Für die bessere Gesellschaft, die wir gemeinsam erschaffen, braucht es vor allem neue Gedanken und starke Visionen, damit aus Ersehntem reale Zukunft erwächst — solche Werkstätten des Wandels entstehen bereits vielerorts.
Im ihrem neuen Reportageformat besucht die Rubikon-Videoredaktion Orte und Menschen, die mit Kopf, Herz und Hand bereits auf dem Weg sind. Auf dem Weg in ihre Vision einer besseren Welt. Menschen, die Mut haben, die experimentieren, die wieder als ganze Menschen ein erfülltes Leben leben wollen. Und die so bereits ganz real das Neue im Alten, die Zukunft im Heute, Oasen der Freiheit (1) inmitten von Unfreiheit errichten.
Wie wichtig so etwas ist, wie wichtig insbesondere Vorbilder sind, wusste dabei bereits Albert Einstein, als er formulierte:
„Die Definition von Wahnsinn: Das Gleiche immer und immer wieder tun und ein anderes Ergebnis erwarten.“
Wir alle brauchen Vorbilder und Ideen, um den Mut aufzubringen, gewohnte Pfade zu verlassen. Und Praxis, praktisches Üben, Erfahren und Lernen, natürlich auch. Denn unsere schönere neue Welt lässt sich nicht mit alten Werkzeugen erschaffen.
In dieser ersten Folge unseres neuen Formates Rubikon-Videoreportage besucht das Rubikon-Team eine Keimzelle des Neuen in der Oberpfalz, die wir im Herbst 2021 erstmals vorgestellt haben. Eine „Denkerei und Macherei“, wie der langjährige Hüter des Ortes, Peter, das Projekt gerne nennt. Hier entstehen in gemeinsamen Arbeitswochen mehrmals im Jahr Gemeinschaften auf Zeit: Menschen aus den verschiedensten Bereichen treffen sich, um anzupacken, gemeinschaftliches Leben auszuprobieren und gemeinsam zu lernen und zu gestalten. Um selbst der Wandel zu sein, den sie sich in der Welt wünschen.
Wenn Sie interessiert sind, das vorgestellte Projekt zu unterstützen, melden Sie sich gerne unter alternativenbauen@posteo.de.
Quellen und Anmerkungen:
(1) https://www.rubikon.news/artikel/oase…
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Musik: Jens Fischer Rodrian: https://www.wahnundsinn.com/
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Den vollständigen Tagesdosis-Text (inkl. ggf. Quellenhinweisen und Links) findet ihr hier: https://apolut.net/covid-9-11-von-burak-erbasi-und-nicolas-riedl
Von der roten Gefahr über islamistische Schläfer zu ungeimpften Volksschädlingen.
Ein Kommentar von Burak Erbasi und Nicolas Riedl.
„Im Rückblick werden wir Covid-19 genau wie den 11. September 2001 als Zeitpunkt sehen, an dem Regierungen neue, aufdringliche Mittel zur Kontrolle ihrer Bürger dazugewonnen haben.“ So äußerte sich der Menschenrechtsexperte Adrian Shahbaz von der Nichtregierungsorganisation Freedom House. Shahbaz hatte an einer im Herbst 2020 erschienenen Studie mitgewirkt, die die Ausweitung der Überwachung und der Online-Zensur im Zuge „von Corona“ untersucht hatte. Der 20. Jahrestag der Terrorlüge bietet Anlass, Parallelen zwischen 9/11 und dem globalen Virus-Putsch zu beleuchten.
Das Feindbild ändert sich mit der Zeit, doch die Muster bleiben gleich. Damals wie heute brauchten die Herrschenden einen äußeren und einen inneren Feind, um ihre Macht in der Fassadendemokratie zu stabilisieren und weiter auszubauen. Die USA und ihre Nato-Schildknappen steckten nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in einer handfesten Legitimationskrise. Mit dem Wegfall der vielbeschworenen Roten Gefahr mussten sich die transatlantischen Geostrategen neue Wege ausdenken, um die blutrünstige Kriegsmaschinerie und den Expansionsdrang des US-Imperiums vor der Öffentlichkeit rechtfertigen zu können.
Mit dem Anbruch des neuen Jahrtausends forcierte die alleinige Supermacht USA ihre Bestrebungen zur Weltherrschaft. „Full Spectrum Dominance“, die Überlegenheit auf allen Ebenen, war nun das ausgemachte Ziel ihrer Eliten. Im Weg standen die sogenannten Schurkenstaaten wie Saddam Husseins Irak, Baschar Al-Assads Syrien oder Muammar Al-Gaddafis Libyen. Da das einfache Volk aber in Frieden und Wohlstand leben möchte und nur schwer zu überreden ist, große Veränderungen oder Kriege mitzumachen und Opfer zu bringen, musste die Propagandamaschinerie neue Feindbilder und Narrative erzeugen.
Den vollständigen Tagesdosis-Text (inkl. ggf. Quellenhinweisen und Links) findet ihr hier: https://kenfm.de/auf-die-spritze-getrieben-chronik-eines-impfzwangs-von-jill-sandjaja-und-nicolas-riedl
Jeder Deutsche dürfe selbst entscheiden, ob er sich impfen lassen will oder nicht, aber nicht jeder Deutsche darf in Freiheit leben? Beides widerspricht sich und kann daher nur als unverhohlener Impfzwang durch die Hintertür bezeichnet werden. Zumindest für diejenigen, die endlich wieder leben wollen und sich dem weltweiten Impfstoffexperiment als Laborratte verweigern.
Ein Kommentar von Jill Sandjaja und Nicolas Riedl, Redakteure der Wochenzeitung Demokratischer Widerstand
Am 22. Juli 2021 hatte sich für Impfdiktaktorin Angela Merkel ein letztes Mal der sprichwörtliche Vorhang geöffnet. Auf der Bundespressekonferenz propagierte sie die deutsche Impfkampagne: Das einzige Mittel, die Pandemie zu überwinden, der einzige Weg zurück in die Normalität: die Impfung! Eine Impfung schütze nicht nur vor schwerer Krankheit, sondern auch vor den beschränkenden Maßnahmen. »Je mehr geimpft sind, umso freier werden wir wieder sein.« Die Kanzlerin bat alle, die schon vom Impfen überzeugt seien, andere zu überzeugen und Werbung zu machen.
Die Bündelung aus Politik, Pharmakonzernen und PR-Beratern ist sich wirklich für nichts zu schade. Mit den billigsten Tricks wollen sie die Bürger zum Spritzen zu bewegen: Impfpartys, Lange Nächte, Bundespressekonferenzen, Impf-Drive-Ins, Impfen2Go und Impfsticker mit den Logos der Pharmafirmen. Gegenleistungen fürs in den Arm gedrückte Pharmazeutikum gibt es natürlich auch: McDonalds-Gutscheine – sicherlich sehr gesund –, Achterbahnfreifahrten und natürlich das ultimative Heil gegen Impfmüdigkeit: Bratwürste!
Die Reaktionen auf den Schriftzug „Impfen = Freiheit“ am Düsseldorfer Rheinturm offenbaren eine beunruhigende Mediengläubigkeit.
Von Nicolas Riedl.
„Impfen = Freiheit“ — dieser Satz zierte Anfang März 2021 die Zylinderfassade des Rheinturms in Düsseldorf.
Wem hierbei unmittelbar George Orwells „1984“ in den Sinn kommt, dürfte noch zu den aufgeklärteren Teilen der Bevölkerung gehören. So finden sich in dem heute wieder brandaktuellen dystopischen Roman ebenfalls diabolische Verdrehungen der Wahrheit: „Krieg ist Frieden“, „Freiheit ist Sklaverei“, „Unwissenheit ist Stärke“. Sprachlich liegt die Düsseldorfer Lichtinstallation sehr nah an jenem orwellschen „Neusprech“. Umso erschreckender, dass dies kaum zur Kenntnis genommen wird. Ein RTL-Beitrag liefert überdies ein besorgniserregendes Beispiel dafür, auf welcher Schleuderstufe die Gehirnwäsche mittlerweile läuft. Es wird deutlich, welche geistig-intellektuellen Verwüstungen hierdurch in allen Bildungsschichten der Bevölkerung angerichtet werden.
„Krieg ist Frieden“, „Freiheit ist Sklaverei“, „Unwissenheit ist Stärke“ lesen wir in George Orwells Roman „1984“. Sprachlich sehr benachbart liegt da der Schriftzug „Impfen = Freiheit“, der Anfang März auf den Rheinturm projiziert wurde.
Der Künstler hinter dieser Kunstinstallation, Leon Löwentraut, bediente sich zwar nicht derselben Formulierung wie in Orwells Roman, sondern setzte beide Begriffe mit einem „=“ in Beziehung zueinander. Die Ähnlichkeit ist dennoch unverkennbar. Statt „X ist X“ spricht sich der Schriftzug ausgesprochen „X ist gleich X“. Durch das kleine Wort „gleich“ wird eine hauchdünne Abgrenzung zur orwellschen Sprache vorgenommen. Ob bewusst oder unbewusst – darüber kann hier nur spekuliert werden.
Nachdem sich die Lager zwischen Corona-Befürwortern und Corona-Gegnern polarisiert haben, sehen viele Sofa-Intellektuelle und Superspreader, dass mit den bereits hinlänglich vergebenen und prominent besetzten Positionen („pro“ oder „contra“ Corona) kein Schnitt mehr zu machen ist. Um die Verwirrung im Fußvolk nun perfekt zu machen und die letzten Restbestände an Hausverstand zu zerbröseln, verkünden sie ihrer Followerschaft als Draufgabe nun noch eine dritte Variante, die Königsvariante: Alles Idioten, die derzeitigen Diskussionsteilnehmer, sowohl die Covidioten als auch die Anti-Covidioten. Bleibt jetzt also nur noch … ja, was denn nun? Ach ja, das entspannende große Nichts, das von einer beliebten Bundeskanzlerin bereits vorbildhaft verkörperte schwarze Loch, in dem sich alle Mühsal des Denkens und aller Fluch des Bewusstseins auflöst. Der milde Rückenwind der marktkonformen Demokratie kann uns dann endlich ins strahlende und gechippte Paradies des „Internet der Dinge“ führen, wo wir in einem selbstfahren und selbstfütternden Autodrom im Kreis fahren und ins Smartphone gucken können. Des Gordischen Knotens Lösung in dieser Corona-Misere lautet also: Ja ey lol, leute, ihr braucht euch doch nur ein bisschen entspannen, nicht so blöde anstellen, dann wird schon wieder. Nur eines nicht vergessen: immerzu weiter in den Flatscreen gucken und euren Serdar und Tilo liken. Überhaupt könnte ja jeder einen Youtube Channel aufmachen, Superyoutuber werden, wir abonnieren und liken uns dann alle untereinander, monetarisieren unsere Videos und können alle leben wie die Maden im Speck, so wie Rezo, Walulu, Pornokatja & die 90 Superyoutuber uns das vormachen.
Mal im Ernst: Es ist durch Studien längst erwiesen, dass das Scrollen durch Facebook & Co. für schlechte Stimmung sorgt und Depressionen begünstigt. Was ist es eigentlich für ein magnetischer Sog, der uns dazu bringt, uns freiwillig immerzu die gleichen Publikumsbeschimpfungen abzuholen? Es ist ja heute fast jeder Medienartikel ein Schlag ins Gesicht und eine gewisse Erniedrigung bzw. Traumatisierung des Menschen. Wer sich nur ein bisschen mit Traumatologie befasst, der erfährt, dass ein Opfer, das traumatisiert wurde, wie magnetisch immer wieder zum Täter zurückkehrt, da es sich an diesem Ort eine Wiederherstellung des verlustig gegangenen Teils seines Selbstwertes erhofft – dort aber nur noch neue Traumatisierungen und Klöppe auf den Kopf erfährt und sich dieses Spiel immerzu fortsetzt, bis man es durchbricht und sich einmal vollkommen unabhängig macht vom demjenigen, der einen gängelt und erniedrigt. Dieses Spiel wird leider nicht mehr nur von den einschlägig bekannten Gehirnwaschmaschinen wie Relotius-Narrenspiegel, Südtäuscher & Co. gespielt, sondern mittlerweile auch von vielen der einschlägig bekannten Influenzer und Superspreader. Dass sie sich an ihren Lesern emotional bereichern, können sie aber moralisch mit ihrem Bildungsauftrag on her Majesty’s Secret Service rechtfertigen.
Denn die Influenzer haben mittlerweile eingesehen, was Bundespräsident Gauck schon vor Jahren erkannt hat: „Die Eliten sind gar nicht das Problem, die Bevölkerungen sind im Moment das Problem.“ Den dummen, ungehobelten Pöbel gilt es also nun im Verein mit all den anderen wackeren Recken des guten & gernen Lebens flachzuklöppeln und zurechtzubiegen. Wäre doch gelacht, wenn man diesen Pöbel nicht die Ohren richten könnte. Der Pöbel nimmt die Erziehung willig an – und holt sich täglich seine Portion Saft vom allein wissenden Influenzer seiner Wahl ab, lässt sich diesen Saft sogar amüsiert die Kehle runtergluckern und twittert selbst zur rabiatesten Leser- und Hausverstandbeschimpfung dann noch ein andächtiges „Danke“ und „genial“, unterlegt mit einem fetten GIF-Smiley aus dem Bauchladen von junkster.com.
Im Vergleich zu der Erziehung, die derzeit durch all die Influenzer und Superspreader stattfindet, ist die Tagesschau schon längst ein vernachlässigbarer Faktor. Die Transformation der Hirne in Richtung des Guten, Gernen und obendrein Alternativlosen geschieht viel effizienter innerhalb des Zirkelschlusses von Friends und Followern. Darin bilden wir mittlerweile unser eigenes Correctiv und halten uns gegenseitig im Zaum. Man kann den Markt nun dem freien Spiel der Kräfte überlassen. Für Unter-Haltung ist gesorgt. Man braucht uns dafür auch nicht bezahlen oder schmieren, wir machen das alles ganz gratis aus Bürgerpflicht. Will da wirklich noch jemand mit Verschwörung kommen? Also bitte, ist doch lachhaft. Wir, die Guten & Gernen? Authentischer, lässiger und zwischendurch auch mit gequält ernster, ums gute und gerne Leben besorgter Miene als die derzeitigen Alpha-Influenzer kann man den Imperativ des Guten & Gernen Lebens doch gar nicht rüberbringen. Mit einem Wort: Wir erleben gerade einen historischen Moment der Menschheitsgeschichte: Lobbying ist vollkommen unnötig geworden und würde heute nur das Risko einer anrüchigen Performance mit sich bringen. Die Next Generation bringt nun ganz von selbst aus sich hervor, was ihr von Kindesbeinen an als das Gute & Gerne und obendrein Alternativlose beigebracht wurde. Unite Behind the Science! Unite Behind the Economy! Unite Behind the Power! Fuck ju Göhte!
Was also tun? Sind wir nicht nur in einer Mause- sondern auch in einer Zeitfresserfalle gefangen? Wenn ja, wie kommen wir da wieder raus? Eventuell kann uns ein Aussteigerbericht des jungen Autors Nicolas Riedl helfen (siehe „Das Social-Media-Irrenhaus“). Darin schildert er, wie er mit all den „Kommentar-Battles, Hashtags, dem Raub unserer kostbaren Zeit und einer allgegenwärtigen Hysterie“ kurzerhand ein Ende gemacht hat. Seine Botschaft: „Für ein besseres Miteinander müssen wir uns von Social Media befreien und unseren Aktionismus in die analoge Welt verlagern.“
„Die Zufuhr gehaltvoller, tiefgehender Information ist nach wie vor sehr wichtig, aber das gegenseitige Zerfetzen in den Kommentarspalten darunter, die moralische Selbstbeweihräucherung durch Selbstinszenierungsstrategien — die letztlich auch nur das eigene Ego stärken, statt wirklich der Sache zu dienen — oder das unendliche, ziellose Rumscrollen ins Erkenntnisnirwana sollten wir beenden.
(…)
Als Aussteiger von Social Media kann ich jeden Zögerlichen ermuntern, diesen Schritt zu gehen. Instagram hatte ich trotz meines jungen Alters nie, lediglich Facebook trug ich als digitales Laster bis in den Herbst 2019 mit mir herum. Dort auszusteigen hatte ich schon länger vor, doch zögerte es immer wieder hinaus. Dann, eines Abends wurde mir mein „Kontrollverlust“ mit aller Deutlichkeit bewusst: Obwohl ich an diesem Abend noch einiges an Aufgaben zu erledigen hatte, schweifte ich immer wieder auf Facebook ab, scrollte und scrollte, obwohl ich eigentlich nach nichts Bestimmtem suchte. Ich „suchtete“ nur. Ich prokrastinierte. Und als mir das so richtig bewusst wurde, zog ich schlagartig die Reißleine und löschte von einer Minute auf die andere meinen Facebook-Account. Einfach so! Weg! Tschüss!
Und mit dem Ergebnis bin ich bisher sehr zufrieden. Ich bin wesentlich ruhiger, entspannter und vor allem produktiver. Ich lese wieder mehr Bücher und merke auch, dass ich gedanklich tiefere Ebenen gelange, die für mich zu Zeiten meiner Facebook-Nutzung unerreichbar waren. Denn die Ablenkung war viel zu groß und riss mich immer wieder aus meinen Gedankengängen. Statt wie ein Junkie an der Dopamin-Nadel durch neue Likes, Kommentare et cetera zu hängen, lernte ich es wieder, durch langes konzentriertes Lesen oder Arbeiten an einem Projekt, entweder zu neuen Erkenntnissen zu gelangen oder ein Ziel zu erreichen, was statt Dopamin Endorphin ausschüttete. Das macht langfristig wesentlich glücklicher, als diese kurz anhaltende Highs, die im Nachgang dann immerzu nach einem „Mehr“ an Reizen fordern.“
Foto: Pixabay/CC0
Obwohl man auf Rubikon in letzter Zeit auch fragwürdige Artikel zu lesen bekommt, z.B. Plädoyers für das Anheimgeben der Menschheit an die „Künstliche Intelligenz“, also unter ein kaltes Zahlensystem (siehe „Auf die Knie vor Gott KI“), so muss man diesem Magazin auch zugute halten, dass es ein relativ breites Spektrum an Meinungen veröffentlicht und durchaus auch unpopuläre Stimmen zu Wort kommen lässt. Inmitten der aktuellen Klimadiskussion grenzt es ja fast schon an Ketzerei, wenn ein Autor sich diesbezüglich nicht bedingungslos demjenigen unterstellt, was man derzeit gemeinhin als rationale Vernunft und Wissenschaftlichkeit versteht. „Unite Behind The Science“ ist das Gebot der Stunde. Konzernwirtschaftliche („wissenschaftliche“) Experten sollen jetzt alles regeln. Angesichts der drohenden Katastrophe darf man die Entscheidungshoheit nicht mehr dummen Politikern überlassen, die von noch dümmeren Bürgern gewählt werden.
Sogar unsere vermeintlich klügsten Köpfe in Sachen Meinungsmanagement und massenmedialer Manipulationstechniken sind aktuell geneigt, mit diesen Experten an einem Strang zu ziehen und blasen zum Kampf gegen die noch verbliebenen Feinde der wissenschaftlichen Vernunft: zum „Kampf gegen Rechts“, gegen „Querfront“ und „Verschwörungstheoretiker“, die sich dem wissenschaftlichen Konsens entgegenstellen und damit unsere Zukunft gefährden. Sogar bei alternativen Journalisten, die sich bisher in sehr verdienstvoller Weise für Toleranz und kritisches Denken wider die herrschende Meinung eingesetzt haben, ist damit das Ende der Fahnenstange erreicht. Auch ihnen kommt nun zu Bewusstsein, dass man gegenüber den unverbesserlichen Querköpfen endlich eine andere Gangart einschlagen muss, so wie das auch unsere Regierung im Chor mit dem Bundespräsidenten fordert.
Dieses „Pack“, dem nicht nur Sigmar Gabriel, Angela Merkel, Heiko Maas und Frank-Walter Steinmeier bereits ihre ganze Verachtung ausgedrückt haben, bekommt es nun auch mit den Vertretern der alternativen Intelligenzia zu tun, die nun ebenfalls realisieren, wie verachtenswert dumm dieser Pöbel eigentlich ist und mit was für „Plumpsklokommentaren“ (Bröckers) dieser Pöbel da auch am laufenden Band die Foren flutet.
Diese einfältigen, bildungsfernen Kleinbürger, die gegen Monatsende kaum wissen, wie sie die Rechnungen begleichen und ihre Familie durchbringen sollen und nebenher akut mit Jobverlust bedroht sind, haben die nichts anderes zu tun als auf diese arglose Greta und den hippen Rezo loszugehen? Auch auf den Nachdenkseiten, die sich ansonsten eher für die Position des von der SPD verwaisten kleinen Mannes einsetzen, kann man die widerspenstige Haltung des kleinen Mannes bzw. der kleinen Frau nicht mehr nachvollziehen und gibt man sich fassungslos über das breite negative Feedback, das nach euphemistischer Berichterstattung über die Klimabewegung rund um Rezo und Greta von der Stammleserschaft zu vernehmen war. Wie kann es nur so einen Shitstorm über etwas geben, was doch „nur gut ist“, frägt sich NDS-Chefredakteur Jens Berger. Und veröffentlicht postwendend eine „Worst Of“-Leserbriefcollage, anhand derer nun hoffentlich jeder vernünftige Bürger ersehen kann, wie unqualifiziert und abseitig die Kritiker der Klimabewegung argumentieren und dass man schleunigst etwas unternehmen sollte, wenn dieses Land nicht endgültig zu Dunkeldeutschland werden soll. Auch Rubikon-Chefredakteur Jens Wernicke sieht für Kritiker der Klimabewegung „keinerlei wissenschaftlichen Spielraum“, Tilo Jung&Naiv hat schon vor einiger Zeit auf Twitter aufgefordert, dass man solche Menschen „lächerlich machen muss“.
Ja wirklich: Warum hält dieser Pöbel nicht einfach still und lässt sich das Fell über die Ohren ziehen, während jetzt im Zuge der medial forcierten CO2-Debatte alle anderen abgründigen Probleme einfach vom Tisch verschwinden? How dare you? Wie kann es dieses bildungsferne Pack, das sich tagsüber mit ölverschmierten Fingern in irgendeiner Fertigungshalle als Arbeitsameisen in der Zulieferungsindustrie für SUVs und sonstige Wohlstandprodukte für die Ober- und Mittelklasse verdingt, wagen, sich dann abends trotz Erschöpfung noch hinter den Bildschirm zu setzen und „mit subjektiv überzeugten Intuitionen“ gegen das Widerstand zu leisten, was doch herrschender Konsens unserer wissenschaftlichen Experten ist? Da müssen sogar die scharfsinnigsten Kognitionswissenschaftler passen, das sei „kognitionswissenschaftlich nicht zu erklären“ (Mausfeld). Dass Noam Chomsky, den unsere alternative Intelligenzia eigentlich gelesen haben sollte, besagte wissenschaftlichen Experten als „säkulare Hohepriester und Wachhunde der Machtelite“ bezeichnet, die dem Pöbel „verkünden, was er glauben soll“ … – wie vergessen scheinen alle diese Einsichten, die uns in der Maschinerie des Manufacturing Consent eigentlich stets zur Vorsicht gegenüber herrschenden Ansichten und medial propagierten Trends anhalten sollten. Aber mit der drohenden Klimakatastrophe, in Kombination mit dem Auftreten argloser schützenswerter Kinder und Jugendlicher, die jetzt zu unser aller Freude endlich anfangen aufzuwachen und politisch zu werden, wird jetzt offensichtlich etwas getriggert, das selbst bei den scharfsinnigsten und zweifellos wohlmeinenden Intellektuellen einige Hebel umlegt.
Liest man die aktuellen Forumskommentare und sozialen Medien quer, so zeigt sich eine vielfache Enttäuschung über Personen aus dem alternativen Medienspektrum, von denen man vor Kurzem noch restlos begeistert war und von denen man sich Aufklärung und eine Wende der Verhältnisse versprochen hat. Viele enttäuschte Diskussionsteilnehmer sind nun ebenfalls geneigt, gleich das Kind mit dem Bade auszuschütten und alles, was diese vormals geschätzten Köpfe an wertvollen Beiträgen geleistet haben, für nichtig zu erklären. Inmitten dieser Unmutsbekundungen, unter denen es zweifellos auch unqualifizierte und unter der Gürtellinie liegende gibt, lassen sich alternative Journalisten mitunter sogar zu regelrechten Publikumsbeschimpfungen hinreißen, in denen dem undankbaren Leserpublikum sowie auch Kollegen die Leviten gelesen werden (hat man doch sein ganzes Herzblut in die Aufklärung investiert) und man diesem Publikum seinerseits mehr oder weniger direkt erklärt, dass man sich solche Dummheit niemals erwartet hätte. Mit einem Wort: Es droht gerade ein Art Teufelskreis einzusetzen, in dem sich alle – an sich an Aufklärung und Überwindung des neoliberal-kapitalistisch-transatlantischen Wahnsinns interessierten – Beteiligten und frühere Partner hoffnungslos miteinander zu zerstreiten und zu spalten drohen. Wir münden damit geradewegs in jene Dynamik, vor der uns Noam Chomsky eindringlich gewarnt hat: Dass die Bevölkerung „sozial atomisiert, fragmentiert und dadurch politisch marginalisiert“ werden soll.
Inmitten der derzeit hochaufgeladenen und gereizten Stimmung ist es durchaus verständlich, dass man mit Rundumschlägen tabula rasa machen und endlich wieder der vermeintlichen Vernunft Geltung verschaffen möchte. Wir täten aber eventuell alle gut daran, uns zu fragen, ob wir mit unserem Eifer, auch wenn wir diesen für noch so berechtigt, „wissenschaftlich“ oder sonst etwas halten, nicht gerade einen Bärendienst verrichten. Und welche ungesehenen Dritten sich dabei gerade ins Fäustchen lachen. Dazu muss man Folgendes verstehen: Die unerträgliche Spannung, die uns alle plagt und die täglich größer zu werden scheint, kommt nicht von ungefähr. Sie kommt nur leider meist von ganz anderer Richtung, als man sie vermeint. Mit jeder nicht erkannten Lüge und Manipulation – und diese prasseln über eine fast schon bewundernswerte medial-politische Hochleistungsmaschinerie nonstop auf uns ein; auch diejenigen, die die grundlegenden Manipulations- und Suggestionstechniken kennen, schaffen es nicht, 100% davon abzuwehren, auch bei ihnen bleibt ein Teil davon unbewusst und wirkt sich aus – baut sich innerlich eine kaum erklärbare Spannung auf, die dann natürlich nach einem Blitzableiter sucht. Man sollte sich nur fragen, ob die Richtung, in die man den Blitz dann einschlagen lässt, wirklich die richtige Adresse ist.
So ernüchternd und desillusionierend die derzeitige Situation auch ist. Sie hat auch etwas Positives: Man darf erkennen, dass einem nun nichts / niemand bleibt, auf den man sich stützen kann. Wie gerne hätten wir doch ein paar kluge Köpfe gehabt, die alles für uns regeln und die der neoliberalen Misere ein Ende bereiten. Nun die Enttäuschung, dass das so nicht funktioniert. Überhaupt leben wir ja in einem Zeitalter der Enttäuschung (der Ent-Täuschung), in der alle Illusionen zerbröckeln, obwohl die Illusionsindustrie auf Hochtouren nonstop neue Produkte ausstößt.
Die Erfahrung des Enttäuschtwerdens dürfen wir heute auf allen erdenklichen Ebenen, öffentlichen wie privaten, machen. So schmerzlich es auch ist, das Enttäuschtwerden hat aber auch sein Gutes. Es soll nicht Anlass sein, daran zu verzweifeln, sondern es zwingt einen eben, sich ganz auf die eigenen Beine zu stellen, sich zu eigener, höchst individueller Auseinandersetzung aufzurichten und nicht mehr nur bloß das zu akzeptieren, was einem vorgekaut wurde. Am effektivsten ist der diesbezügliche Fortschritt, wenn man sich sogar in der Hoffnung auf diejenigen enttäuscht sieht, die man intellektuell weit über sich gesehen hat und die man für besonders schlau gehalten hat. Nun kommt man eben nicht drum herum: Man muss sich selbst schlau machen, sich eigenständig Anschauungen bilden und mit den hierbei errungenen Schlüssen gegebenenfalls auch entgegen allen anderen, scheinbar übermächtigen, alternativlosen, vernünftigen herrschenden Meinungen der „Experten“ standhalten.
Wie oft hat sich in der Geschichte doch schon das, was die herrschende Meinung war, und der sich auch fast die gesamte akademische Intelligenz und die gutbürgerliche Burgeoisie angeschlossen haben, als reiner Wahnsinn herausgestellt? Wie oft hat der versprochene „Fortschritt“ nicht schon in ein Trümmerfeld geführt? Und der Kampf gegen Verweigerer dieses Fortschritts zur größten Unmenschlichkeit, zu Willkür, Folter, Umerziehungslagern und „Säuberungsaktionen“? Wenn man sich die derzeitige Radikalisierung der Sprache ansieht, auch innerhalb der alternativen Foren, dann sind wir womöglich gar nicht mehr so weit weg von solchen Säuberungsaktionen und Umerziehungsmaßnahmen, und werden diese ja mitunter auch bereits unverhohlen gefordert. Wenn nun die letzten Schutzdämme brechen und auch im Lager der alternativen Medienschaffenden, die sich solchen Tendenzen und dem neoliberalen Meinungsfaschismus bisher entgegengestellt haben, nun der „Kampf gegen Rechts“ und gegen unverbesserliche Querfrontköpfe und Verschwörungstheoretiker ausgerufen wird, dann werden wohl auch die Regierenden wenig Veranlassung sehen, sich noch länger zurückzuhalten.
Jeder, dem es in die Hände gegeben ist, über mediale Plattformen in größerem Umfang Meinung zu machen, darf selbst verantworten, wie er sich im aktuellen Klimabürgerkrieg verhält. Dem kleinen Mann und der kleinen Frau auf der Straße bleibt jedenfalls heute nur eines: Sich zu allem wirklich selbst eine Anschauung und Meinung zu bilden. Und vor allem: Sich diese freie Anschauungs- und Meinungsbildung von NIEMANDEM absprechen zu lassen, schon gar nicht von „Experten“, und selbst nicht von den scheinbar neunmalklügsten Überfliegern und „Durchblickern“. Wobei es bei der Anschauungs- und Meinungsbildung aber wirklich auf die Reihenfolge ankommt: Zuerst Anschauung und dann Meinung, nicht umgekehrt – laut Goethe ist unser Denken nämlich nicht dazu da, um sofort zu einem schnellen Urteil zu kommen. Hingegen sei das Denken lediglich dazu da, um über längere Zeit um etwas zu kreisen, es von verschiedenen Perspektiven zu betrachten (währenddessen man willentliche Kraft aufwenden muss, um aufsteigende Projektionen und vorgefasste Schemata zu unterdrücken), sodass sich das richtige Urteil über eine Sache bzw. eine Person durch diese Art des denkenden Wahrnehmens dann irgendwann wie von selbst ergibt. – Meist, wenn man über eine Frage geschlafen hat.
Und auch wenn unser herrschendes akademisches System uns das abspricht: Ein solches eigenständiges Urteil ist dem einzelnen auch gegenüber Gebieten möglich, auf denen er kein ausgewiesener Experte ist und keine universitäre Ausbildung genossen hat. Aber er kann sich nichts desto trotz eine profunde Anschauung bilden, was die Experten auf dem Gebiet der Medizin, Pharma, Gentechnik, Robotik, Nuklearkraft etc. betreiben und er kann dies in seiner gesamtgesellschaftlichen Auswirkung eventuell sogar besser beurteilen als die darin involvierten Experten selbst, da er eben mehr Distanz dazu hat.
Jeder, der diese Fähigkeit zur eigenständigen Urteilsbildung ausgebildet hat, ist dann für Manipulationen aller Art weitgehend unerreichbar. Er wird auch nicht enttäuscht sein, wenn Personen, auf die er bisher große Stücke gehalten hat, sich bei gewissen Themen von der herrschenden Meinung vereinnahmen lassen. Er ist in sich selbst gegründet. Und selbst wenn alles um ihn herum in Trümmer fällt: Er weiß, dass er authentisch dem treu geblieben ist, was er eigenständig erkannt hat und sich keine fremde Meinung irgendwelcher Autoritäten aufoktroyieren hat lassen, auch wenn diese Autoritäten noch so gewaltig oder „streng wissenschaftlich“ aufgetreten sind.
Wenn man jemanden oder etwas richtig zuordnen kann, dann braucht es im Übrigen auch kein Entweder-Oder, kein Schwarz/Weiß, keine unnötige Spaltungen und keine Säuberungen mehr. Dann kann jeder seinen angemessenen Platz haben (aber auch nicht mehr). Dann sind auch Greta und Rezo kein Problem mehr. Dann könnten wir uns vielmehr fragen, wo wir Erwachsenen uns zurückgelehnt haben bzw. was wir versäumt haben, sodass nun ein Schulmädchen wie Greta und ein Sitcom- und Promotionvideo-Freak wie Rezo dieses Vakuum ausfüllen und uns erklären müssen, wo es lang geht.
Jemand, der die angesprochene Anschauungs- und Urteilsfähigkeit bereits in viel weitergehenderer Weise entwickelt hat als so manche alten Hasen und Profi-Journalisten von Spiegel & Co., ist der junge Nachwuchsjournalist Nicolas Riedl (einer der nach meinem Dafürhalten derzeit erfrischendsten und klarsichtigsten Köpfe in der gesamten Rubikon-Redaktion). Während die Profi-Journalisten Rezo umgehend auf das Titelcover des Spiegel gehoben haben und ihn allen Ernstes mit Rudi Dutschke und seine jungen Kolleginnen wie die von ihm gecoachte Porno-Youtuberin Katja Krasavice mit der Außerparlamentarischen Opposition/APO vergleichen (worüber sich Rezo selbst hoffentlich krummgelacht hat) und auch die alternativen Journalisten verzückt die Augen verdreht und Rezo ob seiner Pfiffigkeit über den Klee gelobt haben, so kommt der junge Nicolas Riedl nach Sichtung des Sachverhalts zu einem ganz nüchternen Urteil, was Rezo ist: ein „Youtube-Kasperl“. Das braucht nun überhaupt nicht abwertend gemeint sein und es ist ja auch nichts Schlimmes, ein Kasperl zu sein, wenn der eben am richtigen Platz stünde. Wir brauchen definitiv auch Kasperles, die uns in unserer bewölkten Zeit unterhalten und etwas zum Lachen bringen. Und Rezo ist zweifellos ein sehr begabter und cleverer Kasperl. Aber ihn zum neuen Rudi Dutschke zu erheben, nun ja, da darf man sich nicht wundern, wenn manche dann doch die Augen verdrehen und abwinken.
Und wenn ein Youtube-Kasperl, der bisher mit dem Drehen von Challenge- und Prankvideos beschäftigt war und inmitten seiner Dauerschaumparty kurz einmal den Kopf gehoben hat, um uns zu sagen, was nun zu tun ist (sich bedingungslos „auf die Seite der Experten zu stellen“, frei nach dem FFF-Slogan „Unite Behind The Science“), und wenn eine silikongeschönte und zentimeterdick geschminkte Porno-Youtuberin, die soeben noch vor laufender SAT1-Kamera masturbierend in der Badewanne gesessen hat (siehe Promi Big Brother) und deren Songs Rezo begeistert remixt (Textauszug/Refrain: „Ich will immer mehr, von dem Gucci-Flair…“ – siehe unten/Youtube ), uns stellvertretend für weitere 90+-Superyoutuber erklärt, dass in einem aufgeklärten Land kein Platz für Politiker sei, die den wissenschaftlichen Konsens leugnen (siehe Minute 01:10 im ebenfalls millionenfach gesehenen Folgevideo der 90+-Superyoutuber) und uns ebenfalls auffordert, uns einmütig in eine Reihe mit den Experten zu stellen (Rezo: „Es gibt nur eine legitime Meinung“), nun ja, ist es dann wirklich so abwegig, dass sich da nicht ein jeder der lustigen Polonaise-Schlange der neuen Influencer anschließen und fröhlich fähnchenschwingend mit dem streng wissenschaftlichen Expertenzug mitmarschieren will, sondern dass bei nicht wenigen Skepsis aufkommt?
Dass bei dieser Anbiederung an die Experten desjenigen herrschenden Systems, die uns geradewegs an den Rande des Ökozids gebracht haben, manchen Bürgern Übles schwant, und die zweifellos gut gemeinten Äußerungen von Greta, Rezo, Katja & Co. auch in der Tat sogleich von unlauteren Interessen missbraucht werden, z.B. für die Forderung des World Economic Forum, der Lobbyorganisation der 1000 größten globalen Konzerne, nach einer technokratischen „Global Governance“: Konzernwirtschaftliche Experten bzw. die „Wissenschaft“ sollen jetzt unter Umgehung demokratischer und rechtsstaatlicher Mechanismen alles regeln und die Politiker sollen die Regelungen nur noch dem Volk verkaufen (siehe Norbert Häring: „Der Griff der Großkonzerne nach der Weltherrschaft“).
Braucht es uns wirklich zu wundern, dass angesichts solcher Bestrebungen mancher kleine, bereits leidvoll geschröpfte Mäusefriedhofsbürger lieber auf seine von Prof. Mausfeld so verschmähte „Intuition“ hört, und sich solchen Bestrebungen intuitiv verwehrt, von denen er, ohne dass er sie vollendet versteht, zumindest ahnt, dass sie für ihn und seine Kinder nichts Gutes, sondern womöglich nur weitere Ausbeutung und Maßregelung bedeuten werden? Dass solch kleiner Mann trotz mangelnden Studiums der Kognitionswissenschaften oder einer sonstigen Wissenschaft sich zumindest noch erinnern kann, dass es gegen wirklich systemgefährliche Persönlichkeiten wie Rudi Dutschke, in dessen Liga der neue Influencer Rezo von den Leitmedienjournalisten hochgehoben wird, seitens der Springerpresse damals noch Lynchaufrufe gab (die dann aus dem gutbürgerlichen Lager auch exekutiert wurden), während Rezo heute vollen medialen Rückenwind genießt und mit seinem flammenden Appell („Wählt nicht die CDU, nicht die SPD und auf gar keinen Fall die AfD!“) kurz vor der EU-Wahl fast auf allen Bildschirmen präsent war? Und der damit maßgeblich zum Wahlsieg derjenigen strammen NATO-Partei beigetragen hat (den „Grünen“ – laut Willy Wimmer „der geborenen Kriegspartei“), die von mächtigen transatlantischen Thinktanks als „einzige noch wirklich pro-europäische Partei“ promotet wird und deren Vorsitzender bereits als der nächste Kanzler gehandelt wird? Während die Doomsday Clock auf zwei Minuten vor Mitternacht, also der nuklearen Katastrophe vorgestellt wurde?
Ist es wirklich so abwegig, dass sich da auf breiter Front Ablehnung regt, auch wenn die Adressaten dieser Ablehnung (Greta und Rezo) eigentlich die falsche Adresse sind und sich die populistische Empörung eher auf diejenigen Machtstrukturen und Lobbygruppen richten sollte, welche die Rezo- und Greta-Bewegung für ihre Absichten auszunutzen versuchen? Das Problem: Diese Machtstrukturen sind für den kleinen Bürger weitgehend unsichtbar. Die meisten haben vermutlich noch nicht einmal davon gehört, dass es ein World Economic Forum gibt und welche politischen Ziele dieser globale Konzernverbund verfolgt. Um dies zu erkennen, bräuchten sie die Hilfe von Kognitionswissenschaftlern und Globalisierungsexperten, die das zu analysieren und zu deuten vermögen (so wie das Norbert Häring im oben genannten Artikel in vorbildlicher Weise gemacht hat). Wenn diese Kognitionswissenschaftler und Globalisierungsexperten nun aber stattdessen zum „Kampf gegen Rechts“ blasen oder diesen Bürger-Kampf durch ihre zweifellos wohlmeinenden Wortmeldungen zumindest befeuern, obwohl sie vor einiger Zeit bereits selbst erkannt haben, dass der Kampf gegen Rechts nur „ein Fake-Kampf“ ist (Mausfeld), um vor den wirklichen Problemen abzulenken, dann wird leider wertvolles Pulver verschossen, ohne dass uns das weiterbringt. – Während die Meinungsmacher und Spindoctoren des Neoliberalismus süffisant lächelnd zum Endsieg ansetzen.
Eigentlich wollte ich mich gar nicht in die Grubenkämpfe der aktuellen Klimadebatte hineinbegeben, sondern nur auf einen jüngsten Artikel hinweisen, der nach meiner Einschätzung einen vergleichsweise wohltuenden Perspektivenwechsel vorschlägt. Der Autor Charles Eisenstein ist Mathematiker und Philosoph (eine Studienkombination, die heute leider viel zu selten gewählt wird, aber die eigentlich obligatorisch sein sollte, wenn wir wirklich überleben wollen). In seinem Artikel weist der Mathematiker-Philosoph auf den eigentlichen Feind hin, mit dem wir es heute zu tun haben: den „instrumentellen Utilitarismus“, also die reine Nützlichkeitsbezogenheit, auf der unser derzeitiges, alles zu verschlingen drohendes System beruht – und nicht nur unser System, sondern, wie der Autor Charles Eisenstein feststellt, leider auch die derzeitige Klimadebatte.
Gemäß dieser Mentalität des instrumentellen Utilitarismus ist die Natur nur deshalb wertvoll, weil sie für uns von Nutzen ist. Solange wir nicht den Blick für den eigenständigen Wert jedes Wesens, jedes Flusses und jedes Baumes wiedergewinnen, unterlägen wir dieser (toten) Mentalität. Die Welt sei dann „letztlich nichts weiter als ein Haufen von nützlichem Kram“. Alle Maßnahmen zum Schutz des Klimas wären demnach unwirksam oder würden sogar nach hinten losgehen, solange wir aus diesem Narrativ heraus agieren.
Eisenstein:
„Dass dieser Schrecken des Klimawandels so gut zu unserer gewohnten Denkweise passt, sollte uns zum Innehalten veranlassen. Es bedeutet nicht, dass der Klimawandel nicht alarmierend ist oder dass der Mensch ihn nicht verursacht hat, aber es deutet darauf hin, dass unsere Herangehensweise an das Problem den psychischen und ideologischen Unterbau des Systems zu stärken vermag, das den Planeten verschlingt. Dies ist besonders wichtig, da sich die Aktivisten nahezu uneingeschränkt darüber einig sind, dass die Bemühungen zur Begrenzung der Kohlenstoffemissionen kläglich gescheitert sind. Dieser Misserfolg ist jedoch nicht darauf zurückzuführen, dass die Bewegung zu radikal ist und „enger mit der Wirtschaft zusammenarbeiten“ oder das Oxymoron des „nachhaltigen Wachstums“ annehmen muss. Es ist eher so, dass sie nicht radikal genug ist — noch nicht bereit, die zentralen, unsichtbaren Narrative infrage zu stellen, die unsere Zivilisation lenken. Im Gegenteil, die Bewegung selbst verkörpert sie.
(…)
Folgt man diesem Muster, dann sind Treibhausgase der Feind, und die Lösung, der Weg, um den „Klimawandel zu bekämpfen“ oder gegen die „globale Erwärmung zu kämpfen“ (beides gebräuchliche Formulierungen), besteht darin, Emissionen zu reduzieren (oder die CO2-Sequestrierung zu erhöhen). Um die Geldmetapher zu verwenden, werden CO2-Emissionen zum Wertmaßstab, zu einer Zahl, die es zu minimieren gilt und zu einer Kennzahl, auf der man die Richtlinien stützen kann. Dieser Ansatz passt auch gut in unsere Kultur: Es ist der Inbegriff von Rationalität, Entscheidungen anhand von Zahlen zu treffen. Um eine wissenschaftliche Entscheidung zu treffen, werden Daten gesammelt, Projektionen erstellt und die wahrscheinlichen Ergebnisse gemäß der Messwerte ausgewertet.
Das zu tun, verursacht drei Probleme:
Um das Problem zu erkennen, betrachten wir das Projekt der Tehri-Talsperre am indischen Fluss Bhilangna, das ursprüngliche Ökosysteme und alte Bauernhöfe überschwemmte und hunderttausende Dorfbewohner vertrieb. Es wurde für seinen Beitrag zur Reduzierung von Treibhausgasen angepriesen und war eine von vielen Talsperren, die Emissionshandelszertifikate generierten.
Zumindest oberflächlich hat es seinen messbaren Zweck erreicht. Aber was ist mit den vertriebenen Dorfbewohnern? Nach den Angaben, die gemessen werden können, hat sich ihr Leben verbessert: Jeder von ihnen erhielt eine Unterkunft, die in Bezug auf Quadratmeterzahl, Sanitärinstallation und Elektrifizierung der angestammten Behausung überlegen war.
In Bezug auf die verlorenen Traditionen jedoch, die abgebrochenen sozialen Beziehungen, die verlorenen Erinnerungen, das verlorene Wissen und die Einzigartigkeit jedes überschwemmten Ortes — kurz gesagt, in Bezug auf das, was nicht gemessen werden konnte (Problem 1), als auch
das, was als nicht messenswert angesehen wurde (Problem 2) — haben Mensch und Natur einen schwerwiegenden Verlust erlitten.
Was Problem 3 betrifft, ist es auf lange Sicht zweifelhaft, ob die Talsperre den CO2-Gehalt überhaupt gesenkt hat: Man sollte bedenken, dass traditionelle landwirtschaftliche Praktiken den Kohlenstoff im Boden binden können und dass die neu urbanisierten Dorfbewohner wahrscheinlich bald einen Lebensstil angenommen haben werden, der mehr Kohlenstoff verbraucht.
(…)
Ich möchte vielmehr anmerken, dass diese Misserfolge etwas gemeinsam haben – sie betonen das Globale gegenüber dem Regionalen, das Entfernte gegenüber dem Augenblicklichen, das Messbare gegenüber dem Qualitativen – und dass genau diese Überbetonung Teil derselben Mentalität ist, die der Krise von Anfang an zugrunde liegt.
(…)
Es ist das Vertrauen in mathematische Modelle, das es uns ermöglicht, Entscheidungen anhand von Zahlen zu treffen. Es ist die Überzeugung, dass wir eine „Ursache“ identifizieren können – eine Ursache, die eines, aber eben nicht alles beinhaltet – und dass wir die Realität dadurch verstehen können, indem wir sie zerlegen und in Variablen isolieren.
Meistens bedeutet das allerdings, dass Entscheidungen „anhand von Zahlen“ aus finanziellen Gesichtspunkten getroffen werden. Ist es wirklich eine tiefgreifende Veränderung, dieselben Methoden und Denkweisen zu verwenden und diese dann auf eine andere Zahl anzuwenden?
(…)
Die Erde ist ein komplexes, lebendes System, dessen Aufrechterhaltung der Homöostase von der widerstandsfähigen Wechselwirkung jedes lebenden und nicht lebenden Teilsystems abhängt. Ich vermute, dass die größte Bedrohung nicht von den Treibhausgase als solchen, sondern vom Verlust von Wäldern, Feuchtgebieten und marinen Ökosystemen ausgeht.
Leben erhält Leben. Wenn diese homöostatischen Beziehungen zusammenbrechen, sind die Folgen unvorhersehbar: möglicherweise eine globale Erwärmung oder auch eine globale Abkühlung. Oder die zunehmend instabilen Rotationen eines Systems, das außer Kontrolle gerät.
(…)
Ja, wir sollten den direkten CO2-Ausstoß reduzieren — der Verlust des homöostatischen Gleichgewichts wird durch die Erhöhung des Energiedurchsatzes in einem dissipativen System noch verstärkt —, aber das Hauptaugenmerk muss auf der Gesundheit der menschlichen und natürlichen Systeme auf allen Ebenen liegen, bis hin zur lokalen und persönlichen Ebene.
(…)
Was würde passieren, wenn wir das Lokale, das Unmittelbare, das Qualitative, das Lebendige und das Schöne neu bewerten würden?
(…)
Indem wir uns auf CO2 konzentrieren, fördern wir potenziell katastrophale Geoengineering-Programme, wie das Einbringen von Eisenoxid in die Ozeane oder Schwefelsäure in die Atmosphäre. Wir gehen davon aus, dass ein technologisches Herumdoktern an den CO2-Werten das Problem lösen wird, ohne dass sich unser Verhältnis zum Planeten grundlegend ändert, und befördern die Idee, dass wir uns endlos aus den Konsequenzen unseres Handelns herausmanipulieren können. Das geht in die gleiche Richtung wie die Anwendung von Gewalt, um „Terroristen“ zu stoppen und sich dann gegen die daraus resultierende Feindseligkeit mit noch mehr Gewalt zu schützen. Auch hier besteht eine Parallele zur Mentalität des Krieges.
(…)
Das verbreitete Argument, der Klimawandel sei schlimm, weil er unsere Zukunft bedroht, stärkt die Mentalität des instrumentellen Utilitarismus: Die Natur ist wertvoll, weil sie für uns von Nutzen ist. Haben nicht der Planet und alle seine Wesen einen eigenständigen Wert? Oder ist die Welt letztlich nichts weiter als ein Haufen von nützlichem Kram?
(…)
Vielleicht sollten wir all diese Angelegenheiten auf Eis legen — was werden sie schließlich ausmachen, wenn der Planet unbewohnbar wird? — solange, bis wir das Problem des Klimawandels gelöst haben. Auch hier sehen wir wieder die Mentalität von Geld und Krieg. Lebe nicht jetzt dein Leben, sondern warte, bis du finanzielle Sicherheit erreicht hast. Opfere alles für die Kriegsanstrengungen. Diese Denkweise ist falsch. Die oben aufgeführten Probleme haben alles mit dem Klima zu tun, denn die Ursache für die Klimainstabilität beinhaltet alles: das ganze Ausmaß unserer Trennung von Erde, Natur, Herz, Wahrheit, Liebe, Gemeinschaft und Mitgefühl.
(…)
Wenn sich tatsächlich das Selbst und die Welt, die Menschheit und die Natur wechselseitig spiegeln und Teil voneinander sind, dann sollte es nahe liegen, dass eine Instabilität des Klimas mit einer Instabilität des sozialen und politischen Klimas einhergeht und dass Ungleichgewichte im Bereich der Natur Ungleichgewichte im menschlichen Bereich widerspiegeln.
(…)
Treibhausgase sind nur ein Medium — wahrscheinlich eines von vielen, deren wir uns nicht einmal bewusst sind —, nach dem dieses Prinzip funktioniert.
Wenn wir dieses Prinzip ignorieren, wird sich das symptomatische Fieber des Klimawandels nur weiter verschlechtern, unabhängig davon, welche makroskopischen Maßnahmen wir ergreifen, um die unmittelbaren Ursachen anzugehen.
Diese Maßnahmen werden unwirksam sein oder sogar nach hinten losgehen, wie sie es jetzt schon tun, wenn wir nicht aus einem Narrativ heraus agieren, das jede Art, jeden Menschen, jeden Wald, jeden Fluss für sich wertschätzt und nicht nach ihrem instrumentellen Nutzen bewertet.
Lasst uns den Krieg gegen den Klimawandel aufgeben und die Dinge neu bewerten, die von der Mentalität des Krieges ausgeschlossen werden. Paradoxerweise kann dann, und nur dann, das Fieber abklingen und der CO2-Gehalt sinken.“
ganzer Text: Charles Eisenstein – „Der größere Zusammenhang“
(Artikel aus 2014, übersetzt und veröffentlicht von Rubikon am 15. Oktober 2019)
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Titel (Wortmarke „Klimabürgerkrieg“): © Eifelphilosoph