Freitag, 18.Januar 2013. Eifel. Es geht uns gut, oder? Uns als Gesellschaft, meine ich. Der DAX steigt unaufhörlich und unsere Wirtschaft bricht völlig zusammen: wir fühlen uns toll. Wir haben sogar die Muße, uns täglich auf Spiegel-Online Berichte über aktuelle Ereignisse in Fernsehformaten des Primatenfunks (man nennt das Format „Dschungelcamp“, eine Wiederholung des alten Circus in Rom mit Mitteln der Moderne) anzusehen, die gleichberechtigt neben anderen Meldungen stehen:
Die Krise auf dem europäischen Automarkt verschärft sich massiv. Die Zahl der Neuzulassungen ist im Dezember um 16,3 Prozent gefallen. Im gesamten Jahr 2012 wurden so wenige Fahrzeuge verkauft wie zuletzt 1995.
Automobilindustrie ist unser größter Industriezweig – eine von vier Säulen der Industriegesellschaft, siehe Statista:
Für die deutsche Industrieproduktion sind vier Industriezweige von besonders großer Bedeutung. Bei denUmsatzanteilen der größten Industriezweige in Deutschland im Jahr 2009 führte die Automobilindustrie mit insgesamt rund 18,7 Prozent. Dahinter folgte der Industriezweig Maschinenbau mit etwa 14,6 Prozent, die Elektroindustrie mit circa 13,3 Prozent und die Chemische Industrie mit knapp 10,4 Prozent Umsatzanteil. DerUmsatz im Verarbeitenden Gewerbe betrug in Deutschland im Jahr 2008 insgesamt knapp 1,36 Billionen und im Jahr 2009 rund 1,09 Billionen Euro.
Der Niedergang ist seit Jahren beobachtbar – die Aussichten sind so düster, das nur noch göttlicher Beistand helfen kann, siehe deutsche Wirtschaftsnachrichten:
„Für den europäischen Automarkt kann man nur beten!“, sagt der Chef von Volvo, Håkan Samuelsson.
Es drohen neue Verwerfungen in der Gesellschaft, die Industriegesellschaft selbst stirbt – und was unternimmt die Politik dagegen? Sie erhöht den Druck auf Arbeitslose. Deutschlands Antwort auf die Auflösung der Industriegesellschaft ist: Hartz IV.
So lächerlich hat sich Politik in der Geschichte selten gemacht – und selten hat sie sich so hilflos gezeigt. Welches Geld sollen wir ausgeben, wenn nicht das, das wir durch die Industrie generieren? Die gleiche Hilflosigkeit zeigt sich bei den Alternativen: so schön und vielversprechend die Visionen von einem Grundeinkommen auch sind – wir reden hier real über die Ausgestaltung eines Betriebskindergartens in einer insolventen Firma!
Schauen wir noch ein wenig über den Tellerrand, bevor wir zu den Lösungen kommen, die die Krankenkassen schon längst praktizieren:
Aktuell droht den Eigentümern des Adlon-Hotels ein Totalverlust, siehe Spiegel. Eins der teuersten und beliebtesten Hotels in Deutschland steht vor dem Aus, weil … das Haus einem Fonds gehört, der ausgeplündert wird. Fünfzig Prozent des Wertes sind schon futsch, der Rest folgt. Einige Anleger aber werden sich freuen.
Wie „Fonds“ „zocken“, sehen wir gerade bei dem Kampf um Herbalife (siehe Spiegel), dessen Ergebnis jetzt schon feststeht:
Fest steht nur eins: Ackman und Loeb können nicht beide gewinnen. Einer von ihnen wird eine Menge Geld verlieren – und Herbalife möglicherweise seinen Ruf und seine Zukunft.
Während man hier noch zufrieden lächelnd im Sessel sitzen bleiben kann, weil das ganze Gezeter als fernsehreifer Zeikampf dargestellt wird, bleibt einem das Lachen im Halse stecken, wenn man den größeren Rahmen betrachtet, siehe Handelsblatt:
Heute sind die Menschen an der Börse nur noch Kulisse, fürs Fernsehen und für die Fotografen. Der Handel wird beherrscht von Maschinen. Sie kaufen und verkaufen in Millisekunden, handeln selbstständig nach den Algorithmen, mit denen man sie gefüttert hat. Ein Mensch kommt da nicht mehr mit. An der Deutschen Börse steuert der sogenannte Hochfrequenzhandel nach Schätzungen knapp die Hälfte des Handelsvolumens bei, an den US-Börsen liegt der Anteil bei 70 Prozent.
Die Kritik daran ist offensichtlich – und auch ohne Doktortitel in Mathematik zu verstehen:
Dirk Müller, der ehemalige Börsenhändler, kann das alles nicht nachvollziehen. „Was für einen Sinn ergibt es, eine Aktie für nur eine Nanosekunde zu halten?“, fragt er. Die Börse entferne sich immer mehr von ihrem eigentlichen Auftrag, nämlich Unternehmer, die eine Idee haben, zusammenzubringen mit Investoren, die Geld haben. „So entwickelt sich die Börse hin zum reinen Casino“, sagt Müller.
Die tanzen dort auf dem Vulkan, vernichten die Zukunftsfähigkeit der Firmen, die wir als Alternative zur Automobilindustrie dringend brauchen – und was macht die Politik?
Erstarrt angesichts der Marktmacht der Banken, die im Handelsblatt dargestellt wird:
Goldman Sachs verdreifacht im vierten Quartal den Gewinn fast. Das Nettoergebnis klettert auf 2,9 Milliarden Dollar. Im Vorjahreszeitraum war es eine Milliarde Dollar. Das Geldhaus verbucht im vierten Quartal Einnahmen von 9,24 Milliarden Dollar, während Analysten im Schnitt nur von 7,91 Milliarden ausgegangen waren. Im gesamten Jahr erzielt die Investmentbank einen Nettogewinn von rund 7,5 Milliarden Dollar und einen Umsatz von 34,2 Milliarden Dollar. Der Gewinn klettert um 68 Prozent. Die Bank übertrifft damit die Erwartungen der Analysten. Die Aktien legten um 1,9 Prozent zu.
Gewinnsteigerung um 68 %. Da kommt die Realwirtschaft nicht mit. Vorbei die Zeiten, wo man als Unternehmer dankbar war, wenn man 10 % Gewinn hatte, die Leute beschäftigen und die Kredite bezahlen konnte. Was aber geschieht mit den Menschen, die die Realwirtschaft nicht mehr versorgen kann, geschweige denn beschäftigen? Wer investiert eigentlich noch in bessere Infrastruktur, Bildung, neue Ideen, neue Produkte, eine Verbesserung der Lebensqualität oder schlichtweg in Zukunft und Fortschritt, wo doch Banken aus dem Nichts heraus Supergewinne einfahren? Wozu braucht man noch ein Hotel, wenn man doch mit Spekulationen um die Idee eines Hotels enorme Gewinne erzielen kann?
Vorsitzende von Kreissparkassen erhalten inzwischen Gehälter, von denen ein Bundeskanzler nur träumen kann (siehe Handelsblatt) – und das völlig ohne gesamtgesellschaftlichen Nutzen, ohne unternehmerisches Risiko und ohne persönliche Überarbeitung … von „Burn out“ bei der Kreissparkasse hört man selten, dafür hört man aber sofort Warnungen vor der „sozialistischen Gefahr“, wenn es um Preisfestsetzungen bei Mieten und Zinsen geht, siehe Handelsblatt, hier als „Leiche der Sozialisierung“ bezeichnet.
Währenddessen hat das „System“, das gerne als alternativlos bezeichnet wird, schon Methoden entwickelt, die anfallenden Probleme zu lösen. Die Jubelmeldungen über Absatzrekorde bei VW können Kenner der Wirtschaft nicht davon ablenken, das unser Staatsdampfer (oder Staatengemeinschaftsdampfer) mit dem Eisberg der Globalisierung zusammengestoßen ist – die Meldung, das einige Passagiere der ersten Klasse ganz oben auf dem Schiff noch trockene Füße haben, beruhigt niemanden, der noch alle fünf Sinne beisammen hat.
Und wie auch bei der Titanic erwischt es jene, die unten im Schiff wohnen, zuerst – und nicht nur jene 94-jährige Frau, die unlängst in Frankreich aus einem Altenheim herausgeschmissen wurde, weil ihre Rechnungen nicht bezahlt wurden (siehe Yahoo), sondern alle Armen in Deutschland, die de fakto von effektiver medizinischer Behandlung ausgeschlossen worden sind.
Ich habe da heute ein Informationsblatt einer Krankenkasse erhalten, das mich äußerst verwundert – und natürlich enthält es auch eine Rechnung. Ein Notarzt hatte mich mal wieder ins Krankenhaus eingewiesen und einen Rettungswagen angefordert.
Für diese Fahrt darf ich jetzt 10 Euro bezahlen … die „Leiche der Sozialisierung“ wird hier aber nicht kritisiert. Es gab noch mehr soziale Leichen:
Arzneimittel: mindesten 5 Euro pro Rezept.
Haushaltshilfe: 10 Euro pro Leistungstag
Soziotheraphie: 10 Euro pro Leistungstag
Häusliche Krankenpflege: 10 Euro pro Leistungstag
Heilmittel: 10 Euro pro Verordnung
Krankenhausbehandlung: 10 Euro pro Kalendertag
Anschlussrehabilitation: 10 Euro pro Kalendertag
Rehabilitation: 10 Euro pro Kalendertag.
Welch´ differenzierte und nachvollziehbare Preisgestaltung: hier wurde mit viel Mühe und Einsatz hochqualifizierter Experten ein fein ausgewogenes Zuzahlungssystem entwickelt, das eine weitere Expertenkommission sofort wieder begrenzte (siehe bmg).
Frage an mich: wofür bezahle ich eigentlich eine Krankenversicherung? Nun: um einige hundert Verwaltungen am Leben zu halten und vielen Vorständen ein sechsstelliges Jahreseinkommen zu sichern – das freilich nur ein Drittel der Bezüge eines Sparkassenchefs erreicht (siehe Krankenkassen.de).
Niemand wittert da irgendwelche sozialistischen Leichen … obwohl es doch gerade ein Zeichen des real existierenden Sozialismus war, das die Funktionäre ein klein wenig „gleicher“ als der Rest waren.
Die Leiche der Sozialisierung hat bei den Krankenkassen voll zugeschlagen … doch es erfolgt keine Kritik von Seiten der Hüter der Marktwirtschaft: sie kommen nur aus ihren Löchern, wenn Zinseinkünfte in Gefahr sind, dabei haben wir hier Sozialismus pur: einfach mal grundlos auf Allem 10 Euro mehr draufschlagen. Hier zeigt sich auch, wie sehr Politik inzwischen differenzieren kann: gar nicht mehr. „Überall einfach mal zehn Euro drauf!“ war die Devise: dümmer, bequemer und einfallsloser geht es kaum noch.
Der Regelsatz für Arme betrug zu dem Zeitpunkt 359 Euro. Hiervon sind sozialistische Preissteigerungen bei Strom und Telefon zu bezahlen, ebenso die Preissteigerungen bei Benzin (bzw. Transportkosten), Nahrungsmitteln und Kleidung. 10 Euro pro Kalendertag mehr wäre hier aber nie denkbar.
Wo bleibt hier die mahnende Stimme, die vor der Leiche der Sozialisierung warnt?
Und wer warnt davor, das die Sozialisierung von 68%-Gewinnen schon längst erfolgt – ohne das der Kunde ein Möglichkeit hat, dort einzugreifen?
Kriege ich eigentlich mein Geld zurück, wenn ich mit der ärztlichen Behandlung unzufrieden bin?
Kann ich Rechnungen an Arzt und Krankenhaus stellen, wenn die mich über Gebühr lange einbehalten haben und so meine Lebenszeit raubten?
Kann ich irgendwo sagen: „Nein, das ist mir zu teuer, dafür würde ich nur die Hälfte geben?“
Kriege ich Geld zurück, wenn das Medikament nicht wirkt … oder mir schlecht davon wird (an Schadensersatz will ich da gar nicht denken).
Kurzum: wirkt da irgendwo noch Marktwirtschaft?
Bin ich noch irgendwo frei – als Kunde?
Um beispielsweise zu sagen: „Nein, also für solch eine Gurkenstaat zahl ich keine Mehrwertsteuer mehr – die sollen erstmal was leisten für ihr Geld.“
Und den Flughafen in Berlin … sollen sie gefälligst selber zahlen.
Werden sie aber nicht, denn hier gilt das Prinzip des Sozialismus: wir stehen alle füreinander ein. Jedenfalls: wenn es um die Kosten geht.
Wenn es aber um Gewinnsteigerungen von 68 % geht … dann vergessen die Kriegsgewinnler gerne die Vorteile des Sozialismus – bzw. die Pflichten, die sich aus einer Solidargemeinschaft ergeben.
Wenn ihre Maschinen dem Markt einen solchen Gewinn abgerungen haben (mit Methoden, die kaum noch ein Mensch verstehen kann), dann werden sie auf einmal ganz schnell … Räuber.
Sie gleichen jenen entsetzlichen Gestalten, die dem Dorf die Ernte der Jahresarbeit aus dem Speicher stehlen … oder sie mithilfe von Gauklerstricks und Spielerkünsten darum betrügen.
Einige wenige Unternehmer wehren sich dagegen … und zeigen, was es heißt, in einer demokratischen christlich geprägten Sozialgemeinschaft zu leben:
Ein Bau-Unternehmen in Carlet (Provinz Valencia) hat heute dem Bürgermeisteramt 27 Wohnungen zur Verfügung gestellt. Darin sollen diejenigen Familien aus der Umgebung untergebracht werden, die durch Zwangsräumung ihre Behausung verloren hatten. Für eine symbolische Miete von monatlich 50 Euro werden die Appartements zunächst für zwei Jahre zur Verfügung stehen (siehe: Uhupardo).
Was wären wir für eine unschlagbare Sozialgemeinschaft, wenn wir uns alle so verhalten würden. Keine Krise könnte uns bezwingen, kein Staat uns mit „Sanktionen“ niederringen.
In Deutschland sind es Unternehmer, die mit Tauschplattformen den „Kapitalismus unterwandern“ wollen (siehe Spiegel): dabei unterwandern sie eigentlich einen herrschenden Preissteigerungssozialismus, in dem immer mehr Menschen für immer mehr Arbeit immer weniger Lohn bekommen, damit immer weniger Menschen mit immer weniger Arbeit immer mehr Geld erhalten.
Man denkt, man lebt in der alten DDR.
Auf einmal merkt man, woher die Kanzlerin ihre Visionen beziehen könnte.
Wie sind wir eigentlich dahingekommen?
Die Antwort ist ganz einfach: der Untergang unserer Industrie ist ihren Kapitänen bewusst – und in Zeiten der Not erinnert man sich gerne daran, das es noch den Staat gibt, der mit „Befehlspreisen“ (in Form von Mehrwertsteuer oder Zuzahlungen bei medizinischen Leistungen) für alles eigene Fehlverhalten gerade steht, damit die eigenen Wunschträume vom Superreichtum nicht im Nichts zerrinnen, siehe (um beim Beispiel Medizin zu bleiben)Finanzen.net:
Anfang Oktober wurde für Kassenärzte eine Erhöhung der Ärztehonorare von einer Milliarde Euro ab 2011 festgelegt. Da Bayern sich für eine weitere Anhebung ausgesprochen hatte, wurde dieser Betrag nun um weitere 120 Millionen Euro erhöht. Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung hat dies heftig kritisiert. Die gesetzlich Krankenversicherten seien wieder einmal die Leidtragenden, da auf sie im nächsten Jahr Beitragserhöhungen zukommen werden. Der allgemeine Beitragssatz wird von 14,9 auf 15,5 Prozent erhöht und die Zusatzbeiträge dürfen künftig beliebig hoch sein. Laut dem Spitzenverband leeren sich somit die Geldbörsen der Versicherten, während die gut verdienenden niedergelassenen Ärzte immer mehr Geld erhalten. Die Honorare steigen allein in Thüringen um ganze 24,1 Prozent.
Wie erfolgreich die „behandeln“, wird nie diskutiert. Ist das Demokratie oder Marktwirtschaft? Fragt uns jemand, wieviel Zinsen wir für Geld zahlen wollen, das uns als Gemeinschaft eigentlich selbst gehört, weil wir dieses Tauschmittel für uns geschaffen haben – für uns, und nicht für Gaukler und deren Taschenspielertricks.
Was ist eigentlich alles schiefgegangen, das wir unsere Marktwirtschaft (samt Demokratie) zugunsten von etwas verloren haben, das wir längst als tot wähnten: den Sozialismus?
Und wie kann es eigentlich sein, das etwas, das als soziale Bewegung gestartet ist, in einen „Sozialismus“ ausartet, der Menschen genauso ausbeutet wie ein Industriebaron seine Leibeigenen?
Wann haben wir konkret unsere finanzielle Souveränität an Handelsmaschinen abgegeben, denen nun die ganze Weltwirtschaft auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist?
Und warum reden wir eigentlich nicht mal darüber, ob es nicht noch Alternativen zu einer marktwirtschaftlichen Leiche gibt, die gerade von sozialistischen Leichen ausgeplündert wird? Immerhin: welche Zukunft für uns übrig bleibt, wenn sogar schon die Leichen Leichen plündern, können wir uns unschwer ausmalen.
Was wäre wenn wir einfach morgen einen neuen Versuch starten – einen Versuch, der nicht die Sozialisierung von Rendite in den Mittelpunkt staatlicher Aufmerksamkeit bringt, sondern einen ganz einfachen Begriff wie … GERECHTIGKEIT.
Jakob Augstein hat dafür schon mal im Spiegel geworben:
Warum werden die Reichen reicher und die Armen ärmer? Das ist eine Kinderfrage. Aber sie liegt am Grunde der Politik. Und wir sollten sie uns nicht ausreden lassen. Das drängendste Problem in Deutschland ist die wachsende Ungerechtigkeit und Ungleichheit in der Gesellschaft. Es ist ganz gleich, welche Statistik man zur Hand nimmt, die Ergebnisse weisen alle in die selbe Richtung: Die Republik hat sich verändert. Die Deutschen müssen sich fragen, in welcher Gesellschaft sie leben wollen. 2013 haben sie die Gelegenheit zu einer Antwort. Sie sollten das Jahr der Bundestagswahl zum Jahr der Gerechtigkeit machen.
Wo allerdings muss ich mein Kreuz machen, wenn ich Gerechtigkeit will?
Momentan kommt es mir so vor, als könnte ich nur entscheiden, welche sozialistische Leiche mehr von der marktwirtschaftlichen Leiche knabbern darf.
In meinen Augen ist das … eigentlich keine Wahl mehr.
Das ist „real existierender Sozialismus“ … mit kapitalistischen Parolen.
Und das kann man nur verstehen, wenn man sich dem Primatenfunk konsequent entzieht – kein Wunder, das für diese Formate überall Werbung gemacht wird.
Sonst würden mehr Menschen verstehen, das unsere Titanic keinen neuen Kapitän braucht (und erst recht keinen professionellen Hilfsreferenten): wir brauchen ein ganz nagelneues Schiff!
Dann können wir uns die Rettungsboote für die Reichen auch sparen.
Mittwoch, 12.12.2012. Eifel. Ein wunderschöner Morgen voller Glatteis – vor allem in den Medien. Das Wallstreet-Journal zum Beispiel sieht 2013 ein Superaktienjahr aufziehen. Zehn Prozent sind drin. Also – wer noch Geld hat: anlegen! Oder Handelsblatt lesen. Das ist nicht nur umsonst (der Wallstreet-Artikel kostet Geld – ist aber ansonsten völlig umsonst geschrieben), sondern auch maßvoller: der Anleihemarkt wird um 15 % schrumpfen, heißt es da – und für Aktien sieht es auch nicht gut aus. Die Börsenprofis erwarten „herbe Rückschläge“ … ebenfalls im Handelsblatt. Vielen Millionen Menschen in Deutschland dürfte das egal sein, denn sie haben kein Geld, um Aktien zu kaufen. Trotzdem haut man ihnen die Börsenkurse nach jeder Nachrichtensendung um die Ohren, als ob unser aller Wohl davon abhinge … und das tut es auch. Man sagt uns das nicht so oft, aber … unser ganzes Versicherungssystem, unsere ganze private Vorsorge ist davon abhängig, das man an den Geldmärkten gute Gewinne erwirtschaften kann. Der alte sozialistische Versicherungstraum – wir zahlen alle in den großen Topf und im Notfall wird geholfen – gilt schon lange nicht mehr: heute zahlen wir alle in den großen Topf, damit die Versicherungen mit den Geldern spekulieren können, um uns dann die Leistungen erbringen zu können, für die wir bezahlt haben. Weil da soviel drin ist im Topf und die Gewinne lange reichlich sprudelten, haben wir aber auch ein System drumherum, das gewöhnt ist, ganz viel Geld zu verbrauchen – ich denke nur an das medizinische System – das ziemlich teuer ist, aber dafür auch ausserordentlich uneffektiv … was wiederum nach noch mehr Geld ruft. Und das – liebe Arbeitslose und sonstigen Überflüssigen – ist der Grund, warum ich Euch heute schreibe, denn es gibt viele, die Euch momentan umwerben, aber keinen, der Euch die Wahrheit sagt: ihr seit ganz unten – und sollt dort für immer bleiben, damit die anderen weiterspielen können.
Manche Parteien sprechen ja gerne von einem Grundeinkommen, das jeden vor der Armut und Ausgrenzung schützen soll. Im Prinzip – ein menschenfreundlicher Gedanke. Auch medizinisch macht er Sinn: da Arbeitslosigkeit krank macht, aber schon 42 Millionen Menschen bei den Jobcentern registriert sind, dürften dort riesige Kosten verursacht werden – an denen man auch mal jene Zeitungen und Medien beteiligen könnte, die Mobbing gegen Arme in großem Stil fahren und durch die menschenfeindliche Hetze viel Geld verdienen.
Die Idee des Grundeinkommens hat ihren Reiz, wenn man von unten guckt und nicht viel weiter denkt. Schaut man nur auf sich – den Armen – wirkt das wie ein Geschenk Gottes und man lässt sich leicht verführen, dem zu folgen. Es wirkt auch so schön unpolitisch: man bekommt einfach ein bisschen mehr Geld und hat dann seine Ruhe, um das reichlich vorhandene Unterhaltungsangebot genießen zu können, so wie alle Deutschen das tun.
Wie lange sitzt der Deutsche vor dem Fernseher? 2011 waren es 223 Minuten. Das sind 3 Stunden und 43 Minuten – jedenfalls bei denen, die zwischen 30 und 49 Jahren alt sind (siehe Statista). Macht sich da eigentlich keiner mehr Gedanken darüber, das die Menschen, die am meisten leisten können (und dies angeblich auch tun), fast vier Stunden am Tag vor dem Fernseher verbringen? Das ist wie Gefängnis, zu dem man sich selbst verdonnert, um ja nichts zu verpassen.
Helmut Schmidt hatte seinerzeit Privatfernsehen für gefährlicher als die Atomenergie gehalten. Er hatte recht damit: Privatfernsehen (als ungebremster Propagandafunk des großen Geldes) hat das ganze deutsche Volk in einen geistigen Tiefschlaf versetzt und es politisch vollkommen gelähmt. Arbeiten darüber bekommen wir nicht – nur die jährliche Auswertung von Statista, die zeigt, das die Droge noch mehr genossen wird – und ein paar klare Worte vom Spiegelblog dazu:
Der SPIEGEL hätte auch die Beschreibung vom Fernsehen zum Thema machen können, die Jürgen Roth in seinem Beitrag “Was Mist ist” in der aktuellen Ausgabe der Titanic gibt. Roth umschreibt “das Fernsehen, zweifellos, als die unaufhörliche Krönung dessen, was ‘das Scheißvolk’ (Charles Bukowsky, Tagebücher) und die von den ökonomischen Eliten in Grund und Boden Gedemütigten fürs Leben halten – es ist dies, ungeachtet der seit Reich-Ranickis ridiküler Fernsehpreis-Empörung orgelnden Fernsehqualitätsdebatte, keine allzufrische Erkenntnis, und doch bleibt sie angesichts der epidemischen Selbstentäußerung und -verblödung gültig”…
Das Scheißfernsehen hat aus uns ein Scheißvolk gemacht, das tief in der Scheiße steckt … wenn ich das mal so sagen darf.
Wie verblödet der Deutsche Verblödungsfunk ist, kann jeder selbst erleben – zum Beispiel an dem Interview von Günter Gauss mit Rudi Dutschke: da gibt es in 45 Minuten Diskussion mehr Inhalt als in allen Talkshows des öffentlich-rechtlichen in einem Jahr. Wie kann das sein, das 1968 noch über die Revolution im Fernsehen gesprochen wurde, heute dort aber nur noch quälend inhaltslose Talkshows laufen, die von allen als politische Autoritäten akzeptiert werden? Ja, die Sendungen, nicht die Gestalten, die dort auftreten. Man hält diese ganze Show, der man sein komplettes Rest-Privatleben opfert, für die Realität selbst. Schlägt draussen eine Bombe ein, erschrickt man sich nicht, wenn das Fernsehen sie herunterredet und in angenehmer Runde darüber diskutiert, wie alle die Bombe subjektiv erlebt haben, noch kommt man ins Handeln, um zu verhindern, das die nächste Bombe einen selber trifft.
Doch bleiben wir beim Grundeinkommen – jene Form des Sozialstaates, der die sozialen Menschenrechte konsequent ernst nimmt und dementsprechend kompromisslos handelt. Diese Idee ist – bei allem Reiz, den sie hat – nichts anderes als Augenwischerei und ein Programm, Reiche und Beamte noch reicher zu machen. Ja, die kriegen auch ein Grundeinkommen … nur damit die Armen weniger arm sind. So teuer ist Sozialstaat noch nie gewesen – und das wäre in Ordnung, denn Menschenrechte können nie zu teuer werden. Was nur aus den Augen gelassen wird, ist: solange andere als der Staat an der Preisspirale drehen können – zum Beispiel für Strom, Benzin und Miete – ist das Grundeinkommen nur ein kurzes Aufflackern von Gerechtigkeit in einem Orkan von Gier und Selbstbereicherung. Schon jetzt kann man die Klagen darüber hören, das es nicht ausreicht, dringend erhöht werden muss, weil die Preise so enorm gestiegen sind … es ist halt dann aber nur noch wenig Geld da, weil ja die Reichen und Beamten zu ihrem Reichtum noch ordentlich verteilbare Masse obendrauf bekommen haben.
Wir brauchen also auch einen starken Staat, der die Preise reguliert – und hier kollidiert die Grundeinkommensbewegung mit jenen Gewalten, die vom Finanzzirkus großartig auf Halbgottniveau leben: die wollen nämlich einen schwachen Staat und bestechen den gesamten Apparat mit Geld, Jobs, guten Worten, Reisen und vielen weiteren Annehmlichkeiten, damit die endlich merken, wer die Guten sind (die unendlich viel geben … ) und wer die Bösen sind (die immer nur haben wollen … jetzt auch noch ein Grundeinkommen fürs Nichtstun). Und letztlich brauchen sie den Abgeordneten auch gar nicht die Richtung vorgeben – je aufgeklärter die werden, umso schneller werden sie einsehen, das die Lobbyisten Recht haben: unser ganzes Gesellschaftssystem ist abhängig von den Gewinnen, die aus dem Geldsystem gezogen werden: wenn dieses System nicht den Geldwert durch kluge Geschäfte stabil hält und durch clevere Gewinne die Inflation ausgleicht, dann war es das mit unserer Rente. Deshalb könnt ihr wählen wen immer ihr wollt: sobald die „oben“ ankommen, werden die zu Apparatschiks oder Bonzen, die in grünen, schwarzen, braunen, gelben, rosa oder ganzroten Kostümen ein TV-Drama zwecks Aufrechtheraltung der Demokratieillusion aufführen. Das macht auch vor jenen nicht halt, die extra dafür gewählt wurden, die Armut gezielt zu bekämpfen: die Linken, siehe den Kommentar der WSWS zu derem neuen Programm:
Auffallend an den „Bausteinen für ein sozial-ökologisches Konjunkturprogramm“, die die Parteivorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger am Montag der Presse vorstellten, ist der vollständige Verzicht auf die sozialistische Phraseologie, derer sich die Linkspartei sonst gerne bedient. Begriffe wie „Sozialismus“ oder auch „Kapitalismus“ sucht man darin vergeblich. Stattdessen ist von einer „Krise der europäischen Finanzbeziehungen“ die Rede, die die Linkspartei durch ein Bündel von wirtschaftlichen Anreizen überwinden will.
Auch die Linkspartei hat sich vor dem Götzen Mammon verneigt, sieht nur noch eine kleine Krise, einen kleinen Schnupfen des Systems, anstatt das sie klar und deutlich über den groß angelegten ökonomischen Putsch redet, der die aufstrebenden westlichen Demokratien in Sklavenhalterstaaten verwandelt.
Sklavenhalterstaaten? Ja. Kein Imperium wird ohne Sklaven groß, das haben die Imperien bewiesen. Wenn oben Millionen Taler fürs Nichtstun aus dem Äther purzeln sollen, dann müssen unten Millionen Menschen umsonst arbeiten – oder eben für Leiharbeiterlöhne. Das ist so. Ohne die Arbeit der Sklavenhalter in den USA wäre das Land heute nicht so groß – und ohne die fortlaufende Ausbeutung der Schwarzen dort würde das ganze System zusammenbrechen (siehe Michael Moore, Stupid White Man, Seite 85 -119, Piperverlag, 41. Auflage 2004). Und weil die Apparatschiks das hier nach fünfzig Jahren Demokratie endlich verstanden haben, haben sie das System übernommen: eine ständig wachsende, verblödende Unterschicht zahlt für ein moralisch übles Gesochse, das sich parasitär und schmarotzerhaft von ihrer Lebenskraft ernährt, sich aber nicht schämt, jene Parasiten und Schmarotzer zu nennen, auf deren Kosten sie leben.
Ganz Europa übernimmt die Sklavenhalterkultur der USA, dafür werden ihre Apparatschiks reich gemacht und von Lobbyisten zu Bonzen gestaltet: der Kanzler der Bosse war in Wirklichkeit der Kanzler der Bonzen, die ganz schnell die verarmenden Wähler zu Parasiten erklärt haben … und diesen Gestalten wollt ihr mit einer Philosophie der Menschenrechte beikommen?
Warum meint ihr wohl, haben sie dieses menschenfeindliche Sanktionssystem, das gegen die Erklärung der allgemeinen Menschenrechte verstößt, überhaupt erst eingeführt – unter großer Unterstützung der Apparatschiks in Kirche, Gewerkschaft, Partei, Medien und Staat?
Weil sie es so wollten! Das war VOLLE ABSICHT! Man wusste, das das Privatfernsehen (und die ganze, gesamte Unterhaltungsindustrie) dem Menschen den Boden unter den Füssen wegziehen wird, das dies für die Menschheit schlimmer sein würde als die Gefahren, die durch Atomenergie entstehen – und genau das wollte man auch. Es gibt heute mehr Unterhaltung, als man selbst mit zehn Leben genießen könnte, ein Überfluss an und ein Zuschütten mit Spaß auf allen Kanälen, das an jene Zeit erinnert, als den nordamerikanischen Ureinwohnern ihr Land für Glasperlen und Schnaps abgekauft wurde – ja, stimmt, das war die gleiche Kultur, die sich seit einigen Jahren gezielt dem Rest der Welt zuwendet: den Indianern kann man halt nichts mehr abluchsen.
Warum meint ihr wohl, das diese ständig manipulativer werdende Unterhaltungsindustrie nicht reglementiert oder ganz abgeschafft wird, obwohl man weiß, das gerade die Jugend unter ihrem Einfluss … arbeitsunwillig und arbeitsunfähig wird?
Warum glaubt ihr wohl, warum man Millionen von Kindern in Hartz IV verrotten läßt – in sicherem Bewußtsein, das das 2020 zum Ende unserer Volkswirtschaft wird – und zum Grund für den später folgenden Holocaust an den Alten, der dann aus alternativloser betriebswirtschaftlicher Logik stattfinden muss, um die Luxuszuwendungen an Banken und Politikern weiter bezahlen zu können?
Warum glaubt ihr wohl, das man diese Minijobs eingeführt hat, obwohl man wusste, das sie (wie der Spiegel heute beschreibt) echte Jobs vernichten, jene Jobs, die unser altes System so dringend brauchte, weil darauf unser gesamtgesellschaftlicher Leistungsaustausch basierte? Darf ich vielleicht mal kurz einen jener Herren zitieren, der diese Situation mit zu verantworten hat?
Hier, Herr Steinbrück, Kanzlerkandidat der SPD, zitiert im Spiegel:
„Die Fliehkräfte in dieser Gesellschaft nehmen zu: durch eine wachsende Kluft in der Vermögens- und Einkommensverteilung, durch unterschiedliche Startchancen von Kindern aus materiell besser gestellten Etagen unserer Gesellschaft und Kindern aus bildungsferneren Schichten, durch die Spaltung des Arbeitsmarktes, weil die Zahl der unsicheren und unterbezahlten Jobs zunimmt, und auch durch finanziell marode Kommunen, die ihre sozialen Brennpunkte nicht mehr in den Griff kriegen, weil ihnen das Geld dafür fehlt.“
Wir haben Wahl, da ist es schick, von den Armen jenes einzufordern, was sie noch zu geben haben: ihre Stimme. Ihre Zustimmung dazu, weiter in eine Zukunft geführt zu werden, die aus Deutschland ein Land der Dritten Welt macht. Steinbrück war bei der Auslieferung der deutschen Wirtschaft an internationale Ganoven ganz vorne mit dabei – damals war es wohl noch reine Blödheit oder die ewige, kaum gebremste Gier der Linken nach dem Geld der Rechten, hunderten von Kämmeren in den kleinen Gemeinden ging es ebenso – auf anderem Niveau.
Die ganze Entwicklung, die er jetzt so herzzerreissend beklagt, hat er selbst mit angestoßen – und jetzt will er unsere Stimme dafür, das er einen noch tieferen Griff in die Gemeinschaftskasse wagt.
Ich denke, es ist erkennbar, in welche Richtung dieses System abdriftet … wer noch Zweifel hat, dem empfehle ich einen Blick hin zu Berlin, siehe Spiegel:
Lohndumping? Prekäre Arbeitsverhältnisse? Beides nennt der Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit schlimm – offiziell. Doch tatsächlich beschäftigen landeseigene Berliner Betriebe Mitarbeiter auf Dauer in Zeitarbeit und zu Niedriglöhnen.
Wie mit uns sonst umgegangen wird, zeigt ein Beispiel aus der Bundesagentur für Arbeit selbst, siehe MDR: hier wurde ein Behinderter gekündigt, weil er gesundheitlich nicht mehr in der Lage war, 20 Kilo Büromaterial mit seinem Rollstuhl durch die Gegend zu fahren, kaum war er jedoch arbeitslos, änderte sich die Perspektive des Amtes:
„Dies ist in meinen Augen ein himmelschreiender Widerspruch! Wenn die Bundesagentur als Arbeitgeber Gehalt zahlen muss, dann ist der Arbeitgeber wegen mangelnder kognitiver Leistungen nicht als Sachbearbeiter einsetzbar. Wenn er jedoch als Arbeitsloser Arbeitslosengeld I bezieht, dann wird ihm gutachterlich bestätigt, dass er vollschichtig die sachbearbeitende Tätigkeit verrichten kann.“
Nun werden sich viele Leser denken: ich gehöre nicht zu den Überflüssigen. Ich bin jung, gut ausgebildet, habe einen Spitzenjob und ein schönes Haus im Vorort. Leider muss ich auch Euch enttäuschen, denn die Geheimdienste der USA zeigen ein Bild von einem untergehendem Kontinent, dem man sich durch noch soviel Sonnenkollektoren auf dem Dach nicht entziehen kann. Die Welt berichtet heute darüber (und nicht vergessen: der Artikel gilt für die nächsten dreissig Jahre, auch wenn morgen wieder über Oben-Ohne-Auftritte von Prominenten berichtet wird, um von dem Untergang abzulenken):
Das Altersheim Europa geht dem Niedergang entgegen
Die Auswirkungen der zukünftigen globalen Herausforderungen scheinen in den wohlhabenden Gesellschaften noch immer nicht ernst genommen zu werden. Wir steuern blindlings in die Krise.
Und ihr könnt den Niedergang nicht entkommen – auch wenn ihr noch so stringent die Not eurer Brüder und Schwestern auf den Straßen ignoriert, weil sie nicht im Fernsehen erscheint.
Jene Kinder, die diesen Untergang aufhalten könnten, werden gerade nach Strich und Faden verharzt – mit Gabelstaplerfahrern kann man keine Märkte erobern noch sonst was sinnvolles erwirtschaften. Und das Geld für diese Kinder wird auf jenen Märkten verbrannt, die immer schneller immer mehr brauchen, um die Apparatschiks weiter schmieren zu können. Im Jahr 2050 (siehe Grafik zum Artikel) wird sogar das Wasser in Deutschland knapp: so gut haben die Apparatschiks dann vorgesorgt … und weil sie wissen, das das Schiff untergeht, raffen sie ja jetzt auch so schnell wie möglich so viel wie möglich zusammen, um selbst möglichst gut dazustehen.
Da schließt sich der Kreis – als einer der letzten. Die Zukunft hält sogar neue europäische Kriege bereit (wahrscheinlich unter Beteiligung arabischer Söldner, die dann hier die durstenden rebellischen Alten im Zaum halten), Polen fängt an, die deutsche Minderheit zu bedrängen (siehe Welt – das hatten wir schon mal), Berlusconis antideutsche Parolen entsetzen nicht umsonst unseren Außenminister (siehe Spiegel): da tauchen Schreckgespenster aus der Vergangenheit auf, die zu irreal sind, als das man sie ernst nehmen könnte … aber der Rachedurst an den deutschen Reichen und ihren Apparatschiks wächst von Tag zu Tag – nur ausbaden muss den jemand anders.
Für die Überflüssigen in diesem Land gibt es nur noch eine Alternative, um diese Entwicklung abzuwenden: die dritte Revolution. Die erste ging vom Leibeigenen aus, weil sein Elend unerträglich war. Die zweite ging vom Industriearbeiter aus, weil sein Elend unterträglich war und sein Alltag oftmals schlimmer als der der Sklaven in den USA. Die dritte kann nur von den Armen ausgehen – und wie alle Revolutionen wird sie lang dauern, blutig werden und viel Ungerechtigkeit in die Welt bringen.
Die Zeit zum Handeln wird knapp, denn die Apparatschiks zementieren zusehends ihre Macht, während sie für uns noch ihr Demokratietheater aufführen, nochmal aus dem Geheimdienstbericht zitiert:
Zugleich wird die neue Technologie Regierungen, demokratisch oder nicht, unerhörte Möglichkeiten verleihen, Bürger zu überwachen.
Zu dem Zeitpunkt wird dann der Apparatschik endgültig über die Demokratie gesiegt haben – und vielleicht auch schon wieder den Rest des Volkes mit Kriegen „beschäftigen“.
Wie fängt man nun eine Revolution an?
Wie die anderen auch: durch Aufklärung. Das ist der erste brotlose Knochenjob, der zu tun ist. Wir brauchen auch nicht viel moralische Rüstzeug für diesen Weg: „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ reicht als Richtschnur vollkommen aus – und damit hat man sogar einen lebendigen Gott auf seiner Seite: das schafft Sympathien bei Milliarden von Gläubigen und hält jeden Apparatschik fern, die nicht umsonst das Christentum bei den letzten Revolutionen gleich mitbekämpft haben – mit bekanntem unmenschlichem Ergebnis.
Die Zeichen für eine Revolution sehen ausgesprochen gut aus, siehe Wikipedia:
Die heutige politikwissenschaftliche Revolutionstheorie nennt u. a. fünf Hauptfaktoren, die wesentliche Voraussetzungen zur Entstehung einer Revolution darstellen, wobei Entwicklungsländer nicht berücksichtigt werden:
Also – Überflüssige aller Länder: vereinigt Euch. Fordert einen New Deal, der auch Euch in Würde leben lässt. Und fangt an, Aufklärung zu betreiben – am Arbeitsplatz (wusstest Du schon, das die Rente futsch ist?), im Jobcenter (warum darf ich nicht in Würde alt werden?), beim Einkaufen (meiner Meinung nach verdienen Sie viel zu wenig!). Bildet Arbeitskreise, in denen ihr Argumente findet und trainiert. Das wird nicht leicht werden … aber zunehmend leichter werden, denn hier in Deutschland ist bald JEDER überflüssig.
Bildet Diskussionsgruppen, in denen ihr Reaktionen auf Argumente übt, übt den flüssigen Umgang mit dem Wort in kleinen Gruppen, gebt Euch menschlich Hilfe und Unterstützung auf jede Art und Weise – ihr werdet es brauchen können.
Bildet Räte, die eine außerparlamentarische Organisation gründen, die in der Lage ist, die Überflüssigen auf die Straße zu holen. Gründet Verlage, Zeitungen, Radiosender und Fernsehanstalten – und boykotiert die Systemmedien. Viele Arbeitslose können Euch dabei helfen – sie haben Zeit.
Und mit etwas Glück findet sich sogar ein Weg, alles im Rahmen des Grundgesetzes zu belassen, jenes Grundgesetzes, auf das sich viele gerne berufen – ohne seinen Sinn jemals zu achten. Das ist nicht schwer … denn eine Revolution gegen die von Steinbrück beschworenen Zustände ist in erster Linie eine Gegenrevolution, eine Revolution gegen jenen großen Umsturz, den das große Geld sein einigen Jahren durchführt: fein geplant bis ins Detail, von der Einführung des Privatfernsehens bis hin zu Hartz IV – wo viel Geld sitzt, kann man Revolutionen auch leise durchführen.
Natürlich kostet das alles viel Arbeit … aber ihr seit ja nicht wirklich so faul, wie Eure Feinde immer behaupten … oder?
Es wird natürlich auch blutig werden. Wer Arbeitslose mit Parasiten aus dem Tierreich vergleicht, wer nicht will, das Arbeitslose Essen bekommen und es ihnen streicht, wenn sie den Gehorsam gegenüber der Behörde auch nur im Ansatz verweigern, der schießt auch auf Menschengruppen, die eine Gegenrevolution der Nächstenliebe praktizieren: was wie nie vergessen dürfen, ist, das wir uns ein Grundeinkommen von genau jenen Menschen herbeiträumen, die es uns niemals geben würden.
Aber hier wird sich zeigen, das „wir“ besser sein können als „die“ – denn wer seinen Nächsten liebt wie sich selbst, fürchtet auch nicht den Tod, den er erleiden muss, um das Leiden für diesen aus der Welt zu schaffen.
Und so kommen wir 2000 Jahre nach Christi Geburt zu einem wunderbarem Paradox: die einzig funktionierende Parole gegen den Ungeist des Mammons ist jene Parole, die der Sohn eines heute noch weitgehend anerkannten Gottes geliefert hat.
Was kann denn da noch schief gehen?
Und wer trotzdem noch Fernsehen gucken möchte, da kann ja den Störsender einschalten.
Alternativ dazu könnt ihr es natürlich auch machen wie die Russen, siehe Welt:
„Für die Apokalypse kaufen wir Lebensmittel und Schnaps. Dann steigen wir in unseren Bunker hinunter und schließen feierlich die Luke“
Aber das …. machen im Prinzip heute schon Millionen von Menschen in Deutschland, woran man erkennt, das sie sich der Situation durchaus bewußt sind. Merkt man vor jedem Wochenende in den Geschäften. Und jeden Montag Morgen an den Gesichtern, wenn sie ihre Wohnbunker wieder verlassen müssen, um in eine feindliche Gesellschaft einzutauchen.
Dabei könnten sie mit Leichtigkeit eine Welt schaffen, in der jeder jederzeit gerne zur Arbeit geht, dort hochkreativ und produktiv arbeitet und die Gemeinschaft konkurrenzfähig zu allen Märkten dieser Welt macht. Mit Menschen die von der Behörde mit Amtsgewalt zur Arbeit gezwungen werden, wird man jedoch nur eine Gesellschaft schaffen, die sich mit viel Aufwand ins endgültige Abseits manövriert.
Sklavengaleeren sind auf den internationalen Meeren überhaupt nicht mehr konkurrenzfähig, deshalb haben Kriegs- und Handelsmarine sie abgeschafft, während wir aber immer noch rudern sollen, weil die Trommler sonst arbeitslos werden.
Also fangen wir an.
Der 12.12.2012 wäre ein schöner Starttag für den … Weltaufgang.
Sonntag, 7.10. 2012. Ein Tag, an dem man eigentlich dankbar sein sollte, das es die Kirche gibt. Warum? Ganz einfach: ohne Kirche kein Sonntag. Wird gerne vergessen, aber ist halt so. Sonntagsarbeit galt als „Sonntagsfrevel“: die Seele drohte Schaden zu nehmen (siehe Wikipedia). Nun – die Maschinenwelt hat keinen Sinn für solch´ romantischen Unsinn, der Sonntag wird zunehmend zu einem ganz normalen Tag, an dem der Bürger seinen Produktionsdienst abzuleisten hat. Dieser Produktionsdienst ist in unserer Kultur elementar wichtig – so wichtig wie das Gebet für die Kirche. Rational ist er nicht mehr zu begreifen – eher im Gegenteil. Wird die moderne kapitalistische Kultur nicht gestoppt, dann wird sich die Erde in einen leblosen Müllplaneten verwandeln, dessen Werte als elektronische Informationen auf einer Riesenfestplatte gespeichert sind, die sicherheitshalber in einem Satelliten die Erde umkreist. Vielleicht werden wir in einer Million Jahre dann von Teleskopen von der Venus beobachtet, von Leuten, die sich fragen, warum es wohl auf der Erde gar kein Leben gibt – und warum sie dem Mars so ähnlich ist. Manche Romantiker werden davon träumen, das es vielleicht dereinst Leben auf der Erde gegeben hat – so wie dann auf der Venus. Sie werden ausgelacht werden, während sie durch ihre Teleskope starren und die Zukunft ihres eigenen Planeten direkt vor Augen haben.
Viele werden nun denken: hier wird übertrieben.
Schön, wenn man noch so naiv sein kann.
Das geht wohl nur mit ganz viel privaten Verblödungsfunk und öffentlichen Wohlfühlmedien, deren Aufgabe vor allem darin besteht, den WAHREN GLAUBEN zu vermitteln, der besagt, das unser Gott der einzig wahre ist, das alle anderen Götter gar nicht existieren und das jemand fürchterliche Frevel begeht (dem Sonntagsfrevel gar nicht so unähnlich), wenn er an nicht so lebt wie wir. Unser Gott? Nun – öffentlich wahrnehmbar ist es der „Gibt-kein-Gott“- Gott, der Atheismus, der eine der stärksten und ignorantesten Formen von Glauben darstellt. Das aber ist nur ein Eckpfeiler jener neuen Religion, die uns alle in ihren Dienst zwingt. Ein anderer Eckpfeiler ist „der Markt“, der als Hand des neuen Gottes auf Erden wahrnehmbar ist. Jeder zittert vor ihm, jeder fürchtet sich vor ihm und wirft sich ehrfürchtig und demütig in den Staub, sobald er naht.
Ist natürlich irrationaler Mumpitz wie jede Religion. Und wie so oft: die Priester wissen das. Sie verdienen gut an diesem Glauben. Der Spiegel demonstriert das gerade sehr gut: in einer Infografik wird erläutert, wie Hedgefonds automatisch Bürger enteignen. Die Enteignung geht inzwischen sogar soweit, das sogar Marineschiffe beschlagnahmt werden (siehe ebenfalls Spiegel) – der erste Schritt zu Auflösung auch der militärischen Souveränität der Staaten scheint getan. Sollte man sich merken, wird irgendwann ein historischer Tag, vielleicht sogar ein Feiertag der neuen Religion.
Wir normalen Menschen würden das für kriminell halten, aber für die Priester des neuen Glaubens ist dies auch Teil des neuen Gottesdienstes: des Produktionsdienstes. Jener Dienst muss auch erbracht werden, selbst wenn keine Arbeit mehr zu tun ist. Ein aktuelles Beispiel? Mal ein ganz harmloses aus dem deutschen Alltag? Die GEZ, ehedem als „Gebühreneinzugszentrale“ bekannt, wird jetzt zu einer neuen Behörde mit ganz viel neuen Mitarbeitern (siehe Welt), die eigentlich alle keine Arbeit haben, weil ab 1.1.2013 die Gebührenordnung geändert wird. Arbeitslosigkeit enthebt aber nicht vom Produktionsdienst (davon können die vielen Millionen künstlich mit allerlei Unsinn „Beschäftigten“ in Deutschland ein Lied singen, Milliarden über Milliarden geben wir dafür aus, das die Arbeitslosen bloß nicht auf die Idee kommen, ihr Leben zu genießen).
Mit Vernunft hat das alles nichts mehr zu tun. Reale Werte und menschliche Werte werden völlig ignoriert zugunsten jenes neuen Gottes, der schlimmer in unseren Alltag eingreift als der alte Gott (und zudem noch ständig behauptet, es gäbe keinen Gott, um jede Gegenbewegung im Keim zu ersticken). Die jüdische Religion ist übrigens auch so entstanden: aus dem beuwußten Setzen von Wahrheiten – „es gibt keinen Gott außer unserem und wie der funktioniert, wissen nur wir!“. Klar, ihr Gott hatte auch ein paar Wunder getan, damit die Geschichte ins Rollen kommt: aber das macht der neue Gott ja auch. Wir sehen sie nur nicht, weil wir keinerlei Muße mehr haben: der neue Produktionsdienst erstreckt sich nicht nur auf den Sonntag, sondern auf 24 Stunden an sieben Tagen die Woche. Leisten wir ihn erfolgreich, so haben wir immer die neuesten Maschinen im Haus und können uns auch beständig größerer Häuser leisten, in denen wir den von immer mehr Maschinen produzierten Nippes ehrfurchtsvoll lagern können.
Mit Vernunft hat das nichts zu tun, aber mit Glauben.
Dem Wissenschaftler erschließt sich dieser Glaube von außen betrachtet nicht so leicht, was vor allem an der Sprache liegt. Nun – einfach mal die alte Bibel gelesen: schon weiß man, welche Barrieren dort auf einen warten. Der Gläubige und der Rationalist sprechen nicht die gleiche Sprache, auch wenn sie die gleiche Sprache sprechen.
Schon in der äußeren Erscheinung wirkt diese Kultur sehr kompliziert. Alle reden von Freiheit und Individualität als größten Werten, verbringt man dann aber einmal einen Tag in der Stadt, so wird man eines besseren belehrt: die sehen alle irgendwie gleich aus. Vorbei die Zeiten, wo Krishna-jünger, Hippies und Blumenkinder das Straßenbild verschönerten: im Reich des neuen Glaubens gibt es Einheitskleidung, einen neuen „Konformismus“, der einen bis in die private Wohnung hinein verfolgt. Über die Folgen des neuen Konformismus hat mich vor genau acht Jahren der Direktor einer Sonderschule aufgeklärt: zunehmend bekomme er nicht mehr irgendwie „behinderte“ Kinder, sondern sanfte, kritische, sensible Gemüter, die dem neuen Konformismus nicht standhalten wollen – oder finanziell nicht mithalten können. Das Modell „asozialer angepaßter Ellenbogeneinzelkämpfer“ hingegen entfalte sich ganz gut.
„Brüderlichkeit“, „Gerechtigkeit“, „Vernunft“ werden ebenfalls als Werte ganz hoch geschätzt – gelebt wird das Gegenteil. Mehr und mehr wird die Gesellschaft zu einer Kopie der alten Pharaonenreiche, wo oben das superreiche Alphamännchen steht und unten viele Sklaven billig Dienste verrichten und völlig sinnlose Pyramiden bauen (was ja auch nicht anders geht: ohne Sklaven keine Milliardäre – das weiß man schon seit Jahrtausenden). Manchmal scheint noch ganz kurz die Vernunft durch, wie bei Kurt Krieger (siehe Welt) oder Dietmar Hopp (ebenfalls: Welt), aber im großen und ganzen lebt man das Modell „asozialer angepaßter Ellenbogeneinzelkämpfer“ mit großer Begeisterung und im großen Stil, wie der Libor-Skandel unlängst nochmal eindeutig demonstriert hat (siehe u.a. Handelsblatt). Gleichzeitig sehen wir hier die vorherrschende Irrationalität der modernen Zeit: obwohl wir hier ein weiteres deutliches Beispiel dafür haben, wie unsere Wirtschaft manipuliert wird (neben vielen anderen Beispielen aus Politik und Gesellschaft, denen wir uns im Rahmen unseres Nachdenkmagazins unermüdlich widmen), verweisen wir jeden Bericht über groß angelegte Manipulationen in den religiösen Bereich des „Tabu“ – der bei uns „Verschwörungstheorie“ heißt.
Mit dieser wissenschaftlichen Methodik kann man beweisen, das die Erde eine Scheibe ist: einfach alle Kugelfans zu Spinnern erklären, täglich über alle Kanäle verbreiten lassen, das jeder, der an die Kugelform der Erde glaubt, „psychische Probleme“ hat (und ihnen deshalb mit Arbeitsplatzverlust, Verlust des gesellschaftlichen Ansehen oder Streichung der Regelleistungen drohen) und ab und zu ein paar Leute eliminieren, die „einfach zu weit gegangen sind“ (und dann über den Rand der Scheibe fielen) – schon steht die Botschaft fest wie Stein.
Beim Bau der großen Menschenpyramide hat sowieso kaum noch jemand Zeit, mal eben ins Weltall zu fliegen (oder sich mit der Kraft seiner Vernunft über das Tabu zu erheben) und die Welt von oben zu betrachten.
Natürlich hat das alle nicht mehr viel mit „Vernunft“, „Aufklärung“ oder „Menschenrechten“ zu tun. Das merkt jeder, der nur kurz mal in die Nachrichten das Tages schaut. Es hat mit „Krieg“ zu tun, einem Krieg, über den wir nichts erfahren, obwohl wir seine Opfer sind. Moment – wir erfahren nichts über ihn? Doch, jeden Tag sogar. Beschäftigt (und ungebildet) wie wir sind, kriegen wir es nur nicht mehr mit. Heute zum Beispiel kann man in der Welt von der „gewollten Hyperinflation“ lesen, die den Iran im Rahmen eines von den USA und den Europäern geführten „Wirtschaftskrieges“ vernichtet – wer aber den Wirtschaftskrieg gegen uns Europäer führt, im Rahmen dessen wir mit einer Hyperinflation in Europa rechnen müssen (hier genannt: „sinkende Kaufkraft“, siehe Spiegel), erfahren wir nicht … nachdenken darüber führt zur Anklage wegen „Verschwörungstheorie“.
Diese sprachlichen Verschleierungstaktiken erschweren es ungemein, schnell und auf Anhieb die richtigen Begrifflichkeiten zu entwickeln, die den Menschen klar machen, in welcher Welt sie eigentlich leben. Kaum zu glauben: ohne die richtigen Worte keine präzise Erfassung des Problems, ohne präzise Erfassung des Problems – keine Handlungsalternativen.
Betrachten wir den aktuellen Pyramidenbau nur aus unserer Kultur selbst heraus, so ist er so alternativlos wie die Scheibenwelt des Mittelalters – auch dort haben viele große Denker an der Scheibe mitgearbeitet, die Praktiker waren es (die Seefahrer), die mit den herrschenden Theorien Probleme bekamen … immer dann, wenn ihnen ein Segelschiff entgegenkam und der Mast des Schiffes langsam über den Horizont wuchs, beschlich sie das Gefühl, die Erde sei eher eine Kugel denn eine glatte Fläche.
Und wo sind heute unsere Seefahrer?
Überraschenderweise finden wir sie nicht bei den Astronauten. Wir finden sie dort, wo gesellschaftliche Verachtung ihr Höchstmaß erreicht: bei den faulen Arbeitslosen, jenen, denen man unterstellt, sie würden absichtlich den Gottesdienst verweigern (also: den Produktionsdienst, in dessen Kielwasser die Erde in einen zugemüllten, toten Klotz verwandelt wird). Die Medien meiden sie großflächig, sind sie doch eindeutig Ketzer, die vom wahren Glauben abgefallen sind, Ketzer wie … John Perkins, der eine fast schon biblisch anmutende Wandlung (Saulus zu Paulus) durchgemacht hat und als Gegenpol zur kapitalistischen Korruptionswelt nun … einen schamanischen Weg empfiehlt. Eine bemerkenswerte Wandlung – aber eine, die Sinn ergibt, wenn man den religösen, unvernünftigen, irrationalen Charakter der modernen Welt begreift. Eine Wandlung, die – unter diesem Licht betrachtet – sehr konsequent und vernünftig ist, die der neuen Religion eine Gegenreligion präsentiert, die – volkswirtschaftlich betrachtet – einen höheren Sinn ergibt.
Schon in den sechziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts machte sich eine Gegenbewegung gegen den ausufernden irrationalen Kult der Moderne bemerkbar: in Findhorn sprachen Menschen mit Pflanzen und Naturgeistern, was zum Ergebnis hatte, das sie durch ihre unglaublichen (und unerklärlichen) Ernteerfolge internationale Aufmerksamkeit erhielten. Selbst kritische Wissenschaftler waren damals begeistert – aber die moderne Religion verhinderte, das weitere Forschungen betrieben wurden. In Findhorn selbst hat man dann einen anderen Weg eingeschlagen, aber andere nahmen diesen Impuls auf: der Bildhauer Marko Pogacnik erschuf in seinen Werken eine komplexe Systematik über die energetischen Strukturen der Erde – und bewies in seinen Arbeiten am Schloßpark Türnich bei Köln, das man durch systematische Anwendung seiner Lehre die Kriminalitätsrate des Ortes senken konnte. In logischer Folge beider Strömungen bildete sich das „Heilungsbiotop“ bei Tamera, das die „Heilung der Erde“ (und der menschlichen Gesellschaft) zum Ziel hat.
Der Leser wird sich nun wundern: ist das nun ein Plädoyer für die „Anwendung magischer Prinzipien zur Rettung der Welt“?
Nun – das ist eigentlich eher die Spielwiese der neuen Pharaonen, die ihren Kult im Bohemien Grove praktizieren … ohne das die „Systempresse“ an den kindischen, einfältigen und mit gruseliger Symbolik versehenen Treffen Anstoß nimmt – ja, sie nimmt noch nicht mal Notiz von jenen Veranstaltungen, die jedem Beamten des Kartellamtes hochgradig nervös machen müsste.
Was wir wieder brauchen, ist eine Rückkehr zu Rationalität und Vernunft, wie wir sie zu Zeiten der Aufklärung hatten. Dazu gehört, das man Phänomene wie die, die in Findhorn zu beobachten waren, nüchtern und kritisch untersucht – und sie nicht automatisch mit einem „Kirchenbann“ belegt. Dazu gehört auch, das man die gleiche Kritik auf die eigene Kultur anwendet und sich gleichzeitig von der unendlichen Selbstbeweihräucherung der neuen Religion distanziert. Insofern ist der Weg des John Perkins ebenfalls nachvollziehbar: um ein System in seiner Gänze zu verstehen (und die Kugelform der Erde zu bestätigen) muss man sich völlig von diesem System lösen: Arm in Arm mit den Schamanen des Amazonas hat man wohl den größtmöglichen Abstand vom Heimatsystem, den man sich momentan nur vorstellen kann.
Nun fehlt an dieser kleinen Exkursion natürlich noch etwas: eine Begrifflichkeit für die neue Religion. Spielereien mit Weltdeutungssystemen sollten schon handfeste Ergebnisse haben und nicht nur der Unterhaltung dienen – und deshalb soll heute mal der Sonntag als jener Angelpunkt dienen, von dem aus wir den Feind der Menschheit begrifflich erschließen wollen. So wie der Sonntag einst jener Tag war, an dem der neue Gottesdienst in den Alltag eingriff (und uns von der Fronarbeit befreite) so muss er heute dem neuen Gott weichen:
Der wirtschaftliche Druck durch Maschinen, deren Auslastungszeit möglichst 24 Stunden an jedem Tag der Woche betragen soll, setzt sich sowohl gegen die traditionell-religiösen als auch gegen die sozialen und humanitären Gründe durch. Neuere Arbeitsgesetze lassen für den Sonntag mehr und mehr Ausnahmen zu. Insofern ist der Sonntag als „großes Kulturgut“ (Reinhard Kardinal Marx) zu schützen, zumal wir die Gestaltung des Lebens immer mehr der „Wirtschaft unterordnen“ (siehe Wikipedia)
Worauf weisen unsere modernen Priester hin, wenn sie auf die Überlegenheit unserer Kultur aufmerksam machen? Auf die Maschinen. Ihre Bedürfnisse gelten uns als höchstes Gut, dem wir auch unseren heiligen Sonntag opfern. Also nennen wir den neuen Gott nicht „Markt“ oder „Geld“, sondern den Maschinengott. Ihm opfern wir unser ganzes Leben, er diszipliniert uns in unserem von Maschinen geprägten Alltag, er degradiert den Menschen zum bloßen Schmiermittel einer ganz großen, gigantischen Maschine, die sich im Alltag als „Markt“ und „Geld“ zeigt und alle Menschlichkeit aus dem Miteinander verbannt.
Ziel diese Gottes ist der genetisch optimierte und standartisierte Mensch, der sich optimal als Schmiermittel einsetzen lässt, bis er alt und verbraucht ist und beim nächsten Ölwechsel entsorgt werden kann.
Ein solcher Gott ist das Gegenteil all jener Religionen, die (einschließlich der jüdischen, christlichen, islamischen, buddhistischen und hinduistischen Religion) das Leben selbst als „heilig“ empfunden haben – er ist ein Gott des Todes, in dessen Sphären auch jegliche Reflexion über die Dimensionen der menschlichen Sterblichkeit verboten ist – selbst, wenn sie hoch wissenschaftlich begründet ist. Wie alle Priesterreligionen strebt er nach „Alternativlosigkeit“ – und dort finden wir den Hauptgrund für viele seltsame Erscheinungen der Moderne und für das Ersterben aller „Utopien“ über eine andere, bessere, glücklichere Welt.
Natürlich „existiert“ so ein Gott nur im menschlichem Bewusstsein – aber das ist schon schlimm genug. Es reicht, die Welt an den Abgrund zu führen – erst recht, wenn alle ihm folgen. So gesehen ist der erste Schritt zum Widerstand, jenen „Gott“ aus dem eigenen Bewusstsein zu verdrängen. Wie tief er darin schon verankert ist, kann jeder bei sich selber sehen, wenn er es wagt, sich den „Tabuthemen“ der neuen Religion zu nähern mit jenen Fragen, die die Menschheit seit Anbeginn der Zeiten beschäftigt: die Existenz einer Seele, die Existenz von Bewusstsein außerhalb der menschlichen Erlebniswelt (seien es nun Götter oder Geister), die Fortexistenz der Seele nach dem Tod, die wirklichen Dimensionen von „Leben“ in einer zwölfdimensionalen Welt – alles Themen, die den einzelnen Menschen in seiner puren Substanz und Existenz betreffen und für ihn viel bedeutender sind als die Einschaltquoten von „Wetten Dass“, die uns gerade in breiter Front um die Ohren gehauen werden, als sei unser Seelenheil davon abhängig.
Wie der Religionswissenschaftler nun natürlicherweise erwarten würde, gibt es schon zum Maschinengott des Todes eine reale Gegenkultur, deren Existenz von den meisten Medien großflächig ignoriert wird – dabei ist es ein Wunder, sie sie nach so vielen Jahrzehnten der Verfolgung überhaupt noch existiert. Sie ist im Internet schwer nachzuweisen, weil sie den Moloch „Technik“ konsequenterweise weitgehend meidet – und doch ist sie da, siehe Rainbow-Info.de:
Jedes Jahr hält die Familie das Treffen der Stämme ab, ein völlig freies, unkommerzielles Teilen unseres Lebens und unserer Herzen in der Kathedrale der Natur.
Hier gibt es keine autoritären Hierarchien. Wir haben eine Stammesanarchie, in der wir für einander Sorge tragen, weil wir spüren, dass wir eine Einheit sind. Das Treffen funktioniert, weil jeder von uns die Verantwortung dafür übernimmt, das zu tun, was getan werden muss, und weil wir unser Wissen und Herz teilen.
Teil dieser Verantwortung ist die Übereinkunft:
Zu versprechen sanft und bewusst mit unserer Mutter Erde umzugehen, uns selbst und alle lebenden Wesen zu respektieren und für einander Sorge zu tragen. Im Umgang miteinander gewaltfrei zu handeln, direkt mit offenen Herzen aufeinander zuzugehen.
Unglaublich, oder? Eine weltweite anarchistische Bewegung von Hippies – jenen Menschen, die am konsequentesten aus der alternativlosen Kultur des Maschinengottes herausgetreten sind – und dafür bis heute in breiter Front mit Verachtung gestraft werden. Man könnte das Gefühl bekommen, was handelt sich um eine weltweite Bewegung von friedlichen Anarchisten, die schon Heute aufbauen, was Morgen das Überleben der Menschheit sichert.
Dem rational denkenden Wissenschaftler jedoch erschließt sich auf einmal, warum „Beschäftigung“ in einer Welt ohne Arbeit auf einmal so wichtig geworden ist: das es jenseits der Kultur des Todes, jenseits der Kultur des Maschinengottes noch eine alternative Kultur gibt, die ein lebendigeres Sein verspricht als selbst die Seifenopern im Privatfernsehen ist eine Botschaft, die auf jeden Fall unterdrückt gehört.
Schon interessant, worauf man stößt, wenn man nur ein wenig über den Sonntag nachdenkt … und darüber, das es leicht möglich wäre, jeden Tag in einen Sonntag zu verwandeln, wenn man nur aufhört, den Pharaonen und ihrem Weltbild zu dienen.
Dem seinen Blutdruck möchte ich nicht haben…
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