B&B #59 Burchardt & Böttcher/Wir müssen reden. „Sink positive!“
Jeden Sonntag um 12 Uhr verlängern Matthias Burchardt und Sven Böttcher virtuell euren Frühstückstisch, wundern sich mit euch, was nicht in BILD und FAZ steht und machen sich möglicherweise sogar nützlich. Andernfalls machen sie jedenfalls Spaß. Im Ernst.
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Prof. Dr. Ulrike Guérot und Dr. Matthias Burchardt wollen ein Streitgespräch führen und so debattieren sie, mit mir als Moderator, über die Frage, wie es im Jahre 2022 um die europäische Nationalstaatlichkeit bestellt ist. Während die Professorin entschlossen für das Gebilde „europäische Republik“ advokiert, vertritt Letzterer die Position des vorsichtigen Kritikers dieses Auflösungsprozesses von Nationalität. Dabei sind sie sich in einer grundlegenden Sache gar nicht so sonderlich uneins. So proklamiert Prof. Guérot: „Die EU ist nicht Europa!“ und Dr. Burchardt stimmt ein: „Ich bin ein großer Freund von Europa, aber ich bin ein großer Kritiker der EU.“ – „Ich auch!“
Die Zähmung der Unwuchten der Europäischen Union sei nur durch eine demokratische Rückbindung von Entscheidungsprozessen zum Souverän möglich, so Burchardt. Der allgemeine Friedenswille, die Bereitschaft zum kulturellen Austausch, sowie die Vorzüge der Bewegungsfreiheit seien im Zuge der europäischen Einigung missbraucht worden, um Dinge zu schaffen, die nicht den Menschen dienen, sondern nur ganz bestimmten Partikularinteressen. Guérot wiederum plädiert mit ganz ähnlicher Motivation für die europäische Republik und bestreitet, dass zwischen ihrem und Dr. Burchardts Anliegen überhaupt ein grundlegender Dissens besteht: „Die Entscheidungsgewalt muss beim europäischen Bürger liegen. Deswegen muss Europa eine Republik werden.“ Wie würde diese aussehen? Welche Machtstrukturen würde sie aufweisen? Im KaiserTV-Streitgespräch reden wir über die Sinnhaftigkeit der Abschaffung von Nationalstaaten, demokratische Placebos, die Herrschende ab und an wie Leckerlis verteilen, wie Dr. Bruchardt sagt, den Trend der Regionalsierung, sowie über die Dinge, die das Gemeinsame überhaupt ausmachen, wonach territorial verbunden und geteilt werden kann. Prof. Dr. Ulrike Guérot ist Politikwissenschaftlerin und Publizistin. Sie ist Professorin an der Donau-Universität Krems, Leiterin des Departements „Europapolitik und Demokratieforschung“ und Autorin zahlreicher Bücher, z.B. „Warum Europa eine Republik werden muss!“ https://www.donau-uni.ac.at/de/univer... „Warum Europa eine Republik werden muss!“ https://www.buchhandlung-lorenzen.de/... Dr. Matthias Burchardt ist Bildungsphilosoph, Publizist und akademischer Rat in Köln. Er wirkte mit an Schriften wie „Time for Change? – Schule zwischen demokratischem Bildungsauftrag und manipulativer Steuerung“ oder „Ja? Nein? … Jein! Kompass für den alltäglichen Gewissenskonflikt“. https://www.rubikon.news/autoren/matt... Geführt und aufgezeichnet wurde dieses Gespräch am 15. Mai in Köln. Mein Buch „Die Ethik des Impfens. Über die Wiedergewinnung der Mündigkeit“ (Europa Verlag) jetzt bestellen: https://www.buchkomplizen.de/die-ethi… Mein Buch „Der Kult. Über die Viralität des Bösen“ (Rubikon) bestellen: https://www.buchkomplizen.de/buecher/… Meine Arbeit unterstützen: https://kaisertv.de/spenden/ KONTO Gunnar Kaiser IBAN DE57 7002 2200 0072 6537 69 BIC FDDODEMMXXX PAYPAL http://www.paypal.me/gunnarkaiser BITCOIN und andere KRYPTO-Währungen https://bit.ly/2X260zB EXKLUSIV Über 100 exklusive Videos und Artikel sowie alle Informationen zu Vorträgen, Seminaren und Lesungen ab einem Euro im Monat: – KaiserTV-Kanalmitgliedschaft: https://bit.ly/35diV1x – Substack: https://gunnarkaiser.substack.com – Patreon: https://www.patreon.com/gunnarkaiser YOUTUBE – Gunnar Kaiser: https://www.youtube.com/c/gunnarkaisertv – Gunnar Kaiser Live: https://www.youtube.com/user/philosop… – Weiser mit Kaiser: https://www.youtube.com/c/KaiserTV3 ODYSEE: https://odysee.com/@kaisertv:a RUMBLE: https://rumble.com/user/GunnarKaiser Eine KAISERSCHNITT-FILMPRODUKTION von Tobias Jansen und Lukas Karl WEBSITE https://www.kaiserschnitt-film.de/ WEBSITE http://www.gunnarkaiser.de BLOG http://www.kaisertv.de TELEGRAM https://t.me/gunnarkaisertv SHOP https://gunnarkaiser.com/ PODCAST iTunes https://goo.gl/dNuWVF Spotify https://goo.gl/qBVZvy Amazon Music https://amzn.to/3B5DmgJ Soundcloud https://goo.gl/rHhkg1 Deezer https://bit.ly/34OwDXm Google Podcast https://bit.ly/2R0FvYJ Intro-Musik: Johann Strauss (Sohn): Kaiserwalzer, op. 437. Wiener Philharmoniker, Dirigent: Bruno Walter (1938) (https://www.youtube.com/watch?v=wANtI...) Outro-Musik: Robert Stolz: Du sollst der Kaiser meiner Seele sein. Aus der Operette: Der Favorit, Tenor: Joseph Schmidt (https://www.youtube.com/watch?v=7i1fE...) #philosophie #gunnarkaiser
Habe ich eine Seele oder ist alles nur Materie? Kommt der Mensch schon als beseeltes Wesen zur Welt oder aber wird er erst durch die menschliche Kultur zum echten Menschen, einem Menschen mit Geist und Verstand? Ist Kultur das eigentliche Betriebssystem des Menschen und wer bestimmt dieses Betriebssystem? Wer schreibt es, wer schreibt es vor?
Kann sich der Mensch als Individuum über die Kultur emanzipieren, um sich gegenüber Hierarchien zur Wehr zu setzen oder aber ist Kultur immer schon Hierarchie, die dem Individuum von oben als sog. „Kultur“ untergeschoben wird? Ist Kultur immer auch Leitkultur?
Gunnar Kaiser und Anselm Lenz philosophieren über das Wesen des Menschen an sich, ob Kultur den Menschen eher formt oder befreit und über die Grenzen des Individualismus.
Wie in jeder Folge ist Jens Lehrich als spitzfindiger Fragesteller aus dem Off heraus aktiv und stellt gewissermaßen für den User naheliegende Fragen.
Inhaltsübersicht:
00:00:00 Einführung
00:02:23 Der Mensch ist im Grunde gut
00:04:37 Der Mensch in seinem Urzustand
00:13:24 Pro & Contra des Individualismus
00:15:32 Der Mensch im 21. Jahrhundert
00:17:34 Die Sonderstellung des Menschen in der Natur
00:27:45 Die Gefahr einer höheren Moral
00:31:50 Symbole und Rituale
00:32:41 Braucht der Mensch eine Leitkultur?
00:36:53 Der Verlust Gottes
00:41:21 Wieviel Individualismus verträgt die menschliche Gesellschaft?
Jürgen Kirchhoff ist Naturphilosoph und Autor. Er begründete eine integrale Tiefenökologie, in der er nicht bloß ein materielles Naturbild vom Kosmos und vom Menschen erkannte, sondern auf eine spirituelle Art alles miteinander in Beziehung setzt. Kirchhoff ist kein Marktesotheriker, er hat tiefe philosophische und logische Konsequenzen aus dem Wissen der Natur mit dem Kosmos verbunden, die ihn in die Nähe des Begründers der Ökologie, Alexander von Humboldt, bringen.
Kirchhoffs ganzheitliches Weltbild findet sich in all seinen Schriften wieder. Titel wie „Was die Erde will“, „Die Anderswelt, eine Annäherung an die Wirklichkeit“ oder „Das kosmische Band, Natur, Erde, Kosmos und die Anderswelt“, lassen vermuten, dass man es mit einem ganz anderen Philosophen zu tun hat, als mit jenen, die es nicht wagen, aus dem materiellen Weltbild der Naturwissenschaft auszuscheren und den Geist des Kosmos mit einzubeziehen. Das Bewusstsein durchströmt, durchflutet uns. „Wenn ich in den Sternenhimmel schaue, so schaut er auch mich an“, sagt Jürgen Kirchhoff.
Kirchhoffs andere Sicht auf alles macht ihn so ungeheuer interessant für die heutige Zeit. Denn unsere Epoche vom Geldschaffen und Konsumieren ist an ihrem Ende angelangt. Die Politik versucht auf eine aggressive verordnende Weise davon abzulenken, dass sie keine Antworten und keine Ideen für dieses Jahrhundert hat. Sie geht in Regression und versucht durch Überwachung und Impfung in einen Überwachungssozialismus, einen Great Reset, eine neue Aristokratie zu erschaffen, in der die Politik als das Handeln der Gesellschaft abgeschafft wird.
Jochen Kirchhoffs Denken bricht mit den Lösungen, den Menschen und den Kosmos als einzig materielles Geschehen zu begreifen und kommt so zu ganz anderen Schlüssen. Seine Ansätze könnten uns eine Hilfe dabei sein, uns und die Welt nicht mehr einzig als Raubmasse unseres Vergnügens zu verstehen. Der Mensch ist mehr als bloß materiell. Alles ist mehr als bloße Materie. Das zu erkennen, kann uns zu gänzlich anderen Schlüssen führen, in denen wir endlich auch lernen, dass Dauerkonsum, Wettbewerb und ökonomisches Ungleichgewicht nicht zu Glück, Frieden und einer Menschheitsfamilie führen.
Mehr über Jochen Kirchhoff hier: https://www.youtube.com/c/JochenKirchhoff/videos
B-Lash ist ein Musikproduzent und Rapper aus Berlin. B-Lash ist in Teheran geboren und floh aus dem Iran, als die islamische Revolution das Land überrollte. Selbst in seiner Erziehung als völlig freies Kind, mit westlicher und iranischer Kultur groß geworden, floh er zunächst nach Stuttgart, dann zog er nach Berlin und musste dort, als Kind und Jugendlicher, die damals aufblühende Neonazi-Szene, die sich öfters an ihm abarbeiten wollte, ertragen.
Schnell merkte B-Lash, dass er gut und überzeugend reden kann und allein mit dieser Waffe ausgerüstet, überzeugte er jugendliche Neonazis, dass sie mit ihm, weil er Iraner ist, gar kein Problem hätten, sondern eher mit ihrer eigenen sozialen Schicht, ihrer Existenz als unterprivilegierte Gruppe. Eigentlich könnte B-Lash auch ein guter Sozialarbeiter geworden sein. Doch da er selbst aus einer Musikerfamilie stammt und dort immer viel Musik gemacht wurde, zog es ihn zum Rap, zum schnellen Sprechgesang.
B-Lash ist auch ein Philosoph. Das merkt man schnell, wenn man sich mit ihm länger unterhält. Es gibt kaum ein Thema, das ihn nicht interessiert und zu dem er nicht viel zu sagen hat. B-Lash ist direkt und nimmt kein Blatt vor den Mund. Er ist durch und durch Street. Die Straße ist der genaueste Lehrmeister. Sie verzeiht einem nichts, jedoch ist sie auch in der Lage, dir alles zu geben, was du brauchst – die Schule des Lebens.
Die Jugend muss wieder lernen, sich selbst zu bilden, statt sich von oben bilden zu lassen — sonst ist der Fortbestand unserer Gesellschaft gefährdet.
Ein Standpunkt von Bastian Barucker.
Eine Gesellschaft, die Kinder und Jugendliche als passive Empfänger von Bildung versteht, ist in großer Gefahr. Sie erschafft damit Aufgabenerfüller und Konformisten, die als Erwachsene glauben, dass jemand anderes besser wüsste, was sie zu lernen oder zu tun haben. So beraubt sich die Gesellschaft ihrer Kreativität, ihrer Lebendigkeit und vor allem des Mutes, Neues auszuprobieren. Deshalb, junger Mensch, sage ich dir: Erlaube dir, dich selbst zu bilden!
Ein Teil meiner Lernreise
Es ist das Abiturjahr meines Jahrgangs 2003, und durch einen „Zufall“ des Lebens verliebe ich — sporttreibender Hip-Hop-DJ — mich währenddessen in eine schwarzgekleidete intellektuelle Frau, die Gitarrenmusik hört und philosophische Bücher liest. Ganz nebenbei: Es gibt keine Zufälle im Leben. Aber dazu vielleicht später mehr.
Ich bin fasziniert von ihrer Welt und tauche plötzlich in die pädagogischen Ansichten der Philosophen Rousseau und Locke ein. Locke war der Meinung, Kinder seien eine leere Tafel, die beschrieben werden muss. Rousseau hingegen dachte, Kinder seien wie Pflanzen, die bereits viel Wissen über ihre Entwicklung in sich tragen. Sie brauchen nicht beschrieben zu werden, sondern eine nährende Umgebung, um gut zu wachsen. Ein Löwenzahn braucht keinen Unterricht, um zu wissen, wer er ist und wie er zu wachsen hat. Er braucht eine natürliche Umgebung, in welcher er gut gedeihen kann.
Angeregt durch diese Lektüre, weiß ich vor Abschluss meines Abis eines ganz genau: Ich werde nicht von einer Bildungskiste, dem Gymnasium, in die nächste Bildungskiste, die Uni, gehen. Durch das lebensnahe Lernen in Rousseaus „Emile oder über die Erziehung“ hat sich für mich ein Fenster geöffnet, und ich frage mich: „Wieso gehe ich nicht einfach ins Leben, um zu lernen?“
Diese Frage markiert den Startpunkt einer langen, selbstbestimmten Lernreise. Ich suchte mir Lehrer und Lernorte, meistens in der Natur, und tauchte jeweils voll und ganz in diese Lernumgebungen ein. Egal ob die Wildnis Nordamerikas, die bolivianischen Anden, die Tiroler Berge oder die Steppe von Tansania — ich wollte aus eigenen Erfahrungen lernen und entdecken.
Es begann mit einer Ausbildung zum Überlebenstrainer, in der ich im Zelt lebend jeden Tag draußen die Grundlagen des Wildnislebens erlernte. Nach einigen Monaten meldete sich jedoch eine Stimme in mir: „Ich müsste doch studieren und einen normalen Bildungsweg gehen.“
Ein paar Wochen später sitze ich in der Freien Universität Berlin. Es ist Winter, und ich bin gerade zurück von einem mehrmonatigen Aufenthalt in der Natur. Ich betrete einen künstlich beleuchteten Raum, in dem ein Student sitzt, und schreibe mich in das Studienfach Geographische Wissenschaften ein. Ich schau aus dem Fenster und sehe die orange-rote Sonne langsam aufgehen. Gleichzeitig wird mir erklärt, wie das Credit-System der Uni funktioniert. Ich merke schnell, dass das Leben da draußen mich berührt, aber das mir bevorstehende Punktesystem kein bisschen. Vielleicht muss ich da halt durch, um danach wirklich Spannendes zu lernen?
Samstag, 18.11.2017. Eifel. Wir kommen in diesen stürmischen Zeiten kaum noch dazu, uns um wesentliche Fragen des menschlichen Lebens zu kümmern; zu sehr nimmt uns die Politik in Anspruch. Wirklich: wann haben Sie das letzte Mal über den Sinn des Lebens nachgedacht? Können Sie sich auch gar nicht leisten, muss ich gestehen, Staat und die ihn dominierende Wirtschaft haben für Sie ja schon längst einen Sinn vorgefertigt, den Sie täglich verpasst bekommen: Sie sind Konsumenten. Also … Konsum-Enten. Ein schnatternder Haufen hirnlosen Geflügels, das bei jedem Geräusch in Panik verfällt. Scherz beiseite: mit Enten, jenen edlen, freien Geschöpfen, die sich im Reich des Wassers, am Land und in den Gefilden der Luft bewegen können, kann man Sie wirklich nicht vergleichen. Enten – sind frei. Sie jedoch: machen den ganzen Tag, was man Ihnen vorschreibt. Sie stehen morgens um sechs auf, frühstücken, was der Ernährungsberater empfohlen hat, führen die angeordnete Zahnpflege durch, bringen ihr Haar in eine akzeptable, angepasste Form und eilen flugs los um pünktlich an dem Ort zu sein, den man Ihnen zugeteilt hat – wo sie dann bleiben, bis man Sie gehen läßt. Das – ließe keine Ente mit sich machen.
Letztens erst erfuhr ich, dass Philosophie eine fortschreitende Geisteskrankheit ist – ich lauschte einer Diskussion von „Experten“ auf Facebook, jener Internetplattform, die für mich inzwischen Stammkneipe und Marktbesuch ersetzt, jenen Ort, wo Menschen einfach so vor sich hin plappern. Ich wollte mit den Akteuren in eine Diskussion treten, doch: vergeblich. Ihr Gesprächspotential war mit der Äußerung dieses Satzes erschöpft. Generation Doof ist einfach nur älter geworden, sitzt hirnlos in irgendeinem Job herum, wo man nach Lust und Laune Arbeitslosen die Bezüge sanktionieren kann, Versicherungsnehmer um ihre Leistungen prellen darf oder alten Omas totschicke Schrottanleihen als Superinvestment verkauft. Kennen Sie die Generation Doof? Das Buch dazu ist bald 10 Jahre alt (siehe Lübbe)
„Niklas glaubt, der Dreisatz wäre eine olympische Disziplin. Latoya kennt drei skandinavische Länder: Schweden, Holland und Nordpol
Und Tamara-Michelle hält den Bundestag für einen Feiertag. Einzelfälle? Mitnichten. Eine ganze Generation scheint zu verblöden. Der Staatsanwalt von nebenan erzieht seine Kinder mit der Spielkonsole. Germanistikstudenten sind der deutschen Sprache nicht mehr mächtig. Eine Karriere als Popstar erscheint dem Bäckerlehrling verlockender als eine solide Ausbildung.“
Der Satz mit dem Staatsanwalt ist natürlich schon politisch gewesen, zielt auf Vertuschung der eigentlichen Ursachen hin: notfalls sind eben immer die Eltern Schuld, die sind das letzte Glied in der Nahrungskette und ja auch wirklich verantwortlich dafür, dass der heroische Lehrer und der edle Chef so minderwertiges Menschenmaterial zur Formung ausgeliefert bekommen. Sie kennen das ja aus anderen Zusammenhängen: geschickt ist es den Werbestrategen der Politik gelungen, Ihnen als Konsum-Enten die Hauptverantwortung für die Vernichtung der Erde zuzuschieben – als hätten Sie mit absoluter Mehrheit unter Androhung von Gewalt die Einführung von Pestiziden, den Bau von Atomkraftwerken und den Krieg mit Russland befohlen, wären verantwortlich für die irrsinnigen Voten der US-Rating-Agenturen, den politischen Schachzügen der billionenschweren Plutonomie oder den Einfluss von kriminellen Lobbyisten auf den Bundestag. Nie trägt der Ingenieur die Verantwortung, der den Dreck konstruierte, nie der Fabrikant, der ihn in Massen produzierte, nie das politische Establishment, dass gerade dafür gewählt wurde, solche Entwicklungen in weise Bahnen zu lenken noch die Marketingfirmen, die immer raffiniertere Bedürfnisse nach dem Dreck hervorrufen, immer gerissener manipulieren, während Sie noch denken, Sie könnten jetzt einfach mal entspannt fern sehen. Immer sind es Sie, der Verbraucher, der verantwortlich dafür gemacht wird – deshalb heißen Sie ja auch so: der Verbraucher. Zwar haben Sie noch andere Rollen im Leben, sind mit ihrem Arbeitsleben in vielfältiger Weise am Produktions- und Vertriebsprozess beteiligt, aber wenn es zum Schwur kommt, sind sie nur noch eins: nutzloser Ballast, der nur verbraucht und nichts bringt … so als säßen Sie den ganzen Tag nur auf dem Sofa und würden darauf warten, gefüttert zu werden.
Wirklich verantwortlich für die zunehmende Blödheit im Lande ist eher die Wissenschaft, die den Fabrikanten raffinierte Gifte untergejubelt hat (siehe Arte):
Der durchschnittliche Rückgang des Intelligenzquotienten, die Zunahme von Autismus und Verhaltensstörungen – seit rund zwei Jahrzehnten werden besorgniserregende Trends in Bezug auf die menschliche Intelligenz und geistige Gesundheit beobachtet. Nachdem genetische Faktoren ausgeschlossen wurden, nehmen Wissenschaftler insbesondere die chemischen Moleküle unter die Lupe, denen der moderne Mensch permanent ausgesetzt ist. Dabei spielen vor allem die sogenannten endokrinen Disruptoren eine bedeutende Rolle: Im Laufe wissenschaftlicher Untersuchungen konnte bewiesen werden, dass sie eine verheerende toxische Wirkung auf das menschliche Gehirn ausüben und insbesondere für ungeborene Kinder während der Schwangerschaft gefährlich sind. Die sogenannten polychlorierten Biphenyle (PCB), die in Flammschutzmitteln und Pestiziden enthalten sind, ähneln den Hormonen der Schilddrüse und werden vom Körper mit diesen verwechselt. Dadurch wird die Entwicklung von Schilddrüse und Schilddrüsenhormonen beeinträchtigt, was wiederum die Entwicklung des Gehirns stören kann.
Schauen Sie sich ruhig den ganzen Film an: Sie werden verblüfft sein, welches Ausmaß die Vergiftung inzwischen hat, die Sie als Verbraucher inzwischen zu verantworten haben.
Zurück zur Philosophie … die wir eigentlich nicht verlassen haben, ist es doch unter anderem ihre Aufgabe, große Weltbilder zu entwerfen, an denen sich der Einzelne orientieren kann. War Ihnen eigentlich schon klar, dass jeder Mensch eine Philosopie hat? Ja – nun schauen Sie nicht so verdutzt: auch Sie! Sie können zu den primitivsten Stämmen Indonesiens oder Westafrikas fahren, historisch – gedanklich – zu den ältesten Kulturen reisen, den großen Hochkulturen, den kleinen Stammeskulturen oder den ältesten Dorfgemeinschaften: überall hatten Menschen ihre eigene Philosophie, ihre … Lebensphilosophie, geboren direkt aus den Umständen, in denen sie hineingeboren wurden – und jeder Mensch hatte auch Zeit genug, seine eigene Philosophie zu entwerfen. Ich denke da an die freien Stämme Nordamerikas, deren Kinder ein paar Tage allein in die Natur geschickt wurden, damit sie ihre persönliche Bestimmung, ihren ureigenen Lebenssinn finden (das können wir auch noch, die Aachener Turya-Akademie bietet entsprechende Events an). Wir als moderne Menschen haben dies nicht nötig, unser Sinn des Lebens wird uns von den Herren der Welt schon im Kindergarten beigebracht: konsumieren, was das Zeug hält. Das Leben wird als eine Art Gesellschaftsspiel verstanden (ganz im Sinne des beliebten Gesellschaftsspiels „Spiel des Lebens“, siehe Hasbro), Sinn des Lebens ist die Maximierung der Anhäufung von Gegenständen und Geld. Wer am Ende das meiste davon hat, ist der Sieger.
Der Sieger?
Nun – am Ende des Lebens sind alle tot … das zeigt uns die Erfahrung. Nur … der Tod wirkt auf uns anders, jeweils entsprechend der Lebensumstände. Wird der Arme im Tode von seiner Armut befreit, von Krankheit, Demütigung, Sklaverei, Erniedrigung und Ausbeutung, so bedeutet für den Reichen der Tod nur elendigen Verlust – seine ganzen Milliarden kann er nicht mitnehmen. Wie fühlt man sich wohl als Reicher, wenn man sich dieser Wahrheit stellen muss? Wir brauchen da nicht nur an die Superreichen zu denken, das Problem hat auch schon der untere Mittelstand mit seinem bezahlten Reihenhaus, seinem SUV vor der Tür, seinem kurvigen Luxusfernseher, seiner edlen Ledergarnitur und den drei Fernreisen im Jahr … all das fällt weg, es gibt keine göttliche Belohnung fürs gierige Raffen, sondern nur … endgültigen Verlust von allen Annehmlichkeiten, für die man das wertvolle Geschenk des Lebens verpulvert hat.
Nun – wie man sich als Reicher fühlen kann, das hat uns der Marquis de Sade vorgeführt, jener Mann, dessen Taten und Denken den Begriff Sadismus entstehen ließen … die Freude an der Qual anderer Menschen, vor allem Frauen. Wir wollen hier keinen großen Bogen spannen und alle geisteswissenschaftlichen Hintergründe eines Menschen durchleuchten, denn wie alle Menschen ist de Sade von sehr vielfältiger Art (nun – möglicherweise macht die moderne Konsum-Ente da eine Ausnahme und wird durch Erziehung und Umwelt wirklich immer einfältiger … ich mag da die Hoffnung noch nicht aufgeben, noch ein abschließendes Urteil abgeben). Er … war voller Hass gegen Gott, die Kirche, das Universum und den Rest, ein Hass, der mutmaßlich aus dem großen Frust des Reichen entstand, dass seine Lebensphilosophie des Raffens und Verschwendens letztlich im Nichts mündet …wenn man Glück hat (ja – hat man Pech, übersteht das Bewusstsein den Tod … ein paar Indizien gibt es dafür schon … und wird mit anderen Realitäten konfrontiert, die dem reichen Schänder des Lebens nicht so aufgeschlossen gegenüber stehen, wie es das Marketing der Konzerne gerne sehe würde). Lauschen wir doch mal de Sades Philosophie:
„Alle Menschen“, sagt er „werden vereinzelt, neidisch, grausam und despotisch geboren, sie wollen alles haben und nichts anderen überlassen“.
Immer wieder spannend, welche Philosophien entstehen, wenn Menschen von sich auf andere schließen – wären Menschen so (und in ihrer Substanz nicht ganz anders), sie wären schon längst ausgestorben, weil die Mütter ihre Kinder einfach als lästigen Ballast im Wald entsorgt hätten … oder schlimmeres.
„Die Natur, unterstreicht de Sade, will uns als Interessierte, vor allem als Egoisten, die Macht ausüben, sei es die körperliche Kraft von gestern oder die finanzielle Stärke von heute: die Starken werden die Reichen, die Schwachen die Armen. Selbstsucht, erklärt er, ist das erste Gesetz der Natur. Der Wolf frisst das Lamm, ohne dass die Natur protestiert, warum also sollten wir es tun? „Gewöhnen wir uns also an das Böse“, rät er uns“ (siehe; Preparata, Die Ideologie der Tyrannei, Dunker & Humblodt, Berlin 2015, Seite 55)
De Sade starb 1814 … und trotzdem wirken seine Phantastereien wie die Blaupause des modernen Neoliberalismus. In der Tat gibt es eine geisteswissenschaftliche Tradition, die die Philosophie de Sades bis ins 21. Jahrhundert transportiert und sie zur führenden Philosophie der US-Intellektuellen gemacht hat: der Pornograph de Sade wurde begeistert von dem Pornographen Georges Battaile aufgenommen (gestorben 1962), die wiederum das Gesamtwerk Foucaults (gestorben 1984) beeinflusste, der – so die Ansicht Preparatas – in weiten Teilen die Philosophie der US-Elite beeinflusste. Hören wir mal, welcher Sinn hinter der Annahme jener dunklen Philosophien steckte:
„Focault verdankte seinen Erfolg in Amerika dem Umstand, dass er ein Produkt entwickelt hat, das eine entscheidende Schwierigkeit der US-Elite bei der Handhabung des Landes und in ihrer Propaganda beheben konnte. Es konnte verhindern, dass sich eine geschlossene Bewegung des politischen Widerstandes bildet, die durch den umfassenden Glauben an Gerechtigkeit geeint wird.“ (Preparata, a.a.O., Seite 26).
Das kam gerade richtig zu einer Zeit, in der Hippies, Peaceniks, Ökofreaks und Bürgerrechtler andere Lebensphilosophien mit großem Erfolg verbreiteten, Philosophien, die eher für das Wohlbefinden des Individuums nützlich waren denn für die reiche Elite, die mehr Lebensfreude propagierten als Nützlichkeit im Produktionsprozess.
Preparata steht mit seinen Ansichten auch nicht alleine da, auch in Deutschland finden wir jemanden, der den Prozess der Umerziehung der Menschen beschreibt – und früh verstorben ist (siehe Zeit)
„Schirrmachers Antwort ist, moderat formuliert, eindrucksvoll. Für ihn sind wir Zeugen davon, wie gerade ein neuer Mensch programmiert wird, eine neue Gesellschaft oder, um für Soziologen verständlich zu bleiben: eine neue Kodierung des Sozialen. Alles, in dem ein Funke menschlichen Lebens steckt, wird auf Marktförmigkeit umgestellt – die Herrschaft des „Informationskapitalismus“ legt ein Raster über die Welt, dem niemand entkommt. In diesem Raster gibt es nur eine Vernunft, nämlich den Eigennutz, und es existiert nur ein Sozialcharakter, der rationale Egoist. In der neuen Welt des Informationskapitalismus ist alles ein Investment, und alles, von den Träumereien eines einsamen Spaziergängers bis zum Kinderkriegen, muss sich rechnen, alles Tun und Trachten folgt der Ökonomie des selbstsüchtigen Herzens. Und wer bei der Totalbewirtschaftung des Lebens nicht mitspielt, landet in der Gosse.“
Sie sehen: Hartz IV und die perversen, asozialen Sprüche „wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“ oder die Definition von Arbeitslosen als „Parasiten“ sind nicht plötzlich auftretende Irritationen einzelner Soziopathen, sondern nur der Ausguss einer perversen Philosophie der US-Elite, die letztlich ihren Urgrund in de Sades Gedankengängen hatte. Sadismus als Lebensphilosophie der Reichen und Mächtigen – auf einmal bekommen die seltsamen Rituale des Bohemian Grove einen tief sitzenden Sinn (siehe: der Eifelphilosoph höchst selbst bei Neopresse), die beständigen, irritierenden Geschichten über Kindesmissbrauch durch die Eliten der Welt werden auf einmal verständlich: für die Anhänger de Sades sind solche Spielchen wichtig für die Gemeinschaftsbildung. Trotz und Frust als Ursache einer Handlung, die alles Leben hasst, weil zum Leben der Tod gehört und der Tod der ganz große Räuber allen zusammengefassten Vermögens ist – entscheiden Sie selbst, ob das als Handlungsimpuls für die sadistischen Quälereien an den Trägern einer neuen Generation Leben – den Kindern – ausreicht. Mir jedenfalls scheint es da eine gewisse Plausibillität zu geben.
Ach ja – nicht dass Sie denken, wir sind jetzt hier dabei, eine Verschwörungstheorie zu entwickeln. Mit Verschwörungen hat das im Prinzip nichts zu tun, wir zeigen hier nur philosophische Strömungen auf, die Fakt sind. Es gibt auch andere philosophische Strömungen – die Orientierung an der Vernunft (Kant) oder die Orientierung am Mitleid (Schopenhauer). Schauen Sie sich die Welt an, wie Sie in den Mainstreammedien vermittelt wird: sehen Sie da Vernunft wirken, wenn wir unsere E-Autos (unseren „Sondermüll auf Rädern“, siehe Spiegel) durch Kinderarbeit in Afrika (siehe Welt) möglich machen? Sehen Sie bei bald 1,2 Millionen Obdachlosen (siehe Zeit) eine Kultur des Mitleids? Ja, darunter sind auch viele Neubürger/Migranten/Flüchtlinge, die in der Kälte hungern: besser kann man nicht illustrieren, wie Deutschland Herz zeigt. Oder ist das doch eher die Philosophie des dunklen Marquis de Sade, in der der Starke mit dem Armen machen kann was er will – jede Form von Folter inklusive?
So weit zur Philosophie.
Diese Gedanken habe ich mir nicht ohne Anlass gemacht – und jener Anlass war die Beobachtung der Aktivitäten gewisser junger Menschen in Deutschland. Da ich nicht zur Menschenjagd aufrufen möchte, werde ich ihre Namen – vorläufig – nicht nennen, sie erzählen momentan auch ganz offen von ihren Aktivitäten – ich möchte das noch eine Weile beobachten. Es sind engagierte Menschen, die man an der Front der politischen Jugend findet: führende Ideengeber der Veganerbewegung, aktiv bei Montagsdemos und – Überraschung – Antifa (wobei einer der Personen offen kundtat, dass es gar keine Antifa gäbe … uns jedoch ohne Erklärung zurücklies … wir sollten das mal später vertiefen), man findet sie bei der Piratenpartei oder als Journalisten für russische Sender, auf der Hanfparade und beim Christopher Street Day. Überall dabei … und ausgestattet mit viel Geld für Übernachtungen im Hilton, Pferdehaltung und einer Villa. Ich war etwas verstört über die illustre Kombination von Aktivitäten … und dem kleinsten gemeinsamen Nenner dieser Menschen im privaten Bereich: da herrschten satanische Symbole vor, eine große Liebe zur dunklen Lederszene, eine Philosophie des „Fuck the World“ … die ich nicht recht mit der veganischen Lebensart in Einklang bringen konnte. Ich telefonierte ein wenig mit recht alten Kontakten … und stieß auf Angst … begründet durch Todesdrohungen gegen mögliche Informanten, die ebenfalls seltsame Beobachtungen gemacht haben, die ähnlich irritierend waren wie die meinige. Hätte ich nicht gleichzeitig Preparata gelesen … ich hätte das wieder vergessen. So jedoch … war ich ein wenig verwundert … und fragte mich, ob es wohl denkbar sei, dass finanziell im Übermaß ausgestattete Kreise ihre Jünger mit Absicht in die verschiedenen Bewegungen schicken, um … zu verhindern, dass sich je wieder eine globale Bewegung für Gerechtigkeit entwickelt?
Vielleicht kann der eine oder andere Leser da ja mal Beobachtungen hinzufügen, die etwas Licht ins Dunkle bringen und meine Irritationen aufklären?
Und es wird Zeit für dieses Licht, denn … die Elite hat in ihrem Kult – wie seit Jahrtausenden schon – eine besondere Verpflichtung zur Darbringung von „Brandopfern“.
„Denn: bedenkenlos zu verschwenden und Macht auszuüben, – das heißt: in Straffreiheit – ist das souveräne Recht des ungenierten Ritters: Er – und nur er allein, führt Krieg. Folglich ist es jeden anderen Pflicht, Nahrungsmittel und Rüstung für diese Herren bereit zu stellen, die sie für die Durchführung des Brandopfers benötigen. Kurz gesagt: die unterpriviligierten, besitzlosen Massen arbeiten, während ihre ausschweifenden Beschützer verschwenden. Heutzutage ist in der Tat eine institutionelle Maschine von gewaltiger Komplexität erforderlich um genauso den Wahnsinn der Technokriege in Gang zu halten: nämlich unsere eigene liberale Wirtschaft“. (siehe Preparata, a.a.O., Seite 91)
Und somit erklärt sich hinreichend, warum unsere Demokratien immer noch – und immer mehr – Kriege führen, warum Mitleid allgemein anerkannt „Sozialromantik“ ist und wir immer mehr Menschen im reichsten Land der Welt in den Abgrund absoluter Armut stürzen.
Noch Fragen?
Montag, 9.10.2017. Eifel. Es ist Zeit zu reden. Über Sie. Ganz persönlich. Keine Sorge, wir sind ganz unter uns, hier hört niemand zu. Es ist aber sehr wichtig, dass wir mal über Sie reden anstatt immer nur über die anderen, denn: wir brauchen eine Revolution. Dazu muss ich mich mal selbst zitieren:
„Ich denke nicht, dass wir ohne Radikalität die Gesellschaft noch ändern können. Damit meine ich keine Gewaltakte, sondern eine radikale Kritik an den bestehenden Verhältnissen, die für die Menschheit keine Zukunft mehr bieten. Radikale Kritik an einer hochkomplexen Struktur ist kaum möglich – und erst recht nicht bei der Generation Doof, für die alles über 144 Zeichen „Geschwurbel“ ist, weil es ihren Verständnishorizont weit – unendlich weit – übersteigt.“
Muss ich noch beweisen, dass für die Menschheit keine Zukunft besteht? Denke, ich habe es oft genug aufgezeigt und Experten zitiert. Sehen Sie hin, wo sie wollen: Wirtschaft, Staat, internationale Politik, Familie, Freundschaften, innere Werte – alles im freien Fall. Nun – vielleicht gehören Sie zu denen, die glauben: Deutschland geht es gut und das ist ein Grund zur Freude. Das dürfen Sie auch glauben, dem Glauben sind keine Grenzen gesetzt. Sie dürfen sich aber auch fragen, warum Sie gerade das glauben. Ja: glauben dürfen Sie noch recht willkürlich, je nach Geschmack, was immer sie gerade wollen. Nun – jedenfalls im Prinzip. Im politischen Bereich wird Ihnen das, was sie glauben dürfen, gerade vorgesetzt. Putin ist böse. Trump ist doof. Nine-eleven wurde von Osama bin Laden organisiert. Saddam Hussein hatte Massenvernichtungswaffen. Der Markt regelt alles zum Besten. Impfen schützt vor Krankheiten. Merkel ist alternativlos für Deutschland. Verschwörungstheorien sind alles böse Lügen. Die irakischen Truppen sind so bestialisch, dass sie sogar Babys aus Brutkästen schmeißen. Marc Detroux war ein Einzeltäter, die 27 toten Zeugen (von einem fand man nur einen Fuß) in diesem Fall haben so wenig zu bedeuten wie die sechs toten Zeugen im NSU-Prozess.
Merke gerade: wir werden zu politisch. Wir wollen uns ja heute nicht aufregen. Wenden wir uns erstmal den vier kardinalen Fragen der alten griechischen Philosophie zu, die auch für Sie von existentieller Bedeutung sind. Fragen Sie sich mal, warum Sie von denen eigentlich noch nie gehört haben. Ich zitiere sie aus einem Artikel über Lebenssinn und Humanismus (siehe Humanistische Aktion):
Was können wir wissen?
Was dürfen wir glauben?
Was können wir hoffen?
Wie sollen wir leben?
Die Frage, was wir wissen können, ist für den politischen Bereich von zentraler Bedeutung – Wissen lenkt unsere Taten, Wissen … ist Macht!
Was können wir nun wirklich wissen?
Sie werden erstaunt sein: gar nichts. Wieso?
Nun – schauen Sie sich doch mal an, wie „Wissen“ zustande kommen soll – wie Ihr „Wissen“ zustande kommt … welchen Zugang zur Ihrer Lebensumwelt Sie überhaupt haben: Sie besitzen fünf Sinne. Manche sogar einen sechsten (den wir Intuition nennen wollen), einige wenige noch einen siebten – doch wenn Sie diese Sinne nicht selbst erfahren und im Einsatz erlebt haben, können Sie darüber nicht urteilen … und wenn Sie sie kennen würden, würden wir dieses Gespräch gar nicht führen. Sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen – das sind die fünf Kanäle, die Sie mit Eindrücken von der Umwelt versehen – und sie sind alle trügerisch. Allein das Auge: Sie sollten froh sein, dass sie nicht so sehen, wie ihr Auge sieht: das Auge ist eine camera obskura – und zwar eine schlechte (siehe das Erste):
Ein Bild, so wie es unsere Netzhaut wahrnimmt, stünde nicht nur auf dem Kopf, es sähe auch viel schlechter aus als jedes Foto: schwarz-weiß und unscharf am Rand, zur Mitte hin zwar immer schärfer und farbintensiver, aber dafür mit einem blinden Fleck nahe dem Zentrum.
Wäre scheußlich, wenn wir wirklich nur unseren Sehsinn hätten. Es bedarf eines fiesen Tricks, der die von außen kommenden Lichtwellen erstmal manipuliert, bevor sie in das Gehirn weitergeleitet werden:
„Unsere Augen sehen also gar nicht so gut, wie wir denken. Die Bilder die wir sehen, entstehen vielmehr in unserem Gehirn als auf unserer Netzhaut. Das Gehirn interpretiert die „Daten“ die der Sehnerv liefert auf Grund von Erfahrungen. Das ist übrigens auch der Grund, warum wir für optische Täuschungen so anfällig sind. Gleichzeitig steuert es die Bewegung der Augen ganz im Wortsinne „augenblicklich“ so, dass wir immer genau das scharf sehen, was gerade wichtig ist.“
All´ unsere Wahrnehmung: nur blasse Theorie. Schrecklich, oder? All´ das, was wir zu wissen glaubten – ein Zaubertrick des Gehirns, das Ihnen vorgaukelt, sie könnten wirklich Licht pur begegnen. Gleiches gilt übrigens auch für die anderen Sinne, der Theorie, dass unser Geruchssinn noch der Ehrlichste ist, muss ich später nochmal weiter nachgehen.
Nein- ich will Sie nicht hinters Licht führen, keine Sorge. Nehme ja auch kein Geld dafür. Mir ist an Radikalität gelegen, weshalb wir eine Quelle von „Wahrheitsfindung“ – das Auge – mal kurz unter die Lupe genommen haben und feststellen konnten: da gibt es ein miserables Ergebnis. Gott sei Dank haben wir ja noch ein anderes Erkenntnisinstrument: den Verstand. Er sammelt die ganzen schlechten Daten und fügt sie zu einem Bild zusammen, wohl wissend, dass Objekte, die außerhalb der eingeschränkten Wahrnehmung unserer Sensoren existieren, neben uns stehen könnten, ohne das wir je eine Chance hätten, sie wahr zu nehmen. Soviel zu Geistergeschichten. Doch der Verstand … funktioniert selbst nur sehr eingeschränkt. Er hat eine Reihe von Kategorien, außerhalb derer er überhaupt nicht funktioniert – selektiert also neben dem Auge nochmal die Wirklichkeit. Vier Kategorien mit jeweils drei Unterkategorien beschreiben seine Grenzen (siehe: Schlüsseltexte Geist und Gehirn)
Quantität (Einheit, Vielheit, Allheit)
Qualität (Realität, Negation, Limitation)
Relation (Inhärenz und Subsistenz, Kausalität und Dependenz, Gemeinschaft als Wechselwirkung zwischen Handelndem und Leidendem)
Modalität (Möglichkeit – Unmöglichkeit, Dasein – Nichtsein, Notwendigkeit – Zufälligkeit).
Wird jetzt kompliziert, oder? Niemand hat gesagt, dass Philosophie einfach ist. Es reicht aber, zu verstehen, dass Sie wie Sie da so jetzt sitzen eher dem Kapitän eines U-Bootes ohne Sonar gleichen, der tief unter Wasser von allen Sinnen abgeschnitten ist und die Welt um sich herum nicht direkt wahrnehmen kann, sondern auf Schlussfolgerungen eines begrenzten Verstandes angewiesen ist … eines Verstandes, der sich das Funktionieren der Welt ohne Gott nicht vorstellen kann. Ja – das ist die Grundlage der rationalen Gottesbeweise … und stellt Sie jetzt natürlich vor großen Herausforderungen. Auf einmal ist Gott in ihrem Leben – wo doch die ganze „Moderne“ ihn doch so sehr für tot erklärt hat. Unheimlich, oder? Schauen Sie sich die Gottesbeweise ruhig mal in Ruhe an (siehe Wikipedia) – die haben schon was für sich. Und gleichzeitig gilt für sie: Theorien schaffen keine Wahrheiten, sondern nur Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten. Selbst wenn sie von der amerikanischen Regierung kommen.
Damit kommen wir vom Wissen zum Glauben. Ein harter Schnitt, aber ein notwendiger, denn wie jedes Tier müssen wir uns mit unseren mangelhaften Möglichkeiten in dieser Welt das Überleben sichern und können uns nicht jederzeit leisten, den Tag mit philosophischer Reflexion zu verbringen.
Was können wir nun wirklich glauben?
Im Prinzip alles, wenn es Ihrem Überleben nützt. Wir wir gesehen haben, lassen uns unsere Sinne bei der Wahrheitsfindung ziemlich im Stich, wir haben nur einen äußerst begrenzten Zugang zu unserer Umwelt und deuten die Daten mit einem beschränkten Verstand – der zwar gigantische Hypothesenkomplexe schaffen kann (wie die katholische Lehre oder das naturwissenschaftliche Weltbild – zwei Seiten derselben Medaille), die aber an sich keine Wahrheit begründen. Glauben jedoch – ist nicht nur die Fähigkeit, sich aufgrund von Annahmen und Wahrscheinlichkeiten Wirklichkeiten auszudenken, sondern … die Kraft des Geistes, Wahrheiten zu setzen – mit so einer Wucht, dass der Verstand sie nicht mehr hinterfragen darf. Nehmen wir mal ein Beispiel – um zu sehen, wie Wissenschaft und Religion funktionieren. Sie entschließen sich ab morgen, die Farbe Rot als Nichtexistent zu definieren. Sie glauben einfach nicht mehr an die Farbe Rot. Konsequenz? Alle Menschen, die die Existenz der Farbe Rot beschreiben und ihre Erfahrungen davon berichten, unterliegen (für Sie) entweder Täuschungen ihrer Sinne – oder einem kulturell unangemessenem Wahn.
Albern?
Ersetzen Sie „Farbe Rot“ durch „Gott“ – und es wird sehr politisch. Sogar blutig. Ebenso gilt das Gegenteil: der Atheismus oder Antitheismus arbeitet ebenfalls mit so einer willkürlichen Setzung. Wer über einen sechsten oder siebten Sinn verfügt, hat es hier leichter: er hat die Möglichkeit, außerhalb der begrenzten Sinne ebenso begrenzte Indizien zu sammeln, die seine Anfangsthese (die umgangssprachlich fälschlicherweise schon als „glauben“ bezeichnet wird) stützen können.
Unwichtiges philosophisches Geschwurbel?
Ok – anderes Beispiel, das Ihnen sehr an die Nieren gehen wird: wenn Sie glauben, den Partner fürs Leben gefunden zu haben, setzen Sie so eine Wahrheit – und besiegeln die Entscheidung mit der Hochzeit. Sie vertrauen bei diesem Akt kaum verstandesmäßiger oder sinnlicher Erkenntnis, sondern … einem Gefühl, Liebe genannt. Wäre schön … wenn diese Liebe ewig erhalten bliebe, oder? Könnte sie auch – wenn beide wüßten, was der Glaube an den jeweils anderen wirklich bedeutet. Die Scheidungsraten belegen, dass … da vieles ins Wanken gerät, was unsere innersten Lebenskreise ausmacht, für große Qual sorgt und für die Zerstörung von Kindern. Der Grund ist immer derselbe: man beginnt an seinem Glauben zu zweifeln, die Entscheidung hatte zu wenig Wucht. Übel, weil … die ganze Zukunft der Menschheit entspringt aus den Kindern dieser zerstörten Beziehungen … ebenso wie viele Leichen davon zeugen, wie tödlich Glaube werden kann.
Was können wir hoffen?
Alles, was Sie wollen – oder gar nichts, wenn Sie es wollen. Es darf Ihnen aber bewusst sein, dass es von Ihren Entscheidungen abhängt. Lesen Sie mal den Reisebericht von Ariane Kovac zu den Schmanen Perus – und wie sie lernte, an Geister zu glauben (siehe Reisedepeschen) – schon irre, oder? Wie eine Großstadtbevölkerung Geister in ihr Leben integriert, die dem von den Experten unserer Obrigkeit angeordneten Weltbild völlig widersprechen. Ja – wir haben ein angeordnetes Weltbild, das sich kaum von dem Prinzipien des römisch-katholischen Lehrgebäudes unterscheidet. Der dogmatische Materialismus erweist sich in vielen Bereichen als komplexes Spiegelbild des Katholizismus, bis hin zu der Einführung von Inquisitoren, die über die „wahre Lehre“ wachen (darunter sind auch solche selbsternannten Glaubenswächter wie Gwup oder Psiram zu verstehen, wobei letztere auch gerne mal von Panama aus außerhalb der Legalität arbeiten, allerdings noch von körperlichen Folterungen Abstand nehmen müssen – obwohl es ihnen wohl augenscheinlich sehr danach gelüstet … wenn sie nur könnten).
Es gibt für Kant drei Dinge, auf die wir hoffen dürfen: eine unsterbliche Seele (wobei die Nahtodesforschung im 21. Jahrhundert inzwischen so weit ist, dass wir in diesem Punkt bald von Wissen ausgehen werden können), die Existenz Gottes (wobei wir berücksichtigen dürfen, dass 99 Prozent der jemals lebenden Menschen wie selbstverständlich Elemente wie diese in ihr eigenes Weltbild integriert haben … wir also schon ein paar Indizien haben, dass jenseits unserer beschränkten Erkenntnismöglichkeiten noch Realitäten lauern; überraschenderweise werden Menschen, die mit Gott selbst sprechen, vom dogmatischen Materialismus wie von der katholischen Kirche gleichermaßen verfolgt) und … das wir einen freien Willen haben (den uns Werbung und Politik gerade abschwatzen wollen). Und – mal ehrlich: haben Sie wirklich was zu verlieren, wenn Sie die Existenz einer unsterblichen Seele als normal und gegeben voraussetzen? Sie werden nicht eine Millisekunde Zeit haben, sich zu ärgern, wenn Sie sich geirrt haben – aber wesentlich entspannter leben können.
Wie sollen wir leben?
Nun – das können Sie sich jetzt doch wohl selber denken? Wie lebt man mit anderen Menschen in einer Welt, in der sich jeder frei für Wahrheiten entscheiden muss – ohne je absolute Sicherheit über ihre Richtigkeit zu haben? Die Antwort scheint mit einfach: äußerst respektvoll vor der anderen Meinung – auch wenn sie einem noch so gegen den Strich geht, demütig und bescheiden, was den Umgang mit einer Welt angeht, in die man uns einfach hineingesetzt hat, liebevoll und verständnisvoll gegenüber jenen, die sich anders eingerichtet haben in der Welt … und ganz entschieden gegen jene stemmend, die diese Freiheit vernichten wollen, jene Un- und Übermenschen, die voll tönend die Wahrheit für sich beanspruchen, aber schon an einfachen Wirtschaftsprognosen scheitern, weil sie noch nicht einmal im Ansatz die Dynamik von Leben verstanden haben – aber so Millionenvölker dirigieren wollen. Jene … die vor 250 Jahren anfingen, im Kampf gegen die Kirche die Welt umzubauen und einen Moloch erschufen, der Artenvielfalt in nie dagewesener Größe vernichtete, den nuklearen Holocaust jederzeit möglich sein läßt, der das planetare Klima bis ins Mark erschütterte, die Welt mit neuen Giften, Seuchenwaffen und Unmengen an Müll überschüttete und aus menschlichen Wesen Maschinen machte, deren Leben von Uhren und Vorschriften diktiert wird und uns Arbeitszeiten verordneten, die weit über das natürlich notwendige hinausgehen und uns in die Nähe babylonischer Arbeitssklaven verorten – ausgestattet mir viel technischem Schnickschnack, für dessen Produktion die lebendige Vielfalt des Planeten ruiniert wird.
„Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ – wäre schon mal ein guter Anfang – weil die Würde des Menschen unantastbar ist.
Wozu nun dieser Exkurs?
Wir wollten radikal werden – und nur wenn wir im Denken radikal werden, können wir uns dem Trommelfeuer der Manipulation entziehen. Verlassen wir diesen radikalen Kurs, werden wir zum Spielball der Willkür von Experten, die uns hierhin und dorthin schubsen wollen. Wie Schopenhauer schon sagte: Philosophie bringt nichts – aber erspart einem vieles.
Auf dem Spiel steht … die Existenz der Menschheit selbst – und vielleicht des ganzen Planeten. Weshalb wir entschieden das Leben der Menschen gegen den Glauben der Übermenschen verteidigen müssen: einen Glauben, den wir – im westlichen Sprachkodex – mit gutem Recht satanisch nennen können, wenn er gegen das vorgeht, was wir wissen können, glauben und hoffen dürfen oder gegen jene Art, wie wir vernünftigerweise Leben sollten (siehe Zeit):
Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte.
Was dieser kategorische Imperativ nun praktisch bedeutet, können Sie sich selbst leicht ausrechnen: wenn 7,5 Milliarden Menschen eine eigene Yacht, einen Buggati, einen Privatflieger und eine Riesenvilla wollen … wird es eng.
Und äußerst unmoralisch.
Freitag, 6.5.2016. Eifel. Kennen Sie Günter Fröhlich? Wahrscheinlich nicht. Er serviert Kaffee. Wer kennt schon seinen Kellner mit Namen? Günter Fröhlich jedoch sollten Sie kennen: er ist Philosoph, Professor gar. Eigentlich – im Prinzip – ein wichtiger Mensch, gerade in Zeiten, wo wir mit „fragmentierter Information“ überschüttet werden und gut Menschen gebrauchen könnten, die diese Informationen wieder defragmentieren – also ein geschlossenes Bild von der Welt entwerfen, auf grund dessen man gut informiert seine eigenen Entscheidungen treffen kann, anstatt in einem bunten Potpourie von Bröckchen zu ertrinken. Professor Fröhlich ist Privatdozent an der Uni Regensburg – nur bekommt er keinen Cent dafür, weshalb er jetzt den Staat Bayern wegen „Sklaverei“ verklagt (siehe Spiegel). Den Kaffee serviert er, um nicht zu verhungern – oder ins Hartz-Gettho zu kommen, wo nach einem Jahr jede berufliche Qualifikation auf „Hilfsarbeiter“ gesetzt wird. Er trifft dort auch mal seine Studenten – scheint lustig zu sein.
Nun – ich will kein Loblied über die akademische Philosophie singen – ich war schockiert, als ich vor zehn Jahren meine alte Universität besucht habe, um – wie ganz ursprünglich mal vereinbart – meinen Doktor zu machen: das Vorlesungsverzeichnis sah aus wie bei Betriebswirtschaftlern: Philosophie war zum Büttel der Pfeffersäcke verkommen. Ich war erschrocken: woher sollte denn die kritische Selbstreflexion der Menschheit kommen, wenn nicht gerade aus diesen Reihen? Alle anderen Wissenschaften waren doch schon der „Todesmaschinerie“ des Westens untergeordnet, die weltweit Leid und Vernichtung sät – inzwischen sogar mit Waffengewalt und nicht nur indirekt mit raffinierten Verträgen und Finanzmacht.
Gehen wir weg vom Elend der Philosophie, die sich schon im letzten Jahrhundert weit von ihrer Bestimmung entfernt hat, die auch Opfer der Fragmentierung von Wissen wurde: alle Wissenschaften stammen aus ihr, weshalb es sinnvoll wäre, dort alle Wissenschaften wieder zu bündeln, als immer nur mehr aus der Philosophie herauszuschneiden, bis dass nur noch Philosophiegeschichte (also: die narzistische Selbstbetrachtung der Philosophie) übrig blieb – und alle anderen Wissenschaften ziel- und planlos munter vor sich forschen und so nebenbei Atombomben, unaufhaltsame Krankheiten oder besonders effektive Gift entwerfen und als völlig verrückte „Transhumanisten“ sogar an der konkreten küsntlichen Erschaffung des körperlich überlegenen Herrenmenschen arbeiten – ohne sich Gedanken über das Schicksal der dann massenhaft vorhandenen Untermenschen zu machen. Hitlers Träume sollen wahr werden – doch diesmal sind nicht wir Deutschen Heimat des Wahns … könnten aber aus unserer Geschichte heraus wertvolle Informationen über das Ende jener Unternehmung liefern. Wir jedoch: vergessen und verdrängen diese Geschichte lieber, anstatt sie produktiv umzusetzen und die Erfahrungen ernst zu nehmen.
Die USA testen in diesem Zusammenhang gerade das größte unbemannte Kriegsschiff der Welt (siehe Spiegel). Der Traum wird wahr: die gesamte Schifffahrt der Welt wird automatisiert. Nach den Drohnen und den Kampfrobotern werden auch alle Kriegsschiffe automatisiert: vorbei die Zeit, wo die Mannschaften von Kriegsschiffen mit großer Kampfkraft meutern können (wie in Russland oder Deutschland) und diese nicht leicht zu bezwingenen Waffen in den Dienst der Gerechtigkeit stellen (um es mal provokant zu formulieren) – in Zukunft werden ganze Armeen von Donald Trump (oder Nachfolgern ähnlichen Kalibers) persönlich und völlig allein kommandiert werden können. Jeder Despot dieser Welt träumt davon. Zudem werden alle Matrosen der Handelsschifffahrt arbeitslos und konkurrieren mit unserem Philosophieprofessor um die letzten Bullshitjobs – wobei: ein Philosoph passt ganz wunderbar in ein Café – aber auch dort wird der Ausschank zunehmen automatisiert.
Ein Philosoph eignete sich auch gut als Briefträger, mit dem man ein erbauliches Gespräch an der Tür führen könnte – würde er nicht unter unerträglichen Termindruck leiden wie die Postboten der Moderne. Es war übrigens auch Hitler, der den Produktionsdruck für alle enorm erhöhte, in dem der massenhaft kleine – meist jüdische – Betriebe schloss – doch davon muss später mal die Rede sein. Deshalb arbeiten wir ja auch an dem automatischen Auto und LKW (siehe Stern) – und rationalisieren nebenbei alle Postbankmitarbeiter weg, ersetzen sie durch Automaten (siehe Spiegel). Wo bleibt der Platz für Menschen in diesem Zukunftstraum? Nun: Hitler hatte ja schon alles mal vorexerziert: Minderleister und unnütze Esser könnten dann noch als Rohstoffe herhalten. Wir sind jedoch weiter als er, haben gelernt, wie teuer Gas und Lagerhaltung sind: einfach das Essen streichen – der Mensch stirbt von ganz allein. Praktizieren wir gerade in ersten Probeläufen als „Sanktionen“ im Rahmen der Hartz-IV-Gesetzgebung.
Ja – nun glauben Sie mal nicht, „wir“ würden ohne Pläne in die Zukunft starten. Der Krieg „reich“ gegen „arm“ hat in naher Zukunft konkrete Folgen für Sie alle – schon in wenigen Jahren werden 50 Prozent aller Arbeitsplätze in Deutschland wegfallen – und bei den bestehenden wird „Burn out“ mit 35 zur fest einprogrammierten Sollbruchstelle wegen chronischer Überarbeitung in völlig sinnlosen, unnatürlichen Tätigkeiten – jedenfalls für die wenigen, die überhaut noch einen festen, unbefristeten Arbeitsvertrag bekommen (Voraussetzung dafür wird sein: 1. die Beziehungen der Eltern, 2. Abitur an einer teuren Privatschule. 3. Studium an mehreren teuren, internationalen Universitäten).
Alternativlos, diese Zukunft, oder? Wir leisten uns tausende von fürstlich bezahlten Politikern, die nicht einen – nicht einen einzigen – Schritt zur Lösung dieser Probleme liefern. Sind sie etwa unlösbar? Keineswegs. Gerne erwähne ich mal die Initiative einer Berliner Genossenschaft, die ein perfekt durchdachtes System entworfen hat, mit dem man schrittweise – und ganz friedlich – den Wirtschaftsraum „Welt“ umbauen könnte – zum Nutzen aller (siehe Treeec World Project). Kann sofort gestartet werden – es fehlen nur noch Menschen. Mehr Menschen. Viel mehr Menschen.
Andererseits – gibt es jenseits der Sphären der bezahlten Politik auch ganz normale Menschen, die bescheiden auf kleinstem Raum leben und sich gelegentlich ein paar Gedanken machen. Folgende Gedanken stammen von Christine Schröter, sie hinterließ sie auf meinem Autorenprofil – ich habe die Erlaubnis, sie mal komplett zu zitieren:
„Die Welt liegt in den Händen derer,
die den Mut haben zu träumen
und es wagen, ihre Träume zu leben.
Wer nie jagte und nie liebte, nie den Duft der Blumen suchte und nie beim Klang der Musik erbebte, ist kein Mensch, sondern ein Esel. (aus Arabien)
– Vermögensabgabe für Vermögen ab/über 2 Millionen Euro in Höhe von 10 bis 30 % gestaffelt nach Höhe des Vermögens – leistbar binnen 12 Monaten
-Genossenschaften für Verkehr, Wasserversorgung, Energieversorgung, Gesundheitswesen (alle Sparten die für das Gemeinwohl unabdingbar sind) mit Überwachung der Preisgestaltung und Versorgung durch unabhängige Gremien
– Abschaffung der Beitragsbemessungsgrenzen in der Krankenversicherung – Ausweitung der Versicherungspflicht auf alle Einkommen – alle Einkommen müssen (gedeckelt) in die gesetzliche Krankenversicherung einzahlen … nur noch Bonusleistungen über private Krankenversicherer (z.B. Chefarzt, Hotelkonfort im Krankenhaus usw)
– Abschaffung von geringfügiger, nicht sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung = Jeder Arbeitsplatz unterliegt der Sozialversicherungspflicht unabhängig davon ob 200 Euro oder 10.000 Euro monatlich „verdient“ werden.
-Einführung einer „Sozialabgabe“ für Betriebe die mit „Maschinen“ Arbeitskräfte freisetzen und keine Abschreibungsmöglichkeit… abgabefrei und abschreibbar sind Maschinen die Arbeit erleichtern zum Wohl des Menschen.
– Einführung Mindestlohn in Höhe von mindestens 10 Euro – mit laufender Anpassung an die Inflation – gemessen an einem „Warenkorb“, der tatsächliche Bedarfe/Bedürfnisse wiederspiegelt
– Abschaffung Kündigungsschutz (ohnehin Makulatur) im Gegenzug tragen die Arbeitgeber/Unternehmen – gestaffelt natürlich – bei Stundenlöhnen unterhalb von 12 Euro anteilig höhere Sozialversicherungsabgaben als die Arbeitnehmer – befreiende Wirkung davon ist möglich bei: betrieblichen Fort- und Weiterbildungen sowie anderen Vergünstigungen für die Arbeitnehmer (geldwerte Vorteile, Entlastung von Arbeitskosten, Kinderbetreuungskosten, betriebliche Gesundheitsfürsorge, gesonderte Altersicherung etc.). Die Arbeitslosenversicherung leisten die Unternehmen ohne die Beteiligung der Arbeitnehmer.
– Sozialleistungen erfolgen unter einheitlicher Bezeichnung durch eine Behörde in einheitlicher Höhe (Messlatte ist ein noch anzupassendes Existenzminimum auf der Grundlage Miete/Kultur/Lebenshaltung/Energie – Warenkorb
– stufenweise Arbeitszeitverkürzung (bei annähernd vollen Lohnausgleich) für alle (!) Beschäftigungsverhältnisse auf zunächst 6 Std. später 4 Std., Unternehmen, die mehr als den Mindestlohn leisten und eine Anzahl Mitarbeiter X (gemessen an Betriebsgröße und Gewinn) einstellen (und halten), werden anteilig von steuerlichen Verpflichtungen befreit (Bekämpfung der Arbeitslosigkeit)
-Kürzung Verteidigungshaushalt
-Aufstockung Bildungshaushalt
-Verbesserung der Pflege durch gesetzliche Pflegebeiträge für alle Einkommen
– Flexibilisierung der Arbeitsleistung – verteilt über den Tag, Förderung von Tätigkeiten, die nicht an das Unternehmen gebunden sind (Homeoffice etc.) – realisierbar über Arbeitszeitkonten, die von den Unternehmen abgesichert sein müssen für den Fall der Insolvenz.
– Ehrenamtliches Engagement, Tätigkeiten für Umwelt- und Tierschutz nach der regulären Arbeitszeit wird mit einer Erhöhung des Existenzminimums belohnt – ggf. darstellbar über eine negative Steuer
– Unternehmen – insbesondere Klein-, Kleinstbetriebe werden von hemmenden Auflagen befreit (Meisterzwang etc. ) – sie leisten in den ersten 5 Jahren geringere Abgaben/Steuern… Zwangsmitgliedschaften entfallen für die ersten 5 Jahre nach Existenzgründung
– Die Umsatz/Mehrwertsteuer wird einheitlich auf 15% festgesetzt – Einkommen unter 1500 Euro monatlich leisten keine Einkommensteuer/Lohnsteuer – nach oben hin erfolgt eine Staffelung nach Leistungsfähigkeit/Höhe des Gehaltes. Steuererleichterungen nur für soziales Engagement je nach Leistungsfähigkeit des Steuerpflichtigen
-Einführung der Vermögenssteuer
-Spitzensteuersatz von 49%
– Abschaffung von Riester, Rürupp etc. pp – ein einheitliches Rentenkonto für alle – private Absicherung erfolgt über Ersparnisse, die nicht auf ggf. notwendige Grundsicherung im Alter angerechnet werden (!) Es wird eine Mindestrente in Höhe des jeweils geltenden Existenzminimums eingeführt und geleistet – ohne Wenn und Aber… ohne gesonderte Anträge.
– Erziehungsarbeit wird in Höhe des Existenzminimums gewürdigt – stufenweise Wiedereingliederung in den Beruf erfolgt nach Einschulung des Kindes, Zwischenlösungen über Heimarbeit etc. werden gesondert gefördert. Ab dem 3. Lebensjahr besteht ein Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz für 4 Std.
– auch bei befristeten Arbeitsverhältnissen greift während der Schwangerschaft der Frau Kündigungsschutz – Frauen erhalten eine feste Wiedereinstellungsoption in das alte Arbeitsverhältnis. Die Rahmenfristen für das Arbeitslosengeld werden entsprechend angepasst. Elterngeld entfällt – hierfür gibt es eine Sicherung in Höhe des Existenzminimums.
– Pflegeleistungen innerhalb der Familie werden unterstützt – das Arbeitsverhältnis bleibt erhalten, die Stundenzahl wird reduziert, es erfolgt eine Sicherung in Höhe des Existenzminimums.
– Hauptschulen werden komplett abgeschafft – jedes Kind wird insoweit gefördert, dass es seinen Realschulabschluss mit mindestens befriedigender Benotung – und somit eine angemessene Bildungsgrundlage erhält – das Bildungswesen wird nach bundeseinheitlichen Kriterien vereinheitlicht. Lehrer müssen sich zwingend weiterbilden und regelmäßige Tests absolvieren/bestehen.
– Förderung des öffentlichen Personennah- und Fernverkehrs , Anbindungen werden ausgebaut – Familien, die sich mit anderen ein KfZ teilen, werden steuerlich entlastet. Fahrradwege werden umfassend ausgebaut
– Landwirtschaftliche Kleinbetriebe werden gefördert – ebenso Wochenmärkte, Tante-Emma-Läden eine Art Landwirtschaftsumsatz und Mehrwertsteuer von 7% damit nicht auf Sonderangebote der Discounter zurückgegriffen werden muss – Massenhaltung von Tieren zur Fleisch- und Lebensmittelerzeugung wird mit 25% besteuert. EU-weite Transporte von Tieren werden verboten – Schlachtungen finden standortnah statt.
– Keine Subventionen für Raps und andere pflanzliche „Energiegewinner“ – Beschränkung der dafür ausgewiesenen Flächen inkl. Verpflichtung zur Wiederaufforstung – alternativ Anbau von Obst- und Gemüse.
– Einführung einer Transaktionssteuer
– Warentermingeschäfte werden unter Strafe gestellt
– keine üppigen Pensionen der Staat ist der einzige Arbeitgeber der „aus den Vollen“ des Steuersäckels schöpft selbst keinerlei Vorsorge trifft
– Abschaffung der „Selbstbedienung im Bundestag“ das Volk entscheidet über Diätenerhöhungen (könnte gleichzeitig mit Wahlen erfolgen und gilt für eine Legislaturperiode …
erträumt von Christine Schröter … in vielen schlaflosen, nachdenklichen Nächten
Unser Innenminister holt sich Berater für Beträge ins Haus, die seinem ganzen Personalbudget entsprechen (siehe FAZ), das Ergebnis der Beratungen? Vermögen des Bürgers wird an Menschen verteilt, die „Arbeit nur spielen“. Ja – eine Beobachtung, die ich leider selbst im Berufsalltag machen musste: wer einen coolen Job mit viel Geld hat, arbeitet quasi gar nicht mehr, man verbringt seine Zeit in „Meetings“, die so überflüssig wie ein Kropf sind (siehe Süddeutsche), das weiß auch jeder, der in so einem „Bullshitjob“ sitzt: aber ein sechsstelliges Jahresgehalt ist Geld genug, um zu schweigen (und beständig über die hohe Arbeitsbelastung zu klagen).
Vermeiden Sie bei der Betrachtung von Christines Träumen bitte den antrainierten Reflex, zu schauen, ob man die formulierten Positionen einer politischen Partei zuordnen kann. Konzentrieren Sie sich bitte nur darauf, ob diese Positionen geeignet sind, der Menschheit Zukunft zu bringen. Sie werden überrascht sein, wieviel Utopie in den wenigen Worten steckt, die viele viele Probleme heute lösen, die uns morgen erschlagen – und vernichten werden. Fragen Sie sich lieber, warum solche Ideen nicht aus den parteiunabhängigen (und teuren) Expertengremien des Bundestages kommen, die ohne zu zögern hinnehmen, dass wir mit irrsinnigen Summen Banken retten – anstatt Menschen (siehe Spiegel) – jene Banken, die die private steuerbegünstigte Forschung an der Wegautomatisierung menschlichen Lebens mit Krediten ausstatten, die sich auf Kosten der Griechen eingefahren haben.
Stellen Sie sich einfach mal vor, wie das Leben wäre, wenn wir einfach mal alle „Träume“ von Christine in die Tat umsetzen würden – einfach aus dem Grund, weil der bisherige Kurs uns nur direkt in die unaufhaltsame Apokalypse führt – wovon wir in Deutschland noch am Wenigsten mitbekommen, weil wir hier sozusagen behütet an des Kaisers Hof verweilen und durchgefüttert werden, bis man unserer überdrüssig wird. In Afrika, Asien und Mittelamerika jedoch sind die Folgen dieser Lebensweise schon heute zu erkennen – dort verhungern die Menschen (allein 30000 Kinder – jeden Tag), während wir uns 20 Millionen fleischfressende Haustiere halten (siehe statista) … gleichzeitig aber die Triumphe unserer „veganen“ Lebensweise feiern – und aus Mangelernährung ein politisches Programm machen (hierzu – vor allem auch zu den Geldgebern dieser Bewegung – später mehr).
Wir jedoch leben eine politische Herrenmenschenphilosohie, in der „die da oben“ die große Ahnung haben (allerdings völlig ohne konkrete problemlösende Ergebnisse), während „die da unten“ zu blöd für eine politische Beteiligung in Form einer Volksabstimmung sind – jedenfalls nach Meinung des Bundespräsidenten (siehe z.B. Welt).
Mir jedoch kommt es so vor, als wenn die problemlösende Kompetenz bei Normalbürgern (die einfach viel näher an den Probleme leben als fürstlich bezahlte Politiker, die reflexartig die Quellen ihrer Fürstenhonorare decken) deutlich höher ist als bei „Fachleuten“, die den Elfenbeinturm für selbstverständliche Norm halten. Hieraus kann man auch eine weitere, ergänzende politische Forderung ableiten: mehr Normalverdiener als Kontrollgremium in den Bundestag – in Form von „Geschworenen“, die Gesetze letztlich absegnen müssen. Außerdem: die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens (in Form einer Negativsteuer – um ein Beispiel zu nennen), um dem Souverän des Landes unabhängig von den Kommandostrukturen der „Wirtschaft“ zu machen … und ihm Zeit die geben, die intensiv fragmentierten Informationen wieder zusammen zu fügen: dann kann er auch souverän bei Volksabstimmungen mitentscheiden.
Man stelle sich vor, was ein Volk voller „Christines“ bewirken könnte … wenn man sie nur lassen würde, wie es in einer Demokratie Norm sein sollte.
Stattdessen … arbeiten wir lieber mit der faschistischen Weltsicht von „Herrenmenschen“ und „Untermenschen“. Gibt es da noch irgendwen, der glaubt, dass dieses „Experiment“ – nun weltweit durchgezogen – anders enden wird als der erste Feldtest in Deutschland? „Bevölkerungsreduktion“ ist für den Herrenmenschen halt lebenswichtig. Überlebenswichtig.
(Vielen Dank an Christine Schröter für die Leihgabe ihrer „Träume“)
Donnerstag, 14.3.2016. Eifel. Bevor wir heute zum eigentlichen Thema kommen, müssen wir ein wenig weiter ausholen: jedoch – dies sei versprochen – mit großem Gewinn für andere Themen. Dies ist wichtig um einen großen Schritt zu verstehen, den wir im 19. Jahrhundert gemacht haben. Kommen wir zum Anfang zu der Frage: was wissen wir von der Welt? Nein – ich frage nicht Google, die mir nur Teile der aktuellen (immer jederzeit für absolut wahr gehaltenen) Theorienbildungen nahebringen könnnen: ich frage SIE! Keine Sorge: ich liefere die Antwort sofort nach, sie ist einfach … wir wissen gar nichts. Ja, wir haben gigantische Theoriengebilde zu allem und jedem im Reiche der sinnlichen Wahrnehmung und können – vielleicht – zum Mond fliegen (mit Nebenwirkungen die unseren ganzen Planeten unbewohnbar machen und unsere Lebensqualität ständig weiter sinken lassen): aber ich sprach ja nicht davon, was mir machen können (ohne auch nur die geringste Ahnung von unserer Umwelt zu haben), sondern was wir WISSEN.
Der Grund dafür, dass wir gerade die Erde vernichten, liegt genau daran, dass wir viel machen – aber nichts wissen, deshalb sterben unendlich viele Arten, entstehen unbesiegbare Krankheiten, Luft und Wasser werden ungenießbar. Wir sind wie ein Kleinkind in der Küche … das auch schon alle Knöpfe bedienen kann – man weiß aber, wie das in der Regel endet.
Wir haben da ein großes Problem, das seit 2500 Jahren bekannt ist. Platon (428 vor Christus – 348 vor Christus) hat das durch sein Höhlengleichnis beschrieben: wir sitzen vor einer Höhlenwand und bewundern die Schatten (und rechnen sie inzwischen perfekt aus), doch die Wirklichkeit liegt im Licht ausserhalb der Höhle. Kant (1724 – 1804) hat das dann konkreter formuliert (wie alles andere auch): wir haben keinen direkten Zugang zur Welt (auch wenn wir uns das noch so sehr einbilden – wie aktuell), wir sind abhängig von a): den beschränkten Sinnen und b): den Kategorien des Geistes. Wir wissen heute schon, dass wir vieles nicht wahrnehmen können, doch das unser Denken uns ebensolche Schranken auferlegt, wird langsam vergessen. Würde unser Gehirn unsere Sinneseindrücke nicht beständig korrigieren: die Welt stünde Kopf (weil das Auge eine Kamera Obscura ist). Somit ist der Geist des Menschen gefangen in einem Käfig – ohne Zugang zur Wirklichkeit.
Soweit: die Geschichte der Philosophie bis … Arthur Schopenhauer (1788 – 1860). Sie glauben, diese Sicht ist unfug? Nun – hätten wir sie nicht vergessen, wäre Umweltzerstörung kein Problem für uns. Wir würden auch auf das Töten von Menschen verzichten – oder ihre Ausbeutung, hätten Respekt davor, Gast in einem Milliarden Jahre alten System zu sein, das ohne uns gut leben kann – wir aber nicht ohne das System. Und Atomkerne würden wir auf keinen Fall spalten. Wir sind aber lieber das zweijährige Kind in Mutters Küche, das sich freut, dass die Herdplatten so schön glühen und die Trockentücher daneben so fein qualmen.
Schopenhauer sah dieses Gefängnis auch – aber er sah auch den Ausweg, wobei er viele Anleihen bei den damals kaum bekannten asiatischen Religionen nahm. Wenn wir ein gequältes Tier sehen – einen Hund, zum Beispiel – dann haben wir die Chance, das Leid des Tieres in uns selbst zu spüren: wir verstehen den Schmerz, als wäre es unserer. Der Schmerz springt geradezu vom Tier über (was Nitzsche dann dazu brachte, das Leid zu meiden: es ist seiner Meinung nach ansteckend) … was uns aus unserer weltanschaulichen Isolation herausholt, weil wir hier einen unmittelbaren Zugang zur unbekannten „Außenwelt“ haben: durch das MITLEID. Durch ein Gefühl. Aus der Erkenntnis, dass Gefühle Wahrheiten fabrizieren können, Gedanken jedoch nur Theorien, haben wir bislang noch nichts gemacht – wo kämen wir auch hin, wenn wir Mystik über Physik setzen würden (was wir bald machen werden, die Physik braucht nicht mehr viel, dann ist sie im Bereich der Mystik angekommen)?
Mitleid ist der große Sinn menschlichen Lebens – soweit wir mit unserem beschränkten Verstand erkennen können. Schade, dass Sie davon noch nicht viel gehört haben. Schade, das Mitleid heute Sozialromantik ist und Mangel an Empathie erwünschtes Leistungsmerkmal. Kein Wunder, dass wir in künstlichen Welten leben, fernab unserer natürlichen Umwelt, die wir nur noch aufsuchen, wenn wir Heilung (also: Urlaub) brauchen, ohne zu erkennen, dass das „Heilige“ (also: das Leben in der Natur) unsere Heimat ist, von der wir mitten in New York, Los Angeles oder Gummersbach am weitesten entfernt sind.
Wundersamerweise kommt aber gerade von dort – aus den denaturierten Städten – eine neue Glaubensrichtung auf uns zu: also, seltsamerweise aus jenen Gebieten, in denen man kaum Begegnung mit wilden Tieren hat: dort tragen die Tiere Menschennamen, wohnen – ganz gegen ihre Natur – in Menschenwohnungen, dienen als Spaßfahrzeuge für Reiter oder in Käfigen als private Sänger für einsame Herzen, der Konzern Disney versorgt uns sogar rund um die Uhr mit völlig vermenschlichten Tierdarstellungen, Tiere, die Auto fahren, Zeitung lesen, Häuser bauen und Debatten führen – schon allein aus diesem Grund wäre erkennbar, warum niemand mehr Donald Duck essen möchte: Disney hat uns gelehrt, dass Tiere unsere Brüder sind, mehr noch – der reichste Mensch der Welt ist eine Ente.
Nun – neu ist die Glaubensrichtung nicht. Sie entstand immer wieder in den Städten der Reichen – die Armen hatten oft nicht die Freiheit der Wahl: sie mussten essen, was gerade da war. Oft genug diente es ja auch der Belustigung der Reichen, Armen Essen vorzuwerfen und sich daran zu ergötzen, wie die pure Gier sie ihn bloße Tiere verwandelte, die schnell fraßen und in sich hineinschlangen, um dem Vernichtungsschmerz des Hungers zu entgehen. Ja, „Tafeln“ gab es schon immer, und immer erfüllten sie den gleichen Zweck: der Reiche wollte demonstrieren, um wie viel besser er ist als der Arme – und da wurde auch Vegetarismus zur Waffe, um die unendliche ethische Überlegenheit des Bessermenschen über den Untermensch zu demonstrieren.
Leider wurde eine lange Diskussion mit einem solchen „Edeltarier“ und dem Autor dieser Zielen gelöscht – wohl von eben jenem, denn der Autor dieser Zeilen – in einem selbst schlachtenden Haushalt am Rande des Ruhrgebietes groß geworden – springt nicht sogleich auf jeden Zug auf, der aus den Penthäusern und Luxuslofts der Innenstädte kommt – oft als Mode, die schnell wieder verschwindet. Was mich stutzig macht – immer wieder neu – ist der ausgemachte Menschenhass, der oft mit dieser Bewegung einhergeht. Er ist nicht unverständlich – wir sind schon eine etwas seltsame Spezies – aber oft einseitig, als wäre der böse Mensch in einem ultimativen Endkampf mit dem guten Tier … einen Kampf, den dieses verliert. Diese Haltung ist so unterschiedlich von jenen Tierfreunden, die ich aus dem Buddhismus und Hinduismus kenne: sie fegen den Weg vor sich, um ja kein Insekt zu zertreten – wäre ganz schlecht für das Karma, schätzen aber den Menschen gleich hoch. Es ist weniger Mitleid, was hier die Handlung anleitet, sondern das Ego, dass auf eine bessere Widergeburt hofft – doch egal: die Tat scheint ehrenwert. Ich wage auch nicht, jenen eifrigen Mönchen zu erzählen, dass sie Millionenfach tierisches Leben vernichten, weil sie ein Immunsystem haben, das Bazillen gnadenlos auslöscht, die uns schaden wollen (wie wir die Raubtiere der Natur ausgerottet haben) und nur jene am Leben lassen, die einen gewissen Nutzen (wie Nutztiere) bringen.
Erst Recht wird es schwierig – vor allem mit dem Bessermenschentum – wenn wir einen konkreten Blick auf die Pflanzenwelt richten: einen Blick, den wir uns kaum erlauben dürfen (siehe Deutschlandradio):
„Forscher vermuten, dass die Wurzeln der Pflanzen ein riesiges, erdumspannendes Kommunikationsnetz bilden. Auch über der Erde können sie weit mehr, als man vermutet: Pflanzen wehren sich sehr geschickt und locken sogar Helfer herbei, wenn ein Tier sie aufzufressen droht.“
Es war Schopenhauer, der als erster das Reiz-Reaktionsschema bei Pflanzen beschrieben hatte – und so nachwies, dass sie nicht nur „Dinge“ waren.
„Lange Zeit sahen Forscher in Pflanzen nicht viel mehr als lebende Roboter, einem sturen Wachstumsprogramm unterworfen. Doch allmählich nimmt die moderne Biologie Abschied vom Bild der Pflanze als passivem Organismus. Grünzeug kann sprechen! Das zeigt das Beispiel der Akazie. Pflanzen verständigen sich allerdings nicht mit Lauten, sondern chemisch, per „Ethylen“.“
Wir stehen hier am Beginn einer neuen Ära: (siehe de.sott.net):
„Blatt für Blatt zupft er den Salat auseinander, schält die Zwiebel und schneidet sie in feine Streifen, die Tomaten werden in grobe Stücke geschnitten…
Was für uns nach einer leckeren Beilage klingt, ist für eine Pflanze womöglich das reinste Horror Szenario. Das lassen zumindest die Forschungsergebnisse der Universität Missouri-Columbia (MU) vermuten. Diese haben die Vibrationen einer Raupe beim Fressen von Blättern mit einem Lasermikrofon aufgezeichnet und eine Acker-Schmalwand, auch Schotenkresse genannt, mit diesen Schallwellen bestrahlt, noch bevor eine Raupe in den Raum gebracht wurde. Die Pflanze reagierte mit Ausscheidungen, welche für die Raupe giftig sind. Diese Erkenntnisse eröffnen ganz neue Welten für die Schädlingsbekämpfung und führen uns auf unbekannte Wege des Verständnisses der Welt, in der wir leben“
Nicht mehr lange und wir müssen uns der seit Jahrtausenden bekannten Erkenntnis stellen: Pflanzen sind lebendig. Haben einen eigenen Geist. Womöglich sogar schon seit Urzeiten weltweites Internet. Und wir können damit kommunizieren (siehe lebensart-magazin):
„Im Wald trifft das kommunikationsfähige Immunsystem des Menschen auf die kommunizierenden Pflanzen. Sie können sich ausmalen, dass dies nicht ohne Folgen bleibt. Das gesundheitliche Potenzial, das bei diesem Zusammentreffen entsteht, ist so groß, dass im Jahr 2012 an japanischen Universitäten ein eigener medizinischer Forschungszweig gegründet wurde: »Forest Medicine « oder »Waldmedizin«. Innerhalb kurzer Zeit begannen Wissenschaftler überall auf der Erde, sich an dieser Forschung zu beteiligen.“
Überhaupt: der Wald – scheint auch nur ein Tier zu sein, ein edles Tier mit der Fähigkeit zu Mitleid(siehe Förster Peter Wohlleben):
„Erstaunliche Dinge geschehen im Wald: Bäume, die miteinander kommunizieren. Bäume, die ihren Nachwuchs, aber auch alte und kranke Nachbarn liebevoll umsorgen und pflegen. Bäume, die Empfindungen haben, Gefühle, ein Gedächtnis. Unglaublich? Aber wahr!“
Auf diese Erkenntnisse reagieren (nach meinen Erfahrungen die meisten) Veganer mit Wut, Zorn und Verachtung: ihr Bessermenschenkonzept ist in Gefahr, die willkürliche Aufteilung zwischen gut und böse zum Zwecke des Machtgewinns über andere Menschen funktioniert nicht mehr, wenn Pflanzen essen nicht mehr fraglos „gut“ ist. Manche jedoch reagieren mit Betroffenheit (und weichen streng logisch auf das Konzept der Lichtnahrung aus) ob der Ausweglosigkeit des Leidens in der Welt – und wieder sind wir bei Schopenhauer. Oder beim Hinduismus, beim Buddhismus, beim Christentum, die uns eine heute fast vergessene Botschaft lehren: entgegen der Anweisung der Bundeskanzlerin Angela Merkel geht es der Welt (und Deutschland) nicht gut, sondern schlecht. Sogar gravierend schlecht. Man hat schlichtweg keine Chance, „besser“ zu sein – es sei denn, man setzt willkürliche Dogmen in die Welt: „fühlende Tiere essen – schlecht; fühlende Pflanzen essen – gut“.
Wer will kann diese Dogmen auch durch „Tragen roter Hüte – gut, Tragen blauer Hüte – schlecht“ ersetzen. Mit viel Zeit und Muße kann man auch den Farben einen großen theoretischen Überbau verpassen – der aus Blauhütern schlechte Menschen macht, was allen sofort klar sein muss, die nicht im Verdacht stehen wollen, selber im Geheimen blaue Hüte zu tragen.
Etwas, was oft in der Debatte übersehen wird: wir Menschen essen – anders als Raubtiere – keine lebendigen Tiere. Wir sind eher Aasfresser. Schlimmer noch: in aller Regel denaturieren wir das Fleisch durch kochen oder braten. Wir sind also kultivierte Aasfresser – und erfüllen als Aasfresser eine wichtige Funktion im Kreislauf des Lebens, wie alle anderen Aasfresser auch. Das Problem ist nur: Aas ist selten geworden in unserer Zeit. Wir produzieren es also selber – und verwandeln uns in eine Kultur des Karnismus (siehe Spiegel), die als „soziale Norm“ definiert wird.
Nur: sie ist keine soziale Norm – sie ist Bestandteil einer Umwelt, die schon karnistisch war, bevor der Mensch auch nur angedacht wurde. Das Essen von Tieren haben wir von der Natur gelernt: die findet das ganz ok. Einfach mal den Wolf fragen – oder den Bären. Oder die Made. Auch der Hai hat dazu eine Meinung. Allerdings essen die wenigsten Tiere ihr eigene Art.
Es ist aber nun gestattet, ein höheres Bild in sich zu tragen, als die Natur vorgibt: soll – so meinen manche – ja geradezu die Aufgabe des Menschen sein, die Natur durch Geist zu überwinden. Aber wo wird dieses Bild durchdacht, dass es realisierbar wird – und nicht nur eine Forderung ist, die der Welt von Disney gerecht wird?
Gesetzt den Fall, wir akzeptieren den Veganismus als politische Bewegung – und verleihen ihm die Macht, seine politischen Überzeugungen umzusetzen: was machen wir dann mit den Milliarden Nutztieren? Freilassen, natürlich. Sollte allerdings dann auch für alle Haustiere gelten. Mangels natürlicher Feinde vermehren die sich unaufhaltsam: Herden von Kühen, Schafen und Schweinen werden die Ernten vernichten (was heutzutage kaum ein Städter begreifen kann, weil veganes Essen ja vom Biomarkt kommt. Der wäre dann allerdings … leer.). Wir kommen dann wieder in eine Welt, die wir schon ziemlich weit hinter uns gelassen haben: in die Welt des Fressens und gefressen Werdens, die auch ohne den Menschen schon Bestand hatte – und die Kuh wird ihrem natürlichen Auftrag weiterhin nachkommen. Grasen, grasen, grasen – und sich pudelwohl dabei fühlen.
Die Menschheit – wird ausgelöscht. Zum größten Teil jedenfalls. Zuerst die Armen, zuallererst deren Kinder. Aber kein Preis ist zu hoch, wenn ein Bessermensch einmal gut sein will.
Irgendwann wird dann wieder ein Mensch kommen, der sagt: wir müssen Verantwortung übernehmen – und zu unserem eigenen Schutz eingreifen. Der wird dann wieder Tiere töten – und überrascht feststellen, dass er deren Materie verarbeiten – sprich: verdauen – kann. Wie nützlich – und gut für die Ernte. Und alles fängt von vorne an.
Wo sind wir nun gelandet? War nicht gerade noch „Mitleid“ gut, nein, sogar: supergut? Und jetzt müssen wir doch die Kuh töten, weil sie unsere Salatköpfe gnadenlos auffrisst? Willkommen in der Realität. Übrigens … kenne ich aus dem letzten Krieg auch Schweine, die Menschen gefressen haben. Also: die Leichen (siehe z.B. N-TV). Wir werden mit denen also ein besonderes Problem bekommen. Ebenso mit Hunden, die – in der Not – auch mal ihre Herrchen essen (siehe News.de). Auf die extreme Gefahr durch denaturierte Hunderudel, die sich nur den Menschen als Nahrung heraussuchen, wurde andernorts schon hingewiesen. Disney – ist halt keine Realität – auch wenn´s schön wäre.
Was schön ist, ist: dass der Mensch sich über die Natur erheben kann. Auch einige Tiere können das. Nur: er ist und bleibt auch Teil von ihr. Das ist unser Fluch – unsere „Vertreibung aus dem Paradies“.
Wollen Sie jetzt eine Antwort von mir darauf, ob Sie weiterhin Tiere essen dürfen? Das kommt ganz auf die Perspektive an – und die müssen SIE SELBST in EIGENER VERANTWORTUNG FREI WÄHLEN!
Sie dürfen sogar vegan leben, keine Frage. Sie dürfen sich allerdings nicht über andere Menschen stellen – und nicht naiv der Frage ausweichen, wer dann für Sie tötet. Ja: irgendwer muss die Ratten aus dem Kornspeicher heraushalten – sonst ist schnell Schluss mit dem veganen Leben. Grausame Welt, oder? Ja – aber nicht unsere. Wir tragen in uns das Bild einer besseren Welt – und das ist ein wertvoller Gewinn, der über die Welt der Materie hinausreicht – und sie im Prinzip bedeutungslos macht.
Viel wichtiger als die Frage danach, ob wir Tiere essen/töten dürfen oder nicht, scheint mir die Frage nach der Grausamkeit zu sein. Hier fand ich den Menschen, der sich unbemerkt an sein Opfer heranschleicht und es mit einem Minimum an Schmerzen tötet immer angenehmer als den Löwen, der die Beute zu Tode hetzt. Doch – bevor Sie jetzt herzhaft in ihr Schnitzel beißen: davon sind wir weit entfernt.
Es gibt Dinge – auch für jene unter uns, die eher dem Raubtier als der Kuh nacheifern – die nicht gehen. Überhaupt nicht. Die sind von der Natur auch nicht vorgesehen – und gelten als krank. Ich meine: die Grausamkeit. Das alte Geschäft des Tierzüchters „ich ernähre Dich zehn Jahre lang, schütze Dich vor Wolf und Tier, Kälte und böser Witterung – und dafür esse ich Dich dann anstatt dass der Löwe Dich erlegt“ gilt schon lange nicht mehr, denn: das, was Sie da essen, hatte schon lange kein Leben mehr. Wussten Sie, dass dieses Tier, dass Sie da zu sich nehmen wollen, bei lebendigem Leibe verbrüht wurde? Ja: viele überleben die Vergasungsmaschine – ein häßlich Ding, in dem mehrere Schweine wie in einer Dose aus Draht in eine finstere Grube voller Gas gesenkt werden, das sie töten soll – aber es nur selten tut. Anschließend geht es dann ins 60-Grad-Bad, wo das Schwein langsam zu Tode gebrüht wird – aus Versehen, wie man mir versichert.
Die Züchtung von Grausamkeit bringt Grausamkeit hervor – die der eigentliche Feind der Menschheit ist. Das ist die Frage, die wir zuerst angehen sollten, weil sie machbar ist. Wir kämen da sehr weit, voran in eine bessere Welt, in der Mitleid Renditewahn schlägt. Auch in eine reichere Welt, in der Pflanzen gleiche Rechte haben wie Tiere .. und wir mit ihnen reden können. Allerdings auch – in eine Welt, die viel Überlegung und Verantwortung verlangt, weil wir sehen werden: auch wir sind Teil dieses Systems, dass aus der gegenseitigen Vertilgung von Substanz besteht. Wir können uns da nicht herausnehmen (es sei denn, mit der naiven, willkürlichen Art, dass wir aus Bambi einen Kumpel machen und aus dem Baum ein immer totes Ding) – und das ist eine große Herausforderung. Vielleicht die größte der Menschheit.
Jetzt haben wir eine weite Reise hinter uns, die uns gezeigt hat, welche vielen Wunder noch auf uns warten, während die „naturwissenschaftliche“ Industrie die Welt um uns herum vernichtet – und auch für viel größere Grausamkeit sorgt, als das reine, natürliche Essen von Fleisch bedeuten kann. Wir haben gelernt, dass „Gefühle“ Erkenntnisinstrumente sein können (was uns in eine märchenhafte Welt entführen wird – dazu später mehr) – sogar die wichtigsten und ehrlichsten, die wir haben. Wir haben gesehen, dass wir Teil eines Systems sind, in dem es normal ist, dass Fleisch des anderen zu essen – und gemerkt, dass uns das nicht zu gefallen braucht.
Nun will ich Sie mit meiner persönlichen Entscheidung konfrontieren: ich töte Tiere. Manche davon esse ich. Ich habe allein hunderte von Mäusen brutal (also: schnell und schmerzlos, die Fallen dazu waren recht teuer) erschlagen, die sich in den Kinderzimmern breit machten (Fachwerkhaus auf dem Land – die wohnten im Gebälk). Lebendfallen zeigten sich als moralisch wertvoll – und praktisch völlig unnütz.
Demnächst werde ich wohl auch größere Tiere töten müssen: niedliche Biber. Freundliche „Umweltschützer“ hatten sie in dem oben abgebildeten Moor ausgesetzt, wo sie keine natürlichen Feinde mehr haben … und meine Lieblingsbäume fällen. Einen nach dem Anderen. Unter anderem meine Lieblingsbirke, der ich immer gern begegnet bin. Wenn hier Freiwillige zur Biberjagd gesucht werden: ich bin dabei. Ganz vorne. Und ich denke: den sollte man dann auch essen, das währe sonst Verschwendung, die mir zuwieder ist. Die Bäume sind wehrlos gegen den gefrässigen Feind – und wird ihm nicht Einhalt geboten (oder er beschränkt sich selbst, was manchmal vorkommt), vernichtet er die Wälder der Eifel. Bis die Natur zum Schutz der Bäume das Raubtier neu erfindet: das kann dauern. Bis dahin muss ich halt das Erbe meiner Väter antreten – und selbst Verantwortung übernehmen. Da ich Bäume sehr mag, erledige ich das auch gerne.
Sonntag, 22.3.2015. Eifel. Wieder einmal ein Tag, um jene Themengebiete zu streifen, die im politischen Alltag normalerweise untergehen – ihn aber enorm beeinflussen. Ja – es geht um Affirmationen, dem lateinischen Wort für positive Versicherung, Beteuerung in Bezug auf Aussagesätze, aber nicht im Rahmen der Aussagelogik oder der Sprachenwissenschaft, sondern im Rahmen der Lebensphilosophie des 21. Jahrhunderts.
Ich bin zufällig auf dieses Thema gekommen – ganz unbeabsichtigt. Ich hatte mal über mein Leben geschrieben und ihm den Titel gegeben, ich sei „arm, alt, krank und einsam“. Dies hatte mir eine enorme Schelte eingebracht, nach dem Motto, was ich denn für seltsame, abartige Affirmationen hätte. Nun – ich hatte gar keine Affirmationen, ich wollte mich nur einer nüchterenen Zustandsbeschreibung stellen, wie sie in den Augen dieser Welt gegeben ist. Da bin ich nun mal arm – und ich brauche nicht nach Bill Gates zu schielen, um die Aussage aufrecht erhalten zu können, schon ein einfacher Blick nach einem Bundestagsabgeordneten zeigt mir, wie erbärmlich weit abgeschlagen ich im Bezugsranking der Republik stehe.
Alt? Das wurde mir klar, als mir eine österreichische Facebook-Gruppe vorgeschlagen wurde, in der sich „Senioren“ über fünfzig sammelten. Scheinbar gibt es auch Senioren unter fünfzig (da wollen wir jetzt nicht auch noch drauf eingehen), ich jedoch lag mit 55 auf jeden Fall im Seniorenabteil … und fühlte mich spontan fürchterlich alt. Mein Begriff von Senior war bis dato ein anderer.
Krank? Nun – ich beziehe eine Rente. Winzig klein, reicht kaum zum Leben, ist aber ein eindeutiger Beleg dafür, dass mit meiner Gesundheit etwas nicht stimmt: viele missgünstige Augen haben da drüber geschaut und mussten feststellen: nee, den kann keine Firma mehr verwerten. Den müssen wir mit durchfüttertn.
Einsam? Nun – ich wohnte in einem abgelegenem Haus in einem abgelegenen Tal, fernab jeglichen kulturellen Treibens, bin kaum in Vereinen – und außerdem allein erziehend. Gut – man kann jetzt darüber diskutieren, wie einsam man mit Kindern wirklich ist … aber im Vergleich zu den Zeiten, als ich noch gut verdiente, ein großes Haus mein Eigen nannte und viele Menschen beköstigen konnte, ist es schon deutlich stiller geworden … zudem habe ich durch frühen Tod nahezu alle meiner ehemaligen Freunde aus Jugendzeiten verloren …. was nebenbei auch dafür spricht, dass mir das Adjektiv „alt“ langsam zusteht.
Es waren also keine Falschaussagen, die ich traf, trotzdem riefen sie Empörung und Entrüstung hervor – und harsche, andauernde Kritik.
Ich war etwas verunsichtert ob dieses Gegenwindes, zumal … ich als armer, alter, kranker, einsamer Mensch ein recht glückliches, zufriedenes, erfüllendes Leben lebe, eines, von dem ich immer geträumt habe, ein Leben, dass nun durch einen neuen Wohnort mit Seeblick und Fernsichtpanorama am Arbeitsplatz noch ein wenig verbessert werden konnte. Wenn denn das Affirmationen waren (was nicht beabsichtigt gewesen wäre): zählt denn das Ergebnis nicht?
Was ist das für eine seltsame Welt, die den Erfolg beiseite schiebt und eine besondere Methode vorschreiben möchte, mit denen man die vorgeschriebenen Ziele zu erreichen hat?
Ich grübelte noch ein wenig weiter – weil nur das Grübeln, der Zustand des Grübelns mir diese erhellenden „Eureka“-Momente verschafft, die ich so mag, ja, zum Genuss des Lebens und Denkens brauche. Mir fielen die Psalmen ein, jene biblischen Gesänge, die dem Weisen Salomo zugeschrieben wurden. Psalmen – eine Gruppe von Liedern, die von verschiedenen Priestern in Jerusalem gesammelt wurden – haben zumeist eins im Sinn: Klagen über den schlechten Zustand des Einzelnen, der arm, alt, krank und einsam ist. Sicher: sie sind eine weitschweifige Literaturgattung (wie man die singen soll, erschließt sich uns heute nicht mehr), aber das häufigste Thema (50 Psalmen) ist das Leid des Einzelnen – und das scheint auch Sinn zu machen, immerhin erhofft er sich ja durch seine Gesang, seinen Ruf nach Gerechtigkeit, einen gewissen Ausgleich im Diesseits, eine kleine Korrektur des bislang unglücklich verlaufenden Lebenspfades. Wie will man die erreichen, wenn man den ganzen Tag nur Prahlgesänge abläßt? Ja – auch Prahlgesänge (Prahllieder) kannte das Alte Testament: Gesänge, wo sich einzelne ob ihrer unermesslichen Fähigkeiten, ihres überragenden Potentials und ihres überschießenden Reichtums ausließen.
Ich stand also in der Traditionen der Psalmen – doch was war falsch daran?
Ich fand die Zeitschrift „Focus“, die mir Antworten lieferte: „Grübeln Sie noch oder affirmieren Sie schon“ – das schien genau mein Thema zu sein (siehe Focus):
„Affirmationen sind bewusst formulierte positive Gedanken, die uns bei der Erreichung unsere Wünsche und Ziele helfen sollen. Sie basieren auf der Annahme, dass unsere Gedanken nicht nur das, was wir fühlen und tun, sondern auch Körpervorgänge, biologische und chemische Prozesse steuern.“
Bewusst formulierte positive Gedanken? Prahlgesänge also? Nun – aus der Immunologie ist bekannt, dass die persönliche Befindlichkeit das Immunsystem beeinflussen kann, eine Zeit lang wurde vermutet, dass man so vielleicht sogar Krebs aus der Welt schaffen kann – dank massiven Einsatzes von Beitragsgeldern aus der Pharmaindustrie werden solche Überlegungen im Rahmen der Psychoonkologie in Deutschland nicht mehr verfolgt: an Krebs verdient man exzellent.
Der Focus klärte dankenswerterweise auch auf, was nun solche Affirmationen sein können:
„Das Leben liebt mich.
Ich bin einfach wunderbar, na das ist doch sonnenklar.
Ich gehe von Vergnügen zu Vergnügen.
Nur Gutes erwartet mich.
Ich behalte immer gute Laune und lass die Dinge wie sie sind.“
Also doch: Prahlgesänge. Oder?
Was ist eigentlich genau „das Leben“? In Form von Bakterien bzw. Raubtieren äußert sich diese Liebe auf recht eigentümlich Art und Weise, denke ich dann noch an Krankheit und Alter, wird es noch schwieriger, diese überschießende Liebe mit dem einfachen Verstand in Beziehung zu bringen.
Gehören Sturmfluten, Vulkanausbrüche und Wirbelstürme auch zu diesem „Leben“?
„Ich bin einfach wunderbar“ … ein Prahlgesang, wohl wahr – galt früher nicht mal „Eigenlob stinkt“? Und … wäre es nicht viel schöner und aufbauender, dies aus dem Munde anderer Menschen zu hören anstatt nur aus seinem eigenen?
Und diese Vergnügensgeschichte … wird bei einigen Berufsfeldern schwer durchzu halten: Krankenpfleger, Bestatter, Kanalarbeiter vorne weg … und eigentlich alle anderen arbeitenden Menschen hinterher, immerhin singen die jeden Montag Morgen ein anderes Lied.
„Nur Gutes erwartet mich“ … verweigern unsere Kinder mit diesem Argument Schulbesuch und Ausbildung, werden schnell andere Affirmationen geschrieben, denke ich mir. Aber Lottoscheine kann man mit dem Slogan gut verkaufen.
„Ich behalte immer gute Laune und lass die Dinge wie sie sind“ – so wünscht sich der Feudalismus seine Bürger, so dressiert arbeiten die 16 Stunden am Tag, sieben Tag die Woche für die prallen Bäuche ihrer Herren.
Ja – und um Dressur geht es hier. Auch darüber klärt ein großes, deutsches Nachrichtenmagazin auf. 10000 Mal sollte man die Affirmation schon aufsagen, zehn mal täglich mindestens, dann stellt sich der Erfolg ein. Dann liebt einen das Leben, man ist sonnenklar wunderbar, geht von Vergnügen zu Vergnügen, kann nur Gutes erwarten, behält immer gute Laune und läßt die Dinge, wie sie sind – vor allem die ökonomischen und politischen Verhältnisse.
Wer den Artikel geschrieben hat?
Nicht irgendwer, sondern Dr. Ilona Bürgel:
„Die Referentin Dr. Ilona Bürgel ist Psychologin und Autorin. Sie hat sich auf den Wirtschaftsfaktor Wohlbefinden spezialisiert und zeigt, wie der Spagat zwischen Lust auf Leistung und Erhalt der eigenen Ressourcen in der Arbeitswelt von heute gelingt. Sie studierte Psychologie an der Universität Leipzig und promovierte zum Autobiographischen Gedächtnis. Dr. Ilona Bürgel arbeitete 15 Jahre im Management der freien Wirtschaft.“
Und sie ist Vorbildunternehmerin des Bundesministerium für Energie und Wirtschaft. Ebenso Autorin des Buches: „Jetzt denke ich wirklich nur an mich“.
Menschen wie Sie findet man oft in der „Szene“. Jahrelang dem Moloch Geld gedient und dann aus dem System heraus eine Dienstleistung gefunden, die dem System so sehr dient und nützt, dass sie von den Herren des Geldes oft gekauft wird, um die Mitarbeiter zu drillen.
An was für einer Gesellschaft baut man dann mit solchen Affirmationen?
Politisch gesehen: an einer Duckmäusergesellschaft von asozialen Egomanen. Schauen wir uns um, dann merken wir vielleicht schon jetzt, dass die Tausenden von Trainern, die Tag für Tag von Unternehmen bezahlt werden, einen gewissen Einfluss auf die politische Gestaltungskraft der Bürger hatten.
„Affirmationen statt Demonstrationen“ …. so der Wahlspruch. Niemand scheint Bedenken daran zu haben, dass diese Philosophie gerade aus der Ecke des sterbenden Kapitalismus kommt, der sich keinerlei kritische Gedanken mehr erlauben kann und eine Programmierung zum zwanghaften Wohlfühlen braucht, um noch von den Menschen eine Weile weiter getragen werden zu können. Könnte aber erklären, warum die Agenten dieser Philosophie nahezu unbeschränkt von Konzernen mit Geldmitteln ausgestattet werden … wenn sie innerhalb der Konzerne zuvor bewiesen haben, dass sie zu jeder Zeit linientreu sind.
Wir wollen aber nicht zu politisch werden – heute ist ja Sonntag. Bleiben wir beim Nutzen für den Einzelnen.
Fangen wir morgens früh an – und bleiben auf dem Boden der Realität.
Der Tag beginnt im Bett – für mich um 6 Uhr. „Das Leben liebt mich“, kann ich mir sagen, während ich den klagenden Misstönen des Weckers lausche, die absichtlich so gestaltet sind, um mich aus dem Schlaf zu reißen. Ich sage mir, dass ich sonnenklar wunderbar bin – dem Wecker ist das egal, er klingelt weiter. Ich wiederum rede mir ein, dass ich von Vergnügen zu Vergnügen gehe … während der Wecker ein anderes Lied singt. Ich vergewaltige meine Ohren und mein musisches Empfinden und rede mir weiter ein, dass mich nur Gutes erwartet: diesen Akt der Realitätsbeugung muss ich angesichts des metallischen Kreischens neben meinem Bett erfolgreich vollziehen, um die Affirmation durchhalten zu können. Letztlich behalte ich meine gute Laune und lasse die Dinge so, wie sie sind, ja, denke mal nur an mich – und bleibe liegen, so, wie es mir am Besten gefallen würde.
Die Folgen?
Die Kinder kommen zu spät zur Schule (bzw. gar nicht), ich fehle am Arbeitsplatz, mangels morgendlichem Stuhlgang habe ich im Laufe des Tages zunehmend ernsthafte gesundheitliche Probleme. Nach einer Woche findet man mich dann – voller positiver Affirmationen – tot im Bett. Verdurstet, verhungert, aber voller guter Laune, weil ich die Dinge so gelassen habe, wie sie sind.
Probieren Sie das mal ruhig aus … und schreiben akribisch auf, was sie alles sonst noch TUN, um die vernichtenden Folgen der geistlosen Affirmationen zu neutralisieren. Ja – sie setzen automatisch – ohne große Gedanken – Taten an Stelle von Gedanken ein, um negative Folgen schon im Ansatz zu ersticken.
Bleiben wir beim morgendlichen Toilettengang – da helfen mir die Affirmationen sehr: „ich gehe von Vergnügen zu Vergnügen, nur Gutes erwartet mich“: so erheitern mich die Sprüche neoliberaler Motivationspsychologie schon bei den ersten Taten des Tages, geht es dann um Staub putzen, Wäsche waschen, Staub saugen (sehr schmerzhaft bei meiner Grunderkrankung), spülen, kochen, Biomüll entsorgen und die Hausaufgaben pubertierender Menschen zu kontrollieren, merke ich, dass Affirmationen einen gewissen Galgenhumor in sich tragen, den man aber nur merkt, wenn man in die Gänge kommt … also: zur Tat schreitet, die Dinge eben nicht so lässt, wie sie sind, sondern folgerichtig und notwendig verändert – und zwar selbst dann, wenn mit dem Prozess der Veränderung das eine oder andere Ungemach, die eine oder andere Unannehmlichkeit verbunden ist oder im schlimmsten Fall sogar Arbeit droht …. oder die Revolution.
Wie oft bleibe ich eigentlich im Alltag mit den Affirmationen auf der Strecke … wenn ich den „Anderen“ begegne, jenen Wesen, die nach Sartre die einzig wahre Hölle darstellen?
Was für ein Selbstbild bleibt eigentlich nach jahrelangem Selbstbetruges (also: kritiklosem herunterbeten selbst geschaffener oder übernommener Glaubensätze) übrig, wenn man … krank wird? „Alt werden ist nichts für Feiglinge“ – so die Ärztin meiner Mutter, die mit bald 81 Jahren über beständig größere körperliche Mängel klagt: man sieht – die Krankheit kommt automatisch. Was ist wenn die Umwelt (die von Menschen, die lieber nur an sich denken, selten wahr genommen wird), beschließt, dass man an Krebs erkrankt, gutes Opfer für einen Autounfall ist, mit seinem Land gerade prima in den Krieg mit dem Nachbarn ziehen kann, tödliche Medikamente oder überflüssige Operationen verordnet bekommt oder es Zeit ist für groß angelegten Wassermangel … oder Massenentlassungen?
Prahlgesänge – das wusste schon das alte Testament – haben leider keinen Einfluss auf die Realität. Der jedoch muss ich mich stellen.
Prahle ich: „ich bin reich, gesund, jung und der Mittelpunkt der menschlichen Gesellschaft“ so ist dies wohl nur für sehr wenige eine Beschreibung der Realität … und bietet dem Universum, dem Unterbewusstsein, den Geistern und Göttern keinerlei Handlungsanreiz: gilt, das Gedanken Realität formen, dann ist die ja mit dem Aussprechen der Affirmationen schon eingetreten – was gibt es da noch für einen Handlungsbedarf?
Gestehe ich jedoch, dass ich arm, alt, krank und einsam bin, so haben Unterbewusstsein und Götterwelt einen klaren Handlungsauftrag … und auch ich selbst werde aufgerufen, mal was anderes zu tun als mir dauernd die Welt schön zu reden.
Wissen Sie übrigens, was mit der Methode der „Affirmation“, die gerne von Sektenführern eingesetzt wird, um ihren Ausschließlichkeitsanspruch durchzusetzen, alles „bewiesen“ werden kann? Unter anderem … dass die Erde eine Scheibe ist, die Sterne nur Löcher im Firmament und der Mond aus grünem Käse? Versuchen Sie es mal selbst: sagen sie 10 000 Mal das die Erde eine Scheibe ist … und achten Sie auf ihre emotionalen Reaktionen im Laufe der Jahre, wenn Ihnen jemand die Erde als Kugel verkaufen will.
Ich denke: einen Großteil menschlichen Elends haben wir gerade solchen Realitätsverdrängern und Wirklichkeitsleugnern zu verdanken, die dafür sorgen, dass Menschen noch heftiger auf die Betonplatte des Alltages aufschlagen, wo es in der Tat Menschen, Firmen und Behörden gibt, die ihnen absichtlich Schaden zufügen wollen … und dabei nicht mit Affirmationen arbeiten.
Deshalb bleibe ich lieber bei meiner „Affirmation“: ich bin arm, alt, krank und einsam.
Die hat mich innerhalb von nur vier Monaten zu neuen Freunden, neuen Wohlfühllebensraum, anderer Bewertung meines „Seniorentums“, Bargeld und einer überraschend positiven Erfahrung bezüglich meiner Restleistungsfähigkeit geführt.
Doch dazu bedurfte es der Tat, glücklichen Fügungen, der Hilfe von Menschen und der Bereitschaft zu größtmöglichem Arbeitseinsatz. Habe ich aber die Hilfe von Menschen, die Bereitschaft zur Arbeit und zur Tag … wozu brauche ich dann noch „Affirmationen“?
In der Zeit genieße ich lieber die schöne Aussicht.
Ostermontag, 21.4.2014. Eifel. Heute ist ein wichtiger, schöner Tag für die christlichen Menschen in meinem Lebensumfeld: der Sohn Gottes hatte vor 2000 Jahren den Tod besiegt und seine frohe Botschaft verkündigt. „Bald“ sollte sein Reich kommen, wo Löwe und Lamm friedlich zusammenliegen. Nun – ist schon ein bischen her. „Bald“ ist für Gottessöhne wohl ein recht dehnbarer Zeitraum – oder wir haben wieder nur einen aramäischen Satz falsch verstanden, der stümperhaft ins Griechische übersetzt wurde, dann laienhaft vom Griechischen ins Lateinische und in voller Unkenntnis der wahren Wortbedeutung des Sprachgebrauches jener Menschen, die diese tote Sprache aktiv anwandten eine Übersetzung ins Deutsche fand. Was wenige wissen: wir haben gar nicht eine Bibel – wir haben hunderte. Durch jede Übersetzung entsteht eine neue, die mit dem Original nur noch wenig zu tun hat – und die Ergebnisse sind oft verblüffend … so wird aus „Gott“ nicht mehr der liebende Vater, sondern die „all-eine Vater-Mutter“ – um nur ein Beispiel zu nennen.
Schlimm, wenn die schriftliche Überlieferung der christlichen Religion auf so wackeligen Beinen steht, dass man fast jede Aussage damit belegen kann … und fast jede Aussage damit belegt hat: Umweltzerstörung und Umweltrettung, Weltkrieg und Widerstand, Frauenunterdrückung und „Heiligung“ der Frau, Hexenjagden und den Kampf gegen sie, Legitimation des Kaisertums … und des Königsmordes. Nun – bei so vielen Seiten kein Wunder. Und kein Wunder, dass der Staat (und nicht die Kirche) tausend Theologen beschäftigt, um hier wissenschaftlich Klarheit in die Aussagen der Priester zu bringen: als „Agent Gottes“ stellt man immerhin eine enorme Autorität da, die schnell die Autorität der gewählten Regierung in Frage stellen kann … vor allem wenn diese Regierung auch nur ansatzweise inhumane Praktiken in ihrem Verantwortungsbereich duldet … oder initiiert.
Angesichts der katastrophalen Lage hinsichtlich der einst willkürlich als „Bibel“ zusammengestellten Texte ist es kein Wunder, dass die Menschen sich wieder jenen zuwenden, die direkt mit Gott reden … oder sich mittels entsprechender Techniken selbst auf die Suche nach der Quelle des Lebens begeben. Über einen jener Menschen – einen der neuen „Propheten“ – muss ich nun ein paar Worte verlieren. Warnende Worte, ist seine Leere doch bösartig, menschenfeindlich und äußerst gefährlich ich meine Neale Donald Walsch, einen Amerikaner.
Wenn Amerikaner über Spiritualität reden, bekommt das in der Regel immer Ähnlichkeiten mit Disney, Coca Cola und McDonalds: es wird bunt, süß und gehaltlos – jedenfalls, wenn man eine gewissen Vorbildung in griechischer Philosohie (deren Gedankenwelt weit vor dem Christentum begann) und auch schon mal die verschiedenen Argumentationen griechischer Denker bezüglich des „göttlichen“ durchdacht hat. Herrn Walsch nehme ich ein wenig davon aus – aber immerhin hat der ehemalige Inhaber einer Werbeagentur das nötige „Know-How“ im Verkauf – und durch seine „Hobbys“ auch einen umfassenden Überblick über religiöse Kulte (siehe ekd):
Rückblickend beschreibt sich Walsch als religiösen Sucher: „Ich wollte mehr von diesem Gott und beschloss darauf, wieder zur Kirche zu gehen. Vielleicht suchte ich auf die falsche Weise an den falschen Orten. Ich ging zu den Lutheranern, dann zu den Methodisten. Ich versuchte es mit den Baptisten und den Kongregationalisten. Aber ich war wieder in die auf Angst gegründete Theologie hineingeraten. Ich lief davon. Ich erforschte den Judaismus. Den Buddhismus. Jeden ‚ismus’, den ich ausfindig machen konnte.“
Seine Bücher erreichen Millionen – und seine Botschaft hat Millionen geholfen, ihr Leben zu verstehen, zu meistern, mit seinen Widrigkeiten zu ertragen. Dafür gebührt ihm Respekt.
Ich möchte ihm auch nicht unterstellen, bewusst und offensichtlich gelogen zu haben, gehe sogar so weit, zu akzeptieren, dass er wirklich mit einer inneren Stimme geredet hat, die er für Gott hielt. Ich bin Philosoph, kein Dogmatiker, ich darf das. Ich habe einiges über ihn gelesen … und das Werk „Zuhause in Gott“ komplett … obwohl es schwer fiel. Es fiel schwer, einen Gott zu verstehen, der die Lektüre von Büchern über Quantenmechanik empfahl … immerhin weiß man als Wissenschaftstheoretiker, dass die Erkenntnisse der Physik immer im Fluss sind … und in zehn Jahren womöglich schon wieder völlig anders gedeutet werden als heute. Auch der Sprachmelodie seines „Gottes“ unterschied sich auffallend von jenen Erfahrungen der menschlichen Mystiker, die die Menschheit über Jahrtausende gesammelt hat. Aber: was weiß ich schon. Und wer will schon gegen Götter argumentieren – außer mir.
Nun … der Kampf gegen falsche Götter ist seit dreistausend Jahren die vornehmste und oft mutigste Aufgabe der Philosophie. Sie hat sich schon gegen die obersten Tyrannen gestellt, als das christliche Gottesbild noch nicht mal in Ansätzen formuliert war, gräßliche ägyptische Gottkönige die Welt verheerten und tausend lokale Terrorgötter den Menschen das Leben vermiesten: hier war es schon extrem mutig, sich auf die Straße zu stellen und den Menschen die (überraschend christliche/jüdische) Botschaft zu bringen, dass man sich überhaupt nicht mit diesen kleinen Tyrannen auseinandersetzen muss, sondern lieber sein eigenes Leben leben, nett zum Nachbarn sein und den Frieden waren sollte, selbst wenn der Kriegsgott nach Erfüllung schreit.
„Zuhause in Gott“ handelt nun vom Leben nach dem Tode – ein Thema, das uns alle angeht. Als jemand, der Thanatologie als Hobby betreibt, möchte ich mir das Urteil erlauben, zu sagen, dass die über den Tod gemachten Aussagen in keinem Widerspruch zu der menschlichen Erfahrung stehen, wie wir sie in vorchristlichen Schriften wie dem tibetanischen Totenbuch, dem ägyptischen Totenbuch oder den Vorstellungen der nordamerikanischen Indianer von den „ewigen Jagdgründen“ finden. Die Skizzierung eines multidimensionalen Universums, die Vorstellung einer Zeit, die nur das „Jetzt“ kennt, die Trivialisierung jeglicher Form von Höllenvisionen (die es geben kann … die aber kein Leid erzeugen, weil wir im Jenseits keinerlei Schmerzempfinden haben), die Vorstellung, das wir selbst es sind, die mit unserem Willen aktiv die Erfahrungswelt des Jenseits kreiiren – das alles ist möglich. Ich halte es für äußerst wahrscheinlich wahr – es steht auch nicht im Widerspruch zu denErfahrungen, die man mit Sterbenden machen kann – Erfahrungen, zu denen Neale Donald Walsch nach eigenen Angaben über Elisabeth Kübler-Ross Zugang hatte.
Ich möchte aber nicht die Theorie fördern, dass er ein Schwindler ist, der sich seinen „Gott“ zusammengeklaubt hat – das wäre vor seinem Hintergrund zwar möglich … aber trotzdem eine Unterstellung. Ich sehe keinen Grund, warum ich mich mit meinem Urteil über sein Urteil stellen sollte … und trotzdem erlaube ich mir, vor dieser neuen Religion zu warnen. Ja – es ist eine neue Religion, dir dort kommen soll und künstlich gebacken wird, es sind einige neue Propheten im Namen Gottes unterwegs, manche haben schon 400000 Priester ausgebildet, die missionierend durch die Welt ziehen, ohne das die Medien dies groß berichten.
Warum?
In Walsch´ Weltbild gibt es nichts Böses. Alles dient einem guten, größeren Plan, den wir nicht durchschauen. Alles, was wir als Leid deuten, dient nur der Vervollkommnung unserer eigenen Seele. Soweit war Platon übrigens auch schon mal, als die Theorie formulierte, dass wir uns unser Leben wahrscheinlich ausgesucht haben. Es ist die Theorie der Reichen, die immer alles gut finden, was ihren Reichtum legitimiert – und Platon war ziemlich reich. Ein sehr alter Reflex, der den Umgang von Reichen mit Armut bestimmt: die werden schon „selbst schuld“ sein, eine Theorie, die aus den USA über tausend Kanäle in die Welt hinausgetragen wird.
Trotdem wollen wir Walsch´s Gott noch glauben. Nehmen wir an, es gibt wirklich nichts Böses auf der Welt … warum glaubt aber sein Gott dann selbst nicht daran? Er wendet sich nämlich – konsequent und innerhalb Walsch´s Lehre durchweg logisch – gegen Selbstmord.
„So etwas wie Bestrafung gibt es nicht im so genannten Leben nach dem Tod. Die Hinterbliebenen werden bestraft. Sie erleiden einen unglaublichen Schock, von dem sie sich nie ganz erholen. Alle haben das Gefühl eines riesigen Verlustes. Viele geben sich für den Rest des Lebens die Schuld daran.“ (Walsch, Zuhause in Gott, Arkana 2006, Seite 80).
Man kann auch nicht vor seinem Leben fliehen, man ist gezwungen, es zu wiederholen – doch das soll uns nicht interessieren.
Wir denken für einen Moment weiter. Wenn es schlimm ist (darf ich das: „böse“nennen- angesichts der Wirkung auf die Mitmenschen?), seinem eigenen Leben ein Ende zu setzen … was ist denn dann, wenn ich mich in Ruhe lasse und stattdessen andere vom Leben in den Tod befördere? Tausende? Millionen? Vielleicht sogar systematisch in Konzentrationslagern vergase?
Nun – das wäre ok. Hat ja alles seinen Sinn. Göttliche Weisheit (welches bei Walsch die Weisheit der Menschen selbst ist, der in Wirklichkeit SELBST Gott ist … was seinen Lesern vielleicht ein klein wenig schmeichelt) führt dazu, dass in solchen Prozessen immer alles völlig ok ist, „der Zeitpunkt und die Umstände des Todes sind immer perfekt“ (a.a.O., Seite 202).
Wir normalen Menschen bekommen da einige Probleme, aber „Gott“ klärt uns darüber auf:
„Die Tode vom 11. September 2001, die des Tsunami von 2004, die der Wirbelstürme von 2005, die des Völkermordes in Darfour und dies des Holocausts werden alle erhoben, um einen Ehrenplatz einzunehmen“ (a.a.O., Seite 215).
Tja … „Gott“ …. ich möchte mich hier mal persönlich an Dich wenden … ab hier kannst Du Deine Weisheiten für Dich behalten, denn … sie werden bösartig. Warum eigentlich … redest Du Deinem Propheten ein, das die Opfer von Massenmorden einen „Ehrenplatz“ erhalten … wo doch aus Deiner Sicht Zeitpunkt und Umstände des Todes IMMER perfekt sind … es also keinen guten oder schlechten Tod gibt? Ach ja – außer natürlich Selbstmord. Niemand braucht in dem System, das Du Walsch einredest, einen Ehrenplatz … und ENTWEDER ist auch der Selbstmord immer perfekt …. ODER JEDER MORD IST EINE UNERTRÄGLICHE SAUEREI.
Massenmord erst recht. Aber darum … „Gott“ … geht es Dir ja, oder? Die stille Legitimation von Massenmord, Folter, Vergewaltigung, Raub, Brandschatzung, Qual jeder Art … das ist die leise, kaum erkennbare Nebenwirkung deines wirklichen Plans, oder? Nebenbei sollen sich die Menschen, die diesem Glauben folgen, für Gott selbst halten (wer kann schon solch´ einem „Zuckerle“ widerstehen – in Zeiten sich ausbreitenden Narzissmus und vollenderte Egomanie) … im Weltbild jenes Menschensohnes, der heute von den Toten auferstanden sein soll, gibt es eine ganz spezifische Bezeichnung für so eine Art „Gott“, der selbst Gott anstelle Gottes werden soll.
Man nennt ihn Satan. Warum ich Walsch glaube, dass er mit Dir gesprochen hat? Ergibt sich aus der inneren Logik Deiner Aussagen. Immerhin erklärst Du Walsch, wie er sich verhalten würde, wenn er Deine Lehre korrekt umsetzen würde:
„Achtens würdest Du nie wieder einen anderen Menschen absichtlich – auf physischer oder psychischer Ebene – verletzen.“ (Walsch, a.a.O., Seite 251.)
Wieso sollte ich das nicht mehr tun? Gerade jetzt fällt es mir doch unglaublich leicht, Drohnen zum Mord an anderen Menschen in die Welt hinaus zu schicken, weiß ich doch jetzt, dass der Zeitpunkt des Todes IMMER perfekt ist. Deine Aussagen – nicht meine.
Was müssen wir die Väter der Atombombe feiern und bejubeln, dass sie die Verantwortung übernommen haben, Millionen von uns perfekt ins Jenseits zu befördern.
So einen Unfug kann sich kein Mensch ausdenken, deshalb glaube ich, dass Walsch nicht bewusst lügt. Ich würde Herrn Walsch Scaramelli empfehlen, „Regeln zur Unterscheidung der Geister“. Wenn man schon unbedingt Experimente mit Geistern macht, sollte man sich dessen bewusst sein, dass JEDE bekannte Religion von einer Welt ausgeht, die nicht völlig in Ordnung (oder nur ein böser Schein – wenn nicht sogar komplett „gefallen“ – ist). Auch Atheisten gehen von Welt aus, die reperaturbedürftig ist. Nur DU nicht. Wieso wohl?
Scaramelli (fe-Medien, kissleg, 2011) beschreibt, was Menschen widerfährt, die guten Geistern begegnen. „Liebe, Freude und Friede“ wächst in ihnen (a.a.O., Seite 14) – nicht Toleranz gegenüber Mord an Einzelnen oder an Massen. Die bösen Geister werden auch konkret beschrieben. „Menschenmörder von Anbeginn“ waren sie … und ein Vater der Lüge, der äußerst raffiniert eine böse Lüge hinter tausend guten Wahrheiten versteckt … wie bei Walsch geschehen.
Ich weiß nun: Millionen Menschen haben Walsch gelesen – und noch viel mehr folgen den anderen Propheten der neuen Weltordnung (siehe Dagmar Schubert bei „Wahrheiten.org“). Millionen Menschen glauben an Walsch, viele fühlen sich außerordentlich berührt, vielen hat er sehr geholfen. Jene Menschen möchte ich aufrufen, ein wenig ihre Vernunft zu gebrauchen … wie es Neal Donald Walsch getan hat.
Ja – zwar hat sein Verstand die Botschaft der bösen Geister kritilos übernommen … aber sein Herz nicht. Kein Wunder: „Argumentationsduschen“, die sein „Gott“ sie vornimmt, sind immer ein Kennzeichen für äußerst schlechte Verkäufer. Von Gott sollte man mehr erwarten. Lesen Sie das Nachwort zu seinem Buch. Dort schildert er den „Zerstörungsprozess“, den man beobachten kann und den es aufzuhalten gilt, damit wir nicht wieder zu „Höhlenmenschen“ werden. Es gilt, die Welt zu heilen … jene Welt, die doch der Himmel selbst ist? Wieso sollen wir diese Riesenarbeit einer langfristigen Umgestaltung in Angriff nehmen, wo doch … eigentlich alles in Ordnung ist?
Jedenfalls hat uns das „Gott“ über hunderte von Seiten hinweg gepredigt … inklusive einiger Widersprüche, die Lügen immer so mit sich bringen.
„Unruhe, Verwirrung, Trübsinn“ …. das sind die deutlich sichtbarsten Symptome für die Wirkung böser Geister, die in uns „Hass und Zorn“ erzeugen wollen (Scaramelli, Seite 21-22). Ohne Hass und Zorn … kein Holocaust. Kein Krieg. Kein Mord. Und was hat „Gott“ bei Walsch bewirkt?
Bitte genau hinsehen: der Aktivismus zur „Rettung der Welt“ entspringt nicht der Ruhe, die seiner Lehre eigentlich entsprechen würde, sondern eher der Unruhe. Und verwirrt ist der gute Herr Walsch die ganze Zeit über.
Kein Wunder: er wird ja auch äußerst elegant hinters Licht geführt … nur folgt sein Gefühl, sein Gewissen nicht seinem Verstand noch den Einflüsterungen böser Geister. Deshalb will er die Welt heilen, die eigentlich der Himmel selbst ist.
Und damit nun wirklich kein Zweifel übrig bleibt: natürlich hat Gott selbst mich geschickt, um den „Fürsten der Welt“ in seine Schranken zu weisen. Natürlich. Kann ich auch beweisen: als Nachfolger Christi bin ich arm, während der Lügenprophet Millionär ist. Wie ich höre, läßt er sich auch die Teilname an Gesprächskreisen oder die Registrierung in seinem „Fanclub“ bezahlen. Der Fürst der Welt hatte schon Christus mit Mammon versucht. Der allerdings – hatte abgelehnt. Hätte sogar zweiter Weltherrscher werden können.
Und jener Gott, der mich geschickt hat, ist der Meinung, dass diese Welt ziemlich aus den Fugen geraten ist. Er hatte diesbezüglich auch schon mal eine Sintflut geschickt – oder seinen Sohn.
Hat beides nichts genutzt.
Möglicherweise müssen wir also selbst Hand anlegen und können nicht blind darauf vertrauen, dass schon alles irgendwie in Ordnung ist.
Könnte sehr anstrengend werden … denn immerhin hat „Walsch´s Gott“ gute Freunde, siehe „Horusfalke“:
Führungspersönlichkeiten, die einsichtig und mutig genug waren, den Beginn einer solchen neuen Weltordnung vorzuschlagen. Euer Präsident Bush, den die Geschichte als einen Mann beurteilen wird, der weitaus mehr Weisheit, Weitsicht, Mitgefühl und Mut zeigte, als die zeitgenössische Gesellschaft anzuerkennen willens oder fähig war, war eine solche Führungspersönlichkeit.
Mein Gott … sieht da 500000 tote Kinder. Seine Kinder. Für ihn sehen „Weisheit, Weitsicht, Mitgefühl und Mut“ anders aus, als durch Lug und Trug einen Angriffskrieg vom Zaun zu brechen, der ein ganzes Land vernichtete.
Mein Gott empfiehlt: liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst.
Das kann ich sogar als Atheist empfehlen.
Sonntag, 30.3.2014. Eifel. Da hatte ich letztlich doch eine interessante Begegnung: ein Informatiker wollte die Philosophie abschaffen. Ich hatte kurz überlegt, zur Ehrenrettung der Philosophie einen Text dagegen zu schreiben, es dann aber verworfen: vieles in seinen Texten sprach dafür, dass eine Diagnose der Grund seiner Meinung war, irgendetwas psychisches tobt sich da aus, produziert ein Denken mit Brüchen und Sprüngen, die jenseits der Tolerierbarkeit liegen und einen Dialog unmöglich machen. Kein Wunder: der Mann ist auch ein ausgeprägter Frauenhasser.
Naturwissenschaftler halt, wie ich sie während des Studiums zu Hunderten kennen gelernt hatte – als Pächter einer Studentenkneipe macht man so seine Beobachtungen: Leute dieser Fachrichtung haben halt einen Hang zu sozialem Fehlverhalten (bzw. einen Mangel an Sozialkompetenz), was ihnen gerade bei Frauen keine großen Sympathien einbringt. Deshalb – nebenbei bemerkt – ist „Star Trek“ ja auch ihr Lieblingsuniversum, da sind soziale Beziehungen weniger kompliziert, da können sie mithalten: alle haben eine Uniform, jeder einen klar definierten Standpunkt in der Hierarchie, über allem thront der weise und gerechte „Käpt´n“ und man fliegt abgeschottet in seinem eigenen Mikrouniversum durch die fremdartige Galaxis, die man sich mit Schilden, Torpedos und Strahlwaffen vom Hals hält.
Das Paradies der Naturwissenschaftler.
Ja – es ist etwas in Vergessenheit geraten, warum wir „Geisteswissenschaften“ überhaupt entworfen haben. Wir sind nun einige Jahrzehnte lang der (für Politiker sehr bequemen) Hoffnung gefolgt, die Stromklempner würden uns ins heilige Paradies führen: wir haben uns schrecklich geirrt. Ja – wie schön wäre es, wenn sie aus ihren Irrtümern lernen würden – aber die aus mangelndem Selbstbewusstein und mangelner Sozialkompetenz resultierende Arroganz verbietet dies: sie tragen stets gern und oft ein „päpstliches“ Selbstbewusstsein vor sich her, geprägt von dem Anspruch auf eigene Unfehlbarkeit. Treten dann doch mal Fehler auf, wird – ganz nach altkatholischer Art – schnell zum Dogma gegriffen.
Geisteswissenschaften haben im Prinzip nur einen einzigen Grund: den Menschen vor sich selbst zu schützen – und den Krieg ein für alle mal vom Antlitz der Erde zu tilgen.
Naturwissenschaften verdienen allerdings sehr gut an dem Krieg, weshalb sie immer neue, immer tödlichere Massenvernichtungsmittel entwerfen, um menschliches Leben ein für alle mal vom Antlitz der Erde zu fegen: das große Thermonukleare „Ballerspiel“ am Ende der Zivilisation wäre ohne ihre ständige Mitarbeit ja auch gar nicht denkbar.
Sie sind in diesem Job sehr erfolgreich, dass darf man nicht vergessen. Die NASA hat jetzt herausgefunden, dass unsere Zivilisation am Ende ist: fleissig daran mitgewirkt haben unsere „Wissenschaftler“, siehe N 24:
Das Modell „Menschheit“ hat ausgedient, jetzt ist es amtlich. Unvermeidlich sei der Untergang unserer Zivilisation, egal welchen Weg wir beschreiten, so sagt es eine von der NASA veröffentlichte Studie voraus.
Die Studie befasst sich ebenfalls mit dem Argument, der technologische Fortschritt könnte diese Probleme durch gesteigerte Ressourcen-Effizienz lösen. Dem halten die Forscher entgegen: „Technologischer Fortschritt kann die Effizienz in der Ressourcen-Nutzung steigern. Aber er steigert ebenfalls die Ressourcennutzung durch diejenigen, die Kapital besitzen und erhöht damit wieder den Verbrauch von Ressourcen durch diese Elite. Wenn die Politik nicht einschreitet, kompensiert das die Einsparung an Ressourcen durch den technologischen Fortschritt.“
Die Politik jetzt – erhofft sich alles von den dienstbaren kleinen Geistern mit dem Rechenschieber. Immerhin behaupten die, sie könnten alles „ausrechnen“ und wären so dem „Geschwafel“ der Geisteswissenschaften weit überlegen. Ein Beispiel ihrer großartigen Rechenkünste erleben wir jetzt gerade heute wieder: die Sommerzeit.
Einst wurde sie gepriesen als Rettung vor dem Energiemangel, volltönend marschierten gut geschmierte Wissenschaftler durch die Medien und predigten das große Heilsversprechen: die Sommerzeit würde für alle die Rettung bringen.
In Wahrheit – wurde sie teurer, siehe Spiegel:
Matthew Kotchen und Laura Grant hatten im US-Staat Indiana über drei Jahre hinweg die Stromzählerstände von mehr als sieben Millionen Privathaushalten ausgewertet. Der Energieverbrauch der Haushalte in Indiana sank demnach nicht, er stieg vielmehr mit der Zeitumstellung um ein bis vier Prozent an.
Wie kann man sich nur so verrechnen? Nun – wahrscheinlich gar nicht. Aber „rechnen“ ist eine Unterfunktion von „denken“. Es kann aber „denken“ nicht ersetzen … obwohl viele Naturwissenschaftler der Versuchung nicht widerstehen können, sich als eine Art Priester einer neuen Weltreligion zu sehen, in der „rechnen“ „denken“ ersetzt.
Der Mensch selbst kommt besser mit denken als mit rechnen zurecht, braucht dafür auch weniger Dogmen – von denen die Wissenschaft inzwischen voll ist, ohne eine Vielzahl willkürlicher Setzungen würden ihre Theorien noch nicht mal mehr im Ansatz plausibel sein. Er versteht sich auch als Teil eines Systems Natur anstatt als unabhängiger Herrscher über dieses System – so wie es die Philosophie schon vor 3000 Jahren lehrte. Deshalb kommt dem Philosophen schnell in den Sinn, dass die innere Uhr des Menschen durch den Sonnenstand geregelt wird (siehe Spiegel) – und nicht durch den Zeigerstand einer kleinen Rechenmaschine, die der Menschheit erst seit kurzem ihren Willen aufzwingt.
Wissen.de, – Website des Jahres 2012 – gibt uns ein Beispiel für Dogmen: ohne jeden Beleg wird einfach mal behauptet, 70 % der Bundesbürger seien für die Sommerzeit, die somit zum Triumphzug der Wissenschaft wird – „nein, wie toll wir doch mal wieder waren“.
Im Rahmen eines Artikels über den „kollektiven Jetlag im Namen der EU“ werden bei den Münchner Medizinjournalisten andere Daten genannt:
Wissen die Bürger die eine Zusatzstunde Tageslichtfreizeit zu schätzen, die ihnen die Sommerzeit beschert? Offensichtlich nicht; in einer repräsentativen Umfrage unter 503 Bundesbürgern im Alter von über 14 Jahren, die das Meinungsforschungsinstitut Emnid im Auftrag von „Bild am Sonntag“ im März 2009 durchgeführt hat, plädierten 55 Prozent für ein Ende der Zeitumstellung. 41 Prozent waren für weiter so, der Rest unentschlossen. Im Jahr davor hatten sich in einer ähnlichen Umfrage des gleichen Auftraggebers sogar 62 Prozent für eine Abschaffung der Zeitumstellung ausgesprochen.
Es wird uns aber nicht nur mit staatlicher Macht ein kollektiver Jetlag verpasst, der uns tagelang die Schlafbilanz verhagelt, weil sich unsere innere Uhr nicht nach den Rechenschiebern der Wissenschaft richtet. Dieser brutale Eingriff in die Privatsphäre aller Menschen (der vor allem Eltern kleiner Kinder zu schaffen macht, die die Welt überhaupt nicht mehr verstehen: draußen ist noch hell und sie sollen trotzdem schlafen gehen) hat – wie bei „Wissenschaft“ nur allzu oft – tödliche Folgen für die Menschen.
Der Netdoktor berichtet über eine Studie der DAK, wonach die Anzahl der Herzinfarkte in Folge der Zeitumstellung signifankt um 25 % steigt. Denken wir ein wenig weiter. Die Mortalität von Herzinfarkten liegt bei 30 Prozent … d.h. von den 25 %, die den Sommerzeitinfarkt bekommen, sterben über 8 %. Was macht das in Zahlen? 8 % bei vermutlich 50 000 Todesfällen in diesem Jahr sind … 4000 Tote. Macht in 25 Jahren … 100 000 Menschen, die wegen der „Wissenschaft“ gestorben sind …bzw. wegen der von ihnen so propagierten „Sommerzeit“.
Wenn sich in der Gesellschaft zunehmend eine gewisse (und auch von dem oben erwähnten Herren laut kritisierte) „Wissenschaftsfeindlichkeit“ breit macht, so hat das einen guten Grund: Leichenberge, produziert durch Rechenfehler.
Es ist ein tödlicher Terror, der seit hundertfünfzig Jahren über die Menschheit ausgebreitet wird, ein Terror, der uns in unserem Lebensalltag zu Maschinen degradiert, die zu funktionieren haben, der unsere Luft und unsere Nahrung mit tödlichsten Giften verseucht, die es ohne „Wissenschaft“ nie gegeben hätte, unseren Alltag mit stromfressenden Maschinen zustopft, ohne deren Dienste wir dank industriekonformer Käfighaltung in Großstädten allerdings auch nicht mehr überleben könnten und unsere Mutterböden zubetoniert, um Platz für Einfamilienhäuser, Autobahnen und Einkaufszentren zu schaffen … obwohl gleichzeitig lamentiert wird, dass wir die Menschheit nicht mehr ernähren können.
Obwohl wir es wissen, machen wir jedes Jahr weiter. Die Menschen werden immer kränker – trotz bester Versorgung mit Wasser und Nahrung und vor allem: immer unglücklicher. „Sommerzeit“ trägt dazu bei. Und die haben wir dank „Wissenschaft“. Die haben das damals alles perfekt ausgerechnet.
War halt nur falsch.
Und tödlich.
Zur Verantwortung gezogen wird – natürlich – mal wieder keiner. „Verantwortung“ ist ein geisteswissenschaftliches Prinzip aus dem Bereich der Moralphilosophie. Das ist nichts für Menschen mit Rechenschiebern, dafür reichen ihre gedanklichen Kapazitäten auch nicht aus. Ebenso wenig verstehen sie menschliche Grundwerte wie Sicherheit, Wohlstand, Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit.
Und genau darum stehen wir – trotz Aufklärung und Demokratie – im Jahre 2014 wieder am Rande mehrerer großer Kriege (Ukraine, Syrien, China – um nur ein paar zu nennen) – und haben völlig vergessen, wie hilfreich das „Geschwafel“ der Diplomaten einst war – oder wie schön das Leben ohne Sommerzeit.
Samstag, 8.2.1014. Eifel. Es ist ein seltsamer Tag. Der Kopf ist noch voller Gedanken – und dabei habe ich eine Kleinigkeit vollkommen übersehen, beiseite gelegt und weitergeleitet. Erst Tage später fiel mir ein: oh – das wäre aber wichtig für viele – jedenfalls viele „politische Blogger“. Die Berufsbezeichnung „Blogger“ – das sei vorhergeschickt – mag ich allerdings inzwischen überhaupt nicht mehr. Nicht nur, weil es ein abwertender politischer Kampfbegriff der Bezahlmedien geworden ist, sondern weil er schlichtweg „dumm“ ist.
Ein Beispiel?
Gut. Nehmen wir mal an, ich würde Ihnen von den Holzern erzählen, Beispiel dafür nennen, wie unseriös Holzer arbeiten, das Holzer sozial anders sind als andere und sich hauptsächlich mit holzen beschäftigen – Sie würden nicht wissen, wovon ich rede, mir aber nach einer Weile folgen, ganz allein deshalb, weil die Holzer Kinderpornographie bringen, nationalsozialistische Gedankengut verbreiten und Falschmeldungen am laufenden Band produzieren … um Aufmerksamkeit zu bekommen, weil sie für entsprechene Darstellungen direkt bezahlt werden oder weil ihre heimliche Zustimmung zum allumfassenden Wahn der Gegenwart Bedingung für den Fortbestand des Arbeitsvertrages ist.
Dabei sind „Holzer“ nur Menschen, die ihre Meinung auf Papier (also: Holz) schreiben. Sie sind so vielfältig wie die Menschheit selbst, haben nur die Neigung, den Hang, die Sucht oder das Talent Worte so sinnvoll aneinander zu reihen, dass es dem Geist eine Freude ist, sie zu lesen. Das „Holzer“ in irgend einer Form anders als „Blogger“ sind, ist vollkommener Mumpitz – das Medium, auf dem veröffentlicht wird, ist anders – und der Blogger ist im Prinzip unabhängiger von Geldgebern, deren Meinung er vervielfältigen muss … das ist alles.
Natürlich braucht unsere Umwelt einen Sprachcode, damit man einen Menschen einsortieren kann. Dieser Anforderung musste ich mich auch persönlich stellen, als ich ohne großes Ziel oder Motivation anfing, Worte ins Netz zu stellen – dabei habe ich den Fehler gemacht, mich einfach als „Blogger“ bezeichnen zu lassen, weil mir die Bezeichnung eigentlich völlig egal ist: die Botschaft ist es, um die es geht, die Perspektive, die im öffentlichen Dialog der Meinungsbildner nicht mehr abgebildet wird … wie man denjenigen nennt, der die Worte macht, ist dabei höchst unbedeutend, ebenso wie seine Person, sein Lebenslauf oder seine familiären Verhältnisse.
Nun – ich kann es mir leicht machen: ich habe da noch einen Philosophen in der Kiste für Berufsausbildungen – und der hängt demnächst auch offen an der Eingangstür – zwar nur ein Eifelphilosoph, aber die Eifel hat halt auch ein Recht auf Weisheitsliebe.
Was aber mit denen, die sich nicht auf ihren akademischen Loorbeeren ausruhen können, die nicht Artikel für Printmedien schreiben können, jene, die glauben, sie müßten die ganze Familie einspannen, um gelesen zu werden?
Die sehen die Welt eher so wie die Initiatoren des Webprojektes „Ausguck“ … das mir auf den ersten Blick schon mal gut gefällt:
Ein Blog definiert sich dadurch, dass er allermeistens nicht gelesen wird. Wenn man sich nicht als Person an exponierter Stelle befindet, die irgendwelche Mitmenschen dazu bewegt, der eigenen Schreibe Aufmerksamkeit widmen meinen zu müssen, bleibt ein Blogger fast immer zuverlässig mit sich allein. Versuche, der Insel zu entkommen und ein Blog bekannter zu machen, sind zum Beispiel das Einbinden “unentbehrlicher” bzw. brisanter Information oder die Wahl eines ungewöhnlichen Tonfalls bei der Ansprache des Lesers. Möglich ist auch, per Bilderflut ein Blog zu erstellen, das eigentlich eher geschaut als gelesen wird.
Das kann sehr hübsch gemacht sein und hat so was Offenes und Entspanntes- und interessiert bis auf genötigte Familienmitglieder wieder keine Sau.
Warum also bloggen? Warum in relativ hochtechnisierter Form etwas herstellen, das mutmaßlich zuverlässiger unter Dach und Fach bleiben wird als seinerzeit ein Tagebuch mit Messingschlösschen, das die Geschwister einem klauten… um vom nächsten Klettergerät herab Liebesgeschichten in die Gegend zu grölen?
Weil jeder Mensch tatsächlich etwas zu denken und zu sagen hat und damit verstanden werden möchte. Deshalb murkeln wir uns durch unsere Selbstansprüche und Ängste und durch unser Lampenfieber in Anbetracht der Möglichkeit, gegen jede Wahrscheinlichkeit doch mal gelesen und vom Leser zur Verantwortung gezogen zu werden. Wir wünschen Mehrwert und riskieren Langeweile. Wir exponieren uns emotional und riskieren Spott. Wir engagieren uns und riskieren Desinteresse an Dingen, an denen uns viel liegt.
Das alles ist wundervoll herausfordernd. Lasst uns loslegen.
Hätte ich Zeit, würde ich glatt mitmachen – aber Zeit habe ich gerade nicht.
Natürlich verstehe ich die Ablehnung des offiziellen Journalismus gegen die unliebsame Konkurrenz aus dem Nichts, die sorgsam gewachsene Pfründe in Gefahr bringt und die Fleischtöpfe der schreibenden Zunft belagert: wie soll man denn seine Pferdezucht weiter bezahlen, wenn nicht als Chefredakteur des „Spiegel“? Und während die „Blogger“ („Online-Journalisten“ war hier mein erster Versuch, den politischen Kampfbegriff durch eine seriöse und neutrale Beschreibung der reinen Tätigkeit zu ersetzen) sich noch Gedanken darüber machen, wie sie ihre Oma dazu kriegen, die eigenen Worte in der Elektrozeitung zu lesen, sehen Journalisten schon, dass die gesamte Jugend sich von ihnen verabschiedet und im Internet die Zukunft sieht.
Ja – sie sehen die Warnsignale der Statistik: die Zeit, die der Deutsche vor dem Fernseher hängt, nimmt ab (siehe: Statista): letztes Jahr waren es nur noch (unglaubliche!!) 221 Minuten JEDEN TAG. Das sind zwei Spielfilme und eine Folge einer Serie … AM TAG. Alles gefüllt von bezahlten Journalisten, die die Meinung ihrer Auftraggeber in Politik und Wirtschaft verbreiten. Verantwortlich für den Rückgang ist die Jugend: zwischen 14 und 29 Jahren nimmt die Sehdauer signifikant ab: man informiert sich lieber durch das Internet.
Das ist die Zukunft: die Menschen machen ihre Nachrichten selber. Vorbei die Zeiten, wo Wirtschaft, Kirche und Politik über „Journalistenschulen“ den journalistischen Nachwuchs jahrelang unter Laborbedingungen beobachten (mehr dazu auf Neopresse: Journalismus als professionelle Auftragslüge), um für sich die passendsten Charaktere und Weltanschauungen herauszufiltern, die dem Volk dann eine allen Mächtigen genehme Meinung präsentieren, der unbedingt zu folgen ist: beim Essen, Trinken, Reisen, beim Hausbau und der Wohnungseinrichtung, beim Sport, der Gesundheitspflege, beim Geschlechtsverkehr sowie bei der Geldanlage.
Nebenbei bemerkt: wie viele „Führer für jeden Lebensbereich“ hier inzwischen bewusst und gezielt installiert worden sind, fällt niemandem auf – ruft man aber auf, ein paar (oder wenigstens EINEN) Rebellenführer zu installieren, ist der Aufschrei aus dem Volke groß: „nie wieder ein Führer in Deutschland“ – aber die allen Journalisten und Politikern bekannte „Schweigespirale“ wird intensiv gelebt … und führt dazu, dass das Lügenbild vom Arbeitslosen als „faulem Sozialschmarotzer“- obwohl in einem 80 Millionen-Volk inzwischen 42 Millionen Menschen beim Jobcenter registriert sind – weiter fleißig die öffentlichen Meinung penetriert, während gleichzeitig immer verstärkter die große Kriegstrommel gerührt wird.
Man sieht: den „Ver-Führern“ folgt man immer noch gerne, täglich 221 Minuten lang.
Dieses Umfeld muss man berücksichtigen, wenn man folgende Nachricht liest, die mich letzte Woche erreicht hat:
Sehr geehrte Damen und Herren, > > liebe Kolleginnen und Kollegen, > > > > wir möchten Sie gerne zu einem Hintergrundgespräch zum > NSA-Untersuchungsausschuss und zur Frage der Minderheitenrechte im > Deutschen Bundestag mit Britta Haßelmann, Erste Parlamentarische > Geschäftsführerin, und Hans-Christian Ströbele MdB einladen. >
Eingeladen war ich als „Eifelphilosoph“ im Rahmen einer allgemeinden Einladung an die gesamte Presse. Hätte ich mich angemeldet, hätte ich über das Gespräch berichten können.
Leider … zahlen meine Leser nicht für die Artikel im Nachrichtenspiegel.
Leider … musste ich an dem Tag auch arbeiten.
Leider … macht mein Rücken eine Spontanreise nach Berlin nicht mehr so leicht mit – und in meinem persönlichen Budget sind die Reisespesen auch nicht so leicht abbildbar. Kostet nämlich nicht wenig, dieses „reisen“.
Deshalb konnte ich nicht an dem Event teilnehmen, konnte nicht die Kreise der akreditierten Journalisten verunsichern und auf politischem Parkett eine ansonsten ungewohnte Meinung vertreten, unliebsame Wahrheiten verbreiten oder Fragen stellen, die man schon immer gerne beantwortet haben wollte.
Es geht aber nicht um mich – sondern um die Akzeptanz der vielgescholtenen „Bloggerei“ … und das fiel mir halt erst Tage später auf.
Ich weiß nicht, wie oft es geschieht, dass der „politische Blogger“ gleichrangig mit der nationalen Presse behandelt wird, ich weiß aber, dass über die Qualität unserer Arbeit, über unsere gesellschaftliche Akzeptanz nur eine Instanz entscheidet: der Leser. Hat er einen Gewinn durch die Lektüre, war der Job gut.
Und auch wenn die bezahlten Journalisten nun um ihre Pferdezucht bangen – oder um die vielfältigen Vergünstigungen, die der „Presserabbat“ ihnen gewährte (allein 1154 Angebote, sich den Journalismus gefügig zu kaufen, gibt es bei Pressekonditionen, laut Ver.di hat VW sogar eine eigene „Vertriebstabteilung für Medienprofis“), dreht sich der Wind gerade … der unbestechliche, unabhängige Schreiber gewinnt an Einfluss, auch wenn er selber glaubt, nur für die Oma zu schreiben.
Und – nüchtern betrachtet – gibt es keinerlei Grund, Holzmedien als „gut“ und Elektromedien als „schlecht“ darzustellen … es sei denn, man fürchtet um seine Presserabatte.
Insofern – sollte ich diese Einladung nicht für mich behalten (halte aber den Termin – wie versprochen – geheim). Es wäre schön, wenn der Nachrichtenspiegel sich konstruktiv weiterentwickelt hätte und wir – wie angedacht – nun einen Bloggerkollegen in Berlin sitzen hätten, der für uns als „Bloggergemeinschaft“ (oder als Kollektiv der „Online-Journalisten“) an dem Event hätte teilnehmen können um „Flagge zu zeigen“ … doch die Zeit ist wohl noch nicht reif für solche Entwicklungen, die Notwendigkeit der Selbstorganisation des „Graswurzeljounalismus“ noch nicht flächendeckend angekommen.
Dabei bräuchte das Volk, der Staat und die Bürger gerade eine unabhängige Alternative zu den wohlgefütterten Fleischtopfschreibern, die – aktuellen Umfragen gemäß – ihre Wandlung zum Pressesprecher der Reichen, Mächtigen und Schönen vollenden – siehe Wikipedia:
Das Rollenselbstbild, wie die Akteure im Journalismus ihre Aufgabe in der Gesellschaft sehen, hat sich gemäß zweier repräsentativer Journalistenbefragungen von 1993 und 2005 in Deutschland ebenfalls gewandelt: Die Ambitionen von Kritik und Kontrolle haben abgenommen, es dominieren die reinen Informationsjournalisten und News-Manager.
Der Anteil der Journalisten, die „Kritik an Missständen üben“ als Ziel angeben, ist von 63 Prozent auf 57 Prozent gesunken. Der Anteil der Journalisten, die „sich einsetzen für die Benachteiligten in der Bevölkerung“ ist von 43 auf 29 Prozent gesunken und der Anteil jener, „die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft kontrollieren“ von 37 auf 24 Prozent.
Umgekehrt stieg der Anteil der Journalisten, die „möglichst neutral und präzise informieren“ wollen von 74 auf 89 Prozent. Der Anteil der Journalisten, der „komplexe Sachverhalte erklären und vermitteln“ wollen, stieg von 74 auf 80 Prozent und jener, welche „die Realität genau so abbilden wollen, wie sie ist“, von 66 auf 74 Prozent.
Die Realität so abbilden, wie sie ist, ist unmöglich. Das lernt man in der Philosophie. Aber sie so abzubilden, wie die Sponsoren sie gerne hätten: das geht, wenn man auf die Kontrollfunktion verzichtet und die Opfer der Mächtigen sich selbst überlässt.
Wer das versteht – bekommt Rabatte.
Was aber die Politik versteht, ist: die Rabattsauger und Worthuren verlieren beständig mehr an Glaubwürdigkeit. Darum lädt man jetzt auch die ein, die unabhängig vom Geld Meinungen publizieren … und so Meinungen bilden. Eine wichtige – und tröstliche – Information für all´ jene, die meinen: „das bringt ja sowieso nichts“.
Es bringt viel mehr als ihr glaubt … wenn ihr nicht aufgebt – und einen Heidenspaß daran habt, den David in einer Welt von Goliaths zu geben.
Und außerdem: die vierte Macht steht gerade günstig zum Verkauf. „Journalisten“ wollen sie nicht mehr ausüben … da braucht es freiwillige Helfer aus der Bevölkerung, die hier einspringen. Kostet inzwischen – dank Elektromedien – auch nicht mehr soviel, dass man unbedingt einen Sponsor braucht, der Totholz bezahlt.
Bäume mögen das.
Dienstag, 4.2.2014. Eifel. Vor dem Start – der sowieso ein schleichender Übergang wird – wird man natürlich die Frage klären müssen: was ist eigentlich „Eifelphilosophie“ – und wozu braucht man sie.
Nun – manche haben sich das recht einfach gemacht: es gibt einen „Eifelphilosophen“, also wird der auch Eifelphilosophie machen. Auch wir hätten uns das einfach machen können: „Praxis zum fröhlichen Eifelphilosophen – Getränke bitte mitbringen“ – und schon hätte man fortfahren können.
Mir wäre das zu einfach, zumal ich mich auch in einem philosophischem Umfeld bewegen und dort Rede und Antwort stehen muss.
Was Philosophie ist, ist leicht zu beschreiben. „Liebe zur Weisheit“ – so lautet die beliebteste Übersetzung. Die einzige Wissenschaft, in der die Methodik nicht nur reine, logische, analytische Vernunft ist, sondern von einem Gefühl bestimmt wird: der Liebe. Was nun diese „Liebe“ ist, möchte ich erstmal an diesem Ort nicht näher beschreiben, zudem ist das Gefühl in unserer Zeit komplett durch „Sex“ ersetzt worden, der mangels Liebe ziemlich seelenlos daherkommt, aber den Menschen offenbar trotzdem scheinbar gut gefällt (oder gefallen muss, um nicht „anders“ zu sein). Für unseren Gebrauch mag es reichen, ältere Vorstellungen anzuwenden, dementsprechend „Liebe“ stärkste, weit über die persönlichen Interessen ausgehende Verbundenheit anzeigt, die unter anderem regelmäßig dazu führt, dass man bereit ist, für das geliebte Objekt das eigene Leben zu opfern. Freiheit, Gerechtigkeit, Brüderlichkeit waren mal solche „Objekte“, Frauen können auch dazu gehören, Kinder gehören immer dazu.
„Weisheit“ ist nun ebenfalls ein Wort, dass der näheren Erklärung bedarf. Kurz könnte man sagen: sie ist die Rendite eines vollumfänglich gelebten Lebens, dass Höhen genossen und Tiefen bewältigt hat – aus diesen Erfahrungen entwickelt sich eine Perspektive, die über das Alltagsgeschäft, die Legislaturperiode und den Quartalsbericht hinausreicht … ein Grund, weshalb wir „Weisheit“ im politischen Geschäft regelmäßig bei „elder Statesman“ antreffen, die dann von ihren Parteikollegen als wundersam abgetan werden, anstatt dass man ihren Urteilen aufmerksam lauscht.
„Weisheit“ bedeutet, alle Dinge gleichzeitig zu sehen – und sich von der „Wahrheit“ zu verabschieden … jedenfalls von der Wahrheit für alle.
Damit tritt Philosophie generell in zweierlei Hinsicht in den Widerspruch der Spaßgesellschaft, die zur Perfektion der Funktionen der Konsummaschinerie „Wahrheiten“ braucht, ebenso wie Politik, Gewerkschaft und Religionen „Wahrheiten“ brauchen, um ihre Ware widerspruchsfrei an den Mann bringen zu können – zudem meist in äußerst liebloser Art und Weise. Sie tritt auch aus den politischen Kategoriensystemen heraus, sieht eher den Mensch in seiner Umgebung als den Menschen in seiner Anschauung, sieht, wie Angst und Wut über Ungerechtigkeit aus einem normalen Bürger einen strammen Nationalsozialisten machen können, der aus besten Gründen heraus zur menschlichen Bestie mutieren kann. Ändert man ein wenig das nationale Umfeld, so kann der gleiche Bürger zu einem überzeugten Kommunisten werden.
Für die Heranzucht von Demokraten braucht man da noch ein ganz anderes Umfeld – ein weiseres, das nicht den Menschen verdammt, sondern eher seine Taten entschärft.
Nun ist jeder Autor und jeder Philosoph im Prinzip durch seine Umwelt zu verstehen, mit der er sich auseinandersetzt – so wie auch biblische Texte nur in jenem Umfeld verstanden werden können, in dem die jeweiligen Autoren gelebt haben. Im warmen Griechenland konnte Diogenes noch das Wohnen in einer Tonne als höchstes Glück preisen – im kalten Deutschland käme er nicht durch den Winter. Von der deutschen Philosophie sagt man in den USA, sie sei sehr geprägt von den tiefen, dunklen, deutschen Wäldern – die wir heutzutage schon alle im Dienste der Rendite zu unanschaulichen Monokulturen umgebaut haben.
Insofern ist Eifelphilosophie sicherlich auch geprägt von dem Land, das einen umgibt. In unserem Falle ist es ein Grenzland mit lebensgefährlichen Hochmooren, durch die während der NS-Zeit die Fluchtrouten der Berliner Juden liefen, ein Land, in dem keine Hexenverbrennungen (und sehr wenig Morde) stattfanden, dass aber eine noch sehr lebendige Kultur der Gesundbeter hat … eine Kultur, die wegen ihrem Erfolg von den umliegenden Ärzten anerkannt wird. Viehweiden wechseln sich ab mit tiefen dunklen Schluchten, rauschenden Gebirgsbächen, an deren Ufern jahrhundertealte Bäume stehen. Die Gegend lebt sehr davon, dass die „Moderne“ lange Zeit an ihr vorbeigezogen ist. Man findet hier viele Klöster – Orte, an denen sich Menschen zurückziehen können, um sich mit ihrem ganzen Leben Anschauungsformen des Seins zu widmen, die die „Moderne“ belächelt und für geistig absonderlich hält … obwohl man dort äußerst armen, aber immerhin sehr glücklich wirkenden Menschen begegnen kann.
Es ist ein Land mit einzigartigen klimatischen Bedingungen („Seeklima“ – fern vom Meer wegen transatlantischer Winde, die sich hier brechen .. und niederregnen), isolierten keltischen Kulturen, die uralte Rituale pflegen, Höhlen, die schon Neandertalern als „Penthouse“ gedient haben, einsamen römischen Villen, bei denen man sich immer fragt, was die Bewohner wohl dazu bewogen haben mag, mit viel Aufwand vom angenehmen Italien in die kalten Grenzlande zu ziehen, alten Burgen und Festungen, die Schutz boten vor vielen Eroberern, die auf dem Weg „anderswohin“ hier durchziehen mussten und froh waren, wenn sie nur schnell woanders waren.
Gleichzeitig sind die Geschichten der Menschen hier durchzogen von Leid, dass den Städtern fremd ist – hier erinnert man sich noch an Hungesnöte, die Familien ausgerottet haben – und an viele fremde Heere, die mordend und plündernd über die Grenzen kamen … so wie die Nazis aus Aachen, die mit ganz absonderlichen Vorstellungen aus den Schmelztigeln der Städte herbeieilten und hier ihren Geist verbreiten wollten … und eine ihrer großen Ordensburgen als sichtbares Zeichen ihrer Herrschaft hinterließen.
Hier vor Ort wurde schon „Europa“ gelebt, als andere noch in Schützengräben lagen, hier jagte Karl der Große und sponn seinen besonderen Traum, hier waren die Ideengeber der Kreuzzüge und des Tempelrittertums zu Hause.
Es ist ein geeigneter Ort, um einen Aspekt zu erfahren und zu leben, der schon lange in Vergessenheit geraten ist aber ursprünglich den „Nutzen“ von Philosophie ausmachte.
In der griechischen Philosophie (die in ihrer Qualität bis heute nicht übertroffen ist … allenfalls Kant und Schopenhauer haben da noch kleine Quentchen zugefügt) war der Philosoph der Arzt der Seele. Wir haben heute eine seelenlose Kultur, deren Auswüchse einen erwachsenen Geist stetig aufs neue erschrecken – und die meiner Meinung nach für das Aufblühen des künstlichen Zombiemythos verantwortlich sind: so nimmt die Seele unsere westliche Kultur wahr. Da wir keine Seele mehr haben, brauchen wir keinen Arzt – und leiden still vor sich hin.
„Wann haben Sie das letzte Mal einen glücklichen Menschen gesehen?“ – fragte mich letztens ein Sozialarbeiter in leitender Funktion … der täglich mit Menschen aller Altersgruppen und Gesellschaftsschichten zusammen kommt.
Ich denke, hier sehen wir, was geschieht, wenn „Mensch“ so tut, als hätte er keine „Seele“. Die Wirtschaft ist sehr interessiert daran, dass wir keine Seele haben: immerhin lebt sie davon, dass wir versuchen, mit ihren Waren das Loch zu stopfen, dass die Verwahrlosung der Seele hinterläßt.
Heute verstehen wir den „Arzt der Seele“ eher als Psychotherapeuten – mit einigen beängstigenden Entwicklungen im Bereich der philosophischen Praxis, die schnell vergißt, dass der „Arzt der Seele“ immer in einem gewissen Umfeld gelebt hat: der Natur. Philosophie – die Liebe zur Weisheit – fand in Gärten und heiligen Hainen statt, wo der Mensch noch unmittelbar seine „Einheit“ mit der Umwelt erleben durfte.
Insofern ist Eifelphilosophie eine Widerbelebung der alten griechischen Philosophie, die in enger Verbundenheit mit der Natur praktiziert wurde und sich mehr an der Vorstellung vom „Arzt der Seele“ orientiert als an der Vorstellung von der „Königin der Wissenschaften“, mehr das Seelenheil des Menschen in den Vordergrund stellt als die Suche nach der Wahrheit. Dank heiler Natur (an vielen versteckt liegenden Orten) fällt dies auch leicht. Um Seele Heil zu machen, bedarf es nicht unablässiger Kneterei durch peinliche Befragung, sondern oft nur eine Änderung des Rahmens.
Allzu oft wird uns heute gelehrt, dass wir selbst es seien, die unsere Umwelt erschaffen – oft auch durchweg magisch („schwarzmagisch“ muss man hier korrekterweise ausführen) einfach durch die Kraft unserer Gedanken. Glücklicher würden wir werden, wenn wir von dieser „Maximierung“ des „Ego-Tripps“ wieder etwas Abstand nehmen und wieder lernen, wie groß der Einfluss des falschen „Rahmens“ auf unsere Seele ist – und das ihre Zerrüttungen gerade aus der Diskrepanz zwischen Lebenserfahrung und offiziell gepredigter „Wahrheit“ entsteht.
Ändert man den Rahmen, ändert sich die Seele – sie atmet auf, ganz ohne Psychotherapie … wie eine Pflanze, der man frische Erde und sauberes Wasser gibt.
Erfahren wir die politische Welt zum Beispiel als dunkel und bedrohlich, die wirtschaftliche Welt als raubtierhaft, hören aber, dass wir in der besten aller Zeiten leben, schlägt diese Erfahrung empfindlich auf die Seele: aus einmal sind „wir“ es, die falsch sind, die falsch wahrnehmen, falsch deuten, falsch sehen … und falsch leben.
Ändern wir den Rahmen, kehrt Frieden ein zwischen dem Menschen … und seiner eigenen Wahrnehmung.
Einen letzten Aspekt wollen wir jedoch nicht vergessen: Eifelphilosphie ist Philosophie für die Menschen, Graswurzelphilosophie, wie man sie an den Universitäten nur noch selten findet. Sie ist getragen von der Überzeugung, das das philosophieren eine grundsätzlich menschliche Eigenschaft ist, zu der JEDER Mensch fähig ist … und die JEDEN Menschen bereichern kann, ebenso ist sie getragen von der Erfahrung, dass der philosophische Geist in jedem Menschen zu Hause ist – nicht nur in jenen, deren Väter Geld genug hatten, ein vollkommen „unnützes“ Studium zu finanzieren. In kargem, menschenfeindlichem Land gewachsen ist sie geprägt von der marxistischen Überzeugung, dass der Philosoph auch aufgerufen ist, die Welt zu verändern, und nicht nur, sie zu beschreiben.
Oft genug verändert man sie aber einfach dadurch, dass man sie anders beschreibt, als die herrschenden Tyrannen dies tun.
Insofern ist Eifelphilosophie auch Philosophie für jedermann … und jedermann mag hier einen akademisch geschulten Geist finden, der Freude daran hat, jene Brüder und Schwestern im Geiste zu finden, die keine reichen Väter (oder die Gunst des Staates) hatten – oder auch einfach ein anderes Geschick, das zu belastend war, um sich der freien Entfaltung der Seele oder dem umfassenden Studium der anders verwachsenen Kollegen in der Geschichte widmen zu können.
Unabdingbar scheint mir auch die Liebe zu den Menschen zu sein – wie die Liebe zur Natur. Obwohl erstere oft schmerzhafte Enttäuschungen mit sich bringt, weil Armut und Kargheit der Umwelt der Seele so arg zusetzten, dass sie nicht gerade und kräftig wachsen konnte, ist sie unverzichtbar, denn: ohne Menschen gäbe es gar keine Weisheit … noch würde es ohne Menschen Sinn machen, welche zu suchen.
Und letztere – heilt einfach die zerzauste Seele schon durch ihre bloße Anwesenheit. Nicht umsonst war „das Schöne“ für die alten Griechen eng verbunden mit „dem Guten“. Und schöner als hier vor Ort soll es ja nirgends in der Eifel sein.
Was aber unverzichtbar ist – im krassen Gegensatz zur akademischen Philosophie – dass Eifelphilosophie nur praktiziert werden kann von Menschen, die den philosophischen Geist in praktischen Berufen getestet haben – sei es als Bauer, als Maurer, als Verkäufer, Landarzt oder Obdachloser.
Als Ausgleich dafür darf man auf Fremdwörter und jede Form von „Unibluff“ verzichten. Das sollte Anreiz genug sein, sich einer Form der Philosophie zu widmen, die wieder „für“ das Volk lebt … und nicht nur von ihm, einer Form von Philosophie, die wieder für die Philosophie lebt anstatt nur von den Zitaten ihrer verstorbenen Vorgänger, einer Philosophie, die versteht, dass philosophischer Geist auch durch Fotographie, Zeichnung, Film, Tanz oder Baukunst wirken kann … und nicht nur durch viel zu lange Texte.
Reiner August Dammenn, erster (aber hoffentlich – und sicherlich – nicht letzter oder einziger praktizierender Eifelphilosoph).
PS: warum ich „Eifelphilosophie“ bewusst und absichtlich unter „Politik“ ablege … muss sich jetzt jeder selber denken. Ich werfe mal das Stichwort: „Befreiung aus der fremdverschuldeten Unmündigkeit“ dazu in den Raum.
Donnerstag, 12.12.2013. Eifel. Es gibt Fragen, denen man sich im Leben immer wieder stellen muss – jedenfalls wenn man die Wissenschaft der Philosophie erfolgreich studiert hat. Niemand fragt einen Lehrer, warum er Lehrer werden wollte (Ferien) oder einen Arzt, warum er Arzt werden wollte (Geld), niemand fragt einen Rechtsanwalt (Geld) oder einen Betriebswirt (Geld). Bei Philosophie jedoch – der brotlosesten aller brotlosen Künste – steht man schnell am Pranger … jedenfalls heute, wo die Anhäufung von Geld in endlos großen Massen einziger akzeptierter Lebensinhalt geworden ist, obwohl man Geld noch nicht mal essen kann. Die Antwort ist einfach: besserer Sex. Ich sehe, ich habe jetzt ihre Aufmerksamkeit – und genau diejenige ist es, die automatisch wächst, je mehr Sie sich mit der Kunst des Denkens beschäftigen.
Aufmerksamkeit ist das allerwichtigste Element in unserem Leben, wenn es um Genuss des Lebens geht. Ein grober Klotz braucht Weltreisen, bis sein auf Minimallevel arbeitendes Gehirn auch nur Ansätze von Eindrücken empfängt, notfalls muss er sich mit glühenden Schürhaken peinigen lassen, um überhaupt noch etwas zu empfinden: ich denke hier liegt die Hauptursache des boomenden Sado-Maso-Kultes in Berlin – jedenfalls haben mir Eingeweihte nach dem Umzug der Regierung von diesem Boom erzählt. Mit der Regierung kamen auch die Sado-Maso-Buden, so geht die Rede – und schaue ich mir die Politik so generell an, kann ich eine gewisse Lust an der Qual nicht fortreden.
Ein geschulter Geist jedoch vermag allein im Blumentopf auf seiner eigenen Fensterbank noch völlig unerforschte, wunderbare Welten zu entdecken, deren Erlebnisvielfalt jeden Asientrip in den Schatten stellt. Wie schult man diesen Geist?
Durch Denken, durch den Aufbau immer komplexer werdender Denkstrukturen und umfassender werdenden Denkoperationen. Je größer und umfassender diese Strukturen, je komplexer ihre Muster, umso größer wird auch die Erlebnistiefe in allen Lebensbereichen. Nein – ein grober Klotz kann das nicht beurteilen, dazu muss man den Weg erstmal zu Ende gegangen sein. Ein grober Klotz braucht immer härtere, stärkere Reize, um überhaupt noch zu merken, dass er lebendig ist, schnell werden Sexualität und Gewalt vermischt, schnell verwischen sich die Grenzen von Kinderliebe und Sexualität, von Ernährung und Menschenfleisch; war es anfangs noch ein Softerotikfilm, der Freude machte, mußte später schon die Frau vor laufender Kamera zerstückelt werden, nachdem sie es mit Tieren getrieben hat, damit das sterbende Gehirn des Täters noch am Leben teilnehmen kann.
Dankenswerterweise sind wir Menschen alle von Geburt an Philosophen – erst später wird uns das Denken mit Gewalt abtrainiert, wenn „Schule“ auf lebendige Fragen tote, vorgefertigte Antworten gib, wenn Denken bestraft anstatt befördert wird – es sei denn, es bewegt sich in Bahnen, die der Maximierung von Kapitalrendite dienen. Wer erlebt, wie Kinder auf wundersame Weise überglücklich werden, wenn sie ihre eigenen kleinen Welten kreiren (und sich so auf dem Weg machen, ganz automatisch souveräne Lebenskünstler zu werden), wird erinnert an jene Beobachtungen, die der Wissenschaftler Emanuel Swedenborg über Engel gemacht hat: sie sind in der Lage, um sich herum ein kleines Feld von Eigenrealität aufzubauen, einen kleinen Raum, in dem sie selbst die Naturgesetze bestimmen.
Hier stoßen wir auf eine der zentralen Fragen der Philosophie: die Frage nach der eigenen Herkunft.
Die Kapitalrendite- und Militärwissenschaft (den edlen Titel „Naturwissenschaft“ verdient die aktuell so bezeichnete Zunft schon lange nicht mehr) hat hierzu eigene, vorgefertigte Antworten, die der Verbesserung der Leidenschaft beim Wehrmittelverbrauch (auch „Krieg“ genannt) und der Steigerung der Eigenkapitalrendite dienen sollen: wir existieren gar nicht, sind nur eine Illusion.
Noch vor zweihundert Jahren hätte man über diese Anmaßung noch herzhaft gelacht, weiß man doch, dass das phantasierende Subjekt sich niemals als phantasierendes Objekt beobachten kann – auch wenn es das noch so entschieden behauptet.
Im Zeitalter der groben Klötze jedoch werden solche Überlegungen anstandslos bei festlichem Akte der gesellschaftlichen Lumpenelite vorgestellt, um jede weiteren Regungen des Gewissens auszuschließen.
Wo kommen wir nun wirklich her?
Das ist eine Frage nach einer Wahrheit. In der Kunst des Denkens merkt man schnell, wie begrenzt die Sinne des menschlichen Körpers sind, wie mangelhaft seine Ausstattung – noch nicht mal fliegen kann er. Wir können mit diesem Instrument keine Wahrheiten schaffen – wir haben das ja auch aufgegeben zugunsten beständig verschrobener werdender Theorien, mit denen man Philosophen zu Arbeitstieren (und groben Klötzen) umformen kann. Darum sucht die Philosophie keine Wahrheit, sondern Weisheit, einer Weisheit, zu der sie ein sehr liebevolles Verhältnis hat – und kein vernünftiges, obschon doch Vernunft eines der Werkzeuge ist, derer sie sich gerne bedient.
Weisheit nun hat sich über Jahrtausende hinweg Bahn gebrochen und die Frage beantwortet: ein Jenseits ist es, aus dem wir stammen. Je nach geformter Eigenrealität des denkenden Menschen unterscheiden sich die Bilder des Jenseits, doch das Prinzip bleibt gleich.
Haben wir diese Entscheidung getroffen, ist der Rest ziemlich einfach. Entscheidung? Ja, zu der Erkenntnis von Weisheit gehört die Erkenntnis, dass man sich Wahrheiten aussuchen kann, man kann (und MUSS) sich für sie ENTSCHEIDEN. Das macht im tieferen Sinne die Bedeutung des religiösen Wortes „Glauben“ aus: durch aktive, kräftige, bewusste Entscheidung Wahrheiten schaffen. Das gehört zu den Erkenntnissen, die der philosophische Geist in seiner Jugend in sich trägt – und die „Schule“ mit brutaler Gewalt austreibt, wer sich nicht biegen und brechen läßt, findet gerade mal in der Kunst noch einen akzeptierten Lebensbereich.
Haben wir die Frage geklärt, wo wir herkommen (geklärt in dem Sinne, dass es NUR UNS SELBST klar sein muss und niemand anderem), sind wir uns sicher, den Ursprung unseres Selbst erkannt zu haben, haben wir auch die Frage beantwortet, wo wir hingehen, wenn wir die Zusammensetzung der Materieballungen verändern oder von der Teilchenexistenz wieder auf Wellenexistenz umschalten (auf deutsch: „sterben“): wir gehen nach Hause.
Ist das Leben gut gelungen, bringen wir einen großen Schatz an Erfahrungen mit Heim, eine wertvolle Beute an Eindrücken, Gefühlen, Erkenntnissen, Erfahrungen und Erlebnissen, die uns niemand nehmen kann. Ist das Leben schief gegangen, tragen wir zu diesem Zeitpunkt nur noch das Potential in uns, funktionierendes Rädchen in einem Großraumbüro zu sein. Der Moment, wo wir erkennen, das wir trotz sechs- siebenstelligem Jahresgehalt bitter arm geblieben sind, wird von jenen, die ihn erleben, als sehr grausam beschrieben, andere berichten sogar, dass einem so unterentwickeltem Denkapparat noch nicht mal der Übergang ins Jenseits gelingt und man mit seinem Wesen, seiner Seele im Bereich der Teilchen hängen bleibt und untergeht, weil man nie gelernt hat, in den Wellen der Realitäten zu schwimmen.
Natürlich kann man sich auch entscheiden, ein Materialist zu werden und das Leben als solcher zu verbringen – JEDES Leben ist gut, jede Erfahrung wertvoll, sofern es aus bewusster, konsequent durchdachter Entscheidung besteht. Lebt man es, um dem Priester aus der Klosterschule bis zum Lebensende eins auszuwischen, hat gerade der Priester Macht über mich, den ich doch für immer aus meinen Anschauungen verbannen sollte … wenn ich weise wäre.
Hier stoßen wir direkt zum Nutzen der Philosophie: das geschulte Denken hilft uns sehr, jene Momente zu erkennen, wo andere Menschen Macht über uns ausüben wollen – und es auch tun. Der moderne Mensch liefert sich seinen Machthabern täglich für viele Stunden aus und läßt täglich vielen Stunden Werbung ungefiltert in sein Hirn – dabei geböte es die Weisheit, das Gerät ganz auszuschalten, weil der Schaden, der durch fremde und verfremdete Wirklichkeitsabbildungen in den Werbebildern angerichtet wird, um einiges größer ist, als der Nutzen, der durch Information und Aufklärung gewonnen werden könnte. Nur wenige Menschen sind so gefestigt, dass sie den sublim ausgestalteten Werbebotschaften widerstehen geschweige denn sie erkennen können, es ist ein endloser Spiegel des Mangels, der einem vorgehalten wird – und eine endlose Predigt der Wertlosigkeit der eigenen Existenz, weil man das falsche Automodell fährt und deshalb vor Gott selbst in Ungnade gefallen ist.
Beherrschen Sie die Kunst der Philosophie – die auch die Kunst ist, jederzeit in unsere „Software“ bewusst eingreifen und sie beliebig steuern zu können – haben sie den Gipfelpunkt menschlichen Reichtums erreicht, eine Form der Ruhe, Zufriedenheit und des Glücks, die ihnen niemand mehr nehmen kann. Beherrschen sie sie nicht, werden sie von anderen durchs Leben getrieben – was oft sehr unerquicklich ist.
Natürlich muss man Nebenwirkungen erwähnen, die sich automatisch einstellen, je gewandter der Umgang mit Gedanken wird.
Sie verlieren jede Lust an Gewaltausübung gegen Frauen, Vergewaltigung wird ihnen fremd wie Stacheldraht auf Toastbrot, eine urmännliche Überzeugung, dass Frauen bestraft gehören und dies durch Sexualität zu geschehen hat, erlischt folgenlos – weil sie zu den Botschaften der Außenwelt gehört, die einen steuern sollten. (Einschub: diese Überzeugung habe ich bei vielen – ja, den meisten – Führungskräften der Pharmaindustrie bemerkt, es war ihre Motivation, ins Bordell zu gehen und dort ihre Strafphantasien gegen Bezahlung straffrei ausleben zu können – mit Handlungen, die sie normalerweise direkt ins Gefängnis gebracht hätten). Ebenso verlieren sie die Lust am Konsum – vollständig. Zwar steigert sich die Freude an Dingen ungemein – aber hierzu reicht schon ein besonderer Stein, eine außergewöhnliche Wolkenformation oder ein seltener Duft. Sie brauchen gar nicht erst den Versuch starten, mangels hinreichender Erlebnistiefe immer gröbere Keile in die Welt zu schlagen – sie besitzen diese Erlebnistiefe.
Und bald auch die sichere Überzeugung, das diese Gedankenwelten groß und stabil genug geworden sind, um die Reise sicher fort zu setzen – in andere Welten oder einfach nach Hause. Keine Sorge: das merken sie einfach wie Regen auf der Haut, Sand unter den Füßen oder Wind im Haar: so genau wie diese Erlebnisse wird dann ihr Wissen davon sein, dass sie stabil und sicher jenseits der Materie existieren werden, weil sie kraftvoller als diese geworden sind, den Sprung vom Teichen zur stabilen Welle erfolgreich hinter sich gebracht haben.
Diese Überzeugung muss nicht bewusst geschehen – das Denken kann andere, perfekte Kreise bilden, fast in jeder Zusammensetzung – sie kann sich einfach in einer völligen Ignoranz der eigenen Sterblichkeit manifestieren … immerhin ist sie ein Produkt der Erfahrung und des Erlebens und nicht ein Produkt gedanklicher Akrobatik (wie leider viele neuere esoterische Leben).
Folgen Sie dem Denken der alten Griechen, wird es noch dramatischer: dann haben Sie sich sogar genau dieses Leben, in dem sie jetzt stecken, ausgesucht um genau jene Erfahrung zu machen. Das ist denkbar – aber oft schlecht erträglich. Zwar mag man aus einer Laune heraus die Erfahrung professionellen Stumpfsinns machen wollen – doch zeigt sich oft, dass man inmitten der Erfahrung gerne mal den Kurs ändern möchte. Außerdem lehrt uns die Weisheit nach den schrecklichen Erfahrungen des 21. Jahrhunderts, das die bösartigen menschenfressenden Dämonen nicht aus unserem Leben verschwunden sind: anstatt Menschen auf dem Dorfplatz zu verbrennen, organisieren sie ihre Vernichtung mit den Mitteln der industriellen Produktion – oder bauen Bomben, die gleich mit einem Schlag ganze Großstädte ausradieren … das erspart einem den mühevollen Prozess der Selektion. Diese Erfahrungen zeigen, dass wir gut beraten sind, nicht jede Form von Erfahrung heilig zu sprechen, wir wären sonst kaum in der Lage, unserem Gewissen gemäß zu handeln.
Man kann diese Aspekte im Übrigen gut mit Prostituierten besprechen – auch wenn man für ihre „Dienstleistung“ keinerlei Bedarf mehr ins ich spürt, weil man orgiastische Zustände nach Belieben durch Veränderung der Software hervorrufen kann. Sie sind es gewöhnt, Körper und Geist zu trennen (auch wenn sie dafür bezahlt werden, so zu tun, als täten sie es nicht) – sie könnten ihren Job nicht lange durchhalten, täten sie das nicht. Gleiches gilt im Übrigen auch für Ärzte und Manager – soweit ich das beobachten konnte, schaue ich mir die aktuelle Politik an, so sehe ich auch Anzeichen dafür, dass Politiker ebenfalls ihre Seele schlafen schicken, um im Sinne der Maximierung von Kapitalrendite folgerichtig entscheiden zu können.
Eine weitere Nebenwirkung ist eine ausgesprochene Menschenliebe, die weit jenseits jeglicher Sexualität steht. Damit muss man erstmal klar kommen: Menschen ohne Nutzen einfach zu mögen.
Die bloße Masse der Gedanken erreicht irgendwann einen kritischen Punkt, ab dem man neue Qualitäten bemerken kann – die Vorstellung, das eine Existenz, die nur einen einzigen Zeitzustand erleben kann („jetzt“ – alles andere ist künstliche Interpretation und wilde Theorie … so schön man einen Zeitstrahl auch graphisch darstellen kann), irgendwann aus diesem Zustand herausfallen soll, weil die nieder schwingende organische Struktur umorganisiert wird, hat schon etwas außerordentlich Absurdes an sich. Kein Wunder, dass solche Menschen sich auch vorstellen können, in einem Nährlösungstank zu liegen und sich den Rest der Welt nur zu träumen.
Leider merkt man auch, wie das Leben sein könnte, wenn die Kunst der Philosophie gefördert würde – wir hätten eine Vielzahl unendlich reicher Menschen, die sehr angenehme Zeitgenossen sein können (auch wenn die Lust an groben Vergnügungsersatzstoffen wie Alkohol, Nikotin und Karneval schnell vergeht), die ihre natürliche Umwelt hegen und pflegen – anstatt Tresore hinter Stahl, Glas und Beton die leb- und lieblose Geldhaufen vor den Augen der Welt verbergen.
Eine gewisse Trauer ob der realen Entwicklung der Welt wird sich nicht verhindern lassen, eine gewisse Veranlagung, eine boshafte Intelligenz hinter der unnatürlichen Entwicklung der doch so reizvoll angelegten Menschheit zu vermuten, kann ebenfalls auftreten, gleichfalls eine konsistente Neigung, liebgewonnene Wahrheiten der selbstverliebten politischen Elite regelmäßig in Frage zu stellen – erst Recht, wenn diese Wahrheiten dazu geeignet sind, das natürliche Lebensglück zu verdunkeln.
Wie man den Weg geht?
Falls man Fragen hat: einfach Kindern zuschauen. Die sind noch nahe dran an „drüben“, aber nicht so gezeichnet vom Leben sie. Stellen Sie Fragen – und vor allem: trauen Sie sich zu, die Antworten selbst zu finden.
Wenn Sie es gerne religiös haben wollen – bitte schön: Christus sprach in Gleichnissen, die so komplex aber auch ansprechend waren, dass Denker seit zweitausend Jahren nach ihrem Sinn suchen … Gott will Denker, keine Schafe, auch wenn er seinen Sohn als Lamm geopfert hat, um diese Botschaft unter die Menschheit zu bringen, als sich der Geist des dunklen Imperiums über die Menschheit ausbreteite … so, wie er es auch heute wieder tut, diemal mit der ganzen Welt im Blick.
Das Internet verlangt nun Kürze, weshalb ich die Ausführungen hier schließen muss – in der Hoffnung, wenigstens grob umrissen zu haben, dass die Kunst des Denkens mehr Gewinn bringt, als alles Geld der Welt zu vermitteln mag.
Kürzer könnte ich nur mit Schopenhauer reden: Philosophie bringt nichts, erspart einem aber Vieles. Das allein – wäre auch schon sehr viel wert.
Andererseits kann sie jeden Tag in Weihnachten verwandeln, wo unter golden glitzernden Lichtern im grünen Lebensmeer erfreuhliche Wunder auf einen warten … jeden Tag ein wenig mehr.
Und nun – viel Spaß beim Denken und der Beantwortung jener Fragen, die uns Menschen ausmachen: vom komme ich her? Wo gehe ich hin? Was will ich hier?
Vielleicht fangen Sie einfach mit der Arbeit an der Frage an, warum wir eigentlich alle einen Strahl als Darstellung von „Zeit“ kritiklos aktzeptieren, obwohl jeder bis heute lebende Mensch die Dimension „Zeit“ (sofern es überhaut eine ist) nur als Punkt erlebt: als ewig sich veränderndes JETZT. Aber Vorsicht: die Antworten auf diese Fragen werden politisch schnell hoch brisant … ein endloses Jetzt hat nämlich kein Ende, mit dem man ihm drohen kann.
Dienstag, 26.11.2013. Eifel. Ich gestehe: ich wollte heute mal nichts schreiben. Ich habe hier im Nachrichtenspiegel grob geschätzt bislang 1,5 Millionen Wörte gemacht … das reicht eigentlich für ein ganzes Leben. Zudem gibt es aktuell einen sehr lehrreichen Artikel vom Karpatengeist (Rumänien vor dem Abgrund), zu dem ich nicht in Konkurrenz treten möchte. Dann jedoch gab es ein paar Ereignisse, die begleitend gut dazu passen … und ich dachte: schreibe schnell ein paar Gedanken dazu auf.
Heute morgen hat man mir den Vortrag von Andres Popp zugesandt, veröffentlicht am 25.11.2013 auf you tube: „Wird bald ein Ruck durch Deutschland gehen“. Es gibt in diesem Vortrag Anspielungen auf einen Volkslobbyismus, wie wir ihn vor einiger Zeit mit der OP 100 starten wollten. Nun – die OP 100 hat der Regenbogenbieger wegen technischer Probleme eingestellt – und ich habe das nicht bedauert, obwohl ich darin eine der letzten Möglichkeiten sah, Europa und den Rest der Welt vor der Tyrannei der unmenschlichen Oligarchen zu retten. Hört sich groß an – ist aber nur ein kleiner Gedanke gewesen: wenn das Volk es nicht schafft, sich in Berlin eine Lobby zu erarbeiten, wird die Bankenlobby das Volk abschaffen, weil es zu teuer ist. Mit einer kleinen Regelsatzerhöhung von 100 Euro hättte man gut anfangen können, den Banken das Wasser abzugraben. Ebenso habe ich in dem Vortrag das erste Mal außerhalb unserer Seiten jene 80 % Arbeitslosigkeit erwähnt gehört, die ich vor kurzem mal plakativ errechnet hatte: gut zu hören, dass der Gedanken aufgenommen wurde. Es wird Zeit, dass wir uns als Gesellschaft der grassierenden, nur mühevoll vertuschten Massenarbeitslosigkeit stellen: „Beschäftigung“ ist kein Ersatz für Arbeit, sondern nur die Verhinderung von kreativ und produktiv verbrachter Freizeit.
Nun – schon Schopenhauer hatte gesagt: der Philosoph ist ein Wegweiser, der selbst den Weg nicht gehen kann, den er weist – sonst wäre er weg. Ich teile diesen Ansatz, erinnere mich aber auch an die Pflicht, die Marx der Philosophie auferlegt hat: die Welt nicht nur zu beschreiben, sondern sie auch zu verändern: was leicht gesagt ist. Um die Welt zu beschreiben, muss man aufhören, Teil von ihr zu werden. Der oft kritisierte Elfenbeinturm ist Teil der notwendigen Distanz, die man zum eigenen Alltag gewinnen muss, um überhaupt erstmal einen Überblick zu erhalten. Dort draußen – oder oben – genügen aber schon zwanzig- dreissig Mails am Tag, um unsere personelle Ausstattung absolut zu überfordern, weshalb man von diesem Turm heraus nur Impulse geben kann, die sinnvoll und folgerichtig scheinen … nur: umsetzen kann man sie nicht auch noch, solange man sich keine hundert Klone leisten kann.
Aus diesem Turm heraus sieht man dann aber auch schön, wie Andreas Popp mit Worten spielt, teilweise auf einer ultrarechten Welle surft und … ganz nebenbei … den Gedanken der Volksherrschaft verwirft.
Edelmetallhändler Popp scheint von einer Elitenherrschaft zu träumen, die schon im alten Griechenland ihre Fans hatte, ja, sogar in ältesten Mythen Europas gepriesen wird: die Herrschaft des gerechten Königs. – oder die Herrschaft der Philosophen, die im alten Griechenland gerne als Ideal gepriesen und in China im Ansatz praktiziert wurde (das hatte dann unsere ´68er sehr beeindruckt). Jeder ernsthafte Demokrat (im Sinne der französischen Revolution – nicht im Sinne altgriechischer Staatslehre oder US-amerikanischer Pseudodemokratien) würde diesen Ansatz sofort reflexartig von sich weisen: man hatte genug Erfahrung, um zu sehen, was daraus wird: die Herrschaft der Reichen über die Armen, ein Feudalstaat der Elite, der in kürzester Zeit zur Terrorherrschaft entartet, weil Menschen von Macht korrumpiert werden.
Doch liest man den Bericht des Karpatengeistes aus Rumänien, kann man schnell ins Grüblen kommen.
Schaut man aus anderer Perspektive nach Rumänien, wird es noch haariger: ein harter Sparkurs führt seit 2011 zu einer Regierungskrise, obwohl der Staat durch Privatisierung sein Tafelsilber verscherbelt. Eine seltsame Entwicklung, die wir in Deutschland gut kennen: Post, Bahn, Energieversorger und was sonst noch geht wurden verkauft, Sozialleistungen gestrichen – doch die Staatsschulden wachsen.
Verrückt, oder?
Verkaufe ich als Privatmann meine Briefmarkensammlung und das Tiefseeaquarium, streiche die Ausgaben brutal zusammen, habe ich auf einmal viel Geld.
Macht es der Staat, wachsen seine Schulden.
Man hätte hier mit dem Nachdenken aufhören können, wenn nicht Jakob Augstein mal wieder etwas im Spiegel geschrieben hätte, was der Tradition dieses Magazins zur Ehre gereicht und weit über den üblichen Propagandaschmonzetten liegt, mit denen uns dieser Teil des Beruhigungsfunks sonst so durchfüttert. Ich möchte ein paar Sätze aus der Schrift „Die Rückkehr der Bankster“ zitieren.
Wer dachte, die Banker hätten aus der Finanzkrise irgendetwas gelernt, wurde hier eines Schlechteren belehrt. Der mächtigste Banker Deutschlands verwahrte sich gegen Eingriffe der Politik und verspottete ihre Bemühungen, den Irrsinn der entgrenzten Finanzmärkte auch nur ein wenig einzugrenzen. Man sieht: Die Arroganz dieser Leute ist wieder da, wo sie vor der Krise war. Sie haben nichts gelernt – aber sie haben auch nichts zu befürchten. Die Politik versagt.
Ja – der mächtigste Banker Deutschlands hat die Karten offen auf den Tisch gelegt: man herrscht – und wird seinen Job weiter tun … mit allen kriminellen Mitteln, die man sich so ausdenken kann.
Egal ob in Dubai, in Brüssel, in New York oder sonstwo – in vielen Regionen der Welt hat die Deutsche Bank juristische Baustellen. Und überall ähneln sich die Vorwürfe: betrügerische Geschäfte, Begünstigung von Geldwäsche, Verschleierung von Risiken, manipulierte Zinsen, und dann ist da natürlich immer noch der Prozess mit den Erben Leo Kirchs.
Angesichts der vielen Baustellen davon zu sprechen, dass die mächtigste Bank Deutschlands eine kriminielle Vereinigung ist, scheint mir nicht weit hergeholt. Das sich diese Herren so offen gegen die allgemein gültige Rechtsordnung stellen, hat einen guten Grund: sie wissen, dass sie die Herren sind, dass unsere Wahlen nur bestimmen, wer für sie Politik machen darf.
Wir haben uns daran gewöhnt, dass in unserer Wirtschaftsverfassung nicht der demos herrscht und schon gar nicht die aristoi – sondern einfach nur die Wenigen. Unser System ist weder demokratisch noch aristokratisch. Es ist die reine Oligarchie.
Die Gewinne fließen an die Aktionäre, die Boni fließen an die Banker – aber das Risiko trägt der Staat. Daran hat sich seit der Finanzkrise nichts geändert. Es ist ein unmoralisches System. Und es hat mit Marktwirtschaft gar nichts zu tun. Es ist eine perverse Form des Klientel-Kapitalismus. Eine staatlich sanktionierte Ausbeutung der Allgemeinheit.
Staatliche sanktionierte Ausbeutung der Allgemeinheit – mit Kosten, die ein Vielfaches dessen ausmachen, was der – angeblich viel zu teure – Sozialstaat verursacht … ein Sozialstaat, der nur deshalb an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit stößt, weil eine winzig kleine Minderheit alles Geld aus den Märkten saugt, so dass für die Bezahlung von Arbeit nichts mehr übrig bleibt: eine einfache Erkenntnis, über die viel zu wenig geredet wird. Der Geldkreislauf ist ein geschlossenes System – wie der Blutkreislauf im Menschen. Zapfe ich dauernd große Mengen ab … fällt mir der Mensch irgendwann einfach um, die Volkswirtschaft kollabiert mangels Tauschmitteln.
Das System ist nicht nur unmoralisch – es ist selbstmörderisch. Jedenfalls für die Volkswirtschaft.
Darum wird so sehr vor den parasitären Arbeitslosen gewarnt: eine gelungene Ablenkung vor der Tatsache, dass unsere Wirtschaft viele arbeitslose Millionäre trägt (und ertragen muss), die viel mehr dem Urbild der Zecke, des blutsaugenden Schmarotzers in der Natur entspricht. Kein Wunder, dass der Gebrauch dieser Begrifflichkeit auch gerade aus diesen Kreisen stammt: die wissen, was sie wirklich für die Gesamtwirtschaft darstellen.
Noch Fragen, warum wir rumänische Verhältnisse bekommen? Harter Sparkurs, Verkauf der Einnahmequellen – und trotzdem Rekordstaatsschulden … mehr als doppelt so viel wie Rumänien?
Wir werden uns nicht vor der Frage drücken können, wieso das in einer Demokratie so oft geschieht – jedenfalls in dem, was die Systemmedien uns als das Nonplusultra einer Demokratie verkaufen.
Schnell vergessen wird nämlich … das der Urgedanke einer Demokratie eine sich entwickelnde Gesellschaft beschrieb (auch hier sei darauf hingewiesen, dass damit nicht Platons „Staat“ gemeint ist, der im Prinzip eine Diktatur der oberen Zehntausend als Ideal darstellt, die griechischen Sklavenhalterstaaten waren ebenfalls nur eine Station, die die Idee der Demokratie durchlaufen musste).
Auch wir sind nur eine Übergangsform, die lernen muss, sich zu verändern, um die aktuell unbezahlbaren Fehlentwicklungen zu überwinden.
Wo das endet, wenn Demokratie zur Vollendung gelangt?
Nun – irgendwo in einer klassenlosen Gesellschaft. Hört sich nach Kommunismus an – und ist es auch. Nur nicht die Form von staatskapitalitischem „real existierendem“ Sozialismus, der einer Pervertierung des Grundgedankens gleichkommt und – wie Marx es sich so ausgedacht hatte – in einem Faschismus der Arbeiterklasse endete, den wir heute „links“ nennen (während wir den Faschismus der Soziopathen und Nichtsnutze als „rechts“ bezeichnen).
Gott sein Dank müssen wir diesen Kommunismus nicht fürchten. Er ist in der Erklärung der allgemeinen Menschenrechte enthalten und beeinflusste auch das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Er kommt uns aber noch viel weiter entgegen, entspricht viel mehr unserer Art, weil er völlig den sozialen Geist unsere Hauptreligion wiederspiegelt: die Gütergemeinschaft der Urchristen. DAS ist das Ende der demokratischen Entwicklung, alldieweil die Souveränität eines jeden Individuums nur dann gegeben ist, wenn er auch wirtschaftlich Souverän ist.
Und wirtschaftlich souverän sind in Deutschland nur ein Prozent der Bevölkerung – der Rest kriegt sein Geld jeden Monat von anderen.
Hören wir noch einmal den Herrn Augstein dazu:
Dabei ist es ganz einfach: Wenn eine Bank so groß ist, dass ihr Zusammenbruch unerträglich wäre – dann ist die Bank selber unerträglich. Ein Unternehmen, das in privaten Händen liegt, das aber im Notfall von der öffentlichen Hand aufgefangen werden muss, ist ein Unding. Es muss entweder in kleinere Teile zerschlagen werden – oder es muss in die öffentliche Hand übergehen und dort nicht nach dem Gewinnprinzip geführt werden, sondern wie eine Behörde. Das klingt ein bisschen langweilig. Und das soll es auch. Verstaatlichung – das wäre eine Lösung.
Dem kann man nur zustimmen. Doch haben es Konzerne geschafft, juristisch als Menschen anerkannt zu werden, weshalb wir sie gar nicht mit Gewalt zerschlagen noch verstaatlichen können: soweit ist unsere Demokratie schon umgestaltet …. und nährt und schützt so den fiskalischen Tumor, der sie von innen heraus zerfrisst.
Und wie sollte man auch die Idee der notwendigen Verstaatlichung des Bankenwesens unters Volk bringen, wo die Banken und die von ihren Spenden (und Pöstchen) abhängigen Parteien die Medien beherrschen?
Nun – der Weg ist einfach. Die Pharmaindustrie nutzt ihn täglich, um ihre Botschaft unter den Ärzten zu verbreiten, vertiefen und tief zu verankern – das war der „technische“ Urgedanke der Operation 100. Ohne Konkurrenz braucht man nur knapp 150 Leute in Stab und Linie, um flächendeckend alle gesellschaftlich entscheidenden Elemente auf die Botschaft zu trimmen. Eine Volkslobby, die das Volk mobilisiert und die Interessen des Volkes auf breiter Front in Berlin durchsetzt – ganz ohne Partei.
Das eine außerparlamentarische Opposition viel bewirken kann, haben wir schon feststellen dürfen.
Doch leider … fehlt uns das Geld dafür. Anders als ´68 haben wir auch nicht mehr die Möglichkeit, das notwendige Geld durch Überschüsse aus Arbeitserträgen zu erwirtschaften … die werden heute schon vorher abgeschöpft, wie auch – oh Wunder – alle Gehälter nur noch über Bankkonten laufen, wir also in einer existentiellen und substantiellen Abhängigkeit ihrer Konten und Geldautomaten stehen.
Wie schon Herr Augstein sagt: das ist noch nicht mal mehr Aristokratie.
Das ist noch schlimmer.
Vielleicht muss man sich sogar Gedanken darüber machen, eine Zeitspanne der Herrschaft der „aristoi“, der „Besten“, zu tolerieren. Wir stehen nämlich in der Pflicht, uns Gedanken darüber zu machen, wie wir jene Gewalten organisieren wollen, die im Sinne Herrn Augsteins für uns die Banken zerschlagen.
Und zerschlagen werden müssen die – sonst werden sie uns zerschlagen …. durch harte Sparkurse und hemmungslose Privatisierungen.
Und mit kleinen Grüppchen elitärer, selbstverliebter Superlinker werden wir die notwendige Schlagkraft für diese lebensrettende Operation nicht erlangen, noch werden wir das Problem mit dem eingeengtem Denken von „rechts-links“-Kategorien beschreiben können: den Terrorbankern ist es egal, wer ihre Befehle ausführt … das dürfen zur Not auch „Kommunisten“ sein, Hauptsache, das Geld des Volkes landet auf ihren Konten.
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Unser Verhältnis zu Tieren ist komplex und widersprüchlich. Es reicht vom Kind-Ersatz bis zum industriell verarbeiteten Nahrungsmittel, vom Partner der menschlichen Gemeinschaft mit einem moralisch begründeten Lebensrecht bis zum käuflichen Objekt, das rechtlich gesehen lange Zeit als Sache betrachtet wurde. Unsere Haustiere werden verzärtelt, wilde Tiere ehrfürchtig bestaunt und eine Mehrheit in unserem Land würde laut einer Umfrage eher ein Theater oder ein Museum schließen als den Zoo. Andererseits akzeptiert unsere Gesellschaft zweifelhafte Methoden der Massentierhaltung, Tierversuche und Jagdveranstaltungen. Die verwahrlosten Hunde Mallorcas rühren viele Menschen, aber die Frage, wie das Schnitzel auf unseren Teller kommt, wird gerne verdrängt.