Turbulente Zeiten an der Börse: Viele Anleger und Investoren fragen sich, ob eine neue Finanzkrise droht. Dieses Mal geht die Gefahr nicht von US-Banken aus, sondern von dem zweitgrößten Immobilienunternehmen Chinas.
Evergrande ist hochverschuldet und kann seit Wochen fällige Schulden nicht mehr bedienen. Bislang zögert die chinesische Regierung bei der Rettung des angeschlagenen Konzerns. Dies allein wäre schon schlimm genug, doch offenbar scheint das bloß die Spitze des Eisberges zu sein, denn ein großer Teil des chinesischen Immobiliensektors scheint auf Sand gebaut zu sein.
Zwischen 25 und 30 Prozent des BIP kommen in China durch den Immobiliensektor zustande. Mit realem Wachstum hat das aber nicht viel zu tun, bedenkt man die gigantische Quote an Leerständen: 20 Prozent der Wohnungen in Städten stehen leer. Bislang aber lohnte sich das spekulative Geschäft, auch weil es im Interesse der Kommunistischen Partei war.
Inzwischen aber hat Xi Jingping erkannt, dass es so nicht weitergehen kann; möglicherweise kommt diese Erkenntnis jedoch zu spät, denn ein Konzern wie Evergrande ist systemrelevant – nicht nur für die chinesische Volkswirtschaft, vielleicht auch für die Finanzmärkte.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über Chinas Immobilienblase.
Literatur:
“Weitere Ausfälle bei Chinas Immobilienentwicklern”, in: Manager Magazin, online verfügbar unter:
https://www.manager-magazin.de/finanz….
Michael Pettis: “What Does Evergrande Meltdown Mean for China?”, online verfügbar unter:
https://carnegieendowment.org/chinafi…
Cameron Abadi/Adam Tooze: “Is Evergrande the New Lehman Brothers?”, online verfügbar unter:
https://foreignpolicy.com/podcasts/on….
Christoph Gisiger: “In China stehen die Zeichen auf Sturm”, in: Finanz und Wirtschaft, online verfügbar unter:
https://www.fuw.ch/article/in-china-s….
Linda Poon: “China’s Huge Number of Vacant Apartments Is Causing a Problem”, online verfügbar unter:
https://www.bloomberg.com/news/articl….
Ein Standpunkt von Christian Kreiß.
Wie geht es dem Mittelstand?
Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform, die regelmäßig Umfragen im deutschen Mittelstand vornimmt, veröffentlichte am 20.4. ihre jüngsten Umfrageergebnisse: „Danach haben sich die Auftragslage und die Umsätze empfindlich verschlechtert. Der Geschäftsklimaindex im Mittelstand rutschte auf den niedrigsten Stand seit 2009.“
Die Erwartungshaltung der Unternehmen habe sich gegenüber Frühjahr 2020 leicht verbessert, sei aber „noch meilenweit von den Werten der letzten Jahre entfernt“. Im Winterhalbjahr 2020/21 hätten 34,6 Prozent der Unternehmen einen Umsatzrückgang gemeldet, 2019 habe dieser Wert bei 17,3 Prozent, 2018 bei 15,2 Prozent gelegen. Die schlechteren Umsätze und Gewinne hätten zu einer „sinkenden Resilienz“ geführt, die Eigenkapitalquoten seien durch die Corona-Krise gesunken, „der Anteil der eigenkapitalschwachen Unternehmen (Eigenkapitalquote unter 10 Prozent) nahm […] von 27,4 auf 30,7 Prozent spürbar zu. (1)“
Das Kfw-ifo-Mittelstandbarometer April 2020, das am 10.5. veröffentlich wurde, kommt zu einem etwas besseren Ergebnis. Demnach „schlagen sich die mittelständischen Unternehmen wacker“. Die Geschäftserwartungen hätten sich verbessert und erreichten wieder den Stand von Ende 2018. Die reale Lage dagegen ist demnach noch immer sehr viel schlechter als in der Zeit vor den Lockdowns (2).
Beide Studien stimmen jedoch darin überein, dass der Mittelstand unter den Lockdowns gravierend gelitten hat und noch immer stark leidet. Das spiegelt sich bislang jedoch nicht in den Insolvenzzahlen wieder, denn von Frühjahr 2020 bis 30.4.2021 wurde das normale Insolvenzrecht ausgesetzt und damit viele Insolvenzen aufgeschoben. 2020 gab es ca. 16.000 Unternehmensinsolvenzen. Das war ein Rückgang gegenüber 2019, als es etwa 19.000 gab, um etwa 16 Prozent und der niedrigste Stand seit 20 Jahren (3). Wegen des Insolvenz-Staus gehen die meisten Prognosen nun von einem Anstieg der Insolvenzen auf gut 25.000 2021 aus (4), die Schätzungen liegen zwischen plus 6 und plus 50 Prozent (5). Es wird auch immer wieder die Frage gestellt, ob wegen des Nachholeffekts nun eine Pleitewelle auf uns zukommt.
Insolvenzen und Geschäftsaufgaben
Dabei muss man Geschäftsaufgabe und Insolvenz unterscheiden. Einen Insolvenzantrag stellen normalerweise nur größere Unternehmen mit Schulden, während kleine Unternehmen und Selbständige ohne Insolvenzanmeldung einfach ihr Geschäft schließen. Daher liegen die geschätzten Zahlen für sämtliche erwarteten Betriebsschließungen, also auch die von kleinen und selbständigen Unternehme(r)n, die ohne formalen Insolvenzantrag einfach ihre Tätigkeit aufgeben, um den Faktor 10 bis 30 höher. Nach einer zusammenfassenden Studie des DIW vom 28.12.2020 über umfragebasierte Prognosen, schätzte das ifo-Institut 2020, dass 750.000, also etwa ein Fünftel der deutschen Unternehmen existenzbedroht seien. Nach einer DIHK-Umfrage waren es ein Zehntel oder 350.000 Unternehmen und laut Creditreform gab es demnach bereits 2020 550.000 überschuldete Unternehmen, die zu „Zombieunternehmen“ werden könnten, 2021 sogar bis zu 800.000 (6).
Demnach wären also zwischen 10 und 20 Prozent aller (Klein-)Unternehmen in Deutschland in ihrer Existenz bedroht, also jedes zehnte oder gar jedes fünfte Unternehmen. Diese Zahlen stammen zum großen Teil noch aus der Zeit vor dem Beginn der zweiten Lockdown-Welle im November 2020. Die wirtschaftsschädigenden Auswirkungen des zweiten Lockdowns sind also in den Schätzungen noch nicht enthalten. Berücksichtigt man die Umsatzausfälle seit November 2020, dürften noch mehr kleine und Kleinstunternehmen von einer möglichen Geschäftsaufgabe betroffen sein.
Großkonzerne gewinnen zu Lasten der kleinen und mittleren Unternehmen…
Die Corona-Lockdowns fügen dem Freiheitsabbau sozialen Kahlschlag hinzu und beschleunigen die Konzentration wirtschaftlicher Macht.
Ein Standpunkt von Roland Rottenfußer.
Pleitewelle bei Einzelhändlern und Kleinunternehmern hier, Rekordgewinne der Superreichen dort. Was wir in der Folge der herrschenden Coronapolitik beobachten können, sind weder Einzelfälle, noch ist es bloßer Zufall. Es handelt sich um einen an Brutalität nicht zu überbietenden Generalangriff auf die Reste sozialer Chancengleichheit in diesem Land. Weite Teile der Bevölkerung identifizieren sich jedoch mit dem Aggressor. Der größte Erfolg des Klassenkampfs von oben besteht darin, den Menschen einzureden, es gebe keinen Grund mehr, zu kämpfen. Es ist der Propaganda gelungen, den Selbstbehauptungswillen der Systemopfer „uncool“ aussehen zu lassen und als ewig gestrige Kommunisten-Mentalität abzukanzeln. Unbehelligt von einer gelähmten Unter- und Mittelschicht, bauten die oberen Zehntausend derweil ihre Machtstellung aus. Corona hat den Eroberungskrieg der reichen Eliten gegen den Rest der Welt nicht nur nahtlos weitergeführt, sondern auch massiv beschleunigt. Wir stehen vor einem Quantensprung in der Entwicklung hin zu einer totalen Spaltung der Weltbevölkerung.
Erinnern Sie sich an die Zeit vor genau einem Jahr: Welche Themen standen zum Jahresanfang für Sie im Vordergrund? Welche Wünsche hatten Sie? Vielleicht lag Ihnen die Rettung der Ökosphäre am Herzen — denn 2019 war „Greta-Jahr“ gewesen. Vielleicht erhofften Sie eine Aufbesserung der Renten und das Ende der Amtszeit Donald Trumps. Vielleicht machten Sie sich über die noch immer desaströse Situation der Flüchtlinge in griechischen Auffanglagern Gedanken oder über die Frage, wer der nächste deutsche Kanzler würde.
Sicherlich nicht auf Ihrer persönlichen Agenda stand jedoch eine weitere Öffnung der Schere zwischen Arm und Reich, also Vermögenszuwächse für die Größtverdiener, das weitere Abrutschen der Armen ins Elend, die Erosion des Mittelstands, die Zerstörung tausender Kleinunternehmen, inhabergeführter Läden und freiberuflicher Existenzen. Genau dies ist aber im Jahr 2020 geschehen. Es geschieht Anfang 2021 weiter und wird sich fortsetzen. Es war den politisch Verantwortlichen offenbar wichtig, dass es so kommt, und wo ein politischer Wille ist, ist auch ein Weg.
Dieser Weg zeigte sich vor allem in Gestalt der sogenannten Corona-Maßnahmen. Hat — abgesehen von einigen Wahnsinnigen und profitgeilen Großakteuren — irgendjemand diese Entwicklung gewollt? Vermutlich nicht. Dennoch ist es geschehen. Und trotz einer mittelgroßen Protestbewegung, die sich im letzten Jahr erhob, hat die Bevölkerung als Kollektiv dies mit sich machen lassen…
https://ecmfactory.ch/videos/watch/e83a0e66-64d3-42de-abad-31aa6d2621cd
Der Bundestagsabgeordnete Diether #Dehm ist nicht nur mittelstandspolitischer Sprecher der Linksfraktion, er ist auch selbst Unternehmer und Kulturschaffender. Dehm kritisiert, der Lockdown habe kein Augenmaß, die Auswirkungen seien verheerend. In den kommenden Monaten sei mit einer nie dagewesenen Insolvenzwelle in Deutschland zu rechnen.
Im Gespräch mit SNA News-Politikchef Marcel Joppa rechnet der Linke-Abgeordnete Diether Dehm mit der Regierung und ihrer Corona-Politik ab.
Warum die Krise schwerer ist, als die Bundesregierung behauptet
Die Bundesregierung feiert sich für ihr Management der Coronakrise. Schließlich gebe es “nur” eine halbe Million Arbeitslose mehr, der Abschwung sei doch nicht so dramatisch und mittlerweile gehe es schon wieder steil aufwärts.
Die fünf Millionen Kurzarbeiter, deren Arbeitsplätze alles andere als gesichert sind? Die anstehende Pleitewelle von Unternehmen, welche nur wegen der aufgeschobenen Insolvenzfristen noch nicht zugeschlagen hat? Alles verdrängt und vergessen. Umsatzeinbrüche in Gastronomie, Einzelhandel, Unterhaltung, Tourismus, Kultur… Ach, was kümmert das schon unsere Politiker.
Überall herrscht Unsicherheit, es fehlen die großen Impulse, viele Menschen werden mit ihren Existenznöten alleine gelassen. Wie die wirtschaftlichen Aussichten sind, wenn man genauer hinsieht, und warum sich die Bundesregierung für ihre Coronapolitik nicht feiern sollte, erkläre ich diese Woche im Video. Außerdem gehe ich auch auf Eure zahlreichen Rückmeldungen zu meinem letzten Video über Elektro-Autos vor der Sommerpause ein.
Ein Standpunkt von Christian Kreiß.
Warum stehen wir eigentlich noch hier und demonstrieren? Ist nicht schon wieder fast alles „gelockert“, wieder fast alles normal? Wozu überhaupt noch die ganze Aufregung? Dafür gibt es mehrere Gründe.
Die Schulen laufen in Bayern noch längst nicht wieder normal, sondern vielleicht auf 40 Prozent. Die Kinder sind nur jeden zweiten Tag in der Schule und haben auch dann nur verkürzten Unterricht. Es ist also nach wie vor viel homeschooling angesagt. Genau das ist aber dramatisch gescheitert. Sehr viele Schüler aus sozial schwachen Schichten wurden und werden abgehängt, landen vor dem Bildschirm und leiden unter häuslicher Gewalt, die geradezu explodiert ist.
Pleitewalle