Peter Vonnahme

This tag is associated with 1 posts

Am Vorabend einer Völkerwanderung und globalen Katastrophe – auf der Suche nach einer Lösung, die keinesfalls „humanitär“ sein darf

14_512px-Hurricane_Isabel_from_ISS

Foto: Hurrican Isabel, von Raumstation ISS, Earth Sciences & Image Analysis Laboratory , Johnson Space Center (PD)

In einem jüngsten Essay erzählt uns einer, der es wissen muss, was uns in Zukunft bevorsteht: Nichts anderes als eine epochale Völkerwanderung, welche die uns derzeit bekannte Welt aus den Fugen bringen wird.

Peter Vonnahme, emeritierter Asylrichter bzw. Richter am Bayerischen Verwaltungsgerichtshof räumt hierbei alle Illusionen und Emotionen, die derzeit zum Thema Flüchtlinge und Asyl hochkochen, beiseite und führt uns die nüchterne Realität vor Augen:

Was wir momentan an Zuwanderung erleben (die vom Innenministerium verlautbarte Jahresprognose allein für die in Deutschland ankommenden Asylbewerber wurde vor Kurzem auf 800.000 angehoben), sei nur die Vorhut. Viele weitere Millionen stünden bereit, dieser Vorhut nachzufolgen.

„Wir tun gut daran, uns mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass diesen Zug nichts aufhalten wird, weder das Dampfgeplauder der Stammtische, noch die Militanz der Pegidaaktivisten und auch nicht die zum Ritual verkommenen Wir-haben-alles-im-Griff-Parolen der Politiker und deren Claqueure in dienstbeflissenen Medien.

Wenn der CSU-Vorsitzende Seehofer beim Politischen Aschermittwoch mit heiserer Stimme tönt, dass er sich „bis zur letzten Patrone … gegen eine Zuwanderung in die deutschen Sozialsysteme“ sträuben werde, klingt das unerschrocken und heldenhaft. Es hat jedoch die gleiche Verlässlichkeit wie die Ankündigung eines durch Alkoholgenuss enthemmten Sprücheklopfers auf dem Marktplatz, er könne den bevorstehenden Sonnenuntergang aufhalten. Tatsache ist nämlich, dass es nichts mehr zum Aufhalten gibt. Denn die Zuwanderung ist seit Längerem im Verlauf und wir sind ohnmächtige Zeugen derselben. Es wird kein Zurück in die Beschaulichkeit der letzten Jahrzehnte geben“

Vonnahme schildert, dass es den Afghanen, Irakern und Syrern vollkommen egal sei, ob sie hier etwa Abschreckungen in Form gekürzten Taschengeldes oder sogar rechtsradikale Anfeindungen erwarten, denn bei ihnen gehe es ums nackte Überleben. Kann es ihnen jemand verübeln? An ihrem derzeitigen Heimatort fliegen ihnen Kugeln, Granaten und Bomben um die Ohren. Es ist nicht sicher, ob ihre Kinder abends wieder vom Spielen auf dem Feld heimkommen oder ob sie von Warlords grausam niedergemetzelt oder, etwas humaner, von einer US Drohne erfasst und als Kollateralschaden im von George W. Bush ausgerufenen und von Friedensnobelpreisträger Obama geflissentlich fortgesetzten „War against Terror“, buchhalterisch abgeschrieben werden. – Drohnen, deren Surren die Menschen in manchen Krisengebieten ständig über sich haben und die wie aus dem Nichts zuschlagen und auch schon mal ganze Hochzeitsgesellschaften in Sekundenbruchteilen ausgelöscht und in den Himmel befördert haben.

Wobei nicht nur die Infrastruktur zerstört wurde und am Boden liegt, sogar normaler Ackerbau oder das Zeugen von Nachkommenschaft stellt in manchen Ex-Kriegsgebieten nun einen Hochrisikoakt dar. Warum? – Nun, eben nicht nur, weil man beim Kartoffelernten das Pech haben kann, in eine Landmine zu treten. Die Zerstörung geht sogar noch viel tiefer und betrifft weite Landstriche und Ökosysteme, obwohl das von den etablierten Medien beharrlich verschwiegen wird.

Bereits in Wikipedia erfährt man, dass z.B. der Irak das am stärksten durch Uranwaffen kontaminierte Land ist. Die USA und Großbritannien hätten dort in den Kriegen von 1991 und 2003 mindestens 400.000 Kilogramm Uranmunition verschossen. Die als erbgutschädigend und hochtoxisch eingestufte Uran-Munition wurde auch im Kosovo, in Afghanistan und an weiteren Kriegsschauplätzen eingesetzt.

Die Folgen des Einsatzes von Urangeschossen schildert der WDR-Filmemacher und Journalismus-Preisträger Frieder Wagner z.B. in diesem Interview: „Die Geburtsklinik von Basra war ein Blick in die Hölle“.

>> Der Besuch in der Uni-Geburtsklinik von Basra war für mich ein Blick in die Hölle. Ich haben Babys gesehen, die man nicht mehr als menschliche Wesen erkennen konnte. Mit monströsen Hinterköpfen, mit einem Hautsack am Rücken, der die inneren Organe enthielt. Sie hatten keine Arme, keine Beine, keine Nase oder nur ein Auge in der Mitte. Davon träume ich heute noch. Die Frauen von Falludschah, einer irakischen Stadt, die im Frühjahr 2004 hart umkämpft war, weigern sich heute, Kinder zu bekommen – aus Angst vor Missgeburten. Die Mütter fragen dort nach der Geburt nicht mehr danach, ob ihr Kind ein Junge oder ein Mädchen ist. Sie wollen wissen, ob ihr Baby Strahlenschäden hat oder nicht.

(…)

Den Menschen wird damit Angst gemacht, dass die Terroristen von Al Kaida mit radioaktivem Material eine „schmutzige Atombombe“ bauen könnten, die nicht explodiert, aber ganze Landstriche verseucht. Genau das ist aber schon massenhaft geschehen. <<

Hier übrigens die preisgekrönte, aber aus dem WDR-Archiv wieder „verschwundene“ Doku über die Uranverseuchung (nach deren Aufdeckung der Regisseur vom deutschen Fernsehen keinen einzigen Filmauftrag mehr bekam:)

 

Warum wollen die Menschen dort nicht einfach weiter Gemüse anbauen, im Bombenhagel, bei zerstörter Infrastruktur, auf drohnenüberkreisten, über weite Landstriche vergifteten und mit US Uranmunition radioaktiv verseuchten Feldern?

Wir brauchen es nur einmal kurz umgekehrt zu denken: Wenn wir hungrig und barfuß in einer zerbombten, vergifteten Hölle leben müssten, ohne Aussicht auf ein geregeltes Leben, gleichzeitig aber im Fernsehen die Bilder aus Ländern sehen, in denen alles in Luxus glänzt und sich die Tische mit fünfgängigen Menüs biegen (dass das bei uns auch nicht mehr unbedingt der Regelfall ist, wissen die dort drüben natürlich nicht, die stehen nur fassungslos vor dem Überfluss und obszönen Exzess, der da über die Flachbildschirme als „western way of life“ ausgestrahlt wird) – würden wir da nicht auch schleunigst das Weite suchen wollen?

Wie auch immer, der couragierte Asylrichter Vonnahme nennt in seinem jüngsten Essay jedenfalls auch die Ursachen des Elends und der vor der Tür stehenden Völkerwanderung ganz klar beim Namen:

„völkerrechtswidrige Militärinterventionen, zumeist der USA und ihrer Bündnispartner“.

Und er nennt auch einen der Lösungsschritte:

„Wer Massenflucht eingrenzen will, muss in einem ersten Schritt militärische Abenteuer unterbinden“ und „Militärbündnisse wie die NATO auf reine Verteidigungsaufgaben zurückführen“.

Wenn man bedenkt, dass unter Bundeskanzler Willy Brandt im SPD Grundsatzprogramm die Auflösung der NATO als Ziel festgeschrieben war, da den führenden Politikern damals sehr wohl bewusst war, dass nach Auflösung des Warschauer Pakts die Dinosaurierstrukturen des Kalten Krieges mit ihren machtpolitischen Globalstrategien selbst das allergrößte Sicherheitsrisiko für den Frieden und die Zukunft Europas bilden würden, dann muss man mit Schaudern beobachten, inwieweit sich unsere Spitzenpolitiker heute in US Machtpolitik haben verstricken lassen, die unseren eigenen Interessen in eminentester Weise schadet – und uns so wie in der derzeitigen Ukraine-Krise Kopf und Kragen kosten könnte.

Zitat aus dem Berliner Grundsatzprogramm der SPD vom 20. Dezember 1989:

   „Unser Ziel ist es, die Militärbündnisse durch eine europäische Friedensordnung abzulösen. Bis dahin findet die Bundesrepublik Deutschland das ihr erreichbare Maß an Sicherheit im atlantischen Bündnis, vorausgesetzt, sie kann ihre eigenen Sicherheitsinteressen dort einbringen und durchsetzen, auch ihr Interesse an gemeinsamer Sicherheit. Der Umbruch in Osteuropa verringert die militärische und erhöht die politische Bedeutung der Bündnisse und weist ihnen eine neue Funktion zu: Sie müssen, bei Wahrung der Stabilität, ihre Auflösung und den Übergang zu einer europäischen Friedensordnung organisieren. Dies eröffnet auch die Perspektive für das Ende der Stationierung amerikanischer und sowjetischer Streitkräfte außerhalb ihrer Territorien in Europa.

   Im Bündnis muss der Grundsatz gleicher Souveränität gelten. Das Bündnis muss verteidigungsfähig, defensiv und entspannungsbereit sein. Der politische Wille muss über Militärstrategie, Militärtechnik und wirtschaftliche Interessen der Rüstungsindustrie herrschen, nicht umgekehrt. Friede ist eine politische, keine waffentechnische Aufgabe. ..

   Die Bundeswehr hat ihren Platz im Konzept gemeinsamer Sicherheit. Sie hat ausschließlich der Landesverteidigung zu dienen. Ihr Auftrag ist Kriegsverhütung durch Verteidigungsfähigkeit bei struktureller Angriffsunfähigkeit. …

   Von deutschem Boden muss Frieden ausgehen.“

—————————————————————————————————————————————————————————————————

Auf der Suche nach einer Lösung des schon eskalierenden Chaos kehren wir noch einmal kurz zurück zu Regisseur Frieder Wagner. Da ihm das Thema seiner Reportage im Nahen Osten selbst sehr an die Nieren gegangen war, suchte er das Gespräch mit hohen deutschen Regierungsbeamten – und bekam eine verblüffende Antwort:

>> Der Völkerrechtler Manfred Mohr und der Chemiker Albrecht Schott und ich waren 2008 und 2010 eingeladen ins Auswärtige Amt, jeweils zu eine Zwei-Stunden-Gespräch über Uranmunition. Unsere Gesprächspartner haben uns gesagt, dass wir sie sehr beeindruckt haben und auch der anwesende Spezialist vom Helmholtz-Institut für Strahlenschutz in Neuhersberg in München meinte, dass die DU-Munition verboten werden müsse – wenn auch nicht wegen der Radioaktivität, sondern wegen ihrer chemischen Giftigkeit. Der Moderator dieses zweiten Gespräches im Auswärtigen Amt hat zum Abschluss gesagt – und das bitte ich Sie wörtlich zu zitieren – unsere Faktensammlung sei beeindruckend bis beängstigend gewesen. Aber im Grunde genommen seien all unsere Argumente gegen diese Waffe doch nur humanitäre Argumente. Und mit humanitären Argumenten könnte man dem Pentagon nicht kommen. Was diese Äußerung bedeutet, kann sich jeder selbst überlegen… <<

Wie man sieht, weiß unsere Regierung also ganz genau, dass man unseren „verlässlichen Freunden“ nicht mit humanitären – also AUF DEN MENSCHEN BEZOGENEN Argumenten kommen könne.

Um das global eskalierende Chaos zu bewältigen, dürfen wir uns also finanztechnische, sachzwängliche, militärische, machtpolitische, technokratische, unterhaltungsindustrielle Argumente und dergleichen überlegen, die wir vorm Imperator eventuell vorbringen können. Es dürfen auch durchaus unmoralische und teuflische Argumente sein, kein Problem. Aber bei Gott keine humanitären! Denn Gott Mammon soll ja bekanntlich humanitäre Bekundungen scheuen wie der Teufel das Weihwasser.

Unsere verlässlichen Freunde und Mammon … in einem Topf … – Geht das jetzt nicht ein bisschen zu weit?

Nun, dann halten Sie sich mal kurz fest. Lassen wir einfach einmal einen der Architekten des derzeitigen Finanz-/Ökonomiesystems unserer „verlässlichen Freunde“ höchstpersönlich zu Wort kommen. In einer Antwort auf die Frage des US Kongresses, wie er einen drohenden wirtschaftlichen Niedergang der USA verhindern wolle, antwortete der FED-Chef Alan Greenspan am 7.6.1996 (zitiert aus „Proceedings US-Congress, Washington D.C., Bd.555, S.732f.):

„Herr Vorsitzender, meine Damen und Herren, nicht monetäre Techniken und Details können uns sicher davor retten, sondern nur allein der immer feste, inbrünstige Glaube aller an die Kraft des Geldes, unserer Geld-Verfassung der Freiheit und Demokratie. Wenn wir nicht mehr an den US-Dollar glauben, an die wunderbare Stärke der USA und ihre Aufgabe für die Welt, … dann sind wir verloren. Und die Kräfte der Finsternis, die nur darauf warten, uns zu verderben, werden die Oberhand gewinnen. Wir werden immer wieder nur gerettet in der göttlichen Vorsehung und seinem uns gnädigen Willen, wenn wir an die rettende Kraft des Geldes immer wieder so fest glauben, wie an Gott und unsere Verfassung. Denn unsere unabhängige Notenbank in ihrer Weisheit, ist mit der Verfassung unter Gott, unsere alleinige Garantie von Freiheit, Recht und Demokratie.“

Nach diesem mammonistischen Offenbarungseid vor dem US Kongress war jedenfalls das Manadat Greenspans für seine weitere Tätigkeit als oberster FED-Chef gesichert. – Und er durfte den Weg ebnen für jene Finanzprodukte, die Warren Buffet später als „Massenvernichtungswaffen“ bezeichnet hat.

In seiner vor Kurzem erschienenen Biografie geizt Greenspan auch nicht weiteren klaren Aussagen. Z.B. erklärt er uns in einem Satz, was die Globalisierung, die uns derzeit ökonomisch, ökologisch und allgemeinmenschlich an den Rand des Abgrunds treibt, denn ihrem Wesen nach eigentlich ist:

„Globalisierung ist die Ausdehnung des Kapitalismus auf die Weltmärkte“

US-Außenminister Henry Kissinger, der seinerzeit an derselben George Washington High School die Schulbank gedrückt hatte wie Greenspan, gibt uns dazu eine noch griffigere Definition:

„Globalisierung ist nur ein anderes Wort für US-Herrschaft“ (Quelle: Wiki).

Noch Fragen?

Die letzten 100 Artikel