Panzer

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Die Türkei und der getürkte Türkenputsch

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Montag, 18.7.2016. Eifel. Es wird ja gewarnt vor dem Nachrichtenspiegel. Vieles sei ok, hört man, aber gerade ich würde gerne immer wieder so „leichte“ Verschwörungstheorien einbauen. „Leichte Verschwörungstheorien“ – Sie werden sich sicher fragen, was das ist? Nun: wenn Sie nicht alles auf Punkt und Komma so glauben, wie es Ihnen der Regierungssprecher oder die Wirtschaftsmedien auf den Bildschirm oder aufs Papier diktiert haben. Und wenn die Ihnen so etwas diktieren wollen und Sie kritisieren, wenn Sie ihnen nicht folgen, dann leben Sie – wortwörtlich – in einer Diktatur. Wenn Sie damit zufrieden sind und die Folgen für Ihr eigenes Leben ertragen können, dann können Sie jetzt aufhören zu lesen, denn diesmal gedenke ich nicht nur eine leichte Theorie über eine große Lüge zu formulieren.

Bevor wir aber zu den Details kommen, möchte ich zuerst noch einmal einen Grundsatz moderne Wissenschaft formulieren, ein Gesetz, dass wir uns auferlegt haben, um uns vor Lügnern, Scharlatanen und Verführern zu schützen. Das Gesetz ist sehr einfach – und verlangt auch die Einfachheit von Gesetzen. Heutzutage ist es bekannt als das „Ockhamsche Gesetz“ bzw. „Ockhams Rasiermesser“.  Es dient der Wahrheitsfindung in Zweifelsfällen, entstand über Jahrtausende hinweg, wurde benannt nach Wilhelm von Ockham (1288 – 1347) und gilt als Grundlage moderner Wissenschaftstheorie. Einfach formuliert, besagt es, dass wir von allen möglichen Erklärungen für eine Entscheidung immer die einfachste nehmen sollen, die sich auf die geringste Zahl zusätzlicher Annahmen (Hypothesen) stützt. Ja, Sie sind zurecht stutzig: alles, was Ihnen Lehrer über „Wissenschaft“ beigebracht haben, ist lediglich Theorie – keine Wahrheit. Das sollte Sie nicht weiter stören, der Strom fließt trotzdem weiter – nur: was er im Innersten seines Wesens ist, dieser „Strom“ – haben wir überhaupt nicht verstanden. Genauso wenig wissen wir was Licht ist (und sehen trotzdem) oder Schwerkraft (bleiben nichtsdestotrotz auf der Erde). Wer als Kuh durchs Leben geht, wird mit solchen Fakten auch keine Probleme haben. Fängt man an zu denken (besser: zu fragen), wird es schwieriger. So schwierig wie die Frage: was war denn das für ein seltsamer Putsch in der Türkei? Und was soll das seltsame Geschwafel da drumherum?

Türkei. Was wissen wir eigentlich darüber?  Es gibt da ein paar Fakten, die das Land ein wenig skizzieren, die möchte ich Ihnen nicht vorenthalten (siehe: junge Welt):

„Am 18. Oktober starb im mehrheitlich von Aleviten bewohnten Istanbuler Stadtteil Kücük Armutlu eine 25 Jahre junge Sozialistin. Dilek Dogan wurde während einer Razzia, die sich gegen die vom türkischen Staat verfolgte Revolutionäre Volksbefreiungsfront (DHKP-C) richtete, von Polizeikugeln getroffen, sie erlag ihren schweren Verletzungen. Unmittelbar nach der Tat sprach ihr älterer Bruder, Emrah Dogan, von einer gezielten Hinrichtung.“

Wer das geleakte Video dazu sehen möchte, muss allerdings bezahlen. Wahrheit gibt es nicht mehr kostenlos, sie ist den reicheren Schichten der Gesellschaft vorbehalten – auch bei Linken.

Unglaublich?

Im März diesen Jahres lasen wir folgendes (siehe Spiegel):

„Am Freitag stürmten Polizisten die Redaktion der türkischen Zeitung „Zaman“, das regierungskritische Blatt wurde vom Staat übernommen. Jetzt lächelt Präsident Erdogan von der Titelseite.“

Die Stimmen aus Deutschland und den USA überschlugen sich vor Kritik (während das Schicksal von Frau Armutlu kaum Erwähnung fand) – ohne Konsequenzen. Offen wurde vom Ende der Demokratie gesprochen, doch keiner wollte Sanktionen. Die haben halt kein Öl oder einen Putin. Interessant ist auch die Methode, mit der das Blatt übernommen wurde: es wurde einfach einer Treuhandgesellschaft übergeben – wie die Betriebe der ehemaligen DDR oder europaweit das gesamte Eigentum der europäischen Juden in der Nazizeit. Es lohnt sich, genauer hin zu schauen (siehe Spiegel im Gespräch mit einem Autor der deutschen „Zaman“):

„Das ist ihre Art, sich zu rächen. Der Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung „Cumhuriyet“ und einer seiner Kollegen saßen bis vor Kurzem in Haft. Dann ordnete das Verfassungsgericht an, die beiden Journalisten freizulassen.“

Richter standen der totalen Machtergreifung über die Presse in der Türkei im Wege – und stellten sich offen gegen den Sultan. In einer Gesellschaft, die den Anschein von Demokratie wahren möchte (was auch die NS-Diktatur tat, weshalb Ihnen der Weg über Treuhandgesellschaften so wichtig war, siehe hierzu: Götz Aly, Hitlers Volksstaat) und mit plumpen Lügen die Kontrolle über die größtmögliche Masse an Bürgern erhalten will, ein großes Problem. Richter haben ja extra in einer Demokratie einen großen Schutz – damit sich der NS-Staat niemals wieder wiederholt … und viele von Ihnen haben eine Ausbildung, die es ihnen erlaubt, zu begreifen, warum ihr Job so wichtig ist (einmal davon abgesehen, dass manche aus persönlichen Schwächen heraus selbst auch kleine Despoten werden können).

Kommen wir nun zu diesem „Putsch“. Was wollte man uns verkaufen? Das es in der Türkei einen Militärputsch gegeben hat. Alle Medien verkündeten diese „Wahrheit“ in großen Lettern – und ich bin mir sicher, Sie haben das auch geglaubt.

Ich nicht.

Von Anfang an nicht – aus einem einfachen Grund: es fehlten die üblichen Begleiterscheinungen eines Militärputsches. Die Tagesschau erklärte mir dann in einem Nebensatz, warum (siehe Tagesschau):

„Mit zehn Panzern, 1000 Soldaten, sechs Kampfflugzeugen und zwei Hubschraubern könne man keinen Putsch machen, stellt der Militärexperte Mehmet Tezkan von der Zeitung „Miliyet“ fest. „Es war von Anfang an hoffnungslos. Es sollte ein Putsch werden, aber ein Teil der Beteiligten hat frühzeitig aufgegeben.“

Von den Wenigen, die grundsätzlich bereit waren, gaben offenbar etliche früh auf – oder machten erst gar nicht mit. Dadurch konnten wichtige Ziele nicht erreicht werden: die Festnahme von Präsident Erdogan, die Kontrolle über die Fernsehkanäle, die dauerhafte Präsenz an strategisch wichtigen Punkten.“

1000 Soldaten, 10 Panzer, sechs Kampfflugzeuge, zwei Hubschrauber. Wie stark ist eigentlich die türkische Armee? 500000 Mann, die zweitgrößte Natoarmee (siehe Hamburger Abendblatt), 3657 Panzer, 989 Flugzeuge und Hubschrauber (siehe Huffington Post). Ich denke: Sie wussten das nicht. Aber ein Putschistengeneral (und die meinsten Soldaten) dürfte wissen, dass sie sich hier mit der achtgrößten Armee der Welt anlegen. Und das machen sie mit 0,2 Prozent der Streitkräfte, 0,9 Prozent der Luftwaffe und 0,2 Prozent der Panzerstreitmacht? Zudem: was wir sehen – und was vom „Spiegel“ groß als „zerstörter Panzer“ präsentiert wird (siehe Spiegel) ist ein altertümlicher Schützenpanzer aus den fünziger Jahren, der M 111. Er hängt halb über einer Betonsperre – so etwas geschieht bei zu hoher Geschwindigkeit öfter, Betonsperren sind für Panzer nicht ungefährlich, wenn sie darüber hinwegfahren – oder einfach die Kontrolle verlieren. Deshalb waren die Panzersperren im letzten Weltkrieg aus Beton.

Dieses Bild zeigt uns auch die Tagesschau, zusätzlich sehen wir einen ebenfalls leichten, augenscheinlich unbewaffneter Spähpanzer älterer Bauart (siehe Spiegel), der von Passanten „erobert“ wurde. Mit solchen veralteten Spielzeugen macht man keinen Putsch: wo blieben die echten Panzer – unverzichtbar, um die Macht auf den Straßen auszuüben?

Nun – die hatten die anderen. 3647 davon, 245 moderne Leopard 2 Abkömmlinge.

Und das Personal der Putschisten? Veränstigte Wehrpflichtige, die gar nicht wussten, was sie dort taten (siehe Welt), kein Wunder, dass sie so schnell aufgaben: die wollten nie einen Putsch. Kein Wunder, dass auch der türkische Autor der Welt ganz leise Zeifel an der amtlichen Darstellung hat.

Wir behalten Ockhams Gesetz noch im Auge, ja?

Welcher Idiot würde mit so einer winzige, unmotivierten Streitmacht zu einem „Militärputsch“ ausrücken? Welcher seriöse Jornalist würde dies einen Militärputsch nennen … wo doch 99,8 Prozent der Streitkräfte gar nicht involviert waren?

Ach ja: der Idiot. Die Führunsfigur ist bei einem Militärputsch nicht unwichtig, sie ist es ja, die sich an das Volk wenden soll, um sie dreht sich alles, sie muss auch für die übrige Militärführung akzeptabel sein. Haben wir auch nur einen gefunden? Lauschen wir der Tagesschau (siehe Tagesschau):

„Die türkische Regierung hatte zuvor mitgeteilt, dass bereits mehr als 2800 Angehörige der Armee festgenommen worden seien. Anderen Quellen zufolge sind bereits rund 3000 Soldaten, darunter auch Offiziere, in Gewahrsam. Nach Angaben des Senders NTV sitzen auch 34 Generäle in Untersuchungshaft – unter ihnen Erdal Öztürk, Kommandeur der Dritten Armee, sowie der Kommandeur der Zweiten Armee, Adem Huduti.“

Wären zwei von drei Armeen der türkischen Streitkräfte in den Putsch verwickelt gewesen: wir hätten knapp 300000 Soldaten auf dem Feld gehabt. Es waren aber nur 1000 Wehrpflichtige mit veraltetem Material: und da will man mir ernsthaft verkaufen, das 34 Generäle daran beteiligt waren – und zwei Armeekommandeure? Niemand stört es, dass unverblümt von „Säuberungen“ gesprochen wird, dass von 1000 Putschisten schon 2800 verhaftet wurden – plus 3200 Zivilisten?

Bei den laufenden Säuberungen gegen „Viren“ und „Krebsgeschwüre“ sind auch 2700 Richter und Staatsanwälte festgenommen worden (siehe Tagesschau), heute hört man von sage und schreibe 9000 entlassenen Beamten darunter auch 30 Gouverneure (siehe Spiegel), Menschen, die – wie auch Richter – deshalb besonderen Schutz genießen, um eine Machtergreifung von Wahnsinnigen wie in Deutschland 1933 unmöglich zu machen.

Ach ja: Deutschland 1933.  Am 27 Februar 1933 zündete Adolf Hitler den Reichstag an. Nicht persönlich – dafür hatte er Leute. So jedenfalls ist aktuell eine Theorie der Wissenschaft, was dort wirklich geschah, wissen wir bis heute nicht – nur die Einzeltäterhypothes ist schon Tisch, der damals Verdächtige wurde ganz flott schon 2008 freigesprochen (siehe z.B. Mythoelser). Nach Ockhams Gesetz wäre man nie auf diesen Einzeltäter verfallen – man bräuchte zu viele Hypothesen, um diese Theorie aufrecht zu erhalten. Ganz trocken und nüchtern gesprochen – dies gilt im Übrigen auch für den Kennedymord oder „nine-eleven“: die amtliche Version ist weder die einfachste noch die mit den wenigsten Hypothesen – sie sind in beiden Fällen im Gegensatz voller Wunder, die wir einfach hinnehmen sollen, weil die Regierung es so will.

Der Reichstagsbrand kam Hitler sehr gelegen: danach konnte er eine gewaltige Säuberungswelle durchführen.

Wir haben also aktuell die Wahl zwischen zwei Theorien.

Theorie 1: eine bislang immer noch unbekannte Gruppe von „Wehrpflichtigen“ hat – ohne selbst viel Ahnung davon zu haben, dass sie putschen – mit wenigem und veraltetem Material einen von vorn herein völlig aussichtslosen Puschversuch durchgeführt, trotz ihrer militärischen Ausbildung und Kenntnisse, die ihnen hätten sagen müssen, dass sie keinerlei Chance haben, den Putsch durchzuführen. Während diese Gruppe – geführt von bislang Unbekannten – ihre aussichtslosen Aktionen startet, mit Kräften, die selbst der örtlichen Polizei unterlegen waren, bleibt der Großteil der Armee in den Kasernen. Unterm Strich: ein Terrorakt einer kleinen Räuberbande.

Theorie 2: der Geheimdienst, der Erdogan schon frühzeitig warnte, hat vielleicht noch mehr organisiert – was erkären würde, dass er es unterließ, die 99,8 Prozent der regierungstreuen Streitkräfte zu mobilisieren. Wozu auch: die jugendlichen Wehrpflichtigen würden nach Hause gehen, sobald sie merkten, was sie dort eigentlich für komische Befehle befolgten. Stattdessen gab es eine gekonnte (und gut organisierte) Aktion von Erdogananhängern, die im Alleingang mit bloßen Händen den Putsch verhinderten – aus großer Liebe zu ihrem Führer. Was für ein rührender Mythos. Immerhin: es finden sich in der Millionenmetropole Istanbul ganze 1000 Anhänger Erdogans, die den Sieg über das Militär feiern (siehe Spiegel): was für eine überwältigende Masse.

Was für annehmen dürfen: Erdogan (und seine dienstbaren Geister) hatte schon vorher Säuberungslisten anfertigen lassen, die im Rahmen dieses „Putsches“ blitzschnell abgearbeitet wurden – zu einer Zeit, wo noch niemand sicher sagen konnte, ob nicht wirklich 500000 Mann auf den Weg nach Ankara waren – was dann ein richtiger Militärputsch wäre. Der Putsch kam so günstig wie der Reichstagsbrand, er war – so Erdogan selbst – ein Geschenk Gottes (siehe Spiegel, der sofort nach dem Putsch die in Deutschland lebenden Menschen davor warnt, Verschwörungstheorien zu bilden – als Erdogans Wahrheit in Frage zu stellen):

„Dieser Aufstand, diese Bewegung ist wie ein Geschenk Gottes“, sagt er am Samstag bei seiner Ankunft am Istanbuler Atatürk-Flughafen. Denn der Putsch gebe ihm „die Gelegenheit, die Streitkräfte zu säubern“. Jene, die sich an dem Coup beteiligt hätten, seien „Terroristen“.

Deutsche „Sicherheitskreise“ widersprechen der Theorie edes Erdogan, das es eine große Verschwörung aus dem Ausland war, die ihm ans Leder wollte – was jedoch die deutschen Medien nicht daran hindert, beständig seine Version unkritisch zu verbreiten. Sie gehen von einer kleinen Gruppe von Idioten aus (siehe Spiegel):

„In Sicherheitskreisen hieß es am Samstag, offensichtlich habe eine kleine Gruppe von Oberisten und Majoren aus den Landstreitkräften, die dem säkularen Kemalismus anhängen, den Putsch-Versuch gestartet.“

Beweise für diese Theorie gibt es nicht (… allerdings hatte die Hamburger Morgenpost schon einen Namen – ein entlassener Jurist aus dem Generalsstab). Und sie erklärt uns auch nicht die zentrale Frage – mit der wir wieder zu Ockham zurückkehren: wer hat wozu die Verhaftungslisten für 2700 Richter und Staatsanwälte, 9000 Beamte und Governeure sowie 2800 Armeeangehörige im Vorfeld erstellt … ohne zu wissen, dass bald eine „von Gott gesandte“ Gelegenheit kommen würde, diese Listen blitzschnell abzuarbeiten. Wer immer dies getan hat, hatte einen Putsch gegen den demokratischen türkischen Staat im Sinn – und eine Moral, die vor Mord (siehe den Fall der türkischen Journalistin) nicht zurückschreckt.

Für welche der Theorien sollen wir uns also entscheiden?

Das gibt uns unsere Regierung und ihre Medien schon vor. Die Türkei ist nicht zimperlich, wenn es darum geht, andere Länder zu disziplinieren, erst im Mai wurde mit der Kündigung sämtlicher Abkommen gedroht (siehe Spiegel) – und eine der ersten Fragen dieses „Sturmgeschützes der Demokratie“ war: was wird aus dem Flüchtlingspakt (siehe Spiegel). Wird der Sultan Deutschland mit Flüchtlingen aus jenen Ländern überfluten, die er selbst mit zu destabilisieren half? Wird er uns weiter erpressen?

Wer sind wir eigentlich geworden, dass wir solche Erpressungen hinnehmen müssen – von einem Verbündeten?

Was geschieht heute in der Türkei? Die SA marschiert – sie heißt aber nicht so. Es sind glühende Verehrer des Präsidenten, die absonderliches tun und so die Zahl der Opfer drastisch erhöhen (siehe Spiegel):

„Ein Video zeigt, wie in Istanbul ein Mob auf eine Gruppe Ausländer losgeht. In Provinzstädten sollen nach Berichten türkischer Medien Schlägertrupps Jagd auf Menschen gemacht haben, die sie als Putsch-Sympathisanten verdächtigten.“

Sie waren schon zur Zeit des Putsches in überraschend großer Zahl auf den Straßen.  Da kochte eine sehr ungesunde Suppe hoch – in einem Land, das über US-Atomwaffen verfügen kann.

Wer sich für Theorie Nr. 2 entscheidet, ist auf jeden Fall auf der Linie der ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten und Islambeauftrage Dr. Lage Akgün (siehe Facebook):

Wenn ich eins +eins zusammen zähle, komme ich nicht umhin, denen Recht zu geben, die schon um 23.00 Uhr des 15. Juli von einer „Inszenierung “ der Regierung sprachen. Wäre so etwas möglich?
Die Gründe liegen auf der Hand:
1. Die Zivildiktatur voran treiben.
2. Die immer stärker werdende Kritik aus dem Ausland zum Schweigen bringen.
3. Eine Säuberungsaktion beim Militär durchführen, um die verbliebenen Gülen Anhänger zu eliminieren. Diese Säuberungsaktion wird auch die Justiz und die Polizei betreffen.

Und Sie? Wofür entscheiden Sie sich?

Ich bin gezwungen, mich für die Theorie 2 zu entscheiden – als Wissenschaftler muss ich Ockhams Gesetz Folge leisten.

 

 

Die besten Aprilscherze 2015

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Karfreitag, 3.4.2015. Eifel. Wie jedes Jahr: die besten Aprilscherze 2015, diesmal aus redaktionsinternen Gründen mit etwas Verzögerung. Ja, wieder einmal  hat es die Medienelite geschafft, das Volk mit geschickt platzierten Falschmeldungen hinters Licht zu führen. Nicht, dass sie das nicht öfter machen: Beliebtheitsumfragen zur Kanzlerin, griechische Stinkefinger, Massenvernichtungswaffen im Irak und aller Welt – wir werden öfter an der Nase herumgeführt, als uns lieb ist, was aber gerade zum 1. April eine ganz besondere Herausforderung darstellt.

Mein Liebling ist dieses Jahr der Spiegel mit seiner Landkarte über Staatsverschuldung (siehe Spiegel): eine Weltkarte der Staatsverschuldung zeigt Deutschland im allerbesten Licht, während der Rest der Welt in Finsternis versinkt. Nun gut, das entspricht noch dem Duktus der Kanzlerin und ihres musikalischen Dauerbrenners „Deutschland geht es gut“, doch nur eine Karte weiter, bei der „Staatsschuldenquote 2015“ wird ganz dick aufgetragen: da soll es doch in der Tat Libyen, dem Tschad, Südsudan und sogar dem völlig verhassten Russland besser gehen als den Spitzen der kapitalistischen Marktwirtschaft? Frankreich, England, USA, Japan tiefrot wie Griechenland, aber Bulgarien, Rumänien, Polen und Weißrussland, Kasachstan, Usbekistan, Nepal, Burma und Bangladesh als Vorzeigeländer?

Ha ha ha – selten so gelacht.

Gleich darunter: der nächste Knaller. Obwohl man sich zuvor noch massiv über die maroden Finanzen der EU beschwert hat, die sogar Kambodscha erschauern lassen, behauptet man doch allen Ernstes, die EU würde sich Milliarden von Euro durch die Lappen gehen lassen, weil Konzerne nicht richtig besteuert werden (siehe Spiegel), ja, der Titel geht sogar davon aus, dass dies Absicht ist: „EU läßt Steuertrickser gewähren“. Fehlte nur noch ein Hinweis auf die tausenden von Konzernlobbyisten in Brüssel und wir hätten eine perfekte Verschwörungstheorie. Wie gut, dass wir wissen, dass es gar keine Lobbyisten gibt – und auch keine Konzerne, die unehrlich gegenüber ihren Gastländer sind.

Wer nun denkt, der Spiegel hätte damit sein Aprilpotential erschöpft, der irrt. Gleich die nächste Meldung zeigt, wie sehr man die Gunst der Stunde nutzt, um weitere Verwirrung zu stiften. Während jeder deutsche Bahnfahrer weiß, dass die Fahrpläne der deutschen Bahn nur unverbindliche Annäherungswerte darstellen, gegen die die Wettervorhersage für die nächsten zwei Monate ein außerordentlich präzises und zuverlässiges Unterfangen darstellt, wird nun der April benutzt, um ganz unterschwellig zu suggerieren, dass ja jetzt nur der Wind schuld hat, dass die Züge zu spät kommen (siehe Spiegel). Bin mir sicher, dass die Reisenden der nächsten Jahre diese Aussage dankbar aufnehmen und daraus ein geflügeltes Wort wird: „Die Bahn hat mal wieder „Niklas“!“.

Eher peinlich aber doch von feiner Ironie durchdrungen war die Meldung, dass Angela Merkel mal wieder die beliebteste Kanzlerin der ganzen Galaxis ist, diesmal, weil sie direkt nach dem Absturz der Germanwings-Maschine als „Kümmer-Kanzlerin“ zum Absturzort geflogen ist, um dort mit brav einstudierter Betroffenheitsmiene selbst nach DNA-Spuren des suizidalen Attentäters zu suchen. Anders als Hollande und Rayoi zeigt das Foto eine Kanzlerin, die sich keine Spur auf dem Boden entgehen läßt (siehe Spiegel): gut getroffen, aber mal ehrlich – wer glaubt dann noch wirklich den manipulierten Umfragen der merkeltragenden Medien? Na ja – 1.April ist 1. April.

Sehr cool war die geschickt platzierte Meldung um den Geniekult von Studienfächern wie Mathematik, Physik und Philosophie (siehe Spiegel), die man wirklich nur zum 1. April bringen kann: jeder Depp weiß, dass Mathematiker bei Versicherungen hängen bleiben, Physiker im Bankenbereich verrotten und Philosophen gleich nach dem Studium einen Dauerparkplatz in den Wartesälen der Jobcenter erhalten.

Noch besser aber – und hiermit hat der Spiegel mal wieder den Preis für das Aprilmonster des Jahres 2015 verdient – war die weit hinten versteckte Meldung, dass Frauen 23 % weniger arbeiten als Männer (siehe Spiegel), weil sie nach der Arbeit nach Hause fahren und sich um Haushalt und Kinder kümmern. Klar: Haushalt und Kinder sind Frauenarbeit und deshalb nicht als „Arbeit“ anzuerkennen. Das geht echt nur am 1. April.

Schlecht hat dieses Jahr die Konkurrenz abgeschnitten:

Allen ernstes will uns die Zeit klar machen, dass unsere Schulen marode sind und präsentiert zum Beweis … eine Leserumfrage, die zeigt, dass der überwiegende Teil der Eltern den Zustand der Schulen als eher gut bezeichnet (siehe Zeit). Ja – das nennt man auch Schweigespirale: die Kanzerlin startet 2008 und 2010 große Bildungsoffensiven … und die Zeit erwartet allen ernstes, dass im Jahre 2015 eine Mehrheit die Wahrheit über deutsche Schulen sagt … als gäbe es in der Republik der angepassten Duckmäuser auch nur einen, der Merkels Wirklichkeitsdeutungskompetenz in Frage stellen würde. Für den 1. April … auf jeden Fall sehr schwach, trotz mutiger Überschrift („Marode Schulen?“)

Besser war da schon die Meldung über den Amazon Dash-Button (siehe Zeit):

„Amazons neues Gerät sieht aus wie eine Türklingel, ist aber vernetzt: Der Dash-Button bestellt ausgewählte Produkte auf Knopfdruck. Shopping wird damit absurd einfach.“

Das wäre ja ein Aprilscherzknüller gewesen … nur leider ist die Meldung wahr. In der Adweek wird schon darauf hingewiesen, dass es sich hier wohl um einen absolut genialen Marketingstreich handelt: da wird eine Horrormeldung in die Nähe eines Aprilscherzes gerückt, damit die Menschen brav in ihren Wohnungen bleiben. So bleiben die Auswirkungen der vierten industriellen Revolution erstmal unbemerkt – dabei wird die Hälfte der Leser in Zukunft arbeitslos. Der Knopf ersetzt Aldi, Lidl und Norma durch Amazonpakete … ein paar tausend Menschen wird es dadurch super gehen, der Straßenverkehr wird entlastet (ein Amazon-Transporteur versorgt ein Dutzend Haushalte, deren PKW´s in der Garage bleiben), Millionen von Verkäufern werden arbeitslos und bekommen Versorgungsprobleme, weil sie sich die teuren Amazon-Möhren von Hartz IV nicht mehr leisten können.

Das verdient einfach einen Sonderpreis für die gruseligste Wirklichkeit im Schatten des Aprilscherzes.

Völlig daneben dieses Jahr die FAZ. Wirklich – da merkt man die Massenentlassungen in den Redaktionsstuben. Schauen Sie sich das mal an (siehe FAZ):

„Der deutsche Staat hat 2014 einen Milliardenüberschuss erwirtschaftet. Trotzdem sind die Schulden weiter gewachsen.

Obwohl der Staat im vergangenen Jahr 18 Milliarden Euro Überschuss verbuchte, erhöhte sich der Schuldenstand nach Angaben der Bundesbank vom Mittwoch gegenüber dem Vorjahr um 2 Milliarden Euro auf 2,168 Billionen Euro.“

Wie billig im Vergleich zum Spiegel, der uns mit der Meldung neckte, dass es Russland, Rumänien und Bangladesh so viel besser geht als uns Deutschen. Noch billiger die Erklärung: der Grieche ist schuld … bzw. die Eurorettung. Als würden unsere Politiker wirklich mehr Geld ausgeben, als sie haben. Wäre Deutschland wirklich so hoch verschuldet, hätte doch kein Bundestagsabgeordneter für die Erhöhung der Diäten gestimmt. Welcher Vater würde sich schon in Zeiten klammer Kassen das eigene Taschengeld erhöhen, während die Kinder hungern? Nein – so etwas Asoziales lasse ich mir nicht verkaufen … auch nicht am 1. April!

Einfach hat es sich dieses Jahr der Focus gemacht: er brachte gleich Juxmeldungen in Serie unter der Bezeichnung „Das ändert sich für Verbraucher am 1. April“ (siehe Focus). Angeblich soll jetzt bei verpacktem Fleisch (es sei denn, es kommt von der gemeinen Kuh) immer draufstehen, aus welchem Land es stammt und wo es geschlachtet wurde … also würde die Industrie das mitmachen. Man stelle sich mal vor, auf der Ziege steht: „geschlachtet in Namibia 1983“ – dass isst dann doch kein Mensch mehr. Wie soll man denn so sein Gammelfleisch loswerden? Nachher verlangen die noch, dass auch wirklich drin ist, was draufsteht … also in diesem Fall wirklich Ziege und nicht alter Hund. Ha ha ha – so funktioniert Rendite nicht. Dafür sollen EU-Landwirte wieder in den Milchsee investieren dürfen, den wir mit Mühe abgebaut haben – die Überflutung der Märkte mit Milch soll aber völlig preisneutral bleiben … ha ha ha. Der beste Joke – neben verkürzter Erste-Hilfe-Maßnahme für Führerscheinneulinge (eigentlich praktisch: bei Unfällen hält sowieso niemand mehr) und mehr Geld für Pelletheizungen vom Pleitestaat (geht der Staat auch pleite: Hauptsache, der Reiche hat´s warm) fand ich die Reduzierung der Rundfunkbeiträge um 48 Cent. Ha ha ha – wovon soll der Jauch dann Millionär werden und der Kleber sich seine Anzüge schneidern lassen? Ich meine: würde man die komplett abschaffen, wäre das eine glaubwürdige Meldung, nach den Klöpsen, die die in den letzten Monaten gebracht haben … aber eine Reduzierung um 48 Cent? Selten so gelacht. Viele Deutsche werden das geglaubt haben und spontan zum Griechen gegangen sein, um die Kohle zu verfressen. War aber nur ein Scherz.

Cool war die Tagesschau mit der Meldung, es gäbe schärfere Regeln fürs Fracking (siehe Tagesschau):

„Die umstrittene Fracking-Technologie soll künftig nur unter strengen Auflagen erlaubt sein. Nach einem Gesetzentwurf des Umwelt- und Wirtschaftsministeriums ist eine kommerzielle Nutzung ab 2019 aber nicht ausgeschlossen.“

Die strengen Auflagen? Die Arbeiter dürfen keine roten Strapse tragen, es darf nicht in der Nähe von Regierungsvierteln oder Nobelvororten gebohrt werden und der zuständige Lobbyist hat einmal die Woche bei den entscheidenden Stellen vorzusprechen, um seine aktuelle Statusmeldung in Form von Bargeld zu hinterlassen, gerne auch als Parteispende.

Selten so gelacht.

Völlig humorlos hingegen die TAZ mit dem oft durchgekauten Thema „Arbeitslosigkeit“. Angeblich seien die Arbeitslosenzahlen gefälscht, behaupten die, sagen, dass „Vergreisung“ die beste Jobmaschine sei. Wie fad. Wir wissen alle, dass deutsche Rentner noch nie so gesund waren – und noch nie so sehr auf ihren Nebenverdienst angewiesen waren, um dem Hungertod durch Minirente entgehen zu können. Sogar die Griechen sollen eine bessere Rente als die Deutschen bekommen … redet man so hinten herum. Aber deshalb wollen die Deutschen auch die griechischen Renten senken, weil sonst viele merken, dass  hier was außerordentlich schief läuft. Nur: als Aprilscherz sehr schwach, gerade von der TAZ.

Besser war da die Dauermeldung der TAZ, man sei auf der Suche nach einem neuen Geschäftsmodell („Kann Journalismus im Netz kostenlos bleiben?“) – dabei ist klar, dass man heutzutage eigentlich dafür bezahlt werden muss, täglich einen dicken Papierstapel durchzuarbeiten, der voller stromlinienförmiger, konturloser Meinungsmache im Sinne der wenigen privaten deutschen Journalistenschulen ist. Das ist die Folge der vierten industriellen Revolution: wer Arbeit hat, hat keine Zeit, keine Muße und keine Kraftreserven mehr fürs Zeitung lesen, wer in Folge von Arbeitslosigkeit Zeit, Muße und Kraft für die Lektüre  langweilig geschriebener, nichtssagender Pamphlete hat, hat kein Geld mehr, die Horrorpreise zu bezahlen, die dem Chefredakteur die Pferdezucht sichern sollen. Vierte industrielle Revolution ist kein Mythos – und hat nicht nur Folgen für Lidl-Regalreinräumer auf 450-Euro-Basis.

Ganz doof dieses Jahr: der Stern. Plumpe Kriegspropaganda mit einer aufgeblasenen Meldung über einen neuen, russischen Superpanzer a´la Star Wars. Kann fliegen, tauchen, den Mond umkreisen und wird von Jedirittern gesteuert. Zwei Mann sollen einen super High-Tech-Panzer steuern, der nahezu unbesiegbar ist – einige sollen schon nahe Bielefeld gesichtet worden sein. Gut – da übertreibe ich, aber wer das nicht als Aprilscherz erkannt hat, muss wirklich hinterm Mond leben. Als ob der doofe, böse, geistig zurückgebliebene Russe wirklich Supertechnik produzieren kann – das würde ja unser ganze Weltbild auf den Kopf stellen. Zudem wird behauptet, dass besonderen Wert auf den Schutz der Besatzung gelegt wird … da scheint ein Putin-Versteher durch.

Der schlechteste Aprilscherz jedoch kam aus dem Haus „Süddeutsche„. Völlig geschmacklos, bitter böse und ohne jedes Niveau wurde die Gründung einer neuen Partei angekündigt – ein Scherz, bei dem einem das Lachen im Halse stecken bleibt:

„Die Deutsche-Europäische – PhilosophInnen-Partei will die Philosophie als Liebe zur Weisheit wieder rehabilitieren, jenseits des Elfenbeinturms für alle nutzbar machen und die Gesellschaft durch mehr Weisheit in der Politik wieder lebenswerter machen. Das Motto der Partei: „Geist ist geil!“

DEPP will Weisheit und größtmögliches Glück für die größtmögliche Zahl als Staatsziel, Philosophie-Kurse in Kindergärten, Schulen, und auch nach dem Vorbild Frankreichs Philosophie als Pflichtfach im Abitur einführen. Ein neues Steuersystem soll eingeführt werden mit Bonuspunkten für geisteswissenschaftliches Studium, Belegung von Meditationskursen oder Arbeiten für das Gemeinwohl.

Glück – das sollte auch in der Politik im Mittelpunkt stehen. Bislang bedeuten die meisten politischen Entscheidungen doch mehr Bestimmungen, weniger Geld, weniger Freiheit. Das wollen wir ändern.“

Weisheit in der Politik? Ja, die könnte Frieden und Wohlstand sichern.

Größtmögliches Glück für eine größtmögliche Zahl an Menschen? War mal Ziel jeder demokratischen Bewegung.

Resistenzgewinn gegen jede Form von Medienmanipulation durch profunde Ausbildung in philosophischer Reflexion? Grundbaustein für einen jeden souveränen Charakter.

Weniger Bestimmungen, mehr Geld, mehr Freiheit – mehr Glück? Die würde ich sofort wählen.

Merken Sie, wie bösartig das ist? Ein Angriff auf die selbstbestimmte Meinungsbildung des Souveräns – sowie eine endgültige Abkehr von jeglicher für ihn vorgesehenen Lebensqualität?

Pelletheizungen für Renditepöbel, aber Dummheit als Pflichtzustand für die Masse?

Klar – nur so kann man erklären, wie der Spiegel Philosophie als „Genie-Fach“ darstellt, die Süddeutsche sich aber über die Ausbildung des Deutschen zum Genie öffentlich lustig machen darf.

DEPP … Deutsch-Europäische Philosophen-Partei … das bringt mich auf eine „geniale“ Idee. Nur ein Volk von Genies kann sich auf dem globalen Markt nach dem Ausbruch der vierten industriellen Revolution noch halten … so jedenfalls die Meinung des IBM-Managers Gunter Dueck („Aufbrechen – Warum wir eine Exzellenzgesellschaft werden müssen“. Eichborn 2010). Der Amazon-Knopf zeigt, dass der Abbau der Dienstleistungsgesellschaft gerade beginnt … und bewusst als Aprilscherz getarnt wird.

Wie leicht könnte man dafür sorgen, dass dieser einzig echte Aprilscherz unter den Meldungen keiner mehr ist – und wir anfangen, ein Volk von glücklichen Genies zu züchten … anstatt von arbeitlsosen Frackingopfern, die sich aus lauter Angst vor russischen Star-Wars-Panzern weiter hemmungslos verschulden?

Immerhin: wer glücklich ist, konsumiert nicht – und braucht auch keine Schulden.

Und wie es scheint, brauchen wir mehr geniale, glückliche Deppen, um den Slums der Zukunft zu entkommen.

Konsumieren … können wir dann eh´ nicht mehr.

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