Donnerstag, 23.10.2014. Eifel. Heute morgen bekam ich Post. Ein alter Freund schickte mir einen Artikel aus der Huffington Post, einem Magazin, das als das meist verlinkte deutsche Politikmagazin gilt. Mir persönlich gefällt dieses Blatt nicht sonderlich. Sicher, ich schätze die Leistung der Herausgeberin, die erste Online-Zeitung auf die Beine gestellt zu haben – nur steht da für mich nichts interessantes drin. Ok, ein Tatoo-Model das ihre Brüste im Takt von Mozart bewegt (siehe Huffingtonpost) ist sicherlich pulitzerpreisverdächtig, ebenso das Video über die Frau mit den drei Brüsten (gleicher Link, weiter unten) oder das aufregende, vom Focus übernommene (und dort als Fake entlarvte) Video, wie ein Mann sich seinen Penis in der U-Bahn einklemmt. Was wären wir ohne die „Sechs Tips, wie sich Mamas nackt endlich wohlfühlen“ oder die „Sechs Schritte, wie Sie Liebeskummer überwinden können“?
Nein, ich wähle nicht zufällig aus. Schauen Sie sich doch mal die meist gelesenen Artikel des heutigen Tages an: „11 Markenlogos mit versteckten Botschaften“ (ich konnte um 6.53 Uhr nur eins lesen, die Weiterleitung funktionierte nicht), „Die erfolgreichsten Kinderstars damals und heute“ oder die „54 genialsten Werbekampagnen, die Sie heute sehen werden“ – mal ganz abgesehen von den „Acht Kohlehydraten, die Sie heute essen sollten“, dem Botoxbericht über Rene Zellweger oder um einen vermuteten Botoxunfall eines gewissen „Christian Ulmen“. Die „peinlichsten Logopannen“ komplettieren die sieben meistgelesensten Artikel – und ich weiß. warum ich eigentlich nie auf dieser Seite lande, verstehe aber auch, wieso hier die Handschrift von Hubert Burda erkennbar ist: jenem Mann, der den deutschen Blätterwald mit Formaten wie „Super“, „Superillu“, „SuperTV“ und „Focus“ enorm bereichert hat – wobei mir einfällt, dass ich auch den Focus außerordentlich selten zitieren kann … weil da kaum was drinsteht – außer Werbung.
Ja – vor einem Jahr startete die Huffington Post Deutschland und wurde prompt vom Spiegel als „unionsnah“ abgestempelt (siehe Spiegel). Einer von ihnen hat jetzt was geschrieben, was mich persönlich angreift. Ich würde gerne dazu Stellung beziehen, doch das scheint nur schwer möglich: die Huffington Post hat einen etwas strengen Umgang mit veröffentlichten Texten – auch wenn man selbst der Autor ist, darf man das, was veröffentlicht wurde, kaum selbst nutzen (siehe Deutscher Journalistenverband):
Auch deutlich wird, dass die HuffPo die Nichtbezahlung nicht daran hindert, ihre Autoren genau wie zahlende Medienauftraggeber mit Knebelverträgen weitgehend rechtlos zu stellen.
„Soweit nicht ausdrücklich genehmigt dürfen Sie keinen Teil unserer Webseite und keinen ihrer Inhalte kopieren, reproduzieren, verbreiten, veröffentlichen, in eine Datenbank eingeben, anzeigen, ausführen, ändern, Derivate davon erstellen, übermitteln oder in irgendeiner Art und Weise nutzen (…)“
Aber was man darf. die Haftung für Artikel, die die Huffington Post veröffentlicht, komplett selbst zu übernehmen. Dafür verzichtet man dann auch völlig auf Bezahlung – cooles Konzept für hemmungslose Selbstausbeuter.
Nun – was für Autoren gilt, muss nicht für Leser gelten: erst recht nicht für Leser, die einfach mal auf die Schrift antworten wollen – eine Schrift, die an sich ein übles Stück Propaganda darstellt.
Es fängt schon mit der Überschrift an: „An alle Trottel, die Putins Nationalismus unterstützen„.
Doof, wer jetzt noch weiterliest: man erklärt sich selbst zum Trottel, in dem man sich angesprochen fühlt. Würde ich gar nicht lesen – wenn es mir nicht empfohlen worden wäre. Genau genommen unterstellt dieser Überschrift, es gäbe in Deutschland Menschen, die in Massen auf den Straßen für Putins Nationalismus demonstrieren, Putin-Transparente hochhalten und Russlandfahnen schwenken.
Die gibt es gar nicht – außer in der Phantasie gewissen HP-Autoren. Egal – man kann sie aber ja gleich mal niedermachen, denn sie „verstopfen“ Foren, verbreiten „Schmutz“, würgen Diskussionen ab und verbreiten via „Twitter“ „hanebüchenen Unsinn“, ja, sie „bashen“ sogar „öffentlich-rechtliche Medien“.
Ja, das ist Qualitätsjournalismus vom Feinsten. Gut, es wird zugestanden, dass die öffentlich-rechtlichen Medien große Fehler gemacht haben, aber sie haben sich ja entschuldigt – da ist doch alles gut, oder?
Nur wenn man in der Fantasiewelt unterbezahlter CDU-Blogger lebt und durch seine haltlosen Unterstellungen beweist, dass man auch schlichtweg kein Benehmen hat – oder auch nur ein Mindestmaß an politischer Bildung: öffentlich-rechtliche Medien, die gezielt Lügen verbreiten, handeln auf der Grundlage von zwangsweise eingetriebenen Beitragsgeldern extrem unverantwortlich – erst recht dann, wenn die so dargebotene Falschinformationen dazu geeignet sind, den Frieden zwischen den Völkern zu gefährden. Das ist kein kleines Versehen mehr – entsprechend gab es auch eine Rüge des Programmbeirates der ARD (siehe Handelsblatt) … wohl auch nur Schmutz, bashing und hanebüchener Unsinn.
Doch noch mehr fällt der HuffPo ein: ein Krieg, der seit Februar von Medien, Wirtschaft und Politik vorbereitet werden soll – das ist der Schmutz der entgegen den Verlautbarungen regierungsnaher Kreise im Internet verbreitet werden soll. Wer sind diese Trottel, die hier von Krieg reden? Spiegelleser wissen mehr (siehe Spiegel):
In der Ukraine-Krise warnt ein Kreis erfahrener Sicherheitspolitiker vor einer versehentlichen Eskalation zwischen Russland und dem Westen. Das Londoner European Leadership Network, ein Netzwerk prominenter Sicherheitspolitiker, forderte am Donnerstag, die Kommunikation und gegenseitige Transparenz auf beiden Seiten zu verbessern. Andernfalls steige das Risiko ungewollter Zusammenstöße.
Sehen Sie, wie mächtig Putin ist? Er hat sogar ein Netzwerk prominenter westlicher Sicherheitspolitiker unterwandert, die ganz gezielt mit ihrem hanebüchenen Unsinn seinen Nationalismus unterstützen! Merkt denn keiner, wie groß die Gefahr ist? Wie gefährlich diese Trottel sind?
Nun – einer hat es gemerkt – und produziert fortwährend weitere Unterstellungen gegenüber einer gar nicht existenten Zielgruppe: den deutschen Putin-Nationalisten.
Sie würden die Ukraine nicht wertschätzen, sie als „Vorgarten“ oder „Hinterhof“ Russlands bezeichnen. Diese Forenverstopfer und Diskussionsabwürger schämen sich für nichts, ja, sie betreiben in der Schweiz sogar ein eigenes Propagandamedium, sogar das größte Medium in der Deutschschweiz mit 2100 Mitarbeitern – und die berichten Ungeheuerliches, verbreiten ihren hahnebüchenen Schmutz in aller Öffentlichkeit (siehe SRF):
Kuba, Argentinien und Brasilien: Das sind die Stationen, die Russlands Staatschef Wladimir Putin in den nächsten Tagen besucht. Mit dieser mehrtägigen Reise will Moskau die wirtschaftliche Zusammenarbeit ausbauen. Aber nicht nur das.
Putin habe aber auch strategische Interessen: «Lateinamerika gilt als der Hinterhof der USA.» Er wolle dort Fuss fassen, da die USA auch in seinem Hinterhof agierten, erklärt die Journalistin mit Blick auf den Ukraine-Konflikt.
Diese schweizer Trottel haben doch in der Tat einfach mal ganz Süd- und Mittelamerika als „Hinterhof der USA“ bezeichnet – siehe Überschrift: „Putin lobbyiert im Hinterhof der USA“. Und die verstopfen mit dieser Botschaft nicht nur Foren, sondern die ganze Schweiz. Kein Wunder also, dass man im Rückschluss der Ansicht ist, dass auch Putin einen Hinterhof haben darf. Muss man nicht toll finden – aber wird von den USA schon seit der Monroe-Doktrin von 1823 auch so praktiziert. Warum sollten also nicht andere auch auf die Idee kommen, einen Hinterhof haben zu dürfen?
Natürlich fährt die Huffington Post auch schwere Geschütze auf … die üblichen in diesem Zusammenhang. Durch das Zitat eines polnischen Politikers werden alle Kritiker des westlichen Engagements in der Ukraine (belege auch gerne, dass es das gab: mit Beiststandsversprechungen der deutschen Bundeskanzlerin, Aktivitäten der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, dem Geheimeinsatz deutscher Soldaten in der Ukraine, dem Einsatz von CIA, FBI und Academi-Söldnern) in die Nähe des Nationalsozialismus gerückt. Jenes Zitat stammt aus einem Interview der Welt, der Politiker ist der „Top-Diplomat“ Janusz Reiter, ehemaliger Botschafter Polens in Deuschland und den USA, der in der Tat denkwürdige Sprüche hinterlassen hat (siehe Welt):
Selbstverständlich kehren in der neuen weltpolitischen Lage auch manche alten Dilemmata und Versuchungen zurück, die im Kalten Krieg für überwunden und überholt gehalten wurden. Das heißt, wir bekommen wieder die Freiheit, alte und sicherlich auch neue Dummheiten zu machen.
Neue alte Dummheiten?
Nun, ich mache es mir wahrscheinlich etwas zu einfach, aber wenn ich diese Losung höre, „Nie wieder Krieg!“, dann geht mir das auf die Nerven. Oder die Warnungen vor einer Militarisierung der Politik.
Die Militarisierung der Politik? Krieg als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln – völlig ok?
Kein Wunder, dass deutsche Friedensdemonstranten so ins Visier der Huffington-Blogger geraten. Wer nicht zustimmt, dass Putin eine Wiedergeburt Hitlers ist, der ist eben ein schmutziger, bashender, Foren verstopfender Trottel: Politik auf „Drei-Brüste-Niveau“.
Selbstverständlich darf der Hinweis nicht fehlen, dass Putin das Völkerrecht gebrochen hat. Was schrieb die Süddeutsche im März 2014 dazu?
Konkret in Bezug auf die Krim sollten sich Kiew und der Westen stattdessen die Frage stellen, ob ihre Politik während und nach dem Sturz der Regierung richtig war. Ob es nicht vernünftig gewesen wäre, anders mit dem Wunsch vieler Bewohner der Halbinsel, sich Russland anzuschließen, umzugehen, als ihn einfach für illegitim zu erklären. So wenig wir ihn auch nachvollziehen können.
Kein Problem damit, dass „der Westen“ mit der Putsch-Regierung in der Ukraine über das Schicksal der Krim bestimmt? Selbst in der damals geführten russlandkritischen Debatte kann man kritische Töne erkennen (siehe Handelsblatt):
Der Hamburger Völkerrechtler Markus Kotzur argumentiert ähnlich, gibt allerdings auch zu bedenken, dass der Schutz von Staatsbürgern eine „vieldiskutierte Rechtfertigung einer Intervention und von westlichen Staaten ebenfalls schon oft gebrauchte Argumentation“ sei, auf die sich Russland durchaus stützen könne. Allerdings stelle sich die Frage, so Kotzur, ob in der Ukraine tatsächlich so viele russische Staatsbürger so extrem gefährdet seien, dass eine militärische Intervention notwendig werden könnte.
Nun – wir können die Frage doch einfach mal beantworten. Immerhin hat die FAZ ein Telefonat der vom „Westen“ hoch geschätzten Julia Timoschenko mit dem Abgeordneten Nefor Schufritsch konserviert (siehe FAZ):
Schufritsch sorgt sich im weiteren Verlauf des Gesprächs vor einem Militärkonflikt, „Gott bewahre“, sagt er und kündigt an, notfalls zu den Waffen zu greifen. Darauf antwortet Timoschenko, man müsse „die verdammten Russen“ erschießen, zusammen mit ihren „Anführern“.
Später fragt Schufritsch, was nun mit den acht Millionen Russen geschehe, die auf dem Territorium der Ukraine lebten. Man solle sie mit „Nuklearwaffen“ erledigen, antwortet Timoschenko. Weiterhin kündigte sie an, sich international gegen Russland einsetzen zu wollen, „damit – verdammt – von Russland nicht einmal ein verbranntes Feld übrig bleibt“.
Kann es sein, dass der ehemalige polnische Botschafte diese „Dummheiten“ meinte?
Bleiben wir bei der Huffington Post, die alle „Putin-Schwärmer“ für Menschen hält, die „mächtig besoffen“ von ihrer eigenen Aufklärung sind. Es wird zwar eingestanden, dass es hinsichtlich der Medien oder der Wirtschaft schon vielleicht den einen oder anderen echten Kritikpunkt gibt, aber das zentrale Problem, dass den Weltfrieden gefährdet, ist: der „Hass“ der Putin-Schwärmer.
Wen oder was sie hassen, bleibt unerwähnt, ob sie überhaupt hassen oder nicht nur nüchtern kritisieren bleibt unbewiesen – im Umgang mit (eingebildeten) Trotteln ist jede Unterstellung recht.
Darf ich mal einen jener Trottel zitieren? Helfen, seinen Hass, seinen Schmutz, seinen hanebüchenen Unsinn zu verbreiten? In einem nato-bashenden Pressorgan mit dem Namen „Süddeutsche Zeitung“, das – zweifellos – ebenfalls unter Putins Regie steht? Hier schreibt der ehemalige von seiner Aufklärung besoffene Ehrhard Eppler, ebenfalls Putin-Schwärmer, ehemaliger Minister der Bundesrepublik Deutschland und ehemaliges Mitglied der – hanebüchenen – SPD-Programmkommission (siehe Süddeutsche Zeitung):
Auf dem Gebiet der verschwindenden DDR sollten keine Stützpunkte und Einrichtungen des westlichen Verteidigungspakts entstehen. Der deutsche Bundeskanzler Kohl versprach dies. Als dann später Polen und die Tschechische Republik der Nato beitraten, hatten diese Zugeständnisse keinen Sinn mehr.
Die Ostgrenze Polens wurde die Ostgrenze der Nato. Wer das noch im Kopf hat, wundert sich nicht über das, was wir jetzt erleben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemals ein russischer Präsident, ganz gleich, wie er heißt, geduldig zusehen würde, wie eine eindeutig antirussische Regierung die Ukraine in Richtung Nato zu führen versucht, zumal wenn diese Regierung nicht gewählt ist.
Immerhin war der Kern der Ukraine seit mehr als 300 Jahren Teil des russischen Zarenreiches. Und die Nato würde diesmal nicht, wie 1990, um 200, sondern um weitere knapp tausend Kilometer nach Osten vorstoßen, ins Herz Russlands. Die Nato ist ein Militärbündnis. Solange es Militärbündnisse gibt, zumal wenn sie unter Führung einer Weltmacht stehen, sind sie auch Einflusszonen.
Da bricht ein Militärbündnis unter Führung der USA, die in ihrer jüngeren Geschichte bewiesen hat, dass sie das Völkerrecht nicht weniger weit dehnt als es angeblich die russsische Regierung bezüglich der Krim macht (schon vergessen? Einfach mal googeln: Vietnam, Grenada, Panama, Irak) seine Versprechen und rückt einfach mal 1000 km näher an die russische Grenze heran, erweitert seine „Einflusszone“ …. eine Zone, auf die selbstverständlich nur die Nato bzw. die USA und keine anderen Staaten ein Anrecht haben.
Gleiches Recht für alle?
Eine Parole besoffener Trottel, die wirklich und wahrhaftig die Absicht haben, nie wieder Krieg zu führen: was für ein hanebüchener Schmutz hasserfüllter Forenverstopfer und Diskussionsabwürger.
Warum nur fällt mir zu diesem Artikel nur eins ein: „Wer es sagt, der ist es auch“?
Alter Kinderspruch.
Und heißt es nicht: Kindermund tut Wahrheit kund?
Oder: „Wes´ Brot ich ess´, dess´ Lied ich sing?“