklärungsmodell heranziehen. Ein solches Erklärungsmodell gibt es bereits – kommt zwar aus Russland, also aus demjenigen Reich, in dem laut herrschender Lehre bzw. binärem Denken das Böse verortet wird, aber seien wir doch einmal zumindest für ein paar Atemzüge undogmatisch und lassen wir ein Stück russische Volkskultur rein bildhaft auf uns wirken: Die Rede ist von der „Babuschka“. Ja, das ist jene zwiebelförmige Holzfigur, mit der in Zeiten als es noch keine Smartphones gab, auch hierzulande wohl jedes Kind gespielt hat. Die Babuschka – eine Kernfigur, umgeben von einer Vielzahl an auseinandernehmbaren und wiederzusammensteckbaren Hüllen.
Babuschka (Bild: pixabay CC0)
Im Grunde drückt die Babuschka damit in aller Einfachheit nichts anderes aus, was uns auch alle Philosophen in ihren mitunter komplizierten Darstellungen mitteilen wollten: Die innere Architektur des Menschen.
In diesem Zwiebelmodell könnte man das, was man „Ego“ nennt – also unser auf Überleben, Anerkennung, Sicherheit, Lust und Macht gerichteter Persönlichkeitsteil –, als eine der äußeren Schalen der Babuschka bezeichnen. Es ist in Wirklichkeit eine Art Gegenbild unseres eigentlichen Ichs: Während das Ego fortwährend auf Konsumieren und Verschanzen in wohlbekannten Behausungen aus ist, geht es unserem Ich um fortwährendes Neuschaffen, Verändern und Bereichern des Lebensumfelds.
Man sollte jedoch das Ego nicht verdammen oder versuchen, es vollständig aufzulösen – es reicht bereits, wenn man es einfach an die richtige Stelle rückt – dort kann man es sogar zu sehr nützlicher Arbeit einspannen, die letztlich wieder dem eigentlichen Ich des Menschen und der Allgemeinheit dient. Die Existenz dieses eigentlichen Ichs ist übrigens auch der Grund, warum man als Mensch entgegen aller Versprechungen der Werbung niemals glücklich ist, wenn man nur ein egoistisches Konsumleben führt – denn das Ich des Menschen ist seiner Natur nach dialogisch aufgebaut und nur dann glücklich, wenn es uns gelingt, etwas aktiv zu schaffen und in der Welt irgendetwas für andere bzw. das Gemeinwohl beizutragen.
Selbst jemand, der noch stark im Egoismus verhaftet ist, schafft diese dialogische Erweiterung nach außen zumindest ansatzweise, indem er sich um seinen Partner, Familie, den Hund, den Wellensittich etc. kümmert und ihm diese Öffnung nach Außen ein kleines Glücksgefühl beschert. Obwohl sich bei weiterer Entwicklung auch das oft als ziemlich krasser Egoismus und Selbstbespiegelung entpuppen kann und man wirkliche Zufriedenheit erst dann erfährt, wenn man auch wirklich uneigennützige Dinge tut.
Zurück aber zum Selbst bzw. zum „Ich“ des Menschen: Nach der o.a. „frohen Botschaft“ von Schmidt-Salomon (siehe auch „Dostojewskijs Traum von der szientistischen Pest“) schulde ich nun auch eine kleine Ampulle Gegengift. Die wirkliche frohe Botschaft in Sachen „Ich“ ist nämlich: Wer dieses „Ich“ auch nur in geringem Maße geschmeckt bzw. die aus ihm erwachsende Möglichkeit erlebt hat, aus allem, selbst inmitten der übelsten Umstände und der größten Armut wie quasi aus dem Nichts noch etwas Konstruktives zu schaffen, der ist gegen praktisch alle Dekadenzerscheinungen unserer Zeit immun. Er kann selbst inmitten allen Niedergangs ein sinnerfülltes Leben führen und Keime für die Zukunft setzen … damit aus dem kulturellen Trümmerhaufen wieder Menschenwürdiges emporsprießt. Wer mit diesem Kern seiner Individualität – der gemäß Erich Fromm nicht der Region des Habens, sondern der des Seins zugehört, den man also niemals dingfest machen und „besitzen“ kann (den man aber sehr wohl verlieren kann!), sondern dem man sich immer nur annähern kann –, an dem wird auch die massenmediale Suggestion des „manufacturing consent“ abperlen. Sich der Vermassung à la #wirsindmehr(kel) zu ergeben, wäre dann von vornherein ausgeschlossen.
Der im individuellen „Ich“ gegründete Mensch hat es auch nicht notwendig, „abzuschalten“ und vor den desaströsen Tatsachen des Weltgeschehens die Augen zu verschließen. Er kann sich mutig mit allen politisch-ökonomisch-militärischen Machenschaften konfrontieren. Lüge und Manipulation wird er sogar als willkommene Gelegenheiten ansehen, um diese als schwarzen Kontrast zu nutzen, auf dessen Hintergrund er dann ein umso konstruktiveres Ideal für Wahrheit, Gerechtigkeit, Ökologie und menschliche Solidarität aufbaut. Auch gegen die gerade epidemisch ansteigenden Angststörungen, Depressionen und Panikattacken wird ein authentisch im „Ich“ gegründeter Mensch weitgehend immun sein.
Damit wir aber nicht zu theoretisch bleiben: Wie nähert man sich diesem „Ich“ an bzw. was nährt das „Ich“? – Nun, ganz einfach: Gedanken! Aber wohlgemerkt nicht solche, die man in Zeitung, Fernsehen oder Uni serviert bekommt. Es muss sich um philo-sophische (wörtl. griech.: „in Liebe zur Weisheit“ gerichtete) Gedanken handeln. Woran erkennt man einen philo-sophischen Gedanken? Nun, ein Kriterium dazu ist z.B., dass man über ihn staunen und ihn nicht sogleich ergründen kann. Kann man über einen Gedanken nicht staunen, dann ist er bloß technokratisch-szientistischer Natur. Man drischt mit solchen Gedanken eigentlich nur trockenes Stroh und geht trotz aller hybrider Informationsfülle leer aus (Albert Einstein: „Wer sich nicht mehr wundern und in Ehrfurcht verlieren kann, ist seelisch bereits tot.“)
Es ist daher nichts weniger als eine Schicksalsfrage, aus welchen Quellen man seine Gedanken schöpft bzw. an welche Gedanken man sein Herz hängt. Und genau hier haben wir es mit dem entscheidenden Momentum zu tun, das die Skeptizisten dem Menschen absprechen: Dem freien Willen, der sich über alle Determinationen erheben kann. Durch die Wahl von Gedanken und Ideen – die nach Plato keineswegs abstrakte Gebilde, sondern lebendige, sich fortwährend metamorphosierende Urbilder sind – machen wir uns zu dem, was unserer Wahl entspricht. Dabei haben wir vollkommen freie Wahl, ein riesiger Menüplan steht uns zur Verfügung, darunter auch die großartigsten, wohlschmeckendsten und nährstoffreichsten Gedanken der großen Philosophen (gr. „der Freunde der Weisheit“, also der Freunde des homo sapiens) – wer abends auch nur 10 Minuten lang von solchen Gedanken trinkt, ist gegen die drohende Mutation zum homo demens sicher geschützt.
Niemand wird aber gezwungen, von kristallklarem Gebirgswasser zu trinken, man kann auch – um noch einmal unseren geschätzen Eifelphilosophen zu zitieren, abends „ein Gläschen Promi-Urin“ vorziehen. Oder das „Manifest“ eines Trockennasenaffen. Wieder einmal gilt: In der Wahl sind wir vollkommen frei. Im Tragen der Folgewirkungen unserer Wahl dann allerdings ganz und gar nicht mehr.
Eine der besten Umschreibungen des „Ich“ habe ich bei Jacques Lusseyran gefunden. Der Mann war während der NS-Besatzung führendes Mitglied der französischen Resistance und obendrein blind, daher nicht so wie wir durch Fußball-WMs, Flachbildschirme und sonstige Äußerlichkeiten abgelenkt und konnte sich somit umso mehr in die hinter der greifbaren Realität befindliche innere Welt vertiefen.
Lusseyran kam zum erschütternden Schluss, dass das „Ich“ als zwar unwägbarer, aber wertvollster Faktor unserer menschlichen Existenz nicht nur verdrängt, sondern heute sogar aktiv bekämpft wird:
„Ich habe Ihnen eben schon gesagt: Das Ich ist zerbrechlich. Es ist in jedem von uns nicht einmal etwas, was wir wirklich besitzen, eine fest umrissene Anzahl von Fähigkeiten, auf die wir mit Stolz große Stücke halten könnten. Es ist wie ein Impuls, eine Art Schwung. Es ist eine Kraft, die ihrer Geburt noch ganz nahe steht. Es ist eine Verheißung, ja so möchte ich es ausdrücken, die dem Menschen gegeben ist.
Kurz, das Ich, es ist noch so wenig, dass gleichsam ein Nichts genügt, um es uns wegzunehmen. Und nun muss ich sehen, dass man es bekämpft!
Sprechen wir vom Ich, vom echten. Versuchen wir es. Was ich das Ich nenne, das ist diese Bewegung, dieser Impuls, der mir erlaubt, mich dieser Erde, auf der ich lebe, zu bedienen, aber auch meiner Intelligenz und meiner Gemütsbewegungen, sogar meiner Träume. Es ist eigentlich eine Kraft, die mir eine Macht verleiht, die mir keine andere gibt: nämlich die, dass ich, um zu leben, nicht warten muss, bis das äußere Leben zu mir kommt. Das Ego braucht die Dinge, die größtmögliche Zahl der Dinge, ob sie sich Geld, Geltung, Herrschaft, Beifall oder Belohnung nennen.
Das Ich fragt nicht danach. Wenn es da ist, wenn es an der Arbeit ist, dann setzt es seine eigene Welt der andern, dieser Welt der Dinge, entgegen. Das Ich ist der Reichtum inmitten der Armut; es ist das Interesse, wenn alles um uns herum sich langweilt. Es ist die Hoffnung, auch wenn alle objektiven Chancen zu hoffen verschwunden sind. Aus ihm stammt die ganze Erfindungswelt des Menschen. Und schließlich ist es das, was von uns übrig bleibt, wenn uns alles andere entzogen ist, wenn uns gar nichts mehr von außen zukommt und unsere Kräfte doch genügend groß sind, um diese Leere zu überwinden.
Gewiss, das Ich des Menschen ist nie sehr stark gewesen, außer bei einigen vereinzelten Individualitäten, und unser Zeitalter leidet daran zweifellos nicht mehr Mangel als alle vorausgegangenen. In unseren Tagen jedoch tritt eine ganz neue Tatsache auf: Man möchte das Ich verjagen. Man möchte es endgültig verjagen, um sich endlich dieses absonderlichen Nachbarn, dieses konfusen Einwohners zu entledigen. Man führt Krieg gegen das Ich, und zwar den gefährlichsten aller Kriege, weil niemand daran denkt, den Krieg als solchen zu erklären.“
(Jacques Lusseyran, aus dem Essay „Gegen die Verschmutzung des Ich“)
“Der Psiram-Lehrmeister” (Aquarell von Jo Frightning)
„Der größte Lump im ganzen Land,
das ist und bleibt der Denunziant.“
(Hoffmann von Fallersleben)
Das Scheitholz wird bereits geschlichtet, die digitale Streckbank geölt. Ende November ist es wieder soweit: Die GWUP vergibt den Negativpreis „Das Goldene Brett vorm Kopf“ an Personen, die von der herrschenden Lehre abweichen und „antiwissenschaftlichen Unfug“ verbreiten.
Die selbsternannten Inquisitoren und ihre streng wissenschaftsgetreuen Schergen, die das Verdikt über die Ketzer aussprechen – und damit mitunter berufliche und private Existenzen vernichten –, haben wie schon anno dazumal nicht den geringsten Zweifel an der Berechtigung ihres Tuns. Dass die derzeit herrschende Lehre die einzig richtige ist, steht außer Zweifel – hat diese Lehre unseren Planeten ja bekanntlich auf allen Ebenen in ein Paradies verwandelt und gehen wir einer strahlenden Zukunft entgegen (siehe Steve Cutts kleine Videosequenz „Man“).
Ketzer, die diesen Marsch in die strahlende Zukunft als eine Sackgasse oder gar als einen Marsch ohne Wiederkehr in den Grand Canyon ansehen und alternative Wege aufzeigen möchten, gilt es daher rechtzeitig auszumachen und aus dem gesellschaftlichen Diskurs auszugrenzen – ein Diskurs, in dem nach Ansicht der Gwup-/Psiram-/Skeptikerbewegung nur noch szientistisch-technizistisch-nihilistische Maßstäbe gelten sollen. Denn würde man andere Maßstäbe ansetzen, dann wäre das Ausschlachten der noch verbliebenen Umwelt- und Humanressourcen nicht mehr möglich.
Damit Business as usual in einer von Jean Ziegler als „kannibalisch“ bezeichneten neoliberalen Weltordnung weitergehen kann, gibt es zum Glück eine kleine, aber dank bester Vernetzung mit Medien und konzernwirtschaftlichen Interessensverbänden umso effektivere Gruppe an Gesinnungsbrüdern, die eine Lanze für den bedingungslosen Fortschritt und gegen „Irrationalität“ und „Geschwurbel“ brechen. Wie der Biologe und Filmemacher Markus Fiedler aufgedeckt hat, befindet sich auch die weltweit größte Wissensenzyklopädie Wikipedia fest in der Hand von Administratoren der Skeptiker-Bewegung, die ihre gleichermaßen anonyme wie unangreifbare Position auch schamlos ausnützen, um die neoliberal-geistlose Weltanschauung der Skeptiker für allgemeinverbindlich zu erklären. Der ehem. ZDF-Dokumentarfilmer Dirk Pohlmann bezeichnet Wikipedia daher mittlerweile als „Abfalleimer der Gehirne der GWUP – absolut verstrahlt und hochtoxisch“. Für die von Skeptikern betriebene Rufmordplattform Psiram hat Pohlmann ebenfalls eine Definition: „Psiram, das ist Wikipedia auf Crack.“
Wer sind also die tapfer feigen Recken, die hier so verbissen nicht nur gegen Daniele Ganser, sondern überhaupt gegen alle Menschen kämpfen, die den „Stacheldraht in unseren Köpfen“ (Volker Pispers) überwinden wollen? In einem viel zu langen Artikel habe ich schon vor einiger Zeit einen Streifzug durch die anaeroben Gefilde der Skeptiker-Bewegung gemacht und dabei ein grauenvolles Déjà-vu erlebt („Über GWUP-Pastafaris, die neue Aluhut-Inquisition und neoliberale Arschlöcher wie mich“).
Eigentlich ist mit obigem Gemälde, das der Künstler Jo Frightning dem Nachrichtenspiegel dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hat, bereits alles ausgesagt, wes Geistes Kinder bei den sogenannten Skeptikern am Werk sind – die von Aussteigern übrigens ausnahmslos als „Pseudo-Skeptiker“ bezeichnet werden, da die Freunde Sheldon Coopers trotz ihrer akademischen Ausbildung einer geradezu grotesken Naivität gegenüber der Realität des Daseins anhängen. Führende Vertreter der Skeptiker sind etwa nicht nur der Meinung, dass Kriege eben einfach so entstehen und man sich daher keine Gedanken über deren Hintergründe zu machen brauche (Zitat: „Anstatt manchmal zu akzeptieren, dass die Welt scheiße ist und es Kriege und Krankheiten gibt — und es dafür keinen Grund gibt —, werden Verschwörungstheorien erfunden.“ / Quelle: Wired). Nach ernsthaft vertretener Ansicht von „Skeptikern“ könne man auch das Monsanto-Pestizid Glyphosat relativ bedenkenlos trinken. Ganz von ungefähr kommen solche Ansichten allerdings nicht. Wie mir soeben von einem Rubikon-Autor mitgeteilt wurde, hat während der diesjährigen Tagung „Skepcon“ der GWUP ausführlich Werbung für das Bayer-Monsanto Produkt Glyphosat stattgefunden: einen halben Vormittag innerhalb der zweitätigen Tagung durfte das Glyphosat-Marketing beanspruchen. Ein Schelm und unverbesserlicher Verschwörungstheoretiker, wer jetzt Querverbindungen zur Agrar- und Pharmaindustrie vermutet.
Die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Skeptiker-Bewegung haben im letzten Jahr jedenfalls ganze Arbeit geleistet und durch ihre skeptische Aufklärung nicht unwesentlich zur erfolgreichen Verlängerung der Glyphosat-Lizenz für Monsanto-Bayer beigetragen. Dank Marketing-Profis wie Michael Schmidt-Salomon von der Giordano Bruno-Stiftung wissen die Skeptiker, dass ihre Aufklärung keine schwere Kost, sondern auch für den gemeinen Bürger leicht verdaulich sein und Spaß machen muss. „Infotainment“ und „Edutainment“ (von engl. Education / Erziehung und Entertainment / Unterhaltung) nennen die Gwupies daher selbst ihren Kreuzzug gegen die neuzeitlichen Katharer.
Wohlwissend, dass glühende Eisen, verschmortes Fleisch und Scheiterhaufen in einer Zeit, in welcher Meinungs-, Glaubens- und Gewissensfreiheit eigentlich verfassungsmäßig verbürgte Grundrechte sind, beim Bürger nicht gut ankommen, haben die Marketingprofis der GWUP eine zeitgemäße, aber nicht minder wirkungsvolle Strategie zur Austilgung von Ketzern gewählt: Die satirische Diffamierung im Mantel der strengen Schulwissenschaft. Genüsslich, unter Ladung eloquenter Laudatoren und flächendeckender medialer Berichterstattung werden Güllekübel aus Hohn und Spott über Delinquenten ausgeschüttet, die es gewagt haben, von der herrschenden Lehre abzuweichen und neue Wege zu gehen. Ein sattsames Publikum, das sich vor Prusten und Schenkelklopfen kaum halten kann, dankt es den Skeptikern. Was ist es in Zeiten existenzieller Verunsicherung und drohendem Prekariat doch für eine Wohltat, sich bei einem „Gastmahl der Geistlosen“ (Milosz Matuschek ) endlich einmal aus voller Brust über ein paar „Trotteln“ abhauen zu können, die für vogelfrei erklärt wurden.
Bevor also in den nächsten Wochen wieder das Viperngift der Skeptiker in die Adern unseres gesellschaftlichen Organismus gespritzt wird, ist es höchste Zeit, auch eine Ampulle Gegengift bereitzustellen. Wer also immer noch nicht weiß, von welchen Horrorclowns er sich da zum Tanz aufspielen und „edutainen“ lässt, hier nochmals in Kürze ein paar Zeilen, die ich bereits auf Facebook gepostet habe:
Wer etwas näher hinblickt, merkt schnell, dass wir es hier mit zutiefst armseligen Personen zu tun haben, die sich eine „streng wissenschaftliche“ Teletubbie-Welt zurechtzimmern möchten und sich daher in ihrer Eigendrehung von der echten Welt massiv gestört und verängstigt fühlen.
Die Brights (sic!), Gwupies, Skeptiker & Co. sind in Wirklichkeit nur Retortenkinder, in den 1990ern vom US Atheisten-Thinktank „CSI“ gezüchtet, indem man ein paar tiefgefrorene Samenzellen von Wissenschaftlern der (schon seinerzeit auf Szenarien zur Endlösung der Menschheitsfrage spezialisierten) RAND-Corporation wieder aufgetaut und dann in vitro in ein paar Mondkalbföten eingepflanzt hat.
Die dabei erhaltenen, mittlerweile x-fach geklonten Prototypen geben heute diejenige Kohorte an Sheldon Cooper-Nerds ab, die unseren Kindern übers Fernsehen erklären, wie die Welt funktioniert (die Gwupies nennen dieses Programm selbst „Edutainment“).
Wenn man in Zukunft einmal mit einer derzeit noch nicht verfügbaren Genom-Analyse das Erbgut dieser Retortenkinder untersuchen wird, dann wird man feststellen, dass bei ihnen einige – leider entscheidende – Gensequenzketten gefehlt haben. Was sich auch als der Grund herausstellen wird, warum die stolzen Ritter der streng wissenschaftlichen, geistbefreiten (von allen guten Geistern befreiten) Zunft trotz all ihrer Intelligenzbestialität und anderslautender fortschrittlicher Bekundungen für den allergrößten Rückschritt verantwortlich sein und ihren eigenen Untergang herbeiführen werden.
Die einzige offene Frage ist derzeit: Wieviele Menschen werden sie in diesen Untergang mitreißen können (siehe auch: Dostojewskijs Traum von der szientistischen Pest) und wieviele werden sich der technizistisch-nihilistischen Realität, die uns die Skeptiker für allgemeinverbindlich erklären wollen, entziehen können und stattdessen wirkliche Menschen werden?
zum Weiterlesen:
„Die Wachhunde der Machtelite“ (Rezension zu Noam Chomsky)
“March for Science – Dead Men Walking” (M. Burchardt)
“Terror und Technokratie” (M. Burchardt)
Die Hexenjagd von Darth Vaders Humanisten (Nachrichtenspiegel)
Alles in Butter: Prof. Michael Butter – Wie man tapfer feige eine wissenschaftliche Lanze bricht (Nachrichtenspiegel)
(*) Vorwort/Fußnote zum Titel:
Barrabas … dieser im Titel genannte Name ist ja heute womöglich vielen gar nicht mehr bekannt. Bushido rappt nicht über ihn, Dieter Bohlen hat ihn noch nie erwähnt und auch auf Bento und Vice macht man lieber einen auf Fack ju Göhte. Barrabas – diesen Namen kann man ohne Fußnote also gar nicht mehr einfach so hinstellen … wäre aber womöglich doch nicht ganz uninteressant, wer denn das ist, dem man derzeit alle Türen öffnet, ihm euphorisch entgegenjubelt und ihm sogar willfährig alle seine Gegner beseitigt, sodass er freie Bahn vorfindet für den Triumphzug, den er demnächst antreten will (siehe auch „Der Führer 4.0 – Er ist schon längst da“).
Barrabas. Nun, wie heißt es im ominösen Buch rund um das Ostermysterium als Kommentar mit fünf knappen Worten, nachdem sich das Volk am Marktplatz frenetisch schreiend für den – offensichtlich über fantastische Entertainerqualitäten verfügenden – Barrabas entschieden hatte, obwohl ihnen der römische Statthalter auch einen anscheinend wenig unterhaltsamen, von Peitschenhieben zerschundenen und bluttriefenden Nazarener zur Wahl geboten hätte, der Nächstenliebe und Frieden im Programm gehabt hätte?: „Barrabas aber war ein Mörder …“
An Gründonnerstag jährt sich zum 50. Mal der Mordanschlag auf Rudi Dutschke. Der Attentäter Josef Bachmann hatte ihm drei Kugeln verpasst, die Dutschke zwar zunächst schwerverletzt überlebte, ihm jedoch Jahre später in der Badewanne einen epileptischen Anfall bescherten, sodass der ehemalige Studentenrevolutionär hilflos ertrank. Mit ihm schied auch viel zu früh eine unermüdliche, energiegeladene Impulskraft ab, die die Studenten- und Friedensbewegung in einer kritischen Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs in der Folge schmerzlich vermisste. Bei den soeben in Gründung befindlichen Grünen, wo Dutschke mit seinen Idealen für Furore sorgte und er als Bundesdelegierter kandidieren sollte, übernahmen in der Folge die „Realos“ – mit allen bekannten Folgen bzw. dem heute in seiner Endphase befindlichen Niedergang der ehemaligen Friedenspartei, deren Vorsitz inzwischen ein Mitglied des PNAC („Project for a New American Century“) innehat.
Hätte man Dutschke und andere alternative Denker nicht vorzeitig weggeräumt, wer weiß, vielleicht müssten wir dann nicht die unsägliche Depression ausbaden, die heute auf allen Ebenen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft herrscht. Dutschke hätte sich jedenfalls eher den Kopf abschneiden lassen, als dass er zugelassen hätte, dass bei den Grünen ein Mitglied des PNAC die Parteiführung übernimmt, der als „Young Leader“ eines US Thinktanks wild entschlossen ist, in den Grand Canyon zu marschieren und zur Konfrontation mit Russland und für eine „Full spectrum dominance“ von Brzezinskis „Einziger Weltmacht“ trommelt (siehe „Die Glyphosat Kanzlerin und die Große Depression“).
So aber – haben andere das Rennen gemacht.
Der Gefängnispsychologe Götz Eisenberg geht in seinem jüngsten Essay einer interessanten Frage nach: Was bringt junge Menschen, insbesondere Studenten dazu, sich dermaßen in den Strom der herrschenden Meinung einzuordnen und sogar diejenigen erbittert zu bekämpfen, die ihnen mit alternativen Denkansätzen eigentlich aus der Lage heraushelfen wollen, in der sie selbst kaum noch atmen können (siehe auch Juri Galanskow: „In eurer Hölle kann ich nicht atmen“). Immerhin wachen in unserer wissenschaftlich aufgeklärten Gesellschaft heute jede Nacht mehr Menschen schweißgebadet auf als in totalitären Regimen (Quelle: Zeit), der Soziologie-Professor Hartmut Rosa bezeichnet unsere stolzen Universitäten mittlerweile als schiere „Entfremdungszonen“, in denen schon unter Jungstudenten Burn-Out und Angsterkrankungen grassieren. Laut jüngsten Krankenkassen-Report gilt bereits jeder sechste Student als psychisch krank (Quelle: handelsblatt). Womöglich würden diese Studenten – und wir alle – augenblicklich wieder gesund und tatkräftig, wenn wir als Lebenselixier nur einen Funken vom Elan und der Inspiration in uns aufnähmen, die in den 60er/70er Jahren noch den Studentenführer Rudi Dutschke und mit ihm eine ganze Generation beseelten.
Dass Dutschke es seinerzeit schaffte, Studenten zu mobilisieren, die couragiert für Frieden und gegen den Vietnamkrieg, Medienmanipulation und gegen die Große Koalition demonstrierten, war den deutschen Qualitätsmedien ein besonderer Dorn im Auge. Umgehend setzte eine mediale Maschinerie ein, um die Friedensaktivisten mit Querfront-Attributen zu diffamieren: „verantwortungslose Störer, bösartige Krawallmacher, Rowdies, Kriminelle und Schädlinge der Gesellschaft“ wären es, die dem Fortschritt von Kommerz und Technik im Wege stünden. Im Februar 1968 rief schließlich die Bild-Zeitung ganz unverblümt zur Lynchjustiz auf: „Man darf auch nicht die ganze Drecksarbeit der Polizei und ihren Wasserwerfern überlassen.“(sic)
In der Tat ist zu beobachten, dass die seinerzeit von der Springer-Presse bzw. der Bild-Zeitung ausgegebene – heute stillschweigend zum common sense gewordene – Losung, in kleinbürgerlicher Selbstjustiz diejenigen Subjekte zu lynchen und von der Bildfläche verschwinden zu lassen, die dem herrschenden Narrativ (eines technokratisch-kommerzialistisch-nihilistischen Systems) widersprechen, heute nicht nur von einigen labilen Einzeltätern wie Josef Bachmann in die Tat umgesetzt wird. Nein, heute haben sich ganze Rudel an selbsternannten Säuberern zusammengerottet, die diese Drecksarbeit erledigen – ganz unblutig und rein virtuell durch konzertierte Mobbing-, Dissing- und Diffamierungskampagnen, die die Existenz anderer Menschen aber mitunter genauso vernichten können wie das Inbrandsetzen ihres Hauses.
Die Blaupause des aus der „Unterschicht“ stammenden Hilfsarbeiters Josef Bachmann, der vor Gericht zugab, dass er sich von den hetzerischen Artikeln der Bild-Zeitung zu seinem Attentat auf den Intellektuellen Rudi Dutschke hatte anregen lassen, wurde heute auf unzählige Bürger gerade auch der akademischen intellektuell gebildeten Mittelschicht übertragen. Denn wie uns auch der Jurist Milosz Matuschek in seinem nzz-Essay „Das Gastmahl der Geistlosen“ aufklärt, ist dieser gut ausgebildeten Schicht das klassische Bildungsbürgertum zwischenzeitlich abhanden gekommen, sodass man in besagter akademischer Intelligenzia heute zumeist leider im Trüben fischt: in einem „akademisch zertifizierten, aber intellektuell desinteressierten Diplom-Proletariat aus Ärzten, Juristen, Lehrern, Bankern und Ingenieuren, das sich in einen Zustand der Wohlstandsbehinderung hineinpäppelt … wobei sich das Gesprächsniveau in solcher Gesellschaft oft indirekt proportional zur Höhe des Durchschnittseinkommens verhält.“
Strampelt es gerade nicht im Hamsterrad, dann gefällt sich besagtes Diplom-Proletariat darin, ebenso wie Josef Bachmann Jagd auf Fortschrittsverweigerer zu machen. Zwar virtuell auf diversen digitalen Prangern, aber nicht minder brutal und menschenverachtend. Als sich etwa im vorigen Jahr angesichts zunehmender medialer Kriegstreiberei gegen Russland die zarten Sprosse einer neu erstandenen Friedensbewegung wieder sammeln wollten, wurden diese umgehend ebenso niedergetreten wie z.B. die geplante Friedenskonferenz „Angst essen Zukunft auf“ mit Daniele Ganser. Durch Hassblogger aus dem Dunstkreis des Psiram-/Skeptiker-Netzwerks gezielt sabotiert, musste diese in der Folge abgesagt werden (siehe Rubikon), ebenso wie sich die streng wissenschaftlichen Heckenschützen durch konzertierte mediale Aktionen mittlerweile darauf verstehen, Veranstaltungen wie das vom Vorstand der Humanistischen Friedenspartei HFP, Malte Klingauf organisierte Pax Terra-Friedensfestival zu sabotieren und potentielle Besucher abzuschrecken (siehe Rubikon).
Zusammengerottet zu schlagkräftigen digitalen Rollkommandos, diffamieren die Blogger der Psiram-, Skeptiker- und Antifa-Bewegung Friedensforscher, meucheln investigative Journalisten, homöopathische Ärzte und Heilpraktiker (inklusive Angabe ihrer Adressen im Netz, sodass jeder, der meint, dass er diesen fortschrittsfeindlichen Subjekten mal einen Besuch abstatten sollte, auch weiß, wo er mit der S-Bahn hinfahren muss, wenn er Dampf ablassen und damit gleichzeitig ein gutes Werk tun und der Wissenschaft einen Dienst erweisen möchte). Sie feiern frenetisch, wenn eine konzertierte Mobbingaktion wieder einmal erfolgreich war und es ihnen gelungen ist, einen Friedensforscher von einer Universität zu verdrängen, einer alternativmedizinischen Reha-Klinik die Fördermittel zu sabotieren oder die Lehre eines Gemeinwohlökonomen aus den Schulbüchern zu streichen, da die Bildungsministerin ihrer Argumentation gefolgt ist, dass eine solche Gemeinwohl-Lehre definitiv „unwissenschaftlich“ sei – in fortschrittlichen neoliberalen Zeiten wie unseren, in der „jeder Mensch des anderen Menschen Wolf“ zu werden droht (Hobbes): Ja, wirklich, wer braucht da schon Gemeinwohl?
In einem solchen Klima des Hasses und der Häme auf Andersdenkende ist es dann auch nichts Ungewöhnliches mehr, wenn etwa Ken Jebsen, der Betreiber der alternativen Nachrichtenplattform KenFM, mitten in Berlin auf offener Straße in bester Gegend von Schlägern attackiert wird. Auch dass ihm beim Verlassen seiner Wohnung zu Attacken mit abgebrochenen Bierflaschen aufgelauert wird, die er samt seiner Familie und Tochter bisher nur durch Glück unbeschadet überstanden hat (siehe Interview mit Rubikon/Youtube), sowie Aufrufe auf Youtube zum Mord an seiner Tochter – im Jahre 2018 scheinbar Business as usual.
Überhaupt kann man beobachten, dass das, was in den 60er und 70er Jahren noch möglich war: Ideale formulieren, Begeisterung für humanistische Ziele wecken, soziale Einrichtungen, Menschrechts- und Umweltschutzorganisationen begründen, heute kaum noch denkbar oder zumindest unendlich erschwert ist. Hingegen schießen Wettcafes, Flatratebordelle und sonstige Pissbuden allerortens wie die Pilze aus dem Asphaltboden. Beobachtet man den politischen und gesellschaftlichen Diskurs, dann kann man zusehen, wie sinnvolle und notwendige alternative Denkansätze und Reformbemühungen auf wirtschaftlichem, finanztechnischem, sozialem, pädagogischem oder gesundheitlichem Gebiet oder gar philosophisch-humanistische Gedanken umgehend im Keim erstickt werden. Kaum wagt sich jemand aus der Deckung und versucht, ein paar couragierte Gedanken zu formulieren und dem politischen Tagesgeschehen etwas entgegenzusetzen, da er den unfassbaren Niedergang, die Selbstzerfleischung des Landes und die Verödung der Menschen nicht mehr tatenlos mitansehen kann: Sofort setzt ein vehementes Hauen, Kratzen und Beißen ein, sodass derjenige gar nicht mehr weiß wie ihm geschieht: „Bäääh, weg damit ….!!“, plärrt und unkt es dann aus allen Löchern, aus denen dann neunmalkluge sieche Gestalten ihre Schreihälse herausrecken, die sich der Intelligenzia 4.0 / der bored students violence / dem Club der sklerotisierten Flachbildschirmlemuren / den Transhumanisten / den Smartphoneonanisten / den Teletubbies / Sheldon Coopers Cumpels / der Antifa / Rattifa oder den ganz besonders hellen „Brights“(sic!)/GWUPs/Skeptikern zugehörig fühlen und die vor allem eines mitbringen: einen unbändigen Hass gegenüber allen Menschen mit einem anderen Weltbild als sie selbst es haben. Wild zum streng wissenschaftlichen „Fortschritt“ und zur Ausmerzung allen Geistes entschlossen, merken die beim Gastmahl der Geistlosen sitzenden Ritter von Shledon Coopers Tafelrunde gar nicht, wie sie in Wirklichkeit Dantes Eishölle den Weg bereiten.
Die in Dostojewskijs Traum von der szientistischen Pest vorhergesagte Krankheit, sie droht also gerade mit voller Wucht um sich zu greifen und sich zur Pandemie auszuweiten. Wenn wir diesem Wahn nicht rechtzeitig den Stecker ziehen, dann könnte er uns womöglich schon demnächst alle dahinraffen.
Eigentlich wollte ich mit diesen Worten nur zu einem lesenswerten Essay von Götz Eisenberg einleiten, in welchem der Gefängnispsychologe anlässlich des Dutschke-Gedenktages zu ergründen versucht, warum mutige Aufklärer sogar von den Bürgern, denen sie helfen wollen, dermaßen gehasst werden.
Das Problem, das Götz Eisenberg dabei beleuchtet, ist eigentlich ein altbekanntes: Platon hat darüber in seinem Höhlengleichnis bereits berichtet (siehe dazu auch Eifelphilosoph). Vielleicht wäre es also heute im 21. Jahrhundert, an der Schwelle zum dritten Jahrtausend an der Zeit, diesen stupiden Mechanismus, mit dem wir uns um unsere wertvollsten Köpfe und auch uns selbst stetig dem Grand Canyon näher bringen, endlich einmal zu knacken. Denn allzuviel Zeit bleibt uns womöglich nicht mehr: Die „Doomsday Clock“ wurde soeben auf zwei Minuten vor Mitternacht, d.h. der symbolischen Apokalypse vorgestellt (siehe Spiegel).
Wie bereits in meinem letzten Kommentar muss ich wieder eine Warnung anbringen: Das Lesen von Götz Eisenbergs Essay kann melancholisch machen, vor allem wenn der Autor den Esprit und die Ideale der damaligen Studentengeneration mit unserer Situation heute vergleicht (was uns aber gleichzeitig anspornen kann, diesen Elan – diesmal nicht als Gruppe, sondern individuell – wiederzugewinnen, denn er ist in Wirklichkeit nicht weg, er ist nur zugeschottert und man muss ihn freischaufeln:)
„… Die Erinnerung daran, dass eine menschliche Welt möglich ist, soll getilgt werden. Ein großes Vergessen soll sich breitmachen und jede Alternative schon im Ansatz erstickt werden. Ein Blick auf den Zustand der jüngeren Generation zeigt, dass dieses Vorhaben bereits weit vorangekommen ist. Das gilt leider auch für das Gros der heutigen Studierenden. Sie unterwerfen sich den Anforderungen einer zur Lernfabrik verkommenen Universität und lassen sich widerspruchs- und widerstandslos zu „Kopflangern“ (Brecht) des digitalisierten Kapitals herrichten. Sie begeben sich auf ein Reise-nach-Jerusalem-Spiel um gutbezahlte Jobs und verfahren nach dem altgriechischen Motto: „Glück ist, wenn der Pfeil (der Arbeitslosigkeit) den Nebenmann trifft“. Konkurrenz und Ellenbogeneinsatz statt Solidarität und gegenseitiger Hilfe. Sie pfeifen sich leistungssteigende Medikamente rein, vergöttern Markt und Effizienz, rennen wie Somnambule hinter ihren Smartphones her und trinken auf dem Weg zur Uni einen Coffee to Go. Statt sich in den Kampf zu stürzen, jagen sie Pokémons und tanzen nach der digitalen Pfeife. Insgeheim ahnen oder wissen sie, dass sie keine Perspektiven haben. Das macht sie latent wütend und gereizt. Deswegen besaufen sie sich regelmäßig und trinken oder kiffen sich weg aus einer frustrierenden Realität. Dass sie diese ändern könnten, ist ein Gedanke, der ihnen fremd ist. Von Revolution ist bloß noch die Rede, wenn es um eine neue Geschäftsidee oder die Gründung eines Start-up-Unternehmens geht. Ihr Traum, den sie leben wollen – wie ein gängiger Werbeslogan heißt – ist ganz von dieser Welt: reich sein, Karriere machen und dabei Spaß haben.
(…)
Warum will Bachmann [Anm.: der Attentäter, der auf Dutschke geschossen hat] unbedingt jemanden erschießen, der sich zeitlebens für die Erniedrigten und Beleidigten, also für Leute wie ihn, eingesetzt hat? Um der Antwort auf diese Frage näher zu kommen, muss man die kritische Sozialpsychologie zu Rate ziehen. Das von seinen Erziehern gezüchtigte und gequälte Kind ist dennoch auf deren Wohlwollen und Zuwendung angewiesen. Es muss seine Peiniger lieben, und diese sadomasochistische Verfilzung von Quälerei und Liebe bleibt oft ein Leben lang wirksam. Die Erziehung zu Gehorsam und Unterwerfung unter Autoritäten mündet in eine „Identifikation mit dem Angreifer“, die einen Menschentyp hervorbringt, der verbissen seine eigene Knechtschaft verteidigt. Die in einem „erbärmlichen geistigen und seelischen Zustand“ gehaltenen Menschen, schrieb der junge Max Horkheimer in seinem Buch „Dämmerung“, „sind die Affen ihrer Gefängniswärter, beten die Symbole ihres Gefängnisses an und sind bereit, nicht etwa diese ihre Wärter zu überfallen, sondern den in Stücke zu reißen, der sie von ihnen befreien will“. Diesem, wenn man so will, perversen Mechanismus fielen immer wieder Revolutionäre zum Opfer – von Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Kurt Eisner, Gustav Landauer bis Rudi Dutschke.“
(ganzer Artikel: siehe Nachdenkseiten)
Foto:Rosa-Maria Rinkl/CC BY-SA 3.0/Wikimedia
Eiserne Jungfrau, aufgenommen im Folterkeller einer Burg aus dem 14. Jhdt. (CC BY Parkwaechter / nachrichtenspiegel.de)
Prof. Michael Butter, ein von unseren DIN-ISO-zertifizierten Leitmedien wie Spiegel, Welt & Co. vielrezipierter Autor, der in besagten Medien unermüdlich darüber aufklärt, wie verwerflich es doch sei, „Verschwörungstheorien“ aufzustellen (siehe auch Jens Wernicke: Vorsicht, Verschwörungstheorie!), hat nun ein ganz dickes Ei gelegt und selbst ein apologetisches Grundlagenwerk wider die Ketzerei geschrieben: „Nichts ist, wie es scheint: Über Verschwörungstheorien“ (Suhrkamp Verlag, Berlin 2018).
Eines der Hauptziele von Butters publizistischen Schmähungen: Der Schweizer Friedensforscher Daniele Ganser. Bei nüchterner Betrachtung des gegenwärtigen Weltgeschehens darf man sich an dieser Stelle vielleicht einmal eine naive Frage stellen: Was bewegt einen an der Uni Tübingen angestellten Professor, in einer verhängnisvollen Zeit, in der der Weltfrieden dermaßen bedroht ist, dass uns nicht nur der scheidende Außenminister Sigmar Gabriel an der Münchner Sicherheitskonferenz MSC „am Abgrund“ sieht (Quelle: nzz) und auch das aus Nobelpreisträgern und renommierten Wissenschaftlern zusammengesetzte Gremium des Bulletin of the Atomic Scientists seine „Doomsday Clock“ gerade auf zwei Minuten vor Mitternacht, d.h. der symbolischen Apokalypse vorgestellt hat (Quelle: Spiegel), nun ausgerechnet auf einen couragierten Friedensforscher einzuschlagen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, über die politisch-ökonomischen Hintergründe der gegenwärtigen Übelstände aufzuklären, eine neue Friedensbewegung anzuregen und damit die gnadenlos tickende Doomsday Clock, kurz bevor endgültig der Kuckuck herausschnellt und „Game Over“ verkündet, womöglich doch noch anzuhalten? Wären wir in solch unheilsschwangerer Zeit, in der unsere Leitmedien mit bisher ungekannter Leichtfertigkeit über die Möglichkeit eines nuklearen Schlagabtauschs zwischen NATO und Russland, also über ein Game Over für uns alle sprechen, nicht besser beraten, wenn wir zusammenhalten, anstatt uns in akademischen Grabenkämpfen gegenseitig aufzureiben?
Denn leider haben publizistische Affronts wie die von Michael Butter einen unangenehmen Schneeballeffekt: Es ist nicht nur die Lebenszeit eines möglicherweise gelangweilten Professors aus Tübingen, die durch solche Dispute fruchtlos in den Sand gesetzt wird, auch ein Teil der Arbeitszeit von Daniele Ganser und vielen anderen Menschen der Friedensbewegung ist jetzt damit gebunden, da man sich nun mit Butters Angriffen auseinandersetzen, Erwiderungen schreiben, Behauptungen mit entsprechenden Quellenangaben widerlegen muss etc. – wer schon selbst einmal eine akademische Arbeit verfasst hat, der weiß, wieviel Kapazität damit okkupiert wird und wie geschlaucht man sich oft fühlt, nachdem man alle dokumentierten Sachverhalte gemäß den herrschenden Zitierregeln mit Quellenangaben versehen und in einen im akademischen Diskurs akzeptierten Kontext gestellt hat. – Zeit und Kapazität, die man in der Friedensbewegung angesichts der vielen Brandherde, die derzeit auflodern, eigentlich für wesentlich dringendere Arbeitsaufgaben bräuchte, um das Schlimmste zu verhindern.
Wie dem auch sei: Exerzieren wir das gegenwärtige Malheur ruhig einmal exemplarisch durch, auch wenn wir mit unserer knapp bemessenen Zeit Besseres anzufangen wüssten. Da uns der Fehdehandschuh nun mal bereits hingeworfen wurde, dann heben wir ihn eben auf und betrachten, aus welchem Stoff er eigentlich gewoben ist. – Vielleicht löst sich mit dem, was wir anhand dieses eigentlich unwichtigen, aber symptomatischen Falles erkennen können, ja ein fundamentaler gordischer Knoten, an dem die Welt derzeit fast zu ersticken droht. Stricken wir also die Ärmel hoch, knipsen wir die Stirnlampe an und machen wir uns ans Werk: Wer ist der akademische Ritter, der aktuell eine Lanze gegen Ganser und gegen „Verschwörungstheorien“ bricht?
In einem einzeiligen Wikipedia-Eintrag erfährt man über Michael Butter nicht mehr, als dass er „ein deutscher Amerikanist ist“. Nun, eventuell finden sich demnächst einige Freunde der amerikanistischen Zunft, die seinen mageren Wikipedia-Eintrag um ein paar weitere Lorbeerkränze und Verdienstorden auffetten, aber vielleicht ist mit dem derzeitigen Einzeiler auch wirklich schon alles gesagt, was es über seine Person zu wissen gilt.
Butters neues Buch soll nach eigenem Bekunden „mit Mythen aufräumen … und zu einem besseren Verständnis des Phänomens beitragen, indem es die Grundlagen, Funktionen, Effekte und die Geschichte verschwörungstheoretischen Denkens vorstellt“. In Anleihe an diejenige Framing-Technik, die der Kognitionsforscher Rainer Mausfeld als „mentale Vergiftung“ bezeichnet, wird der Historiker Daniele Ganser hierbei in eine Reihe neben Alex Jones, Reptiloiden-Theorien und sonstigen ufoesken Ansichten gestellt und als „bekanntester Verschwörungstheoretiker des deutschsprachigen Raums“ bezeichnet. In seinem Buch deutet Butter des Weiteren an, dass Ganser wohl aus finanziellen Motiven Verschwörungstheorien verbreite.
Die Gilde der Gwup/Psiram-Schreiberlinge wird nun frohlocken: Mussten sie ihre auf Daniele Ganser gerichteten Giftpfeile bisher immer aus dem Off der Anonymität abschießen, so haben sie nun eine akademisch akkreditierte, zitierfähige Quelle zur Verfügung. Die Aussage, dass Ganser „ein Verschwörungstheoretiker ist“, entstammt nun nicht mehr nur irgendwelchen Trollen und digitalen Schlägertrupps aus dem Dunstkreis der Psiram-/Skeptiker-Bewegung, die auf zwielichtigen, in Panama und Hongkong lokalisierten Servern ihr Unwesen treiben, sondern dieses Etikett wird der Fachwelt nun in zitierfähigem Normformat von einer wissenschaftlich anerkannten Autorität am digitalen Tablet serviert: von einem Professor an der Universität Tübingen, also einem in der akademischen Hierarchie oberhalb des nur mit der Doktorwürde versehenen Ketzers Ganser rangierenden Würdenträger – über dessen Verdikt sich damit auch alle Zweifel erübrigen sollten. In der Folge kann Professor Butters Butter nun von dem bereits durch Markus Fiedler in seiner Reportage „Zensur“ erläuterten Skeptiker-Netzwerk auf Wikipedia & Co. hundertfach rezipiert und als Teil der „anerkannten wissenschaftlichen Lehre“ ausgewiesen werden. Mit anderen Worten: unzählige trockene Brote werden nun mit der akademischen Butter von Prof. Butter bestrichen werden. Dank der professoralen Butter als Deckschicht ist der unbedarfte Konsument, der noch nie etwas von Ganser & sonstigen alternativen Denkern gehört hat, geneigt, in die akademischen Brötchen der Gegenaufklärer hineinzubeißen, nicht ahnend, dass diese womöglich arg verschimmelt und daher eigentlich ungenießbar sind.
Vor Kurzem habe ich am Marktplatz einen Witz aufgeschnappt: >> Sagt ein Schaf zum anderen: „Du, ich hab‘ gehört, wir werden nächstes Jahr alle geschlachtet.“ – Milde lächelnde Antwort des anderen Schafs: „Aber geh‘, das ist bestimmt eine Verschwörungstheorie!“ <<
Sollte in Zukunft wieder einmal ein Whistleblower ein internes Memo wie dasjenige von NATO-General Wesley Clark veröffentlichen, in dem von einer bis dato noch nicht festzumachenden Instanz aus dem oberen Bürogeschoss der Auftrag erging, „innerhalb von fünf Jahren sieben Länder zu zerstören: beginnend mit Irak, dann Syrien, Libanon, Libyen, Somalia, Sudan und zuletzt den Iran“ (Quelle: Democracy Now/Youtube), dann wird dies beim skeptisch aufgeklärten Bürger in Zukunft womöglich nicht mehr die Alarmglocken zum Läuten bringen, sondern nur noch ein müdes Lächeln hervorrufen: „Aber geh‘, das ist nur eine blöde Verschwörungstheorie.“
Auch über diejenigen grauen Eminenzen, über die unsere Bundeskanzlerin immer nur kryptisch als „unsere verlässlichen Freunde“ spricht und denen sie so blind vertraut, dass diese nicht nur die private Kommunikation des Fußvolks, sondern auch ihr eigenes Telefon lückenlos überwachen dürfen, sollte man nicht unnötig Fragen stellen. Wie meinte schon Kater Carlo, als ihm die detektivische Mickey Maus bei seinen im Schutze der Nacht durchgeführten Coups auf die Schliche kam: „Schnüffeln ist aller Laster Anfang.“
Im Schutze der Nacht und unter Ausschluss der Öffentlichkeit durften sich besagte „verlässlichen Freunde“ daher vor einigen Wochen auch zusammenfinden, um nichts weniger zu planen als eine gezielte Zerschlagung Syriens (siehe Bericht in Rubikon) – Ein entsprechendes Protokoll von Benjamin Norman, einem für die Politik des Mittleren Ostens zuständigen Diplomaten der britischen Botschaft in Washington wurde von einem Whistleblower der libanesischen Tageszeitung Al Akhbar zugespielt. Der Inhalt dieses Protokolls entlarvt nicht nur einen menschenverachtenden Bruch des Völkerrechts, das Sabotieren des Friedensprozesses von Sochi und die Instrumentalisierung der UNO sowie der Genfer Syriengespräche durch die sogenannte „Small American Group on Syria“ (USA, Großbritannien, Frankreich, Saudi-Arabien und Jordanien), sondern lässt vor allem tief in die Abgründe einer kriminellen Energie blicken, mit der hinter den Kulissen das Schicksal ganzer Länder ökonomischen Interessen und geostrategischen Plänen geopfert wird. Die alternative Nachrichtenplattform Rubikon und die FB-Seite von Daniele Ganser waren zunächst die einzigen, die dieses brisante Protokoll zu veröffentlichen wagten. Alle anderen Journalisten in der stolzen Landschaft der deutschen „Qualitätsmedien“ guckten betreten zur Seite, obwohl das transatlantische Dokument nun für jedermann verfügbar war. Auch von Seiten der Zunft der an unseren Universitäten habilitierten „deutschen Amerikanisten“ – herrscht Funkstille.
Was, wenn in den Kellern und verspiegelten Hochhäusern derjenigen grauen Eminenzen, von denen uns NATO-General Wesley Clark erzählt, nicht nur detaillierte Pläne über die neoliberale Neugestaltung von Syrien und den Nahen Osten, sondern ebenso über das Schicksal Deutschlands und die zukünftige politische, wirtschaftliche und demografisch-ethnische Gestaltung Europas existieren, zu deren Absegnung auf demokratischem Wege die Bevölkerung niemals bereit wäre? – Eine wilde Verschwörungstheorie? Wo solche Pläne von gewichtigen US Thinktanks wie CFR, PNAC, STRATFOR & Co. doch mittlerweile bereits ganz unverblümt publiziert wurden (siehe Nachrichtenspiegel)? Dass den Denkpanzergenerälen hierbei von der Zukunft Europas nicht das Bild einer friedlichen Insel der Humanität und der Sozialdemokratie vorschwebt, sondern dass ihnen ein mit Russland zerstrittenes, durch kriegerische Konflikte und Terror gezeichnetes Europa im neoliberalen Zeitalter als zeitgemäßer erscheint (Quelle: Chicago Council on Global Affairs / siehe Kurzfassung via Youtube)? – Nein, leider keine Verschwörungstheorie eines psychopathischen Spinners, sondern der nüchterne Report eines der einflussreichsten US Strategen und Politikwissenschaftlers George Friedman, der nicht nur Kommandeure der US-Streitkräfte eigenhändig ausgebildet hat, sondern dessen Thinktank-Organisation STRATFOR laut New York Times weltweit über 4.000 Unternehmen, Personen und Regierungen berät, darunter das US-Außenministerium, Monsanto, Microsoft, Lockheed Martin und die Bank of America. – Vom Tübinger Institut für Amerikanistik wiederum: Kein Kommentar, alles in Butter.
Würden all die Verschwörungstheorien, die in diesen Kreisen abseits der demokratischen Meinungsbildung ausgedacht werden, bloße Theorien bleiben, dann könnte man sich ja in der Tat gemeinsam mit Professor Butter gemütlich aufs Sofa zurücklehnen und süffisant über solche Gehirngespinste lächeln. Blöd nur, dass diese Pläne, über die man sich sogar in der transatlantisch orientierten Redaktion des Spiegel fassungslos gab (siehe Spiegel) und die auch der US Präsidentenberater Brzezinski in seinem Buch „Die einzige Weltmacht“ relativ detailliert darlegt, nun sukzessive in der Realität ihre Verwirklichung finden, sogar mit erstaunlich akkuratem Zeitplan. Aber wer im derzeitigen Weltgeschehen unlautere Absichten vermutet, macht sich ja in Wirklichkeit nur lächerlich – wo doch heute jeder weiß, dass es die unsichtbare Hand des Marktes ist, die alles regelt.
„Sapere aude!“ („Wage es, weise zu sein!“) lautete einmal die Losung der Aufklärung, die gerade bei lebendigem Leibe zu Grabe getragen werden soll. Dass die postfaktischen Totengräber der Aufklärung nun sogar die Chuzpe haben, sich selbst als Aufklärer zu präsentieren, setzt der grotesken Szenerie noch das Sahnehäubchen auf. Aber egal ob man darüber lachen oder weinen möchte, das „Sapere aude“ scheint ausgedient zu haben. Wozu auch sich selbst seines Verstandes zu bedienen, wo es doch heute Experten gibt, die alle Fachgebiete auf akademischem Niveau „beherrschen“? (siehe auch Nachrichtenspiegel: „Warum überhaupt noch denken?“)
Was aber, wenn in der Gilde der herrschenden Lehre gähnende geistige Leere herrscht, so wie uns das in einem köstlichen Essay der nzz nahegelegt wird: siehe „Das Gastmahl der Geistlosen“– in dieser Betrachtung verortet der Jurist Milosz Matuschek ein „akademisch zertifiziertes, aber intellektuell desinteressiertes Diplom-Proletariat aus Ärzten, Juristen, Lehrern, Bankern und Ingenieuren“, das den klassischen Bildungsbürger abgelöst hat und „uns in einen Zustand der Wohlstandsbehinderung hineinpäppelt“. Das Gesprächsniveau in solcher Gesellschaft verhalte sich laut Matuschek oft indirekt proportional zur Höhe des Durchschnittseinkommens. Nun, darf es uns dann wundern, wenn die ehrenwerten akademischen Ritter, die in dieser Gesellschaft sitzen, sich weniger dem Interesse des gemeinen Bürgers verpflichtet fühlen, sondern sehr viel lukrativeren Interessen nachgehen (siehe z.B. Noam Chomsky: „Die Wachhunde der Machtelite“ oder Christian Kreiß: “Missbrauchte Wissenschaft“)? Das Menü bei diesem Gastmahl der Geistlosen ist bei aller Fortschrittlichkeit, zu der sich die Ritter der Tafelrunde bekennen, allerdings ein altbekanntes:
„Verschwörungstheoretiker“ – eigentlich ein läppisches Wort, das mittlerweile etwas abgewetzt ist, nach Einschätzung des Publizisten Mathias Bröckers jedoch auf der nach unten offenen Denunziations- und Diffamierungsskala weiterhin nur knapp über „Kinderschänder“ rangiert und daher ein genuines Mittel ist, um diejenigen Personen, die man mit diesem Etikett belegt, zu ächten. Wie einem historischen Memo der CIA zu entnehmen, ist dieses Schmähwort ein gezielt zum Zwecke tendenziöser Meinungsmache erschaffenes Konstrukt, um seinerzeit Kritiker der offiziellen Version der Ermordung Kennedys zu diffamieren. Obwohl über die „Markteinführung“ dieses Wortes 1967 bereits hinreichend aufgeklärt wurde, hat es seine Wirksamkeit auch im 21. Jahrhundert noch nicht ganz verloren und dient heute weiterhin dazu, um unliebsame Stimmen zum Schweigen zu bringen. Die Anwender dieses Keulenbegriffs bauen dabei weniger auf die – nicht vorhandene – Substanz dieses Wortes, sondern auf einen schlichten psychologischen Mechanismus: Niemand möchte gerne geächtet sein und die meisten Bürger wollen auch nicht mit gebrandmarkten, an den Rand gedrängten Personen der Gesellschaft zu tun haben. Da dieses, eigentlich genuin kirchlich-inquisitorische Dogma („Gut ist, wer sich der herrschenden Lehre/Macht anschließt, böse und verdammenswert ist derjenige, der sich gegenüber dieser Macht selbständig macht“) immer noch nicht gesprengt wurde, kann es weiterhin wirksam sein – was von den Spindoktoren der herrschenden Lehre auch weidlich ausgenutzt wird.
Der Affront von Professor Butter erfolgt akkordiert mit Angriffen gegen Daniele Ganser in mehreren Schweizer Tageszeitungen. Darin wird Ganser mit weiteren diffusen Begriffen wie „Verschwörungsmystiker, Guru, Sekte“ etc. belegt. – Begriffe, die in Wirklichkeit nicht das geringste über eine Sache oder eine Person aussagen, sondern die ganz im Gegenteil einer bloßen Vernebelung dienen, um sich mit einem Sachverhalt bzw. mit dem, was eine Person zu sagen hätte, gar nicht erst auseinandersetzen zu müssen.
Man könnte heute in Zeiten einer verfassungsmäßig verbrieften Meinungs-, Glaubens- und Gewissensfreiheit über solche Diffamierungsbegriffe lachen. Nur leider waren es ebensolche Begriffe, welche in der Geschichte schon bisher die Legitimationsbasis für die allergrößten Verbrechen gebildet haben – sind solche Begriffe doch ein genuines Mittel, um andersdenkenden Mensch quasi das Persönlichkeitsrecht abzusprechen und sie für vogelfrei zu erklären. Genauso wie es im Mittelalter ausgereicht hat, jemanden als „Ketzer“ oder als „Hexe“ zu bezeichnen oder in der McCarthy-Zeit als „Kommunisten“, um ihn auszugrenzen und existenziell zu vernichten, so wird mit diversen Synonymen auch heute noch die Diffamierungskeule geschwungen. Ein inhaltlicher Diskurs mit dem, was diese „Ketzer“ wirklich zu sagen hätten, wird dadurch vermieden. – Auf diese Weise hat sich die Gesellschaft schon bisher um ihre wertvollsten Köpfe gebracht. Vielleicht ist das Verbrennen der Ketzer bzw. das Ausmerzen alternativer Denker auch der schlichte Grund, warum wir heute vor schier unlösbaren globalen Problemen und lt. Sigmar Gabriel sogar „am Abgrund“ stehen (Quelle: nzz). Ein unangenehmer Verdacht drängt sich auf: Die allerortens prädominierende Geistlosigkeit (siehe nzz: „Gastmahl der Geistlosen“) und scheinbare Alternativlosigkeit – sind diese womöglich allesamt nur eine Konsequenz unserer akademischen Arroganz und einer chronifizierten Ignoranz?
Wie dem auch sei, wie es scheint, sind gewichtige Vertreter unserer akademischen Intelligenzia gewillt, den Marsch in den Grand Canyon unbeirrt fortzusetzen, obwohl dessen gähnender Abgrund bereits für uns alle in Sichtweite ist. Der streng wissenschaftlichen Fachwelt liegt mit dem Grundlagenwerk von Professor Butter zum Thema „Verschwörungstheorien“ also nun eine Art Hexenhammer 4.0 vor, um alternative Denker plattzumachen. Der „Hexenhammer“ war ja schon im Mittelater ein von der herrschenden Lehrmeinung herausgegebenes probates Mittel, um die allerorts treibenden Blüten der Häretiker und Hexen wieder einzustampfen bzw. dem Scheiterhaufen zuzuführen. Der Inhalt des Hexenhammers lässt sich verkürzt in dem historischen Zitat „Alle Zauberei sollst Du töten!“ wiedergeben – ein Imperativ, der in der Folge von einem ein Heer an Inquisitoren und ihren exekutiven Schergen auch mit eifriger Akribie befolgt wurde. Auszug aus ARD-Enzyklopädie/planet-wissen.de:
„Es gilt als eines der verheerendsten Bücher der Weltliteratur und hat Tausenden von Menschen den Tod gebracht: Der „Hexenhammer“ des Dominikanermönchs Heinrich Kramer. Von seiner ersten Auflage im Jahr 1487 an ist das Buch ein mächtiges Instrument für die Inquisitoren. Es legitimiert die Hexenverfolgungen durch den Papst und dient als Anleitung zur Überführung und Verurteilung von vermeintlichen Hexen (… ) Auch Kritik am „Hexenhammer“ kann zu jener Zeit überaus gefährlich sein, werden doch im „Hexenhammer“ auch mögliche Beschützer der Hexen als Ketzer bezeichnet. Sie sollten den gleichen Verfahren ausgesetzt werden wie die Hexen.“
Zurück aber aus dem dunklen Mittelalter in unsere helle, LED-beleuchtete Gegenwart. Ketzern und Hexen mit glühenden Zangen, Daumenschrauben und eisernen Jungfrauen zu Leibe rücken, nein, das geht in unserer politisch korrekten, gentrifizierten Zeit gar nicht mehr – gäbe üblen Schmorgeruch und gellende Schreie, die heute jeder Anrainer der wissenschaftlichen Hochburgen mit seinem Smartphone aufzeichnen und per Knopfdruck via Youtube ins Licht der Öffentlichkeit stellen könnte. In Zeiten von Industrie 4.0 braucht es heute ein wesentlich smarteres Vorgehen, um von der herrschenden Lehre abweichende Meinungen auf Linie zu bringen.
Wobei sich solche smarte soft power und „Governance“-Knigge hinsichtlich ihrer Abschreckungswirkung im Übrigen als wesentlich effektiver erweisen als archaische Gewalt, die in der Geschichte dann ja doch immer zu einer Revolution gegen die Obrigkeit geführt hat. Und eine Revolution gegen die herrschende – von Jean Ziegler als kannibalisch bezeichnete – Lehre können die amtierenden Polit- und Wirtschaftsmächte heute am allerwenigsten gebrauchen, dazu laufen ihre Geschäfte einfach zu gut. – Wie Noam Chomsky feststellt, gibt es heute im Parlament zwar Demokraten, Republikaner etc., aber in Wirklichkeit nur eine einzige Partei: „Die Partei des Business“.
Um Abweichler dieses gut eingespielten Business wieder zur Räson zu bringen, braucht es heute in einer perfekt vernetzten Wissenschafts- und Medienwelt keinen Hexenhammer und keine Folterwerkzeuge mehr – eine bloße Tastatur und einige Mausklicks reichen aus. Sofern man eine akkreditierte akademische Signatur daruntersetzt, kann man mit den Buchstaben, die man in diese Tastatur hämmert und damit in die Welt setzt, bei anderen Menschen und sogar in ganzen Ländern und Kontinenten mitunter gewaltige Verwerfungen bewirken (siehe z.B. Essay von Dirk C. Fleck „Wenn die Fetzen fliegen“), ohne dass man sich bei dieser gleichermaßen ehrenwerten wie hochdotierten Arbeit sein weißes Hemd bekleckert.
Jeder Ansatz von Aufbegehren gegen die anerkannte, „streng wissenschaftliche“ Lehre kann auf diese Weise im Handumdrehen befriedet werden. Friedensmission nennt man so etwas. Die neuzeitlichen digitalen Ritter, die man auf das Schlachtfeld dieser Friedensmission schickt, stattet man gegebenenfalls auch noch mit einem „robusten Mandat“ aus – sie sollen schon klotzen, nicht nur kleckern dürfen, wenn sie erfolgreich ihre Lanze für die allein seligmachende herrschende Lehre brechen sollen. Jüngst hat ein solcher unbeirrter Ritter also wieder eine Lanze gebrochen und sich dabei selbst um Kopf und Kragen geschrieben.
Der Ritter: Der eingangs erwähnte Michael Butter – seines Zeichens Freiherr und Fahnenträger des mit der kaiserlichen Bulle ausgestatten Ritterordens der „deutschen Amerikanisten“ (Wikipedia), einem mittlerweile säkularisierten Orden, der den hehren ritterlichen Tugenden der Tempelritter schon längst abgeschworen hat und sich stattdessen lieber auf handfeste Werte ausgerichtet hat. Böse Zungen, die diese Art von Rittern als Raubritter bezeichnen, werden von umsichtigen Ordnungshütern umgehend von der Bühne entfernt und auf die mediale Streckbank gespannt.
Der längst überfällige Ketzer, dem die szientistische Lanze diesmal in den Leib gerammt werden soll: Daniele Ganser. Es war auch höchste Zeit, dass diesem unerhörten Sektierer (von lat. secta: abgespaltene Lehrrichtung; also: einer, der sich von der herrschenden Meinung emanzipiert hat und individuelle Wege geht) das Handwerk gelegt wird, schließlich war er gerade drauf und dran, eine ganze Generation junger Menschen wachzurütteln und dazu zu bewegen, in einer Welt, die laut dem bereits erwähnten Bulletin of the Atomic Scientists „zwei Minuten vor Mitternacht“, d.h. dem symbolischen Weltuntergang steht, in letzter Minute doch noch den Zeiger anzuhalten. Ganser geht es dabei nicht um oberflächliche Kontroversen, mit denen sich zeitgenössische Nerds die Nächte um die Ohren schlagen wie z.B. die Frage, ob nun Microsoft oder Linux das bessere Betriebssystem ist, um darauf dann Powerpoint und Call of Duty laufen zu lassen. Nein, Ganser stellt Powerpoint und den Call of Duty bzw. das von Jean Ziegler als „kannibalisch“ bezeichnete Betriebssystem an sich in Frage! Er fordert nämlich nichts weniger, als das neoliberal-transatlantische Business auf ein humanes Betriebssystem umzustellen – Welch Häresie! Welch Vermessenheit! Welch verwerfliche Irrlehre! Mein Gott, Walter/Heinrich Kramer, steh‘ uns bei! … schick‘ uns Deinen Hexenhammer!
Eile ist nun dringend geboten, schließlich sprengen Gansers Videovorträge auf Youtube bereits die Millionenmarken, seine quer in Europa gehaltenen Vorträge sind restlos ausgebucht, Ganser-Bücher wie „Illegale Kriege“ avancieren zu Bestsellern und alle Versuche zum Mundtotmachen haben bisher nur ein umso größeres Interesse an dem bewirkt, was der eloquente Schweizer zu sagen hat. Manche rechnen ihm sogar eine historisch größere Bedeutung zu als Robin Hood oder William Wallace, man nennt ihn bereits den neuen „Wilhelm Tell aus den Schweizer Bergen“, die Rubikon-Autorin Christiane Borowy bezeichnet ihn als „das schärfste Schwert, das die Schweizer Friedensforschung zu bieten hat“:
„Der Historiker Daniele Ganser ist das schärfste Schwert, das die Schweizer Friedensforschung zu bieten hat. Präzise zerschlägt er mit seinen aufklärerischen Büchern und Vorträgen politische Narrative — und zieht damit den Hass von Kriegsbefürwortern und deren medialer Gefolgschaft auf sich.“ (siehe Rubikon 1)
In einem weiteren Beitrag auf Rubikon versucht Conrad Knittel das Machwerk von Professor Butter aufzuarbeiten (siehe Rubikon 2), widerlegt die Vorwürfe Punkt für Punkt und zeigt auf, wie Butters Lanzenstöße Richtung Daniele Ganser eigentlich ins Leere gehen. Butters Ausritt ist in Wirklichkeit aber nicht der einzige Lanzenstoß in Richtung alternativer Denker. In unseren Qualitätsmedien kommen einem ähnliche, teilweise noch deutlich aggressivere Bekundungen samt „Bekenntnissen“ der Autoren zur herrschenden wissenschaftlichen Lehre derzeit in geradezu inflationärer Weise entgegen.
Was intelligente Menschen dazu treibt, solche Pamphlete zu verfassen, fragen sich in diversen Foren gerade viele unbedarfte Leser, die bisher an die herrschende Wissenschaft und ihr Versprechen der Aufklärung geglaubt haben. Wo doch unsere Zeit heute so knapp ist und es so viel Wichtiges und Schönes zu tun gäbe, warum dann mit solch zähneknirschender Vehemenz Bücher in einen bereits übersättigten Markt pressen, in denen andere Personen, die sich ganz offensichtlich redlich bemühen, diffamiert werden?
Nun, um nicht noch weiter abzuschweifen, erlaube ich mir diese Frage an dieser Stelle einmal ganz unverblümt und schnöde zu beantworten:
Wie sollen akademische Würdenträger denn sonst ihre Würde und ihr Selbstbewusstsein aufrechterhalten, wenn sie es selbst nicht wagen, für Wahrheit, Frieden und Humanität das Wort zu ergreifen, sondern sich stattdessen feige in den Windschatten einer inzwischen monströsen Lügen-/Manipulationsmaschinerie der herrschenden Meinung und ihrer medialen Claqueure stellen und lieber demjenigen System dienen, das Jean Ziegler als „kannibalisch“ bezeichnet?
Solche Professoren, die eigentlich das Privileg einer erstklassigen Bildung im kulturell reichen Herzen Mitteleuropas und dazu noch Wohlstand und die Sicherheit eines pragmatisierten Berufsstands besäßen … und deren intellektuelle Kapazität die in Brand gesetzte und in vielerlei Hinsicht aus dem Gleichgewicht geratene zeitgenössische Welt dringend bräuchte – wie sollen sie ihr eigenes Versagen sonst rechtfertigen? Entweder sie gingen zerknirscht in eine Eremitage in den Wald (wo ihnen aber der gewohnte Zustrom an Anerkennung durch ihre Kollegen aus dem „wissenschaftlichen“ Diskurs verlustig ginge und damit auch ihr Selbstbewusstsein und ihre Lebensfreude) – oder sie müssen eben auf Andere, die das wagen, was sie selbst nicht wagen, eindreschen und versuchen, dasjenige, was für einen der Aufklärung verpflichteten Menschen eigentlich das Normalste auf der Welt wäre (herrschende Narrative zu hinterfragen, sich der Wahrheit verpflichtet fühlen und neue Wege zu gehen), als „nicht normal“ zu diskreditieren.
Denn das Eingeständnis, als renommierter Exponent der Wissenschaft eigentlich eine Nichtwissenwollenschaft zu verkörpern, würde wohl umgehend zu einem Kollaps der eigenen intellektuellen Großartigkeit führen.
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Mit diesem wieder einmal viel zu lang gewordenen Aufsatz verabschiede ich mich dann auch schon wieder aus dem Feld der Amerikanistik, in dem ich schnöder Maschinenbautechniker in Wirklichkeit blutiger Laie bin und das ich daher lieber versierten und akademisch akkreditierten Experten wie Prof. Butter überlasse. Damit mich an dieser Stelle niemand falsch versteht: Als Techniker bin ich vielzusehr Pragmatiker, als dass ich die Logik von Prof. Butter & Konsorten nicht nachvollziehen könnte. Wenn ich in einem Auto sitze, in dem der Motor aufgrund eines Kühlerschadens völlig überhitzt ist und kurz vorm Kolbenreiber steht, was mache ich dann mit dem rot blinkenden Warnlämpchen, das mich auf diesen Umstand aufmerksam macht? – Ja, genau: Ich schraube es aus dem Armaturenbrett heraus und werfe es bei voller Fahrt aus dem Fenster, das nervig piepsende Teil.
Wer hat heute schon Zeit zum Anhalten, wenn er mit 130 km/h auf der Autobahn mit Verspätung zum nächsten Meeting unterwegs ist und sich ranhalten muss, wenn er außerdem noch rechtzeitig zum abendlichen Endspiel der Champions-League vor seinem 4K-extended-Ultra-HD-Smart-TV sitzen möchte?
zum Thema „Wissenschaft und ihre Wächter“ siehe auch zwei lesenswerte Essays von Matthias Burchardt:
“March for Science – Dead Men Walking”
sowie eine Rezension zu Noam Chomsky:
Bild: PD
Immer öfter höre ich von „ganz normalen“ Menschen, die ich sehr schätze – Büroangestellten, Friseurinnen, Handwerkern -, dass sie neuerdings keine Nachrichten mehr lesen. Der Grund dafür sei, dass sie es schlichtweg nicht mehr ertragen, was derzeit in der Welt so abläuft und ihnen das Gelesene Angst mache.
Obwohl ich es zutiefst dramatisch finde, dass Menschen gerade jetzt, wo es auf jeden einzelnen wachen Kopf ankommt, geneigt sind, einfach abzuschalten, so kann ich es doch nachvollziehen. Auch ich merke im Umgang mit Nachrichten einen deutlichen Unterschied zu früher: Begegnete ich beim Sichten des Nachrichtenpotpourris noch vor wenigen Jahren noch ein bis zwei abgründigen Tendenzen pro Woche, von denen ich meinte, dass man diese unbedingt im Auge behalten sollte, da sie sonst gewaltig ins Auge gehen könnten, so geht es mir heute mit fast jeder einzelnen Nachrichtenmeldung so. Man könnte meinen, der nackte Wahnsinn wurde mittlerweile zur Normalität erklärt und lacht uns von allen Seiten an. Nicht nur Umweltzerstörung und Artensterben schreiten in rasendem Tempo voran, auch unsere mühsam über die Jahrhunderte errungenen Grundrechte werden quasi über Nacht abgeholzt (siehe „Die Maasmännchen haben übernommen“), die Chefkonstrukteure des CIA-/NSA-Überwachungsnetzwerks warnen in einem offenen Brief: „Wir errichten gerade schlüsselfertige Tyranneien!“
So nebenbei legen unsere Großmächte wieder die atomare Karte auf den Tisch. Mit bisher unbekannter Leichtfertigkeit wird über die Möglichkeit eines atomaren Erstschlags diskutiert (siehe dazu einen Kommentar des ehemaligen Welt-Journalisten Dirk C. Fleck: „Wenn die Fetzen fliegen“). Michail Gorbatschow warnt, dass wir die nächsten Jahre nicht überleben werden, wenn wir die NATO-Konfrontation an der Grenze zu Russland nicht entschärfen. Unsere DIN-ISO zertifizierten und transatlantisch vernetzten Leitmedien haben damit kein Problem, sondern plädieren für noch mehr Konfrontation und „Abschreckung“. Eifrig kritisiert werden von besagten Leitmedien hingegen Friedensaktivisten, „Sozialromantiker“ und „Querfrontler“.
Während wir also am Rande des Abgrunds tanzen und gerade wieder in den alljährlichen Oktoberfesttaumel einmünden, ist vor allem eines verpönt: Personen, die Alarmismus verbreiten wie z.B. die Netzfrauen, die mit Ende Juli nun aufgegeben und ihre beliebte Facebook-Seite mit über 200.000 Abonnenten eingestellt haben (siehe auch epochtimes). Ja, wirklich … „Alarmismus“, das ist heute in der Tat das neue Hexentum – wenn wir ihn nicht rechtzeitig verbrennen, wie soll man sich als fortschrittlicher Bürger dann angesichts der derzeitigen globalen Situation noch abends in Ruhe vorm Flachbildschirm sein Bier schmecken lassen?
Dass sich unser bisheriges Träumen mittlerweile ins Alptraumhafte gesteigert hat und unsere schon etwas ergrauten Young Leaders die schwarzen Tore geöffnet haben, durch die wir Wohlstandsbürger schon morgen alles verlieren können, tut der Sehnsucht nach wohligem Eingebettetsein in Zuckerwatte keinen Abbruch. Anstatt auf die Realität hinzusehen und zum Not-Wendigen der griechischen Stoiker aufzuwachen, blasen wir lieber zur fröhlichen Hexenjagd – wobei der Historiker Daniele Ganser ja bereits festgestellt hat, wer im Mittelalter als Hexe gegolten hat: jede Frau, die zuviel Wissen besaß – und damit der herrschenden, patriarchalen Meinung gefährlich war.
Auch den Netzfrauen ist ihr umfangreiches Wissen nun zum Verhängnis geworden. Sie hatten ein weltweites Netz aus Freunden, investigativen Journalisten und Aktivisten aufgebaut, deckten Umweltskandale auf, beleuchteten die Geschäfte von Chemie- und Pharmalobbies und waren Menschrechtsverletzungen ebenso auf der Spur wie Tierquälereien. Ihr Motto: „Was eine nicht schafft, schaffen viele“. Höchste Zeit also, gegen solch umtriebige Frauen der Spezies ‚mutter courage‘ etwas zu unternehmen, sonst macht ihr Beispiel womöglich Furore und die Zivilgesellschaft schafft etwas, was der Einzelne nicht schafft. Die Schergen, die die Drecksarbeit erledigen und die Frauen auf den medialen Scheiterhaufen befördern, waren wie gewohnt schnell zur Hand. Nicht nur die Welt steuerte einen vernichtenden Artikel bei, in dem die Netzfrauen als „alarmistisches Hetzportal“ und als „Hetzfrauen“ denunziert werden (besonders verwerflich hierbei der Vorwurf: ihr unablässiges Hetzen „gegen die Pharmaindustrie und andere große Konzerne, allen voran Monsanto“). Ausschlaggebend für das Aufgeben der Netzfrauen waren aber wieder einmal die üblichen Verdächtigen: Die erbarmungslosen Großinquisitoren samt ihrem Rudel an Hobbydenunzianten aus dem Dunstkreis der Skeptiker-/Psiram-Bewegung, die den Netzfrauen das Leben insbesondere im letzten Jahr so zur Hölle gemacht haben, sodass die z.T. schon älteren Damen fortwährend mit Abmahnungen wegen angeblicher Urheberrechtsverletzungen, Hohn- und Drohschreiben, persönlichen Angriffen und Anwaltsschreiben beschäftigt waren.
Auf einer Vielzahl an Skeptiker-Blogs wurden die Netzfrauen persönlich bloßgestellt und mit z.T. satirisch verunstalteten Fotos an den Pranger gestellt. D. Schreier, die Gründerin der Netzfrauen, wurde für den Satire-Preis „Die lockere Schraube“ nominiert (siehe dielockereschraube.de), einer weiteren Plattform zur Bekämpfung „unwissenschaftlicher“ Meinungen, deren Betreiber sich laut eigenem Bekunden der Skeptiker-Bewegung zugehörig fühlen (siehe auch „Das Goldene Brett vorm Kopf – Über GWUP-Pastafaris, die neue Aluhut-Inquisition und neoliberale Arschlöcher wie mich“).
Aus dem Abschiedsschreiben der Netzfrauen:
„Liebe Fans, Follower, liebe Leserinnen und Leser.
Wir haben Sie informiert, dass wir seit letztem Jahr extrem von einer Gruppe tyrannisiert werden. Man droht, uns finanziell zu schaden, wie man auf unserer Webseite nachlesen kann.
Allein schon, dass wir Sie informiert haben, reichte wieder mal aus, uns mit Abmahnungen zu drohen. Uns war nicht bekannt, dass es eine Straftat ist, etwas zu hinterfragen und dann auch noch zu veröffentlichen.
(…)
Es ist uns aber zu mühselig, unsere Zeit mit Anwälten zu verbringen, oder immer wieder erklären zu müssen, woher wir Quellen, Bildmaterial u. s. w. haben, wenn doch alles in unseren Artikeln steht.
Als wir 2013 gebeten wurden, weiter zu schreiben, haben wir es getan … Doch jetzt ist Schluss. Wir wollten eine bessere Welt für unsere Kinder und Enkelkinder, aber jetzt sind auch diese in Gefahr, denn wie heißt es in der Drohung auf unserer Webseite, dass man auch vor denen nicht halt machen wird.
Wir haben unser Haushaltsgeld in die Netzfrauen gesteckt, waren sparsam, um uns das leisten zu können. Aber dass unsere Männer arbeiten, damit wir das Geld zum Anwalt bringen können, sehen wir nicht mehr ein. … Wir haben unser Leben lang schwer arbeiten müssen, Lisa und Ulla sind schon auf Rente und Doros Mann kommt jetzt auf Rente und da haben wir uns ein anderes Leben gewünscht und nicht diese Quälerei und Tyrannei, die wir zurzeit erleben müssen. Wir hätten gerne noch weitergemacht, aber so nicht.
Wir bedanken uns für Ihre mentale Unterstützung und werden jetzt die Zeit, die wir sonst für Recherchen aufgebracht haben, bei Anwälten verbringen müssen.“
Unmittelbar nach dieser Kapitulationserklärung knallen im GWUP-Hauptquartier die Korken, das Aufgeben der unwissenschaftlichen Netzfrauen wird gefeiert (verfasst von GWUP-Pressesprecher Bernd Harder am 31. Juli 2017 auf blog.gwup.net):
>> Aus für die “Netzfrauen”?
Noch können wir es nicht recht glauben (ähnliche Ankündigungen hat es schon x-mal gegeben) – jedenfalls haben die “Netzfrauen” soeben ihren Rückzug vom Geschäft mit der Empörung verkündet …<<
Der langjährige GWUP-Vorstand Bernd Harder, der seine alternativlose akademische Brillanz unter anderem mit Vorträgen wie „Gibt es eine alternative Mathematik? Oder eine alternative Geographie? Nein!“ unter Beweis stellt, kann nun aufatmen. Die alternativen Ansätze, die unsere alternativlose Zeit genauso braucht wie ein Loch im Eimer, lösen sich gerade der Reihe nach auf und machen bewährter Monokultur nach System Monsanto Platz, dessen Totalherbizid „Glyphosat“ man laut Bekundungen auf GWUP-Plattformen ja relativ unbekümmert trinken kann. GWUP-Mitglied und Gentechnik-Freak Martin Moder teilt uns etwa auf seinem Blog „GENau“ mit, dass „wir die mühsame Debatte um die Sicherheit des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat endlich beenden können“, da eine wissenschaftliche Studie „eindeutig gezeigt hat, dass Glyphosat Krebszellen gezielt abtötet … Normale Körperzellen kommen damit gut zurecht“ (Quelle: scienceblogs.de).
Na, das sind doch schon mal ganz andere Töne als dieser mühsame Alarmismus von Netzfrauen & Co., die jeden Tag mit neuen Hiobsbotschaften und Gesundheitsgefahren aufgewartet haben. Dass die streng wissenschaftlichen Herren von der GWUP mit ihrer Meinung zu Glyphosat zwar nicht mehr ganz up to date sind und von seriösen Wissenschaftlern mit Kopfschütteln bedacht werden, braucht uns nicht zu bekümmern. Was ist es doch für uns Laien, die wir abends müde von der Arbeit heimkommen und vorm Flachbildschirm relaxen wollen, für eine Erleichterung, von akademisch akkreditierten Experten zu erfahren, dass Glyphosat gar kein gefährliches Gift, sondern ein überaus nützlicher Wirkstoff ist. Angesichts solch geballter akademischer Expertise verblassen die Videoaufnahmen, die man zum Thema Glyphosat auf Youtube reihenweise finden kann, wo Landwirte berichten, dass ihre Tiere seit dem Verfüttern von Glyphosat-hältigem Futter mit grässlichen Missbildungen, offenen Köpfen etc. zur Welt kommen – sonnenklar: solche Aufnahmen können nur Fake News sein.
Zum Glück geht’s diesen Fake News nun aber endgültig an den Kragen. Die medialen Geschütze und bunkerbrechenden Debunking-Marschflugkörper wurden bereits in Stellung gebracht, digitale Agenten mit der Doppelnull-Lizenz zum medialen Töten unterwandern indes bereits die dem Fortschritt feindliche Querfront. Aber nicht nur schmuddelige Hobbydenunzianten und gelangweilte Nerds befördern politisch unkorrekte Personen und Meinungen umgehend auf den digitalen Scheiterhaufen, en gros ausgemistet wird nun auch mit ganz hochoffziellem Mandat im Dienste ihrer Majestät. „Correctiv“ nennt sich das Zensurbüro, das auf Facebook unter Ausschluss des Rechtsweges unbotmäßige Meinungen und ganze Profile löschen darf (zu den Hintergründen von „Correctiv“ siehe auch eine Bestandsaufnahme von Paul Schreyer: man erfährt unter anderem, dass das mit höchsten Kreisen aus Politik, Wirtschaft und Medien außergewöhnlich gut vernetzte Büro unter anderem von der Brost-Stiftung, der Deutschen Bank, George Soros‘ Open Society Foundations sowie von ZDF, RTL und Google finanziert wird.) Seit Anfang 2017 sind die GWUP-/Ruhrbarone rund um David Schraven, Sebastian Bartoschek (der die Netzfrau D. Schreyer auf seinem GWUP-Blog mittels genüsslicher verbaler Lanzenstiche zuletzt in die Verzweiflung getrieben hat), Stefan Laurin, & Co. als „correctiv.ruhr“ Teil des Zensurbüros „Correctiv“ und dürfen dort alles löschen, was nicht der naturwissenschaftlichen Rationalität entspricht bzw. Fake ist.
Die messerscharfen Gedankenpolizisten der GWUP-/Skeptiker-/Brights-Bewegung haben ihren Fuß somit nicht nur in der global meistgenutzten Wissensenzyklopädie Wikipedia stehen (wie in Markus Fiedlers sehenswertem Film „Zensur“ aufgedeckt), sondern besitzen nun auch im global meistgenutzten sozialen Netzwerk Facebook die Deutungshoheit. Die von allem Geist befreite, „rein säkulare Welt“, die die GWUP-/Skeptikerbewegung mit aller Kraft anstrebt, befindet sich nun erstmals in der Menschheitsgeschichte in unmittelbarer Reichweite. Das technokratische Paradies und die digitale Endlösung der menschlichen Unvollkommenheit sind also nahe …
Gerade erhalte ich die Nachricht, dass auch die Pax Terra Musica gemeinnützige GmbH, die mit ihrer jüngsten Veranstaltung eine Möglichkeit zur Vernetzung und Neuformierung der Friedensbewegung bieten wollte, Insolvenz anmelden müssen, da dem Festival nach massiver Diffamierung durch Blogger aus dem Psiram-Umfeld die Besucher fernblieben (hier das Statement des zu Tränen gerührten Organisators und Mitbegründers der „Humanistischen Friedenspartei“ Malte Klingauf). Auf der anderen Seite höre ich bereits das schallende Hohnlachen in den GWUP-Büros, wo man jetzt einen weiteren Erfolg feiern und sich auf die Schultern klopfen kann.
Ja, lachen wir nur, solange wir noch können. Bald wird sich das Lachen sogar noch zum Wiehern steigern – die alljährlichen GWUP-Schmähpreisverleihungen „Das goldene Brett vorm Kopf“ und der „Goldene Aluhut“ nahen wieder, eifrige Schergen schlichten bereits das Scheitholz, ölen die Streckbank und holen die Beißzangen aus dem Keller.
Lassen wir die Horrorclowns also ruhig feiern. So sehr sie jetzt noch feiern, schenkelklopfen und prustend lachen – ihre eigenen Kinder und Enkel werden sie ob der säkularen Welt, in der sie leben werden müssen, allerdings einmal verfluchen (siehe Steve Cutts Cartoon „Man“).
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Update 20.09.2017: Habe soeben auch etwas sehr Erfreuliches erfahren: In einem jüngsten Statement (siehe Youtube) berichtet Malte Klingauf von einem vorweihnachtlichen Wunder: Ein unerwarteter Spender hat die gesamten Schulden der Pax Terra beglichen und damit das Insolvenzverfahren abgewendet. Dass es auch Menschen gibt, die der systematischen Sabotage der Zivilgesellschaft und der Friedensbewegung nicht tatenlos zusehen, gibt Hoffnung.