Freitag, 23.9.2016. Eifel. War ja eine sensationelle Nachricht die Tage: Müntefering, der alte Knochen aus dem Sauerland, verzichtet auf knapp 7000 Euro Rente. Wollte die Jubelmeldung selber bringen: wäre ja ein schönes Signal an die vielen „Parasiten und Schmarotzer“ (Originalton Sozialdemokrat), die von unseren Steuergeldern leben – vor allem die in Parlamenten – das man das Mandat auch als Ehrenamt begreifen kann, für das man gar kein Geld bekommen braucht. Was würden wir sparen, wenn sich all die Leute an den Geldtöpfen mit 600 Euro im Monat bescheiden würden? Deutschlands Schulden wären ruckzuck weg – aber wie ernähren lieber einen gigantischen, unersättlichen Wasserkopf, anstatt rational zu wirtschaften und nur das auszugeben, was da ist. Nur: leider meinte der Müntefering das so nicht. Der große Aufreger, der durch Deutschland ging, war mal wieder nur eine schnatternde Ente. Das, was Münte („wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“) gesagt hat, war viel schlimmer, glauben Sie mir.
Zitieren wie ihn mal vollständig – solange wir das noch dürfen, wenn das neue EU-Recht wirkt, darf der Graswurzeljournalismus das nicht mehr – bzw. es wird sehr sehr teuer (siehe Süddeutsche):
„Nur weil jemand auf nur 600 Euro Altersrente kommt, muss er ja nicht arm sein. Meine Mutter hatte keine Rentenansprüche, mein Vater ja. Meine Mutter hatte nicht das Gefühl, arm zu sein. Es war klar, dass das Haushaltseinkommen zählte. Ich denke, das gilt weiter“
Mir geht es nicht darum, dass die Definition von Armut nun ab heute von den Gefühlen von Müntes Mutter abhängig ist, sondern um das Denken dahinter, das man zurecht als frauenfeindlich deuten darf: sollen sich die Frauen doch einen Versorger suchen! Müntes vierzig Jahre jüngere Frau ist auch nicht arm – sie hat ja Münte. Die Empfehlung ist klar: Frauen – verkauft euch an einen reichen Mann, dann reichen auch 600 Euro Rente! Und wer sich nun nicht rechtzeitig um einen privaten „Versorger“ gekümmert hat – nun, der fällt aus dem Bewusstsein des Münte heraus.
Wir wollten ja aber über die SPD reden – bzw über deren Sozialrassismus. Was ist da eigentlich, „Rassismus“? Ich frage da mal die Bundeszentrale für politische Bildung (die BpB):
Der (politische, soziale) R. unterstellt eine Homogenität biologischer Rassen aufgrund äußerlicher Unterschiede von Menschen (wie z. B. der Hautfarbe). Den so konstruierten Gruppen werden fälschlicherweise bestimmte Wesenszüge und Charaktereigenschaften zugeschrieben. Diese werden in Bezug auf die eigene Gruppe überhöht und in Bezug auf andere Personen oder Gruppen abgewertet. Der R. fördert damit das eigene Überlegenheitsgefühl und erzeugt Vorurteile, Ablehnung und Feindseligkeit gegenüber anderen Menschen und führt zu sozialer Ausgrenzung.
Die BpB trägt hier noch einen primitiven Begriff von „Rassismus“ in die Welt, die Uni Düsseldorf ist da schon moderner – mit konkretem Blick auf realen Rechtsradikalismus (siehe Forena):
„Viele Opfer offener rassistischer Gewalt waren und sind Obdachlose, Behinderte oder Homosexuelle. Wenn sie auf offener Straße angepöbelt, angegriffen oder sogar erschlagen wurden und werden, richtet sich der Blick mit Abscheu vor allem auf die rassistischen, meist jugendlichen Täter. Dabei gibt es sowohl bei der Auswahl der Opfer als auch dem Versuch, sie aus dem öffentlichen Leben verschwinden zu lassen, Überschneidungen mit Denkweisen und Praktiken der Ausgrenzung, die in der Mitte der Gesellschaft fest verankert sind.“
Wissenschaftler wie sie sind formulieren sie auch die neuen Ansprüche der ultrarechten Szene an den „neuen Menschen“:
„Vor diesem Hintergrund wurde in diesem Projekt untersucht und dokumentiert, wie heute mit Menschen umgegangen wird, die keinen Platz (mehr) in der leistungsorientierten Arbeitsgesellschaft haben, die leistungsgemindert, behindert, schwerstkrank sind.“
Schon diese Menschen sind in Gefahr – durch rechtsradikale Skinheads. Und durch die SPD, die in ihren Köpfen nur noch Platz hat für den kerngesunden , bescheidenen und demütigen deutschen Arbeiter, der auch mit 75 noch auf dem Bau arbeitet, selbstverständlich genug Geld heranschafft, um sich eine Frau halten zu können, die wirtschaftlich absolut von ihm abhängig ist. Ich möchte die liebe Frau Adelheid Schmitz, die diesen aufschlussreichen Aufsatz formulierte, noch ein einziges mal zitieren, damit Sie begreifen, wie tief er faschistische Geist schon längst in die Mitte der Gesellschaft – also: in der SPD – eingedrungen ist:
„So wird z.B. nicht oder selten wahrgenommen, dass die humangenetische Zielsetzung „Kommendes Leid verhindern“ und die von rechten Skinheads zu hörende platte Parole „Unnützen Fressern das Maul stopfen“ viel miteinander zu tun haben: immer geht es darum, dass Menschen, die den Kriterien der leistungsorientierten Arbeitsgesellschaft nicht entsprechen, die schwerstkrank oder behindert sind, möglichst aus der Welt verschwinden oder gar nicht erst geboren werden sollen.“
Ja – der faschistische Geist teilt sich mit Münte den Leistungseros, die Verliebtheit in Lohn- und Zwangsarbeit, geboren aus tief verwurzelten masochistischen Störungen, die – wenn ich Wilhelm Reich trauen darf – alle auf schlechten Sex zurück zu führen sind: kein Wunder, wenn man denkt, welche Rollenvorstellungen über Frauen noch in alten Männerhirnen toben.
Haben Sie nun eine Vorstellung von dem Begriff „Sozialrassismus“? Frau Schmitz hat die Überschrift ihres Artikels so genannt – eines Artikels, den ich vollständig zur Lektüre empfehlen möchte, da er zeigt, wie nahe wir schon wieder an die „Aktion T 4“ herangerückt sind: der Selektion und Vernichtung von Leistungsgeminderten.
Ich möchte mich übrigens gegen den Kurz- und Umkehrschluss wehren, das Münte nur wegen seines Geldes eine jüngere Frau geheiratet hat – ich zweifle nicht daran, dass hier große Liebe herrscht. Darum geht es hier auch gar nicht. Es geht um Beschreibungen des neofaschistischen Geistes in der Gegenwart – und ein weiteres Beispiel dafür finden wir in Südwestfalen, wo der Sprecher des paritätischen Wohlfahrtsverbandes brandneue Erkenntnisse verbreitet (siehe WDR):
„Wer länger als ein Jahr arbeitslos war, hat sich an ein anderes Leben gewöhnt. Dann ist es ein schwieriger Schritt, wieder in einen Alltag zu kommen. Darum brauchen wir mehr begleitende Hilfen, als das bisher üblich war.“
Nun – die „Wohlfahrt“ … seit Ewigkeiten Kamerad der SPD … lebt von Steuergeldern. Das meinen Sie mit „begleitende Hilfe“. Mehr Hilfsbedürftige bedeutet: mehr Steuergelder für arbeitslose Sozialarbeiter, die man mit Zeitverträgen auf die Arbeitslosen loslassen kann. Zwar können die so selbst in elender Not lebenden Helfer selbst nicht sonderlich viel Hilfe leisten – dafür ist ihre Psyche durch wirtschaftliche Ängste viel zu zerrüttet, müssen sie doch beständig um den Folgeauftrag fürchten – aber die Träger der Maßnahmen können wieder fürstliche Gehälter zahlen. Da können schon mal 134000 Euro im Jahr abfallen (siehe Caritas), während die Arbeiter an der Front für Mindestlohn schuften. Und deshalb werden solche Mumpitzsätze verbreitet, als seien sie das Wort Gottes. Der Autor dieser Zeilen macht nun aktuell wieder Personalarbeit, diesmal nicht mehr mit Fach- und Führungskräften sondern mit den letzten im Schulwesen, den Haupt- und Sonderschülern … nach 13 Jahren Pause in dem Bereich. Und was stelle ich fest: es ist mit der Arbeit wie mit dem Fahrrad fahren oder dem Schwimmen: man verlernt es nie. Aber man kann den Mangel einfach behaupten, um Vorstandsbezüge zu sichern, die letztlich alle aus Steuertöpfen stammen.
Nehmen wir die neue Hartz-IV-Verschärfung aus dem Hause der Andrea Nahles (SPD). Während Münte wenigstens noch 21 Jahre als angestellter Kaufmann gearbeitet hatte (das Partei- und Regierungsgedöns kann ich als Arbeiterkind beim besten Willen nicht als Arbeit bezeichnen – was die Arbeit nennen fand bei meinem Opa Sonntags zum Nachmittagskaffee statt), suchte ich bei Andrea Nahles vergeblich nach praktischen Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt. Nur so kann man erklären, wie absolute Irrsinnsgedanken in die Gesetzte einfließen wie bei der aktuellen Verschärfung der Hartz IV-Gesetze geschehen (siehe hierzu Telepolis bei Heise). Ja- die schon völlig enteigneten Hartz IV-Empfänger sollen nun künstlich in eine absolute Verschuldung getrieben werden, die ihnen endgültig das Genick bricht. Schon der normale Hartz IV-Satz bringt Mangelernährung und in Einzelfällen den Hungertod mit sich: das neue Experiment an lebenden Menschen unterschreitet das von Regierungsexperten definierte Existenzminimum dann im Falles des Falles um 30 Prozent. Vernichtung durch Hunger wurde von der NSDAP als Normmaßnahme an Millionen Polen und Russen vollzogen (ja – über die spricht man gar nicht mehr, weil die Einschränkung des Holocaust auf die Bevölkerung jüdischen Glaubens so bequem ist und die vielen Facetten des Faschismus verschleiern hilft) – und an fünf Millionen Ukrainern durch Stalin … übrigens einfach nur aus Gründen der betriebswirtschaftlichen Effektivierung des Leistungsvermögens des Volkes durch Eliminierung von „unnützen Essern“, einer Effektivierung, von der die gesamte Führungsschicht bis hin zum kleinen Beamten vor Ort profitierte.
Wenn in Zukunft also der Arbeitnehmer gesundheitsgefährdende Arbeit von sich aus beendet, wird er vom Staat durch künstliche Schulden, die er nie gemacht hat, bestraft.
Gut – Frauen hatten wir jetzt. Arbeitslose auch. Aber damit nicht genug: die SPD sucht sich noch ganz andere Opfer. Auf der Jagd ganz vorne mit dabei: Iris Gleicke (SPD). Auch bei ihr suche ich vergeblich nach realer Arbeitserfahrung – Beschäftigung in der steuerfinanzierten Stadtverwaltung kann ich da leider nicht als echte Arbeit gelten lassen. Lieb wäre mir was im Straßenbau, im Versicherungswesen, an der Kasse, im Lager oder in der Produktion, Auto- oder PC-Reperatur – also echte, Mehrwert schaffende Arbeit – und nicht nur steuerfressende Beschäftigung auf Kosten der Allgemeinheit – aber ich bin ja auch Arbeiterkind, wir haben da an der Front andere Vorstellungen von Arbeit … unsere Arbeit für die Familie und deren Verwaltung wird ja auch nicht als „Arbeit“ definiert, obwohl sie sich qualitativ in Nichts von der Arbeit in der Stadtverwaltung unterscheidet. Die haben nur mehr „Kinder“, die sie betreuen.
Iris Gleicke – Beauftragte für die neuen Bundesländer – hat den neuen Feind ausgemacht: den Ostdeutschen. Den kennt sie gut, sie ist selber eine (siehe Pressemitteilung der Beauftragten neue Länder):
„Der Rechtsextremismus in all seinen Spielarten stellt eine sehr ernste Bedrohung für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung der neuen Länder dar. Ein entschlossenes Handeln der Bundesregierung, der Länder, der Kommunen und der Zivilgesellschaft ist notwendig, um den gesellschaftlichen Frieden in Ostdeutschland zu sichern. Die große Mehrheit der Ostdeutschen ist nicht fremdenfeindlich oder rechtsextrem. Aber ich würde mir schon wünschen, dass diese Mehrheit noch lauter und deutlicher Stellung bezieht. Wir Ostdeutschen haben es selbst in der Hand, ob wir unsere Gesellschaft, unsere Städte und unsere Dörfer beschützen oder ob wir sie dem braunen Spuk überlassen. Die Gesellschaft darf nicht wegschauen, wenn Menschen angegriffen oder Flüchtlingsunterkünfte angezündet werden. Es steht für Ostdeutschland viel auf dem Spiel.“
Schon die Formulierung „neue Länder“ erzeugt dem gebildeten Menschen Zahnschmerzen: die Länder sind genau so alt wie die BRD-Länder. Aber sie erinnert an den „Lebensraum Ost“, den sich Vorgängerregierungen bis zum Ural sichern wollten (die Nato ist ja heute auch wieder dabei, diese Räume für sich zu erschließen – bis zur Ukraine sind sie schon vorgedrungen).
Hören Sie den Vorwurf von Frau Gleicke? Während die Bundesregierung beim Kampf gegen Rechts völlig versagt (siehe den Gesamtkomplex NSU-Morde), während ihre Geheimdienste, ihre Polizei, ihre „Sozialarbeit“ völlig ergebnislos herumhantieren – trotz aller Macht und der immensen Summen an Steuergeldern, die sie verprassen – soll nun der kleine Mann vor Ort die Verantwortung für den Kampf gegen Rechts allein übernehmen. Sonst … „steht viel auf dem Spiel“.
Was für eine Drohung. Irgendwie denke ich … es geht wieder um die Hungerwaffe. Aber vielleicht wird da nur an neue Zäune gedacht. No-go-Areas für Ostdeutsche. Reiseverbot für alle Ossis – nicht nur für Arbeislose.
Lesen Sie den Bericht noch weiter. Ich verspreche, es lohnt sich: auch wenn Ihnen schlecht dabei werden wird:
„Nach wie vor liegt die Wirtschaftskraft Ostdeutschlands deutlich hinter der Westdeutschlands. Im Jahr 2015 lag das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner in Ostdeutschland 27, 5 Prozent hinter den Werten Westdeutschlands. Viel schlimmer ist jedoch, dass angesichts der neuesten Zahlen zur wirtschaftlichen Entwicklung nichts darauf hindeutet, dass sich diese Lücke mittel- oder auch nur langfristig schließen könnte. Der Aufholprozess, verläuft schon seit einigen Jahren äußerst verhalten. Wir brauchen in Ostdeutschland ein deutlich stärkeres Wachstum, um wirtschaftlich zu den westdeutschen Ländern aufzuschließen. Die aktuellen Zahlen zum realen Wachstum geben Anlass zur Sorge. Das reale Wachstum lag 2015 in den ostdeutschen Flächenländern mit 1,5 Prozent unter dem der westdeutschen Länder mit 1,7 Prozent. Der Bevölkerungsrückgang führt dazu, dass Ostdeutschland bei der Entwicklung seiner realen Wirtschaftskraft weiter an Boden verliert.“
Darf ich mal den Gesamtgedanken übersetzen? „Ossis, ihr seid nicht nur FEIGE, sondern auch FAUL“. Gefährlich für Menschen, die im real existierenden Sozialrassimus überleben müssen. Kommt aber noch besser, keine Sorge:
„Als wichtiges Hemmnis für ein stärkeres wirtschaftliches Wachstum identifiziert der Bericht die Kleinteiligkeit der Wirtschaftsstruktur in Ostdeutschland. Das Fehlen von großen Unternehmen und Konzernzentralen und einer daraus resultierenden vergleichsweise geringen Innovationskraft sind wesentliche Ursachen für den stockenden Aufholprozess.“
Denen fehlen Konzernzentralen. Und große Unternehmen. Soll ich jetzt mal nachfragen, wo die großen Unternehmen der ehemaligen DDR geblieben sind? Die Leuna-Werke zum Beispiel, der größte Chemiekonzern der DDR? Gut – die wurden an einen französischen Konzern verkauft, da dafür auch noch 14 Milliarden EU-Hilfe bekam (und dessen Manger für Schmiergeldzahlungen verurteilt wurden, ich weiß nur die Namen der Empfänger nicht) … aber eben deshalb sind sie jetzt weg. Wie das Gesamtvermögen der DDR, das die Treuhand zu Schleuderpreisen verramscht hat … was mich daran erinnert, dass es auch eine „Treuhand“ gab, die während der NS-Zeit jüdisches Vermögen günstig verteilte. Wir haben da – als Rechtsnachfolger des Dritten Reiches -Erfahrung in der Organisation von Enteignungsprozessen.
Frauen. Arbeistlose. Ossis. Die SPD bastelt sich ein Feindbild, das vor allem durch völlig überzogenes Anspruchsdenken gekennzeichnet ist.
Frauen – sollen sich gefälligst einen Versorger suchen, dann reicht die Rente auch.
Arbeitslose sollen gefälligst im Alleingang die durch Globalisierung, Automatisierung, Spezialisierung und irrationale Konzernentscheidungen völlig chaotisch gewordene Arbeitswelt neu ordnen.
Und Ossis sollen gefälligst selbst dafür sorgen, dass sie mehr Wirtschaftsleistung aus ihrem Land holen, mehr Merkelkonform sind und überhaupt mal weg kommen von jenen Untugenden, die man auch einst den Juden zugeschrieben hatte: Feigheit und Faulheit.
Nun – was können die so Gescholtenen tun, um ihrem Schicksal zu entrinnen … jenem Schicksal, das mit den Worten „es steht viel auf dem Spiel“ bedrohlich an die Wand gemalt wird?
Sie könnten ihre Frauen doch den Konzernmanagern anbieten, die Arbeitslosen könnten für den Konzern umsonst arbeiten und man könnte ihm doch auch Gemeindeland im Osten schenken … oder liege ich da mit meinen Lösungsvorschlägen so völlig falsch?
„Dient dem neuen Fürsten“ – so tönt die SPD hintenrum. Er hat Arbeit, die frei macht von der Not, jener Not, die nur die Agenda 2010 (SPD) ins Volk gebracht hat. Ergebt ihm euch völlig, mit Körper, Geist und Seele, vielleicht erhört er dann euer Flehen und errichtet eine Konzernzentrale in Bautzen, die Zivilisation nach „Dunkeldeutschland“ bringt – wie die Bundespräsident mal jene neu besetzten Gebiete beschrieben hatte.
Konzerne – so weiß man aus der Wirtschaft – haben überhaupt keine Innovationskraft. Sie haben eine gigantische Finanzmacht – und enorm viel Platz für Nichtstuer, die von einer Keksplattentagung nur nächsten eilen und das stolz „Arbeit“ nennen. Konzerne (hier: Banken) haben in der Krise die Vernichtung von 50000 kleinen und mittelständischen Unternehmen zu verantworten gehabt, sie sind Meister im Steuersparen (siehe Tagesschau) und Großmeister im Lobbyismus (siehe Welt).
Vielleicht sollte die SPD mal Wiwo lesen – die haben erst Anfang des Jahres Bilanz gezogen (siehe Wiwo):
„In Deutschland heißt Innovation nicht, etwas Neues zu erfinden, sondern etwas Bestehendes zu verbessern. Die Dax-Konzerne sind keine Vordenker, sondern Nachmacher. Hoffnung gibt der Mittelstand, bestätigt eine Studie.“
Volkswirtschaftlich gesehen, sind Konzerne marktfeindliche Sozialschmarotzer, die auf Kosten der gesamten Volkswirtschaft gedeihen. Warum die für den „Aufbau Ost“ – sozusagen als Kolonialmacht – besonders geeignet sein sollen, versteht man wohl nur, wenn man mitten im Geldsegen des Lobbyismus steht. Aber das erleben wir ja oft genug: Konzerne haben für Politiker coole „Pöstchen“. Der inhabergeführte Betrieb kann da halt nicht mithalten.
Wie müssen wir nun die Definition von Rassismus der BpB ergänzen, um den um sich greifenden Neofaschismus besser beschreiben zu können?
Ganz einfach: der neue Jude ist der „Arme“, das neue Judentum das „Prekariat“ – auch wenn da christliche Biodeutsche leben. Darum – ihr lieben Ossis – solltet ihr die Warnung ernst nehmen.
Die Regierung droht euch schon ganz offen: „es steht viel auf dem Spiel“.
Was – das bleibt erstmal eurer Phantasie überlassen.
Wer neugieriger ist – darf ins Geschichtsbuch schauen. Empfehle da Götz Aly: die Vordenker der Vernichtung.
Bild: Public Domain/Wikimedia/Hans Buch
Die Empörung über das Wahlergebnis ist groß, Grünen-Politiker David Mack bezeichnete Mecklenburg-Vorpommern postwendend sogar als „das am dümmsten besiedelte Bundesland“ (siehe Huffingtonpost).
Natürlich hat man bei den Grünen gerade allen Grund, sich in die Nase zu beißen: Laut Landeszentrale für politische Bildung MV handelte es sich nur um wenige hundert Stimmen, die darüber entschieden, dass die Grünen aus dem Landtag flogen. Dabei ist es schon ein atemberaubendes Kunststück, wie es die Grünen heute zustande bringen, immer mehr in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden, obwohl doch der im derzeitigen Weltgeschehen offenkundig gewordene systemische Wahnsinn quasi ein aufgelegter Elfmeter wäre, um mit klassischen Grünen Anliegen voll zu punkten und die Wählergunst praktisch jedes vernünftigen Bürgers, dem sein Leben und die Zukunft seiner Kinder lieb sind, zu gewinnen.
Aber wundert das Abwählen der Grünen wirklich? Immer mehr Menschen haben den Eindruck, dass die ehemaligen Kämpfer für Bürgerrechte, Ökologie und mehr Menschlichkeit heute zu einem grotesken Zerrbild ihrer ursprünglichen Anliegen mutiert sind. Nicht nur, dass sich grüne Spitzenpolitiker längst mit der Denkweise und dem Lobbynetzwerk der Konzerne arrangiert haben (siehe den ARD Klassiker „Rot Grün macht Kasse“), so verengt sich deren ideologisches Engagement trotz brennender ökologischer, ökonomischer, politischer und sozialer Aufgabenstellungen immer mehr auf mediale Treibjagden und Hexenverbrennungen, die an eine autoimmune Krankheit erinnern, bei welcher der Organismus seine eigenen gesunden Zellen auffrisst.
Wie der Eifelphilosoph bereits treffend geschildert hat (siehe „Brief an Deutschlands Linke: geht doch einfach nach Hause“), ist es natürlich bequemer, unter Wohlgefallen und finanziellem Geldsegen transatlantischer Netzwerke wie der Amadeu Antonio Stiftung die letzten profunden Gründenkerzellen aus dem smart gewordenen Bioladen via Facebook zu entfrienden (siehe Meedia) und zur neuen Hexenjagd gegen Globalisierungsgegner, alternative Denker, homöopathische Ärzte und Impfkritiker zu blasen (siehe z.B. Denunziationsaufruf auf Fefes Blog) als sich mit den wirklichen Mächten des politökonomischen Weltgeschehens anzulegen. Welchen Bärendienst die selbsternannten „Linken“ damit dem gesellschaftlichen Diskurs erweisen, indem sie in inflationärer Weise mit Vakuumattributen wie „Nazi“ und „Verschwörungstheoretiker“ um sich werfen, sieht man nicht zuletzt an den Wahlergebnissen: Allerortens treten stramm nationalistische Parteien und bizarre Rappelköpfe ihre Siegeszüge an. Das wäre ohne dem Versagen der klassischen linken Bürgerparteien de facto ausgeschlossen, denn an sich war ja der Großteil der Deutschen und auch der mitteleuropäischen Nachbarländer eher links-libertär-humanistisch gesonnen.
Die Bürger sind also offensichtlich eher geneigt, sich mit radikal-nationalistischen Parteien auf dünnes rechtsstaatliches Eis zu begeben als dem Weg der radikal-nihilistischen neuen Linken/Grünen zu folgen.
Ersteren zu folgen ist riskant und könnte vielleicht übel ausgehen, aber immerhin versprechen die Nationalen, zumindest die unerträglich gewordenen Machtstrukturen, die transatlantische Globalisierung und den damit einhergehenden Alltagswahnsinn wieder hinwegzufegen.
Zweiteren zu folgen, würde nach Ansicht der meisten Wähler jedoch ganz bestimmt übel ausgehen, denn die nihilistischen Ditfurthianer sind im Taumel ihrer autoaggressiven Immunerkrankung fest entschlossen, gerade diejenigen Zellen unseres Gesellschaftsorganismus zu vernichten, die eine Änderungen der derzeitigen Denk- und Wirtschaftsweise anstreben. Und besonders wenn man Kinder hat, möchte man nicht, dass diese womöglich von der aktuell um sich greifenden Borderline-Hexenhysterie der Nihilisten angesteckt werden.
Den Grünen/Linken ist es paradoxerweise sogar zu verdanken, dass das Wort „Nazi“ heute jeden Schrecken verloren hat. Indem es in vollkommen inflationärer Weise jedem an den Latz geknallt wird, der herrschende wirtschaftliche oder gesellschaftliche Verhältnisse bzw. die Regierungslinie kritisiert, denken sich immer mehr Menschen: „Hmm, also wenn das ‚Nazi‘ ist, dann ist ein Nazi ja gar nicht so schlecht, wie man uns das früher immer beigebracht hat. Dann bin ich auch lieber Nazi als so ein Ditfurthianer.“
Auch die derzeitige Polarisierung des Flüchtlingssthemas ist zum Haareraufen. Dabei hätte jeder Soziologiestudent im ersten Studiensemester vorhersagen hätte können, was herauskommt, wenn man in einem Land, in dem der Wohnungsmarkt knapp und der Arbeitsmarkt ebenfalls am Krachen ist, eine Millionenschaft an Migranten mit einer Millionenschaft an Inländern, die ebenfalls kaum noch ihre Existenz bestreiten können und ums soziale Überleben kämpfen (laut Jahresbilanz des Bundesverbandes Deutsche Tafel sind bereits über 1 Million deutsche Bürger auf Gratis-Essen angewiesen, Tendenz stark steigend) einfach auf der existenziellen Ebene aufeinanderprallen lässt – in einem Land, in dem lt. Bundesagentur für Arbeit/BA jedes sechste Kind in einer Hartz-IV-Familie lebt, also akut armuts- und abstiegsgefährdet ist.
Es steht nun zu befürchten, dass wir als Menschen gespalten werden, obwohl wir in einer Zeit des eskalierenden Neoliberalismus zusammenhalten und mit aller Kraft solidarisch sein müssten. Denn nur gemeinsam können wir die Schienen, auf denen unser Zug gerade Richtung Grand Canyon fährt, umlegen. Indem man uns allerdings in völlig konzeptloser Weise existenziell aufeinanderprallen lässt, verpufft diese Kraft bzw. wird sogar ins Destruktive pervertiert: Die Bürger streiten miteinander und reiben sich gegenseitig auf. Indes kann die neoliberale Agenda weiter ungestört durchgezogen werden.
Zurück aber zu Mecklenburg-Vorpommern und den Ossis. Was mussten die „Ossis“ nicht schon an Schmähungen über sich ergehen lassen: Die fortschritts- und frackinggläubigen Wessipolitiker und ihre Hofmedien ließen kaum ein gutes Haar an ihnen, stellten sie bei jeder Gelegenheit als hinterwäldlerische Fortschrittsverweigerer dar, die sich nun als „Pack“ im „Dunkeldeutschland“ zusammengerottet haben und für Ruhestörung der im luxuriösen Apartment des Industrie 4.0-Zuges sitzenden Leistungsträger sorgen. Dass einige Ossis darauf hinweisen, dass der Zug, in dem wir alle sitzen, geradewegs auf den Grand Canyon zufährt, wer will solche Zwischenrufe hören? Wenn man diese Stimmen ernstnähme, dann müsste man ja die Geschwindigkeit drosseln, Halt machen und die Gleise umlegen. Aber das verschreckt laut Merkel-Doktrin womöglich die Weltmärkte und die US Ratingagenturen. Also lautet die alternativlose Losung: weiter voll einheizen den Zug, volle Kraft voraus und über die Atlantikbrücke ab in den Grand Canyon.
Auch in den Pressemeldungen im Ausland wurde über die jüngste Wahl oft in ironisierender bis spöttischer Weise berichtet. Der österreichische Rundfunk ORF bezeichnete sie in seinen Leitartikeln mit Gänsefüßchen als „Meck Pom-Wahl“ und „Merkels Meck Pom“. Das erweckt unweigerlich Assoziationen mit dem pausbäckigen Pom-Bär aus der Kekswerbung oder mit den fortschrittsscheuen Hobbits aus dem Auenland – schlumpfartige Gesellen jedenfalls, die mit dem von Merkel gepredigten Bekenntnis zu Industrie 4.0 und der totalen Digitalisierung aller Lebensbereiche nicht viel am Hut haben, sondern denen dieser Fortschritt sogar Angst macht. Auch wurde in der Wahlberichterstattung stets betont, dass die negative Stimmungslage der Wähler ja „nur“ ein vergleichsweise dünn besiedeltes ehemaliges DDR-Gebiet betreffe, während in den wirklichen Kulturmetropolen der Merkelkurs weiterhin breite Unterstützung finde.
Meines Erachtens ist das Verächtlichmachen der Meckpombürger und „Ossis“ ein schwerer Fehler. Wir täten gut daran, ihre Stimmen ernst zu nehmen, denn immerhin haben sich diese Mitbürger aufgrund ihrer leidgeprüften Erfahrung von Diktatur und Willkür sensibilisiert für gewisse Tendenzen, die bei weiterem Fortschreiten das gesamte Fundament von Demokratie und Rechtsstaat aushöhlen könnten.
Mitbürger, die deshalb rechtzeitig „Au !“ schreien, wenn sogar das, was im freien Westen früher am Ostblock als so abgrundtief schlecht und aller Grundrechte des modernen Menschen spottend kritisiert wurde, nun von der Bundeskanzlerin achselzuckend als Normalität hingestellt wird: z.B. die schrankenlose Bürgerüberwachung und Durchleuchtung des Privatlebens durch ungreifbare geheimdienstliche Behörden – zu dessen Rechtfertigung die höchsten Staatspolitiker wieder die Worte von Joseph Goebbels in den Mund nehmen: „Wer nichts zu verbergen hat, hat von uns nichts zu befürchten“ (siehe Nachrichtenspiegel).
Das Lachen über die hinterwäldlerischen „Meckpom“-Schlümpfe könnte uns schon demnächst im Hals stecken bleiben. Denn immerhin wussten die Schlümpfe noch um die Existenz des dunklen Gargamel, der ihnen den Garaus machen wollte und vor dem sie daher auf der Hut sein mussten. „Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf“ – wer in seinem Leben noch nie erfahren hat, was es bedeutet, täglich in einer Diktatur aufzuwachen, der kann über diesen Ausspruch leicht lachen. Dabei warnen sogar bereits die Chefkonstrukteure des CIA-/NSA-Überwachungsapparats in einem offenen Brief: „Wir errichten gerade schlüsselfertige Tyranneien!“
So wie der ostdeutsche Bauunternehmer Owe Schattauer in seinem u.a. Video haben daher auch viele andere „Ossis“ erkannt, dass bereits Feuer am Dach ist – während wir wohlstandsverwöhnten Wessis noch unbeirrt an dem aus den drei Strängen technischer Fortschritt, betriebswirtschaftliche Effizienz und bodenlose Unterhaltung geflochtenen Merkel’schen Sauerzopf (dem eigentlichen „Meckpom“-Scherzkeks) festhalten.
Obwohl die Wahl der AfD in MV die drohende – und in ökonomisch-sozialer Hinsicht bereits bedrückend manifeste – Tyrannei vermutlich in keiner Weise verhindern bzw. beseitigen wird (siehe „Was wir heute brauchen wie ein Loch im Knie: „Bodenständige“ Politiker im Maulwurfspelz und AFX-Parteien“), da die AfD ein knallhartes neoliberales Programm im Talon hat und im übrigen eine noch stärkere Sanktionierung von Hartz IV-Beziehern und Minderleistern befürwortet, so kann das Wahlverhalten in MV zumindest als Versuch der Bürger gesehen werden, die Notbremse zu ziehen.
So, jetzt aber genug der Vorrede. Ich habe ihn schon erwähnt: Owe Schattauer. Auch er kam nach der Grenzöffnung mit der Sehnsucht nach Freiheit und einem besseren Leben in den Westen. Als Rapper „C-Rebel-um“ kondensiert er seine Erfahrung der vermeintlichen Freiheit im wiedervereinigten Deutschland mit dem Fazit: „Frei ist hier nur, wer Geld hat.“
Ähnliche Worte der Ernüchterung, wie sie Owe Schattauer in seinem Song „IRRTUM – Ihr wisst gar nichts von uns“ spricht, wird es vermutlich in den nächsten Jahren en masse von Flüchtlingen zu hören geben, die aktuell noch voller Hoffnung ins gelobte Schlamerkelland strömen.
Ein weiteres bemerkenswertes Lied von Owe Schattauer ist „Brot und Spiele“, in welchem er auf ganz prosaische Weise schildert, wie er das vermeintliche Konsumparadies im Westen mittlerweile erlebt. Auch wenn die grobklötzig-spartanische Visualisierung der Videos in keiner Weise mit dem westlichen Industrial-Light-And-Magic-Niveau mithalten kann, so stellen die schlichten, aber ergreifenden Texte des kleinen Mannes von der Ossi-Straße besagte Industrial-Light-And-Magic Produktionen dennoch in den Schatten.
„IRRTUM – Ihr wisst gar nichts von uns“:
„Brot und Spiele“:
Nachtrag – zur Kritik, warum ich Videos von so jemand „Unmöglichem“ wie C-Rebell-um verlinkt habe (@Alethia u.a.) :
Nun, ich habe nicht das gesamte Oevre von C-Rebell-um studiert und zweifellos ist er kein Ghandi oder Hermann Hesse, den man bedenkenlos politisch korrekt zitieren kann. Sucht man das Haar in der Suppe, dann könnte man im Übrigen überhaupt niemanden zitieren, nicht einmal Hermann Hesse. Denn obwohl ich persönlich mindestens 99,9% der Aussagen von Hermann Hesse als einen meiner Lieblingsautoren bedenkenlos unterschreiben könnte, so hat er etwa mit seinen Ansichten über das Recht des Menschen zum Suizid m.E. einen argen Hacker in die Welt gesetzt, aufgrund dessen unsere Gesellschaft womöglich schon viele Menschen unnötigerweise verloren hat. Wollte man die reale Konsequenz von Hesses diesbezüglicher Äußerung ebenso wie jener von Goethes „Leiden des jungen Werther“ statistisch evaluieren, man wäre wohl erschüttert. Wie wir wissen, war sogar Friedrich Nietzsche, wohl einer der brillantesten Denker seiner Zeit, in seinem Spätwerk vor geistiger Umnachtung nicht gefeit. Wenn also selbst die führenden Geister der deutschen Kulturgeschichte durchaus auch einige blinde Flecken haben, wie soll man dann von einem Rauhbeinrapper aus dem Baugewerbe erwarten, dass er ohne Makel ist?
Der Grat der Wahrheit ist in der Tat ein schmaler und man muss wohl täglich neu das Gleichgewicht herstellen, wenn man nicht nach links oder rechts abstürzen will (wobei das jetzt rein metaphorisch gemeint ist, denn in politischer Hinsicht sind die Veortungen ‚Links‘ und ‚Rechts‘ m.E. sowieso schon komplett verhunzt und daher ein Fall für die Tonne) – insbesondere dann, wenn man es wagt, dem schwarzen Loch ins Auge zu schauen, das heute alle Grundlagen unserer Zivilisation abzusaugen droht.
Dass ich Owe Schattauers / C-Rebell-ums Videos dennoch verlinkt habe, hat aber zwei handfeste Gründe:
1.) sind die zwei Songs m.E. astreine Zeitzeugendokumente über die Zeit nach dem Mauerfall bzw. Paradebeispiele für die Desillusionierung über das vormals strahlende westliche Konsumparadies aus der Sicht eines Ossis, der in diesem Konsumparadies sein Glück gesucht hat.
2.) Da ich selbst eher denkerisch veranlagt bin, habe ich früher immer abschätzig auf eher willensgeprägte Typen wie C-Rebell-um herabgesehen, die einfach so aus dem Bauch heraus manchmal recht grobschlächtig klingende Dinge heraussprudeln lassen, noch bevor der Kopf den bewegenden Gedanken ganz zu Ende gedacht hat. Diese arrogante Haltung habe ich inzwischen gründlich revidiert. Denn was ich momentan wahrnehme ist: Es herrscht allerortens eine massive Willenslähmung, und das, obwohl wir heute fähig sind, alle politisch-ökonomischen Abgründe messerscharf zu analysieren und auf höchstem akademischen Niveau aufzubereiten. Effekt: Null, Nada. Gleichermaßen üben wir uns darin, ironisch herumzuwitzeln und den Wahnsinn, der uns schon demnächst Kopf und Kragen kosten könnte, zu überspielen und als bloßes Kasperletheater darzustellen, über das man sich schenkelklopfend abhauen könnte.
Man nehme z.B. nur die wegen ihres Scharfsinns und hohen Niveaus so vielgepriesenen „Anstalt“-Sendungen: Ehrlich gesagt, kann ich das dauernde Satirisieren und neunmalschlaue Persiflieren nicht mehr ertragen. Der Anblick des Publikums, das die abgründigsten Themen des Weltgeschehens in demaskierter Form serviert bekommt und diese Tatsachen mit leuchtenden Augen, brüllend vor Lachen entgegennimmt, zwischen den Pointen aufgrund von delektiertem Dauerschmunzeln chronifizierte Gesichtskrämpfe erzeugend, erinnert mich an die Szenerie mittelalterlicher Königshöfe, wo es ein paar Hofnarren erlaubt war, sich über die Despotenherrscher und die dekadenten Zustände im Reich lustig zu machen, solange sie sich selbst zum ulkigen Narren machen. In dem Moment, wo jemand das, was der Hofnarr persifliert, mit aufrechtem Ernst vorgebracht hätte, wäre augenblicklich sein Kopf gerollt und man hätte ihn von der Bühne entfernt. Schon alleine die Bezeichnung „Die Anstalt“ zeigt ja bereits, dass man mit seinem Vorbringen in Wirklichkeit eine gewisse Grenze nicht überschreiten wird sondern sich vorauseilend im Klamauk-Genre verortet. Und in diesem nicht für voll zu nehmenden Genre lässt man den Akteueren gerne jede Narrenfreiheit: Sie dürfen dort trompeten, sich am Kopf stellen und die Könige verulken – die dann, wenn der Konfetti des lustigen Plunderabends wieder zusammengekehrt ist, aber weiterhin ihr gewonhtes Geschäft betreiben, d.h. ihre Untertanen ausbeuten und foltern, grausame Plünderungen von Nachbarländern planen und obszöne Feste mit schokoladeglasierten Schweinen feiern während die Armen vor den Toren der Paläste verrecken.
Und genau aus diesem Grund des Verreckens habe ich mir vorgenommen, in Zukunft einen feuchten Kehricht auf politische Correctness zu geben und mich hinsichtlich zitierfähiger Quellen nicht durch die Maulkörbe und Brandmarken limitieren zu lassen, die irgendwelche selbstgerechten Pseudo-„Linken/Intellektuellen“ verteilen, die sowieso alles, was nicht aalglatt, kubisch oder mechatronisch ist, mit den „Nazis“ in einen Topf werfen und damit einem echten gesellschaftlichen Dialog und Fortschritt den größtmöglichen Schaden zufügen. Ich habe genau aus diesem Grund ganz bewusst nicht nachrecherchiert, aber angesichts seiner grundsätzlichen Systemkritik und seiner unverhohlenen Worte hat C-Rebell-um wohl bestimmt schon den gesamten Rattenschwanz an Ditfurthianern und Psiram-Inquisitoren am Hals, die ihm das Etikett „Verschwörungstheoretiker“ auf den Rücken kleben wollen.
Zweifellos wird man in seinen Statements auch viel Unausgegorenes und Zweifelhaftes finden, das kritikwürdig ist und das als Argumentationsmaterial für gefährliche politische Ambitionen zur weiteren Sanktionierung von Hartz IV-Beziehern etc. verwendet werden könnte – wenn er als „Stimme des Zorns“ seine morgendlichen Wutausbrüche, mit denen er im Auto die Radionachrichten kommentiert, sofort unredigiert online stellt, dann ist ja auch nichts anderes zu erwarten, als dass in seinem Redeschwall auch einige Knorkse dabei sind. Und natürlich hat solche Cholerik ihre eigenen Gefahren und Fallstricke. Trotzdem könnten wir akademisch verbildeten Schöngeister uns gerade von dieser Impulsivität Schattauers eine Scheibe abschneiden: Er witzelt sich nicht bloß über den nackten Wahnsinn hinweg und duckst herum, sondern er ist aus tiefstem Grund heraus empört und schreit diese Empörung auch nach Leibeskräften aus sich heraus – weil er es nicht fassen kann, wie sich der Wahnsinn heute bereits demaskiert hat und vom Großteil der Menschen auch als solcher erkannt wird, aber die Leute trotzdem lieber weiterdösen und sich mit Illusionen betäuben wollen, also den Zug weiter Richtung Grand Canyon fahren lassen – auf hohem Niveau witzelnd und sich damit nonchalant darüber hinwegerhebend, bereit noch ein Selfie zu machen, sobald der Zug über die Klippe fährt – die Zeit bis zum Aufprall dann noch nutzend, um die „Likes“ zu zählen, die man von der Online-Community für seinen letzten Schuss erhält…
Und während wir im Kopf stecken bleiben und sich die sogenannten „Linken“ ihre Zeit damit vertreiben, um via Smartphone Friedensaktivisten als Verschwörungstheoretiker zu diffamieren, kommt Owe Schattauer ins ganz konkrete Handeln, organisert z.B. gemeinsam mit Dr. Rainer Rothfuß eine Friedensfahrt von Berlin nach Russland, um im Namen der Bürger zu demonstrieren, dass wir den mittlerweile höchst gefährlichen und von den Leitmedien geflissentlich eingetrommelten Konfrontationskurs der NATO in keiner Weise mittragen wollen („Wir machen da nicht mit. Wir machen den Frieden jetzt selbst … unsere Damen und Herren Volksvertreter finden anscheinend keinen Weg, mit dem russischen Volk zu kommunizieren. Im Gegenteil, man baut in dieser äußerst brisanten geopolitischen Lage völlig verantwortungslos auf Sanktionen und Konfrontation statt auf Kommunikation. Das müssen wir ändern. Es geht darum, nicht nur zu reden, sondern einfach zu tun.“ siehe http://www.free21.org/friedensfahrt-berlin-moskau-august-2016/)
Obwohl man also endlos Pros und Contras zu seiner Person finden könnte, so muss ich angesichts des bereits halshohen Wasserspiegels sagen: Gäbe es heute mehr Menschen wie Owe Schattauer, die mit einer gesunden Allergiebereitschaft auf den zur Normalität erklärten politisch-ökonomischen-ökologischen Wahnsinn reagieren (aus einem Gespräch mit Medizinern habe ich erfahren, dass HYPOTONIE, d.i. die mangelnde Reaktionsfähigkeit auf herandringende Allergene und Toxine eine viel bedenklichere – und heute weit verbreitete – Konstitution ist als HYPERTONIE, d.i. das sofortige Reagieren auf einen Reiz durch Hautrötung etc.), dann müssten wir nicht so wie heute dem Abgrund entgegensehen, sondern könnten einer konstruktiven, menschengerechten Zukunft entgegengehen. Denn besagter Wahnsinn kann nur dann blühen, wen wir herumducksen und den Kopf in den Sand stecken. In dem Moment, wo wir uns aufrichten, muss er dahinschmelzen wie ein Schneemann im Frühling.
Donnerstag, 19.11.2015. Eifel. So, da werde ich also ins Gefängnis gehen müssen. Anklage: Hochverrat. Puh – das wird dauern, bis man da wieder herauskommt. Von wem ich das weiß? Nun – von Gearoid O Colmain – einem politischen Autor in Paris. Sein Interview im russischen Fernsehen ist ja in aller Munde, auch seine Vermutung, dass bald gegen alle Kritiker („Verschwörungstheoretiker“) hart durchgegriffen werden wird, weil man sie mit den islamistischen Faschisten in einen Topf werfen wird. Schreckliche Dinge erzählt uns Gearoid da: berichtet von einer weltweiten globalen Operation, die Europa destabilisieren soll (auch durch Migrationswellen, die den Arbeitsmarkt destabilisieren und das Land spalten), von drohendem intellektuellem Terror, von niederschwelligem Bürgerkrieg.
Ich habe nun in den letzten Tagen einige Anfragen bekommen, die ich unmöglich alle einzeln beantworten kann, Fragen nach Folgen für unsere demokratische Zivilgesellschaft, Fragen nach den Gewinnern der Anschläge und Fragen nach dem Krieg. Ach ja – da begegnen wir ihm gleich, dem intellektuellen Terror, er kam sofort aus der Zeit (siehe Zeit):
Dritter Weltkrieg, totaler Krieg: Nach den Attentaten von Paris hat sich die Rhetorik verschärft. Sogar der Papst macht mit. Das vergiftet Europas Gesellschaften.
Ja, ungeheuerlich, oder? Man lernt viel in diesem Aufsatz: das Krieg nicht nur Blut und Tod bedeutet, sondern auch eine „diskursive Dimension“ hat, dass seine Semantik eine „globale normative Lesart“ hat: solche Wortmonster wirken wie intellektuelle Schlaftabletten fürs Großbürgertum: schlimm ist nicht der Krieg, sondern das Gerede über ihn. Die Toten in Afghanistan, Libyen, Syrien und dem Irak würden das etwas anders sehen – gern würden sie noch ein wenig die diskursive Dimension der Semantik genießen, doch leider sind sie einfach nur von Bomben zerfetzt worden. Ich fand allerdings einen interessanten Satz in dem Test, der mich an Gearoid O Colmain erinnerte:
„Sämtliche Kritiker werden pauschal als „Terroristen“ denunziert und rigoros gejagt. Die staatsnahen Medien verbreiten das Kriegsgetrommel durch markante Schlagzeilen, wuterfüllte Ansprachen der politischen Elite und großformatige Bilder eines Präsidenten, der zu allem entschlossen scheint.“
Das kommt uns bekannt vor, oder? Mir kam da auch gleich der zu allem entschlossene Gauck in den Sinn, wie er groß (und immer wieder) vom Krieg redet. Ich denke nur an Jutta Dithfurth und ihr Aluhutorchester, die pauschal die gesamte neue Friedensbewegung als Nazis diffamierte. Diffamierung? Die gezielte, böswillige Verleugnung anderer. Der Grund? Bei manchen Demos wurden rechtsextreme Menschen gesichtet, weshalb natürlich alle Friedensdemos Naziveranstaltungen waren. Kaum einer denkt in dem Klima der allgemeinen Hysterie noch daran, dass ein friedliebender Nazi (schon ein Widerspruch in sich, der Begriff: aber was soll´s) einem angenehmer sein kann als ein grüner Bomben- und Brandflaschenwerfer. Nur bezog sich dieses Zitat gar nicht auf Deutschland, sondern auf … Ägypten, wo ein Präsident mit dieser „Technik“ die gesamte Opposition ausschaltet. Sollen wir uns jetzt mal Gedanken machen, wie weit dieser Satz wirklich in Deutschland Realität ist? Haben Sie eigentlich registriert, dass gestern beim SWR eine kleine Sensation verkündet wurde (siehe SWR):
„Das Verwaltungsgericht gibt den Klägern recht – das Vorgehen der Polizei gegen Stuttgart-21-Gegner im Herbst 2010 war nicht rechtmäßig.“
Für den Kläger – das fast erblindete Opfer – gibt es jetzt eine Entschuldigung und etwas Bargeld. Wer aber forscht nach, warum Regierung und Polizei auf die wahnsinnige Idee kommen, in der gefestigten Demokratie des 21. Jahrhundert rechtswidrig hundert Leute zu verletzen? Was das für den Zustand unserer Demokratie aussagt, über das Selbstverständnis unseres degenerierten Verwaltungspersonals, mag jeder selbst entscheiden.
In diese Kategorie fällt auch die jüngste Aussage unseres Innenministers, der ein heiß begehrtes Fußballspiel (des Deutschen heiligste Kuh) absagte, aber darüber keine Details veröffentlichen wollte, weil das die Bevölkerung noch mehr verunsichern würde – sogar die Tagesschau empörte sich darüber (siehe Tagesschau):
„Aber ich finde es schwierig, unserer Regierung und unseren Geheimdiensten jetzt vorbehaltlos jenen Vertrauensvorschuss zu geben, um den Innenminister Thomas de Maizière bittet. Dazu ist für mich einfach zu viel passiert. Das Versagen der Dienste bei der Mordserie des NSU, die NSA/BND-Abhöraffäre – zwischen ungeheurer Inkompetenz und bedenklichen Kompetenzüberschreitungen ist bei mir viel Vertrauen verloren gegangen.“
Das interessiert den Innenminister aber nicht: der Deutsche hat ab sofort zu gehorchen und den Anweisungen der Geheimdienste kritiklos zu folgen: selbst wenn dafür das Fußballspiel gegen Holland ausfällt und alle umsonst nach Hannover gefahren sind. Und der Spiegel – schon lange zur Hauspostille der Konterrevolution degeneriert – setzt sogar noch einen drauf: hier der Leiter des Ressorts Meinung und Debatte, der öffentlich die Diktatur in Deutschland fordert (siehe Spiegel):
„De Maizière hat um einen Vertrauensvorschuss gebeten, und wahrscheinlich bleibt uns nichts übrig, als ihm und den Sicherheitsbehörden den auch zu gewähren. Etwas anderes können wir nicht tun, wollen wir uns nicht verrückt machen lassen vom Terror. Wir müssen darauf vertrauen, dass Behörden und Politiker im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten richtig entscheiden, also eine ständige und gute Abwägung treffen zwischen Sicherheit und Freiheit. Über die Gesetze, die Grundlagen dieser Entscheidungen, sollten wir sinnvollerweise alles wissen – und uns über ihre Sinnhaftigkeit streiten.
Aber die Details des nächsten kranken Terrorplots können wir denen überlassen, die sich beruflich damit beschäftigen, ihn zu verhindern. Vielleicht ist es besser, nicht alles zu wissen, was geschehen könnte, was geplant sein könnte, was droht – weil sonst der Alltag unmöglich würde.“
Gewäsch wie im Dritten Reich: vertrauen wir dem Führer, dann wird alles gut. Das Jungvolk beim Spiegel scheint völlig vergessen zu haben, was Demokratie heißt: WIR sind der Souverän und sind beständig über alles zu unterrichten … über jeden einzelnen Euro, den die Schlipskaste im Parlament verschleudert – und erst recht über ihre Kriegspläne.
Wir haben bis heute nicht verstanden, was der Nationalsozialismus eigentlich war, vor allem: warum er so erfolgreich war und solche Begeisterung hervorrief. Aus Gründen des Nationalstolzes wird dieses Thema weiterhin als Tabu behandelt, als Unglücksfall und Naturkatastrophe, für die wirklich niemand was konnte – weshalb wir völlig hilflos sind, wenn er in neuer Gestalt wieder auftaucht: diesmal als islamisch verkleidete Söldnerbande. Einer unserer Kommentatoren oder Kommentatorinnen hat zum letzten Artikel etwas ganz Entscheidendes beigetragen, eine Perspektive, die wir so nicht kennen – mit der Hitler aber mächtig geworden ist (siehe Nachrichtenspiegel, Kommentar „flurdab“):
„Ich warte eigentlich auf die lobenden Worte von Clement und Müntefering für die deutschen IS- Konvertiten, die aus prekären Verhältnissen heraus alles unternehmen, um ihre Hilfsbedürftigkeit zu beenden. Das ist doch der Grundgedanke der Hartz- Gesetze.
Raus aus der Verachtung und der „Hängematte“, rein in den prestigeträchtigen Vollzeitjob.
Der Arbeitgeber investiert in die Ausbildung der Arbeitnehmer und lässt ihnen Wertschätzung zu teil werden. Familiengründung ist gewünscht und wird unterstützt, das Vereinswesen ist geregelt, selbst im Todesfall des Arbeitnehmers wird die Familie weiter versorgt. Die Corporate Identity ist schlüssig und der Lohn nicht von dieser Welt und der Vertrag ist nicht befristet, also fast nicht.
Zeige mir bitte jemand eine Firma, die einem Hauptschüler ein vergleichbares Angebot macht.“
Eine coole Firma, diese „IS“. So wurde die SA groß: eine Uniform, einen Schlafplatz, Gemeinschaftsgefühl und ein Teller Suppe für jene, die niemand mehr brauchte. Feindbild gesetzt (der Linke, später der Jude, danach alle, die irgendwie anders waren): und schon lief die Sache. Nüchterne Kritiker der NS-Zeit sagen: darum hat man der NSDAP Geld gegeben – sie war der Garant für Krieg in Europa, an dem viele verdienen konnten. Da sind wir auch schon bei der Frage: wem nützt dieser Krieg in Europa. Aber halt: ist es überhaupt Krieg?
Auch bei Anne Will war man einhellig der Meinung, dass man doch mit diesem Gerede von Krieg aufhören sollte (siehe yahoo): Kopf in den Sand und weiter Spaß-TV gucken hat bislang noch alle Probleme gelöst. Warum wahrnehmen, dass Frankreich gerade den „niederschwelligen Bürgerkrieg“ ausruft … wie man ganz nebenbei erfährt (siehe Spiegel):
„Nach den Terroranschlägen von Paris verschärft Frankreich seine Sicherheitsgesetze. Die Nationalversammlung berät heute unter anderem darüber, den Ausnahmezustand in Frankreich über den 26. November hinaus auf drei Monate zu verlängern.
Die Verlängerung würde eine Reihe von Sonderregeln erlauben, unter anderem können Gruppen, die als „schwere Gefährdung der öffentlichen Ordnung“ eingestuft werden, sofort aufgelöst werden.“
Kriegsrecht … ist Krieg. Und Diktatur.
Krieg der Besitzenden (sprich: das rekordhaft selbstbereichernden Finanzkapitalismus) gegen das eigene Volk. Ausnahmezustand heißt: dort herrscht Kriegsrecht wie in einer Diktatur. Wie erfolgreich doch diese kleine Söldnerbande war: mit nur 8 Kämpfern erlegen sie 130 „Feinde“ und stehlen 66 Millionen Franzosen die Bürgerrechte – vielleicht für immer. Und die haben eine enorme Menge an Sympathisanten: die „Welt“ veröffentlicht gerade eine Analyse der positiven Twitternachrichten zu den Anschlägen (siehe Welt), die beängstigend ist: in der arabischsprachigen Welt genießen diese faschistische Söldnerbanden viel Sympathie. Das mussten jetzt auch Fußballfans merken, die eine Schweigeminute im Spiel Griechenland-Türkei abhalten wollten: sie wurden konfrontiert mit der Begeisterung türkischer Fans für die Mordbrenner (siehe Focus). Nun – wir Deutschen kennen das: die Waffen-SS genießt bei uns auch immer noch höchstes Ansehen – als unerschrockene, selbstlose Kämpfer, die zu allem entschlossen sind.
Man sieht: das Problem wird sich selbst dann nicht lösen, wenn man den IS militärisch zerschlägt: seine Sympathisanten sind schon längst über den ganzen Globus verteilt: wieder einmal schafft es eine Bewegung, alle Psychopathen der Welt zu vereinen: mit dem Versprechen, dass sie unter ihrem Banner all´ ihre perversen Gelüste hemmungslos ausleben können: vor allem Frauen und „Anderen“ gegenüber. Das – ist eine im Kern zutiefst faschistische Bewegung. Allerdings können wir darüber aktuell kaum reden, alldieweil ja die Kritiker dieser Bewegung bei uns „Faschisten“ genannt werden: der intellektuelle Terror ist bei uns schon lange angekommen.
Es sind eigentlich nur rein intellektuelle Fragen, ob es der Islam an sich ist, der den Krieg fördert (so sieht es aktuell eine Islamwissenschaftlerin, siehe Deutschlandfunk) – ebenso könnte man (wie es weite Kreise innerhalb der USA auch tun, weil sie den bösen Deutschen für ihre Legendenbildung des „Wir sind die Guten“ dringend brauchen) alle Deutschen pauschal als Nazis ansehen, weil hier der Faschismus Staatsmacht erlangen konnte. Es ist schick, „Monotheismus“ als Grundlage allen Übels ausfindig zu machen (wie der syrische Dichter Adonis, den die „Zeit“ aktuell ausgegraben hat, siehe Zeit), wobei ganz übersehen wird, dass diese Religionen schon lange Ziel des „intellektuellen Terrors“ geworden sind:
„Man versuche einmal, in einem der kommerziellen Fernsehkanäle der USA oder in den zumeist zynisch säkularistischen Filmen Hollywoods eine Darstellung eines religiösen Themas zu finden, die frei wäre von Herablassung oder Hohn, ein Portrait frommer Menschen, das religiöse Inbrunst ohne Fanatismus zeigen würde, oder eine Studie über transzendentalen Glauben, die ohne milden Spott auskommen würde. Das Kabelfernsehen bietet den christlichen Missionspredigern zwar ein Forum, doch die Popkultur von McWorld macht sich über diese Form der christlichen Mission zumindest unterschwellig ebenso lustig wie etwa über die religiösen Überzeugungen von Präsident Bush“ (aus: Imperium der Angst, Benjamin R. Barber, dtv, Oktober 2007, Seite 211).
Hier läuft schon lange ein Kreuzzug, der eines der elementarsten Grundrechte der Menschen offen angreift: die Religionsfreiheit. Und wie sähe die Lösung dieses „Notstandes monotheistische Religion“ aus? Letztlich gibt es nur einen Weg, solche Ideen zu eleminieren, der Faschismus in Deutschland hat ihn vorgelebt: da man die Ideen nicht aus den Köpfen bekommt, müssen die Köpfe entfernt werden.
Wir kehren nach wie vor zu wenig vor der eigenen Haustür, sind eine unreligiöse und damit (ganz wie „der Führer“ es wollte) gewissenlose Kultur geworden – und gleichen damit einem Benzinfass, in das man nur ein Streichholz werfen muss, um es zur Explosion zu bringen. Genau diese „Popkultur von McWorld“ (die nur Reiche genießen können) war der gemeinsame Nenner der Anschläge vom 13.11.2015 – und die Regierungen der Länder bemühen sich nun, dem Anschlang zum Erfolg zu verhelfen: deutsche Soldaten sollen in Syrien „den Feind“ bekämpfen (siehe Spiegel), der Einsatz der Bundeswehr im Inneren wird gefordert (siehe Neues Deutschland), während Frankreich in Syrien Zivilisten zusammenbombt, weil da vielleicht mal IS-Kämpfer waren (siehe Tagesschau): also die gleichen Methoden anwendet wie die „Feinde“, sich aber einfach mal a priori als „besser“ dünkt: der Rassismus des weißen Mannes wurde nicht von Gruppen wie Pegida in die Welt gesetzt, er ist hier schon seit Jahrhunderten fest verankert.
„Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ leben wir hier immer noch gerne aus – erst letztens waren Arbeitslose das Ziel das deutschen Alltagsfaschismus. Wer sich noch daran erinnert, wie begeistert alle waren, als die ersten Ostdeutschen in den Westen strömten, wird aktuell innehalten: aus den „Brüdern und Schwestern aus dem Osten“ ist inzwischen längst der dumme, faule, rechtsradikale Ossi geworden – ein Schicksal, dass den Flüchtlingen in Deutschland auch bevorsteht, wenn die Spaßgesellschaft merkt, dass ihre Arbeitskraft nicht profitabel in kapitalistischen Kreisläufen genutzt werden kann. Dann werden auch sie merken, das wir immer noch geübt sind in Orgien „gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“ und gierig darauf sind, wieder Menschen brennen zu sehen – man schaue sich nur den Hass an, der sich momentan gegen „Pegida“ richtet (und wohinter sich eine enorme Portion Rassismus gegen den „Ossi“ versteckt): der Ruf, sie nach Ausschwitz zu schicken, wurde schon vernommen. War allerdings ein „guter“ Mensch, weshalb das kaum groß thematisiert wurde. Außerdem hatte er ja nur Spaß gemacht. Haha. Selten so gelacht.
Wem nützt der Krieg? Ganz einfach: allen, die daran verdienen. USA, Russland und Deutschland machen Bombengeschäfte mit Waffenverkäufen. China auch. Wem nützt der Krieg in Europa? Allen, die durch Europa wirtschaftliche Konkurrenz haben – was nicht automatisch heißt, dass jeder von denen gleich Söldnerhaufen losschickt, um Konflikte anzuheizen – aber der Enthusiasmus, die Kriege zu befrieden wird durch den ausbleibenden Gewinn sich nicht voll entfalten.
Wie könnte man ihn aufhalten, die IS stoppen … und ihre hundert Nachfolgeorganisationen, die noch kommen werden, um – unter anderem – ihre Religion vor der völligen Vernichtung zu schützen?
Ganz einfach: baut Siedlungen für die Bevölkerung in Afrika – im Norden wie im Süden – baut Autobahnen zwischen ihnen, gebt den Leuten ihren Volkswagen und ihren Volksempfänger … und es wird Frieden herrschen im Land – Hitler hat das vorgemacht, allerdings mit anderer, übler Absicht. Wohlstand – bringt Frieden mit sich, weil er die Lust auf Krieg im Keim erstickt. Wer nichts zu verlieren hat, kann nur alles gewinnen, wer viel zu verlieren hat, zögert schneller, wenn nach Freiwilligen für den Bombengürtel gesucht wird. Auch die Flüchtlingskrise wäre sofort gelöst. Geld genug – ist dafür da. Es wird durch die Maschinerie des Finanzkapitalismus täglich aus den Völkern gesogen und auf Steueroasen in Sicherheit gebracht, damit kein Frieden herrschen möge.
Völlig verrohten Gesellschaften jedoch kommt diese Lösung nicht in den Sinn, sie schreien nach Bomben und Tod, nach Vergeltung und Rache, nach Strafe und Sanktionen und sind somit ein Spiegelbild des „nihilistischen Todeskultes“, den die oben zitierte Wissenschaftlerin im Islam verortet (siehe Deutschlandfunk).
40 Staaten finanzieren den „islamischen Terror“ – sagt Putin nach Analyse russischer Geheimdienstdaten (siehe rt-deutsch). Er sagt dabei nichts Neues. Ebensowenig dürfte es neu sein, dass der Kampf gegen die Unterstützer der internationalen Söldnergruppe (bekannt als: „Terrororganisation“) so gut wie gar nicht voran kommt, wir den Krieg gegen den Terror aber rein finanziell verlieren werden: er wird für uns unbezahlbar. 10 000 Dollar kostet ein erfolgreicher Anschlag im Durchschnitt (siehe Zeit) – die Flugstunde eines Natojets kostet bis zu 74 000 Euro (siehe N-TV): das Spiel wird enden wie das Totrüsten der USA gegen die Sowjetunion.
Kurz gefasst: ja, wir haben Krieg. Unterstützer aus 40 Staaten kaufen Söldner ein (sehr zur Freude von Toyota, die ihren Absatz dort enorm steigern konnten, siehe Jahresbericht bei Toyota-Global, – auch wenn die Firma strikt dementiert, der IS Toyotas zu verkaufen, siehe Spiegel), die einen krisenfesten Vollzeitjob mit Firmenwagen und einem interessanten Sozialpaket für die ganze Familie erhalten. Diese Söldner zerstören nachhaltig und unaufhaltsam die Strukturen der Zivilgesellschaft, die dann nicht mehr in der Lage ist, dass Kartell der internationalen Finanzgangster zu bekämpfen.
Ja, wir müssen jederzeit mit irrationalen Anschlägen auf alle Einrichtungen der demokratischen Zivilgesellschaft rechnen – allerdings nicht auf Kasernen, Konzernzentralen und Regierungsbehörden. Warum nicht, gibt mir auch zu denken – aber die primären Terrorziele einer echten terroristische Bewegung bleiben halt unangetastet. Ja, wir müssen mit verstärktem Terror rechnen – vor allem intellektuellem, nicht-islamischem Terror, wie ihn Matthias Matussek erfahren hat. Eine Facebook-Äußerung hat ihm seinen Job gekostet. Er schrieb (siehe Meedia):
„Ich schätze mal, der Terror von Paris wird auch unsere Debatten über offene Grenzen und eine Viertelmillion unregistrierter junger islamischer Männer im Lande in eine ganz neue frische Richtung bewegen..“
Dabei brauchen die Söldner gar keine Flüchtlinge. Ihre Unterstützer wohnen schon längst in Europa. Ihre Schulen lehren ganz offen „Judenhass und Handabhacken“ (siehe Spiegel), ihre Regierungen sind hochwohlgelobte Kunden unserer Waffenindustrie (siehe Waffenexporte.org).
Soviel zu den Gewinnern im Krieg.
Die Verlierer im Kampf der Kulturen?
Sie.
Ihnen schicken internationale Finanziers Söldner ins Haus, weshalb die Regierung Ihre Freiheiten einschränkt, ihren finanziellen Spielraum (und somit den Umfang ihrer Lebensäußerungsmöglichkeiten) beständig weiter durch Steuern und Versicherungen (zum Wohle der „Anleger“) verkürzt und ihre Kinder im Ausland als Kanonenfutter verheizen möchte. Dann erzählt man Ihnen noch, dass die Religion im Allgemeinen und der Islam im Besonderen Schuld daran sind und schon haben Sie nichts dagegen, wenn dort Bomben auf Zivilisten fallen, weil die ja unbelehrbar böse sind – es sei denn, sie suchen hier Asyl. Wer sein Unbehagen darüber ausdrückt: ja, der ist aber auch gleich ein „Nazi“, hier feiert die Blödheit der Generation Doof endlose Triumphe. Doch wer auf die Lösungen der Konflikte verweist, der ist noch schlimmer als ein „Nazi“: der ist ein Kommunist – und die gehen ja wirklich gar nicht, da ist sich ganz Deutschland einig. Deshalb gibt es (vom europäischen Gerichtshof für Menschenrechte 1995 als Verstoß gegen die Menschenrechtskonvention verteilte) Berufsverbote für Kommunisten – aber nicht für die vom Verfassungsschutz finanzierte NPD. Sie finden aber keine Linken mehr, die sich darüber aufregen.
Zum Abschluss der vielen Worte noch ein Aufruf … zu einer Schweigeminute für ein elfjähriges Mädchen, dass sich aktuell auf einem Markt in Nigeria in die Luft gesprengt hat (siehe Focus). Da wirken Kräfte, die man mit Flugzeugbomben nicht befrieden kann. Aber mit Wohlstand für alle – den wir ganz schnell und einfach in die Welt fließen lassen könnten. Reich genug dafür sind wir.
PS: zu den „internationalen Finanzgangstern“ sei nur kurz eins gesagt, bevor wieder Diffamierungen von beiden Seiten kommen: es sind kaum Juden unter ihnen. Es ist – wie der IS-Terror oder der Nationalsozialismus – eine globale Bewegung, eine, die nur dem Mammon dient – und ganz gruselige Ziele hat, über die wir noch gesondert reden werden. Da steht uns die Widergeburt des NS-Herrenmenschen bevor … eines Herrenmenschen mit Superkräften. Aber dazu … später mal mehr in diesem Theater.