Walter van Rossum hat als Journalist und Publizist seit vielen Jahren die wichtigen Themen in unserer Gesellschaft begleitet und sieht vor allem in einer einseitigen Medienlandschaft ein großes Problem in unserer Zeit. Gerade die Entwicklung des Internet aber auch die Verengung des Meinungskorridors nach den Ereignissen von 9/11 haben diese Entwicklung maßgeblich beschleunigt. Die Abschaffung eines Pluralismus im ÖR ist eine der Folgen daraus, weshalb die Anstalten von allen Kritikern nach und nach gesäubert wurden.
Die heutige Medienlandschaft ist durchzogen von dem Gedanken, dass sie nur abbildet was passiert und übersieht dabei den missionarischen Eifer mit dem der Haltungsjournalismus unsere Gesellschaft übernommen hat. Kritik wird schon im Ansatz eingedämmt indem gekaufte Zensureinheiten in der Form von Faktencheckern unliebsame Meinungen schon im Vorfeld verhindern. Es hat sich eine mediale Oberwelt entwickelt die sich ruchlos an der Hysterie beteiligt, mit Journalisten die sich im Rausch befinden und ein vermeintliches Gut-Böse-Schema bedienen, welches in keiner Weise ein glaubwürdiges Bild der Welt liefert.
Die Auflagen der etablierten Blätter und die Quoten des ÖR lassen aber erkennen in welche Richtung diese Entwicklung geht und genau das ist die Chance für neue Medien jetzt eine alternative Wissensbasis zu schaffen, mit neuen Vernetzungen und einem breiten Meinungsspektrum. Der medienkompetente Bürger muss für Zweifel offen sein und vor allem offen sein um zu erkennen, wie schwierig und komplex die Welt aufgebaut ist.
„Viele Journalisten wären lieber auf der anderen Seite“, sagt Boris Reitschuster. „Sie träumen davon, in der staatlichen Versorgungsmaschinerie unterzukommen.“ Eigentlich handele es sich vor allem bei den Öffentlich-Rechtlichen eher um „Pensionsanstalten mit Sendebetrieb“.
Im Gespräch mit mir betrachtet er die prekäre Lage des kritischen Journalismus, dem er „Informationsinzucht“ unterstellt, und räumt ein: „Ich wünschte, ich würde mich irren!“
In den Augen der Regierenden, vermutet er, gilt er als „Betriebsunfall“, weil er ihnen durch hartnäckiges Nachfragen den Job „unangenehm“ macht.
Leider müsse die Lage wohl eher erst härter werden, bevor die Menschen ihr Recht auf eine freie und unvoreingenommene Presselandschaft einklagen. Doch Boris Reitschuster macht auch Mut, was die Aussichten für junge unabhängige Journalisten angeht: „Die technischen Möglichkeiten sind ein Segen – und die Nachfrage nach unabhängiger Berichterstattung ist groß.“
Zum Abschluss geht es um die Frage, welche Regionen in Europa für freiheitsliebende Menschen empfehlenswerter sind als Deutschland zu überwintern.