Sonntag, 13.1.2019. Eifel. Ja, was waren das verrückte Zeiten die letzten Wochen. Wirklich: man konnte ja kaum Luft holen, so viel gab es zu lachen! Zum Beispiel diese Geschichte mit den erstunkenen und erlogenen Spiegel-Artikeln – wer hätte das gedacht. Nun – ich. Schon länger. Wenn ich mal mehr Zeit habe, betrachte ich manche Artikel ja schon gerne mal näher – vor allem damals die zu dem Thema Ukraine – und da waren einige bei, die selbst einfachen Lesern ohne Kontrollabteilung offenbarten: das kann so gar nicht gewesen sein. Nun – aber wer bin ich schon, dass ich das „Sturmgeschütz der Demokratie“ in Frage stellen darf, dass nun eher … der Mülllaster von Phantasten geworden ist. Aber es endet ja einiges in dieser Zeit. Zum Beispiel die Ära Merkel .
Ja – da gab es was zu Lachen. Haben Sie das nicht gemerkt, als das ganze Land plötzlich die Luft angehalten hat? All den Leuten, die jahrelang „Merkel muss weg“ skandierten, blieb auf einmal die Sprache weg: Angela Merkel hatte Friedrich Merz – Aufsichtsratsweltmeister und schwarzer Prinz bei Blackrock – als Nachfolger ins Gespräch gebracht … und damit hatte wohl keiner gerechnet: der wollte dann auch. Was für ein genialer Schachzug – und was für eine Rache an ihren Kritikern. Nun – der Kelch Merz ist an uns vorüber gegangen, dann regiert der Deutschland eben weiter über Blackrock. Die wird sich köstlich amüsiert haben.
Nun geht sie, die heilige Angela, die Dauerkanzlerin. Ich habe sie nie sonderlich kritisiert, weil sie auch nie sonderlich großes getan hat. Das mit den offenen Grenzen fand ich eine Zeit lang nicht ganz so verständlich, es war mir nicht angenehm dabei, dass eine Bundeskanzlerin im Alleingang den grundsätzlichen Charakter eines Landes ändert und ohne Rücksprache mit Volk und Parlament das Asylrecht zum Einwanderungsgesetz umbenennt. Ich kannte ja klassische Einwanderungsländer – schon lange: mein Vater wollte nach Kanada auswandern. Was wäre das schön gewesen. Freunde sind in die USA gezogen (und dort auch schnell verstorben), andere nach Neuseeland, Bekannte wohnen in Australien: das sind die großen, klassischen Migrationsländer, die – zusammen mit Großbritannien – die ominösen „Big Five“ bilden: einen Zusammenschluss von Geheimdiensten deren Zweck uns normalen Europäern erstmal verschlossen bleibt: vermute mal, die Allianz hilft den USA, Frankreich, Deutschland und Italien auszuspionieren, ohne dass die was merken.
Alle diese Migrationsländer haben eins gemeinsam: da wohnte vorher schon jemand. Crow, Siuox, Apachen, Aborigines, Maori, Hopi, Navajo … und viele, die schon völlig ausgelöscht sind. Ein großer Genozid an unschuldigen Völkern, der den Triumph unserer Kultur überhaupt erstmal möglich gemacht hat. Nebenbei war der Hunger nach Menschen der „Big Five“ so groß, dass sie auch Millionen von Afrikanern entführten und versklavten: Sie sehen – die ersten Afrikaner kamen nicht aus freiem Antrieb in den freien Westen, dessen Freiheit erst durch die Arbeit Millionen unfreier möglich gemacht wurde. Das jetzt hier im Westen Menschen unangenehm berührt sind, dass ihre sächsische Heimut nun zu den Black Hills der Sioux geworden ist, kann man ohne große Mühe verstehen – und auch ohne gleich alle zu ausländerfeindlichen Nazis zu deklarieren – es sind in erster Linie Menschen, die schon mal Western gesehen haben und nun fürchten, dass die Kavalerie ihre Dörfer niederbrennt und die neuen Siedler ihr Land stehlen, ihre Frauen vergewaltigen und ihre Kinder versklaven. Und jetzt schauen Sie mal nicht so: die Kavalerie haben wir schon: die perfekt mechanisierten Horden der IS, die arabische Länder terrorisieren. Sie werden immer dem Islam zugeschrieben – dabei sind sie eigentlich ein Produkt der USA: dieser ganze „Irre-Mufti-Wahn“ ist durch die von den USA erfundenen Taliban geschaffen worden, die gegen die Sowjets in Afghanistan aufgestellt wurden. Ach – das ist aber erstmal ein anderes Thema, ich wollte mich kurz fassen.
Lange Zeit habe ich herumspekuliert, was denn die gute Angela eigentlich getrieben hat, aus der alten „Ausländer raus“-CDU eine linke Partei zu machen. Ja: Linke sind naturgemäß für Migranten, die können gar nicht anders, das ist auch deren heilige Pflicht, denn: ärmere Menschen als Migranten gibt es nicht, die haben nicht nur kein Geld, keine Wohnung, keine Arbeit – die haben auch keine Sprache und keine Heimat mehr – und Hauptjob von Linken ist es, für die Armen da zu sein.
Wer mich aufgeklärt hat – ohne es zu wissen – ist Colin Crouch, jener Mann, der uns in seinem Werk „Postdemokratie“ über die Zeiten aufklärt, in denen wir leben. Wirklich: lesen Sie das mal: sie werden keine weiteren Fragen haben – und brauchen auch nicht mehr wählen gehen, er führt auf, warum Merz und Blackrock so oder so herrschen, ob gewählt oder nicht. Hören wir ihm mal zu:
„Ein Paar Jahre lang sah es so aus, als ob die niederländische Arbeiterpartei mit der Verknüpfung der Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und einer Reihe neuartiger Arbeitnehmerrechte eine erfolgversprechende Formel gefunden hätte, die auch zum niederländischen „Beschäftigungswunder“ der neunziger Jahre beitrug (Visser/Hermerijck 1998)“ (Crouch, Postdemokratie, 11. Auflage 2015, Edition Suhrkamp, Seite 88)
Ja – die Linken in den Niederlanden hatten ein großes Problem gelöst, Wohlstand drang ins Land. Sie hatten Möglichkeiten gefunden, für die Arbeiterklasse zu sprechen – und in der Tat wunderten wir uns hier vor Ort, wie viel reiche Niederländer sich auf einmal hier niederließen … und was für tolle Immobilien sich holländische Sozialarbeiter in der Eifel leisten konnten, während es für uns immer enger wurde. Für einen Moment schien es so, als würde die Arbeiterbewegung europaweit wieder erstarken könnn, als wäre endlich jene Formel gefunden worden, die es schaffen würde, die immer unverschämter auftretende „Wirtschaft“ europaweit im Zaum zu halten … doch dann zerbrach der Traum – durch einen einfachen Trick: die Bewegung „Klarheit“ des Pim Fortuyn:
„Und da niemand versuchte, klassenspezifische Interessen zu artikulieren, konnte es diese „Klarheit“ eigentlich nur in einer einzigen Form geben: indem man nämlich die Angehörigen der eigenen Nation oder „Rasse“ gegen Immigranten und ethnische Minderheiten mobilisierte“ (Crouch, a.a.O., Seite 89″).
Genial, oder? Die zukunftsträchtige Bewegung der Linken wurde gezielt vernichtet. Pim Fortuyn wurde nach getaner Arbeit erschossen – von einem radikalen Tierrechtler, der – so Wikipedia – mutmaßlich unter Beobachtung der Geheimdienste stand.
Was lag näher, als das niederländische Erfolgsrezept auf Deutschland zu übertragen und alle „Linken“ nun völlig zu neutralisieren? Einfach mal Hinz und Kunz ins Land lassen und mal schauen, was passiert. Nun: das selbe wie in den Niederlanden – die normalen Menschen werden unruhig, wählen was Seltsames – aber keine Linken. Auftrag erfüllt. Ich selbst darf vor Ort beobachten, wie gut es Angela Merkel mit den Geflüchteten meint: 20 Leute auf 100 Qudratmeter, Christen, Muslime, Männer, Frauen – alles auf einen Haufen. Vielleicht – krachts ja irgendwann richtig. Und die Linken? Können gar nicht anders, als die rechte Kanzlerin zu unterstützen – siehe oben.
Ist das jedoch alles an Erbe der Angela Merkel?
Nein. Sie hinterläßt ein sterbendes Land. Ein zerrissenes Land – über das sogar in der New York Times geschrieben wird – am 7.Dezember 2018 erschien dort ein Artikel, der beschrieb, warum es egal ist, wer Angela Merkel ersetzt – sie hinterläßt ein zerbrochenes Land (siehe nytimes):
„Dreißig Jahre später ist diese Gesellschaft verschwunden. Die durchschnittlichen Realeinkommen sind seit fast 20 Jahren gesunken, beginnend 1993. Deutschland wurde nicht nur ungleicher, sondern auch der Lebensstandard für die unteren Schichten stagnierte oder fiel sogar. Die niedrigsten 40 Prozent der Haushalte sind seit rund 25 Jahren mit jährlichen Nettoeinnahmeverlusten konfrontiert, während die Art von Arbeitsplätzen, die langfristige Stabilität versprachen, schrumpfte“
Während die Arbeiterklasse – deren Begriff wir viel weiter fassen müssen als es Marx je getan hat – immer ärmer wird, werden Menschen ohne Gewissen und Hemmungen immer reicher – meist ganz ohne Arbeit und Anstrengungen, in dem sie Erben sind – und Zinseszinsbarone.
Das in diesem Lande etwas nicht stimmt, merkt man auch beim Stern (ja: das waren die mit den gefälschten Hitlertagebüchern – womöglich versuchen die es deshalb noch manchmal mit etwas Ehrlichkeit). 14 Millionen Menschen sind in Deutschland arm, 41 Prozent davon sogar Vollzeit erwerbstätig (siehe Stern). Resultat der Armut: wir haben die niedrigste Lebenserwartung der westlichen Länder (siehe Zeit), die Armut in dem Land, in dem „wir gut und gerne leben“ bringt uns ins Grab.
Zeit für einen Aufstand der Anständigen – doch das Land ist dank Flüchtlingsfrage mit ganz anderen Themen beschäftigt: die holländische Lektion geht auch hier voll auf. Und die „bösartigste Presse der Welt“ (so Michael Gorbatschow, siehe diepresse)? Ist in Deutschland fast vollständig in der Hand von ein paar Millionären (besuchen Sie mal eine Veranstaltung von Volker Pispers, der erklärt Ihnen im Detail, wer das ist) und flankiert ihre Kanzlerin hervorragend. Auf der einen Seite werden alle Taten von Asylbewerbern in großem Umfang breit getreten (ich hoffe, Sie haben den Wechsel der Berichterstattung bemerkt – was vorher kaum oder gar nicht erwähnt wurde, ist jetzt in aller Munde), auf der anderen Seite die Kritiker pauschal (und oft völlig ohne sachliche Gründe oder nachweisbare Fakten) als „Nazis“ beschriftet, so dass das Land beschäftigt ist – ganz nach dem holländischen Modell.
Und während dessen: stirbt das Land weiter.
Hunderte von Krankenhäusern sollen geschlossen werden (siehe Welt), das heißt: die medizinische Versorgung von Millionen von Armen wird gestrichen. Ja – die Armen können sich die Mieten nahe der Tempel der Medizin doch gar nicht mehr leisten, die müssen ´raus aufs Land – und dort „lohnen“ sich Krankenhäuser nicht mehr. Die SPD – die schon vor Schröder wusste, dass sie gegen die neoliberale Offensive nie ankommen würde – jedenfalls nicht ohne Verlust ihrer Bequemlichkeit – konzentriert sich jetzt auf die, die die Mieten noch zahlen können, auf die „tüchtige Mitte“ (siehe Zeit). Wer kein Geld hat, wird in Zukunft noch früher sterben als heute – da ist es nur konsequent, dass die SPD nun die neuen Zahnarztpartei werden möchte. Sobald die unter 10 Prozent gesunken sind, werden die merken, dass der Platz schon besetzt war – aber die Genossen haben halt Panik.
Was Merkel aber wirklich hinterläßt (allerdings wirklich nicht als persönliche Verantwortung, sondern als Namensgeberin einer Ära): eine ganz neue Gesellschaftsform, mit der wir endgültig in das Zeitalter der Postdemokratie eingetreten sind: aus der Leistungsgesellschaft wurde die Ständegesellschaft (siehe Tagesspiegel):
„Die Darmstädter Soziologin Cornelia Koppetsch spricht schon wieder von einer Klassengesellschaft. Die Privilegierten – Sie gehören wahrscheinlich genauso dazu wie ich – beherrschen den öffentlichen Raum, sie prägen die Debatten, geben einer Gesellschaft ihr Gesicht. Nur selten geht es andersherum: zum Beispiel, wenn sich in Frankreich Bürger gelbe Westen überstreifen. Oder, wenn in Ostdeutschland Einheimische und Flüchtlinge aneinandergeraten. Dann wird von oben nach unten verteilt. Meistens wird versucht, die Unzufriedenheit mit Geld zu kompensieren. Die Gestaltungsmacht aber bleibt oben.“
Eine Klassengesellschaft. Oben die Klasse jener, deren Eltern oder Großeltern in den fetten Jahren groß abgegriffen haben, unten jene, deren Eltern sich um Kranke, Alte, Asylbewerber und Minderbemittelte kümmerten. Und in einer solchen Gesellschaft braucht man sich nicht wundern, wenn eher gegen Journalisten ermittelt wird, die die systematischen Trickerseien der oberen Stände ans Tageslich brachten als gegen die Cum-Ex-Betrüger selber (siehe NDR).
In so einer Ständegesellschaft darf man immer darauf h0ffen, allen Irrsinn erleben zu können – das fängt an bei einem Kreuzzug für Elektromobilität, obwohl dies die „klimaschädlichste Antriebsart ist“ (siehe NOZ) – wenn man erstmal nüchtern darauf blickt, wo der Strom herkommt – über V-Männer in rechten und linken Lagern, die Extremismus überhaupt erstmal in die Welt bringen (siehe ntv bzgl G 20) hin zu Schadensersatzzahlungen für Rüstungsfirmen, die menschenverachtenden Diktaturen keine Waffen mehr liefern dürfen (siehe Tagesschau). Bürgerliche Vernunft – wie beim Widerstand gegen Stuttgart 21 – wird mit „sanfter“ Waffengewalt unterdrückt, während die – wie üblich – explodierenden Kosten das Projekt nur kurze Zeit später in völlige Schieflage bringen (siehe Frankfurter Runschau), was aber die selbstverliebte hippe Oberkaste nicht weiter stört: sie haben ihr Geld dank Niedriglohn gegen Staatsmillionen schon längst im Sack.
Und wer macht noch mit bei der Grablegung der deutschen Demokratie?
Ihr geliebter TV-Krimi, den Sie sich selbst so genüsslich ´reinziehen. Die Folgen des Tatortes und seiner hundert Ableger sind nun mal diskutiert worden (siehe Süddeutsche Zeitung):
„Wenn im Fernsehen alle Welt dunkler Absichten verdächtig ist und Gewalt an der Tagesordnung zu sein scheint, werden am Ende die Fremden als besondere Bedrohung wahrgenommen.“
So ist der „Tatort“ die Wurzel der deutschen Fremdenfeindlichkeit – aber das will ja nun wirklich keiner wahr haben. Da jagt doch nur der gute Kommissar die bösen Menschen – das war doch auch zu Führers Zeiten schon so. Nicht im Tatort, aber auf den Straßen
Die lebendige, offene, demokratische Zivilgesellschaft wird ermordet. Langsam, mit Gift. Übrig bleibt: das alte indische Kastensystem, für das besonders Deutschland schon immer ziemlich anfällig war. Man mag das hier so, wenn jeder einen hat, der ihm sagt, wo es langgeht. Wie ein schweizer Artikel zeigt, ist das allerdings ein nicht nur auf Deutschland zu beschränkendes Phänomen (siehe NZZ):
„Vom optimistischen Geist der Befreiung der 1960er Jahre findet man inzwischen kaum noch etwas. Heute herrscht eine Kultur der Angst und des Misstrauens vor, in der gerade ein Zuviel an Freiheit als problematisch gilt. So wurde auch der Genuss unter einen Risikovorbehalt gestellt: Sex, ja, aber bitte nur «safe» und idealerweise nach vorherigen «vertraglichen» Abmachungen, Drogen nur mit ärztlichem Rezept aus der Apotheke, Essen nur mit reduziertem Fett-, Zucker- oder Kohlenhydratgehalt, bloss kein Fleisch, und Alkohol selbstverständlich nur «bewusst geniessen».“
Ja – und kein Wunder, dass die Oberschicht auf breiter Front gerade gegen diese „68 er“ vorgeht. Ich meine: wir bräuchten die dringend wieder – allein, um die Kastengrenzen wieder aufzulösen. Und – um dem sterbenden Land wieder etwas Leben zu geben.
PS: ein Wort noch zum Abschluss, falls wirklich noch jemand glaubt, es gäbe hier in Deutschland eine gewaltige humane Strömung für die Armen in Afrika. Schon mal überlegt, was die Bundeswehr in Mali beschützt? Nun – Kinderarbeit. 20000 Kinder arbeiten dort in den Goldminen (siehe Tagesspiegel). Und die Bundeswehr sorgt dafür, dass ich an diesen Strukturen nichts ändert – anstatt diese Kinder nach Deutschland zu holen.
PS2: noch ein Wort zum Thema Arbeit, weil Sie das persönlich tangiert – oder tangieren wird:
„Insbesondere die Arbeit im rasch anwachsenden Bereich der persönlichen Dienstleistungen führt häufig dazu, daß sich er Arbeitnehmer seinem Arbeitgeber und Kunden in einer Art und Weise unterordnen muß, die die demütigenden Bedingungen der alten Dienstleistungsgesellschaft wiederaufleben läßt“. (Crouch, a.a.O., Seite 87)
Wie gesagt: die alten Klassengesellschaft ist wieder da. Schlimmer denn je.
Donnerstag, 13. November 2018. Eifel. Nicht mehr lange, dann beteilige ich mich zehn Jahre lang mit immer länger werdenden Essays unterschiedlicher Qualität an der politischen Meinungsbildung in diesem Land. Hätte nicht gedacht, dass mein kurzer Auftritt so lange dauert – eigentlich war mir nur langweilig und ich wollte mal was neues kennenlernen: so einen Blog. Hätte ich gewusst, dass dies eine längere Geschichte wird, hätte ich wohl auch einfach unter meinem Namen geschrieben – aber Sie wissen ja, wie das ist: man ist irgendwo neu, alle nennen sich dort irgendwie anders, haben neue Namen (ist in Sekten und bei den US-Streitkräften ja auch so) – also schaute ich aus dem Fenster, sah die Eifel, schaute auf mich, sah mein Studium: fertig war der Eifelphilosoph. Zehn Jahre lang – bald dreitausend Texte und zehntausende Kommentare – beobachte ich nun die politische Welt gezielter, lese Handelsblatt, Manager-Magazin (die Blätter mit dem geringsten Vertuschungsgrad, weil die Wirtschaft möglichst korrekte Informationen braucht), auch Zeit, Faz, Stern, Spiegel, Focus und bilde mir daraus eine Meinung. Ich meide seit Jahren den Bereich des Empörungsmanagements der „alternativen“ Medien – obwohl dort vereinzelt gute Analysen und Beiträge zu finden sind – weil Aufwand und Ertrag dort in keinem guten Verhältnis stehen, zu oft begegnen einem im Bereich der alternativen Medien gallopierende Hypothesenketten, die spannend und unterhaltsam zu lesen sind, aber zu keinem handfesten Wissen führen, dass Taten erlaubt – und deshalb auch im Sinne einer Motivation zum Widerstand im Prinzip kontraproduktiv sind. Erklärt vielleicht, warum manche von denen große Spenden erhalten, wie ich erst kürzlich aus in der Regel gut informierten Kreisen erfuhr.
Ich hätte mir die ganze Arbeit – für die ich ausgebildet bin und die ich vor allem auch aus eigenem Interesse und Neugier auf die Zukunft mache – ersparen können, hätte ich meinen Blick auf die Welt der Soziologie gerichtet. Manchmal ist es doch sehr nützlich, aus dem Newstsunami der Medien auszusteigen und in den Elfenbeinturm zurück zu kehren, weil man von dort aus einen schönen Überblick über die Wirklichkeit hat – und in Türmen aus Elfenbein wird man ja wohl gelegentlich auch Schätze finden können, die von Wert sind.
Schon seit den neunziger Jahren weiß die Soziologie, dass unsere Demokratie im Eimer ist. Verloren. Ausgehölt. Tot. Es waren Menschen am Rande der politischen Wahrnehmung, die Mitte der neunziger Jahre anfingen, den Begriff Postdemokratie in die Sozialwissenschaften einzuführen um einen Zustand zu beschreiben, in dem die ursprünglich lebendige Demokratie durch ein lustiges Schauspiel ersetzt wurde. Es gab immer noch Wahlen – aber keine Veränderungen mehr. Das war – da kommen wir aber auch erst jetzt langsam drauf – kein Zufall. „Das Schweigen der Lämmer“ (siehe NZZ) wurde absichtlich erzeugt, zu beunruhigend waren die sechziger Jahre, als die Rekruten der Führungsschicht die Revolte einleitete – eine Revolte, die viel tiefer angelegt war, als sie heute noch dargestellt wird – und nicht umsonst wird heute noch auf breiter Front auf „die Achtundsechziger“ eingedroschen – weil das Establishment große Angst vor der Wiederholung der Entwicklung hat: das ganze kapitalistische System war in Gefahr, unsere ganze Lebensweise und Weltsicht wurde in Frage gestellt: es gab auf einmal eine Vielzahl von Lebensalternativen zu dem vorgegebenen Entwurf: „Geburt-Heirat-Hausbau-Zeugung-Tot“, jenem Entwurf, den wir uns zwar schon lange mit Blick auf die Ressourcen der Erde nicht mehr leisten können, den wir aber aufgrund seiner ihm immanenten Wucht und Gewalt von außen gar nicht mehr aufhalten könnten.
Er wäre damals gerade fast von innen ausgehölt worden – und zwar mit einer Radikalität, die uns heute gar nicht mehr bewusst ist, weil die Konterrevolution außerordentlich gründlich arbeitete – und ebenfalls mit großer Wucht. Ich habe das ein wenig selbst miterlebt – in ganz harmloser Art und Weise. Ein – älterer – Freund war Konzertveranstalter. Er kam häufiger in meine Studentenkneipe, während ich dann zu seiner Gaststätte pilgerte. Eines Abends saß er sehr niedergeschlagen an meiner Seite – es war unser letzter gemeinsamer Abend. Und erzählte mir, dass es vorbei sei, die Kultur ist tot. Es mache keinen Sinn mehr, junge Bands zu fördern – die Konzerne bildeten selber die Bands, die erfolgreich werden sollten – und mit viel Werbung nutzten sie die Trägheit der Masse, um den Musikgeschmack ganzer Generationen zu manipulieren. Das machte Sinn: die Achtundsechziger bezogen ganz viel ihrer Magie nicht durch Parolen, sondern durch Musik – und Liebe zu der Vielfältigkeit des Ausdrucks, die man durch sie hat.
Zeitgleich entwarfen die Konzerne einen neuen Jugendtypus, wohl wissend, dass die Jugend die Zukunft verändern kann – und will: den Yuppie, Young Urban Professionell People, jene Gestalten, die schon Millionär waren, während wir uns noch durch das Grundstudium büffelten. Niemand fragt sich heute, woher diese jungen Menschen kamen (sie kamen fast alle aus „gutem Hause“ – wie viele der führenden Hippiemusiker der ersten Generation auch), noch, warum es sie nicht mehr gibt. Nun – die jungen Leute gibt es immer noch – nur sind sie heute „Generation Praktikum“. Es gibt so etwas wie Yuppies nicht mehr – ebensosehr sind Phänomene wie Beatles, Stones oder Hendrix ausgestorben … zugunsten von Plastikmenschen mit Plastikmusik, die nur dank gewaltiger Werbung durch den Äther schallt … und dann dank der „Schweigespirale“ – jener Anpassungsneigung der trägen Masse – auch noch Umsatz macht. Man macht, was „in“ ist, was „angesagt“ ist – und keiner macht sich mehr Gedanken darüber, warum man sich eigentlich was „ansagen“ lassen sollte, noch darüber, wer das eigentlich ist, der da „ansagt“ und welche Ziele er verfolgt: im Gegenteil: solche Gedanken werden weitgehenend tabuisiert und diskreditiert, sie gehören zu dem „verbotenem Wissen“, das Code- und Bannwort für verbotenes Wissen ist: „Verschwörungstheorie“.
Die Yuppies waren eingeführt worden, um die Jugend zu verführen, dafür war jedes Mittel recht, dafür nahm man die gigantischen Verluste, die sie mit ihrer Unerfahrenheit verursachten, in Kauf, Hauptsache man bekam die Bilder von jungen, perfekt den Vorstellungen des Marktes angepassten Männern in teuren Sportwagen in Begleitung der schönsten Frauen … und setzte so einen gewaltigen Kontrapunkt zu jenen, die friedlich und gleichberechtigt im Bauwagen lebten, um ihren ökologischen Fussabdruck zu minimieren und ihre Lebensqualität zu maximieren.
Dabei waren es gar nicht die sechziger Jahre, die so bedeutsam waren – es waren die siebziger – jedenfalls in Deutschland. Ich habe viele der damaligen Experimente persönlich miterlebt – und kann deshalb auch sagen: die „Alternativen“ waren alles andere als faul. Arbeiten Sie mal unentgeldlich auf einem Ökohof ohne Maschinen: da werden Sie sehen, dass für „shopping“ und „Tv“ überhaupt keine Zeit mehr bleibt ebenso wenig für „Urlaub“. Trotzdem … war das Leben dort viel lebendiger, gesünder, sinnvoller, erfüllender.
Was waren das für Zeiten. Die kleine Gemeinschaft Findhorn im hohen kalten Norden Schottlands zog auf kargsten Boden riesige Kohlköpfe, in dem sie mit Naturgeistern sprach, Biologen (und Theologen) und Tausende von Schaulustigen aus aller Welt kamen, das Wunder zu bestaunen – inklusive vieler Fernsehteams. Die Wissenschaft – erst ebenso skeptisch wie ich – nahm sich der Sache an … und produzierte auf einmal selbst erstaunliche Werke: „Traumzeit“ und „Der Wissenschaftler und das Irrationale“ – um nur zwei Werke zu nennen – präsentierten der Leserschaft ein ganz neues Weltbild von Dutzenden von Wissenschaftlern, in der Zauber real waren … nur halt ein wenig anders, als man es sich gedacht hat. Man muss diese Zeit mitgemacht und verstanden haben, um zu verstehen, warum John Perkins – der „Economic hit man“ der Geheimdienste, der an die Öffentlichkeit ging – das Heil der Welt bei den Schamanen des Amazones sieht … weil wir zur Heilung der Welt ein anderes Weltbild brauchen, ein heileres … und heiligeres Weltbild als wir momentan gepredigt bekommen. In der Philosophie wurden Arbeiten über die Intelligenz von Delphinen geschrieben – mit erstaunlichen Ergebnissen. Sogar die Streitkräfte nutzten das neu aufgedeckte alte Wissen, um es nutzbar zu machen – vergassen dabei nur, dass Zauberei einen anders formatierten Geist braucht als man ihn für das massenhafte Töten von Menschen erzeugen muss, weshalb die Resultate der Komissköpfe eher bescheiden waren. „Gnade“ … kann man nicht durch Befehle erzwingen, sie wird immer geschenkt – doch das ist unserem Denken sehr fremd geworden.
Ja, es gab auch Erich von Däniken, einen Kaufmann mit sonderbaren Theorien – auch hier konnte man die unwissenschaftlichen Hypothesenketten beobachten. Nur – was Däniken auch machte: er präsentierte Fakten, archäologische Fakten, die unser Weltbild erschütterten. Die Fakten gibt es immer noch – aber auch sie laufen unter „Verbotenem Wissen“ und man findet kaum noch Menschen, mit denen man nüchtern und unaufgeregt über diese Fakten reden kann.
Was hätte das für eine Welt werden können – hätte es die Mächte und Gewalten dieser Erde nicht gegeben. Oder sagen wir einfach: das Böse. Ich persönlich – die Erklärung bin ich Ihnen wohl schuldig – gehöre nicht zu den „Gläubigen“ dessen, was man heute generell als „Esoterik“ verteufelt (und damit auch gleichzeitig eine sehr gesunde, ehrlich, kräftigende Sexualität aus dem Alltag verbannt – zugunsten eher erbärmlicher Schauspiele für die Pornokanäle der Republik). Ich bin die Angelegenheit – als Arbeiterkind und Atheist – nüchtern und unaufgeregt angegangen, habe da eine gewisse Vorliebe für Wahrscheinlichkeitsrechnungen – und halt nach einiger Zeit erkannt, dass die Wahrscheinlichkeit für die Existenz eines „Nagual“ (so der Begriff für die „Anderwelt“ der Kelten bei den Tolteken, während „Tonal“ der Begriff für unser sinnlich wahrnehmbare Alltagswelt ist) wesentlich größer ist als die Wahrscheinlichkeit der Nichtexistenz jener Zauberwelt – und dass alles religiöse Sprechen, jede mythische Überlieferung und Erfahrung und viele ähnlich gelagerte Ausdrucksweisen der Menschheit dann viel einfacher zu erklären wären, wenn man aktzeptiert, dass es da einfach neben uns noch eine – möglicherweise deutlich größere – Nebenwelt gibt mit einer etwas anders gelagerten Weise der Existenz … eine Welt, die im wahrsten Sinne des Wortes viel realer ist als die Welt, die wir uns einbilden – oder die Welt, die wir uns einbilden sollen, um für die Elite vermarktbar zu bleiben.
In jenen Zeiten bin ich groß geworden und mir war klar: das kann niemand mehr aufhalten.
Fünfzehn Jahre später war es vorbei. Das die Findhorngemeinschaft nicht als Ökosekte Aufmerksamkeit erregt hatte, sondern durch messbare, filmbare, biologische Fakten … findet man bei Wikipedia nicht mehr, ihr Wirken wird reduziert auf Bücher und Community. Ebenso wird John Perkins sehr klein geredet.
Nun – genug von den Träumen der Vergangenheit, wenden wir uns der Realität zu.
2004 veröffentlichte dann Colin Crouch sein Werk „Postdemokratie“ – uns spätestens ab da hätte jeder wissen können, dass das alte Leben vorbei ist, jenes, das in den siebziger Jahren (bei Wahlbeteiligungen von über neunzig Prozent) zu so viel Bürgerbewegungen geführt hatte, wie sie das Land seitdem nie wieder erlebte.
Nun kommen solche Werke leider nicht in die Tagesschau – obwohl es eigentlich Aufgabe der Medien wäre, darüber zu informieren. Während der Bundestag noch ausführlich über die Arbeiten von John Perkins informiert wurde, gab es in dem Medien kaum ein Echo zu seinen bahnbrechenden Enthüllungen – und dass er sich dem schamanischen Weltbild als letzter Hoffnung für die Menschheit zugewandt hat, blieb wohl außer für Eingeweihte weitgehend unbekannt.
Worüber schreibt nun Colin Crouch? Über nichts anderes, als darüber, worüber wir hier seit Jahren diskutieren (ok: seit der DSGVO mussten wir aus Sicherheitsgründen die Kommentare abschalten – aber es gibt ja auch noch Mailverkehr): wie Lobbygruppen dieses Land steuern. Warum man ständig anders wählen kann, aber immer das Gleiche bekommt. Wie es sein kann, dass SPD und Grüne ihre Wähler verraten haben. Gut – aktuell machen die andere Töne … doch das ist leicht, wenn man keine Mehrheiten mehr mobilisieren kann und noch noch Geschätz liefern braucht. Über eine Demokratie, die immer mehr Geld kostet (jedenfalls den kleinen Mann) und immer mehr Millionäre produziert – durch staatliche Gewalt angeordnet. Über eine Demokratie, die durch einen ziemlich offenen Putsch beiseite gefegt wurden (siehe Der Putsch von Oben – Deutschland im Jahre 14 nach der Machtergreifung) – obwohl Crouch nur über die Voraussetzungen schreibt, die den Putsch möglich gemacht haben. Und über die Gegener der offenen Gesellschaft schreibt er ebenso wenig – die Geheimdienste, die in erste Linie der Stabilität der herrschenden Besitzverhältnisse verpflichtet sind (siehe: Warum Deutschland niemals eine soziale Regierung bekommen wird) als dem Schutz der Demokratie.
Unglaublich?
Das sehen wir gerade wieder. Wer ist der größte Feind der Republik … die gigantischen Braunkohlebagger, die ökonomisch und ökologisch unsinnig schmutzigste Braunkohle in Massen abbauen und dabei rücksichtslos Kirchen, Dörfer und gesunde Wälder vernichten … oder eine kleine Hand voll Umweltschützer in Baumhäusern, die niemand bemerkt hätte, wenn man nicht über sie berichten würde? In den Augen der Geheimdienste ganz klar: ein paar Hüttenbewohner, weil dort der Hort eines systemgefährdenden „Linksextremismus“ sei (siehe Heise). Noch heute fürchtet die Elite Menschen, die alternativ in Symbiose mit der Natur leben wesentlich mehr als die Killer des NSU. Das kann man halt nur verstehen, wenn man sich recht weit zurückerinnert. Die wissen halt genau, was wirklich gefährlich wird: ein Mensch, der zu seinen Wurzeln als spirituelles Wesen zurückkehrt – ein Leben, dass sogar im katholischen Kloster viel glücklicher macht als alle Konsumberge zusammen.
Postdemokratie – nun, man wird sie nicht mehr aufhalten können, weil sie schon lange da ist. Wir werden erstmal wieder so viel Freiheit erarbeiten müssen, dass man über sie reden darf. Wir werden ihre Funktionsweisen verstehen müssen, müssen verstehen, wie sie sich entwickeln konnte – und wieso unsere von den Siegermächten geschenkte Demokratie zerbrach (… das haben wir nicht selbst gemacht…). Wir werden uns wohl in der Tat Gedanken darüber machen müssen, wie wir wertvollste Errungenschaften der Menschheit sichern – und hier muss ich geistig jenen Menschen Abbitte leisten, die in den USA schon vor zehn Jahren dazu aufriefen, Klöster zu schaffen, in denen die Gedanken zur Erklärung der allgemeinen Menschenrechte konserviert werden um nach dem Zusammenbruch des Kapitalismus neu aufgelegt werden zu können – damals habe ich über die Idee noch geschmunzelt, heute sehe ich jedoch im Internet ein Instrument, dass auch per Knopfdruck die ganze Geschichtsschreibung im Bruchteil einer Sekunde ändern kann – es wäre also denkbar und möglich.
Zusammenbruch des Kapitalismus? Sie glauben doch nicht wirklich, dass in einer endlichen Welt unendliches Wachstum auf Dauer realisierbar wäre? Wenn doch … dann lachen Sie bitte nie wieder über die Mythen der Weltreligionen: Ihr Glaube ist noch viel viel irrer als die Geschichte einer jungfräulichen Geburt.
Wir wird man diese Postdemokratie nun überleben können? Nun – in Wirklichkeit werden Sie gar nichts überleben können. In Wirklichkeit werden alle Akteure dieses Dramas sterben. Sie sollten sich beizeiten mal mit ihrer Sterblichkeit auseinandersetzen -gründlich, unaufgeregt und abseits aller kapitalzentrierten Ideologien: die Wahrscheinlichkeit, dass wir alle lediglich Zustandsart ändern, ist nach den Ergebnissen der Nahtodesforschung (mich hat hier letztlich das Werk von Eben Alexander recht überzeugt – siehe Zeit – und die danach von mir erwartete Rufmordkampagne gegen ihn erst recht: wenn man gegen die Fakten nicht angehen kann, geht man immer „gegen den Mann“) recht hoch – so hoch, dass alle anderen Vorstellungen in den Breich sektierischer Idiotien zu verbannen sind.
Haben Sie erstmal die Kenntnis über ihre Sterblichkeit verinnerlicht (ja – ich weiß: wir wissen alle, dass wir sterben werden. Nur: ich weiß auch, dass niemand daran wirklich glaubt – bis es ihn erwischt) und den Schrecken davor verloren, können Sie viel freier und anabhängiger agieren – eine Grundvoraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben. Und dann – werden Sie einfach das machen, was Ihre allergrößte Stärke ist, was schon immer die Stärke der Menschheit war, seit Jahrtausenden schon: sie werden sich anpassen, ein Heim schaffen, das „Heulen und Zähneknirschen“ draußen hält – und wenn der Sturm vorbei ist, den neuen Tag begrüßen, schauen, wer ihn noch so alles überstanden hat – und etwas besseres aufbauen.
Und deshalb arbeite ich weiter daran, dass wir unsere Sprache behalten … und setze mich mit größtmöglichem Kokolores auseinander wie den Narrativen der vom Marxismus dominierten EU. Ja – ist klar: nachdem die „Dienste“ 50 Jahre lang erfolgreich jeden echten Kommunisten in Europa gejagt (und auch ermordet) haben, haben die Marxisten unbemerkt von allen die EU übernommen. Kein Wunder, dass manche Menschen wieder daran glauben, dass die Erde eine Scheibe ist. Ich jedoch sehe da eher … die Paranoia der Geheimdienste bzw. der sie lenkenden Schichten in den USA, die sie nun erfolgreich unter die Leute bringen. Personal, das extra für diesen Zweck abgestellt worden ist, haben sie ja genug – und setzen es effektiv im Sinne der Desinformation ein (siehe Spiegel).
Und für ultrarechte Geheimdienste, die im Falle einer linken Regierung in Deutschland einen Militärputsch planten (oder immer noch planen), sind wirklich viele erzkonervative EU-Abgeordnete aus christlichen Kreisen linksradikal.
Ist halt alles eine Frage der Perspektive.
Parkwaechter / CC BY SA 2016
Fake news. Postfaktisch. – Ich finde die zunehmende Digitalisierung unserer Gehirne einfach großartig. Was habe ich aufgeatmet, als es endlich das Navi gab. Sogar dusselige Autofahrer wie ich, die sich in Großstädten jedesmal hoffnungslos verirrt und dabei Strafmandate gesammelt haben, brauchen jetzt nur einer sonoren Frauenstimme folgen, die Rechts-Links-Kommandos gibt, und gelangen unbeirrbar ans Ziel. Außer man vertippt sich – so wie jene Männer aus Schweden, die eigentlich zur Insel Capri wollten, aber vom Navi ins 850 Kilometer entfernte Carpi geführt wurden (siehe huffingtonpost). Da uns jedoch die nächste Navi-Generation bereits aktiv Ziele vorschlagen wird, zu denen wir „wahrscheinlich hinwollen“ (siehe chip.de), werden potentielle Fehler bei der Zielwahl schon demnächst der Vergangenheit angehören. Und da BMW ebenso wie VW derzeit Milliardensummen in die Entwicklung autonomer Leitsysteme und fahrerlose Autos stecken, können wir uns bald vollends zurücklehnen, die Realität ausblenden und ganz in die verpixelte Realität unseres Smartphones vertiefen. Während künstliche Intelligenz das Auto fährt, können wir auf einem Display mittels unermüdlicher Onanierbewegungen im Kreis surfen. Führerscheine werden obsolet sein, sogar hemmungslos besaufen kann man sich, wenn man mit der Karre unterwegs ist. Notorische Schwarzseher, die der wohlstandsverwahrlosten Generation Doof ein böses Erwachen prophezeit haben, wenn sie erst einmal mit der echten Realität konfrontiert wird, haben sich getäuscht: Das „Abhängen“ kann endlos weitergehen.
Bis das große Abhängen wirklich serienreif ist, brauchen wir allerdings schon noch ein paar Krücken, um uns in einer kompliziert gewordenen Welt zurechtzufinden. Schließlich wäre es ja für den fernsehenden Kleinbürger eine Zumutung, wenn er in einer Welt voller apokalyptischer Hiobsbotschaften nicht mehr in Ruhe sein Dosenbier trinken und im virtuellen Warenkatalog blättern könnte. Sonst vergeht ihm womöglich der Appetit auf das Kaufen von noch mehr unnützen Sachen und das Bruttoinlandsprodukt kommt ins Stottern – und das wäre ja nach einhelliger Expertenmeinung das Ende unserer Wohlschandsgesellschaft.
Fiakerpferde, die bekanntlich größere Köpfe haben als wir, wissen bereits um die Wohltat gediegener Scheukklappen, die ihnen ihr wohlmeinender Herr anlegt. Ohne diese optischen Behelfe würde die guten Tiere im hektischen Straßenverkehr womöglich panisch werden und scheuen. So aber trotten sie in Seelenruhe geradeaus vor sich hin, immer der Zügelspannung des Herrn gehorchend.
Ehrlich gesagt finde ich die aktuelle Aufregung um das angekündigte Fakenews-Verbot von SPD und Union nicht ganz ehrlich. Denn in Wirklichkeit wissen wir doch alle um die handfesten Vorteile einer Symbiose zwischen Pferden bzw. Tretmühleneseln und ihren Herren. Der ehemalige ZDF-Journalist Wolfgang Herles macht sich über diese Tatsache keine Illusionen. In seiner Publikation „Die Gefallsüchtigen“ legt er dar, wie nicht nur den Mächtigen nichts ferner liege als Kritik, Provokation und Aufklärung, sondern ebenso dem gemeinen Bürger. Denn wirkliche Aufklärung würde das Weltbild derer, die die jeweiligen politischen Eliten als Führung akzeptiert haben, schlichtweg zerstören. Laut These von Wolfgang Herles wollen die meisten Menschen daher systematisch belogen werden. Diese von ihm als chronische Ignoranz bezeichnete Form der Stabilität basiere auf einem unsichtbaren Deal beider Ebenen – Herrscher und Beherrschte – die entsprechenden Tabu-Themen zu erkennen und im täglichen Leben zu umschiffen (siehe auch Interview Wolfgang Herles/KenFM auf YouTube):
„Politische Journalisten stören den Seelenfrieden. Vor allem den all jener Personen, deren Zurechtkommen mit der Wirklichkeit ausschließlich auf Selbstbetrug und Selbsttäuschung beruht.“
Lassen wir also unsere Herren getrost walten, sie werden uns schon den Weg weisen und störrische Pferde unseres automatisierten 4.0 Reitstalls gegebenenfalls befrieden. Laut Spiegel solle der „Kampf gegen erfundene Nachrichten und Verschwörungstheorien“ gleich nach der Weihnachtspause angegangen werden. SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann und sein CDU-Kollegen Volker Kauder sind sich bereits einig, dass man diesbezüglich „den rechtlichen Rahmen konsequent ausschöpfen und bei Defiziten nachschärfen werde“ (Quelle: n-tv). Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel stößt ins gleiche Horn: In einer Regierungserklärung vor dem Deutschen Bundestag sieht sie Gefahr durch Medien, „die weniger kontrolliert sind“ und „auf ganz anderen Grundlagen basieren“, womit man sich „auseinandersetzen“ müsse (Quelle: bundeskanzlerin.de).
Facebook hat auf die politische Steilvorlage bereits reagiert und harte Maßnahmen angekündigt. Externe Stellen sollen Artikel künftig auf ihre Richtigkeit hin überprüfen, so Facebook. Zur Beurteilung, was richtig ist, werden unzweifelhafte Experten hinzugezogen: Unter anderem der US-Medienkonzern ABC, die US-Nachrichtenagentur Associated Press (AP) und der Webdienst Snopes, der „auf Faktenkontrolle spezialisiert“ sei (Quelle: orf). Als unrichtig beurteilte Artikel sollen als „umstritten“ gekennzeichnet werden und im Nachrichtenangebot nach unten rutschten. Überhaupt sollen Algorithmen dafür sorgen, Nachrichten anhand ihrer „Relevanz“ zu gewichten. Eines der hierzu angewandten Kriterien verrät Facebook: Wird ein Beitrag nach dem Lesen nicht geteilt, dann wird er als weniger relevant gewertet und versinkt damit in der Bedeutungslosigkeit. Eine sehr effektive Maßnahme, über die Marketingexperten ja bereits von Google Bescheid wissen: Alle Treffer, die zu einem Suchbegriff nicht auf der ersten Seite aufscheinen, sind de facto irrelevant.
Wer meint, dass der Kampf gegen unendliche Müllmassen der Medien und Millionen an Postern eine Mission impossible ist, der irrt. Schon 1933 konnte das Fakenewsproblem vom „Reichsministerium für Volksaufklärung“ unter Leitung von Joseph Goebbels in kürzester Zeit gelöst werden. Aus der „Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze des Deutschen Volkes“ vom 4. Februar 1933, A b s c h n i t t II, § 9 (1): „Periodische Druckschriften können verboten werden … wenn in ihnen offensichtlich unrichtige Nachrichten enthalten sind, deren Verbreitung geeignet ist, lebenswichtige Interessen des Staates zu gefährden. (…) Zuständig für das Verbot einer periodischen Druckschrift sind die obersten Landesbehörden oder die von ihnen bestimmten Stellen.“ (siehe Originaltext in Dokumentarchiv.de). Die Zuständigkeit des Volksaufklärungs-Ministeriums ist in der RMVP-Verordnung vom 30. Juni 1933 definiert: „…zuständig für alle Aufgaben der geistigen Einwirkung auf die Nation, der Werbung für Staat, Kultur und Wirtschaft, der Unterrichtung der in- und ausländischen Öffentlichkeit über sie“. Sein Versprechen, dass die Bürger, die nichts zu verbergen haben, von der umfassenden Hoheitsgewalt seines Volksaufklärungsministeriums auch nichts zu befürchten haben, hat Goebbels ja bekanntlich gehalten. Ins Gras gebissen haben nur diejenigen Querfrontköpfe, die ihr Inneres dem Staat nicht preisgeben wollten und sich eine eigenständige Sicht der Geschehnisse gemacht haben.
Wenn also die Wahrheitshüter den notwendigen Administrationsaufwand zur Trockenlegung von Verschwörungstheorien seinerzeit sogar mit Kugelkopfschreibmaschinen, Blaupauspapier und Aktenordnern hingekriegt haben, dann „schaffen wir das“ mit den heutigen Tools von Digitalisierung, Big Data und Pig Brother zweifellos mit links.
Im Neuen Jahr wird also endlich eine Bürde von unseren Schultern genommen werden. Wir werden gar nicht erst in Versuchung kommen, über Dinge nachzudenken, die womöglich verderblich sind. Experten werden diese Drecksarbeit für uns übernehmen. Wir dürfen stattdessen abhängen und uns an Dieter Bohlens und Heidi Klums Grinsekatzenshow erfreuen, die garantiert nicht gefakt ist, auch wenn sie auf viele inzwischen ziemlich abgefuckt wirkt.
Mein Gott, was bin ich froh, in postfaktischen Zeiten leben zu dürfen. Wo ich nicht selbst nachdenken muss, sondern wo von vornherein feststeht, was wahr ist und was falsch. Würden im Web geleakte Nacktscannerfotos erscheinen, auf denen ersichtlich ist, dass die Bundeskanzlerin in Wirklichkeit ein Mannsweib in Mogelpackung ist und würde ein Whistleblower-Chirurg dazu posten, dass der Penis der Kanzlerin von einem transatlantischen Organspender stammt – in praefaktischen Zeiten hätte ich womöglich geglaubt, dass da ein Körnchen Wahrheit dran ist.
So aber werden es Fakenews wie das schändliche u.a. Bild des mittlerweile untergetauchten, mutmaßlichen Verschwörungstheoretikers Steve Geshwister in Zukunft gar nicht erst ans Sonnenlicht schaffen. Auch vor offenen Briefen, in denen die Konstrukteure der CIA-/NSA-Bürgerüberwachungsmaschinerie davor warnen, dass wir gerade schlüsselfertige Tyranneien / „turnkey tyrannies“ errichten (siehe The Guardian), werden wir in Zukunft verschont bleiben.
Frei nach Christian Morgenstern: „Es kann nicht sein, was nicht sein darf.“
In diesem Sinne: Gute Nacht …
Montag, 8.6.2015. Eifel. Wenn Sie nur soviel Zeit zum Lesen hätten wie ich, dann wäre Ihnen dieser Satz sicher aufgefallen (siehe Spiegel):
„Es ist also ein Merkel-Monument, dieser Bau, dessen Verlauf man als eine Art Real-Zeit-Performance der Postdemokratie bei der Arbeit sehen kann: steigende Millionenkosten von 590 plus plus, ungewisser Ausgang, ein Prestigemann aus London, die Vermischung von Privatem und Öffentlichem, die letztlich nur zu einem Verlust an Öffentlichkeit führt, weil dort, wo einmal Platz war, jetzt ein Gebäude steht, das der Demokratie, die keine Paläste braucht, ein Palast ist.“
Es geht um eines der vielen öffentlichen Projekte, an denen sich viele schier endlos bereichern (die andere Formulierung für: „die Unsummen verschlingen“): das Berliner Stadtschloß. Ganz nebenbei fällt das Wort „Postdemokratie“ mit einer Selbstverständlichkeit, die verwundert – aber schon längst in aller Munde ist. Wir wissen, dass die Demokratie de facto vorbei ist, auch wenn sie de jure noch lebt – wenn auch in den letzten Zügen.
Wie kann das sein, dass wir das verpasst haben – dieses Ende der Demokratie? Wir sind doch so gut informiert – über Boris Beckers Ehe, über Veronika Feldbuschs Haare, über den Tod von Pierre Brice und aktuell über die personellen Turbulenzen in der Deutschen Bank, die uns Normalbürger im Prinzip überhaupt nicht interessieren, aber aktuell sehr breit getreten werden, weil sie von dem Gipfel der Unverschämtheiten ablenken: dem G 7 Gipfel im Schloss Elmau, einem Luxusanwesen der absoluten Oberklasse, wo ein Wochenende locker mal 1500 Euro für 2 Personen kostet.
Sie werden sich nun fragen, warum ich schon vor dem Ende des G-7-Gipfels etwas über den Gipfel schreibe. Ich kann Ihnen sagen, dass ich schon jetzt genug weiß, um deutlich sagen zu können: das offizielle
Endergebnis interessiert mich gar nicht mehr, für den heutigen Tag ist gar eine Idiotie der besonderen Art angedacht (siehe Spiegel):
„Erst das Vergnügen, dann die Arbeit: Nach lockerem Aufgalopp bestimmen das griechische Schuldendrama und der Konflikt mit Russland den ersten Tag des G7-Gipfels. Vor allem eine Frage macht die Runde ratlos: Was will Wladimir Putin?“
Hätte man ihn nicht ausgeladen: man hätte ihn einfach mal selber fragen können, anstatt nun die Kristallkugeln und Tarotkarten herauszuholen oder den Vogelflug nach Druidenart zu erkunden: was soll also diese künstliche Dramatik?
Überhaupt möchte ich die Fragerei viel früher ansetzen: was soll überhaupt dieses Treffen von sieben Staatsoberhäuptern? Welchem Zweck sollte dies dienen? Für Kontakte zwischen den Ländern bezahlen wir Außenminister und diplomatisches Korps – wozu also Geheimkontakte zwischen den Spitzenfunktionären der Länder? Angefangen hatte das 1973, als informelle Gruppe in der Bibliothek des Weißen Hauses in Washington, Hintergrund war die Aufkündigung des Goldstandards durch die USA … bzw. der Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems, weil die USA gar nicht soviel Gold kaufen konnten, um die steigende Nachfrage nach Dollar befriedigen zu können, die sie benötigt hätten, um Sicherheiten für das Papiergeld zu schaffen.
Erfahren wir überhaupt, was dort besprochen wird? Hören wir mal genau hin (siehe Spiegel):
„Dann umschmeichelt der US-Präsident die Kanzlerin. Er würdigt ihre Führungsstärke und Freundschaft und preist die transatlantischen Beziehungen als „unverbrüchlich“. Deutschland und die USA hätten eine der stärksten Allianzen, die die Welt je gesehen habe. Sogar eine politische Botschaft für den Gipfel hat er noch parat: Man müsse sich gemeinsam der „russischen Aggression in der Ukraine entgegenstellen“.
Nach einer guten Stunde ist die Show vorbei. Merkel und Obama ziehen sich nach Schloss Elmau zurück zum Vier-Augen-Gespräch. Auch dort, so zumindest wird es anschließend offiziell verkündet, wird der Spionage-Ärger ausgeklammert. Themen seien der Ukraine-Konflikt und die Beziehungen zu Russland, die Nato und das Freihandelsabkommen TTIP gewesen, teilt ein Regierungssprecher mit.“
Eine der stärksten Allianzen, die die Welt je gesehen hat … aber wozu muss sich MEINE Bundeskanzlerin zu einem GEHEIMEN „Vier-Augen-Gespräch“ mit dem US-Präsidenten ins Zimmerchen zurückziehen – mit dem Versprechen, keine für die USA unangenehmen Themen zu besprechen … oder Themen, die zeigen, dass die „unzerbrüchliche“ Allianz ein klassisches autoritäres Dientsverhältnis ist: die USA rüpeln herum und wir gehorchen. Das allein schon ist ein Gipfel der Unverschämtheit – und keiner fragt sich, warum die beiden sich eigentlich nicht vor laufender Kamera unterhalten wollen. Was haben die zu verbergen? Gerade in solchen Mauscheleien liegt der Urgrund jeglicher Verschwörungstheorie, der allerdings schon generell darin gut begründet ist, dass sich hier Leute treffen, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben – es sei denn, man will die Funktionäre mit Richtlinienkompetenz dazu missbrauchen, in den jeweiligen Ländern als Agenten einer fremden Macht zu fungieren.
Würde man solche Gespräche brauchen, wenn man bereit wäre, uns über die Inhalte in Kenntnis zu setzen? Nein, natürlich nicht. Gäbe es nichts zu verbergen – man könnte die Gespräche live übertragen. In einer Postdemokratie jedoch – braucht der Pöbel gar nicht zu wissen, was die Funktionselite im Nobelhotel bespricht.
Auch die wenigen Informationsbröckchen, die an die Öffentlichkeit gelangen, lassen tief blicken (siehe Spiegel):
„EU-Ratspräsident Donald Tusk hat in der Ukraine-Krise eine Aufweichung der Sanktionen gegen Russland ausgeschlossen. „Wenn jemand eine Diskussion über Änderungen am Sanktionsregime beginnen will, dann wäre das eine Diskussion über eine Verschärfung“, sagte Tusk kurz vor Beginn des G7-Gipfels auf Schloss Elmau in Oberbayern.“
Wer ist eigentlich dieser Mensch, dass er sich anmaßt, den führenden Politikern des „Westens“ ( zu denen wir jetzt Japan einfach mal mitzählen) vorzuschreiben, was maximal besprochen werden darf?
Hört man noch genauer hin, wird es noch gruseliger – aber man erahnt, warum man das Kanonenfutter (uns und unsere Kinder und Enkel) nicht an den Gesprächen teilhaben lassen will (siehe FAZ):
Barack Obama verfolgt eine Außenpolitik der Zurückhaltung, will amerikanisches Engagement in der Welt verringern. Europa steht für ihn nicht mehr an erster Stelle. Hätte man es sich früher vorstellen können, dass in einer schweren Krise mit dem Atomwaffenstaat Russland der amerikanische Präsident das Heft des Handelns in die Hände des deutschen Regierungschefs legt?
„Deutschland muss allein führen“ – so die Überschrift des FAZ-Artikels … und was sie führen sollen, wir auch schnell klar – jedenfalls, wenn es nach den Wünschen der ukrainischen Oligarchen geht: Krieg gegen Russland (siehe ntv):
„Kurz vor dem G7-Gipfel hat der ukrainische Präsident Petro Poroschenko erneut vor einer „beispiellos großen Gefahr eines russischen Einmarsches“ in der Ukraine gewarnt. Deshalb seien im Kriegsgebiet mehr als 50.000 ukrainische Soldaten stationiert, deshalb würden die Rüstungsbetriebe der Ukraine im Dreischichtsystem arbeiten, sagte Poroschenko bei einer großen Pressekonferenz.“
Gut, dass ein Herr Tusk schon die Richtung vorgegeben hat: Verschärfung der Sanktionen gegen Russland, kurz auch: Krieg genannt. Gut, dass wir nun wissen, dass die USA sich zurückhalten wollen und die Führung des Krieges Deutschland überlassen – dazu braucht man noch nicht mal groß zwischen den Zeilen zu lesen.
Dieser Krieg ist auch ein Krieg der Postdemokratie gegen ihre Bürger – ein erfolgreicher Krieg, wie die Medien stolz berichten. Bayern sieht den größten Polizeieinsatz den das Land je erlebt hat (siehe BR), erst war von 17000, dann von 19000, jetzt von über 20000 Polizisten die Rede (siehe yahoo). Wozu? Nicht im Einsatz gegen Korruption und Steuerhinterziehung, gegen Drogen- Waffen- oder Menschenhandel, nicht zum Kampf gegen das ständig wachsende organisierte Verbrechen … sondern um dafür Sorge zu tragen, das Angela Merkel sich zu einem Preis von 360 Millionen Euro (siehe Handelsblatt) ganz luxuriös im Geheimen mit dem US-Präsidenten unterhalten kann – 260 Millionen teurer als das letzte Mal. Unverschämter geht es kaum noch – aber wir verstehen langsam, warum Georg Diez vom Spiegel so offen und ohne Widerspruch seines Chefredakteurs von Postdemokratie reden kann – einem Zustand, der der schreibenden Zunft klar vor Augen steht und dem sie ihre „Schere im Kopf“ zu verdanken hat.
Der „Zeit“ verdanken wir einen Ausblick auf weitere Ergebnisse – neben der Kriegsführung gegen Russland mit deutscher Führung (siehe Zeit):
„Auch das umstrittene transatlantische Handelsabkommen TTIP ist in Elmau zur Sprache gekommen. Laut EU-Diplomaten sollen nach dem Willen der G 7 bis Jahresende „ernsthafte Fortschritte“ bei den Verhandlungen zu TTIP erreicht werden.“
Der „Wille der G 7“ ist der Wille einer kleinen Gruppe von Verschwörern – ja, so nennt man nun mal Menschen, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit Pläne für und mit anderen machen. Das ist regieren wie im Führerkult – von Oben nach Unten. Demokratie geht genau anders herum und bedarf auch nicht zweier kompletter Infanteriedivisionen, um die Heimlichkeit der Gespräche zu bewahren.
Sicher – man darf auch mal fromme Wünsche äußern. Es gäbe Themen, derer sich die Führer des Westens annehmen könnten – sehr ernster Themen (siehe Spiegel):
„Der globale Kapitalismus ist auf die schiefe Bahn geraten. Die Weltwirtschaft findet keinen Ausstieg aus der Schuldenmanie, befeuert von Ultrabilliggeld. Blase reiht sich an Blase, Crash an Crash, während Investitionen in Knowhow und Maschinen ausbleiben. Das Paradigma der vergangenen Jahrzehnte zu überdenken und dem System neue Leitplanken und Institutionen zu verpassen, sollte die ureigene Aufgabe der G7 sein.“
Aber die G7 haben ganz andere Ziele als den Kapitalismus wieder auf die gerade Bahn zu schicken – solche Aktionen sind nur einem Wladimir Putin zuzutrauen, der schon mal Konzerne enteignet, wenn sie auf die schiefe Bahn geraten.
Es ist auch kein Geheimnis, welche großen Veränderungen für die Bürger des Westens vorgesehen worden sind: das ganz große Abkassieren wird vorbereitet (siehe Handelsblatt):
„Dem Bargeld soll es an den Kragen gehen. In Dänemark will die Regierung den Zwang, Bargeld zu akzeptieren, teilweise abschaffen. In Frankreich dürfen die Bürger ab Herbst nur noch bis 1000 Euro bar bezahlen und nur noch wenig Bargeld mit sich führen. Auch in Spanien und Italien gibt es bereits ähnliche Obergrenzen für das Bezahlen mit Bargeld, in Griechenland liegt die Grenze sogar bei nur noch 500 Euro. Und renommierte Ökonomen, wie Willem Buiter, Chefvolkswirt der Citigroup, oder Kenneth Rogoff von der Harvard Universität, fordern, Bargeld gleich oder mittelfristig ganz abzuschaffen, damit die Notenbanken leichter negative Zinsen durchsetzen können, ohne dass die Sparer sich in Bargeld flüchten“
Negative Zinsen heißt: Sie müssen ihr Geld zur Bank bringen – und dort dürfen Sie dann Kosten für dessen Lagerung zahlen, so lange, bis alles Geld fort ist. Und wenn Sie dann dagegen protestieren wollen, werden Sie merken, dass die Übung Elmau ganz andere Fähigkeiten trainiert hat: die Fähigkeit, 20000 Polizisten gezielt an jedem Ort des Bundesgebietes einsetzen zu können, jeden Protest durch massenhaften Einsatz von Polizei zu ersticken – und ganz Unbelehrsame in ehemaligen US-Kasernen in neuen Verhaftungscontainern zu lagern (siehe NTV), Container, die neu angeschafft wurden, anstatt dass man die Inhaftierten – wie üblich – auf nahegelegene Polizeidienststellen verteilt.
Die Postdemokratie bereitet ihren Polizeistaat gründlich vor – und das seit 1973. Genau seit diesem Jahr ist allen klar, dass die Währungen mangels Substanz zusammenbrechen werden – und dass man dann die jeweiligen Regierungsfunktionäre zur Verantwortung ziehen wird, egal, wer das dann seien wird.
Währenddessen bricht der Kapitalismus zusammen – nicht wegen Griechenland, sondern wegen völlig unbeherrschbarer Mechanismen. Erstmal berichtet nur die „Welt“ darüber – über einen Verlust von 600 Milliarden Euro (siehe Welt):
„Der EZB-Chef hat mit seinen Worten auf der Pressekonferenz am Mittwoch an den Bondmärkten einen Wertverlust von rund 600 Milliarden Euro provoziert. Das geht aus Daten der Investmentbank Bank of America Merrill Lynch hervor, die täglich den Gesamtwert sämtlicher Anleihen berechnet.
Selbst absolute Haudegen sind geschockt von den Bewegungen. „Die Turbulenzen versetzen mich in Angst und Schrecken“, sagte Bill Gross, ehemaliger Chef des größten Anleihehauses Pimco, der heute bei Janus Capital einen angesehenen Bondsfonds managt, dem Finanzdienst Bloomberg.“
Wenn Profis geschockt sind – was sollen dann wir erst sein? Aber man merkt, warum das Bargeld abgeschafft wird: die Staaten brauchen Geld. Und solche Riesencoups plant man am Besten im Geheimen, abgeschirmt von den Opfern.
Über diese 600 Milliarden Euro Miese wird auf dem G7 Gipfel wohl nicht gesprochen, man will sich Griechenland widmen. Griechenland, dem man weiterhin große Mengen an deutschen Waffen verkauft (siehe Zeit) und das lediglich 318 Milliarden Euro Schulden hat (siehe Statista): im Prinzip also ein viel kleineres Problem darstellt, das groß aufgeblasen wird, um vom Zusammenbruch der globalen Geldjongliererei abzulenken.
Wissen Sie, was auf dem Gipfel der Unverschämtheit nicht besprochen wird?
Das Massensterben im völlig verarmten Griechenland – (siehe Tagesspiegel):
„Die Hälfte aller Ärzte in den öffentlichen Krankenhäusern und Ambulatorien wurde entlassen. Gleichzeitig verlor rund ein Viertel der Bevölkerung mit den Jobs auch ihre Krankenversicherung. Und selbst jene, die noch Löhne oder Renten bekamen, haben oft so wenig, dass sie die hohen Zuzahlungen für die Medikamente oder Behandlungen nicht zahlen können.“
„Wir müssen davon ausgehen, dass Tausende gestorben sind, weil sie nicht behandelt wurden.“
Die Säuglingssterblichkeit stieg um 43 Prozent (siehe Spiegel) – und um die Verschwörer vor diesen Fakten zu schützen, braucht man 20000 Polizisten … die man anderswo dringender gebraucht hätte.
Die Postdemokratie … ist teuer und tödlich.
Aber ihre Profiteure können in edelstem Ambietene zusammenkommen.
Das ist doch schon mal was.
Und zwar der Gipfel der Unverschämtheit.
3.November 2012. Eifel. Im Prinzip ist das Leben wunderbar. Einfach mal auf den Klang der Erde hören – den gibt es hier, Details zum Klang hier. Erinnert an Vogelgezwitscher. Jetzt weiß man endlich, woher die fliegenden Künstler die Inspiration für ihre Gesänge her haben. Das gibt Aussicht auf eine große Harmonie, die auf Erden herrscht – eine Harmonie, die schnell durchbrochen wird, wenn man sich das Treiben der Menschen anschaut. Wie erwartet, wird ein neuer politischer Mord offenbar: war wohl doch eine Bombe an Bord der Maschine, die Polen 2010 kopflos gemacht hat. Auch Turgut Özal, türkischer Ministerpräsident/Staatspräsident soll 1993 ermordet worden sein, wie aktuelle Untersuchungen nahelegen. In Syrien wird auch gemordet. Al Kaida ruft dazu auf, das noch viel intensiver zu tun, Frankreich, Großbritannien und die USA geben offiziell 40 Millionen Dollar dazu, mit deren Hilfe der Widerstand Massenerschießungen an Soldaten vornimmt, die sich schon ergeben hatten. Man fragt sich: was finanzieren die eigentlich alle sonst noch so – und über welche Kanäle? Die Franzosen geben es bar an Gewährsleute, die es dann verteilen. So läuft das – international. So macht man erfolgreich Politik, ohne auf Wahlergebnisse zu warten. Manchmal sieht man schon im Vorfeld einen geeigneten Kandidaten, den man dann mit „aufbaut“. Eine Investition, die sich lohnt – folgen doch nach dem Aufbau kleine Freundschaftsdienste, die sich lohnen. Doch genug von der schmutzigen, bösen Weltpolitik, hin zum sauberen Deutschland, jener Insel der Glückseligen, die ihre Aussenwelt zunehmend nur noch über Bildschirme wahrnehmen und somit von vielen häßlichen Wahrheiten verschont bleiben.
In Deutschland macht gerade ein Kanzlerkandidat von sich reden: Peer Steinbrück. Ein Mann, der laut Wikipedia in seinem Leben immer nur vom Steuerzahler gelebt hat und das jetzt – als Vorbild für andere Arbeitslose – mit aller Gewalt ändern will. Deshalb hält er ganz viele Vorträge und wird dafür vorzüglich von Gewährsleuten bezahlt – unter anderem von den Bochumer Stadtwerken. Laut Tagesschau haben weder Steinbrück noch SPD jemals Kontakt mit den Bochumer Stadtwerken gehabt – die verteilen das Geld der Stromkunden einfach so unter die Leute: Fischer und Gauck haben auch dicke was bekommen. Die SPD ist darauf sogar noch stolz – denn nur so kann sie sich herausreden, das der Steinbrück das Geld selbst eingestrichen hat, obwohl es angeblich für Spendenzwecke zur Verfügung gestellt wurde – aber auch das ist jetzt unsicher, denn die Stadtwerke wollen sich nach einer aktuellen Meldung zu dem Fall nicht mehr äußern. Fraglich bleibt: warum kriegt der überhaupt soviel Geld? Und was ist mit dem Verdacht, das er vor der Wirtschaftselite (wie aktuell in Frankfurt, siehe FTD) anders redet als vor der Parteibasis, die ihn – nebenbei bemerkt – nie gewählt hat? Was ist an dem Vortrag in Bochum 25 000 Euro wert gewesen? Das fragen sich auch die Grünen in NRW, siehe Welt:
Für die Grünen im NRW-Landtag ist das Verhalten der Stadtwerke schlicht nicht nachvollziehbar. In einem Brief an die Stadtwerke drängt Grünen-Fraktionschef Reiner Priggen: Er könne „die Beweggründe für derartige großzügige Honorierung nicht nachvollziehen“.
Ganz anders natürlich die Oberbürgermeistersozialdemokratin aus Bochum:
Also fragte die „Welt“ Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (SPD), die auch Aufsichtsratschefin der Stadtwerke ist. „In der Regel, wenn sie zum Beispiel bestimmte Sponsoring-Maßnahmen haben in einer bestimmten Größenordnung, dann ist das Sache der Stadtwerke. Das finde ich auch richtig so“, antwortete sie. „Wenn ein Unternehmen entscheidet, dass es wichtigen Kunden einfach einen interessanten Abend mal bietet, dann finde ich das völlig in Ordnung.“
Wie nennt man das, wenn man wichtigen Kunden einen interessanten Abend bietet? Marketing – oder Korruption, je nach Perspektive. Ich frage mich, wann ich mal zu einem interessanten Abend eingeladen werde – immerhin bezahle ich auch Strompreise … und zwar jedes Jahr mehr. Viele können die Strompreise schon nicht mehr zahlen. Denen wird der Strom dann abgestellt, anstatt dass man aus sozialen Gründen andere Möglichkeiten sucht – das das nicht geht, versteht jeder, der Steinbrücks Honorare sieht – Fischer und Gauck kommen sicher auch nicht nur für Bockwurst mit Brötchen. „Strom abstellen“ hört sich so einfach an … dabei hat es tödliche Folgen. Man kann eine Woche ohne Essen überleben, drei Tage ohne Wasser und einen Tag ohne Wärme, bläute mir einst ein Überlebenstrainer ein, während er mir beibrachte, mit Steinen und Birkenrinde Feuer im Wald zu machen. Es nützt auch nichts, wenn das Jobcenter theoretisch die Heizkosten übernimmt, die Ölheizung aber mangels Strom für die Zündung gar nicht mehr anspringt.
Das so etwas Armen dann das Leben kostet – jenseits der großen Medienöffentlichkeit – wird selten vergegenwärtigt. Dabei nimmt die Zahl der Todesfälle zu, wie gegen-hartz informiert:
In dieser verzweifelten Lage versuchen Betroffene den fehlenden Strom nach einer Abschaltung mit Kerzen, Campingkochern oder Notstromaggregaten in den häuslichen vier Wänden auszugleichen. Dabei kommt es nicht selten zu folgenschweren Unfällen. Im August verbrannten beispielsweise vier Kinder nach einem Kerzenbrand in Saarbrücken, in Bochum erlitt ein Elternteil schwere Verbrennungen, das Kind erlitt glücklicherweise nur leichte Verletzungen nach dem Handtieren mit einem Campingkocher. In Niedersachsen starben Menschen, die aufgrund der Stromabschaltung sich mit einem Stromaggregaten beholfen hatten.
In einem aktuellen Fall in Thüringen starb ein Vater und seine drei Kinder. Der Vater der Familie hatten ebenfalls einen Notstromaggregat betrieben, weil die Stadtwerke den Strom abgeschaltet hatten. Dabei hatten sich giftige Gase in der Wohnung verteilt, woraufhin vier Menschen an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung verstarben.
So starben die Leute früher auch – deshalb haben wir überall diese Leitungen aufgehängt, damit jeder von diesem Strom etwas abbekommen kann. Leider ist der inzwischen so teuer (weil man ja wichtigen Kunden teure Referenten bieten muss), das man wirklich nicht mehr jeden Depp damit beliefern kann. Die äschern sich dann lieber selbst schnell ein anstatt einen fiesen Kältetod zu sterben.
So ist das halt mit Hartz IV: wer nicht schnell genug rennt, stirbt. Oder kommt in die Psychiatrie. Dem Nachrichtenspiegel liegt ein Urteil des Sozialgerichtes München vor, in dem eine Totalsanktionierung aufgehoben wurde (Aktenzeichen S 16 AS 421/12 ER). Hintergrund der Sanktionierung: der Arbeitslose war durch „Verunglimpfungen“ der Arbeitsagentur auffällig geworden, diese schickte ihn umgehend zu ihren Psychiatern. Er ging nicht hin (wer lässt sich schon gerne für „bekloppt“ erklären, um anschießend nicht mehr arbeiten zu können?), worauf man ihm seine komplette Grundsicherung strich. Das war natürlich Mumpitz, aber zeigt, was inzwischen möglich ist. Ich habe eine schriftliche Stellungnahme des Sanktionierten, der seine Meinung zum Jobcenter im Originalton wiedergibt:
Außerdem hatte ich zu meine Zeiten als Taxler von diversen Fahrgästen Geschichten bezüglich des Hartz 4 System gehört die ich zu dem Zeitpunkt gar nicht glauben konnte, heute weiss ich es besser….meiner Ansicht nach handelt es sich hier tatsächlich um staatlich organisierten Menschenhandel also eine moderne Form des Sklavenhandels und die modernen Sklavenhändler heißen Zeitarbeitsfirmen, die ja auch oft genug von ehemaligen Politikern betrieben werden….
Nun – wer eine solche Meinung hat, hat scheinbar in Deutschland nichts mehr zu suchen – und kriegt noch nicht mal Geld für Campingkocher oder Teelichter, mit denen er dann seine Wohnung anzünden kann.
Dabei hat er noch Glück gehabt. Seine Richterin wandte die Sanktion ab (wir werden über diesen Fall noch detalliert berichten). Anderen in Deutschland geht es nicht so gut, wie die Tagesschau meldet:
Die Studie kommt auch zum Ergebnis, dass mehr als die Hälfte der Anwälte davon ausgehen, dass ihre Mandanten falsche Geständnisse ablegen, um einer drohenden höheren Strafe zu entgehen. Sobald eine Bewährungsstrafe angeboten werde, ließen sich die Angeklagten häufig auf den „Deal“ und ein Geständnis ein.
„Sie haben den Mord vielleicht wirklich nicht begangen, aber wenn Sie geständig sind, bekommen Sie nur 20 Jahre anstatt lebenslänglich!“ – wer würde ein solches Angebot schon ausschlagen? Was manchem vielleicht harmlos vorkommt, erscheint aus anderem Blickwinkel höchst gefährlich – die ersten Anzeichen einer Willkürjustiz machen sich breit – nicht nur im Jobcenter, sondern auch im Gerichtswesen.
Sieht man sich diese Fälle im Einzelnen an, so wirken sie alltäglich. Ihre Brisanz bekommen sie dadurch, das man sie zusammenbringt. Erst dann merkt man, wohin die Reise geht. Deutschland im Herbst 2012 liefert ein Bild von sich ab, mit dem man keinen großen Blumentopf gewinnen kann – das sagt jetzt auch die UN, siehe Lebenshaus Alb:
Ferner äußern sich die UN-Experten „besorgt über ein unverhältnismäßig hartes Vorgehen von Polizisten gegen Verdächtige und von Gefängniswärtern gegen Häftlinge“. Der UN-Menschenrechtsauschuss beklagt auch unhaltbare Zustände in Pflegeheimen für ältere Menschen. Demenzkranke würden an ihre Betten gebunden oder in abgeschlossenen Räumen quasi gefangen gehalten.
Wie gut, das wir die Alten bald ins Ausland verschicken können – da sind wir dann die UN-Beobachter los. Vielleicht machen die Richter mit denen dann auch einen Deal: „Gut, wenn Sie nicht nach Weißrussland wollen, dann schicke ich sie eben in die Ukraine. Oder sie sperren sich ganz, dann geht es ab nach Thailand“.
Schöne Zukunftsmusik, oder?
Und das scheint unausweichlich zu sein, denn im Alter werden wir alle Arm werden. Eine „giftige Finanzrepression“ vernichtet heimlich unser ganzes Geld, sagt die Welt – und weist schon mal vorsorglich auf die Folgen hin, die denen einer Hyperinflation gleichen:
Die Weimarer Hyperinflation hat den deutschen Mittelstand zerstört und maßgeblich mitgeholfen, die NSDAP groß zu machen. Deutsche Anleger sind deswegen historisch darauf geeicht, inflationäre Gefahren frühzeitig zu erkennen. Es stellt sich damit aber die Frage, ob wir in der Euro-Krise Anzeichen für eine Hyperinflation suchen, die es gar nicht gibt?
Offensichtlich unterschätzen wir die derzeitige Finanzrepression. Oder ist sie gar gewollt? Finanzrepression wie Hyperinflation sind in ihrer Wirkungsrichtung identisch: sie entschulden den Staat, enteignen die Vermögenden und bewirken eine Umverteilung vom Sparer zum Schuldner.
Darf man das noch fragen: ist sie gewollt? Darf man überhaupt noch darüber spekulieren, welchen Willen die Herrschenden haben, die Politiker, die Banker, die Manager, die Parteibosse … oder ist das nicht schon ein Bruch des Verschwörungstabus? Eine mutige Frage, heutzutage. Die Zerstörung des Mittelstands schreitet täglich weiter fort, die Zerrüttung der Demokratie ist schon soweit fortgeschritten, das sogar Bundestaaten in den USA (hier: Texas) Wahlbeobacher ablehnen.
Man kommt sich vor wie in einem Dritte-Welt-Land – aber wenn man das dann mal zur Sprache bringt, kommt man erstmal in die Psychiatrie, wo geklärt wird, ob überhaupt noch ein Arbeitsberechtigungsschein ausgestellt werden darf oder ob man besser gleich jener Kategorie Menschen zugeordnet wird, der die Jugend heute den schönen Begriff „Gammelfleisch“ zugedacht hat.
Der Kurs, den wir hier einschlagen, ist auf jeden Fall mehr als bedenklich – und der Strom der Nachrichten, die zeigen, das wir in einer riesigen Krise stecken, ebbt einfach nicht ab.
Warum die Menschen nichts dagegen tun?
Nun – politisches Wohlverhalten (oder auch einfach die staatlich gewünschte Ignoranz jeglichen politischen Treibens zugunsten einer hochgezüchteten Konsummentalität) wird für die Erlangung eines Arbeitsplatzes vorausgesetzt – für seinen Erhalt ebenfalls. Wer hier aus der Reihe tanzt, wird schnell merken, das der Chef Gründe genug findet (oder von Detektiven konstruieren lässt), einen vor die Tür zu setzen. Das weiß inzwischen jeder Arbeitnehmer – und jede Gewerkschaft. Darum kümmern sich letzte nur noch um die, die es schaffen, im System drin zu bleiben (und Beiträge zu bezahlen).
Der Rest kann sehen, wie er mit Teelichtern die Bude warm bekommt oder in der Psychiatrie dem Haldol entkommt. So ruhiggestellt, kann er dann vor sich hinvegetieren, bis er in den ersehnten Ruhestand im albanischen Pflegeheim antreten kann.
Aber halt: dafür braucht man gar nicht in die Psychiatrie! Das machen die Deutschen schon selbst – von ganz allein, siehe Spiegel:
Deutschlands Ärzte verordnen ihren Patienten eine Rekordmenge an Schmerzmitteln. Laut Arzneiprüfungsinstitut waren es zuletzt 6,3 Millionen Packungen im Jahr – 50 Prozent mehr als 2005. Experten warnen vor Medikamentenabhängigkeit.
Die Deutschen sind gar nicht so doof, wie alle immer denken … die sind nur voll zugedröhnt, weil sie den Zirkus nicht mehr aushalten.
Deutschland im Herbst 2012? Ein Trauerspiel.
Nun wissen wir immer noch nicht, wofür der Steinbrück (und die anderen Führungskader der Konzernwirtschaft) soviel Geld bekommen.
Darf man mutig sein und fragen … ob die vielleicht genau für dieses Trauerspiel bezahlt werden? Oder komme ich dafür jetzt auch erstmal in die Psychiatrie, weil ich einem „unangemessenen kulturellen Wahn“ verhaftet bin … nur weil ich es in einer Welt, in der Staatspräsidenten ermordet werden und Staaten ihre eigenen Feinde finanzieren für möglich halte, das gewisse Gelder auch in Deutschland für gewisse Effekte sorgen?
1,25 Millionen Euro hat der Steinbrück mit 80 Vorträgen verdient. Macht pro Vortrag: 15625 Euro. Davon kann ein Hartz-IV-Abhängiger 41,6 Monate leben – dreieinhalb Jahre.
Für nur einen Vortrag – einmal heiße Luft. Ich war mal bei einem Vortrag von Willy Brandt – der hat umsonst gesprochen, war halt Reklame von ihm für ihn.
Die Zeiten haben sich wohl geändert. Also – warum bekommt man für einmal seine Meinung sagen soviel Geld?
Aber … wäre das nicht die Lösung unseres Arbeitslosenproblems? Sagen wir mal – wir verpflichten die Geldgeber, Arbeitslose einzuladen. Jeder bekommt den Steinbrückbonus – und hat dafür ein Jahr Ruhe vor dem Amt. Schon hätten wir Grundeinkommen, Bürgergeld – und keinen einen einzigen Arbeitslosen mehr!
Superidee.
Wer zahlt für die Vorträge darüber?