Pensionen

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Deutschlands Lumpen räumen richtig ab – bei Arbeitslosen, Pensionären und Kindern!

Momentan ist ja viel los in Deutschland.  Opposition und Regierung schlagen so heftig aufeinander ein als ginge es um das Schicksal Deutschlands.  Es geht aber nicht um Kriegserklärungen von Supermächten, Übernahmebestrebungen durch Finanzkonglomerate oder künstliche Erdebeben, die Bielefeld verwüsten – es geht um viel mehr: es geht um fünf Euro.

Fünf Euro sind viel Geld. Das sage ich jedenfalls immer meinen Kindern. Die jedoch – lachen mich nur aus. Die glauben mir einfach nicht, weil sie Preise lesen können. Für fünf Euro bekommt man ja … so gut wie gar nichts. Irgendwie haben sie langsam recht. Erst am Freitag habe ich drei Euro für ein Kilo holländische Tomaten ausgegeben, für zwei Kilo hätte es also nicht gereicht.

Ich war also froh, das wenigstens die Regierung meiner Meinung ist und fünf Euro zum Anlaß nimmt, große Streitigkeiten vom Zaun zu brechen und sich argumentative Schlachten zu liefern, die einer Weltkrise würdig wären. Immerhin: fünf Euro sind viel Geld. Fünf MILLIARDEN Euro hingegen – sind Peanuts.

Anders kann ich es mit nicht erklären, wieso laut Welt die staatlichen Subventionen Rekordhöhen erreichen:

Nach Berechnungen des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) haben die Subventionen in Deutschland im vergangenen Jahr mit fast 164 Milliarden Euro einen neuen Rekord erreicht. Die Wissenschaftler verwenden einen weiten Subventionsbegriff, bei dem sämtliche materiellen Vorteile zusammengefasst werden, die von Bund, Ländern, Gemeinden und der EU ohne unmittelbare Gegenleistung gewährt werden.

20 Milliarden Steigerungen der Subventionen allein von 2008 bis 2010 … und das in Krisenzeiten, wo der Staat eigentlich nichts zu verschenken hat und um fünf Euro ringt wie um Stalingrad oder Verdun. Dabei kriegen die Kinder der Aussortierten – immerhin bald zwei Millionen Menschen, die unsere Zukunft entscheidend prägen werden – gar nichts.

Aber wir brauchen ja die Subventionen, denn ohne die … kriegen wir ja unseren Aufschwung nicht hin, jenen Aufschwung, von dem die Welt uns einen Ausschnitt aufzeigt:

Egal ob Kroko-Handtasche, Rolex-Uhr oder Champagner – das Geschäft mit Luxus boomt wie schon lange nicht mehr. Die steigende Zahl der Reichen und Superreichen beschert der Branche einen fulminanten Start ins neue Jahrzehnt. Der weltgrößte Luxusgüterkonzern LVMH legte am Freitag Zahlen vor, von denen Unternehmen in den meisten anderen Wirtschaftszweigen nur träumen können. Erzrivale Hèrmes hatte bereits am Vortag exzellente Umsatzergebnisse präsentiert.

Ja, das macht Sinn. Wir lassen Kinder verrotten, damit sich eine skrupellose Lumpenelite auf Kosten des Steuerzahlers in Parfümwolken hüllen kann, um den Gestank der Armut nicht mehr wahrnehmen zu müssen.  So kann man das Problem der Kinderarmut in Deutschland lösen. Und damit die Wolken auch in Zukunft die Sinne vernebeln können, hat man jetzt schon mal – wieder laut Welt – eine neue ausplünderbare Bevölkerungsschicht im Visier: die Pensionäre.

Klar: so viele Subventionen müssen schon irgendwie finanziert werden. Da ist das Geld der Arbeitslosen schnell alle. Aber: wir haben ja noch die Staatsrentner:

Raffelhüschen warnt vor einem dramatischen Anstieg der Pensionslast in den kommenden Jahren. Überdies räche sich nun, dass in den siebziger und achtziger Jahren überall in Deutschland der Beamtenapparat kräftig ausgebaut worden war. „Durch die Einstellungswelle werden die demografischen Probleme noch drastisch verschärft, und sie eskalieren zudem ein paar Jahre früher als im Rentensystem“, sagt der Finanzwissenschaftler.

Und – natürlich sind nicht nur die Pensionäre ins Visier der parfümierten Lumpen geraten. Rolex kostet auch richtig Geld – und das muß irgendwoher abgeschöpft werden, was einerseits gut über Tomaten geht – oder aber über Regelsatzkürzungen, wie der Spiegel heute informiert:

Verpasste Termine und Fristen haben für Hartz-IV-Empfänger zunehmend ernsthafte Konsequenzen: Die Behörden strichen im vergangenen Jahr in mehr als 610.000 Fällen Gelder – zwölf Prozent mehr als 2009.

Na, da haben die wahrscheinlich schon mal für die 5-Euro-Erhöhung kräftig was zusammengespart. Auch die Empfänger von Arbeitslosengeld 1 dürfen sich aber schon mal realistisch an eine neue Zukunft der unbegrenzten Möglichkeiten gewöhnen:

So sei auch Empfängern von reguläremArbeitslosengeld in den vergangenen Jahren immer häufiger zeitweise die staatliche Unterstützung gestrichen worden, schreibt die Zeitung. Im relativen Vergleich sei die Zahl sogenannter Sperrzeiten innerhalb der vergangenen vier Jahre von 18 auf 27 Prozent gestiegen.

Pech hat … wer solche Eltern hat. Die strafenden Keule des Asozialstaates erwischt sie mit voller Härte – aber es gilt zunehmend als Tabu, Mitleid zu empfinden. Der deutsche Mann ist nämlich wieder … knallhart. Das erfahren jene Menschen, die ihre Menschlichkeit noch nicht zu Geld gemacht haben, ihnen gelten Spott und Häme des deutschen Journalismus – wie hier im Spiegel:

Der Sentimentalpolitiker appelliert an den Affekt, das verleiht ihm solche Überzeugungskraft. Er vertritt grundsätzlich Anliegen, gegen die kein normaler Mensch etwas haben kann: den Schutz der Robben, der Eisbären oder eben der „armen Kinder“.

Die Frage ist nur, wie gut sich ein Land regieren lässt, wenn einem ständig das Herz blutet. Verantwortliche Politik kommt ohne Zumutungen nicht aus.

Genau. Das sage ich auch immer. Ein paar Zumutungen muß es schon geben – zum Beispiel die Streichung der Subventionen. Eine Wirtschaft, die nur mit Krücken funktioniert, taugt einfach nichts. Ich schätze aber mal … das der Spiegel-Autor das nicht gemeint hat, als er von verantwortlicher Politik gesprochen hat.  „Verantwortliche Politik“ ist halt ein Gemeinplatz, den man mit recht beliebigen Inhalten füllen kann. Im Falle des Spiegelautors Jan Fleischhauer ist sogar nachvollziehbar, was er gemeint haben könnte, da die FAZ uns über seinen Werdegang aufklärt:

Jan Fleischhauer, Jahrgang 1962, wuchs in einer Familie des linken Hamburger Bürgertums auf. Das ist sein Schicksal. Es ist sehr langweilig, die Verletzungen, die er davongetragen hat, sitzen deshalb aber nicht weniger tief: Schlimm war, dass es bei den Fleischhauers Biohaferflocken statt Industriemüsli gab, Coca-Cola nur bei Erbrechen, niemals McDonald’s. Schlimm war der „Tag der Befreiung“ seiner Mutter, der „auf den 33. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie“ fiel und den fünfzehnjährigen Jan „als eine Art Kollateralschaden“ erwischte: Gerade aus der Schule gekommen, hielt seine Mutter ihm seine dreckige Wäsche entgegen, die er ab heute doch bitte selber waschen solle. Als die Mutter später begann, „Emma“ zu lesen, hatte der Sohn gar nichts mehr zu lachen.

Mit fünfzehn Jahren die Wäsche selber waschen … das macht einen echten Mann konservativ und mitleidslos. Das war einfach zuviel verlangt, das schreit nach lebenslanger Rache – an Mutti und ihren Genossinnen.

Was verantwortlich daran ist, Kinder von Arbeitslosen in Armut aufwachsen zu lassen, erschließt sich mir nicht. Ich kenne den Fall eines Vaters, der sich überlegt hat, seinem Leben ein Ende zu setzen, um den Kindern die staatliche verordnete Armut zu ersparen. Er hatte Pech: auch die Halbwaisenrente wird angerechnet. Die Armut der Kinder ist ganz entschieden gewollt.

Es ist wohl eine besondere Ironie des Schicksals, das die Kinder der ´68er (meist ja ebenfalls Studenten aus „gutem Hause“ mit großer Chance auf Verbeamtung und Festanstellung, die nach jeder Straßenschlacht an Muttis wohlgefüllten Kühlschrank zurückkehren durften) nun Werbefilmchen für McDonalds drehen, um damit grüne Politiker zu erschrecken – das ist einfach das Thema Bürgerschreck mal wieder andersherum. Kurzhaarig mit Krawatte und blitzblankem Kragen – wobei ich nicht spekulieren möchte, wer den jetzt wäscht.

Ich bin mir aber ziemlich sicher, das man die Prediger des Sozialfaschismus, jenes modernen Kampfbundes der momentan Priviligierten gegen den Rest der erbärmlich armen Welt, direkt oder indirekt auf der Seite der Subventionsempfänger wiederfindet – wobei, wenn man mal ehrlich ist, viele Formen von „Gehalt“ eine Subvention darstellen. Aber für diese Subventionen, für die man wenigstens noch Arbeitsleistung bekommen würde, ist ja kein Geld mehr da.

Wozu sollte man das auch bezahlen, wenn man die Arbeit umsonst bekommt und bei Widerstand Existenzen zu Not per Knopfdruck ins Land der Hungersnöte und Kältetoten schicken kann, während man selber die Taschen aus gleicher Quelle wohl gefüllt bekommt, damit es auch fürs Edeldüftchen reicht.

Da macht es sich gut, das man laut über 60 Milliarden klagt, die uns Hungertote in Innenstädten ersparen, während man 165 Milliarden, die sinnlos verplempert werden um Lumpen ein Luxusleben zu ermöglichen, gerne charmant übersieht.

Da wird mir schnell klar, wie die Zukunft aussieht: blutrot. Wenn wir Glück haben, nur politisch. Wenn wir Pech haben, auch real auf der Straße.

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