Oberst Weise

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Petition Inge Hannemann: Sanktionen abschaffen – alternativlos. Fort mit der Bestie!

Petition Inge Hannemann: Sanktionen abschaffen - alternativlos. Fort mit der Bestie!

Samstag, 23.11.2013. Eifel. Es gibt Tage, da kann man viele eigenen Worte machen. Das ist Arbeit. Dann gibt es Tage, da kann man es sich bequem machen und auf andere Worte hinweisen. Heute ist so ein Tag. Es geht um Inge Hannemann, in manchen linken Arbeitslosenkreisen die meistgehasste Mitarbeiterin des Jobcenters. Ja – das habe ich lernen müssen: es gibt bei Facebook ausgeprägte „Hannemann-Hasser-Gruppen“, zumeist links geprägt. Nun – der Linke an sich wird mit täglich verdächtiger, er scheint eine geheime Botschaft mit sich zu tragen: „NUR AN MEINEM WESEN SOLL DIE WELT GENESEN!“ – weicht da jemand nur einen Hauch von diesem eigenen Wesen ab, ist schnell Schluss mit lustig, Schluss mit der Freundschaft, Schluss mit jeder Rationalität und jeder Vernunft.

Da ich mir aus dem Gerede des Pöbels (den ich so nenne, weil seine hervorgehobene Qualität das ständige und dauernde Herumpöbeln ist) nichts mache, werbe ich trotzdem für diese von mir schon unterschriebene Petition – und auch für diese mutige Frau. Es gibt erstaunlich, wie viele Menschen innerhalb des Hartz IV-Systems dieses System nicht mögen. Da aber das Arbeitsamt vom Oberst nach militärischen Regeln geführt wird – eher Armee als Behörde ist – ist Widerstand mit Folgen verbunden … welche, kann man sich leicht ausmalen. Frau Hannemann hat diese Folgen billigend in Kauf genommen – sie kamen auch sofort: Freistellung, Hausverbot, Arbeitsgericht. Die Behörde reagiert wie eine Diktatur – aber da war ja wohl auch die Hoffnung, die man mit einem Militär an der Spitze verband.

Ich persönlich finde es erstaunlich, dass der Widerstand gegen Hartz IV so gering ist, angesichts der demokratischen Kultur dieses Landes ist es schon ein Wunder, dass dieses asoziale Gesetzeswerk überhaupt noch besteht: immer wieder lese ich von Umfragen, die dieses unmenschliche, tödliche System ohne breite Basis in der Bevölkerung sehen. Wie auch: jeder kann heutzutage davon betroffen werden – sogar Beamte, wenn sie nicht brav genug sind. Nun – zur Kanalisierung dieses Widerstandes wurde ja die LINKE geschaffen, die zu einem großen Teil aus DDR-Personal besteht, die eine durchaus positive Einstellung zur Zwangsarbeit hatten. Ach – schon vergessen, liebe Linke?

Nun – da wird aber gerade wieder etwas untersucht, siehe DDR-Zwangsarbeit:

Ehemalige  Insassen von Jugendwerkhöfen, Jugendhäusern, Polizeilagern, Arbeitserziehungslagern, Arbeitskommandos, Haftarbeitslagern, Strafvollzugsanstalten und weiteren Einrichtungen der DDR haben schon seit längerem über lebensgefährliche und ausbeuterische Arbeitsbedingungen, über drakonische Strafen bei Nichterfüllung der Norm oder Verweigerung der Arbeit berichtet. Bei einigen Einrichtungen liegt der Verdacht nahe, dass sie aus wirtschaftlichen Gründen errrichtet und mit Insassen gefüllt  wurden. Auf Empörung stieß vor allem die Tatsache, dass westliche Firmen aus dieser Zwangsarbeit direkt oder indirekt Gewinne zogen. Zeitzeugen berichten von körperlichen und psychischen Folgeschäden, die teilweise bis heute andauern.

Kein Wunder, dass die Ostkanzlerin Merkel sich nichts dabei denkt: die kennt das nicht anders. Kein Wunder, dass es „Sozial“-demokraten waren, die diese Kultur auf Westdeutschland übertragen wollen.

Diese Sanktionsmöglichkeit stellt den zentralen Punkt einer wirtschaftlichen Entwicklung dar, die ebenfalls alle betrifft: für die gleiche Arbeit gibt es immer weniger – und es gibt auch immer weniger Arbeit, siehe Frankfurter Rundschau:

So haben Beschäftigte im Jahr 1991 insgesamt rund 52 Milliarden Stunden gearbeitet. Im vorigen Jahr waren es nur noch etwa 49 Milliarden Stunden, berichtet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Dass trotzdem mehr Menschen erwerbstätig sind, hat vor allem einen Grund: Heute haben viel mehr Arbeitnehmer eine Teilzeitstelle oder einen Minijob. Nach der Wiedervereinigung arbeiteten nur knapp 16 Prozent der Beschäftigten Teilzeit, inzwischen sind es fast 35 Prozent, das sind 12,7 Millionen Menschen. In diesem und im kommenden Jahr dürften es noch etwas mehr werden, prophezeit das IAB. Jede zweite Frau hat mittlerweile eine Teilzeit-Stelle, bei den Männern ist der Anteil zuletzt auf rund 18 Prozent gestiegen.

Uns geht die Arbeit aus – und alle wissen es. Doch wie hat die Politik auf diesen Mangel reagiert?

Mit drakonischen Strafe für Arbeitslose – ja, sogar mit Todesstrafen. Ja – in der Tat: der Verlust von Obdach und Energieversorgung bei gleichzeitigem Einstellen der Versorgung mit Nahrungsmitteln führt nicht nur in Afrika zu millionenfachen Toden – auch bei uns überleben das Menschen nicht lange, erst recht nicht im Winter.

Todesstrafe wofür?

Weil man einer von 3 Millionen Bewerberprofilen ist, die auf 700 000 offene Stellen gedrückt werden sollen (siehe aktuelle Zahlen des Arbeitsamtes). Einer von sechs Millionen Hartz IV-Beziehern, die gemerkt haben, dass Hartz IV-Bezug dank völlig verantwortungsloser und asozialer Berichterstattung der Medien ein eigenes Vermittlungshemmnis geworden ist. Erinnert an den Versuch, Menschen durch Ofenrohre zu pressen – was geht, wann man nur genug Gewalt anwendet. Für den Menschen ist das nicht gesund – genauso wenig wie das militärisch geführte Amt, dass Bonuszahlungen für Sanktionen (siehe Berliner Zeitung) auslobt. Diese Praxis, dieser Umgang mit Menschen hat jene logische Folgen, die man bei allen Opfern von Gewalterfahrung findet, siehe Spiegel:

Wer von Hartz IV leben muss, leidet besonders häufig unter psychischen Erkrankungen: Bei mehr als einem Drittel der Bezieher wurde innerhalb eines Jahres mindestens eine psychiatrische Diagnose gestellt. Einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sowie der Universität Halle-Wittenberg zufolge ist der Anteil der Betroffenen in den vergangenen Jahren stark gestiegen.

Gewalterfahrung, Druck, Repressionen: das macht krank, im Osten wie im Westen. Man produziert gebrochene Menschen in Serie und am Fließband.

Es gibt natürlich Menschen, die daran gut verdienen – nicht nur die „Kapos“ in den Jobcentern, die extra Geld dafür bekommen, dass ihre Mitarbeiter fleißig sanktionieren.

Der US-Ökonom Posen hat im Handelsblatt darüber gesprochen:

Erstens investieren der deutsche Staat und die Unternehmen viel zu wenig. Und zweitens bezahlen sie ihre Mitarbeiter zu schlecht. Beides führt zu globalen Ungleichgewichten und bringt andere Länder in Schwierigkeiten – vor allem in Europa. In den vergangenen 15 Jahren sind die Lohnerhöhungen in Deutschland fast immer hinter den Produktivitätszuwächsen zurückgeblieben.

Im Verhältnis zur Produktivität sind die Löhne in Deutschland zu niedrig. Die Arbeiter werden abgezockt. Deutschland konkurriert nicht über die Qualität sondern über den Preis, sonst wären die Löhne nicht so niedrig.

Das ist die Wahrheit, die man uns – ganz im Sinne der Kanzlerin – so gerne vorenthält. Wir sind Billiglohnland geworden – mit allen gesellschaftlichen Folgen. Unsere Binnenkonjunktur wächst nur noch über Preiserhöhungen – oder über Zwangsarbeit, siehe den „Erfolg“ der deutschen Post – hier beschrieben im Handelsblatt:

Der Umsatz geht zurück, dennoch klettert der Gewinn. Auch Dank der Portoerhöhung steigert die Deutsche Post im dritten Quartal ihr Ergebnis. Höhere Löhne gleichen die Bonner mit einem zusätzlichen Arbeitstag aus.

Die deutschen Arbeitnehmer und Konsumenten werden ausgeplündert wie die Weihnachtsgänse. Das Geld bleibt – wie von Posen geschildert – „im Unternehmenssektor hängen“, d.h. es bleibt bei den Kapitaleignern. Gewinne werden nur noch durch Preiserhöhungen bei sinkenden Umsätzen erzielt: das geht dank enormen Einsatzes politischer Gewalt – jedes Versagerunternehmen erzielt so Rekordgewinne.

Dank staatlicher Einmischung in den Arbeitsmarkt über Androhung der Todesstrafe bei Arbeitslosigkeit (nichts anderes stellen diese „Sanktionen“ dar, wenn man sie von ihrer Wirkung her sieht – und nicht von den guten, erzieherischen Absichten, aus denen sie angeblich ausgesprochen werden) sind die Arbeitnehmer diesem System mitlerweile hilflos ausgeliefert, sitzen in den Jobcentern doch auch nur bezahlte Angestellte, die auf den normalen Arbeitsmärkten keine Chance mehr hätten und genau wissen, welche Vernichtungsmaschine auf sie wartet, wenn sie ihren Job nicht gut machen.

Nun – eine hat ihren Job sehr gut gemacht, sich daran erinnert, dass sie wie all ihre Kollegen auf Staatskosten lebt und deshalb dem Bürger verpflichtet ist. Sie braucht jetzt unsere Hilfe – siehe Facebook:

So, liebe Leute. Nun benötige ich eure absolute große HILFE!!!!

Meine Petition 46483 beim Deutschen Bundestag zur Abschaffung der Sanktionsparagrafen 31 bis 32 ist nun anerkannt und veröffentlicht. Ab sofort kann unterschrieben und diskutiert werden.

Für die Unterschrift ist eine Registrierung auf dem Portal notwendig. Da mir bekannt ist, dass dieses nicht alle mögen oder auch möglich ist, hänge ich eine Unterschriftenliste bei, die ebenso anerkannt wird – sofern sie rechtzeitig bei mir eingeht.

Die Petition läuft einschließlich bis zum 18. Dezember 2013, bis dahin muss ich auch die Listen eingereicht haben. Benötigt werden innerhalb dieser vier Wochen 50 000 Unterschriften!!!!

Ich bin der festen Meinung und Hoffnung, dass wir sie zusammen bekommen. Betroffen sind wir alle – auch die, die noch im Arbeitsverhältnis stehen – auch die können morgen erwerbslos sein. Siehe aktuell Praktiker und Max Bahr Baumarkt.

Ich werde diese Petition regelmäßig auf Facebook pushen und nerven. Ebenso gehen sie an sämtliche Netzwerke, als auch Aktionen mit den Listen vor den Jobcentern.

Die Leugnung sozialer Menschenrechte in Deutschland muss endlich aufhören, ebenso der schleichende Versuch, sich durch staatliche subventionierte Zwangsarbeit eine goldene Nase zu verdienen. „Die Wirtschaft“ hat sich lange genug bequem und arbeitsfrei auf dieser sozialen Hängematte ausgeruht: auf dem Zustand, dass der Staat denjenigen die sozialen Menschenrechte streicht, die nicht devot genug für Billiglöhne arbeiten. Die gesamte Weltwirtschaft leidet inzwischen unter diesem deutschen Sonderweg, der an die dunkleren Zeiten deutscher Geschichte erinnert: unser Handelsbilanzüberschuss wird allein durch Ausbeutung erwirtschaftet – durch die hemmungslose und skrupellose Ausbeutung der Arbeitskraft … gerne auch zum Nulltarif.

Hier ist nun eine Möglichkeit, diese Entwicklung zu stoppen – wenn die Petition weitere Freunde findet: ich erwarte sieben Millionen bis zum 18.12.2013.

Das ist doch jetzt wohl wirklich nicht zuviel verlangt, oder?

Hier geht es direkt zur Petition:

https://epetitionen.bundestag.de/content/petitionen/_2013/_10/_23/Petition_46483.html

Hier noch mal Erläuterungen der Autorin dazu:

http://altonabloggt.wordpress.com/2013/11/20/petition-fur-die-abschaffung-der-sanktionen-nach-dem-sozialgesetzbuch-ii-und-xii/

Ralph Boes ist tot, das System hat gewonnen und mordet weiter.

Ralph Boes ist tot, das System hat gewonnen und mordet weiter.

Samstag, 19.10.2013. Eifel. Heute wird mein letzter Tag mit Gartenarbeit – dann kann der Winter kommen. Wird er auch – daran habe ich keinen Zweifel. Allerdings nicht nur meteorologisch, sondern auch politisch. Es ist nicht schwer, diese düstere Zeit vorherzusagen: eine allmächtige Regierung, eine zur Handlungsunfähigkeit degradierte Opposition (die an sich schon den Namen nicht verdient), ein Wertekanon, der dem einer Räuberbande gleicht – das wird sehr teuer werden für die Bürger. Gestern habe ich mit einem (nicht arbeitslosen) Sozialarbeiter gesprochen, er überraschte mich mit der Frage, ob ich überhaupt noch einen Menschen kennen würde, der glücklich sei. Fast hätte ich gesagt: „Ich“ – doch dann schreckte ich zurück … kam mir kurz so vor, als wäre ich der letzte Überlebende im Zombieland.

Der Zustand des Unglücks wird natürlich nicht in Frage gestellt, man nimmt es klaglos hin: Zombieland halt. Tag für Tag wird es liebloser, gewalttätiger, dümmer – als in einem demokratischen Deutschland groß gewordener Bürger möchte man einfach nur noch weg. Deutschland kann nicht mehr „Heimat“ bieten, es wird „un – heim – lich“.

Die Gründe für diese Entwicklung sind bekannt, viele Schriftsteller haben darüber berichtet – über den „Deutschland-Clan“, über „das System“, über „die Elefantenmacher“: es ist jedem aufgeklärten Bürger klar, dass das Traumschiff Berlin fernab der gesellschaftlichen Realität ein Hort von Wölfen geworden ist, die nur noch dann miteinander ringen, wenn es darum geht, welche Lämmerbürger gefressen werden –  und die Lämmer dürfen wählen, welcher Wolf am Kopf des Tisches sitzen darf. Neu ist die Erkenntnis, das diese Entwicklungen schon im Dritten Reich angelegt wurden: die Geburt des Vierten Reiches ist kein Zufall, doch der deutsche Blogger sieht eher die Zunahme der Nazivergleiche als Problem, weniger das zielstrebige konsequente Wachstum des Vierten Reiches.

Ein Kampf gegen die Auferstehung dieses Monsters, dass in Europa schon jetzt wieder für Angst und Schrecken, Hunger und Obdachlose sorgt, wurde jetzt verloren: der neue Stauffenberg ist tot. Ich hatte Ralph Boes diesen Ehrentitel verliehen (in meinen Augen war das einer, für die meisten Deutschen auch), um auch andere Schichten als die „üblichen Verdächtigen“ darauf aufmerksam zu machen, was da geschieht.

Die Idee war gut, auch wenn mir Führerkult zuwider ist – im Krieg geht es aber nicht anders, das wussten sogar die Indianer und wählten einen Kriegshäuptling. Die Vorstellung, alle Hartz-Kritiker hinter einem Intellektuellen zu vereinen und dabei gleichzeitig dem Bürger klar zu machen, dass neue Hinrichtungen bei Befehlsverweigerungen laufen, war sehr verlockend. Nun – es kam, wie es halt kam: anstatt Frontmann einer sozialen Bewegung zu werden, wurde eine „Ein-Mann-Show“ durchgezogen, die Zusammenarbeit mit anderen Grundeinkommensbewegungen eingestellt, da Ralph und seine bösen Freunde nicht den Verlockungen des TV widerstehen konnte, wurde der total unvorbereitete Akteur gnadenlos durch die Arena gezerrt, was blieb war das Bild von „Deutschlands frechstem Arbeitslosen“: Wasser auf die Mühlen des asozialen Mobs, der das sofort dankbar aufgriff. Wer immer dort Rat gab, muss ein großer Narr sein: der Kriegshäupling war der Schlacht nicht gewachsen.

Dilettantismus amüsiert mich nicht, erst recht dann nicht, wenn es um Menschenleben geht – und dass es darum geht, scheinen die Deutschen nicht zu verstehen. Es geht um IHR Leben, um die Implementierung grundgesetzfeindlicher Werte in unser Alltagsbewußtsein. Medien, Richter, Polizei – überall herrscht das Parteibuch. In kleinen lichten Momenten erlaubt der Spiegel seinem Feigenblatt (den Kolumnisten) mal eine kritische Reflexion des Zeitgeistes, wie aktuell von Georg Diez vorgenommen:

Wie ist denn dieses Gift in die Köpfe von Journalisten gedrungen? Wie können sie in einem freien Land tatsächlich solche Orwell-Sätze schreiben, dass der Staat schon wissen wird, was gut für uns ist? Ist das nur die Angst um die eigene Position, die Angst vor der medialen Herausforderung durch „das Internet“? Reicht das als Erklärung etwa für den klebrigen Populismus von Kirsty Wark, die sich zur Sprecherin der von ihr vermuteten schweigenden Mehrheit der Briten machte, die sich doch „durchaus sicher fühlen“, so sagte sie es, durch die Spionage von NSA und GCHQ?

Was ist los mit einem Journalismus, der die Grundlagen, die ökonomisch gefährdet sind, inhaltlich gleich selbst zerstört?

Hätte man mehr Bildung, würde man nicht so schnell vergessen, dass andere schon längst beschrieben haben, was los ist: der „Putsch von oben“, 2004 von Arno Luik im Stern angekündigt, läuft in vollem Gange. Jahrzehntelang wurden überparteiliche Allianzen unter der Schirmherrschaft des Kapitals geschmiedet, das so mächtig in Berlin geworden ist, dass es die Grünen und Linken ganz schnell schlucken konnte, gleichzeitig wird dafür gesorgt, dass die Lämmer sich vor Furcht nicht aus den Häusern trauen, in denen als Ersatz für Realität immer mehr optisch brillante aber inhaltlich peinliche Unterhaltung produziert wird.

Die Fragen des Herrn Diez lassen sich also leicht beantworten: der Putsch von Oben hat inzwischen die Medien gleichgeschaltet, überzieht gerade das Land mit Sicherungskompanien und bringt Arbeitslose durch unterlassene Hilfeleistung zum Tode, ex-Militärs machen in der Arbeitslosenverwaltung lukrative Karriere und schaffen dort erstmal lukrative Parteibuchjobs von dem Geld, das man den Arbeitslosen aus der Tasche gezogen hat – so stopft man kritische Mäuler am Besten: durch Beförderung.

Wir haben kaum noch unabhängige Medien, das Kapital diszipliniert sie direkt über Werbung, den Aufkauf ganzer Zeitungen oder auch indirekt über die Parteisoldaten, die unablässig ihre Wühlarbeit auf allen Ebenen durchführen, finanziert durch großzügige Spenden. Man merkt den neuen, strammen Geist des Vierten Reiches nicht nur in den Medien, sondern auch in den Parteien: die „Basis“ ist voller Verwunderung über den Kurs ihrer „Elite“, doch gegen den „Willen des Volkes“ kommen sie nicht an … und dieser Wille wird vom „Volk“ auf allen Kanälen tagtäglich gesendet, einmal wendete sich das „Volk“ sogar direkt an den Bürger, die „Nachdenkseiten“ haben das Dokument deutscher Elitemenschen der Nachwelt erhalten: eine breite Front reicher Menschen jubelt Kanzler Schröder für Harzt IV zu – auch Marius Müller-Westernhagen.

Dafür ist Geld da: man will wieder Tote sehen – und fast hätte man wieder einen mehr gehabt.

 

Ralph Boes ist nicht tot. Er lebt – noch.  Die Jobcenter bekommen sogar von dritter Seite Geld überwiesen, um sein Überleben sicher zu stellen, siehe wir-sind-boes:

Nach einer erneuten Sanktion, die am 1.August 2013 über Ralph Boes verhängt wurde, hat dieser erneut öffentlich vorgelebt, dass die Sanktionen sehr wohl bis zum Hunger führen. Nach über 50 Tagen ist die Lage um Ralph Boes so besorgniserregend geworden, dass nun mehrere Menschen begonnen haben, Darlehen an das Jobcenter Berlin-Mitte zu überweisen. Sie fordern das Jobcenter auf, im Namen der Allgemeinheit das Geld umgehend an den mittellosen Ralph Boes weiterzuleiten. Wird das Jobcenter selbst diese Gelder vorenthalten?

Nun – das wird man sehen. Interessanter Schachzug der Planer um Ralph Boes, doch leider wird er nicht weit tragen: Jobcenter sind nicht für die Verteilung von Almosen zuständig, sondern für die Erteilung von Befehlen an Arbeitslose: „Wer zahlt, befiehlt“ hat die Erklärung der Allgemeinen Menschenrechte ersetzt. Wer nicht gehorcht, wird obdachlos und verhungert, das ist so geplant und gewollt.

Das wir die Menschenrechte kampflos aufgegeben haben, werden bald viele Millionen bitter bereuen …. wenn man merkt, das Rentner eigentlich auch arbeitslos sind, ebenso Kosten auf zwei Beinen, deren sozialverträgliches Frühableben man im Dienst an der zahlenden Generation gerne optimal organisiert. Sind doch eh´ alles Schmarotzer … oder „Gammelfleisch“ – ja, das Wort hat die Jugend schon mal eingeführt. Ihm müssen nur noch Taten folgen.

Um die Klage zum Bundesverfassungsgereicht aufrecht zu erhalten, muss Ralph Boes leben. Auf Drängen der Aktivistengruppe hat er seit Kurzem angefangen, wieder Nahrung anzunehmen, wenn sie von Freunden gegeben wurde. Ohne Solidarität wäre Ralph Boes bald Geschichte.

Gäbe es keine Aktivistengruppe – wäre die Überschrift hier korrekt. So ist sie es nur halb.

Bei der Bundestagswahl hat Ralph Boes mehr als die Hälfte seiner Stimmen eingebüßt, sein Antrag auf aufschiebende Wirkung der Sanktion wurde abgelehnt, ebenso lehnte es der Petitionsausschuss ab, die Fordernung nach sofortigem Stop der Sanktionen dem Gesetzgeber zuzustellen.

Herr Boes könnte verhungern und es würde kaum mehr als ein Achselzucken in der Politik bewirken.

Genau.

Es war immer die Frage, ob Gandhis Methode des gewaltlosen Widerstandes auch bei Hitler gewirkt hätte. Viele meinten: nein. Gandhi konnte nur gewinnen, weil die Briten anständige Demokraten waren. Wir haben nun erlebt, wie „Das System“ mit einem kleinen Gandhi aus Berlin umgeht: sie räumen ihn gnadenlos aus dem Weg. In der Tat würde sein Tod niemanden interessieren – immerhin ist ja auch das gerade vom „System“ (in dem dauernd gräßliche Dinge geschehen, für die niemand Verantwortung trägt) beabsichtigt: wer die Befehle von Oberst Weise nicht mit voller Begeisterung ausführt, wird erschossen … äh, nein, Entschuldigung: „sanktioniert“.

Und dieser Zustand ist es natürlich nicht wert, dem Bundestag vorgelegt zu werden.

Wieso auch: der hat das beschlossen!

Das wenigstens haben wir Ralph Boes zu verdanken: die Erinnerung daran, das SANKTIONEN DIREKT ZUM TODE FÜHREN.

Sanktionen sind kein Kinderspiel, noch Spaß. Der Staat greift mit tödlicher Gewalt in den Arbeitsmarkt ein: unser Feind steht moralisch weit unter dem Ethos der britischen Besatzungs- und Kolonialmacht in Indien – es gibt nur niemanden, der das noch so verbreiten würde. Eine Glocke des Schweigens senkt sich über die Republik der Unglücklichen, die Bürger flüchten sich (wie früher schon mal) in die innere Emigration, werden fügsam und biegsam, weil der Tod wieder durch die Straßen schleicht, die Wirtschaft selektiert immer gnadenloser aus, der Staat entsorgt den nicht mehr verwertbaren Müll: das alles hatten wir schon mal. War doch kein Unfall, wie sich zeigt.

Und was ist mit den vielen Menschen, die durch die mit dicken Bonuszahlungen versüßten Sanktionen (die in Deutschland von Jahr zu Jahr neue Rekorde erreichen – Bonus bringt halt doch was) aktuell dem Hungertode nahe sind – nicht durch einen schweren Schicksalsschlag, sondern durch den brutalen Willen eines empfindungs- und verantwortungslosen Staatswesens, das sich völlig dem Dienst an einer Elite von Lumpen verschrieben hat?

Sie sterben, ihre Namen kennt keiner.

Um an sie zu gemahnen, habe ich mir mal erlaubt, den Namen des prominentesten Arbeitslosen in Deutschland zu verwenden – ich glaube, das ist eine verzeihliche Sünde. Dem Herrn Boes selbst wünsche ich: guten Appetit. Schön, wenn man Freunde hat, die helfen, wo der Staat Hunger und Tod sät.

Und ihr anderen, die ihr dem Morden mal wieder meinungs- und tatenlos zuschaut: für euch habe ich leider nur noch eine Tüte Verachtung im Schrank.

Ein Volk, das immer mal wieder dazu neigt, Staatsmacht zum Bürgermord zu missbrauchen, sollte sich nicht wundern, dass es bei der NSA auf der Liste der Feinde steht.

Das ist keine Frage von Politik und Bündnis, dass ist eine Frage von Erfahrung und Menschlichkeit. Rentnergenozid steht nur in Deutschland alternativlos auf dem Plan, nur hier versagten schon einmal alle menschlichen Sicherungen – und man will wohl vorgewarnt sein.

 

 

 

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