Montag, 14.12.2015. Eifel. Dieses Jahr wird noch vielen in Erinnerung bleiben – noch über Jahrzehnte hinaus. In diesem Jahr endete die offene Gesellschaft in Deutschland, verwandelte sich in eine totalitäre, autoritäte Masse, die – wir kennen das schon aus der Geschichte – sich hauptsächlich selbst belauert, selbst denunziert, neue Menschen- bzw. Hexenjagden veranstaltet zur Unterhaltung und zum Nutzen einer Elite, die von Jahr zu Jahr unverschämter in die Kassen greift. Ziemlich doof, wenn man mich fragt: eine eine solche … doofe … Generation macht ja jetzt Politik. Angst macht sich breit in diesem Land: Angst, von einem wildgewordenen Mob der wahnhaften Idioten angeprangert und angegangen zu werden, Angst, von der Millionärspresse als „unerwünschte Person“ definiert zu werden: mit allen Folgen für Leben und Beruf, die solche Definitionen mit sich bringen.
Noch ist man dabei, zu sortieren, wer alles zu den „unerwüschten Personen“ gehört, zu jenen, die aussortiert, selektiert gehören, weil sie den Alltag stören. Noch ist man sich nicht ganz sicher, wer alles „an die Wand“ gehört, aber sicher ist schon: man hasst mit aller Kraft jene, die angeblich Hassparolen verbreiten. Ob sie dies wirklich tun, ist egal – es reicht, dass es von ihnen behauptet wird. Das unausgegorene, dümmlliche Vorurteil ist wieder Haupttriebkraft jeder Politik geworden und ein bildungsferner, unkritischer Mob geifert mit, beständig auf der Suche nach neuen Opfern. Wir dürfen zusehen bei diesem Selektionsprozess, der den Säuberungen im Hitlerreich ebenfalls schon mal vorrausging; die Elite träumt mal wieder von einer Zeit, wo „die anderen“, die „Fremden“, die „Juden“, das ganze Gesochse endlich mal angegangen werden kann, wo man endlich wieder einmal seinen eigenen Lebensfrust straflos an anderen auslassen darf.
Höre Sie einfach mal genau zu, wie man sich auf den Feind einschießt: Deutschlands politisches Leitmedium ist gerade voll in Aktion (siehe Spiegel):
„An diesem Wochenende soll vor dem Kanzleramt in Berlin wieder demonstriert werden. Es geht gegen den deutschen Kriegseinsatz in Syrien, gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung und gegen irgendwas mit Amerika. Interessant ist, welch breites Bündnis von ganz rot bis sehr braun zur Teilnahme aufruft. Selbsternannte Abendland-Patrioten schreiten Seit an Seit mit Putin-Fans, Neonazis mit Anhängern der Linkspartei, Israel-Gegner mit Islam-Hassern.“
Niemand demonstriet gegen „irgendetwas mit Amerika“ – aber was soll man sich denn überhaupt noch mit den Argumenten der Bürger auseinandersetzen, wenn man doch schon sein eigenes, kleinbürgerliches Vorurteil geschmiedet hat: die sind alle unerwünschte Persönlichkeiten – die … und noch viele andere mehr, die Aufzählung nimmt kaum ein Ende:
„Deutschland ist dabei, seine politische Mitte zu verlieren. Die neuen Wutbürger kommen aus allen Teilen der Gesellschaft. Es sind wertkonservative Intellektuelle darunter, fromme Christen, linke Globalisierungsgegner und radikale Pazifisten. Es ist ein Aufstand der Verängstigten, denn sie alle eint die Sorge vor dem Fremden und das Misstrauen gegenüber den Eliten.“
Intellektuelle, Christen, Pazifisten, Linke: schon der alte „Führer“ konnte mit diesem friedliebenden Pack nichts anfangen – die neuen ebenso wenig. Natürlich eint sie alle nicht die „Sorge vor dem Fremden“ – aber das ist ja auch egal für das eigene Vorurteil: wer soll einen schon groß aufhalten, wenn man für die Millionärspresse schreibt und von ganzen Anwaltsbrigaden geschützt wird: die Arroganz der Macht wird immer unverhohlener öffentlich demonstriert – das spricht für die Qualität der Gespräche hinter den Kulissen. Deutschland zieht wieder in den Krieg, die ganze Elite verdient gut daran. Wer dem entgegensteht, gehört entmenschlicht. Lager, in denen diese Menschen zum Zwecke der Besinnung konzentriert werden, folgen noch.
Die Elite verdient daran? Nun – ohne die deutschen Waffen wäre die IS ziemlich zahnlos, so jedenfalls urteilt Amnesty International (siehe FAZ). Und wir pumpen noch immer mehr Waffen hinein, an denen wir exzellent verdienen – schon jetzt können sich unsere Staatssekretäre wieder auf tolle „Incentives“ der Rüstungsindustrie freuen: solange der Rubel rollt, ist für die „Elite“ genug da. Seltsam eigentlich, wie sich diese Elite selbst definiert: Intellektuelle, Christen, Pazifsten und Linke scheinen nicht dazu zu gehören – darf ich daraus schließen, dass man eher antichristlich gesprägt ist, eher blöde und kriegsverherrlichend eingestellt und damit stramm ultrarechts und extrem menschenfeindlich?
Mag sein, dass das der Grund ist, weshalb die Mehrheit des deutschen Volkes keine Demokratie mehr erkennen kann? Es gibt noch andere Daten dazu – außer dem gepflegten Vorurteil des Spiegel-Kommentators (siehe Handelsblatt):
„60 Prozent aller Deutschen empfinden den Einfluss der Wirtschaft auf politische Entscheidungen als zu hoch. Der Wähler sei dabei mehr und mehr außen vor. Das Ergebnis einer breit angelegten Studie ist besorgniserregend.“
Das war im Februar 2015. Hat diese Studie irgendeine Resonanz gehabt? Auch nur eine kleine? Als Deutschland noch eine klar erkennbare Demokratie war, wären sofort Parteien, Kirchen und Verbände ausgeschwärmt, um diese Enwicklung zu studieren und ihr entgegen zu wirken. 2015 jedoch: interessiert sich die „Elite“ kein bischen dafür.
Wie definiert sich eigentlich diese Elite selbst? Nun – ich gehe mal davon aus, dass sie mit Intellektuellen, Christen, Pazifisten, Linken nichts gemein hat – und auch nicht mit den Freunden Israels. Ja – das verwundert etwas: in den Reihen der oft als „rechts“ verschrieenen „Pegida“ findet man wehende Israel-Fahnen – natürlich nur aus Tarnungsgründen, wie das Vorurteil der Millionärspresse zielsicher lautet (siehe Spiegel). Die haben jetzt Neonazis zu sein – ob die wollen oder nicht. Die echten Neonazis jedoch – findet man woanders: in der Millionärspresse selber (siehe Berliner Zeitung):
„Bereits am 21. Februar 2014 hatte die Süddeutsche Zeitung den Trend gesetzt. Damals druckte sie eine Karikatur, die Zuckerberg als Krake mit Hakennase zeigte, mit Löckchen, fetter Gierlippe und blitzend-hervortretenden Raffäuglein. Der Spiegel berichtete damals kritisch. Jetzt bezeichnet Sascha Lobo, ein Kolumnist von Spiegel-online, Zuckerberg „als erste Stütze und größten Nutznießer eines Systems, das unbedingt kritikwürdig ist“. Lobo beschimpft ihn als einen, der „mehrdeutigen Grundsätzen“ folgt, „die Ökonomisierung von allem nicht als Problem, sondern als Lösung betrachtet“ und – besonders verwerflich – listig „getarnt“ nur nach einem trachtet, „die gesamte Menschheit zu Facebook zu holen“.“
Der Führer hätte seine wahre Freude daran: die Elite der Millionärspresse einträchtig im antisemitischen Gleichschritt – und keinen störts. Nun ja – der Berliner Zeitung ist dies aufgefallen. Während Pegida mit Israelfahnen durch Dresden zieht, bemerkt der Berliner Kurier, dass es eine „schlimme Wiederkehr finsterer Zeiten“ gibt: Gewalt gegen Juden wird wieder gesellschaftsfähig (siehe Berliner Kurier). Wo bleibt da der Aufstand der „Gutmenschen“? Nun – wer Intellektuelle zum Feind erklärt, weiß, wo er steht: „Generation Doof“ verherrlicht sich gerne selbst.
Sicher – sie kann schöne Worte aufschreiben (siehe Spiegel):
„In diesen schönen Worten zeigt sich: Es ist das Wesen der Vernunft, dass sie sich selbst erkennt, in ihren Wahrheiten, in ihren Werten, die dann auch keiner Begründung mehr bedürfen.Die Vernunft schafft sich ihre Ordnung selbst. Die Gleichheit ist so ein vernünftiger Wert, auf der Gleichheit baut alles auf, aus ihr erwächst die Toleranz.“
Wichtige Worte, auf die unsere ganze Kultur beruht: aus dem Wert der Gleichheit wächst die Toleranz. Wir können dem Autor auch noch einen Schritt weiter folgen:
„Und jeder Politiker, jeder Forumspöbler, der das Schicksal der Flüchtlinge diskutiert, ohne diese grundsätzlich Gleichheit zu akzeptieren, kündigt damit das Versprechen der Vernunft auf, auf dem die Demokratie beruht.“
Und hier … ist unsere Gemeinsamkeit auch gleich zu Ende. „Forumspöbler“ – kennt man nur bei der „Elite“. Die Vernunft fordert uns nicht nur auf, politische Flüchtlinge als „gleich“ anzuerkennen, sondern auch den politischen Gegner, die „Intellektuellen, Christen, Pazifisten, Linken“ – ohne ihnen zu unterstellen, sie würden unter dem (historisch völlig falschen) Begriff „Querfront“ eine geheime Allianz der Staatsfeinde zum Zwecke des Umsturzes bilden. Wir müssen auch noch mehr als „gleich“ ansehen: zum Beispiel die, die gegen „irgendwas mit Amerika“ demonstrieren. Schön wäre, wenn man sich auch mal informiert hätte, wogegen die eigentlich demonstrieren, bevor man sie verurteilt: aber wer „gleich“ ist und wer nicht, ist halt inzwischen reine Entscheidungssache der Elite.
Gerne summiert man diese Menschen auch unter dem Titel „Verschwörungstheoretiker“, verleiht ihnen einen „Goldenen Aluhut“ unter Applaus von Stern, Focus, Spiegel-Online, DerWesten, Deutschlandradio, Bild, Rolling-Stone und anderen mehr (siehe Der goldene Aluhut), ein Preis, der aufzeigen soll, wer „der Doofste im ganzen Land“ ist (siehe Spiegel): dass dieser Preis die politische Qualität eines Judensterns hat, fällt in einer Branche, die bei dem Namen „Zuckerberg“ gleich in alte antisemitische Reflexe verfällt, kaum noch weiter auf. Entsprechend qualifiziert ist auch das Gremium, das sich diesen Judenstern ausgedacht hat: ein Mechatroniker, ein Krankenpfleger, ein Ingenieur für Informationstechnik, ein Jurastudent, ein IT-Systemelektroniker und ganz vorne: eine Frau ohne nähere Berufsbezeichung, aber einem breiten Spezialwissen über … na, eigentlich alles, von Medizin, Psychologie, aktuelles Zeitgeschehen bis Homöopathie (siehe Goldener Aluhut). Sie hat auch selbst recht merkwürdige Ansichten, die sie in einem Interview ganz keck verbreitet (siehe Wired):
„Anstatt manchmal zu akzeptieren, dass die Welt scheiße ist und es Kriege und Krankheiten gibt — und es dafür keinen Grund gibt —, werden Verschwörungstheorien erfunden.“
Ja – das ist die Ponyhofwelt der Generation Doof: wir sollten halt einfach aktzeptieren, dass es Kriege gibt – und wer das nicht kann und will, bekommt einen Aluhut. Hier wird Wahn zum Gesetz – aber vielleicht braucht man dafür etwas mehr Bildung, als es das Leben der vielgelobten, sich selbst als omnipotent empfindenen Protagonistin her gibt: Kriege … kommen nicht einfach so. Kriege werden – ganz anders als Naturkatastrophen – einzige und allein von Menschen gemacht. Menschen denken sie sich aus, bereiten sie vor, bewaffnen sich dafür und beschließen dann, „das Krieg ist“. Jeder einzelne Krieg der ganzen Menschheit läßt sich detalliert auf Entscheidungen von Menschen zurückführen: und aufgrund dieser Erkenntnis haben wir die Geisteswissenschaften erschaffen, die nur einen einzigen wirklichen Zweck haben: den Krieg zu verhindern, in dem man versteht, warum Menschen ihn veranstalten. Einfach zu akzeptieren, „das es Kriege gibt“, wirft uns zurück in den blinden Aberglauben vorchristlicher Zeiten, in denen man noch Kriegsgötter hatte, die ihn mit Macht in die Welt setzten.
Wer das nicht versteht, darf sich einfach mal vorstellen, was vom „Krieg“ übrigbleibt, wenn keiner hingeht.
Der Massenmord an einer Million Iraker: egal, Hauptsache man hat Spaß und kann sich über andere lustig machen.
Schade, dass Bildung so selten geworden ist in diesen Zeiten. Insofern ist es aber verständlich, dass die Kinder vom Goldenen Aluhut auch in Frage stellen, ob „Theologie“ überhaupt noch an Universitäten gelehrt werden soll – wir merken, da reiht sich jemand gerne ein in die Querfront jener, die Intellektuelle, Christen, Pazifsten und Linke als Feind der kriegsführenden Gesellschaft verstehen und sie gerne selektieren möchten. Klar ist: wer der Regierung widerspricht, lebt ihm Wahn – so der Titel eines Filmes im ZDF über „Verschwörungstheorien“. Im Interview mit einem der Filmmacher wird deutlich: von der offenen Gesellschaft hat man sich weit verabschiedet (siehe Berliner Morgenpost):
„Natürlich machen wir uns auch über das Thema lustig. Es fällt einfach schwer, das ernst zu nehmen, weil alles so abstrus ist.“
Wenn etwas ernst zu nehmen schwer fällt, kann das einfach an mangelnder Bildung liegen: dass die Erde eine Kugel ist, wurde ebenfalls lange Zeit verfolgt und belächelt.
Wäre man eher an Bildung als an naiven Vorurteilen interessiert, hätte man wahrnehmen können, dass es zu „Verschwörungstheoretikern“ schon wissenschaftliche Arbeiten gibt (siehe Forschung und Wissen):
Eine Forschergruppe aus den U.S.A. und Großbritannien, hauptsächlich bestehend aus Psychologen und Gesellschaftswissenschaftlern, haben eine neue Studie vorgestellt, welche darauf schließt, dass Verschwörungstheoretiker entgegen allen Mainstream-Stereotypen vernünftiger sind als Menschen, welche die offizielle Version nicht hinterfragen und umstrittene oder beschrittene Ereignisse einfach akzeptieren.
Umstrittene Ereignisse wie … Krieg, zum Beispiel. Diese Studie über eine vernunftbegabte, kritische Gegenkultur hatte auch noch ein interessantes Nebenergebnis:
„Die Gruppe der Menschen, die der offiziellen Version glauben – welche im Internet eine deutliche Minderheit darstellt – reagiert auf die Kommentare anders Denkende oftmals verärgert, angewidert oder gar aggressiv. Die Forscher vermuten dahinter Frust, dass die Aussagen der alteingesessenen Mainstream-Medien unter Verschwörungstheoretikern nicht mehr akzeptiert werden.
In der Studie heißt es, dass „Menschen, welche die offizielle Darstellung über den 11. September favorisierten, im Allgemeinen einen feindseligeren Ton anschlugen, wenn sie versuchten, Andersdenkende zu überzeugen“.“
Der Hass … ist auf Seiten des Mainstream. Dort – und nur dort – gibt es faschistoide Erscheinungen wir den „Goldenen Aluhut“ und Geseiere über „irgendwas mit Amerika“. Die Autoren dieser seriösen Studie gehen sogar noch weiter:
Der Politikwissenschaftlers Lance deHaven-Smith erklärt, dass dies mit der CIA-Kampagne mit dem Begriff „Verschwörungstheoretiker“ zusammen hängt. Mit dieser Kampagne soll angeblich der Name Verschwörungstheoretiker bzw. Verschwörungstheorie in der Öffentlichkeit lächerlich gemacht werden. So werden Menschen, welche die offizielle Version einer Regierung anzweifeln, öffentlich als Spinner angesehen und man schenkt ihnen so kein Gehör. Laut Lance deHaven-Smith ist dies wohl eine der erfolgreichsten Propaganda-Initiativen aller Zeiten.
Der goldene Aluhut: ganz offen ein Auswuchs von Geheimdienstpropaganda. Keiner merkts – mangelnde Bildung zahlt sich halt aus.
Sind diese einzelnen Erscheinungen der Generation Doof noch als Ausfallerscheinungen moderner Bildungspolitik zu sehen, wird es gefährlicher, wenn eine ganze Partei offen das Ende der demokratischen Kultur fordert (siehe Spiegel):
„Nach der 74,3-Prozent-Schlappe für SPD-Chef Sigmar Gabriel war es sein Stellvertreter, der am Samstagmorgen nun zur Geschlossenheit mahnte: „Wir müssen aufhören mit der Misstrauenskultur in der SPD“, sagte Ralf Stegner. Es müsse Schluss sein mit den Vorwürfen, dass die Sozialdemokraten das eine sagen und das andere tun. „Nur eine selbstbewusste SPD, die die Gegner nicht in den eigenen Reihen sucht, hat Chancen, auch Dinge durchzusetzen. Das sollten wir uns merken.“
Nur: es geht nicht darum, irgendetwas durchzusetzen, weil man sich selber toll dabei fühlt: es geht darum, dass Beste für das Volk zu tun – das ist der Auftrag der Basis. Wer mit Worten wie „Misstrauenskultur“ den Gegner psychische Schwäche diagnostiziert, hat sich ganz weit entfernt von den Forderungen der Vernunft für ein demokratisches Miteinander … und fordert unverhohlen einen Führerkult zwecks Machterhalt.
Doch es kommt noch schlimmer: zum Erhalt der Meinungshoheit über „das Pack“ gibt es offene Allianzen zwischen Konzernen und Regierung, um „genehme Meinung“ zu generieren (siehe Spiegel):
„Er sei dankbar, sagte der Minister, dass Facebook seine Verantwortung wahrnehme. Und er werde eine Arbeitsgruppe gründen, nicht nur mit Facebook, sondern mit anderen sozialen Netzwerken, mit NGOs und „der Politik“. Es soll wieder eine Debatte über den Hass im Netz werden.“
Nun: gemeint ist natürlich nicht der Hass der Regimetreuen gegen die Skeptiker – denen sehr Unwohl wird angesichts der gewünschten Allianz von Regierung und Konzern gegen das Volk … eine Allianz, die einigen Faschismustheoretikern zufolge ein zentrales Definitionsmoment für Faschismus ist.
Nun – vielleicht gibt es in den USA noch einen anderen Freiheitsbegriff – vielleicht sogar erst Recht im Reich des Herrn Zuckerberg. Doch in Deutschland: da gibt es einen Bürgerkrieg gegen die Vernunft, einen Bürgerkrieg gegen die offene Gesellschaft – in der jeder und jede alles und jedes glauben darf: auch über Einhörner. Es darf auch jede und jeder seine Meinung sagen – auch über Flüchtlinge. In einer offenen Gesellschaft muss man das ertragen können: sonst ist man schnell viel faschistischer als jene, denen man unterstellt, so zu sein. Und 2015 scheint mir das Jahr zu sein, in dem sich die Masse der Journalisten von der offenen Gesellschaft verabschiedet hat – zugunsten von … etwas anderem.
Vielleicht … irgendwas mit Amerika.
PS: ein Nachwort noch für die ganz Doofen. Dass wir uns für den Wert der Meinungsfreiheit einsetzen, heißt nicht, dass wir alle Meinungen teilen, die unbequem sind. Angesichts von 70000 jährlichen Toten durch Nebenwirkungen und Ärztepfusch wäre für diese Menschen „Einhornmedizin“ eine clevere Alternivative gewesen. Jedenfalls … bringt die weniger Leute um. Und darüber … können wir gerne lange diskutieren. Der Autor dieser Zeilen hat 17 Jahre Pharmaindustrie hinter sich und kann da viel Material beibringen. Reichsbürger … sind da ein anderes Thema (doof – erläutere ich später). Flüchtlingskritiker sind nicht automatisch rechtsextrem, viele von ihnen haben nur zu viele Mainstreamsendungen über den „Islamischen Staat“ gesehen – oder Mein Kampf der Kulturen gelesen. Für die Folgen dieser Sendungen sind aber nicht die Informierten allein verantwortlich. Und weiße Balkenmuster am Himmel ärgern mich als Fotografen: egal, was drin ist. Ich lasse mir da ungern einreden, dass die eigentlich gar nicht da sind. Wäre so, als müßte ich akzeptieren, dass die Erde wieder eine Scheibe sei.
Wer wissen will, woher die Skepsis gegenüber der „Elite“ kommt, sei auf diese aktuelle Nachricht verwiesen (siehe Spiegel):
Die Finanzbehörden haben nach einem Medienbericht belastendes Material über mehr als hundert Banken und Fonds gesammelt, die den Fiskus mit dubiosen Aktiendeals um mehr als zehn Milliarden Euro betrogen haben sollen. Etlichen Instituten drohten Razzien
So werden Gelder generiert, mit denen man im „Spiegel“ Anzeigen schalten kann und so den Redakteuren Traumhonorae ermöglicht. So – schließt sich der Kreis. Oder?
Jedes Jahr dasselbe: Bundeskanzler wagt Neujahrsansprache. Dank der noch stark alkoholisierten Mitbürger bekommt kaum einer mit, worum es da geht. Darum konnte man ja schon mal eine ältere Kohlansprache fürs neue Jahr nochmal senden, ohne das einer was gemerkt hätte:
Besondere Berühmtheit erlangte die TV-Neujahrsansprache von Bundeskanzler Helmut Kohl, die das Erste Deutsche Fernsehen am 31. Dezember 1986 ausstrahlte: Statt der aktuellen Aufzeichnung wurde die Rede vom Vorjahr 1985 gesendet – nach Angaben des Ersten und des Norddeutschen Fernsehens aus Versehen.
Seit 1970 ist das so – und kaum einer macht sich Gedanken darüber, was da eigentlich geschieht.
Nehmen wir einmal an, wir wären reiche Erben und hätten eine Firma. Weil wir uns nicht immer um alles gleichzeitig kümmern können, stellen wir Leute ein, die die Verwaltung für uns übernehmen und den Laden in Schuß halten. Wie würden wir uns fühlen, wenn der Chef unserer Angestellten auf die Idee kommt, uns jedes Jahr einen Vortrag zu halten – zumal er ja sowieso dauernd im Fernsehen ist. Man könnte mal fragen, ob der Bundeskanzler – in diesem Falle Frau Merkel – die Zeit eigentlich aus eigener Tasche bezahlt … bestellt haben wir den Auftritt ja nicht. Man könnte auch fragen, ob die eigentlich mit ihrer Zeit nichts Besseres zu tun hat, als fünf Minuten Redezeit mit Worten zu füllen, ohne Inhalte zu bringen – eine Übung, die Politiker hierzulande meisterhaft beherrschen.
Wir fragen aber nicht, wir nehmen das hin … weil wir uns dran gewöhnt haben, wie Angestellte behandelt zu werden. Dabei – sind wie die Chefs. Jedenfalls wäre das so, wenn wir eine Demokratie wären, aber das haben wir ja abgeschafft – hat es einer gemerkt? Geschah letztes Jahr im Vorbeigehen, die letzten Reste demokratischen Selbstverständnisses wurden als „Wutbürger“ abgestempelt und ins soziale Abseits gestellt, während die politische Klasse einhellig zustimmte, das wir eine „parlamentarische“ Demokratie sind – also eine Demokratie mit Einschränkung. Unsere Einschränkung ist, das Demokratie bei uns halt nur im Parlament stattfindet, wo FÜNFTAUSEND Lobbyisten dafür sorgen, das der Satz „Wer zahlt befiehlt“ unter dem Reichsadler hängt und von jedermann befolgt wird. Draußen … findet etwas anderes statt. Ob man da schon einen korrekten Begriff aus der politischen Philosophie gefunden hat, der den Zustand beschreibt, wenn ein Parlament Kriege führt, die keiner will, Steuern erhebt, die keiner will, Staatenbünde und Volksverbrüderungen beschließt, ohne Rücksicht auf das Volk und seine Finanzen zu nehmen, weiß ich nicht – lese ich aber die Neujahrsansprache von Frau Merkel, die die WELT für uns Fernsehverweigerer dankenswerterweise wörtlich abgedruck hat, so fällt mir da schon etwas ein: die Verwandlung der Republik in ein Reichsarbeitslager.
Letzteres ist nicht weiter schlimm für die, die sich damit abgefunden haben, für immer mehr Geld immer weniger Leistung zu bekommen. Sie werden immer länger arbeiten und immer weniger dafür bekommen. Im Ruhrgebiet sind jetzt erste Gemeinden an die Bürger herangetreten und haben ihnen mitgeteilt, das die Gebühren drastisch erhöht werden und das als Dank dafür die Bürger die Schneeräumpflicht in Seitenstraßen in Zukunft in Eigenregie übernehmen dürfen.
Die jubeln vor Glück, die Bürger.
Und über eines vor allem können wir uns freuen: Noch nie hatten im geeinten Deutschland mehr Menschen Arbeit als heute.
Die weiß genau, wovon sie spricht:
Deutschland ist so erfolgreich, weil Sie Tag für Tag Ihre Arbeit machen. Sie sind frühmorgens auf den Beinen. Sie arbeiten im Schichtdienst, an Sonn- und Feiertagen. Sie kümmern sich um Aufträge und um Ihre Mitarbeiter. Sie meistern Ihren Alltag, wie schwer er oft auch sein mag.
Während andere von den Erträgen dieser Arbeit ein sorgenfreies Jet-Set-Leben leben können. Aber die kommen in der Rede ja nicht vor. Es ist eine Nutzviehrede — so spricht der Schäfer zu seiner Herde, wenn er mal einen guten Tag hat:
Die christlich-liberale Bundesregierung setzt deshalb alles daran, im kommenden Jahr wichtige Etappenziele zu erreichen.Das wohl wichtigste: Noch mehr Menschen sollen Arbeit bekommen können.
Hier spricht der Autokrat zu seinem Volk und macht klar, wo es langgeht: Rente mit 70 und die Fünfzigstundenwoche für jedermann ohne ausreichendem Kapital ist fest im Visier der Lobbyisten und man wir mit aller Entschlossenheit deren Ziele weiter verfolgen.
Diese „Adelung der Arbeit“ war dereinst kennzeichnend für die Entwicklung des Arbeitsbegriffes der NSDAP – und der Beginn einer Kultur, die in Vernichtung durch Arbeit endete. Man sollte sich mal daran erinnern – hier bei Teilhabe-Berlin.de:
Die Arbeitsämter grenzten nun nicht mehr allein widerspenstige Personen und Gruppen aus, die nicht der normalen Arbeitsfähigkeit entsprachen, sondern sie beteiligten sich unter dem Titel der „Mobilisierung der Arbeitskraftreserven“ an der direkten arbeitspolizeilichen Verfolgung. Die Praktiken der zwangsweisen Verschickung in Arbeitsdienstlager, in die Landhilfe, in Notstandarbeiten und die Vermittlung in unterwertige Arbeitsverhältnisse, die die 1.Phase der „Arbeitsschlacht“ dominierten, ermöglichten in der Regel lediglich Einkommen knapp über oder unter dem Unterstützungsniveau. Dennoch wurden diejenigen, die sich der Arbeitspflicht nicht unterwarfen, zu „asozialen Elementen“. Spätestens seit 1938 wurden polizeiliche Verfolgung, Inhaftierung und KZ-Haft zu einem Bestandteil der Arbeitsamtpraxis. Der „Wohlfahrtsstaat“ des Nationalsozialismus war nicht Instrument der Integration der Schwachen und Benachteiligten, sondern der Verschärfung rassistischer Ungleichheit. Der „Asoziale“ und „Arbeitsscheue“ wurde dem „schaffenden Volksgenossen“ entgegengestellt.
Wer sich heutzutage nicht der Arbeitspflicht unterwirft, bekommt Probleme. Dank der ARGEn haben wir inzwischen ein Instrumentarium, das eine Reichsarbeitsschlacht wieder möglich macht. Viele Mitarbeiter der ARGEn machen in dieser Hinsicht einen guten Job, weil sie das Instrumentarium NICHT voll ausschöpfen, das der Gesetzgeber ermöglicht hat. Wie die „Zielvereinbarungen“ der Frau von der Leyen mit der Bundesagentur für Arbeit zeigen, ist man nicht mehr gewillt, dies widerstandslos hinzunehmen.
Man sollte nie vergessen, das manche unheimlichen Geister der NSDAP den Fall des Dritten Reiches überlebt haben … und weiter in Gefilden herumspukten, aus denen letztlich unsere aktuelle Bundeskanzlerin hervorging – hier gefunden bei Artikel32.com:
In der Erziehung der Jugend legte man die gleichen Methoden an den Tag wie die NSDAP von 1939-45. Die Kinder und Jugendlichen wurden zu „Heimatliebe“ und „Stolz auf die Errungenschaften“ erzogen. Genauso war die Mitgliedschaft in der FDJ (siehe Anhang) Pflicht. Jedoch hießen in der DDR die Tugenden nicht Zäh wie Leder, Hart wie Kruppstahl (Westdeutsche Firma!!), Flink wie ein Windhund; sondern Freundschaft zur Sowjetunion, Liebe zur SED und Verehrung der Parteiführung. Doch sonst unterschieden sich die HJ und die FDJ nicht viel von einander. In der DDR gab es, wie im Westen auch Skinheads, die aber im Gegensatz zu den Punkern nicht wirklich verfolgt wurden, da sie mit einigen Tugenden der SED, wie Arbeitsliebe, Ordnung, Sauberkeit und den Willen zur Ableistung des Militärdienstes, übereinstimmten.
Daher passten sie nicht in das Fahndungsbild der Staatssicherheit (Stasi), die eher auf der Jagd nach faulen Objekten, sog. Volksschädlingen waren, wie z.B. Punker. 1978 wurde ein Skinhead-Überfall auf die Zionskirche (siehe Anhang) nicht weiter verfolgt, da er sich gegen Volksschädlinge richtete. Das heißt, die Rechtsextreme Szene war nicht gern gesehen, doch wenn sie der Regierung auch nur indirekt einen Gefallen tat, da wurde sie vom Staat unterstützt.
Arbeitsliebe, Ordnung, Sauberkeit, Militärdienst – Werte, die Autokraten aller Farben lieben. Nochmal Frau Merkel:
Gemeinsam haben wir Enormes geleistet. Wir haben erfahren, was möglich ist. Das ist wichtig, denn wir Deutschen sind uns unserer Stärken selbst nicht immer bewusst. Unsere Fußball-Nationalmannschaft hat in Südafrika ganz wunderbar genau die Tugenden gezeigt, die uns stark machen: Fleiß und Disziplin, Ideenreichtum und Technik auf höchstem Niveau.
Ich wußte nicht, das Frau Merkel mitgespielt hatte, noch wüßte ich, welche Maschinen jetzt Fuball und Spieler ersetzt oder ergänzt haben, auch bekomme ich den Verdacht, das der „Ideenreichtum“ der Regierung dann wohl eher auf einen Migrationshintergrund derselben hinweist, wenn das wirklich eine deutsche Tugend sein sollte. Fleiß und Disziplin lassen sich jedoch mit Ideenreichtum nicht gut zusammenbringen – Ideen brauchen Muße und Freiheit. Nach sechzig Stunden Großraumbüro in der Woche bleibt da wenig Zeit über, die Anforderungen der Kanzlerin zu erfüllen – und die sind nicht gering:
Der Philosoph Karl Popper hat gesagt: „Die Zukunft ist weit offen. Sie hängt von uns ab, von uns allen.“ Lassen Sie uns in diesem Sinne mit Ideen, mit Neugier, mit Leidenschaft und mit dem Blick für den Nächsten die Lösung neuer Aufgaben anpacken.
Die Zukunft ist weit offen – sagt ein Mann, der Zeit und Muße hatte, sich Gedanken zu machen. Mit Ideen, Neugier, Leidenschaft und dem Blick für den Nächsten lassen sich utopische Realitäten schaffen – oder Reichsarbeitslager. Doch hören wir, wie sich der zitierte Popper eine Gesellschaft vorstellt – hier bei Wikipedia:
Institutionen sind zwar unumgänglich, müssen sich in Offenen Gesellschaften aber einer ständigen Kritik stellen und immer veränderbar bleiben. Der Nationalstaat ist in einer Offenen Gesellschaft lediglich ein momentanes Übel, das langfristig überwunden werden kann. Er soll eine ausreichende Grundversorgung sichern, vor allem aber eine egalitäre Gesellschaftsstruktur ohne die Herrschaft von „Eliten‟ ermöglichen. Popper schlägt als Maxime statt der Maximierung des Glücks die bescheidenere Minimierung des Leidens vor.
Ich sehe in der Rede der Bundeskanzlerin nirgendwo den Wunsch zu einer egalitären Gesellschaftsordnung, noch den entschlossenen Willen zur Minimierung des Leidens. Eher ist sie eine weitere Wegmarkierung auf dem Weg von einer von Popper geschätzten „Offenen Gesellschaft“ hin zu einem „Reichsarbeitslager“, wo alle ständig immer und überall am Ruhm und der Ehre der Nation und ihrer Elite schaffen. Und der Nationalstaat in seiner positiven Ausrichtung weicht dem europäischen Superstaat. Nochmal Merkel:
Deutschland braucht Europa und unsere gemeinsame Währung. Für unser eigenes Wohlergehen wie auch, um weltweit große Aufgaben zu bewältigen.
Welche Aufgaben? Wird im nächsten Satz sofort präsentiert:
Wir Deutsche nehmen unsere Verantwortung wahr, auch wenn sie manchmal sehr schwer ist. Unsere Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan mussten in diesem Jahr den Tod von neun Kameraden verkraften.
„Unsere Soldaten in Afghanistan“? Wollen wir in Deutschland mal abstimmen lassen, wer dafür ist, das wir dort herummarschieren? Ach ja … dieses „unser“ war ja nicht gemeint.
Wir vollenden den Wandel der Bundeswehr zu kleineren und flexiblen Streitkräften, indem wir die Wehrpflicht durch einen freiwilligen Wehrdienst ersetzen.
Hier merkt man … das „wir“ wird unheimlich. Hier wird das „wir“ immer mehr das „wir“ der Elite – jener Elite, die zu den Feinden der offenen Gesellschaft gehört und die uns in dieser Ansprache deutlich mitteilt, was sie von uns in Zukunft erwartet: Schnauze halten und mitmarschieren in die nächsten globalen Abenteuer unter Mobilisierung aller Arbeitskraft des deutschen Volkes – der Alten, der Kranken, der Behinderten, der Mütter und Kinder in einer einzigen gewaltigen nationalen Kraftanstrengung:
Das im Nationalsozialismus erzogene, geschulte und disziplinierte deutsche Volk kann die volle Wahrheit vertragen. Es weiß, wie schwierig es um die Lage des Reiches bestellt ist, und seine Führung kann es deshalb auch auffordern, aus der Bedrängtheit der Situation die nötigen harten, ja auch härtesten Folgerungen zu ziehen. Wir Deutschen sind gewappnet gegen Schwäche und Anfälligkeit, und Schläge und Unglücksfälle des Krieges verleihen uns nur zusätzliche Kraft, feste Entschlossenheit und eine seelische und kämpferische Aktivität, die bereit ist, alle Schwierigkeiten und Hindernisse mit revolutionärem Elan zu überwinden.
Wenn wir je treu und unverbrüchlich an den Sieg geglaubt haben, dann in dieser Stunde der nationalen Besinnung und der inneren Aufrichtung. Wir sehen ihn greifbar nahe vor uns liegen; wir müssen nur zufassen. Wir müssen nur die Entschlußkraft aufbringen, alles andere seinem Dienst unterzuordnen. Das ist das Gebot der Stunde. Und darum lautet die Parole: Nun, Volk, steh auf und Sturm brich los!
Goebbels, „Sportpalastrede“, Quelle: DHM.
Darum mein persönlicher Wunsch für das neue Jahr: „Wehret den Anfängen„. Erlauben wir uns in diesem Jahr … ein wenig Arbeitsabscheu, weil es nur menschlich ist, ein wenig Undiszipliniertheit, weil es dem Geist der Freiheit entspricht, ein wenig Hass auf den Militärdienst, weil das Töten von Menschen immer und überall ein Verbrechen ist … und vielleicht einfach ein wenig Staub in der Wohnung, weil es Wichtigeres gibt als täglich zu wischen – zum Beispiel die Rettung der offenen Gesellschaft vor ihren Feinden, jedes Jahr aufs Neue.