Pisa

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Dr. Manfred Spitzer über den vorprogrammierten Absturz (Wie wir Generation Doof 4.0 züchten)

Die Penetranz, mit der uns Digitalisierung als tolle und unaufhaltsame Entwicklung verkauft wird, steht leider in krassem Gegensatz zur Realität, auf welche diejenigen, die sich gerne als „Realos“ geben, ja scheinbar so viel halten. Basierend auf mittlerweile sehr umfangreichem Studienmaterial mit Statistiken über Millionen an Schülern in 60 Ländern und über Beobachtungszeiträume von 10 Jahren, kann Spitzer heute eine einfache Gleichung aufstellen, vor der es uns leider nichts nützt, die Augen zu verschließen:

Je mehr digital, desto dumm.
Oder: Je früher digital, desto kaputt.
Oder auch: Je lieber digital, desto suizidal.

Die Frage, warum unser evidenzbasiertes Altmaier-Kabinett trotzdem gerade Milliardenbeträge ausgibt, um unsere Kinder möglichst frühzeitig in eben diese degenerative Entwicklung hineinzuprügeln, mag sich jeder selbst beantworten.

Wer wenig Zeit hat, mag sich eventuell nur eine Minute ab 1:04:45 ansehen: Da wird in aller Kürze erklärt, wozu der für Deutschlands Schulen beschlossene „Digitalpakt“ in Kürze führen wird: Andere Länder haben das Ganze bereits durchexerziert – und sind vollkommen abgeschmiert. Sogar in Finnland, das bei PISA-Vergleichstests bislang immer top war, sind die Schülerleistungen nach Einführung der Digitalisierung mittlerweile in den Keller gefallen.

Mit anderen Worten: In einer Situation, in der wir ohnehin bereits mit einer Bildungskatastrophe biblischen Ausmaßes zu kämpfen haben (nicht nur die humanistische Bildung und die Empathiefähigkeit drohen zu verdunsten, auch die ganz konkreten kognitiven Fähigkeiten – 40% der Abiturenten beherrschen etwa keine Bruch- und Prozentrechnungen mehr, obwohl sie mit einer Zwei im Zeugnis entlassen wurden), züchten wir nun eine Generation Doof 4.0.

Der Zeitpunkt, wo diese verhängnisvolle Entwicklung in die Wege geleitet wird, könnte ungünstiger nicht sein. Denn angesichts der Herausforderungen, die heute vor uns stehen und von denen die drohende Robotisierung/Mechatronsierung des Menschen und der Lebensumwelt nur eine ist, wäre echte Bildung bzw. Erziehung zu eigenständigem, kreativem Denken heute so notwendig wie noch niemals zu vor.

Manfred Spitzers Vortrag soll diesbezüglich keineswegs Anlass zur Resignation sein, sondern kann vielmehr Ansporn sein, umso mehr Eigenregie zu übernehmen. Denn wenn die Regierung versagt und unsere Kinder nur noch willfährig der Agenda von Lobbyinteressen der IT-Industrie ausliefert, dann müssen wir im privaten Rahmen umso mehr gegensteuern. Durch das echte, basale Leben, das wir unseren Kindern nahebringen können, durch Liebe zu Natur, Büchern und humanistischer Bildung. Dann wird dasjenige, was aus neurowissenschaftlicher Sicht ohne Pathos schlicht als digitales Gift bezeichnet werden kann, in seiner Schädlichkeit zurückweichen. Denn was viele ratlose Eltern heute übersehen: Die Beziehung der Kinder zu ihnen bzw. zu Erwachsenen ist im Vergleich zu den Medien entgegen allem äußeren Anschein immer der gewichtigere Faktor. Wer diese Beziehung pflegt – und sich dabei selbst als immer in Entwicklung begriffener Mensch versteht und nicht als Biocomputer – hat das notwendige Gegengewicht gespendet, damit seine Kinder einigermaßen gesund durch das digitale Zeitalter kommen.

[Warnung: Wer im Glauben an die Digitalisierung seine Ersatzreligion gefunden hat, dem könnte es nach dem Vortrag von Dr. Spitzer eventuell den Boden unter den Füßen wegziehen. Er wird danach womöglich nicht mehr länger vor Gott KI knien können, sondern wieder aufstehen. Daher Vorsicht: Dieses Video kann einen zum Digitalismus-Agnostiker machen!]

Die deutsche Presse … auf Jamaikaniveau. Über Davos, Mali, nützliche Terroristen und tote Journalisten

Die deutsche Presse ... auf Jamaikaniveau. Über Davos, Mali, nützliche Terroristen und tote Journalisten

Mittwoch, 30.Januar 2013. Eifel. Gute Meldungen aus Davos: wir können die Berichterstattung über wirtschaftliche Verwerfungen endlich einstellen. Das freut mich sehr – beunruhigt mich doch die Entwicklung der Wirtschaft sehr: ohne Essen und Trinken hält auch die Demokratie nicht lange durch. Die Süddeutsche jubelt geradezu: deutsche Konzerne machen gute Gewinne, die Krise ist vorbei, Spanien, Portugal, Griechenland geht es super, alle haben Optimismus und vor allem: das Vertrauen hat sich dramatisch verbessert. Was man in dem Artikel vergeblich sucht, ist die Information darüber, wer denn jetzt wem mehr vertraut als vorher. Es gibt Hinweise darauf, das vielleicht Politik und EZB die Sache so richtig im Griff  haben sollen … schaue ich auf die wachsenden Staatsverschuldung, so kann ich in erster Linie nur eins feststellen: die Banker können jederzeit darauf vertrauen, das das ganze Volk hinter ihnen steht, wenn es gilt, ihre Spielschulden zu bezahlen.

Das ist Presse in Deutschland.  In der Schweiz selbst sieht es schon anders aus. Dort zitiert die Handelszeitung den Herrn Stiglitz, Träger des Nobelpreises für Wirtschaft, der die Schweizer schon mal darauf vorbereitet, das der deutsche Jubel von kurzer Dauer sein wird, weil eigentlich noch überhaupt kein Problem gelöst ist.

Wir Deutschen konnten jahrelang unsere Autos gut an Griechen, Spanier und Portugiesen verkaufen, haben mit unseren Produkten die einheimischen Industrien kaputt gemacht und jetzt das Problem, das wir ineffektive Volkswirtschaften in der Eurozone haben: das ganze Europrojekt entpuppt sich als Riesensubvention für deutsche Konzerne (die sich hauptsächlich in ausländischen Händen befinden – was wir hier mal gegen allen Jubel nicht unerwähnt lassen wollen).  Mit dem auf diesem Wege abgegriffenem Geld machen die Raubritter der Moderne in Deutschland vor allem eins: sie machen uns die Mietpreise kaputt, was zu extremen Verzerrungen und Verwerfungen auf den Märkten führt, siehe Handelsblatt:

Deutschland erlebt einen sagenhaften Boom, einen Immobilienboom. Wobei „Boom“ nur eine freundliche Umschreibung dafür ist, dass die Preise und Mieten steigen. In Wahrheit herrscht in deutschen Großstädten ein Verdrängungswettbewerb. Wer sich die steigenden Mieten nicht mehr leisten kann, muss wegziehen, an den Rand der Stadt. Und wer schon am Rand wohnt, hat ein Problem. Dort kann eine Mieterhöhung von 5,50 Euro auf sechs Euro pro Quadratmeter zur existenziellen Frage werden.

Wer von Opa ein Mietshaus geerbt hat, ist der König – und bleibt es auch. Wer sich neu eine Existenz ohne Opa aufbauen muss, ist der Verlierer. Viele erfolgreiche Systembüttel können dank Zugriff auf die Staatsfinanzen alles zahlen, was die Mietgeier fordern – und die haben viel Phantasie. Wer einen normalen Job hat und nicht an der Vernichtung außerdeutscher Volkswirtschaften verdient oder Millionen mit Spekulationen einfährt, für deren Risiken (und Verluste) der Steuerzahler aufkommt, der gehört zu den neuen Vertriebenen.

So lesen wir das aber nicht in den Medien. Obwohl uns dort eigentlich alles vorgekaut wird, kommt niemand mehr dazu, die vielen Informationen zu einem einheitlichen Bild zu verbinden, einem Bild, das Angst machen kann – was auch gut ist. Angst kann enorme Kräfte frei setzen … und viel zerstören. Daran musste ich denken, als ich heute das Manager-Magazin las, eine neue Rekordeinwandererwelle droht:

Deutschland steht vor der größten Immigrationswelle seit einer Generation. Ein Segen für die heimische Wirtschaft, aber auch Stress für die Boomregionen. Die Neubürger werden das Land verändern – zum Besseren.

Die Jubelmeldungen kommen für Deutschland gerade recht – wir Deutschen sterben aus. Was die Jubelmeldungen verschweigen:  die vielen Fachkräfte aus Spanien und Griechenland, die nun hier einmarschieren, fehlen in der Wirtschaft ihrer Länder. Für die deutschen Rentner ist das gut – die Frage ist nur: wie lange müssen die in Zukunft freiwillige Spenden leisten, um die Rettungspakete für jene Länder zu bezahlen, denen wir jetzt die Jugend absaugen?

„Wirtschaftsemigranten“ waren uns früher mal ein Gräuel. Wir wollten politisch Verfolgte aufnehmen, Menschenleben retten – und nicht jene, die sich am deutschen Wohlstand gesundstoßen wollten. Und nun? Jubelt die gleiche Presse über jeden Wirtschaftsflüchtling aus den Beutestaaten, der hier sein Heim sucht.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: ich mag Griechen und Spanier, so wie ich Europa generell sehr mag. Sogar an den Euro habe ich mich gewöhnt – obwohl der alles doppelt so teuer gemacht hat. Aber ein Deutschland, das den anderen Ländern die Spitzenleute klaut, wird ewig für die darbenden Wirtschaften in deren Heimat zahlen müssen – zur Rettung unserer Rentenkasse.

Natürlich müssen wir den Jubel in Davos auch aus der richtigen Perspektive betrachten: für alle diejenigen, die dort sind, sind die Aussichten sicher super. Deren Miete zahlt ja auch der Staat – wenn auch manchmal über den Umweg des fleißig subventionierten Konzernkontos. Aber auch diese Zusammenhänge werden selten gelehrt.

Schlimmer noch ist ja Mali – auch dort mordet jetzt deutsches Geld mit. Laut Manager-Magazin sind wir dort der größte Geldgeber. In Deutschland fehlen Lehrer, die unsere Kinder zur Fachkräfteausbildung fit machen sollen, aber für Morde in Mali haben wir immer etwas übrig. Der Spiegel berichtet dann, was mit diesem Geld angerichtet wird:

Anhand der Aussagen der Mutter und mehrerer anderer Bewohner von Konna lässt sich ein bisher unbekanntes Bild der heftigen Kämpfe zeichnen, die sich zu Beginn des Kriegs abspielten. Interviews mit Anwohnern legen nahe, dass nach den Bombenangriffen bei Gefechten in Konna möglicherweise Hunderte Menschen starben. Einige Anwohner erhoben dabei teilweise auch Vorwürfe gegen die malischen und französischen Soldaten. Bei der Jagd auf die Islamisten, die sich nach den Luftangriffen teilweise auch in Wohnhäusern versteckten, sind ihnen zufolge auch unbeteiligte Bewohner der Stadt entweder gleich erschossen oder von den Maliern verschleppt worden. Viele von den Verschleppten, so die Bewohner, seien bis heute nicht zurückgekehrt.

Ähnliches habe ich über Polen gelesen – nach dem Einmarsch der Waffen-SS. Waren wir als zivilisierte Westeuropäer nicht irgendwann mal für humane Kriegsführung? Genver Konvention und so? Sieht die etwas so aus:

„Nach den Detonationen flohen viele der Kämpfer aus ihren Verstecken“, sagte ein greiser Bewohner am Montag, „sie wurden von den französischen Special Forces sofort erschossen“

Im Weiteren erfährt man auch von der Exekution zweier Schafhirten – Kopfschuß. Dafür geben wir unser Geld? Hat sich deshalb das Vertrauen in Davos dramatisch verbessert? Immerhin unterstützen wir da eine … brutale Militärjunta. Also sowas, was wir früher nicht mit der Zange angefasst hätten, weil die einfach Pfui sind. Wir hätten uns lieber den „Freiheitskämpfern“ aus dem Norden zugewandt, die jetzt so richtig fiese böse Ungeheuer sind, Orks, Zombies auf zwei Beinen, Islamisten eben, Unmenschen, Untermenschen, Wesen, die weit unter uns stehen und deren Entmenschlichung nicht mehr rückgängig gemacht werden kann … so jedenfalls der Eindruck, den ich bekomme, wenn ich die von Journalisten verschiedener Magazine abgetippten Meldungen der Presseagenturen lese.

Überall tauchen diese Monster auf einmal auf: Lybien, Ägypten, Algerien, Tunesien, Mali, Indonesien, Bonn – aus sicherer Quelle weiß ich auch, das wir in der Eifel jetzt ebenfalls einen Busfahrer mit Turban haben. Dabei dachte ich eigentlich … wir hätten unser Asienkorps deshalb nach Afghanistan geschickt, um genau das zu verhindern.

Wo kommen die ganzen Terrororks auf einmal her? Ihre zentralen Ausbildungslager wurden doch schon vor zehn Jahren zerbombt?

Ist aber natürlich eine schöne Sache für die Außenpolitik imperialer Länder, denen der europäische Dauerfriede zu langweilig ist: einfach mal den Islamisten aus dem Sack geholt – schon kann man kräftig Ziegenhirten erschießen.

Mit deutschem Geld.

Nebenbei erledigt man einige Züge im geopolitischen Schachspiel, das Frankreich und die USA mit China um die afrikanischen Rohstoffe führt. Mit „Islamisten“ – die ihren Ursprung den USA verdanken, als sie als Terrorgruppe gegen die Russen in Afghanistan aufgebaut worden sind (was man auch an jeden Artikel heften sollte, der sich mit „islamischem Terror“ beschäftigt) – wurde schon der gesamte arabische Norden Afrikas destabillisiert … mit schrecklichen Folgen für die Bevölkerung.

Die Aktionsmöglichkeiten bewaffneter Terrorbanden in diesen Ländern hat sich auf jeden Fall durch den Zusammenbruch der Ordnung deutlich verbessert. Wer dort jetzt gegen den Terror der Nato anschreien will, kann jederzeit mit dem Besuch einiger zorniger, brutaler junger Männer auf japanischen Geländewagen rechnen, die ihn foltern und verstümmeln. Um die Gesellschaft richtig zu zerrütten, kann der Besuch samt Folter und Verstümmelung natürlich auch grundlos erfolgen.

Was dort im Norden Afrikas groß gezogen wird, ist ein Haufen verwahrloster Banden, die auch schon mal nur so aus Spaß historisch wertvollste Dokumente vernichten, siehe Neue Züricher Zeitung. 

Das hat eine interessante Nebenwirkung, über die die Tagesschau berichtet:

88 hauptberufliche Jornalisten sowie 47 Blogger und sogenannte Bürgerjournalisten sind in diesem Jahr getötet worden – so viele wie noch nie, seit die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) 1995 ihre erste Bilanz veröffentlichte. 

So viele wie noch nie, seitdem unbekannte Finanziers (also: unter anderem WIR) „Rebellen“ in aller Welt mit Waffen ausstatten, damit sie so ein wenig ihre Gesellschaften aufmischen. Das kann natürlich Zufall sein … vielleicht haben aber auch die Konstrukteure dieser Realitäten einfach Spaß an apokalyptischen Zuständen in anderen Ländern.

Aber Journalisten und Blogger – die mag man nicht. Und die barbarischen Horden, die plötzlich wie aus dem Nichts auftauchen, mögen auch keine Journalisten – nachher hört noch einer von denen die Gespräche mit, die man mit den eigenen Finanziers führt (meist Saudi-Arabien, der große Freunde der Familie Bush aus den USA).  Oder die machen sich vielleicht noch selber Gedanken.

In Deutschland ist man ebenfalls dabei, dieses Problem elegant zu lösen: man schmeißt die Journalisten einfach ´raus. Hier hat man verstanden, das „Wirtschaft“ ja auch Waffe sein kann: nur ein arbeitsloser Journalist ist ein guter Journalist, siehe Tagesschau:

Deutschland steht in einer weltweiten Rangliste der Pressefreiheit auf Platz 17. „Problematisch ist hier vor allem die abnehmende Vielfalt der Presse“, kritisierte die Organisation Reporter ohne Grenzen. Aus Geldmangel arbeiteten immer weniger Zeitungen mit eigener Vollredaktion, mehrere Redaktionen seien 2012 komplett geschlossen worden. Auch an den Behörden äußerte ROG Kritik, denn Journalisten gelangten oft nur schwer an Informationen.

Aus diesem Grund arbeiten Blogger wie wir immer mehr, um die existierenden Lücken zu füllen: die Notwehr des kleinen Mannes. Finnland ist von den Reportern ohne Grenzen übrigens auf Platz 1 gewählt worden – da waren die auch zweimal wegen ihrer Bildungspolitik. Das hatte auch einen besonderen Grund, siehe Spiegel:

Gleich zweimal wurde Finnland Pisa-Weltmeister. Wie machen die Finnen das bloß? Sie geben Kinder mit Lernproblemen nicht einfach auf – sofort rückt eine Art Schlechte-Schüler-Feuerwehr aus und leistet erste Hilfe. „Keiner darf zurückbleiben“, lautet das Erfolgsmotto für das kluge System pädagogischer Fürsorge.

Keiner darf zurückbleiben … ganz schön sozialromantisch, die Finnen, oder? Wie könnten wir dastehen, wenn wir das gleiche Motto hätten. Stattdessen sortieren unsere Schulen schlechte Schüler ´raus wir der Teufel … und die Jobcenter freuen sich dann über jene, die ohne Schulabschluß eine Arbeit finden sollen. Das es so beknackt, darüber darf auch nie geschrieben werden: der blasphemische Ruf nach Diätenkürzungen für Pappnasen wg. erwiesener Unfähigkeit könnte durchs Land gehen … und wir wären auf einmal aufgerufen, die Fachkräfte, die wir brauchen, auch selber zu produzieren.

Darf ich noch ein wenig über Jamaika schreiben? Doch, das muss sein. Wenn wir schon deren Niveau in Pressefreiheit haben, kriegen wir doch vielleicht auch deren Sozialniveau in anderen Bereichen, siehe Wikipedia:

Die schlechte Lebensqualität fördert die Kriminalität, die heute das größte Problem der Insel ist. In den Städten haben sich Banden gebildet, die durch Drogenhandel und Schutzgelderpressung Geld verdienen. Seit den 1970er-Jahren unterhalten auch die Gewerkschaften und die eng mit ihnen verbundenen Parteien bewaffnete Banden, die Viertel kontrollieren, in denen besonders viele der eigenen Anhänger leben. Gerade junge Menschen sehen in den Banden die einzige Möglichkeit, schnell an Geld zu kommen. Im Jahr 2009 starben 1683 Menschen als Opfer von Kriminalität, was etwa 60 Toten pro 100.000 Einwohner entspricht. Zum Vergleich: Im Jahr 2002 lag die Quote in den USA bei 5,7 pro 100.000 Einwohner.

Die Kriminalitätsrate ist eine der höchsten der Welt; die Aufklärungsrate liegt bei etwa 40 %. 

Die Aufklärungsrate … hat natürlich auch ein wenig mit der Pressefreiheit zu tun, oder? Die ist ja aber klasse, weil die in etwa so ist wie die in Deutschland … ha ha ha. Und die Banden, die wir in Mali finanzieren (oder Saudiarabien – die finanzieren gerne die Gegenseite, damit der Waffenumsatz so richtig in Schwung kommt), haben die auch schon.

Und die haben wie wir eine Königin und werden zentral von England aus gesteuert … ach nee, Königin haben wir nicht, oder? Frau Merkel ist doch noch bürgerlich, nicht wahr?

Aber jetzt kriege ich auch die Botschaft von Davos auf eine Reihe:

Das Vertrauen hat sich dramatisch verbessert … weil die Pressefreiheit in Deutschland auf Jamaikaniveau ist.

Und die wenigen Journalisten, die hier überhaupt noch arbeiten, werden gut bezahlt, siehe Zeit:

Die Organisation berichtet auch, dass Unternehmen und PR-Agenturen stärker versuchten, auf die Berichterstattung Einfluss zu nehmen. Sie würden steigende Summen dafür ausgeben, um ihre Inhalte in den Medien unterzubringen.

Was ist Wahrheit?

Wofür am meisten gezahlt wird. Das verbessert das Vertrauen der Elite dramatisch.

Jetzt wissen wir aber auch, was wir machen müssen, um für die Zukunft gerüstet zu sein: einfach Banden bilden.

Ich gehe jetzt mal los und gründe die Vennpartisanen im Deutsch-Belgischen Grenzgebiet.

Warum?

Wir haben Wasser.

Ihr nicht.

Und das wird bald knapp.

 

 

 

 

 

 

Deutschland 2012: die Unmenschen sind zurück. Und sie sind mit Unfug und Betrug sehr, sehr reich geworden.

Deutschland 2012: die Unmenschen sind zurück. Und sie sind mit Unfug und Betrug sehr, sehr reich geworden.

Mittwoch, 18.7.2012. Eifel. Urlaubszeit. Eigentlich die Zeit, in der man einmal Abstand von allem nehmen sollte – vor allem vom Alltag. Nun – aus ganz privaten Gründen habe ich im Urlaub aktuell überhaupt keine Zeit, was dazu führt, das ich viel zu wenig zum Lesen komme und noch weniger zum Schreiben – was mich persönlich ärgert, zeigt es sich doch, das es zwar kein Einkommen beschert aber überhaupt nicht umsonst ist … weder das Schreiben, noch das Lesen. Ich habe da etwas gefunden, das ich gerne teilen möchte … mitteilen.  Es ist eigentlich hoch brisant, sollte in allen viel gelesenen Zeitungen erscheinen … aber, wie ich fürchte, wird dieser Ort der einzige in der neuen Medienwelt des 21. Jahrhunderts sein, der ihn abbildet. Doch kommen wir zu den Worten, die ich mitbrachte, Worte, die zeigen, welcher Horror sich schon längst hinter dem Alltag versteckt, dem wir so elegant auf Malle oder in Bulgarien entkommen wollen:

Das Problem, vieler Dichter, die aus dem Exil nach Deutschland zurückgekehrt sind, war die Verfälschung der Sprache. Sie haben deutlicher als die daheim gebliebenen gespürt, dass das Dritte Reich die Sprache verroht hat. Es war nicht mehr die Sprache der Dichter und Denker, sondern die Sprache von Unmenschen. Der Politikwissenschaftler Dolf Sternberg hat diese Sprache des Unmenschen untersucht.

Die Sprache des Unmenschen zeichne sich aus durch eine Anhäufung von Zugriffsworten, wie sie in den Worten mit dem Präfix „be“ aufscheinen: „befehlen, beaufsichtigen, bekämpfen, beherrschen, bestimmen, behandeln, befolgen“. Das Präfix „be“ meine die Einwirkung auf eine Person bis hin zur vollen Bewältigung und Bemächtigung dieser Person oder Sache.

(Zitiert bei Anselm Grün, Wo ich zu Hause bin, Kreuzverlag 2011, S 49-50).

So einfach lässt sich der Unmensch also diagnostizieren. Einfach auf die Häufung von Präfix „be“ achten – und schon weiß man, wann wieder die Gestapo vor der Tür steht, um den Lebensberechtigungsschein einzuziehen. Aber: ist das wirklich so?  Ist diese Häufung zu beobachten?

Nun – ans „behandeln“ haben wir uns gewöhnt, in Griechenland wird bestimmt, beaufsichtigt und es soll befolgt werden, was befohlen wird. Ja – Krankheiten werden nicht mehr beheilt, sie werden be-handelt. Daran kann man viel mehr verdienen, weil es (so das stille Geheimnis der Mediziner) ÜBERHAUPT NICHTS BRINGT und deshalb beliebig oft abgerechnet werden kann.

An beherrschen haben wir uns auch gewöhnt. Beherrschen ist der Tenor des neoliberalen Menschenbildes, es gibt in dem Zusammenhang einen (auch aus anderen Gründen äußerst lesenswerten) Artikel in der FAZ, aus dem ich nur kurz zitieren möchte:

Die Regierung Schröder hat in Kooperation mit der gesetzesverschärfend agierenden CDU seinerzeit einen Paradigmenwechsel eingeläutet. Das grundsätzlich negative Menschenbild des Neoliberalismus wurde als Grundannahme in die Sozialpolitik eingeführt. 

Ja, da haben wir uns wirklich erschrocken, oder? Da waren die Unmenschen auf einmal wieder offen im staatlichen Machtapparat zugange, der Mensch brauchte wieder Druck, um zu funktionieren, er bekam dadurch zwar keine Arbeit, aber „BE-SCHÄFTIGUNG“.

Da war unser kleines Präfix wieder, es begleitete den historischen Paradigmenwechsel, der aus einem Sozialstaat ein Arbeitslager machte. Doch damit nicht genug von den Präfixen, den zeitgleich zu der Beschäftigung gab es noch ein neues, das ausserordentlich fremd klang, weil es ein Kunstwort ist, das ich zuerst (bezeichnenderweise) bei Sozialarbeitern vernahm. Anstelle von Erziehung und Bildung trat – die BE-SCHULUNG. Heute ein Fachbegriff, der sehr dem Wort Beschallung gleicht in in etwa auch das Gleiche meint: das sinn- und ziellose Ausgießen von Lernstoff über Schüler.  Das Lernstoffbeschallung bei Pisa keine guten Ergebnisse zeigte, wunderte ernsthafte Pädagogen nicht: in Wirklichkeit hatte man die Erfolge von einhundertfünfzig Jahren Pädagogik einfach ausgelöscht zugunsten einer Massenveranstaltung, die nur die Blödesten gesund überstehen: Generation Doof wurde gezielt gezüchtet.

Aber nicht nur hier wurde ein neues Kunstwort erfunden, damit das Unmenschentum auch über die angemessene Begrifflichkeit verfügt, auch der Kindergarten- bzw. Unterhaltungsbereich wurde neu definiert: was früher Erziehung und erbauliche Unterhaltung war, wurde zu: BE-SPAßUNG.

So nennt man Theater, Oper und Ballet gerne: Reichenbespaßung. Oder Unmenschenbespaßung.

Natürlich dürfen wir bei der einfachen Wortanalyse nicht stehenbleiben, es ist schon die Zeit gekommen, mal in den Benachrichtigungen nachzuschauen, ob sich unser Anfangsverdacht auch in der alltäglichen Realität bestätigen lässt. Begeben wir uns also erstmal zum Handelsblatt, wo man Erstaunliches bekannt gibt:

Schäffler schreibt dazu in seinem Brief an Lammert: „In den offiziellen und dem Bundestag vorgelegten Dokumenten ist nirgends die Rede davon, dass Banken aus dem ESM direkt rekapitalisiert werden sollen, obwohl das bereits geplant wird.“

Da wurde jemand belogen und der Steuerzahler beschissen – so etwas können nur Unmenschen tun.

Gehen wir hinüber zum Spiegel, wo Jakob Augstein sich zu dem Vorschlag äußert, das die Reichen die Republik retten sollen. Er hat in dem Zusammenhang eine interessante Rechnung aufgemacht, die man trotz Beschulung und Bespaßung noch einigermaßen leicht nachvollziehen kann:

Kurzer Überblick über die Zahlen: Ein Vermögen von mehr als 250.000 Euro gesellt seinen Besitzer in Deutschland zu den reichsten acht Prozent der Bevölkerung. Das sind immerhin 4,4 Millionen Menschen. Nach dem Vorschlag des DIW würden diese Bürger zum Kauf von Anleihen in Höhe von zehn Prozent ihres Vermögens verpflichtet. Das ergibt 230 Milliarden Euro.

Das wäre was, oder? Nur zehn Prozent, dann auch noch nur geliehen und wir könnten unser Probleme im Land vergessen. Vergessen können wir stattdessen, das die Reichen ihre Beute der letzten Jahre auch nur leihen würden. Sie wollen das Land bluten sehen … und vergessen dabei ganz, das ohne die Pest der Neoliberalisierung die Zahl der Reichen in Deutschland deutlich geringer wäre, die Zahl der Armen aber auch. Der Chefredakteur der Welt wendet sich gleich voller Panik persönlich an die Leser:

„Der Charme einer Zwangsanleihe liegt darin“, freut sich der schleswig-holsteinische SPD-Chef Stegner, und er spricht hier wirklich von „Charme“, „dass sie nur Leute betrifft, die es sich leisten können.“ Oder die Leute, möchte man entgegnen, die gespart und vorgesorgt haben, so wie es die Politik immer predigt.

Und Andrea Seibel, unsere stellvertretende Chefredakteurin, hat kommentiert. Sie ist „mit diesem nehmenden Staat“ nicht mehr einverstanden und wehrt sich im Leitartikel auf Seite 11 dagegen, „dass Erfolg und Wohlstand in Deutschland unter Generalverdacht stehen, so als sei Vermögen nur auf kriminellem Wege zu erlangen und unterliege daher der Enteignungspflicht“.

Das sind harte Worte, die nachdenklich stimmen

Betrachten wir doch mal so einen Reichen aus der Nähe.

Boris Becker, zum Beispiel. Dessen Haus wird – siehe Welt – gerade zwangsversteigert:

Um 11 Uhr in Saal Nummer 6 des Gerichts in Palma wird dann wohl das Haupthaus von „Son Coll“ angepriesen werden: 800 Quadratmeter ist es groß, verfügt über fünf Bäder, drei Schlafzimmer, Küche, Bibliothek und ein Spielzimmer – luxuriös eingerichtet von Beckers Ex-Frau Barbara.

Hinzu kommen weitere Häuser für Gäste und Personal, ein Poolhaus, ein Weinkeller, Pferdeställe, ein Hubschrauberlande – und natürlich ein Tennisplatz. Umgeben ist das Gelände von einer nicht zu knapp geratenen Gartenanlage, in der sich Becker auch ein Amphitheater einrichten ließ. Rockbands wollte er darin auftreten lassen.

Ein wahrhaft fürstliches Anwesen. Was hat Herr Becker dafür geleistet? Die Pest besiegt? Die Welt vor einem Krieg gerettet? Ein Zwergkaninchen von der Autobahn geholt?

Nein.

Er hat den Tennisplatz BE-SPIELT.

Reiche bespaßt.

Und andere – Reiche – haben dann dafür viel Geld gegeben, das er auch reich wird. Er hat dann das gemacht, was alle Reichen machen (und was leider in der Tat zu dem von Frau Seibel befürchteten Generalverdacht führt): Steuern hinterzogen, siehe Wikipedia:

Das Landgericht München I verurteilte ihn am 24. Oktober 2002 zu einer Haftstrafe von zwei Jahren, die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt. Zudem wurde er dazu verpflichtet, 300.000 Euro (500 Tagessätze zu je 600 Euro) Geldstrafe zu zahlen und 200.000 Euro Geldbuße an verschiedene karitative Einrichtungen zu überweisen.

Becker habe bewusst falsche Angaben in seinen Steuererklärungen gemacht, um 3,3 Millionen Mark zu sparen. Der ehemalige Sportler hatte zu Beginn des Prozesses zugegeben, zwischen 1991 und 1993 in München gewohnt zu haben, obwohl er offiziell in Monaco gemeldet war. Becker sagte: „Ich wusste und kannte die Gefahren und habe das in Kauf genommen“. Er betonte aber, man könne ihm nicht vorwerfen, Einnahmen verschwiegen oder kriminelle Machenschaften betrieben zu haben.

Nein, Herr Becker, Steuerhinterziehung ist natürlich nicht kriminell. Sie zahlen halt nur den Eintritt nicht, wollen aber die ganze Show genießen – und zwar ganz vorne, dann gerne noch auf erhöhten Plätzen, damit die anderen nicht auch noch was sehen. Der Stern berichtet, woher Beckers Geld herkommt:

Auf zirka 340 Millionen Mark wurde im Juli 2001 das Vermögen geschätzt, das Becker durch Preisgelder und Werbeverträge verdient hatte. 

Das zahlen wir alle – durch Preise – und die Sponsoren und Firmen setzen es von der Steuer ab. Nicht ein einziger, durch ehrliche harte Arbeit verdienter Euro ist da drunter – alles nur ein Umverteilen von unten nach oben.

Das sieht gut aus und macht viele reich … aber in einem geschlossenen System wie dem Geldkreislauf führt das immer dazu, es es unten ganz vielen immer be-schissener geht. Physiker wussten das früher, bis bekannt wurde, das die EZB das geschlossene System einfach öffnen kann, so dass immer mehr Billionen verbeckert werden können.

Auf einmal merkt man: die Unmenschen sind in der Tat wieder zurück, sind sehr sehr reich geworden – und bedrohen uns lächerlicherweise auch noch mit Auswanderung (siehe Welt), als hätte es irgendeinen finanziellen Effekt, wenn sie keine Steuern mehr in Deutschland hinterziehen.

Man sollte es begrüßen. Was wäre gewesen, wenn Hitler 1933 gesagt hätte: „Wenn ihr uns nicht wählt, dann marschieren wir eben nach Bolivien!“.  Die Nazis wären zwölf Jahre früher dort angekommen – und wir hätten die Macht des Präfix „be“ nie kennengelernt.

Wären das schöne Zeiten geworden.

Vielleicht sollten wir es begrüßen, wenn sie gehen. Endlich könnte man wieder Bildung und Erziehung betreiben, gehobene Unterhaltung (bei der man vielleicht sogar noch was lernt) wäre wieder hoch im Kurs, man könnte es sogar als gebildeter Mensch wieder wagen, den Fernsehapparat einzuschalten und Arbeit … wäre wieder mit Einkommen verbunden. Man bräuchte nur noch nach abgeschlossener Aussiedlung der finanziellen Triebtäter eine neue Währung einführen – und schon wären wir alle Sorgen und Schulden los und könnten – ganz ohne Krieg diesmal – gleich wieder völlig von vorne  anfangen.

Wäre doch schön oder?

Und würde uns viel ersparen.

PS:

Das Herr Becker ein Unmensch ist, möchte ich nicht behaupten, auch wenn er Steuern hinterzieht, gerade keine Rechnungen bezahlt und Schulden macht. Aber man sollte mal genau der Spur des Geldes folgen, das in seinen Taschen gelandet ist – ich bin mir sicher, das man dann zur Präfix-Quelle stößt – und zum Hort der neuen Unmenschen, die uns schon jetzt ihre Unmenschensprache aufdrücken.

 

 

Pisa, Klima und Fachkräftemangel – alles Schwindel, aber die Wahrheit wird verhaftet

Ich gebe mir ja Mühe, auf dem Laufenden zu bleiben. In unserem kleinen Eifeltal würde man ja sonst auch nichts mitkriegen von der Welt – außer eben das Handwerksmeister keine Arbeit mehr bekommen, wenn sie erstmal vierzig sind, das Ingenieure 60 Stunden die Woche arbeiten müssen – bei sinkendem Einkommen, das die Schulwelt immer brutaler und sinnloser wird und auch sonst das Klima immer kälter.

Erst durch die Nachrichten habe ich erfahren, das das alles falsch ist. Nachrichten und Zeitungen haben mich darüber aufgeklärt, das alte Leute superprima Arbeit kriegen – überall, für ganz viel Geld. Manche erhalten sogar einen ganzen Euro – für nur eine Stunde Arbeit! Gut, Schüler werden immer blöder (das konnte man aber auch vor Ort merken), besonders die Unterschichtsschüler, die man in vornehmen SPD-Deutsch Prekariat nennt, taugen für nichts, erst recht nicht, wenn da irgendwo ein Opa keinen Ariernachweis hat. Na, und dann habe ich auch mühevoll gelernt, das wir Klimakatastrophe haben, die wir den Rindern und den Autos zu verdanken haben (schlimmer sind zwar Flugzeuge und Kreuzfahrtschiffe, aber über diese Kategorien wird selten geredet, weil dem Deutschen Urlaub wichtiger als als das Überleben).

Ich fand, ich war auf der Höhe der Zeit – obwohl hier vor Ort die Winter wieder schlimmer werden und ich mit Nachbarn schlecht über die Klimakatastrophe reden kann. Die Flüche, die früh morgens durchs Tal hallen und ungebremste Freude über neu gefallene Schneemassen zum Ausdruck bringen, sprechen eine eigene Sprache und die Aktzeptanz für amtliche Nachrichtenwahrheiten sinkt in diesen Momenten stark.

Heute morgen habe ich – nach dem üblichen Schneeschaufeln – wieder mal in die Nachrichtenwelt geschaut. Die „Welt“ erregt da immer meine erste Aufmerksamkeit, weil ich bei diesem konservativen Blatt oft interessante Dinge finde – wie auch heute.

Dass Deutschland heute besser dasteht als vor zehn Jahren, verdankt es vor allem den eigentlich schwächeren Schülern und den Kindern von Migranten. Die Abstände im Kompetenzniveau zwischen Angehörigen höherer und niedrigerer sozialer Schichten haben sich reduziert. Und zwar nicht, weil die Kinder aus Akademikerhaushalten schlechter geworden wären, sondern weil die übrigen besser geworden sind. Der Abstand ist zwar nach wie vor eklatant, Chancengerechtigkeit bleibt die vorderdringlichste Aufgabe. Doch stimmt die Tendenz hoffnungsvoll.

Da haben die Aussortierten ja mal richtig zugelegt….und damit die Sarrazinaden des Sommers widerlegt. Das ließe natürlich große Hoffnung aufkeimen – der besser gebildete Nachwuchs könnte uns ja bei einem sehr gravierenden gesellschaftlichen Problem helfen: dem Fachkräftemangel.

Der jedoch löst sich – jedenfalls in der Welt – pünktlich zur Pisa-Studie in Luft auf:

Deutschland fehlen angeblich Tausende Fachkräfte. Dabei suchen viele verzweifelt einen Job – und scheitern am Perfektionismus der Firmen.

Die Firmen suchen die eierlegende Wollmilchsau, die schon immer der Liebling der Personalchefs war. Aber so langsam kommen Nachrichten und Wirklichkeit wieder zusammen – jedenfalls in meinem kleinen Eifeltal. Nach wie vor kann man die Behauptung nicht widerlegen,  das die Grundschule im Nachbarort nach Einkommen aussortiert (was zum Ende des vierten Schuljahres zu steigendem Umsatz in der Luxusklamottenbranche führt, um das Kind gymnasialfähig zu halten), nach wie vor ist es in Ordnung, das fünfzigjähre Ingenieure keine Arbeit finden – liegt am System, nicht an der Person, da braucht man nicht zu verzweifeln.

Nun warte ich nur noch auf die Nachricht, das die Klimakatastrophe auch offiziell im Papierkorb gelandet ist – was Schade wäre. So ein bischen Erderwärmung täte uns hier vor Ort gerade ganz gut. Plus zwei Grad wäre schon ganz Klasse.  Wenn ich mir allerdings die Dynamik in Cancun anschaue (soll ja einen schönen Badestrand haben, das Dorf), dann gehe ich nicht davon aus, das die Regierungsvertreter das Problem „Klimawandel“ sonderlich ernst nehmen. Man traut sich wohl nur noch nicht so ganz, zuzugeben, das das auch ein großer Joke war, weil man mit diesem Mythos gerade wieder viel Geld machen kann. Und ohne diesen Mythos wäre man jetzt im eingeschneiten Deutschland anstatt in Cancun am Strand, wo man mit Temperaturen bis 28 Grad rechnen kann. Kein Wunder, das die nicht in der Eifel tagen … wäre gerade eine ganz schlechte Kulisse für Mythen über die globale Erwärmung.

Nun – wenigstens hat man jetzt diesen Wikileaks-Hauptquerulanten gefaßt. Das ist schon mal ein Fortschritt. Der hat mit seinen Veröffentlichungen ja die ganze fein staatsbürgerliche verantwortlich handelnde Medienwelt durcheinandergebracht, in dem er Notizen aus der politischen Wirklichkeit veröffentlichte. Wenn der erstmal weg ist, dann können sich die honorierten Medien wieder voll und ganz darauf konzentrieren, endlich wieder eine gemeinsame Wahrheit zu formulieren, die allen – und vor allem der Wirtschaft – nützt und Freude bereitet.

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